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In memoriam Hans Kreller (1887-1958)

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IN MEMORIAM HANS KRELLER (1887 —1958)

Am 14. Februar 1958 hat die Wissenschaft vom römischen Recht durch den Tod von Hans K r e l l e r einen schweren Verlust er-litten. Gewiss erscheint all das, was der unermüdlich forschende Gelehrte in den vergangenen fünfzig Jahren veröffentlicht hat, als ein abgerundetes, reiches Lebenswerk. Doch wer die Pläne des bis zuletzt sein verantwortungsvolles Lehramt bekleidenden Mannes kannte, weiss, dass ihm die Feder für die Fachwelt viel zu früh aus der Hand genommen wurde. So hätte der Vortrag über Katenen als Grundlage der Digestentitel, den er dem Deutschen Rechtshi-storikertag 1958 (München) zugesagt hatte, sicherlich wichtige Anregungen gebracht und fruchtbare Diskussionen ausgelöst.

Hans Kreller wurde am 22. April 1887 in Zwickau/Schedewitz (Sachsen) als Sohn eines Industriellen geboren. Sein Studium der Rechte führte ihn an die Universitäten Grenoble, Berlin, Freiburg im Breisgau und Leipzig. Dem römischen Recht hat auch ihn Ludwig Mitteis gewonnen, in dessen Seminar Kreller seit 1909 haupt-sächlich auf dem Gebiet der juristischen Papyrologie arbeitete. Weiteren Anteil an seiner rechtshistorischen Ausbildung hatten Heinrich Siber und Ulrich W i l c k e n . Schon mit seiner ersten Arbeit gelang Kreller der grosse Wurf: „Erbrechtliche Untersu-chungen auf Grund der graeco-aegyptischen Papyrusurkunden" erschienen nach Überwindung grosser Schwierigkeiten 1919 im

Verlag von B.G. Teubner (Leipzig und Berlin). Das Manuskript lag bereits am 22. Juli 1913 der Leipziger Juristenfakultät als Inaugu-raldissertation vor, seine Drucklegung war bis zum dritten Kapitel fortgeschritten, als der Kriegsausbruch und des Verfassers Einbe-rufung zum Heere eine Verzögerung der Publikation erzwangen. Es ist bezeichnend für jenen Gelehrten, der Jahrzehnte später schwer für den Platz seiner Disziplin im wissenschaftlichen Leben zu kämpfen hatte, als politische Verhältnisse und Kriegserforder-nisse jede romanistische Arbeit zu ersticken drohten, dass er schon

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als junger Reserveoffizier die karge Erholungszeit, die ihm in sei-nem Feldquartier blieb, dem Korrekturlesen widmete. So schritt der Druck zwar fort, doch so langsam, dass Kreller, als er Anfang 1919 aus dem Heer entlassen wurde, einen Torso vorfand: Über zweihundert Druckseiten waren bereits fertiggestellt; bei diesen inusste aber noch die Literatur der letzten fünf Jahre berücksich-tigt werden. Dies geschah durch nachträgliche Berichtigungen, während beim noch zu setzenden Text diese Änderungen gleich eingearbeitet werden konnten.

Trotz dieser Widrigkeiten fand das Buch geradezu begeisterte Aufnahme, entsprach es doch gleich in zweifacher Hinsicht einem dringenden Bedürfnis: Das Erbrecht war bislang ein Stiefkind der aufblühenden juristischen Papyrologie geblieben, zusammenfas-sende und doch zugleich erschöpfende Behandlungen eines so wei-ten Sachgebietes lagen überhaupt noch nicht vor. Die grösswei-ten Ver-dienste des Buches bestanden zum einen im entschiedenen Bemü-hen um klare Systematik, zum anderen in der gründlicBemü-hen Exegese jedes herangezogenen Textes (was freilich bewirkte, dass das Werk einen Umfang von 427, zum Teil engzeilig bedruckten Seiten an-nahm). Dieser vorbildlichen Methode ist es denn auch zuzuschrei-ben, dass die Ergebnisse der Arbeit Krellers durch die Publikation einer gleichzeitigen, gerade erbrechtlich höchst bedeutungsvollen Quelle, nämlich des Gnomon des Idios Logos, „an keinem Punkt umgestossen wurden", wie Andreas Bertalan S c h w a r z als Rezen-sent ausführte (Sav. Z. 41, 340 ff). Eine Würdigung der Einzeler-gebnisse des Buches kann an dieser Stelle nicht erfolgen, doch ge-nügt es zum Nachweis seiner grundlegenden Bedeutung, dass der erbrechtliche Teil von T a u b e n s c h l a g s Zusammenfassung des Rechts der gräko-ägyptischen Papyri in nahezu jeder Fussnote Krellers Werk heranzieht und dass W. C. Tills wertvolle „Erbrecht-liche Untersuchungen auf Grund der koptischen Urkunden" (Wien,

1954) durch Krellers Werk angeregt und nach seinem Muster an-gelegt wurden.

Der wissenschaftliche Erfolg des Buches von Kreller macht es verständlich, dass sein Verfasser noch im Habilitationsjahr (1921) zum ausserordentlichen Professor ernannt wurde; die berühmte Tü-binger Juristenfakultät, die ihn berufen hatte, wurde so ertinals in den Jahren bis 1926 zu seiner Wirkungsstätte. Ihr verdankt Kreller die überaus fruchtbar gewordene Begegnung mit der I n t e r -e s s -e n j u r i s p r u d -e n z , d-er-en grundsätzlich-e B-ejahung -er wi-ed-er-

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wieder-IN MEMORIAM II. KRELLER 15 holt (Festgabe für Heck, Riimelin, A. B. Schmidt, S. 118 f.; Sav. Z. 64, 469 ff.; Grundlehren des gemeinen Rechts 79) zum Ausdruck brachte. Im Jahr seiner ersten Ernennung erschien auch eine umfassende Untersuchung zur lex Rhodia, die noch in Leipzig vorbereitet wor-den war, wo man ja bei aller Pflege der juristischen Papyrologie immer auch Wert auf die Behandlung des in den Digesten über-lieferten Juristenrechts legte. Dieser Aufsatz (Zeitschrift für das ge-samte Handelsrecht 85, 1921, 257 ff.) brachte die Erkenntnis, dass die lex Rhodia ein nach dem einst seebeherrschenden Rhodos be-nannter, vielleicht mit dessen Gesetzgebung inhaltlich zusammen-hängender Standesbrauch der Seehandel treibenden Bevölkerung der Mittelmeerländer war. Zunächst als Vertragsinhalt, später als subsidiäres Reichsrecht erlangten diese Regeln Geltung vor römi-schen Gerichten. Schon in dieser Arbeit zeigte sich im Abschnitt über die Entwicklung der Lehre von der grossen Haverei Krellers Neigung zur juristischen Dogmengeschichte. Seine kürzlich von W i e a c k e r (Studi Albertario 1, 515 ff.) nachgeprüften Ergebnisse haben bis heute Bestand. Eine gleichfalls noch in Leipzig entstan-dene, freilich viel kürzere Studie führte ihn erstmals in das Gebiet der römischen Verfassungsgeschichte, nämlich zur Lehre der klassi-schen Juristen über das Gesetzgebungsrecht des Prinzeps (Sav. Z. 41, 262 ff.).

Zur rechtshistorischen Forschung trat bald die Auseinander-setzung mit Problemen des geltenden Zivihechts; Kreller widmete sich hier besonders dem seit 1918 neu geschaffenen Rechtsstoff. So hielt er am 12.2. 1921 zur Kees-Gedächtnisfeier der Leipziger Juristenfakultät einen Vortrag ,,Siedlungsgesetzgebung und Zivil-rechtstheorie'''' (veröffentlicht in der Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht 15, 1921, 286 ff.), in dem er sich besonders darum bemühte, die Möglichkeit einer Systematisierung auch für diesen Bereich darzutun. Besondere Bedeutung kommt seiner ausführlichen Kri-tik des damals viel diskutierten Entwurfs eines allgemeinen Arbeits-vertragsgesetzes (Archiv für .die civilistische Praxis 122, 1924, 1—35;

123, 1925, 263—334; 125, 1926, 1—150) zu, sind die Fragen einer Kodifikation des Arbeitsrechts doch auch heute noch in mehreren Staaten höchst aktuell.

Im Jahre 1926 nahm Kreller den Ruf auf ein Ordinariat für römisches Recht sowie Arbeits- und Wirtschaftsrecht zu Münster in Westfalen an. Dort führte ihn die Übernahme der Bearbeitung eines Artikels für Ρ a u l y s Realencyclopädie der classischen

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Alter-tumsivissenschaft in jenes Gebiet, auf dem er wohl seine besten Leistungen erbracht hat, führte ihn zur Analyse von Ediktsklau-seln und Formeltexten. Es war der Artikel mandatum (Band X I V 1, 1928, 1015—25), mit dem er in diesen Bereich eindrang. In der Fest-gabe für die Meister der Tübinger Schule — Philipp H e c k , Max R ü m e l i n , A.B. S c h m i d t — , die als Beilageheft zum 133. Band des Archivs für die civilistische Praxis erschien, bot Kreller (S. 118—156) sowohl eine Untersuchung zum Titel mandati des hadrianischen Edikts, wobeier Lenels Rekonstruktionsvorschlag Quod ASAS№№ mandavit zu Quod NSNS de A°A° mandatum suscepit modifizierte,

wie auch eine Darstellung der Entwicklung des Interessebegriffes in der Lehre vom mandatum tua gratia, die zeigen wollte, dass sich aus dem Grundsatz der Interessenjurisprudenz von der Untauglich-keit selbstgeschaffener juristischer Begriffe als Entscheidungsgrund-lage auch auf dem Gebiet der historischen Romanistik Früchte ge-winnen lassen. Bemerkenswert ist, dass bereits in dieser Studie auf S. 141 die alle späteren Arbeiten kennzeichnende, ausserordentlich starke Orientierung an der Stoffanordnung in den Juristenschriften und an der sachlichen Zusammengehörigkeit verschieden inskri-bierter Fragmente zum Durchbruch kam.

Das Jahr 1931 führte Kreller nach Tübingen zurück. Sein Nach-folger in Münster wurde der damals jüngste Dozent des römischen Rechts, Max Käser, den Kreller jüngst, da er die Altersgrenze ereicht hatte und nur noch das in Österreich übliche Ehrenjahr zu vollenden war, der Wiener Juristenfakultät als seinen Nachfoger vorgeschlagen hat. Krellers Tübinger Antrittsvorlesung galt dem Problem des Juristenrechts in der römischen Rechtsgeschichte (Recht und Staat 94, 1932). In den der Rückkehr nach Tübingen folgenden Jahren wurde Kreller immer wieder mit der Abhaltung von Kon-gressvorträgen betraut. Am 3. Internationalen Papyrologentag, der 1933 zu München stattfand, bewies er zum Thema Diadochos und Kleronomos (publiziert in Münchner Beiträge X I X , 1934, 233 ff.) sein noch immer waches Interesse an juristischer Papyrologie. Ain 17.10. 1934 sprach er vor dem Deutschen Rechtshistorikertag in Köln Zur Frage der Zuverlässigkeit unserer Gaiusüberlieferung (Sav. Z. 55, 159 ff.), die durch die Publikation von PSI. 1182 gesteigerte Aktualität erhalten hatte. Mit Recht mahnte er zur Vorsicht ge-genüber radikaler Kritik wie blinder Kritiklosigkeit und wies da-rauf hin, dass nur mühsame Einzelforschung (wie sie dann etwa Kreller selbst in Sav. Z. 58, 36 ff. zu Gai inst. 4, 48 unternommen

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IN MEMORIAM H. KRELLER 17 hat) Klarheit schaffen könne; die seitherige Entwicklung der Gaius-forschung hat ihm in jeder Beziehung recht gegeben. Im Rahmen der deutschen Landesreferate zum II. Internationalen Kongress für Rechtsvergleichung im Haag (1937) untersuchte Kreller die Theorie des Missbrauchs der Rechte in der römischen Rechtslehre, wobei er zeigen konnte, dass die Sonderstellung der römischen Rechtspflegeorgane im Verein mit den Maximen der klassischen Praxis zu völlig befriedigenden Ergebnissen führte, konnte doch jeder formell begründeten actio im Bedarfsfalle mit einer exceptio

begegnet werden.

1934 übernahm Kreller gemeinsam mit W e n g e r die Redak-tion der romanistischen Abteilung der Zeitschrift der Savigny-Stif-tung. Es gelang ihm, das Ansehen dieses für die internationale wis-senschaftliche Arbeit so wichtigen Organs trotz der Anfeindung des römischen Rechts durch die NSDAP und den Artikel 19 ihres Parteiprogrammes zu wahren und bis zum Ende des Jahres 1944 das alljährliche Erscheinen zu sichern. Auch kämpfte er nach Kräf-ten gegen die Bestrebungen, das römische Recht deshalb, weil es nach der Ansicht der Verfasser des nationalsozialistischen Partei-programms der materialistischen Weltordnung diente, aus dem akademischen Rechtsunterricht auszuschalten. 1943 gelang es ihm sogar, gemeinsam mit K ä s e r und K u n k e l die Forschungen zum römischen Recht zu begründen, die heute zur führenden romani-stischen Schriftenreihe Deutschlands geworden ist.

Im Jahr 1936 erschien die erste Auflage seiner Römischen Rechts-geschichte im Verlag J.C.B. Mohr (Tübingen). Der bedauerlichen Beschneidung des römischen Rechts im deutschen Studiengang Rechnung tragend, versuchte Kreller, eine möglichst knappe Ein-führung in die Volksrechte der Hellenen und Römer und in das römische Kunstrecht zu geben. Trotz der Kürze seiner Ausführun-gen zeichnen sich diese durch ein Mass an Tiefe und EiAusführun-genständig- Eigenständig-keit aus, das bei Lehrbüchern höchst selten ist. Bemerkenswert erscheint, dass sein Periodisierungsversuch dem von K ä s e r s Hand-buch des römischen Privatrechts in manchem recht nahe kommt. Die Stoffanordnung weicht vom Pandektensystem völlig ab: Das Familienrecht begegnet — vom übrigen Privatrecht getrennt — zwischen den Kapiteln „Volk und Staat" und „Rechtsbildung", das Erbrecht tritt stark zurück und wird dem Sachenrecht einge-gliedert. Im Ergebnis kommt diese Darstellungsweise dem gaia-nisch-justinianischen Institutionensystem am nächsten. Das Werk г

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ist gewiss k e i n L e r n b u c h : K o m p r i m i e r t geschrieben, e r s p a r t es d e m Leser n i c h t s v o n d e n schwierigen P r o b l e m e n des F a c h e s . Kreller wollte eben als G r u n d l a g e des S t u d i u m s n u r eines a n e r k e n n e n : Die Vorlesung. D a s B u c h sollte d a z u d i e n e n , j e n e K a p i t e l des Kollegs, die a m meisten z u m N a c h d e n k e n z w a n g e n , n o c h m a l s d u r c h z u a r b e i t e n .

Z u P r o b l e m e n einzelner E d i k t s t i t e l w u r d e Kreller w i e d e r u m d u r c h B e i t r ä g e f ü r P a u l y s Realencyclopädie g e f ü h r t . Aus d e m A r t i k e l mutuurn (Suppl. V I , 1933, 571—584) e r w u c h s die in d e n S t u d i R i c c o b o n o ( B d . 2, S. 283—323) v e r ö f f e n t l i c h t e U n t e r s u -c h i m g Zur Ges-chi-chte der ex-ceptio non numeratae pe-cuniae, in d e r Kreller einen R e c h t s b e h e l f sah, d e r d e n S c h u l d n e r , der sonst N i c h t -a u s z -a h l u n g einer D -a r l e h e n s s u m m e h ä t t e d -a r t u n m ü s s e n , -a u s seiner B e w e i s n o t b e f r e i e n sollte. L e v y ( S a v . Z. 70, 214 ff.) h a t dieser D e u t u n g auf G r u n d seiner n e u e n t w i c k e l t e n Beweislastlehre wider-s p r o c h e n ; eine neuerliche U n t e r wider-s u c h u n g diewider-sewider-s f ü r d a wider-s V e r wider-s t ä n d n i wider-s d e r spätklassischen R e c h t s e n t w i c k l u n g sehr wichtigen P r o b l e m s k ö n n t e m a n c h e n o c h o f f e n e F r a g e b e a n t w o r t e n . D e r A r t i k e l negotiorum gestio (Suppl. V I I , 1940, 551—560) gab Anlass zur B e h a n d -l u n g des E d i k t s de negotiis gestis i n der k-lassischen P r a x i s (Sav. Z. 59, 390—431) sowie z u r D a r s t e l l u n g d e r B e d e u t u n g dieses E d i k t s in d e r Geschichte der G e s c h ä f t s b e s o r g u n g ( F e s t s c h r i f t Koschaker, B d . 2, S. 193—226). D a b e i k o n n t e Kreller v o r allem zeigen, wie die Grenze zwischen d e m A n w e n d u n g s b e r e i c h der zivilen f i d e s - F o r m e l u n d der h o n o r a r i s c h e n actio in factum gezogen w u r d e . Die m i t den F r a g e n der G e s c h ä f t s b e s o r g u n g z u s a m m e n h ä n g e n d e n P r o b l e m e u n t e r s u c h t e er s p ä t e r n o c h in einer A r b e i t ü b e r die formula ad exemplum institoriae actionis (Festschrift Wenger, B a n d 2, S. 73—101) sowie in einer historische u n d t h e o r e t i s c h e G e d a n k e n v e r b i n d e n d e n A b h a n d l u n g Das Rechtsinstitut der Stellvertretung (Juristische Blät-ter 70, 1948, 221 ff.), i n d e r er a u c h ein b e m e r k e n s w e r t e s S c h e m a d e r möglichen R e c h t s w i r k u n g e n j u r i s t i s c h e r T a t s a c h e n e n t w i c k e l t e . I m J a h e 1941 verliess Kreller T ü b i n g e n , u m e i n e m R u f n a c h W i e n zu folgen. H i e r a r b e i t e t e er sich r a s c h in d a s österreichische Zivilrecht ein, d a s er in den f o l g e n d e n J a h r e n n i c h t n u r erfolgreich l e h r t e , s o n d e r n a u c h l i t e r a r i s c h p f l e g t e . Z u n ä c h s t freilich galten seine zivilistischen A r b e i t e n d e m d a m a l s a k t u e l l e n V e r s u c h einer R e f o r m des g e s a m t e n P r i v a t r e c h t s . So u n t e r s u c h t e er i m Archiv für die civilistische Praxis, B d . 146 (1941), S. 97 f f . die P r o b l e m e ,

die bei einer Mehrheit v o n G l ä u b i g e r n u n d S c h u l d n e r n e r w a c h s e n , u n d n a h m i n der Z e i t s c h r i f t Deutsche Rechtswissenschaft (Bd. 7,

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IN MEMORIAM H. KRELLER 19

1942, S. 82 ff.) zu K a r l B l o m e y e r s Vorschlägen f ü r die Neugestal-t u n g des E i g e n Neugestal-t ü m e r g r u n d p f a n d r e c h Neugestal-t s a u s f ü h r l i c h SNeugestal-tellung, wo-bei er sich als b e r e i t s s t a r k v o n den R e c h t s g e d a n k e n des österreichischen A B G B b e e i n f l u s s t erwies. Seine r o m a n i s t i s c h e n F o r -s c h u n g e n z u m p r ä t o r i -s c h e n E d i k t w a n d t e n -sich n u n d e m P f a n d r e c h t zu. I n A u f s ä t z e n Formula fiduciae und Pfandedikt (Sav. Z. 62, 143—208) u n d Pfandrechtliche Interdikte und formula Serviana (Sav. Z. 64, 306—345) b e m ü h t e er sich, pignus als O b e r b e g r i f f , der erst i n spätklassischer Zeit a u f d a s F a u s t p f a n d b e s c h r ä n k t w u r d e , darzustellen u n d legte in A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t L e n e l s Vor-schlägen n e u e R e k o s t r u k t i o n s v e r s u c h e f ü r d a s edictum de pignore, d a s interdictum Salvianum u n d die formula Serviana v o r . Seine T h e s e n w e r d e n bei einer G e s a m t d a r s t e l l u n g des r ö m i s c h e n P f a n d -r e c h t s , de-ren die W i s s e n s c h a f t d -r i n g e n d b e d a -r f , f -r u c h t b a -r e An-re- Anre-g u n Anre-g e n b i e t e n .

Die J a h r e 1945 u n d 1946 b r a c h t e n schwere Schicksalsschläge f ü r H a n s Kreller : D a er b i s h e r n i e m a l s österreichischer S t a a t s b ü r -ger u n d B e a m t e r gewesen w a r , w u r d e er n i c h t sogleich in d e n n e u e n P e r s o n a l s t a n d ü b e r n o m m e n , e r s t 1948 erfolgte seine W i e d e r e r n e n -n u -n g . 1946 s t a r b sei-ne G a t t i -n , m i t der er seit 1919 glücklich ver-h e i r a t e t gewesen w a r . Krellers menscver-hlicver-he Grösse erwies sicver-h da-r a n , dass eda-r a u c h i n dieseda-r Zeit n i e seine wissenschaftliche A da-r b e i t u n t e r b r a c h . Noch 1945 b r a c h t e er d a s M a n u s k r i p t der z w e i t e n , er-w e i t e r t e n A u f l a g e seiner Römischen Rechtsgeschichte z u m Abschluss, die 1948 wieder bei J . C . B . Mohr erschien. U m die a u s d e m Krieg z u r ü c k k e h r e n d e a k a d e m i s c h e J u g e n d wieder zu d e n r ö m i s c h e n J u -r i s t e n s c h -r i f t e n h i n z u f ü h -r e n , g a b e-r 1946 Quellen stellen zum - römi-schen Recht (Manzsche Verlags- u n d U n i v e r s i t ä t s b u c h h a n d l u n g , Wien) h e r a u s , die er n a c h S a c h g e b i e t e n o r d n e t e u n d m i t d e u t s c h e n Ü b e r s e t z u n g e n , gelegentlich a u c h m i t t e x t k r i t i s c h e n B e m e r k u n g e n versah. Diesen U n t e r r i c h t s b e h e l f , der sich sehr b e w ä h r t e , e r s e t z t e er 1953 d u r c h eine v o n seiner i h m seit 1952 zur Seite s t e h e n d e n Assistentin D r . M a r i a n n e M e i n h a r t b e a r b e i t e t e , erheblich erwei-t e r erwei-t e Auswahl u n i i b e r s e erwei-t z erwei-t e r T e x erwei-t e . S erwei-t ä n d i g a r b e i erwei-t e erwei-t e er a u c h weierwei-ter- weiter-h i n a n der Sav. Z. m i t : 1947 m i t einer Miszelle Res publica in der römischen Kaiserzeit, 1948 m i t d e r s y s t e m g e s c h i c h t l i c h sehr b e d e u -t u n g s v o l l e n S-tudie Res als Zen-tralbegriff des Ins-ti-tu-tionensys-tems, in d e r er zeigte, wie es zur B e z e i c h n u n g d e r E i g e n t u m s r e c h t e als res corporales u n d der a n d e r e n s u b j e k t i v e n R e c h t e als res incorpo-rates k a m , sowie i m selben J a h r m i t Kritischen Digestenexegesen

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zur Frage des Drittschadenersatzes. Diese A b h a n d l u n g i s t , wie Krel-ler selbst (Sav. Z. 66, 46) a u s f ü h r t , a u s einer A u s g e s t a l t u n g semi-n a r i s t i s c h e r Ü b u semi-n g e semi-n h e r v o r g e g a semi-n g e semi-n , zu der Kreller seit B e g i semi-n semi-n seiner W i e n e r L e h r t ä t i g k e i t g e l a n g t w a r . Digestenexegese in die-s e m Sinn w a r keine Ü b u n g die-s v e r a n die-s t a l t u n g z u r E r w e r b u n g vorges c h r i e b e n e r Zeugnivorgesvorgese, vorges o n d e r n eine A u vorges e i n a n d e r vorges e t z u n g m i t F r a -gen d e r j u r i s t i s c h e n M e t h o d e n l e h r e u n d des P r i v a t r e c h t s a n H a n d g e m e i n s a m e r L e k t ü r e r ö m i s c h e r J u r i s t e n s t e l l e n , die u n t e r s t ä n d i -ger H a n d h a b u n g v o n V o k a b u l a r i u m , Palingenesie u n d I n d e x exe-getisch u n d t e x t k r i t i s c h b e h a n d e l t w u r d e n . I c h selbst v e r d a n k e dieser L e h r v e r a n s t a l t u n g meines s p ä t e r e n H a b i l i t a t i o n s v a t e r s d e n Grossteil m e i n e r w i s s e n s c h a f t l i c h e n A u s b i l d u n g .

W i e bei allen Digestenexegesen t r a t a u c h b e i der B e h a n d l u n g des D r i t t s c h a d e n s e r s a t z e s d a s S t r e b e n n a c h g r ü n d l i c h e r A u f h e l -l u n g d e r Genesis der Digesten s t a r k h e r v o r . Mit d e n P r o b -l e m e n einer k r i t i s c h e n Palingenesie h a t t e sich Kreller j a schon in d e r Revista clasicä Orpheus Favonius, sectiunea de drept roman 3 / 5 (1941/3) 18 ff. a u s e i n a n d e r g e s e t z t , wobei er sich m i t R e c h t gegen V e r s u c h e w a n d t e , lateinische K l a s s i k e r t e x t e f r e i zu r e k o n s t r u i e r e n . I n die-ser S t u d i e b e r ü h r t e er a b e r a u c h schon j e n e F r a g e , die i h n in d e n f o l g e n d e n J a h r e n i m m e r wieder b e s c h ä f t i g e n sollte u n d der a u c h sein V o r t r a g a m R e c h t s h i s t o r i k e r t a g 1958 gegolten h ä t t e : Die Möglichkeit v o r j u s t i n i a n i s c h e r Zwischenquellen. Mit der A b l e h n u n g d e r P r ä d i g e s t e n h y p o t h e s e w a r leider eine M i s s a c h t u n g der v o n F r a n z H o f m a n n (Die Compilation der Digesten Justinians, 1900) auf G r u n d ü b e r r a s c h e n d k u r z e r , sachlich u n d g r a m a t i s c h u n s e l b -s t ä n d i g e r F r a g m e n t e v o r g e b r a c h t e n A r g u m e n t e m a n c h m a l H a n d in H a n d gegangen m i t Gleichgültigkeit gegenüber d e n E r g e b n i s s e n v o n H a n s P e t e r s , Die o s t r ö m i s c h e n D i g e s t e n k o m m e n t a r e (1913). I n einer S t u d i e Spatium quoddam temporis (Scritti Ferrini 4, 1949, 148—167) stellte Kreller d a s P r o b l e m einer B e n ü t z u n g v o n K a t e -n e -n d u r c h die K o m p i l a t o r e -n -n e u e r l i c h zur Diskussio-n, wobei er die F r a g e n a c h d e m U r s p r u n g v o n Parallelstellen i n d e n Digesten als A u s g a n g s p u n k t w ä h l t e . Die P f l e g e dieses A b s c h n i t t s d e r Quel-lengeschichte m u s s als l e t z t e s Anliegen Krellers a n die Wissen-s c h a f t v o m r ö m i Wissen-s c h e n R e c h t b e t r a c h t e t w e r d e n .

L e b e n s g l ü c k , i n n e r e r F r i e d e u n d S c h a f f e n s f r e u d e k e n n z e i c h n e n die zehn l e t z t e n L e b e n s j a h r e v o n H a n s Kreller. 1947 h e i r a t e t e er H i l d e g a r d S p a l t e h o l z , die i h m alle V o r a u s s e t z u n g e n f r u c h t b a r e r w i r s e n s s c h a f t l i c h e r A r b e i t s c h u f . B a l d erwies i h m a u c h d a s n e u e

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IN MEMORIAM H. KRELLER 21

V a t e r l a n d äussere E h r e n : I m S t u d i e n j a h r 1950/51 w a r er D e k a n der W i e n e r J u r i s t e n f a k u l t ä t , 1951 w ä h l t e ihn die ö s t e r r e i c h i s c h e A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n z u m k o r r e s p o n d i e r e n d e n , 1954 z u m wirklichen Mitglied. G e m e i n s a m m i t H a n s P l a n i t z u n d Rudolf K ö s t l e r , s p ä t e r m i t W . M. P l ö c h l u n d H a n s L e n t z e l e i t e t e er d a s W i e n e r I n s t i t u t f ü r E u r o p ä i s c h e R e c h t s g e s c h i c h t e . D e m österreichischem Z i v i h e c h t w i d m e t e er m e h r e r e A u f s ä t z e v o n g r u n d -sätzlicher B e d e u t u n g , so zur Theorie der S t e l l v e r t r e t u n g (s.o.), ü b e r R e a l k r e d i t u n d P f a n d r e c h t (Juristische Blätter 69, 1947, S. 1 ff.) u n d ü b e r I n h a l t u n d Ausschluss des g u t e n G l a u b e n s b e i m R e c h t s -e r w -e r b (öst-err-eichisch-e Jurist-enz-eitung 6, 1951, S. 105 ff.). N i c h t u n e r w ä h n t bleiben d a r f eine geradezu einzigartige L e h r v e r a n s t a l -t u n g , d a s K o n v e r s a -t o r i u m ü b e r ös-terreichisches, d e u -t s c h e s u n d römisches P r i v a t r e c h t , d a s die d o g m a t i s c h e n A s p e k t e d e r R e c h t s -v e r g l e i c h u n g h ö c h s t a n z i e h e n d g e s t a l t e t e .

F ü r Ρ a u l y s Realencyclopädie b e a r b e i t e t e er die A r t i k e l parens manumissor (Bd. X V I I I 4, 1456—1461) u n d postliminium' (Bd. X X I I 1, 863—873); w i e d e r u m e r g a b sich eine A n r e g u n g zu weiter a u s g r e i f e n d e r U n t e r s u c h u n g : D e r A u f s a t z Juristenarbeit am postliminium, ( S a v . Z. 69, 172—210) g e h t d e n U r s p r ü n g e n d e r K o n -s t r u k t i o n v o n P e n d e n z u n d R ü c k w i r k u n g bei B e d i n g u n g e n n a c h . T h e m a t i s c h v e r w a n d t ist d e r B e i t r a g zur KöstlerFestgabe d e r J u r i s t i s c h e n B l ä t t e r (Bd. 70, 1948, S. 284 ff.), der d e r E h e des r ö m i schen K r i e g s g e f a n g e n e n gilt. W i e d e r u m im Zeichen d e r K a t e n e n -f o r s c h u n g stehen die k r i t i s c h e n Digestenexegesen zur compensatio (IURA 2, 1951, 82—101), die d u r c h eine Rezension von S o l a z z i s La compensazione nel diritto romano (2. Aufl.) a n g e r e g t w u r d e n , sowie die gleichfalls d u r c h A u s a r b e i t u n g einer Rezension ( J . D é -n o y e z , Le défe-ndeur à la pétitio-n d'hérédité privée e-n droit romai-n, 1953; vgl. Sav. Z. 71, 439 ff.) i m R a h m e n der W i e n e r Digestenexe-gese e r w a c h s e n e n Studien zum Aufbau des Digestentitels: De heredi-tatis petitione (Studi De Francisci 3, 287—302). Seine ein b i s h e r v e r n a c h l ä s s i g t e s P r o b l e m glänzend b e h a n d e l n d e U n t e r s u c h u n g Das römische Recht in der Reformation der Kirche ( Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 4, 1953, 198—212) stellt die G r u n d l a g e v o n

Vor-t r ä g e n ihres Verfassers in T ü b i n g e n u n d vor der ösVor-terreichischen G e s e l l s c h a f t f ü r K i r c h e n r e c h t zu W i e n , an deren T ä t i g k e i t er im-m e r regen A n t e i l g e n o im-m im-m e n h a t , d a r .

D a s b e d e u t e n d s t e W e r k a u s dieser seiner l e t z t e n Schaffens-p e r i o d e bilden a b e r o h n e Zweifel die als r o m a n i s t i s c h e E i n f ü h r u n g

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in das geltende Privatrecht verfassten Grundlehren des gemeinen Rechts, die 1950 im Springer-Verlag (Wien) erschienen sind und als Römisches Recht II der Reihe „Rechts- und Staatswissen-schaften" angehören. Gewiss ist dieses Buch auch als Lehrbehelf gedacht; die österreichische Studienordnung kennt ja zwei rechts-historische Prüfungen, die rechtsrechts-historische Staatsprüfung nach dem 2. Semester und das rechtshistorisch-gemeinrechtliche Rigo-rosum (kurz Romanům genannt) als letzte Voraussetzung für die Erlangung des Doktorats. Als Ersatz für die fehlende Pandekten-vorlesung, deren Wiedereinführung Kreller mit Recht gefordert hat, sollte dieses Buch dienen. Nach einer knappen, geistesgeschichtlich orientierten Beschreibung des Wirkens der justinianischen Gesetzbü-cher im Abendland stellt Kreller — auch hier mehr dem Institutionen-als dem Pandektensystem folgend — für jedes Rechtsinstitut die Entwicklung vom spätklassischen zum justinianischen Recht dar, umreisst die Lehren des gemeinen Rechts, vor allem der Spätpan-dektistik, und weist endlich auf das Recht des ABGB und des BGB hin. Mit diesem geistesgeschichtlichen und rechtstheoretischen Meisterwerk hat Kreller die schon verloren geglaubte Leistung eines D e r n b u r g , eines W i n d s c h e i d neu belebt. Es wird die Aufgabe künftiger Generationen sein, den Gedanken eines gemeinen Pri-vatrechts nicht neuerlich versinken zu lassen, ist doch richtiges

Verständnis dieser Grundlagen des geltenden Rechts der einzige Schlüssel zu seiner behutsamen und sachgerechten Fortbildung, die Kreller so sehr am Herzen lag.

Wer Kreller persönlich kennen durfte, bewunderte seine innere Ausgewogenheit, die unerschütterliche Ruhe bei Ausübung der Universitätsverwaltung, die Gerechtigkeit und Menschlichkeit bei Prüfungen. Nie begünstigte er jemand unbegründet, nie war er feindselig — ihm galt nur die Leistung. Die Ergebnisse seiner wis-senschaftlichen Arbeiten überprüfte er immer wieder, jeden Wider-spruch begrüsste er als Anregung. Doch auch bei diesem Höchst-mass an Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue verlor er nie das Be-wusstsein, dass seine Aufgabe sich nicht im Bereich des Faches erschöpfte, dass sie letztlich in christlicher Lebensgestaltung lag. Gerade deshalb besass er eine Gabe, die zur Seltenheit geworden ist und ihn besonders liebenswert machte: echten Humor. So war und bleibt Hans Kreller Vorbild als Gelehrter und Mensch.

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