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Organisatorische und inhaltliche Strukturen eines Gesprächs : (mit einem Analysebeispiel)

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(1)

Dorota Kaczmarek

Organisatorische und inhaltliche

Strukturen eines Gesprächs : (mit

einem Analysebeispiel)

Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica 2, 71-81

2000

(2)

A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S

F O L IA G E R M A N IC A 2, 2000

Dorota Kaczm arek

ORGANISATORISCHE UN D INHALTLICHE STRUKTUREN EINES GESPRÄCHS

(mit einem Analysebeispiel)

1. D E R B E G R IF F D E S G E SPR Ä C H S

D as G espräch (G .) ist die grundlegendste F o rm des Sprachgebrauchs in der zwischenmenschlichen In teraktion, die wegen des m ündlich realisierten K om m unikationsverlaufs viele Problem e bereitet. D er F orschungsgegenstand der G .-analyse ist die gesprochene Sprache.

D er Begriff des G. kann anhand verschiedener einschlägiger W örterbücher folgenderm aßen interpretiert werden:

a) „längerer Wechsel von Rede und Gegenrede zwischen zwei oder m ehreren Personen“ ;1

b) „m ündlicher G edankenaustausch zweier oder m ehrerer Personen in Rede und Gegenrede über ein bestimmtes T h em a“ ;2

c) „m ehrm aliger oder längerer W echsel von R ede und G egenrede“ .3

W ährend bei der Definition (a) und (c) die Tatsache des Sprecherwechsels herausgestellt w ird, b e to n t das D uden-W örterbuch die W ichtigkeit des Themas, ü ber das oder zu dem gesprochen wird. D er Bergriff des G . ist durch folgende K riterien definierbar:

1) m indestens zwei Interaktionspartner, 2) m ündliche Realisierung,

3) Sprecherwechsel,

4) E inbettung in eine bestim m te K om m unikationssituation.

: W örterbuch der deutschen Gegenwartssprache, hrsg. von R . K lap p en b ach , W . Steinitz, Berlin O st 1964-1974.

2 D uden: D as große W örterbuch der deutschen Sprache, M an n h eim 1978. 3 Wahrig: Deutsches Wörterbuch, G ü terslo h , M ü n ch en 1986-1991.

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7 2 D o ro ta K aczm arek

Es ist natürlich klar, d aß nicht in jedem G . alle K riterien gleichzeitig auftreten; z.B. im Falle, wenn Erwachsene m it K leinkindern sprechen, die zu einer G egenrede noch nicht fähig sind; beim G . ohne W örter, durch M im ik, G estik oder m it T aubstum m en, die sich eines speziellen Systems der Sprache bedienen.

In diesem Zusam m enhang schlagen Brinker und Säger eine neue Definition des Begriffs vor: „G espräch ist eine begrenzte Folge von sprachlichen Ä ußerungen, die dialogisch ausgerichtet ist und eine them atische Orientierung aufw eist“ .4 U nter „Ä ußerung“ verstehen sie den Redeabschnitt einer Person, der von einem anderen abgegrenzt ist; es ist eine G liederungseinheit. Ä ußerungen w erden nacheinander realisiert, dh. es kom m t zum indest zu einem einmaligen Sprecherwechsel zwischen den miteinander kommunizierenden G esprächspartnern. D as G. kom m t d an n vor, wenn diese Ä ußerung einen them atischen Zusam m enhang aufweist. So kom m t eine sog. „gegenseitige V erständigung“ zustande.

D as G . ist eine sprachliche G röße, deren einzelne Elem ente sich aus dem Verständnis des G anzen heraus als sinnvoll und funktional bestim m en lassen. D as G. bildet also ein G anzes, das in einen gegebenen S ituations­ rahm en eingebettet ist.

D er Begriff des G. kann auch durch sinnverw andte W örter verdeutlicht werden, die ein W ortfeld „G espräch“ bilden.

Konversation wird m eistens als „ein konventionelles, oberflächliches und unverbindliches G esp räc h” 5 verstanden. D as, G . m uß n ich t unbedingt konventionell geführt werden; es k an n auch au f eine fam iliäre A rt und Weise realisiert werden und kann m it verschiedenen sprachlichen Konventionen brechen (z.B. ein Streitgespräch).

Dialog bedeutet wieder nach Duden „G espräche, die zwischen zwei Interessengruppen geführt werden m it dem Zweck des K ennenlernens des gegenseitigen S tandpunktes“ .6 In dieser D efinition wird das E rnsthafte an dem D ialog betont; m an fü h rt D ialoge zu einem bestim m ten Zweck, was beim G . nicht im m er der Fall ist (z.B. Zufallsgespräche, Stam m tischge­ spräche).

Diskurs wird als „lebhafte E rörterung, öffentlich ausgetragene D e b a tte “ definiert.1

D as G espräch m uß nicht unbedigt etwas erörtern; es wird nicht im m er öffentlich ausgetragen (die M ehrheit der G espräche ist nicht öffentlich, außer z.B. den M ediengesprächen).

4 K . B rinker, S. F. Säger, Linguistische Dialoganalyse. Eine Einführung, E rich Schm idt V erlag, Berlin 1989, S. 10 IT.

5 Duden, S. 1549. « E bd., S. 9. ’ Wahrig, S. 425.

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O rganisatorische und inhalUiche S tru k tu ren eines G esprächs 73 2. O R G A N IS A T IO N S F O R M E N D E S G E SP R Ä C H S

Die Struktur des G esprächs stützt sich a u f drei Ebenen:

M akroebene um faßt die G esprächseröffnung, G esprächsm itte und die G esprächsbeendigung.

M ittlere Ebene betrifft den G esprächsschritt, Sprecherwechsel u n d die Gesprächssequenz.

Mikroebenc analysiert syntaktische, lexikalische und phonologische S tru k ­ turen im Gespräch.

Im R ahm en d er M akroebene werden drei Phasen im G esprächsverlauf unterschieden. In der G esprächseröffnung (Einleitungsphase) signalisieren die G esprächspartner ihre G esprächsbereitschaft. Diese Phase wird durch verbale (z.B. G rußform eln) oder nonverbale (A ufnehm en des B lickkontaktes) Elemente vorbereitet. D ie Verweigerung der G esprächsbereitschaft fü h rt dazu, d aß das G. nicht aufgenom m en oder eingeleitet w erden kann. Die G esprächsbereitschaft sollte an beiden Seiten signalisiert werden.

In der G esprächseröffnung w erden alle organisatorischen und th em ati­ schen F ragen form uliert, die dan n weiter aufgearbeitet w erden sollen. In dieser Phase geben die G esprächspartner den situativen Zusam m enhang; sie konstituieren dad u rch ihre gegenseitige Beziehung (z.B. soziale Gleich­ berechtigung).

D ie Einleitungsphase sollte auch klären, ob die anderen G esprächspartner zu einem G espräch bereit sind, ob sie daran interessiert sind, das G . zu entwickeln (z.B. durch eine zurückgezogene R eaktion a u f einen G ruß k an n diese Phase abgebrochen werden; od. das G. wird nicht eingeleitet). D ie Einleitungsphase spielt eine wesentliche Rolle in der danach folgenden Gesprächsentwicklung und gibt dafür eine situative G rundlage. M an spricht auch von inhaltlichen und form alen M ustern, die uns zur Verfügung stehen, wenn wir ein G . einleiten m öchten (ritualisierte S prechhandlungen als Fragen nach dem W ohlbefinden; der Fam ilie; alltägliche Problem e wie: Verkehrsmittel, P arkplätze, W etter). Um diese T hem en einzuführen, w erden meist ritualisierte Floskeln gebraucht, z.B.: „W ie geht’s?“ oder „H allo, Stephan, schön dich zu sehen!“ usw.

Die Einleitungphase kan n unterschiedliche D auerzeit aufweisen, die u.a. von dem Öffentlichkeitsgrad, Bekanntheitsgrad der G esprächspartner und ihrer A nzahl abhängig sind.

D ie G esprächsm itte (K em phase) hat keine typischen M uster, die zeigen würden, wie diese Phase realisiert wird. In der K ernphase (von H ans Ramge als das eigentliche G espräch“) w erden Them en abgehandelt, oder

“ H . R am ge, Alltagsgespräche. Arbeitsbuch f ü r den Deutschunterricht in der Sekundarstufe

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74 D o ro ta K aczm arek

auch lassen sich keine Them en feststellen (z.B. A lltagsgespräche). Diese Phase um faßt ein H au p tth em a und m ehrere Subthem en.

W enn sich die G.-partner einstimmig darüber einig sind, daß die G.-themen abgeschlossen sind oder abgeschlossen werden können, leiten sie die Been­ digungsphase ein. D ie Rolle dieser Phase besteht im dem A uflösen der G esprächsbereitschaft. D er W eg aus der G .-m itte hinaus zum E nde kann auch d u rch m eist ritualisierte M echanism en charakterisiert werden:

- m an kan n das zusammenfassen, was in der G .-m itte abgehandelt wurde; - m an kann G esprächsereignisse auswerten, z.B. „D as w ar so ein netter A bend!“ ;

- m a n k a n n sich von G .-partnern verabschieden u n d sich bei ihnen bedanken;

- m an kan n die Beendigung durch nonverbales V erhalten signalisieren, z.B. Papiere einpacken, Brille aufsetzen, a u f die U h r schauen. Bei der Beendigungsphase ist die T atsache des fast einstimmigen E inverständnisses wichtig. Es geht um die A rt des Einverständnisses, bei dem alle G .-p artn e r bereit sind, ihre G esprächsbereitschaft aufzulösen und dam it festzustellen, d aß sie das besprochene T hem a m öglich ausführlich behandelt haben.

Im R ahm en der m ittleren Ebene soll m an den G rundeinheiten des stru k tu rellen A ufbaus des G esprächs große A ufm erksam keit schenken. „G espräche sind komplexe Struktureinheiten, die als G efüge von R elationen aufgefaßt w erden, die zwischen den Gesprächsbeiträgen als den unm ittelbaren Strukturelem enten des G esprächs bestehen und die den inneren Z usam m en­ hang, die K o h ären z des G esprächs bew irken“ .5

D ie G rundeinheit des Gesprächs bildet der G esprächsschritt.

E. G o ffm an definiert den G esprächsschritt als „alles das, w as ein Individuum tu t und sagt, w ährend es an der Reihe ist” .10

K laus Brinker m eint aber, daß die G .-partner nicht n u r d an n zum W ort kom m en, wenn sie an der Reihe sind, sondern sie signalisieren ihr „ W o rt” durch die sog. H örersignale. M it ihnen charakterisiert der H ö re r seine Gesprächsaktivitäten (back-channel-behavior). Es werden folgende Hörersignale unterschieden:

- aufm erksam keitsbezeugende H örersignale, - kom m entierende Signale.

D ie beiden G ruppen können sowohl verbal als auch nonverbal realisiert w erden (z.B. d urch K opfnicken oder-schütteln, B lickkontakt, M im ik, G estik, Lächeln; R ückm eldeverhalten, wie: m hm , ja, genau; kom m entierende Bem er­ kungen, wie: ach ja , wirklich? usw.). D er G ebrauch solcher Signale ist zum

9 K. B rinker, S. F . Säger, Linguistische Dialoganalyse, S. 55 IT.

10 E. G o ffm an , Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter K om m unikation, F ra n k fu rt a.M . 1979, S. 201.

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O rganisatorische und inhaltliche S tru k tu ren eines G esp räch s 75

Teil autom atisiert. Norm alerw eise sollen sie den K om m unikationsprozeß nicht un terb rech en , aber sie k ö nnen die K o m m u n ik a tio n steuern, den Sprecher zum weiteren Sprechen bewegen, oder ihn zum W echseln des Standpunktes anregen oder zwingen. D urch verstärktes Rückm eldeverhalten kann der H örer seinen Wunsch, die Sprecherrolle zu übernehmen, signalisieren.

D ie G esprächsschritte repräsentieren eine bestim m te kom m u n ik ativ e (eine sog. ülokutive F un k tio n ) und auch einen bestim m ten H andlungstyp, der eine Basisfunktion bildet. Die kom m unikative F u n k tio n kann m an als eine G esprächsfunktion ansehen (die G esprächsfunktion b eru h t darau f, was m an in einem gegebenen S chritt m eint); die B asisfunktion e rk lä rt das Handlungsverfahren (au f welche A rt und Weise wird die In ten tio n sprachlich vollzogen).

Die G esprächsschritte lassen sich in zwei Typen teilen:

1) initiierende Schritte fordern den Gesprächspartner zu einer Reaktion auf; 2) respondierende Schritte stellen die R eaktion a u f den initiierenden Schritt d a r (z.B. Frage-A ntw ort-Schem a).

Die G esprächsschritte gew ährleisten die textuelle V erknüpfung, die d arau f beruht, d aß ein G esprächsteilnehm er durch verschiedene V erfahrens­ m ethoden die G renzen zwischen einzelnen G esprächsbeiträgen überbrückt, indem er z.B. eine von dem V orredner angefangene K o n stru k tio n beendet oder sich an die abschließende anschließt oder auch die abschließende wieder aufgreift und in seinem Beitrag erweitert.

Der Sprecherwechsel organisiert das ganze Gespräch. D as ist der geordnete Wechsel von R ollen der G .-partner, die reihum zu W ort kom m en. N icht in allen G esprächen ist dieser Wechsel so geordnet, daß die Teilnehm er wissen, wer an der Reihe ist. D er Sprecherwechsel wird klassifiziert:

a) nach der A rt seines Z ustandekom m ens - d.h. durch Selbstwahl oder Fremdwahl;

b) nach der A rt seines Verlaufs - d.h. als der „g latte“ Wechsel; als Sprecherwechsel nach längerer Pause oder Schweigen; als Sprecherwechsel nach U nterbrechung, die vom V orredner m eist als unangenehm em pfunden wird; als Sprecherwechsel durch Ü berlappen (das sog. Sim ultansprechen).

D er Sprecherwechl hängt vor der A rt d er Sprechsituation (G espräche m it F reu n d en verlaufen anders als Fernsehdiskussionen), dem sozialen Status der K om m unizierenden (gleichberechtigt oder nicht) und d er Or- |ganisiertheit des G esprächs (form alisierte, fam iliäre G espräche) ab. Beim jSprecherwechsel wirken auch die sog. R eparaturm echanism en, die eine m öglichst ungestörte K o o p eratio n zwischen den G .-p artn e rn gewährleisten.

Die Gesprächssequenz bezieht sich a u f spezifische gram m atische, th em ati­ sche und kom m unikativ-funktionale R elationen zwischen den G .-schritten.11

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G ram m atisch gesehen handelt es sich um das Prinzip der W iederaufnahm e, d.h. ein bestim m ter sprachlicher A usdruck wird durch einen oder m ehrere A usdrücke (z.B. durch die sog. Pro-Form en) in den nachfolgenden G.-schritten wieder aufgenom m en.

D ie G.-sequenz bestimmt, d aß sich die G .-partner a u f ein bestimmtes T hem a orientieren, dem das G espräch untergeordnet ist (Alltagsgespräche weisen m eist nicht so starke them atische O rientierung auf). Die G.-sequenzen stellen kom m unikativ-funktionale Elem ente dar, aufgrund deren die G e­ sprächspartner einen konkreten sprachlichen Z usam m enhang erzeugen.

D ie F orschung des G esprächs im Rahm en der M ikroebene bezieht sich a u f die individuellen M erkm ale jedes einzelnen G esprächs. D ie phonologisch- syntaktischen Elem ente und ihr G ebrauch sind von den G .-partnern selbst abhängig, die das G espräch individuell gestalten.

F ü r jede sprachliche K o o p eratio n sind auch verschiedene paralinguale V erhaltensw eisen charakteristisch. Die verbalen und nonverbalen Elem ente weisen a u f das Interesse oder Desinteresse am G espräch hin; sie drücken em otionale Einstellung der G .-p artn e r zum G espräch und auch zueinander aus. Zu den m eist verwendeten verbalen Elem enten gehören Partikeln, die als Pausenfüller oder Ü berbrückung von sog. G esprächsflauten (R eden um des Redens willen) fungieren. Sie können die Zuw endung zum Flörer auch signalisieren (z.B. „... nicht wahr?“ usw.).

D as nonverbale V erhalten spielt genauso wichtige Rolle, in m anchen Fällen wohl die wichtigste. Dieses V erhalten ist m eist autom atisiert und unbew ußt (v.a. M im ik und Gestik).

D ie Verweigerung des B lickkontakts kann auch zum Bruch d er K o m ­ m un ik atio n führen.

3. D IE G E SPR Ä C H S T Y P E N

Eine eindeutige T ypologie ist insofern problem atisch, als es schwierig ist, ein allgemeines K riterium der K lassifizierung anzunehm en. Prim äre K lassifikationskriterien wie „T eilnehm erzahl“ oder „Ö ffentlichkeitsgrad“ führen zu einer oberflächlichen G liederung in:

a) Zweiergespräche, b) G ruppengespräche.

Die Gesprächsforscher haben ein m ehr ausgebautes Klassifikationskriterium vorgeschlagen. D ieser Vorschlag kom m t von der Freiburger F orschergruppe und betrifft folgende M erkmale:

- Sprecherzahl,

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- V erschränkung von T ext und sozialer Situation: kaum /nicht ineinander verschränkt,

- situativer R ang der G esprächspartner: privilegiert/untergeordnet, - G rad der Vorbereitheit: speziell/routiniert vorbereitet,

- Zahl der Sprecherwechsel, - Them afixierung,

- M o d alität der Them enbehandlung,

- Öffentlichkeitsgrad: öffenttlich, nicht-öffentlich, halböffentlich. D er G esprächstyp ist eigentlich von der gegebenen H andlungssituation abzuleiten und für die G .-analyse soll es genügen, diesen sozialen K o n tex t zu bestimmen.

H ans Ram ge stellt z.B. folgende G esprächstypen zusam m en, die in der alltäglichen In terak tio n auftreten:12 U nterrichtsgespräche, Fam iliengespräche, Arbeits-, Verkaufs-, Dienstleistungs-, Gerichts-, Parlam ents-, Stam m tisch-, Nachbar-, Besuchs- und Zufallsgespräche. A us den Typologisierungsversuchen resultieren einige Schlußfolgerungen:

- es gibt verschiedene K riterien der Klassifizierung;

- die K lassifizieru n g sk riterien k ö n n en sow ohl sprachliche als au ch außersprachliche Elemente berücksichtigen, die die G espräche k o n stitu ­ ieren;

- bei der Feststellung des G esprächstyps soll m an einen situativen und sozialen K o n tex t haben;

- bei jedem einzelnen G esprächstyp k a n n das angenom m ene M odell der M erkm ale unterschiedlich sein, d.h. die K om bination dieser M arkm ale kann andere A usprägung aufweisen;

- bei bestim m ten G esprächstypen spielen einige d er M erkm ale viel wichtigere Rolle als bei anderen (z.B. V erschränkung von Text u n d Situation in einer Fernsehdiskussion, Bekanntheitsgrad in einem K o n taktgespräch oder der situative R ang in einem Interview).

4. D IE G E SPR Ä C H SA N A L Y S E U N D D IR E W IC H T IG S T E N K O M M U N IK A TIV EN V O R A U SSE T Z U N G E N

K laus Brinker gibt bezüglich der Gesprächsanalyse forschungsgeschichtliche Überblicke, indem er drei wichtige Richtungen nennt, die a u f die Entw icklung der G .-analyse einen großen Einfluß h atten :13

1. D ie sog. „G esprochene S prache“ - in F re ib u rg entw ickelt; ihre größte E rrungenschaft ist das R edekonstellationsm odell als K o m b in atio n

12 H. R am ge, Alltagsgespräche, S. 17.

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außersprachlicher Verhaltenselemente, die einen R edekonstellationstyp aus­ m achen. D ie V erhaltensform en sind für jeden Typ charakteristisch.

2. Die „conversational analysis“ - befaßt sich m it internen In terak tio n s­ prozessen innerhalb einer bestim m ten K om m unikationssituation. Sie inter­ pretiert diese Interaktion.

3. Sprechakttheorie - als Forschung der direkten und indirekten Sprechak­ te. D as H auptinteresse liegt jedoch a u f den indirekten Sprechakten. Diese A kte bestehen aus vier Teilen. Es sind zu nennen:

a) L okution - als reine Ä ußerung, die durch Laute, W örter und Sätze realisiert wird;

b) Proposition - die Aussage über die Welt; sie kann falsch oder w ahr sein; c) Illokution - wird in F orm der sprachlichen Intentionen realisiert; d.h. wenn m an eine Aussage m it bestim m ter Intention m acht, um bei dem H örer oder A dressaten bestimmte, erzielte W irkung zu erreichen;

d) Perlokution - das ist die intendierte R eaktion, die aufgrund unserer Intention bei dem H örer entsteht.

Im Falle der indirekten Sprechakte liegt das Problem in dem V erhältnis zwischen den sprachlichen Indikatoren und der Illokution; die In d ik ato ren drücken nicht diese In ten tio n aus, die aus der sprachlichen Seite der Aussage resultiert (z.B. der Satz „D er H und ist bissig“ k an n als eine Feststellung, M itteilung, Em pfehlung - den H u n d zu kaufen - oder als auch eine W arnung - Bitte, streicheln Sie den H und nicht - verstanden werden. Die richtige Verhaltensweise des Hörers hängt von der entsprechenden In terpretation der Aussage ab).

Es sind bei der Gesprächsanalyse aus dem pragm a-linguistischen S tan d ­ p u n k t einige Schritte zu verfolgen.

Beim ersten knüpft m an an die eigene G esprächserfahrung an, um von dem analysierten G espräch einen G esam teindruck zu gewinnen. M an soll sich in die Lage der Sprecher und H örer hineinversetzen, um ihre sprachliche H an d lu n g besser verstehen zu können. D as Problem d er sprachlichen H andlung sieht unterschiedlich bei verschiedenen G esprächsform en aus. In dieser Hinsicht werden unmoderierte Gespräche (z.B. Streitgespräch), m oderier­ te G espräche m it kom plem entären D ialogrollen (Interview) und m oderierte G espräche m it gleichen D ialogrollen (Fernsehdiskussion unterschieden). Im Falle der zwei letzten Form en sind die G esprächsteilnehm er weniger spontan als bei unm oderierten G esprächen.

Im R ahm en dieses Schrittes werden auch Kriterien der Gesprächstypologie (nach dem F re ib u rg er R edekonstellationsm odell) angenom m en und die Ergebnisse werden m it E rw artungen des G esprächsanalytikers konfrontiert.

D as analysierte G espräch ist Beispiel für eine Fernsehdiskussion. (Das G espräch kom m t aus dem Fernsehprogram m u.d.T. Talk im Turm. D er M o d e rato r heißt Erich Böhme. D as A ufnahm edatum - 09.04.1995). Die

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O rganisatorische und inhaltliche S tru k tu ren eines G esprächs 79

Zusam m enstellung der M erkm ale sieht für diesen G esprächstyp folgender­ m aßen aus:

I. G ruppengespräch, M ediengespräch.

II. Sprecherzahl - meist unbestim m t, den zentralen P u n k t bildet die Studiorunde.

III. Zeitreferenz - das zur D iskussion gestellte Problem k an n vorzeitig, nachzeitig oder sim ultan behandelt werden.

IV. V erschränkung von Text und Situation - die S ituation gibt den A nlaß zur D iskussion, ineinander verschränkt.

V. Situativer R ang - privilegierte Position der G esprächsteilnehm er soll von dem M o d e rato r gewährleistet werden. In dem Falle haben wir es m it der sym metrischen In terak tio n zu tun.

VI. G rad der V orbereitheit - alle M ediengespräche sind m eh r oder weniger vorbereitet.

VII. M o d a lität der T hem enbehandlung - die T hem en w erden m eist argum entativ oder explikativ behandelt.

D er zweite V erfahrensschritt betrifft die G esprächsorganisation und den Interaktionsablauf. H ier w erden die G .-phasen festgestellt und eventuelle Abweichungen in der Einleitungs- und Beendigungsphase untersucht. D er G esprächsanalytiker teilt das G espräch in die aus dem G .-ab lau f resul­ tierenden G.-Sequenzen und analysiert sprachliche H andlungen jedes einzel­ nen T einehm ers so, d aß er die Them en und m ögliche W endepunkte in ihnen auch berücksichtigt. D ie G .-partner gewährleisten den ungestörten G .-verlauf (also ausgedrückte Intention und erzielte R eaktion) dadurch, daß sie die sog. O rganisationsspannen verw enden. Im R ah m en dieser Elemente w urde die Prozedur der R ückbestätigung erarbeitet. Sie liegt dann vor, wenn es aus irgendwelchen G ründen wichtig ist, d aß sich die G .- partner sprachlich sichern, um eventuellen kom m unikativen F ehlern vorzu­ beugen, z.B.:

D er M o d e rato r sagt: ... w ir könnten in den W eltm eisterschaften in U rlaub- und Feiertagen, ich glaube - wir sind also nu r von Ö sterreich übertroffen. D ennoch Ü berleistung?“

Sein G .-p artn e r will sich vergewissern, ob er den Beitrag des M o d e rato rs richtig verstanden hat, deshalb stellt er eine Vergewisserungsfrage: „Sie meinen, daß wir die kürzesten Arbeitszeiten haben?“ .

Eine andere P rozedur m achen die Selbskorrekturen aus, in denen sich die D enkprozesse der Sprecher m anifestieren. D ie Sprecher nehm en au f diese A rt und Weise a u f die H örer Rücksicht, dam it sie sich kom m unikativ sicher fühlen.

In dem analysierten G espräch stellt der M o d e rato r einen seiner G äste vor, aber bei dieser Vorstellungszeremonie begeht er einen Flüchtigkeitsfehler; er korrigiert sich aber schnell: „M oritz H unzinger der U nternehm er in

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80 D o ro ta K aczm arek

Öffentlichkeitsarbeit b erät’ widerspricht (D as K o m m a oben bedeutet nach dem T ranskriptionsform ular die Selbstkorrektur.)

D as T ranskriptionsform ular bestim m t alle Zeichen, die in einem ver- schrifteten Text zu verwenden sind. D as T ranskriptionsform ular k an n m an in der A rbeit von H an s Ram ge finden.14

Eine andere für das Gespräch typische Prozedur bildet der Sprecherwechsel. In dem analysierten G espräch verläuft er häufiger durch Frem dw ahl als Selbstwahl: z.B. „ F ra u K urz-Scherf, wie ist das?“ - direkte A nsprechung des G .-partners; implizit durch Fingerzeigen, als der M o d e rato r die A n tw o rt a u f seine F rage von allen erwartete.

D er d ritte V erfahrensschritt ko n zen triert sich a u f die fü r den G e ­ sprächsverlauf relevanten Ä ußerungen, die nach ihrer sprachlichen F orm und ihren Sprechhandlungsqualitäten analysiert w erden. In M edienge­ sprächen vollzieht der M o d e rato r m eistens A ufforderungs- oder F ra g eh an d ­ lungen; die G .-teilnchm er reagieren m it A rgum entationshandlungen. I n ­ direkte A ufforderungen als Fragen oder Feststellungen sind z.B. „D e n ­ noch Ü berleistung?“ oder „Sie wollen nicht ins T heater gehen?“ . Solche A usdrücke wirken m eist provokativ; sie bewegen zu einer H andlung, zu einer sprachlichen H andlung. Die Indirektheit solcher Ä ußerungen wird aufgrund eines sog. Explizierungsverfahrens (nach H . Ramge) untersucht. D ie Explizierungsprobe beruht a u f solcher U m w andlung einer gegebenen A ussage, daß m an ein Verb m it Partikel „hierm it“ verwendet, das die beabsichtigte H an d lu n g o der sprachliche In ten tio n bezeichnet; z.B. d er M o d e rato r fordert seinen G .-partner auf, etwas m ehr zum Problem zu sagen: „... H err H unzinger, erzählen Sie ehrlich, was kom m t bei Ihnen zu kurz?“

N ach d er Explizierungsprobe w ürde die Ä u ß eru n g folgenderm aßen lauten: „H err H unzinger, ich fordere Sie hierm it auf, m it m ir ehrlich zu sein und zu sagen, was bei Ihnen zu kurz kom m t?“

Solche F o rm ulierung w ürde bestim m t zu entfrem dend klingen; ihr A dressat w ürde die ganze Situation als peinlich em pfinden, deshalb ist die indirekte A u fforderung höflicher als die direkte. D as schon klassische Beispiel für die Indirektheit der Sprechakte kom m t von D . W underlich und ist folgendes: „M onika, es zieht!“

D as ist eine indirekte A ufforderung an M onika, die das Fenster zumachen soll, denn im Zim m er ist es kalt. (Die W irkung einer solchen A ufforderung ist nu r in einem entsprechenden situativen K ontext gewährleistet.)

D ie richtige In terpretation der indirekten Sprechakte garantiert eine ungestörte K om m unikation und V erständlichkeit zwischen den G esprächs­ partnern. Viele G esprächsforscher betonen dabei auch die W ichtigkeit der

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O rganisatorische und inhaltliche S tru k tu ren eines G esprächs 81

Ehrlichkeit, indem m an seine Beiträge m acht. Es geht darum , d aß der Sprecher wirklich solche R eaktion beim H örer erw artet.

Zusam m enfassend kann m an sagen, daß die G esprächsanalyse von zwei Perspektiven ausgehen kann: von der Sprecherperspektive und der B eobach­ terperspektive, die jeder „G esprächsanalytikers“ annehm en m uß, bevor er in dem zu analysierenden gesprochenen Text wie in einem Buch zurückblättert.

Dorota Kaczm arek

ST R U K T U R Y O R G A N IZ A C Y JN E I T R E Ś C IO W E R O Z M O W Y

A u to rk a wychodzi w swych rozw ażaniach od lingwistycznego pojęcia dialogu i jeg o typów . Najważniejszym i cecham i tego pojęcia są: (a) co najm niej dw óch rozm ów ców , (b) u stn a realizacja, (c) zm ian a m ówiącego, (d) k o n tek st sytuacji kom unikatyw nej. W celu p o tw ierdzenia słuszności swych w yw odów pow ołuje się a u to rk a m . in. n a b ad an ia K . B rin kera i H . R am gego.

C harak tery zu jąc poszczególne fazy rozm ow y, o m aw ia e ta p w stępny, ją d r o rozm ow y i fazę końcow ą. T e elem enty i ich w zajem na w spółzależność p o w inny być p o d sta w ą lingwistycznego opisu typów dialogu. Typy te wyróżnić m o żn a n a podstaw ie liczby in terlo k u to ró w , determ inacji tem poralnej, pozycji sytuacyjno-społecznej rozm ów ców i ich liczby, sto p n ia p rzy g o to w an ia do danej rozm ow y, tem atycznych czynników m odalnych, ja k i określenia sto p n ia publiczności prow adzonej rozm ow y.

Jak słusznie zauw aża a u to rk a an aliza języ k a m ów ionego p o w in na przebiegać w dw óch zasadniczych w ym iarach: (a) perspektyw a mówiącego, (b) p erspektyw a ob serw ato ra. Je st to pró b a teo re ty czn o -prak ty czn eg o p o d ejścia d o rz a d k o p rze p row ad zan y ch w Polsce b a d a ń niemieckiego języ k a m ów ionego.

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