• Nie Znaleziono Wyników

Deutsche Geschichte. Bd. 1

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Deutsche Geschichte. Bd. 1"

Copied!
396
0
0

Pełen tekst

(1)
(2)
(3)
(4)
(5)

Peutfd?e (Sefcfyicfyte

ron

Karl Xamprrrfjt

(Elfter Banb.

Zweite öxtrcßgereßene Jluffage.

©Btlin 1894.

B. (Saertners Perlagsbudiliartbhing Ejermami Ejeyfclber.

(6)
(7)

Dem

2lnbenfen

(8)
(9)

Vorwort.

xJie erfte Sluflage biefe§ ¿Bttd)e3 ift ohne ¿Borrebe in bie Sßelt gegangen. ®ie Sadje allein, ber e» bienen mitt, follte reben.

9?adj bent ©rfdjeinen ber erften ¿Bänbe bin id) ivofjl gefragt worben, für welche Greife id) bie§ Sud) eigentlich ge= fdjriebeit habe? 3d) tonnte barauf oerfidjern, bah id) bei Seginn ber Slbfaffnng überhaupt feinen beftiinmten Sefcrfreis, foitbern nor allein mid) felbft im 2Iuge hatte: in einer allgemeinen ©arftettung ber beutfd^en ©efc^icfjte meine Slitfdjaiiimgeit über bie ¿Bergangenheit nnfereS Solfeä ju flären, ¿Probleme jugleid) einer gefdjidjtlidjen SEeltanfdjaunng überhaupt, bie fidj mir aufbrängten, 311 oertiefen, mar meine Slbfidjt. $dj tjabe, in» bent id) biefent ©ränge folgte, jugleidj im i)öd)ften Sinne wiffen fdjaftlid) ju hanbeln geglaubt: beim ber @elel)rte, ber am tut» oerbroffenften an feiner wiffenfdjaftlidjeit Selbfterjiel)itng arbeitet, wirb am befielt feiner ¿Ißiffenfdjaft mtb feinem ¿Bolte bienen.

©aS ¿Bud) hat jefet andj äufjerlidj feinen ¿ffieg gefunben; id) barf bantbar neben manchem SEiberfprnch vieter aiterfemten» ber mtb jttgleich belel)renber ¿Beurteilungen gebenfeit, mtb id) weih, bah in weiten Greifen bie 2lrt, in ber id) nufere @e= fd)id)te erzähle, Buftimmung gefunben hat. ©äufdje id) mich ba, wenn id) annehme, bah & bod) nicht eigentlid) nur bie ¿Betonung be3 äußeren fitlturgefd)id)tiid)en ¿DlomentS gewefen ift, ber biefe-3 Ergebnis verbanft wirb?

(10)

VI Dormort.

3« ben SRaturwiffenf«haften ift bas Beitalter jener be= fdjreibenben Wletljobe ber ®rfMeinungen, bie blofj nach auf» faHenbeit Singelmertmalen unterfdjeibet, längft überwunben. Sßie weit liegt fogar hinter bein elementaren Unterridit unferer fSinberjafjre bie (Stellung beS ßinnefdjen SpftemS guriid, baS bie ißflangenwelt nur non ber Setradjtung gewiffer Sigen» fdjafteii ber Stuten aus ju begreifen fudjte! ©ie Bortfdjritte ber gorfdjung haben längft baju geführt, in ber 3ette bie 311= nädjft einfadjfte Sinljeit ber organicen Sßelt überhaupt 31t erlernten unb aus ben wedjfelnben Serhältniffen iljrer ßagerung IjerauS baS unenblidj mannigfache ©afein ber Srfdjeinungeit begreifenb nadjgufdjaffen. SInatomie unb ißhtjfiologie Ijaben eingefe^t, um ßeben unb Organismus beS gunädjft Sinfadjeit flargulegen unb weiter 311 enträtfeln; eine genetifdje Statur» wiffenfdjaft ift erwachen, bie ihre fragen nidjt nach bem: Sßie

ift es eigentlich? fonbern nach bem: Sßie ift eS geworben? fteHt.

Sleichniffe hinten. 3dj weih wohl, bah bie SefdjidjtS* wiffenfdjaft leine Slaturwiffenfdjaft ift noch jemals werben fanit. Slber foUte eine rein politifdje Sefdjidjtfdjreibung ihrer Wie» thobe nadj nidjt mit ber UnterfudjungSweife ber Sinne'fdjen

Waturbefdjreibung in Sergleidj gefteUt werben tonnen? Sieht

nidjt audj fíe vornehmlich nur bie Sliiten ber Wlenfdjljeit unb glaubt nadj iljnen ben Slufbau beS Sangen begreifen 311 fönnen?

Slidjten fid) nidjt auch bei ihr bie fragen viel meljr auf baS: Sßie ift eS eigentlich gewefen? ftatt auf baS: Sßie ift eS eigentlich geworben? Slitdj auf gefdjichtSwiffenfchaftlidjem Sebiete muh baS Beitalter einer äufjerlidj befdjreibenben fyorfdjung abgelöft werben burdj baS Beitalter einer neuen Wletljobe, bie vom gene» tifdjen Stanbpunlte aus einbringt unb von ben fleinften Betten

gefdjidjtlidjen ßebenS l)er entwicfelt. Sßir fteljen mitten im Bluffe biefer SBanblung.

©ie entwidelnbe SefchidjtSfdjreibung aber wirb natur» gemäh baS fulturgefcbicljtlidje Slement betonen. Unb auf biefem Sßege wirb fie burdj eine weitverbreitete, eben auf baS Äulturgefdjichtlidje gerichtete Strömung ber Segenwart

(11)

Dorroort. VII

auf§ wiUfommenfte begrüßt. baS eilt Unglücf? Sß es nid)t vielmehr trefflid), baß ein notwenbiger grunbfäfclidjer Sßedjfel ber gefdjichtSwiffenfchaftlichen 9)?etljobe ¿ufammen» fällt mit großen unb berechtigten Steigungen ber Station, bie ihn fräftig ju förbern vermögen? Sie ©efchiöhtsbetradjtung, infofern fie weite Beiträume beS Sewefenen von großen @e= fidjtSpunften aus umfaßt, wirb ftetS ein Äinb ihrer 3ßit fein; unb oom Stanbpunfte einer tßätigen ©egenwart auS ift ber tpiftorifer oor adern ber Slrdjivar feiner Beitgenoffen, ber aus ben reidjen Sdjreiiten ber Vergangenheit barju» reichen hat, was eben jefet jum VerftänbniS beS Vorhanbenen unb Butünftigen bienen fann. So wirb fid) jebe retrofpettive ©efchidjtfdjreibung notwenbig oon beit ©eifteSftrömungen ber eignen Beit burdijogen ¿eigen unb jitgleidj ein gefdjidjtlidjeS ©enfmal fein biefer ©egenwart. Unb barum ift eS unbenf» bar, baß bie Sefd)id)tfd)reibung unferer $eit einen anbern, als fulturgefdjidjtlidjen, wirtfd)aftSgefd)id)tlid)en, red)tSgefdjid)t= lidjen, geifteSgefdjichtlidien Stempel trage.

SIber unabhängiger »oit ben rafd) erzeugten unb rafd) vergehenben $ntereffen beS ©ageS, meint auch feineSwegS unberührt von ben tiefem gefdjidjtlidjen Strömungen, oerläuft bie Bewegung ber wiffenfdjaftlidjen SJtetl)oben, unb fo aud) ber gefdjidjtlidjen gorfdjmtg. 6S foU i)ier nidjt unterfudjt werben, weldje grunblegenben Vorgänge in ber ©ntwidlung beS 19. QaljrliunbertS fie eben jeßt oorroärtS treiben aus bem beftriptiven in ein entwidelnbeS 3eitalter, unb weldje gemein» fatne Srunblage ba bei tieferer Vetradjtung immerhin ¿nrifdjen ben fulturgefdjidjtlidjen Steigungen unb bem Sßedjfel ber ge= fd)idjtSroiffenfd)aftlid)en SJtetljobe feftjufteHen märe: bie Stuf» gäbe märe fd)wer unb fönnte ihre befriebigenbe ßöfung nur in einer vollen ©arfteHung ber materiellen wie geiftigen 6nt= widlung beS 19. $al)rl)unbertS finben. geftgefteHt aber foU hier werben^ baß ber Umfdjwung fid) vollgieiit- llnb betont mag ¿ugleidj werben, baß ber Slutor feine Slrbeit als einen be» fdfeibenen Veitrag ¿ur ©efdjidjte biefeS UmfdjwuitgS empfinbet, weit hinaus über bie bloß äußeren fulturgefdjidjtlidjen Steigungen ber ©egenwart. —

(12)

VIII Dorrporf.

Sie Vebingungen, unter beiten ijeute eine voHftänbige beutfc^e ®efd)id)te non ©inern Verfaffer gefcfjrieben werben fann, ftttb nid)t leidjt; baS Sl'ort Vita brevis ars longa madjt fid) mit aller 2Bud)t geltenb; jeber Verfudj muf? non norn= Ijerein mit bent VerftänbniS beS ßeferS für biefe Sage redjnen. ©3 ßanbelt fid) nicfjt bloß um bie tritifdje Bewältigung einer uitenblid) fortgefdjrittenen ©ingelforfdiung; fdjroieriger ift eS, im taufeitbfadjen SEedjfel ber ©rfdjeinuttgen immer ben einigenben fOlittelpunft ber Sefdjeljniffe gu entbeden unb feft» gußalten, oljite fid) felbft 511 verlieren.

AIS idj nor etwa fünfjeßn 3<*i)ren ben ©ntfcßluß gu betn vorliegenbeit 33ucße faßte, mar mir flar, baß bent» gemäß, fiel)t matt non ber felbftverf'tänblicßen metljobifdjen Vor» bilbung ab, eine bet ßauptfädjlidjften Vorbebingttngen ber Auf» gäbe fei, eine eigene gefdjidjtlidje Sßeltanfdjauung gu er» ringen. 2113 idj in bie gefommen mar, roo idj glauben burfte, mid; biefent Qbeal gu näijern, l)abe id) gu fdjreiben begonnen. Von nun ab aber beburfte eS in befonberm SJiaße unabläffiger Arbeit. Ser -Ulenfdj ift ein SllifrotoSmoS, unb nur <Selbfttäufd)ung fann meinen, baß 3al)rgel)iite ver» gefjen, oßne baß fid) bie eignen inneren VorauSfe|ungen änbern. 3ubent: wer wirb auf feine gortentroidlung ner» gid)ten, ficß gleid)fallt geiftig einfpintten motten bet inneren ©inl)eit eines über mehrere ^aßrgeßnte verteilten SBerfeS mitten? llnb würbe ein fo(d)er ©ntfdjlufj bie ©inßeitiicßfeit gerabe eines gefd)id)tlid)en SBerfeS gewäljrleiften fönnett? $ft feine Surd)fü()rttng überhaupt benfbar? $dj ßabe nadj langen Vorarbeiten einen verßältniSmäßig fttrg bemeffeiten Beit» raum für bie Ausarbeitung beS Vud)eS iit Ausfidjt genommen, unb id) werbe bie geftedte Sreitge einl)alten, falls mir Sc» funbl)eit unb ßebeit bleiben. So, unb nut fo barf id) fjoffen, baß btirdj baS Sange einmal ein Seift weiten werbe, baß ba= mit immerhin, wenigftenS foweit äußere Vebingungen in fyrage fommen, ber erften ^orberung genügt fei, bie an ein ©efdjicßtS» werf als Äunftwer! geftellt werben ntitß.

ßaffe id) aber bie Vebinguitgeit außer Auge, weldje in ber Aufgabe felbft liegen, fo ßabe idj atterbingS bisher unter giem»

(13)

Vortüort. IX lidj günftigen aSorjeidjen gearbeitet. 37ainentlid) ift eine 2Sen= bung im Betriebe’ ber gefdjichtlidjeii Sßiffenfdjaften, bie größere jufammenhängenbe DarfteHungen roieber begünstigt, mir fdjon 511 gute gefommen. Sieben bie Jahrbücher beS Deutfdjen SteicheS unb verroanbte ältere ®rfMeinungen finb neuerbingS für bas frühere SJlittelalter wie für bie beutfdje Sefdjidjte überhaupt bie grofjen Unternehmungen ber Biviebinerffdjen Bibliotljef beutfdjer Sefchidjte, ber Sieubearbeitung ber beutfdjen Sefdjidjte in ber von feeren unb Ufert begriinbeten (Sammlung, enblidj ber von Dürfen herauSgegebenen SlUgemeiuen ©efdjicfjte in ©injelbarfteh lungen getreten. 3d) habe biefe DarfteHungen mit Geifer beniifct, unb einzelnen ihrer SCeile, wie 3. B. v. BejolbS Sefdjidjte ber SieformationSzeit, verbante idj viel. Dafj baneben bie für fich ftehenben Bearbeitungen einzelner Beräume, wie Kaufmanns ©eutfdje Sefchidjte bis auf Äarl ben Stoffen, SiefebredjtS Äaiferjeit, ßorenzenS Sefdjidjte ber SBenbe beS 13. unb 14. JaljrhunbertS, SinbnerS Sßenjel, Bachmanns SleidjSgefchidjte, JanffenS (Sefdjidjte beS beutfdjen BolfeS feit SluSgang beS SJiittelalterS, UlmannS SJiap I., Baumgartens Äarl V. u. a. m. Ijerangejogen finb, ift felbftverftänblidj. Sticht tninber finb zahlreiche Biograpljieen benu^t ivorben; freilich muffte baS biograpljifdje Element in meiner DarfteHung an fich jurüeftreten. Sodj ivirb man z- B. bei ber Beljanölung ßutljerS bie eingehenbe Berütffichtigung ber neueren Biographen, namentlich ÄöftlinS, ÄolbeS unb ßenjenS, nicht vermiffen.

Jnbem idj biefe unb verroanbte ßitteratur Ijeranzog, ivar eS meine vornehmfte Slbfidjt, mir, zunächft auf Srunb frember gorfdjungen, einen fritifdjen Überblirf über bie änderen Sefcbehniffe nuferer Befangenheit ju verfdjaffen. Denn auf biefem Sebiete glaubte ich ber Slrbeit fdjon foviel getljan, bah eS, bei bem geplanten Umfang meines BudjeS, an» geljen muffe, ber £auptfache nach auf ben Srgebniffen ber bisherigen fforfdjung 511 fuffen. 3unieift M fidj biefe 2ln= fchauung als ridjtig enviefen. Slllein nidjt feiten mürbe ich bodj bei tritifdjer Beljanblung ber vorljanbenen fforfchungen auch über ben bisherigen Staub unfereS SßiffenS IjinauSgefüljrt; id) bin bann entroeber felbftänbig meinen eigenen Sßeg gegangen

(14)

X Dormort.

ober habe wenig ftenS bie (Sangbarfeit eines anberen SßegeS als beS bisher betretenen angebentet. 3,n übrigen verfielt eS fidj »on felbft, bafj politifdje Sluffaffung nnb Sßertung ber ^hat» fadjeit mir allein angehören.

■Jiodj felbftänbiger nnb in ben widjtigften partieen gang mein ©efifj ift mein Sud; auf ben Sebieten, bie man gewöhnlich als bie hiltiirgefdndjtlidjen ju be^eidjnen pflegt. (Sewifj befifjen wir aud) £)ier umfaffenbe Arbeiten non teilweis Ijöcbfter SSoHenbung: aus iljrer großen nenne ich Ijier nur für bie SBirtfdjaftSge» fdjidjte 9li^fd)S@efd)idjte beS beutfdjen SBolfS nnb bie gorfdjimgen

d. 9)laurerS, WleifsenS, b. SnamaS, SdjmoderS nnb 23iid)erS; für bie 9ied)tSgefd)id)te bie SBerfe (SdjröberS nnb SrunnerS; für bie Sitteraturgefdjidjte bie Sarftedung Sdjerers unb ben oon Paul IjerauSgegebenen Srunbrifj ber germanifdjen Philologie; für bie Ä'unftgefchidjte bie eingehenden Darftedungen ber in ©rotes SBerlag erfdjienenen @efcfjidjte berbeutfdjen Äunft, vor adem^anit» fd;efS Sefdjidjte ber Malerei; für bie ^irdjengefdjidjte baS Sßerf ^aitdS unb bie ©ogmengefdjidjte ^arnadS. Unb daneben ftetlt fidf eine güde von SDlonographieen, wooon einige mir bie wert» ooUften ©ienfte geleiftet haben aud) ait (Stellen, wo idj mich ju Igaufe glaubte; genannt feien hier 3. S. bie ^orfdjungen Sanit» fdjefS über bie frühiarlingifdjeit iDtiniaturfdfulen in ber Pracht» auSgabe ber Slbahandfdjrift unb bie Slrbeiten SßenbtS über bie Sermanifierung ber Sauber öftlid) ber @lbe. 2ldein bie (Stoffmaffen 31t verbinden, bie hier jerftreut waren, ihr Seinein» fameS ju erfennen unb biefem Semeinfamen in ben Duellen unb SJenfmälern nachsugehen, blieb bodj jumeift meine 2lufgabe; unb fie überall möglidjft originär 31t löfen, habe idj feine SJliihe gefdjeut. Wlein ©eutjcheS SBirtfdjaftsleben im -¡mittelalter war eine Vorarbeit in biefer 9lid)tung; daneben ftanben fünft» gefd)idjtlidje (Studien, bereu ©influfc ber kündige leicht er» fennen wirb; auch litterargefdjidjtlich bin ich auf ©rund eigner Unterfudjung mehrfach 311 befonberen ©rgebniffen gelangt. £$or adern aber glaubte ich gerabe auf bem ©ebiete ber ^ultnrerfdiei» nungen unter aden llmftänben auf jene ^rifdje urfprünglidjer 9In= fdjauung beS Sanken hinarbeiten 31t miiffen, weidje adein burdj eingehenbe Kenntnis ber (Quellen unb ber ©enfmäler gewährt wirb.

(15)

Vorwort. XI

Qnbem fidj fo mein Stubienfreiä weithin auäbreitete, be= burfte idj um fo meijr beä treuen 9tnte§ non ^reunbeu, roeldje bie mir ferner ftebenben ©injelfreife gefdjidjtlidjen ßebenä beffer beljerrfdjten. 34) Ijctbe itjn ftetä in reidjftem SDictfje gefunben; bie Universitas litterarum ift für mid) fein leeres? Sßort ge= blieben; oljne ben 3ufammeni)ang mit vernmnbt ©enfenben unb gleid) Strebenben Ijätte idj mein Sudj nidjt ju fdjreiben oermodjt. 3bnen allen, namentlidj ben treuen geifern in Serlin, Sonn, iDlarburg unb ßeipjig, fei Ijier ein Sßort auf» ridjtigften unb f>er§lidjften ©antes jugerufen!

ßeippg, ben 10. atuguft 1894.

(16)
(17)

gnfyatt

Einleitung. QefäiQte bes beutfdjeit 'gfationatßewnfttfeins.

Seite l. ©inleitung. St)mbolifd)= mi)tl)ologifdjeS9lationai=

bemußtfein bet Urjeit unb StammeSjeit... 1—11

Segriff beb Stationalberoufjtfeinb. ®efd)id)tlidje Grtrente beb beutfdien Slationalberoußtfeinb. älntbropogoner unb etljnogoner Gfjarafter bet Slbftammungbfage. Stein ©inljeitb«

float, fein Snbitibualibmub; ©eilftaaten, §unbertfdjaften. Serbunfelung ber Sage burd) ©ntfteßung eineb Stammes«

beroußtfeinb. Ölefcf)tc§tlid)er ffifjarattev beb Stammesberoufjt«

feias, feine SJebeutung im 9ieicf) ber föleroroingen unb Äarlingen.

II. SEnpifcyeS Stationalberoußtfein im 3eitaiter bet

Stärlingen unb Dttonen... 11—15

3m Verfall bes Steicfjes ber Stärlingen ift ber nationale

©rieb nur unbewußt wirffam. ©ntfteljung fpracfjlicfjerUnter«

fdjeibung jroifdjen ©eutfdjen unb ffremben, fortentnritfelt jur

polfbmäßigen Unterfdjeibung bes Sppus überhaupt. Stellung

beb Staifertums unb ber Stämme ju biefer ©ntioidlung.

m. Stitterlidj unb bürgerlich fonoentionelleb 91a«

tionalb ero uß t f ein ber Stauferjeit unb beb fpäteren

SJlittelalterb... 15—20 ©ab 9iationallieb SBaltljerb ton ber Sogelioeibe. Sie

erfte berufsmäßige Sdjidjtung ber ©efamtnation: Slitter,

Bürger, Sauern, ff-üljrung ber Station unb Seftimmung bes

Slationalberoußtfeinb burd) bie Stitterfdjaft.

©mporfommen-bürgerlichen Selbftbemußtfeinb, fein Serljältnis jum Saifer«

tum unb jur Unioerfalfirdje beb pierjeßnten unb fünfjeßnten

(18)

XIV Jnbait.

IV. 3nbioibualiftifdje3 Slationalbemu^tfein beg fedEj« jeljnten big adjtäeljnten 3«bt'bnnbertg...

^Reformation unb Snbioibuaiismug. Ser 3>'bioibualig= mug bie geiftige unbgefellfcljaftticijeSebengform bes fedjjeljnten

big adj tjeljnten Soljrljunbertg. Seine poIHifdjen unb lultureüen

©inmirlungen auf bas Stationalberoufjtfein, fjdjlfcfjlagen ber

erfteren, Sieg ber (enteren.

V. Sub j eltioiftif d) eg iRationalberoufjtfein beg neun» geentert Saljrljunbertg. Stücfblitf...

Sie franjöfifcfjeSReuotution, biebeutfcijen Sefreiungsfriege

unb ber moberne Subjefthügmug. Sie Sebeutung beg leb»

teren für bie nationale ©inljeit unb bag politifcfie Slational«

beioufitfein, feftgeftellt im oergleidjenben ERütfblicI auf bie

früheren formen beg beutfdfjen Seiuufstfeing.

fr lies

(Sriles ¿tapifeC. Jie ^orjeit.

I. Sie ©ermanen im Sidtjte ber ätteften unmittelbar gef djidjtltdjen Überlieferung...

Sinn» unb iSernfteinijanbel. Sßptljeag oon SRarfeille.

Spradjlict) erfdjliefjbare IXrfi^e ber©ermanen. älltefte Sdjilbe» rung beg ßanbeg bei ben Sitten.

II. Sie oorgermanifdje.Kultur in SRittel» unb Süb»

beutfdj lanb...

Sillgemeines über bie Duellen oorjeitlic^erßuftänbe. Sie präljiftorifdjen Zeitalter. Steinjeit, Kupfer» unb Sronjegeit, Sifenseit beg Sübens. ^Rationaler ©Ijarafter unb fulturelle

SBebingtlfeit biefer Beitalter.

III. Sie vorgefdjidjtlidje Kultur in fRorbbeutfrfjlanb fijöHenmöbbinger unb Steinjeit. Sronjejeit. SJor» römifdje ©ifenjeit. iRömifrfje ©ifenseit. @efci;idf»tlici;e SBebingt« Ijeit biefer Qeitalter.

IV. Sie©ermanen alg Snboeuropaer. Sbre erfte na»

tionale ©lieberung...-...

Sag Uroolfunb bie inboeuropäifdjen Stationen. Kultur»

ftufe ber älteften Seit, fiulturftufe berUrgermanen, ältefte

©lieberung. ber ©ermanen.

■Seite 20—23 23—26 27-32 33—39 39-45 45-51

(19)

3nl?alt. XV

^weites SiapiM. ISordjriflCiifie ^öfßerüeweguttgen in gitiffereitropa. gifte, weflgettn<tnif<6e ^Säuberung.

Seite

I. Slnlafj bet afiatifdj = europäifdjen äßanberungen 52—55 SExjpifdje Sdjitffatc ber afiatifdjen ^lirtenuölfer, begrünbet

in bem rafdjen IBerfagen bes Sialirungsfpielraumes. ®runb=

lagen für beffen Seredfiiung. Slnalogieen ber afiatifdjen

SöIIerberoegung in ®uropa. ©auernbe äßirlung ber Jpaupt*

urfarfjen. ©emeinfanteS unb älbroeicfjenbeS urseitlic^er unb ntoberner äßanberungen.

II. Cljaralter bet' feitifeilen unb getntetnifi)en ffianbe»

rungSjüge... 56—60 Serfdjiebeite 2lrten ber Fortbewegung unb Siebelung.

SriegsauSjug naci) 2Irt eines Ver Sacrum; Sinniftung in

frembeS älolfSgebiet. äRutniafjlidje Sebeutung biefer 3Irt fiir

bie germanifdjen äßanberungen. äluäjug jur See an beit

germanifefjen äiorbiiiften. ©Ijaratter beS SriegSau§3uge§ unb bes SluSjugeS jur See. Slolfsausjüge in ganzer SJlajfe; iljr

©baralter, itjre nationale äJebeutung (SRifcboöller). 2lllge= nteineä über bie ^Nationalitäten biefeS Zeitalters.

III. Sorgermanifdtje äßanberungen... 60—64

Sberer, Sigitrer, gUgrier. ©räfoitalifdjer Surdjbrucfj. ©ie Selten. Seltifdje äßanberungen nact) Spanien unbItalien« SHprien. Sßolfifdje unb boiftfje äßanberung.

IV. 21 tiefte gerntanifdje äßanberungen... 64—69

®ie Saftarnen. Sugwäifcbe unb iftroäifdje Züge 311 ben

Jlorbfeetüften unb sunt Jiieberrljein, l)erntinonifdj= fwebifcf)e

gen SObittelbeutfcfjianb. Simbern unb Teutonen.

V. ®ermanifcf)e Fortfdjritte bis auf Saefar... 69—75 Sonfequensen beS SintbernsugeS. ^Breitere ©ntroitflung

ber froebifdjen Züge: Cluaben, ©ijatten,-ölarfomannen. Slriooift

unb Saefar. Sftwäifdje Fortfdjritte linfä bes 9itjein3 unb in SBelgieti. ©aefar uitb bie Selgogermatten.

VI. Sroebifcfje SJeroegungen ber lebten Saljrjebnte

vor ®briftu§ ... 75—78 Folgen ber SEIjätigfeit SaefarS. Ser äJlarfomanneuäug

unter SRarobob; ßermunbltren unb Jiariften. — ©ljaralter beä

(20)

XVI 3nl?a[t.

^weites $udj.

grffes /tapifei. ¿>te gnfwicfifttng bet nafürrt^en Ciüieberuitg bcs fSoflies.

. , Seite

I. Einleitung. Spftematif ber älteften ©ntroidlung :>on bet ®efd)ledjt§gemeinfdjaft bis jur ©tnelje

bei- lebten mutterredjtlidjen ißeriobe... 79—95 ©ijarafter urjeitlidien 9led)tS unb urjeitlidier Sitte. Ser»

hältniS ber ©injelperfon jum Glefcfjledjt. Sebeutung bet »er= gleidjenben Sölferhtnbe für bie ©rfenntniS ber natürlichen GJrunblagen ber germanifdien ©ntroitflung. Urgef djledjt unb ©efdjlechtSgemeinfdjaft. ©ie ®ruppenfamilie. ®ie ©inelje am Sdjlufi ber mutterredjtlidjen Sßeriobe. Um=

fdjroung beS 3iecl;t§= unb ®eifteSlebenS mit bem Stuf«

fommen ber ©inehe.

II. ©ie SiefterfMeinungenber unter1t r. I gefcf)itber =

ten ©ntroidlung im religiöfeit unb moralifdjen ©afein ber germanifdjen Urjeit...95—101

©efdjledjtSgemeinfdjaft. ffllutterredjt. SBürbigung ber grauen. Sebeutung berfelben für bie Silbung ber mobernen Söller.

III. ®ie gleichen Siefterfcheinungen auf bem ®ebiete beS St e dj t SlebenS...101—107

SBölferfdfaft unb ®au. gamilie unb ©inehe. Sladjljaiien

ber »orhanbeiten Segenfähe in ben fßflidjttämpfen ber beut=

fdjen Sage.

IV. ©er Untergang ber mutterredjtlidjen Sdjuhgeroalt 107—111 Staubebe, ßaufelje. SJtuntehe.

V. Untergang ber mutterredjtlidjen Serioanbtfcljafts»

glieberung, Sluflommen beS SaterredjtS...111—121 Stechte unb fßflidjten beS mutterredjtlidjen @efd;led)tS

gegenüber feinen ©¡liebem, älllmäljlidje Übertragung biefer Stedjte unb fßflidjten uorroiegenb auf bie Saterfippe. Sd)Iufj: Slütfblicf auf bie treibenben Kräfte ber Sntiuirflung.

^weites /tapifeC. iUerfaffiingsl'eßcn ber ^trjeit.

I. Soll unb giiljrer...122—132

gamilie, ®au unb Soll. Häuptling, Jpergog unb König: Sßahl unb gunltionen beS Häuptlings, ©ntroitflung ber HäuptlingSgeroalt, SBefen unb ©nttvidlung ber alten Königs» gemalt, ufurpierte HersogSgemalt unb jüngeres Königtum.

(21)

3nl?<x[t

xvn

Seite

II. Sie §eereSoerfaffung...132—136

Sie ©runblagen. Sie tattifclje ©lieberung: gufwolf,

fßarabatenreiterei, ©efolge.

III. Sie SßirtfchaftSoerfaffung...136—144

Sie Sanboerteilung an Serbänbe. Sie ßanboerteilung an feie gamilienljauShalte unb bie Sntftehung be§ ©runb«

eigetttumS. Sie Sntioicflung ber Sßirtfchaftsgemeinbe.

IV. Sie StaatSoerfaffung...145—149 Sie ©runblagen. SaS ®o!fstl)ing. Sie ©augemeinbe.

V. Öffentliche ©eroalt unb Sippe...149—157

SaS Sitter ber öffentlichen ©eroalt. Ser Sippenfriebe

jur Urjeit. Söefeit unb Unifang bes Sollsfriebens, fein Sieg über ben Sippenfrieben.

VI. Schluß...157—159 ©efchidhUiche Stellung unb ®hat'a^et' beä altgermanifchen

Staates. Sippe, IBolfSftaat, Stammeöftaat ber folgenben

Sßeriobe.

Griftes Kapitel, ^efettfchaffs- nnb ^etftesfeßen ber Strjetf.

I. SHnbenbe flüchte ber fojialeit unb geiftigen ®nt=

roicflung...160—165

Ser Staat: eine lebeitbige fßerfönlichleit, ein Krieger» ftaat, ein Organismus ejHuftoenRechtes unbgrtebenS. SaS ©efchlecht: eine lebenbige fßerfönlicEjfeit gegenüber betn ein» jelnen wie ber gatniüe unb beren gebunbenem geben, ben

SJlann militiirifch unb rechtlich feffelnb, bie grauen beugenb unter bie ©eroalt ber SRänner. Sie ©enoffenfdjaft: eine lebenbigeSßerfönlicf)leit gegenüberbem ©eftnbe beS@efolgSherrn.

II. Söfenbe SUächte ber fojialen unb geiftigen ®nt = wicflung...165—170

Übergang jur Slomabenjeit; bie Unfreiheit ein erfter Sin»

Iah jur fojialen Scfieibung ber Station. Übergangjunt Sieter»

bau: agrarifdje Unfreiheit, Sörigfeit unb Sibel; SBeginn einer

gefellfchaftlichen ©lieberung. SInfänge beS §anbelSoertehrS,

ber alte ßharettter beS Staates burchbrodjen. SBirtung aller biefer gortfehritte auf bie nationale Kulturunb gnbioibualitiit.

III. Sichtung unb Kunft...170—180

©egenfeitigeSöebingtheit ber geiftigen unb ber roirtfdjaft» lith=fojialen Kultur. Sramatifch»fhtnbolifcher ©h“^®^ ber Sichtung: feine Sflüte unb fein Verfall, gormgebung unb

(22)

XVIII

geite fßatljog ber gehobenen Spradje: $ug inäErhabene. Sthpthmif. Silbenbe Äunft: Formgebung beö Ornamentalen. Qeitlidje

Segreitjung bes ftjmbolifcben ßeitalters; mittelalterliche

Überlebfel.

IV. Sittlidjleit, Sitte unb Stedjt...180—188

SJlangelnbe Schulung berSlnfdjauung unb Erfahrung alg

©runblage beg äfthetifdjen unb fittlidjen ©afeing ber Urjeit.

©ebunbenijeit ber fittlicfjen begriffe unb ber fittlichen fßer» fönlicfjfeit; fieibenfdjaft unb Energie. SBefen bes Sledjteg unb

ber Sitte: bie Sitte noch ©eil beö Stedjteg. Slufsere ©urd)= bilbung beg Sledjteg: Spmbolif beg Stedjtbgangeg unb ber Sledjtggefdjäfte, Sßanblungen biefer Spmbolif. ©idjteiifclj» fpmbolifche Spraye beg Siechte?.

V. ©ottOeit, SJlenfd) unb Statur...188—195

©ie Staturreligion ber ^nboeuropäer in ihrer urfprüng» Iidjen germanifdjen Sluggeftaltung jur SBelt ber Slfen, SBanen, Sliefen. S3eroielfältigung ber ©ötterroelt. Slbftraftion aug bem fßohjtljeigmug auf ein einljeitlid) wirlenbeg Scfjictfat,

vorbereitet burdj SultuS unb Sßahrfagung. Sozialer, nicht

inbivibuell moralifdjer Gljarafter berSleligion. Sleligion unb Snbivibuum, Unfterblichfeit.

Priffes ’iKitif).

grfles ¿taptfcf. §tom ltnb bie Germanen in ¿Ingriff unb ¿Ißwcljr.

L Som SBeggang Gaefar? big jurSlufnaljme römifdjer

Dffenfive, 13 o. Ehr... 197—202 fßrovinjiale Drganifation Gallien?. ©erntanifdjer Über»

mut. Überführung berUbierüber ben Stljein. Steue Einfälle, Serbinbung mit linfgrheinifdjen Söllern. §ervortreten ber

Sugambern. Slieberlagebeg Solliug.

II. Unterwerfung beg Sanbeg jroifdjen Stljein unb

SBefer, 13 t». Ehr. 6tä etwa (Shrifti Geburt .... 202—205 ©er lonjentrifdje Singriff unb feine Sorbebingungen.

©rufug am Stljein. ©iberiub: Serpflaitjung berSugambern. III. SBeitere Stritte röntifdjer Eroberung öftlidj ber

SBefer, itörbiidj ber ©onau, SlieberlagebegSarug,

non ©hrifti Geburt big 9 n. Ehr... 205—210

Slom unb bie Gljerusfer. ©ag Steicfj SWarobobg. ©iberius

(23)

XIX

gegenäJlarobob. Sage im Slorbroeften nadj Tiberius' SBeg»

gang, Arminiu? unb bieEijeruSfer. ©ie Teutoburger Sdjlad)t unb tfire folgert in ©ermanien.

IV. Siömiftbe ©efenfiue; 2lbficljten be§ ©ermanicuS,

9—16 n. Eljr...210-215 StömifdjerVerjidbt auf bie Eroberung ©eutfdjlanbsi, Ein*

leitung ber neuen ißolitit burd) Tiberiuä. ©ermanicuä

Dberbefefjläijaber; anfänglicheStellung ber©ermanenju if)m, feine ffelbsiige, feine Abberufung.

V. innere ©egenfäfce in ©eutfdjlanb...215—220

ArminunbSBarobob. Vebeutungber burd) fie »ertretenen

©egenfä^e. Scfdadjt im §ermunburengebiet. Vertreibung ®larobob£ Enbe Armin§.

VI. Anftalten römifdjer Abroeljr an 9ll)einunb Tonau

im erften unb sioeiten ^aljrljunbert... 220—225 Eljarafter ber römifdjen ©efettfioe biefer Beit- ©ie

ÜJlilitärgrenje am 9ii)ein. ©ie SJlilitärgrenje an ber ©onau. Vorrüden ber Srenje: ©renjtoäUe in Süb=unb

SKittelbeutfcb-lanb, Vefeftigungen am JHeberrljein. itultur ber SRilitärgrense.

^weites Kapitel. Verlauf unb folgen ber oflgermaniidien ^Säuberung.

I. äußerer Verlauf ber oftgermanifdjen SBanberung 226—235 SBiriungen ber römifdjen ©inbäntmung ber SBeftgermanen

jnjifdjen 91bein unb ©onau. ®ie Dftgermanen unb bie fo=

genannte Völferroanberung. Ältefte SBanberungen ber Dftger=

manen; ©egenanftalten 9toms bis auf fiaifer Valens; SBuIfila

unb bie Sloefogoten. ©ie ÜBeftgoten im oftrömifdjen 9leidj.

SBeftrom unb bie Dftgermanen um bie Sßenbe beS inerten unb fünften Qaljrljunbertg; Vegrünbung be§ roeftgotifdjen

Sleidjeä. ©as n>anbalifd>e 9leid) in Afrita, bas oftgotifdje in

Stalien.

n. Snnere ©efdjidjte ber oftgermanif eben Staaten in

ben SJlittelmeerlänbern be§ meftrömif djen 9leici>e§ 235—243

Verfall be§ Smperiums, politifcf), fojialunb wirtfd)aftlicf).

Einbringen ber ©ermanen, ihre Bal)l, ihre Slnfieblitngen unb

fokalen Sdjidfale. ©ie prooinjiale Ariftolratie unb bas ger«

(24)

XX 3nf)a(t.

Seite oerfdjiebene 'Scfjicffatein ben brei Veidjen. Vebeutung bed oft= germanifc^en unb fränfifdjen Äönigtumd für bie Verbreitung

bed germanifdjen Staatdgebanfend in ben romanifcben

ßänbern.

HI. Dftgermanifdje Sultureinflüffe auf bie ®ntwicf=

lung ber Stomanen... 244—250

Sie Religion: §eibentum unb Slrianidmud. Sie Äunft.

Sie oftgermanifdjen Spradjen; Stellung bed ßateind unb

feiner ßitteratur. Sitte unb Sittlich feit: Vebeutung bed

germanifdjen Sippenoerbanbed, bed ffamiltenoerbanbes unb ber @lje; ber germanifdje ©enoffenfdjaftdbegriff.

IV. VJeftgermanifdje Vegleit» unb golgeerfdjeinungen

ber oftgermanifdjen Sßanberung... 250—256 3nt Sßeften: Büge ber ffranfen, Sllamannen, Sadjfen,

Singeln, Sitten. 3m Often: ©ntfteljung ber Vatern, ßango» barbettuig, flatvifdje Vefepung t>on SWauringalanb. Vefonberer

Gfjaraiter ber angelfädjfifdjen unb langobarbifdjen Steidjd»

bilbung, Vebeutung biefer Vorgänge unb ®ntn>i<ilungenfür bie gefamtgermanifdjeOefcfjid^te: centraleStellung ber fyranfen.

Viertes

&fles /tapilef. jpte beutfdjen Stämme bes heftens unb bas §*ranßenrei<$ ber crflen ^Herowtngen.

I. ©allien unter römifdjer fjerrfdjaft... 257—26»

Umgeftaltung ber Volföioirtfdjaft unb ber fojialeit

©lieberung: Stäbte unb ßatifunbien; Äolonen, Senatorialen,

fturialen,Vürger. Siontanifierung uonoben fjerab. ÄeltifcTje

Umformung ber römifdjen Äultur unter ©rtötung bed eignen

Volfdtumd. Verfall ber äufjeren Äulturauf bem platten ßanbe unb in ben Stabten. Sie römifdje Verwaltung unb bie

Steuern; jerftörenbe SBirfung beiber. Sad römifdje ©renjljeer.

II. ©ntfteljung ber beutfdjen Stämme... 268—273

gunalpne ber Veoölferung; Übergang jum oollen Slcfer» bau; ©aufönigtum. Weitere ¿unaljme ber Veoölferung; Sin«

bringengegen bie römifdje ©renje;toeftgermanifdje SBanberung; Stammedbilbung.

III. Sludbreitung ber Stämme gegen ©allien .... 273—280

grüljefte Singriffe, ©rfter §auptangriff um bad 3<tf>r

(25)

.Jnijalt XXI Seite Ijunbertg. Sßanblungen im gegenfeitigenBerljältnig ber©er»

manen unb Siötner bis jum Schluffe bes vierten Sahrljun» berts. ©ritter feauptaitgriff int Beginn be? fünften 3<>h»

Ijunbetts: äßeftgoten, äßanbalen, Silanen, Sweben; Burgunben;

Sllamannen; granfen. Burgunbenreich unb.6unnenfrieg(451). Untergang beS roeftrömifchen Beidjeg (476): Slusfidjten ber ger=

ntanifdfen gröberer in ©allien.

IV. ®ie gntftefjung beä granfenreidjeä; gfjloboived) 280—287

Sage unb Bebeutung ber einjelnen ©ruppen beS fränti» fdEjen Stammes int fünften Sn^hunbert. ©ie Salier unter (iljlojo unb (Sijilberictj. Gljloboweci) erobert baä Bönterreich besSpagriuS, unterwirft grautenunb Sllamannen, tritt junt

Gljriftentum über. Spätere 3al)te ©^[оЬогоефй, Begebungen

ju Burgunb, ju ben 'Ißeftgoten unb junt Dftgotenfönig

©Ijeobericfj. GtjlobowecbS ©häuflet unb Bebeutung.

V. Sluäblicf auf bie fpäteren Sdjitffale beö Blero«

wingenftaatS... 287—291 ©ie erfte Seneration bermerowingifchen Spigonie. ißer=

fönlidje, fojiale unb potitifc^e ©rünbe bes fpäteren Beifalls.

^weites Zapftet unb fojiafe (iniwidifungen im güerotvittgettreidi.

I. ®Ьага^ег beä SReidjeg... 292—298 Slrt ber fränfifchen Eroberung unb bes merowingifchen

Beflieg. Berfdjiebene Äulturftufen int 3ieic^. ißolitifd) ge»

fonberte Stellung ber einjelnen Steicfjöteile. Slbmeicfjenbes

Stedjt, abweidjenber ®hara^er ber gefellfcf)aftlid)en ©liebe«

rung. Sittlicher unb geiftiger guftanb int Zentrumbe§ ‘¡ReiäjeS.

II. äßefen beg Äönigtumö... 298—308

©erntaniftfje ©runblagen ber Königlichen ©ewalt: Bann

unb Schuh. Slnwenbung berfelben auf gerntanifche groetfe.

Slnwenbung auf frühere röntifche StaatSjwecfe; Sctjidfal ber

djriftlichen Äirdje, ber röntifdjen ginanjen in rontanifchen unb

gerntanifchen ©egenben. Begrünbung einer Königlichen Ber»

waltung: Gentralftelle, herzoglicher Bejirf unb Sau. ®aä

©rafenamt im befonbern. ©entralifation unb Berfranfung.

Smmunitäten. £ehte ©rünbe für bieUnmöglichfeit bauernber

(26)

XXII ^nfjalt.

III. SBirtfdjaftlicjeunb fojialeSage ber germanifdjen

Seoölferung, norn ejmlicj ber freien... 308—313 Sßrinsipien germanifcjer Stanbeöbilbung non ber Urjeit

btä ¡umneunten 3at)t'i)unbert. Sjarafter ber fojialen ©liebe«

rung fpejieH int (elften Sajrjunbert. Sunajme ber ^alb=

freien Klaffen. ©ie freien ber germanifdjen Stämme im

Dftenunbilorben: tnirtfdjaftlidje unbfojiale Sage, ©ie freien

nornejmlid) in Sleuftrien: Unterlunft in länblidjen Seijener«

jältniffen, bamit nerbunben aKmäjlidje Änberung bes fojialen

unb politischen ©jarafters, nornejmlicj innerhalb ber Stn= munitäten.

IV. fßolitifdje Sdjitlfale ber freien...313—320

©ebeutung ber fReidjS« unb Stammeönerfantmlungen.

Kein ©autjing. ©ad SlerfaffungSleben ber §unbertfdjaft: Selbftnermaltung, SBirtfdjaftdnerfaffung, ©eridjtdnerfaffuitg

unb fRedjtSgang. ©inroirfungen ber ©rafen, Verfall ber Selbftnermaltung. Sluäbilbungber Seite jufßolijeigemeinben

unb Untergeridjten. Sßefen ber germanifdjen greijeit am

Sdjlufi ber fßeriobe.

V. SIriftofratifcje Sleubilbungen, Serfall besKönig«

tumd unb ber SJerfaffung... 321—328 ©ermanifcjer llrabel; föniglidjer ©ienftabel; 2lriftofratie

bes ©runbeigentumS. ©rfolglofe SJerfucje ber Könige, bie

teuere ju beugen, ©er ©ienftabel fomrnt in ben Sefifc non

©rofjgrunbeigen, nerfdjmiljt mit ber Sanbariftolratie unb wirb nielfacj erblidj. Qunejmenbeä Streben bes toalierten

Sibels nadj beröffentlidjen ©eroalt. fßjafen be§ §au§meier» tumS, Untergang bes Königtums.

Jritfes «Kapitel. $üfleste6en unb <$ri|Wi<$e ^¡liffiott jur ^fautmesjeif.

I. Storauöfeijungen unb allgemeiner ©jarafter beS

geifttgen Sebend ... 329—334

©er StammeSftaat auf beutfdjemSoben. ®efdjloffenjeit

berroirtfdjaftlidjenunb fojialen, ©infjeit ber geiftigen Kultur.

©a§ ©eiftedleben nodj roefentlidj äftjettfdj. Übergang non

ber fpmbolifcjen jur itjpifdjen Sluffaffung, bereu epifdje

Färbung.

II. Kunft unb ©icjtung... 334—344

©ie Sierornamentil ber Stammesjeit; ©ntftejung unb

(27)

3ubalt. XXIII

Seite Urjeit; tljre Sladfblüte in farlingifdjer Seit unb iljr 93erfail. ©ie erfte SJiütegeit be8 Öelbenfangg: @t;ronologie berfeiben; ber berufsmäßige Sänger ber ©raget biefer ®pii; SInefbote, SJiärcijenunb Jrauerieirf) ifjreVorftufen; bieSRifdjung»on ttjpifdj SRenfctflidjem unb mrjtljologifdj Söttlidjem iljr Sljaralter; ba8 ®ramatifd)=9lftuelle iljrSluSbrucf; bie abgeroanbelteSlllitteration

unb Verfdjränfung ber Urjeit iijre gorm. ®emeinfame8 in

ber Sntroictiung »on Sunft unb ©idjtung.

III. Slltefte Sierüi)rungen mit bem Sljriftentum . . . 344—350

llrfprünglidje cbriftlicfje Sinflüffe auf bie SBeftgermanen;

©infüljrung einzelner Seime mit bem Vorbringen römifdjer

Sulturbegriffe überhaupt, oftgermanifdjer SIriani8mu8, ein»

l>eimifdje8 Sljriftentum SÖeftbeutfcijIanbö. gränEifd)=d;riftlid|e

Siitflüffe: Sinioirfungen auf Sllamannen, Siaietit, ©ljiiringer;

SRiffion unter ben ^riefen. Sie fränfifdje SReicfjSfirdje jur

Sljriftianifierungunfähig.

IV. Sie irifdj=angelfäd)fiftf)e SRiffioit... 350—358

Sten unb Srofranlen im gtanfenreidj, in Sliamannien,

©fjüringen unb Vatern, Verfudj eigenftänbiger Drganifation

in Vaiern. Sie Slngelfadjfen: friefifdje SRiffion, fübbeutfdje

SRiffion; 3Riffion8» unb Drgaiiiiationstijätigfeit bes ^eiligen

Vonifatiu8, Verbinbung mit ‘Rom. (Stjo.rafter unb Snljalt

ber angelfädjfifdjen ^Srebigt in ©eutfdjlanb.

V. ®laube unb Sitte unter d;riftlidjer Sinmirfung 358—364

Slufnaljme be8 neuen ®otte8glauben8, Sdjictfal ber ger=

manifdjen ©ötterleljre. Sliter unb neuer Kultus. <Si)riftiicf;e 301oralbegtiffe in germanifdjer Raffung, Unfterblidjfeitäglaube

ber Urdjriften, ber SRiffionare in ©eutfdjlanb, ber beutfdjen

©Ijriften. Einfluß cfjriftlicfger SebenSfornten auf Staat unb ©efellfdjaft, Sunft unb Sultur, fRedjt unb Sitte.

(28)
(29)

(Einleitung

(30)
(31)

C^efdjidjte

bcö

btutfdjen

UntionalbennifjtreiMji.

i.

35er

©taube an bag Siedet unb bie untrügliche Sßirtung nationaler Bewegungen gehört ju ben hervorragenben Äer.n$eidjen ber ©egenwart. 2ßir finb geneigt anjunehmen, bafc ein Bolt', bag fein Sationalbewu&tfein verloren, fid) felbft verloren habe. 2ßir redjnen mit ben Sufjerungen biefeg Bewujjtfeing, namentlich in ber verftärften gorm beg Sationalftoljeg, bei jeber Söenbung in ben ©efdjicfen ber europäifdjen Bölter.

©em war nicht immer fo. Schon ber Äogmopolitigmug beg vorigen Saljrhunbertg badjte anberg. 9Iud) ber Begriff beg Sationalbewnfitfeing felbft ergiebt, bafj bem nicht immer fo ge wefen fein fönne. ©enn wag ift bag Bationalbewujstfein anberg, alg bie gefchichtlidj entwickelte ftbereinftimmung aller 93oIfS= genoffen in ben wefentlidjen fragen beg eigenen wie beg

©efamtbafeing? So lebt eg in BorfteHung unb ©mpfinbung beg einzelnen, fo bilbet eg alg ©anjeg, alg außerhalb ber C£in§el=

leben ftehenbe Summe von 2lnf<hauungen eine Stacht, weiche

anfeuert, begeiftert, tjiirreißt.

3llg gefdjidjtlid; geworbene Stacht weift bag ¡¡Rational»

bewufjtfein einen jeitlidj wedjfelnben ßharatter auf. $n ber ©egenwart ift eg vor allem politifdj gewenbet: alg fein natiir» lichfteg ©rgebnig erfcfjeint ber nationale Staat.

©iefe Sßenbung beg Begriffeg, ber ijeute beinahe bie SBudjt

einer logifdjen gorberung beiwohnt, ift jungen ©atumg, ein ©rjeugnig ber politifdjen unb wiffenfdjaftlidjen ©eiftegarbcit beg

(32)

4 (fctnietiung.

neunzehnten 3af)rljitnbert§. Slicten wir non tiefer Stufe rüdwärts in ta3 früheste, gefdjidjtlid) beglaubigte Beitalter unfereS SolteS,

fo ftellt in ihm baS nationale ©afein gerabeju entgegengefehte gorberungen: es verneint ben nationalen Staat, es fielet ben politifdjen gortfdjritt ber Station in ganz anbern Stidjtungen

geroäljrleiftet, unb eS ftüfet fich allein auf ben ©tauben an einen natürlichen Sufainmentiang ber SoltSgenoffen. fjn tiefem Segern fa£: SluSfdjlufj jebeS nationalen Staates einerfeitS, abfolute gorberung beS einheitlichen SiationalftaateS anbrerfeitS: verläuft baS beutfdje Sewufjtfein feit ben ©agen EäfarS bis jur Segen» wart, unb eS verfteljt fidj, bah bie Stufenleiter eines gort» fdjrittS von bem einen Eftrem junt anbern zugleich bie vornehmften ißljnfen ber nationalen Entwid'lung überhaupt fennzeidjnet.

©acituS erzählt int zweiten Äapitcl ber Sermania von

unfern Slltvorbern: in alten Siebern, ber einzigen 2lrt von

SefdjidjtSüberlieferung bei ihnen, feiern fie ben von ber Erb»

mutter geborenen Sott ©roifto unb beffen Soljn SJtannuS als Slhnljerren unb ^Begrünter beS SBoIteS. ©em SliannuS fchrieben fie brei Söhne zu, nach bereu Slamen angeblich bie bem äJleere

nalje wohnenben Sölferf¿haften als Sngwäonen, bie inmitten als

Herminonen, ber dleft als igftwäonen bezeichnet werben. ES mar

eine auf mpthologifdHpmbolifcher Srunblage beruhenbe 2ln=

fdjauung von ber natürlichen Einheit ber Station, unb nur in

tiefer UrfprungSfage, nirgenbs fonftwo, fanb baS Sefamtbafein

ber Station einheitlichen SluSbrud. ©er Snljnlt ber Sage 9e= iiiigte jiißleid^ zur Slbfdjeibuitg von anberen Wölfern: beim

er läuft nicht blofj auf bie Entftehung ber Serntanen, fonbern

auf bie Entftehung ber SJlenfchen überhaupt hinaus: ber SSater ber 2lhnherrcn jener brei ülölfcrteile ift WiauimS, ber bentenbe,

finnbegabte SJiann, ber SJienfch überhaupt; über ihn hinweg

verliert fich bie Äunbe in baS ©unfel göttlichen UrfprungS.

ES mar ein natürliches Slationalbenmhtfein gleich bem ber Hellenen in ältefter Beit: nur bie SBolfSgenoffen waren im vollften Sinne SJlenfdjen traft göttlicher ©efrudjtung; ihnen

(33)

<Sefd?tcf?te bes beutfdjen ZtattonaíberougffeinS, 5

Slaffe, als barbaren. ©artttn war es auch nicht nötig, frembe Stationen einzeln 311 benennen: iEjre Singehörigen waren eben inSgefamt Barbaren; erft in gefdjidjtlid) fpäter ßeit Ijat fich ber Stame ber feltifdfen 33ölferfdjaft ber holten, welchen bie ©eutfchen aufgriffen, -ptr gertnanifdjen Sefanttbejeidmung ber Selten atö SBälfdje ^erauSgebilbet.

©a§ ftolje SBewufjtf ein, bem allein voKmenfdjlid)cn, betn auäerwäl)lten SSolfe an3ugel)ören traft natürlicher Slbftamnutng, genügte als Srunblage nationalen BufammenhaltiB: wa§ be= burfte e§ betn gegenüber weiterer SSethätigung ? ©twa gar beS ©inheitSftaateS? Selbft wenn ihn Sulturhöl)e unb politifd)e§ Sliid geftattet hätten: wie wenig wäre er imftanbe getvefen, bie befonberen göttlichen SSorjüge be§ nationalen Sdjicffafó in höherem ©lange erftraljlen 311 taffen! @3 fehlte von biefer Seite hrr jeher Slnlajj, ein politifdjeS Stationalbewufitfeiii 31: bilben.

©in politifdjeS Slationalberonfjtfein mangelte auch, f«Bt man ftatt ber nationalen Sefamtl)eit ben ©injelneit in§ Singe. 33on biefen Sermonen war einer gefchaffen wie ber anbere; bie Stämme beS StorbenS unb be§ SiibenS, bie Häuptlinge beS erften unb beä vierten BflWjunberts waren fid) 311m iöerwedjfeln ähnlich1. SBeber eine biffercnjierte wirtfdjaftlidje Sultur, nodj ein in verfdjiebene Bweigc veräftelte» SeifteSleben Ijatte fdjon bie ©inheit ber perfönli^en Haltung geftört. SÖ0311 für eine foldje Sleidjförmigfeit inbivibtteUett ©afeinä I;öl;ere, in fidj ab» geftufte Slieberungen fdjaffen, wie bereu ein ©inheitsftaat notwenbig verlangt hätte? Stur ftaatlidje Berfplitterung ent» fprad) biefetn Buftanbe.

Sie war im größten Tta&ftabe vorljanben. ©ie Station verfiel in eine fyiitte Heiner ©eilvölter, bie fich wieberum ihrerfeitd in mi(itärifch=genealogifd)e Sruppen von etwa taufenb Seelen, bie Hunbertfchaften, glieberteit. ®ie Hnnbertfdjaft, wie fie nod) auf ber Srunblage natürlicher Slbftammung beruhte, war ber einzige, grunbfä(jlidj fefte SluSgangSpunft in biefer SIbftufimg.

(34)

6

Smar bilbete eine Slngaßt von 4junbertfdjaften ber Siegel nadj auf

längere Seit ein ©eilvolf; aber leidjt fplitterten grofje Sdjid»

faie, Äampf nnb Sluäwanberung, Sieg unb Stieberlage einzelne

^unbertfchaften »om alten Serbanbe ab unb veranlaßten fie,

fidj anberen ©eilvöltern anjufchließen. So werben unb »er=

geljen eine nid)t unbebeutenbe Slnjat)! von ©eilvölfern int Saufe

be§ ©ußettbeS von Senerationen, roätjrenb bereu Stbfolge wir

ba§ gerntanifdje ßeben ber llrjeit verfolgen fönnen, unb nur nod) ba§ gefdjichtlidje Sieb »ererbt ba§ ©ebädjtniS an ^elbentljat unb Untergang »erfdjoHener 33ölfer. @3 ift ein politifdjer $u=

ftanb be§ nationalen ®afein§, ber fidj ant eijeften mit bem ßeben niebrer tierifdjer ©ebilbe vergleichen läßt: auch Ijier bie leidjte unb ungefäßrlidje Spaltung ber ipifammengefeßteren

Snbivibuen in ihre einfacheren ©eilorgane, unb barauf beren

wedjfelnbe SSerbinbung ju neuen mehr ober tninber jufamnten» gefegten ßebewefen.

©ieS Seitalter, unb mit ihm bie Segrünbung be§ ^Rational»

bewußtfeinä auf bett urfpriinglidjen, natürlichen, in einer 2Ib=

ftammungäfage fpmbolifd; erfaßten $ufammenhang begann mit

bem jweiten unb britten 3faljrf)unbert n. Gßr. ju fdjwinben.

О warb junädjft burdjbrodjen burdj ben ©inmarfdj germanifcher

Wölfer in bie ©renjen be§ römifdjen SBeltreidjeS: wie ließ fidj gegenüber ber unenblidjen civilifatorifdjen Übermacht beä 3m= periumS ber trotzige Sebanfe einer germanifchen Überlegenheit über alle anbern Söller auf allen SebenBgebieten aufrecht er=

halten? Gs> warb fpäterljin nod) mehr serfeßt burdj ben ©influß be§ ©ßriftentumä, ba§ bie Serbrüberung ber Söller prebigte.

Überwunben aber würbe e§ burdj biefe SOlädjte nicht, fdjon be§=

halb nicht, weil Slömerftaat unb ©hriftentum nur auf bie füb= liehen unb weftlichen ^usftraljlungen germanifchen SBefen§ wirkten.

Überwunben warb e§ auch noch nidjt burdj eine neue, innere germanifdje ©ntwidlung.

Schon gur Seit be3 Gäfar unb ©acituS gab e§ für einige Steißen »on ©eiloöllern gemeinfame Äultu§»erbänbe. SBaren fie SBorläufer größerer politifdjer Serbäitbe, ber fpäteren Stämme? mag bei einigen waßrfdjeinlidj fein; gewiß ift, baß bie noch

(35)

<Sefcf?td?te bes beutfdjen Ztationalbewußtfeins. 7

heute fo wichtigen llnterfd)iebe her ^jauptfiätnme, her Vaiern, Sd)ma6en=2llamannen, grauten, Sachfen, in ihrer Gntftel)ung auf nicht biofj @ine Urfache jurttdsuführen finb. ©ie politifdje Verfaffutig bet fleinen ©eilvölfer ber Uqeit mar überreif, fie brängte ju tjötjeren (Sinljeiten; ber ^ortfdjritt ber materiellen Äultur erforberte größere Verbänbe; ber Segenfah ju Vom, feit bem britten 3al)rl)unbert im ganzen metjr auf Singriff beim auf Verteibigung gerichtet, muffte fd)road)en ©eilvölfern ftaat» liehe, bauernbe SSünbe nahelegen; manch anberer Srunb mag weiter für bie Gntftehung ber Stämme im britten bis fünften 3at)rt)unbert non Gelang gewefen fein.

Sicherlich trat mit bem ©ntfteljen ber Stämme bie 3bee non ber fpmbolifdj = natürlichen Gintjeit ber ©eutfdjen in ifjre lefete ©rfdjeinungSform. 3war würben aud) jefct nod) Stammes» genealogieen aufgeftellt, aber wie tonnte fid) eine gemeinfame 2ln= f^auung auf bie ©auer erhalten unter bem Völterwedjfel ber großen SBanberungen, unter ben Sd>idfalSfchlägen, weldje Soten unb ißanbalen, Vurgunben unb Sweben fernab von ber Heimat in frembem ßanbe trafen? ©as StammeSbewufftfein über» wucherte baS ältere Vewufjtfein ber Urzeit, unb eS grünbete fich ber ^auptfadje nad) nicht mehr auf natürliche Sufammen» hänge, fonbern auf gemeinfameS Sdjidfal.

Schon bie erfte grofje Äunbgebung beS neuen Stammes» gefühlt, welche auf nufere ©age gefontmenift, beweift baS. 3™ Vorwort beS falifdjen SefebbucbeS auS ber SBenbe beS fünften unb fechften 3al)rljnnbertS preift fi<h ber Stamm ber fyranfen als berühmt unb gottbegriinbet1: nod) Hingt baS fpmboiifdj» natürliche Vationalbewufftfein im Sßortlaut ber StautmeSfage an. SIber nad)bem fich baS Volt feiner natürlichen Gigen» f¿haften, ber SBaffenfraft, ber Vertragstreue, ber Sebanfentiefe im Vat, beS Sibels an Seift unb Äörper, ber Äühnljeit, Schnelligkeit unb 9ßiHenSmad)t gerühmt, begrünbet eS feinen StammeSftolj mit ben Sßorten: ,,©aS ift baS Volt, baS tapfer unb ftart ber Vömer Fj^^teS 3o<h von feinem Vaden fdjüttelte

(36)

8 (Einleitung.

int Äampf; unb nach Einnahme her Saufe, ba waren eS bie gratifeit, welche ®olb unb foftbareS Seftein über jene ßeiber

heiliger STiärtprer 311m Sdjmucfe häuften, weldje bie diömer int getter verbrannt ober mit bent Schwerte verftümmelt ober ben

wilben Sieren 311111 grafje vorgeworfen hatten."

$e länger je mehr offenbarte baS StammeSbewufjtfeiit

feinen gefdjidjtlidjen Gtjarafter. So gewann eS StuSbrud in

ben Sagen, weldje bie ©efdjidjte ber Stämme in Anlehnung

an baS grofje Sdjicffal ber Stamme§i)elben überliefern; fo in

beit fpäteren StammeSgefdjichten eines QorbaneS unb ißauluS

©iaconuS, weldje burdjweg vom StatnmeSbewitfjtfem getragen

erfdjeiiten. Dtirgenbs aber erhob eS fein $aupt fyöljer, als bei ben granten. Stolj nennen fie fidj felbft gegenüber einem Zapfte beS achten 3ahrhul,bertS baS Ijodj^ergige Soll ber grauten ’, unb in einem römifdjen Schreiben ber gleichen Beit, in welchem ber h- jßetruS perfönlidj als bei bem Stamme föilfe fitdjeitb eingeführt wirb, bezeichnet ber ^eilige bie grauten als feine 2lboptivföljne, beim es fei befannt, bafö weit über alle SBölter, bie unter bem Fimmel finb, baS granfenvolf bent ®otteSbotcn ißetruS geneigt fei.

Äein ßweifel, baf; biefeS StammeSbeivufjtfein int Siege über bie altnationale Spmbolit natürlicher Bufammenhänge eine grofje Sefaljr für baS beutfdje SSoltStum als ©anjeS war.

9Udjt jitm geringften unter feinem burdj ferne ^Säuberungen gefeftigten ©influf? finb bie cblen Stämme beS DftenS, bie

(Soten unb ßangobarben, SSanbaleit unb Sweben bem beiitfdjen Stauten verloren gegangen.

®a war eS befonbere ®unft beS SdjidfalS, bafj eben bort, wo ber StantmeSftoI? am weiteften entwidelt war, eine politifdje 33orwärtSbewegung von unenblidjer SBidjtigteit eintrat, ®ie

granfen befdjräntten ihren ®hrgeij nicht auf iljr Stammes«

gebiet; auSgehenb von bem ©eilftamm ber Salier, ber int

Scheibegebiet fafj, brachte eS baS töniglidje Sefdjledjt ber SJlerowingen jur Unterwerfung aller anbereit fräntifdjen ©eil«

(37)

<ßefd?id)fe bes berufenen Waftonalbetvugtfetns. 9 ftämme, fowie jur ^errfdjaft über Dllantaitnen, ©l)iiringer unb

Saiern. greilidj war bamit fein beutfibeS ©inljeitäreicE) aller

Stämme begrünbet. ®te DJlerowiitgen waren weit bavon ent=

fernt, redjtS beS Dll)eineS als alleinige Herren ju gebieten; iljre §errfd)aft trug hier etwa beit ©ljarafter afiatifdjer ©eSpotieen; fie befdjräitfte fid) im wefentlidjen auf TOirtfdjaftlidfe gorbertingeit unb militärifdje Dlitfpritdje; von einer fränfifdjen Dlegierung ber ßanbe war beinahe nie bie Diebe, unb bie StammeSreidje blieben befonbere StaatStppen unter eigenen dürften.

9Iucf) beftanb baS nterowingifdje Dieidj feineSwegS nur aus bett reinbeutfdjen Stämmen öftlid) beS DBaSgenwalbS. ES batte [ich nidjt ntinber na<h Silben auSgebebnt, nach Surgunb unb ber Provence, nach bem mittleren $rantreidj unb Dlquitanien: neben ber gerntanifdjen ftanb eine romanifdje Dleid)Sl)älfte.

©iefe ¿wiebelt ber Schiebungen lief? eS ju feinem beutfdj djarafterifierteit StaatSgefiil)l fomtnen, baS etwa ben politifdjen Sereid) ber ■Hierowingenherrfdjaft erfüllt hätte. ©aS Stammes = bewufstfein blieb auf bentfdjer Seite hefteten, weint aitdj an vollfter Entfaltung gebinbert; unb für baS Dieid) als ©anseS bilbete fid) nur ein politifdjeS Sewufttfein ber berrfebenben

Stlaffe aus, bas von beit SdhriftfteHern ber Seit innerhalb unb außerhalb beS DieidjeS mit richtigem Sefül)l als fränfifch be= geidfnet wirb. ES war weit bavon entfernt, national, beutfd) 31t fein. ES begeidjnete nur bie ©Ijatfadje politifdjer SewegungS-

freibeit für bie tjerrfdjenben Stlaffen. So bat es feine Spuren

in bem franjöfifdjen franc, bem italienifc§’portugiefifd^=fpanifc^en

franco „frei" binterlaffen; erft im Dleubodjbeutfdjen haben wir

baS DBort in biefent Segriff attS bein gransöfifdjen übernommen

ttnb namentlich in ber moberiten DlHitteration „franf unb frei"

bei uns eingebürgert.

DIIS EinbeitSftaat in bem gefdjilberten Sinne übernahmen

bie Stärlingen baS Dieid) vom abfterbenben altföniglidjen tgaufe

um bie Dßenbe beS ftebenten unb achten ^aljrbunberts. ©ie erften ^errfeber beS neuen ©efdjledjteS beftellteit es wieberum

jum früheren Umfang; Rippin griff weiter nad) Italien aus. Start ber ©rohe erbte bie DJladjt, bie Dlufgaben unb woljl auch

(38)

10 (Einleitung.

bie ißläne SßtppinS. Unter ilpn warb baS $ranfenreich llniverfalreidj, inbem eS jum WUttelpunft ber f[affifdjen 2/rabi= tionen, 9?om, unb in il)m jugleidj jmn SDlittelpunft beS bamalS mobernen geiftigen Sehens, 311m ißapfttum, vorbrang. Sie Äaifer» trönung, bie Äonftituierung beS JieidieS als Sßeftrcidj neben bem

bpjantinifdjen Dftreidj brauten feit bent beginn beS nennten

3ahrI)unbertS bie ©rrungenfdjaften breifjigjäl)tiger SDlü^en allen

fidjtbar sunt StuSbrud. S)aS Regnum Francorum war ver= fdjwunben, baS Imperium neu belebt, unb mit ihm brängte fidt ber längft vorbereitete ©ebanfe eines faiferlidjen ®otteS= reidjes auf ßrben, einer chriftlidjen SCljeofratie non 3a()t 31t 3aE)r greifbarer hervor.

3Bar unter biefen Vorgängen an eine ©ntwidlung beutfdjen SiationalberoufitfeinS 311 benfen ? SBenn .ftarl ber ©rofee Sad)fen» lanb eroberte, iöaietn feinem -Jieidje bauernb einoerleibte, Ijat itjn ba bie 2lbfid)t geleitet, vor allem bie beutfdjen Stämme feinem 2BiUett 31t beugen? £at er nidtjt aud) bie fpanifdje

■Dtarf unb SJenevent gewonnen; reichten feine ißläne nicht bis nadj Sijilieii unb ©alntatien? Unb beburfte er nicht ber Sänber bis jur ©Ibe jur SBefriebung ber nieberrt>einifdhen ©egenben, SaiernS jur Stellungnahme gegenüber bem bpjantinifdjen £>ften? Äarl war feinem Sßefen nad) ein ©eutfcher; feine

«ßolitif ift ihrer mefentlidhen 9lichtung nadj univerfal gewefen.

Unb mar beim in ber Äarlingenjeit überhaupt eine beutfdj» nationale Spolitii aud) nur nadj gewiffen 9?id)tungen hinmöglid)?

®aS alte ftjmbolifdje S3olfSbewuhtfein fdjlofj fie feinem ganjen ©harafter nadj völlig auS; bie Sermanen finb nidjt einmal in ben höchften 9iöten ber SBerteibignng gegen 9iom jemals einig gewefen. ©aS StammeSbetvufjtfeiit, baS fiel) feit bem vierten

3al)rhunbert vor baS alte Slationalbewuhtfein fdjob, fdjlof? fie

erft red)t aus. 3n ber hohen Beit beS StammeSbewufjtfeinS hat nur ©in ©eutfdjer ben ©raum eines beutfd) d)aratterifierten

UniverfalreicheS geträumt: ber Dftgote Xheoberid). SöaS er that, um il)n lebenbig ju machen, blieb ohne Sßirfung; bodj hat ihn bie beutfdje Sage in jene centrale Stellung geflohen, welche bie harte SBirllidfeit ber @efchid)te ihm verjagte.

(39)

(Sefdjtdjfe bes beutfdien ZlationaibemufjtfeitiS. 11

(Sollte jefet Äarl her Stoße ben pljantaftifdjen Sßlan beS

OftgotenfönigS erneuen, wenn audj »on einer »erßeißungSnoHeren

Srunblage materieller Wiactjt aus? Sdjon bie uninerfale ®e« beutung bet ftirdje »erbot es. Seit ben Sagen SljeoberidjS, in benen man ben Sauberbann römifdjer Erinnerungen nod) fo gern als Sßirflidjfeit empfanb, mar baS Eßriftentum jur einzigen 2öeltmad)t geworben. Sie Sdjale mar »ergangen, ber Äem warb frudjtbar unb fproßte. Imperium unb Imperatoren moberten, aber bie Senbboten beS neuen Staubens sogen über bie nörblicßen Srenjen beS jerriffenen SSeltreidjS. §ür Äarl gab e§ feine Sßaßl: er fonnte bie ÜDtaffe feiner Eroberungen im wefentlidjen nur organisieren, nur beßerrfcßen burd; firdj« Iidje -Hiittel, nur fberr bleiben im 2anbe, inbent er £err blieb über Äir^e unb Sßapfl. So warb baS Neid) feiner Sßläne ein faiferlidjeS SotteSreid) auf Erben, unb ber nationale Sebanfe »erblaßte »or bem ÄreujeSbilbe beS ErlöferS.

II.

Sdjon baS leßte ^atjrjeßnt beS großen ÄaiferS war eine fajwere Seit; über feinem Stabe begann ber SerfaH beS 9ieicf)e§. Er »oKjog fid) in perfönlidjer Serfdjulbung beS .«Qerrfdier

gefd)ledjts unb in wüfter Parteiung weltlidjer unb firdtfidjer Sroßer; ber nationale Sebanfe ßat ju iljin feine Sejieljnng.

Sßoljl geigte fid) eine gewiße gemeinfame Sluffaffung ber politifdjen Vorgänge in ben beutfdjen IKeidjSteilen einerfeits, ben romanifdjen

anbrerfeits, unb $u« unb ülbneigungen gegenüber ben leitenben

ißerfonen beS Staates ließen baS unbewußte SSirfett nationaler

Sluffaffung burdjbliden. Slber wie wenig würben bie fdjtum« mernben Segenfäße ans ßicfjt gesogen. Nod) bauerte bie alte

llnterfdjeibung beiber 9leidjSt)älften nadj oft« unb weftfräntifcß fort, unb ben jaljlreidjen Sleidjsteilungen unter ben farlingifdjen Epigonen lag niemals ber »oKftänbig unb rein erfaßte Segen« faß beutfcßen unb welfdjen SSolfStumS ju Srunbe, wie feljr audj bie fpäteren SHlarfen beiber Nationalitäten »on ben wedjfeln«

ben Srenjen burdjjogen würben.

(40)

12 (Einleitung.

ba§ beutfdje Solfsbewußtfein einer weiteren ©ntwidlttng ent» gegen, ©er neue ^ßrojeß umfaßt int ganzen ba§ neunte bis elfte ^¡a^r^iinbert; er fiißrt attinäßlidj ¿um Scwußtfein ber

äußeren tppifcßen Serfcßiebenßeit ber ©eutfdjen non anberen Söllern, unb wirb ¿unädjft burcß ba§ SlnerfenntniS ber be»

fonberen Spraye gefennjeidjnet. Sdßoit in ber ¿weiten Hälfte be§ acßten 3nßeßl|nbertS finbet ficß aus bettt bereits weft»

arifdjett SBortftamm diot „Soll", unb feilten Slbleitungen diuten „oolfSgeittäß madjen" unb githiuti „Serftänblidjfeit" baS SSßort ©eutfdj entwickelt im Sinne non „oolfsperftänblidj" unb in Slnweitbttng auf bie Spracße. 3m Seginn beS neunten 3aßrßunbertS wirb bas Sßort auSbrüdlicß ber röntiftßeit Sulgär» fpracße, bem auffontmenben Slomanißß gegenübergefteltt. ©iitett umfaffenberen Sinn mußte es am eßeften ba antteßmen, wo ©eutfcße mit $remben untermifcßt faßen ober ©eutfdje wenig» ftenS ßäufig unter gretttbe gelangten. ©aS war in Italien ber fVall: ßier wirb teutiscus im ^ciljre 845 ¿um erftemnal ¿ur Se^eicßnung beS beutfcßen ©tjpuS iiberßaupt, ¿ur Äenittlicß» maößung ber SoIfSangeßörigfeit oerwenbet1.

Sludj ber fernere [yortfdjritt ber Sebeutimg geßört ¿unädjft Dberitalieit an, beffett Sefilbe im ¿eßnten unb elften 3«ßrßunbert oft genug unb meßt als einmal auf lange ©alter beutfcße Ärieger

faßen, baS felbft feit biefer Beit einen ©eil beS neuen römifdjen 9?eid)e§ beutfdjer Station bilbete. £>ier wirb ber Segriff attdj

¿uerft politifcß gewenbet; feit beginn unfereS SaßrtaufenbS fpridjt man oon einem beutfcßen Sleidje.

ßaitgfamer unb anberSartig “entwickelt fid) ber Segriff auf beutfdjer Erbe felbft. Slodj im neunten ^aßrßunbert unb in beit Beiten ^eittridjS I., beS fädjfifcßen ÄöttigS, ift fein Sßort jur gemeinfameit Sejeidjitung ber beutfcßen Sewoßner beS neuen

9?eid)eS norßanben; will man alle Stämme ¿ugleicß nennen, fo fpricßt man ooti ben graulen im weiteren Sinne, ober man

bebient fid) nodß beS SluSbrudeS Sarbaren einft röittifdjer Prägung. 3lod) weniger wirb baS 3leid; als beutfcß ößaratte»

(41)

<Sefcf?td?te bes beutfdjen XTafionaíberougífetns. 13 rifiert; eS ift baS oftfränfif^e Weich, baS Weid) ber Saufen

unb grauten.

©aS 2Bort ©eutfd) fommt öftlidj ber SBogefen überhaupt erft in ber jroeiten Hälfte beS geinten gahrhunbertS red)t jur Seltung. ©och ift eS íjier jur Sejeidjnung ber Station anfangs nod) EeineSroegS volfstiimlid), fonbern in biefeni umfaffenberen Sinne vielmehr nur ein SluSbruCt ber Sprache ber Seleljrten. SChon bie SBortform jeigt baS: liictjt baS aus beutfdjem thiutisk fdjon früh unb ridjtig abgeleitete teutiskus ber lateinifdjen SBulgärfpradje wirb gebraucht, fonbern bie gelehrte gönn teu- tonicus, mit anfliitgcnben Erinnerungen an bie Stämme ber Himbern unb ©eutonen unb ben mahrfdjeinlid) nidjt einmal beutfdjen1 Warnen ber (enteren. SSoíEStümlicí) bezieht fid) ba- gegen baS £8 ort aud) im jelpiten gahrljunbert nod) immer faft nur auf bie Sprache. Erft mit bent elften galjrbuiibert ermädjft

es jur vollen SejeiChnung bes nationalen ©ppuS, junädjft bei SdjriftfteHern, iveldje Sejieíjungen ju Italien hatten2 3; unb nicfjt vor bcm galjre 1080 ertönt jum erftenmal baS Sßort vom beutfdjen SBaterlanb (teutónica patria).

1 Stüttenljoff, 2). ». 2, 213—215.

3 Srun o. üuerfurt, 55. SXbalßeiti c. 4, 9, 10; GiiefeBrcdjt, ®. Saiferjeit l4, 859. Sur SebeutungbeS2öorte§ ^rancia nom 9.—12.gatjrl).

f. $oefft granee, SranceiS unbgrane int SRotanbätiebe, Straftb. 2)iff.1891. Silit allebem mar aber ber (Bebaute eines politifdjen WationalbemufftfeinS nod) nidjt gegeben. Wut ber ©eutfdje nadj feinem typifdjen Síufjeren mar nunmehr begrifflich Se‘

fdtieben von anbern ©ppen; baS tontrete, nidjt mehr fpmbolifche

Steroufjtfein ber natürlichen Nationalität mar erreicht.

.Spälte ein politifdjeS WationalitätSberoufstfein im sehnten

Sahrljunbert bcftanben, jur Seit Honig Heinrichs, in ben SlnfangS»

jähren Ottos beS ©rofjen, wie hätte eS nidjt feine crfte Stuf»

gäbe in ber unverbrüChlidjen unb auSfdjliefdichen Segriinbung

nationaler Einheit finben muffen! ©aS Segenteil mar ber

gaH; fauin mar bie Station äußerlich jufammengefiigt, fo be=

nufcte fie iljren Sorfprung vor bem langfameren Sßerbegang

(42)

14 (Einleitung.

SBeltreicheS nachsujagen. Otto empfing ¿u fRom bie Kaifer» frone, Stalien mürbe erobert, Slurgunb gewonnen; baS Kar» lingenreicfj fehlen non neuem erftanben. Unb erreichte bas neue Gleich nicht bie ©rennen beS alten, unioerfal mar eS gebadjt

in jeher $infid)t wie biefeS. @S ift nie baoott bie Siebe ge»

mefen, in Stalien ober Surgunb beutfdje Sßropaganba ju

machen. Stidjt einmal bie wichtigften ftaatlidjen (Sinricfjtungen

©eutfdjlanbs unb ber übrigen 9leidjSteile mürben auSgeglidjen: ba3 SehnSwefen widj in Stalien unb Surgunb oom beutfdjen Siecht oöHig ab, währenb es fich in granfreid; unb ©eutfchlanb von gleichartiger Srunblage aus aud) ziemlich gleidjmäfiig ent»

roidelte. SiocI; viel weniger erftrebte Seutfdjlanb gegenüber bett

beiben anbern Königreichen beS neuen KaifertumS eine ver» faffungSmäfjig überlegene Stellung; Kaifer mar freilicfj ber beutfche König, im übrigen aber waren alle brei Sleidje gleich» berechtigt innerhalb beS imperialen 83erbanbeS, unb eben non Teutfdjlanb aus würben fdjliefjlidj brei gefonberte Staats» fanjleien für Italien, Surgunb unb bie Heimat entwidelt.

Son einer politifdjen SBenbung beS beutfchen SewufjtfemS ift in allebem nicht baS Seringfte ju fpiiren. Soweit ein politifdjeS Sewufjtfein vorhanben war, wohnte es etwa bis jur SRitte beS elften ^attrljunbertS nod) immer ben Stämmen inne.

■Roch waren bie Stämme als Herzogtümer polüifdje Körper,

wenn aud) ¿weiten SiangeS; noch lebten fie nadj befonberem

9iecf)t; nodj beburfte es ihrer Slnerfennung für bie Zentral»

regieruttg; nodj vertraten fie, jeher in feinem Siße unb über

beffen Srenjen hinaus, gunädjft felbftänbig baS beutfdje Sßefen.

©arum haben bie fyranjofen unb ©nglänber beS früheren SJiittelalterS uns Allemands ¿u nennen gelernt; barurn würben

alle ©eutfdjen im ffanbiitanifchen Rorben wie nod) f)ente in

fjinlanb unb ©ftlanb Sachfeil genannt; barum begann im Siiboften vereinzelt ber noch fjeitte befteljenbe -Rame Sdjwabeit ju gelten. -Rur bie Italiener, benen bie Gentralgewalt beS Reiches mit einem friegerifchen ©entifch aller Stämme gegen» übertrat, gebraudjten ben Sammelnamen ber Tedeschi.

(43)

bes beutfcben XTationaibeipugifetns. 15 nationalen 93ewufśtfein§ |фтапЬ аиф jenfeitS bet Betten £>eitv пф§ III. поф feineSwegS. Э^оф Ijeute haben mir mit einem teilweiS auf Stammefgegenfäben berufyenben fpartifulariSmuS ju гефпеп, unb im $abre 1338 wibmete bet Sßürjburger granie Seopolb oon Sebenburg bem Wlofelfranlen Salbuin non Syrier bie erfte 5Ct>eorie eines beutfcben Staatstitel поф mit bet Segriinbung: ju biefem <5фгШе wie jur Aufarbeitung beS ЗЗифей Ijabe ibn glübenber @ifer für bas Ьеи1|фе SSaterlanb betrogen, oor allem aber für baS granienlanb, тое1фе§ wie ben Äönig ?ßt)araniunbz fo Äarl ben Stoffen erzeugt lja.be.

III.

Äaum fünf (Generationen паф jener Beit, in ber bei oöttig mangelnbem роНЩфеп Glationalbewuhtfein ein Serblaffen аиф be$ StammeSgefübfö ju oerfpiiren war, fang SBaltber oon ber 33ogelweibe baS Sieb, baS man wobl als erfte Ьеи1{фе National» bpmne Ьезе1фпе1 bat:

Tiusche man sint wol gezogen, rehte als engel sint diu wip getan, swer si schildet, derst betrogen: ich enkan sin anders niht verstän.

tugend und reine minne

swer die suochen wil,

der sol komen in unser laut: da ist wünne vil:

lange miieze ich leben dar inne!

2Sar SEaltljer in biefem Siebe ber ®о!те!{ф, wat er wenigftenS ber fßropbet eines großen, роНШфеп Auff^wungeS nationalen SewufjtfeinS? 2ßar er felbft oon politifdjeut 23oUtebewuf?tfein

getragen ?

Жег wirb bei bem erften unb auf lange Seit lebten poli=

tifdjen 2йф1ег ber ®еи1{феп ein auf роИЩфе ßinljeit wirlenbeS,

überhaupt ро1Ш|ф bebingteS Aationalbewufjtfein oermiffen wollen: fein grimmiger £afj gegen 9lom ift gang oon biefem (Gefühl, unb nur oon ihm getragen. Aber in bem oiel citierten Siebe ift bie SJleimmg eine anbere. „Tiusche man sint wol gezogen“, „tugend und reine minne“, wie es in einer anbern

(44)

16 «Einleitung.

«Strophe heißt „tiuschiu zuht gät vor in allen“, ncmlicl) „fremeden siten“: baS fiiib Sßorte unb Segriffe, welche auf einen abroeidjenben Sinn beS Siebes weifen.

Stiemanb leugnet, baff aus beni ®anjen nationaler Stolj fpridjt. Slber er wirb begrünbet mit ber Überlegenheit höfifdjen, ritterlichen Sehens in ©eutfdjlanb über auSlänbifche Sitte;

er ift nicht fo feljr SluSfluß freibraufenber nationaler 23e=

geifterung, als ftanbeSgemäßen ^ochfinnS. @S ift nicht ein all* gemeine^, fonbern ein ritterlich lonoentioneUeS, berufsmäßig

gebunbeneS Stationalbewußtfein, baS burd) SBaltljerS SDtunb im

Siebe fpridjt. ©ieS Stationalbewußtfein ift baS ¡¡Rational*

bewußtfein beS ftaufifchen SeitalterS überhaupt.

®iS jur SRitte beS elften gahrhunbertS etwa, in einigen ©egenben nod) länger, hatten bie ©eutfchen Ginem Berufe, bem beS länblidjen ©afeinS in Slcferbau, gelebt. 2ßaS fie unter* einanber fdjieb, baS roar fojiale Slbftufung in biefcm ¡Berufe einerfeits, StammeSredjt unb StamtneSjugehörigieit anbrerfeits. ©iefe einfachen Sinien beS nationalen Sehens begannen fidj feit ber Sßenbe beS elften unb zwölften SahrhunbertS 511 oerwifdjen; in ftaufifcher Seit machten fie einer anberen Drganifation beS 83olts= tumeS ißlaß. Stun fcßieb fidj ritterlicher itriegerberuf von bäuerlicher ©hätigfeit; ber Stitter horftete in ber £öhe feiner Burg, wäßrenb ber Sauer auf f rieb lieber ©orfmarf pflügte, unb neben bie fojialen Schichten beS platten SanbeS trat ber Bürger ber Sroßftabt. $n bem neuen Stecht biefer Berufe, in ber großen nationalen ©eilung ihrer Slrbeit verfdjwanb ber ©egen* faß beS StammeSred)teS unb ber läublidjen StanbeSfdjidjtung non eljebem; an ihrer Stelle bilbeten ftd) unter ben neuen höheren Berufsflaffen ber Bürger unb Stifter anbere Strebungen unb ©egenfäße.

©er Stitterftanb übernahm junädjft, in ftaufifcher Seit, bie Rührung ber Station; er warb tonangebenb auch für hie Raffung beS nationalen BewußtfeinS. ©er höftfdje itonventionaliSmuS, welcher feine Bilbung fennjeichnet, fanb ©ingang in bie Sluffaffung nationalen Stoßes: im -¡Rittertum vor allem follten bie ©eutfdjen

(45)

cSefdjidjte bes beutfdjen ilatiotwtbewuOtfeins. 17 23altljer§ Sieb; fie wirft fidj aus in ben ©rofjtljaten ber Jireu^jüge; fte fpiegelt fiel) wiber in bcn hochgemuten ÄriegS» ritten nad) bem Slawenlanb unb nadj Italien; fie entreißt balb an biefcr, balb an jener Sreuje beutfdjen SßefenS ben Stadjbarn einen Sclirei ber ©ntrüftung über ben ^odpnut (superbia) ber ©eutfdjen.

9IUein biefe 2luffaffung erlebte faum nodj bie SDiitte beS breijeljnten 3abrl)unbert$ > fie verfiel mit bem ritterlichen (Befchlecht ber Staufer; unb jäher, langlebiger, aber audj tief» grünbiger trat an ihre Stelle eine bürgerlich tonventioneUe Raffung be§ SBoIfSbewufjtfeinS.

Stur langfam ift biefeS Sewufjtfein in ©eutjdjlanb er= wadjfen. ®ie beutfdjen Kaufleute bes SlorbeuS nannten fidj nodj ßeute be§ ÄaiferS (homines imperatoris), nicht, wie fpäter» hin, beutfdje Raufen ju einer Seit, ba bie franjöfifdjen Bürger» milijen in ben heißen ©äugen ber Schlacht von SouvineS (1214) fd;on bas Slnrecht auf einen bürgerlichen ßljarafter franjöfifdjen SlationalbewufjtfeinS erftritten; fie mären nodj nicht am ißlafce, alä ber Italiener £ljoma§ von Slquino auf Srunb beimifcber

(Erfahrung jum erftenmal ben Srunbfafc beS nationalen Staates auSfpradj. 2lo<h immer, obrvohl bas 9?eich fdjon um bie SDlitte beS breijeljnten 3abtbunbertS heüio^ verfallen mar unb fpäter nur notbürftig roieber IjergefteHt warb, Ijingen bie Slide auch be§ bürgerlichen, jur güfyrung ber Station berufenen

StanbeS in SDeutfdjlanb am trügerifchen Sdjimmer ber Äiaifer»

frone. SDian ftritt woljl mit fremben ißljantaften, Slomantifern,

¿Didjtern, marum gerabe ben ©eutfdjen bie ®ljre faiferlidjer

2Biirbe ju teil geworben, unb bie beutfdje Selebrfamfeit würbe

nicht miibe, in patriotifcher ©iferfudjt bünbige Seweife für

biefen SBorjug anjufütjren: bie flaffifche Slbfunft beS ^raufen»

volfeS von ben ¿Trojanern, ober bie enge Serwanbtfdjaft ÄarlS beS ©rofjen mit bem bpjantinifdjen ftaiferljaufe unb bergleidjen meljr.

3u einer bewußten ßinfeljr im eigenen Igaufe fam es nicht.

®odj erwudjfen injwifdjeit bie feften SSorauSfefpingen bür» gerlidpnationalen SBewufjtfeinS. Sie föanfa trat auf, ein immer regerer $anbel verbanb bie grofjen Stäbte beS SübenS unb

(46)

18 cEtniethntcp

Storbenä, unb im Offen trafen fidj beuffd^bürgerlidje $ntereffen jeber 2lrt in ber fyiirforge für ben SBerfehr ber folonifierten Slaroenlänber mit ber altbeutfchen Heimat. Stuf geiftigem ©ebiete aber erftanb 311m erftenmal ein freieres beutfdjeS, nur in geringerem @rabe nodj firdjtid) gebunbeneS ©enteil in ber bürgerlichen Sltpftit; eS erftanb bie beutfdje Sßrebigt, eS erftanb bie beutfdje ÜSoltSlitteratur, ein beutfcher (SJefrfjäftSftit von herrlicher Safcfügung unb Äürje, eine erfte beutfdpbiirgeriicbe, wenn auch noch genoffenfdjaftlich geglieberte Sefellfdhaft. ©er nationale ^nftintt mar ba; eS beburfte nur großer Sdjictfale, um ihn ¿um 23eroufjt|'ein 31t ivecten.

£ier warb ein erfter SInftoh noch einmal vom itaifertum gegeben. 2113 ßubroig ber 23aier in ben lebten großen Äampf beS jtaifertumS mit bem ißapfttum eintrat, ba regte eS fich, fdjon um baS $ahr 1325, in ben beutfdjen Stabten. SJiit freubigem Staunen hörten bie Bürger von ben gelehrten SSüdjern ber ftaatS» rechtlichen ©ottrinäre an ßubroigS föof; von ber Schrift, bie ba heifjt Defensor pacis, welche bie Unabhängigteit beS JtaifertumS vom ^apfte unb bie politifdjen SlnteilSrechte ber freien SieidjS* gefeffenen nadjroeife. Unb als fpäter ßubroig gegenüber einem ftarmadigen gJapfte perfönlidje unb taiferlidje äßürbe bis 311111 Sufjerften vergaß, fo bah bie Äurfürften in ber SeforgniS um eigenes Siecht enblidj für ben .ftaifer eintraten, ba bilbeten bie bürgerlichen fDlaffen ben enthufiaftifchen (ShoruS ber $anb* lung. freilich roar mit allebem bauernb nur wenig gewonnen. SßaS tmlf es, ein Äaifertum 31t verteibigen, baS nur noch ber Sdjatteit feines Selbft war? 2BaS mochte eS ber Station frommen, wenn fie einem ^errfdjer frohloctenb folgte, ber nichts roar, als ein ßanbeSljerr, unb noch nicht einmal ber gröfceffe unter fo vielen! StiemalS tonnte auf biefem 2Bege baS Seroufjt» fein burdibringen, bafj ein vollenbeteS Stationalgefühl nur in einer einheitlichen, auf bie Station befdjräntten Staatsgewalt ©enugtljuung finbe.

(Sinern folchen Söeroufjtfein ftanb aber bie Äaifergeroalt feit ber sroeiten §älfte beS vier3ehnten SahrhunbertS auch nicht mehr entgegen. Sie roar 311m SIttribut einer halt» aufjerbeutfdjen ^aus>

Cytaty

Powiązane dokumenty

Jeszcze  dekadę  temu  [12]  panowało  powszechne  przekonanie,  że  zasoby  naukowe  należą  do  tzw.  sieci  głębokiej  (ang.  Deep  Web),  nie 

The growing importance of China in the coal trade means that the market is becoming increasingly bipolar, with prices based on CFR China and coal FOB Australia, being

W momencie, gdy impetus siê skoñczy, kamieñ zbudowany z ziemi d¹¿y do swojego stanu naturalne- go, czyli do spoczynku i do miejsca naturalnego, czyli ziemi.. Spada zatem w dó³ po

Przygotowanie przez czªowieka zbioru ucz¡cego, zawieraj¡cego przy- kªady rzeczywistych danych masowych, mo»e okaza¢ si¦ niewykonalne ze wzgl¦du na liczno±¢ danych oraz liczb¦

Monogram Maryi - to księga otwarta, Z której czystości wychyla się kwiat- Lilia Dziewicza, przed którą zdziwiony W cichym podziwie zatrzymał się świat.. A gwiazd

Autor niniejszego opracowania ani Biuro Maklerskie PKO Banku Polskiego lub jakiekolwiek osoby reprezentujące Biuro Maklerskie PKO Banku Polskiego nie ponoszą

1) Otwarcie obrad. 2) Wybór Przewodniczącego Walnego Zgromadzenia. 3) Stwierdzenie prawidłowości zwołania Walnego Zgromadzenia i jego zdolności do podejmowania uchwał. 5)

Podjęcie uchwały w sprawie udzielenia Mariuszowi Banaszukowi jako byłemu Przewodniczącemu Rady Nadzorczej Spółki absolutorium z wykonywania przez niego obowiązków w 2015