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Schillers Werke. Bd. 1

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n i e y e r s K l a í í i k e r - H u s g a b e n

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$ d ) x l U x $ P e r k

-gierauêgegeben »on

g r t î r n » i 0 ^ e U e r m u n n *

S r itiíd j burájgefeíiene unb e r lä u te r te Sluêgabe.

g jr fïe r $ ( w & .

Æ dpstg u n b 20ien.

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I J i i n t t M l t o s i j c r m t s g c t o u s .

>5jNte Borliegenbe SluSgaBe toirb © d i i l l e r g f ä m tiiii) e S ö e r ie

aP in 14 SSönben enthalten, Bon benen bie erften 8 atte§ ba§ Bringen, Wa§ fü r einen Weiteren ß re i§ geBiibeter Sefer a ls geeig= net erfdjeint, toäijrenb bie eroberen 6 biejenigen © T riften umfaffen Werben, Welche n u r fü r bie engere 3 at)l berer Bon iöebeutung finb, bie fic^ toiffenfefjafttief), inSBefonbere gefc£)ic£)tliii), m it bem SBicEjter Befcfjaftigen. S ie erfte SIBteilung um faßt batjer auffer ben ©ebic^ten auct) bie färntlidjen großen SDramen be§ SDic£)ter§, bie wicfitigften ber erjaljlenben Q idftungen, bie gefdjic^tlii^en •fjauptWerte unb bie pljilofofjijifdjen Slblfanblungen in faft BoIl= fianbiger 2lu§toat)l. SDie fwetifdjen ÜBerfetjungen bagegen finb ber ¡^Weiten SiBteiiung jugetniefen Worben.

Sfür bie ^Bearbeitung gelten burcfjWeg bie bon ber Siebaftion ber SJtetierfcijen Älaffifer=33iBliotljcl aufgefteUten unb feit Satiren Bewährten ©runbfäije. ©o greift bie ^erfteE ung be§2xjte§üBeraU auf biefenige QueEe p rfic t, bie al§ ber lefcte nadjWeigBare SBiEe be§ QicBterg p gelten ijat. ©foractie unb 3ln§bntr! ift nirgenbg ge= änbert; n u r bie rein äujjerliäje, ben S a u t be§ Sßorteg niefjt Be= rüijrenbe ©djreiBung ift nacf) ber jetjt üBlidjen OrtijograBljie ge= regelt Worben, fo baff 3. SS’. g l u t , ©cfjWert, © d jar, felig, nict)t „ g lu tlj" , „©äjW erbt", „© cfjaar", „feelig" gebrudt ift, Wäl)= renb ©dfreiBungen wie „ergeben", „fobern", „gälj" unb älp lid je, Wo e§ bie Q uellen Bieten, BeiBeljalten Worben finb. ®a§©tnjige, Wobei un ter Umftänben Bon ben Q uellen aBgeWidjen Werben muffte, ift bie 2intei'Bun!tion. ©c£)iHer felbft £)at barauf leine grunbfä^lidje © orgfalt BerWanbt, unb oft War bie überlieferte ■Seidjenfeijung bem natürlichen SBerftänbniä unb richtigen Sefen

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ffionoort bei $eiaul(ie6erä.

irec£)t unbequem, namentlich fteht bielfad) ba§ $omma, Wo ber ©inn burchauS einen ftärferen Sibfd^nitt bedangt; fo finbet fidj j. 83. im „ßampf mit bem Stacken" in fünf aufeinanber folgenben ber langen © trogen (33erS205—264) immer nur jum ©ciilufj ein fßunit, wäljrenb innerhalb ber © trogen au§fä)liefi= lieh ba§ Äomma bie©ä^e trennt. $ n foldjen überaus ¿ai)treic£)cn S-äEen ift unbebenilid) ba§ nach heutigem ©ebraudj bem ©imte ©ntfbrechenbe gefegt inorben, fchr oft imSlnfchlufj an frühere Siuägaben, namentlich bie bon Äörner unb Joachim fDteber.

Sie Erläuterungen unterm S ejt foEen einerfeitS @injel= ijetten erllären, bie bem gebilbeten, aber nicht gelehrten Sefer nicht immer gegenwärtig fein bürften, aufjerbent aber bei fdjwierigeren Sichtungen baS 33erftänbni§ förbern, fei e§ burch SBeffarecijung einzelner ©tcEen, fei e§ burch fpinWeiS auf ben ©runbgebanfen unb

3

ufammeuhang. Sie Stnmerfungen hinterm S ejt bringen litterarifche fRadjtoeife jur Entftehung ber einäelnen ©ebichte foroie Slngabe ber CueEen bc§ Siebter?, tparaEelfteEen unb ähn= licheS. 3 n bem SSerjeict)ni§ ber SeSarten habe ich nrici) bemüht, bie berWirrenbe fDtcnge ber Slngaben, toie fie

3

. 83. in ©oebefeS fritifd)=hiitorifcher SluSgabe borliegt, überaE mögliihft fo ein= jufebrünien, baff mau burch eine tleiue Slnjahl bon CueEen einen

aufd)aulid)cn UberblicE über bie ©efc^icf)te bc§ SejteS erhält. S er ber SluSgabe beigefügte Äubferftich ift nach ber ®an= nederfchen Soloffalbüftc in Stuttgart bon 81. Sraujfe in Seidig IjergefteEt worben; baS Original be§ im ff-a!fimile=Srmf Wieber= gegebenen 2iägerliebe§ an§ bem ,,933ilt;ctnt SeE" befinbet fich im ©roperjoglichen f)auSard)ib ju 3Beimar.

33 e rlin , 1895.

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g d j i U n * # J i t e n m t k P e r k e

(Suftcr 9l6ftf)uitt: $eintatjai)re 1759—82.

1. iiinößeif.

/r e in ig e Keilen norblicß üon S tuttgart liegt aut fanft auffteigenben V p Ufer beS SRecfar, äWifdjen Stebenßügeln unb fruchtbaren gelbem ba§ freunblicße ©tabteßen K a r 6 ad), ber ©e6urtSort ©djitterS. So» ßann Safpar©cßitter au§ SSittenfelb im SBürttembergifdien (geB.1723), ber ffiater be§ SicßterS, ßatte, als ißrn bie Erfüllung feines SSBunfdjeS, eine gelehrte Sitbung ju gewinnen, bureß äußere llmftänbe unmöglich g em alt ttmrbe, baS SBabergeWerBe unb bie SBimbarjneiiunft erlernt; er War 1745 mit einem Bnijrifc^en ipufarenregintent, baS wäßrenb beS DfterreicßifcßenErBfoIgefrtegeS in ijotlänbifcfjen ® ienften ftanb, n a rb e n fRieberlanben gegangen unb naeß mancherlei SriegSerleBniffen in bie §eimat äurüdgefeßrt, Wo er in KarBacß am 22. Suli 1749 bie iEodjter beS SBirtS jum ©olbenen Söwen, ©lifaBetß Sorotßea Siobweiß, ßei» ratete unb etlicße S«ßre als KarBadjer 33ürger bie SBunbaräneifunft auSüBte. ® ann trat er in baS WürttemBergifcße §eer ein, Würbe 1757 gäßnbridß unb üibfutant, rnaeßte mit feinem ^Regiment, WelcßeS ber §erjog öon SBürttemBerg für „©ubfibiengelber" an granlreicß über» ließ, ben gelb^ug »on 1757 gegen griebrieß ben ©roßen, inSBefonbere bie ©d)iacßt BeiSeutßen, mit unb ießrte, für feine treuen unb auS» bauernben ®ienfte bureß Ernennung jurn Seutnant beloßnt, 1758 nadj KarBacß ju rn d , Wo ißm inätoifeßen am 4. ©efüemBer'1757 fein erfteS Siinb, Eßriftoßßine, geBoren worben War. Sludj in ben folgenben Sauren war er Siel au sw ärts: er rücfte Enbe OtoBer 1759 mit feinem ^Regiment nadj Reffen unb War Wieberum nic^t baßeirn, als fein ©oßn, unfer Sticßter, baS Sicßt ber SBelt erbtidte. ES War ber 10. Üioüemfier,

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SdjiHerS fieben unb 2Berfe. ^eimatjaijre 1759— 82.

ein grofjer ©ebenftag beS beutfchen SolieS, benn er hat uns and) Sut^er (1483) unb ©chamhorft (1756) gefdfentt. 9im foigenben Sage, bem 11. ÜJJooemBer 1759, mürbe baS Sinb auf bie iliamen Johann S^rtfiof)^ g r i e b r id ; © effilier getauft. ®er froutme Sater fdfrieb fpäter in einem felbftoerfa^ten ©ebete: „Unb bu, SBefen aller SBefen, bic^ Ifab’ idf nadf ber ©eburt meines einzigen ©offne? gebeten, baff bu bemfelben an ©eifteSftärfe plegen mödfteft, WaS idf auS SKangel an Unterricht nicht erreichen ionnte, unb bu Ifaft nüdf erhört. ®ani bir, gütigfteS SBefen, baff bu auf bie Sitten ber Sterblichen adfteft!"

®er S ater War einfach, IraftüoH, ftreng recfftfdfaffen unb oon frommem ©inne, gewanbt unb rührig im praitifchen Sehen, babei auch geiftig überaus regfam unb fetbft Oon natürlicher Segabung für fdfrift» fteHerifdfe Snfäügteit, bie er in feiner festeren SDiufje mehrfach auSübte, bie SOiutter eine anfprudfStofe, liebeooKe §auSfrau. „3h* ©efic^t War Oon SBofflwoHen, Sanftm ut unb tiefer ©mpfinbung belebt", Wie SlnbreaS Streicher1 berichtet. ©o War Sitte unb ®enfart bcS elterlichen igaufeS bei aller ©infac^^eit unb gebotenen ©infchräniung burdfauS eine geeig« nete ©tätte für bie gefunbe©ntwidelung ber ©eele beS heranwachfenben SinbeS. ®ie gamilie oermehrte fich finiter noch: oufeer ¡$wei Sd)Weftern, bie als Sinber ftarben, Würbe 1766 eine SCodfter Suife geboren, bie ben S farrer granflf in ‘äJtödmüh! heiratete, unb 1777 Sianette, bie äu großer ®rauer ber betagten ©Item Wie ber ©efdfwifter 1796 als blüfjenbeS neunjehnjahrigeS 2Jiäbcf)en ftarb. ©hr iii°bhine heiratete ben Siblio* thelar IReinwalb in SKeiningen, als beffen SBitwe fie 1847, faft neun= äigfährig, gcftorben ift.

®aS erfte bemerfenSwerte ©reigniS in bem Sehen beS &taben War ber SBecfffel beS SBoffnfiheS ber ©Item. ®er Sater, Welcher 1761 jura §auptm ann beförbert Worben War, würbe einige Saljre barauf als SBerbeoffijier nach ©dfwäbifdf=©münb berfe^t, erhielt aber bie ©rtaub» niS, in bem benachbarten fchmäbifdfen ©renjort S ordf ä« wohnen, Wohin ihm Slnfang 1764 bie gamilie folgte. §ier hat ©dhtller einige befonberS glüdlidfe Sugenbfaffre unter ber forgfamen SPege Beiber ©Item »erlebt. ®em burdfftreifte er mit ber älteren ©dfwefter ober auch mit ber SKutter bie herrliche ©egenb mit ihren prächtigen SBalbern unb befuchte bie nahe gelegene $lofter£irdfe ju Sordf mit ben ©räbern ber §offenftaufen. 3 n Sordf erhielt er auch ben erften Unterricht, inbem

1 „ScbiUerS $Iud)t oon S tu ttg art unb 2lufentl)alt in 3JtannI)eim oon 1782 bis 1785" (S tu ttg art 1836).

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1. Jtinbljeit: ®ttern. £orcf>. SubioigSburg.

er mit ber ©dhmefter bie moh(eingericf)tete Sorffcliule befugte unb tmm fedfjften Sabre an tmm bärtigen «ßrebiger 2Kofer im Sateinifchen unter» richtet mürbe, äufammen mit bem ©ohne beS P farrer?, mit bem er begliche greunbfctiaft Schon au§ früherer $eit Wirb erjählt, baff bie erfien ©inbrücfe beS ®inbergemüt§ religiöfer Slrt Waren. SSenn ber ©ater feine SDtorgen» unb Slbenbgebete in feierlichem Sone fforacE), eilte ber $naBe immer gern felhft tmn feinen liebften ©fielen herbei. ®er ©dhmefter hat fidt) ber SluSbrucf tief eingefirägt, meldfen bann bie Sinbadht feinen Itnblichen Qügen gab, memt er mit gefalteten §änben, bie blauen Singen jum §immel gerietet, bie ©tirn bon bcn rötlich gelben paaren umwallt, im Streife ber betenben gantilie ftanb. hier­ in Sordh entmicfelfe fidf unter bem ©influjf be§ ehrWürbigen ©aftor§ 3Kofer unb burdf ben natürlichen 9iacfjahmung§trieb in Schiller bie frühe Neigung, auch bereinft ein ©rebiger ju tnerben. „O ft“, fo erzählt ©hriftohhine’^^'tieg er auf einen ©tulfl unb fing an ju prebigen. SKutter ober ©chwefter mufften ihm eine fchwarje ©djfträe untbinben unb ein Mhhchen auffegen. Sabei fah er fehr emfthaft aus. SBaS jugegen mar, muhte ihm juhören, unb menn jemanb lachte, mürbe er unmiHig, lief fort unb lieh ftdh fobalb nicht mieber feigen. Siefe finbifdhen ©or» träge hatten immer einen richtigen ©inn. ©r reihte einige Sprüche, bie er in ber ©ct)ule gelernt, fmffenb G aranten unb trug fie mit Stach» brucf bor; auch hatte er ftdh auS ben ©reöigten be§ Pfarrers gemertt, bah *>iefe eine Einteilung haben muffen, unb er gab feinen tinbifchen Verträgen immer biefe gehörige gorm .“ SllS er ffjäter bie „Raubet“ fdhrieb, hat er bem Sefjrer feiner Sinbljeit in ber ©eftalt bei ©aftorS SDtofer, ber bem ruchlofen ©öfemicht g ra n j fo unerfchrocten ins ©e» miffen rebet, ein Senfm al gefegt.

©nbe 1766 tarn ©dhiüerS ©ater nach S u b m ig S b u rg in ©ar» nifon, unb bie gamilie bertaufdhte bie ftille ©infamfeit beS SordherSluf» enthalte mit ber geräufdjöollen unb glän^enben ©efibenj ber §eräogS Siarl ©ugen. §ier mürbe ber ffnabe auf bie lateinifche ©djule gebracht, um für feine SluSbilbung jum ©ciftlichen, bie für ihn unb bie ©Itern feftftanb, bie erforberlidhe ©runblage ju geminnen. ©r machte gute gortfehritte. S a eg ©itte mar, bah bie Schüler aller Sateinfchulen be§ Sanbeg alljährlich in S tuttgart tmr bem ©eftor be§ ©hmnafiumS eine 1

1 Sie $at naef) Sdjillerä Zobe auf eine Hufforberung non Charlotte non Sdjiller ,,@rinnerungsblätter'' ^anbfd^riftlid^ an mehrere greunbe mitgeteilt. S3ql. „2trd&ü> für Shtteraturgefdjicfjte", 93b. 1, <5. 457; £b. 4, 482.

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Scffitterä SeBen unb SEBerfe. $etmatia§re 1759— 82.

Prüfung ju ßefteljen Ratten, »on ber i^re gulaffung ju beit tljeolö* giften ©labten nbßtttg, ßcttte ftc^ bei neunjährige ©dfitler 1769 ¿um elften 3Jtale unb ebenfo heran in bett folgenben fah ren biefetn ,,2anb» eranten" 31t unterstehen; in bent ©ebidft „ S ie äBintemadjt" (1781) erinnert er fid) noch ber bei biefen Prüfungen auSgeftanbenen SIngft. S ie geugttiffe fielen faft burdjtoeg recht gut au§; ©djitter tourbe als ein hoffnungerwecfeitber Snabe bejeichnet, beffen Sßetoerbmtg jura ©tu» biunt nichts im SSege ftehe.

S a ju r Hofhaltung beS bracfftliebenben HersogS auch ein Dpern* IjaitS gehörte, 31t bem bett öffigieren unb ihren Familien ber Qutritt freiftanb, tourbe ber Heine ©effilier ju r Belohnung feine? gleifjeS ju» weilen in bie StorfieHungen mitgenommen. SSerftanben fann er tooht »on bem In h a lt ber nteift italienifdjen Dßern nidft Diel haben, aber feine 5f5hnntnfie tourbe baburch hoch fo angeregt, baff er fid) mit fßlätten äuSrauerffnelen befdjäftigte unb mirißnjnerfiguren bratnatifdfe@3enen aufführte, auch tierfudjte, mit ben ©efdjtoiftern unb mit © d fu ifre u n b e tt

felbft ju fielen. „3 n t ©arten tourbe bie 33üljne aufgefd)lagen", erzählt ©hriftobhinSi „unb iebeS muffte Hanb attfegett; ba gab er berat jebent feine 3ioHe. SIber er felbft toar fein »ortrefflidfer ©pieter; er übertrieb burch feine 2 ebenbigfeit alles."

2. Jluf ber SttU'tiäraliaöemtc.

9HS bie 3eit herannahte, too ber junge ©chiHer nun einer ber fo» genannten „Slofierfdjulen" beS2attbe§ p r unmittelbaren SSorbereitung auf baS ifjeologifdje ©tubium übergeben werben foHte, trat eine mt* erwartete äöenbung in bem ©ange feiner liluSbilbung ein, toelche für fein ganjeS Seben »on bebeutenbem ©inflttfj tourbe. S e r Herjog Sari ©ugen, welcher noch »or furjem an fßrndfttiebe unb SSerfdjtoenbung mit bem §of 3U SerfaiHeS gewetteifert hatte, toar feit einigen fah ren in eine »öHig »eränberte 2eben§richtung eingetreten. S ie Urfadfe lag »or= nehtnlich in bem »erebelnben ©influfj, ben feine ©eliebte, granjiSfa »on Seutrunt, bie er ¿ur ©räfirt »on H°herl^eim erhob, auf ihn gewonnen hatte. Sie toar eine Sam e »on auggeäeidjnetenQEigenfdfnften beS®eifteS unb HerjenS, aber ba ber Het'gog, ber »on feiner ©entaljlm getrennt lebte, al§ Satffolif feine neue ©he eingehen bnrfte, fonnte er ftch erft, als feine erfte g ra u geftorben toar, redjtmäfjig mit granjiSfa öerbinben. S r o | biefer mißlichen Stellung toar ihr ©influfj auf ben Herrfcher »on ülnfang an ein toohlthiitiger, unb ihm toar eS ¿ujufchreiben, bah bie bis»

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2. Stuf her SWilitäratabemie: S er f ie w g . Sotttübe.

Mengen übermäßigen, bont Sanbe faurn ju erfcblbingenben Sluggaben für Scbaufpiele, Opern, militärifche Jam ben, fcoffefte unb ißracbt= entfaltung aller 9lrt aufbörten unb ber §erjog nnfing, mit emfterem Sinne für bag SBobl feineg Sanbeg ju forgen, toenngleicb feine 3te= giernnggmeife immer bödjft befpotifcb unb bon milltürlicijer Saune bc= ftimmt blieb.1 Unter feinen neuen Neigungen ftanb bie für ©rjiebung unb ißäbngogit obenan.

©ine Stunbe toeftlicf) bon S tuttgart liegt in IfüBfcfjer Umgebung bag bont §erjog erbaute 2uftfd)ioß S o li tü b e . ipier grünbete Sari ©ugen 1770 pnädjft ein SKilitärloaifenbaug für Sinber unbemittelter nieberer Offiziere, bag er 1773 ju einer „ÜKilitär^fpflanäfdbule" für fähige Dffiäiergfö^ite erweiterte. S3ebufg ber ülufnabme in biefe Ülnftalt lieft er fiel) aug allen S p u le n beg Sanbeg SBeridjt über bie Befäljigtften 3öglinge erftatten unb erhielt hierbei auch über ben Sofm beg £>aupt= manng S ti ll e r bon ben Seljrern ber Subtoiggburger lateinifdfenSdjule ein3 eugnig,bag fic^ fe|r günftig über bie Einlagen beg ®reige^njä^rtgen augfprad). ®arauffiin ließ er ben Sßater, ben er überbieg locgen feiner SEüdftigieit unb 3uberIäffigEeit fdjäßte, ju ficb iomraen unb erflärte üjnt feinen ©ntfdfluß, ben Soßn in bie f|3flanäfd)ule aufpnebmen. ©g lag barin nicht nur eine Befonbere ©unft beg gürften, fonbent auch bie 3 u= ficherung, baß er für bie 3uiurtft beg Snaben auch fpäter Sorge tragen tnerbe. Sennodb fuefite ber Sßater, »eil in ber ülnftalt für ben geiftlidjen Stanb leine SSorbereitung geboten iourbe, bie iljm pgebacfjte ©nabe bureb bie freimütige ©rilärung abplebnen, baß fein Sobn gerabe biefem Staube ficb loibmen p bürfen für bag größte ©lüd halte. $nbeg ba ber §eräog, ber geloobnt loar, jebe feiner foferungen alg SBefebl be= folgt äu feben, htrje 3 eit barauf feinen SBmtfd) mieberbolte, fab bie gamilie, baß fie fidb fügen müffe, »enn ftd) Sater unb Sobn nicht bie Ungnabe beg §errfcberg psießen feilten. 2Rit febtoerem ¿erjen gab ber Snabe ein Sieblinggbüb feiner 3 utunft auf unb roäblte nun, ba er fidb entfdfeiben mußte, bag juriftifebe Stubium , p bem er freilich rticfjt bie minbefte innere Neigung batte, ©anj ähnlich toar eg bei ber 9luf= nähme oon SchiHerg Sugenbfreunb griebrich bon §oben jttgegangen, ber ihm bon ber SubloiggBurger Schule her ein lieber ©enoffe loar.

1 SJon ben bamatigen gefenidjaftticben unb poIitiftSen SBerpttniffen in ber Umgebung be« ^erjogä tarnt ber Sefer (abgefeiien non ben gefdjiipicben ¡Quellen) mn fe^r anfcbaultdieä Sitb geroinnen aul SBrac^oogeB Montan „Scbubart unb feine ■öeugenoffen".

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(ScfjillerS fiebett unb 2Berfe. £eimatjai)re 1759— 82.

3Ktt bem ©intritt in bie ^flanjfcfeule War, Wie eg in einer fdferiftlicfeen ©rflärung liefe, bie ber SBater ffeäter unterfcfereiben tnufete, auggeffero» cfeen, bafe ber „eintretenbe ©lebe fiefe gitnjlidfe ben ®ienften be§ feerjog« liefe württembergifefeen §aufeg Wibrnen unb ofene barüfeer ju erfenltenbe gnäbigfte ©riaubnig aug bemfelben jn treten nidfet befugt fein" foEte. ©o emfefanb fefeon ber ®nabe ba§ ©ingreifen einer fremben §anb, bie nidfet nur fein aufeereg Seben naefe SBiEfür geftaltete, fonbern auefe ben liebften SBünfcfeen feineg iperjeng feerben 3tbang nntfeat.

9!m 13. S anuar 1773 bejog ©cfeiEer mit ber nötigen Siugrüftung, „einem blauen Siöcfel nebft Samtfol ofene fcm el" unb „fünfjefen ©tiiet unterfcfeieblidfeer lateinifcfeerSüdfeer" bieSInftalt. ®iefe blieb nidfet lange auf ber ©olitübe; benn ba bie bärtigen ©ebäube halb nidfet ntefer aug« reiefeten, »erlegte fie beriperjog 1775 naefe S tuttgart, ©ie Würbe feierbei burdfe bie mebijinifefee gafultät erweitert, unb eg Würbe ben3 öglingen frei« gefieEt, j a biefent©tubium überjugefeen. Unter benen, bie fiefe ntelbeten, War auefe ©cfeiEer. ©r featte bag ungern erWcifelte furiftifdfee ©tubium in biefen Saferen nur mit geringem ©ifer getrieben, Junta! jefet in bem feeranwadfefenben Knaben bie eigentlicfee Seftimmung feineg ©eniug aE« ntäfelicfe, aber unauffealtfam ¿um ®urcfebrucfe iam unb er fiefe unwiber« fiefeliä) ¿u ben ®icfetern, bie ifem irgenb ¿ugänglicfe Waren, fowie auä) ¿u eigenen biefeterifdfeen SBerfucfeen feingejogen füfelte. ©inen gleicfe« geftiramten ©enoffen fanb er an feinem gremtbe griebridfe bon ipoben. ®iefer, ber ebenfaEg ¿ur SJiebijin überging, fagt über biefen SBedfefet in feinerSelbfibiografefeie:1 „S3ei mir unb©cfeiEer War berS3eWeggrunb niefet foWofe! SBiberWiEen gegen bag ©tubium ber Snrigferubenj unb SSorliebe für bag ©tubium ber SJfebijüt, alg unfere Neigung ¿ur ®icfet« fünft, ber Wir fefeon bamalg, ©cfeiEer burdfe Iferifdfee unb bramatifefee SSerfucfee, iefe burdfe Sieber, SBaEaben unb Diomanjen, ju genügen an« fingen. SRatürlicfe raubten ung biefe Serfucfee einen grofeen ®eü ber 3 eit, Welcfee Wir bem ©tubium ber juribifefeen SBiffenfcfeaften featten Wibmen foEen. ©o ¿urücfgeblieben, fonnten mir bag ÜSerfäumte niefet mefer leidjt einbringen, Wir entfdfeloffen nng bafeer ¿unt ©tubium ber SKebijin, mit bem SBorfag, biefeg neuerWäfelte ©tubium ernfter ¿u treiben." ülucfe fdfeien ifenen „bie ERcbijin mit ber ©iefetfunft Weit näfeer berwanbt ¿u fein alg bie trodfene, feofitibe Surigferubenj".

g ü r ben iperjog bebeutete bie Verlegung feiner Sieblingganftalt

1 SRüraberg 1840. ^ooen ftarb 1838 al3 SDiebijinalrat.

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2. Sluf bet Kilitärafabem ie. @inrict)tung bet Slnftatt.

n a ä ) S tuttgart äugleid^ eine 5BerfBfjnung mit ben ^Bürgern feiner alten SRefibeng, mit benen er Wäljrenb feiner früheren KegierungSpcriobe in harten 3tt>iefpatt geraten War, unb benen er, als fie ihr feiner BerleßteS «Recht Bei Saifer unb «Reich fugten, Bitter grollenb ben «Rüden gelehrt hatte. Sefct fanb am 18. KoBeraber 1775 bie feierliche ÜBerfiebetung ftatt; unter bera 3uBeI ber SBeüölEerung ritt ber §ergog felBft an ber ©pijge ber 3ögtinge, welche bie S tab t im «Barabemarfdje burchgogen. ®ie Slnftalt erhielt in S tu ttg art ben Kamen „äRilitärafabemie" *, unb e§ Würbe ihr ein umfangreiches ©ebäube angewiefen, welches außer» halb ber S tab t, unmittelbar hinter bem Kefibengfchloffe lag.

S ie SInftatt Würbe militärifch Berwaltet. 3 u r Durchführung ber SiSgipIin Waren bie 3öglinge in Bier SIbteilungen gefchieben, eine für bie SIbligen, brei für bie ^Bürgerlichen, bie fich in Stubierenbe, $unft» Befliffene unb bie jüngeren 3ßglinge glieberten. S ie Oberleitung hatte ber 2>ntenbant ber Sltabemie, ber DBerft unb nachmalige ©eneral Bon Seeger. ¡Seber SIBteitung War ein ¡pauptmann Borgefcßt, ber gwei SeutnantS unb gwei Slufj eher (ehemalige Unteroffiziere) unter fich hatte. S er Sntenbant felBft hatte noch einen „CBerauffeher" gur §anb, eben» falls einen Offizier, ber Kapport gu erftatten, bie befehle gu über* mittctn unb bie Dtunbe burdj baS ©ebäube äu machen hatte, um gugu» fehen, ob aHeS in gehöriger Drbnung fei.

S aS tägliche Seben war genau geregelt. S ie Uniform, bie aus einem Blauen 3tod mit filbemen SUtöpfen, Weißer SBefte unb Sein» iteibern nebft SchnaHenfchuhen unb einem breiedigen § u t Beftanb, Würbe nur Beim SRittag» unb SIBenbeffen fowie Sonntags in ber Kirche ober auf Spaziergängen getragen; ben Seljrfiunben Wohnten bie 3ög= linge in ihren gewöhnlichen Kleibern Bei. SRorgenS um 6 Uhr ftanb man auf; jeber hatte fein Söett gu machen, bie Sleiber gu reinigen; beim Sopfftechten uttbgrifieren leifteten fie fich gegenteilig ipilfe. S a n n wur» ben fie aus ben ©djlaffälen in ben ©peifefaal gum grühftüd geführt, baS in einer eingebrannten «Kehlfuppe beftanb. Um 7 Ußr begann ber Unterricht in ben oerfdjiebenen §örfälen; er bauerte bis 11 Uhr. S a n n war eine greiftunbe, in welcher bie Söglinge fich umgufleiben hatten, um in ber Uniform puntt 12 Uhr gum SRittageffen Bereit gu fein. Sebe SIBteilung Würbe Bon ihren Sluffeljern in ben unter bem Speifefaal befinbtichen „«Rangierfaal" geführt unb bafelbft Bon bem

1 ®er Marne „io^e KarBfc$u(e" ober iurjweg „Karßfd&ule", toie bie SInftatt geroottnitcb genannt wirb, würbe i&r erft 1781 (alfo nac$ Schillers aibgang) beigelegt.

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(SdjillerS fiebctt unb SBerfe. £eimatjal)re 1759—82.

3intenbanten, rneift aber bon bem Herzog felbft, ber faft täglich bem ■ 3Jfittag= unb Ülbenbeffen beiwohnte, infiziert, Wobei öffentlich 2ob unb ®abel erteilt Würbe. S a n n Würbe in ben ©feeifefaal mnrfd^iert. £>atte jeber feinen ©ig erreicht, fo erfcßoE baS Somntanbo: „StechtSum, IMS» um !" 3HSbann Beftieg ber 3ögling, ben bie Steife traf, eine Heine ©r= höljung unb ffwach baS »orgefcßrießene ®ifchgebet; auf ein neues Som- ntanbo fegte fi<h aßeS z« Sifcß. ®aS ©ffen War für alle gleich, eS War „einfach, nahrhaft unb reichlich", Wie bon §oben fagt, au§ beffen Vio» grafjßie alle biefe Eingaben ftantmen: ©ufifee, g k if h m i t3 ugemüfe, mitunter leichtes Vadwerl als Stachtifcb; für bie älteren 3 ögtinge ein „nidjt ftarter, aßer reiner Sanbwein". ®ie SDia^Ijeit bauerte breibiertet ©tunben, bann War Bis 2 Ulfr greiftunbe, Wo fidf bie 3ögünge im (Sarten ober mit Siingen, SaHffriel u. bgl. bergnügten. hierauf Würbe Wieber Bis 7 liß r Unterricht erteilt, unb abermals ging eS in ber Uni^ form zum Slbenbeffen, Wo eS Wieberunt ©ußße, 23ilb* ober SfalBS» Braten mit ©alat ober eine leiste äRehtffeeife, aber leinen SBein gab. Um 9 Ufer war bie ©tunbe beS Schlafengehens, unb fein 3ögltng burfte über bie feftgefegte 3 « t aufbleiben.

tarnen Vergehungen bor, fo würben fie entweber bon ben 9luf* fehern unb Sehrern blofe gerügt ober, Wenn fie Bebeutenber Waren, ben borgefegten Offizieren angezeigt. ®iefe fchrieben baS Vergehen auf ein Vlatt, „Viüet" genannt. Welches ber 3ögling Bei ber 3nfßeltion im fRangierfaal bem ¡gerzog unb in beffen Sißwefenlfeit bem Qntenbanten borzeigen mußte, Worauf bie ©träfe erlannt Würbe. Oftmals milberte ober erliefe ber §erzog auch bie ©träfe, BefonberS Wenn bie ©räfin bon §ohenheim (baS „g ran jel", wie ber Herzog fie nannte) ihn Be* gleitete, bon ber er fidf gerne erbitten liefe, ©nabe für Siecht ergehen zu taffen. ©S ift begreiflich, bafe bie 3öglinge bie fd)öne unb liebenSWür» bige granjiSla Wie bie hinnnlifche ©rfcßeinung einer fdjügenbett §ei« ügen Betrachteten.

® a bie ¡panbhabung ber ®iSäif>tin bon bem Unterricht burdjauS getrennt War, fo richtete fidj ber Unmut bei etwaigen 3tbangSmafe* regeln nur gegen bie Sluffefjer, Wäfjrenb baS Verhältnis zu ben ifero» fefforen faft burdßWeg ein herzliches unb bertrauenSboIleS War.

Söian fann zugeben, bafe biefe ©inrichtungen, wenn auch ftreng unb in manchen Sfeunlten IleinlicE), bod) im ganzen angemeffen unb bon Wirtlichem SBohlWotlen für bie Sugenb eingegeben Waren. ®ie Unterrichtszeit War aüerbingS übermäfeig auSgebefjnt, Wobei inbeS

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2. auf bcr SWilitärafabcmie. ®inrit$tmig ber Sluftalt.

ing©ewid)t fällt, bafe cg feine fjäugliäjen W e ite n gab- Slber Don einem unmenfc^Ii^en 3 Wange, ber allen jugenblicfien grohfinn unterbrücft hätte, wie man iljn früher wohl oft hat finben wollen, fann feine Siebe fein. S ie göglinge faljen in bent ^erjog in ber SHjat ihren SSohltfeäter nnb „ffiater", ben fie liebten unb bereisten. Srojjbem lag gerabe in beut SBcrljältnig äu ihm ein gefährlicher $eim, ber bag natürliche, fitt= lidje ©efüijl ju r Unwahrheit ju berfehreit ober unter Umftänben p r ©mfwrmtg jn treiben geeignet War. ® er§erjog War allmädjtig, ÜBiber« fprud) unmöglich, feine ?lbficht unb ©inficht unter allen Umftänben bie giitigffe nnb weifefte. §atte hoch felbft ber ehrliche, mannhafte §«ttf>U mann ©d)iUer, alg er Betrübten ^erjeng ben ©of)n in bie Sluftalt geben uiufjte, in einem fdjwungbollen 35anffcfjretben an ben Sntenbanten Bott ©eeger bie SBenbung gebraucht: „SBenn nad) berfloffenen Saljrhunber» ten nufere ©ntel bag ©efwäge ber Sugenb unb äBeigljeit noch an fid) tragen, werben fie nicht algbann noch erfennen unb fagen: ,bag haben Wir beut großen ß a rl ju berbanlen!1" S ag war bie übliche, bie bor» gcfdjriebene Siebeweife, Wenn man bon beut „großen ffiarl“ fpradf. Unb nun bieSöglinge felbft! S n einem Bericht beg fünfzehnjährigen © h itta an ben fcerjog, in beut er auf beffen SBefeljt ade feine 2KitfcE)üIer unb aud) fid) felbft ju fchilbern hatte, heißt eg: „Siefer gürft, Welcher meine ©Itern in ben ©tanb gefegt hat, mir ©uteg p thun, biefer gürft, burd) Welchen ©ott feine Slbficht mit mir erreichen Wirb, biefer SSater, welcher rnidj glüdlid) machen will, ift unb mufe mir biel fdfjä^barer alg ©Item fein, Welche unmittelbar bon feiner ©nabe abhangen. S ürfte id; mich ihm in meiner ©ntjüdung nahen, bie mir bie Sanfbarfeit augbrefet jc." SKan fann bem halberWachfenen fötaben feinen SBorWurf madjen, aber gefunb ftnb SBerljäitniffe fichertich nicht, bie einem (Schiller foldje SBorte in ben SJtunb legen fonnten. ©benbahin gehört eg, wenn er in Siebe unb ®ebidjten p m ©eburtg* unb Stamengfefie ber ©rcifin alg bag Sbeal ebler SBeiblichleit, alg bag SKufter ber Slnntut unb Sugenb eine ®amc feiert, bie hoch immerhin bie SKätreffe beg gürften War, mit fo biel Siecht er auch, «nb gewife aufrichtig, ihre ©üte unb SRilbe rühmt. Slußerbeut War eg offenbar ein Übelftanb in ber ©inrichtung ber Slfa= bentie, bafj bie Sünglinge in ber böllig abhängigen Stellung, bie fie faum eine ©tunbe beg Sageg unbeauffiäjtigt liefe, 5U lange feffgel;alten tourben, n ih t blofe in ben ©dpi», fonbem a u h in ben@tubentenjahren. ©er ©egenfafc äu bergreiheit, bie anbercu Säuglingen bon achtzehn, oft lhon bon fichjehn fah ren p teil Würbe, War äu grofe.

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©dfjiüerä geben unb SEBerfe. £eimatja!)re 1759— 82.

©äfiKer Berblieb in ber SJtititäratabemie bis 1780, Wichtige, ent» WidelungSreidfe Salfre. ©r fetbft urteilte ftmter:1 „Neigung für ißoefie Beleibigte bie ©efejje beS ¡gnftitutS, Worin idf erlogen Warb, unb Wiber» foradj ben planen feines Stifters. SchtSahre lang rang mein ©ntlfu» ftaSmuS ntit ber militärifdjen Segel." SieS barf inbeS nicht fo Ber» fianben Werben, als ob bie göglinge gan^ Bon ben ©räeugniffen ber ©idftfunfi abgefdfnitten geWefen Wären; ba§ War fdion auf ber ©oli» tübe nicht ber g a ll geWefen unb tonnte in S tu ttg art noch Weniger burchgefüljrt Werben. ©S bilbete fich unter ©dfillerS geiftiger gülfrung ein SreiS Bon greunben, bie neben ihren Wiffenfchaftlichen Arbeiten USoefie unb Sitteratur pflegten unb ftubierten, fo fehr fie tonnten: Bon ¡gooen, Sßeterfen, Subwig ©djubart, ein ©ohn beS SicßterS, griebridj ©djarfenftein u. a. Werben als ÜKitglieber biefeS SfreifeS genannt, ©ie fpürten felbft in ihrer Sbgefdfiebenheit bie frifdhe Suft ber neuen ¿Jett/ bie bantalS in ber beutfdjen Sitteratur Wehte, unb fdjwärmten für bie ©tjeugniffe ber ©türm» unb Srangpcriobe: ©oetfjeS „®üß" nnb „SSerther", ©erftenbergS „Ugoüno", SRitlerS „©iegWart", MiHerS „gauft", SlingerS „QwiHinge" fanben begeifterten SBiberhaE; Seife» wifc’ „ J u liu s Bon Sarent" fotl ©djitler faft auSWenbig gewußt haben. SBefonberS tiefen ©influß übte bamalS Slofjftod mit feinem erhabenen sßatßoS unb ¡galter mit feinen ernften, gebantenreichen Sichtungen auf ihn aus. ©benfo Würben bie großen ®id)ter bewunbert, auf bie bie neue Sichtung als auf ihre Sorbilber hinWieS: ¡gomer, Offian, ©hate» ffjeare, SRilton.

©elbft bieUnterrichtSftunben gaben hin unb Wicberbiefemfwetifchen SCriebe neue Sahrung. ®er beliebtefte Seigrer ber Snfialt War ber 5f5ro» feffor ber ißhilofofihie Slbel, mit bem©d)iHer aud) fpäter in freunbfdjaft» liehet S3eäiehung geblieben ift. ®iefer hatte bie ©ewohnheit, feine @ät;e aus ber SSoral unb ber ißfhdjologie burch Seifpiele auS großen Sichtern ju erläutern. „Sodf erinnere ich mich", f° erjählt er felbft, „mit Ser» gnügen folgenber ©äene: als ich ben Samfif ber ^flidjt unb ber Seiben» fcfjaft ober einer Seibenfdjaft mit einer anberen ertlärte, las ich einige ber fd)önfien hierher fmffenben ©teilen auS ©hateffieareS,Othello1 nach ber ÜBielanbfchen Überfehung Bor. ©effilier War ganj O hr, alle

$üge

feines ©efidfteS brüdten bie ©efühle auS, non benen er burchbrungen War, er richtete fi<h auf unb horchte Wie bejaubert. Saum war bie

1 äniürtbtgung ber „9t$einifc$en X^aKa", 1784. 16

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2. Siuf ber SMilitäralabemie. CErfte Sichtungen.

SBorlefung boEenbet, fo begehrte ec baS S3ucf) bon m ir, ltnb bon nun an las unb ftubierte er baSfelbe mit ununterbrochenem ©ifer."

Unter folgen Umftänben regte fidj bei ©hiEer natürlicherweife auch bie eigene ißrobuftion mächtiger, beren Anfänge freilich fchon biet weiter äurücfliegen. « ß fein erfteS ©ebicht gilt ber AeujahrSgrufi an bie ©Item junt 1. Ja n u a r 1769 nebft lateinifcfier Überfettung, helfen ©djtheit freilich nicht fieser ift. S a n n hatte er lateinifdEje ©iftidjen fchon in SubWigSburg mit großer ©eWanbtheit, aber natürlich ohne poetifhe ©elbftänbigfeit gemacht unb bie nteiften feiner SOtitfcfjüier barin übertroffen. SaS erfte felbftänbige beutfche®ebicht, bon bent wir wiffen, berfafjte er am 25. April 1772, bera Sage bor feiner Konfirmation. Sod) ift babon ebenfowenig etwas erhalten Wie bon bem Srauerfpiel „Sie ©hrifien", baS er nach feines SaterS 3eugniS1 in feinem 13. ¡galjre ge* fchrieben haben foE, ober bon bem epifchen ©ebiefft „SJtofeS", baS inS Satjr 1773 fiele. Unter bem ©inbruef ber Wilben Sichtungen ber ©tür» mer unb S ränger berfafite er, bielleicht 1777, ein Srauerfpiel: „S er ©tubent bon Sßaffau", unb einen „©oSrnuS bon SDtebiciS", bon benen aber ebenfalls nichts borfjanben ift.

S aS erfte erhaltene ©ebidjt ift „ S e r Abenb", Welches er bem §er= auSgeber beS „©chwäbifdjen aKagajinS", Sßrofeffor 83altfjafar £>aug (SSater eines feiner greunbe), einfanbte, ber eS 1776 in biefer 3eitfdjrift mit bemSBemerien beröffentlichte, eS habe einen Jüngling non 16 fahren äum ffierfaffer. ,,©S bünft mich", fügt er hntäu, „er habe fchon gute autores gelefen unb betomme mit ber 3 eit ein os m agna sonaturum ." ©benfaES im „@<hwäbif<hen aKagajin" erfhien im folgenben Saljre „S er ©roherer", ju Welchem ¡paug bemerfte: „bon einem Jüngling, ber aEem Anfchein nach Slopftoden lieft, fühlt unb beinahe berfteht. SBir WoEen fein geuer beileibe nicht bämpfen; aber non sense, Un= beutlichteit, übertriebene SKetathefen. ÜBenn einft boEenbS bie geile baju fommt, fo bürfte er mit ber 3 eit noch feinen 5J$Ia£ n e b en ___ » einnehmen unb feinem »aterlanb ©hre machen."

©rmutigt burch biefen ©rfolg ergriff ©hiEer bereits 1777, wie auSbrücilich bejeugt wirb, ben ©toff ju feinen „Stäubern", ben il;m ber 3ufaE in einer ©rjählung ebenbeSfelben „©hwäbifhen STOagajinS" (bon 1775) augeführt hatte. Aber bie Ausarbeitung lam 3unähft nicht

1 »rief uom 6. M r s 1790.

b e a - J u f 6™*"* *£ ( “ "ülücmcSe S in te r G $ r i f t i a n griebrtc^ Sautet © ciu & art, »efien Kanten er beS §ersogä wegen rtic^t nennen wollte. ^

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«SdjiUerS Seiten unb 2Berfe. £eimatjat>re 1759—82.

über geringe Slnfängc tjinau§, Oietmcl» »anbte er fiel) bie beiben näcßften 2Sa£)re mit angeftrengtera (Sifer bera Stubium feiner ntebiji» nifdfen SBiffenfdjaft p , offenbar tn ber Slbfidjt, bie Sltabemie befto elfer öerlaffen unb bann freier unb gereifter feine bidjterifäjen ipiäne tnieber aufnebnten p iönnen. ©djon 1779 hoffte er bieg 3 'el « x tih t ju haben, ba er jurSinreicffung einer S i f f e r t a t i o n pgelaffen »urbe. (Sr hatte eine umfangreiche Slbljanblung: „Bhitofofh» ber

gefcßrieben, oon ber nur ber Slnfang erhalten ift. Sie mürbe jeboh ju feinem großen © hm erj noch nicht für brucffühig erachtet, obmofjl bie Beurteiler barin „untrügliche Betoeife Oon be§ BerfafferS guten unb auffaHenben Seelenlräften" fanben unb feinen „alles burhfuctien» ben (Seift" nicht oertannten. Slber eine aHju ungebänbigte ©hreib» art, bie oft beioirEe, baß man „ben S in n beS BerfafferS n ih t erraten" iörate, fo»ie feine Singriffe auf »iffenfdjaftlidje Slutoritäten mie ¡patter üeranlaßten bie Slbmeifung ber Slbhanblung, unb ber ¡gerpg felbft ent» fhieb bahin, baß fie n ih t gebrucft »erben iönne, „obfhon ih gefielen muff", fügte er h in p , „baß ber junge SÄenfh biet ©höneg barinnen gefagt unb befonberS Siel geuer gegeigt hat. (Sben begwegen aber unb »eilen foIc^eS » ir itih 1 nod) p ftart ift, benie i h , tarnt fie noch nid)t öffentlih an bie SBelt auggegeben »erben, ©alfero glaube ih , ttirb eg au h no h recht gut oor ihm fein, »enn er noche» Saljr in ber Sltabe» mie bleibt, » o inmittelft fein geuer n o h ein »enig gebämßft »erben fann, fo baß er algbamt einmal, »enn er fleißig p fein fortfährt, ge» » iß ein re h t großes ©ubjettum »erben tarnt."

®ie Slbfidjt, „ba§ geuer p bäntßfen", gelang aKerbingS bem fürft» tihen (Srpijer fdjledjt/ int ®egenteit, gerabe biefe p angg»eife Oer» fügte Qurüdhaltung in ber Slnftalt, ber fidj © hiüer ent»ahfen fühlte, fteigerte bie ohnehin oorljanbene (Smßörung gegen ben ® rud ber Ber» hältniffe nur n o h mehr. S a g toarimStoDember 1779. SBenigeSBochen barauf, am 12. Sejember, tarn ber ¡perpg S ari Sluguft Oon SBeimar, in Begleitung ®oet!jeg oon einer ©htoeijer Steife prüdfehrenb, n ah S tuttgart unb befuäjte bie Sarlgfdjute. S ie ®äfte »oljnten ber ©tif» tungSfeier unb ber bantit oerbunbenen Breigoerteilung bei- SBäljrenb biefer ftanb ®oetlje, oom ¡perjog mit ber größten SluSjeihnung be» Ijanbelt, biefem p r ünfen ©eite, ber SBeimarer iperpg p feiner rechten, ©djitler mußte öfter oortreten, er erhielt oier greife, in ber ßrattifhen

1 ®. $. gegenroärtia.

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2. stuf ber SDUIitäratabemie. Siffertation. Soetljeä »efudj.

aKebtäin, in ber Materia medica, in ber ©Liturgie unb in ber beutfchen Sprache unb Schreibart. 2Kan fann fich benfen, mit Welchen ©efü^Ien er ben bewunberten Sichter beS „®oh", beS „ASerther" unb „Glabigo" nngebiicit haßen mag, ber, »an ber Sonne beS ©lüdS beftrahlt, als ein ebenbürtiger Don gürffen, üoE Äraft unb Schönheit Wie ein AjwE, oor ihm ftanb. ©oethe tonnte nidht ahnen, baß unter ben Jünglingen, beren ftaunenbe »liefe ihn berfchlangen, einer fei, ber bereinft als 9D?it= ftrebenber um bie höchften greife ber Statft ihn begleiten unb fein Sehen oerfchönen werbe. — »ielleicht war eS eine Anregung biefeS »efudjeS, bafj beim nächften ©eburtStage beS ©er^ogS im gebruar 1780, ben bie SBglinge meift burch Aufführung eine? SdjauffnelS feierten, @oethc§ „SlaDigo" ju r SarfteEung gewählt Würbe. Schiller fpielte bie §auf)t» rolle, fdjeiterte aber freilich burch feine Seibenf<haftlichteit unb fein über» triebeneS »atljoS gänglid^.

S ti ll e r muhte noch bis ®nbe 1780 auf ber Afabentie bleiben. J n t J u n i biefeS Jahres ftarb ber Söflüng Auguft oon §oöen, ber »ruber feines bertrauten greunbeS, unb biefer Sob War bie »eranlaffung 51t bem ©ebicht „Sine Sei^enbhantafte", bem bebeutenbften unter feinen bisherigen l^rifdhen ©rjeugniffen. S ie fchwermütige Stim m ung, bie ihn in biefer Seit ergriffen hatte, unb bie ein »rief an ben » ater beS oerftorbenen §oben fowie auch an feine Sdjwefter jeigen, fihüttelte er jeboch halb wieber ab, unb energifcb griff er bie notwenbigen Arbeiten an, um enblicfj feinen A ustritt aus ber Atabemic 3U erreichen. Sie Siffertation, bie er nunmehr im Sioöember 1780 einreichte, hanbelte „Über ben Sufammenhang ber tierifcben » a tu r beS SJienfchen mit feiner geiftigen" unb würbe tro£ einiger »ebenfen für bruefwürbig befunben. Aber Schillers §aufDtbefchäftigung Währenb biefer 3eit War ficherlich nidht bie §erfteEung biefer Abhanblung, bie Wohl öielfadj ©ebanten unb »eftanbteile ber erffen benujste, fonbern ohne Sweifel war eS jetit bie Sichttunft, bie ihn gans in ihren »anntreiS 30g. S ie „Stäuber" würben in biefer Seit faft »BEig ausgearbeitet. S a fü r würbe, wenn cS nicht fonft beseugt Wäre, jene Siffertation felbft ben »eweis liefern. Senn bie jugenbliche Sectt)eit beS »erfafferS geht fo weit, baß er unter mancherlei anbern Sichtern, Shafefteare, ©erfienberg je., bie er hier unb ba 3ur Erläuterung heransieht, auch eine StcEe aus feinem eigenen Srauerfhiet anbringt, wohloerhüEt in einen fremben Stamen, inbem er fie („eS fteht faft n a h einer SBette mit feinen greunben auS", fagt »aEeSfe) als Überfejjung eines englifhen SichterS auSgibt: „Life of

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©cfjillerä geben unb SBerfe. Jéeimatjal^re 1759— 82.

Moor. Tragedy by Krake. A. V, Sc. 1.“ (£3 ift ba3 ($etyräcfj ¿tri- fájen grartj ilRoor unb ©aniel in ben „Stäubern" Y, 1.

3. gtegitnenfsutebifuts.

3 m ©ezember 1780 Würbe Sdjitter aus ber SDtilitäralabemie ent» laffen. ©r War nunmehr ató ÜDtebituS oljne ^Soríe^ée beim ©renabier» regitnent üluge in S tuttgart mit 18 ©utben äJlonatSgage angeftellt. Seine ärztliche $ rajiS War unbebeutenb, obwohl er ftd) anfangs mit ©ifer bem Serufe |ingab. ©r lebte in ungezwungenem Umgang mit einer Slnzaljl Don greunben, bie er meift non ber Sltabemie t)er fannte, unb Wenn fie audj alle nicht öiel zu Oerzehren hatten, fo Würbe hoch baS Seben behaglich unb mit jugenblidjem §um or genoffen; gefettigeS ©efprädj, auch Wohl ein Spiel „3Jtanitte", Segelfchieben, SBein unb Sier im „Ddjfen" Waren bie ©rljolungen ber jungen Seute. ®en bur» idjilofen ®on ber greunbe zeigt ein Sattel, ben Schiller zurüdíieh, ató er einmal in ben „Dchfen“ tarn unb leinen traf: „Seib mir fdjime SerlS. S in bagewefen, unb lein Seterfen, lein Steichenbad). ©aufenb» faderlot! 2Bo bleibt bie 3Jlanitte heut’? § o t’ euch alle ber ©eufel! S in Zu ipaug, Wenn ihr mich hoben Wollt. SIbieS, Schiller."

23aS ihm aber je |t am meiften am Kerzen lag, War bie Sott» ettbung feiner „Sauber", an beneu eg noch vielerlei fertig z« machen, Zu änbent unb abzurunben gab. ¡gejjt Würbe bie lepte ipanb baran gelegt, unb in turzem war e§ für ben © rud bereit. Slber wo einen Serleger finben? SergebenS fla u te fidh bie ganze bidjterifche ©enoffen» fchaft nach einem folchen in S tuttgart unb in SJlannljeim um ; niemanb Wollte bie Soften wagen. Slber bag S tü d m u h te heraus, rmb fo Würbe eS benu auf eigene Soften gebrudt. Schiller borgte fidj bie erforberliche Summe, ein greunb leiftete Sürgfdjaft, unb baS SBerl ging in bie Srcffc. Um nur einigen Ülbfats zu erzielen unb fein S tü d auch au§» WärtS belannt zu machen, fanbte Schiller bie fertigen ©rudbogcn an ben äßanntjeimer Sudjtjänbler unb ¡poflamraerrat Schwan, ber befon» berS ató Serleger bramatifdjer SBerle belannt unb iljm Wahrfdjeinlicb bou Seterfen empfohlen war. ©iefer hatte S lid genug, bie ©enialität beS ©ichterS zu Würbigen; er antwortete freunblich, gab hier unb ba Semerlungen unb War woíjl »oruehinlidj Ülnlafj, bah auf einzelnen Sogen noch nachträglich Slnberungen eintraten unb befonberS bie Sor» rebe umgearbeitet würbe, ülber er tljat noch etwas öiel SSidtjtigereS: er lag bie Sogen, wie er fie erhielt, „brühwarm" bem Qntenbanten beS

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8. giegimentämebiiuä. ® ie ¡Ääuber.

SKannßeimer 9iattonaIif)eatcr§, greißerrn ©eriBert bon ®alberg, bor unb Bahnte baburiß ©eßiüerg 33efanntfcßaft mit biefem SKarnte an.

©dfjon int SKai 1781 war ber ® rud boHenbet, unb bag ©tud ging in bie ßffenttidjieit. ®er ©inbrttd, ben eg macßte, toar ungeheuer: unb iann faunt mit bem ©rfolg irgenb eineg anberen litterarifcßen @rjeug« niffeg in ®eutfcßlanb berglicßen merben. ®er 3Serfaffer mar auf e in e n ©cßlag ein Berühmter äßann gemorbett. ©ieicß bie erfte öffentliche S3e« fprecßung, bie Befannt ift1, fßracß bag SBort au§: „§aben mir je einen beutfcßen ©ßatefpeare ju ertoarten, fo ift eg biefer." ®ag mar in ber $£ßat ber Sßmtft, ber fofort in bie Slugen fprang: an bramatifcßer Sraft, man mocßte ben großartigen Scßtoung beg©anjen ober bie uitbergleicß« ließe SSirfung einjelner ©jenen betraeßten, tief; bieS SBerf unbebingt aHe§ hinter fieß, mag je an SSüßnenftüden in ®eutfd)(anb gefdßrieben morben mar. ®er ÜKeifter beg beutfcßen ®rama§ mar Big baßin Seffing: bemußt unb groß hatte er ung bon ben geffeln jaßrßunberte« langer Überlieferung toggeriffen, ßatte ung aug ber $eit „dßaraiterlofer äRinberjäßrigteit" ju r ©elbftänbigieit geführt unb eine ©ießerßeit ber iganblunggfüßrung, eine ©cßärfe unb Vertiefung ber ßßarafteriftif ge« jeigt, mie fie bigßer unbetannt mar. ünb nun erfeßien ßier, eg mar menige SRonate naeß Seffingg ®obe, bag SSerf eineg jugenblicßen geueriopfeg, toelcßeg fieß gemiß nießt an ®urcßbacßtßeit beg $ianeg, noeß biel meniger aber an geinßeit unb SeBengmaßrßeit ber Kßaraiter« jeidßnung etma mit „©milia ©alotti" meffen tonnte, in bem aber bon ülnfang Big ju ©nbe ein bramatifcßer 2Item meßte, ber ben Sefer im ©türm baßinriß, bie moßlbereeßneten SBiriungen eineg Seffingfdßett ©tiideg meit überfliegenb! 3Boßl maren im leßten ¡gaßrjeßnt bie mit» ben ®icßtungen ber ©türmer unb ®ränger erfeßtenen, bon benen fiß SSiriungen unb ©puren in ©cßiEerg ©tüc! reidßticß naeßmeifen laffen; aber toelcß ein 9lbftanb! ©oetßeg ,,©oß", bag einjige SSeri bon Blei» bertber Sebeutnng'aug biefern Greife, geigt ja ungleicß meßr 9teife unb läßt bei allem ©türm unb S ran g botß jenen munberbaren gauber ein« geborener maßboller ©cßönßeit faft nirgenbg bermiffen; aber an Straff« ßeit unb ©eßmung ber ipanblung, an SEiefe ber aufmüßtenben Seiben« fdjaft ober in ber riefenßaften Süßnßeit beg ©ntmurfg ift eg mit ©cßiEerg feuerfprüßenbem äBerfe nießt ju berglettßen. ®ie Stüde ber Slinger, £enj, Seifemiß, ©erftenberg barf man BiHigermeife gar nießt

„ 1'r ? L a u n ' 4m Urteile feiner geitgettoffen", Sb. 1, S . 1. $ e r »er« T«ner ift e^nftian griebrid) stimme.

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©djillerS Se&en unb SBerfe. £eimatja!)re 1759—82.

in einem S e m mit ©Ritter nennen, fo turmhoch ftef)t er über allen, obwohl auch unter ihnen unberädhtlidje ®alente ftnb.

Unb boc(j war bie braraatifdje, alfo fünftlerifdje S irfitng beg ©tücfeg nicht bie einzige, nicht einmal bie burdjfchlagenbfte für ben ©türm beg SeifaH§, ber ihm pfauchte. ©g ift eine Wahre SSemerfung, baff eg ein SSorrecht beg ©enieg fei, fein S o r t zur rechten ©tunbe ju fprechen. ©¿hitler hatte eg berftanben, ben in ber 3 « t lebenben ©eifi ju treffen unb mit unwiberftehlicfjer ©ewalt zum Slugbrucf zu Bringen. ÜJtan fah in bem ©tuet nichts ©eringereg al§ eine fühneSrteggerflärung gegen alle beftehenben 33erhältniffe, unb Weil biefe SSerhältniffe in S taat unb SUrcfje, bie bürgerliche Wie bie gcfeüfchaftliche Drbnmtg an ber brücfenbften Unfreiheit litten, raubte ein §elb S3eifatt finben, ber „feinen SSBiUen nicht in bie ©effnürbruft beg ©efejseg Treffen Will", Weil „bag ©efeh noch feinen großen Sfftann gebilbet, Wahrenb bie Freiheit Soloffe augbrüte". ®er ®rang nach Freiheit, ber §afj gegen alle Unwahrheit unb §eudjelei, ber fo Wuchtig alg ©rmtbzug heraustritt, fanb SBiber» halt in taufenb ©emütern. S o Waren je bie „Stieberträchtigen" fo gegeißelt worben, bie „ben

©djuhfmjjer

belecfen, bafj er fie bertrete bei Sfjeo ©naben, unb ben armen Schelmen hubein, ben fie nicht fürchten?" S o War z- S3. bie hfaffifche §eucljelei fo niebergefefjmettert worben Wie in ffarlg S o rte n in ber ©zene im S alb e (II, 3): „® a bonnern fie ©anftmut unb ®ulbung au§ ihren Solfen unb bringen bem ©ott ber Siebe ÜDtenfdjenofifer, firebigen Siebe beg 3iäd^ften unb fluchen ben achtzigjährigen 831inben bon ihren S h ^ e n hinweg! — € über euch ißharifäer, euch galfdjmünzer ber S ahrheit, euch s3lffett ber ©ottljeit! 3 h t f<hent euch nicht, bor Sreuz unb S tä re n zu fnieen, zerfteifcht eure Dtücfen mit Stiemen unb foltert euer gleifch mit gaften; ihr Wähnt mit biefem erbärmlichen ©aufelfjnel bemjenigen einen blauen ®unft borzu« machen, ben ihr ® h°^n hoch ben ÜMwiffenben nennt; ihr fiocht auf ©hrüdjfeit unb ejemfilarifchen S an b el, unb ber ©ott, ber euer §erz burdjfch<mt, Würbe gegen ben ©djofifer ergrimmen, Wenn er nicht eben ber Wäre, ber bag Ungeheuer am Stilug erfdjaffen hat." Unb ber ipelb, ber fo ffwadj, lebte nic^t bor Sahrljunberten zur ßeit beg SSauernfriegg, bie ©djanbthaten, bie ihn empörten unb bie er rächte, hielten nicht in einem Keinen italienifchen gürftentum , er War fein „©uelfo" ober „©uibo" wie Bei Sfinger unb Seifewijs, fonbern er ftanb mitten in bem Seutfcfjlanb ber ©egenwart, unb bei aller augfehweifenbenißhantafiebeg ®ichterg Waren eg beutfdje SSerhältniffe, bie bem Sefcr entgegentraten.

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3. KegimentämcMM. ®te Mäuber. Sluffü^riing. Slntbologie.

9iun moEte ber greisere Don Salberg baS StiicE auf ber Wann« Reimer 5Bühue ju r A u f f ü h r u n g bringen. ©r hatte ftc^ fi)on im Sommer 1781 mit einem feljr mohlmoEenben 33rief an S ti ll e r ge« menbet unb iljn aufgeforbert, bie „Stäuber" burct) mancherlei Um« arbeitung bühnengerecht 3« machen. ®er junge Sichter ging auf bie meiften SBünfdje SalbergS ein, unb am 6. ßftober tonnte er ihm enb« Ith „ben »ertorenen ©oljn (fo mar ber erfte Sitel be§ ©tüdeS gemefen) ober bie umgefcfjmoläenen Stäuber" überfenben. Stun nahmen bie groben rafch ihren Anfang unb gortgang, unb am 13. J a n u a r 1782 mürbe baS ©titei jum erften Wale gefpielt. ®ie StoEen mären p m größten ®eil in guten §änben, namentlich übertraf ber bera Sichter gleichalterige Sfflanb als g ra n j Woor felbft ©djiEerS hD<h9efpamtte ©rmartung. ©chiHer mar heimlich, ohne Urlaub, Don S tuttgart nach Wannheim gereift. SaS Sljeater mar §um ©rbrüden DoE; ber Sänge beS Stüde§ megen mürbe fdjon um 5 Uhr begonnen. S o mar ber jugenblidje Sichter an biefern entfheibungSDoEen Abenb felbft geuge beS 33eifaESfturmeS, ber am ©djluffe loSbrah, unb tonnte fidf in bem S a u d e n ber 3uhörer ber mächtigen SBirtung feines SalentS be« mufft merben. „beobachtet habe ich feljr DieleS", fdhreibt er nach feiner StüdEtehr am 17. an Salberg, „fehr DieleS gelernt, unb ich glaube, trenn Seutfhlanb einft einen bramatifhen Sichter in mir finbet, fo muff ich bie ©poche öon j,er borigen SSoEje jählen."

gaft gleichzeitig mit ber Aufführung ber Stäuber trat ©djiEer aucT) mit einer ganjen Steihe ItjrifdEter S ihtungen Dor bie ¡Öffentlidjteit. 3nt ©eptember 1781 hatte ©ottljolb ©täublin einen „©hmäbifhen Wufen» almattah auf 1782" herausgegeben unb fih gemiffermafjenäumgüljrer ber tanbSmännifhen S ih te r aufgemorfen. Sem in biefer „SBIumen» lefe" herrfhenben etmaS fhm ähtihen ©eifte moEte ©dfjiEer entgegen« treten, er moEte ihn „sermalmen", inbem er mit feinen greunben p « fammett, bod) ohne Stemtung ber Starnen unb mie bie „Stäuber" auf eigene Soften, eine „ A n th o lo g ie auf baS Sahr 1782" herauSgab, eine Sammlung Don über adjtjig ©ebidjten, jum größten Seil Don h m felbft. Arth biefe ©ebicfjte finb p r n Seil gemaltige geugen feiner m ahtig fhaffenben Sidjteriraft, boh tritt in ihnen baS Unreife, baS noch ftarle Stingen n a h ©eftaltung meit mehr ijerbor als in ben ,,Staubern", unb fie fönnen fih in ihrer ©efamtljeit meber an SSebeu* Jung noch nn SBirlung auf baS iJSublifum mit bem bramatifhen ©rft« mgsmerl beSSihterS meffen.— ©hiEer hatte unmittelbar n a h feinem

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©djtüerö Sehen unb Sßerfe. ^eimatjatyre 1759— 82.

A ustritt auS berStfaberaie eineSBohnung bei einergrau S uife Stifdjer, bei SSitWe eines ¡paufüraannS, bejogen. Siefe, bantalS int breißigften Saßre, ift nach fixeren 3eugniffen bie „Saura", Welche er in einer Stn» ¿djl ber Slnthotogiegebid)te feiert. ©enauereä ift über ba§ SferhältniS nidE)t betannt. Sie fotl nicht fdjön unb nicht eben geiftreidj gewefen fein, aber ihre ©utmütigteit Wirb gerühmt. S a ß fie noä) 1785 Bon einem biei jüngeren SBianne „entführt" Würbe, ffiricht {ebenfalls für eine gewiffe SlnjidjungStraft ber ^ßerfönlicEtleit. Offne 3 tIIC>feI hat ©Ritters SShantnfie ba§ meifte gu ihrem bidjterifdjen Söilbe hwpgethan. SKan muß auch bebenten, baß ihm weiblicher Umgang bis bahnt faft gang frentb gewefen War, benn bie Shore ber SKilitäratabemie öffneten fidf, Wie er felbft fpäter fagte, „grauenpninem nur, ehe fie anfangen, intereffant ju Werben, unb Wenn fie aufgehört haben, eS gu fein".

S e r großartige ©rfolg ber „Stäuber" hatte ©djiller feinen Seruf jum bramatifdjett Sichter gewiß gemadht, unb fdjon hotte er einen neuen ©toff in ber ©efchidjte ber SterfdjWörung beS gieSto gu ©enua gefunben, mit beffen ©eftaltung unb StuSarbeitung er eifrig befdjäftigt War. ’Silber in feinem äußeren Seben trat jeßt eine gewaltfatne Stabe* rung ein. Unmöglich tonnten Sichtungen Wie bie feinigen ben SSeifatt eines gürfteu finben, beffen gange SBeltanfchauung wie bie SarlSugenS auf ber bolttommenften itberfdjäßung feiner SBürbe beruhte. Sennoch geigte er anfangs teine S3erle|ung, bis ihn ein äußerer Umftanb gegen ben Sichter reigte, Welcher, Wie eS fdjeint, bereits Bor feinem Austritt aus ber Sttabemie bie frühere entfdjiebene ©unft beS ^erjogS burih irgetib etwas öerfchergt hoben muß. ©d)ilter machte ©nbe SJJai, gum ^Weiten SOtale ohne Urlaub, bie Steife nadjSKannheint, um einerSBieber* hotung ber „Stäuber" beiguwohnen; mit ihm fuhren gWei ißm befreun* bete Stuttgarter grauen, ¡genriette Bon SBoIgogen, bie SKutter feines greunbeS SBilfjelnt Bon SBoIgogen, mit beten gamilie fein fpätereS Seben fo Bielfach fidj berühren fottte, unb feine §auSgenoffin, bie oben erwähnte g ra u „Stifcherin". SlberntalS emhfanb er bie gehobene ©tim* m ung, in bie ißn bie Stufführung unb baS auSgeidjnenbe ©ntgegen* tommen ber ©djaußneler unb SalbergS felbft Berfejjte. SIber als er gu* rüdfehrte, war bie eigenmächtige Entfernung bemertt Worben; er Würbe mit einem SIrreft Bon gwei 28od)en beftraft, unb ber Stertehr mit bera „StuSlanbe" würbe ihm unterfagt. 3 n biefem Slrreft, fo berichtet feine ©djwägertn Caroline Bon SBoIgogen, ftieg in feinem Berbitterten §ergen ber ft (an gu einem ©tüde auf, in bem er mit ben 3 «ftänben in

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3. StegimentSmebifuS. $ian gur ^ludjt.

SBürttemberg unb mit bem iperäog felbft inS ©eridjt gehen WoEte, eS War ber ißlan bon „Kabale unb Siebe". S e r UnmiEe beS ^erjogS lrurbe noh burdj einen IjufaE gesteigert: eine Stelle in ben „SRnubern", bie ©raubünben in ber Schweif als bie helfe Schute ber Spigbuben bezeichnet, hatte bort großen UnWiEen, ja eine ¿Jurücfmeifung j,eg „SombbienfhreiberS" in einem öffentlichen Platte berantafet. S er iperzog, bem bieS jugetragen Würbe, War überaus ungehalten; er tiefe ©djilter 3U fidj fommen, fchatt ihn aufs berbfte aus unb foE (nah USeterfenS SSericfit) mit ben S o rten gefcljloffen hoben: „geh fage, bei Strafe ber Slaffation fchreibt ©r feine Somöbien mehr." SSergeblich Wanbte fid) ber Sichter noch brieflich an ben ¡perzog unb bat um Stuf» hebung beS Verbots. S ie Sinnahme beS ^Briefes Würbe bermeigert, jebeS Weitere SBittfhreiben unterfagt. Schiller War nun aitSgefprohener» mafeen inUngnabe, nnb bonberUngnabe biefeSgürften liefe fih, Wenn man a u h nur an baS S h id fa l beS unglücKichen S h u b a rt bähte, baS Shliminfte befürhten.

^weiter

Sßanbcrjaijrc 1782—87.

1

. (fteitttafros.

S o reifte in ShiH er ber ©ebanie an eine g l ü h t auS S t u t t » g a r t , um fih für immer bem 3Jiacf)tbereih beS iperzogS ju entziehen. Stur ben „gieSio" WoEte er noh im Wefentlidjen OoEenben, bamit er in üDtannheim gteih mit einem neuen ¿jeugniS feines bramatifhen Sa» tentS auftreten tönne. Stüh ein ©efährte für bie g lü h t fanb f i h ; eS War ein junger SUnfifuS, S l n b r e a S S t r e i h e r , zwei ¡gahre jünger als ScfeiEer, ber fih t£)trt aufS ^erglicfifte angefhtoffen hatte, unb ber ihm in ber nun folgenben fdjWerften Qeit feines SebenS ein greunb bon rührenber Sreue unb Slnhanglihteit gewefen ift. ©r ift fpöter n a h SSien gegangen unb bort als S e in e r eines tßianofortegefhäftS 1833 geftorben. Seine ©rtebniffe mit SdjiEer hat er in einem befonbern SSühtein1 befhrieben, an Weihern er bis an feinen Sob mit tiebeooEer Sorgfalt gearbeitet unb gefeilt hat. ©r hatte S hiE er 1780 bei einer lateinifhen SiSputation in ber Slfabemie zuerft gefehcn, unb bie $er» fönlihieit hatte, ohne bafe er ben Siamen tannte, einen tiefen ©inbruci auf ihn gemäht. SltS er bann {pater einen greunb erfuhte, ihn mit

1 Sügl. S . 8, Sinnt. 1.

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SdjiHerS fiebert uttb SBerfe. 21>anberiaf)re 1782— 87.

bent 33erfaffcr ber „SRäuber" betannt ju macfjen, tjatte er bie Über» rafcfjmtg, irt bent ®idjter biefeg ©djaufjtielg benfelbenigüngling mieber* äuerieraten. ©r Ijatte fidj unter bent ®idjter ber „Dtäuber" einen ,heftigen jungen SWann" gebaut, ber „alteSlugenblide in Ungebmtben* ßeit augfdjmeifen ntüffe", unb mürbe nun burdj bag „feelenBoUfie unb anfßrudjgiofefte ©efidjt" fotttie burdj bie„einnetjinenbfte SBefcßeibenljeit" erfreut. Unb tuie tritt troßbem in bent fd^tidjten S3ericE|te bie Über* tegenljeit beg ©eniug IjerBor, Wenn © tre u e r ©djiHerg „iünfidjten über alleg" alg „ganj neu, ungemöijnlidj, übetäeugenb unb bodj im jjBdjften ©rabe natürlich" bezeichnet unb ^injufügt: „SKan mußte feinem iKaß* ftabe beiftimmen, ben er an alte§ legte, unb Bor bent Bieleg, mag bigljer fo groß fdjien, ing Heine äufantmenfdjrumbfte unb mandjeg, mag alg gemö^nlid^ beurteilt mar, nun bebeutenb mürbe."

®iefe treue ©eele moUte auch auf ber gludjt ©djilterg ^Begleiter fein. SBoljl mar eg ein folgenfcßmerer ©ntfcßluß, aufg ttngemiffe in bie SSelt hinaugzugeljett; brücfenb unb ängftigenb tonnte ber S3Itci in bie 3 utunft für ben ijeimatlofeu glüdjtltng fein. 9lber er füllte, baß ihn bie heiraifdjen SSer^ältniffe beengten, baß ftd) fein ®alent nur auf freierem S3oben entmideln fönne, unb befeett üon bem felfenfeften Ser* trauen auf feine 3 ufunft, bag ber 9Kut ber igugenb unb bag ©efüßl unerfdjofiflidjer ©eiftegtraft ißm eingab, magte er ben ®df)ritt, ber fein ganjeg fotgenbeg Seben befümmte. @djmer mürbe fljm bie Trennung Born ©Iternßaug. ®ie garailie moßnte fdjon feit 1775 nidjt mehr in Submiggburg; ber Sater mar aug bem SDrilitärBerbanbe auggetreten, unb ba er fid; feit langem eifrig mit ber SBauntäudjt abgegeben hatte, mar er junt „Sorgefeßten bei ber herzoglichen ipofgärtnerci auf ber ©oütübe" ernannt morben, fo baßSdjiller bei ber geringen ©ntfentratg ©Item unb ©efdjmifter häufiger faß. ®er SKutter unb ©djmefter ent* bectte er fein Sorhaben, ber Sater aber burfte nidjtg bon bem gludjt* Jüan miffen, bamit er im DtotfaHe alg Offizier auf ©ßrenmort Ber* filtern tonne, baß er bom Sufentljatt beg ©oljneg nidßg miffe. Stlg aüeg Borbereitet mar, feßten bie beiben gremtbe benütbenb beg 22. @cf>* tember 1782 feft, ba bie geftlicßieiten, meldje gerabe zu ©Ijren eineg fürftliii)en®aftegftattfanben, bag Unternehmen jubegünftigen fdjietten. Dtadjtg um 10 UIjr beftiegen fie Bor ©treidjerg SSoßnung ben SBagen. 9IIg fie zum ©ßlinger ®ßor hütaugfuljren, gaben fie auf bie grage ber SEadje ißre Santen alg „Dr. Dritter" unb „Dr. SBolf" an, gelangten glüdflidj ßinaug unb maren am 24. ©eßtcmber in SDfannheim.

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1. ßeimatloS. glucfit. Slamtlieim. Sotte(uitg beä ^ieäio.

ipier erwarteten ©Ritter manche Snttäufdjungen. ©ein fühltet ©c^ritt erregte Bielfadj Siebenten unb Srftaunen. S e r Stjeaterregiffeur aJicter, bet bent er p n ä h f t abgeftiegen w ar, riet tfjitt bringenb, wa3 ©cbtUer aEerbtngS auch felbft Borbatte, in einem S3rief an ben iperpg noch einen SBerfudj ber SSerföijttung p machen. S r tfjat btcS noch beSfelbigen XageS. S r bat um SlufheBmtg beS Verbots ber ©hrift» fieKerei, entfhulbigte feine g lü h t barnit, bafe ber ¡jjerpg ihm mit Sin» brohung beS SlrreftS Berboten habe, ihm feine Sage in S tu ttg art fdjrift» (ich BorfteUen ju biirfen. Stuf baS ©d^reiben iönne er nicht Schichten: „aJieine bi§hertQen ©chriften haben mich in ben ©tanb gefegt, bengaljr» gehabt, ben ich non §öchfibero hoher ©nabe empfing, jährlich mit 500 ©ulben p Berftärien, Welcher anfehnlic^e 3 ufh ufe für meine ©eiehrten» bebürfniffe notwenbig w a r.... 3 U gleicher 3 eit glaubte idh e§ meinen latenten, bem gürften, ber fie erweette unb btlbete, unb ber SBelt, bie fie fcfeäjste, fdjulbig p fein, eine Saufbahn fortpfefeen, auf Welcher ich mir Shre erwerben unb bieSKütje meines gnäbigften SrjieljerS in etwas belohnen tonnte. S a ich mich bisher als ben erften unb einzigen 3 ög» ling Surer ^jerjoglicfien Surdjtaucht tannte, ber bie Sichtung ber grofjeit SBelt fiel) erworben hat, fo habe i<h mich niemals gefürdjtet, meine ©oben für biefenSnbpect p üben, unb habe atten©tolä unb atteSraft barauf gerichtet, mich herBorpttjun nnb baSjettige SBert p werben, baS fernen fürfttidjen äJteifter lobte." S a inbeS ber iperpg burdj ben Sntenbanten ©eeger nur unbeftimmt antworten liefe, er fei in gnä­ diger ©titnmung, unb ber Flüchtling foUe nur äurücttommen, fo war biefer tBerfudj als enbgiltig gefcheitert anpfefeen.

9tun fe|te ©chiüer feine ganje Hoffnung auf ben „ g ie S to " . Salberg felbft War nicht anwefenb, er War p ben ¡poffeftlicbteiten nadj ©tuttgart gereift. Slber einer größeren Skrfammlung Bon Schau» fpielem, barunter SDJeier, gfflnnb unb Seil, fottte ber Sichter baS neue Stücf Borlefen, unb er freute fich fchon im BorauS auf ben Sinbruct. Slber Wie fah er fich enttäufetjt: bie erften Sitte würben ohne ein 3eihen beS ScifaHS angeljört, alles ftanb auf unb ¿erftreute fich, niemnnb fpraefe Bon bem ©tüct, ein ©djnufpieler fcfjlug Bor, ein 33oIjenf hiefeen ju Beranftalten, unb plötslicp hatte fich bie ganje ©efeUfhaft nerlaufeit. SDteier p g Streicher beifeite unb fragte ihn, ob benn ©hiHer Wirtlich bie „Stäuber" gebiefetet habe, benn unmöglich iönne ber SBerfaffer jenes ©tücfcS etwas fo SlenbeS Wie biefen „gieSto" gebietet haben. Stah einigen peinlichen Slbenbftunben ging © hüler mit bem greunbe höhft

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©c^ülerä Seöeit unb SBerfe. 28anberja|re 1782— 87.

öerffimmt n a h ipanfe. Slber zum ®lüc£ hatte HJteier loentgfiertS ge« beten, h m bag 3Kanufirif)t Ü b erzah l bazulaffen, ba er bodj benSdjlufs beg Stüdeg gern fennen lernen moEe, unb alg Streicher am anbern SKorgen ju ihm lont, eilte er ihm mit ben SBorten entgegen: ,,©ie haben recht! ,giegto1 ift ein SQteifterftüd unb meit beffer bearbeitet alg bie ,Stäuber1. Slber miffen ©ie aud), mag fc^ulb baran ift, baf; id) unb aEe 3uf)örer eg für ein elenbeg SKachmerf hielten? ©d)iEer§ fhmä« 6ifci)e Slugfimadfe unb bie tiermünfhte 9lrt, mie er aEeg bettamiert. E r fagt aEeg in bem nämlihen fmhtrabenben ®on her, ob eg heiftt: ,er macht bie Sdjür ju ‘, ober ob eg eine §aufrtfteEe feineg gelben ift. Slber je |t rnujj bag © tüd in ben Slugfhufj tommen, ba iooEen m ir eg itng öorlefen unb aEeg in SJemegung fetsen, um eg halb auf bag SEfjeater ju bringen." groh überbrachte Streicher bem greunbe bie greuben« botfcffaft, hatte aber freilich bie gutherzige ©dhmachheit, il)m ben ®runb, feinen abfdjeulidhen SSortrag, ju üerfdfmeigen, „um fein ohnehin trän« teg ®emüt nicht zu reijen".

g ü r bie nächfte 3 eit hielt eg ©dritter, juntal ©alberg noch nicht jurüd mar, für bag ®eratenfte, fidf ben etmaigen Stahforfdfungen beg §erjogg S ari Eugen burdh eine etmag meitere Entfernung ju ent« Ziehen. E r reifte begtialb mit bem getreuen Streicher nadf g r a n t f u r t , unb zwar ganz ä« SuiU «nt bie fehr fdfmahe S a rfh a ft ju fdmnen; benn ©dfiEer hatte 23, Streicher 28 ®ulben in ber SEafcffe gehabt, alg fie S tuttgart »erliefen. Ü3on grantfurt aug fdjrieb er an ®alberg unb bat ihn für feinen „giegto" um einen SBorfcfjufj Oon 300®ulben, moöon er 200 zur Tilgung feiner Stuttgarter Sdfulben zu bermenben gebachte. Slber bereits am 3. öftober erhielt er bie Slntmort, baß ®alberg feinen SBorfhufj zahlen tonne, meil ber „giegto" in ber toorliegenben ®eftalt für bag SCheater nid^t brauchbar fei; erft müffe eine Umarbeitung ge« fdjehen fein, ehe er fich Weiter ertlären fönne. Um biefem Verlangen nachjufommen, nahm SchiHer in D g g e rg lje im , eine Keine Stunbe öon SKannheim, SBoijnung, mo er ber SÜorfidht megen feinen bisherigen Stauten „Dr. Stifter" in „Dr. Sdfmibt" »ermanbelte. SJteier, ber ihm bei biefer Umfiebelung behilflich mar, oerfiherte beftimmt, ber „giegto" mürbe unbebingt angenommen merben, fobalb er um mehrere Szenen gefürzt unb ber fünfte Ülft ganj beenbigt fei. S o ging S h iE er an bie Arbeit. Siber fie forberte n ih t fo, mie er moEte, »ornehmlih meil fih ihm zwifdfen biefem unerfreulihen, begeifterungglofen ®efhäft beg Sinberng n a h fremben SSünfdfen fort unb fort bie ©eftalten feineg

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1. fteimatloS. DggerSIjetm. Slbleljitung bc§ ^ieäfo.

neuen ©rauerfpielS „Suife MiEerin" aufbrängten, über baS er fchon auf ben SBanberungen ber grantfurter SReife nad) @treidjerS Seridjt biel nadjgebadjt unb gebrütet hatte. ©er treue gremtb unterftüßte ihn aud) fefjt ntit feinen Mitteln, bie iaunt für iljn felbft reiften, benn jene paar ©ulben Waren natürlidj begehrt: jweiraal ließ er ficfj Bon feiner Mutter au§ Stuttgart (Selb fdjiden, baS eigentlich für feine eigne Steife nad) Hamburg beftimmt tnar, Wo er fid) für feine tu n f t auSbilben foHte: er wollte ficß bon ©chiEer nicht trennen unb fein SeßteS mit ibnt teilen, big ftd) beffert ©djidfal gebeffert habe.

Slnfang Stoöember War bie Umarbeitung beS „gieSto" fertig, unb in freubiger Quberfidjt reifte Schiller ba§ ©tüd nunmehr an Meier ein. Sange Wartete er bergeblidj; enblid) laut Salberg» Scfdjeib, „baß biefeS ©rauerfpiel aud) in ber bortiegenben Umarbeitung nidjt brauch» bar fei, folglich baSfelbe auch uidjt angenommen ober etwas bafür bergütet werben tonne". Sticht einmal ein Erfaß für bie 3 eit, bie er ©albergS SBunfd) gemäß auf bie Umarbeitung berwenbet hatte; Sff= lanbSSorfdjtag einer Vergütung bon acßtSouiSbor War prüdgeWiefen Worben. ©albergS Senehraen war nicht ebel. ©r hatte fid) int ber» gangenen Saljre p e rft bem ©icfjter genähert unb ihn ermuntert. ®iefer hatte feine gludht bauptfädjtich im §inblid auf iljn gewagt unb fanb fich nun berlaffen. ©er Sntenbant woEte offenbar mit bem „glüchtting", ber in ber Ungnabe feines § e rp g 3 ftanb, nichts mehr p tßun haben unb fürchtete ängftlidfj, S ari ©ugen p beleibigen, bieEeicfjt auch bei feinem eignen Surfürften anpftoßen.

M an tann fid) benlen, Wie biefe gefdjeiterte Hoffnung ben un» glüdlidjen, bebrängten ®id)ter traf. Slber er War p ftolj, um p Hagen. ,,©r übte", fagt ©treid)er, „WaS Wenige ®id)ter tßun, feine auSgefprodjenen ©runbfäße reblid) auS unb befolgte ben Sorfaß Sari MoorS: ® ie O u a l e rla tjm e a n m e in e m © t o l j e . " — ©r tßat nun ba§ ©injige, WaS er tonnte, er gab feinen „gieSto" in ©rud unb erhielt bom Sucfjljänbler ©djWan für ben Sogen einen SouiSbor, WaS ißm, ba baS ©tüd 11 Vs Sogen füEte, wenig über Jjunbert ©ulben embradjte.

S n unb um Mannheim tonnte ©djiEer feßt nidjt mehr bleiben. ©aS Ijeimattofe Umherpljen rieb ihn auf. ©r nahm beSljalb ein Sin» erbieten an, welches it)m feine bortreffliche mütterliche greunbin, grau bonSSolpgen, fdhon in© tuttgart gemacht hatte, inbemfieifjm für einige

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