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IN MEMORIAM

Heinz Vater

* 1932 – † 2015

(F ot . P at ry k W al is ze w sk i) http://dx.doi.org/10.18778/2196-8403.2015.03

© by the author, licensee Łódź University – Łódź University Press, Łódź, Poland. This article is an open access article distributed under the terms and conditions of the Creative Commons Attribution license CC-BY-NC-ND 4.0

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Heinz Vater. Ein Nachruf

Heinz Vater verstarb am 18. Juni 2015 in Berlin. Mit seinem Tod verlor die germanistische Linguistik nicht nur eine hervorragende Forscherpersönlich-keit, einen exzellenten Lehrer mehrerer Generationen von Linguisten und einen lieben Freund, sondern auch einen Menschen, in dessen bewegter Vita sich Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts exemplarisch widerspiegeln. Auch

CONVIVIUMerlitt einen schweren Verlust.

Heinz Vater wurde am 29. Juli 1932 in Frankfurt an der Oder als Sohn des Kaufmanns Max Vater und seiner Ehefrau Herta, geb. Weißmann, als ältestes von drei Kindern geboren. Ihm folgten die Schwester Ursula und der Bruder Wolfgang. Seine Mutter war Jüdin, was in der Nazizeit für die Familie zahl-reiche Beschwerlichkeiten und tragische Erlebnisse bedeutete. Ein harter Schlag für die Familie war die Trennung von der Großmutter Netty (Nissel) Weißmann, die 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde, von wo sie nach Auschwitz kam. Ihre Angehörigen haben sie nie wieder gesehen. Heinz als „Geltungsjude“ musste alle mit den Rassengesetzen verbundenen Demütigun-gen und BenachteiligunDemütigun-gen über sich ergehen lassen. So durfte er u.a. keine Verkehrsmittel und keine Parkbänke benutzen und ab 1942 musste er den Judenstern tragen. Der Besuch einer Volksschule war ihm auch versagt, so dass er eine „Mischlingsschule“ in Berlin besuchen musste. Diese Schule wurde jedoch zusammen mit anderen jüdischen Schulen geschlossen, so dass jegli-cher Schulunterricht Heinz Vater vorenthalten wurde. Den Ansturm der Roten Armee haben Heinz und seine Geschwister in einem engen vom Vater errich-teten und mit Schlafstellen sowie nötigsten Lebensmitteln versorgten Keller-versteck überlebt. Am 23. April 1945 nahm die furchtbare Verfolgung durch die Nazis schließlich ein Ende.

Nach dem Abitur, das Heinz Vater im Jahr 1951 ablegte, studierte er von Herbst desselben Jahres bis Sommer 1955 an der Humboldt-Universität in Ost-berlin Germanistik. Nach dem Studium bot ihm Wolfgang Steinitz eine Assis-tentenstelle an der neu gegründeten „Arbeitsstelle Strukturelle Grammatik“ (Abteilung der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin) an, wo er u.a. mit Wolfdietrich Hartung, Manfred Bierwisch, Karl-Erich Heidolph, Wolfgang Motsch und Renate Steinitz zusammenarbeitete. Die Arbeitsstelle war ein wichtiges Zentrum moderner Linguistik in Europa und eben dort lernte Heinz Vater im Jahre 1957 Roman Jakobson kennen. Inzwischen wurde die politische Situation in der DDR für Vater unhaltbar: Infolge einiger kritischer

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Äußerungen gegenüber der SED wurde er von seinen Studienkollegen bespit-zelt und mehrmals von einer Parteikommission verhört, so dass er den Ent-schluss fasste, in den Westen zu fliehen. Die Flucht geschah am 24.09.1961, als Heinz an einem Einsatz der „Betriebskampfgruppe“ teilnehmen musste und bei dieser Gelegenheit aus einer Wohnung im 1. Stock in der Bernauer Straße über die Mauer sprang. Vorher hatte er seine Dissertation Das System der

Arti-kelformen im Deutschen – bis heute ein Standardwerk über die deutschen Arti-kel – eingereicht, die jedoch in Ostberlin nicht verteidigt werden konnte, da die öffentliche Verteidigung erst auf den 6. Oktober 1961 festgesetzt worden war.

In der „freien Welt“, an der Universität in Hamburg, konnte er seine Doktor-arbeit wieder einreichen und im Jahr 1962 verteidigen. Zwei Jahre später be-kam er eine Assistentenstelle am Institut für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft. Im Sommer 1969 wurde er an der Universität Hamburg mit der Schrift Dänische Subjekt- und Objektsätze habilitiert. Anschließend holte ihn Thomas Sebeok an die Indiana University in Bloomington, wo er 1971 Jytte Heine, eine dänische Lektorin, kennen lernte und später heiratete. Zurück in Deutschland bekam er nach einem Jahr einen Ruf an das Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität zu Köln, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1997 tätig als ordentlicher Professor war.

Er war ein außergewöhnlich hingebungsvoller und erfolgreicher Forscher und Lehrer, er hielt Vorlesungen, unterrichtete Pro-, Haupt- und Oberseminare, nahm Examina ab. Viele seiner Studierenden sind heute selbst angesehene Lin-guisten, die an Universitäten in Deutschland und der Welt ihren Forschungs- und Lehrtätigkeiten nachgehen. Trotz der intensiven Lehr- und administrativen Aktivität gelang es Heinz Vater bis zu seiner Emeritierung etliche Bücher und etwa 100 Aufsätze zu publizieren, die v.a. seine Spezialbereiche Phonologie, Nominalphrasensyntax, Semantik der Determination sowie Temporal- und Modalsemantik thematisch abdecken. Einige seiner Arbeiten wurden in andere Sprachen übersetzt: Die Einführungen in die Textlinguistik und in die Sprach-wissenschaft ins Polnische, die letztere auch ins Lettische und Bulgarische. Seine Kenntnisse des Französischen, Dänischen und Polnischen erlaubten es ihm, auch kontrastive Fragen zu erörtern. Er hat darüber hinaus zum Aufbau der modernen deutschen Sprachwissenschaft wesentlich beigetragen: Er war Mitbegründer und in den Jahren 1986-1988 Vorsitzender der Deutschen

Ge-sellschaft für Sprachwissenschaft, von 1972 bis 2002 wirkte er als Mitheraus-geber der prominenten Reihe Linguistische Arbeiten, von 1975 bis 1997 als Mitherausgeber der Reihe Studien zur deutschen Grammatik.

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21 Als weltbekannter Wissenschaftler folgte Heinz Vater Einladungen zu Gast-vorträgen u.a. an Universitäten in Dänemark, Finnland, Frankreich, Groß- britannien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Russland, Schweden und Spanien. Als Emeritus hielt er Seminare in Berlin, Litauen und Ungarn, wo ihm 2009 von der Universität Szeged die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. In seinem Leben war auch Polen eine wichtige Station. Wir sind Heinz Vater sehr dankbar für seinen Beitrag zur Entwicklung der polnischen germanisti-schen Linguistik, der sich u.a. in Nachwuchsförderung ausdrückte, was wir persönlich erleben durften. Nahezu unübersehbar ist seine Tätigkeit als Gast-vortragender an den polnischen Universitäten in Bydgoszcz, Gdańsk, Kraków, Poznań, Rzeszów, Lublin (KUL), Szczecin, Warszawa und Wrocław. An den vier letztgenannten Universitäten war er als Gastprofessor angestellt. Weitere Kontakte zur polnischen Linguistik pflegte Heinz Vater als langjähriges Bei-ratsmitglied, Beitragsautor und Gutachter von CONVIVIUM. Germanistisches Jahrbuch Polen. Alle an CONVIVIUMMitwirkenden behalten ihn in dankbarer Erinnerung und denken mit Nostalgie an jährliche Beiratssitzungen, abendli-che Gespräabendli-che nicht nur über die Linguistik bei einem Glas Wein zurück. Für sein Engagement bei der Zusammenarbeit mit den polnischen Kollegen wurde er 2013 mit der Ehrenstatuette des Verbandes Polnischer Germanisten ausgezeichnet.

Seine letzten Gastvorträge durften die Mitarbeiter und Studierenden des Ger-manistischen Instituts der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań noch im Mai 2015 genießen. Einen Monat später starb er im Alter von 82 Jahren.

Der wissenschaftliche Beirat von CONVIVIUMtrauert mit den polnischen Ger-manisten um einen hochgeschätzten Kollegen und Freund, dessen Wissen, Er-fahrung, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Sinn für Humor nie vergessen werden.

Jarosław Aptacy / Beata Mikołajczyk

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