DER POLNISCHE NATIONAL-CLUB
iii Posen
an das Comitee der
deutschen Nationalversammlung
in Posen
*vV tö die Ideen der Freiheit- Gleichheit und
Völkerverbrüderung
im westlichenEuropa
denSieg
errungen hatten, da regten sichfolgerecht
auch in ganz Deutschland die lebhaftestenSympathien
für P olen. ImGefühle des Unrechts, welches die
egoistische Fürstenpolitik
imvorigen
Jahrhunderte an uns verübt hatte, ertönte laut der Ruf: das deutsche V olk muß sühnen, was seine Fürsten an Polen verbrochen!Auch I h r wurdet
fortgerissen
von diesem Gefühle, wir sahen es uudvergaßen
gern dieZurücksetzung
und
Verhöhnung,
die mehr alsdreißig
Fahre schwer auf unsgelastet, vergaßen
die Schmach, die I h r anunserem Geiste, an dem, was einer N ation das
Heiligste
ist, verübt hattet,glaubten
an endlicheVersöhnung
in Bruderliebe!
Aber es war ein schöner,
flüchtiger
Tra u m, denn die früheren Interessen, die einem edleren Gefühle derErhebung gewichen
waren, kehrten in voller Kraft zurück, dieselben Interessen, die Euch in unserLand
gelockt
haben, materielle Vortheile, Herrschsucht tauchten bald wieder auf in Eurer Seele, und wir mußten mit Schmerz erkennen, wie I h r unsere Sache niebegriffen,
wie auch Euer Deutschthum nurun
lauterer, sinnlicher Natur sei !
Alle schnöden M ittel habt Ih r
angewandt,
um uns dieSympathie
Deutschlandsabwendig
zuma
chen; unser V olk in Stadt und Land habt ihr
dargcstellL
als roh undungebildet,
ohne zu bedenken, daß, wäre es so, die Schuld davon nur auf Euchz!lrückfiele,dargestellt
habt ihr dies brave V olk als einerErhebung
im nationalen Geisteunfähig,
als verführt von: Adel, den I h r auf bloßeVermuthungen
hinals der Volksfreiheit feindlich und nach verlorenen
'StagWprcvilegien
trachtend schmäht,aufgeregt
habtI h r unser V olk, daß es sich erhebe gegen seine Brüder, den Adel und die Geistlichkeit, habt es durch
hinter
listige
M itte l uudLockungen
gezwungen, sich für den Anschluß an Deutschland zu erklären.Aber wodurch I h r Euch und Eure G
esinnung,
amunzweideutigsten
documentirt und den Stab über Euch fehlst brechet, das ist Eure Denkschrift!Also
Euretwegen,
die I h r zumgroßen
T heil nicht hiergeboren
nureigenen
Interessen fröhnt, sollenwir uns mit einer farblosen Freih eit
begnüngen
und verzichten ans den Gedanken einerpolitischen
und n a
tionalen
Wiederherstellung
Polens! AlsoEuretwegen
sollen unsere Landsleute aufpolnischem
Boden, dawo das deutsche Element scheinbar
überwiegend
ist, von ihrem V aterlandegerissen
ohne Schutz für ihreNationalität bleichen, während Ih r da, wo I h r in der Minderzahl seid, Euer Deutschthum bewahrt und
geschützt
wissen wollt;Euretwegen
sollen wir dieWiege Großpolens,
die Landschaft amGopio
See, dasewig polnische
Kujaw
y, das Land unsererSagen
und Liederaufgeben!
Seht, das sind die
Widersprüche,
zu denen I h r durch Eure unreinenGesinnungen gekommen
seid, dassind die
Forderungen,
wodurch I h r EurenUngerechtigkeiten
die Krone aufsetzet!I h r nennt Euch deutsche Patrioten, weil Eure
niedrige
Interessen unter dem Schutze dieses NamensEuch
gesicherter
scheinen, aber I h r ward es nimmer unb seid es nicht, denn nur gezwungen verläßt der Pa
triot sein Vaterland. Ih r wollt freie Männer sein! der freie Mann aber kränkt Niemanden in seinem Rechte, will nicht die Knechtchaft minderer. Und wie könntet I h r freie Männer sein, die I h r
gewohnt
seid, nur Gewalt zu üben? Dürre Aeste seid I h r eines veraltetenSystems
bereit Euer Unrecht zuverewigen
.I n dieser Absicht habt I h r die deutsche und
jüdische Bevölkerung,
mit der wir Jahrhunderte aufunse
rem Boden in Eintracht
gelebt
haben, deren N ation alität von uns nie verletzt worden, gegen unsaufgeregt,
ihr
vorgelogen,
daß wir sie unterdrücken wollten ; in dieser Absicht verschmäht I h r keine W affe desLuges
und
Truges.
Aber Euer Treiben kann vor der Wahrheit nicht bestehen, Euer Werk nicht
gelingen.
I h r werdetnicht zu R athe sitzen, wenn über unser Loos entschieden wird.
Unsere
gerechte,
unsereheilige
Sache wird vor demgroßen
Tribunale der VölkerEuropas
verhandeltwerden; an dieses wenden wir uns mit der vollsten Zuversicht, daß uns
Gerechtigkeit
wiederfahren wird. Gern erkennen wir die seitlängerer
oder kürzerer Z eit hier angesessene deutsche undjüdische Bevölkerung
als unsere
Mitbürger
an, und werden ihre Nationalltät ehren.Euch aber, die I h r keiner Nation, sondern einem
Regierungssystem angehört,
Euch können wir alsdeutsche M änner nicht betrachten, I h r habt unsere Bruderliebe verschertzt, habt uns arg
hinter
gangen !!!
De r Vorsitzende. Der Secretair.
Griesinger. Salkowski.
Posen Gerberstrasse bei K, REYZNER.