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Theologisches Literaturblatt, 11. Mai 1934, Nr 10.

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Theologisches Literaturblatt

Nr. 10

Unter Mitwirkung

z a h lre ic h e r V e rtre te r der th e o lo g is c h e n W is se n sc h a ft und P rax is

herausgegeben von

Dr. theol. E r n s t S o m m e r la t h

Professor in Leipzig.

Leipzig, 1 1. Mai 1934. LV. Jahrgang

Erscheint vierzehntägig Freitags. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter sowie vom Verlag. — Inland-Bezugspreis: RM 1.50 monatlich, Bezugspreis für das Ausland vierteljährlich: RM 4.60; bei Zahlungen in fremder Währung ist zum Tageskurse umzurechnen. — Anzeigenpreis: die einspaltige

Millimeterzeile (90 mm breit) 15 Pfennige. I.V. W. g. Verlag und Auslieferung: Leipzig, Königstr. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 52B79.

Z w ic k e r, Johannes, Fontes historiae religionis celticae. (Haas.)

R oller, Otto, Prof. Dr., Das Formular der pau­

linischen Briefe. (Oepke.)

R ienecker, Fritz, Praktischer Handkommentar zum Epheserbrief. (Otto.)

Bliiher,Hans; Schoeps, Hans Joachim, Streit um Israel, (von Harling.)

Schaller, Heinrich, Die Weltanschauung des Mittelalters. (Preuss.)

D ö rr ies, Hermann, D., Luther und Deutschland.

(Gussmann.)

F ra n z , Erich, Goethe als religiöser Denker.

(Pöhlmann.)

S c h rö te r, Manfred, Philosophie der Technik.

(Jelke.)

KUnneth, Walter, Theologie der Auferstehung.

(Koepp.)

Krlmm, Herbert, Dr. theol., Die Agende der niederösterreichisohen Stände vom Jahre 1571. (Theobald.)

T h a t, Günther, Die Pädagogik der Inneren Mis­

sion. (Eberhard.)

Zwicker, Johannes, Fontes historiae religionis celticae.

Berlin 1934, G ruyter & Co. (110 S. 8.) 1.50 RM . A ls Fasciculus I der von ihm edierten „Fontes historiae religionum ex auctoribus graecis et latinis“ hat 1920 der Bonner Religionshistoriker Cari Clemen die „Fontes hi- storiae religionis persicae“ herausgebracht. (116 S. 3.60 R M .)

Ihre nächste Fortsetzung fand die Sammlung in den von Th eodor Hopfner gesammelten „Fontes hist. rel. aegyptia- cae", erschienen in 5 T eilen 1922, 1923, 1923, 1924, 1925.

(932 S. 25 RM .)

Fasciculus III (1928) waren die „Fontes hist. rel. ger- manicae“ , gesammelt von Carl Clemen. (112 S. 5 RM .),

Fasciculus IV (1931) die „Fon tes hist. rel. slavicae“ , für deren Zusammensuchung sich dem Herausgeber Carl H ein­

rich M ey er zur Verfügung stellte. (112 S. 8 R M .)

Der Notgem einschaft d er deutschen W issenschaft ist es zu verdanken, dass von dem sehr nützlichen Unternehmen soeben w ied er ein neues Stück hat ausgehen können, Fasci­

culus V, Pars I: „Fontes historiae religionis celticae, colle- git Joannes Z w ick er" (110 S.). Diesem ersten T e il w erden wohl noch zw ei w eitere folgen müssen. Es w ird geraten sein, mit der Besprechung zuzuwarten, bis das Ganze v o r­

liegt. Eine Schlussbemerkung lässt wissen: Indices fontium, nominum, rerum toto opere confecto adicientur.

H. H a a s , Leipzig.

Roller, Otto, Prof. Dr. in Karlsruhe a. Rh., Das Formular der paulinischen Briete. Ein Beitrag zur Lehre vom antiken B riefe ( = Beiträge zur W issenschaft vom A lten und Neuen Testament, hrsg. von A . A lt und G.

K ittel. 4. Folge, H eft 6.). Stuttgart 1933, W . K o h l­

hammer. (X X X II, 657 S. gr. 8 und 7 angehängte Ta- . bellen). 36 RM.

D er Gedanke, für antike Schriftw erke Abfassungszeit und Zuverlässigkeit an der Hand diplomatischer Form alien zu ermitteln, ist nicht neu. Dieser W e g ist z. B. für den Aristeasibrief von E. Biokermann mit Erfolg beschritten worden (Zn W X X IX , 1930, S. 280— 298). D er vorliegenden A rb e it gebührt alber die Palme d er Priorität. A n geregt durch die Verhandlungen über die Krankheit des Paulus

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ist sie seit 1910 aus mühevollen, durch den W eltk rieg teil­

weise noch besonders erschwerten Studien hervorgegangen.

Der Verfasser ist von Hause aus w eder Th eologe noch klassischer Philologe oder Papyrologe, vielm ehr m ittelalter­

licher Diplom atiker, (bringt aber eben als solcher das volle Rüstzeug methodischer Schulung und wissenschaftlicher A k rib ie mit. Er hat sich mit staunenswertem Fleiss in den ihm zunächst fremden, weitschichtigen Stoff eingearbeitet.

V ie le Tausende von Originalbriefen von der A m a m a -Z eit bis in die Ausgänge der A n tik e sind auf ihr Form ular hin durchmustert. D ie Untersuchung ist ferner auch auf Schreib- und Beschreibstoffe, Körperhaltung des Schreiben­

den und Lesenden, die G eschw indigkeit des Sprechens, Lesens und Schreibens im A ltertu m und andere einschlä­

gige Gegenstände ausgedehnt worden. So ist auf 152 Seiten T ex t, in 5 Exkursen von zusammen 76 Seiten, 584 A n m er­

kungen, die sich teilw eise fast zu M onographien aus- wachsen, 52 T e x t- und 7 Anhangstabellen ein w ahrer Thesaurus gelehrten M aterials zusammengebracht worden.

Von der Reichhaltigkeit desselben kann die A n zeig e nur ein unvollkommenes Bild geben. Uber die allgemeinen philologisch-diplomatischen Fragen kann nur der geschulte Fachmann im einzelnen urteilen. Der Th eologe w ird hier mit seinem U rteil besser zurückhalten und vor allem dankbar lernen. Auch dann bleiben Fragen genug übrig, denen gegenüber er sich eher kompetent fühlen darf. In sie hinein w eist auch das tiefste Interesse des Verfassers.

Von antiken Zuständen ausgehend kann man die E igen ­ art der Paulusbriefe und die in ihnen n iedergelegte A rb e it erst recht würdigen. W ährend G. Stange nach eigenen Versuchen für den Röm erbrief mit llV a Stunden D iktierzeit meinte auskommen zu können, errechnet R o ller beinahe das Neunfache an Schreibzeit: 98,62 Stunden. Derartig lange B riefe sind im Altertu m sonst unerhört. D ie meisten antiken B riefe enthalten höchstens 90 W örter, etw a ein V iertel vom Umfang des Philemonbriefes. Besonders der W ortreichtum der paulinischen Präskripte musste antiken Lesern auffallen. D ie apostolischen B riefe tragen form ell w ie inhaltlich amtlichen Charakter, in besonders hohem Masse der Galaterbrief. Für den Philem onbrief w irk t das

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Prädikat „stark offiziell, w en iger vertrau lich" allerdings entschieden überraschend, es enthält aber zw eifellos R ich ­ tiges, das oft übersehen w orden ist. Deissmanns Abgrenzung des unliterarischen ,,B riefes" gegenüber d er literarischen

1,Epistel" behält ihre Bedeutung, sie darf aber nicht dazu verleiten, das paulinische Überlieferungsgut mit rein privaten, wenn nicht gar vulgären Papyrusbriefen auf eine Stufe zu stellen. D ie ausserhalb des Kanons überlieferten Paulusbriefe schliessen sich an das zu ihrer Zeit übliche allgem eine B riefform ular an und sind schon daran als grobe Fälschungen erkenntlich.

Stärker als üblich tritt bei R o ller der Gesichtspunkt der Sekretärausfertigung in den Vordergrund, dictare heisst ursprünglich nicht „d ik tieren " im modernen Sinn, sondern bezeichnet das G eben von Anweisungen an den selbständig konzipierenden Ammanuensis. Das fertige, nötigenfalls durchkorrigierte Schriftstück signiert der A bsender durch eigenhändige SchLussbemerkung. D erartig entstandene B riefe sind im diplomatischen Sinne als echt zu bezeichnen. Ich habe mit H ilfe dieser,' w ie mir scheint, fruchtbaren Betrachtungs­

w eise bisher die etw a gegen 2. Thess. oder Eph. erhobenen Bedenken zu überwinden gesucht. R o ller nimmt nun aber an, dass gerade die mit ausdrücklichen Eigenhändigkeits­

verm erken versehenen Briefe, 2. Thess., 1. Kor., Gal., Kol., Philem., und zw ar nur sie, in vollem Um fange von Paulus eigenhändig niedergeschrieben und also auch stilisiert seien. Schriftw echsel am Briefschluss machte, so meint er, die eigenhändige Signierung ohne w eiteres erkennbar und daher einen diesbezüglichen Verm erk überflüssig. Die Bedeutung der Stilkritik für die Echtheitsfrage w äre hier­

nach stark einzuschränken. A ls Ausgangspunkt für sie w ären jedenfalls nur die genannten bisher teilw eise um­

strittenen B riefe geeignet. Röm., 2. Kor., Phil., 1. Thess.

und Past. dagegen w ären für den echt paulinischen Stil nicht massgebende S ekretärarbeiten des Tertius, des T i ­ motheus oder eines Unbekannten. D ie stilkritisdhen B e­

denken gegen Past. w ären dann allerdings mit einem Schlage erledigt. Sollte aber ein sonst ganz unbekannter G ehilfe des Paulus w irklich fähig gewesen sein, die gew a l­

tigen G edankengebilde des Röm erbriefes von sich aus zu form en? Sollten so persönliche Schriftstücke w ie der 2. Korinther- und der Ph ilipperbrief vom A p o stel nur in­

spiriert, nicht w irklich verfasst, im modernen Sinne d ik ­ tiert sein? Es w ird mir schwer, das zu glauben. D er V e r ­ lust würde den G ew inn vielleich t sogar dann noch über­

w iegen, w enn man sich entschliessen könnte, mit dem V e r ­ fasser auch den H ebräerbrief für „paulinisch" und sämt­

liche katholische B riefe im Sinne der Tradition für d iplo­

matisch echt zu erklären. Ob aber die dagegen immer w ie ­ der laut gew ordenen Bedenken sich w irklich so summa­

risch erledigen lassen?

D ie Schwierigkeiten, von denen die Pastoralbriefe b e ­ drückt sind, liegen ja keineswegs nur im Stil. Man mag die vermutlich nicht jedem einleuchtende Annahme, dass Paulus sich im V erkeh r mit seinen Vertrautesten, als G e ­ fangener in Rom w ie als freier Mann im östlichen M ittel- m eerbecken w eilend, eines und desselben stark helleni­

stisch empfindenden, sonst anscheinend nicht in T ä tigkeit getretenen Sekretärs bedient hätte, einmal konzedieren.

Auch dann bleibt die Problem atik der vorausgesetzten Si­

tuationen bestehen. Dürfen w ir trotz 1. Clem. 5 f. die W irksam keit des A postels bis in den Spätsommer 67 aus­

dehnen? W e r sagt uns, dass die Pastoralbriefe auch nur in

die Zeit nach der „ersten " römischen Gefangenschaft g e ­ hören w o l l e n und nicht etw a unabsichtlich durch V e r ­ zeichnung der Verhältnisse diesen Anschein erw ecken ? Sind auf jungen M issionsfeldern — Ephesus w äre wenig über ein Jahrzehnt, K reta gar nur ein Jahr alt! — derartig fortgeschrittene Verhältnisse — nach seiten d er E n tw ick­

lung w ie der Fehlentwicklung — denkbar? W oh er das merkwürdige Schwanken zwischen Zukunfts- und G egen ­ wartsaussagen über die Irrlehrer? Dass der Hebräerbrief von Paulus herrühren w ill, bew eist jedenfalls die gespaltene Tradition nicht. D ie Eigenheiten des Formulars sollten doch stutzig machen. Und nun gar eine paulinische Kundgebung an die „Sorgenkinder in Jerusalem "? A u f den angekündig­

ten Nachweis dieser These kann man gespannt sein. Die Echtheit der katholischen Briefe, zumal die verw ick elte johanneischeFrage, mag, als nichtdirekt zum Them a gehörig, auf sich beruhen. Zu den durch A . M ey er zum Rätsel des Jakobusbriefes aufgew orfenen Fragen habe ich aber eine Stellungnahme entschieden vermisst. D ie vom V erf. b e ­ nutzte 5,/6. A u fla ge von Jülichers Einleitung ist an diesem w ie an anderen Punkten durch die 7. (1931) antiquiert.

D ie stark konstruktive A r t des Vorgehens illustriert die Ta b elle über die Verteilung des „ W ir " = Paulus + A p o stel usw. auf S. 181 samt den nachfolgenden Bemerkungen. Das zugrunde g elegte Entwicklungsschema, an sich wenig ein­

leuchtend, w ird durch die beigebrachten Zahlen fast mehr w iderlegt als bestätigt (vgl. etw a 2. K or. mit 1. Kor.), min­

destens aber stark kom pliziert. A u f Grund derartiger über­

scharfsinniger Beobachtungen, vor allem an den Briefan­

fängen, die A ltern a tiv e zu stellen: die dreizehn kanoni­

schen Paulusbriefe sind entw eder sämtlich echt, und zw ar in der traditionsmässigen Reih en folge Thess., Gal., Kor., Röm., Gef., Past., oder sämtlich unecht, ist, wenigstens für mein Empfinden, kühn. Sollte Paulus seinen Sekretären für den K o n tex t fast unbeschränkte Freiheit gewährt, ihnen für die Stilisierung d er Intitulatio dagegen peinlich genaue Vorschriften gegeben haben? Oder ist das verm eintliche Entwicklungsschema einfach doch prästabilierte Harmonie des Zusammenarbeitens der verschiedensten Hände zu­

stande gekom men? Beides dünkt mich gleich unwahr­

scheinlich. Ohne schriftstellerischen Plural wird bei Pau­

lus schwerlich ganz auszukommen sein. Für Eph. scheint mir eine Einzelgem einde als Adressatin nicht wahrschein­

lich, am wenigstens w egen der starken Übereinstimmung zwischen K o l. und Eph. Laodicea.

Kleine Ungenauigkeiten, soweit sie mir aufgefallen sind, mögen noch registriert sein. Zu S. 89: darf Apollonius von Tyana nach dem heutigen Stande der Forschung als „Nachahmer von Christus und Paulus" bezeichnet werden? Zu S .93: das Fehlen des Timo­

theus in Eph. 1, 1 und Kol. 4, 11 darf wegen Kol. 1, 1 mit der Reise desselben nach Philippi (Phil. 2, 23) kaum in Verbindung gebracht werden. Zu S. 126f.: dass Clemens Romanus Schüler des Paulus gewesen ist, steht mindestens nicht fest. S. 397 m. 1. Lipsius. S. 515 Z. 7 v. u. 1. l.K o r. 15, 32. Anm. 368 scheint mir den Unterschied zwischen Tit. 3, 1 und l.T im . 2, 2 zu überspannen. Zu S. 546: die Pastoralbriefe sind zwar bei Ignatius und Polykarp, nicht aber schon bei Clemens Romanus bezeugt. S. 559: „Polykarps Epheser- brief“ ist lapsus calami. Zu S. 561: Harnacks Verteidigung des Aposteldekrets ist mindestens insofern anfechtbar, als sie die Les­

arten des westlichen Textes bevorzugt. Zu Anm. 424: für die B e­

zeichnung des konzipierenden Sekretärs mit öid (vgl. 1. Petr. 5, 12) w äre ein wirklich treffender Beleg von Interesse. Auch Roller hat einen solchen nicht beigebracht. S. 591 Z. 6 ist wohl 1. Kor. gemeint.

Der S. 592 Z l l zitierte Vers Gal. 6, 19 existiert nicht.

Die Bedeutung des Buches scheint mir nach allem zu­

letzt doch mehr in den philologischen als in den im engeren

Sinne theologischen Ergebnissen zu liegen. A b e r wenn aus

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so genauer Kenntnis des antiken Schrifttums heraus z. B.

das Vorhandensein von Konzeptbüchern des Paulus, b e ­ kanntlich als Hilfskonstruktion für die Ephesushypothese zu Röm, 16 benutzt, bestritten oder gezeigt wird, dass schon der auf dem gängigen Papyrusblatt zur Verfügung stehende geringe Raum die Annahme der von der Schall­

analyse postulierten Redaktionsm anöver verbietet, so w ird der Th eologe davon gern Kenntnis nehmen. Und w o von einem Nichttheologen soviel solide Sachkenntis gepaart mit soviel Ernst und Ehrfurcht in den Dienst der E rfor­

schung des neutestamentlichen Schrittuims gestellt wird, da kann der Theologe, mag er im einzelnen mehrfach anders urteilen müssen, dem Unternehmen nur mit Freude und innerster Anteilnahm e folgen. O e p k e , Leipzig.

Rienecker, Fritz (Neumünster), Praktischer Handkom­

mentar zum Epheserbrief. (Der Epheserbrief, die Lehre von der Gem einde für die Gem einde). Neu­

münster 1934, G. Ihloff u. Co. (464 und Bilderanhang 48 Seiten, Lexikonform at.) Leinenband 16 RM . In Lexikonform at, fest in hellbraunes Leinen gebunden, 520 Seiten stark, liegt dieser Praktische Handkommentar zum Epheserbrief von Fr. R ien ecker vor mir. D er K om ­ mentar folgt dem 1930 bereits erschienenen zum Lukas- Evangelium. Schon beim Durchblättern wächst Spannung und Interesse. Die Reichhaltigkeit und V ielseitigk eit des Inhalts und eine ganz neue A r t der Darbietung überrascht und fesselt. H ier w erden neue W e g e beschritten. A b e r sie sind so klar angelegt und so zielsicher durchgeführt, dass der Leser ihnen mit wachsendem Vertrauen folgt. In grösser M eisterschaft verein igt dieses breit angelegte W e rk die eindringende wissenschaftliche A rb e it am grie­

chischen T e x t

samt eigener Übersetzung

voll exegetischer Gründlichkeit mit einer K ra ft und Fülle der Auslegung, die von einem pneumatischen Schriftverständnis Zeugnis gibt. D ie A r t der Darstellung macht es auch dem Laien möglich, d er Auslegung auf allen ihren Stufen zu folgen.

Zugleich lernt er Achtung vor der Mühe und dem A n ­ liegen der exakten wissenschaftlichen A rb eit. Jedes W o rt des U rtextes und seine Bezeugung in den verschiedenen Handschriften w ird beachtet, gedeutet und für das V e r ­ ständnis des Zusammenhangs fruchtbar gemacht. Sehr viel Fleiss ist den zahlreichen, eingehenden Einzelunter­

suchungen über biblische W orte, Begriffe und Glaubens­

kom plexe gewidmet. H ier werden die Ergebnisse und U r­

teile wissenschaftlicher Forschung eifrig zusammengetra­

gen und ausgewertet. T ro tz dieser Sorgfalt in der B ew er­

tung jedes einzelnen, auch des (kleinsten Zuges des T e x t ­ gehaltes hat man nicht die Empfindung eines sich V erlie- rens ins Einzelne. Bei aller äusseren Ruhe und inneren Sammlung, die über den Erörterungen liegt, ist das kräftige Voranschreiten zu klaren und fassbaren Ergebnissen b e­

m erkenswert und spürbar. Ohne Scheu w erd en die Schw ie­

rigkeiten für die theologische A rb e it und die modernsten Problem e, die sich aus der Sache ergeben, angefasst und oft einer überraschend lich tvollen und befriedigenden Lösung zugeführt. Gegnerische Meinungen w erd en vielfach kurz und ohne lange Begründung abgetan. Dies alles liegt letzt­

lich darin begründet, dass hier grundsätzlich aus innerstem Überzeugt-, ja Überwundensein eine Schriftauslegung g e ­ sucht und gegeben wird, die „dem Glauben gemäss" ist.

M an merkt das glaubensbereite Hineinhorchen ins W o rt und das Erlauschen des Zeugnisses des H eiligen Geistes

darin. Das w ä re nicht denkbar ohne ständige Verknüpfung mit dem Ganzen der H eiligen Schrift.

Der Komm entar versteht den Epheserbrief als den Brief, der unter allen Paulus-Briefen, sonderlich von der Gem einde Jesu Christi (das W o rt K irche w ird vom V e r ­ fasser, aus von ihm selbst erörterten Gründen, zurückge­

stellt) handelt. Ja, er erscheint hier als ein einziges gross­

artiges Zeugnis von der christlichen Gemeinde. In der G e ­ genwart, in der das Ringen um christliche K irche und G e ­ meinde so schwer und schmerzlich geworden ist, w ie seit langem nicht, kann es kaum eine zeitgemässere Aufgabe geben, als das apostolische Zeugnis des Epheserbriefes lebendig zu machen. Die A rt, w ie das hier geschieht, kann für lernbegierige Leser in W ahrheit zu einem Brunnen des Trostes und neuer K ra ft und Zuversicht werden.

Das W e rk zeugt von einem umfassenden Fleiss der V o r­

arbeit und von einer erstaunlichen Belesenheit. Nicht nur die Literaturnachweise und Hinweise geben Zeugnis hier­

von; der Verfasser lässt auch ausgiebig die verschieden­

sten Forscher, A u sleger und Erbauungsschriftsteller zu W o rte kommen. In der Fülle der Einzelabhandlungen ist hier zugleich eine beträchtliche V orarbeit für die B earbei­

tung w eiterer Paulinischer B riefe geleistet. Auch die Ein­

leitung behandelt allgem eine A n liegen der Paulinischen Briefliteratur, z. B. den W erdegang des Paulus. Bei der Erörterung der Frage nach der Echtheit und Abfassung des Epheserbriefes vermisst man das Eingehen auf die schall- analytischen Untersuchungen und deren Ergebnisse. Über manches in der wissenschaftlichen Auffassung und D ar­

stellung w erden die U rteile auseinandergehen. Manches bedarf w eitere r sorgfältiger Nachprüfung. Der Wunsch nach erbaulicher Auswertung lässt den Verfasser hie und da über die vorliegenden Schw ierigkeiten im T e x tv e r- ständnis hinwegsehen. D er Ton d er erbaulichen „Stu nde"

beherrscht streckenw eise die Darbietungen recht erheb­

lich. Nicht immer ist die Gefahr des A bgleitens in die fromme Redensart vermieden. Die A rt, w ie die „ G e ­ m einde" zur „K irc h e " in eine gewisse gegensätzliche B e­

ziehung gebracht wird, w ir d . der Sache, um die es hier geht, nicht gerecht, nicht einmal dem Verständnis und G e ­ brauch des W ortes „K ir c h e " selbst. Häufig fällt, besonders im 2. Teil, eine gewisse Unachtsamkeit d er Satz- und Sprachbildung, bis hin zu grammatischen Entgleisungen, auf. Bei einer neuen A u flage w ird sich das leicht bessern lassen. Hie und da erscheinen die B eiw orte unnötig g e ­ häuft. Auch hätte sich w ohl manche W iederholung gleicher Gedanken verm eiden lassen. Im Bliok auf schlichtere Leser und auf die erbaulich-praktische A bzw ecku ng lässt man sich solches immerhin gefallen.

A b e r über dem schuldigen Dank für das grossangelegte W e rk darf das alles zurückgestellt bleiben. Einen beson­

deren W e rt trägt der Anhang „Ephesus, die Geschichte einer G em einde", mit den zahlreichen Bildern aus dem alten Ephesus in sich. Er b ietet eine tief ergreifende D ar­

stellung des heidnischen, des früh- und spätchristlichen und des untergegangenen Ephesus. A lles in allem hat der Verfasser m it seinem neuesten W e rk den w eitesten K r e i­

sen unserer K irche ein Geschenk gemacht, von dem w ir

zuversichtlich hoffen, dass es reiche Segensfrucht w ird

schaffen dürfen. D. R. O t t o , Eisenach.

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Blüher,

H a n s;

Schoeps,

H a n s Joachim ,

Streit um Israel.

Ein jüdisch-christliches Gespräch. Hamburg 1933, H an­

seatische Verlagsanstalt. (120 S. 8.) 3.80 R M .

Hans iBlüher und Hans Joachim Schceps ikommen beide aus der freideutschen Jugendbewegung von einstmals. In­

zwischen ist aus dem einen ein christlich orien tierter A n ti­

semit, aus dem ändern ein offeribarungsgläubiger jüdischer Th eologe geworden. H ier begegnen sie sich in einem G e ­ spräch über die Judenfrage, und zw ar w ollen sie beide Israel und die Judenfrage von einer höheren W arte, vom Gesichtspunkt der „reinen G eschichte" (in diesem Falle der Heilsgeschichte) aus betrachten. Blüher hatte schon vo r Jahren in seinem (Buche „Secessio Judaica" einem Antisemitismus das W o r t geredet, der die Judenfrage sine ira et studio 'behandelte und von dem landläufigen A n ti­

semitismus so entschieden Abstand nahm, dass er den v ö l­

kischen A ntisem iten ins Stammbuch schreiben konnte: sie seien eigentlich schon zum Judentum übergetreten. In seinem neuesten Buch: „D ie Erhebung Israels gegen die christlichen G ü ter" sucht er die auf dem G eb iet der reinen Geschichte liegenden Hintergründe für den jüdischen Kam pf gegen das Christentum aufzudecken und seine em­

pirischen Erscheinungsformen darzustellen. Er führt das Judentum auf zw ei geschichtliche Faktoren zurück: die Offenbarung am Sinai und die Gesetzgebung des Esra.

Jene w andte sich an das menschliche Herz, in dieser machte sich Israel als V o lk verm öge seines Blutes zum In­

haber und T räger der Offenbarungsreligion. Sobald nun Israel als V o lk die neue Offenbarung Gottes in Christo ab­

lehnte und die Verantw ortung dafür auf sich nahm, ist es als V o lk dem Fluch verfallen, so dass es nunmehr verm öge seines Blutes die R o lle des Antichristen übernommen hat und nicht anders kann, denn als antichristliche Macht sich gegen die christlichen G ü ter aufzulehnen und eben da­

durch die V ö lk er immer w ie d e r zur Selbstbesinnung über ihre christlichen Güter zu bringen. Seine Mission hat sich in das G egenteil von dem verw andelt, was sie hätte sein sollen.

Für Schoeps ist zw ar Israel nicht mehr V o lk im pro­

fanen Sinne, sondern „K irch e ", Religionsvolk, das in den Bund Gottes mit den Vätern hineingeboren wird. A lso auch hier ist das Blut das /konstitutive Element des Juden­

tums; d ie Gnade G ottes teilt sich verm öge des Bluts den Juden mit w ie den Christen verm öge W o r t und Sakrament.

W ie jeder G etau fte ein Christ ist, d. h. in den neuen Bund mit G ott in Christo auf genommen ist, so jeder Jude v e r­

möge des Bluts in den alten Bund, d er ein ew iger ist. A b ­ trünnigkeit, Bundbrüchigkeit ändert nichts an dieser T a t­

sache, zieht aber bei beiden G ottes G ericht nach sich, und es w ird immer nur ein Rest auf beiden Seiten als echt er­

funden werden. V on einem Fluch Gottes über Israel im Sinne einer endgültigen V erw erfung kann keine R ed e sein.

Nach Schoeps sollen sich Christen und Juden gegenseitig als Träger der Gnade Gottes anerkennen und gemeinsame Front gegen die auflösenden M ächte machen.

Bei Schoeps lieg t der Irrtum am Ausgangspunkt seiner Auffassung: nicht das Blut, sondern die ßeschneidung macht den Juden zum Israeliten; Blühers entsprechender Irrtum zeigt sich am Ende seiner Betrachtung: G ott ist ebensowenig m it seinem Fluch w ie mit seiner Gnade an das Blut gebunden; w enn auch die Ablehnung Christi eine Sache des Volks w ar und ist, so ist doch das G ericht nicht unwiderruflich. W o sich der Jude seinerseits aus seiner

B lu ts - und V o lk sv e rb u n d e n h e it d u rch d ie G la u b e n s e n t­

sch eidu n g fü r C h ristu s löst, w o d a s V o lk als so lch es aus dem B a n n des U n g la u b e n s sich dösen lässt (w a s nicht g le ic h b e d e u te n d ist mit A u flö s u n g d e s V o lk s ), d a v e r w a n ­ delt sich d e r S e g e n in Fluch . M a n w ir d b e im L e s e n d ieses G e s p rä c h s v o n d e m g ro sse n E rn st ergriffen , m it d em hier

— b e s o n d e rs au f S e ite n des jun gen jüd isch en G e le h r te n — die J u d e n fra g e a n g e fa sst ist. U m so b e d a u e rlic h e r ist es, dass w e d e r d e r C h rist noch d er J u d e zu d e r einzigen L ösu n g gelan gt, d ie es gibt und die ein für alle m a l d u rch d as W o r t G o tt e s (bes. R öm . 9— 11) au fg e z e ig t w ir d .

D.

v o n H a r l i n g , L eipzig.

Schalter, Heinrich, Die Weltanschauung des Mittelalters.

München und Berlin 1934, R. Oldenbourg. (IV , 169 S.) 6 RM .

Diese Schrift leidet an einer m erkw ürdigen Unausge­

glichenheit, sie wirict weithin w ie eine V o r arbeit zu einem Buch. Es sind z. B. soviele Quellenstücke einge­

flochten, dass das Ganze immer w ieder w ie ein Quellen­

buch anmutet. Dabei handelt es sich aber nicht um A u f­

deckung bisher unbekannter Aktenstücke, vielm ehr baut sich das Buch durchweg auf der bekannten Literatur über sein Them a auf (besonders Harnack und Spengler sind b e ­ nutzt). Diese Literatur ist angegeben, aber sehr unbeküm­

mert, oft fehlt bei den Zitaten A ngabe von Jahr und Seite.

Auch der gesamte Aufbau ist nicht streng genug: so ist die M ystik in das erste K a p itel gerückt, das von der geistigen W e lt des M ittelalters handelt, während sie w ohl jedermann als ausgesprochenes Phänomen der Fröm m igkeit im 2. K a ­ pitel der „religiösen W e lt", erwarten möchte. D er Rahmen des M ittelalters ist nicht genau eingelhalten. Gewiss kann man es nicht reinlich abgelöst von A ltertu m und R e fo r­

mation darstellen, aber das ist doch eine ungerechtfertigte Stoffeinteilung, w enn Origenes (der fast immer in der bekannten falschen Schreibw eise erscheint) auf 8 Seiten behandelt wird, Augustin auf 6, Pseudodionys auf 6, Johannes Scotus Erigena auf 12 und A lb e rt und Thomas z u s a m m e n auf 8, Duns Scotus auf 1. Solche Unausge­

glichenheit zeigt sich auch im Einzelnen. Neben geistvoll gedachten und geform ten Sätzen erschrecken nichts­

sagende, ja banale.

D er I . T e il befasst „D ie geistige W e lt", der 11. die re li­

giöse. (Kann man das beim M ittela lter so trennen?) I. Die oben berührte Verkürzung der Hochscholastik begründet der V erf. damit, dass ihr System der „visionären W ucht und O riginalität" der früheren entbehre, die unter Platos Einfluss standen, d er sich überdies „v ie l einfacher und glücklicher" mit dem Christentum verein igen lässt" (S. 92).

Von Johannes Scotus Erigena heisst es z. B., dass sein System „ein e herrliche Schöpfung der unverbrauchten mythischen K ra ft der N ordlän der" sei (S. 75). Nur w ird leider nirgends deutlich ausgeführt, was das denn eigentlich ist. D er folgende Abschnitt über „M y stik und W eltgefü h l"

unterscheidet transzendente, akosmische und immanente, kosmische M ystik und führt als Beispiele je Eckhart und Franz v. Assisi an. Der II. Hauptteil „D ie religiöse W e lt "

zeichnet zunächst „d ie Entstehung des Katholizism us" nach rein religionsgeschichtlicher Auffassung, im Anschluss an die gangbare Literatur (namentlich Harnack; m erkwür­

digerw eise ist H eiler übergangen). Doch w ird die m ittel­

alterliche Kirche als „M u tter der europäischen K u ltu r" g e ­

priesen (S. 123), die Reform ation w ird

d e g ra d ie rt

(auch

(5)

sonst schätzt der Vf. den Protestantismus gering, er sieht bloss das Puritanische in ihm und identifiziert ihn schlecht­

hin mit dem Reformiertentum, S. 109). D er Abschnitt ,.Dogma und Sakram ente" handelt zum grössten T e il vom Tridentinum (!). — Das K apitel „M önche und O rden" rühmt das Mönchtum als „reinstes und innigstes Verhältnis zum M etaphysischen" (S. 138) und endet m it den Jesuiten (M ittela lter?!), die er zu verstehen sucht, „auch wenn einem ihre A r t nicht gerade symphatisch sein kann" (S. 139). B e­

achtlich ist dabei die Bemerkung, dass Calvin „im Grunde auch Jesuit w a r" (S. 140). Ein buntes Bild, „ein en Bauern­

garten", eröffnet das K a p itel über die „V olksreligion des Spätm ittelalters". Auch dieses ist w ieder meist zusammen­

gesetzt aus schon vorhandener Literatur darüber (Schairer, Nohl, Huizinga). Zuletzt w ird die Kunst gewürdigt, die für den V erf. in Dante gipfelt. — Dass man aus diesem Buche trotz der genannten M ängel allerlei lernen kann, soll nicht geleugnet werden. D er V erf. besitzt Kenntnisse und Geist, nur w äre eben seinem Buche mehr Disziplin zu wünschen.

H. P r e u s s , Erlangen.

Dörries, Hermann, D. (Professor der T h eologie in G öttin ­ gen), Luther und Deutschland. (Sammlung gem einver­

ständlicher Vorträge

und

Schriften aus dem G ebiet der Th eo logie und Religionsgeschichte. 169.) Tübingen 1934, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). (26 S. gr. 8.) 1.50 RM .

Eine akademische Festrede, gehalten b ei der Luther­

feier der U niversität Göttingen am 17. N ovem ber 1933.

Das Them a ist in letzter Zeit so ausgiebig behandelt w o r­

den, dass sich ohne tiefer schürfende Untersuchungen kaum etwas Neues beilbringen lässt. Von den knapp bemessenen Zeilen eines festlichen Vortrags kann man deshalb vollends nichts w eiter erwarten, als dass die w ichtigeren Gesichts­

punkte klar hervorgehdben und entweder zu einem leben­

digen Gesam tbilde zusammengefasst oder aber in ein eigenartiges Licht gerückt w erden. Dörries wählt den zw eiten W eg, unter steter Beziehung auf den entschei­

dungsvollen Ernst unserer gegenwärtigen Lage. So spricht er von Luther, dem deutschen Mann, dem glühenden V a ter­

landsfreund, dem klassischen Sprachschöpfer, dem unbe­

stechlichen Mahner, W arner und W egw eiser in allen Fragen des nationalen Lebens. A b e r doch nur einleitungs­

weise, um dann sofort auf den eigentlichen Gegenstand seiner R ede einzugehen: Luther, der Prophet der Deut­

schen. W ie den Sehern des alten Bundes, wurde auch ihm in geschichtlicher Stunde ein besonderer A u ftrag von oben zuteil. Dem deutschen V o lk e sollte der ew ige G ottesw ille mit neuer K raft bezeugt und Fürst und Knecht zu unbe­

dingtem Gehorsam aufgerufen werden. D er erste W id e r­

hall glich einem brausenden Frühlingssturme. Dann aber wandte sich das >Blatt. iLuther musste die ganze Stufen­

leiter prophetischer Sendung durchlaufen, von leuchtender Freude zu herbem Schmerz und von diesem w ieder bis zu dem erschütternden Zittern und Zagen vor Gottes Straf­

gerichten über ein Volk, das die Zeit seiner Heimsuchung nicht erkennen w ollte. Er lernt auf den christlichen Staat ebenso verzichten w ie auf die geistige Einheit der deutschen Nation und setzt dagegen seine Hoffnung auf den lieben, jüngsten Tag, d er ein (Reich bringen wird, in dem G erech ­ tigkeit, Friede und Freude wohnen. Trotzdem flieht er aber nicht aus dieser dem V erderben entgegeneilenden W elt, sondern stellt sich und die Seinigen mitten hinein in ihr verw orrenes G etriebe. H ier hat jeder Christ an dem

Platz, an den eine höhere W eisheit ihn gerückt hat, im Rahmen der natürlichen Schöpfungsordnungen G ott und seinem Nächsten zu dienen. Damit sind die Fesseln der römischen Priesterherrschaft gesprengt, das Trugbild einer höheren Volkom m enheit gestürzt und den unentbehrlichen Lebensgrundlagen jeder nationalen Gemeinschaft ihre ur­

sprüngliche W ürde zurückgegeben. Eine Mahnung von ehernem Klang für ein Geschlecht, das ein neues Deutsch­

land aufbauen soll! Denn über Sein oder Nichtsein eines V olkes entscheidet einzig und allein der W ille Gottes, dessen Prophet Luther war. Ist dies aber alles? Gibt es neben dem gebietenden, nicht auch einen rettenden Gotteswillen, d ie Botschaft von der rechtfertigenden und heiligenden Gnade, das Evangelium von dem einen M ittler zwischen G ott und den Menschen? W ir begreifen, dass Dörries keinerlei Lücke empfindet. Seine eigentümlich gefärbte theologische Brille hindert ihn daran. Der nachdenkliche Leser w ird aber anders urteilen. Er stellt mit Bedauern fest, dass ihm nur die H älfte gesagt ist.

D. W i 1 h. G u s s m a n n , Stuttgart.

Franz,

E rich ,

Goethe als religiöser Denker.

T ü b in g e n

1932,

M o h r (S ie b e c k ). (V III,

286

S. gr.

8.) 10

R M .

F r a n z han delt in seinem W e r k e ü b e r einen ü b e ra u s an zieh en d en G e g e n sta n d , näm lich ü b e r G o e th e s S tellu n g zur R eligio n . E s gesch ieh t dies in sechs K ap iteln , von d en en das erste („ V o ra u s s e tz u n g e n ") G o e th e s In d ivid u alität und re lig iö se E n tw ic k lu n g d arstellt, w ä h re n d die fünf fo l­

gen d en die Ü b e rsc h rifte n tragen : R e lig io n und Ironie, R e lig io n und E h rfurch t, R e lig io n sp sy ch o lo gie, R e lig io n s ­ geschichte, R elig io n sp h iloso p h ie. D e r N a c h d ru c k liegt, w ie diese T h e m e n re ih e und v o r allem d er B u ch titel s e lb e r zeigt, au f dem D en k m ä ssig e n und d a m it auf dem P h ilo ­ sophischen. D e n n hier w ir d d e r ernsthafte, kritisch w o h l u n terb au te V e rs u c h unternom m en, G o e t h e auch als P h ilo ­ so phen ernst zu nehm en. „ In W ir k lic h k e it ist G o e th e ein system atisch er D e n k e r vo n hohem R an g, d er in a lle r Stille zunächst fü r sein en p ersö n lich e n B e d a rf ein b is h e r noch w e n ig b e k a n n te s und v e rsta n d e n e s p h ilosop hisch es System e n tw o rfe n hat, w e n n m an d as W o r t ,System * in nicht zu engem Sinn n eh m en w i l l ." F ü r dieses re ligio n sp h ilo so p h i­

sche System ist — w ie es b e i einem G o e th e nicht an d ers sein k a n n — eine P o la ritä t m assgeben d, näm lich seine N e ig u n g zu spö ttisch er Iro n ie hier und seine N e ig u n g zu p ie tä tv o lle r E h rfu rc h t dort. A u f d en b e id e n K ap iteln , d ie h iervon h a n d e ln

(2.

und

3.),

b e ru h t mit d er H a u p tw e rt d es B uches, v o r allem au f dem zw e ite n . D e n n hier w ir d d er zunächst ü be rra sc h en d e, w e il n eu e V e rs u c h gem acht n ac h ­ zu w eisen , dass in G o e t h e nicht nur eine au sg e sp ro c h e n e ironische A d e r g esch lag en hat, so n dern dass diese Iro n ie ein w e s e n tlic h e r B e sta n d te il sein er W e lt b e tr a c h t u n g g e ­ w e s e n ist. E s ist eine F re u d e , hier den V e r fa s s e r in sein en A u s fü h ru n g e n ü b e r G la u b e n , V e rs te h e n und S p ie len , ü b e r d e n ironischen und p ath etisch en M en sch en , ü b e r Iro n ie als Spott und N e g a tio n , ü b e r gesellige,

gegnerische

und ein­

sam e Iro n ie zu fo lg e n un d die S c h la glich ter zu sehen, d ie d a b e i au f G o e th e s W e r d e n u n d Sein, D e n k e n und Schaffen fallen. D e r M a n n d e r Iro n ie ist nun zu gleich d e r M a n n d e r Pietät, d e r E h rfu rc h t und d am it d e r R eligio sität. „ M a n kann vie lleic h t sagen, das W e s e n sein er u n iv erse llen P e r ­ sönlichk eit lie g e darin, d a ss E h rfu rc h t und Iro n ie sich gegen seitig in ein zig a rtig e r W e is e v e rb in d e n und d u rc h ­ d rin g e n ." A u c h b e i d er B esp re c h u n g d er d rei E hrfurC hts­

(6)

formen und d e r damit zusammenhängenden drei Religion s­

arten zeigt der Verfasser sein kritisches Verm ögen, indem er die U nstim m igkeiten des T ex tes in der „pädagogischen P ro vin z“ der W anderjahre herausstellt. D ie Einheitlich­

keit von G oethes Religionsauffassung w ird freilich dadurch nicht berührt. Franz findet für sie zusammenfassend fo l­

gende beachtensw erten W o r te : „Es gilbt ausser einer ele­

mentaren Religionsform , w elch e den allgem einen G ottes­

glauben ausmacht und die eigentliche R eligion der Masse darstellt, nur noch zw ei Religionen. D ie eine ist Goethes eigene, die R eligion des denkenden Menschen, der sich ausserhalb aller metaphysischen Konstruktionen stellt, die freie W eltfröm m igkeit, das Durchdrungensein und die Feierlich k eit und H errlich keit des Lebens selber. Er macht aber das w ich tige Zugeständnis, dass es für die K inder der Erde auch Zeiten und Lagen gibt, w o eine andere Fröm m ig­

keit von aussergewöhnlicher Intensität und Paradoxie in ihre R echte tritt. Das sind die Zeiten, w o schweres Leid den Menschen zu vernichten droht und er niederkniet im

„H eiligtum des Schm erzes“ . Das erhabenste Sym bol dieser Religion ist der G ekreuzigte. A b e r auch hier fehlt jede dogmatische Ausprägung. Die Erlösung der W e lt durch den leidenden und sterbenden Heiland ist hier nichts M eta ­ physisches; er selbst ist seiner Natur nach kein über­

menschliches W esen. Vielm ehr w ird genau w ie seinerzeit in der Iphigenie das christliche Gedanken- und Gefühlsgut säkularisiert und ins Menschliche, Natürliche übertragen“

(S. 136).

Damit ist bereits die w ichtige Frage berührt, die natur- gemäss den Th eologen vor allem interessiert, die Frage nach Goethes Stellung zum „positiven Christentum". Die A n tw o rt lautet: „Säkularisierung des Christentums.“ Sie w ird in einem besonderen Abschnitt mit d ieser Überschrift gegeben. Die christlichen „D ogm en “ w erden ihrer Ü ber­

natürlichkeit, Übergeschichtlichkeit, Übermenschlichkeit, Ü bervernünftigkeit en tkleidet und w erden zu rein na­

türlichen, geschichtlichen, menschlichen, vernünftigen Grössen. Sie bleiben bedeutsam höchstens als Sym bole w ertvo ller, tiefsinniger W ahrheiten. Sie sind nicht alle, aber ihrer vie le für G oethe „besonders geeignetes M aterial für die Symbolisierung seiner eigenen Glaubensauffassung“

(S. 196), die im Grunde ganz anders lautet als das christ­

liche Glaubensbekenntnis. M it dieser Symbolisierung ist ohne Z w eifel eine Rationalisierung vollzogen, eine R a tio ­ nalisierung nicht im Sinne der Aufklärung, w ohl aber des deutschen Idealismus, nicht im Sinne der nützlichen, aber der geistigen Vernunft. Dieser Idealismus erkennt auch das Irrationale, G eheim nisvolle v o ll an, aber aus diesem Irra ­ tionalen des Natur- und GefÜhlsmässigen wächst in der menschlichen Kultur das Rationale, das Erdachte, das Durchdachte, das Erdichtete, das Erfundene hervor. Die theoretische Einsicht in das richtige Verhältnis des R a tio ­ nalen zum Irrationalen, anders gew endet der G eistesfrei­

heit zur G efühlswärm e gilt dem Verfasser als Grundpro­

blem der Religionsphilsophie. Er sagt: „Dass diese th eore­

tische Klarheit, deren Durchbruch auch für die praktische Fröm m igkeit eine Erlösung und Entbindung ungeheurer auf­

gestauter K rä fte bedeuten würde, in den Grundzügen bei G oethe vorliegt, das zu zeigen w a r — neben dem Heraus- heiben wesentlicher, früher übersehener Züge in dem Bilde von Goethes G esam tpersönlichkeit — eine Hauptabsicht dieses Buches. Gegenüber einer dünkelhaften Theologie, w elche in Verkennung der wirklichen Lage im Namen

Gottes selber sprechen zu können wähnt, ist die Sache der Religion besser aufgehoben bei der bescheiden ehrfürch­

tigen Haltung Goethes, für die alles Vergängliche nur ein Gleichnis is t“ (S. 251). Man muss dem Verfasser für dieses W o rt dankbar sein. Er nimmt mit seinen letzten Ausfüh­

rungen deutlich Stellung beim deutschen Idealismus. Dass zu diesem eine wahrhaft biblische und reform atorische T h eologie im Gegensatz steht, hat die Entwicklung der Th eologie der letzten Jahre doch w ohl gezeigt. W ird G oethe in seinem religiösen Denken vom deutschen Idealis­

mus für diesen in Anspruch genommen, so kann dem eine biblische und reform atorische T h eologie nur zustimmen.

Denn auch nach ihr kann G oeth e nicht als V ertreter eines biblischen und reform atorischen Christentums gelten, son­

dern nur als V ertreter eines säkularisierten und idealisier­

ten Christentums, eines säkularisierten Christentums in idealistischer Fassung.

L i c . D r . T. P ö h 1 m a n n , Erlangen.

Schröter, Manfred, Philosophie der Technik. München 1934, R. Oldenbourg. (84 S. gr. 8.) Kart. 3.80 RM . Aus der Tatsache, dass die Technik heute auch in kul­

tureller Hinsicht (gleich ob in positiver oder negativer W ertu ng) an Bedeutung fort und fort zunimmt, reifen dem Verfasser für eine Philosophie der Technik kritische A u f­

gaben heran, die eine eigene Betrachtung erfordern. Zur Einführung in den Stoff gibt er zuerst eine einleitende Techniklehre, darauf folgten sofort die w ichtigsten A u s­

führungen kulturphilosophischer A rt, denen in T e il III und IV der Ausbau und die Anwendung auf das ethische und psychologische, das geschichts- und naturphilosophische G ebiet nachfolgen.

Unsere Philosophie der Technik bildet den Abschluss des vierten Bandes des Handbuches der Philosophie (herausgegeben von A . Baeumler und M. Schroeter). In vier umfassenden Bänden (I. Bd. D ie Grunddiscipline, II. Bd. Natur, Geist, Gott, III. Bd. Mensch und Charakter, IV . Bd. Staat und Geschichte) liegt die abendländische Kulturschau europäischer Philosophie vor, der eine D ar­

stellung der „G edan ken w elt A sien s" (als Band V ) folgen soll, von w elch er bereits in drei Lieferungen die Beai^bei- tung der Gedankenw elt des Chinesischen Kulturkreises durch Professor Dr. A lfre d Forke, Hamburg, vorliegt.

Überblickt man das Ganze, so zeigt sich ein W erk , zu dem man ebenso die Herausgeber w ie den V erleger nur b e ­ glückwünschen kann. Freilich ist das Buch kein bequem es Nachschlagewerk, sondern ein Berater, dessen R at und H ilfe errungen, erarbeitet sein wollen. A b e r eben das ist es ja, was jeden selbständigen Denker reizen soll und auch reizen wird. Nimmt man hinzu, dass auch allen G e ­ bieten fast die ganze neuere Literatur kritisch einbezogen ist, so darf man das gesamte W e rk mit Fug und Recht einen zuverlässigen und unentbehrlichen Führer nennen für jedermann, der zu den dringendsten und aktuellsten Kulturfragen d er G egenw art Stellung zu nehmen hat. Von den vier Abteilungen, die jede einen selbständigen Band darstellen, kostet in Leinw and d ie erste (954 S.) 40.— , die zw eite (744 S.) 31.50, die dritte (904 S.) 38.— und die vierte (1004 S.) 42.— R M . R o b e r t J e l k e , H eidelberg.

Künneth, W a lte r (Privatdozen t an der U niversität Berlin),

Theologie der Auferstehung. (Forschungen zur G e ­

schichte und Leh re des Protestantismus. 6. Reihe,

(7)

Bd. I.) München 1933, Chr. Kaiser. (V III, 264 S. gr. 8.) 6.80 RM .

Der Titel ist ein Programm für einen Gesamtentwurf der sy­

stematischen Theologie. — Ein e r s t e r Teil legt mit einer Sondererörterung zur Auferstehung Jesu den Grund („D ie W i r k l i c h k e i t der Auferstehung"). Es wird die Problematik der Auferstehung erörtert im Rahmen der Geschichte, der Idee des Lebens, des Mythos und des W eltbildes. Und nachdem inner­

halb dieser Sphären weitgehend die Eigenmächtigkeit der A u f­

erstehung Jesu gesichert ist, wird weiter der Selbstsinn der A u f­

erstehung Jesu ausgearbeitet. Hier wird zumal das „Urw under“

der Auferstehung selber von ihrem ,,Offenbarwerden" („Die E r­

scheinungen") unterschieden und die Frage der Glaubenserkenn­

barkeit der Erscheinungen und des Urwunders selbst geprüft. — Ein z w e i t e r Teil entfaltet dann durch die ganze theologische Systematik hindurch die zentrale und überall entscheidende B e ­ deutung der Auferstehung Jesu („D er d o g m a t i s c h e S i n n der Auferstehung Jesu"), sowohl grundlegend für die C h r i s t o ­ l o g i e , wi e für die K o s m o l o g i e (Auferstehung Jesu und Schöpfung), wie für die A n t h r o p o l o g i e („Die Gegenwärtig­

keit des A u f erstandenen"; christozentrischer Zeitbegriff; Existen- zialgemeinschaft und Existenzialethos der Gemeinde des A u fe r­

standenen; Auferstehungsontologie usw.), wie für die E s c h a ­ t o l o g i e . — Das E r g e b n i s gibt der A utor selbst im N ach­

wort so an : „Die Auferweckung des Christus ist . d a s t h e o l o g i s c h e U r d a t u m , v o n d e m n i c h t a b ­ s t r a h i e r t we r d e n k a nn , und die massgebende Voraus­

setzung für jedes gültige dogmatische Urteil und die sinnvolle Gestaltung christlicher Theologie. S o w i r d d i e A u f e r ­ s t e h u n g J e s u z u d e m a r c h i m e d i s c h e n P u n k t d e r T h e o l o g i e überhaupt, unableitbar aus der empirischen Reflexion und jenseits eines religiösen Apriori gesetzt. A lle theologischen Aussagen werden in irgend einer W eise von diesem Mittelpunkt her orientiert. Es gibt keine christliche Gotteserkenntnis, die nicht durch die Offenbarung Gottes in dem Auferstandenen ihre letzte Reife und Tiefe erfährt. Eine christo- logische Gestaltung ist ohne Kyriosverständnis undenkbar. Auch die Pneumatologie hat keinen anderen Inhalt als die Geistwirk­

lichkeit des erhöhten Christus, D er Begriff der Kirche wie der einer christlichen Ethik ist wesensmässig durch die Auferstehung Jesu bestimmt. Wichtige Hinsichten in Schöpfung und Natur, in Geschichte und das Dasein können ohne den Auferstehungs­

glauben nicht gewonnen werden. In ihm ist die Möglichkeit einer universalen W eltdeutung gegeben . . . D a s W o r t v o n d e r A u f e r s t e h u n g J e s u i s t d e r A n g r i f f d e s L e b e n s a u f d i e s t e r b e n d e W e l t . . . E x t r a r e - s u r r e c t i o n e m n u l l a s a l u s . "

Das Buch ist mit grösser V ersiertheit und Virtuosität geschrieben. Es ist sehr gut geordnet und zieht die End­

folgerungen des Leitgedankens nach allen Seiten mit radi­

kaler Schärfe klar aus. Es ist dadurch pointiert und auf die erste Lesung hin von einer gewissen Wucht. G leich ­ wohl habe ich b e i sehr genauer Durcharbeitung des Buchs in meinem Seminar mich immer stärker von ihm enttäuscht gefühlt. D ie Oberflächenklarheit verschleiert nur die U n­

gelöstheit der meisten Problem e. — Schon gegenüber der h i s t o r i s c h e n Forschung macht sich der Verfasser die Sache reichlich leicht, indem er ihr ü b e r h a u p t k e i n e Zuständigkeit für die Erkenntnisfrage d er Auferstehung b e ­ lässt (S, 17). Eine gewisse relative M itzuständigkeit w ird man ihr doch keinesfalls nehmen können; dieselbe gehört schon einfach m it zum Ärgernis der Fleischwerdung, — Gegenüber dem M y t h o s kennt der Verfasser nur den ,rantimythischen Charakter der A . J.“ , d er die A n w en ­ dung des M ythosbegriffes auf die Auferstehung verb iete;

er lässt sich im Grund doch zu sehr von dem bisherigen mehr skeptischen Verständnis des M ythos als einer un­

realen Illusion leiten. Er kennt nicht das neue w irklich ­ keitsmächtige Mythosdenken, rührt in der nur kurz auf­

leuchtenden Id ee einer „Erfüllung des M yth os“ nur allzu­

kurz daran. Er lässt sich daher nicht dazu führen, die Frage eines „erfü llten M yth os" n ä h e r zu untersuchen

oder gar von der Betrachtung des Johannes her das Recht eines „offenbarungsmythischen Denkens“ zu erwägen. Ä h n ­ lich steht es mit den Auseinandersetzungen von A u fe r­

stehung Jesu und M e t h a p h y s i k (Lebensidee und W eltbild), — In der Ausdeutung des S e l b s t s i n n e s der Auferstehung Jesu schwankt der Verfasser ständig z w i­

schen einerseits einem sehr starken Einfluss der „d ia lek ­ tischen T h eo lo g ie“ , die die Auferstehung natürlich noch mehr als die sonstige Offenbarung in der reinen Transzen­

denz sehen muss (A , J. als „U rw u nder“ parallel zum U r­

wunder d er Schöpfung), und andererseits der Betonung der Auferstehungs W i r k l i c h k e i t , die freilich vom Jen­

seits der G renze der Immanenz doch nur in einem „ g e ­ schichtlichen R e fle x “ eine geschichtszugewandte Seite haben soll. Das leere Grab ist zw ar brutum factum, hat aber nur „hinweisenden Zeichencharakter“ auf die eigent­

liche Auferstehung, — D ie c h r i s t o l o g i s c h e Bedeu­

tung der A , J. findet K, in der „Kyriosinthronisation“ , .Die­

selbe bedeutet die „Verleihung der G otth eit“ (S, 115), V o r­

her ist nur da der K yrios designatus. Man hat also — und doch nicht nur „vorlä u fig“ — von einer „Zwischenstellung Jesu zwischen G ott und M enschheit" zu reden. Das Ganze ergibt in scheinbar engem Anschluss an die Schrift eine m ythologisierte Christologie, die den Sinn des naiven M y ­

thosdenkens der Schrift vereigentlich t und von den klaren Linien der orthodox-kirchlichen Christologie, in der nie eine „G o tth e it" „verlieh en “ wird, w eit entfernt ist, — Macht sich schon hier der allzu einseitige Ton allein auf der Auferstehung Jesu zersetzend bem erkbar, so zeigt auch die E i n s t e l l u n g d e r A. J. i n d i e w e i ­ t e r e n R ä u me d e r D o g m a t i k als des auch dort angeblich allein alles beherrschenden Mittelpunktes eben­

soviel Erscheinungen der Überspannung w ie guter Durch­

leuchtung. Manches Richtige w ird deutlich gesehen, b e ­ sonders sofern diese Auferstehungstheologie als K o rrek tiv gegen eine theologia crucis, eine reine Rechtfertigungs­

theologie oder eine reine Glaubens- oder W ortth eologie in Betracht kommt. A b e r andererseits w ird nur deutlich, dass es überhaupt nirgends angehen dürfte, Christologie und T h eologie allein aus einem einzigen Kardinalpunkt zu sehen und zu entwickeln. Es muss eben d a s G a n z e der Erscheinung Christi (nicht etw a auch nur seine Fleisch­

werdung allein) oder der Offenbarung überhaupt i m m e r ­ w ä h r e n d nach a l l e n seinen Einzelpunkten, M om en­

ten, Gliedern, Seiten und Beziehungen im Blick sieben, wenn d ie Offenbarung sich echt und nach keiner S eite v e r ­ krampft auslegen will. Gewiss ist das K reu z nichts ohne die Auferstehung, aber auch umgekehrt, und beide sind nichts ohne das Weihnachtswunder, aber w ied er auch um­

gekehrt. Es muss im Grunde immer das ganze W under des Christus, der Offenbarung überhaupt sein, von dem aus ein Verstehen des Glaubens unter der Offenbarung emp­

fangen wird. — Der Versuch von K, ist also interressant, scharfsinnig und beachtenswert, aber nur in dem Sinn, dass damit überhaupt die Versuche, aus einem einzelnen Punkt allein heraus T h eologie zu treiben, noch einmal als zuletzt einseitig und unzureichend nachgewiesen werden.

K o e p p , Greifswald,

Krimm, Herbert, Dr, theol,, Die Agende der nieder­

österreichischen Stände vom Jahre 1571. (Sonder­

druck 4 des „Jahrbuches der Gesellschaft für die G e ­

schichte des Protestantismus im ehemaligen und im

(8)

neuen Österreich.) W ien -L eip zig 1933, Manz. (119 S.

gr. 8.)

Die Bedeutung der A rb e it liegt auf liturgischem G e ­ biete. D ie Herkunft der Bestandteile w ird bis ins Ein­

zelne herausgestellt. Bei ihrer Beurteilung kommt dem Verfasser ein feines religiöses und kirchliches Verständnis zugute. Die A rb e it w ill aber auch auf historischem G e ­ biete Bedeutung haben, sie w ill ein Beitrag zur Charakte­

risierung der evangelischen Bewegung sein, sie w ill die M erkm ale der namhaften Persönlichkeiten, die dagegen oder dafür waren, des Kaisers, seiner Räte, der A deligen und der Geistlichen, herausstellen. Es ist w irklich manches Gute auch in dieser Hinsicht gebracht. Doch fehlt dem Verfasser die Vertrautheit mit der Literatur. V o r allem weiss er nichts von D. Eduard Böhl, Beiträge zur G e ­ schichte der Reform ation in Österreich, hauptsächlich nach bisher unbenutzten Aktenstücken des Regensburger Stadtarchivs. Jena 1902, Gustav Fischer (483 S. gr. 8).

Böhl w idm et der niederösterreichischen A gen d e nahezu 70 Seiten und hätte dem Verfasser mancherlei M aterial gerade zum Verständnis der Korrekturen, die Reuter an dem Manuskript des Chyträus vornahm, geboten. A n ­ scheinend ist das W e rk Böhls, der selbst 38 Jahre in Österreich w irkte, nicht nur ihm, sondern vielen evange­

lischen Österreichern, die über die Schicksale der evange­

lischen Bewegung in Österreich forschen, unbekannt. V e r ­ mutlich aus dogmatischen Gründen. Böhl gehörte nämlich nicht zu denen, die den K am pf der Flacianer als leere Streitsucht ansehen. F ern er kennt d er Verfasser nicht das W e rk Luzian Pflegers, M artin Eisengrein, Freiburg 1908, in dem die von ihm im Münchener Hauptstaatsarchiv (so heisst das A rch iv, nicht Staatsarchiv) abgeschriebenen B riefe dieses katholisch gewordenen Schwaben an den Münchener H erzog sei es im Regest, sei es im W ortlaut, abgedruckt sind. D ie Benützung Pflegers hätte, von allem anderen abgesehen, vor dem Lesefeh ler „S erve ta rier (S. 9) bewahrt. Es heisst „S ecreta rien “ . W e r sind ferner die G eist­

lichen, d ie aus „W ü rttem berg und Schwaben nach Öster­

reich geflohen“ sein sollen? Au s Thüringen und Sachsen sind Geistliche nach Österreich geflohen. W ürttem berg hat treue evangelische Pfarrer nach Österreich geschickt (vgl.

Gustav Bossert, „D ie Liebestätigkeit der evangelischen Kirche W ürttem bergs für Österreich Ibis 1650“ im Jahrbuch, 25. Jahrgang, 1904, S. 375 ff.). Auch die Bedeutung der Reform ationsbewegung in Bayern gerade für Österreich scheint dem Verfasser nicht klar zu sein. Das muss man schliessen aus einer Anm erkung zu Ortenburg (Nr. 129 z)u S. 93) und aus einer Anm erkung zu W iesen t (Nr. 130).

L etz te re r Ort, bei Regensburg gelegen, w ar pfalzneubur­

gisch. Dort w irk te Jakob Lachkern (G oedeke II, 192). B e­

merkt sei, nachdem die Fundstellen der A gen de auf gezählt werden, dass sie sich auch in der Kirchenbi'bliothek zu Ortenburg befindet. In den lateinischen Zitaten stehen sehr viele Druckfehler. T h e o b a l d , München.

That, Günther, Die Pädagogik der Inneren Mission. G ö t­

tingen 1933, Vandenhoeck u. Ruprecht. (72 S. gr. 8.) 2.80 R M .

Die Studie verbindet eine geschichtliche Besinnung und eine gegenwartspraktische Frage miteinander. Sie zeigt, was die Innere Mission in ihrer ursprünglichen Gestalt

nach W icherns Entwurf hat w erden sollen, aber nicht g e ­ worden ist, und was für Hemmungen und Isolierungen für sie aufgekommen sind durch die Einstellung ihrer Pädago­

gik gegen die geistige Kultur der Zeit. D ie aktuelle Frage ist nun, da doch „d ie Pädagogik der Inneren Mission in ihrer W eiteren tw icklu ng keineswegs eine gew o llte A b ­ schliessung gegen humanistischen Geist ist", ob und w ie ihre Erziehungsarbeit, ohne ihr Innerstes zu verlieren, die moderne pädagogische Bewegung in sich aufnehmen kann.

Über die Entwicklungsgänge der Arbeiterw oh lfah rt, der Heilpädagogik und Jugendbewegung, über die Aussprache zwischen „autonom er“ und christlicher Pädagogik, über die in der Missionserziehungsarbeit selbst gelegenen Span­

nungen zwischen religiöser Verkündigung und pädagogi­

schem Tun hinweg findet der Verfasser in der Gleichheit der praktischen Erziehungsaufgaben einen gemeinsamen pädagogischen W e g und die M öglich keit des Zusammen­

gehens zwischen christlicher und humanistischer Pädagogik;

,,eine Synthese der weltanschaulichen G egensätze ist uns nicht m öglich“ . „S o w ollen w ir nicht mehr sprechen von Pädagogik d e r Inneren Mission, sondern von Pädagogik u n d Innerer Mission, nicht mehr von Pestalozzi g e g e n W iehern, sondern von Pestalozzi u n d W iehern .“ Die pro­

blem reiche kleine Schrift hat ihren Beruf in den A usein­

andersetzungen der Gegenw art, aber ob sie sich mit ihrer Konfrontierung einer „m odernen P ä dagogik“ , die an die Jugendwohlfahrtsarbeit H. Nohls anknüpft, durchsetzen wird, nachdem diese bereits durch eine neue pädagogische Situation abgelöst ist?

O. E b e r h a r d , Hohen Neuendorf.

Soeben erschien: Neu!

Führung zum Christentum durch dus Alte Testament

Drei Vorträge von

Prof. D. Alt, Prof. Lic. Begrich, Privatdoz. Lic. von Rad (sämtl. an der Universität Leipzig)

72 S. / RM 1.80

Für L a i e n kreise geschrieben!

Auf Veranlassung der Leipziger Ephoralgeistlichkeit und der Leipziger Evangel. Führerschule wurden d iese Vorträge im Februar 1934 vor einem w eiteren Kreis gehalten.

Führt durch das Alte Testam ent ein W eg, den man begehen kann oder sogar begehen muß, w enn man zum Christentum gelangen w ill?

D as ist die Frage, auf die wir in diesenVorträgen eine Antwort suchen.

D örffling 8* Franke, Verlag, Leipzig C I

Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. theol. Ernst Sommerlath in Leipzig; Verlag von Dörffling & Franke in Leipzig.

Druck von Gustav W in ter in Herrnhut.

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