• Nie Znaleziono Wyników

Theologisches Literaturblatt, 30. September 1927, Nr 20.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Theologisches Literaturblatt, 30. September 1927, Nr 20."

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

Theologisches Literaturblatt

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r d e r t h e o l o g i s c h e n W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

herausgegeben von

Dr. theol. Ludw ig.Ihm els und Dr. theol. Ernst Sommerlath

Landesbischof in Dresden; Professor in Leipzig.

Nr. 20. Leipzig, 30. September 1927. XLVIII. Jahrgang

Erscheint, vierzehntägig Freitags. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter sowie vom Verlag. — Inland-Bezugspreis: Rm. 1.S6 monatlich .Bezugspreis für das A u s l a n d vierteljährlich: Rm. 3.75 und Porto; bei Zahlungen in fremder Währung ist zum Tageskurse umzurechnen. — Anzeigenpreis: d ie z w e i gespaltene Petitzeile 40 Goldpfennige. — Beilagen nach Uebereinkunft. — Verlag und Auslieferung: Leipzig, Königstr. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 69B73.

Ungnad, Arthur, Babylonisch-assyrisches Keil- sohriftlesebuch.

Blau, Arnim, Dr., Die Bibel als Quelle für F ol­

kloristik.

Melnhold, Hans, Der Dekalog.

Feine, Paul, D. Dr., Die Gestalt dea aposto­

lischen Glaubensbekenntnisses in der Zeit des Neuen Testaments.

Barth, Karl, Vom christlichen Leben.

Qogarten, Friedrich, Illusionen.

Dom, der deutsche.

Qruehn, Werner, Lic. theol , Seelsorge im Lichte der gegenwärtigen Psychologie.

Ebert, Paul, Was soll aus unseren Theologinnen werden ?

Steinbeck, Joh., D. theol., Der Eonfirmanden­

unterricht nach stoffwahl, Charakter und Aufbau.

Dörrles, Bernhard, D., Erklärung des Kleinen Katechismus Martin Luthers.

Neueste theologische Literatur.

Ungnad, A rth u r, Babylonisch-assyrisches Keilschriftlese­

buch. (Clavis linguarum sem iticarum , e d id it H erm ann L. S tra c k ; P a rs VIII.) M ünchen 1927, C. H. Beck.

(X, 86 S. gr. 8.) G eb. 6.— Rm.

S e in er 1926 in z w e ite r A uflage e rs c h ie n e n e n 'B a b y lo ­ nisch-assyrischen G ra m m a tik (siehe die B esprechung Jah rg . 1926, Sp. 273) h a t U ngnad tro tz allerlei S chw ierig­

k e ite n bald das dam als v erh eiß en e K eilschriftlesebuch folgen lassen k ö nnen. D a die L ese stü ck e sich g rö ß ten teils eng an die u m sch rieb en en T e x te d e r G ram m atik a n ­ schließen, so h a t d e r A u to d id a k t in den b e id en B üchern U ngnads au sg ezeich n ete H ilfsm ittel zum E rle rn e n d e r K eil­

schrift und d e r assy risch en S p rache. Im akadem ischen U n te rric h t w ird U ngnads L esebuch w ohl in die L ücke ein- tre te n , die durch das V ergriffensein von F r. D elitzsch's A ssyrischen L e se stü ck en e n tsta n d e n w a r und im m er schm erzlicher em pfunden w urde.

Lic. A . G u s t a v s - H iddensee.

Blau, A rnim , Dr., Die Bibel als Quelle für Folkloristik.

H am burg 1926, V erlag H azo ret. (52 S. gr. 8.)

D as H eft, ein S o n d e rab d ru ck aus Je sc h u ru n XIII, e n t­

h ält eine au sfü h rlich ere A u sein an d e rse tzu n g m it F r a z e r s F o lk lo re in th e Old T e stam e n t. D er Verf. sch ätzt den W e rt d e r v erg leich en d en F o lk lo ristik für das V erstän d n is des A lte n T esta m e n ts — n u r d ieses ist n atu rg em äß bei einem jüdischen A u to r m it B ibel gem eint — seh r gering ein; das erg ib t sich ihm schon aus se in er stren g traditio n sg läu b ig en S tellung zum A lte n T e sta m en t. Sie ist für ihn von In te re sse n u r als Sam m lung von A nalogien zu israelitisch en S itte n und B räuchen, die die E c h th e it a ltte sta m e n tlic h e r E r­

zählungen stü tz e n kann. D abei ä u ß e rt e r eine R eihe seh r b e re c h tig te r B ed en k e n gegen F ra z e rs A rb eit, sow ohl prinzipiell w ie in E inzelfragen; gegen das H eran zieh en sehr Weit h e rg e h o lte r und n ich t g enau zu tre ffe n d er A nalogien, vor allem gegen die w illkürliche U m form ung und V e r­

drehung ein zeln er a ltte sta m e n tlic h e r G esch ich ten auf G rund solcher A nalogien, w ie sie sich b eso n d ers findet in F ra z e rs B ehandlung des S ündenfalls und d e r E rstg e b u rts­

erschleichung Ja k o b s, in d e r F ra z e r ein e n ach träg lich e

U m deutung eines ursprü n g lich en U ltim o g en itu rrech tes sieht. D och v e rk e n n t d er V erf., daß tro tz d e r H öhenlage d e r a ltte sta m e n tlic h en G o tte s- und L ebensanschauung, die auch die von ihm seh r u n g erech t b e u rte ilte deutsche p ro ­ te sta n tisc h e T heologie se h r w ohl a n e rk e n n t und w ürdigt, sich im A lte n T estam en t, in den erzäh len d en w ie in d en gesetzlichen P a rtie n , doch m annigfache R u dim ente prim i­

tiv en D enkens finden, die gerade, w eil sie in d er uns v o r­

liegenden Ü berlieferung m eist schon in v erg e istig te r und v e rsittlic h te r U m deutung d asteh en , du rch die v erg leich en d e F o lk lo ristik oft in se h r ein le u c h te n d er W eise ih re r H e r­

ku n ft nach e rk lä rt w e rd e n können. D azu h a t F ra z e r, w enn seine K om binationen au ch oft irrig sind, in d a n k e n sw e rte r W eise ein reich es M a te ria l gesam m elt.

M. N o t h - G reifsw ald.

Meinhold, H ans, Der Dekalog. R e k to ra tsre d e , g eh alten zu B onn a. Rh. am 7. N ovem ber 1926. G ießen 1927, T öpelm ann. (32 S. gr. 8.)

Es h a n d elt sich um die R ede, die d e r n eu e R e k to r d er U n iv e rsitä t B onn am T age d er R e k to ra tsü b e rn a h m e (7.

N ovem ber 1926) g eh alten h at. D er D ekalog ist u n b e k a n n t in d e r ä lte re n L ite ra tu r. J 1 k e n n t k ein e n D ekalog. J* h a t das so g en an n te jahw istische Z eh n tw o rt Ex. 34, 28. E b rin g t das B undesbuch. A uch im u rsprünglichen B estän d e des D euteronim um h a t e r n ich t g estanden, e r findet sich wohl D t, 5, a b e r d e r Z usam m enhang d o rt zeigt d eu tlich genug, daß da ein s p ä te r e in g e se tz te r F re m d k ö rp e r v o r­

liegt. E rst n ach 600, d. h. im Exil, h a t e r sich h e ra u s­

g eb ild et und ist dann von PC aufgenom m en w orden. D och h a t e r w e d e r in dem sp ä te re n J u d e n tu m noch b ei Je su s ein b e so n d eres einzigartiges A n seh en besessen . M it feinem T a k t m eid et ihn Je su s M atth . 22, 37.

E ine grö ß ere A nzahl von F u ß n o ten b esch ließ t den A u f­

satz. F ü r den E in g ew eih ten sind es ja b e k a n n te S achen, die h ie r g eb o ten w erd en , d och ist solch ein e k u rz e , k la re Z usam m enstellung w ertv o ll, b eso n d e rs w e n n sie in solch ü b ersich tlich e r W eise erfolgt w ie hier. Zu A n ­ m erk u n g 7 m öchte ich hinzufügen, daß b e re its 1907 bei F ric k in A lto n a eine B roschüre von Silvio G esell e r-

321 322

(2)

schienen ist, in d er Ä hnliches b e h a u p te t w o rd en ist (k an n te M oses das P u lv er? ). S a c h s s e - K a tten v en n e.

F ein e, Paul, D. Dr. (P rofessor d e r T heologie an d er U ni­

v e rsitä t H alle-W itten b erg ), D ie G e sta lt des ap o sto ­ lischen G lau b en sb e k en n tn isses in d e r Z eit des N euen T estam en ts, Leipzig 1925, Dörffling u. F ra n k e . (152 S.

gr, 8.) 7,50 Rm.

V erfasser ste llt sich nach dem T ite l die A ufgabe, die G estalt, w elche das ap ostolische G lau b en sb ek en n tn is oder, w ie er m it R e ch t b e to n t, das T au fb ek en n tn is, in d e r Z eit des N euen T esta m e n ts g eh ab t habe, zu v e rm itte ln . H ierbei se tz t e r das D o p p elte voraus, einm al daß das N eue T e s ta ­ m en t eine b estim m te P erio d e gegenüber d e r F olgezeit b e ­ zeichne, sodann daß in d erse lb e n schon so etw a s w ie das in d er K irche bis h e u te b räu ch lich e A p ostolikum bei d er T aufe üblich gew esen sei, n u r eb en in ein er ,,U rgestalt", aus d er sich die s p ä te re e rst e n tw ic k e lt h abe. Ist Verf., gem äß eigenem g elegentlichen Z ugeständnis (S. 35 oben), für die Lösung sein er A ufgabe genötigt, e in erseits das N. T., a n d e re rse its die k irch en g esch ich tlich en Z eugnisse für das T au fb ek en n tn is in B e tra c h t zu ziehen, so tu t e r das le tz te re doch n ich t in selb stän d ig er W eise, so n d ern b e h an d elt in einem 1. K ap. n u r „die G esch ich te des P ro b lem s“, näm lich des U rsprunges des ap o sto lisch en G la u b en sb ek en n tn isses und schließt d a ra n eine le id e r n u r stü ck w eise „S tellung­

nahm e zu den v o rg efü h rte n H y p o th e se n “. Im w esen tlich en k ritis ie rt er nu r die A nsicht, nach w e lch er das bloße B e­

k e n n tn is d e r M essian ität J e s u das U rb ek en n tn is sei, fe rn e r die, nach w elc h er das altrö m isch e Sym bol ohne irg en d ­ w elche V orform en e n tsta n d e n sei, endlich will e r die F rag e des U rap o sto lik u m s m it d e r von A. S eeb erg aufg ero llten F ra g e eines K atechism us d e r U rc h riste n h e it u n v e rw o rre n w issen. O bgleich d ab ei F ein e sich d er b eso n d ers vom U n te rz e ic h n ete n b e to n te n E rk e n n tn is n ich t v ersch ließ t, daß das altk irch lich e Taufsym bol zum al in ä lte re r Zeit eine ge­

w isse M annigfaltigkeit d er F o rm en aufgew iesen h ab e (S. 3 f., 88), so b leib t e r doch d e r seit H a rn a c k b e lie b te n P rax is tre u , das altröm ische Sym bol in den V o rd erg ru n d zu stellen, obgleich z. B. die bei Ire n äu s und T e rtu llia n (sam t C yprian) erfa ß b a ren F o rm eln für die F ra g e ebenso w ichtig sind.

M. E, h ä tte also gem äß d er von F ein e selb st em pfohlenen M ethode als d e r eine A u sg an g sp u n k t die G e sta lt des T auf- b ek e n n tn isse s im zw eiten und d ritte n J a h rh u n d e rt erm itte lt w e rd e n m üssen. G elegentliche B ezugnahm en bei einzelnen A ussagen, w ie sie S. 88 vorgeschlagen und n ach h er bei einzelnen G lied ern g eübt w erden, re ic h e n fü r die B ew eis­

führung n icht aus. D abei w ä re w ohl auch d e r religiös­

ethische Z usam m enhang, in w elchem das T au fb ek en n tn is schon in d e r a lte n K irche ersch ein t, zu erw ä h n e n gew esen, näm lich d ie

änoTayrj

und

ovvTayrj,

die A bsage an den Teufel und seine W e rk e und die Zusage an C hristus, d e r an d ieser S telle also allein, ohne V a te r und H eiligen G eist, erscheint.

A ls N e u te sta m e n tle r h a t F ein e n a tü rlich v o r allem vom N, T. aus seinen Stollen v o rg e trie b e n und m eint, „ein w esen tlich u m fangreicheres n e u te sta m e n tlic h es M ateria l e n tfa lte n ‘ zu können. D abei v e rfä h rt e r so, daß e r in einem z w eiten K ap itel: „L ehrm äßige Ü berlieferung und B e k e n n t­

nis im N euen T e s ta m e n t“ und in einem d r itte n K a p itel die G e sta lt des B e k en n tn isses in d er Z eit des N. T.s darlegt.

Zu A nfang dieses K ap itels gibt er eine Z usam m enfassung d er E rgebnisse des voran g eh en d en , u n te r denen, w as den H au p tg eg en stan d b etrifft, folgende S ätze erscheinen:

„S chon im z w eiten J a h rz e h n t d e r K irche h a t d e r Täufling

bei d e r in e in er G em ein d efeier vollzogenen heiligen H andlung ein B ek en n tn is abgelegt, in w elchem die G ru n d ­ sätze des H eilsglaubens, auf dem e r sich ta u fe n ließ, kurz zusam m engefaßt w aren . Dies B ek en n tn is ist von allem A nfang an d reiteilig gew esen. S ow eit ist die christliche T aufe von A nfang an trin ita risc h g ew esen." W as es d ann freilich heiß en soll: „D as bei d e r T aufe ab g eleg te B e­

k en n tn is k an n n ich t ohne w e ite re s als G em ein d eb ek en n tn is b e tra c h te t w erd en , e tw a w ie das A postolikum h e u te im G em ein d eg o ttesd ien st b e k a n n t w ird “, e rsch ein t m ir u n v e r­

ständlich. N achdem d an n F e in e es für u n w ahrscheinlich e r ­ k lä rt h at, daß M atth . 28, 19 „eine b e re its von Je su s g ep räg te liturgische T aufform el se i“, w as n ach ihm zu b esagen scheint,daß d iese trin ita risc h e Fassung ü b e rh a u p t n ich t von Je su s stam m e — w ä h re n d m an dies zugesteh en kann, ohne d a rin die A nordnung einer litu rg isch en F orm el zu finden — , b e h a n d e lt e r die in B e tra c h t kom m enden n e u te sta m e n t- lichen S tellen und zw ar n ach O rdnung d er d re i A rtik el.

N atürlich k a n n e r sich bei d e r B esc h rä n k th e it des M a­

te ria ls n ich t auf solche n e u te sta m e n tlic h e S tellen b e ­ sch rän k en , in d en en d ire k t vom T a u fb ek en n tn is die R ede ist. D enn das ist eigentlich n u r 1. Tim. 6, 11 ff. d e r Fall, sondern e r sieh t sich nu n v o r allem genötigt, auf die Zeug­

nisse und S p u ren des altk irch lich en T aufsym bols z u rü c k ­ zuw eisen (s. o.).

A m Schlüsse sucht e r die F orm des u rch ristlich en o d er n e u te sta m e n tlic h en B ek en n tn isses zu re k o n stru ie re n (S. 140 bis 144), w obei freilich n ach dem G esag ten b efrem d en muß, daß e r so re d e t, als h an d ele es sich um eine E in h eit und n ich t d ab ei zugleich um eine re la tiv e M annigfaltigkeit des T au fb ek en n tn isses; ja e r v e r tr itt in se in er „Z usam m en­

fassung" (S. 144 ff.) die A nnahm e, „daß P e tru s in d e r F e s t­

stellung

des ä lte s te n

Taufbekenntnisses

(„in den A nfangs­

jah ren ") die F ührung g eh ab t h ab en w ird “ (S.

1 4 5 ),

daß

a b e r

d a ra n in ap o sto lisch er und n ach ap o sto lisch er Z eit sich eine E ntw icklung des T au fb ek e n n tn isses geschlossen habe, die u n te r a n d e re n E inflüssen als d en en des P e tru s sta n d (1. c.) D em en tsp re ch en d ste llt e r an d en Schluß (S.141— 144) eine im w ese n tlich en ein h eitlich e F o rm el als die U rg e sta lt des A postolikum s, obgleich e r d ab ei a n d e re rse its b e to n t: „Von einem einheitlichen, in sich geschlossenen B ekenntnis, e tw a w ie das altrö m isch e ist, k a n n in d e r n eu te sta m e n tlic h en Z eit nicht die R ed e sein " (S. 140); „die F o rm en sind noch w e ich ere und flüssigere g ew esen " (S. 145). D ann a b e r h eißt es doch w ied er: „D as in d e r Z eit des N. T.s au sg ep räg te u rch ristlich e T a u fb e k e n n tn is" ist „die gem einsam e M u tte r"

für das altrö m isch e und die im ein zeln en s tä rk e r a b ­ w eich en d en o rie n talisch en Sym bole (S. 149). U nd zw ar glau b t e r in dem B ek en n tn isse d en Sinn ausg esp ro ch en zu finden, w e lch er d e r T au fe selb st zu G runde lag, als „A uf­

nah m eak t, in w elchem d e r G läubige sich in C h risti S te r­

b e n und B eg rab en hingab, um m it C hristus und du rch C hri­

stus im H eiligen G eist eines n eu en L ebens, sow ie d e r T o te n a u fe rste h u n g und des ew igen L ebens teilh aftig zu w e rd e n " (S. 4).

Bei d e r B eurteilung des G anzen will b e a c h te t sein, daß F ein es In te re sse tro tz des T hem as n ich t bloß auf das T au f­

bek en n tn is, so n d ern zugleich auf d en Sinn d e r T au fe (die

T auflehre) geht, und im Z usam m enhang d am it ste llt e r das

J u d e n tu m und a n d e re derm alige E rlösungsreligionen in

A nalogie z u r ch ristlich en T aufe, ohne doch tatsäch lich e

A n alo g ien zum T a u f b e k e n n t n i s b e ib rin g en zu k ö n n en

(S. 115— 120). M an w ird sich d esh alb auf die F ra g e b e ­

sch rä n k e n dürfen, in w iew eit es F e in e gelungen ist, ein ur-

(3)

ch ristlich es T a u fb ek en n tn is b estim m ter als b ish er aus dem N. T. zu erm itteln . W ie m ir scheint, s te h t auch n ach sein er U n tersuchung fest, daß sow ohl V orhandensein als G e sta lt des ä lte s te n T au fb ek e n n tn isses überw ieg en d du rch die Zeugnisse d e r altk irc h lic h en T aufsym bole d e r n ach b ib ­ lischen Z eit gew onnen und b estim m t w e rd en m üssen. D enn d a auch F ein e n ich t an zunehm en scheint, daß von dem n eu ­ te sta m e n tlic h e n B ek e n n tn is bis zu dem des zw eiten J a h r ­ h u n d erts sich a n tih ä re tisc h e G ed a n k en zw ischeneinge- schoben haben, so w ird m an sich bei jed er A bw eichung des von ihm re k o n s tru ie rte n n e u te sta m e n tlic h en T a u fb e k e n n t­

nisses von dem nachm als kirchlichen, zum al w o dessen v e r­

schiedene F o rm en übereinstim m en, fragen m üssen: w ie ist es im zw eiten J a h rh u n d e rt zu ein e r so einhelligen A b ­ w eichung von dem angeblichen U rb e k en n tn is gekom m en od er h a t n ich t vielm ehr schon d ieses jen e durchgängige E in h eit aufg ew iesen ? So b e g in n t F ein e seine neu- te sta m e n tlic h e U rform el m it einem Sfiokoyco. A b e r ist es n ic h t w ahrscheinlicher, daß au ch sie b e re its mit morevoy elg b e ­ gonnen h a t? S p rich t doch d afü r au c h die von F ein e S. 44 le id e r n ich t h in reich en d gew ürdigte, offenbar das T au f­

b e k e n n tn is a n d e u te n d e S telle Rom. 10, 9 f., w o d eu tlich das m it dem H erzen G lau b en als die G rundlage für das m it dem M unde B ek en n en ersch ein t (vgl. M arcus E re m ita adv. N e­

sto r. c. 23: m o n g ioriv fj öfxokoyia, fjv e'Scoxag i m rov ß n n - riofiaxog x tL ). F e rn e r m uß es u n w ahrscheinlich heißen, daß das U rb ek en n tn is tro tz seines trin ita risc h e n C h a ra k te rs n ich t schon die F o rm e l morevco elg

t o

aytov nvtvfxa g e h a b t h ab e, obgleich F ein e d am it re c h t h at, daß d iese F orm el im N. T.

n ich t vorkom m t. A b e r w enn e r ih r V o rh an d en sein schon seit 1. Clem. 58, 2 und im zw e ite n J a h rh u n d e rt annim m t, so ist es doch ein M ißverständnis, daß e tw a in d iese r Zeit d er H eilige G eist ,,bek en n tn ism äß ig perso n ifiziert" w o rd en sei. D as ist dogm atisch e rs t im v ie rte n J a h rh u n d e rt g e­

schehen. D ann a b e r genügen a u ß e r M t. 28, 19 au ch schon die a n d e re n trin ita risc h e n S te lle n im N .T ., w ie 2 .Cor. 13,13;

1. Cor. 12, 4—6; .1. P e tr. 1 , 2 , um d en im altk irc h lich en T a u fb ek en n tn is durchgängigen A nfang des d ritte n A rtik e ls, w ie für das zw eite, so schon für das e rs te J a h rh u n d e rt als möglich und w ah rsch ein lich anzunehm en. G leiches gilt für die B ezeichnung G o tte s des V a te rs als navroxgarcog, die ja auch F e in e als m öglich zuläßt. A ls w esen tlich e U n te r­

schiede des U rsym bols geg en ü b er d e r s p ä te re n F orm e r­

scheinen ü b e rh a u p t bei F ein e (außer d en schon erw ähnten) im e rste n A rtik e l eine B ezeichnung G o tte s als des S chöp­

fers, im zw eiten : g eb o ren aus D avids S am en (ohne E r­

w ähnung d e r Ju n g frau en g eb u rt), descensus, U ntergebung d e r E n gelm ächte u n te r d en E rh ö h ten . Ind essen m üssen hier beim V ergleiche m it d en F o rm eln des zw eiten und d ritte n Ja h rh u n d e rts die M öglichkeiten offen bleiben, daß es sich um V a ria n te n des T au fb ek en n tn isse s h an d elt, sp e­

ziell e tw a au ch um F orm eln, die es in d e r judenchristlichen U rg e sta lt besaß (z. B. aus D avids Sam en, o d er die V e r­

kündigung d es E vangelium s an die T o te n des A. T.s, vgl.

M arcion), w ä h re n d sie b e i d e r h eid en ch ristlich en V e r­

kündigung ab g esto ß en w u rd en . W ie fe rn e r das altröm ische B ek en n tn is b ew eist, w ird m an sich m an ch e ro rts m it einem bloßen navroagdrcoQ im e rste n , einem oagxög dvaoraoivim d rit­

te n A rtik e l begnügt haben, w ä h ren d a n d e rw ä rts d o rt d er Schöpferbegriff, h ie r d as ew ige L eb en angefügt w urden.

E benso d ü rfte R. m it seinen P a ra llelfo rm u laren auch b e ­ w eisen, daß F ein e zu w e it geht m it d e r B ehauptung, eine sym bolm äßige A ussage von d e r w u n d e rb a re n G e b u rt Je su Sei ..in d er Z eit des N. T .s" seh r unw ahrscheinlich gew esen

(S. 101). Ist es doch durch die aben d län d isch en Zeugnisse bew iesen, daß auch h ier eine M annigfaltigkeit d er Sym bol­

form en, w enn auch k ein e so w eitg eh en d e als im O rient, b e sta n d e n h a t; in sb eso n d ere ist das altrö m isch e Sym bol niem als im A ben d lan d e allgem ein gültig gew esen (gegen S. 149). W en n ich d em nach w e d e r zugesteh en kann, daß in v o rlieg en d er S chrift gegenüber d e r bisherigen M ethode eine g rö ß ere Sicherheit, noch g egenüber den bisherigen E rgebnissen w esen tlich neue gew onnen w o rd en seien, so b leib t es doch seh r w ertvoll, daß h ier ein n e u te sta m e n t- licher F o rsc h e r zu dem E rgebnisse kom m t, u n ser ap o sto ­ lisches G lau b en sb ek en n tn is sei sow ohl seinem w esen tlich en Inhalte, als seinem U rsprünge n ach ta tsä c h lic h b e re its auf die A p o stel zu rückzuführen (S. 150). N icht m inder w ichtig ist, daß e r auf G rund sein er tiefg ra b en d en n e u te s ta m e n t­

lichen F orschungen m it Bezug auf das ap ostolische Z e ita lte r das U rte il abgibt: ,,Die ch ristlich e L eh re h a t von ihrem A n ­ fang bis zu ih re r K onsolidierung in d er p aulinischen und nach paulinischen Z eit w esen tlich e V erän d eru n g en n icht d u rc h g e m a c h t'* (S. 82). D as gilt dann auch für das u rch rist- liche G lau b en sb ek en n tn is.

f J o h a n n e s K u n z e « G reifsw ald.

Barth, K arl, Vom ch ristlich en L eben. M ünchen 1926, Chr.

K aiser. (39 S. gr. 8) 1 Rm.

D as H eft e n th ä lt den A b d ru ck eines Stenogram m s v o n zw ei in d e r M ü n ste re r C hristlichen S tud en ten v erein ig u n g g e h a lten en B ibelstunden. W ir d ürfen B a rth d a n k b a r sein, daß auf diese W eise sein e p ra k tisc h e A uslegung von Rom. 12, 1. 2 einem w e ite n K reise zugänglich gem acht w o rd en ist.

B arth nim m t aus Röm. 12, 1. 2 die A n tw o rt auf die ihm g e ste llte F rag e: „W as sollen w ir tu n als C h riste n ? " N ach­

dem e r k la rg e ste llt h at, daß das ch ristlich e L eben im w a h re n S inne von „ G o tt in Je su s C hristus du rch seinen heiligen G eist für uns und in uns" g eleb t w ird, zeigt er, daß das „Ich erm ah n e euch" (v. 1) v o r allem den Sinn h at, uns d a ra n zu erinnern, daß w ir auch als B eg n ad ete und G lau­

b en d e doch M enschen, d. h. M enschen u n te r d er Sünde, bleiben. „Die F re ih e it, in d er k ein U n tersch ied zw ischen G o tte s und u n serem H andeln m ehr ist, h ab en w ir nicht, so n d ern ih re r w a rte n w ir" (15), und darum b ed ü rfen w ir noch d e r E rm ahnung. P aulus e rm ah n t „durch die B arm ­ h erzig k eit G o tte s". D as b e d e u te t zunächst, daß w ir in jedem A ugenblick u n seres L ebens M enschen bleiben, „die B arm h erzig k eit nötig h a b e n ”, „G efangene des Bösen, des T eufels". D ann a b e r liegt in d ie se r E rm ahnung auch das an d e re, daß uns B arm h erzig k eit w id erfah ren ist und daß w ir „du rch die dem ütigende und trö ste n d e H and G o ttes ganz schlicht g eh alten sind". M it diesem W issen k ö nnen w ir, jenseits d e r „S ch au k el G o eth es" (him m elhochjauch­

zen d — zu T ode b etrü b t), auf d e r w ir uns im m er befinden, w agen zu leben. S. 21: „ G o ttes G nade gilt. Ich h ab e diese Zusage. U nd dam it w ill ich nun leben: k e in großes P ro ­ gram m fassen, so n d ern einfach d a ra n d enken, w ie d e r eine V iertelstu n d e zu leb en ." — D ie n ä h e re E n tfaltu n g dieser A ufgabe gibt B a rth d ann im A nschluß an die F orderung des Paulus, u n sere L eib er d a rz u stellen zum O pfer. U n sere L eiber: das heißt, daß G o tt den ganzen M enschen b rau ch en will und in A n sp ru ch nim m t. „Es gibt k ein e P rovinzen, von d en en w ir sagen können, da h a t G o tt n ich ts zu schaffen" (22). Zum O pfer: d a rin liegt, daß w ir uns selb er als von G o tt in A n sp ru ch genom m en zu e rk e n n e n haben.

W ir w e rd e n n icht zu „O rganen G o tte s"; a b e r G o tt

(4)

fo rd e rt von uns das O pfer als „Zeugnis dafür, daß d e r A nspruch, d en G o tt an uns stellt, vernom m en is t“. W orin d ieses O p fer b e ste h t, d as e n tw ic k e lt R öm er 12, 2 n ich t in F o rm ein er ch ristlich -eth isch en K asuistik, so n d ern n u r in gru n d sä tzlich e r B estim m ung des „N enners, auf d en alles zu steh en kom m t auf G rund d e r V oraussetzung des e rste n V erses". P au lu s sag t: ihr sollt euch n ich t fügen in die G e sta lt d ie se r W elt. A n die S telle d ieser G e sta lt soll eine a n d e re tre te n , und das soll geschehen du rch E rneu eru n g eu re s D enkens zum Z w eck d er Prüfung. — Im L ichte d e r G nade ist d iese W e lt c h a ra k te ris ie rt e b en als d iese W elt, d. h. n ich t als R egion des B ösen schlechthin, w ohl a b e r als die W elt, die d e r an d ere n , d e r kom m enden, als ihr

„N och n ic h t" g eg e n ü b ersteh t, die noch b e h e rrsc h t ist vom A b fall d es M enschen, d e re n G e sta lt b estim m t ist durch die R ichtung auf das Ich, du rch d en „ W id e rstre it des L ebens gegen das L eben". Von d iese r W e lt w eg soll sich d e r C hrist auf die a n d e re W elt ric h te n . N icht daß e r „die F orm d ie se r W elt sp ren g en " k ö n n te . A b e r e r ist „berufen, Zeugnis zu geben auf d e r einen S e ite gegen die G e sta lt d ie se r W elt, auf d e r a n d e re n S e ite für die G e sta lt d er kom m enden W e lt“. D urch G o tte s G n ad e b e ste h t die M öglichkeit, dieses Zeugnis zu geben, die im U nterschied zu an d eren , m eh r als a n d e re „voll Z eu g n isk raft“ ist, „voll H inw eis, G leichnis d e r zukünftigen W e lt". A m E nde ist d an n E rn eu eru n g u n sere s D enkens „d er G rundsinn alles u n sere s ch ristlich en T uns". B uße: E rk en n tn is, daß w ir G o tt d a n k b a r zu sein haben, B ereitsch aft, auf G o tt zu hören. D aß w ir alles ü b e rh a u p t können, „das ist nu n doch la u te r B arm h erzig k eit".

W ir gaben B a rth m d ieser A nzeige ausführlich das W o rt, w eil dieses W o rt als eine n e u e G rundlegung d er ch ristlich en E th ik g e h ö rt zu w erden verdient. W enn B arth au ch in d iesen b e id en B ib elstu n d en g eg en ü b er seinen A u s­

führungen im R ö m erb rief n ich ts g ru n d sätzlich N eues b ieten will, so w ird es doch viele L eser geben, d en en B arths G e d a n k e n in d ieser v o rlieg en d en F assung zugänglicher sind als d o rt. V ielleicht helfen d iese B ib elstu n d en auch dazu, etw aig e M iß v erstän d n isse ü b e r B arth s le tz te A bsicht aus dem W ege zu räum en. B a rth lä ß t g era d e hier das du rch au s p o sitiv e S ch lu ß w o rt sein er G esam tanschauung re c h t d eu tlich h erv o rk lin g en . E ine n e u e P h ase sein er T heologie ist m it u nserem H eft n ich t eröffnet. Von neuem s te lle n seine D arlegungen ü b e r den ausschließlich zeugnis­

haften , d em o n stra tiv e n C h a ra k te r des christlich en Tuns uns v o r d as Problem , ob die stre n g e A u sschließlichkeit, in d e r B a rth das V erh ältn is von a lte r und n e u e r W elt faßt, d e r B otschaft des N euen T e sta m e n ts ganz g e re c h t w ird.

I r r t m an, w e n n m an in einzelnen W en d u n g en des v o r­

lieg en d en H eftes (z. B. S. 29 d iese W e lt ist G o tte s W elt, S. 35/36 B e ste h en re la tiv e r U n te rsc h ie d e zw ischen den H andlungen) A n sätz e zu ein e r S e lb s tk o rre k tu r B arth s zu se h e n v e rsu c h t is t? W ir sind jedenfalls g era d e n ach d er L e k tü re d ie se r geh altv o llen und im h ö ch sten S inne „ e r­

b a u lic h e n " 39 S e ite n g esp an n t auf das, w as B a rth uns in Z u k u n ft n o ch zu sagen h ab e n w ird, u n d glau b en nicht, daß w ir v e rg e b en s w a rte n w erden. D o e r n e - L öbau.

Gogarten, F ried rich , Illusionen. E ine A u sein an d ersetzu n g m it dem K ulturidealism us. 1.— 3. T ausend. J e n a 1926, E ugen D iederichs. (145 S. gr. 8.) 4.— Rm.

G o g arten ist auf dem W ege von K ie rk e g a a rd zu L uther.

Die K ie rk eg aa rd sch en K ate g o rie n sin k en b ei ihm in ste i­

gendem M aße zu bloßen U m schreibungen refo rm a to risc h er

U rw a h rh e ite n h erab . G en au genom m en h a t e r in diesen sechs A rb e ite n — die E ntscheidung, E th ik des G ew issens o d er E th ik d e r G nade, die K irche und ih re A ufgabe, die F ra g e nach d e r A u to ritä t, K u ltu r und Religion, d e r P ro ­ te sta n tisc h e M ensch — dem K ulturidealism us, gegen d en sich d e r U n te rtite l w en d et, nu r ein E inziges entg eg en zu ­ setzen : die R ech tfe rtig u n g sleh re L uthers. S charf w e n d e t er sich gegen die G ew issen seth ik E. H irschs, nach d e r die S eele des M enschen d u rch B ejahung ein e r b estim m ten Pflicht zur Einigung m it dem Ew igen, d, h. m it G o tt, kom m t.

V ielm ehr ste h e au ch das „sittlic h e " T un des M enschen genau so u n te r dem G ericht, sei genau so S ünde w ie das T un des „ n a tü rlich en " M enschen. D ie B eziehung auf G o tt könne im m er n u r in dem S p ru ch d e r Sündenvergebung von G o ttes S eite b esteh en , die a b e r S ü n d e n erk en n tn is ste ts einschließe. N icht m inder schroff b e k ä m p ft e r H irschs M einung, daß das G ew issen das O rgan d e r O ffenbarung G o ttes sei. D enn die O ffenbarung G o tte s gehe s te ts gegen das G ew issen. W as G o g arten ü b e r V olkskirche und B e­

k e n n tn isk irc h e sagt, e rin n e rt am m eisten an K ie rk eg aard s F ro n tstellu n g . D e r A u fsatz ü b e r die A u to ritä t w e n d e t sich gegen die Id eale d e r P ädagogik, die d en M enschen zur A utonom ie erzieh en will. Sie solle im G egenteil u n te r die A u to ritä t stellen, die a b e r n u r die A u to ritä t G o tte s sein könne. U nd d iese sei n u r da, w o sie im tatsä c h lic h e n D a­

sein d e r W elt gegeben sei — freilich a n d ers als jedes a n d e re F a k tu m d e r W elt — in C hristus, als O ffenbarung d e r G nade. D as U rteil d e r S ündenvergebung v ersch o n e nichts am M enschen, au ch n ich t das hohe Ideal, d as d e r P la to ­ nische M ensch gew inne, und sei d eshalb die ersch ö p fen d e und u n a u fh eb b a re K ritik a lle r K ultur. D er A n ru f des M enschen d u rch G o tt, d e r d ab ei erfolge, m ache e rs t den M enschen zum M enschen, freilich n u r so, daß eben das vom g ö ttlich en Du an gerufene Ich v e ru rte ilt w erd e, indem es die B egnadigung vernehm e. D er M ensch, d e r so im a lle rtie fste n Sinne zum M enschen w erd e, das sei d e r P ro ­ te s ta n tisc h e M ensch.

So w ird das re fo rm ato risc h e G e n e ra lth e m a entschlossen und einheitlich d u rch g e fü h rt und w irk lich zum le tzten , v e r­

n ic h ten d e n Stoß gegen d en Idealism us an g esetzt. D ie F rag e ist, ob es von G o g arten ersch ö p ft w ird. E s sind A n sä tz e da, S ä tz e ü b e r C hristus, M enschw erdung, Schöpfung und E r­

lösung, die w e ite rfü h re n können. A b e r G o g arten rin g t hier noch um e tw as an d eres, um d en W eg vom E vangelium d e r S ü n denvergebung zum p ra k tisc h e n E thos. W as e r dabei e ra rb e ite t, h ä lt sich gew iß in d en L u th ersch en G renzen:

W e lt b leib t W elt, w eltlich es T un b le ib t S ünde u n d muß doch g e ta n w erd en , K ultur, W issen sch aft k ö n n en niem als d e r G ö ttlic h k e it entg eg en g efü h rt w erd en , und d e r M ensch des G laubens nim m t sie doch in ih re r g anzen S e lb st­

v e rstä n d lic h k e it in seinen W illen auf. G o g arten b e rü h rt h ier auch m eh rfach das a lte T hem a G esetz und Evangelium . A b e r noch s te h t e r b ei dem L uther, d er d en K am pf gegen die „ A n tin o m er" n och v o r sich h a tte . Um im S til d e r a lte n D o g m atik er zu re d e n : die F rag e n ach dem te rtiu s usus legis ist bei ihm noch u n b e a n tw o rte t. K ie rk e g a a rd k o n n te h ier ausw eichen. G o g a rten d arf es nicht.

E i e r t - E rlangen.

Dom, der deutsche, h erau sg eg eb en im A u ftrag d er B e rn e u c h e n e r K o nferenz vo n Ludwig Heitmann, K arl B ern h a rd R itte r, W ilhelm S tählin. H am burg, H an ­ seatisch e V erlag san stalt. (16 S.) Das Heilige Abend*

mahl. (40 S.) 80 Pf. Die Beichte der Gemeinde. (25 S.)

(5)

80 Pf. Das Gebet der Tageszeiten. (76 S.) 60 Pf.

Pfarrgebete. (72 S.) 2.20 Rm.

Der deutsche Dom ist eine Sammlung von G ebets- und Gottesdienstordnungen, die von der B e r n e u c h e n e r K o n f e r e n z herausgegeben wird. D iese Konferenz ist ein Zusammenschluß gleichgesinnter Theologen und Laien, die seit 1923 regelmäßige Arbeitstagungen in Berneuchen in der Neumark abhalten. Es war das Problem „Jugend und Kirche", das die Teilnehmer der Konferenz ursprüng­

lich zusammengeführt hat und auch noch verbindet. Dazu sind aber liturgische Bestrebungen getreten, und es besteht auch die Absicht, mannigfache andere Fragen und Auf­

gaben in den Interessenkreis hineinzuziehen. D ie vor­

liegenden vier H efte bilden die erste Veröffentlichung der Konferenz. Das erste Heft gibt der A b e n d m a h l s ­ f e i e r eine neue G estalt. Ihr Charakter als Lob- und Dankfeier tritt stärker in den Vordergrund (Eucharistie);

ferner wird aus der Feier eine Tischgem einschaft gemacht, bei der einer dem ändern Brot und W ein reicht; auch der Opfergedanke fehlt nicht, in dem Sinne, daß die Gemeinde Brot und W ein Gott opfert (?) und darin symbolisch eine Selbsthingabe an ihn vollzieht. Der Gedanke der Ver­

gebung und Versöhnung tritt stark in den Hintergrund, dagegen ist ein eschatologischer H inweis aufgenommen.

Formell ist bem erkenswert, daß W echselgesang zwischen Liturg und Gemeinde stättfinden, dagegen jede Ansprache fortfallen soll. — In dem Heft „D i e B e i c h t e d e r G e ­ m e i n d e " ist die B eichte als selbständiger G ottesdienst gestaltet. Nicht das Verhältnis des einzelnen Christen zu Gott, sondern das Verhältnis der Gemeinde zu G ott bildet den Grundton desselben, „Nicht die reuige Betrachtung begangener Sünde, sondern die Hinwendung zu dem ew i­

gen Ziel und zu dem kommenden R eich“ soll nach der beigegebenen Einführung der Zweck des G ottesdienstes sein. — Das dritte Heft, das den Titel „D a s G e b e t d e r T a g e s z e i t e n " trägt, macht den Versuch, durch Darbietung von Formularen die W ochengottesdienste und zugleich auch die häusliche Andacht neu zu beleben. Es soll durch feste Ordnungen von G ebet, Gesang, Schrift­

lesung geschehen, die an den W ochentagen und am Sonn­

tag Morgens, M ittags und A bends den Inhalt der Andacht bilden. Der Kreis, der sich dazu versammeln soll, ist die Hausgemeinde oder Ortsgemeinde. — Im vierten Heft, den

» » P f a r r g e b e t e n", werden im ersten Teil dem einzelnen Pfarrer, im zw eiten einer Gruppe von solchen, die bei irgend einem Anlaß der G em einde dienen wollen, G ebete bezw. W echselgebete gegeben. Der Pfarrer findet hier G ebete für sich am Morgen, Mittag und A bend jedes W ochentags, ferner bei amtlichen Anlässen, w ie vor einer Taufe, einer Trauung, einem Begräbnis, einem G ottes­

dienst, einer Predigt usw. Es ist also eine Art evan­

gelisches Brevier, das uns hier vorgelegt wird.

Überblicken wir dies ganze liturgische Unternehmen, so ist nicht zu verkennen, daß hier viel Gutes und Feines geboten und mancher neue W eg eingeschlagen wird. Im ganzen können wir die A rbeiten der Berneuchener Kon­

ferenz als eine Bereicherung der evangelischen Liturgie begrüßen. Im einzelnen w äre allerdings manches zu sagen.

S ow eit es sich auf die formelle Gestaltung bezieht, ist es natürlich vom liturgischen G eschm ack abhängig, über den sich schließlich nicht streiten läßt. Doch soll auch hierin anerkannt werden, daß mancher Fehler bestehender Litur­

gien w ie Steifheit, Umständlichkeit, Archaismus und der­

gleichen verm ieden und eine dem heutigen Geschmack

mehr entsprechende Form gefunden ist. W ichtiger aber wären inhaltliche Bedenken. Und die hätte ich vor allem gegen die A b e n d m a h 1 s f e i e r zu erheben. Erstens sind hier Gedanken aus der altkirchlichen Feier, die heute gar nicht mehr passen, herübergenommen worden, nämlich der G e­

danke eines Liebesmahls, mit dem damals das Herrerimahl verbunden war (gegenseitige Darreichung), und der G e­

danke einer Spendung (Opferung) von Brot, W ein (und anderen Naturalien) für die Armen und das Herrenmahl zugleich, der in ein Opfer für Gott, das doch bei unserer jetzigen Feier keinen Sinn hat, umgebogen ist (S. 8— 10).

Zweitens tritt der zentrale Gedanke der Stiftung des Herrn, daß sie eine F eier der Vergebung und Versöhnung sein soll, viel zu sehr zurück, statt im Vordergrund zu stehen. Endlich ist es nicht zu billigen, daß jede Ansprache fehlt. Denn die Handlung muß der Gem einde gedeutet und die in ihr für die Gestaltung des W ollens und Lebens liegenden M otive müssen hervorgehoben werden, w enn die F eier diejenige volle Wirkung haben soll, zu der sie fähig und bestimmt ist. Daß im übrigen in der Berneuchener Abendm ahlsfeier Elem ente enthalten sind, die wir in den heutigen Agenden zu unserm Schmerz noch vermissen,' soll deshalb nicht geleugnet, sondern gern anerkannt werden. — Zu dem Heft über die B e i c h t e ist zu b e­

merken, daß eine Einbürgerung dieser Handlung neben dem Abendm ahl in unserer Zeit keinesfalls zu erw arten ist. Die B eichte muß daher mit dem Abendm ahl verbunden blei­

ben, nur nicht w ie bisher als beherrschendes Stück der Feier, sondern als ein Stück neben anderen. —

D. S t e i n b e c k - Breslau.

Gruehn, Werner, Lic. theol. (Privatdozent der system.

Theol. a, d, U niversität Dorpat), Seelsorge im Lichte der gegenwärtigen Psychologie (Arzt und Seelsorger, Heft 7). Schwerin 1926, Bahn, (87 S. gr. 8) 3 Rm.

Die mühevolle, jahrzehntelange Kleinarbeit, die die experim entelle R eligionspsychologie zur Voraussetzung hat, erlaubt es nicht, alle Augenblicke mit großen V er­

öffentlichungen ans Licht zu treten. Daher hat Gruehn ein gutes Recht, zunächst einmal in einem kleinen Heft zum ersten Male in der G eschichte der Religionspsycholögie den Schritt zu gehen, den die experim entelle Psychologie selbst schon längst gegangen ist: den Schritt vom For- schungsexperim ent zur a n g e w a n d t e n Psychologie.

Daß ihm diese zw eifellos schwierige Aufgabe vortrefflich gelungen ist, verdankt er seiner exakt-em pirischen Arbeit, die eben doch die einzige wirkliche Grundlage aller R eli­

gionspsychologie sein kann, und seinem praktischen Er­

fahrungskreis. Sicher ist, daß das kleine Buch dem Pfarrer und überhaupt jedem, der sich irgendwie zu Seelsorge ver­

pflichtet weiß, mehr gibt, als man in einer kurzen B e­

sprechung erwähnen kann: es philosophiert nicht über Seelsorge, sondern zeigt an wirklichem, lebenswahrem, psychologischem Material, w ie die W ege zu den S eelen ge­

gangen w erden können.

Gruehn beginnt mit einer kurzen G eschichte der S eel­

sorge. Daß er dabei den Begriff Seelsorge sehr w eit faßt, ist nur zu begrüßen. A ls „fundamentale Seiten" aller S eel­

sorge unterscheidet er — ganz Schüler Girgensohns — eine pneum atische und eine psychologische. Zunächst sucht er dabei die überrationalen Seiten des religiösen Lebens zu umreißen (S. 16 a hätte der Klarheit halber das W ort

„Seele" verm ieden w erden sollen, da dies später — m it

Recht — nur für die psychologische S eite verw endet wird).

(6)

Er kennzeichnet sie als das allem Seelischen transzendente pneuma hagion im Menschen, als die geschichtliche Chri­

stustatsache und alles, was sich auf ihr aufbaut, als die Wirklichkeit Gottes. Freilich könnten diese Stellen syste­

matisch tiefer und klarer sein, aber das Buch soll eben kein systematisches, sondern ein psychologisches sein.

Aber die Notwendigkeit des Psychologischen und ihre Be­

ziehungen zum Pneumatischen sind etwas zu einfach dar­

gestellt.

Die psychologischen Ausführungen beginnen mit einem Hinweis auf die Bedeutung angewandter Psychologie in der G eschichte der Kirche seit ihrem Beginn. Dann folgt als M usterbeispiel die A nalyse eines russischen Briefes. Schon diese zeigt, daß Gruehns Stärke tatsächlich auf dem G e­

biet psychologischer Einzelarbeit liegt. Er bewältigt, w ie schon seine früheren Arbeiten zeigen, das schwierigste Problem der Religionspsychologie, die Protokollanalyse, für den, der die Schw ierigkeiten kennt, bewundernswert.

Freilich tut er das auf dem Gesamthintergrund der modernen Psychologie, dem er einen ganzen Abschnitt widmet. Zwei Dinge scheinen mir darin von Bedeutung:

der Nachweis, daß die heute nicht zeitgem äße und viel gescholtene experim entelle Psychologie doch im Grunde mehr geleistet hat als alle die antipsychologischen In­

tuitionen aller Art, und zw eitens die Zusammenstellung all der vielen Probleme, die die experim entelle Psychologie noch zu bearbeiten hat und hoffentlich bearbeiten wird.

Auf diesem Hintergrund zeichnet Gruehn nun die A rbeit der Religionspsychologie, sow eit sie für die seelsorgerliche Anwendung in Betracht kommt. Mit Recht sieht er in Girgensohns A nalyse des religiösen Erlebens den A us­

gangspunkt für alle fruchtbare und w irklichkeitsnahe A na­

lyse religiöser Strukturen. Zugleich aber w eist er auf die genetischen, differenziellpsychologischen, psychopathischen und sozialpsychologischen Ergebnisse hin, sow eit sie bisher vorliegen. Immer hält er sich dabei an die rein empi­

rischen Befunde, sow eit wir sie kennen. Das ist zw eifellos das W ertvollste dieses H eftes. Am Schluß findet sich eine hervorragende religionspsychologische Bibliographie, die abgesehen von einigen englischen Veröffentlichungen nichts ausläßt, w as religionspsychologisch von W ert ist.

Das Heft, das auch religionspsychologisch Ungeschulte lesen können, bietet ein Programm dar. Freilich, es ist in keiner W eise im Stil der Zeit auf Grund seiner empirischen Haltung (von einigen unnötigen K onzessionen im syste­

m atischen Teil abgesehen). Aber es gilt für die experi­

m entelle R eligionspsychologie dasselbe, w as mir vor ein paar Tagen B. Titchener über s e i n e Psychologie, die der Külpes so nahe verwandt ist, sagte: „Vor fünf Jahren haben sie die Psychanalyse gehabt und heute haben sie den Behaviourismus — w as wird man in fünf Jahren haben?

Aber lassen Sie uns inzwischen ruhig arbeiten."

C a r l S c h n e i d e r - S p r i n g f i e l d - O h i o .

Ebert, Paul (Pastor an der Immanuel-Kirche zu Ham­

burg), Was soll aus unseren Theologinnen w erden?

Leipzig 1927, Dörffling und Franke. (16 S. 8.) 40 Pfg, D ieses Schriftchen ist ein Abdruck von Aufsätzen, die der Verfasser in Nummer 5, 6 und 7 im diesjährigen Jahr­

gang der Allg. ev.-luth. Kirchenzeitung veröffentlicht hat.

Dieser Abdruck ist dankenswert, da das, um das es sich handelt, keinesw egs auf den Leserkreis dieser Zeitung beschränkt ist, das aber, das der Verfasser ausführt, all­

seitiger Beachtung wert ist. Das Schriftchen orientiert so­

wohl über den gegenwärtigen Bestand der Theologinnen w ie über die Stellung, w elche die Synoden und Kirchen­

behörden zu der in Rede stehenden Frage eingenommen haben. Man empfängt den Eindruck, daß hier noch große Unklarheit besteht. Der Verfasser fordert aber mit Recht allseitige Klärung und trägt zu dieser das Seinige bei, in­

dem er bei allem W ohlwollen für die Theologinnen in richtiger kirchlicher Empfindung seinen Ausgangspunkt nimmt von dem Paulusworte: Das W eib schw eige in der Gemeinde. Ich em pfehle diese kleine Schrift dringend all- seitiger Beachtung. D. K a f t a n - Baden-Baden.

Steinbeck, Joh„ D. theol., Der Koniirmandenunterricht nach Stoifwahl, Charakter und Aufbau. Dritte, neu bearbeitete Auflage. Leipzig 1927, A. D eichert (Dr.

W erner Scholl). (VIII, 144 S. gr. 8.) 4.80 Rm.

Die neue Auflage dieses viel benutzten Hilfsbuches für den Konfirmandenunterricht ist in ihren Grundzügen, in der Umschreibung des Zieles und in der Gestaltung des Stoffes für den K. U. der Haltung der früheren Auflagen treu g e ­ blieben. Doch hat das ganze Buch eine sorgfältige Über­

arbeitung erfahren, die es noch mehr in den Stand setzen wird, seinen Zweck zu erfüllen. D ie Literaturangaben sind bis zur G egenwart weitergeführt und ermöglichen dem B e­

nutzer eigene W eiterarbeit. Die Disponierung ist im ganzen straffer geworden; das ist auf den Inhalt nicht ohne Einfluß geblieben. So ist im Teil II des dargebotenen Ent­

wurfes früher unter der Überschrift „Das christliche Leben als Leben des Glaubens" gehandelt worden von der Sünde als Voraussetzung, von der Heilsgabe in Christo und der Person Christi und dann von den natürlichen Gaben. Die 3. Auflage dagegen behandelt unter derselben Überschrift zuerst die natürliche W elt, in der G ottes Erziehungswille gnädig w altet (S, 47 ff,), dann die Sünde und ihre Folgen (S, 54 ff.), dann die Heilsgabe in Christus. Zweifellos kommt so die zerstörende Wirkung der Sünde und die neuschaf­

fende Tat der Gnade eindrucksvoller zur Darstellung. Auch im Abschnitt III ist die neue Disponierung sachlich bedeut­

sam, Bei der Zeichnung christlicher Sittlichkeit ist anders als in den früheren Auflagen der Berufsgedanke kräftig vorangestellt (S. 91 f.), ist das Bild der dienenden Liebe nach ihren verschiedenen Erweisungen voller entfaltet (S. 97 ff,).

Ganz neu aufgenommen sind Ausführungen über den Besitz (S. 93), über die Eingliederung der Konfirmanden in kirchliche Jugendvereine (S. 115), ausgebaut und für Kna­

ben und Mädchen getrennt der von der K euschheit han­

delnde Abschnitt (S. 86 f.), damit jedesmal ein w eiterer Schritt zu konkreter Gestaltung des K, U, gew iesen.

Die einleitenden m ethodischen Ausführungen sind auch in der neuen Auflage ganz knapp gehalten. Erwähnt ist der Arbeitsschulunterricht und nach Seiten des Frageverfahrens nur mit sehr starken Einschränkungen anerkannt (S. 26 f.), nach S eiten des Tatprinzips ohne ausdrückliche Bezug­

nahme dagegen gefordert, w enn es S. 28 heißt: „über das Unterrichten hinaus führt . . . die praktische Tat . . • hier­

durch kommt den Konfirmanden das Christentum unm ittel­

bar als Religion der Tat zum Bewußtsein." Erwähnt wird

auch die Verwendung der Anschauung im Sinne einer

kirchlichen Heimatkunde (S. 18). Man kann bedauern, daß

hier nur so kurze Andeutungen gegeben werden. Sicher

stellt der A rbeitsschulgedanke mit seinen Forderungen der

freien geistigen Tätigkeit, des Erlebnisses, der Tat und vor

allem der Gem einschaft den Konfirmandenunterricht vor

(7)

sehr ernste Probleme, an denen man nicht vorbeikann. Es wäre m. E. gut, wenn den Benutzern eines solchen Hand­

buches die ganze Not unseres gegenwärtigen Konfirmanden- unterrichtes zum Bewußtsein käme nach Seiten der M e­

thode, deren hohen Anforderungen unser Pastorengeschlecht noch lange nicht genug gew achsen ist, nach Seiten des Zu­

standes unserer Gemeinden, die keinesw egs so zur A uf­

nahme ihrer heranwachsenden Glieder innerlich bereit stehen, w ie ein fruchtbarer Konfirmandenunterricht das voraussetzen müßte, nach Seiten der von der Schule ge­

leisteten Vorarbeit, die der Verf. m. E. reichlich optimistisch einschätzt (z.B . S. 63!), nach Seiten der religiösen G e­

dankenw elt unserer Konfirmanden, die zum großen Teil einfach einer W üste gleicht, endlich auch nach Seiten der religiösen Eignung des Konfirmators zum Zeugendienst. Von all den hier angedeuteten Spannungen und N öten und ihrer Überwindung würde man gerne mehr hören. Doch liegt die Eigenart und Stärke des vorliegenden Buches vielleicht grade in dem Verzicht auf diese Problematik und in der ruhigen, festen G eschlossenheit des gebotenen Entwurfes, der auch in der neuen Auflage sich als ein zuverlässiger Führer bewähren wird.

H e i n r i c h R e n d t o r f f - Kiel.

Dörries, Bernhard, D., Erklärung des Kleinen Katechis­

mus Martin Luthers. Ein Beitrag zur Reform des K ate­

chismusunterrichts. III. Teil. Das Vaterunser und die Sakram ente. 1. und 2. Aufl. Göttingen 1926, Vanden- hoeck & Ruprecht. (132 S. gr. 8) 4.80 Rm.

Mit diesem dritten Teil seines W erkes gibt uns Dörries die Auslegung der drei letzten Hauptstücke des Kleinen Katechismus. Ich nehme hier Bezug auf früher in diesem Blatt von mir über den ersten Teil, der in neuer Auflage auch in diesem Jahre erschienen ist, G esagtes. Das im dritten T eil jetzt V orgelegte läßt auch erkennen, daß bei der von ihm versuchten Reform des Katechism usunter­

richts es sich nicht um M ethodisches oder zweckm äßigere Stoffauswahl handelt, sondern um eine Umprägung der K atechism usgedanken in diejenigen A lbrecht Ritschls.

Erwünschter w äre es gew esen, w enn tiefer auf die ge­

nuinen Luthergedanken eingegangen wäre, die in der Tat eine gew isse Reform des Katechismusunterrichts erforder­

lich machen, die aber auch in Th. Kaftans jüngst er­

schienener letzten A usgabe seiner Katechismuserklärung noch nicht versucht ist.

Es ist in den im Lauf des letzten Jahrzehnts durch sechs Jahre hindurch geführten Verhandlungen über den echten Sinn der bedeutsam sten Stellen im Kleinen K ate­

chismus, Verhandlungen, die deshalb nötig geworden, w eil die W eimarer A usgabe der Lutherwerke uns ganz neue Quellen erschlossen hat, auch andere W erke vorliegen — z. B. supplem enta M elanchthoniana und die Katechismen, die vor 1529 erschienen sind — , w elche der Ausleger des Kleinen Katechismus doch unbedingt kennen muß, so viel N eues zu Tage gefördert, daß jetzt erscheinende A us­

legungen, deren Verfasser sich nicht der Mühe unterzieht, diese w ichtigsten Quellen zu durchforschen, auf w issen ­ schaftlichen W ert seiner A rbeit kaum w erden Anspruch er­

heben können. D. Dörries erhebt diesen Anspruch, w ie ich m eine, ohne zureichende Berechtigung. Gern erkenne ich an, daß viel B eachtensw ertes von ihm vorgetragen ist, aber ich kann nur w ied erh olen : Eine Reform des K atechism us­

unterrichts im Sinne dieser Auslegung würde uns nicht näher an Luther heranbringen, sondern recht w eit von ihm

abführen. Ob D. Dörries sich wohl klar gemacht hat, w as Luther, dem er doch hohe Verehrung zollt, zu dieser Er­

klärung seines ihm selbst so teuern Katechismus gesagt haben würde? Eine Besprechung von Luthers Hand würde ganz sicher es aussprechen, daß sein Geist, w ie er in seiner Kirche w alte, in diesem Buche nicht zu spüren sei.

Ich führe einiges an, w as mir denn doch sehr frag­

würdig erscheint. Das G ebet des Herrn ist für D. Dörries das G ebet eines ,.Übermenschen“. Wozu dieser Ausdruck, den er N ietzsche entliehen hat? Er staunt darüber, daß ein M ensch so beten könne, aber der Herr hat gar nicht, w ie behauptet wird, dies G ebet selber gebetet. Mit dieser Behauptung tritt er auch an die fünfte B itte heran. Frei­

lich schrickt er davor zurück, das, w as doch in der Kon­

sequenz seiner Anschauung liegt, rund und klar auszu­

sprechen, er w ill offenbar die Sündlosigkeit Christi nicht antasten. Aber was er hier S. 59— 61 vorbringt, entbehrt jeder Klarheit, w eil er nicht sagen mag, was er eigentlich sagen muß. Deshalb erklärt er denn auch, dies Kindern vorzutragen, halte er nicht für notwendig und nicht für ratsam. Das ist aber auf diesem Punkte eine Selbstkritik, die ich nicht Anstand nehme eine vernichtende zu nennen.

Auch das muß ich denn doch stark bezw eifeln, daß die Erklärung des G ebets als ,,ein Nachdenken vor G ottes Angesicht" richtig und im katechetischen Gebrauch nur überhaupt möglich sei. Beten ist doch ein Reden mit Gott;

das Nachdenken geht ihm voraus, ist aber noch kein Gebet. — Daß der Verf. des stark angegriffenen Buchs

„Habt die W elt lieb" — das klingt doch so, w ie w enn St.

Johannes mit der gegenteiligen Forderung nunmehr korri­

giert w erden m üsse — Luthers Stellung zur W elt nicht richtig beschreibt, kann von vornherein angenommen werden. W as S. 80 über den Ausdruck „Jammertal", der in der Erklärung der siebenten B itte von Luther gebraucht ist, gesagt wird, legt nicht aus, sondern ein, vielmehr es sucht eigentlich zu widerlegen.

Die Besprechung der Sakram ente geht von der A n­

nahme aus, sie seien lediglich „Sinnbilder". Daß dies aller­

bestim m teste Ablehnung derjenigen Auffassung ist, die in Luthers Katechism en vorliegt, scheint w ieder den Kindern nicht gesagt w erden zu sollen. Auch hier und hier ganz besonders muß ich es bedauern, daß D. Dörries sich nicht mit der Frage beschäftigt zu haben scheint, was denn eigentlich der genaue Sakramentsbegriff Luthers sei.

Er scheint außer dem von ihm zur Anwendung gebrachten nur einen „magischen" Sakramentsbegriff zu kennen. D iese Annahme trifft aber durchaus nicht zu.

A lles in allem genommen muß ich auch bei diesem ab­

schließenden Teil seiner Katechismuserklärung aus­

sprechen, daß ich mich mit D. Dörries hier in starkem D issensus befinde.

D. A u g u s t H a r d e l a n d , Kropp b. Schleswig.

Neueste theologische Literatur.

Unter Mitwirkung der Redaktion

zusammengeatellt von Oberbibliothekar Dr. Runge in Göttingen.

Biblische Einleitungsw issenschaft. Carpenter, J. Estlin, The Johannine Writings. A study of the apocalypse and the Fourth Gospel.

London, Constable (505 S.

8

) 30 s. — Dliorme, Paul, Le Livre de Job.

Coll. d’etudes bibliques. Paris, Gabalda (CLXXVIII, 612 S.

8

) 120 fr.

— Geden, Alfred S., Rev., The Evangel of the Hebrew Prophets. An exposition and a defence. (Fernley Lecture, 1926.) London, Epworth Pr. (255 S.

8

)

5

s. — Goguel, Maurice, Introduction au Nonyeau Testament. T. 1 -4 ,1 . (532 S.; 564 S.; 376 S.; 421 S.

8

). — Daas., T. 4, P. 2. Paris, E. Leroux (571 S.

8

) 40 fr. — Grant, W. M., Rev., The Bible of Jesus. An inquiry into His use of the Old Testament.

London, Hodder (254 S.

8

) 7 s.

6

d. — HarraU, Costen J., The Bible,

Cytaty

Powiązane dokumenty

Wydawałoby się, że skoro dynamika (czyli przebieg) takiego zjawiska opisana jest równaniem, nie ma już miejsca na jakiekolwiek niespodzianki: gdy rozwiążemy

Jest też duża grupa gatunków, które mogą się rozwijać w drewnie podlegającym różnym typom rozkładu (zgnilizny).. liczne badania potwierdzają dodatnią

Największy i najbardziej widoczny wzrost powierzchni użytków rolnych wystąpił w grupie gospodarstw rolnych liczących 30–50 ha, przy czym w województwie

Zatem, również przed indywidualnym wyjazdem do krajów strefy tropikalnej wskazane jest zasię- gniecie opinii lekarza specjalisty dotyczącej zaleceń profilaktycznych..

Model hybrydowy jest w tym ujęciu połączeniem modelu produktu oraz platformy.. W istocie jest to model zawierający

W swoich publikacjach podkreślają znaczenie mechanizmów i uwarunkowań regionalnych w stymulowaniu procesów innowacji, rozważają problematykę przestrzennej koncentracji

Z drugiej strony sektor odnawialnych źródeł energii (OZE) jest najszybciej rozwijającym się sektorem w światowej energetyce i staje się istotnym elementem przemysłu produkcji

Efekt ten wystêpuje nieco wczeœniej u mrówek, które we wczesnym okresie ¿ycia imaginalnego by³y hodowane w warunkach LD 12:12, ni¿ u osobników wyhodowanych w wa- runkach