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Theologisches Literaturblatt, 6. Mai 1932, Nr 10.

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Academic year: 2022

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

zahlreicher Vertreter der theologisch en W issenschaft und Praxis

herausgegeben von

Dr. theol. L u d w i g I h m e l s und Dr. theol. E r n s t S o m m e r l a t h

Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig.

Nr. 10. Leipzig, 6. Mai 1932. LIII. Jahrgang

E rscheint v ierzeh n täg i" F re ita g s. -- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und P o stäm ter sowie vom Verlag. — In lan d -B ezu g sp reis: Rm. 1.50 m onatlich B ezugspreis fü r das A u sla n d v ie rte ljä h rlic h : Rm. 4.50 und P o rto ; bei Z ahlungen in frem der W ährung is t zum T ageskurse um zureohnen. —A n zeig en p reis: die zwei gespaltene P etitzeile 40 G oldpfennige. — B eilagen nach U ebereinkunft. — V erlag und A uslieferung: Leipzig, K önigstr. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 5287*

Schomerus, H ilko W iardo, Ist die Bibel von Indien abhängig 1 (Haas.)

Saxl, F ritz , M ithras, Typengeschichtliche U nter­

suchungen. (Leipoldt.)

Jeremias, Johannes, D. D r., I. Das E vangelium nach Markus. II. Das E vangelium nach L ukas. III. D as E vangelium nach Johannes.

(Schultzen.)

P. Bruce Blrch, Ph. D. D. D., The De Sacram ento A ltaris of W illiam of Ockham. (Seeberg.) Seebass, Ju liu s, L uther als Seelsorger in seinen

K oburger Predigten, S chriften und Briefen.

(Priegel.)

Fick, R., und von Seile, G., Briefe an Ew ald.

(König.)

Jaspers, K arl, Dr., Philosophie, 3 Bände. (Jelke.) Heger, Adolf, Lic., Ju liu s K aftans theologische G rundposition im V erhältnis zu Schleier­

m achers P rin zip ien leh re. (Pröhle.) Pfennigsdorf, E., P ra k tisch e Theologie. (H ilbert.) Z eitschriften.

Schomerus, Hilko W iardo, Ist die Bibel von Indien ab­

hängig? M ünchen 1932, Chr. K aiser. (182 S. gr. 8.) 5,50 Rm.

Ein Buch, das d er und jener sich von m i r e rw a rte t haben mag. Ich bin es sehr zufrieden, dass ein a n d e re r, d er — das sei gleich k o n sta tie rt! — dazu w o h lv o rb e re ite t w ar, es auf sich genom m en hat, öffentlich zu sagen, w as G ebot d er S tunde w ar. W o llte m ir’s ritte rlic h e r Sinn v e r­

b ieten , das Gr ob g es cihüt z und die P räzisionsm aschinerie e rn ste r W issenschaft einzusetzen gegen d ile ttie re n d e L eich tfertig k eite n und V erstieg e n h eiten einer V e rtre te rin des sch w äch eren G eschlechts, die sich küh n v erw eg en in G efah r begab, d a rin sie unfeh lb ar um kom m en m usste, so habe ich doch auch dafür ein V erstehen, dass ein an d erer, d er nicht ich ist, d e r M einung sein kann, dass, wo e rn ste In te re sse n auf dem Spiele stehen, d e r Ehrentkodex ga­

la n te r R ücksichtnahm e au sser G eltung tre te . D ieser a n ­ dere ist P ro fesso r H. W . S c h o m e r u s , Halle, gew orden.

D en ä u sseren A nlass zu A bfassung sein er S chrift b a t ihm F ra u Dr. M athilde L udendorff gegeben. G e ta n h a t sie das m it ih re r aus ungezügelter A n im o sität gegen die b ib ­ lische R eligiosität g eb o ren en n eu erlich en literarisch en Versündigung. Ih re P am p h lete („Erlösung von Je su C hristo" und ,,Von neuem Trug zur R ettu n g d es C h risten ­ tum s"), in denen sie au fd eck en w ollte, dass die V erfasser d er S chriften d es A lte n w ie des N euen T esta m e n ts, d ab ei auch in haltlich g ro b er F älschungen sich schuldig m achend, an indischen R elig io n stex ten w eitg eh en d e P lag iate b e ­ gangen h ä tte n , h aben T au sen d e und A b e rta u se n d e von L esern gefunden, viele von ih n en in ih re r C h risten tu m s­

verach tu n g und in ihrem Ju d e n h a ss b e s tä rk t, an d ere, auch nicht w enige, in n erlich beunruhigt, w ie m ir selb st das seit M onaten im m er w ied e r A ufschluss heischende B riefzu­

schriften b e k u n d e t haben.

Ich k an n m ir nun ja n icht denken, dass d e r stre itb a re n D am e nicht längst die E rk en n tn is aufgedäm m ert sein sollte, dass sie sich ü b elst v e rra n n t und b e m itleid en sw ert blossgestellt hat. Ih r se lb e r m üssen die k ritisc h e n V e r­

dikte, die ih re religionsgeschichtlichen V erlau tb aru n g en

ihr in M asse zugezogen haben, doch wohl den S ta r ge­

stochen haben*), Schom erus h at es m it seinem Buche auch n icht d arau f abgesehen, du rch au fk lären d e B elehrung ih rer S chw achheit aufzuhelfen. F ra u L udendorff g eh ö rt ihm, geradeso w ie ihre H a u p ta u to ritä t Th, J, Plange (meines W issens ein vorm aliger E ssen er B uchhändler, ganz und gar n icht etw a Indologe) zu den „leichtgläubigen L aien auf indologischem und theologischem G eb iet, die k ritik ­ los als w ah re M ünze hinnebm en, w as von ganz und gar unw issenschaftlicher S eite (hier von dem F ran zo sen Louis Jacolliot, den vor einem h alben J a h rh u n d e rt b e re its De H arlez w issenschaftlich to ta l abgetan) auf G rund von M ateria l h ö ch st zw eifelhafter H erk u n ft und noch zw eifel­

h a fte re n C h a ra k te rs zu b e h a u p te n gew agt w o rd en ist".

A uf G rund dessen, w as sie sachlich zu d er F rag e des V erh ältn isses d e r Bibel zu Indien v o rzu trag en gew usst hat, will sie ihm ganz und gar n icht die E h re verdienen, dass m an ihr auch n u r eine M inute d er W iderlegung oder auch nu r eine S pur von B eachtung vergönne. (S. 29.)

W a s Schom erus w ollte, sagt er selbst: in re in sach­

licher W eise d er Ö ffentlichkeit d as für die B eurteilung der F rag e ein er etw aigen A bhängigkeit d er Bibel (oder w enig­

sten s gew isser B estan d teile derselben, d a ru n te r ins­

b eso n d ere d er evangelischen E rzählungen vom L eben Jesu ) von Indien, vom Buddhism us und vom K rischnais- mus notw en d ig e T a tsa c h e n m ate ria l zu u n te rb re ite n .

Das h aben b e re its n icht w enige an d e re v o r S chom e­

rus in g rö sserer o d er g erin g erer A usführlichkeit und m it m ehr oder w eniger G eschick getan, beso n d ers das seit 1882, in w elchem J a h re d er L eipziger P hilosophieprofessor R udolf S eydel m it sein er e rste n einschlägigen P u b lik atio n die F rag e in Fluss g eb rach t hat. Ich v erw eise auf m eine an die h u n d e rt S p alten um fassende „B ibliographie zur F rag e nach den W echselbeziehungen zw ischen Buddhis-

*) Hätten sie das am Ende doch noch nicht fertiggebracht, so wird das ohne Zweifel die gründliche Nachprüfung ihrer Aufstel­

lungen tun, die Kollege J. Hertel, unser Leipziger Professor der indischen Philologie, anzustellen sich überwunden hat und ihr wie den durch sie Beunruhigten und Irregeführten demnächst schon zugänglich gemacht haben wird.

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mus und C h risten tu m " (Leipzig 1922) und auf m eine S chrift „B uddha in d er abendländischen L e g en d e?" (Leip­

zig 1923), w o ein W ink zum A uffinden w e ite re r L iteratu r, d e re n H inzunahm e m eine bloss ap p ro x im ativ e Zusam m en­

stellung v ervollständigt, gegeben ist.

W i e Schom erus die von ihm hier neu b e h a n d e lte A ufgabe anfasst, sagt e r S. 7. E r zeigt zunächst lediglich berich ten d , von w elchen B e stan d teilen des N euen und des A lten T e stam en ts b e h a u p te t w o rd en ist, dass sie aus In­

dien stam m ten, und w ie m an die E ntlehnung v o r sich ge­

gangen d en k t, d. h. A ufschluss ü b e r die G eschichte und d en V erlauf d e r diesbezüglichen D iskussion. W e ite r w ird die F rag e aufgew orfen, ob und w ie w eit von ein er M ög­

lich k eit d er E ntlehnung von Indien gesprochen w erd en kann, d. h. es w ird u n te rsu ch t, w as m an von dem U m fang und von dem C h a ra k te r d er B eziehungen zw ischen Indien und dem W esten von den ä lte ste n Z eiten h er bis zum zw eiten nach ch ristlich en Ja h rh u n d e rt w eiss und w as der W esten von Indien w usste. S odann w erd en die b e h a u p ­ te te n E ntlehnungen, .soweit dies nötig erscheint, auf ihre T atsä c h lic h k eit hin geprüft. U nd endlich w erd en noch, um jeden L eser in die Lage zu v e rse tzen , sich ein eigenes U r­

teil zu bilden, die w ich tig sten so g en an n ten indischen P a ­ rallelen m itgeteilt.

M an sieht, die hier e rte ilte B elehrung e rs tre c k t sich auf alle S eiten des Them as, und sie w ird, diese V ersiche­

rung k ann ich geben, e rte ilt auf G rund w irk lich er, solider S achkenntnis, also in durchaus zuverlässiger W eise. Die Frage, um die es geht, ist, w ie ich in m einem B uche „Das Scherflein d e r W itw e und seine E n tsp rech u n g im T rip ita k a "

(Leipzig 1922) gezeigt habe, au sse ro rd e n tlic h kom pliziert, so sehr dies, dass n ic h t zu e rw a rte n ist, dass jed er ein ­ zelne auf G rund des gleichen T a tsach en m aterials, selbst bei allerred lich stem B em ühen um W ah rh eitseru ieru n g , n o t­

w endig auch zu dem gleichen U rteil, zu d e rse lb e n S tellu n g ­ nahm e kom m en muss.

M ich stellt Schom erus in die R eihe d er A u to ren , die einer E ntlehnung evangelischer E rzählungen aus d er b u d ­ dhistischen L eg e n d e n lite ra tu r in w eitere m o d e r engerem Umfang d a s W o rt g e re d e t h aben. D as h at au ch F ra u L udendorff in ih rer letztv erö ffen tlich ten S chrift getan, wo ich zu m einer nicht geringen V erdutzung ihr als K ronzeuge h e rh a lte n m uss. Ihr w ie dem H e rrn V erfasser des v o r­

liegenden Buchs darf ich zu P räzisieru n g m eines S ta n d ­ p u n k ts in K ürzung ein p a a r S ätze w ied erg eb en , in denen ich in „B uddha in d er ab en d län d isch en L eg en d e?" S. 34 das F az it gezogen habe: Von einem S chöpfen aus dem B orn des Buddhism us, w ie ein st R. S eydel m einen konnte, lässt sich n ich t red en . D as sollte m an je tz t n ach g era d e w issen. N icht angängig will es m ir a n d e re rse its erscheinen, zu b e h au p ten , dass bis auf die Jo asap h -B arlaam leg en d e gar k ein e buddh istisch en In filtratio n en in das C h risten tu m erfolgt seien. Im N euen T e sta m e n t w age ich p ersö n lich solche m i t S i c h e r h e i t in keinem F alle zu b eh au p ten , m it v o l l e r S ich erh e it au ch n icht angesichts d e r von m ir selbst eingehend b e h a n d e lte n b u ddhistischen P a ra lle le zum Scherflein d er W itw e, so viel m ir hier fü r d ie T a tsä c h lic h ­ k e it ein er solchen zu sp rech e n scheint, n a c h d e m m a n i n d i e s e m F a l l u m d i e A n e r k e n n u n g e i n e s b e s t e h e n d e n A b h ä n g i g k e i t s v e r h ä l t n i s s e s n i c h t w o h l h e r u m k o m m t . ( I s t zuzugeben, dass d er B uddhism us als religionsgeschichtliche E rscheinung ü b e rh a u p t einen Einfluss auf d ie k an o n isch en E vangelien

ausgeübt hat, so k ann das nur ein m itte lb a re r, m ündlicher gew esen sein.)

Schom erus selb st will, w ie ü b erall, so au ch in diesem F all unabhängige E n tstehung anneihmen und c h a ra k te ris ie rt die von m ir b e h a u p te te (?, n e i n ! n u r für sehr w a h r­

scheinlich erk lä rte ) E ntlehnung als a u f w i e s c h w a ­ c h e n F ü s s e n steh en d (S. 121). A uch in einem schon vo r dem vorliegenden Buche in den M ünchener N eu esten N ach rich ten vom 7. J a n u a r 1932 ersch ien en en A ufsatz:

„Ist die Bibel von Indien abh än g ig ?" lässt er sich in A n ­ sehung m ein e r B eurteilung des T a tb e sta n d e s beim S cherf­

lein d er W itw e aus, seines E ra c h te n s m üsse m an sagen, dass schon eine ziem lich b lühende P h an tasie dazu gehört, so w eitg eh en d e Ä h nlichkeiten festzustellen, dass m an von E ntlehnung o d er A bhängigkeit re d e n darf, ein U rteil dies, das jeden w ird b efrem den m üssen, d e r auch nu r das auf sich w irk en lässt, w as Schom erus auf S. 120 f. seines Buches k u rz re fe rie re n d den L eser ü b e r m ein A rg u m en tieren w issen lässt. Es g e reich te m ir doch zu einiger G enug­

tuung, vo r k urzem sehen zu dürfen, dass, w ie sein erzeit schon W in te rn itz m eine B ew eisführung in seiner A nzeige m eines B uches zw ingend und ihn überzeugend gefunden hat, jetzt w ied er ein a n d e re r Indologe, W a lth e r W üst, nicht um hinkonnte, zu schreiben, das angeführte U rteil von Schom erus sei ihm u n verständlich.

Die um sichtige A bhandlung „Buddhism us und C h risten ­ tum auf v o rd e ra sia tisc h -an tik e m B oden", die W alth e r W üst, ein Schüler W ilhelm G eigers, in d er Ztschr. f. Mis- sionsk. und Relw., Jah rg . 47 (1932), H eft 2, S. 33—63, v e r­

öffentlicht hat, b ie te t dem L eser eine sehr w e rtv o lle E r­

gänzung zu dem B uche von Schom erus, d er diese seh r ge­

diegene A rb e it noch nicht g e k an n t hat. V ergleichen mag m an auch W üsts k n ap p en V o rtrag sb erich t im 8. Jah rg an g der „F orschungen und F o rts c h ritte " (Berlin, 10. J a n u a r 1932). F e rn e r sei zur E rgänzung hier noch aufm erksam ge­

m ach t auf A lfred Sarasin, D er H andel zw ischen Indien und Rom zur Z eit d er röm ischen K aiser (Basel 1930).

Zum Schluss noch eine Bemerkung, von der ich annehmen darf, dass sie bei einer (wohl nicht ausbleibenden^Neuauflage den Ver­

fasser zur Streichung einer Parenthese, die er Seite 42 zu setzen für nötig befunden hat, bestimmen wird. Er gibt a. a. 0 . zu lesen : Haas spricht Seite 79 von einem „ganzen Rattenkönig (soll doch wohl heissen Rattennest) von Irrtümern, die bei der Diskussion der [von mir] behandelten'Einzelparallele bis jetzt sich eingenistet1' [bei mir steht f e s t genistet] hätten. Zu dem, was da in runden Klammern steht, muss mir die Glosse verstattet sein: Nein, nicht Ratten n e s t ! Das wäre eine Berichtigung, die mir mein sehr wohl­

überlegtes Bild ganz jämmerlich ruinieren würde. R a t t e n k ö n i g nennt man (ich verweise auf den vierbändigen Brockhaus) eine Anzahl (bis über 20) von Jugend an mit den Schwänzen verschlun­

gener, wohl auch krankhaft verklebter Ratten (vergl.: „ein Ratten­

könig von Prozessen“ I).

Zu Seite 43 noch die kleine Berichtigung: Das Buch von R.

Pischel ist betitelt „Leben und Lehre'(nicht Lehren) des Buddha".

H a n s H a a s , Leipzig.

Saxl, F ritz, Mithras, T y pengeschichtliche U n tersu ch u n ­ gen. B erlin 1931, H einrich K eller. (X, 124 S. gr. 4) m it 235 A bb. auf 43 T afeln. 40 Rm.

Saxls W e rk ist v ielleich t die w ichtigste U ntersuchung ü b er M ithra, die w ir seit dem grossen B uche von C um ont erh a lte n haben. D as liegt n icht d aran, dass Saxl neue D en k m äler e n td e c k t. Z w ar w eist er oft auf E ntlegenes und U n b e a c h te tes hin. A b e r sein eigentliches V erdienst b e ste h t darin, dass e r eine b estim m te A rb e itsw e ise das erstem al folgerichtig auf die m ith risch en D enkm äler a n ­

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w en d et: die form geschichtliche B etra ch tu n g d er K u n st­

w issenschaft. W ir k en n en d iese A rb e itsw eise längst aus d e r A rchäologie d er christlichen K unst. J e tz t w ird die B e­

tra c h tu n g um fassend auf eine hellenistisch-röm ische R e ­ ligion angew andt, die m it der a lten K irche riv alisierte. In d reifach er R ichtung gew innt dabei die W issenschaft.

E rsten s lern en w ir die k ü n stlerisch e oder handw erks- m ässige L e i s t u n g d e r m i t h r i s c h e n S t e i n ­ m e t z e n aufs g en a u este kennen. Einiges b ie te n in dieser R ichtung schon frü h ere Forschungen, von C um ont, H ans L ietzm ann u. a. S ax l geht so vor, dass er n ich t nur v e r­

w an d te D arstellungsform en vergleicht, sondern eine ganze G esch ich te des b etreffen d en M otives gibt. Z. B. w ird in ein er län g eren A usführung gezeigt, w ie die K unst von ih ren A nfängen an d en M enschen als T ierb ezw in g er zu schildern pflegte; so ist es dann möglich, dem stie rtö te n - den M ithra seinen P latz in d er E ntw icklung anzuw eisen.

W ie üb erall, so ist auch h ier die form geschichtliche B e­

trach tu n g ganz allgem ein leh rreich . Sie zeigt uns die S eele d er P ro v in zk ü n stler und P ro v in zh an d w erk er, ihre A bhängigkeit von Ü berlieferungen, a b e r auch ihr G eschick, Ü berliefertes anzuw enden und gegebenenfalls um zugestal­

ten. Es sind die „ k leinen L e u te “, in d e ren W elt uns Saxl einführt, d ie L eute, von denen sonst keines S ch riftstellers W o rte zeugen.

Z w eitens erg ib t sich aus d e n Saxlschen F orschungen allerlei für die m ithrische Religion, beso n d ers die F r ö m ­ m i g k e i t . D ieser Z uw achs an W issen ist zu begrüssen:

die sc h riftstellerisc h en Q uellen ü b e r M ith ra fliessen b e­

k a n n tlich dürftig. Nun k an n m an w ohl n icht alles u n b e­

sehen hinnehm en, w as Saxl in d e r angegebenen R ichtung ausführt. A b e r vieles, und zw ar G rundlegendes, e r­

scheint m ir unum stösslich, „W as zunächst die asia ti­

schen M ith rasb ild er, d ie B ilder aus K om m agene und B ak trien , bet r i f f t . . so d e u te t ihre E n tsteh u n g aus Zeus- und A pollo-T ypen an, dass hier ein G o tt d a rg estellt w ird, d essen A rt derjenigen d e r O lym pier n ä h e r ste h t als der eines H eros" (S. 45). „G anz a n d ers das Bild d er Villa A ltieri, dessen A u sd ru ck gleichsam zw ischen S tatisch em und D ynam ischem , zw ischen O lym pischem und bloss H ero ­ ischem die M itte h ä lt“ usw. (ebenda). D as b e d e u te t: das ursprünglich m orgenländische Bild des M ith ra ist ebenso und m it v e rw a n d te n M itteln hellenisiert, den M enschen n ä h e r g e b ra c h t w orden, w ie e tw a d as Bild d e r Isis.

A n d ieser S te lle begrüsse ich es m it b e so n d ere r D a n k b a r­

k e i t dass S axl reich e A bbildungen beigeben k o n n te, um den S eh en d en sehen zu lehren.

Ein D rittes, w as m ir an dem W e rk e w ichtig ist, darf ich als das M i s s i o n s g e s c h i c h t l i c h e bezeichnen.

M an k ann einem V olke nu r dann eine neu e Religion b rin ­ gen oder v erstän d lich m achen, w en n m an sie, so w eit m öglich, in sein er eigenen S p ra ch e v o rträg t. D as h at schon Paulus gew usst: um m öglichst viele zu gew innen, w ird e r den Ju d e n w ie ein Ju d e , den H eiden w ie ein H eide (1. Kor. 9, 19 ff.). A b e r das gilt n ich t n u r vom b e ­ rufsm ässigen M issionar, sondern ebenso vom K ünstler.

A lle m orgenländischen R eligionen, d ie in griechisch- rö m isch er Z eit nach W este n Vordringen, b en u tze n in ihren K unstübungen griechisch-röm ische V orlagen: das Ju d en tu m (Synagoge und B asilika) und das C hristentum (O rpheus usw.) ebenso, w ie M ith ra und Isis. Saxl w eist auf d iese P a rallelen selbst hin (S. 100 ff.). „In H erculaneum sta n d ein M aler vo r d er A ufgabe, ein Isisfest d arzu stellen . E r h a t sich d afü r an den k lassischen T ypus d er D a rste l­

lung für Iphigenie in T auris, resp. Ja so n und P elias an g e­

schlossen, die S zenen nu r leich t ä g y p tisie rt“ usw.

So sind w ir T heologen für Saxls W erk aufrichtig d a n k ­ bar. Ich b ed a u re ein D oppeltes. Einm al, dass Saxl, tro tz dem reich en M ateriale, das er bringt, doch n icht ganz voll­

ständig ist. B eispielshalber fehlen (w enn ich in dem reich en W e rk e nichts ü b e rseh en habe) A usführungen ü b er die seltsam en M ith rasd en k m äler von M erida. A uch die tu n d e von S to c k sta d t sind n ich t genügend b erücksichtigt.

S eltsam erw eise Hess sich Saxl auch d e n F ra n k fu rte r M ith ra entgehen, d e r noch im a lten S chm ucke d e r F a rb e n p ran g t und schon durch seine S chönheit d en K u n st­

g eschichtler fesseln sollte (er w ird dem nächst im A ngelos IV veröffentlicht w erd en ; einstw eilen vgl. m ein H eft „Die Religion d e s M ith ra" in H ans H aas' B ild eratlas zur R eli­

gionsgeschichte 15, 1930, S. VII f.). Z w eitens gilt m ein B ed au ern d er T atsach e, dass die U ntersuchung sich im G rossen und G anzen auf M ithra b e sch rän k t. J e d e r R eli­

gionsgeschichtler w ird es d a n k b a r begrüssen, w enn alle m issionierenden R eligionen d er griechisch-röm ischen Zeit so b e h an d elt w erd en ; v o r allem die d er Isis, die für den E rfo rsch er d es ä lte ste n C hristentum s wohl noch w ichtiger ist als die m ithrische. D ürfen w ir hoffen, dem Verf. auf diesem G eb iete noch w e ite r zu begegnen?

L e i p o l d t , G rosspösna bei Leipzig.

Jeremias, Joh an n es, D. Dr. (P farre r in Limbacfa [Sa.]):

I. Das Evangelium nach Markus. V ersuch ein er ur- christlich en E rk läru n g für die G eg en w art. 1928. (260 S.

gr. 8.) G eb. 9 Rm.

II. Das Evangelium nach Lucas. Eine u rch ristlich e E r­

klärung für die G egenw art. 1930. (336 S. gr. 8.) G eb.

12 Rm.

III. Das Evangelium nach Johannes. Desgl. 1931. (374 S, gr. 8.) G eb. 12 Rm.

A lle im V erlag von M ax M üller, C hem nitz und Leipzig.

N achdem der Verf. früher E n tw ü rfe für K onfirm anden­

stu n d en und L esebücher für den R elig io n su n terrich t h e r­

ausgegeben hat, w e n d e t e r sich in diesen S c h rifte rk lä ­ rungen, die in verhältnism ässig ra sc h e r Folge erschienen sind, an die E rw achsenen, denen geschichtliche Bildung es erm öglicht, au ch d ie E vangelien vom G e sic h tsp u n k t der Zeit ih rer E n tsteh u n g aus zu b e tra c h te n . W ie B illerbeck, d er g erad e zu diesen d rei E vangelien den Stoff aus d en rabbin. S chriften gesam m elt hat, B ornhäuser, F iebig u. a.

ist er d er A nsicht, dass die E vangelien gerade, w enn m an sie zeitgeschichtlich b e tra c h te t, für die G eg en w art v e r­

stän d lich er w erden. V erf. ist nun a b e r n ich t bei den r a b ­ binischen S ch riften steh e n geblieben. W ie die zahlreichen A nm erkungen bew eisen, ist er m it den F ragen, w elche d er Inhalt der E vangelien dem F o rsc h e r nahe legen, v e rtra u t.

F reilich h at e r es nicht für seine A ufgabe gehalten, jedes

exegetische P ro b lem zu b eh an d eln und zu b eleu ch ten . E r

w o llte nicht n u r für T heologen schreiben, darum liegt ihm

m ehr an den grossen L inien und Z usam m enhängen. E r b e ­

absichtigt a b e r auch nicht, eine im gew öhnlichen Sinne

erbauliche A uslegung zu geben, oder den Inhalt d er E v an ­

gelien, w ie m an aus dem T itel schliessen k ö n n te, für die

G eg en w art p ra k tisc h anzuw enden. D ennoch k a n n m an die

B ücher als w ertv o lle E rb au u n g sb ü ch er für die G ebildeten

d er G eg en w art an sp rech en . Im ersten , das er bescheiden

einen V ersuch n en n t, schliesst er jeden A b sch n itt m it einem

gut p assen d en G esangvers ab. Die A uslegung b leib t nu r

selten bei den Ä u sserlich k eiten stehen, sie führt in die

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Tiefe. In n erlich gebunden an die W a h rh e it des C h ristu s­

bildes d er S chrift, d a s sich selb st bezeugt, zerp flü ck t er die E vangelien n ich t kritisch, a b e r er h ält sich auch frei von B u c h stab en k n ech tsch aft. Die E vangelien b ew eisen ihm, dass d e r G laube und die N öte d e r U rgem einde nicht ohne Einfluss auf die form elle G estaltu n g m an ch er H e rre n w o rte in d er Ü berlieferung g eblieben sind. — W enn Verf. seine E rk läru n g eine u rch ristlic h e n ennt, so tu t er das nu n a lle r­

dings n icht nur, w eil er zeitgeschichtlichen Stoff zur E r­

k läru n g h eran zieh t, sondern w ohl vor allem auch deshalb, w eil nach se in e r A n sich t die E v an g elisten insofern K inder ih re r Z eit sind, als sie e rsten s die Z eitenfolge n ich t w ie w ir A b e n d län d er in ein er Linie, so n d ern in d er F orm ü b e r­

ein a n d e rg e lag e rte r K reise sahen, und zw eitens, als sie vielen W o rte n und Z eitbestim m ungen sym bolischen C ha­

ra k te r beilegten. D as e rs te re w ird b eso n d ers auf die W ie d e rk u n ftsred e n angew andt, d e ren E rk läru n g darum schw er v erstän d lich , ja n ac h m einem Em pfinden auch etw as u n k lar ist. V iel m ehr G ew ich t legt V erf. au g en ­ scheinlich auf die S ym bolbedeutung d er W o rte und Z eiten.

F ü r die E rk läru n g des In h alts d er E vangelien h ab en die diesbezüglichen A usführungen allerdings kaum B edeutung, sie sind B eiw erk, d a s ohne S chaden für die E rk läru n g ruhig fehlen k ö n n te. V ielleicht hab e ich für sie w eniger V er­

ständnis als m an ch er an d ere , da bei m ir die P h a n tasie w eniger s ta rk au sg eb ild e t ist als das n ü c h te rn e D enken.

D ieses n ü c h te rn e D enken sagt mir, dass die E vangelisten, w enn sie auf die S ym bolbedeutung d er W o rte und Zahlen so grosses G ew icht gelegt h ä tte n , w ie es nach d er M einung des V erf.s scheint, das w ohl irgendw ie einm al a n g e d e u te t h ab en w ürden. W äh ren d Verf. für diese Sym bolbedeutung feste F o rm e n in d er Z eitgeschichte gefunden zu h ab en glaubt, kom m en sie m ir m eist w illk ü rlich o d er gesucht vor.

Es b e ste h t so die G efahr, dass m an so w ied er zu einem geheim en S chriftsinn n eb en dem deu tlich en W o rtsin n kom m t. D avor so llten die E rfah ru n g en frü h e re r Z eiten w arn en . A uch sonst zeigt sich beim Verf. eine Neigung, M öglichkeiten zu ap o d ik tisch en G ew issh eiten zu m achen, ohne dass ein vollgültiger B ew eis dafü r e rb ra c h t w erd en kann. M uss w irk lich bei jedem E ssen um die N eum onds­

zeit an ein k u ltisch es M al g ed ach t sein, m uss alles, w as in N eum ondzeiten geschieht, auf d er L ebenslinie, alles, w as nach dem V ollm ond geschieht, auf d er T odeslinie liegen?

S ollten Jesu s, die A p o ste l und die E v an g elisten den G a­

la te rn gleich auf N eum onde u. a. so grosses G ew icht gelegt h ab en w ie die R ab b in e n ? — Bezüglich d er E n tsteh u n g des Johan n esev an g eliu m s tr itt Verf. dafür ein, d ass es vom P re sb y te r Jo h a n n e s g esch rieb en sei, im A u fträg e des A p o ste ls Jo h an n e s und auf G rund von Ü berlieferungen, die zum T eil w ö rtlich auf den A p o stel zurü ck gehen, und dass es von P hilippus und A n d re a s herau sg eg eb en sei. M it den s ta rk e n B edenken, die Z ahn gegen die E x isten z dieses P re sb y te rs g elte n d g em acht hat, se tz t er sich n ich t au s­

einander. E r findet, d a ss auch hinsichtlich Stil und A rt sich im E vangelium e rh eb lich e U n tersch ied e erk e n n e n lassen, und will die epischen und d ram atisch en P a rtie n dem P re sb y te r, die p ro p h etisch en , eindrucksvollen, innigen dem A p o ste l Jo h an n es zu schreiben. E ine B estätigung dieses U n tersch ie d es h a t ihm die b e k a n n te S ieverssche S chall­

an aly se gegeben, derzufolge V ersch ied en h eiten d er A u ­ to re n schon im M etrum und in d er S p ra ch e e rk e n n b a r sind.

(Sollte S. freilich nicht n u r bei einem R ed n er, sondern auch bei einem S c h riftsteller die H andbew egungen und G esten, die d e r S c h riftsteller doch höchstens in G e d an k en m achen

kann, re k o n stru ie re n zu k ö n n en glauben, so d ü rfte er m. E.

dam it ü b e r das Ziel hinausschiessen.) D urch v ersch ied en en D ruck sind die S tellen, die von dem P re sb y te r und die vom A p o stel h an d eln , sow ie die Z usätze d er H erau sg eb er u n te r­

schieden. D er E in d ru ck d e r E in h eitlich k eit, den das E v an ­ gelium m acht, b ra u c h t n ich t gegen diese T h eo rie zu sprechen, da es w esen tlich W o rte J e s u sind, die auf den A p o stel zurückgehen sollen. D arum lässt sich die Mög^

lich k eit b eh au p ten . Zur G ew issh eit sch ein t m ir a b e r das V o rg eb rach te n icht zu genügen, es sind seh r su bjektive M om ente, die fü r die V erteilung auf P re sb y te r und A p o stel sprechen. Die E inzelbegründung feh lt b e i d e r A uslegung.

Auf die A uslegung h at die T h eo rie ü b er die E n tsteh u n g k ein en Einfluss. — D er A uslegung geh t bei jedem E v a n ­ gelium eine Ü bersetzung voraus, die an L u th er sich an ­ lehnt, a b e r dem W o rtla u t des T e x te s noch g en au er ge­

re c h t zu w e rd e n sucht. — Im einzelnen w ird m an ü b er m anches a n d e re r A nsicht sein. Die A uslegung von M ark.

8, 27: „Von w em sagen die L eute, dass e r d er M enschen­

sohn se i“ w ü rd e aus sprachlichen G ründen n ich t m öglich sein, da rov viov rov äv&Qdmov nu r O b jek t sein, nicht ab er p rä d ik a tiv aufgefasst w e rd e n k ö n n te. N un s te h t bei M ar­

kus in V ers 27 gar n icht d er M enschensohn (wie M atth. 16, 13), so n d ern einfach „ich" w ie in V ers 29. (A uch Joh. 8, 25 se tz t die Ü bersetzung eine L e sa rt voraus, die sich in k e in e r H an d sch rift findet.) D as Lied: „Dir, dir, J e h o v a " stam m t von C rasselius (nicht von P au l G erh ard t). S eh r u n w a h r­

scheinlich ist die D eutung des „F elsen " auf P etru s, die Identifizierung von K lopas und K leophas, d er M aria M ag­

d alena m it d er grossen S ü n d erin und d e r M aria von B e­

th an ien u. a. D as alles w eist d arau f hin, dass eine N ach ­ prüfung m an ch er E inzelausführungen erw ü n sch t w äre. Es d arf a b e r n ich t hindern, an zu erk en n en , dass V erf. m it feinem V erstän d n is für die G ru n d g ed an k en un d die E ig en ­ a rt d e r E van g elisten sow ohl du rch die Ü bersetzung w ie du rch die E rk läru n g den In h alt ih re r G ed an k en w elt, w enn auch n icht ganz gleichm ässig, d e r G eg en w art n ä h e r zu b ringen n ich t n u r v ersu ch t, so n d ern auch e rre ic h t hat.

Die A u sstattu n g d er g ebundenen B ücher ist a n e rk e n ­ n en sw ert, D ru ck feh ler kom m en ganz se lte n vor. D ie U m ­ schläge sind m it altch ristlich en Sym bolen, das M ark u sb ach ist ausserdem m it B ildern von H anns S ch u b ert geschm ückt, auf d e n e n den G esich tern das A usd ru ck sv o lle m o d ern er A rt gem äss fehlt, a b e r die Stim m ung ganz gut w ie d e r­

gegeben ist. S c h u l t z e n - Peine.

P. Bruce Birch, Ph. D. D. D. (Prof. of P hilosophy in W itte n b e rg College), The De Sacramento Altaris of

W illiam of Ockham. L atin T e x t and english T ra n s­

lation. B urlington, Iow a 1930, L u th e ra n litte ra ry . (XLVII, 576 S. gr. 8.) 6 hl.

D ie vorliegende N euausgabe von O ckham s berü h m tem T r a k ta t „De S acram en to A lta ris" b ie te t eine sehr e r­

w ü n sch te E rgänzung d e r scholastischen N eu d ru ck e. D er V erfasser h a t sich seiner A ufgabe m it grossem F leiss und auf G rund ein g eh en d er S tu d ien gew idm et. In ein er E in­

leitung h an d e lt e r in K ürze ü b e r O ckham s L eben und seine E igenart, w obei ziem lich reich lich e N achw eisungen aus der deu tsch en und englischen L ite ra tu r b e ig eb rach t w erden.

Einige n e u e re deutsohe A rb e ite n h ab e ich d ab ei verm isst.

S odann folgt ein g en a u e r T e x ta b d ru c k des W e rk es von O ckham . D er V erfasser h a t n icht e tw a n u r einen d er ü b e r­

lie fe rte n In k u n a b e lte x te ab g ed ru ck t, so n d ern leg t d e r A us­

(5)

154

gäbe vor allem zu G runde das M an u sk rip t des Balliol College, w ozu ein M an u sk rip t a u s dem M erto n College sow ie aus d er U n iv e rsität von R ouen kom m t. D azu tre te n die In k u n ab e ln 1490 Paris, 1491 S trassb u rg , 1504 V enedig.

In dem k ritisc h en A p p a ra t w e rd en w ic h tig ere L esarten a n ­ gegeben. Die n eu e A usgabe liest sich gut und d ü rfte auch sachlich eine F ö rd eru n g u n serer K enntnis b ed e u ten . Die A b kürzungen sind n a tü rlich aufgelöst w orden. D ie O rth o ­ graphie ist die h e u te gebräuchliche, w as im übrigen der h eu te fast zur R egel gew ordenen W ied erg ab e in n eu eren A usgaben m itte la lte rlic h er T e x te zuw iderläuft, a b e r gewiss für w e ite re K reise beq u em er ist, w eil es sich le ic h te r liest.

Dem la tein isch en T e x t ist eine englische Ü bersetzung b e i­

gegeben. S ow eit ich sie v erglichen habe, d ü rfte sie dem U rte x t en tsp rech en . Es ist k eine geringe A rb eit, von einem so schw ierig sch reib en d en A u to r, w ie es O ckham ist, eine m oderne Ü bersetzung herzu stellen . D er V erfasser w ird gew iss durch diese A rb e it den vielen L esern, d ie in der S cholastik n icht o d e r nu r w enig zu H ause sind, das V erständnis erleich te rn . W ertv o ll sind auch die Z itate in den N oten, w obei d er V erfasser Q uellenstellen ab d ru ck t, und dabei b eso n d ers P a ra lle le n aus a n d ere n W e rk e n O ck- ham s oder d er S p ätsch o lastik m itte ilt. B esonders w ichtig sind d ie P a ra llelstellen aus d ’Aillis S entenzenbuch. — A b ­ gesehen von dem allgem einen dogm engeschichtlichen In­

te re sse h at O ckham s W e rk a u ch d adurch B edeutung, dass einige Züge aus ihm in L u th ers A hen d m ah lsleh re ü b erg e­

gangen sind. Es h an d e lt sich v o r allem um die M öglichkeit, dass d er L eib C hristi, d er im Him m el an e i n e m O rte ist, nach G o ttes W illen an v e rsch ied en en O rten zugleich sein kann, das sogenannte esse diffinitivum. M an h a t ab e r diese Beziehung L u th ers zu O ckham m. E. sta rk ü b ersc h ätzt.

L u th er d e n k t doch in der H au p tsa ch e den Leib Christi als sc h le ch tw e g allgegen w ärtig und zieh t das diffin itive Sein nur heran, um Zwingli und seinen G esinnungsgenossen auch nach ein er an d e re n M ethode die logische M öglichkeit d er leiblichen G eg en w art C hristi im A bendm ahl zu v e rd e u t­

lichen.

D a das In teresse am sch o la stisch en Studium neuerdings ziem lich allgem ein w äch st, kom m t d iese s Buch w ohl zur rech ten Zeit. E s k ön n te in Übungen an den U n iv ersitä ten m it N utzen geb rau ch t w erd en . L eid er w ird sich d ies zur­

z e it b e i dem hohen P reis (6 D ollar) kaum erreich en lassen , R. S e e b e r g , B erlin -H alen see.

Seebass, Julius, Luther als Seelsorger in seinen Koburger Predigten, Schriften und Briefen. 4. H eft der Sydow er B ruderschaft, herausgeg. von G eorg Schulz. G ütersloh 1931, B ertelsm ann. (91 S. 8.) 3 Rm.

Das vorliegende H eft ist eine F ru c h t des A u g u stan a­

jubiläum s. A lles, w as dieses an g esch ich tlich er E rinnerung m it sich b rach te, le n k te die A u fm erk sam k eit auf L uthers K oburger A u fen th alt, wo er sich auf ganz b eso n d e re r Höhe seines G laubenslebens w ie seiner F ü h rerh altu n g zeigt. Es ist darum sehr erfreulich, w enn hier w enigstens nach einer S eite hin — d er seelso rg erlich en T ä tig k e it L uthers — der gew altige E in d ru ck festg eh alten w ird und fru ch tb ar g e­

m acht w e rd e n soll, den m an im m er w ied er von dem L eben gew innt, das L u th e r in sein er „E inöde G ru b o c “ g eleb t hat.

D er Verf. g ib t dem L eser ein höchst anschauliches Bild, w ie seh r L u th er jedem M enschen, m it dem er es zu tu n b e ­ kom m t — und das w are n auch in K oburg nicht w enige — , zum S eelsorger w ird. A uch das 'zeigt d er Verf., dass L.s S eelsorge den E inzelfall so aus d er T iefe anfasst und so

selb stv erstän d lich vor G o ttes A ngesicht stellt, dass alles seelsorgerliche H andeln L.s ü b er d en b etreffen d en E inzel­

fall hinaus B edeutung gew innt. L. w ird so zum S eelsorger sein er Zeit, S eelso rg er an F reu n d en und F einden. W ir d an k en es dem Verf,, dass e r dies an diesem zw ar kurzen, ab e r w ichtigen A b sc h n itt aus L.s L eben deu tlich m acht;

und w ir w ünschen dem Buche viele L eser, vo r allem solche, die selbst Seelsorge zu ü ben haben, ab e r auch aus allen K reisen, Es m ach t uns das tägliche L eben des R eform ators lebendig in seiner M enschlichkeit, ab e r auch m it dem hohen B ew usstsein des P ro p h e te n G ottes.

D er E inteilung d er Schrift liegen die drei „S pannungen"

zugrunde, die sich in der „eschatologischen" G ru n d tatsach e d er R echtfertigung finden: G o tt und d er M ensch, G o tt und die G em einde, G o tt und die G eschichte. J e d e r d er 3 T eile gibt dann an d er H and von P redigten, Schriften und B riefen L.s aus der K oburger Zeit ein in te re ssa n te s Bild von der V ielseitigkeit und Innigkeit L u th ersch e r Seelsorge. Die E in ­ teilung ist freilich an d e n Stoff von aussen h eran g etrag en . Das w ird b eso n d ers beim 2. Teil deutlich, für den der Verf, den nötigen Stoff d adurch gew innt, dass e r e rk lä rt, jeder einzelne, an dem L. Seelsorge übt, ist ein G lied des L eibes C hristi (S. 64 f,). D am it ist allerdings der Begriff d er E inzel­

seelsorge gesprengt, und es gibt nur noch Seelsorge an der G em einde! D ass a n d e re rse its L. die G em einde d e r G lä u ­ bigen im m er vor A ugen h a tte , w enn auch n icht als O bjekt d e r S eelsorge; dafür bringt der Verf. m anches Zeugnis bei;

andere, die ihm für seinen Zw eck gut h ä tte n dienen können, sind ihm, sow eit ich sehe, entgangen, z. B. die Briefe vom 5, Ju li an M elanchthon, vom 6. Ju li an H aus­

m ann und an C ordatus, auch die b eiden an L. Spengler aus dem Ju li und S eptem ber.

Zu dem Begriff „E schatologie" noch eine B em erkung.

D er S atz (S. 73): „E schatologie im lu th erisch en Sinne ist nicht n u r und n icht einm al in e rste r Linie A ussage ü b er die Zukunft, sondern Blick . . . in die G eschichte, sei es v e r­

gangene, gegenw ärtige oder zukünftige Bewegung, die von G o tt her, durch G o tt und zu G o tt hin geschieht" — e n t­

sp rich t nicht dem T atb e stä n d e , Bis vo r nicht lan g er Z eit ist

„esch ato lo g isch “ — nicht n u r auf lu th erisch er Seite — im ­ m er nur als endgeschichtlich v ersta n d e n w orden, cf. R G G 1.

M eines W issens ist es K, B arth gew esen, d er das W o rt

„eschatologisch" m it dem neuen Inhalt gefüllt hat. Soll er als L u th eran er g elten ? Und w er M issverständnisse v e r­

m eiden will, sollte fe stg e p rä g te Begriffe nicht um prägen, sondern einen n eu e n bilden. Im übrigen ist diese „esch a­

tologische" B estim m theit d er T heologie L u th ers doch auch schon frü h er gesehen w orden, nicht e rst „in n e u e r Z eit"

(S, 8), Ich w eise auf das L eipziger U niversitätsprogram m von 1917 hin, w o Ihm els sehr d eutlich d a rü b e r spricht, und zw ar in einer W eise, die durchaus n ich t als ü b e rrasch en d e N euentdeckung ersch ein t (a. a. 0 . 62— 71).

L i c . P r i e g e l , B reslau.

Fick, R., und von Seile, G., Briefe an Ewald. A us seinem N achlass. G ö ttin g en 1932, V andenhoeck & R uprecht.

(VIII, 223 S. gr. 8.) 12 Rm.

Bei d e n V o ra rb e ite n für die H erausgabe einer G e­

schichte d e r „G ö ttin g er G esellschaft der W issen sch aften “ fand m an au ch ein K onvolut von B riefen, die an H einrich E w ald g e ric h te t w urden. D a dieser ein b ed e u te n d e r G e­

le h rte r w ar, d e r n eb en G esenius eine eigene A uffassung

d er „H eb räisch en S p rach leh re" (8. Aufl. 1870) zur G eltung

b ra c h te und die um fassendste „G eschichte des V olkes Is­

(6)

ra e l" v eröffentlichte, w ie er auch als einer d er „G ö ttin g er S ieb en " ein p o litisch er C h a ra k te r w ar, so h a t m an diese Briefe m it vollem R ech t dem D ru ck e ü b ergeben. Dies haben sie um so m e h r noch v erd ie n t, als sie alle von h e r­

v o rrag e n d en V e rtre te rn d e r W issenschaft und des geisti­

gen L ebens ü b e rh a u p t g eschrieben sind: B ollensen, Bopp, Burnouf, v. d. G ab elen tz, G ildem eister, J . Grim m , Haug, L agarde, L assen, F. M ax M üller, N eum ann, K. N öldeke, Th.

N öldeke, R oth. — Die in d ieser K o rresp o n d en z e n th a lte n e n k u ltu rg esch ich tlich en M aterialie n w e rd e n sicherlich für m anche biographische A rb e it von grossem W e rte sein.

E d. K ö n i g - Bonn.

Jaspers, K arl, Dr. (ord. P ro fesso r d er P hilosophie an d e r U n iv ersität H eidelberg), Philosophie, 3 B ände. I. Bd.

Philosophische W elto rien tieru n g . II, Bd. E x iste n z e r­

hellung. III. Bd. M etaphysik. B erlin 1932, Julius S pringer. (340, 441 und 237 S. gr. 8.) 8.80, 11.40 und 6.60 Rm.

D ass spezifisch-philosophische W e rk e in einem th eo lo ­ gischen L ite ra tu rb la tte n ich t allzuviel P latz b ean sp ru ch en können, ist fast eine S e lb stv erstän d lich k eit, die zu re s p e k ­ tie re n m ir freilich m anchm al nicht ganz leicht gew orden ist. Niem als a b e r h a t sie m ich so b e d rü c k t w ie je tz t diesem m on u m en talen W e rk e des w eith in b e k a n n te n und g e­

sc h ätzte n H eid elb erg er P hilosophen gegenüber. N icht nur für den P hilosophen, so n d ern auch für den T heologen stellen die drei sta ttlic h e n B ände einzeln w ie zusam m en eine F un d g ru b e w ich tig ste r B elehrung dar. Nun w ird es freilich so sein, dass auch rein philosophische L ite ra tu rb e ric h te im W esentlichen n icht m ehr als einen allgem einen E inblick in das, w as J a s p e rs will, w e rd e n v e rm itte ln können. U nd einen solchen zu geben, h a t unser A u to r d ad u rch sehr e r­

le ic h te rt, dass e r d er durch die drei T ite l g ek en n zeich n e­

te n D urchführung des G anzen eine „E inleitung in die P h i­

lo so p h ie“ v o rau sg esch ick t hat, die auf alle F älle dem phi­

losophisch e tw as G e fö rd e rte n d eu tlich zeigt, um w as es J a s p e rs geht.

J a s p e rs geh t au s von d er F rag e nach dem Sein. Das S uchen nach dem Sein a b e r w ird zur F rag e n ach dem, d er sucht. E r ist n ich t n u r D asein; d en n dieses su c h t n ic h t nach dem Sein, da es v ielm eh r seine Befriedigung in sich selb st hat. Das Sein des S uch en d en als solchen ist m ög­

liche E xistenz, ihr Suchen das P hilosophieren. D as Sein w ird e rst F rag e für die B etro ffen h eit d er E x isten z im D a­

sein, w elche p h ilosophierend auf den W egen des D enkens zum S ein dringt. D ieses P h ilo so p h ieren aus m öglicher E x isten z h a t n ich t E x isten z zum le tz te n Ziel; es d rän g t ü b e r E x isten z hinaus, diese in d e r T ran szen d en z w ied er verg eh en zu lassen. In d en F ra g e n d er P hilosophie w ird tra n sz e n d ie rt n ic h t m it einem R e su lta te eines b esteh en d en W issens, so n d ern e in er B ew usstseinshaltung. U nd nun w ollen alle philosophischen A ussagen als Zusam m enhang in sich g eo rd n et sein. Die O rdnung des P hilosophierens e n tsp rin g t m ethodisch im T ra n sz en d ie ren und geht h erv o r aus den W eisen des Seins, die n ich t nur D asein sind.

D ieses T ra n sz e n d ie re n ist k ein T a tb e sta n d , d er m it dem D asein gegeben w äre , so n d ern eine M öglichkeit d e r F r e i­

h eit in ihm. D er M ensch ist als d a s D asein, in dem m ög­

liche E x isten z sich ersch ein t; er ist nicht nu r da; er k ann tra n sz e n d ie re n und er k an n es u n terlasse n . Des N äh eren ist die g e n a n n te O rdnung d es P hilosophierens eine O rdnung in philosophische W elto rien tieru n g , E x isten zerh altu n g und

M etaphysik, D iese drei W eisen des T ran szen d ieren s ge­

hö ren zueinander. N icht blosse F ragen, so n d ern F ra g e n als ex isten tie lle A n trieb e, jeden W id erstan d zu ü berw inden, sind d er U rsprung d ieser drei W ege des T ran szen d ieren s.

F ü r die W elto rien tieru n g is t d ieser Im puls: die W elt soll erk a n n t w erden, um zu sehen, w as das S ein ist! F ü r die E x isten zerh altu n g : Ich kom m e zu m ir selb st n u r m it dem A n d e re n und durch die W elt, in d er ic h tätig bin: Es kom m t auf m ich an! F ü r die M etap h y sik : Ich k an n G o tt suchen!

E b en w eil d iese d rei W ege zusam m engehören, h ö r t d as P hilosophieren auf, w enn ein er d ieser Im pulse erlahm t.

W enn n ich t m ehr, so ist doch m it alledem d e r A ufriss gezeigt, in dem u n sere P hilosophie v erläu ft. W ie n u n d er ganze Stoff d er P hilosophie auf die D urchführung dieses d reifach en T ran szen d ieren s m e isterh aft v e rte ilt w ird, das k ö n n te g e ra d e am B eispiele d er R eligionsphilosophie sehr d eu tlich exem plifiziert w erd en . Ich d en k e d a b e i an die A usführungen ü b e r „Philosophie und R eligion“ (Bd. I), ü b er

„G ew issen und religiöse A u to ritä t" (Bd. II) und ü b e r „die G o tte sb e w e ise " (Bd. III), w elch e gerad e in diesem V er­

te iltse in die In te n tio n e n des g esam ten W erk es ü b erau s d eu tlich w iderspiegeln. R ein philosophisch g esehen ist es fraglos d er S c h a tte n K ants, d er h in ter dem G a n zen steh t.

Und dam it v erfolgt J a s p e rs die b e ste n T ra d itio n e n H eid el­

bergs, n u r darf m an d abei n icht an d en spezifischen H eid el­

b erg er T ran szen d en talism u s d enken. D iesem g egenüber ist das V erh ältn is J a s p e rs zu K an t ein völlig eigenes. M an darf w ohl sagen, dass nach J a s p e rs das V erd ien st K an ts d arin liegt, dass e r „das T ra n sz e n d ie re n zu einem G egen­

stan d slo sen in w u n d erv o ller E rh altu n g g e ta n h at". „K ant vollzog, w as er d ie tra n sz e n d e n tale M ethode n an n te, und u n tersch ied 'sie von einem T ra n sz e n d ie re n zu einem jen­

seitigen Dingsein, hie lt ab e r in ihr das T ra n sz e n d ie re n als solches fest, durch das alles E rscheinung w u rd e." N atürlich e n tsp ric h t ein er solchen A uffassung und ih re r D urch­

führung im eigenen System bei J a s p e rs eine b estim m te A uffassung vom Ich. Das Ichsein w ird von J a s p e rs gefasst als em pirisches D asein, als B ew usstsein ü b e rh a u p t, als m ögliche E xistenz. A b er g erad e diese A uffassung k an n d e r n icht m itm achen, d e r in einem an d ers o rie n tie rte n A n ­ schluss an K ant rea listisc h e r d e n k t. D am it a b e r w ü rd e ich n u r in das einbiegen, w as ich frü h er des ö fteren — auch in unserm L ite ra tu rb la tte — d a rg e ta n hahe. Jed en falls liegt h ie r d er P u n k t, a n dem ich J a s p e rs gegenüber m einen D issensus anm elden m üsste. A lles an d e re ist A u s­

fluss dieser philosophischen G rundeinstellung. E ben darum h ä tte es gar k ein en Sinn, ü b e r b estim m te D arlegungen in den spezifisch theologischen P a rtie n für sich zu d e b a t­

tieren . Jed en falls k ö n n te ich das nicht tun, ohne von v o rn ­ h erein zu sagen, dass es eine w irk lich tief religiöse G ru n d ­ einstellung ist, die in diesen P a rtie n u n seres B uches ihren w issenschaftlichen A u sd ru ck gefunden h at. M ag d e r T h eo ­ loge hier d an n v ielleich t m anches n ich t gesagt finden, w as er selbst sagen w ürde, so soll er sich d o c h freuen, dass hier vieles, vielleicht sogar sehr vieles (ich d en k e z, B. an das ü b e r die K irche G esagte) gesagt findet, w as an d ere P hilo­

sophen nicht sagen und sicher wohl au ch n ich t sagen können, w as a b e r g e ra d e darum uns T heologen d o p p elt w ertv o ll sein sollte. Philosophisch in te re ssie rte n L esern u n seres L ite ra tu rb la tte s em pfehle ich das Studium unseres B uches aufs A ngelegentlichste.

R o b e r t J e l k e , H eidelberg.

(7)

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Heger, A dolf, Lic., Julius Kaitans theologische Grundposi­

tion im Verhältnis zu Schleiermachers Prinzipienlehre.

(Studien zur sy stem atisch en T heologie, h erausgegeben von A. T itius und G. W obberm in, H eft 5.) G öttingen 1930, V andenhoeck u. R u p rech t. (105 S. gr. 8.) 6.50 Rm.

In d er U ntersuchung d es im T itel angegebenen th eo lo ­ giegeschichtlichen V erhältnisses w e rd e n genaue P a ra lle l­

linien gezogen ü b e r folgende H a u p tp u n k te : Begriffs- und A ufgabenbestim m ung d er Theologie als W issenschaft, W e ­ sensbestim m ung d er Religion und des C hristentum s sam t M ethodenfrage, Begriffs- und A ufgaberibestim m ung der A pologetik und D ogm atik, m it n ä h e re r E rö rte ru n g des O ffenbarungs- bezw . S chriftprinzips und des B ek en n tn is­

prinzips. Es ist theologiegeschichtlich von In te resse zu sehen, w ie in K aftans Stellung zu S ch leierm ach er k ritisch richtige E insichten, positive A nknüpfungen und sachlich k o n seq u en te W eiterfü h ru n g en m it teilw eise nicht u n b e­

d e u te n d e n M issverständnissen und Irrtü m e rn eigenartig sich verschlingen und w ie K aftan S ch leierm ach er zum Teil auch da n ah esteh t, wo er sich dessen nicht b ew u sst gew or­

den zu sein scheint. In dieser D arstellung liegt d er H a u p t­

w e rt d er A rb eit. F ü r die S y stem atik fällt dabei nicht viel ab. Die nach A nsicht des V erfassers rich tig en A n sätze S ch leierm achers und K aftans fü h ren in ih re r V erbindung folgerichtig zur ,,religionspsychologischen M ethode", w elche m angels n ä h e re r Bestim m ung jedenfalls im W obberm in- schen Sinne zu v ersteh en sein w ird. D er n eu e re S tre it um die W esenbestim m ung d e r R eligion w ird n icht b e rü c k ­ sichtigt. Die A blehnung des n o rm ativ en C h a ra k te rs der D ogm atik ersch ein t unbegründet. W ie im m er die Dog­

m atik m ethodisch sich g e sta lte n m ag, Sinn h a t sie jed en ­ falls n u r als irgendw ie n o rm ativ g ed ach te W issenschaft. — Die D arstellung h at teilw eise etw as schulm ässig S chem a­

tisch es an sich. D. Dr. K a r l P r ö h ' l e , Sopron, U ngarn.

Pfennigsdorf, E. (Professor d er T heologie in Bonn), Prak­

tische Theologie. Ein H andbuch für die G egenw art.

1. B and 1929, 2. B and 1930. G ütersloh, C. B ertelsm ann.

(VIII, 349 S. u. VIII, 350—784 S. gr. 8.) G eb. 12 Rm.

u, 15 Rm.

N achdem längere J a h re hin d u rch k ein e zusam m en­

fassende D arstellung d er p ra k tisc h e n T heologie ersch ien en w ar, ha'ben die le tz te n J a h re uns eine ganze R eihe d e r­

selben g eb rach t. B eides ist k ein Zufall. D enn einm al w ard die K irche vor eine F ü lle n e u e r A ufgaben gestellt, d e re n w issenschaftliche B earb eitu n g n icht im H andu m d reh en ge­

le iste t w erd e n k o n n te ; sodann a b e r genügte dem w issen­

schaftlichen B edürfnis der G e g en w art d urchaus n ich t m ehr die im w e sen tlich en historische B ehandlung, w ie sie etw a A chelis d arb o t; vielm ehr fo rd e rte m an m it R ech t eine w eitg eh en d e B erücksichtigung d er m o d ern en Forschung, b eso n d ers d er Psychologie, Soziologie und V olkskunde.

Die B ew ältigung d ieser A ufgabe v e rla n g te ungem ein viel K raft und Zeit. G e ra d e an dem W e rk e von N iebergall (1918— 20), so an reg en d und v erd ien stlich es w ar, w a rd deutlich, w ie schw er die A ufgabe zu lösen ist. N achdem Schian und M eyer zunächst w e rtv o lle G ru n d risse v erö ffen t­

licht h a tte n , h ab en S te in b e c k und P fennigsdorf es gew agt, uns w ied er ein „S ystem " und ein „H andbuch" d arzu reich en . V on e rste re m ist e rst ein B and erschienen, le tz te re s liegt fertig vor.

M an w ird u rte ile n m üssen, daß Pf. in ihm sow ohl den S tu d e n te n als den P fa rre rn ein ungem ein w ertv o lles W e rk gegeben h at. V or allem h a lte ich die g ru n d sätzlich e B e­

stim m ung der A ufgabe d er p ra k tisc h e n T heologie für zu­

treffend, daß sie n o rm ativ e W issenschaft ist, die aus dem W esen d er K irche die N orm en zu finden h at zur B e a n t­

w ortu n g d e r F rage, w ie die K irche in d e r gegenw ärtigen Lage zu handeln hat. Pf. führt dies nun auch w irklich d urch: er läßt die H ilfsw issenschaften w ed er ü b erw u ch ern noch läß t er sie u n benutzt.

D er A ufbau des G anzen ist k la r und sachgem äß. B e­

sonders h erv o rh eb en m öchte ich, daß bei Pf. die M ission, zu­

mal die H eiden- und die V olksm ission, w ie d e r die ih r zu­

kom m ende Stellung und W ertu n g erhält. D agegen v ersteh e ich nicht, daß Pf. die an den P fa rre r zu stellen d en b e ru f­

lichen A nfo rd eru n g en im B ann d er a lte n P asto ralth eo lo g ie erst in dem d er S eelsorge und G em eindeleitung gew idm eten Teil b e sp ric h t s ta tt im 1. Teil des W erk es. D enn das hier G esagte gilt dem P fa rre r in sein er gesam ten T ätig k eit,

Inhaltlich b e h a n d e lt Pf, wohl fast alle Fragen, die aus d er h eutigen Lage d er G em einden sich ergeben, und m an w ird finden, daß Pf, bei aller g eb o ten en K ürze das N ötigste sagt und daß sein U rteil in der R egel w o h lb eg rü n d et ist und von ein d rin g en d er K enntnis d es S ach v e rh altes w ie von ge­

su n d er N ü ch tern h eit zeugt. B esonders in sein er A u sein ­ an d ersetzu n g m it B a rth und F e z e r k an n ich ihm voll zu­

stim m en, w ie auch darin, d aß er an die S pitze d er K irche an S telle des J u ris te n den G eistlichen fo rd e rt (S. 737). D a­

gegen m uß ich z, B. b e stre ite n , daß die A u to ritä t des ev a n ­ gelischen P fa rre rs „lediglich b e ru h t auf dem M an d at der G em einde": hier fehlt die re c h te W ertu n g d e r b iblischen L eh re vom C harism a (S. 608). F e rn e r trifft die Polem ik, die Pf. S. 673 gegen m ich führt, völlig an m ir vo rb ei, da ich nur gegen die Losung d es S atzes bin „D ienst a lle r an a lle n ": in der V olkskirche ist das eine unm ögliche Losung; die K e rn ­ gem einde soll allen dienen, a b e r nicht alle G lied er d er V olkskirche sind ohne w e ite re s dazu befähigt, „im G eiste C hristi" (was Pf. auch fo rd ert) zu dienen.

D och diese A u sstellungen k ö nnen und sollen das G ru n d ­ u rte il ü b e r das allseitig o rie n tie ren d e, lebensvolle und w issenschaftlich h o ch steh en d e W e rk n ich t auf heben. Es w ird seinen W eg gehen, D. H i 1 b e r t - Leipzig.

Zeitschriften.

Archiv für Geschichte der Philosophie. 40, Band, 3, Heft:

J, W a h l , Das unglückliche Bewußtsein, Seine Bedeutung für Hegels Philosophie, Ein bisher unbekannter Brief H e g e l s an Niethammer, Mitgeteilt und erläutert von H, G l ö c k n e r . H, R i c k e r t , Geschichte und System der Philosophie. II. K. v.

F r i t z , Der Ursprung der aristotelischen Kategorienlehre. J.

H e s s e n , Zur Methode der Augustinusforschung. W. F e i 1 - c h e n f e l d , Der Begriff der Wahrheit bei Pestalozzi.

Biblica. Vol, 12, Fase, 4: A. B e a , Constitutionis Apostoli- cae ,,Deus scient. Dominus" momentum pro studiis biblicis. H.

H ä n s 1 e r , Der hist. Hintergrund von Rieht. 3, 8— 10. V. E.

P o w e r , St. Peter in Gallicantu. A. A l l g e i e r , Die erste Psalmenübersetzung des h. Hieronymus u. das Psalterium Ro- manum. A, V a c c a r i , Codicis Evang. Purperei N folium reper- tum.

Blätter, Theologische. 10. Jahrg., 12. Nr,: E, L o h m e y e r , Hegel u. seine theolog. Bedeutung. A. F o g a z z a r o , Die reli­

giösen Ideen Giovanni Selvas. Vortrag. Einf. u. Übers, von E.

P l a t z h o f f - L e j e u n e , O, P i p e r , Zur theolog, Lage. Eine Auseinandersetzung mit Georg Wobbermin.

Christentum und Wissenschaft. 7. Jahrg., 11./12. Heft: S, S c h ö f f e l , Luthertum u. die Gestaltung unserer deutschen Zu­

kunft. E, H a j e k , Die Krisis des Tragischen im Lichte d. Evan­

geliums.

Logos. 20, Band, 3. Heft: G, G e n t i l e , Der Begriff der Natur im modernen Idealismus. B. V a r i s c o , Der Irrtum. A, C a r - 1 i n i , Grundeigenschaften des Geistesaktes als Selbstbewusst­

sein überhaupt, A. G u z z o , Der Begriff der Individuation u, das

moralische Problem, U. S p i r i t o , Die Beziehungen zwischen

Naturwissenschaft u. Philosophie in d. Geschichte des Denkens

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