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Thorner Presse 1890, Jg. VIII, Nro. 166

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l

A b o n n e m e n tsp re is

für T h o r n und Borstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a rk , monatlich 67 Pfennig pränum erando;

sür a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark . A u s g a b e

t ägl i ch 6Vs Uhr abends m it Ausschluß der So nn - und Feiertage.

R e d a ktion und E x p e d itio n :

Karharinenftr. 204.

F e r n s p r e c h - A n s c h l u ß N r . 57.

J n s e rtio n s p re is

sür die Spaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenftein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Ännoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate sür die nächstfolgende Nummer bis 1 Uhr mittags.

« L 166. Sonnabend den 19. Juli 1890. V III. Iahrg.

Kriegervereine und Sozialdemokraten.

E in A rtike l der „Deutschen K riegerzeitung", des Organes der Kriegervereine, welcher sich auf das schärfste dahin ausspricht, daß die Sozialdemokraten ohne Ausnahme und rücksichtslos aus den Reihen der Kriegervereine ausgeschlossen werden müssen, giebt der „F reisinnigen Z e itu n g " A nlaß , sür die bedrohten U m ­ stürzler einzutreten. D as Richtersche O rgan weiß zwar zu Gunsten seiner Schützlinge nichts weiter anzuführen, als was diese selbst bereits geltend gemacht, nämlich, daß es u n w ü rd ig sei, einen Menschen nach seinen Gesinnungen zu richten und daß die Konsequenz der Auffassung, wonach Sozialdemokraten aus den Kriegervereinen auszuschließen seien, dahin führen müsse, die Angehörigen dieser P a rte i auch von dem Dienste im Heere auszuschließen. Abgesehen davon, daß die „F reisinnige Z e itu n g " es vor allen andern B lä tte rn liebt, die Menschen nach ihren Gesinnungen zu richten, ist doch die Gesinnung der S o ­ zialdemokraten so klar d e fin irt, daß die B ethätigung derselben ohne weiteres als unvereinbar m it dem M o tto der Krieger­

vereine: „ M i t G o tt, sür K önig und V a te rla n d !" gelten muß.

G o tt, König und V aterland sind fü r unsere Umstürzler Begriffe, deren D iskre d itiru n g sie sich unausgesetzt und leider nicht ohne jeden E rfo lg angelegen sein lassen. W enn nun die Krieger­

vereine die Sozialdemokraten aus ihren Reihen ausschließen, so erfüllen sie dam it n u r ihre P flich t und üben die einzige D is - ziplinarbefugniß, die ihnen über ihre M itg lie d e r zusteht. I m Heer ist G o tt sei dank die D is z ip lin noch eine derartige, daß es Sozialdemokraten kaum wagen werden, sich als solche öffentlich zu bekennen und noch weniger fü r die Umsturzbestrebungen P ro ­ paganda zu machen. D as Richtersche O rgan möge nicht inbezug auf unsere Armee an die von ihm oft genug gepriesenen eng­

lischen Zustände denken! Ueberraschend aber ist in dem er­

wähnten A rtike l der „F reisinnigen Z e itu n g " der Umstand, daß in demselben Sozialdemokraten und Freisinnige ohne weiteres auf die gleiche S tu fe gestellt werden. W as hier den S o z ia l­

demokraten gegenüber ausgesprochen w ird , so heißt es in der betreffenden Auslassung, w ird andererseits auch den Freisinnigen gegenüber ausgesprochen und w ohl auch gehandhabt; darauf spricht der A rtike l n u r im m er von Sozialdemokraten u n d F re i­

sinnigen. H e rr Eugen Richter steht ja , das wissen w ir, den Sozialdemokraten nicht sehr fern, und die von ihm während der letzten W ahlen so energisch unterstützte süddeutsche S p ie la rt der Freisinnigen, die Volkspartei, hat sogar ausdrücklich ihre V e r­

wandtschaft m it der Umsturzpartei betont; dennoch aber glauben w ir, daß der größte T h e il der Freisinnigen im Lande fü r die Vermischung m it den Sozialdemokraten hinsichtlich der Krieger­

vereinsfrage sich schönstens bedanken w ird ; denn von einem Ausschluß der Freisinnigen als solchen ist bei keinem Krieger­

verein die Rede gewesen, sondern n u r von einem Ausschluß derjenigen Freisinnigen, welche sich als A gitatoren fü r die Um­

sturzpartei haben gebrauchen lassen. Uebrigens w ird es der

„F reisinnigen Z e itu n g " wohl auch nicht entgangen sein, daß die Sozialdemokraten planen, nach dem A blaufen des Sozialisten- gesetzes e i g e n e sozialdemokratische Kriegervereine zu errichten.

Ob es dazu kommen w ird , ist freilich noch eine offene F ra g e ; denn einem solchen Beginnen dürften die Behörden nicht müßig zusehen und die M ilitärbehörden würden jedenfalls auf die M it-

tzm Schelmenstreich des Junkers Joste v. Atrant.

E . W u t t k e B i l l e r.

(Nackdruck verboten.) (2. Fortsetzung.)

E m p ö rt schloß V e it W am pel das Fenster und schwor, aus Braunschweigs T horen alle Quacksalber m it Hunden hetzen zu lassen.

Ganz konsternirt noch über die Frechheit dieses Burschen gegen eine Standesperson, kleidete er sich zu einem Spaziergange an. A ls er vor die H a u sth ü r tra t, gewahrte er den B oten, welcher ihm das Schreiben P eter Muchays überbracht hatte.

D e r B ote überreichte ihm , sich diesmal tiefer wie das erste M a l verneigend, zwei Schreiben und sprach: „E s ist m ir eine große Ehre, edler H e rr, daß ich Euch diese B rie fe überbringen d arf und ich wünsche, daß ich nie andere B rie fe zu überbringen hätte."

V e it W am pel merkte sogleich, daß das eine Schreiben, welches sich durch seine Größe auszeichnete, seine Ernennung zum Bürgermeister enthalten müsse, und daß der Bote, davon wissend, auf ein gutes T rin kg e ld spekulire.

Also zog er m it steifer W ürde aus seiner weiten Hose ein Lederbeutelchen und indem er ihm ein Silberstück reichte, sagte e r: „ Ic h b in ein ehrenwerther M a n n , und man soll nicht sagen, daß ich Euch bestochen hätte."

D e r Bote hat mehr erwartet und sah ihm mißtrauisch nach, als V e it W am pel in das Haus zurückging und langsam doch m it klopfendem Herzen die Treppe Hinanstieg.

„Jetzt bin ich ein großer H e rr," murmelte er vo r sich hin.

„Jetzt werden die Hallunken v o r m ir kriechen. Aber wer zur Gegenpartei gehörte, w ird ausgewiesen."

M i t bebender Hand zerriß er das große C ouvert und ent­

hüllte ein, wie eine Urkunde m it Schnörkeln ausgestaltetes und m it einem Städtewappen versehenes Schreiben, in welchem ihm von dem S e n a t der braunschweiger Bürgerschaft das D ip lo m des Bürgermeisteramtes ausgefertigt wurde.

glieder dieser Vereinigungen ih r besonderes scharfes Augenmerk

richten. _____________________ _______

politische Tagesschau.

D ie heurige N o r d l a n d s f a h r t d e s K a i s e r s nähert sich ihreni Ende. D ie zum T h e il recht ungünstige W itte ru n g verhinderte, daß das P ro g ra m m in allen Punkten innegehalten werden konnte. Manch schöner P u n kt muß fü r eine spätere Reise vorbehalten bleiben. F rüher, als geplant, erfolgt die Rück­

kehr des Kaisers nicht. Eine Bemerkung des „Reichsanzeigers", welche n u r besagen sollte, daß eine Verlängerung der Reise nicht erfolge, w ar falsch aufgefaßt und von französischen B lä tte rn sensationell ausgebeutet w orden; dieselben halten berichtet, der Kaiser kehre auf dringenden Wunsch des Reichskanzlers und angesichts der politischen Lage früher zurück, als beabsichtigt worden. Ueberhaupt ist ein T h e il der europäischen Presse in letzter Z e it in kühnen Kombinationen groß gewesen. S o ist die Fabel von einer In te rv e n tio n des Königs von R um änien zur Herbeiführung des E in tritts Englands in den D reibund aufge­

tischt worden, als ob solche Verhandlungen, wenn sie überhaupt eingeleitet werden sollten, nicht von den Dreibundsmächten selbst m it England geführt werden könnten.

D ie „Kölnische Z tg ." hält die Möglichkeit aufrecht, daß K a i s e r W i l h e l m auf der Rückreise von England sich nach der I n s e l H e l g o l a n d begeben und dort sich mehrere S tu n ­ den aufhalten w ird.

Reichskanzler G eneral v. C a p r i v i w ird , den „M ünch.

N. Nachr." zufolge, zu Beginn dieses Herbstes, etwa im Oktober, jedenfalls aber vor Beginn der nächsten Neichstagssession (19.

November) nach München kommen. V orher w ird der Reichs­

kanzler verschiedene andere deutsche Regierungen besuchen.

D ie „ H a m b u r g e r N a c h r i c h t e n " , zweifellos von B i s - ma r c k in s p irirt, rechtfertigen den denunziatorischen A n griffen der freisinnigen Presse gegenüber die Aeußerungen des Fürsten über die B erufung des S ta a tsra th s und der Arbeiterschutz- konserenz. Bismarck habe der kaiserlichen S o z ia lp o litik pflicht­

gemäß widerrathen, und da er nicht durchdrang, sich an seine Kollegen gewandt, welche ihn im Stich ließen. E r habe daher die Unterstützung seiner ehrlich gemeinten Auffassung durch den S ta a ts ra th und die internationale Konferenz erhofft ; als er sich auch hierin getäuscht, sei seine Entlassung nothwendig gewesen.

E r habe aber durchaus ehrlich und lo ya l gehandelt, als er die B eru fu n g jener Instanzen anrieth.

D e r C e n t r a l a u s s c h u ß d e s X. d e u t s c h e n B u n d e s ­ s c h i e ß e n s erläßt einen D a n k e r l a ß an alle diejenigen, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben. Ob das Fest w irk­

lich in allen T h e ile n gelungen w ar, darüber gehen die Ansich­

ten auseinander und der Centralausschuß muß manches bitte r­

böse W o rt über sich ergehen lassen. Es w ird ihm Kopflosigkeit, M angel an Voraussicht, Krähwinkelei u. s. w. vorgeworfen, und diese V o rw ü rfe sind in manchen Punkten nicht unberechtigt.

Hoffentlich w ird man fü r die Z u ku n ft aus den begangenen Fehlern lernen und dieselben nicht gelegentlich wiederholen.

D ie neueste N um m er des vom Oberkommando der M a rin e herausgegebenen Marinebefehls veröffentlicht einen ausführlichen Bericht des Korvettenkapitäns Valette über die E r o b e r u n g

E r hatt« auf einen S ieg über die Gegenpartei gehofft; von der Thatsache wurde er doch ü b e rw ä ltig t; es w a r ihm , als würde er größer und größer und als müsse sein H aupt an der niedrigen Decke seiner kleinen S tube endlich anstoßen.

W ie groß aber w ar sein Schreck, als er in dem zweiten Schreiben, einem B rie fe des P eter Muchay las, daß die furcht­

bare Gegenpartei noch im m er auf der Lauer läge, und daß V e it W am pel bis zu seinem Einzüge in Braunschweig die Ernennung als tiefes Geheimniß bewahren müsse.

D ie Gegenpartei trübte seine Freude, aber durch die V o r­

schriften, welche P eter Muchay ihm zugleich fü r seinen Einzug gab, wurde ihm auch die eigene Größe und das Ansehen der gewonnenen S te llu n g erst so recht lebendig.

D a ru m schien es ihm unpassend, im Werkeltagsrock eine Promenade zu machen und er suchte seine Staatskleider vor, m it denen er sich auf das beste schmückte.

Doch w ar er so in Gedanken versunken, daß er kleine Kinder um rannte und n u r durch einen weiblichen W a rn u n g s ru f den H ufen eines Pferdes entging.

Diesen Schrei aber hatte F ra u Rosine Lotzin, die W ittw e des Obermeisters der Fischerinnung ausgestoßen.

F ra u Rosine Lotzin w a r es, als sie ihn daherkommen sah, schon aufgefallen, daß V e it W am pel mehr noch als sonst die Beine spreizte, die Nase hochhielt und m it dem Stock in der L u ft fuchtelte; daß er sich im Staatsrock befand, übersah sie gleich­

fa lls nicht und beschloß die Ursache dieser äußeren Veränderung zu erforschen. S ie w a r m it V e it W am pel bekannt und er hatte auf sie sogar ein Auge geworfen. Aber obwohl sie m it anstands- voller W ehmuth von ihrem seligen Eheliebsten sprach, wünschte sie die Tage ihres ehelichen Glückes doch nicht zurück.

S ie w ar eine wohlhabende F ra u und besaß ih r eigenes Haus am Neuen Fischer-Ufer. Jeden M itta g stand eine vortreffliche M ahlzeit auf ihrem Tische, und wenn sie sich auf ihrem Lehn- stuhl zurechtrückte und die S erviette über den Schoß breitete, fragte sie: „R osine, fehlt D ir noch etw as?"

des S ü d e n s und Vorgänge auf der o s t a f r i k a n i s c h e n S ta tio n während des M o n a ts M a i. Es handelt sich um bereits bekannte Vorgänge, über welche schon v. Wissmann berichtet hatte, doch enthalten die neueren Berichte eine Reihe interessan­

ter Einzelheiten.

D ie „Kreuzzeitung" veröffentlicht an leitender S telle unter der Ueberschrift: „ E i n A k t m o d e r n e r T o r t u r " einen B rie f des S c h r i f t s t e l l e r s D r. ju ri8 N o r r i 8 ä o c k o n x e , welcher berichtet, daß er wegen seines litterarischen E intretens fü r die Berechtigung eines maßvollen A ntisem itism us auf Betreiben seiner F a m ilie und anderer den jüdischen Börsenkreisen ange- höriger Personen durch die B e rlin e r Polizeibehörde als „gem ein­

gefährlicher Geisteskranker" in die Irre n a n s ta lt des D r. Levin- stein zu Schöneberg gebracht und dort länger als ein halbes J a h r lang gefangen gehalten worden sei. Erst, nachdem er arff Betreiben seiner F a m ilie sich scheinbar von seinen Wahnideen losgesagt, sei er wieder in F reiheit gesetzt worden.

M i t dem b ö h m i s c h e n A u s g l e i c h hapert es noch immer.

D ie W a h l des czechisch gesinnten Heinrich zum deutschen V e r­

treter im Landesschulrath durch die P rä g e r S tadtvertretung hat in deutschen Kreisen lebhafte Entrüstung hervorgerufen und man hat d a rin nicht m it Unrecht einen Bruch des Ausgleichs erblickt.

Heinrich soll von zuständiger S telle daraufhin auch nahegelegt worden sein, das ihm übertragene M a n d a t abzulehnen. W ährend es anfangs hieß, er habe diesem Ansinnen entsprochen, kam bald darauf die Kunde, daß er nicht daran denke, sein M a n d a t nieder­

zulegen. D ie R olle, welche die Altczechen bei den Vorgängen spielen, erscheint nicht preiSwürdig. D ie Jungczechen sind von vornherein offene Gegner des Ausgleichs gewesen, an dem sie ja überhaupt nicht betheiligt waren. W enn sie denselben nun nach K räften zu paralysiren bestrebt sind, so bleiben sie sich eben n u r konsequent. Anders die Altczechen, welche an dem A u s ­ gleiche m itgew irkt haben und die deshalb nun auch fü r sich die Verpflichtung anerkennen müßten, das Werk durch alle S tadien hindurch zu fördern. D ie F ü h re r der Altczechen Rieger mag w ohl selbst die zweifelhafte R olle fühlen, welche er spielt, denn er trä g t sich m it dem Gedanken, vom politischen Schauplatze zurück­

zutreten.

D ie f r a n z ö s i s c h e K a m m e r hat vorgestern trotz der ent­

gegengesetzten Empfehlungen des Finanzm inisters R o u vie r und der Budgetkommission m it 260 gegen 239 S tim m e n ein Amen- dement L6on S a y s angenommen, welches von der Gebäudesteuer jene Gebäude ausnim m t, die den Landw irthen zur W ohnung dienen. D e r Präsident der Budgetkommission, Casim ir P e rie r, erklärte, durch die Annahme dieses Amendements sei eine Lücke im Gesetze geschaffen, welche man ausfüllen müsse, die Kammer sei dadurch zur U nthätigkeit verdammt. A u f Ersuchen des B e ­ richterstatters B urdeau wurde hierauf die Sitzung aufgehoben.

— A lle B lä tte r besprechen den V o rfa ll in der Kammer und be­

tonen die mangelnde Uebereinstimmung zwischen dem Verhalten der Budgetkommission und der Regierung gelegentlich des A m en­

dements Loon S ays. D e r heutige M in is te rra th w ird sich m it der Stellungnahm e des Kabinets gegenüber diesem Antrage be­

schäftigen; wie in einigen B lä tte rn verlautet, w ird das M in is te riu m die Vertrauensfrage stellen.

N ein, Rosine fehlte nichts; sie brauchte nicht länger auf den Geschmack eines strengen Gebieters Rücksicht zu nehmen und konnte sich alle Tage ihre Lieblingsgerichte kochen.

Doch einem langen und hohen T ite l würde die Lotzin selbst ihre Lieblingsgerichte geopfert haben; denn da fü r besaß sie eine Schwäche. A ls sie nun V e it W am pel am Krökenthor m it allen Anzeichen eines gesteigerten Selbstbewußtseins begegnete, schloß sie m it natürlichem Scharfsinn auf eine Standeserhöhung und nahm sich vo r, ihn darüber auszuforschen.

„Werthgeschätzter H e rr Steuerinspektor," sagte sie und knixte tie f, „E u re M iene beweist ein so großes Contentement, daß ich mich als D ero wohlmeinende F reundin nach der Ursache w ohl er­

kundigen d a rf."

D e r Bürgerm eister einer der ersten Hansastädte blickte auf eine W ittw e des Obermeisters der Fischerinnung selbstverständlich herab ; ohne die Richtung seiner Nase merklich zu ändern, ent­

gegnen V e it W am pel deshalb in sehr kühlem T one, daß er alle Ursache habe, m it der W endung in seinem Schicksale zufrieden zu sein. D ie W e lt werde bald Gelegenheit finden, sich über eine Standeserhöhung zu w u n d ern ; manche würden sich auch ärgern, daß sie sein Entgegenkommen zurückgestoßen hätten.

D a s w a r ein S tich, den die Lotzin fühlte. — „A b e r," fu h r V e it W am pel geheimnißvoll fo rt, „die K lugheit gebietet diese A n ­ gelegenheit einer gefährlichen Gegenpartei halber in Dunkel zu hüllen."

I n dieser Nacht störten Reue und ehrgeizige Wünsche der Lotzin Ruhe, und als sie am andern M orgen fragte: „Rosine was fe h lt D ir ? " da gab m it Seufzen ih r Herz zur A n tw o rt:

„ E in M a n n m it einem hohen und schönen T it e l wie V e it W am pel."

D ie Junker hatten sich an diesem Abend vollzählig in der

„T o n n e " eingefunden; denn sie erwarteten, daß V e it W ampel eine H aupt- und S taatsaktion aufführen würde.

A u s ihren Bemerkungen glaubte Wenzel H ais zu entnehnien, daß irgend ein boshafter Streich in Szene gesetzt werden sollte.

(2)

Aus dem f r a n z ö s i s c h e n S e n e g a l g e b i e t kommen u n g ü n s t i g e N a c h r i c h t e n . Di e Franzosen sollen eine schlimme Niederlage erfahren haben. D ie französische Regierung selbst widerspricht dem; sie läßt im Gegensatz dazu m ittheilen, daß w ohl mehrfache Zusammenstöße stattgefunden hätten, daß bei diesen aber die französischen T ru p p e n im m er erfolgreich gewesen wären.

Ueber die zwischen F r a n k r e i c h u n d E n g l a n d schweben­

den Verhandlungen wegen Anerkennung des e n g l i s c h e n P r o ­ t e k t o r a t s ü b e r S a n s i b a r und verschiedene andere Fragen sind in den letzten Tagen mehrfach M itth e ilu n g e n aufgetaucht, ohne Bestätigung gefunden zu haben. Offenbar ist man noch zu keinem Abschluß gelangt, doch dürfte derselbe nicht allzulange a u f sich w arten lassen. V ie l w ird England fü r die Anerken­

nung seines Protektorats über S ansibar an Frankreich nicht ge­

währen wollen, denn schließlich w ird ja England auch ohne die französische Zustim m ung das P rotektorat auszuüben in der Lage sein.

Den b e l g i s c h e n K a m m e r n liegt jetzt die K o n g o ­ v o r l a g e vor. Es handelt sich um die finanzielle Unterstützung des Kongostaates, bezw. um dessen Abtretung an Belgien. Ueber die Bedeutung dieses Geschenks stimmen die Meinungen durch­

aus nicht überein. Es w ird von verschiedenen S eiten dargelegt, daß die Uebernahme des Kongostaats durch Belgien ein Geschenk sei, welches man dem König Leopold machen würde. Richtig ist jedenfalls, daß der Kongostaat dem König von B elgien bereits viele M illio n e n gekostet hat, und daß er auch B elgien noch manche M illio n kosten w ird , bevor demselben V ortheile daraus erwachsen. Diese letzteren können aber m it der Z e it recht erhebliche werden.

D ie C h o l e r a i n S p a n i e n überschritt die P ro v in z A li ­ kante. D ie letzten Nachrichten aus der P ro v in z V alencia melden 17 Erkrankungen und 10 Todesfälle. Es verstarb in M a d rid gestern ein aus G andia eingetroffener Reisender unter cholera- verdächtigen Sym ptom en.

P r i n z F e r d i n a n d kehrt Ende J u l i heim und w ird sich nach kurzem A u fe n th a lt in der Hauptstadt zur Badekur nach

V a rn a begeben.

A us C a p s t a d t w ird gemeldet, daß das neue M in i­

sterium sich konstituirt habe. Z u m P rem ierm inister ist der be­

kannte Diam antenkönig Cecil Rhodes und zum M in is te r fü r die inneren Angelegenheiten S a u e r ernannt worden. D as M in is te riu m p la n t eine Abänderung der bisherigen Eisenbahn­

politik.

D ie a m e r i k a n i s c h e S i l b e r p a r t e i hat im Senate die B e ru fu n g eines neuen internationalen Doppelwährungs-Kongrefses durch die amerikanische Regierung beantragt.

D e r „N ewyorker H e ra ld " meldet aus W ashington über die im M a i zwischen E n g l a n d und den V e r e i n i g t e n S t a a t e n geführten Verhandlungen betreffend den R o b b e n f a n g i m B e h r i n g s m e e r : D e r Präsident H arrison habe dem Kabinets- rath erklärt, man möge gegen die englischen Robbenfänger le­

diglich nach den amerikanischen Gesetzen vorgehen. H ie ra u f hätte Lord S a lis b u ry an den Staatssekretär des Aeußern, B la in e , einen schriftlichen Protest und die mündliche Erklärung m itgetheilt, England werde selbst seine Landsleute beschützen, wenn die Vereinigten S taaten diesen die internationalen Rück­

sichten versagen.

D e r „ T im e s " w ird aus Buenos A ires über den Ausstand der A rbeiter im c h i l e n i s c h e n S a l p e t e r d i s t r i k t e gemeldet:

„ D a die T ru p p e n von Antofagasta nach Jquique abrückten, er­

zwängen die Ausständischen in Antofagasta von den wehrlosen Arbeitgebern eine Lohnerhöhung. Jquique ist ru h ig ."_________

Deutsches Aeich.

B e r lin , 17. J u l i 1890.

— S e . M ajestät der Kaiser verblieb auch am Dienstag im N o rd fjo rd an B o rd , arbeitete allein und nahm V ortrüge ent­

gegen. Gestern unternahm Se. M ajestät vorm ittags um 10 U hr eine Landpartie nach Oldenvand und kehrte um 6 U hr an B ord zurück. D a ra u f erledigte Se. Majestät Regierungsgeschäste. Heute gedenkt der Kaiser noch im N o rd fjo rd zu verbleiben. D as W etter ist fortgesetzt regnerisch.

— D e r Kaiser hat dem im Jahre 1887 begründeten Verein fü r evangelische Mission in Kamerun zu S tu ttg a rt eine einmalige

E r wartete deshalb auf V e it W am pel an der T h ü r, und als dieser erschien, raunte er ihm z u : „H e rr Steuerinspektor, nehmt Euch in Acht; m ir ist, als hätten die Junker einen Schelmen­

streich ausgebrütet."

„W a s bildet E r sich e in !" erwiderte V e it W am pel m it her­

aufgezogenen B rauen. „E in e r Standesperson spielt man keinen Schelmenstreich."

„ I h r habt Euch ja wie ein B rä u tig a m ausgeputzt," rie f Junker Joffe ihm schon von weitem entgegen.

V e it W am pel schnallte den Degen ab, den er zur Feier des Tages angelegt hatte, und w a rf ihn klirrend — nach dem Beispiel der Junker — nebst seinem H u t auf den Nebentisch, dann nahm er gravitätisch Platz und bemerkte m it geheimnis­

vollem Lächeln, sein Schicksal habe allerdings eine Wendung genommen, wie sie in der W elthistorie schwerlich schon erhört worden wäre.

„ E r muß eine Erbschaft gemacht haben," rie f Christoffer Meldungen.

„ E r hat eine M ünze gepachtet und schlechtes Geld geschlagen,"

meinte Jörge Adelebsen.

D a fühlte V e it W am pel, daß er so guten Freunden seine Ernennung nichi vorenthalten dürfe. E r zog die Urkunde hervor, breitete sie sorgsam auf dem Tische aus und sagte: „Lest selbst, meine Herren ; aber wenn ich bitten darf, nicht laut. D ie Sache ist S taatsgeheim niß." Und während die Junker sich so tief über den Tisch beugten, als wollten sie ihre M ienen verbergen, lehnte V e it W am pel sich in dem S tu h le zurück und w a rf hochmüthige Blicke nach den anderen Gästen. „ I h r D um m köpfe," schien seine M iene zu sagen, „ I h r w iß t noch nicht einm al, was fü r ein M a n n hier unter Euch w e ilt."

Aber Wenzel H ais wußte, daß die Junker den S teuer­

inspektor nie ärger verspottet hatten, als an diesem Abend, wo sie ih n m it ausgesuchter A rtig ke it behandelten und selbst m it W e in traktirten.

V e it W am pel theilte seinen Freunden auch P eter Muchays B rie f m it, und sie zeigten sich auf das eifrigste bereit- ihm bei seiner A usrüstung fü r einen glänzenden Emzug in B ra u n -

Zuwendung von 2000 M a rk bew illigt. D e r genannte Verein hat bekanntlich den Zweck, die Baseler evangelische Missions­

gesellschaft in ihrem Missionswerk zu Kamerun zu unterstützen.

— D e r Regent von Braunschweig, P rin z Albrecht von Preußen, ist gestern Abend wohlbehalten in Baden bei W ien ein­

getroffen, während sich Ih r e königl. Hoheit die F ra u Prinzessin Albrecht nach Reichenhall begeben hat.

— P rin z und Prinzessin Friedrich Leopold haben gestern das neuerbaute Schloß Glienicke bezogen, um dort während der Sommermonate A ufe n th a lt zu nehmen.

— D er „S ta a tsa n ze ig e r" macht bekannt, daß der Gesandte bei den mecklenburgischen Höfen und den Hansastädten, von Kusserow, seinem Antrage gemäß, von diesem Posten abberufen und einstweilig in den Ruhestand versetzt worden ist.

— Betreffs der K olonialabtheilung des A usw ärtigen A m ts ist bereits darauf hingewiesen, daß, soweit es sich um die B e­

ziehungen zu auswärtigen S taaten und die allgemeine P o litik handelt, dieselbe dem Staatssekretär des A usw ärtigen A m ts unterstellt bleibt, während in allen eigentlichen Kolonialangelegen- heiten, insbesondere auch in allen organisatorischen Fragen, in Z u ku n ft die K olonialabtheilung derartig selbstständig unter der V e rantw ortung des Reichskanzlers fungiren w ird , daß der A b­

theilungsdirigent dem obersten Chef der Reichsverwaltung u n ­ m itte lb a r die erforderlichen V ortrüge erstattet und unter der Bezeichnung „A u sw ä rtig e s A m t, K o lo n ia la b th e ilu n g " die von der letzteren ausgehenden Schriftstücke selbst zeichnet. D ie „ N . A. Z tg ." schreibt, daß es sich empfehlen w ird , Schreiben und sonstige Sendungen, welche fü r die K olonialabtheilung des Ausw ärtigen Amtes bestimmt find, m it einem bezüglichen V e r­

merke zu versehen.

— D ie S te llve rtre tu n g des Reichskommissars fü r A frika w ird nach einer M eldung verschiedener B lä tte r, da Wissmann noch fü r längere Z e it der E rholung bedarf, Gravenreuth über­

nehmen.

— W ie der „N a t.-Z tg ." aus Kassel geschrieben w ird , hat der berühmte M a rb u rg e r Augenkliniker S chm idt-R im pler einen R u f nach G öttingen erhalten und angenommen.

— D as Kaiserdenkmal auf dem Kyffhäuser w ird , wie das

„Wochenbl. f. Baukunst" berichtet, nach den m it dem S ieger der Bewerbung B ru n o Schmitz gepflogenen Verhandlungen in Bälde zur A usführung gelangen.

— Dem Vernehmen des „H a n n o v. K o u r." gemäß ist der Ausschuß des K olonialvereins fü r Nordwestdeutschland dem Ge­

danken näher getreten, dem Afrikaforscher D r. Peters bei seinem in Hannover erwarteten Besuche eine große W illkommensfeier zu bereiten.

— I n dem hessischen Landtagswahlbezirk Butzbach ist seitens der antisemitischen Volkspartei fü r die W ahlen zum hessischen Landtage am 23. d. M ts . der L a n d w irth P h ilip p K öhler zu Bettenhausen bei Langsdorf aufgestellt worden.

— Nach einer seitens des Reichs - Versicherungsamts ver­

öffentlichten Bekanntmachung betreffend die Z a h l und den Sitz der Schiedsgerichte fü r die zur Durchführung des J n v a lid itä ts - und Altersversicherungsgesetzes errichteten gemeinsamen Versiche­

rungsanstalten bildet jeder preußische K reis (S tadtkreis und Land­

kreis) einen besonderen Schiedsgerichtsbezirk. D e r S itz des Schiedsgerichts ist jedesmal in der Kreisstadt.

— I n der Z e it vom 1. Oktober 1889 bis Ende J u n i 1890 betrug die Menge des in Deutschland hergestellten reinen Alkohols amtlicher Bekanntmachung zufolge 3 037 621 Hektoliter.

I n den freien Verkehr wurden übergeführt nach Entrichtung der Verbrauchsabgabe zum Satze von 50 P fg . pro L ite r 973 627 Hektoliter und zum Satze von 70 P fg . pro L ite r 779 182 Hektoliter.

Lauterberg a. H a rz , 17. J u li. D ie Krankheit des Reichs­

kommissars M a jo r von Wissmann n im m t zwar einen n o r­

malen V e rla u f, jedoch ist noch keine anhaltende Besserung zu be­

merken.

K ie l, 17. J u li. F ü r die Schleusen- und Hasenbauten an der Westmündung des N ord - Ostseekanals erhielt der B a u ­ unternehmer D e rin g den Zuschlag fü r 5 638 376 M ark. — Aus dem Kreise S te in b u rg werden zahlreiche Gewitterschäden ge­

meldet.

D u is b u rg , 17. J u li. A ls Ergebniß der hier abgehaltenen S a m m lu n g zum Zweck der „E rrich tu n g eines Nationaldenkmals

schweig m it R ath und T h a t beizustehen. Z u der namhaften Sum m e, deren er dabei bedurfte, hatte ihm auch F ra u Rosine Lotzin einen ansehnlichen T h e il vorgestreckt; denn sie hoffte durch ih r Entgegenkommen den abgerissenen Faden wieder anzu­

knüpfen.

V e it W am pels Abreise in B egleitung seines Gefolges brachte die Nachbarschaft in A u fru h r. V o r seiner bescheidenen W ohnung h ie lt eine ganze Kavalkade; denn nach P eter Muchays Rath durfte er sich in Braunschweig gar nicht sehen lassen ohne einen N o ta r, zwei Schreiber und ebensoviel Pagen wie D iener und alle beritten.

Den lammfrommsten G a u l, der aufzutreiben w ar, hatte Joffe von B ra n t ausgesucht; nun blieb aber die Schwierigkeit, wie V e it W am pel m it seinen kurzen Beinen auf den hohen Rücken dieses T hieres kommen sollte; denn Reiten gehörte nicht zu seinen erlernten Künsten. A llem al, wenn ein Versuch m iß­

lungen w a r, krähte und johlte die Straßenjugend, was ihn tie f beleidigte.

„L ta m a im s iN s ," donnerte der N o ta r in kurzem schwarzen Mäntelchen von seinem Pferde. D a n n sich zu einem D iener wendend, rie f e r: „V erfluchter K e rl, lange m ir die Reitpeische z u ! Potz hundert G i f t ! Ic h muß dem v e r f l ...Gesinde!

eins auf den Buckel brennen."

B e i diesen W orten fu h r V e it W am pel auf einmal eine E r­

innerung an den Quacksalber durch den K opf, der ih n durch seinen S p o tt so tie f beleidigt hatte.

„L le a v irtu to , mo in v o lv o ," brüllte der N o ta r und schlug m it der Reitpeitsche auf die springende und schreiende Jugend,

„k a rg , a v is ! L Ia m a tn o ilt e ! "

D as w irk te ; heulend zog sich die Straßenjugend zurück und V e it W am pel vermochte m it H ilfe eines Schemels ungestört sich in den S a tte l zu schwingen. Aber er w a r tie f beschämt, daß ihn ein so gelehrter M a n n , der m it lateinischen Redens­

arten n u r so um sich w a rf, an einen gemeinen Quacksalber er­

in n e rt hatte.

(Fortsetzung fo lg t).

fü r den Fürsten von Bismarck in der Reichshauptstadt" wurden dem Centralkomitee in B e rlin seitens des hiesigen Zweigkomitees 66 5 7 ,6 9 M a rk überwiesen.

Bochum, 16. J u li. A u f einigen Zechen des Gelsenkirchener Reviers ist wegen mangelnden Kohlenabsatzes 30 und einigen Bergleuten unter gleichzeitiger Zusicherung der Wiederanlegung im Herbst fü r jetzt gekündigt worden.

O b e rla h n ste in , 16. J u li. D ie Newyork-Jndependentschützen trafen heute um 12 M itta g s von K önigsw inter hier ein, wo sie von dem Bürgermeister begrüßt wurden. Um 3 U hr nach­

m ittags fand ein gemeinschaftliches Mittagessen m it den B in g e r Schützen statt, w o ra u f eine R heinfahrt nach Bingen folgte.

Ausland.

T rie ft, 17. J u li. D e r italienische Schulverein „ P r o P a tr ia " in T rie ft wurde wegen irredentistischer Bestrebungen a u f­

gelöst.

P a r is , 16. J u li. D e r K önig von Griechenland hat ^ i x log dailw heute frü h verlassen, w ird sich zwei Tage in M a ila n d aufhalten und dann die Rückreise nach Athen antreten.

P a r is , 17. J u li. D er deutsche Botschafter G ra f M ünster ist nach London abgereist, wo er nach zwei- bis dreitägigem A ufenthalte zurückkehren d ü rfte ; seinen S o m m erurlaub w ird der Botschafter am 28. d. M ts . antreten.

S ä n Sebastian, 16. J u li. D ie K ö n ig in -R e g e n tin ist m it ihren Kindern hier angekommen.

London, 16. J u li. Nach einer P riva tm e ld u n g aus Cape- tow n ist der Prem ierm inister der Kapkolonie S i r G ordon S p rig g zurückgetreten und der D irektor der britischen Südafrikanischen Gesellschaft S i r Cecil Rhodes zu seinem Nachfolger ernannt worden.

London, 17. J u li. D ie K ö n ig in spendete 1000 M a rk fü r den Fonds zur Beschaffung eines D am pfers auf dem Viktoriasee in Centralafrika.

Kopenhagen» 17. J u li. D ie Mannschaften von 8 dänischen D am pfern, welche am letzten Sonnabend in Newcastle bei den dortigen Arbeiterunruhen ihre Ladungen selbst gelöscht haben, er­

hielten von den betreffenden Rhedereien 1000 Kronen als B e­

lohnung.

Kopenhagen, 17. J u li. D ie Erbprinzessinwittwe Elisabeth von A n h a lt ist heute M orgen v ia Gjedser von hier abgereist.

D er K önig und die K ön ig in gaben derselben bis zum Bahnhöfe das Geleite.

Konstantinopel» 17. J u li. D e r „Agence de C onstantinople"

zufolge hätte die Choleraepidemie in Kleinasien gegen den Wansee in der Richtung von D iarbekir Fortschritte gemacht.

D ie türkischen Behörden träfen verschärfte Vorsichtsmaßregeln.

Ursvinzial-Vachrichten

(*) C u lm , 17. J u li. (Verschiedenes). Z u Ehren des R itterguts­

besitzers Steffens in Baiersee, welcher über 10 Jahre im hiesigen Kreise wohnhaft und ein reges M itg lied des landwirthschaftlichen Vereins w ar, findet am 26. J u li in Lorentz' Hotel ein Abschiedsessen seitens des land- wirthschastlichen Vereins statt. — Die Ausgrabungen werden noch fort­

gesetzt, haben jedoch keine nennenswerthen Erfolge erzielt. — F ü r die Errichtung eines Fürst Bismarck-Denkmals in B e rlin ist hier auf dem Landrathsamte eine Sammelstelle errichtet.

Dirschau, 16. J u li. (Die Ansiedelungskommission) hat das in unserem Kreise belegen«, dem Herrn von Grombczewski gehörige, ca. 1600 M orgen große G u t Barchnau für den Preis von 150 000 M k. erstanden.

D a n zig , 16. J u li. (Der Vorstand der westpreußischen Aerztekammer) hielt gestern Nachmittags 4 U hr im Landeshause hierselbst eine Sitzung ab, in welcher die Tagesordnung für die nächste Kammersitzung festge- p stellt und über die Entwickelung der ärztlichen Unterstützungskasse sowie über die Einleitung der Neuwahlen zur Aerztekammer Bericht erstattet wurde. D er Unterftützungskasse sind erfreulicher Weise gleich im ersten Jahre ihres Bestehens mehr als die Hälfte aller Civilärzte der Provinz beigetreten, so daß über 1000 M a rk als Reservefonds fest angelegt und 700 M a rk pro 1890 an Unterstützungen statutenmäßig vertheilt werden konnten. — Jnbetreff der Wahlen wurde der 1. bis 3. November als W ahlterm in bestimmt und den Aerzten des Regierungsbezirks Danzig die Bildung eines ärztlichen Bezirksvereins nach dem Beispiele des iin Regierungsbezirk M arienw erder kürzlich gebildeten ähnlichen Vereins dringend empfohlen. E in besonderes C ircular w ird die Aerzte der Provinz von den Beschlüssen des Vorstandes noch genauer in Kenntniß setzen.

D anzig, 17. J u li. (Truppen-Verlegung). I n Graudenz ist, wie aus einer Notiz des „Geselligen" hervorgeht, das Gerücht verbreitet, das dort stehende Infanterieregim ent N r. 14 (G ra f Schwerin) solle zum Oktober d. I . nach Danzig und dafür das 128. Infanterieregim ent von Danzig nach Graudenz verlegt werden. I n den höheren militärischen Kreisen Danzigs ist von einer solchen Garnisonveränderung oder der Absicht einer solchen nichts bekannt.

F la to w , 17. J u li. (Bestätigung). Die Wiederwahl des B ürger­

meisters Eduard Löhrke zum Bürgermeister der S tadt F latow ist be­

stätigt.

):( Krojanke, 17. J u li. (Spiel mit Schußwaffen). E in U n fa ll hat sich gestern in dem nahen Dorfe Wonzow ereignet. D er Sohn des Mühlenpächters Sorgatz, welcher Schüler der Präparandenanstalt zu P r. Friedland ist, w ar vor wenigen Tagen zu den Ferien heimgekehrt und hatte auch einen Studiengenossen in sein Elternhaus mitgebracht.

Beide saßen gestern in der Laube, als der Freund des S . m it einem

verrosteten Revolver Sckießversuche anstellte, während S . m it Lesen st beschäftigt w ar. Plötzlich gab es einen Knall, und die Kugel hatte den

S . jn die Schulter getroffen. Dem A rzt gelang es erst nach vielen Versuchen, die Kugel zu entfernen.

D t . Krone, 16. J u li. (Zwangsversteigerung). Das dem G u ts­

besitzer Adolf Schulz sen. gehörige, in Rosenfelde gelegene Freisckulzen- gut ist im Wege der Zwangsversteigerung vom Rittergutsbesitzer W ahn­

schaffe in Rosenfelde für 9 5 0 0 0 M k. gekauft worden.

Tchloppe, 16. J u li. (Verschiedenes). Gestern fand hier ein Pferde-, Vieh- und Schweinemarkt statt. Der Handel ging flau, da der Austrieb wegen der im vollen Gange befindlichen Ernte n u r sehr mäßig w ar. Die Preise waren dem M a te ria l angemessen. Die Schweinepreise ließen einen geringen Rückgang merken. Der heutige Krammarkt verlief für die zahlreichen Händler sehr schlecht, da Käufer fast gar nickt er­

schienen waren. — Gestern weilte hierselbst ein Radfahrer aus Graudenz;

derselbe hatte den ca. 22 M eilen langen Weg in zwei Tagen zurück­

gelegt. — Die hiesige Liedertafel feierte ihr diesjähriges Stiftungsfest mit einem Ausfluge nach dem benachbarten Städtchen Tütz.

A u s dem Kreise E lb in g , 16. J u li. (Unglücksfall). J n dem D o rf Königshagen bei Trunz ist der Lehrer M ü lle r aus M aib au m am gestri­

gen Nachmittag von einem jähen Tode ereilt worden. E r ging m it einigen Kollegen des Kirchspiels dorthin, um zu baden. Nach kurzem Verweilen im Wasser bemerkten die Mitbadenden das plötzliche V e r­

schwinden des M . und konnten ihn n u r als Leiche herausziehen. Es » ist anzunehmen, daß ein Scklagfluß seinem jungen Leben ein Ende ge­

macht hat.

Königsberg, 16. J u li. (E in schreckliches Unglück) hat sich in Dönhofstädt Ostpr. (Kreis Rastenburg) ereignet. Durch einen unglück­

lichen Z u fa ll wurde der älteste 18jährige Sohn des G rafen Udo von Stolberg-Wernigerode auf der Entenjagd erschossen. Ueber den traurigen V o rfa ll sind bisher folgende Einzelheiten bekannt geworden: G ra f Konrad von Stolberg-Wernigerode, welcher das Gymnasium zu Kassel besuchte und kurz vor dem Abiturientenexamen stand, verlebte die Ferien in Dönhofstädt. Bei der Entenjagd aus dem See bei Werder bei Norden­

burg befanden sich in einem Boot G ra f Udo von Stolberg, in dem zweiten G ra f Konrad m it seinem Jäger. A Is letzterer auf einen Taucher anlegte, muß sich G ra f Konrad gerade in dem Augenblick, als der Schuß

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