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Seelenkämpfe und Glaubensnöte vor 2000 Jahren

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Academic year: 2021

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(1)

m öeelenfcämpfe unb ßlaubensnöte vor 2000 "Jahren m

m m m von Prof. D. Dr. m <&>

(Dax Cöbr * Breslau.

mmmmuzuvammmmmm 1.— 10. 'üaufenö.

(Balle a. S . 1904. Gebauer > Scbwetfdjhe.)

T ü b in g e n 1906.

-]. C. B. ODobr

(Paul Slebech).

(2)

Gin fëcimpf

um Gott und das eigene Id).

I.

II.

Gin Rampf um die Weltanfcbauung.

(3)

I

Cinleitung.

A ls öie Stimme öer Propheten in Israel ver*

klungen war, tat öie „W eisheit“ ihren (Dunö auf.

flnöers als öie philojophie öer Griechen trachtete fie nach einer p ra k tijc b = re l ig iö je n Erkenntnis.

föierbei jtanö jie naturgemäfe unter öem bejtimmem Öen Einflufe prophetijcher Geöanken.

lnöem fie Öen CDonotbeismus öer Propheten aner=

kannte, verliefe jie Öen Boöen öes jüöijchen Volkstums unö wuröe international; inöem jie öie inöiviöualijtifcbe Richtung eines Jerem ias unö Späterer aufnahm, machte jie Öen ein3elnen ODenjchen an Stelle öer Gemeinöe 3um trä g e r öes religiöjen Cebens.

fü r jie traten fomit im grofeen Univerjum Gott unö öer CDenjcb einanöer gegenüber.

Dieje Gegenüberjtellung aber führte 3U gan3 neuen Problemen.

Eines öiejer Probleme - vielleicht ö as fchwierigjte für öie religiöje Reflexion überhaupt - w ar ö as Ceiö im menjchlichen Dajein.

In öer klajjijchen Welt öes Altertums verjuchte öer Stoiker jicb ftol3 öarüber hinweg3ujefeen; er erklärte

C ö b r, Ein Kampf um Oott.

(4)

es für gleichgültig; für etwas, b as b as innere Glück eines tugenbbaften GDenfcben 311 beeinträchtigen nicht im Stanbe fei; ber Gpikuräer hingegen empfahl fich barüber fort3utäufcben burcb eine möglicbft ungeftörte, heitere Cebensfübrung.

Beiben fehlte aber bei biefer Betrachtungsweife b as r e li g i ö f e CIDoment, bas in aller Reflexion ber jü=

bifcben W eisbeitslebre ben erften piat3 behauptet.

S ie forfcbte unb fragte nach bem Warum bes Ceibes im (Denfcbenleben. Die vulgäre Antwort, bafc es in jebem Salle bie göttliche Strafe für begangene Sünben fei — bas fogenannte Vergeltungsbogma — konnte nicht mehr befriebigen angeficbts bes fcbeinbaren Überwiegens bes Ceibes gegenüber ber Sreube im Ceben unb nocb mehr angeficbts bes oftmals unleugbaren (Difrverbältniffes 3wifcben ber vermeintlichen Strafe unb ber Sünbe.

Unb jenes Warum, nicht nur, bafr fich keine Ant*

wort barauf finben laffen wollte, - es führte nur tiefer in b as Sragen unb Sorfcben hinein; es er3eugte ein qualvolles Grübeln über ben 3 weck biefes Dafeins über*

baupt unb ein ver3ebrenbes 3 weifeln an ber Gerechtigkeit Gottes.

S o entftanb in ben Beften ein Rampf um bie Weltanfcbauung, ein Ringen um Gott unb bas eigene leb, unb beibes würbe mit einem Grnft geführt, ber uns beute nocb mit Bewunberung - ober fage icb nicht beffer mit tiefer Befcbämung? - erfüllen mufe.

3 wei Bücher bes Alten Deftamentes finb es, in benen uns biefes Ringen unb Rümpfen bes (Denfcben um bie böcbften Sragen bes Dafeins aufs lebenbigfte entgegentritt, bas Buch „B io b “ unb ber „Prebiger Salom o“ .

2

(5)

Die Verfaffer biefer beiben Schriften find uns bem Damen nacb 3war unbekannt, aber bocb treten fie uns aus ihren Werken als konkrete Perfönlicbkeiten ent»

gegen.

Bei bem 3ule^t genannten Buche ift bas an unb für [ich beutlicb, auch mufe barauf bei feiner Bebanb»

lung noch befonbers bingewiefen werben; bei bem „Buch ßiob“ hingegen ift es ange3eigt, an biefer Stelle 3U erklären, bafj bas Schweigen bes Dichters über feine eigene Perfon bocb nur fcbeinbar unb in Wirklichkeit ein fehr b e r e b t e s Schweigen ift: 3wifcben ben 3 eilen finben wir fein eigenes Gefcbick, unb in bem Seelen»

kampf feines ßelben bietet er uns b as, w as er felbft innerlich burcbgemacht hat. Dur unter biefer Annahme wirb feine lebensvolle, uns tief ergreifenbe Darftellung pfYcbologifcb verftänblicb.

Beibe Verfaffer finb CDänner, bie bie Welt ge»

feben haben unb bas Ceben kennen, beibes CDänner, bie bei ihrem raftlofen Suchen von tiefer Religiofität erfüllt finb. S ie laffen in ihrem F5er3en keinen 3 weifel baran aufkommen, bafe es einen Gott gibt, unb bafe er biefe Welt regiert. Aber eben biefe göttliche Welt»

regierung ift ihnen unbegreiflich: ben Autor bes 5 iob=

bucbes quält eine Cin3elfrage, er fieht bas Ceiben bes Srommen, 3U bem bas Glück bes Srevlers eine bas Problem erfcbwerenbe Solie bietet: ift Gott wirklich ge»

recht? - ben anbern beftürmen eine Vielheit von Rätfeln bes Däferns: hat biefes gan3e Ceben überhaupt einen 3 weck? ift nicht vielmehr „alles eitel“ ? —

Der „Preb iger“ ift fchon berührt vom Geifte griechifcber Philofophie, „B io b “ verrät berartige Ginflüffe noch nicht.

Aber wie verfcbieben gerüftet fie auch an ihre Probleme berantreten, fie kommen beibe 3U bem nämlichen Re»

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fultat: 3U keinem glücklichen Überwinben, b as Sreube unb Cebensmut weckte, fonbern 3U einem ftillen, hoff»

nungslofen Resignieren.

Beiber Seelenkampf aber ift für uns von größtem Interejfe, nicht aus allgemein menschlicher Teilnahme allein, fonbern noch vielmehr, weil er lehrt, bafe es eine Dacht menjcblicben Ceibens unb Dämpfens gibt, bie nur b as Cicbt bes Cvangeliums Siegreich 3U burcbbringen vermag.

(7)

Gin fëampf

um 6ott und bas eigene leb.

Job est la figure de l’ humanité souffrante, et l’écrivain inspiré a trouvé des soupirs, pour ex­

primer tous les maux partagés entre la race humaine.

Chateaubriand.

(Dan rechnet bas Buch Biob 3ur Weltliteratur.

(Dan bat es verglichen mit Dantes „Göttlicher Romöbie“.

Unb in ber Dat, fo verfchieben auch ber Boben ift, auf bem fie fteben, unb bie Weltanfcbauung, bie fie ver»

treten, es finb bie beiben gewaltigften, religiöfen Dichtungen ber vor» unb nacbchriftlichen 3 eit, mit ihren Gebanken Bimmel unb Erbe, bie gan3e Weite ber ficht»

baren Welt wie bie gebeimften Diefen bes (Denfchen»

her3en5 umfpannenb. (Dan bat unfer Buch in parallele geftellt 3U Goethes Sauft. Die verwanbten Be3iebungen finb unverkennbar. Dicht nur bafc ficb ber „P ro lo g “ bes Buches Biob mit Goethes Dachabmung besfelben im „Prolog im Bimmel“ äußerlich berührt, auch bie beiben Beiben finb von bem gleichen Wunfcbe befeelt, mit ihrer Erkenntnis über bie engen, ber (Denfcbbeit gedeckten Schranken binaus3ubringen. Aber wie ver»

fchieben ift babei boeb bie fluffaffung bes gan3en Pro»

blemes unb feine Cöfung! —

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E s ift nur natürlich, öafe ein Buch von bem Inter»

effe wie bas unfrige, viel gelefen unb von ber Schwie»

rigkeit bes Problems, wie bas föiobs, nicht feiten mife»

verftanben würbe. 3 ablreicbe Cefer ber Bucbrollen haben baber fcbon in ältefter 3 eit, balb mehr, balb weniger geiftvoll ihre ßebanken als Ranbbemerkungen ihrem Exemplar bes W erkes bin3ugefügt; unb, ba bie Bücher im Altertum nur burcb Abschriften verbreitet würben, finb biefe urfprünglichen Ranbbemerkungen bei erneutem Abfcbreiben vom Ranbe in ben fortlaufenben Text hinein»

geraten. D as Buch ßiob liegt uns barum keineswegs in ber ßeftalt vor, wie es ber Dichter gefcbaffen bat.

E s ift hier allerbings nicht ber Ort, bie Einfcbübe fämt»

lieh auf3U3äblen, burcb welche unfer Buch im Caufe ber 3eit bereichert worben ift; es foll besbalb auch an biefer Stelle unter ben wichtigeren nur ber bebeutenbfte nam»

baft gemacht werben, ber, welcher feinerfeits, aus einem CDlfeverftänbnis erwaebfen, bem Cefer bas richtige Ver»

ftänbnis bes ßan3en unmöglich macht. D as finb bie in Rap. 32 — 37 enthaltenen Reben bes Elibu.

Wenn man auch nicht mit jener, aufs neue bem Grabe entftiegenen rabies theologorum bie wenigen Gelehrten, welche bie genannten Rapitel beute noch für eebt halten, als „gan3 unfähig“ be3eicbnen wirb „bie eigenartige Dichtung von ßiob 3U verfteben“ , fo bürfte es boeb angemeffen fein, auf bie 30hl»

reichen unb gewichtigen Argumente gegen bie Echtheit bin3u»

weifen.

3unäcbft mufe b as plöfelicbe, gän3licb unvermittelte Auf»

treten Elibus überrafeben. Weber im fogenannten Prolog noch im Epilog wirb feiner mit einer Silbe gebaebt. Sobann brängen ficb feine Reben ftörenb ein 3wifcben bas Enbe von Rap. 31, wo ßiob Gott 3um Recbtsftreit berausforbert, 'unb ben Anfang von Rap. 38, wo Gott, biefer Aufforberung folgenb, bem ßiob unb feinen brei Sreunben erfebeint. Die febwerften Bebenken aber erweckt enblicb ber Inhalt feiner Reben felbft.

3ur Verteibigung ber Echtheit fagt man, Elibu be3eichne b a s Ceiben als ein Cäuterungsmittel, bas Gott bem Srommen fenbet. Darum beifee es im Rap. 36 v. 8—11 ungefähr fo:

„Wenn Gott ben Gerechten in Ceibensfeffeln fcblägt, fo will er

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ihm baöurcb feinen Cugenöfto^ vorrücken unb ibn auf biefe Weife mahnen, ab3uftebn von feinem Bocbmut Unterwirft er ficb aisbann, fo enbet er feine ta g e im Glück, fonft gebt er in Verblenbung 3ugrunbe“. ßiob folle burcb feine Ceiben geläutert, befreit werben von ber in ihm „fcblummernben Sünbe pbarifäi»

fcber Selbftgerecbtigkeit“. D as fei ber göttliche 3weck feines Ceibensgefcbickes, barin liege bie Cöfung bes gan3en pro»

blems.

Allein bem ßiob wirb biefe „fcblummernbe Sünbe“ ber Selbftgerecbtigkeit im ftrikten Wiberjprucb mit bem Prolog, ber ibn wie ¡wir nccb feben werben, als (Dann von ;unfträf»

liebem Wanbel binftellt, von ben Verteibigern ber Glibureben einfach angebiebtet. Unb weiter wirb ber nicht in bogmatifebem Denken befangene Cefer mit Recht verwunbert fragen: Warum benn jene Sünbe, falls fie wirklich in ßiobs Seele „Jcblummerte“ , erft wecken burcb b as Ceiben? warum alfo bas Ceiben über»

baupt? — Unb bann, warum ein Ceiben von fo erbrückenber Schwere? — Ift es nicht ein bimmelfcbreienbes (Rifjverbältnis, b as 3wifcben biefem angeblichen Cäuterungsmittel unb ber vermeintlichen „fcblummernben“ Sünbe beftebt? — Unb enblicb welche Crklärung bat Slibu für bie Tatfacbe von bem Glück bes wirklichen Sünbers, bie ßiob minbeftens ebenfo peinigt wie fein eigenes Unglück? — ßier verfagt bie Weisheit bes jugenblicben Rebners vollftänbig."

Dach allebem ift es unftreitig: man tut unferem Dichter einen fcblecbten Dienft, wenn man bie ¿libu»

reben als fein ßeiftesprobukt anfeben unb gar barin ben Scblüffel finben will für feine ergreifenbe Dar»

ftellung eines - bes febwerften - Rätfels unferes Cebens. Unb fo gelten benn auch bie genannten Rapitel faft allgemein als eine fpätere 3utat, ein un=

echter Beftanbteil unferes Buches.

neu3eitlicbes (Difeverftänbnis bat 3war nicht mehr burcb 3 ufä^e 3um Text verhängnisvoll werben können, aber es bat boeb manche Teile ber Dichtung in eine verkehrte Beleuchtung gerückt unb bementfprecbenb verkehrt beurteilt. Der Dichter bat nämlich ben Seelen»

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hampf feines Reiben burcb einen alten £r3äblungsftoff eingerabmt, unb manche Gelehrte achten bei ber Aus»

legung mehr auf biefen Rahmen, als auf ben Seelen»

hampf felbft. Den Rahmen bilbet ber fogenannte Prolog Rap. 1 v. 1 - 2 v. 13 unb Epilog Rap. 42 v. 7 - 17.

Bekanntlich beftebt unfere Dichtung aus brei teilen : bem Prolog, bem Dialog 3wifcben Biob unb feinen Sreunben, an ben ficb bie Reben Gottes an»

fcbliefeen, unb bem Epilog. Prolog unb Epilog geboren 3ufammen. S ie er3äblen in Profa, wie folgt:

E s war einmal ein (Dann im fernen Offen, namens Biob. Diefer (Dann war fromm unb gottesfürcbtig unb bem Böfen abbolb. Er batte fieben Söhne unb brei Eöcbter unb war über bie (Dafeen reich an Vieb unb Sklaven. Unb feine Söhne pflegten jebesmal im Raufe beffen, ber von ihnen an ber Reibe war, ein Seftmabl 3U halten, mitfamt ihren Scbweftern. Unb wenn bie Reibe um war, verfammelte ber Vater feine Rinber bei ficb unb brachte unter heiligen 3eremonien ein Branb»

opfer bar. Denn er bacbte: vielleicht haben meine Söhne gefünbigt unb ficb in ihrem Ber3en von Gott losgefagt. S o tat Biob all3eit.

Dun gefcbab es einmal, bafe ficb bie Engel broben im Bimmel bei ]abve verfammelten, unb mit ihnen harn auch ber Satan. Da fragte }abve ben S atan :

„ßaft bu wohl acht gehabt auf meinen Rnecbt ß io b ? -

£ s gibt nicht feinesgleicben auf Erben, einen (Dann, fo fromm unb gottesfürcbtig unb bem Böfen abbolb.“ -

Der Satan aber erwiberte: „Ihm bat bie Srömmigheit ja auch etwas eingebracbt; bu baft ihn wahrlich reich belohnt. Aber nimm ihm einmal, w as er bat, unb mit feinem Srommfein ifts a u s!“ — Darauf fpracbjabve 3um S atan : „nimm ihm alles, nur fcbone ihn felbft.“ Unb ber Satan ging hinweg von ]ab ves Angeficbt.

A ls nun eines E a g e s bie Söhne unb Eöcbter Biobs wieber fcbmauften im Baufe bes Älteften, harn ein Bote 3U Biob gelaufen unb fpracb: „bie S ab äe r haben alle Rinber unb Efeiinnen geraubt unb bie Rnecbte erfcblagen; ich allein bin entronnen, um birs 3U melben.“ Unb ba er noch rebete, harn ein

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anderer: „Gin feuer vom Bimmel bat die Scbafberden gefreffen und die Birten 3ugleicb; icb allein bin ent»

rönnen, um dirs 3U melden.“ Und da er nocb redete, harn ein dritter: „Die Cbaldäer haben die Ramele ge»

raubt, und die ßnecbte find tot; icb allein bin entronnen, um dirs 3U melden.“ Und da er nocb redete, kam ein vierter: „Bin Wüjtenfturm bat das Baus deines fllteften niedergeriffen, und deine Binder find dabei um»

gekommen; icb allein bin entronnen, um dirs 3U melden.“ Da fiel Biob auf fein flngeficbt und fpracb:

„Der Berr bats gegeben, der Berr bats genommen;

des Berrn Dame fei gelobt.“ Aber er fagte ficb in feinem ß e^ en nicht von Gott los.

Und wieder verfammelten ficb die Cngel im Bimmel vor Jabve, und mit ihnen kam auch der Satan. Und wieder fragte Jahve den S atan : „Baft du wohl acht gehabt auf meinen ßnecbt Biob? - € r bleibt mir treu, obwohl du mich veranlagt baft, ihn ohne Urfadoe 3U verderben.“ Da entgegnete der S atan : „Der GDenfcb gibt alles bin für fein Ceben. Rühr ihm aber nur f leifcb und Bein an, er fagt ficb gewife von dir los.“ Darauf fpracb Jahve 3um S atan : „leb gebe ihn in deine Gewalt. Hur febone fein Ceben.“ Da ging der Satan hinweg von Ja b v e s flngeficbt und fcblug Biob mit böfen Gefcbwüren vom Scheitel bis 3ur Sohle.

Wie er nun in der flfebe fafe und ficb mit einer Scherbe kraute, fpracb fein Weib 3U ihm: „W03U nocb länger fromm fein? — S a g dich los von Gott und ftirb.“ Biob erwiderte: „Du Dörin, follen wir etwa von Gott nur das Gute annebmen und nicht auch das Böfe? - Und Biob fündigte nicht mit feinen Cippen.

A ls feine drei fre u n d e G lip b a s , B ild a d und 3o p b a r von feinem Unglück vern ah m en , kam en fie herbei, ihm ihr B eileid 3U fag en und ihn 3U tröften.

B e i feinem Anblick a b e r w einten fie laut, festen ficb mit 3erriffenen G ew än d ern 3U ihm in die fliehe und fpracben kein W ort fieben D ag e und fieben Dächte.

Alsdann folgen lange Gefpräcbe 3wifcben Biob und feinen freunden.

(12)

Darauf bebt ber Epilog an 3U berichten, wie Jabve bie Sreunbe wegen ibrer unaufrichtigen Reben getabelt unb ihnen nur um ßiobs willen verleb en habe; wie er aber biefem hoppelt 3urücbgegeben, w as er befeffen:

vie^ebntaufenb Schafe unb fecbstaufenb Kamele unb taufenb Joch Rinber unb taufenb Efelinnen; ba3u fieben Söhne unb brei Cöcbter. Die brei waren bie fcbönften (Bäbcben im gan3en Canbe unb biefcen Däubcben unb 3 immetbuft unb Scbminhbücbscben. ßiob felbft aber lebte banacb noch bunbert unb vier3ig Jahre. Dann ftarb er alt unb lebensfatt.

Wir finb mit biefer S tä h lu n g in einer (Bärchen»

weit, bie ficb von bem ßauptteil bes Buches nach Sorm unb Inhalt wefentlicb unterfcbeibet. Dun wiffen wir aus bem Buche bes Propheten £3ecbiel Rap. 14 v. 14 unb 20 von einem (Banne, ber berühmt war burcb feine Srömmigbeit, ßiob mit Barnen, unb ben ber Prophet 3ufammen mit B oab unb Daniel erwähnt.

E s liegt nahe, aus biefer Stelle auf eine alte Über»

lieferung von einem frommen ßiob 3U fcbliefjen. Diefe Überlieferung (ob in münblicber ober fcbriftlicber Sorm, bleibe babingefteilt) wirb unfer Dichter gebannt unb benu^t haben. Wieviel er biefer Drabition entnahm, ift bäum noch 3U fagen, aber auch für unferen 3wecb gleihgültig. Jebesfalls verwertete er biefelbe als Rahmen für fein Werb.

Unb w as ben Prolog betrifft, fo erbennt man ja beffen 3 wecb beutlicb. ßiob foll uns als ein (Bann von 3weifellofer Srömmigbeit vorgeftellt werben. Gott felbft erteilt ihm biefes 3 eugnis. Unb biefer (Bann von böcbfter Srömmigbeit wirb von fcbwerftem Unglücb betroffen. Damit ift ber Rnoten gefcbür3t. Der Prolog ift, wie man fiebt, organifcb mit bem folgenben ßaupt»

teil verbnüpft, auch wenn in biefem niemals auf ihn Be3ug genommen wirb, unb jener überhaupt für bie Cöfung bes Problems weiter beine Bebeutung bat.

Weit fhwieriger ift es, über ben Epilog ein be=

friebigenbes Urteil 3U gewinnen. Hiebt nur, bafc in ihm von ber Rranbbeit ßiobs garniht mehr bie Rebe ift; auch er trägt 3ur Cöfung bes Problems nichts bei.

(13)

Ja , fcblimmer als bas. Daburcb, h afj jer er3äblt, wie Biob in fein altes Glück wieber eingefetjt wirb, tritt er 311 bem Bauptteil bes Gebicbtes, ber, wie wir [eben werben, gan3 wo anbers binauswill, empfinblicb in Wiberfprucb. CDan barf bock unferem feinfühligen Dichter um biefes Epiloges willen nicht ben Gebanken unter*

fcbieben, a ls habe er ben äußeren Scbabenerfak; als eine Vergütung für bie erlittenen Seelenqualen bin»

[teilen wollen. Ruch ift bei ihm fcbwerlicb an3unebmen, bafe er hier ber fogenannten „poetifcben Gerechtigkeit“

3U entfprecben beabficbtigt habe. „Diefe breite Bettel*

fuppe bat 3w ar ein grofc Publikum, aber nicht unter ben großen Dichtern.“ Unfer Verfaffer beburfte eines Rbfcbluffes für fein W erk; ben [oll eben ber Epilog bilben, beffen Inhalt burcb bie bekannte unb feftftebenbe Überlieferung von Biob gegeben war.

Der Bauptteil bes W erkes enthält bie Reben Biobs unb [einer Sreunbe, unb im Rnfcblufo baran bie Reben Gottes; [amtlich vom Dichter, ber etwa im fünften Jabrbunbert v. Cbr. gelebt bat, frei erfunben.

CDan bat von biefem Bauptteil gejag t, [eine Cänge [cbobe bem Einbruch. Unb es ift unleugbar:

bie enblofen Wieberbolungen ermüben manchen mo*

bernen Cefer. Rber unleugbar ift anberfeits bocb aucb ber Reichtum ber Bilber unb ber Schwung ber Sprache, ber uns über bie Cänge bes Gan3en hinweg*

3utäu[cben vermag. J a man mufe anerkennen, bafj bie fchöpferifcbe Braft bes Dichters gegen Enbe ber Reben Biobs unb feiner Sreunbe keineswegs nacbläfct, fonbern im Gegenteil in ben nun folgenben Gottesreben ficb auf ihrem Böbepunkte 3eigt.

Die Dichtung verfemt uns fernab von Jerufalem in ben Bauran, jene grofje, fruchtbare Bochebene im nörblicben Oftjorbanlanb, bie nach D am askus bin von bem überatl ficbtbaren [cbneebebeckten Bermon gekrönt wirb. Biob ift ein angefebener Großbauer im Bauran.

Sein 3 elt, inmitten feiner ausgebebnten Vieb* unb

(14)

Ackerwirtfchaft, fteht in ber Habe einer Stabt, beren Säufer unb (Dauern von fcbwar3em Bajalt an einem Berg=

abbang fido h ^ ie h e n . In ber Stabt ift er wohl«

bekannt; wenn er, in {eine flbaje gehüllt, ben Durban auf bem Baupte, ben (Darktplak betrat, verkrochen {ich fcbeu bie jungen. Die Alten erhoben {ich unb unterbrachen ihr Sefpräcb. Jetjt fi^t er von tätlicher Krankheit beimgefucbt, von körperlichen unb feelifcben Scbmer3en gepeinigt bort, wo man in ber Habe feines 3 eltes bie Afcbe bin3ufchütten pflegt, unb um ihn {eine brei Sreunbe. Der greife Elipbas ift eine milbe Perfönlichkeit, aber hoch befangen in ben religiöfen Vorurteilen feiner 3 eit unb bei feinem Alter natürlich un=

fähig, ficb von ihnen los3umacben. Doch ftarrer hält an biefen Vorurteilen feft ber jüngere Bilbab, ein

„eitler Schönrebner“; nicht mehr eigene Erfahrungen, fonbern bie Überlieferungen ber Väter finb für ihn b as (Dafogebenbe. Der britte unb jüngfte, 3 ophar, ein bi^iger Polterer, bekämpft bie Seelennöte bes Unglück=

liehen mit ßemeinplä^en.

Sieben Dage unb {¡eben Dächte batten bie Sreunbe febweigenb bei Biob gefeffen. Ihr Schweigen peinigt ihn.

Er errät wohl ihre Gebanken: febweres Unglück, barum fchwere Sünbe. 3 u feinem unbegreiflichen Gefchick tritt jetjt noch bas mitleiblofe Vorurteil fogar feiner Sreunbe.

Seine Seeienqualen überfteigen faft bie körperlichen Scbmer3en. E s ift begreiflich, bafc er in Angft unb Pein ben Dag feiner Geburt verwünfeht.

Verflucht ber Dag, ba ich geboren warb, Die Flacht, ba es biefc: Siebe, ein Knäblein!

Weil fie mir nicht verfcbloft bes Gebens Pforte, Den Jammer nicht vor meinem Auge b arg1).

Ein „W arum “ nach bem anbern quält ihn:

Warum ftarb ich nicht, „vom (Dutterleib hinw eg?“

A ls Überfekungen finb benu^t unb 3U empfehlen, bie von Baetbgen in E. kaukfcb, bie heilige Schrift bes Alten Ceftaments, auch feparat 1,896; bie von Reufc, Braunfcbweig 1888, bie von Bickel!, Wien 1894, bie von Duhm Tübingen 1903.

(15)

„Dann lag icb öocb unb ruhte, leb fcbllef unb hätte Srieben“ .

Warum febenkt 6ott überhaupt „bem (Düben Cicht unb Ceben ben Betrübten?“

(Dit Sebnfucbt benkt er an bie Rübe bes Grabes, leb wollt’ es wäre Scblafens3eit unb alles war’ vorbei.

Elipbas ergreift als ber ältefte 3uerft b as Wort, mit ber (Dabnung, nicht unmutig 3U werben. Gleich in biefer feiner erften Rebe kommt ber Gegenfaki 3wif<hen ßiobs Stanbpunht unb bem ber Sreunbe klar unb f<harf 3um Ausbruch. Elipbas fragt:

Gibt beine Srömmigkeit bir keine ßoffnung, Dicht 3uverficbt bir beine Reblicbkeit?

Bebenke boeb, wo wäre ber Unfcbulbige, W o ber Gerechte je 3ugrunb gegangen?

Dem frommen mufe es gut gehn, nur ber Böfe geht 3U Grunbe. Unb biefes bogmatifebe Vorurteil gilt ihm als eine Erfabrungstatfacbe, an ber nicht 3U rütteln ift. Ihm bat einft eine nächtliche Offenbarung gejagt, bafc kein (Denfcb vor Gott gerecht fei:

Wer kann vor Gott gerecht fein, W er rein vor feinem Schöpfer?

Unb nun kommt bie Erklärung für b as Unglück bes frommen, wie fie von feinem Stanbpunkt allein möglich ift: es ift eine göttliche 3 ücbtigung, bie bem (Denfcben 3ur Befferung bienen will,

Beil bem (Denfcben, ben Gott 3Ücbtigt, Verfcbmäbe nicht bes Allmächtigen 3ucbt!

Der verwunbet unb verbinbet,

Der ba feblägt unb beffen Bänbe heilen.

Darum ber Rat, ficb willig 3U unterwerfen:

Drum würbe Gott icb fueben, (Dein Ceib ihm anbefehlen, ' Der Großes tut, unfaßbar,

Unb Wunber, bie w o h lig , Der Diebrige emporbebt, 3um Beil erhöbt aus Drauer.

13

(16)

Be3eicbnenö ift 3um Schluß bas Unfeblbarkeitsbewufjtfein biefes Dogmatismus:

Sieb, bas haben wir erforfcbt. S o ift e s ! Bors an unb m erk b ir s w o b l!

Diefe Ceute finb unfähig, bie Rätfel bes Dafeins auch nur als folcbe 3U begreifen.

ßiob aber bat bie richtige €mpfinbung, bafj €li=

pbas’ Worte, bie an unb für ficb recht erbaulich fein mögen, feinem furchtbaren ßefcbick gegenüber bebeu»

tungslos finb. £ r bittet, ihm nicht Unmut vor3uwerfen, fonbern einmal feinen „Unmut“ ab3uwägen gegen fein Unglück, bas „fcbwerer als ber San b am CDeer“. Ihm ift es unmöglich, ficb in fein ßefcbick 3U finben ober gar burcb bie billige Art von Uroft, bie ihm Glipbas fpenbet, ficb aufricbten 3U taffen. Cr hat nur einen Wunfcb:

Sterben.

O baft mein Wunfcb ficb Öocb erfüllte, Unb meine Bitte Gott gewähren möchte, Gefiel es ihm, mich 3U 3ermalmen, Den Cebensfaben 3U burcbfcbneiben mir.

Denn felbft bie Sreunbe finb ihm gegenüber ohne Ver=

ftänbnis unb ohne (Ditleib, beffen er fo bringenb b eb arf:

Dem Ceibenben gebührt bes Sreunbes (Ditleib, Unb bätt’ er felbft ber Gottesfurcht vergeffen.

Dacbbrücklicb bittet er fie:

Belehret mich, fo will ich fcbweigen, 3eigt mir, worin ich unrecht habe.

Cinbringlicb finb ber Wahrheit Worte, Doch w as nütjt euer Dabein?

€ r kann fein Unrecht nicht einfehen. € s ift nach feiner Erfahrung eine unbeftreitbare Datfache, bes (Den»

fcben Dafein gleicht hartem Dagelöhnerbienft; ihm aber ift ein befonbers fchlimmes Cos 3ugefallen. Wenn er fich am flbenb niebergelegt, in ber ßoffnung: „mein Bett wirb meinen Jammer tragen helfen“, bann kommen Angftträume unb Vifionen unb verfcheuchen ihm ben Schlaf. £nblos behnt fich bie Dacht bem Rranken. Unb wenn ber (Borgen graut, ift er überfatt bes ficb bin»

unb berwäl3ens.

(17)

Cr wendet ficb an Gott mit neuem Warum:

Unb bab’ icb auch gefünbigt, w a s bab’ icb Denn bir, bu (Denfhenbüter, nur getan?

Warum mufe a ls 3ielfcbeibe icb bir bienen?

Cr vermag Gottes unbarmber3ige Willkür nicht 3U begreifen.

Warum vergibft bu meine Scbulb nicbt Unb ver3eibft mir meine Sünbe?

Wenn er wirklich gefünbigt bat, fo ift es aus Schwach*

beit unb ohne flbficbt gefcbeben - warum aber bann biefer mafclofe 3 orn? —

Balb liege icb im Staube,

Dann fucbft bu micb — icb bin nicbt mehr.

Gott war bocb einmal fein Sreunb. Biob bann - unb bas ift ein 3 eicben feiner tiefen Religiofität - ben Ge­

danken nicbt aufgeben, bafe Gott bocb wieder eine freundliche Cmpfinbung für ibn begen möchte, nur w ärs bann 3U fpät: bu fucbft mich wohl, doch ich bin nicht mehr.

Hunmebr nimmt Bilbab bas Wort. Cr ärgert ficb über ben Seelenkampf Biobs, unb beffen immer neue Warum erfcbeinen ibm recht unpaffenb. Cr fragt deshalb:

Beugt etwa Bott bas Recht?

Ifts ber Allmächtige, ber unrecht tut?

Cr verweift ihn auf b as Scbickfal feiner Binder. Wenn Gott fie preisgab, fo gefcbab es gewifj nur um ber Sünbe willen.

Doch wenbeft bu an ibn bicb Bilfe fucbenb Unb flebeft bes flllmäcbt’gen Bnabe an, Dann, wenn bu wirklich rein unb reblicb bift, Wirb er gewifr 3U beinern Scbuk erwachen.

Bilbab beruft ficb auf die Crfabrungen ber Väter, unb cbarakteriftifcberweife betreffen biefe bas Gefcbick bes Böfen:

Seine 3uverficbt ift wie Sommerfäben, Sein Vertrauen wie Spinnengewebe.

Vorläufig wirb dem Biob nur erft verblümt angebeutet bajj er ein Sünder fei.

(18)

ßiob erwidert farkaftifcb: Gewife, Gott ijt all=

mächtig und bleibt allemal dem (Penfcben gegenüber im Recht.

Jawohl, ich weife es, dafe dem alfo ift.

Wie könnte einer recht vor ßott behalten?

Geruhte er, mit ihm 3U ftreiten,

Gr könnt’ auf taufend ihm nicht eins antworten.

Sieh, unverfebens ftür3t er ficb auf mich.

Gr tritt daher, eh’ ich es merke.

Gr fafet mich an — wer mag ihm wehren?

Wer 3U ihm fprecben: w as beginnft du?

Sein Sarkasm us fteigt bis 3um äufeerjten:

!|a, rief icb aucb, und er antwortete, cb glaube nicht, dafe er fein Ohr mir liehe.

Vielmehr im Sturmwind dräng’ er auf mich ein, Würd’ ohne Urfacb’ meine Wunden mehren.

Cr liefee nimmer mich 3U fitem kommen, Und fättigte mich mit bitterem Web.

Gilts kraft und fDacbt, fo fpricbt er: „Sieb, da bin icb.“

Gitts Recht — „wer w agts mich vor3ufordern?“

Und bätt’ icb Recht, mein eigner CDund verdammte mich.

W ar fcbuldlos icb — er würd’ mich 3um Betrüger machen.

U n fcb u ld ig bin icb - galt es auch mein Geben — Ich bange nicht an diefem Däfern.

6 s ift mir eins, drum fprecb’ icbs aus:

Gr bringt den frommen wie den frevler um.

Wenn feine Geifeel tötet jähen Schlags, S o fpottet er des Sterbens der Gerechten.

D as Cand ift in der frevler Band gegeben, Die Rügen feiner ßerrfcber hält er 3U:

Wenn er nicht — wer denn fonft?

Dann verfinkt er in völlige \7er3weiflung:

Ich, ich fo ll fch uld ig fein.

W03U müb’ ich mich denn vergeblich a b ? Wenn icb mich auch mit Schnee abwüfcbe Und reinigte mit Cauge meine Bände, Du würdeft in den pfubl mich tauchen, Dafe meinem kleide vor mir ekelte.

Ift er doch kein (Denfcb wie ich, dem icb Antwort geben, CT)it dem icb vor den Richter könnte treten.

6 s ftebt kein Scbiedsmann 3wifcben uns, Der über beide feine Band ausftreckte.

CDan bat mit Recht gefagt, bafe biefe Worte an folcbe moberner pejfimijten erinnern; aber auch mit Recht barauf bingewiefen, bafe ein wefentlicber Unterjcbieb be=

16

(19)

ftebt 3\vifcben jenen unb unjerm ßiob. Denn aus ihm rebet eine brünftig nach Gott verlangenbe Seele. € s mufe hier betont werben, bafe föiobs Gottesglaube nicht einen Augenblick ins Wanken kommt. Dur möchte er biefes Gottes Walten begreifen können, unb 3w ar in erfter Cinie inbesug auf [ein eigenes bunkles Gejcbick.

Sein gutes Gewijfen lebnt es ab, bie Urjacbe feines Unglücks in ficb felbft, — in feiner Sünbe, wie bie Sreunbe wollen — 3U finben. Aber wo foll er bie Ur=

fache bann fuchen?

Darum fragt er aufs neue:

leb fpreebe 3U Gott: Verbamm’ mich nicht.

Cafe mich erfahren, w a s bu an mir tabelft?

Unb nun folgen eine Reibe von Betrachtungen, welche 3eigen, wie ratlos er Gott unb feinem Gefcbicke gegen*

über ftebt. Cr f ragt:

Bringt birs Gewinn, wenn bu Bebrückung übft?

Ober:

Raft bu nur ba3u künftlicb mich gebilbet, Dafe bu nachher mich verberben wollteft?

Darauf ber alte Wunfcb:

Acb, w ar’ ich nie gewefen!

unb bie Bitte:

O lafe boeb ab von mir, Dafe ich aufatmen möge,

Bevor ich febeibe, ohne Wieberkebr,

Ins Canb bes Dunkels unb bes Dobesfcbattens.

3 opbar will biefe Betrachtungen Biobs über Gottes Wefen I unb Walten kur3er Banb abfehneiben. Gr fei unerforfcblicb:

Rannft Gottes Wefen bu ergrünben?

tlnb bes Allmächtigen Vollkommenheit erfaffen?j Die bimmelbobe — w a s vermagft benn bu?

Die grunblos tiefe — wie weit reicht benn bein Verftanb ? Über ber Erbe Gren3en gebt ibr (Dafe,

Über bes Weltmeers Breiten weit hinaus.

C ö b r, ein Rampf um Gott.

(20)

Gott aber kenne feinerjeits bie Bojen Jebr genau unb wiffe fie 3U bänbigen: € r - 3 opbar 3itiert„ein Sprichwort -

Bringt 3U Verjtanb ben löoblkopf, Schafft £fel um 3U CDenfcben.

Darum

Caß Böfes nicbt in beinern 3elte wohnen, Dann magft bu aufjcbau’n frei unb fleckenlos, Stebft feifenfeft unb braucbft bicb nicht 3U fürchten.

]ebocb ber frevler Auge fcbmacbtet hin, Unb jebe 3uflucbt ¡ft für Jie verfcblofjen,

Unb ihre ßoffnung ift — bie Seele aus3ubaucben.

D as leßte Wort enthält eine boshafte flnjpielung auf bes gequälten ßiob Verlangen nach bem Dobe.

(Dit berechtigtem Selbjtbewußtjein entgegnet er ibm barauf:

Wahrlich, ihr feib kluge Ceute.

Doch w a s ihr wißt, bas weiß ich auch.

Unb nun fpricbt er Jeine Cebenserfabrungen a u s : alles, alles läßt Gott untergebn.

W o er 3erjtört, wirb nicht gebaut,

Wo er einfcbließt, wirb nicht mehr aufgetan.

£ r führt Ratsherrn barfuß fort, Unb Richter machet er 3U Dören Cößt Rönigen bas Diabem

Unb Jchlingt bie feffel ihnen um bie Cenben.

Rationen macht er groß unb tilgt Jie wieber, Breitet Jie aus unb jagt fie bann von hinnen.

Dann wenbet er Jicb vorwurfsvoll an bie Sreunbe:

Wollt ihr Gott 3U Ciebe unrecht reben, Ibm 3U ehren trügerifcbe W orte?

Wenn Jie bocb gefcbwiegen hätten, Jo könnte man ihnen b as als Weisheit auslegen. Statt befjen Juchen Jie ihn mit unwahren Dogmen ab3ufpeifen. Die flufklä*

rung, bie er bei (Denfcben, unb noch ba3u bei feinen Sreunben, nicht gefunben, will er jeßt von Gott Jelbft einforbern.

Caßt mich! — Ich will mit ibm felber reben, (Dag über mich ergeben, w as ba will.

Cr mag mich töten! — Doch ich balts nicht aus:

Dur meinen Wanbel will ich ibm noch bartun.

Schon bas ift mir 3um Beile,

' Daß vor jein Angeficbt kein ßeuchler tritt.

(21)

Hiebt refignieren, noch weniger ficb demütigen wegen einer Schuld, von der er nichts weife; fondern mutig hintreten und fich vor ihm rechtfertigen, das i}t jefet {ein Wunfcb. Und in diefem Wunfcbe unterftüfet ihn die ßoffnung, die er trofe allem nicht auf3ugeben vermag, die ßoffnung auf die Gerechtigkeit Gottes.

Dur 3weierlei erbittet er noch: Gott möge ihm feine Ceiden abnebmen, die ihn am Reden hindern, und die Angft, die feine Gedanken hemmt.

Dann rufe du, und ich will Rede ftebn, Oder mich lafe fprecben, du antworte mir.

Gott bleibt ftumm. Und ßiob fragt:

Wieviel find meine Sünden und Vergehn?

(Dein freveln und mein Sünd’gen lafe mich wiffenl Gott bleibt ftumm. ßiob erneut fein fra g e n :

Warum verbirgft du denn dein Antlife mir, Und acbteft mich als deinen feind?

Auch jet3t ohne Antwort verfällt er traurig in eine Be=

tracbtung über die Vergänglichkeit des menfcblicben Da»

{eins.

Wie eine Blume fprofet er auf und welkt dabin, flieht wie der Schatten und bat nicht Beftand.

Gin Unreiner unter Unreinen ift der CDenfcb. Und diefen Armen 3iebt Gott noch vor fein Gericht, anftatt ihm um feiner phyfifcben und moralifcben Schwachheit willen 3U vergeben. Gin Baum, der gefällt ift, treibt doch aus der \Vur3el wieder au s, aber mit dem (Denfcben ift es für immer vorbei:

€ s liegt der CDenfcb und ftebt nicht auf, B is der ßimmel vergebt, erwacht er nicht Und regt ficb nicht aus feinem Schlummer.

(Ähnlich fagt Goethe in der Gupbrofvne:

ficbten grünen fo fort, und felbft die entlaubten Gebüfcbe ßegen im Winter fcbon heimliche knospen am 3weig.

Alles entftebt und vergebt nach Gefefe. Doch über des (Denfcben Ceben, den köftlicben Schafe, berrfcbet ein fcbwankendes Cos.) Allein follte der CDenfcb wirklich fcblimmer daran fein, a ls alle übrige Rreatur? — ßiob kann es nicht faffen.

II 19

(22)

Aus beider Sebnfucbt nach Gott fteigt in feinem B e^en ber Wunfcb auf:

flcb, bafe bu mich im Cotenreicbe bärgeft, (Dieb hechtet borl, bis ficb bein 3orn gelegt.

€ine Srift mir fefrjteft unb b an n m ein g e b ä e b te ft!

Wenn einer ftirbt, o le b te er w ie b e r a u f!

Docb biefer Wunfcb führt ibn 3U einer fcbwinbelnben ßöbe empor, auf ber er ficb angefiebts feines Jamm ers nicht 3U halten vermag:

Die Steine böblt b as W affer aus, e s febwemmen feine fluten fort bas Canb, S o macbjt bes (Denfcben Boffnung bu 3unicbte!

Du vergew altigt ibn, er gebt babin, entftellft fein Ängeficbt unb fcbicfcft ibn fort!

Glipbas bat mit Grauen Biobs tro^iges Verlangen nach einer flusfpracbe mit Gott angebört. Gs febeint ihm eine Cäfterung:

Da3u verwirfft bu alle Gottesfurcht

Unb fagft bicb los von aller frommen Scbeu.

Gr bann ficb Biobs Bewufctfein ber Unfcbulb nur fo er*

klären, bafe biefer ficb liftigerweife a ls fdbulblos binftelle, eben weil er es nicht fei:]

Denn beine Scbulb macht beinen (Dunb gelehrig, Der ßeucbler Sprache ift bie beinige.

Denn vor Gott ift hein (Denfcb fcbulblos. Darauf Jcbilbert er in bunklen färben b as Scbickfal ber frevler, ihr geheimes Bangen, ihre allmähliche lim*

naefotung, ibr trauriges Cnbe. Worte bes Graftes bat er nicht mehr für ben Ceibenben, nur Scbrechbilber noch; es fehlt nur, bafe er ibm fogleicb ins flngeficbt fagt: Du bift ein frevler.

Dacbbem Biob in hur3en Worten feine Ieibigen Gröfter getabelt, weil fie ibm verftänbnislos gegenüber*

ftebn, beklagt er ficb aufs neue über fein trauriges Gefcbick. Gr fiebt wobl ein:

A ls Kläger tritt mein eigenes Siechtum auf, Ins flngeficbt hinein verklagt es mich.

(23)

Sein Ceiben legt in ben Augen ber Welt wiber ihn 3 eugnis ab, unb bocb fagt ibm fein Gewijfen:

Gott gibt mich Srevlern preis, Dem Böfen liefert er mich aus,

Unb bocb finb meine ßänbe ohne Scbulb, Unb mein Gebet ift rein.

€ r ift ber Spott ber Ceute; aber über folcber Crfabrung erftarkt nur biefes, fein gutes Gewiffen:

Der fromme hält an feinem Wege feft, Unb feine Unfcbulb fteigert feine Rraft.

A us ber Rraft biefes guten Gewiffens heraus fpricbt er bie benkwürbigen Worte:

Bebeck’, o Erbe, nicht mein Blut, (Dein Webruf finbe Keine Rubejtatt, Schon je^t ift bort mein 3euge in ber ßöb’, Gin Bürge bocb im ßimmel mir.

Weil meine Sreunbe meiner fpotten, bliebt (D ein A u g e tränenb nun 3U G o tt e m p o r, D a & er bes (Dannes Sache bocb verfechte Unb fü r mich e in ft e b ’ gegen meinesgleichen.

Die ODitleiblofigkeit ber Sreunbe treibt ihn von biefen fort 3U Gott bin.

Gott war fein Sreunb unb wirb es beftimmt wieber, inbem er vor ber Welt 3 eugnis oblegen wirb für ßiobs Unfcbulb. An irbifebes Glück unb Ceben benkt er nicht, feine Unfcbulb allein ift e s , worauf es ihm ankommt.

Hur mufe biefe ßilfe von oben balb kommen, weil bie 3 eit brängt.

Denn nur noch wen’ge Jabre, unb icb gebe Des W eges ohne Wieberbebr,

(Dein Ceben ift babin, erlofcben ift

Des Dages Hiebt; es wartet mein bie Gräberftätte.

ßilbab ift entrüftet über bie Verblenbung ßiobs unb febilbert ibm noeb einbringlicber als vorher Glipbas b as Cos bes Srevlers.

Im tiefften Scbmer3 über biefen erneuten Bew eis vorurteilsvoller ßärte beginnt ßiob 3U klagen:

Wie lange wollt ibr mich betrüben, (Dit euren Reben mich 3ermalmen, Schon 3ebnmal habt ibr mich gefebmäbt Unb mich mifebanbelt ohne Scbeu unb Scbam.

(24)

Dann fcbilbert er fein Cos; er ift von Gott vergewaltigt:

erkennt hoch, baß es Gott iß, ber mir unrecbt tut Unb mich mit feinem Heß umgarnt.

Von ben (Denfcben im Stieb geladen:

Die Brüber bat er mir entfrembet, Cs weichen von mir bie Vertrautesten, Die mir verwanbt, verlaßen mich, Unb bie Genoffen haben mein vergeben.

Alles ift für ihn babin. ln biefer furebtbarften Hot ruft er noeb einmal — ßum teßtenmal - bie Sreunbe an :

erbarmt, erbarmt euch mein, ihr Sreunbe, boeb!

Denn mich bat G o ttes Banb getroffen, Warum verfolgt ibr mich gleich ihm Unb hört nicht auf, mich 3U 3erfleifcben.

Aber an ihren fteinernen (Dienen errät er bie Antwort nur 3U beutlicb. Darum — unb hiermit kommt bie CntfcbeU bung — wirft er ficb jeßt völlig Gott in bie Arme: „leb weiß es, es lebt einer, ber an meinem Grabe für meine Unfcbulb eintreten wirb, Gott. Dach meinem Tobe werbe icb ihn febauen, icb werbe ibn febauen, ich allein“ ! Unb übermannt von bem Gebanhen an biefes böcbfte Glück, in ber Vorfreube über biefe Seligkeit ruft er au s: „D a s ßerß will mir 3erfpringen“.

S o bat ¡icb ßiob enbgültig 3U bem Gebanken burcb=

gerungen, Gott werbe ihm ¡eine alte Sreunbfcbaft be-

¡timmt wieber 3uwenben. Vor ben CDenfcben wirb Gott an feinem Grabe feine Unfcbulb auf irgenb eine Weife beutlicb machen, ihm aber wirb er nach bem Uobe für einen Augenblick fein Angeficbt 3uwenben, freunblicb blickenb, ein Gott ber Gnabe, nicht bes 3 ornes. Daburcb ift aisbann bem Dobe im Unglück, ben ßiob fterben muß, bie (Dacbt genommen unb bem guten Gewiffen einer frommen Seele 3um Siege verbolfen.

ßiobs Seelenkampf ift 3war entfebieben, aber bas Problem an ficb boeb noch nicht völlig gelöft. Darum feßt ficb ber Dialog fort. 3 opbar fcbließt ficb ber (T)ei=

nung feiner Genoffen an. Auch er fcbilbert bas traurige Cos bes Srevlers; vergänglich ift fein Glück:

(25)

Cin Craum verfliegt es fpurlos, Verfcbwinbet wie ein Hachtgeficbt.

Cs fcbwinbet feines ßaufes Glück, Am t a g bes 3ornes fortgerafft;

D as ift bes Böfen te il von Gott, bas Erbe, D as ber Allmächtige ihm jugejprocben.

ßiob feßt biefem Worte feine Grfabrung entgegen, baß ber Boje ficb oft eines ungewöhnlichen Glückes er»

freue:

Warum behalten frevler bocb bas Ceben Unb werben alt in ihrem Überfluffe?

Gleich ihnen felbft erhält ficb ihr Gefcblecbt, Unb unter ihren Augen blüht ihr Dacbwucbs.

In frieben ftebt ihr Baus unb ungefäbrbet.

Die Rute Gottes trifft fie nicht.

D as Dogma ber Sreunbe vom Unglück bes Srevlers ift ein ßobn auf bie Wirklichkeit.

Der eine ftirbt im Vollgenuß bes Glücks, In heitrer Rub’ unb forgenlos.

Gefüllt mit (Dilcb finb feine Rufen,

D as (Dark in feinen Rnocben ift noch frifcb.

Gin anbrer fährt in bittrem Unmut bin Unb bat im Ceben Gutes nie genoffen.

Selbanber liegen fie im Staub,

Unb beiben bienet bas Gewürm als Decke.

Srevel unb Glück, Srömmigkeit unb bittres Ceib, unb im Dobe beibe gleich, fo ijt bas Ceben! — Unb warum, warum? —

W as wirb Glipbas entgegnen? — Gr bleibt babei:

Unglück ift göttliche Strafe für menfchlicbe Sünbe.

Straft Gott bicb etwa wegen beiner frömmigkeit, Unb 3iebt bicb besbalb vor Gericht?

Soiite ßiob nicht hoch gefünbigt haben, vielleicht baß Du pfänbeteft um geringes beine Brüber

Unb raubteft bem Entblößten b as Gewanb?

Du boteft keinen Drunk bem Cecb3enben, Dem hungrigen verfagteft bu b as Brot,

Die Witwen ließeft bu mit leeren ßänben 3iebn, Der Waife raubteft ihre Stüßen bu?

Darum bemütige bicb:

3u ihm bicb wenbenb, häuft bu neu bein B a u s;

Entfern' aus beinern 3e!te jebes Unrecht.

(26)

Biobs Antwort auf biefe Rebe bes £lipbas ¡ft leiber größtenteils verloren gegangen, baburcb baß fpäter anberes, wobl abficbtlicb, an feine Stelle gefeßt ijt. Vermutlich bat er jeßt, entfprecbenb feiner trüberen Scbilberung bes Glückes ber Srevler, bas Unglück ber Srommen bargelegt, unb ¡ft babei natürlich von feinem eignen Gefcbick ausgegangen. Von bem verftänbnis»

lofen Clipbas ficb abwenbenb richtet er feine Worte an Gott:

O baß ich ihn 3U finben wüßte,

Vorbringen könnte bis 3U feinem Ricbterftubl, Darlegen würb’ icb meine Sach e ibm, Unb füllen mit Beweifen meinen CDunb.

Icb wüßte gern, w as er mir 3U erwibern, Verftünbe, w as er mir 3U fagen hätte.

Würb’ er in feiner Allmacht mit mir rechten?

O nein, nur achten würbe er auf mich.

Denn ein Unfcbulbiger w ärs, ber mit ibm rebet, Unb frei entließe mich mein Richter bann.

Denn meinen Wanbel kennt er ja,

Unb prüft er mich, icb wäre rein wie Golb.

An feinen Schritten bat mein Suß gehangen, Von feinen pfaben bin icb nicht gewichen, Von feiner tippen Vorfcbrift ließ icb nicht;

Sein Wort galt mehr mir als mein eigner Wille.

Doch wenn er gegen jemanb ift, wer binberts?

W as er ficb vornimmt, führt er auch hinaus. , Drum wenb’ icb fcbeu unb 3itternb mich von ibm, Wenn ichs bebenk’, ergreift mich bange Surcbt.

Biob weiß, baß Gott ihn peinigt; aber warum, bas weiß er nicht. Die Pein erträgt er, aber baß er ben Sinn bes göttlichen W altens nicht verftebt, bas erträgt er nicht; b as erfüllt ihn mit Angft unb Schrecken.

Bilbab nimmt einen früheren Gebanken bes £lk pb as auf: kein (Denfcb ift vor Gott rein.

Sieb, felbft ber (Donb, er glän3et nicht genug, Die Sterne finb nicht rein in feinen Augen.

Gefchweige benn ber CDenfcb, bie CDabe, Unb ber Sterbliche, ber Wurm.

Demgegenüber bleibt Biob bei feinem Recht:

(27)

Bei Gott, ber mir mein Recbt ent3og, Bei bem Rllmäcbtigen, ber mich betrübt, S o lang mein Cebensobem noch in mir, tlnb Gottes Baucb in meiner Bruft,

S o ll Unrecht nicht von meinen Cippen kommen, Unb meine 3unge keine Cüge reben.

Sern feis von mir, euch Recht 311 geben Unb bis 311m to b behaupt’ ich meine Unfcbulb.

leb halt’ an meiner tugenb feft unb lafj’ fie nicht.

Unb mein Gewiffen fcbilt mir keinen meiner Lage.

eine britte Rebe 3o p b ars folgt nicht mehr; es ift nicht unwabrfcbeinlicb, bafe ihre trümmer in bem lebten t e il bes 27. Kapitels 3U fueben finb.

Hunmebr beginnt im Kapitel 28 ber grofce Schluß monolog Biobs unb erftrecht ¡ich bis Kapitel 31.

Biob febilbert 3unäcbft fein einziges Glück:

Reh, w ar’ ich noch wie in ber alten 3eit, Da Gott in feine ßut mich nahm, Da feine Ceucbte über mir erglühte, In feiner Klarheit ich burebs Dunkel ging.

Aber jef3t bient er ben (Denfcben 3um Gerebe.

Unb ¡etjt, ein Spottlieb bin icb ihnen worben, Gin Gegenftanb für böbnifebes Gerebe.

Wie eine Wolke ift fein Glück entfebwunben':

leb fchreie 3U bir, unb bu börft mich nicht;

leb ftebe ba, unb bu, bu febauft mich an.

Du baft bicb mir 3um Seinbe umgewanbelt Unb mit gewalt’ger Banb ergreifft bu mich.

Im Sturme fübrft bu mich bavon,

3ermalmeft mich in beines Wetters Brüllen.

Unb boeb ift er unfcbulbig unb legt (in Kap. 31) vor Gott feine Unfcbulb bar. Diefes Kapitel gehört 3U ben _be=

beutfamften bes Riten teftam entes. Seine fittlicbe Böbe ragt weit über Gefe^ unb Propheten hinaus.

Biob 3äblt hier alle bie Sünben auf, bie er batte be=

geben können, unb beteuert, bafe er ficb von ihnen frei=

gehalten habe:

Den Rügen gab icb ftrenge Vorfcbrift,

Die wollte lüftern icb nach einer Jungfrau blicken.

W as wäre bafür nicht mein Heil gewefen,

(Dein ricbt’ger Cobn von Gott im Bimmel broben? —

(28)

Wenn icb bie Cüge 3um Gefährten wählte, (Dein f ufe bes Druges Wege je gefucbt, S o mög’ icb fäen unb ein anbrer ernten, Unb ausgerottet fei, w a s icb gepfian3t. —

Wenn für bes Dacbbars Weib entbrannt, An feiner üür icb lauernb je geftanben, S o mag mein Weib für einen anbern mablen, Unb Sremben mög’ fie preisgegeben fein.

Denn eine fcbnöbe Scbanbtat w ärs fürwahr Unb fcbwere Scbulb unb ftrafbar vor Gericht. - -

Wenn meines Sklaven Recht icb je verkannt, Der Sklavin auch, bei ihrem Streit mit mir, W as könnt’ icb tun, wenn Gott ficb nun erhob, Wenn er brum nacbgefebn, w as ihm erwibern?

Im (Dutterleibe fcbuf er fie, wie mich;

Der Eine ift ja unfer beiher Schöpfer.

Wenn fie auch Sklaven finb, fo finb fie bocb auch Gottes Gefcböpfe unb naben besbalb Flnfprucb auf bu=

mane Bebanblung! —

Wenn icb bem Armen fernen Wunfcb verfagt Der Witwe Auge fcbmacbten liefe,

Wenn meinen Biffen ich allein ver3ebrt, Die Waife keinen Anteil bran gehabt — Allein von ]ugenb auf war icb ihr fübrer Unb wie mein eigen kinb er3og ido fie. —

Wenn je auf Golb icb mein Vertraten gefefet, 3um Scbafee fprecbenb: (Deine 3uverficbt Wenn icb ob grofeem Reichtum mich gefreut, Unb bafe fo vieles meine Banb erworben —

Wenn icb her Sonne glän3enb Cicbt gefcbaut, Des (Donbes klar beit, in her ßöbe wanbelnb, Dafe heimlich ficb mein ßer3 verleiten liefe, Anbetenb ihm bie kufebanb 3U3uwerfen — Gin fcbwerer frevel, ftrafbar vor Gericht!

Icb hätte Gott im Bimmel ja verleugnet! — Wenn meines feinbes Unglück icb bejubelt, frohlockte, wenn ein (Difegefcbick ibn traf, Die Sünb’ erlaubt icb meiner 3unge nicht, Durch einen fluch ben Bob ibm an3uwünfcben. — Cr bat ficb freigebalten von aller Scbabenfreube über feines Seinbes Unglück! - Wie nabe ftebt er bem neuteftamentlicben Gebot ber Seinbesliebe!

ßiob fcbliefet feine Rebe mit ber flufforberung an Gott:

(29)

O baß öocb einer nur rmcb hören wollte!

Bätt’ ich öes Gegners Füagefcbrift!

Auf meine Schulter wollte ich fie beben, A ls Diabem fie um bie Schlafe winberu

Von iebem meiner Schritte gäb ich Rechenschaft, Stol3 wie ein Sürft wollt’ icb ihm naben.

ßocbgemut, mit ftol3 erhobenem Raupte will er bem qöttlicben Ankläger entgegentreten unb alle feine vor»

würfe beantworten. Dieje ioerausforöerung bat nichts Titanifcbes ober gar prablerifcbes an ficfo. GDan muß berücksichtigen, fie rubt allein auf bem Grunbe eines quten Gewiffens unb ift mit nicbten ber Busbruck einer Gott veracbtenben, vielmehr einer nach ihm jebnjucbtig

verlangenben Seele. . ~

Gott erfcbeint, allerbings nicht 3U einem Rechts- ftreit mit ßiob; fonbern aus bem Wetterfturm rebet er 3U ihm:

I<h will bicb fragen, bu belehre mich.

Wo warft bu, als bie Crb’ ich grünbete ? S aq an’ wenn bu bie Weisheit baft!

Wer bat ihr (Daß beftimmt - bu weißt es ja!

Wer bat bie (Deßfcbnur über fie gefpannt?

Worauf finb ihre Pfeiler eingefenkt?

W er legte ihrer eckftein’ Sunbamente ? Beim ]ubelreibn ber CDorgenfterne, Beim Jaucbjen aller Gngelcböre?

Wer fcbloß mit pforien ein b as (Deer, A ls fprubelnb es aus (Dutterfcboße kam , A ls icb ibm Wolken 3um Gewanbe Unb Dunkel ibm 3U Winbeln gab?

A ls icb ibm vorfcbrieb mein Gefeß, leb Riegel ibm unb Bore feßte?

Unb fpracb: B is hierher unb nicht weiter!

Bier foll fido legen beiner Wogen Croß!

nidit eine biefer fragen vermag ßiob 3U beantworten.

Von Gott vor bie unermeßliche Größe bes Univerfums gestellt muß er - vermummen.

Unb Gott fährt fort, ihn bin3uweifen auf b as Ceben ber Tierwelt , auf Wilbefel unb Strauß unb Scblacbtroß unb Bbler. - Bift bu es, ber ihnen ihre Wilbbeit unb ihren Inftinkt unb ihre Gigenfcbaften alle verlieben bat? - Unb wieber muß ßiob verftummen. In feinem ßer3en foll biefes Blies bie fr a g e anregen: W as ift

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