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Thorner Presse 1890, Jg. VIII, Nro. 288 + Extrablatt

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Academic year: 2021

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A b o n n e m e n tsp re is

für T h o r n und Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 Pfennig pränum erando;

M r a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark . A u s g a b e

tä g lic h 6 V - U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

R e d a ktion und E x p e d itio n : K a th a rin en ftr. 2V 4 . F e r n s p r e c h - A n s c h lu ß N r . 5 7 .

J n s e rtio n s p re is

für die Spaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenftr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Numm er bis 1 U hr mittags.

« L Z W . Dienstag den 9. December 1890. V III. Zahrg.

* Die Webe des Kaisers in der Schukkonferenz.

D ie Tagesordnung politischer und nicht politischer Ge­

spräche bildet gegenwärtig die große Rede, welche Se. Majestät

^er Kaiser am Donnerstag in der Eröffnungssitzung der Schul- wnferenz gehalten hat und deren W o rtla u t in einem E x tra b la tt dieser N r. enthalten ist. D ie machtvolle, subjektiv zugespitzte Aeußerung einer großen, geistig regsamen Persönlichkeit, als welche die Rede sich darstellt, erregt einen S tu rm wechselnder

"nd widersprechender Gefühle. D e r Kaiser hat aus eigener E r- sahrung heraus und m it völliger Sachkeuntniß unser höheres Schulwesen beurtheilt und die Schattenseiten desselben beleuchtet, besonders lebhaft tra t die Ueberzeugung von dem diagnostischen

^ e rth des deutschen Aufsatzes fü r die E rgründung der B ild u n g s - M e und der geistigen Strebsamkeit, ferner die Bevorzugung des neueren Geschichtsunterrichts hervor. D e r K u ltu rw e rth der klassischen B ild u n g , ohne welche das deutsche Geistesleben nach Manchen Richtungen hin unverständlich sein würde, bleibt von diesen Einzelsragen natürlich unberührt. D e r Kaiser sprach dann M>n der geistigen Ueberproduktion, welche dem einzelnen die Verwerthung seiner Kenntnisse oft unmöglich macht.

A n dieser S telle berührte der Kaiser auch den J o u rn a lis ­ mus und bemerkte w ö rtlich :

„ D ie sämmtlichen sogenannten Hungerkandidaten, na­

mentlich die Herren Journalisten, das sind vielfach ver­

kommene Gymnasiasten, das ist eine große Gefahr fü r u n s ."

D ie deutsche Presse ist, soweit w ir sehen, w eit entfernt davon, an den W orten des Monarchen eine unehrerbietige K ritik üben zu wollen. Doch w ird der Ueberzeugung fast allgemein Ausdruck gegeben, daß S eine Majestät über die Leislungs- Mhigkeit der Presse und die soziale S te llu n g und Tüch- lgkeit der deutschen Journalisten nicht zutreffende Berichte Ehalten zu haben scheint. Jeder anständige J o u rn a lis t weiß Ed, daß der J o u rn a lis m u s , m it soliden Grundsätzen und tüch- lgen Kenntnissen betrieben, heutzutage durchaus ebenso gut, ENn nicht besser, in der Lage ist, seinen M a n n zu ernähren, ls das Beamtenthum oder irgend eine andere Berufsklasse m it Mademischer B ild u n g .

V erläß t der junge M a n n die U niversität, so bietet ihm, . Enn xr ^ s erforderliche T a le n t besitzt, ver J o u rn a lis m u s M w rt eine Lebensstellung, welche ihm auch ein Emporarbeiten h a t t e t . W ir wollen gar nicht von den Aerzten sprechen, die

! ä> nach beendeter U niversitätszeit vielfach erst kümmerlich eine P raxis schaffen müssen, auch nicht von den Theologen, deren Anstellung heute auch nicht mehr so g la tt geht, w ir wollen n u r EN Referendar und gar den Schulamtskandidaten nennen, welche sich «och jahrelang ohne Gehalt durchhelfen müssen. Und wenn die „R a t. Z tg ." hervorhebt, daß gar mancher höhere S ta a ts ­

manne gern bereit sei, seinen Posten m it einer S te llu n g in der fresse zu vertauschen, und daß sie selbst häufig in der Lage wt, derartige Wünsche ablehnend bescheiden zu müssen, so ent­

spricht das durchaus den Thatsachen.

, Nirgends ist es schwieriger, ohne gediegene B ild u n g und hervorragende Leistungsfähigkeit eine S te llu n g zu b e h a u p t e n s in der Presse. D e r Läuterungsprozeß von unfähigen Ele- yEnien vollzieht sich hier durchgreifender als anderswo, und der dichter ist das vielköpfige P ublikum .

Am Arche des Aconquija.

Roman von G . R e u t e r .

(Nachdruck verboten.) (10. Fortsetzung.)

Heinrichsen wurde durch ih r Schweigen getäuscht.

»W as sind S ie fü r ein M ädchen!" sagte er bewundernd.

S ie wäre es doch schade g e w e se n ."---„S o n d e rb a r,"

^ >uhr er hastig, halb friv o l, halb tra u rig , wie er im m er fo rt, „d a w ar nun dus Ende, welches Ruhe bringen

^ nahe und man wehrt sich to ll und verzweifelt dagegen.

Sik, dcicht wahr, F rä u le in E lfe, ein ganz indianergeschichtenhastes henieuer! Setzen S ie sich — haben S ie nichts zu Ih r e r

^ a rk u n g bei s ic h ? --- M e in G o tt . . . ! "

»n.. S e in letzter A u s ru f wurde durch ein T a u m e ln des jungen adchens veranlaßt. D ie maßlose Anstrengung hatte auch ihre lunde K ra ft erschöpft. D er jähe Wechsel von S o n n e n g lu t

^ 'Euchier Kühle that das seine — ohnmächtig fiel sie plötzlich E ihm auf den Boden nieder.

..Nathlos beugte der M a n n sich über sie und suchte sie durch

„j., kteln und Zureden zur Besinnung zurückzubringen. D a n n in b ^ dem Grunde der Höhle, befeuchtete sein Taschentuch o»^?sn dunkeln Gewässer und legte es ih r auf die S tir n . Doch

°uch dies übte keine W irkung.

a n k w n ih r knieend, gewahrte er eine Tasche, welche E lfe sinken w .G ü r te l getragen hatte und die sich bei ihrem Nieder- Belebu hatte. Hastig durchsuchte er sie nach einem der und begrüßte m it einem halblauten A u s ru f

sorgliL '^ ig u n g Fläschchen m it Cognac, welches E lfe vor-

Psrovi E^esteckt hatte. E r e rg riff dasselbe und löste den zu reiben ih r die Schläfe m it der belebenden Flüssigkeit

D er ^ " t e er.

übte -in - Geruch des A lkohols, der aus der Flasche emporstieg,

"E unwiderstehliche G ew alt über seine S in n e .

Ebenso wie in der großstädtischen, erfordert auch in der P rovinzialpreffe der J o u rn a lis m u s Schnelligkeit, Kühnheit und Sicherheit des U rth e ils und dabei doch eine zur zweiten N a tu r gewordene Vorsicht und Umsicht des Denkens, eine S um m e von praktischen Lebenserfahrungen. D er politische Vorpostendienst des P ro v in z ia l-J o u rn a lis te n ist sehr aufreibend; er h ält die geistige S p a n n kra ft stets wach und fordert fü r jeden Augenblick die Fähigkeit, die Empfindungen und U rtheile wohldurchdacht und wohlabgerundet emporsteigen zu lassen.

W o h l hat der J o u rn a lis m u s üppige Auswüchse gezeitigt, die vorzüglich durch die geschäftliche Ausbeutung seitens semiti­

scher Scribenten hervorgerufen sind und sich überall finden, wo diese den J o u rn a lis m u s durchsetzt haben, aber diese Auswüchse sind nicht als typisch anzusehen. Schwerlich dürften auch die kaiserlichen W orte so herb zu verstehen sein, wie sie auf den ersten Augenblick erscheinen. W as die Presse ist, ist sie durch sich selbst geworden, und die bedeutsame Aufgabe derselben den Kulturaufgaben der modernen Z e it gegenüber w ird ein hell­

schauender Monarch, wie Kaiser W ilh e lm , am allerwenigsten verkennen.

Aokitische Tagesschau.

Dem B u n d es r a t h ist, wie die „P o s t" hört, ein Gesetz­

e ntw urf wegen A b ä n d e r u n g des Gesetzes über die B e ­ s t e u e r u n g d e s B r a n n t w e i n s vom 24. J u n i 1887 zuge­

gangen.

D e r bei der Beschlußnahme über den Gesetzentwurf be­

treffend die W e h r p f l i c h t d e r G e i s t l i c h e n von dem Reichs­

tage beschlossenen Resolution, nach welcher E in jä h rig -F re iw illig e , welche sich dem S tu d iu m der Theologie einer m it K o rp o ra tio n s­

rechten innerhalb des deutschen Reiches bestehenden Kirche oder Religionsgemeinschaft widmen, in Friedcnszeiten auf ihren A n tra g nach halbjährigem Dienste m it der Waffe das zweite H a lb ja h r in der K r a n k e n p f l e g e sollen dienen dürfen, beschloß der Bundes­

rath eine Folge nicht zu geben.

D e m R e i c h s t a g e sind 3 W e i ß b ü c h e r ü b e r O s t a f r i k a zugegangen. D as erste enthält die Abmachungen über die Regelung der Verhältnisse in Ostafrika, das zweite 32 Akten­

stücke, betreffend die Erm ordung von Deutschen im S u lta n a t W itu und das d ritte endlich eine weitere S a m m lu n g von Akten­

stücken, betreffend verschiedene Angelegenheiten unseres deutsch- ostafrikanischen Schutzgebietes.

D e r dem R e i c h s t a g e zugegangene G e s e t z e n t w u r f , betreffend die k a i s e r l i c h e Sc h u t z t r u p p e f ü r D e u t s c h - O s t a f r i k a , bestimmt: Z u r Aufrechterhaltung der öffentlichen O rdnung und Sicherheit in Deutsch-Ostafrika, insbesondere zur Bekämpfung des Sklavenhandels, w ird eine Schutztruppe ver­

wendet, deren oberster K riegsherr der Kaiser ist. D ie Schutz­

truppe w ird gebildet aus Offizieren, In g e n ie u re n des Soldaten- standes, Sanitäts-O sfizieren, Beamten und Unteroffizieren des Reichsheeres und der kaiserl. M a rin e , welche auf G rund fre i­

w illig e r M eldung der Schutztruppe zeitweise zugetheilt werden, b) aus angeworbenen Farbigen. D ie der Schutztruppe zuge­

theilten deutschen M ilitä rp e rso n e n und Beamten scheiden aus dem Heere und, soweit sie der kaiserl. M a rin e angehören, aus dem E ta t der letzteren aus. S ie gelten als außer diesem E ta t stehende zeitweise abkommandirte Angehörige der kaiserl. M a rin e .

D e r M a n n begann zu zittern.

I n tiefen Athemzügen sog er den süßlichen, starken D u ft ein.

E r wollte m it dem D äm on ringen . . . U m s o n s t--- E in rasendes Verlangen, ein wüthender D urst krampste ihm die Kehle zusammen. E in scheuer Blick aus das ohnmächtige Mädchen

— er preßte die Flasche an den M u n d und m it geschlossenen Augen, als w ollte er selbst die T h a t nicht sehen, trank er sie in einem wollüstigen Zuge leer.

D as Glasflacon g litt ihm aus den Händen und zerschlug an einem S te in .

Inzwischen kehrte Elfe die Besinnung allmählich zurück.

M ühsam richtete sie sich auf und g riff nun selbst nach ihrem S tärkungsm ittel.

D a sah sie die Scherben am Boden.

„W ie ungeschickt!" rie f sie tra u rig . „D a s hätte uns beide erquicken sollen. D ie Flasche zerbrach bei meinem F a ll."

Heinrichsen stand von ih r abgewendet.

„ J a , " murmelte er, „die Flasche zerbrach."

„H aben S ie Geduld m it m ir , " bat E lfe sanft. „W e n n S ie mich ein wenig stützen wollen, so kann ich wieder gehen.

Ach! S ie sind selbst so m ü d e !"

„ Ic h bin nicht m üde," sagte er heftig. Flam m en loderten durch seinen elenden Körper, Flam m en schössen nach seinem H irn empor und züngelten vor seinen Augen.

D e r feurige S tro m dämpfte sich zu einer behaglichen W ärm e, seine erschlafften Gesichtszüge belegten sich. E r fühlte sich ein neuer, ein kräftiger Mensch.

„W o lle n w ir nicht versuchen, das Freie zu gew innen?"

fragte Elfe. „D ie Heerde muß längst weitergezogen sein."

E r hörte ihren Vorschlag nicht. S ie mußte ihn erst beim Namen rufen.

„D a s wäre ein guter O r t fü r einen, der das Leben satt hätte und verschwinden möchte — fü r im m e r," sagte er unver­

m itte lt und folgte dem jungen Mädchen zurück zum Tageslicht.

D ie der Schutztruppe zugetheilten C ivilbeam ten der M ilitä r -o d e r M a rin e ve rw a ltu n g gellen als M ilitä rb e a m te .

D e r „ T im e s " zufolge bricht M a j o r v o n W i s s m a n n m it einer E x p e d i t i o n gegen den H ä u p tlin g Mahembe sofort nach L in d i auf. Aus Usukama w ird gemeldet, daß die dortigen Eingeborenen sämmtliche A raber an der Südküste des V ik to ria ­ sees ermordet hätten.

W ie der englische A rzt D r. Felkin bei dem Peters-Kommers am Freitag m ittheilte, ist der P l a n S t a n l e y s , D e u t s c h l a n d auf dem V iktoria-N yanza m it englischen D am pfern K o n k u r r e n z zu machen, d e fin itiv g e s c h e i t e r t .

D ie Republik der V e r e i n i g t e n S t a a t e n v o n B r a ­ s i l i e n ist seitens des d e u t s c h e n R e i c h s a n e r k a n n t worden. Nach einem Telegram m des „H am b. K o rr." aus B e rlin erhielt der deutsche Gesandte in R io de J a n e iro , G ra f v. D ö n - hoff, den A u ftra g , der brasilianischen Regierung m itzutheilen, daß die deutsche Regierung bereit sei, die K reditive des brasi­

lianischen Gesandten entgegenzunehmen, es soll dann der deutsche Gesandte eine neue K reditive fü r die brasilianische Regierung er­

halten. Diesen A u ftra g hat der deutsche Gesandte G ra f von D önhoff la u t telegraphischer M eldung ausgeführt.

I m e n g l i s c h e n U n t e r h a u s e theilte am F reitag der Unterstaatssekretär des A usw ärigen Fergusson m it, ein von dem Oberkommissar der Capkolonie eingegangenes Telegram m be­

stätige substantiell die Zeitungsmeldungen über den Z u s a m m e n ­ st oß d e r P o r t u g i e s e n m it der südafrikanischen Gesellschaft.

D ie Regierung habe den Gegenstand noch nicht in E rw ägung gezogen. D e r S u l t a n v o n W i t u sei noch nicht gefangen und habe sich auch noch nicht ergeben. D ie fü r seine Habhaft- werdung ausgesetzte Belohnung bleibe in K ra ft. Ferner erklärte Fergusson, soweit der Regierung bekannt sei, habe H o l l a n d keine Verlängerung der F rist fü r die Unterzeichnung der Brüsseler Konferenzakte v e rla n g t; eine solche Forderung könne n u r an die Konferenz gerichtet werden. D ie englische Regierung thue in Uebereinstimmung m it den anderen Mächten S chritte, Holland zur Unterzeichnung zu veranlassen, aber es sei nicht möglich, die N a tu r dieser S chritte anzudeuten.

D ie p o r t u g i e s i s c h e M o z a m b i q u e - G e s e l l s c h a f t h ält die Nachricht, daß ihre Agenten den K ra a l des K önigs M utaca angegriffen hätten, fü r unglaublich. I m Gegentheil, sie befürchtet, daß die T ru p p e n der britisch - südafrikanischen Gesell­

schaft die portugiesischen Agenten ohne P rovokation in ihrem Lager angegriffen hätten. Es verlautet, daß die portugiesische Regierung bei dem auswärtigen A m t i n L o n d o n P r o t e s t gegen die V o rfä lle eingereicht und den Vorschlag gemacht habe, sofort einen von P o rtu g a l und einen von England ernannten Kommissar nach M a n ica zu schicken, um die Angelegenheit zu untersuchen.

D e r d ä n i s c h e K u l t u s m i n i s t e r brachte am Freitag im Landsthing eine Gesetzvorlage ein, welche bezweckt, den Re c h t e n v o n A u t o r e n und K ü n s t l e r n erweiterten Schutz zu ver­

schaffen, und es Dänemark möglich machen soll, sich der B e rn e r Konvention anzuschließen. Schweden und Norwegen sollen a u f eine Anfrage, betreffend gemeinsame diesbezügliche Gesetzgebung, eine verneinende A n tw o rt gegeben haben.

D ie T r a u e r f e i e r fü r den ermordeten G e n e r a l S e l t ­ ne r s t o w fand am F reitag V o rm itta g in der russischen Kirche zu

Verlassen und öde lag der G ru n d vor ihnen. Glühend brütete die M ittagssonne auf seinem schattenlosem S teingeröll, zwischen dem der Säulenkaktus bizarre graue Zweige in die flimmernde L u ft streckte.

Heinrichsen rie f und p fiff nach den Pferden, doch keines der T hiere ließ sich sehen.

„D ie werden w ir nicht wiedererblicken," sagte er m it herbem Lachen.

„Ic h glaube, w ir müssen den Weg zurück, den w ir heute M orgen geritten fin d ."

E lfe nickte und bekämpfte m uthig ihre Thränen.

„Diese B estien," grollte Heinrichsen. „R o h und menschen­

feindlich, wie alles in dem verruchten Lande. — Ach, die sanften braunen Kühe, deren Glocken ich stundenlang lauschen konnte, wenn ih r K lang melancholisch von den Wiesen herauftönte, — daheim — im F ich te n w a ld e .--- Wissen S ie , was H e im ­ weh i s t ? --- "

Während dieser träumerischen Betrachtungen stolperte der M a n n neben seiner schweigsamen B egleiterin von S te in zu S te in über das gelbgrün schillernde Wasser der Höhe entgegen, die sie zu ihrem Unglück am M orgen so schnell hinabgekommen waren.

Endlich schlug er Elfe vor, in dem spärlichen Schattenfleck eines großen Felsblockes ein wenig zu ruhen, zog seinen Rock aus und bereitete ih r davon ein Lager. S ie lehnte sich m it dem Rücken gegen einen Baumstamm. Doch Uebermüdung und Hunger ließen sie nicht einschlafen.

Plötzlich berührte Heinrichsen ihren A rm . „H ö re n S ie ! "

Durch die M ittagsstille ertönte ein langgezogener P fiff — kein V o g e lruf, sondern der unverkennbare durchdringende P fiff einer Dampfmaschine.

Heinrichsen deutete m it der Hand nach der grünen Schlucht, aus der das Flüßchen zwischen den Bergen hervorquoll. „V o n dort her kam der T o n ! D o rt finden w ir Menschen."

(Fortsetzung fo lg t.)

(2)

P a ris statt. D e r Präsident C arnot ließ sich durch den Oberst­

lieutenant T o u lza und den Schiffskapitän M a ig re t vertreten;

ebenso hatten auch der M in is te r des A usw ärtigen und der Kom ­ m andant von P a ris V ertreter gesandt; außerdem waren das gesammte Personal der russischen Botschaft, sowie mehrere Generale und M itg lie d e r der städtischen Behörden anwesend.

Abtheilungen der In fa n te rie , Kavallerie und A rtille rie erwiesen bei der Feier die militärischen Ehren. Nach der Ceremonie in der Kirche wurde der S a rg nach dem Nordbahnhofe übergeführt, von wo derselbe nach R ußland geschafft w ird . D ie P olizei w ar zu der T ra u e rfe ie r in starker Anzahl aufgeboten, w e il der rus­

sischen Botschaft ein D ro h b rie f zugegangen w a r, wonach die Kirche während der Ceremonie in die L u ft gesprengt werden sollte. D ie Feier wie die Ueberführung der Leiche verlief ohne jeden Zwischenfall.

I n letzter Z e it wurde im Königreich P o l e n g a l i z i s c h e n J u d e n , welche seit Jahren dortselbst M ärkte besucht haben, um die fü r ihren Handelszweig erforderliche W aare einzukaufen und auszuführen, selbst der momentane A ufenthalt, beziehungsweise die B e w illig u n g zur Theilnahm e an Jahrm ärkten verweigert. Es dürfte nunmehr, schreibt man der „ P . C ." aus Petersburg, diesem Vorgehen nach zu schließen, in der P ra x is der russischen Behörden der Grundsatz befolgt werden, daß selbst ein momen­

taner A u fenthalt in Rußland fremden israelitischen K a u f­

leuten n u r dann gestattet werden könne, wenn dieselben dem Umfange ihres Geschäftsbetriebes nach in die Klasse der G roß ­ händler gehören.

D a R ußland die S tiftu n g des bekannten „ B a r o n " Hirsch in der Höhe von fünfzig M illio n e n Franks zu Gunsten der russi­

schen Juden zurückgewiesen h a t , w ill Hirsch diesen B e­

trag auf anderem Wege seinem ursprünglichen Zwecke zuwenden und m it demselben 500 0 00 r u s s i s c h e J u d e n i n A r g e n ­ t i n i e n a n s i e d e l n . Hirsch soll bei der argentinischen Regierung das größte Entgegenkommen gefunden haben.

D ie „ P . K o rr." meldet aus B e l g r a d , die K önigin N a t a l i e v o n S e r b i e n habe nunm ehr der Skupschtina ein M em orandum , betreffend die Regelung ih re r Beziehungen zum K önig Alexander, zugehen lassen.

preußischer Lan dtag.

A b g e o r d n e t e n h a u s . 13. Plenarsitzung vom 6. Dezember.

Die erste Berathung des Volksschulgesetzes w ird fortgesetzt.

Abg. D r. v. S t a b l e w s k i (Pole) w ill über die Vorlage m it derjenigen Offenheit sprechen, die dem hohen Beispiel entspricht, welches uns vor­

gestern gegeben ist. F ü r eine Reform, welche den Umsturz bedeutet, welche die von G ott und unseren Vorfahren aus uns gekommenen Rechte verletzt, welche die Muttersprache von 3 M illio n e n Unterthanen Seiner Majestät beseitigen w ill, sind w ir nicht zu haben. Religion muß die Grundlage des Unterrichts werden. W arum hat man sich über die V o r­

lage m it den kirchlichen Oberen nicht verständigt? Wie können w ir Zutrauen zu solcher Reform haben, nachdem es in früheren Jahren vorgekommen ist, daß katholischen Kindern von einem evangelischen Geist­

lichen katholischer Religionsunterricht ertheilt ist. Von den 91 Schul- inspektoren in Posen sind nicht Vio Katholiken (H ö rt! hört!), zahlreiche evangelische Geistliche, aber kein einziger katholischer Geistlecher. (H ört!

hört!) Die Folge solcher Verhältnisse war die erschreckende Zunahme der Zahl jugendlicher Verbrecher. Die Vorlage achtet weder die Rechte der Kirche, noch die Rechte der Eltern. Das muß die Sozialdemokratie groß ziehen, die bisher in Posen keinen festen Fuß fassen konnte, Dank der polnischen Intelligenz und dem Einflüsse des polnischen Klerus. I n der Schulaufsicht soll der Geistliche n u r als Rathgeber dienen. Der Vorlage w ird man auch in der Kommission neues Leben nicht beibringen können; sie hat M ißtrauen erregt; sie hebt nicht hervor, was versöhnt, sondern waS uns trennt.

Abg. v. B u c h (kons.): Die Vorlage versucht einem zweifellos vor­

handenen Bedürfnisse zu genügen; es ist auch richtig, das angestrebte Ziel schrittweise zu erreichen. Wenn auch das Gesetz in dieser Session nicht zu Stande kommt, so w ird es doch ein später verwendbares M a te ria l schaffen. Die W ahrung des konfessionellen P rinzips entspricht unseren Anschauungen. (B ravo im Centrum.) Daraus ergiebt sich, daß der Lehrer der Konfession der Mehrheit der Kinder angehören muß und daß die Einrichtung einer besonderen konfessionellen Schule ins Auge gefaßt werden muß, sobald 60 Kinder einer anderen Konfession in der Schule vorhanden sind; das müßte auch noch klarer in dem Gesetz fest­

gelegt werden. Ueber die Einrichtungen der Schulgemeinden und über die vermögensrechtlicben Verhältnisse derselben halten w ir Aenderungen der Vorlage fü r nöthig. Das Recht der Sckulaufsichtsbehörde geht zu weit, man sollte der Selbstverwaltungsbehörde freien S pielraum lassen, namentlich sollte der Kreisausschuß wieder mehr in den Vordergrund treten. W ir müssen erst sehen, was aus dem Steuergesetz w ird, denn es wäre doch möglich, daß w ir das Geld anderswo nöthiger gebrauchen.

Abg. D r. W i n d t h o r s t (Centrum) ist m it der Kommissionsberathung einverstanden; es folgt daraus noch nicht, daß das Gesetz zu Stande kommen muß. Käme das Gesetz im S inne der Vorlage zu Stande, so würde es einen unabsehbaren Kampf hervorrufen. W ir würden Vereine zur Kontrole der Schulaufsicht stiften und alljährlich Abänderungsantrüge stellen müssen. Das Gesetz, wie es vorliegt, ist unannehmbar, denn es versucht, die Grundlagen der katholischen Kirche zu erschüttern, obgleich es diplomatisch fein verfaßt ist. Solche legalisirte W illkür können w ir nicht billigen. Das Gesetz ist das Gegentheil der Verfassungsbestimmung.

Der Landenberg'scke Gesetzentwurf war besser, den sollte man wieder vorlegen. Die Vorlage macht die Schule zum Staatsmonopol, auf dessen Grundlage nichts Nützliches entstehen kann. F ü r die Lehrerverbesserungen w ird auch ohne die Vorlage gesorgt werden können. Die Befragung der kirchlichen Behörden über die Vorlage wäre sehr nöthig gewesen;

warum ist sie unterblieben? Sckulräthe halten sich oft fü r unfehlbar.

(Heiterkeit.) Bei der Lehreranstellung ist von der M itw irk u n g der Kirche nicht die Rede. Die Geistlichen müssen im Kirchenvvrstande ihren Sitz haben; aber heute w ill man durch den S taat alles machen und wo die Kirche gedemüthigt werden kann, da sorgen die Schulräthe dafür. Die Kirche hat den A uftrag zu lehren, welcher Kultusm inister der W elt hat einen solchen A uftrag ? Wie w ill man die Schule kontroliren, ob gegen das Dogma gelehrt w ird, wenn die Kirche das nicht kann? S o ll etwa ein evangelischer Schulrath die Frage entscheiden, ob gegen das katholische Dogma verstoßen w ird ? Der M inister mag den besten W illen haben, aber er ist, wie jeder Kultusminister, von seinen Räthen abhängig.

(Heiterkeit.) Wenn w ir die Benachtheiligung der katholischen Kirche überall sehen, so können Sie begreifen, daß w ir gegen solches Gesetz mißtrauisch sind. Dieses Gesetz soll die Kirche dahin bringen, wohin sie durch den Kulturkam pf gebracht werden sollte. M it Gottes Hilfe werden w ir auch diesen Ansturm abschlagen. (Beifall.)

M inister v. G o ß l e r : Der Gang der Debatte ist erfreulich. Es hat sich kein Punkt gefunden, der nicht fü r eine sachliche Erörterung ge­

eignet wäre. Was die Forderung betrifft, die kirchlichen Oberen zu hören, so ist das bei dem hier so belobten Landenberg'schen E ntw ürfe geschehen; dieser E n tw u rf ist damals den Bischöfen vorgelegt und von diesen rite und pure abgelehnt worden. (H ö rt! hört!) F ü r die E n t­

scheidung konfessioneller Fragen beansprucht der preußische Kultusm inister keine Zuständigkeit. Die Klagen über Unterdrückung der polnischen Sprache sind nicht begründet, denn von 1396 Schulen in Posen sind 1287 paritätisch und konfessionell und w ird in ihnen der Unterricht in polnischer Sprache ertheilt. Das P rinzip, daß der Lehrer seiner Konfession nach zu der der Kinder gehört, w ird jetzt schon so weit wie möglich befolgt. Ich schließe m it dem Ausdruck der Freude, daß w ir uns durch die Diskussion schon so weit genähert haben, und hoffe, daß w ir uns in den Kommissionsverhandlungen noch weiter nähern und das Gesetz zu Stande bringen werden. Sollte das Gesetz nicht erledigt werden, so werden die Kommissionsakten eine werthvolle

Grundlage bilden, auf der vielleicht später das Gesetz zur allseitigen Befriedigung zu Stande kommen wird.

Abg. O l z e m (natlib.): Die Angriffe des Abg. Windthorst sind be­

greiflich, denn m it dem Zustandekommen des Gesetzes w ird sein Sckul- antrag unmöglich. Die E rfü llu n g der Windthorst'schen Forderungen würde zur Folge haben, daß der Religionsunterricht aus der Schule verschwindet und das wollen w ir nicht. Wenn Abg. Windthorst konse­

quent sein wollte, dann müßte er auch fü r die Armee besondere katholische Regimenter verlangen. Die Vorlage ist verfassungsmäßig durchführbar, und ick hoffe, daß das noch in dieser Session geschieht.

Abg. v. H e r g e n h a h n (natlib.) erkennt gern das P rinzip der V o r­

lage an, hat aber doch erhebliche Bedenken gegen Einzelheiten derselben.

E in Volksschulgesetz, das den B eifall des Abg. Windthorst fände, w ird ganz gewiß nickt zu Stande kommen. Hinter den Angriffen gegen die Bureaukratie versteckt sich die Feindschaft gegen die Einmischung des Staats in Sckulsachen. (Sehr richtig!) Der Selbstverwaltung sollte man mehr Raum lassen, auch größere Freiheit fü r die städtischen Schul- deputationen gewähren. Schlecht weg kommen in der Vorlage die Simultanschulen und doch sollte man von diesen erhalten, was von ihnen in die Gegenwart hinübergerettet worden ist.

Abg. F rh r. v. Z edlitz-N eu kirch (freikons.): V on den Zuständlg- keitsbestimmungen und namentlich von der Abgrenzung der Selbstver­

waltung bin ich nickt befriedigt, dagegen bin ich überzeugt, daß der materielle Theil der Vorlage von der großen Mehrheit des Hauses ange­

nommen werden w ird. Herrn Windthorst w ird es m it seiner Kunst nickt gelingen, die Flammen des Kulturkam pfs wieder anzufachen.

Zwischen dem Centrum und der konservativen Partei besteht auch in dieser Frage ein weitgehender Unterschied. Herr Windthorst w ill dle Schule von der Kirche abhängig machen (Abg. W indthorst: o nein!) und den Lehrer unter die Hierarchie der Kirche bringen. Dam it w ird er bet den Lehrern keinen Anklang finden. Die Novelle zur lex Huene, wonach 10 M illio n e n fü r Schulzwecke aus den an die Kreise zu überweisenden Summen vorweg genommen werden sollen, billige ich. Ueber Einzel­

heiten der Vorlage w ird eine Verständigung möglich sein. Eine Um­

arbeitung derselben w ird nicht nöthig sein. Ic k hoffe auf Zustande­

kommen des Gesetzes noch in dieser Session. (B ravo!)

Abg. W i n d t h o r s t (Centrum ): Nach dem W ortlaute des E n tw u rfs hat die Kirche keinen Einfluß auf die Schule. Nach dieser Richtung war der Landenberg'sche E n tw u rf besser. Die Lehrer in Abhängigkeit zu bringen, liegt m ir fern. Kirche und Sckule sollen gemeinschaftlich handeln, dazu hat man von höchster Stelle aufgefordert. Das Gesetz können die Katholiken, weder Väter noch M ü tte r annehmen, denn sie können ihre Kinder nicht mehr in eine staatliche Zwangssckule schicken; das kommt dann den Sozialdemokraten zu statten. I n der Kommission mitzuarbeiten sind w ir bereit und erwünschen auch ein Resultat, aus dem weitergebaut werden kann.

Die Diskussion w ird geschlossen. — Nach einer langen Reihe persön­

licher Bemerkungen w ird die Vorlage an eine besondere Kommission von

28 M itgliedern verwiesen. . ^ ^

Schluß 4V4 Uhr. Nächste Sitzung: Dienstag. Tagesordnung: Novelle zur lex Huene und A ntrag Schultz-Lupitz (freikons.) betr. Errichtung einer Versuchsanstalt fü r Pflanzenschutz.

Deutsches Weich.

Berlin. 6. Dezember 1890.

— Se. Majestät der Kaiser hielt heute m it dem P rinzen Friedrich Leopold, dem Großherzog von Hessen, dem Herzog von Koburg, dem G rafen von M eran und dem Herzog Ernst G ünther zu Schleswig-Holstein eine Hofjagd in der Göhrde ab. — Am 12. oder 13. ds. übersiedelt die kaiserl. F a m ilie von Potsdam nach B e rlin .

— G ra f M irbach-S orquitten hat alle landwirthschaftlichen Vereine durch C irk u la r aufgefordert, an die einzelnen ReichS- tagsabgeordneten P etitionen zu richten, jede Herabsetzung der landwirthschaftlichen Z ölle, und, falls solche in dem Handels­

verträge m it Oesterreich-Nngarn verlangt w ürden, auch diesen abzulehnen.

— W ie die „P o s t" hört, ist S uperintendent Kritzinger in S torkow an S telle des zum Geheimen Ober-Regierungs- und vortragenden R ath im K u ltu sm in isteriu m ernannten Hofpredigers, Konsistorialrath B a ye r, zum H of- und 4. Domprediger ernannt worden. S uperintendent Kritzinger hielt bereits am vorigen S onntag in der Friedenskirche zu P otsdam vor den kaiserlichen Majestäten seine Probepredigt. — W as die übrigen zur E r ­ ledigung gelangenden Dom prediger-Stellen b e trifft, so sind alle bis jetzt in der Presse genannten Namen n u r Vermuthungen.

V o n S r . Majestät sind darüber Entscheidungen noch nicht ge­

troffen worden.

— D ie 12. Kommission des Abgeordnetenhauses zur V o r- berathung der Landgemeindeordnung hat sich konstituirt. S ie besteht aus den Abgg. Frentz, v. Helldorff-Zingst, v. Heydebrand, Lamprecht, v. Neumann, v. P uttka m e r-P la u th , v. Rauchhaupt, v. Rehdiger, Ziedler (kons.); B a rth , Dziembowski, D r. R itte r, v. Tiedemann (Labischin) (freikons.); D r. A venarius, Hobrecht, D r. Krause, Melbeck, Seer, D r. Weber (Halberstadt) (n a tlib .);

Deloch, Klose, v. Schalscha, v. Strombeck, Barkowski, S zm ula (C e n tru m ); v. Sczaniecki (P o le ), Eberty, Zelle (d fr.) V o r­

sitzender ist Abg. von Rauchhaupt, dessen S te llve rtre te r von Strombeck.

— D ie heutige Sitzung der Schulenquete schloß die B e­

rathung über den gemeinsamen Unterbau fü r die bestehenden S chularten ab, verschob aber die Abstimmung bis zur F orm u- liru n g der Unterfragen und berieth sodann die Einschränkung der alten Sprachen, die fakultative E in fü h ru n g von Englisch und obligates Zeichnen von Q u a rta an fü r Gymnasien. Z u ­ sammenhängend dam it soll die vom Kaiser angeordnete Frage erörtert werden, ob die Erm äßigung der Lehrziele, also die V e r­

m inderung des Lehrstoffs scharf ins Auge gefaßt, wenigstens das Auszuscheidende genau festgestellt ist.

— I n einem Rundschreiben bezüglich der LuciuS'schen Fideikommiß-Stempel-Angelegenheit ist der „Staaten-Korrespon- denz" zufolge vor einigen Tagen vom Kaiser ein Spezialbericht eingefordert.

G ö h rd e , 6. Dezember. D ie heutige Jagd begann um 9 ^/, U hr bei sonnigem Frostwetter. D e r Kaiser erlegte 11 Hirsche;

die ganze Strecke belief sich auf 124 Stück. Nach dem Frühstück begann eine Suche m it der Findermeute, bei welcher der Kaiser 18 Sauen schoß. D ie Gesammtstrecke betrug 103 Stück. Um

5 1 / 2 U hr erfolgte die Rückreise des Kaisers.

Schweinitz, 5. Dezember. B e i der heutigen anderweiten W a h l eines Landtagsabgeordneten im zweiten Wahlbezirke des Regierungsbezirks Merseburg (Schweinitz - W ittenberg) wurde der Polizeidirektor D r. von Koseritz (konservativ) in Potsdam m it 228 S t. wiedergewählt. D er Kammergerichtsrath Schröder in B e rlin (freisinnig) erhielt 88 S t.

Köln. 6. Dezember. D ie D irektion der königl. Universitäts­

kliniken sind in einem an dieselben gerichteten Rundschreiben des K ultusm inisters aufgefordert worden, bis zum 1. J a n u a r 1891 eine S ta tistik der Behandlungen m it dem Koch'schen M itte l und ihrer Erfolge einzureichen; das Resultat soll den medizinischen Jahrbüchern einverleibt werden.

Ausland.

L u xe m b u rg , 6. Dezember. D ie Kammer ist fü r Dienstag den 9. Dezember, einberufen, um den E id des Großherzogs entgegenzunehmen. D er Großherzog tr if ft am M o n ta g hier ein.

W ie n . 6. Dezember. D ie Rede Kaiser W ilh e lm s über die Schulreform findet in der hiesigen Presse die größte Beachtung und in den meisten Fällen eine fast bis zur Begeisterung ge­

steigerte Zustimmung. D ie „Neue Freie Presse" sagt: ,,3 "

jedem Bürgerhause ist schon gedacht worden, was Kaiser W ilhelm ehegestern ausgesprochen hat, und deshalb werden seine Worte ein lautes Echo finden. I n allem Hauptsächlichen hat er auf die nothwendigen Wege gewiesen, und dies ist so verdienstlich, daß auch die sogenannten Hungerkandldaten ihre Freude darüber nicht zu verhalten brauchen. Es sind übrigens nicht die schlechte­

sten unter seinen M ita rb e ite rn , welche W ilh e lm I I . unter die Z a h l der Hungerkandidaten eingereiht h a t." — D ie „Deutsche Z e itu n g " sagt: „D e r deutsche Kaiser verdient den Dank der gegenwärtigen G eneration, welche die M ängel der Mittelschule schmerzlich empfindet; er verdient noch mehr den Dank der zukünftigen, welcher er durch sein muthiges E intreten fü r eine zeitgemäße Reform bessere W affen fü r den wirthschaftlichen Kam pf ums Dasein schmiedet."

B e r n . 6. Dezember. D as eidgenössische Eisenbahn-Renten- Anleihen von 60 M illio n e n soll am 18. d. M ts . aufgelegt werden.

P a r is , 6. Dezember. D ie In d u strie lle n , welche die fra n ­ zösische Ausstellung in Moskau beschicken, gaben gestern dem Handelsminister ein Bankett, welcher das Bedauern aussprach, daß der Regierung keine M itte l zur Verfügung ständen, das Unternehmen direkt zu förd e rn ; er werde jedoch dasselbe nach Möglichkeit unterstützen. S p u lle r toastete auf das russische Volk und den Zaren.

B rü s s e l, 6. Dezember. D ie Furcht vor Spionage hat den französischen Kriegsm inister veranlaßt, die zahlreichen belgischen A rbeiter, die bei den Befestigungsarbeiten an der französischen Nordgrenze beschäftigt sind, zu entlassen.

London, 6. Dezember. D ie Verkündigung des britischen Protektorats über S ansibar veranlaßt eine allgemeine A usw an­

derung der Ausländer. D er deutsche Generalkonsul verläßt heute Sansibar, alle deutschen Beamten sollen bald nachfolgen.

W a rsch a u , 6. Dezember. Nach höherer V erfügung werden alle Auswanderer nach B rasilien, m it oder ohne P aß, an der Grenze angehalten und zwangsweise nach ihren Heimatsorten zurückgebracht.

P e te rs b u rg , 7. Dezember. D ie hierselbst tagende Kom­

mission zur Begutachtung der russisch-finnländischen Z o llve rh ä lt­

nisse hat sich fü r einstweilige Beibehaltung der D ifferentialzölle ausgesprochen, jedoch sollen die finnländischen Z ollä m te r die gleiche O rganisation wie die russischen erhalten und russischer Leitung unterstellt werden. D ie Kommission betonte dabei die Zweckmäßigkeit einer baldigen gänzlichen Aufhebung der russisch- finnischen Zollgrenze.

A th e n , 6. Dezember. W ie jetzt amtlich bestätigt w ird , ist der diesseitige Gesandte in B e rlin Vlachos von seinem Posten abberufen und Rangabö an dessen S telle ernannt worden.

Wrovinzialnachrichten.

Danzig, 4. Dezember. (Bei der W ahl zum Lehrertag) in Magd«' bürg haben Kandulski-Briesen 61, Neuber-Raudnitz 65, Raatz-KanitzkeN 39 und Delzer-Elbing 37 Stim m en erhalten. Die beiden ersteren sind m ithin gewählt.

o Posen, 6. Dezember. (Landwirthschaftlicher Centralverein). Heule Vorm ittag fand in M y liu s ' Hotel die zahlreich besuchte Generalversamm­

lung des landwirthschaftlichen Provinzialvereins fü r Posen statt. Der Versammlung wohnten bei Oberpräsident G raf v. Zedlitz-Trützsckler, Regierungspräsident H im ly, Landesdirektor G raf v. Posadowski-Wehner und Polizeidirektor v. Nathusius. V o r E in tr itt in die Tagesordnung überreichte der Oberpräsident m it einer kurzen Ansprache dem Landes­

ökonomierath Kennemann, der in diesem Jahre das 50jährige Besitz­

jubiläum seiner Herrschaft Klenka feiert, den Kronenorden 2. Klasse.

Den eisten V ortrag hielt Landrath D r. v. Günther-Fraustadt über „das Heimstättenrecht". H ierauf referirte Zuckerfabrikdirektor Reimann-Schroda über „die Abänderung der Besteuerung des Zuckers". Der Redner ver­

sickerte, daß durch Annahme des neuen Zuckersteuergesetzes der deutschen Ind ustrie sowie der Landwirthschaft ein großer Schaden zugefügt werden würde. Herr v. Staudy-Posen theilte der Versammlung m it, daß er aus Gesprächen, die er m it mehreren M itgliedern der Versammlung geführt, entnommen habe, daß fü r die Annahme des Gesetzes durch den Reichstag keine Aussicht vorhanden sei. A u f A ntrag des H errn von Tiedemann-Seeheim, welcher die Hoffnung aussprach, daß auch der west- preußische landwirthschaftlicke Verein einen ähnlichen Beschluß fassen werde, beschloß die Versammlung einstimmig, an den Reichstag eine Pe­

titio n wegen Ablehnung des neuen Zuckersteuergesetzes zu richten. Außer­

dem wurde beschlossen, den Vorstand des Vereins zu ersuchen, in einem Jmmediatgesucke an den Kaiser auf die ernsten Gefahren aufmerksam zu machen, welche hinsichtlich des bevorstehenden Durchbruchs des bis­

herigen Wirthschaftssystems der Landwirthschaft drohen. Nachdem nock D r. Loges, D irigent der landwirthschaftlichen Versuchsstation, und Land­

schaftsrath Tsckuschke über „Neuere Vorkommnisse auf dem Markte nnt Dünge- und Futterstoffen" bezw. „D ie Alters- und Jnvaliditätsversicke- rung der A rbeiter" referirt hatten, wurde die Versammlung gegen 3 Uhr

nachmittags geschloffen. x

Schneidemühl, 6. Dezember. (Eine etwas mysteriöse Geschickte) erzählt die in Schneidemühl erscheinende „Ostd. Post": Um 10000 Mk.

geprellt wurde dieser Tage der Kaufmann P. in Mrotschen. Derselbe spielt in der Weimarer Geldlotterie, und es war auf sein Los ein Gewinn von 40 000 M ark gefallen. Hiervon wußte P. aber noch nichts, als eines Nachts zwei Unbekannte bei ihm vorführen, ihn heraustrommelteN und m it ihm über den Verkauf des Loses zu handeln begannen. Die beiden Unbekannten verfuhren sehr schlau und lockten dem P . schließlich das Versprechen ab, daß, wenn er 40 000 M ark in der Lotterie ge­

wonnen hätte, er ihnen 10000 M ark abgeben wolle. Kaum hatte P.

dieses Versprechen gegeben, als einer der Unbekannten ihm 30 006 Mk.

auszahlte, das Los an sich nahm und dann sich m it seinem Kollegen empfahl. Am nächsten Tage fand P. in der Gewinnliste, daß auf sein Los 40000 M ark gefallen waren. Die beiden Unbekannten waren aber bereits über alle Berge. M a n vermuthet, daß sie auf solche Geschäfte

reisen. ^

Lokalnachrichten.

T horn , 8. Dezember 1890.

— ( P e r s o n a l v e r ü n d e r u n g e n i m B e r e i c h e d e r k a i s e r l . O b e r p o s t d i r e k t i o n zu D a n z i g ) . Angestellt ist als Postassistent:

Postassistent E lsner in Tuckel. Versetzt sind: der Ober-Telegraphenassistent Krakewitz von Danzig nach Posen, die Postassistenten Elsner von Breslau nach Tuckel, S perling von Tuckel nach Baldenburg; der Postverwalter Karboschewsky von Hopfengarten nach Krojanke. F re iw illig ausgeschieden ist der Postverwalter Krüger in Krojanke.

— ( D a s M a k a r t - B i l d „ D e r F r ü h l i n g " ) w ird noch kurze Zeit im Rathhaussaale ausgestellt bleiben, da es Herrn W alter Larnbeck gelungen ist, das Reckt hierzu zu erlangen. Das Interesse an dieser letzten Schöpfung M akarts zeigt sich durch den reger werdenden Besuch.

— ( B a z a r ) . I n den oberen Räumen des Offizierkasino wurde am Sonnabend ein Bazar zum Besten des Diakonifsenhauses abgehalten.

I m Saale waren in der Runds die Verkaufstische aufgestellt, aus denen in reicher Menge die eingegangenen Geschenke, Handarbeiten, Kleidungs­

stücke, Nippessachen rc. lagen. Damen des Vereins unterzogen sich der

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