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Kant’s Teorie der reinmoralischen Religion mit Rücksischt auf das reine Christenthum kurz dargestellt

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Academic year: 2022

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(3) KANTS THEORIE DER R E IN M O R A L ISC H E N R E L IG IO N M I T. R Ü C K S I C H T. AUF. R E IN E. C H R IS T E N T H U M. KURZ. DARGESTELLT.. RIGA, EEY. DAS. 1 7 9. 6,. IOHANN FRIEDRICH HARTKNOCH,.

(4) Se lig. sind,. D E ^. die. r ein es. -SIE W E R D E N. H erzens sind;. GOTT. SCHAUEN..

(5) D. er. m en sch. tu r. bö se. -. is t. vo n. n a. es. is t. e in. ;. BÖSES P R IN C IP I N IH M .. §.. x.. D a f s die Welt im Argen liege:. eine. uralte. Klage.. A lle. Ift. laflen. gleichwohl die W elt vom Guten anfangen, — daffelbe bald wieder verfcbwinden, — und den accelerirten Verfall ins Böfe zum Vorfchein kommen. §. z .. In neuern Zeiten haben, befonders. Philofophen und. Paedagogen,. gutmiithig behauptet, dafs die W elt unaufhörlich, vom Schlechtem zum a 2. Bejfern.

(6) Beffern fortrücke, w ozu felbft in. *. der menfchlichen N atur die A n läge anzutreffen fey». $• 3Indeffen fällt es jedermann leicht b ey, zu fragen:. ob man nicht fa-. gen könne, der Menfch fey von N atur weder gut,. noch böfe? — •. oder. der Menfch fey beides zu­ gleich, nämlich in einigen Stücken gut, in ändern böfe. § •. Betrachten. 4». w ir. den Menfchen. blofs als ein durch feine Handlun­ gen erfcheinendes Sinnenwefen : fo beitätigt die Erfahrung diefes M itt­ lere (§. 3.) zwilchen beiden E xtre­ men.. A llein auf der W age der. reinen Vernunft fällt theil anders aus,. diefes Ur..

(7) §• 5Und diefes Urtheil ift auf der, für die M oral wichtigen Bemer­ kung. gegründet:. dafs. die freye. JVillkv.hr durch keine Triebfeder zum Handeln beflimmt werden könne, als nur in fo ferne der Menfch fie in feine Maxime auf nimmt, d. i. fich. fie zur allgemeinen Regel macht, nach der er fich verhalten will. $. 6 .. Das Sittengefetz ift nun fü r fich felhfi. hinreichende. Triebfeder;. und. wer es zu feiner Maxime macht, / ift moralifcb gut: wer nicht dar­ nach handelt, der macht es nicht zu feiner M axim e; — alfo eine andere—. er macht. von dem Sit­. tengefetz abweichende Triebfeder a 3. zu.

(8) zu feiner M axim e— lifch b'öfe.. er ift mora-. A lfo ift die Geßnnung. des Menfchen, in Anfehung des Sittengcfetzes niemals indifferent, niemals keins vo n beiden, weder gut, noch böfe. §>. 7*. E r kann aber auch nicht in ei­ nigen Stücken fittlich g u t, in än­. dern zugleich böfe feyn. ift er in e i n e nt gut,. Denn. fo ift das. Sittengefetz feine Maxime; follte er. alfo in dem ändern zugleich b'öfe feyn, fo würde in diefem Stücke das Sittengefetz nicht feine Maxime feyn.. W eil nun aber jenes ein­. z ig , und allgemein ift, in einem. Stücke gebiethet, w ie in allen; fo würde die auf daffelbe bezogene Maxime.

(9) Maxime allgemein, zugleich. aber. nur eine befondere M axime feyn* welches fich ividerfpncbt. §• 8. .. D ie eine oder die andere Ge» finnung als angebohrne BefchafFenheit von Natur haben, bedeutet hier aber nicht, dafs fie von dem Menfchen, der fie hegt, gar nicht erworben, d. i. er nicht Urheber. f e y ; fondern, dafs fie nur nicht in der Zeit erworben fey, dafs das Gute oder Böfe in ihm, vor allem in. der Erfahrung gegebenen G e­. brauche der Freyheit zum Grunde gelegt, und fo, als mit der Geburt zugleich im Menfchen vorhanden vorgepellt w e rd e ,. nicht dafs die. Geburt eben die Urfache davon.

(10) 8 — §■. 9-. W elches von beyden kann man nun vom Menfchen behaupten ? — ift er von Natur gut, oder böfe ? — > Laffet uns die urfprünglichen A n ­ lagen in der menfcblicben Natur be­. trachten, welche fich zunächft auf den Willen beziehen. §.. D ie. io .. urfprünglichen Anlagen in. der menfchlichen N a tu r, welche fich zunächft auf den W illen be­ ziehen, können wir in drey Klaffen bringen: i) i n die für feine Thierheit, als eines lebenden; z ) für feine Menfchheit,. als eines zugleich ver­. nünftigen ,• 3) und in die für feine Perfönlichkeit, als eines zugleich der Zurechnung fähigen W efens.. <j. 11..

(11) $.11. Die Anlage fü r die Thierheit im. Menfchen hann man unter den T i ­. tel der pbyfifchen — inftinktartigen — gen.. vernunftlofen, Selbßliebe. Sie begreift den. Erhaltung feiner fe lb ß ,. brin­. Trieb zur. zur Fort­. pflanzung feiner A rt, und zur Gemeinfchaft mit ändern Menfchen. §.. 12.. A u f diefe Anlage können allerley Lafter, und allerley Tugenden gepfropft w erden,. die aber nicht. aus jener Anlage, als ihrer Wurzel, vo n felbft entfpri eilen. nen. Lafler. der. Jene kön­. Rohheit. heifsen,. und werden in ihrer höchften A b ­ weichung vom N aturzw ecke, viehifche Lafler genannt —. a 5. z. B. V ö llerey.

(12) — 10 — le re y , W o llu ft,. wilde Gefetzlof-. figkeit.. §• 13* 2). Die Anlage fü r die Menfch-. heit im Menfchen, für die Humani­ tät, kann man unter den T itel der vergleichenden —. fonnirten —. vernünftigen, rä-. Selhßliebe bringen, zu. welcher theoretifche Vernunft er­ fordert wird. D ie urfprüngliche Richtung diefer Anlage befteht in dem Beßreben nach Gleichheit.. In. ihr ifl das M ißfallen an dem fchlimmern Zuflande Anderer in V erglei­. chung mit unferm eigenen, nicht weniger, als das Mifsfallen an un­ ferm. eigenen fchlirnmern. Zußande. in Vergleichung mit dem Frem ­ den gegründet. §. 14..

(13) A u f diefe Anlage können aller]ey Tugenden und Lafter gepfropft werden, die L a ß er der Kultur heiffen, und werden im höchften Gra­ de ihrer Bösartigkeit, in welchem fie die Anlage zur Humanität gänz­ lich verläugnen, z. B. im N eide, in der Schadenfreude, in der U n­ dankbarkeit, u. f. w. teuflifche La ß e r genannt.. S- 1 5* 3) D ie Anlage fü r die Perfönlichkeit im Menfchen beliebt in der Empfänglichkeit für diejenige A c h ­. tung gegen das' moralifche Gefetz, welche zum Beßimmungsgrunde des freyen Entfchlufses hinreicht. D ie­ fe Achtung kann freylich nur durch Freyhcit.

(14) I% — Freyheit. zum. Beftimmungsgrunde. eines wirklichen Entfehlufses ge­ macht w erd en ; aber die Möglich­ zum Beftimmungsgrunde zu machen, fetzt eine Anlage in der. keit. menfchlichen Natur. voraus,. auf. welche fchlechterdings nichts Böfes ge­. pfropft werden kann; und diefes in der. Perfon beftimmt vorhan­. dene, von der praktifchen V e r ­ nunft unzertrennliche Verm ögen ift. die. unmittelbare. Anlage. fürs. Moralifchgute im Menfchen. §.. 1 6.. A lle diefe drey Anlagen find urfprünglich, w eil fie zur Möglich­ keit der Natur des Menfchen ge­. h ören; fie find nicht allein in fo ferne gut, als fie dem moralifchen Gefetze.

(15) — 13 ~ Gefetze nicht. widerftreiten, fon-. dern iie find auch Anlagen zum Guten, d. i. fie befördern die Be­ folgung deflelben.. D er. Menfch. kann die erften bsyden zwar zweck­ widrig brauchen;. aber keine der-. felben vertilgen. §• 17 *. Zum ß ö fe n —. worunter nicht. etwa Vernunftwidrigkeit einer N e i­ gung, fondern nur die VernunftWidrigkeit des freyen Entfchlujfes verftanden wird, — läfst fich durch­ aus keine urfprüngliche Anlage in der menfchlichen. N atur denken.. Der im Menfchen gleichwohl v o r­ handene Grund der Möglichkeit des. H. Böfen mufs als etwas von def Freybeit des Menfchen er ft angenomme-.

(16) — 14 — nommenes, und lieh felbft zugezo.. genes angefehen, und zum Behuf der moralifchen Beurtheilung w irk­ lich gedacht werden. §•. 1 8*. Diefer angenommene, und fich felbft zugezogene Grund der M ög­ lichkeit des Böfen befteht in einer Aeufferung der F reyheit, die fchon böfe ift, und den Grund von lau­. ter böfen Aeufferungen der Freyheit enthält.. Es ift Hang zum Böfen;. etwas das keineswegs zur Möglich­ keit des Menfchen gehört; dem M enfchen nicht urfprünglich gege­ ben if t ; gleichwohl aber, in wie ferne es von allen Menfchen fich zugezogen w ird ,. zur Wirklichkeit. des Menfchen überhaupt gehört, und /.

(17) und in fo ferne als natürlich, und der Menfch um deifelben willen, als von Natur b'öfe betrachtet w er­ den mufs. §.. 19.. Da nun der innere Charakter des Sittlichguten, und des Sittlichböfen in den Maximen liegt, das heifst, in den Vorfchriften, oder V erhal­ tungsregeln,. welche. die Perfon,. durch blofse Freyheit fich felbft giebt, iind durch welche fie ent­ weder das Gefetz des W illens, oder L u it und Unlult gegen das Gefetz, als Beflimmungsgrund des Entfcbluffes annimmt;. fo mufs der ange­. nommene, und fich felbft zugezo­ gene Grund der M öglichkeit des Böfen, oder der Hang zum Böfen felbft in einer böfen Maxime belie­ ben,.

(18) — i6 — lien, die fich als der Grund der übrigen böfen Maximen verhält, als eine allgemeine böfe Maxime, unter welcher die befondern b ö ­ fen Maximen enthalten find. §. 20,. Diefe allgemeine Maxime, durch deren Annehmung der Hang zum Böfen zugezogen wird, befteht in einem freyen und allgemeinen Entfcblußy gelegenbeitlicb vom Sittengeßetz abzimeicben; und durch fie geht der. Hang zum Böfen jeder ändern, ein befonderes O bjekt des W illens be­ treffenden T h at, als diejenige böfe T h at v o rh er,. durch welche der. M enfch feinen ganzen W illen v er­ derbt hat, und felbft böfe geworden jft, und die als peccatum originärium fich.

(19) fich zu jeder ändern als dem peccatum derivativuni verhält.. A ls die. Wurzel alles ändern Böfen im M en­. fchen heilst der in der allgemeinen böfen. Maxime. beliebende Hang. zum Böfen, das radikale Böfe. §. 2-r.. Man kann fich drey verfchiedene Stuffen des Hanges zum B ö­ fen denken: i) die Gebrechlichkeit, fragilitas; 2) die Unlauterkeit; und 3) die Bösartigkeit. D ie erltere i(t die Schwäche des menfchlichen Her­ zens, in Befolgung guter Maximen überhaupt.. Die zw eyte ift der. Hang zur Vermifclnmg böfer M axi­. men, mit den guten. der. Hang. zur. D ie dritte ift. Annehmung. böfer. Maximen, der auch, als der Hang,. b. die.

(20) die moralifchen. Triebfedern. den. nichtmoralifchen nachzufetzen, Ver­ derbtheit;. und als der Hang, die. müralifche Ordnung der T riebfe­ dern des W illens umzukehren, Ver­ kehrtheit des menfchlichen Herzens. heifsen kann. §. 2 2 .. D er gemeinfchaftlicbe Grand aller • diefer AeUfserungen der Unfittlichkeit kann nun i ) nicht, wie man ihn gemeiniglich anzugeben pflegt, in der. Sinnlichkeit des Menfchen,. und den daraus entlpringenden na­ türlichen Neigungen gefetzt wer­ den.. Denn lie haben keine gera­. de Beziehung aufs Böfe, ja lie ge­ ben fogar Gelegenheit zur Tugend,. zum Beweife der moralifchen Gefinnung.

(21) — 19 — finnung in ihrer Kraft.. A u ch dür­. fen wir ihre Aeufserung nicht v e r­ antworten, w eil fie,. als anerfchaf-. fen , uns nicht zu Urhebern haben.. A lle Handlungen, die allein in der Sinnlichkeit ihren zureichenden Grund. haben, find daher nicht ßttlich , fie mögen der Vernunft gemäfs, oder zuwider feyn. Um den Grund des moralifchen Böfen im. Menfchen. abzugeben, enthält folglich die Sinn­ lichkeit, wie immer auch diefelbe durch Organifation, Temperament,. Clima u. f. f. modificirt feyn mag, zu wenig. §■ 23.. D er Grund diefes Böfen kann auch 2) nicht in einer Ferderbniß der moralifchen gefptzgebenden Ver-. b %. nunft.

(22) nunft gefetzt werden.. Denn es ift. fchlechterdings unmöglich,. dafs fie. das Anfehen des Sittengefetzes in fich vertilgen, und die Verbindlich­ keit, die aus demfelbeil fiiefst, abläugnen kann.. Sich als ein frey. handelndes W efen, dem,. und doch von. einem folchen angemefsenen. Gefetze entbunden denken,. wäre. foviel, als eine, ohne alle Gefetze wirkende Urfache denken, welches fich widerfpricht.. Um den Grund. des moralifch Böfen im Menfchen abzugeben, enthält folglich eine, vom moralifchen Gefetze freyfprechende, gleichfam boshafte— verderbte, aus­ geartete —. Vernunft,. und. fchlechthin bofer W ille zuviel;. ein es. würde dadurch der W iderftreit des Gefetzes felber zur Triebfeder er­ hoben..

(23) hoben, und fo das Subjekt zu ei­ nem teuflifchen Wefen gemacht.. Das ßttlich Böfe läfst fich daher ■ weder aus der Sinnlichkeit, noch aus. der Vernunft herleiten; es läfst fich aber aus der Freybeit, und dem Gefetz des Willens, das nur a priori erkennbar ilt, durch folgendes Räfonnement auch a priori entwickeln, und feft fetzen. §. z s und 26.. D er. guten. moralijchen. Anlage. nach, dringt fich dem Menfchen das moralifche Gefetz unwiderßeblicb au f; und wenn keine ■ andere Trieb* feder dagegen wirkte,. auch,. als. würde er es. hinreichenden Beflimb 3 mungS'.

(24) —1 2-2 — mungsgrund der W illldihr, in feine oberfie Maxime aufnehmen, und dar­. nach. handeln.. Der. gleichfalls. fchuldlofen Naturanlage der Sinn­ lichkeit nach, find dem Menfchen die Luft und Unluft nicht weniger un­ vermeidlich; und ohne andere Gegen­ triebfedern, würde er dem fubjekti-. ven Princip der Selbßliebe, den na­ türlichen Neigungen folgen. W enn alfo jede diefer beyden, Wefentlich verfchiedenen Triebfedern fü r fich allein vorhanden wäre,. fo würde. der Menfch jede derfelben, als für fich hinreichend annehmen, in dem erftern Falle durchaus gut, im zw eyten §. 1 6. durchaus böfe ieyn.. Da aber bey. dem M en­. fchen, natürlicherweife beyde Trieb­ federn fich vereinigen} und er bey-. de. I.

(25) de in. feine Maximen aufnimmt;. fo würde. er,. wenn das Sittlich­. gute, und Böle lediglich von der Verfchicderiheit der beyden. T rieb ­. federn abhienge, zugleich gut, und b'öfe feyn, welches fich in der rei­. nen Beurtheilung, in Rücklicht auf Moralität, und Immoralität, nicht ohne W idcrlpruch denken läfst. §. 2 7 .. D ie moralifche Befchaffenbeit des Willens hängt alfo nicht von dem Unterfchiede der Triebfedern,. die. der Menfch in feine Maxime auf­ genommen, fopdern von der Un­ terordnung ab,. welche feine Frey-. beit mit diefen Triebfedern vorge­ nommen hat, in dem fie,. da beyde. neben einander nicht beftehen könb 4 nen,.

(26) 24 nen,. die eine zur Bedingung der. ändern,. die eine zum M ittel der. ändern macht.. 28. .. D er Menfch ift alfo nur da­ durch b ö fe,. dafs. er. die ßttliche. Ordnung der Triebfedern, in Auf-. nehmung derfelben in feine M axi­ men, umkehrt; dafs er die Trieb­ federn der Selbßliebe, und ihrer N eigungen,. zur. bedingten. Befol­. gung des moralifcben Gefetzes macht,. da das letztere vielmehr als die oberfte Bedingung der Befriedigung der. erfteren. in. die. allgemeine. Maxime der W illkiihr als alleinige Triebfeder follte.. aufgenommen werden. §• 29..

(27) § • 29» Diefe Unterordnung des morali­ fchen Gefetzes, unter das Princip der Selbftliebe, ift alfo die Urfünde des Menfchen, von der alle andere böfe Handlungen, nur Folgen, ab­ geleitete find; und der Menfch ift in fo ferne radikal böfe, in wie ferne er durch feine Freyheit Luft und Unluft, als Bedingung der E r­ füllung des Gefetzes, die Vernunftmäfsigkeit aber nicht anders, als in wie ferne fie die M ittel der Be­ friedigung des Geliiften ift, in feine allgemeine Maxime aufgenommen hat.. 3° * Diefe Bösartigkeit ift nicht fo wohl Bosheit im-eigentlichen Sinne diefes W o rte s; w eil durch lie keib 5. neswegs.

(28) —. a6 —. neswegs das B ö fe,. als Böfe zur. Triebfeder gemacht w ird; als v ie l­ mehr. Verkehrtheit,. perverfitas —. eine Befehaffenheit, die. aus der. Gebrechlichkeit und Unlauterkeit des. menfchlichen Herzens. entfpringt,. und fich befondcrs durch die G e­ rinnung äufsert, bey der fich der Menfch bloßfe Legalität für Morali­ tät, Immoralität aber für blofse Ille­ galität anzurechnen, die Abwefen-. heit des Lafters für Tugend, und die. Anwefenheit. defieiben. für. lchuldlofe Verirrung bey lieh felbft geltend zu machen ftrebt. Unredlichkeit, lieh felbft. Diefe Mauen. Dunft vorzum achen, erweitert fich. denn auch äußerlich zur Fulfcbheit und. laufebung anderer,. wenn fie. nicht Bosheit. welche, genannt werden.

(29) — 27 — werden foll, doch wenigllcns A 7ichtswürdigkeit zu heißen verdient.. § •. 3r. *. Das Dxfeyn des von der F rcyheit. angenommenen Hanges zur. Umkehrung. der fietliche 11 T rieb ­. feder kann fich nur durch das nnparteyifche Urtheil des über fich felbfi: richtenden Gewifsens ergeben. Diefes. Urtheil. wird. aber. auch. durch eine Menge fchreyender Beyfpiele bellätigt, welche uns die Erfahrung an den Thaten der Men­ fchen vo r Augen Hellt. §•. 32 .. Diefe Beyfpiele liefert das Be­ tragen der Menfchen theils in dem fogenannten Naturfkande, wohin die. Mord-. \.

(30) — 28 — Mordfcenen auf Tofoa, Neufeeland, den Navigatorsinfeln , den weiten Wüften des nordweßlichen Amerika,. und dergleichen zu rechnen find; theils im Zuftande der Kultur, in welchem man eine lange, melancholifche. Licaney von. Anklagen. der Menfchheit anftimmen hört, z. B. über geheime Falfchheit bey der innigften Freundfchaft, über Hafis gegen die W ohlthiiter, Scha­ denfreude ,. und. über das. ganze. Gefolge der teuflifchen Lafter.. $•. Eine. fehr. gung vom. 33 auffallende Beftäti-. D afeyn. diefes. Böfen. läfst fich in dem Zuftande der religi'öjen und politifchen. gen finden,. Einrichtun­. fo ferne die erftern nach. I.

(31) — 29 — nach den Principien der Ethik , die letztem. nach. den. Principien des. Naturrechts, beurtheilt werden kön­ nen und follen.. Cmlifirte V ölker-. fchaften liehen in beßändiger Kriegsverfafsung gegeneinander, und fchei-. nen auch, lieh feft in den K opf gefetzt zu haben, nie aus derfelben herauszugehen. Ihre Grundfitz e. widerfprechen ihrem öffent­. lichen Vorgehen geradezu, und kein. Fhilofoph ill noch bis jetzt im ■Stande gevvefen, fie mit der Moral ■ in Einftimmung, oder auch. nur. befsere, die fich mit der menfch* liehen. Natur. vereinigen. liefsen,. in Vorfchlag zu bringen, fo, dafs der philofopbifche Cbiliafm, der auf den Zuftand eines ewigen, auf ei­ nen Völkerbund als W eltrepublik gegrtin*. f.

(32) — 3o — gegründeten Friedens h o ft, f o , wie der tbeologifche, des. ganzen. vollendete. eben. der auf. Menfchengefchlechts moralifehe. Befserung. harret, als Scbwärmerey allgemein verlacht wird. §•. 34-. Der Urfprung des Sittlichböfen, der fich nur durch das radikale Böfe denken läist, kann entweder als Vernunft, oder als Zeiturfprung erwogen werden.. In der eilten. Bedeutung wird blofs das Dafeyn der Wirkung; in der zw eyten, das Gefcbehen derfelben betrachtet, w o ­. durch fie als Begebenheit auf ihre Urfache. in. der. Zeit. bezogen. wird. I. §• 35'.

(33) — 3i —. 35 -. § •. W ird der Urfprung des Sittlichböfen als Vernunfturfprung erwo­ gen, fo läfst fich das Sittlichböfe, nur als. blofse. That der Freyheit, Vernunft vorflellen,. durch keines­. wegs aber durch den, an die Sinn­ lichkeit, und die Zeit, als Form derfelben gebundenen Vcrßand er­ kennen.. Es kann ihm daher in die-. fer Rückßcht auch keineswegs das. Prädikat der Entftehung, oder des Urfprungs in der Zeit zukommen, das nur von dem äußerlichen der fittlichböfen Handlung, oder vo n dem Urfprung. des. Sittlichböfen,. als Begebenheit in der Sinnenwelt gelten kann.. D a über diefes die. Freyheit ahfohlte. Urfache ilt ,. fo. kann ihre T hat, vo n keiner von ihr. a.

(34) ihr. J'elbJi. verfchiedeneii. U r fache,. durch welche fie blofs relativ feyn würde, abgeleitet werden. §■ 36 -. Das radikale B'öfe in der menfchlichen Natur, hat alfo, als Tbat der Freybeit,. keinen. Zeiturfprung,. und läfst fich von keiner von der F rey heit verfchiedenen nicht böfen Urfache ableiten; ill daher in diefer Rücklicht gänzlich un­ begreiflich. §• 37 •. Hiermit ftimmt nun die V o rftellungsart, deren fich die Schrift bedient, den Urfprung des Böfen als Anfang deflelben in der Menfchengattung zu lchildern, ganz wohl zufammen; indem üe ihn in einer Gefc hiebie.

(35) “ Gefcbichte. 33 —. vorflellig. m acht,. w o,. was der Sache nach, als das Erfte gedacht werden mufs, als ein folcbes der Zeit nach erfcheint. § •. 38 -. Diefer Vorftellungsart zufolge entlpringt das Böfc in der Menfchjieit, oder im Repräfentanten derfelben, dem erften Menfchen, nicht durch. einen der. Menfchheit ur­. sprünglichen,. zum Grunde liegen­ den Hange zum Böfen , fondern durch einen Sündenfall, folglich aus nichts anderm, als einer be­. reits böfen Handlung der Freyheit, die, in wie ferne fie als die erfte gedacht wird, der Uebergang aus dem Stand der Unfchuld in den Stand der Schuld ift. c.

(36) §• 39 Es gieng alfo nach dieier V or-. ftellungsart. das moralifche Gefetz,. wie es auch beym Menfchen,. als. einem nicht reinen, fondern von Neigungen verfuchten W efen feyn mufs, als Verbot voraus. nun. diefem Gefetze,. Anftatt als hinrei­. chender Triebfeder gerade zu fol­ gen; fah fich der Menfch doch noch nach ändern Triebfedern um, die nur bedingter W eife gut feyn können,. und machte es fich zur. Maxime, dem Gefetze der Pflicht, nicht aus Pflicht, fondern auch al­. lenfalls aus Rückficht auf andere Abfichten zu folgen.. M ithin fieng. er damit an, die Strenge des Gebots, welches dern. den. Einflufs. Triebfeder. jeder. än­. ausfchliefst, zu bezwei-.

(37) — 35 — bezweifeln,. gegen. hernach den Gehör[am. dafselbe. bedingten. zu. eines. einem. blols. Mittels herabzu­. vernünfteln, woraus dann endlich das. Uebergewicht. der fmnlichen. Antriebe, über die Triebfeder aus dem Gefetz, in die Maxime zu handeln, aufgenommen, und fo gefündigt ward. §>. 4° «. Und fo machen wir es täglich, haben alfo in Adam alle gefündigt, und fündigen noch,. nur dafs die. böfe T h at der Freyheit des erlten Menfchen, nachdem durch fie der Hang zum. ♦. Böfen einmal. in. die. W elt gekommen, und durch denfelben das Böfe gleich mit dem erften Gebrauch der Freyheit vorc 2. handen.

(38) — 36 — harnten ift, als angebohrne Schuld 'Vorgeftellt, und bey uns ein fchon angebohrner Hang zum Böfen, der Z eit nach, vorausgefetzt wird. §. 4 1.. Die. Unbegreiflichkeit. des V er-. nunfturfprungs, lammt der nähern Beftimmung der Bösartigkeit unferer Gattung, drückt die Schrift in der Gelchichtserzählung, da­ durch aus, dafs fie das Böfe, in einem Geifte von urfprünglich er­ habener Beftimmung, voranfchickt, der Menfch aber nur, als durch Verführung in daffclbe gefallen, alfo. nicht von Grund. aus v e r­. derbt, lbndcrn als noch einer Befferung fähig , vorgeftellt wird.. §• 42..

(39) §■ 42TI ic es möglich fey, dafs ein in. dem bisher entwickelten Sinne von N atur böfer Menfch zu einem gu­ ten werden könne, ift unbegreiflich; denn wie kann das Böfe,. Gutes. hervorbringen ? — da es aber auch nicht begreiflicher ift, woher das moralifche Böfe in uns zuerft ge­ kommen feyn könne, in dem doch die urfprüngliche Anlage, eine A n ­ lage zum Guten ift, lo kann man die Möglichkeit des Wiederaufflehens aus dem Böfen zum Guten, um fo weniger befreiten^ als das Sittengefetz. uns. lchlechterdings gebeut,. uns. felbft zu guten Menfchen zu ma­ chen, und eben darum nöthiget, die Möglic hkeit vorauszufetzen..

(40) 43* D ie. Wiederherßellung. fprünglichen. Anlage. zum. der. ur-. Guten. in ihre Kraft , läfst fich nicht als. Erwerbung einer verlohrnen T rieb ­ feder zum Guten. denken; denn. diefe haben wir nie verlieren kön­ nen, und wäre das letztere m ög­ lich, fo würden w ir fie auch nie wieder erwerben. Sie ift alfo nur die Herßellung der Reinigkeit derfelben,. nach welcher das Sitten­. gefetz. nicht. blols. mit. ändern. Triebfedern verbunden, oder w ohl gar diefen, als Bedingungen un­ tergeordnet, fondern in feiner gan­ zen Reinigkeit, als fü r fich zurei­ chende Triebfeder in die allgemei­ ne Maxime aufgenommen wird.. §• 44-.

(41) — 39 — § •. 44 -. Diefe Wiederherftellung ift m dem von Natur böfcn Menfchen, der die Unterordnung des Gefetzes in feine allgemeine Maxime aufgenommen hat, nur als Umkeh­ rung der verkehrten Denkart, als Revolution in. der Gefinnung, als Veränderung des Charakters, als eine A rt von Wiedergeburt gleich als eine Schöpfung eines neuen Menfchen denkbar. Diefe Revolution in der Denkart kehrt den oberften Grund der Maxime, wodurch der Menfch böfe war, durch eine einzige unwan­ delbare. Entfchlieffung. um ,. und. enthält den Grund der allmähligen Reform für die empirifche Sinnes­. art, die der Heiligkeit unaufhörli­ che Hinderniffe in den W eg legt. c 4 Der.

(42) D er M enfch nämlich wird durch Annehmung des Princips der H ei­ ligkeit, oder der allgemeinen M a­. xime. aljer guten. Maximen,. ein. neuer Menfch, ..wird aber nur. im. unaufhörlichen W irken und W e r­ den. ein guter Menfch, und kann. hoffen, dafs er bey einer folchen Reinigkeit. des Princips, welches. er lieh zur oberflen Maxime der W illkühr genommen hat, und der Fertigkeit deffelben auf dem guten, wiewohl. fchmalen. beftändigen. W ege. eines. Fortfehreitens. vom. Schlechtem zum Befsern fich be­ finde. § -. 4 5». V o r dem Herzenskündiger,. der. die oberfle Maxime der Gefinnung, und die Unendlichkeit des an n ä­ hernden.

(43) — 41 — hernden Fortfehreitens zur Befol­ gung derfelben in einem wirklich heiligen Wandel, als ein Ganzes durchfchaut,. wird. der. Menfch,. durch jene Aenderung feines H er­ zens zu einem wirklich guten, ihm wohlgefälligen Menfchen.. Beurtheilung. Für die der Menfchen aber,. welche die Reinigkeit und Stärke ihrer Maximen nur durch die Ober­ hand, welche über die Sinnlichkeit wirklich erhalten ift, fchätzen kön­ nen, ift fie nur als ein immer fort­ dauerndes Streben zum Befsern, als eine allmählige fortwährende Reform des Hanges zum Böfen anzufehen. §.. Diefe. 46.. Umwandlung der. Gefin-. nung, und die aus ih r e rfo lg e n d e. c 5. Ver-.

(44) Verbefsennig der Sitten kann nicht. ohne W iderfpruch, als ein blofses Gefchenk der. G ottheit,. fondern. nur als die W irkung unterer Frey­ heit gedacht werden;. denn fonft. könnte lie uns nicht zugerechnet werden, folglich wir weder moraJifch gut, noch böfe feyn.. Und. wenn auch zum Gut - oder Befserwerden noch eine übernatürliche M itwirkung nöthig feyn f o ll ; fo mag diefe nur in der Verminderung der Hindernifse beftehen, oder auch pofitiver Beyftand fe y n :. fo mufs. der Menfch doch fich vorher wür­ dig machen, fie zu empfangen, und diefe Beyhülfe annehmen, d. i. die pofitive. Kraftvermehrung. in. feine. Maxime aufnehmen, wodurch es al­. lein möglich wird, dafs ihm das Gute.

(45) .. 43. —. Gute. —. zugerechnet,. einen guten werde.. Menfchen. § •. W ider. und. er. für. erkannt. 47 -. diefe. Zumuthung. der. Selbltbefserung bietet nun die zur moralifchen Bearbeitung von N a ­ tur verdrofsene V ern u n ft, unter dem Vorwande des natürlichen U n­ vermögens, allerley unlautere R e­ ligionsideen fchmeichelt M enfch:. auf. fich. Nach diefen entweder der. G ott könne ihn durch. feine freye M achtvollkommenheit auch wohl glücklich machen, ohne dafs er nöthig hätte, ein befserer M enfch zu werden.. Oder G ott. könne ihn unmittelbar zu einem befsern, Menfchen machen,. ohne dafs.

(46) — 44 — dafs er dahey etwas anders zu thun hätte, als darum zu bitten.. Als. wenn vo r einem allfehenden Wefen, bitten, etwas anders als ivünfcben w äre! und wäre es mit dem bloffen. W unfch. fchon. ausgerichtet,. als wenn nicht jeder Menfch gut feyn Würde! —. 48* Nach der ächt moralifchen Reli­ gion —. dergleichen unter allen öf­. fentlichen, die es gegeben hat, al­ lein die chriftliche ift —. ein Grundfatz:. ift es aber dafs der Menfch. foviel in feinen Kräften liegt, thun miifse, um ein. befserer Menfch. zu werden, und dafs er nur unter diefer Vorausfetzung, dann gewifs. hoffen. aber auch könne,- was nicht.

(47) — 45 —. nicht in feinem Vermögen ift, wer­ de ihm durch höhere Veranitaltung zu Theil werden. Wobey es gar nicht darauf ankömmt, zu willen, was Gott zu unferm Heil zu tbun,. oder bereits getban habe; delto mehr aber, was wir tbun follen, und kön­ nen, um uns feines Beyftandes ‘würdig zu machen.. II. Es. IST IN DEM MENSCHEN EIN GUTES PRINCIP, DAS MIT DEM BÖSEN UM DIE HERRSCHAFT ÜBER DEN MENSCHEN IwEMPFT. § •. 49 -. O e r radikalen Bosheit, als dem böfeil Princip, lieht Heiligkeit, das heilst,.

(48) 46 — heifst, die moralifcbe Vollkommenheit der menfchlichen N atur, die jeden M enfchen durch die Anlage zum Guten möglich, und durch das Gefetz fchlechthin nothwendig ift— in der Eigenfchaft des guten Princips entgegen. §■ So.. Diefes gute Princip ift ein Ideal, in wie ferne durch. daffelbe. M enfchheit nicht wie fie ift, dern wie fie feyn fo ll ,. die fon-. vorgeftellt,. folglich der Menfch gedacht wird, in wie ferne er das Gefetz als die beltimmende. Triebfeder in feine. allgemeine Maxime aufnimmt, und daffelbe in. allen feinen befonde-. ren Entfchliefsungen befolgt.. §• 5i..

(49) — 47 — §• 5 *Diefes Ideal ift in fo ferne das einzige in feiner A rt , als er für den. W illen objektive Realität hat, praktifch, das heifst, durch das Sitten-. gefetz nothwendig ift, und als je­ dem Menfchen geboten ift, daifelbe in feiner eigenen Perlon zu realifiren; welches ihm auch und zwar in objektiver Rückßcbt durch fortfchreitende. Annäherung ins. U n­. endliche, in fubjektiver Rückßcbt aber dadurch, dafs er das Sittengefetz in feine. höchfte und all-. gemeinfte Maxime aufnimmt, und dadurch die Gefinnung jenes Ideals annimmt, möglich ift. s§- 52 Im Verhältnifs a u f die Gottheit, mufs das praktifche nothwendige Ideal.

(50) — 48 — Ideal der Heiligkeit. endlicher v e r ­. nünftiger W efen unter folgenden Beltimmungen gedacht w erden: a) In Rückßcht auf feinen U r­ sprung, als in Gott von Ew igkeit. her vorhanden, nicht fondern vom. gezeugt,. wefentlichen. erfchaffen,. und ausgehend Charakter der. G ottheit, welcher nut als gränzenlofe Moralität denkbar iffc. — Der eingebobrne Sohn Gottes.. §■ 53 -. b) In Rückßcht auf die. Welt,. als der Endzweck der Schöpfung, folglich als das Wort, das Werde'. durch welches alle. anderen D in­. ge find, und ohne das nichts exiftirt, was gemacht if t ; — der A b ­ glanz.

(51) — 49 —. *. glanz der göttlichen Herrlichkeit! — In ihm hat Gott die Welt gelielt.. §■. c). 54 -. In Rückßcht auf die menfüb­. liche Natur , als etwas,. w ovon fie. nicht Urheber ift, fondern das in ihr Platz genommen hat, ohne be­ greiflich zu w erd en , wie die menfchliche. Natur für. fie. auch. nur habe empfänglich feyn kön­ nen; — als etwas, das vom Him­ mel auf die Erde herabgekommen iß> das die. Menfchheit. angenommen. hat, das Wort iß Fleifch geworden, und hat in uns gewohnt.. Und da. die Heiligkeit urfprtinglich nur der Charakter der Gottheit ift, fo wird durch die praktifche Nothwendigkeit diefer Heiligkeit im Menfchen d. die.

(52) — 50 — die. Gottheit als herabßeigcnd zun,. Menfchen, im Stande der Erniedri­ gung des Sohnes Gottes,. und fich. mit derfelben vereinigend, und der Menfch zur Gottheit erhöhen, gedacht. §• 55In dem praktifchen nothwendigen Ideal der Heiligkeit lernen wir ferner das Einzige , was uns von der Gottheit zu willen möglich und. nothwendig. ift,. den. Willen. Gottes kennen; und durch die E r­. füllung. deflelben. G o tt,. auf die. einzig mögliche, und feiner würdige A rt liehen; und in fo ferne gelangt man nur durch den Sohn zum Va­ ter.. Niemand hat Gott gefeben, der. eingebohrne Sohn,. der in des Vaters. Schoofs ift, der hat es uns verkündigt.. §• 56..

(53) — 51 — §• 56. Die wirkliche Annebmung der Gejinnung diefes Ideals, ift die einzige Bedingung; aber auch das gewiffe Mittel Gott wohlgefällig zu feyn. Denen, die ihn auf nahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden. §•. 57 -. Diefes Ideal, als Vorbild unferer Nachahmung, fo wie es an einem. von Bedürfnilfen und Neigungen abhängigen W eltwefen möglich ift, können wir uns nicht anders als unter der Idee eines Menfchen den­ ken, der in Rücklicht auf das pbyfifebe feiner N atur, allen Menfchen,. eben fo fehl*. als in Rücklicht,. auf das moralifche, der Gottheit — verwandt ift.. E r mufs daher allen. d. %. Bedürf-.

(54) — 52 — BedürfniiTen. und Neigungen der. Sinnlichkeit unterworfen, und — weil lieh die fittliche Kraft in ih­ ren empirifeben AemTerungen. nur. als kämpfend mit Hinderniflen, und über diefelben obliegend in ihrer ganzen Stärke zeigen kan n ; —. fo. mufs das heilige Vorbild durch die grö Heften. möglichen. Anfechtun­. gen geprüft, durch fchmeichelnde Anlockungen verfu ch t, und alle Leiden. bis. zum. fchmählichften. T od e für die Veredelung der M en­ fchen,. und felbft für das W ohl. feiner. Feinde. übernehmend. ge­. dacht werden. §• 58* Die. Ueberzeugung : dafs. bisher entwickelte Ideal, Realität. das. objektive.

(55) — 53 — Realität. h ab e,. folglich in. der. menfchlichen Natur wirklich v o r ­ handen f e y , ift der G laube: dafs der Sohn Gottes die menfchliche N a­. Und die. tur angenommen. habe.. Ueberzeugung,. dafs die Anneh-. mung der diefem Ideale angemeffenen Gefmnung praktifch nothweniig fey, ift der allein rechtfertigen­ de und fcligmachende Glaube an den Sohn Gottes. §•. 59 -. W er alfo diefen praktifchen Glau­ ben an den Sohn. Gottes hat,. wer. fich einer folchen moralifchen Gefinnung bewufst ift, dafs er glau­ ben und auf lieh gegründetes V erttauen fetzen kann, er würde un­ ter ähnlichen Verfuchungen und d 3. Leiden.

(56) — 54 — Leiden —. fo wie fie zum Probier-. ftein jener Idee gemacht werden — dem Urbilde der M enfchheit un­ wandelbar. abhängig,. Beyfpiele. in. und feinem. treuer. Nachfolge. ähnlich bleiben; — • der, und auch nur der allein ift befugt, fich für denjenigen zu halten, der ein des göttlichen W ohlgefallens nicht un­ würdiger Gegenftand ift. §. 60. D er vollkommene M enfch würde nun freilich durch den praktifchen Glauben an den Sohn Gottes ganz gerecht und Gott gefällig feyn ; wie kann aber uns diefer praktifcbe Glaube. rechtfertigen,. unvollkommen lind? —. die wir wie. fo. kann. eine Gerechtigkeit, fo fern fie in einem.

(57) ). — 55 — einem diefem praktifchen Glauben völlig. und. ohne. Lebenswandel. Fehl gemäfsen. beftehen. mulste,. auch die unfrige werden ? — fes. fich. begreiflich. zu. die-. machen,. lcheinen dreierley Schwierigkeiten vorhanden zu feyn.. §• 6r. Die erfle Schwierigkeit. gegen. die Realität eines folchen Glau­ bens, welcher den Menfchen nur durch eine ununterbrochene Beob­ achtung des Gefetzes rechtfertiget, und felig macht, fcheint darinn zu beftehen: Das Gefetz fagt: feyd hei­ lig, —. in eurem Lebenswandel — -. •wie euer Vater im Himmel heilig ift;. nun find wir Menfchen aber im­ mer nur im Fortfehreiten vom mand 4 gelhaften.

(58) — 56 gelhaften Guten zum Beflerwerden,. wenn. wir auch das. Sittengefetz. in unfere höchfle und allgemeinfte. Maxime. aufgenommen,. und. dadurch die Gefinnung jenes praktifch nothwendigen Ideals angenom­ men haben.. W ie follte. es alfo. möglich feyn , dafs bey dem heili­ gen Gefetzgeber diefe gute Gefin­ nung für die unvollkommene gelten könne? —. That. §. 62. Um diefe Schwierigkeit aufzulöfen, mufs man denken, dafs die That immer mangelhaft bleibt, weil fie von uns Menfchen, die in den Begriffen des Verhältnifses der Urfache und W irkung unvermeidlich auf Zeitbedingungen eingefchränkt find,.

(59) — 57 — find, als ein immerwährendes Fortfchreiten vom. zum Beffem. mangelhaften. gefchätzt. Gaten. w ird ,. fo,. dafs wir das Gute in der Erfcheinung —. d. i. der Tbat nach —. in. uns jederzeit als für ein heiliges Gefetz unzulänglich anfehen. muffen.. Aber der Herzenskündiger fieht auf die Gefinnung, welche überfmnlich und die Qiielle der T h at ift, die, als ein kontinuirliches Fortfchreiten vom mangelhaften Guten zum Belfern ins Unendliche, in der rei­ nen. intellektuellen Anfchauung. Herzenskiindigers, auch. des. der T hat. und dem Lebenswandel nach, als ein vollendetes Ganze, und alfö auch als etwas Vollkommenes beurtheilt wird.. d S. §• 63..

(60) — 58 — §• 63. D er. praktifche. Glaube. an den. Sohn Gottes begründet alfo die Hofnungy dafs wir durch die Anneb­ ln ung. jener heiligen. auch. bey. der. Gefinnung,. unvermeidlichen. Mangelhaftigkeit unferer Thaten in der Zeit , gleichwohl, in Rücklicht. auf den durch jene Gefinnung be­ gründeten Fortfehritt ins Unend­ liche, im A uge des Heiligen, als heilig befunden werden. §. 64. Die zweite Schwierigkeit gegen die vorgetragene Realität des recht­ fertigenden. und. feligmachenden. Glaubens, ift in folgender Frage enthalten: wie kann der Menfch vo n. der. Beharrlichkeit. einer. im. Guten.

(61) — 59 — Guten immer fortrückenden Gefinnung verßchert werden? — §• 65. Das der. alleinige. gegenwärtigen. Bcvoufstfeyn von. lautern. Gefin-. nung ift zu einer zuverfichtlichen Ueberzeugung der Beharrlichkeit im Guten noch nicht hinlänglich; ja es könnte vielmehr zu einem gefährlichen. Selbßvertraucn führen,. wenn nicht noch die W ahrneh­ mung hinzukömmt, dafs man feit der Epoche. der. angenommenen. guten Grundfätze miklicb einen beffern Lebenswandel geführt hat. Erft. diefe Wahrnehmung giebt uns eine gegründete und vernünftige Hofnung, dafs unfere Gefinnung von. Grund aus gebefs§rt fey, und dals. wir.

(62) — 6o — w ir durch die Annehmung diefer heiligen Gefinnung —. in wie ferne. fich die Aufrichtigkeit und Ernfthaftigkeit. derfelben. durch w irk­. lich gebefserten Lebenswandel be­ währt, — von der Güte Gottes die zum Ausharren. in. derfelben er­. forderlichen M ittel erwarten dürfen.. §. 66 . D ie dritte und gröfste Schwie­ rigkeit der Selbftrechtfertigung ift endlich d iefe: obgleich die ange­ nommene Gefinnung, und der da­ mit verbundene Lebenswandel noch fo gut und beharrlich feyn m ag; fo hat der Menfch doch erft vom Böfen angefangen, und diefs ift eine Verfchuldung, welche ausz;ulöfchen niemals. möglich. feyn kann..

(63) — 6i — kann.. Denn dafs er. Beflerung. keine. nach der. neuen Schulden. mehr macht, kann er nicht dafür anfehen, als ob er dadurch die al­ ten bezahlt habe.. Eben fo wenig. kann er durch die Fortfetzung ei­ nes möglichft guten. Lebenswan­. dels einen Ueberfchufs herausbrin­ gen; denn es ift fchon an fich jederzeit feine Pflicht, alles Gute zu thun, was in feinem Verm ögen ftcht. Endlich kann diefe V e r­ schuldung auch von keinem än­ dern getilgt w erden; denn fie ift keine transmiffible Verbindlichkeit, die etw a,. wie. eine. Geldfchuld,. auf einen ändern übertragen wer­ den kann, fondern es ift die aller» perfünlichße, nämlich eine Sünden-. fchuld, die nur der Strafbare, nicht der.

(64) — 6z — der Unfchuldige, er mag auch noch fo grofsmüthig feyn, iie für jenen übernehmen. zu. w o llen ,. tragen. kann. §.. 67.. Die Auflöfung diefer. Schwie­. rigkeit beruht auf Folgendem: der höchften. Gerechtigkeit mufs ein. Genüge gelchehen, das Böfe mufs beitraft werden.. Aber diefe Strafe. erfolgt fchon nothwendiger W eife aus der Sinnesänderung, als w el­ che ein Ausgang vom Böfen, und ein Eintritt ins Gute, oder ein A b ­ legen und Tödten des alten , und ein Anziehen. und. neuen Menfchen ift.. Auflegen. des. D er A u s­. gang aus der verderbten Gelinnung in die gute ift— als das Abflerben des alten Menfchen, Kreutzigung des Fiel-.

(65) — 63 — Fleifches—. an lieh fchon Aufopfe­. rung und Antretung einer langen Reihe von Uebeln des Lebens, die der neue gebefserte Menfch, blofs um des moralifchen Guten willen übernimmt, die aber doch eigentlich einem Ändern, nämlich dem A l­ ten, welcher moralifch ein anderer ift, als Strafe gebührt. Und weil nun die Gefinnung des gebesserten Menfchen dadurch ihre Aufrichtig­ keit beweifst, dafs fie gerne alle Uebel und Leiden über fich nimmt, welche aus der Fortfetzung des guten Lebenswandels für. den al­. ten Menfchen entfpringen, fo be­ kommt der Menfch dadurch die gewilfe Hofnung , dafs durch die Annehmung jener heiligen Gefinnung, auch der Gerechtigkeit Got­ tes.

(66) tes für die — ■vor diefer Annehm ung— zugezogene V erfchuldung, Genüge geleiftet werde. §. 68 .. N ach diefer Deduction der Idee. einer Rechtfertigung des zwar verfchuldeten, aber doch zu einer gottgefälligen. Gefinnung. -gangenen Menfchen,. überge-. ift alfo die. im Ideale des moralifch vollkom­ menen Menfchen. enthaltene Ge-. finnung (§. 57.) die Bedingung nu­ ferer Heiligung, Stärkung im Guten. lind Rechtfertigung; und die A nnehmung jener Gefinnung, begrün­ det, beginnt und bewirkt das unend­. liche Fortfehreiten in der Befserung des Lebens. A lfo werden wir durch den Sohn Gottes (§. 52.) gebeili-.

(67) gebsiliget, begnadiget und gerecktfer­ tiget, und er vertritt durch feine. vollendete Heiligkeit die Stelle unfercr jederzeit mangelhaften T h at (§• 63.), verbürgt uns den zur Be­. harrlichkeit. erforderlichen. Bey-. ltand (§. 65.) und erlöfet uns von der Sündenfchuld. (§. 67.) §•. Nach. 69.. diefer Deduction. wird. auch ein BegriiF von Erlöfung und ßellvertretender Genugthinmg aufgeftellt, in welchem die, in moralilcher Rückficht, nothwendig denk­ bare. Befreyung von. zugezogenen. der einmal. V erfchuldung—. Entfündigung —. die. wirklich gedacht,. und zwar auf diejenige W eife ge­ dacht wird, die fich mit der morae. lifchen.

(68) 66 — lifchen Denkart allein verträgt, näm­. lich, als eine Gunft, die fich nur in Rücklicht auf die durch Freyheit bewirkte, aufrichtige und ernfthafte Veränderung des Herzens er­ warten läfst, Expiationen ,. deren Mangel alle fie mögen von biif-. fender oder feyerlicher A rt feyn, alle Anrufungen und Hochpreifung e n , felbft des ftellvertretenden Ideals der Heiligkeit u. d. gl. nicht erfetzen, noch, wenn diefe da ift, ihre Gültigkeit vermehren können. §. 70.. Nach. diefer. alfo einerfe'its. wird. Troß ertheilt;. dererleits ftrenge befördert,. Deduction. an-. Selbßbeurtheilung. und fäifchlich einwie­. gender Sicherheit vorgebeugt. §< 71 ..

(69) 67 —. —. §•. 7*-. Die heilige Schrift der Chriften trägt den Kampf des guten und böfen. Princips gegeneinander. der Form. in. einer Gefchichte vo r,. fie ftellt zw ey,. wie Himmel und. einander entgegengefetzte Principien im Menfchen, als Perfonen aufser ihm dar, die nicht blofs. Holle. ihre Macht gegeneinander verfuchen, fondern auch ihre Anfprüche, gleichfam vo r einem höchften Richter durchs Recht geltend ma­ chen wollen. §• 72 .. Gemäfs diefer hiftorifchen Dar ßellung war der Menfch urfprüng-. lich zum Eigenthümer aller Güter der Erde. eingefetzt,. e. %. doch follte. er.

(70) * — 68 — er fie nur als fein Untereigenthum, d o m in iu m. u tile ,. unter feinem. Schöpfer und Herrn, als Ober eigenthümer— d o m in u s d ir e & u s , be. fitzen.. Zugleich wird ein böles. W efen aufgeftellt, welches durch feinen. Abfall. alles. Eigenthums,. das es im Himmel befefien haben mochte, verluftig geworden, und fich nun ein anderes auf Erden erwerben will« \. §•. 73 *. Da nun dem böfen W efen, als einem W efen höherer A r t — einem G eifte—. als. irdifche und kör­. perliche GegcnftUnde. keinen Ge-. nufs gewähren können, fo fucht er eine Herrfcbaft über die Gemüther dadurch zu erwerben, dafs er. die. /.

(71) die. 69 -. Stammältern aller. von ihrem. Menfchen. Oberherrn abtrünnig,. und ihm anhängig macht, wodurch es ihm gelingt, fich zum Obereigenthümer aller Güter der Erde, d. i. zum Fürflen diefer 11'dt auf­ zuwerfen. Hier w ar alfo dem gu­ ten Princip zum T ro tz, ein Reich des Böfen errichtet, welchem alle von. Adam,. natürlicherweife ab-. ftammende Menfchen, durch A n ­ nehm ung delfelben Gefinnung, durch Aufnehmung der fittlichen Verkehrtheit in ihre allgemeinfte und oberfte Maxime,. fich felbft. unterworfen haben.. §■. Das. gute. 74* Princip. verwahrte. fich wegen feines Rechtsanfpruchs an.

(72) an der Herrfchaft über den M en­ fchen durch Errichtung einer R e­ gierungsform der jüdifchen Tbeokratie, die blofs auf öffentliche, allei­. nige. Verehrung. angeordnet w a r.—. feines. Namens. W eil aber die. Gemüther der Unterthanen in derfelben federn,. für. keine. andere. T rieb ­. als die Güter die/er Welt. gellimmt blieben; dabey aber auch keiner. ändern Gefetze. fähig. wa­. ren, als folchcr, welche theils /«ßige Ceremonien und Gebräuche auf­. erlegten, theils zwar Sittliche, aber nur. folch e,. w obey. ein. äußerer. Zwang ftatt fand, das Innere der mo-. ralifchen Gefinnung aber gar nicht in Betracht kam ; fo that diefe A n ­ ordnung dem Reiche der Finlternifs keinen wefentlichen Abbruch. § •. 75 -.

(73) — 71 — §■. 7 5-. Nun erfchien in eben demfelben V olke zu einer Zeit, da es zu einer Revolution reif war, auf einmal eine Perfon ,. deren W eis­. heit wie vom Himmel herabgekom­ men war, und die fich auch felbft, was ihre Lehren und Beyfpiel be­. traf,. zwar als wahren. Menfchen,. aber doch als einen Gefandten folchen Urfprungs. ankündigte,. der. in urfprünglicher Unfchuld in dem V ertrage,. den das übrige Men-. fchengefchlecht durch feinen Repräfentanten, den erflen Stammvater,. mit dem böfen Princip eingegangen, nicht mitbegriffen war, und an dem der Fürf l diefer Welt alfo keinen Theil hatte.. Hierdurch ward des letztem. Herrfchaft in Gefahr gefetzt. e 4. £. 76..

(74) §. 7 6 .. Diefer both ihm alfo an, ihn zum Lehnsträger feines ganzen Reichs zu machen, wenn er ihm nur als. Eigenthiimer deffelben huldigen wollte. Da nun diefer Verfuch nicht gelang,. fo entzog er nicht. allein. Fremdling auf fei­. dielem. nem Boden alles, was ihm fein E r­ denleben angenehm machen konn­ te, fondern erregte gegen ihn alle Verfolgungen, wodurch böfe M en­ fchen es verbittern können — den,. die nur. L ei­. der Wohlgefinnte. recht tief fühlt, —. Verläumdung. der lautern Abficht feiner Lehren; lind verfolgte ihn bis zum fchmählichften durch. T ode, diefe. ohne. gleichwohl. Beftürmuiig. feiner. Standhaftigkeit und Freymüthigkeit in.

(75) in Lehre und B evfp iel, für das Berte von lauter Unwürdigen im minderten etwas gegen ihn aus­ zurichten. $•. 77 -. Diefer Tod war, als die höchfte Stufe der Leiden eines M en­ fchen , die vollendete Darflellung des. guten. Princips ,. nämlich. der. Menfchheit in ihrer ganzen moralifchen Vollkommenheit als Vorbild der Nachahmung für jedermann, das auch für die damalige, ja für jede Zeit vom gröfsten Einflufs auf die menfchlichen Gemüther feyn feilte, und kann; denn es läfst die Freyheit der Kinder des Himmels, und die Knechtlchaft eines bloßen Erdenfohnes, im auffallendften Con-. e 5. trafte.

(76) trafte fehen. — Aber er kam in fein Eigenthum,. und die Seinen nahmen. ihn nicht au f; denen aber, die ihn auf nahmen, hat. er Macht gegeben,. Gottes Kinder zu heißen, d. i. durch. fein Beyfpiel eröfnet er die Pforte der Freyheit für jedermann, die eben fo, wie er, allem dem abftetben wollen,. was zum Nachtheil. der Sittlichkeit, fie an das Erden­ leben gefeflelt hält, und fammelt fich unter ihnen zum Eigenthum, und. unter feine. Herrfchaft,. ein. Folk das fleißig wäre in guten Wer­ ken, indefs er die, die die mora-. lifche Knechtfchaft vorziehen, der ihrigen iiberläfst.. 78 * W enn man diefe lebhafte und wahrfcheinlich für ihre Z eit auch einzige.

(77) einzige populäre Vorftellungsart von ihrer myftifchen Hülle entkleidet, fo fieht man leicht, dafs ihr Geift und Vernunftßnn, für alle Welt, zu aller Zeit, praktifch gültig und ver­ bindlich gew efen, w eil er jedem Menfchen nahe genug liegt, um hierüber feine Pflicht zu erkennen. Diefer Sinn befteht aber darinn: §■ 7 9 -. Das Ideal der vollkommenen Menfchheit trägt der Menfch in fich, es ift für ihn Pflicht, dafs er daffelbe, fo viel an ihm ift, durch ächt fittliche. Gefinnung auch an fei­. nen Handlungen realifire.. Dage­. gen wirket nicht die fo oft befchuldigte. Sinnlichkeit: — •. denn. nach Gliickfeligkeit trachten,. ift. dem.

(78) dem. Men feien. nicht. verw eh rt; \. aber den Grundfätzen der Sittlich­ keit foll. es. untergeordnet feyn.. Durch eine gewifle felbftverfchuldete Verkehrtheit, oder wie man jene Bösartigkeit nennen w ill, w o­ durch man die iittliche Ordnung der. oberften. Maxime. umkehrt,. unterwirft lieh felbft der Menfch als Sklav des böfen Princips, und macht fich nothwendig zum. Ge-. genftand des göttlichen Mifsfallens. W ieder gut, und Gott wohlgefällig zu werden, das böfe Princip in ihm zu überwältigen, und Heil zu finden, vermag er fchlechterdings nur da­ durch, dafs er die reine Idee des Sitt­ lichvollkommenen, ganz und innigft in. feine Gefinnung aufnimmt, dafs er praktifch an den Sohn Gottes glaubt.. §• 80..

(79) — 77 — §• 8o. Durch die W irkung, die diefer Glaube aufs Gemüth thut, wird der. Menfch. überzeugt,. fürchteten Mächte. dafs die ge­. des Böfen dage­. gen nichts ausrichten, —. die Pfor­. ten der Hölle fie nicht. überwälti­. gen ,•—. wenn er ihm nur kein Merkmal als das eines. anders. wohlgeführten Lebenswandels unter­. legt.. W er aber den Mangel diefes. Zutrauens zu dem praktifchen Glau­. ben durch Expiationen, die keine Sinnesänderung vorausfetzen, oder durch vermeinte blofs pafsive in­ nere Erleuchtung zu ergänzen hoft,. handelt aberglauhifch oder fchwärmerifcb,. und wird von dem auf. Selbftthätigkeit gegründeten Guten immer entfernt gehalten. §. 81.. I.

(80) — 78 — §• 8i. W er aber gar den Vorfchriften der Pflicht, wie. fie urfprünglich. ins Herz des Menfchen durch die Vernunft gefchrieben find, anders nicht hinreichende Authorität zugeftchen w ill, als wenn fie noch dazu durch Wunder beglaubiget w er­ den, der verräth einen fträflichen Grad moralifchen Unglaubens : — wenn ihr nicht Zeichen uncl Wunder fehet, fo glaubt ihr nicht. —. §. 82Indefsen mag es doch der ge­ meinen Denkungsart der Menfchen. ganz angemefsen feyn, dafs, wenn eine Religion des blofsen Kultus und der Obfervanzen ihr Ende erreicht, lind dafür eine im Geift der mora­ lifchen.

(81) — 79 — lifchen Geßnnung gegründete einge­. führt werden foll, die Introduction der letztem , in der Gefchicbte, noch mit Wundern begleitet, und gleichfam ausgefchmückt werde, um die Endfchaft der erftern,. die ohne. W under gar keine Autorität ge­ habt haben würde, anzukündigen: ja auch wohl, dafs fie, als jetzt in. Erfüllung. gegangenes. älteres. Vorbild defsen, was in der letztem. Endzweck der Vorlehung war, aus­ gelegt werde, um die Anhänger derfelben für die neue Revolution zu gewinnen. § m83 *. Unter folchen Umftänden kann es auch nichts fruchten, jene E r­ zählungen oder Ausdeutungen jetzt zu.

(82) zu beßreiten, da die wahre Religion. einmal da ift, und fich nun fer­ nerhin durch Vernunft gründe felbft erhalten kann.. Es mag alfo feyn,. dafs die Perfon des Lehrers der alleinigen, für alle W elt gültigen R eligion, dafs. ein. feine. Geheimnifs fey ; —. Erfcheinung. auf. E r­. den,— feine Entrückung von derfelben, — fein thatenvolles Leben und Leiden, lauter Wunder gewefen; ja! dafs fogar die Gefchichte, die die Erzählung aller jener W un­ der beglaubigen fo ll, felbft. auch. ein Wunder f e y : fo können wir fie fammt und fonders auf ihrem W erthe beruhen lafsen, und miilfen die Hülle noch ehren, welche gedient hat, eine Lehre in Gang zu bringen,. deren. Beglaubigung auf.

(83) auf einer Urkunde beruht, die unauslöfchlich. in. jedes. Menfchen. Seele aufbehalten ilt, und keiner Wunder bedarf. §•. 84 -. N ur follen und dürfen wir es nicht zum Religionsftiick machen, dafs das W ijfen, Glauben und B e­ kennen der. was. fe y ,. W under,. für fich. et­. wir uns Gott. wodurch. gefällig machen können. Gegen diefes mufs mit aller M acht geflritten werden, weil es ein jeder Menfch kann,. ohne defshalb ein. befsrer Menfch zu fe y n , oder es dadurch jemals zu werden.. f. m..

(84) — 82 —. III. D. ie g ä n z l i c h e b e s ie g u n g des. bö sen. p r in c ip s. is t. NUR DURCH GRÜNDUNG EINES. REICHS. GOTTES. AUF ER D EN MÖGLICH. §•. 85 -. O bgleich von der Herrfcbaft des bofen Princips befreyet, bleibt ein je ­. der moralifch wohigefinnter Menfch nichts deftoweniger den Angriffen dciTeiben noch immer ausgefetzt; und feine Freyheit zu behaupten, nvufs er forthin immer zum Kam­ pfe gerüftet bleiben.. Da nun aber. der Menfch in diefem gefahrvol­ len Zuftande durch feine Schuld. eigene. ift; fo ift er verbunden, foviel.

(85) — 83 — foviel er vermag, wenigstens K raft anzuvvenden, um fich aus demfelben herauszuarbeiten.. §. 86. W enn der. Menfch fich nach. den Urfachen und Umftänden umfieht, die ihm diefe Gefahr zuzie­ hen, und auch in derfelben erhal­ ten ; fo bemerkt er bald, dafs fie ihm nicht fowohl von feiner eige­ nen rohen N atur, fo fern er abgefondert da ift, als vielm ehr von Menfchen kom m en,. im. Verhältnifs. fteht.. mit. oder. denen er Verbindung. D ie eigentlich fo zu benen­. nenden Leidenfchaften, welche fo grofse Verheerungen in feiner ur> fprünglich guten Anlage anrichten,. f a. finden.

(86) — 8+ — finden nur in der Gefellfchaft die reichhaltigfte Nahrung. §• 87Kann nun, bey fo bewandten Umftänden, kein M ittel ausgefun­ den werden, felbft die Gefellfchaft zur Bekämpfung des böfen Princips, und zum. Siege. von. dem. guten. Princip über das Böfe zu benützen: fo wird der einzelne Menfch bey aller Kraftanwendung,. der Herr-. fchaft des Böfen fich zu entziehen, unabläfsig der Gefahr des Rückfalls, ausgefetzt feyn. §. 88So viel w ir einfehen, kann diefes M ittel einzig und allein darinn beftehen; dafs eine ganz. eigent­ lich.

(87) — 35 — lieh auf die Verhütung des Böfen, und zur Beförderung. des Guten. im Menfchen, abzweckende Verei­ nigung ,. als eine beltehende und. fich immer ausbreitende, blofs auf die Erhaltung der Moralität. ange­. legte Gefellfchaft errichtet werde, welche mit vereinigten Kräften dem Böfen entgegenwirkte. §• 89. Die Errichtung und Verbreitung einer gefellfchaftlichen V ereinigung, die unter den blofsen Gefetzen. der. Tugend,. und. lediglich. zum Behuf der Erfüllung derfel­ ben beftehen, und die das ganze menfchliche Gefchlecht befafsen foll,. ift daher eine pflichtmäßige Aufgabe für die Menfchheit überhaupt, und f 3. alfo.

(88) — 86 — alfo. auch. für. jeden. einzelnen. Menfchen. §. 90. Eine. Verbindung. der. M en­. fchen, unter blofsen Tugendgefetzen, nach V orfchrift kann man eine. ethifch. jener Idee, bürgerliche. Gefellfchaft nennen; bürgerliche Ge-. fellfchaft, in wie ferne Ile unter öffentlichen Gefetzen fleht; ethifche Gefellfchaft, zum Unterfchied von dem. rechtlich. bürgerlichen,. politi-. /eben Staat, der durchgängig unter Zwangsgefetzen fleh t, und keinen. ändern Zweck hat, als die Freyheit eines jeden auf die Bedingungen ein-. zufchränken, unter denen Ile mit der Freyheit aller belieben indefsen. die. ethifche. kann;. Gefellfchaft nur. f.

(89) — 87 — nur. unter zwangsfreyen. lieht,. und. lediglich. Gcfetzen. die. Bekäm­. pfung des innerlichen Böfen, und den. Sieg des innerlichen G uten,— mo ralifcbe Befserung— zum Zweck hat. '. Jene Vereinigung geht auf bloise Legalität, diefe auf Moralität.. §• 9 i* D er Zuftand der Gefellfchaft, und jedes einzelnen Gliedes derfelb cn ,. aufserhalh jenes ethifchen. Staates, ift der ethifche Naturßand; ein Zuftand der öffentlichen wechfelfeitigen,. unaufhörlichen. Befeh­. dung des guten Princips durch das. Böfe, aus welchem. der natürliche. Menfch herauszugehen, und in den. Zuftand der ethifchen Vereinigung einzutreten,. zwar verpflichtet ift, f 4 • aber.

(90) — 88 — aber. nicht. gezwungen. werden. kann. §•. 91 -. Der öffentliche Gefetzgeber im politifcbbürgediehen gemeinen. W e­. fen ift die fich zu einem Ganzen vereinigende. Menge fe lb fl ,. deren. allgemeiner Wille einen gefetzlichen. äufsern Zwang errichtet. In ei­ nem etbifch- gemeinen W efen aber, kann das Folk, als folch es, nicht felbft. fiii. ge fetzgebend. angefehen. werden, weil in einem folchen ge­ meinen W efen alle Gefetze ganz ei­ gentlich auf die Beförderung der Moralität der Handlungen gefleht I. find, die etwas Innerliches ift, mit­ hin unter öffentlichen menfchlichen Gefetzen nicht flehen kann.. §• 93-.

(91) — .89 — §•. Da alfo. 93 *. .. hier das V o lk nicht. Gefetzgeber feyn kann,. fo mufs. ein anderer angegeben werden, def-. fen Gefetze aber auch nicht, als blofs von feinem Willen , als Obern, urfprünglich. ausgehend. gedacht. werden können; weil lie alsdann keine ethifchen G cfctze, und die ihnen gemüfse Pflicht, keine freye Tugend, fondern zwangsfähige RechtsPflicht feyn würde. §•. 94 *. Im ethifch - bürgerlichen gemeinen W efen kann alfo nur ein folcher, als oberfler Gefetzgeber gedacht wer­ den, in Anfehung defsen alle wah­ ren Pflichten, mithin auch die ethifchen, zugleich als feine Gebote vor-. f 5. geftellt.

(92) — 9o — geftellt werden müfscn;. welcher. daher auch ein Hsrzenskündiger feyn mufs, um auch das Innerfte der G eünnungen eines jeden zu durch?. fchauen, und jedem, was feine Tbaten werth find, zukommen lafsen;. Da. nun. dieies. der. Begrif. von. Gott als einem moralifchen Beben Jeher der. ethifch ein Volk. Welt if t ;. fo kann ein. gemeines W efen. nur als. Gottes gedacht. werden,. das fieifsig wäre in guten Werken, und das durch das Befereben v e r­ einigt w ird:. daß das Reich Gottes. komme, und fein Wille auf Erden gefchehe. V. §•. 95 -. Ein ethifches gemeines W efen unter der göttlichen moralifchen Gefetz-.

(93) — 9i — Gefetzgebung ift eine Kirche, und zwar die unfichtbare, in wie ferne unter demfelben das Ideal der ethifchen Gefellfchaft verftanden wird, das. kein. Gegenftand. möglicher. Erfahrung ift, und das jedem, von Menfchen zu errichtenden etbifchen Staate zum Urbilde dient. Die ßcbtbare ift die wirkliche Ver­ einigung. der Menfchen zu. einem. Ganzen, das mit jenem Ideal zufammenftimmt, und in fo ferne die wahre, in wie fern diefelbe die unfichtbare, fo w eit es in der E r­. fahrung möglich ift, darftellt.. §•. Die. ,. 9 6-. befondern Kennzeichen der. wahren Achtbaren Kirche find die Kriterien.

(94) — 92 — Kriterien ihrer Moralität als eines. ethifchen Staates; folglich : 1) Allgemeinheit, und durch diefelbe. numerifche. E in h eit;. d. i.. wenn fie fchon in zufällige M ei­ nungen getheilt,. und uneins ift,. fo ift fie doch in Anfehung der wefentlichen Abficht. auf. folche. Grundfätze errichtet,. welche. fie. nothwendig zur allgemeinen V e r­ einigung. in eine. einzige. Kirche. führen müfsen. 2) Heiligkeit, d. i. Vereinigung unter keinen ändern, als moralifchen Triebfedern. 3). Freyheit in. Rücklicht. des. innem Verhältnifses ihrer Glieder untereinander, als auch des äuffern.

(95) — 93 — fern Verhältnifses der Kirche zur politifchen Macht. 4) Abfolute rer. innern. Notbwendigkeit ih­. C on flitu tion ,. w obey. doch Vorbehalten bleibt, zufällige, blofs die Adminiflration derfelben betreffende Anordnungen, — • mit beftändiger Rücklicht auf die Idee ihres Zwecks — abzuändern. §•. 9 7-. Durch diefe Charaktere werden aus dem W efen der ficbtbaren wah­ ren Kirche, 2) alle. i ) alle Sektenfpaltung,. Unlauterkeit. des Blödfin-. nes im Aberglauben, und des Wahnfinnes in der Scbwärmerey, 3) aller Defpotismus fowohl der. einheimi-. fche der Kirchenbeamten, als aus­ wärtige der politifchen Regenten ; 4} alle.

(96) 4) alle blofs willkührliche, und in fo. fern. veränderliche. Menfchen-. fatzung ausgefchloflen. §•. A ls ßchtbar. 98und öffentlich be­. darf jede Kirche zu ihrer äuffem Conftitution hiftorifcher Thatfachen und ftatutarifcber Gefetze.. Die auf. jene Thatfachen gegründete Ueberzeugung heifst Kirchenglauben, zum Unterfchiede vom Religionsglauben, der reinmoralifch ift, und in wie ferne er aus reiner Vernunft entfpringt, auch. Fernunftglaube heif-. fen kann. §• 99 -. Der. Kirchenglanbe. feiner Erhaltung,. bedarf. zu. Ausbreitung und Fort-.

(97) — 95 — Fortpflanzung eines im öffentlichen. A n feh en flehenden Buches, das, in. fo ferne, und fo w e it als es moralifch - religiö fe Lehrfätze v o rträ g t,. die heilige Schrift heifst. §. 100. Da aber das Tbeoretifche des K ir­ chenglaubens uns moralifcb nicht intereiliren kann, wenn zur. Erfüllung. aller. es nicht Menfchen-. pflichten, als göttlicher Gebote hiaw irk t; und da aller Gefchichtsglaube ohne feine Beziehung auf den Moralifchen,. tod. an ihm felber,. tödtender Buchßabe ift; fo kann je­. nes Buch, als heilige Schrift, nur den. reinen. Religionsglauben. höchßen Ausleger haben.. zum. A lle Schrift. ift nur in fo ferne, von Gott ein­ gegeben,.

(98) — 96 — gegeben, als fie zur moralifchen — Lehre, Strafe und Befferung nütz­ lich i f t : die Geünnung und D enk­. art des. reinen. ift der. Geifl. Religionsglaubens Gottes,. der in. alle. Wahrheit leitet, und man kann in. der Schrift nur in fo. ferne das. ewige Leben finden, als fie von je ­ nem Geifie zeuget. >. §. 101. B ey der Deutung der Schriftftellen zu einem Sinne,. Principien. der. der mit den. moralifchen,. .das. heifst, einzig wahren Religion zufammenftimmt, mag die Auslegung nicht. feiten. gezwungen. Jebeinen,. oft es auch wirklich feyn, und doch mufs fie, wenn es nur möglich ift, dafs diefer fie annimmt, einer folchen.

(99) — 97 — dien buchftäblichen vorgezogen wer­ den, die entweder fchlechterdings nichts für die Moralität in fich ent­. hält, oder ihren Triebfedern wohl gar entgegen wirkt. §.. 102.. Man kann auch dergleichen A u s­ legungen nicht der Unredlichkeit befchuldigen, vorausgefetzt, dafs man nicht behaupten will,. der Sinn,. den wir den heiligen Büchern ge­ ben, fey von ihren Verfafsern auch durchaus fo. beablichtigt worden,. fondern diefes dahin gellellt feyn Hifst, und nur die Möglichkeit, die Verfafser derfelben fo zu verliehen, annimmt..

(100) —. —. §■ 103.. Aufser die fern h'öchften Ausleger bedarf der Kirchenglaube auch noch eines ändern, der demfelben in praktifcher Rückficht untergeord­ net ift, nämlich der Schrift gelehrfamkeit, theils um das Anfehen der. Schrift durch die Deduction ihres Urfprungs, hiftorifch zu beglaubi­ gen, theils aber auch, um dem kirch­ lichen gemeinen W efen das Verftändnifs der Schrift durch folche. gelehrte Auffchlüfse zu eröffnen, die aus der Grundfprache, in der fie verfafst ift, und aus dem Zuftande der Sitten, Meinungen, G e­ bräuche 11. f. w. fowohl den Gleich­ zeitigen der Urkunde, als .auch den, aus den Zeiten, in welchen gewifle Auslegungen derfelben zu Symbo­ len.

(101) len. des Volksglaubens geworden. find, gefchöpft werden müifen. §. 104.. Es tritt freilich noch ein drit­ ter. Prätendent. zum. Am te. eines. Auslegers auf, welcher weder V e r­ nunft noch Gelehrfamkeit, fondern nur ein inneres Gefühl bedarf, um den wahren Sinn der Schrift, und zugleich ihren göttlichen. Urfprung. zu erkennen. Aber fo wenig, wie aus irgend einem G efü hl, Erkenntnifs der Gefetze,. und. dafs. diefe moralifch lind, eben fo w e­ nig, und noch weniger, kann durch ein Gefühl das fichere Merkmal ei­ nes unmittelbaren göttlichen Einilulfes gefolgert und ausgemittelt werden,. y e il zu derfelben W irg z kung.

(102) kung mehr als eine Urfache ftatt finden kann. §• IOSIndefsen kann. man nicht. in. Abrede ziehen, dafs, wer der L eh ­ re der heiligen Schrift folgt, und das thut, was fie vorfchreibt, al­ lerdings finden werde, dafs fie von Gott fey, und dafs felbft der A n ­. trieb zu guten Handlungen,. und. zur Rechtfchaffenheit im Lebens­ wandel, den der Menfch bey Lefung. oder. Anhörung > derfelben. fühlen mul's, ihn von ihrer Gött­ lichkeit überführen müfse. Aber diefer Antrieb. ift. nichts anders,. als die Wirkung des moralifchen Ge­ fetzes , welches ihn mit innigfter. Achtung erfüllt, und darum auch als.

(103) --- XOI --als göttliches Gefctz angefehen zu werden verdient. §. 106.. A lfo giebt es keine andere duf­ fere Norm des Kirchenglaubens, als. die Schrift; keinen ändern A u s­ leger derfelben, als reinen Vernunft­ glauben und Schriftgelehrfamkeit. Reiner Vernunftglauben ifb der authentifebe,. für alle. W elt. gültige,. und allein untrügliche, Schriftgelehr­ famkeit aber der doctrinale Ausle­ ger,. durch welchen der Kirchen­. glaube nur für gewifse V ö lk er \ind Zeiten. aufrecht. erhalten werden. kann. §• 107. Der Kir chenglauben ift einer Kirche als Vehikel des Religionsg 3 glaubens.

(104) glaubens. unentbehrlich, und in fo. ferne heilig. E r ift aber nur in fo ferne reines Vehikel des RelisnonsU glaubens, als. er nicht nur nichts. enthält, was den moralifch - religiofen Grundmaximen zuwider ift, und auch nichts,. was. Anerkennung und. felben. nicht. auf die. Verbreitung der-. hinwirkt, fondern auch als. er fchon in feinen Urkunden — z. B. in der Moral des Evange­ liums —. ein Princip enthält, fich. dem reinen mermehr. Religionsglauben im­. anzunähern ,. fich felbft — duction. des. fo. fort. als M ittel der Introletztem , —. entbehr­. lich zu machen, und den Frohnund Lohnglauben, der immer mehr oder. weniger. der. Religion anhängt,. ftatutarifchen. durch die lau­ tere.

(105) 4. — lo 3 —^ tere. Gefinnung. der. moralifchen. zu verdrängen. §• 108. Der. allmählige. Kirchenglaubens. Uebergang. zur. des. Alleinherr-'. fchaft des Religionsglaubens, oder die fortfehreitende Veredelung des Erftern durch den L e tz te m , [ift daher die Annäherung Gottes, welche. durch. des Reichs. die Schrift-. gelehrten nur alsdann nicht gehin­. dert und geftört, fondern befördert wird, wenn diefelben die Principien des. reinen. Religionsglaubens. nicht. verkennen. §• 109. Ob nun zwar die wirkliche E r­ richtung des Reiches Gottes auf Erg 4. den>.

(106) — IQ4 — den, noch in unabfehbarer Ferne. von uns liegen m ag: fo kann man fchon. doch. mit. Grunde. fagen:. dafs das Reich Gottes zu uns gekom­ men fey ,. des. wenn nur das Princip allmähligen Untergangs vom. blofsen Kirchenglauben zum R eli­ gionsglauben. irgendwo. W urzel gefafst hat.. öffentlich. Denn, w eil. diefes Princip den Grund einer continuirlichen Annäherung ent­ hält, fo liegt in ihm, als in einem fich entwickelnden,. und in. der. Folge wiederum befaamenden K ei­ me das Ganze, welches dereinft die W elt erleuchten und beherrfchen foll. aber, w ozu. Das W ahre und Gute in der N atur jedes. Menfchen der Grund liegt, es zu erkennen, und an demfelben von Herzen.

(107) — l ©5 — Herzen Antheil zu nehmen, er­. mangelt. nicht,. fich. mitzutheilen, wenn. durchgängig. es einmal öf­. fentlich geworden. §.. HO.. Das ift alfo die menfchlichen Augen unbemerkte, aber beftändig fortgehende Bearbeitung des guten Princips, fich im menfchlichen Gefchlecht, als einem gemeinen W e ­ fen. nach. Tugendgefetzen,. eine. M acht und ein Reich zu errichten, welches den Sieg über das Böfe behauptet, und unter feiner Herrfchaft, der W elt einen ewigen Frie­ den zufichert.. §. m . Diefe philofophifche. Erörterung. über die Natur und den Urfprung z J<z O. des.

(108) — i o6 — des Reiches Gottes auf Erden, wird durch die folgende hiflorifche Darftellung der allmähligen Begrün­ dung und Einführung der wahren Kirche beleuchtet und beitätiget. «. §• 112. Die ßchtbare wahre Kirche be­ ginnt mit dem Zeitpunkte, wo der. Kirchenglauben feine Abhängigkeit vom Religionsglauben, und die Nothtscendigkeit feiner Zufammenßimmung. mit. ihm. anfängt.. öffentlich. anzuerkennen. Daher kann auch. die. Gefcbichte der Religion nur erfl von. jener Epoche ausgehen.. Man kann vorausfehen, diefe Gefchichte. nichts,. als. dafs die. Erzäh-.

(109) Erzählung. von. Kampf zwilchen licben. und. dem. dem bcftändigen dem. gottesdienß-. moralifchen Reli­. gionsglauben feyn werde, deren er-. ftern,. als. Gefcbicbtsglauben,. der. Menfch befcändig geneigt ift oben an zu fetzen, anftatt dafs der letz­ tere feinen Anfpruch auf den V o r­ zu g , der ihm als allein feelenbefsernden Glauben zukommt, nie aufgegeben hat, und ihn endlich gewifs behaupten wird. V. §. 114.. Diefe. Gefchichte. kann. aber. nur Einheit haben, wenn fie blofs auf diejenige Kirche eingefchränkt wird, in welcher die Frage wegen des Unterfcbiedes und des Zufammenhangs zwifchen dem Religions­ und.

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