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Verfassungsgerichtsbarkeit in sozialistischen Staaten Europa

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A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S

FOLIA IURIDICA 36, 1988

Michał Domagała'

VERFASSUNGSGERICHTSBARKEIT IN SOZIALISTISCHEN STAATEN EUROPAS

I. EINLEITENDE BEMERKUNGEN

In den so zialistischen S taate n w e rd e n sehr u n tersc h ied lic h e V erfa h -ren für die Prüfun g der V erfassun g sm äß igk eit vo n G esetzen v erw e n d et. Sowohl in der k o n stitu tio n ellen D oktrin als auch in d er Prax is d ieser Staaten h e rrsch ten zu nächst A nsichten, nach den en das F un k tio n ieren ein es au ß erp arlam en tarisch en O rgan s mit v erfassun g sg erichtlich en Be-fu gnissen als unzulässig ab g eleh nt wurde. M an b e g rü n d ete diese Auf- fasung mit dem Hinw eis auf die Rolle des Parlam en ts im sozialistischen Staat. Als Spitzenorg an dieses Staats solle es k ein er K on trolle seitens an d e rer O rgane u n te rste llt w erd e n 1, un d die A ufheb ung der P.echts- g ültigk eit ein es Gesetzes d urch ein V erfassun gsg ericht w ü rde ein e Ein-schränk ung sein er so u v erän en Stellung bedeu ten. Diese Auffasung hat nach dem zw eiten W e ltk rieg in allen sozialistischen Staaten zur B egrün-dung der alle an d eren K on tro llm öglichkeiten au sschließen den Selbst-k on trolle des Parlam ents auf dem Gebiet der V erfassungsm äß igSelbst-k eits- prüfu ng von G esetzen geführt. Als Vorbild für dieses System diente die V erfassun g der Sow jetunio n vom Ja h re 1936. Die V erfassung en m ancher sozialistisch er Staaten ü b ertru g en bestim m te K om petenzen auf diesem Gebiet den o bersten O rg anen, die den C h arak ter vo n Präsidien hatten. Diese w a ren jedoch nicht b erechtigt, en dgü ltige E ntscheidung en hinsichtlich der Übereinstim m ung von Gesetzen mit der Staatsverfas-sung zu treffen, da sie dem Parlam en t u n terste llt waren. Ein b eso nd eres Modell für die Prüfun g d er V erfassun gsm äßigk eit vo n G esetzen w ar das

* Dr Mirhai Domagała, w issen sch aftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Staatsrecht

d er R echts- und V erw altungsfakultät der U niversität in Łódź.

' S . R o z m a r y n , K o ns ty tuc ja ja ko us taw a zasadnicza PRL (Die V erfassung als Grundgesetz der VR Polen), W arszawa 1967, S. 210.

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durch die V erfassung der D eutch en D em okratischen Republik vom Ja h re 1 9 4 J b egrü n dete System. Dort w urde nämlich die Bildung eines V erfassu ng sau sschu sses v org esehen, der als intern es H ilfsorg an der V olksk am -mer zur K lärung der h ier b eh an d elten F rag en zuständig sein sollte. Den A u sschu ß bildeten V o lk skam m erab geord nete un d andere, au ß enstehen d e Personen. Er w ar jedoch nur ein B eg utachtungsorgan, die end gültige Entscheidung hinsichtlich der Übereinstim m ung des Gesetzes mit der V erfassu ng war der Volkskam m er Vorbehalten2.

Das System der p arla m en tarisch en Selbstk on tro lle um faßte alle so-zialistischen Staaten bis 1963. In jenem Jah r w urde in Ju g o slaw ien ein e neue Staatsv erfassu ng beschlossen, in der die Bildung von V er-fassun g sgerich ten sowohl -auf d er Ebene der Föderation als au ch in den Föder a Lions re publiken v o rg eseh en war. Eine Bestimmung über die Bildung solcher O rg an e fand sich auch im V erfassun gsgesetz der Tsche-ch oslow akei vom 27. O ktober 1968. Der d ritte der sozialistisTsche-chen Staaten, d essen V erfassu ng die Einführung der V erfassun g sg erichtsbarke it v o r-sieht, ist die VR Polen, wo am 26. März 1982 ein e diesbezügliche V erfassu ng sänd eru ng vo rgen om m en wurde.

In Ju go slaw ien b eg an n en die V erfassun g sgerichte ihre T ätig keit im Feb ru ar 1964, nach V erabschied ung des Gesetzes über das Verfas- sun gsg ericht Jug o slaw ien s und die V erfassun g sgerichte der Föd era-tio nsrepub liken. In der T schech oslow akei w u rde diese E inrichtung b is-her nicht ins Leben gerufen, obwohl ein e diesbezügliche R egelung in d er V erfassung dieses Staates en th alten ist. In Polen w ar der V e r-fassun gsgerich tsho f nach Art. 33 a der V err-fassung un d auf Grund des Gesetzes über den V erfassung sgerich tshof vom 29. April 1Э85 am 12. N ovem ber 1985 ins Leben gerufen. In den V erfassun gen der so n sti-g en sozialistischen Staaten Europas ist die Bildunsti-g von V erfassunsti-gs- re ric h te n nicht vo rgeseh en. Die Befugnis, über die V erfassungsm äßig- k eit von Gesetzen en dg ü ltig zu entscheid en , steht dort g run dsätzlich

dem Parlam ent zu.

Eine Sy stem atisieru ng der b esteh en d en Form en der V erfassu ngs- m äßig keitsprü fung vo n Gesetzen ist ein verh ältnism äß ig kom pliziertes Problem . Auf Schwierigkeiten stöß t m an z.B. beim Eino rdn ung sversuch des tschecho slow akischen Systems, wo vom form alen G esichtspu nkt aus (der V erfassu ng nach) die V erfassu n n sg erich tsb arkeit fungiert, in der Praxis jed och d as P arlam ent allein d arü ber zu en tsche id en hat, ob ein Gesetz v erfassung sm äßig ist.

2 M. D o m a g a ł a , Kontrola zgodności ustaw z konst ytuc ją w NRD (Die Prüfung d'T V erfassungsm äßigkeit von G esetzen iri der DDR), „Z eszyty N au kow e U niw ersy-tetu Łódzkiego" („W issenschaftliche H efte der Universität Łódź”) 1976, Serie I, H. 6, S. 72 ff.

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Die b esteh end en System e d er V erfassun g sm äßig keitp rü fu n g vo n G e-setzen in sozialistischen S taaten Europas lassen sich in drei G rupp en ein ordn en:

1) das System, nach dem das Parlam ent das allein ige O rg an ist, dem die Prüfung d er V orfassun gsm äßigkeit v o n G esetzen zusteht, das ab er bestim m te K om petenzen aus diesem B ereich den o b e rste n P rä si-d ialo rg anen ü b ertrag en k an n (si-die Sow jetunion, A lbanien, U ng arn bis

1984, Bulgarien, Deutsche D em o kratische R epublik seit 1968, T schech o-slow akei, Polen bis 1985);

2) das System d er V erfassu ngsausschü sse, die vom P arlam en t g e b ildet w erd en un d als d essen in te rn e s H ilfsorg an auf dem hier b eh an -d elten T ätig keitsgebiet fu ng ieren (Deutsche D em okratische R epublik in den Ja h re n 1949— 1968, R um änien seit 1965, U ng arn seit 1984);

3) das System d er V erfassun g sg erichtsba rk eit in Ju go slaw ien, Polen und T schechoslo wakei (der letztg en ann te Staat wird zu dieser Gruppe nu r auf Grund der V erfassu ng nicht ab er vom G esich tspun kt der b e-steh en d en Praxis aus g ezäh lt)3.

B em erk ensw ert ist in diesem Z usam m enhang d ie in der UdSSR w äh -ren d d er G ültig keitsdau er der V erfassu ng vom Ja h re 1924 ang ew and te Lösung, nach der bestim m te Befugnisse auf dem G ebiet der V erfassungs- m äßig keitsprüfung von G esetzen dem O bersten G ericht der UdSSR zu-g esta n d en w urden. Es w ar also ein e U n te rart d e r a u ß e rp a rla m e n ta ri-sch en Kontrolle. Dieses System h at jedoch nu r histo riri-sche B edeutuna, d en n es w urde vo n keinem der sozialistischen Staaten übernom m en. Art, 43 Abs. с d er V erfassu ng der UdSSR vom Ja h re 1924 bestimm te, d a ß das O berste G erich t der UdSSR auf A n trag des Z en tralen E xek utiv

-k om itees d er UdSSR (des d am aligen P arlam ents d er UdSSR) d ie Ü be-reinstimm ung der in den U n io nsrepub liken erla ssen e n R echtsnorm en mit der V erfassung der UdSSR zu prüfen h atte. Die Einzelheiten des V erfah ren s sowie die Form en der Entscheid ungsfindu ng in diesem Be-reich reg elte das Gesetz üb er das O berste G erich t der UdSSR vom 23. Dezember 1923. N ach diesem Gesetz g eh örte zu den B efugnissen d e s

O b ersten G erichts auch die Prüfung vo n R echtsnorm en, die vom Rat der Volkskom m issare un d v on einzelnen K om m issaren (von der Regie-run g und den M inistern) aus ihrer eig en en In itiativ e beschlossen w u r-den. Das O b erste G ericht h a tte festzustellen, ob diese N orm en mit der V erfassung der UdSSR übereinstim m ten.

U nter den Befugnissen des O b ersten G erichts w ar diejenige die cre- w ichtigste, die e s zur V erfassun gsm äß igkeitsprü fun g v o n Gesetzen b erechtigte. Diese Fun ktion sp ielte auch die v o rrang ige Rolle in d er p ra k

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tischen T ätigk eit dieses O rgans. V o n der Effektivität dieser T ätigk eit zeugt die T atsach e, daß für e tw a zwei D rittel d e r in den e rste n v ier Ja h -ren d e r T ätigk eit des O b ersten G erich ts g ep rü ften Fälle A n träg e an das Parlam entspräsidium d er UdSSR g erich tet w u rden u n ter G elten dm achung, die ein schlägigen v on den Staatso rg an en erla ssen e n V e ro rd n u n -g e n un d B eschlüsse seien v erfa ssun -g sw idri-g 4. In den Ja h re n 1924— 1927 betra fen solche A nträg e 7 Parlam ents- un d R egieru ng serlasse in den U n ion srep ub liken sowie 73 R echtsak te der Z en tralorg an e der U nion5. Vom A n sehen des O b ersten G erichts auf diesem Gebiet zeugt der Um-stan d, daß die ü berw iegen d e M ehrheit der A nträg e vom Präsidium des Z en tra len E xeku tiv kom itees 'bestätigt w u rd e8.

A b gesehen v on d en Befugnissen, die dem O be rsten G erich t der UdSSR zustanden, folgte die V erfassun g vom Ja h re 1924 dem G ru nd -satz, daß die o b ersten V ertre tu n g so rg an e d er UdSSR b erech tig t w aren, die V erfassu ng sm äßig keit v o n G esetzen und N orm ativ akten u n ter g e -o rd n eten Rangs auch -ohn e M itbestim m ung seitens des O b ersten G erichts zu prüfen. In der Prax is w u rd en diese Befugnisse m eistens vom P a rla-m entspräsid iurla-m der UdSSR ausgeüb t. Das O berste Gericht, das nur A n träg e auf E rkläru ng v on R ech tsv orsch riften als verfassun gsw idrig stellen konnte, spielte die Rolle des B egu tachtu ngsorgans, w ährend die en d g ü ltig e En tscheidu ng üb er sein G u tach ten dem Parlam ent bzw. d es-sen Präsidium Vorbehalten war. Die Befugnisse des O b ersten G erich ts w u rd en 1933 durch ein Gesetz vom 20. Jun i 1933 abgeschafft. Dieses G esetz b rac h te e in e R eorg an isierun g der so w jetischen S taatsan w a lt-schaft un d füh rte die staatsan w altlich e K ontrole über die E inhaltung vo n R echtsnorm en ein. Laut der V erfassung der UdSSR vom Ja h re 1936 sowie d er vom Ja h re 1977 w urden alle die V erfassun gsm ässigkeit von G esetzen un d an d eren R echtsv o rsch riften b etreffen den K ontrollfunktio- nen den o bersten O rg anen d er Staatsg ew alt, d.h. dem O bersten Rat u n i seinem Präsidium üb ertragen . Es h an d elt sich nu n um ein e au ssc h lie ß -lich p arlam en tarisch e K on tro lle7.

Die Einführung e in er au ß erp a rlam en ta risch en Kontrolle, die von o rd entlichen bzw. b eso n deren G erichten au sg eü bt wird, k ann in

sozia-4 T. N. D o b r o v o l s k a j a , V er ch ovnij Sud SSSR (Das O berste Gericht der UdSSR), Moskau 1964, S. 20.

5 10 lei V er ch ov no go Suda SSSR (10 Jahre O berstes Gerichts der UdSSR) 1924— -—1934, Moskau 1934, S. 11.

6 D o b r o v o l s k a j a , op. cit., S. 20— 21.

7 V gl. M. D o m a g a ł a , Kontrola ko n sty tu c y jno ś ci praw a w europejskich pań-stw ach s o cja lis ty c z ny c h (Die Prüfung dor V erlassungsm äßigkeit von G esetzen in so-zialistischen Staaten Europas). V ortrag auf der XXVII. allgemeinpo-lnischen Tagung der Lehrstühle für Staatsrecbt, Pi h w y 4- 5 Juni 1985, ve rvielfältigte M aschinen-schrift, S. 7 ff.

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listisch en Staaten nur auf dem W ege ein er e n tsp rec h en d en V erfassu n g s-änd erun g erfolgen, die e in e solche Form d er V erfassun gsm äßigkeits- prüfung von Gesetzen und an d eren R ech tsak ten zuläßt. D erartig e V e r-fassu n gsän derun gen w urden bis jetzt in drei sozialistischen Staaten du rch g efü hrt: in Ju g oslaw ien (1963), Tschecho slo w ak ei (1968) und in Polen (1982). In allen drei Staaten wird die V erfassu n g sg erich tsb arkeit von selbständigen, aus dem System der R echtsprechun g ausgeso n d erten S taatso rg an en ausg eüb t, die dazu befugt sind, über die Ü bereinstim m ung vo n R echtsv o rsch riften m it der V erfassun g zu entscheiden . Zur Zeit e x istiere n und w irk en V erfassun gsgerichte nu r in Ju g o slaw ien u nd in Polen, ln der Tschechoslo wakei w u rd e ein solches O rgan — obwohl au sd rü cklich in der V erfassun g v org eseh en — bis jetzt nicht ins Leben gerufen. In Polen begann das V erfassun gsgerichtsh of sein e T ätig keit am 1. Ja n u a r 1986.

II. DIE VERFASSUNGSGERICHTSBARKEIT IN JUGOSLAWIEN

Im jug oslaw ischen V erfassu n g srech t w urd e bis 1963 der Gru ndsatz v e rtreten , daß das Parlam en t allein dazu befugt ist, ü ber die V erfas-su ng sm äßigk eit d er G esetze zu entscheid en . Die V erfaserfas-sun g Ju g o sla-wiens vom Ja h re 1946 bestim m te in Art. 44 u n ter anderem , d a ß es zur E igenschaft der V olksv ersam m lung un d ihres Präsidium s g ehörte, die V erfassu n g zu v e rw irk lich en so w ie d ie Ü bereinstim m u ng ziwischen d en V erfassun gen der R epubliken und d erjen ig en der Fö deration zu sichern. Das Präsidium des Parlam en ts leg te auf A n trag der dazu b e-fu gten O rg an e oder aus eig e n er In itiativ e ein G u tach ten vor, in dem es seine M einung zur Frage der Üb ereinstim m ung vo n Gesetzen der R e-pu blik en mit der V erfassung Ju go slaw ie ns und den G esetzen der Föde-ratio n b ekan nt gab, wobei v erm erk t w urde, daß die en d g ü ltig e E ntschei-dung über das G u tach ten dem Parlam ent Vorbehalten ist (Art. 74 Pkt. 4 d er V erfassu ng Jug o slaw ien s vom Ja h r e 1946). Dieses M odell der Ver- fassungsm äß igk eitsprüfung w ar also nu r auf V erfassun g en und Gesetze d er Föd eration srep ub lik en ausgerich tet, Gesetze der Fö deratio n dagegen w urden der Prüfung nicht un terzog en . N ach den jugo slaw ischen A u to -ren b esteht k eine M öglichkeit, diese Lösung zu b ew erten , w eil sie n icht p rak tizie rt w u rd e8.

D urch das V erfassu n gsg esetz vom 13. Ja n u a r 1953, das e in e u m fan g-reiche N o vellieru ng der V erfassun g vom Ja h re 1946 d arste llt, w urden

8 D. C a c a , Federalizm a kon tr ola ko ns ty tu c y jno ś ci ustaw w Jugosławii (Fö-deralism us und die Prüfung der V erfassungsm äßigkeit von G esetzen in Jugoslaw ien), „Państwo i Prawo" („Staat und Recht", w eiter PP) 1984, H. 1, S. 40.

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ein ig e w esen tlich e N eu reg elun g en in d as b esteh end e System der Ver- fassun gsm äßigk eitsprü fun g des R echts ein gefüh rt. E rw e ite rt w u rd e der g ege nstä nd lich e Um fang d e r Prüfung, d ie nun auch die G esetze der F öderatio n um faßte (Art. 15 Pkt. 10 des V erfassung sgesetzes vom Ja h re 1953), wobei den letzteren ü b erg eo rdn eter Rang g eg enü b er den G eset-zen der R epublik en g a ra n tie r t wurde. Dieses Gesetz bestim m te nämlich, d aß im Falle ein es W ide rsp ru ch s zwischen dem Fö deration sg esetz und dem ein er Republik dem fö derativ en Gesetz V orrang zu geben ist (Art. 11 Abs. 2). M it Auflösung des Präsidium s der V olksversam m lung und G rün dun g des Am ts des P räsid enten Ju go slaw ien s w urden a lle Be-fug nisse zur V erfassung sm äßigkeitsp rü fun g dem Fö deratio nsp ariam ent

(der Skupschtin a der Föderation) üb ertragen . Eine N euh eit w ar hierbei die Bildung des stän digen A usschu sses für A uslegung vo n Gesetzen in d er Skupschtina der Föd eration (Art. 62 im Zusam m enhang m it Art. 69 d es V erfassun gsg esetzes vom Ja h re 1953). Der A usschuß h a tte sich zur v erb ind lich en A usleg ung der G esetze der Föderation zu äu ß ern sow ie in A usfüh run g der im Parlam ent eing eb rach ten A n träg e ein G u-tach ten über die V erein b arkeit der vo n d er Föderation und den R epubli-k en e rla ssen en G esetze mit d er V erfassung Ju go slaw ien s zu e rsta tten und dieses G u tach ten den beiden Parlam en tsk am m ern zur Bestäticrung vorzulegen. Der A u sschu ß bestand aus 9 M itgliedern, die von beiden Kam mern in g em ein sam er Sitzung aus den R eihen der P arlam en ts-ab g eo rdn eten gew ählt w u rd e n 9.

Die d arg estellte rech tliche R egelung der V erfassu ng sm äßig keitsprü-fung von Gesetzen in Ju g o slaw ien g alt bis 1963. In diesem Jah r w ur 'en auf Grund e in e r n eu en V erfassu ng V erfassu n asce rich te — ein e in s o rn - listisch en Staaten bish er nicht b eka nn te Einrichtu ng — auf der E b e n -d er Fö-d eratio n un -d in -den einzelnen Fö -d erationsrep ubliken oebil-d^t. Die bish er vom Parlam en t ausg eü b te K o ntro lle w urde für u nzu län glich erk lärt. Die Prax is h atte gezeigt, daß das Föd eratio nsp arlam ent sowie die P arlam en te der R epubliken n ur e in e n Geringen Teil von v erfas-su ngsw idrigen R ech tsakten aufhoben*®. D arüber hinaus w urde

fest^e-9 A usführlichere Behandlung des Themas Prüfung der Verfassung,s-m?ßigkeit von G esetzen auf Grund der V erfassung Ju goslaw iens vom Jahre 1946 und des V er-fassungsgesetzes vom Jahre 1953 siche J. D j o r d j e v r c , N o v i ustavni s is tem (N eues V erfassungssystem ), B -ograd 1964, S. 820—825; S t e f a n o v i c , U sla vn o pr av o FNR J ugo sla vij e i kom pa ra tivn o (V erfassungsrecht Jugoslaw iens und vergleichen des Recht), Bd. I, Zagreb 1956, S. 94— 97; D. С a c a, Fecleralizm a kontrola k ons tytuc yjno śc i ustaw w J u g o i h w i i (Föderalisnv s und die Prüfung der V eriassun gsm eßigkeit von

G esetzen in Jugoslaw ien), S. 39— 40.

10 В. J о V a n о v i ć, K o nstilucio nny je s u d y Jug os ław ii (Ver[aissung:-gerichtc Ju-goslaw iens), „ S o w its k o j'j G isudu rstw o i Prawo" („Sowjetischer Staat und Recht") 1967, Nr. 3, 3. 113.

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stellt, d aß bei B eu rteilung vo n R echtsak ten h insich tlich ih rer Ü b erein-stim mung mit der V erfassu ng u ntersch ied lich e K riterien an g ew an dt w o rd en waren. Diese Situation fü h rte zu der E rkenntn is, d a ß e s n o t-w endig t-war, ein e un abh än gige Einrichtung, t-w ie es die V erfassungs- f eric h le sind, ins Leben zu rufen, deren Aufgabe d a rin besteh en würde, G esetze und a n d ere R ech tsvo rsch riften u n ter dem G esich tspu nkt der V erfassun g sm äß igk eit zu prüfen. M it d er Bildung von V e rfassun g s-g erich ten m u ß ten den P arlam en ten (dem F ö d eratio n sp arlam en t un d den Parlam en ten der Republiken) ihre Befugnisse nicht etw a en tzo gen w erden, v ielm ehr w ar u m gek eh rt ein e b each tliche In ten siv ieru n g in deren W ahrnehm ung zu verzeich nen. Die Prax is bew eist nämlich, daß die Parlam ente d er Frage der V erfassun gsm äßig keit der erla ssen e n G e-setze ein e viel g rö ßere A ufm erk sam keit schenken, w enn sie mit d er M öglichkeit zu rech n en haben, d aß ein au ß e rp arlam en tarisch es, u n a b -hängiges O rg an diese G esetze e in er Prüfung in Bezug auf deren V e r-fassu ng sm äß ig keit u n terzieh en un d sie für verr-fassun g sw idrig erk lären kann. Der n otw en d ig erw eise beg ren zte Um fang d ieser A bhan dlun g e rlau b t e s nicht, die für die E inrichtung von V erfassu n gsg erich ten in Ju go slaw ien sp rechen den G rü nde ausfü h rlich er zu erö rtern .

M it der 1963 b esch lo ssenen n eu en V erfassun g Jug o slaw ien s w urd e die aussch ließliche Parlam en tszu ständ ig k eit auf dem Gebiet der Verfas- sungsm äß ig keitsp rüfung v on Gesetzen abgeschaft und w u rden Verfas- su ng sg eriche auf den Eben d er Föderation und der R epubliken ins Leben g eru fe n 11. Die V erfassung e n th ielt n ur die w esen tlich sten B estim mun-gen, die die O rg an isatio n, d ie Zusam m ensetzung, d en K om petenzbereich u nd die V erfahrensw eise des V erfassun gsgerichts Ju go slaw iens b etrafen (Kapitel VII Verlassungsmäßigkeit und Rechtsstaatlichkeit und Kapitel

XIII Das Verfassungsgericht Jugoslawiens). Eine ausführlichere Regelung

d er diesbezüglichen F ragen b rach te das Gesetz ü ber das V erfassu ng s-g erich t Jus-g o slaw ien s vom Ja h re 196312, in dem A usführu n s-gsv o rsch riften zur V erfassung e n th a lte n waren, sowie die vom V erfassun gsg ericht beschlo ssene G eschäftsordnung. Die die V erfassun g sgerichte der R epub-liken b etreffen de Regelung ist in der V erfassu ng Ju g o slaw ien s vom Ja h re 1963, den ebenfalls 1963 b eschlo ssen en V e rfassun gen der R e-publiken, den o rd en tlich en G esetzen der R epubliken sowie in den von den ein zelnen V erfassu ng sg erich ten beschlossenen G eschäftsord nungen en th alten .

In der g egenw ärtigen, aus dem Ja h re 1974 stam m enden V erfassung Ju go slaw ien s sind alle diese O rg ane ohne w ichtigere Ä nd erun gen

erhal-11 Siehe T. S z y m c z a k , U str ój eu ropejskich p ańs tw s o cja lis ty cz n yc h (Vor- fassungsordnung der sozialistischen Sataten EuTopas), W arszawa 1983, S. 400 ff.

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l-ап geblieben. Einige u nw ese ntlich e U ntersch ied e finden sich nu r in d en e in zelne n p räzisierend en Bestim m ungen, die G egenstand, Z usam -m ensetzung und Bildung des V erfassun gsgerichts Ju go slaw ien s betrof-fen. Diese V erfassung sieh t auch die Bildung v o n Verfassuingsg er ichi.en auf der Ebene der auton om en G ebiete v o r (V erfassung sgerich te ;.uf dieser Ebene w u rd en 1972 ins Leben g eru fen )13. Von w esentlich er Be-deutu ng ist die Ä nderu ng bezü glich der für die Bestim mung der V er-fahren so rd nu ng vor dem G ericht Jug o slaw ien s zustän dig en Stelle. Frü h er bestim m te d as ordentlich e Gesetz des Fö deratio nsp arlam en ts die V e r-fah ren so rd n u n g 14; g egen w ärtig ist d azu lau t Art. 396 d er V erfassun g das V erfassu n gsg ericht selbst befugt. Auf G rund dieser Kom petenzzu- w eisu ng beschloß das V erfassun gsgericht Jug o slaw ien s im Ja h re 1974 die G eschäftsordnung, die die R egeln über das V erfah ren vor diesem O rg an en th ä lt1’.

Die R egelung der Befugnis zum Erlaß d er V e rfah ren so rd n u n g für die V e rfassun gsgerichte der R epubliken und der auto no m en Gebiete ist differenziert: sie w ird en tw eder d urch Gesetze der ein zeln en P arla-m ente oder d u rch die voarla-m jew eilig en V erfassu ng sgerich t b esch lossen e G eschäftsordn ung bestimm t. Die Bestimmung der V erfahrenso rd nu n g d urch Gesetz ist in d en V erfassun g en vo n Slowenien, M akedonien, Serbien und W ojw o dina vorgeseh en ; in de n V erfassun gen von Bosnien- -Herzegowina, M ontenegro, K roatien un d Kosow o-M etohija hin gegen w ird dieses Problem, ähn lich wie es die V erfassu ng Ju g oslaw ien s von 1974 v orsieht, d urch die G eschäftsordnu ng des jew eiligen V erfassu ng s-g erich ts s-g eres-gelt. Für Fras-gen, die in den s-g en an n ten R echtsak ten nicht b erü ck sich tig t sind, w erd en die e n tsp rec h en d en V o rschriften der P ro -zeßordnu ng, d.h. V o rsch riften des Zivil- bzw. des allgem einen V er-w altu ng sverfahren s ange er-w end et1'.

13 N ach der V erfassung Serbiens vom Jahre 1963 gehörte die Aufsicht über die Ü bereinstimm ung der von den Organen autonom er G ebiete Serbiens erlassenen ge-setzlichen N orm ierungen mit den V erfassungsgesetzen der Gebiete in den Kom pe-tenzbereich des V erfassungsgerichts Serbiens. Erst im Jahre 1968 nach Durchführung der XVIII. Ä nderung der V erfassung Jugo slaw iens wurden dies e B efugnisse den Gebietsorganen, d.h. den Obersten G erichten übertragen. Im Rahmen der Gerichte wurden V erfassungsrechtliche A bteilungen gebildet. D ieses System dauerte bis 1972. ln diesem Jahr nach der V erfassungsänderung von 1971 w urde Bildung von V erfas-sungsgerichten auf der Ebene autonomer G ehiete möglich.

14 Das G esetz übe r das Verfassungsgericht Jugosla wiens von 24.12.1963. 15 Geschäftsordnung des V erf assungsgerichts Ju go slaw ie ns vo n 3.12.1974 („Sluźbeni List SFRJ" 1974, Nr. 66, S. 2049— 2053).

16 N. S t j e p a n о v i ć, Kontrola ja vn e up ra ve od strane ustavnih su do va (Kon-trolle der öffentlichen V erw altung durch V orfassungsgerichte), „Pravni 2ivot"

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Die M itg lieder der ju go slaw ischen V erfassun gsg erichte w e rd en von d en Parlam en ten der jew eiligen Ebene berufen. Das V erfassun gsgericht Jug o slaw ien s b esteh t aus 14 M itgliedern — ein em V orsitzend en und 13 R ichtern. Die Fö d eration sstru k tur des Staates findet ihre W id ersp ie-g elun ie-g in der p erson ellen Zusam m ensetzunie-g dieses O rie-gans. Bei den R ich terw ahlen m uß der G ru ndsatz b each tet w erden, d aß zwei V e rtre ter jede r R epublik un d e in er vo n jedem auton om en G ebiet g ew ählt w erden. Zweck d ieser R egelung ist die G ew äh rleistung der G leich berechtigu ng der Su bjekte der Föd eration (der Föd eratio nsrep ubliken) im R ahm en dieses Organs. Sie w urd e e r st in der V erfassun g vom Ja h re 1974 (Art. 381) v era n k ert. Aus dem selben G runde w urde auch die M itgliederzahl des V erfassun gsg erichts Ju go slaw ien s vo n 11 auf 14 v erg röß ert. Der V orsitzende un d die R ichter dieses G erichts w erd en vom Fö deration s-p arlam en t auf A ntrag des Präsidium der Fö deratio n gew ählt. An den W ah len b eteilig en sich beide Parlam entskam m em , der Fö d eration srat sowie der R at d er R epubliken un d d er auton om en Gebiete. W ed er die V erfassun g Ju g o slaw ien s noch irgend w elch e D u rch fü hrun gsvo rsch riften stellen form ale A nfo rd erun g en auf, die vo n d en K and idaten für den V orsitz un d das R ichteram t zu erfü llen w ären. In der Prax is w erden die M itglied er des G erichts aus dem K reis b ek a n n te r p olitischer und g esellscha ftlic her A k tiv isten gew ählt; die M eh rzahl v on ih nen h a t ein e ju ristisch e A u sb ildu n g17.

Die W ah lp erio d e b eträ g t 8 Ja h re, die M öglichkeit e in e r w ied er-h o lten W aer-hl ist au sg escer-hlo ssen (Art. 381 Abs. 2 der V erfassung). N acer-h d er bis 1974 g elten d en R egelung k o n nten die M itglieder des V erfas-su ng sg erichts Ju g o slaw ien s w iederho lt, aber nicht m ehr als einm al, g ew äh lt w erden. N ach je n er R eg elung w urde auch die H älfte des Rich-terb estan d s alle v ier J ah re ausg ew echselt; das Am t d es V orsitzenden dagegen alle 8 J a h re n eu besetzt. G egenw ärtig w ird dieses Amt jedes Ja h r neu besetzt, jed och m it der M aßgabe, daß V e rtre te r jed er Re-p ublik und jed es auton om en G ebiets die Fun ktion des V orsitzen den n ac hein an d er ausülben. Das ist der G rund für d ie a ch tjäh rig e W a h l-periode.

Die M itglieder d er V erfassu n g sg erich te der ein zeln en Republiken und auto nom en G ebiete w e rd en v o n d en ein schlägig en P arlam en ten auf A ntrag v o n Parlam en tsau ssch ü ssen aus den B ürg ern d er jew eiligen Republik gewähl. Die M itgliederzahl d er V erfassun gsgerichte differiert in d en R epubliken u nd au to n om en G ebieten je n ach ihrer Größe. Sie b este hen au s ein em V orsitzend en un d 6 bis 10 R ich tern 18. Die R ichter der V erfassun g sgerichte d er R epubliken und auto n om en G ebiete w erden

17 J o v a n o v i c , op. cit., S. 116.

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-wie die des V erfassu n gsg erichts Ju go slaw ien s für 8 Ja h re gew ählt, ab er auch die u n ter den R ichtern g ew äh lten V ersitzend en dieser G e-rich te üb en dieses Am t ein e k ü r zere Z eitd au er aus, als es für das R ichterm an dat v orgesehen ist; der V orsitzen de des V erfassu n gsg erich ts Serbiens z.B. leitet d as G ericht n u r ein Ja h r lang.

M itg lieder der ju go slaw ischen V erfassu n gsg erich te können nicht v o r Ablauf der W ah lp eriod e ihres Am tes en th o b e n werden, au ß er w en n die in der V erfassu ng v o rg ese hen en U m stände e in g e trete n sind. In sol-chen Fällen w erd en sie vo n d en selb en O rgan en abberufen, die sie g e-w äh lt haben. Die Umstände, die die A bberufung des R ich .ers m ö g li'h m achen, sind in der V erfassun g e x a k t bestimm t. Die Feststellun g, daß sie ein g e tre ten sind, g ehö rt zum K om petenzbereich des V e rfa ssu n js- ç erich ts selbst. Die A bberufung k an n erfolgen, nachdem das Verf .s- su n gsg erich t das Parlam ent b enach rich tig t hat, daß ein in der V erL s- sung v o rg eseh en er Um stand ein g etreten ist. Das M itglied des jug o sla-wischen V erfassu ng sg erich ts kan n in folgenden Fällen abberufen w erd en:

1) auf A n trag des Richters,

2) w enn e r w egen ein er Straftat zur Freiheitsstrafe v e ru rteilt ist, 3) w en n e r die zur A usüb ung sein er Fun ktion erford erlich en k ö rp er-lichen Fähigk eiten ein g eb ü ß t h a t (Art. 382 Abs. 1 der Verf.).

An Stelle des abb erufen en G erich tsm itg lieds w ählt das Parlam en t ein en n eu en R ichter, un d d ieser b leibt für d ie D auer d er W ah lp erio d e sein es V orgän gers im Amt.

M itglieder des Organs, das in F rag en der Ü bereinstim m ung von G e-setzen mit der V erfassu ng zu entsch eid en hat, m üssen ein e R echts-stellun g innehaben, die g ew äh rleistet, daß sie ihrer Funk tio n g erech t w e rd en können. Ähnlich wie für die ord en tlichen G erich te gilt für die ju go slaw ischen V erfassun gsg erichte der G rund satz der U nabhäng ig -k eit der R ichter in d er R echtsprechu ng. Der U ntersch ied ist nu r der, daß die R ichter der o rd en tlichen Gerich te den Gesetzen und die V efassu n gsrich ter der Verefassun g bzw. den V erefassung sgesetzen u n te r-w orfen sind in. Die U nabhängigkeit d er R ichter r-w ird auch durch and ere Bestim m ungen gesichert, aus d en en sich folgende G rund sätze erg eben:

1) die U n ab setzb ark eit des R ichters mit Ausnahm e der in der V e r-fassung v o rg eseh en en Fälle,

2) d ie U n v e rein b a rk eit d es R ichteram ts m it der Ü bernahm e an d e re r Funktionen,

3) die richterlich e Im munität.

19 A usführlicher behandelt dieses Thema M. D o m a g a ł a , Pojęcie I istota sqdu k o ns tytuc y jne go (Boęrriff und W ese n des Vorfassungsgerichts),, „Acta U niversitatls Lodzi ел sis" 1977, Serie I, H. 19, S. 59 ff.

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Den jug oslaw isch en R ichtern der V erfassun gsgerichte ist es u n te r -sagt, an d ere Fun ktio n en in staatlich en oder Selbstverw altungsorgam en w ährend der W ah lp erio d e auszuüben. In der Prax is w ird nu r ein e V e r-bindu ng des R ichteram ts mit dem des H ochschu lprofessors zugelassen. Die Im m unität der V erfassu n gsrich ter b esteht darin , d aß sie w egen ihrer T ätigk eit inn erh alb oder au ß erhalb des V erfassu n gsg erich ts nicht oder nu r u n ter ersch w e rte n V o raussetzu ng en zur V eran tw ortun g g e

-zogen w erd en können. Die Im m unität der V erfa ssu n g srich ter u n te rsc h e i-det sich erh eb lich vo n der d er R ichter o rd en tlich er G erichte. N ach d e r V erfassun g Ju g oslaw ien s ste h t d en R ichtern d er V erfassu n g sg erich te d ie-selb e Im m unität zu, w ie den A bg eo rd neten des Parlam ents, vo n dem sie zur A usübu ng des R ichteram ts in da s jew eilig e V erfassun gsg ericht berufen w orden sind. Das V erfassun gsgericht k ann jed och sein e Zu-stim m ung zur strafrech tlich en oder diszip lin arisch en V erfolgung eine s seiner rich terlich en M itg lieder erteilen .

Als ko lleg iales Sta atso rg an besitzt das V erfassu n gsg erich t Ju g o -slaw iens ein e e n tsp rech e n d e in tern e O rg anisatio n u n d v erfüg t über ein en e n tsp rec h en d en Fach- und B ürodienst, d er ihm ein e funk tion s-g erec h te A rb eit erm ös-glicht. In der V erfassuns-g sind k ein e Vo rschriften en th alten , die diesen T ätigk eitsb ereich regeln. Es w ird nu r auf A u s-fü hru n g sv o rsch riften u n terg eo rd n ete n Rangs im allg em ein en verw iesen . Sowohl die V erfassung vom Ja h re 1963 als auch die von 1974 b e re ch -tig en das V erfassun gsg ericht Ju goslaw ien s, die Frag en der intern en O rga nisatio n d urch eig en e B eschlußfassung zu regeln. Bis Ende 1974 h a tte n die Bestim m ungen d er G esch äftsordn ung vom Ja h re 1964 sowie die A rb eitso rdn u ng des D okum entation sbüros des V erfassu ngsg erichts Ju g o slaw ien s vom Ja h re 1965 Gültigkeit. Am 22. Ja n u a r 1975 faß te das V erfassun gsgericht Ju g oslaw ien s d en Beschluß über die O rg an isation d es V erfassun gsg erichts20. Dieser Beschluß re g e lt auch die O rg an isation und den T ätigk eitsb ereich des Sek retariats als e in e r dienstleisten den H ilfseinrichtu ng des Gerichts.

Der g e n an n te Beschluß bestim m t u.a., daß das G ericht Au sschüsse bild et un d im Bedarfsfall auch and ere A rbeitsk ollek tiv e beru fen soll. V o rg esehen sind 4 ständ ige A ussch üsse:

1) der A usschuß für die W ah rneh m u ng und U ntersu ch u ng von E rsch einungen im Bereich der V erfassun gsm äßig keit,

2) der R edaktionsausschu ß,

3) der A ussch uß für die R edaktion der Samm lung der U rteile und B eschlüsse des V erfassun gsgerichts,

4) der A ussch uß für K o ntak te mit dem Ausland.

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Die M itglieder der A u sschüsse w erd en vom V erfassun gsgericht auf 2 Ja h re berufen, ein e w iederho lte W ahl für denselb en A usschu ß ist zulässig.

Der V erw a ltu n g sap p arat des V erfassu n gsg erichts Jug o slaw ien s 'be-steh t aus dem Sek retär un d seinem Stellv ertreter, dem S ek retariat und son stigen V erw altu ng sang estellten . Das S ek retariat des V erfassu n g sg erichts ist w eit aussgebaut; e s b esteh t aus folsgenden O rsg a n isatio n sein -heiten:

1) der A bteilu ng für fachliche Sachbearbeitun g u nd an d ere Fragen, für d eren Lösung F ach ken n tn isse erfo rd erlich sind,

2) dem K abin ett des V orsitzend en des V erfassun gsgerichts, 3) d en K abin etten der Richter,

4) dem Büro für die Prax is der V erfassungsgerichtsbaT keit un d die Dokum entation,

5) dem Büro des Sek retärs sowie an d eren A bteilu ngen und A rb eits-stellen, in denen Hilfskräfte besch äftigt sind21.

Der w esen tlichste W irku n gsb ereich , für den die V erfassun g sgerich le vor allem ins Leben g eru fen wurden, ist die Entscheidung üb er die V erfassun g sm äß igk eit vo n G esetzen und an deren n orm ativen Akten. Die Prax is zeigt jedoch, daß die in d er V erfassun g Jug o slaw ien s un i den V erfassun g en der ein zeln en F öd eratio n srepu b lik en sowie au to n o -men Gebiete festg eleg ten Kom petenzen w eit über diesen Rah-men h in au s-gehen. Die V erfassun g sgerichte sind näm lich befugt, in verschieden en Streitsach en zu en tsch eid en, wo es um die rich tig e A uslegun g der V e r-fassu n gsv o rschriften geht, z.B. in K o m peten zstreitigk eiten bzw. solchen, d eren G eg enstan d geg en seitig e R echte und Pflichten gesellschaftlich - -politischer V erb än de bilden. Aus d er A nalyse der V erfassu n gsvo r-sch riften erg ib t sich, daß diese O rg an e sich nicht nu r mit Streitsachen beschäftigen, so n dern sich u.a. auch bem ühen, die T ätig keit an d erer staatlich er O rgane in bestim m ter R ichtung zu in spirieren . Vor allem h an d elt es sich dabei um die G esetzinitiativ e des Parlam ents und an d e-re r dazu befugter O rg an e22.

21 A usführlichere B ehandlung der internen Organisation des V erfassungsgerichts Jugoslaw iens bei M. D o m a g a ł a , Pos tępow anie prz e d Sądem K o n s ty tu c y jn y m J u -gosław ii w sprawach o ocenę zgodn ości usta w i innych a któ w no r m aty w ny ch z ko n-s tytu c ją (Dan-s V erfahren beim V erfan-sn-sungn-sgericht Jugon-slaw ienn-s, in dem die Frage der Übereinstimm ung von G esetzen und anderen R echtsakten mit der V erfassung entschie-den wird), „Acta U niversitatis Lodziensis" 1980, Folia iuiidica 1, S. 5—8.

22 A usführlicher über d ies es Thema bei M. D o m a g a ł a , Kontrola zgodnośc i prawa z kon stytuc ją w euro pejskich państwa ch s oc ja lis ty c z ny c h (Die Prüfung der V erfassungsm äßigkeit des Rechts in sozialistisch en Staaten Europas), W arszaw a 1986, S. 113 ff und bei T. S z y m c z a k , Jugosławia — państ wo le d er a c y jn e (Jugoslaw ien — ein Föderationsstaat), Łódź 1982, S. 389.

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In ein em F ö de ratio n sstaat ist die Frage der Ü bereinstim m ung der V erfassun gen der einzelnen R epubliken mit d er Föd eration sverfassu ng v o n e rstran g ig er Bedeutung. Das V erfassun g sgericht Jug o slaw ien s ist jedoch in dieser F rag e n ich t en tscheidu ngsb efugt. Es steht ihm je lo c h au ch insow eit das R echt zu, auf A n trag des F ö deratio nsp arlam ents ein G u tach ten zu ersta tten , in dem es ein e W idersp rüc hlich k eit zwischen der Verfassun g ein e r Republik bzw. ein es auto no m en Gebiets und der V erfassun g Ju go slaw iens n ach w e isen k an n (Art. 378 der Verf.). Die endg ü ltig e Entscheidung über ein solches G u tachten steh t ab er nur dem F öd eratio n sparlam ent zu. Seit 1974, d.h. seit der V erab schiedun g der g eg ew ärtig en Verfassung, ist kein d era rtig er Fall e in g etreten 23. Das V erfassun g sgericht Ju go slaw iens ist au ß erdem in folgenden Frag en en tsch eid un gsbefu gt :

1) Ü bereinstim m ung der G esetze mit d e r Föderationsverfas& ung, 2) W id ersp rü ch lich k eit v on G esetzen der R epubliken un d au to n o -m en Gebiete i-m V erhältnis zu den Gesetzen d er Föderation,

3) Ü bereinstim m ung v o n R echtsv o rsch riften u nd a n d e rsa rtig en a llg e-m einen R ech tsak ten der F öd eratio nso rg ane e-mit der V erfassun g un d den Gesetzen der Föderation,

4) Frag en der Ü bereinstim m ung v on R ech tsv orsch riften un d a n d e r-sartig en allgem einen R ech tsak ten der O rgane g esellschaftlich-politischer V erbände un d allg em einen S elb stv erw altun gsak ten mit d er V erfassung un d d en G esetzen der Föderation, fü r d eren D urchsetzung die Bundes- o rg ane v e ra n tw o rtlich sind.

W ie au s d iese r D arstellun g ersich tlich ist, e rs tre c k t sich die Kon- tro lltä tig k eit des V erfassun gsgerichts Jug o slaw iens auf n orm ative Akte, die vo n gesetzgeb enden, V ollstreckungs-, A d m inistrativ - un d S elb stv er-w altun g so rg an en der d rei Ebenen (der Föderation, d er Republiken und d er auton om en Gebiete) e rla sse n w erden. Die Prüfung erfo lg t u n ter dem G esich tsp unk t der Ü bereinstim m ung der n orm ativ en A kte mit der V er-fassung u nd d en G esetzen d er Fö deratio n (Art. 375 Abs. 1 Pkt. 1— 4 der Verfassung).

Die V erfassun g sgerichte d er ein zeln en jug oslaw ischen R epubliken sind befugt, in folg en den Sachg eb ieten zu entsch eid en:

1) Ü bereinstim m ung der G esetze der R epublik (in Serbien — auch der G esetze der auto n om en Gebiete) m it d er V erfassu ng d er Republik,

2) Ü bereinstim m ung an d e rer vo n O rgan en der Republik erlasse n er n orm ativer A kte m it der V erfassung oder den Gesetzen der Republik. V erfassu ng sg erichte au f der Ebene des auto nom en Gebiets treffen Ent-scheid un gen in Fragen der Ü bereinstim m ung v on G esetzen u nd anderen

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v o n den O rg an en des G ebiets e rla sse n e n n orm ativen A kten mit der V erfassun g dieses Gebiets.

Die w ichtig sten G rundsätze des die Prüfung der Verfassungsm i'ßirj- k eit des Rechts betreffend en V erfah ren s bei jugo slaw ischen Verfas:- su n g sg erich ten sind im den V erfassu n gsv o rschriften en th alten . Diese allg em einen V o rschriften w erden d u rch Bestimm ungen u n terg eor.ln eten Rangs k o n kretisiert. Eine b ed eutend e Rolle in der G estaltun g des V e r-fahrens erfü llt auch die R echtsprech ung der V e rfassun gsgerichte selbst. Das V erfah ren bei dem V erfassun g sgericht Ju g o slaw ien s reg elte bis 1974 das Gesetz üb er das V erfassu n gsg erich t vom Ja h re 1963. In der V erfassung vom Ja h re 1974 w erd en diese Frag en nich t m ehr als G e-g en stan d der Gesetze-gebu ne-g b etrachtet. Ein neues Gesetz üb er das V e r-fassu n gsg ericht an stelle desjenig en vo n 1963 w ird nicht vo rgesehen. V iele Fragen, die auf dem W ege der Gesetzgebung g ereg elt w urden, finden jetzt B erücksichtigung in d er V erfassung; diejenigen dagegen, die d o rt nicht berü ck sichtig t sind, w urden dem V erfassu n gsg erich t zur selbstän digen R egelung ü b ertragen , was dieses auch in seiner G esch äfts-ordn ung vom 3. Dezem ber 1974 au sg efü h rt hat.

Im ju goslaw isch en System der Prüfun g von G esetzen gilt der G ru nd -satz der g en e relle n B ean stand ung des Gesetzes u n ter dem G esichts-p un k t seiner Ü bereinstim m ung mit der V erfassu ng — die sog. Klage auf Aufhebu ng des Gesetzes. Die Prüfung findet nicht schon bei ein em für die k o n k re te Streitsach e zu ständ igen G ericht statt, wie es im am erik a-nischen System üblich ist, son dern bei ein em b eso nd eren Organ, dem V erfassun gsgericht. Das V erfah ren v or dem V erfassungsgericht, das die Frage d er V erfassu ng sm äßigk eit des Gesetzes zu en tscheid en hat, v e r -läuft in v ier Etappen:

1) Ein leitun g des V erfahrens, 2) V o rverfahren,

3) H au ptverhan dlun g,

4) V erk ün du ng des U rteilspruch s des V erfassun gsgerich ts.

Besonders bem erken sw ert ist d er b reite Kreis von Subjekten, die b erech tig t sind, A n träge auf Einleitung des V erfah ren s im der Frage d er V erfassu ngsm äßigk eit des Rechts zu stellen, sowie derjenigen , die dazu befug t sind, die In itiative in diesem Bereich zu ergreifen . Die V erfassung Jug o slaw ien s un d die auf Grund der V erfassung im Ja h r e 1974 b esch lossen e Geschäftsordmung des V erfassung sgerich ts u n tersc heid en drei M öglichkeiten der Einleitung des V erfah ren s in der Frage der V erfassung sm äßig keit von R echtsakten.

E rstens ist die Einleitu ng des V erfah ren s obligatorisch, w en n sie v o n den dazu be rech tig ten O rganen , O rg anisatio nen u nd gesellsc haft-lich-politischen V erbänden, die in Art. 387 Abs. 2 der Verf. g enan nt

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sind, b ea n trag t wird. Das V erzeichnis d er an t rags b erechtig ten Subjekte ist rec ht um fangreich.

Zw eitens h at das V erfassun gsgericht im Falle e in er In itiativ e seitens der Bürger, der S elbstverw altu ng so rg an e und der g esellsch aftlichen O rg an isation en über die Einleitung des V erfah ren s d urch B eschluß zu

en tsch eid en . A rt. 387 A;bs. I der Verf. besag t, d aß:

[...| jedermann dazu berechtigt ist, die Initiative zur Einleitung des V erfahrens in Fragen der V erfassungsm äßigkeit und G esetzm äßigkeit von R echtsvorschriften zu ergreifen.

Drittens k an n das V erfassun gsgericht aus eig en er Initia tiv e im W ege e in e s e n tsp rech e n d en Beschlusses das V erfahren ein leite n (Art. 387

Abs. 3 der Verf.).

Der A ntrag bzw. die Forderu ng, das V erfahren beim V erfassu ng s-g e rich t Ju s-goslaw ien s einzuleiten, ist u nm ittelb ar an dieses O rs-g an zu ■richten. Zur Führu ng des V e rfah ren s in ein er bestim m ten Streitsach e e rn e n n t das G erich t d en sog. R ich ter-B erich terstatter. Er h at v or allem das E in leitun g sverfahren zu fü hren un d die H au ptv erh and lu ng v o rzu -bereiten. Das K abin ett des R ichters fu ng iert in dieser Phase des V er-fahren s als sein Hilfsorgan.

Einen A n trag auf Einleitung des V erfah rens, in dem die V erfassu ng s-m äßigk eit od er G esetzs-m äßigk eit e in e s bestis-m s-m ten R echtsak ts g ep rü ft w e rd en soll, ü b ersen d et d as G erich t dem Organ, das e in e v erfa ssu n g

sw id rige V o rsch rift e rla sse n hat, mit d er A ufford erun g zur S tellu ng -nahme. N eben dem A n trag ssteller ist dieses O rg an M itbeteiligter an dem V erfahren. Das V erfassun gsgericht ist d u rch den Inh alt der im A n trag en th a lte n en F orderu ng nicht völlig gebunden. Es k an n au ch die V erfassu ng sm äßig keit an d e rer im G esetz e n th a lte n e r Bestimmungen, die vom A n trao ste ller nicht e rw ä h n t w urd en , d er Prüfu ng u n terzieh en (Art. 12 Pkt. 2 der G eschäftsordn ung des G erichts vom Ja h re 1974). Diese B erechtigung k o rresp o n d ie rt m it d er Befugnis der V erfassu ng s-g erichts zur Einleituns-g des V erfah ren s aus eis-g en er Initiative.

In der G esch äftsordnu ng des V erfassu ng sg erich ts vom Ja h re 1974, sowie im Gesetz ü be r das V erfassun gsgericht vom Ja h re 1963 ist die M öglichkeit v orgesehen, d aß die b ean stan d eten R ech tsv orsch riften mit der V erfassung bzw. den betro ffenen G esetzen in E inklag g eb racht w erd en können, b evo r das V erfassun g sgericht d as U rteil v erk ü n d et hat. Das G ericht k an n u n ter B erücksichtigung der im V erlau f des Einlei-tun g sve rfah rens festgestellten Um stände dem Organ, das ein e v erfas-su ngsw id rige V o rschrift erla sse n hat, d ie M öglichkeit geben, die W i-d ersp rüch lichk eit v o r V erkün i-dun g i-des U rteils zu b eseitig en. Falls i-das

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ein schläg ige O rg an diese G elegenh eit n ich t wahrnim m t, ist anzunehm en, d aß es sie nicht ak zep tiert hat. In ein en solchen Fall nimm t das V erfah ren seinen w eiteren Lauf. Die V o rsch rift des Art. 14 der G esch äfts-ordnung, die die e rw äh n te M öglichkeit betrifft, findet in der Praxis Anw endung, w enn bestim m te Um stände ein g etreten sind. Vor allem ab er muß das V erfassun gsg ericht die V erfassu ng sm äßig keit d er b e a n sta n -deten V o rschriften prü fen und gegebenenfalls feststellen, daß sie gegen hö herrang ig es P ech t versto ßen . Es besteh en keine V orschriften, die das G ericht zwingen, ein e Entscheidung in der hier b esp ro ch enen Frage in ein em bestim m ten Stadium des V erfah ren s zu treffen. Eine En t-scheidung k an n sogar nach A bschluß der H au p tverh and lu n g gefällt w erd en 24. Dieser Fall ist ein e Au sn ahm e von der Regel, die verlan gt, d aß das Verfahren, dessen G egenstan d die Prüfung der V erfassu ngs- m eßigkeit von R echtsakten bildet, mit ein em k o n k reten U rteilsspru ch abg eschlossen wird.

H insichtlich der V erfassun g sg erich tsv erfa hrens gilt der G rund satz der Öffentlichkeit, der e in e r der w ichtig sten G run dsätze in der T ätig-k eit dieses Gerichts ist. Et kom m t u.a. d arin zum Ausdruck, d aß die liintscheidung auf G rund e in er öffentlichen H au p tv erh and hm g d urch ge- fü h rt wird. A usnahm en vo n dieser Regel sind v org eseh en; d as G erich t k an n also ein e V erhandlung u n ter A usschlu ß der Öffentlichk eit anord- nen. N ach A bschluß der V erh and lu ng wird b eraten un d über das Urteil abgestimm t. Eine solche Sitzung ist geheim . Das V e rfassu n g sre rich t fällt U rteile und faß t B eschlüsse mit Stim m enm ehrheit, wobei die G e-sam tzahl der G erichtsm itglieder b erü ck sich tig t w ird (Art. 391 der Verf.). Das U rteil g ilt also als bestätigt, w enn m ind estens 8 M itglieder des G erichts dafü r gestim m t haben. Der Richter, d e r e in e abw eichen d e M einung v ertritt, gibt d as Sep aratv o tum ab; w enn e r in d er Sitzung fehlt, k an n e r sein e M einung schriftlich m itteilen25.

G erichtsu rteile un d B eschlüsse w erden allen am V erfah ren M itb etei-ligten un d sow eit erfo rd erlich , auch den an der Sache In teressierten zuqestellt. So wird e in Urteil, das ein Gesetz der Föderation, e in er Pe- publik oder ein es autono m en Gebiets betritt, dem Parlam ent zugestellt, vom dem das Gesetz stammt. W ird im Urteil festrestellt, daß ein Gesetz gecren die V erfassung Ju go slaw iens v erstö ßt, so ist das Parlam ent v e r -pflichtet, die W id ersprü chlichk eit innerhalb von 6 M onaten zu b eseiti-gen. Diese Frist k ann um w eitere 6 M onaten v e rlä n g ert w erden. W ir I

2! Z. J e V t i ć, U saglasavanje propisa i drugih op&lih aka ta sa U slav om i z a-konom pre JonoSenja odluk e U slavn og Suda (Ü bereinstim mung von Rechtsvorschrif-ten und anderer allgem einer A kte mit der V erfassung vor dem U rteilsspruch des Vert'assungsgorichts), „Pravni 2ivot" 1970, Nr. 4, S. 13.

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dem Urteil auch dan n nicht Folge geleistet, so w ird d as ein sch lägige Gesetz, w ie in der E ntscheidun g v erm erk t, u ng ültig (Art. 384 der Verf.). W enn in der Entscheidung nicht die W id ersp rü ch lichk eit ein es Gesetzes, so n dern an d e re r R echtsakte im V erh ältnis zur V erfassun g oder zu einem Gesetz festg estellt wird, dann v e rlieren diese ihre R echts-g ü ltiechts-gk eit ab sofort oder w erden in d er E ntscheidunechts-g für u nechts-gültiechts-g e rk lärt (Art. 385 der Verf.).

Die V erfassun g Ju go slaw ien s und die G eschäftsord nung des V erfas-su ng sgerichts sch reiben die V eröffentlichung der E ntsch eidu ngen des V erfassu ng sgerich ts in dem für die V eröffen tlich ung vo n G esetzen v o r g e -sehen en G esetzblatt Jug o slaw ien s sowie in a n d e re n G esetzb lättern vor, in den en an d ere R echtsakte, ü ber die das V erfassun gsgericht e n tsc h ie -d en hat, b e k an n t geg eben w ur-den. W u r-d e ein allgem einer R ech tsakt -der Selbstverw altu ng nicht im A m tsblatt veröffen tlich t, so soll das U rteil d es V erfassu n gsg erich ts in der gleichen W eise verö ffentlicht werden, w ie der allgem eine R ech tsak t der Selbstv erw altun g v erö ffentlich t w u r-de. A uß erd em w ird vo n jedem V erfassun gsgericht in Ju g o slaw ien jedes Ja h r ein e Sam mlung sein er U rteile und Beschlüsse herau sgegeben. U rteile v on b eson d erer Bedeutung w erd en auch in juristisch en Zeit-sch riften b ekann tgeg eben . Die V eröffentlichung v on B eZeit-schlüssen der V erfassu n gsg erich te ist n ach den g elten den V orsch riften nicht obliga-torisch.

Alle U rteile und B eschlüsse jugo slaw isch er V erfassun gsgerichte sind rech tskräftig, u nw iderru flich und end gültig. Es gibt k ein e R echts-m ittel. Das V erfassun g sgericht auf der Fö d eration seben e fun giert nich t als B erufungsinstanz geg en E ntscheidun gen v on V e rfassu ng sg erich ten der R epubliken od er au ton om en Gebiete.

W ährend der m ehr als zw anzig jährigen T ätigkeit jug oslaw ischer Ver- fassuncrsgerichte h at sich ein e um fangreich e Praxis h erausgebild et. Don G e aenstand der S treitsa ch en im B ereich d e r V erfassu ngsm äßig- k eitsprü fun g bilden vo r allem R echtsak te der T errito rialo ro an e, die die S tatusrec hte u nd Ham dlungsbefugnisse der Selbstv erw altu n oso rg anisa- tionen v erle tz en 26. Die Prüfu ng der V erfassun osm äßiq keit vo n G ese-tzen ist bei diesen O rg an en seltener. Die Prax is dieser V erfassun qs- n erich te b ew eist eindeutig , d aß ihre T ätigk eit v o r allem au f die G e-w äh rleistu ng des Selbstv eT e-waltunasrechts au sg erichtet ist. Auch eine Einleitung des V erfah ren s auf A ntrag der dazu b efu gten staatlich en O rg an e kom m t hier verh ältnism äß ig selten vor. M eistens w ird das V e

r-г6 A. H r i s t o w , Kontrola zak onitos ti samoupravnih opstih aka ta 1 dono- 5aj upr avn oq nadzora (Kontrolle der G esetzm ässigkeit allgem einer A kte und A us-übung der V erw altungsaufsicht), „Archiv za pravne l drustvene nauke" („Archiv für Rechts- und G esellschaftswissenschaften") 1981, Nr. 3, S. 339 ff.

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fahren bei diesen V erfassu ng sg erichten auf A n trag vo n Selb stv erw al-tu n g sorgan isatio n en und ind iv idu ellen Bürgerin in Gang g esetzt27. In den Ja h re n 1964— 1974 w u rden beisp ielsw eise e tw a 67% vo n den bei jugo-slaw ischen V erfassu ng sg erich ten en tsch ied e n en Streitsach en auf Grund ce rich tlicb er Entscheidun gen ein geleitet, die en tw ed er auf V erlan gen g esellsch aftlicher O rg an isatio n en u nd individ ueller Bürger oder aus eig en er Initiativ e des V erfassu ng sg erich ts getroffen w urd en 28.

Die Einführung der V erfassun g sg erich tsbark eit in das po litische und rechtliche System Ju go slaw ien s im Ja h re 1963 initier te ein e neue En tw icklun gsetappe sozialistischer Ü berw achung der V erfassun gsm äßig-k eit des Pechts. N ach zwanzigjährigem B estehen dieser O rg ane äßig-kann festgestellt werden, daß sie einen po sitiv en Einfluß auf die Praxis des E rlassens von R echtsak ten der staatlich en und Se lb stv erw altu ng so rg ane ausüben. Die M öglichkeit der B eanstandun g bzw. Aufhebung der Rechts- n ültig k eit beabsichtigter Gesetze oder an d erer R echtsakte w egen Ver- lassun g sw idrig k eit bew irkt, d a ß der Frage der Verfassun gsm äß ig keit b eso nd ere A ufm erksam keit g eschen kt wird. Darin komm t die wichtigste v orbeug end e W irkung der V erfassun gsgerichte zum Ausdruck. Die Erfah rungen, die man mit den V erfassu ng sg erich ten in Ju go slaw ien g e -m acht hat, bew eisen die Zw eck-m äßig keit der Bildung dieser O rgan e. Die p raktischen Ergebnisse der Überwachun g der V erfassu ngsm äßigk eit des Rechts in sozialistischen Staaten zeugen davon, daß das System der V erfassun g sgerichtsb ark eit die g ün stigste Lösung dieses Problems d ‘ir- sLellt, A nd ere b esteh en de System e des V erfassun gssch utzes erw iesen sich als nich t völlig zufriedenstellend. Sie ko nn ten nich t verh ind ern , daß verfassun gsw idrig e R ech tsakte e rlassen w urd en und als rechten s galten.

III. DIE VERFASSUNGSGERICHTSBARKEIT IN DER TSCHECHOSLOWAKEI

Der zw eite sozialistische Staat, dessen V erfassu ng die Einführung der V erfassu n g sg erich tsbarkeit v orsieh t, ist die Tschechoslowakei. D i aber ein e e n tsp rech e n d e Einrichtung in der Praxis noch n icht ex istiert, fu n k tio n iert in diesem Staat seit dem zw eiten W eltkrieg ausschließ lich das parlam en tarisch e System der V erfassun gsm äß ig keitsp rüfung von Gesetzen. In der V erfassu ng vom Ja h re 1948 w urde däs Präsidium der

-7 D. К ii 1 i ć, Us tavn o- su dsk a zas'ita pra va c ov e k a (Der Schutz der M enschen-rechte durch Verfrnssi ngsgerichte), „A rchiv za pravne drustvene nauke" 1979, Nr. 3, S. 357.

2S .1. C i e m n i e w s k i , U staw a w ju go słow ia ńs kim s y s te m ie k o n s ty tu c y jn y m (D ’s G esetz im ju goslaw ischen V erfassungssystem ), W rocław 1977, S. 202— 203.

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N atio nalversam m lun g zum K o ntrollo rgan in diesem Bereich gem acht. Es w ar dazu befugt, in Streitfällen die v erbin dlich e A uslegu ng der Ge-setze festzulegen und d arü b e r zu entsch eiden, ob ein Gesetz mit der V erfassung im Einklang steh t (§ 65 Abs. 1 der Verf. 1948). In der V e r-fassung von 1960 w urde diese Regelung nicht w ied erholt. A lleiniges O rg an zur Kontrolle der Gesetze blieb also die N atio n alversam m lu n g 29. Art. 41 Abs. 2 bestim mte, daß der Schutz der V erfassun g A ufgab e der N atio nalv ersam m lu ng ist. Sie ist befugt, Gesetze, R ech tsak te der R egie-rung un d der territo riale n M achtorgane aufzuheben, falls sie sich als verfassu ng sw idrig erw eisen. Das H au p torgan des Parlam ents für die Prüfun g d er V erfassu ngsm äßigk eit v on Gesetzen w ar sein R echtlicher V erfassun gsaussch uß , der ausschließ lich au s P arlam en tsab g eo rd n eten bestand. N ach A nsicht der tsch echisch en A u to ren w ar die Sicherung der Ü bereinstim m ung d er gesetzlich en Bestim m ungen m it der V erfa s-sung in der dam aligen Prax is nich t zu frieden stellend . Es h errsc h te die Meinung, daß das Problem der Kon trolle auf dem Gebiet der V erfas-sungsm äßigkeit des Rechts w ährend der Geltu ng der V erfassung von 1960 in der Tschecho slo w ak ei sowohl in d er T h eorie als auch in der Praxis v ern ach lässig t w u rd e30. W äh ren d die Ä nd eru ng der V erfassu ng von 1960 u nd d e r Ü berg an g zu r F ö d e ratio n sstru k tu r des S taates v o r -b e reite t w urd en , tau ch te das Pro-blem der Bildung v on V erfassu ng g erich ten auf, den en die A usüb ung d er Aufsicht über die V erfassun g s-m äßigkeit v on G esetzen ü b erlassen w erden könnte. Dieses Po stu lat w u r-de im V erfassu ngsg esetz vom 27 O k tob er 1968 b erücksichtig t. Dam it w u rde auf den bis dahin g elten den G rundsatz, nach dem die a u ß e rp a r -lam entarische Ü berw ach ung der V erfassu ng sm äßig keit v on Gesetzen ab g eleh nt wurde, verzichtet.

Das Gesetz ü b er die tschechoslow ak ische Fö deration vom Ja h re 1968 e n th ä lt lediglich allgem eine B estim m ungen ü ber Bildung, p erson elle Zusam m ensetzung, Befugnisse und V erfah ren des V erfassu ng sg erich ts der T schechoslo wakei (Kapitel VI des Gesetzes). A usfüh rlich ere R ege-lu ng en sollte lau t Art. 100 e in v o n der Fö deration sversam m ege-lun g zu erlasse n d es o rd en tlich es G esetz bringen. Bis jetz t w u rd e jed och ein solches nicht verabsch iedet, somit au ch kein V erfassu n gsg erich t g e -bildet. In den V e rfassu n gsv o rschriften ist au ch die Bildung von

Verfas-30 T. S z y m c z a k , Z mia ny k o n s ty tu c yj ne w organach p a ń s tw o w yc h C zec hosło-w ac ji (V erfassungsänderungen in den Staatsorganen der T schechoslohosło-w akei), „Zeszyty N aukow e U niw ersytetu Łódzkiego" 1961, Serie I, 1961, H. 22, S. 38 und A. G w i ż d ż , 7agadnienie parlamentu w n ow e j ko ns ty tu c ji cz e ch o sło w ac kie j (Das Problem des Parlaments in der neuen tschechoslow akischen V erfassung), PP 1961, H. 4— 5, S. 631.

30 L. K a d e r , ZJstavny Sud CSSR (V erfassungsgericht der T schechoslow akei), „Prävny Obzor" („Rechtliche Rundschau") 1969, Nr. 5, S. 401.

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su ng sg erich ten auf der Ebene der F öd eratio n srep ub lik en v orgeseh en , ab er d iese w u rden n atü rlich auch n ich t ins Leben gerufen. N ach einig er Zeit hat man, wie die tschech oslow akischen A u to ren berichten , die Bil-du ng von V erfassu n g sg erich ten für überflüssig erk lärt. Diese B ehauptung spieg elt ein e für die V e rtre te r tschech oslow akischer R ech tsw issen -schaft jen er Zeit ch a rak teristisch e M ein ung sän deru ng wider. Fü r die Einführung der V erfassu n g sg erich tsb arkeit tra t m an nu r in den Jah re n 1968— 1970 ein. Später be geg net man schon B ehauptungen, d iese Ein-rich tu n g w äre un brau ch b ar, und e s b estün d e k ein e N o tw en digk eit sie zu schaffen31. Es wird sogar beh au p tet, die Bildung des V erfassu n g s-gerichts w äre „ein rein e r A nachronism us, ein e V erpflanzu ng g erich tli-ch er K on trolle aus dem Zeiten der ersten R ep ublik "32, wom it die Zeiten der V erfassu ng vom Ja h re 1920 gem eint sind. M anche A u toren, die sich m it den o b ersten O rg an en der Fö deratio n beschäftigten, nen nen nich t einm al das V erfassung sgericht, sie lassen es in ihren A rb eiten gänzlich u n be rü ck sich tig t33. Da bisher k ein e A u sführung sbestim m u ng zu den V erfa ssu n g sv o rsch riften ersch ien u n d die V erfassun g sgerichte nich t ins Leben geru fen wurden, bleiben als M aterial für w e ite re A ufüh run g en zu diesem Them a nu r die Form ulierun gen des V erfassu ng s-g esetzes ü be r d ie tsch ech o slow ak isch e Fö d eration vom J a h r e 1968. Danach sollen die M itglieder des V erfassu n gsg erichts der T sch echo slo -w ak ei vo n d er Fö deratio nsversam m lun g für die Periode vo n 7 Ja h re n g ew äh lt w erden, wobei die M öglichkeit ein er w ied erh o lten W ahl, aber nu r für eine W ahlperiod e, v org eseh en ist. Das bedeutet, daß die Ge-rich tsm itg lied er dem G run dsatz der R otation u n terlieg e n sollen. Ähnlich w ie in Ju g oslaw ien findet auch hier der G run dsatz d er G leichb erechtigu ng beid er Republiken, der T sch echisch en und d er Slowakischen, h in -sichtlich der p erso nellen Zusam m en setzung des V erfassungsge'richts Berücksichtigung. Das G ericht soll aus 12 M itg lied ern — 8 R ichtern und 4 S te llv ertretern bestehen. Das Gesetz bestim mt, d aß je 4 Richter und 2 S te llv ertreter v on den B ürg ern aus den b eiden R epublik en zu w ählen sind (Art. 94 Pkt. 4). Den V orsitzend en un d seinen

Stellvertre-31 Z. B. Ü stav ni Pravo CSSR (V erfassungsrecht der T schechoslow akei) unter der Redaktion von Z. Vebt-ra, Brnc 1972, S. 237 und Z. V e b c r a, Pr ävni z är u ky üstav- no s/i a zàkonn osti v CSSR (R echtliche Garantien der V erfassungsm äßigkeit und G esetz-m äßigkeit in der T schechoslow akei), Brno 1975, S. 28— 29.

32 V e b e г a, op. cit., S. 28.

M Z.B. F С c r v c n a n s к y, M echanizmus c es k o s lo v en s k e j socia listick ej ledera- cie (Das Funktionieren dar tsch ech oslow akischen Föderation), „Prävnicke Studie” („Rechtsstudien"), 1976, Nr. XXIII, S. 124 und J. G r o s p i ć , Vz tah narodni a federalni statnosli v c e sk o s lov e ns ke leder aci (Entstehung des nationalen und föderativen Staatsw esens in der tschechoslow ak ischen Föderation), ebenda, S. 150 ff,

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ter soli die Föderationsversammlung aus den M itgliedern des V e rfas-su ngsg erichts wählen.

A nders als in Jug oslaw ien , ist in der T schecho slo w ak ei die Frage der form alen A nforderun gen geregelt, d en en die K an d id aten en tsp re -chen sollen. Je d er K an didat muß vor allem d ie tsch echo slow ak ische ■Staatsangehörigkeit h aben und in die Föd erationsv ersam m lung w ah l-bere chtig t sein. Er m uß 35 Ja h r e alt sein, ju ristisch e Hochschu lbildun g besitzen und e in e b erufliche T ätigk eit m in destens 10 Ja h re au sg eü b t haben. Das M itglied des V erfassun gsg erichts ist grund sätzlich nicht abberuf bar. In den V erfassu n g sv orsch riften ist jedoch, ähnlich wie in Jugoslaw ien, vo rgeseh en , d aß ein R ichter vor Ablauf der W ah lp erio de u nter bestim m ten U m ständen seines Am ts en th ob en w erden kann. Es sind:

1) V erzicht des R ichters,

2) A bberufung durch die Fö deration sv ersam m lun g als Folge von D iszip linarverfahren oder Strafurteil,

3) Fern bleiben v on d en Sitzungen des G erich ts in nerh alb ein es m ehr als ein Ja h r um fassenden Z eitabschn itts, was vom Plenum des V erfassun g sgerichts festg estellt w e rd en muß.

Auf die frei g ew o rd en e Stelle b eru ft der V o rsitzende ein en dar ste llv ertre ten d en R ichter.

Die M itglieder des V erfassu n gsg erichts sind unabh ängig, sie u n te r-liegen n ur der V erfassung. So w ie den jugo slaw isch en R ichtern ist au ch den tschechoslow akischen un tersagt, au ß e r der rich terlich en a n d ere Fu nk tion en auszuüben. Ih nen steht auch die Im m unität zu, ähn lich wie den A b geo rd neten d er Fö deration sversam m lung. Die Zu-stim m ung zur Straf- oder D isziplinarverfolgung oder V erh aftu n g gibt das V erfassungsg ericht.

Der K om petenzbereich des V erfassun gsgericht d er T schech oslo-w akei ist in der V erfassun g sehr oslo-w eit angelegt. Seine H au ptau fgabe ist die Ü bereinstim m ung v on v ersch ied en en R ech tsno rm en mit deT V e r-fassung zu prüfen. Dazu geh ören: die Gesetze der Fö d eratio n sv er-sammlung, die D ekrete des Präsidiums der Föd erationsversam m lu ng, die V erfassung sgesetze d er Republiken, die V erordn un gen der Föderations- regieru n q un d an d erer Fö deratio nso rg ane sowie die V e ro rd n u ng en der R egierungen der R epubliken und die allg em ein gültig en R echtsvo rsch rif-ten der M inisterien un d d er an de ren Z e n tralv erw altu n gso rg an e b e id e '

Republiken.

D arüb er hin au s w u rd e dem zu b ild en d en V erfassu n g sg erich t ein e R eihe an d e re r B efugnisse zugestand en . Dazu geh ören:

1) die Entscheidu ng vo n K o m peten zstreitigkeiten zw ischen sta a tli-chem Org anen,

(22)

2) die Entscheidung durch U rteil in Sachen, dere n G egenstand der Schutz der d u rch die V erfassun g g ew ä h rleisteten R echte und F reiheiten der Bürger ist, im Falle w enn diese d urch En tscheidun gen od er an de re H and lun gen der Fö d eration so rg an e v e rletz t w ürd en u n d für die ein Rechtschutz an d erer A rt nicht v org eseh en ist,

3) die Entscheidung du rch U rteil in ein ig e n Sachen im Bereich des W ahlrech ts,

4) die A nregungen für eine ve rbesse rte G esetzgebung der F ödera-tio n und der Republiken.

Das Gesetz vom Ja h re 1968 bestim m t auch den Kreis der Subjekte, d ie b erech tig t sind, das V erfah ren bei dem V erfassun gsgericht ein zu -leiten. Ä hn lich w ie in Jug o slaw ien sind auch h ier drei Form en für die Einleitung des V erfah ren s v orgeseh en , in dem die Fragen der V er-fassun gsm äß ig keit des Rechts g eprü ft w erden sollten. Es sind dies: 1) die Einleitung des V erfah ren s auf A ntrag der dazu befugten Staatso rgane,

2) aus eigener Initiative der Gerichts,

3) du rch ein e n en tsp rech en d e n Beschluß des V erfassung sgerichts, nachdem es vo n B ürgern oder gesellsch aftlichen O rgan isatio n en a n g e -ru fen w orden ist.

Das Problem der Rechtsfolgen, die ein e die U n ve rein b ark eit von R ech tsv orschriften mit der V erfassun g oder an d eren Gesetzen festste l-lende Entscheidu ng des V erfassu ng sg erich ts n ac h sich zieht, ist in der T schecho slow akei etw as an d ers g ereg elt als in Ju go slaw ien. W ird in der T schech oslow akei die U n v erein b ark eit v on Gesetzen oder an d e-re n R ech tsakten mit der V erfassu ng festgestellt, so sollen n ach Art.

90 des V erfassung sgesetzes sowohl die Gesetze als au ch die an d ere n erfolg reich b ean sta n d ete n R ech tsakte auf gleiche W eise b ehan d elt w e r-den. Das O rgan, das die betreffen den Gesetze bzw. an de ren R echtsak te erla sse n hat, ist näm lich verpflichtet, diese innerh alb von 6 M on aten mit d er V erfassun g in Einklang zu b rin gen . Sonst soll d er R ech tsak t bzw. e in B estandteil d esselb en 6 M o nate nach V erk ün du ng des Urteils seine R echtsgültig keit verlieren . Das V erfassu n gsg ericht ist auch be- fuqt, die b e an stan d e ten R ech tsvo rschriften au ß er Kraft zu setzen, ohne den Ablauf der sechsm o natigen Zeitfrist abzuw arten . Die En tscheidun -g en des V erfassu n asaerich ts sollten im G esetzb latt der T schecho slo-wakei b e k an n t r e mac ht werden .

Da es jedoch zur Bildung der V erfassun gsq erichte in der T schecho -slow akei n icht kam, r e h ö r t dort die K ontrolle des Rechts bezüglich d er V erfassu n asm ?ß io k eit desselben n ach w ie v o r in d en K o m petenz-b ereich d er höchsten O rg ane der Staatsgew alt, d.h. d er

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