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Thorner Presse 1886, Jg. IV, Nro. 295

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Thorner

Abonnementspreis

^ L h o r n nebst Vorstädte frei ins Haus: vierteljährlich 2 M a rk , monatlich 67 , Pfennig pränumerando.

^ A u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiserl. Postanstalten vierteljährlich 2 M a rt.

A u s g a b e

t ä g l i c h 6 ' / , Uhr abends m it Ausschluß der S onn- und Feiertage.

Redaktion und Expedition:

Katharinenstraße 204.

reffe.

Jnsertionspreis

für die H palt-eile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstraße 2 0 4 , Annoncen-Sxpedition „Jnvalidendank"

in B erlin, Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien , sowie von allen anderen Annoneen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Nummer bis 1 Uhr M ittag s.

^ S 9 5 . Freitag den 17. Dezember 1886. IV . Zahrg.

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-t- Erfahrungen mit zweijähriger Dienstzeit.

. B e i der Berathung der M ilitä rv o rla g e im Reichstag ist

>°>v0hl den Freisinnigen wie vom Z e n tru m die E inführung zweijährigen Dienstzeit gefordert und dam it begründet worden, die persönliche Last, welche fü r den Einzelnen m it einer drei- A ^ ig tn Dienstzeit verbunden ist, bei den heutigen ErwerbSver- M nissen zu groß sei und daß eine zweijährige Ausbildung wenig-

>«ns bei der In fa n te rie vollkommen genüge. Diese Forderungen Ansichten wurden von der Fortschrittspartei schon bei der vrage der M ilitä r-R e o rg a n isa tio n im Abgeordnetenhaus- in den fahren 1862— 1865, wie auch seitdem wiederholt von der Fort»

Ichrittspartei und dem Z entrum , namentlich bei der Berathung .°'r Militärgesetze von 1674 und 1880 geltend gemacht. Ih r e ivrtwährende Wiederholung macht sie aber nicht richtiger.

- D ie persönliche Last einer dreijährigen Dienstzeit fü r den r>nzelncn soll nicht geleugnet werden; aber bei der Frage der . »uer der Dienstzeit muß das Interesse der Allgemeinheit das«

lENige des Einzelnen überwiegen. W as im Interesse der Allge«

Feinheit ist, läßt sich in dieser Sache nicht nach theoretischen, auch so wohlmeinenden Ueberzeugungen feststellen, sondern allein

"uf G rund praktischer Erfahrungen.

. . I n Preußen stand man früher der Frage, ob zwei» oder rejjzhrige Dienstzeit, ganz unparteiisch und vorurtheilSloS gegen- uber. D a» Gesetz über die Verpflichtung zum Kriegsdienst vom A ^« P trm b rr 1814 stellte fü r alle Waffengattungen eine drei- U r ig e Ausbildung fest m it dem Zweck, die Z a h l der in dieser

^>e,se Auszubildenden auf eine solche Höhe zu bringen, daß die

^ die Kriegsformationen erforderlichen Mannschaften vorhanden

"»ren. Hierdurch wurden starke Bataillone m it jährlicher E r ­ gänzung eines D ritte ls bedingt. D a indeß die S ta a ts m itte l nicht

«u-reichtkn, ging man bei der Linie m it der Kopfzahl der B a -

*>llone zurück und führte im Jahre 1820 ein System von Be- urlaubunqen ein, welches zwar form ell die dreijährige Dienstzeit

"nd die dreijährige Ergänzung der Truppen aufrecht erhielt, aber

«in M a n n in der Regel nur 1 J a h r 10 Monate bei der Fahne Ehielt. Zehn Jahre später zeigten sich die Früchte dieses Expe­

rim e n t-: als im Jahre 1830 die politischen Ereignisse Verstär- -ä"g«n deß Heere» und Einberufungen der Landwehr nöthig pachten, ergab sich, daß sowohl die Z a h l der ausgebildeten M a n n - Ichaften als vor allem auch die Güte ihrer Ausbildung unzu-

">chend w ar.

O bw ohl man damals an zuständiger S telle von der N oth­

wendigkeit einer Erhöhung der thatsächlichen Dienstzeit auf volle rei Jahre und einer Verstärkung der Kopfzahl der B ataillone E rz e u g t w ar, glaubte man doch den W iderstreit der finanziellen Mhlage de« Staate« und der Anforderungen an unsere m ilitä - arisch, Machtentfaltung dadurch lösen zu müssen, daß man im

^ahrc 1833 die dreijährige Ergänzung und das System von

^kurlaubungen fallen ließ und fü r dir In fa n te rie (ausschließlich er Garde-Regimenter und der Besatzungen von M a in z und

^Uxeniburg) eine zweijährige Dienstzeit unter V erringerung der

^Vfstärke der B ataillone einführte. N u r durch diese Verkürzung

^ D ie n s t z e it war e» möglich, das bisherige JahrcSkontingent an

^ekruten festzuhalten und dadurch im Beurlanbtenstande die fü r ü n ^ie g sfo rm a tio n e n erforderliche Mannschafirzahl bercitzu-

>'Uen. I n der P ra x is stellten sich aber alsbald auch bei diesem Allstem sehr erhebliche M ä n g e l heraus, und wer noch bisher an

« Brauchbarkeit der zweijährigen Dienstzeit geglaubt hatte, wurde Mch die Erfahrungen der Jahre 1848 und 1849 vollständig

bekehrt. Es wurde damals auf G rund der praktischen E rfa h ru n ­ gen ohne Widerspruch als „unbezweifelte Thatsache" konstatirt,

„daß im Allgemeinen eine dreijährige Dienstzeit dazu gehört, um den S oldaten neben der erforderlichen A usbildung fü r den Krieg zugleich denjenigen G rad von D is z ip lin und H altung anzueignen, durch welchen allein die volle Brauchbarkeit fü r den Krieg bedingt ist." 1852 wurde in Folge dessen die dreijährige Dienstzeit

„v o rlä u fig " wieder eingeführt, wenn sie auch durch Verlegung des RekruteneinstellungStcrminS in das F rü h ja h r thatsächlich zunächst nur zu einer 2'>,jährigen wurde. D ie Ereignisse des J a h re - 1855, welche Preußen in politische Verwickelungen zu bringen drohten, führten schließlich zur vollständigen Durchführung der dreijährigen Dienstzeit d. h. zur Rekruteneinstellung im Herbst.

Seitdem ist diese D auer der Dienstzeit beibehalten und verfas­

sungsmäßig festgesetzt.

Wie hieraus hervorgeht, ist der ehrliche Versuch gemacht worden, m it einer zweijährigen Dienstzeit auszukommen. Dieses System hat aber gerade in wichtigen Momenten versagt, das­

jenige der dreijährigen sich aber in den letzten drei Kriegen auf das glänzendste bewährt; in Rücksicht aus die Höhe der persön­

lichen Lasten ist übrigens die Dienstzeit thatsächlich im D urch­

schnitt auf 2 J a h r 4V , M o n a t vermindert. M i t dem gegen- wärtigen System, welchem w ir unsere E rfolge verdanken, zu Gunsten eines solchen, welche« sich thatsächlich nicht be- w ährt hat, zu brechen, zumal unter den gegenwärtigen po­

litischen Verhältnissen, da« wäre die größte Thorheit von der W elt.

politische Tagesschau.

D ie „K ö ln . Z tg ." , welche neulich versicherte, über das i n ­ t e r n a t i o n a l e A b k o m m e n zwischen dem D e u t s c h e n R e i c h e , England und Frankreich in O stafrika vorzüglich unter- richtet zu sein, sieht sich jetzt selbst genöthigt, ihre M ittheilungen in soweit zu korrigiern, daß dem S u lta n von S ansibar nicht ein Küstenstrich von zehn deutschen (oder geographischen) M e ile n , son­

dern nur ein solcher von zehn englischen M e ile n B re ite zuge­

sprochen worden sei. DaS ist allerdings ein ganz „bedeutender Unterschied." Indessen kommt die B re ite des Küstenstriches we- niger in Betracht als die Frage, ob die deutschen Besitzungen östlich von diesem Striche eine bequeme und gesicherte Verbindung m it dem Meere behalten. N u n ist in den M ittheilungen der

„K ö ln . Z tg ." allerdings von zwei Häfen die Rede, welche von deutschen Beamten überwacht werden sollen. E» läßt sich aber nicht verkennen, daß dies bei einer Ausdehnung der Küste von etwa 1000 Kilometer äußerst wenig ist. W ir möchten deshalb der Hoffnung Ausdruck geben, daß es sich bei den Nachrichten der

„K ö ln . Z tg ." , die diese übrigens ja selbst als angeblich richtig bezeichnet, einstweilen noch nicht um vollzogene Thatfachen handelt.

D ie« namentlich auch m it Rücksicht darauf, daß die gleichfalls gemeldete Erwerbung des Tana-GebietS im Nordoften des Kilimandscharo durch England einen K eil in die deutschen E r ­ werbungen hineintreiben würde, der sich in Z ukunft äußerst lästig erweisen dürste.

D ie dieser Tage in B e rlin versammelt gewesenen D e l e- g i r t e n der d e u t s c h e n A n w a l t s k a m m e r n haben eine Eingabe an den BundeSrath beschlossen, in welcher entschieden F ro n t gegen die geplante Herabsetzung der Anwalt-gebühren ge­

macht w ird . E s w ird darin u A. ausgeführt, daß der neue E n t- Wurf fü r den Anwaltstand schädlich sei, w eil er eine Reih« von Existenzen vernichten w ürde; eine große Anzahl von AmtSgerichtS­

anwälten sei auf ein Jahreseinkommen von 1 8 0 0 — 3000 M a rk angewiesen und diesen werde, wenn der E n tw u rf Gesetz werden sollte, ein V ie rth e il der Jahreseinnahmc entzogen. Von 1800 bis 3000 M k ., das ist ein so großer S p ru n g , daß man anzunehmen berechtigt ist, daß die unter« Grenze nur in ganz verschwindenden Fällen vorkommt. Sicherlich w ird die A rbeitskraft des — m it der Laterne zu suchenden — jungen RechtSanwalts, dessen Jahres- einkommen 2000 M a rk nicht erreicht, auch nur wenig in Anspruch genommen. I n einer größeren S ta d t kommen solche Fälle nicht vor. D e r Anwaltsland genießt so viele P riv ile g ie n , daß ihm da, wo es das öffentliche Interesse erheischt, ein kleines O p fe r wohl zugemuthet werden darf. D ie Behauptung, daß dir Einnahmen der Anwälte um ein V ie rth e il jährlich geschmälert würden, mag ja auf sorgfältigen Berechnungen beruhen; speziell dürfte sich aber die S o rg fa lt darauf beschränkt haben, alle ungünstigen Momente zusammenzustellen. Schwerlich w ird eine Vermehrung der P ra x is infolge billigerer Anwalt-gebühren in Rechnung gekommen sein.

Aber es ist doch Thatsache, daß sich Viele scheuen, einen RechtS- anw alt anzunehmen, w eil — Advokatentinte ein überaus theurer S a ft ist.

D e r H i r t e n b r i e f d e s B i s c h o f s v o n L i m b u r g , welcher am 12. Dezember in den Kirchen der Diöcese verlesen wurde, enthält folgende bemerkenSwerthe S te lle : „V o n hoher Wichtigkeit fü r das religiöse, sittliche und soziale Leben eines Volkes ist, daß da» V erhältniß des Staates zur Kirche ein w o h l­

geordnetes und friedliche» ist, und daß Kirche und S ta a t die beiderseitigen hohen Aufgaben, die ihnen von G o tt zum Heile der Völker und Menschen gegeben sind, in einträchtigem Zusammen­

wirken zu erfüllen trachten. Danken w ir darum auch G ott, daß nach den langen schweren und harten Kämpfen zwischen S ta a t und Kirche, die w ir in den letzten 14 Jahren erlebt und die w ir oft so tief und bitter schmerzlich empfunden haben, durch das von S r . M ajestät dem Kaiser und Könige, allerhöchstwclchen m it dem ganzen königlichen Hause G ott erhalten, segnen und beschützen wolle, in Bereinigung m it S r . Heiligkeit, unserem allverchrten, glorreich regierenden Papst Leo X I I I . , der noch viele Jahre den S tu h l P e tri durch seine W eisheit und Tugenden zieren möge, in jüngster Z e it begonnene und, wie ich hoffe und vertraue in steti­

gem Fortschreiten zu einem allmählichen, befriedigenden Ab­

schlüsse gelangende FriedenSwerk der Kirche in unserem V ater- lande die zur E rfü llu n g ihrer M ission nothwendige Freiheit und Selbstständigkeit und dam it der Friede wiedergegeben werden soll."

Während die f r a n z ö s i s c h e n chauvinistischen B lä tte r, in erster Linie die France, unausgesetzt betonen, daß die französischen Rüstungen die Wiedergewinnung Llsaß-LothringenS zum Z ie l haben sieht, da« genannte B la t t m it wunderlicher Logik in der Erklärung des G rafen M oltke, daß Deutschland Elsaß-Lothringen nie zurückgeben werde, eine Kriegsdrohung: „ D ie bei der B e ­ rathung des M ilitärgesrtz-EntwurseS von dem alten M arschall v. M oltke gesprochenen W orte haben in Frankreich und in ganz Europa die W irkung einer völligen Kriegserklärung hervorgerufen.

„ W i r werden Elsaß-Lothringen nie zurückgeben," halber Marschall gesagt. W ir dachten dies wohl. D a w ir nun den Anspruch er­

heben, diese zwei Provinzen zurückzunehmen, die französisch ge­

blieben sind und in die französische F a m ilie zurückkehren wollen, so ist dir« der Krieg, der sichere unausweichliche Krieg, morgen oder später, wann im m er, bei der ersten Gelegenheit. M a n fühlte die« in Frankreich seit langer Z e it. M a n sagte es manch­

m al in verhüllten W orten, verschwiegen, um keine Empfindlichkeit

1

>

Der Aauerrrerve.

Erzählung von Z o ö v o n N c n ß

--- (Unbefugter Nachdruck verboten) -Fortsetzung).

ka>- beiden Händler hatten sich inzwischen verständigt und ichienen entschlossen, dem neuen Feinde m it Zähigkeit die Spitze

bieten.

^ . »SrchSundzwanzigtausend, Einhundert M a r k ! ' sagte der eine Ernrre, ebenso langsam und bedächtig als ungern auf der Leiter

"ES Hähern Kaufpreises emporkletternd.

. „Siebenundzwanzigtauseud!" sagte Anna entschlossen aber

»'preßt.

,» . D ie Gütrrschlächter stutzten. Wenn die ernste, junge F ra u h,? aussah, als sei sie m it der festen Absicht des Ankaufs hier- z. ^kommen, konnten sie dennoch m it einem Gebot hängen bleiben,

» lik . ^ E r w ar, als der reelle W erth. N ein, man war zu schlau, d ,'* G latteis zu gehen . . . . Fünfzehn M in u te n später diktirte

Amtsrichter dem P ro to ko llfü h re r:

,1, ^ » D ir Anna Boysen, geborene Tienkrn, au» Bramsche, hat skir, ^ b ie te n d e den Hakeuhof erstanden und w ird binnen M o n a t« - IE ju r Kaufgelderbrlegung an Gericht-stelle vorgeladen werden."

V .

ljz ^ giebt kaum etwas Traurigere» als ein zerfallende» länd-

^ Heimwesen I

Gerade bei der ländlichen Thätigkeit t r it t e» am grellsten zu der Mensch nicht S c h ritt gehalten hat m it dem allen tz/thun, und alle Menschenwirrniß überdauernden N aturw alten.

die S a a t sprossen sollte, schießt kräftig da» Unkraut hervor b>v der Segen walten könnte, lastet der F lu ch !

waren blutssure Tage, die der junge Hakenbauer Hinnerk i'rk r m it seiner F rau durchzumachen hatte. D a s Hau» w ar

^ li» Strohdach durchlässig, der Acker verw ildert und die d»kk ^ r u b t , die Goldgrube des LandmannS, vernachlässigt. D e r

'Ergehende Besitzer de» Hakenhofe« w ar eben kein Haken ge­

wesen, der sich rechtzeitig zu krümmen verstand, vielmehr ein un-

! brauchbare» Geräth. N u n w ar er nach Amerika ausgewandert j und hatte seinem Nachfolger ein schweres Stück A rb e it hinter­

lassen. Trotz de» kühlen klugen Kopfes der Anna und der starken Fäuste des Hinnerk waren die Schwierigkeiten kaum zu überwin­

den. DaS Schlimmste fü r den weichmüthigen Burschen w ar aber I der Unfriede, in welchem er m it der Schwester auSeinanderge-

§ gangen w ar. D er saß wie ein D o rn im Herzen, und machte

^ täglich eine größere Wunde. E r kannte die alternde, fest am Alten hängende Schwester und wußte, baß sie ihm niemals ver- I zeihen werde. Aber er hatte e» auch nicht mehr aushalten können !

^ ohne sein junge» W eib, darum hatte er den Eichhof verlassen,

§ trotz Christine»« energischem Einspruch. D er J a n w ird nun doch ein ganzer B au e r w erden! tröstete sich Anna, m it S to lz auf die Kam m erthür deutend. Drüben stand die Wiege, in welcher, vom Haushunde bewacht, der dreimonatliche Erstgeborne m it halboffenen Augen schlief, wie'» HäSlein im Grase. Hinnerk nickte n ur, und sah auf seine blutenden Hände.

„Schmerzen Dich die S chw ielen?" fru g die Anna theil- . nehmender al» gewöhnlich.

,,E» vergeht schon," meinte dieser muthiger al« früher. D a n n setzte er, wie im Selbstgespräch, hinzu: „W enn» nur die Schwielen w ä re n !"

„W a s ist'S sonst?"

„ Ic h muß im m er an die Christine denken — "

„U n s in n !"

„ S ie hat sich nun doch einen Knecht dingen müssen, und ich

! meine, der Eichhof steh: sich schlecht ohne H e rrn ."

„V e rg iß ih u ! "

Hinnerk gab sich auch darin alle M ühe, aber «S wollte ihm

! schlecht gelingen. Allmählich freilich besorgte die A rb e it auf dem I Hakevhofe da» Vergessen. Langsam und mühvoll vergingen dort

! die J a h r e : trotz aller Thätigkeit wollte der reich« Segen noch im m er nicht kommen. D a fü r kannte der Storch da» Plätzchen ganz genau und brachte der Hakenbäuerin öfter ein kleines M ädel

m it von der Reise. S o waren ihrer drei geworden, während J a n der einzige Knabe blieb. E r schien aus altem zähem Holze, und trieb sich siebenjährig schon wacker in den S tä lle n umher, wo er selbstständig und gewissenhaft ein mächtiges S tte rka lb verpflegte, m it welchem Hinnerk und Anna auf der nächsten Thierschau einen P re is zu erringen hofften.

Augenblicklich gab e» alle Hände voll zu th u n ; man wußte oft nicht wo man zugreifen sollte. D ie Z e it zwischen S aat und Ernte, die einzige Ruhepause, welche die anstrengende S om m er-

^ thätigkeit de» LandmannS gestattet, war soeben vorübergegangen.

^ Wenn man zwischen den reifenden Getreidebreiten stand, sah man über ein gelbe« wogende« M eer, aus dem in der M orgenfrühe die Lerche in die Lust stieg und in Jubelhymnen den Dank der Menschen zum H im m e l trug. D e r Hakenbaucr prüfte die Höhe der Halme an dem eigenen Gardemaße und fand sie allerdings höher al« sonst. Auch die Aehren schienen schwerer als frü h e r:

Dennoch nahmen die Sorgen noch im m er kein Ende.

„T ra g dem Knecht sein M itta g auf'S F e ld !" rie f die Anna eine» Tages den J a n zu sich heran. „'S ist just auf der Koppel, die neben dem Eichhoffelde liegt, daß D u ihn heute findest." D a - bei gab sie ihm einen Henkeltopf in die Hand, hier zu Lande

„ B r a u t " genannt, w eil man ihn an den A rm hängen kann, so wie sich eine zärtliche Geliebte anzuhängen pflegt. „S chnell, daß die Grütze nicht verkühlt" . . . . J a n nahm gehorsam die dam­

pfende „ B r a u t " an seinen rechten A rm und machte sich m it der M itta g -m a h lz e it des Knechtes auf dem Weg. I n diesem Augen­

blicke kamen T in a und Antje aus dem Garten gestürzt, woselbst sie den graubunten Hauskater in einem von Hinnerk geschnitzten Wagen al» „P uppenkind" spazieren gefahren hatten. S ie hatten vor dem die zurückkehrende Heerde anführenden, hüftlahmcn Gänse­

rich schleunigst die Flucht ergriffen und trotteten nun dem B ru d e r nach. Doch duckten sie sich außerhalb des D orfe« bald ins G ra ­ des thymianduftenden Rasenrain» und ließen J a n allein weiter wandern.

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zu wecken und nichts zu überstürzen. A llein nie ist eS Jemandem weder in Frankreich, ja nicht einmal in Deutschland beigesallen, das Schreckbild des Krieges hervorzuziehen und dessen Nothwen­

digkeit zu beweisen, wie dies unser S ieger von vor sechSzehn Jahren gethan bat." I n diesem Tone geht eS weiter. Deutsch- land — welches doch n u r seinen Besitz vertheidigen w ill — hat Frankreich den Handschuh hingeworfen, den dieses aufheben w ird . Z u m Schluß heißt eS: „ S in d w ir bereit? Glücklicher Weise kann man nicht daran zweifeln. Nichts fehlt, nicht einmal der Gamaschenknopf, von dem der letzte Kriegsm inister des zweiten Kaiserreichs sprach. Und das ist nicht etwa E inbildung. D a s existirt! J a , w ir sind bereit, vollständig bereit! Wenn unsere Feinde daran zweifeln, dann sollen sie kommen und sehen! S ie werden Jemand finden, m it dem sie sprechen können."

I n dem bereits gestern durch Telegramm signalisirten russi­

schen R e g i e r u n g S - C o m m u n i q u 6 w ird darauf hinge­

wiesen, daß die Ereignisse in B u lg a rie n , welche im russischen P ublikum und in der Presse eine durchaus begreifliche Erregung hervorgerufen, unter Anderem als Bewegrund zu eine Besprechung der politischen Beziehungen der europäischen Mächte zu Rußland durch russische Zeitungen gedient hätten. Indem sie sich nicht darauf beschränkten, allgemein bekannte und keinem Z w eifel unter­

liegende Thatsachen abzuschätzen, hätten mehrere Zeitungen behufs A ufklärung der gedachten Beziehungen zu Muthmaßungen und Voraussetzungen gegriffen. Deshalb wichen ihre auf einen so schwankenden Boden basirte RaisonnementS nicht nur von der Unparteilichkeit ab, ohnewelche ein einigermaßen richtiges Begreifen politischer Fragen undenkbar sei, sondern seien zuweilen auch in ausdrücklichen Widerspruch m it der W irklichkeit gerathen. Durch solchen Charakter zeichnen sich unter anderen einige in letzter Z e it erschienene A rtikel aus, welche der deutschen P o litik gewidmet waren und in denen dem russischen P ublikum beigebracht w ird , daß Rußland die Schwierigkeiten, welche eine befriedigende Lö­

sung der bulgarischen Frage hinderten, vornehmlich dem geheimen Widerstände Deutschland- verdanke, welche» als gefährlicher Feind Rußlands dargestellt w ird , der Uebels gegen die W ürde und Sicherheit Rußlands sinne. M a n könne nicht um hin, solche A u s­

schreitungen zu bedauern. M i t Deutschland, als seinem unm ittel­

baren Nachbar, sei Rußland durch zahlreiche vitale Interessen verknüpft, Dank welchen die Beziehungen zwischen beiden Mächten sich von jeher konsolidirt und schon mehrfach Proben bestanden hätten. Solche Beziehungen seien in gleicher Weise fü r die W o h lfa h rt beider Staaten wichtig, was auch in derselben Weise von ihren Regierungen anerkannt werde und man könne nicht umhin, zu wünschen, daß diese Beziehungen lange Jahre fo rt- dauerten. In d e m die Kaiserliche Regierung fest beabsichtige, wie früher, speziell den deutschen Interessen gegenüber m it gebührender Rücksicht sich zu verhalten, habe sie vollen G rund, versichert zu sein, daß auch Deutschland seinerseits fortfahren werde, sich jeglicher Aktionen zu enthalten, welche die Würde Rußlands wie auch dessen Interessen berühren könnten, die durch Rußlands historische B e ­ ziehungen zu seinem östlichen Glaubensgenossen entstanden, und daß der E in flu ß Deutschland« lediglich auf die Erhaltung de«

allgemeinen Friedens gerichtet sei. dessen Europa bedürfe und in glei­

cher Weise Gegenstand der lebhaftesten Wünsche deS Zaren und seine»

Volke- sei. Je verwickelter und mißlicher die polnischen Umstände seien, desto größere Vorsicht und Kaltblütigkeit sei bei deren Schätzung gebo:cn, und umsowrniger könne man sogleich die Ueberstürzung und den Eigen­

dünkel der RaisonnementS rechtfertigen, welche durch Preßorgane an den Tag gelegt würden, deren S tim m e durchaus nicht ohne Bedeutung in internationalen Beziehungen sei.

E s ist leicht möglich, daß die b u l g a r i s c h e F r a g e bei der Ankunft der bulgarischen Deputation in B e rlin bereits gelöst ist. D ie Nachricht des Londoner „S ta n d a rd ", daß unser Kaiser anläßlich des S t. GeorgsfesteS einen herzlichen und eindringlichen B r ie f an den Czaren gerichtet hat, infolge dessen der Czar eine gewisse Geneigtheit bekundet hat, auf die Kandidatur des M in - greliers zu verzichten, wenn sich die Mächte über einen andern ihm genehmen Kandidaten einigen, hat bisher keinerlei Widerspruch er­

fahren. Bestätigt sie sich aber, so ist m it Sicherheit anzunehmen, daß die versöhnlichere S tim m u n g des Czaren zu Verhandlungen zwischen den Mächten über eine geeignete Kandidatur fü r den bulgarischen Fürstenstuhl geführt hat, die soweit gediehen sein dürften, daß der bulgarischen Deputation bei ihrem Eintreffen in B e r lin entsprechende Eröffnungen gemacht werden können. D a ­ m it würde sich denn auch die Verzögerung des E intreffens der

D eputation in B e rlin erklären. F ü r unser Nationalgefühl ist eS sicher eine größere Genugthuung, wenn die bulgarische S tre itig ke it durch deutschen E influß friedlich beigelegt w ird, als wenn durch die einseitige Parteinahme Deutschlands ein folgenschwerer Krieg veranlaßt worden wäre.

Während der Knecht Grütze m it Speck aß, begann der Knabe gewohnheitsmäßig die verstreuten Aehren rings vom Acker aufzu­

lesen und zu einem Bündel zusammen zu binden. Doch blieb sein Bündelchen nur klein, denn Hinnerk war allmählich im Haken- host sorgsam geworden und hatte seinen Acker gut nachgeharkt.

Desto mehr Aehren gabS'drüben auf der großen Koppel der Eichhofbäuerin, die sich nicht um ein paar Aehren zu bücken brauchte und dazu einen nachlässigen, faulen Knecht hatte. Und ohne sich zu besinnen w ar Klein - J a n drüben: Aehrenlesen ist Jedermann erlaubt. N un würde sein B ündel bald groß und schwer werden!

„ B is t D u aus dem Hirtenhause ?" hörte er sich plötzlich m it rauher S tim m e ansprechen.

Erschrocken blickte der Knabe in die Höhe und sah eine Frauensperson, von der er sofort überzeugt w ar, daß eS die alte Eichhofbäuerin sei. E r hatte sie schon einmal aus der E n tfe r­

nung gesehen, als ihn der V ater m it auf den anstoßenden Acker hinauSgenvmmen hatte. D e r V ater hatte der F ra u damals kurz die Tageszeit geboten, aber nicht wie m it einer Nachbarin geredet, da ihm die Eichhofbäuerin „g ra m " sei. D a fü r hatte er w ild auf die Pferd« eingehauen, so daß selbst der faule B ra u n e einen großen Satz machte. D e r Vater war der Eichhofbäuerin jedenfalls nicht gut . . . . Und nun stand sie hier, wie aus der Erde her- vorgewachsen, und wiederholte die Frage.

„ Ic h bin kein Waisenkind, daß ich im Hirtenhause wohnen m u ß !" sagte Jan beleidigt. Den» eS verdroß ihn nicht wenig, daß man den Bauernsohn in ihm verkennen konnte.

„W ie heißt D u ? "

„ J a n B oysen!"

D ie F ra u fuhr unwillkürlich ein wenig zurück. D ann blickte sie unter dem Helgoländer H u t hervor aus neugierigen, verwun­

derten Augen zu ihm herüber, al» sähe sie einen Geist. Wurden dir Augen wirklich im m er blöder, daß sie den Bruderssohn nicht gleich erkannt hatten?

(Fortsetzung folgt).

Deutscher Aeichstag.

D e r Reichstag berieth heute bei schwach besetztem Hause über den ( A n tra g Kayscr, wonach Strikevereine von den beschränkenden Bestim m ungen de- VereinSgesetzeS ausgenommen und M itg lie d e r von Verbänden, die schwarze Listen führen und sich verpflichten, bestimmte Personen nicht zu beschäftigen, m it G e fä ng n iß b is zu drei M o n a te n bestraft werden sollen. A b g . Kayser begründete den A n tra g a u s fü h r­

lich. W aS man den Kapitalistenvereinen gestatte, müsse man auch Arbeitervereinen gewähren. D e r Redner g r iff dabei den sächsischen Richterstand und die S ta a ts a n w a lts c h a ft scharf an, und zog sich dabei einen O r d n u n g s ru f deS Präsidenten zu. D e r sächsische GeneralstaatS- a n w a lt Held w ie - die A n g riffe KayserS zurück. A b g . Ackermann (koris.) bekämpfte den A n tra g in allen seinen Punkten, derselbe habe n u r den Zweck, der S ozialdem okratie die Fachvereine a ls gutes M a n ö v rirfe ld zu erhalten. Redner em pfahl schließlich ArbeitSnach- w eisäm ter. A b g . Schrader (fre is .) erklärte sich gegen letztere F ord e ­ run g , sowie gegen den zweiten T h e il de- A n tra g S Kayser, verlangte aber in p rin z ip ie lle r Uebereinstimmung m it dem ersten Theile ve- A ntragS vollständige B ew e g u n g sfre ih e it fü r die A rb e ite r. Abg.

S tru ckm a n n ( n a tlib .) h ie lt den ersten T h e il deS A n tr a g - fü r über­

flüssig, da, waS derselbe fordere, bereit- bestehe, vorausgesetzt, daß der A n tra g w irklich n u r solche Vereinigungen im Auge habe, die bessere Arbeitsbedingungen erstreben und daneben nicht auch andere Zwecke verfolgen. D e r zweite T h e il des A n tra g S bedeute einen tiefen E in ­ schnitt in die K o a litio n s fre ih e it, fü r die die N a tio n a llib e ra le n stet- eintreten w ürden. A b g . D r . Lieber ( C e n tr .) verwandte sich im I n t e r sie der K o a litio n s fre ih e it fü r eine Abänderung der Gesetze im S in n e des ersten T h e ils deS A n tra g S Kayser. Nach persönlichen Auseinandersetzungen zwischen Kayser und Ackermann wurde der A n tra g an eine 21 gliedrige Kom mission verwiesen. — F re ita g 2 U h r : E ta t.

Deutsches Seich.

B e rlin , 15. Dezember 1886.

— Se. M ajestät der Kaiser verblieb während der gestrigen Abendstunden im Arbeitszimmer und später sahen dann die Kaiser­

lichen Majestäten einige hochgestellte Personen als Gäste bei sich zum Thee. — I m Laufe des heutigen V o rm itta g s ließ A lle r- höchstderselbe sich vom O ber-H of- und Hau-marschall Grafen Perponcher V e rtra g halten, erledigte RegierungS-Angelegenheiten, empfing den zum Kommandeur der 30. In fa n te rie -B rig a d e er­

nannten G e n e ra l-M a jo r v. Seebeck und arbeitete M itta g - noch längere Z e it m it dem Chef de« ZivilkabinetS, W irk t. Geh Rath v. W ilm ow S ki. Z u m D in e r waren heute keine Einladungen er­

gangen.

— W ie dir Münchener „Allgemeine Z e itu n g " m itth e ilt, sendete der Prinz-Regent nach seiner Rückkehr von der Reise nach B e rlin ein herzliches Telegramm an den Kaiser W ilh e lm . D e r Kaiser antwortete darauf: „W ie soll Ich Ih n e n danken fü r I h r so herzliches, freundliches Telegramm noch am heutigen Tage, nach Ih r e r Rückkehr nach München? S ie haben Eich überzeugen können, wie freudig I h r erste- Erscheinen nach Uebernahme der Regentschaft bei uns begrüßt worden ist, wie die alten E rin n e r­

ungen eines siebenmonatlichen Zusammenleben- in der wichtigen, unvergeßlichen Kricgszeit UnS von Neuem einigten. M öge eS im m er so bleiben! Ih r e herzlichen W orte, gesprochen zu Ih re n Unterthanen im Reichstag, sind hoffentlich auf guten Boden ge­

fallen. W ilh e lm ."

— D ie M ilitärkom m ission deS Reichstags setzte heute die Spezialberathung fo rt und di-kutirte namentlich die vorgeschlagene Vermehrung der In fa n te rie . D ie Abstimmung findet morgen statt. I n der Berathung erklärte Kriegsminister von B ro n s a rt u. A., daß er nicht abgeneigt sei, von der geforderten Einziehung der D ispositionsurlauber zur Verstärkung schon bestehender B a ­ taillone abzusehen.

Ausiand.

London, 14. Dezember. E s heißt, die Regierung beabsichtige die ständige ägyptische Armee auf 10 000. die dortige englische Okkupationsarmee auf 5000 M a n n herabzusetzen.

London, 14. Dezember. S tanley, welcher die Expedition zur Unterstützung E m in BeyS befehligen soll, w ird am 23. d. M . hier erwartet. Derselbe w ird die Organisation der Expedition überwachen.

S ofia, 14. Dezember. Die Negawissiona B u lg a ria meldet, daß wegen Verdachts der Mitschuld an der Verschwörung des Kapitän Tegawitscharow eine Reihe anderer Offiziere (über dreißig) verhaftet wurden, darunter der Kommandant eines I n - fanlerie-RegimentS Makedorskij und der Kommandant eines A r- tillerie-RegimentS M lik a ro w .

Nrovinzial-Hlachrichte»

K nlm see, 1 5 . Dezember. ( D ie hiesige Zuckerfabrik) hat während ih re r diesjährigen Kampagne bis zum gestrigen Tage bereits ein und eine halbe M illio n Z entner R üben verarbeitet.

M a r ie n w e r d e r , 1 5 . Dezember. ( B r a n d . ) Gestern Abend gegen ! 9 U h r brannte eine Scheune, sowie ein S t a ll deS Besitzers H e rrn Janzen in G r . Bandtken nieder. D a S V ie h konnte geborgen werden, aber alle F u tte rv o rrä th e sowie sämmtliches Getreide wurde ein R a u b der F lam m en. E s liegt offenbar b ö sw illig e B ra n d s tiftu n g v o r.

D a u z ig , 10. Dezember. ( D e r S elbstm ord deS J u s tiz ra th s Schultze) w ird auS dem Umstände erklärt, daß der Verstorbene sich eine v o r v ie r Tagen erhaltene Anklage zu Herzen genommen habe, nach welcher demselben zur Last gelegt w urde, mehreren seiner K lie n te n , namentlich einer städtischen Behörde, welche er zu vertreten hatte, zu hohe Gebühren berechnet zu haben. E ine P rü fu n g der Rechnungen durch den S y n d ik u s hatte ergeben, daß dieselben schon seit längerer Z e it nicht rich tig w aren. D e r Verstorbene hatte sich jedoch um die Liq u id a tion e n wenig bekümmert, solche vielm ehr seinem Bureauvorsteher überlassen. Nach Lage der Sache hätte den J u s tiz ra th Sch. eine Geldstrafe treffen können, sein E h rg e fü h l überwand d ie - jedoch nicht und er zog den T o d v o r. Sch. hatte v o r Kurzem seinen A u S tr itt aus dem Justizdi-nste angemeldet.

Oster'ode, 1 4 . Dezember. (U eberfahren.) A m S on n a b e nd wurde der Eisenbahnarbeiter K o m o ffa auS A rn a u , welcher Brem ser­

dienste versah, in der Gegend von R audnitz vom Zuge überfahren und ' blieb auf der S te lle todt.

G o ld a p , 1 4 . Dezember. (W ö lfe .) I n den letzten Tagen ist ein R u d e l W ö lfe in die F orst von G oldap herübergekommen. D e r frisch gefallene Schnee bietet eine treffliche Unterstützung zur Fest­

stellung der F äh rte n.

Rössel, 1 3 . Dezember. (Schneesturm .) A m M o n ta g herrschte in unserer Gegend ein entsetzlicher Schneesturm, der vielfachen Schaden angerichtet hat. V o n der G e w a lt deS S tu r m e - n u r ein B e is p ie l:

Ein von Rastenburg leer zurückkehrender Möbelwagen wurde von , Ziegeln, die von den Dächern der Häuser herabstürzten, fast ^ , trü m m e rt. R echt- und lin ks regneten die P fannen herab. Gleichzeitig

erfaßte der S t u r m den W agen und drehte ih n u m . N u r den ver­

einten Anstrengungen de- den W agen begleitenden F a k to r- und des F u h rm a n n s und einiger zur H ilfe herbeieilender Personen gelang es d a - G e fä h rt v o r Z e rtrü m m e ru n g zu retten.

N ie d e rz e h re n , 1 3 . Dezember. (M a s e rn und Scharlach) treten hier in erschreckender Weise a uf. I n wenigen Tagen sielen beiden Krankheiten 9 K in d e r zum O p fe r. D ie Schulklaffen stehen fast ver­

ödet d a : von 1 6 5 K in d e rn , die die Schule besuchen sollen, sind über 100 bettlägerig.

T ils it , 1 3 . Dezember. (Ueber m ilitärische Vorkehrungen an der G renze) w ir d der „K ö n ig S b . A llg . Z t g . " von hier geschrieben: 2 " l H in b lick a u f die freie, ungeschützte Lage deS nordöstlichen deutschen Grenzgebiete- und ganz besonder- a u f die e tw a - beklemmenden AuS- sichten der offenen S ta d t T ils it fü r den F a ll einer feindlichen A " - griffSbewegung haben die E rklä run g e n der obersten militärischen A u to ritä te n im Deutschen Reich-tage eine umstimmende und beruhigende W irk u n g geübt. W ährend eS bisher in m ilitärischen Kreisen als fest*

stehend erachtet wurde, daß im K rie g s fa lle die an der äußersten Linie stehenden Frieden-besatzungen zu ihren D iv is io n - - und KorpSverbänden zu stoßen hätten, soll fo rta n in dieser B eziehung eine völlige Aende­

ru n g eintrete». D ie neu zu bildenden B a ta illo n e und Stäm me w ürden nach den ausdrücklichen D arlegungen des G ra fe n von M oltke auch im M o b ilm a c h u n g -fa lle an der Grenze verbleiben, um die be­

drohte Gegend zu schützen und womöglich keinen F u ß deutschen Ge­

biete- auch n u r vorübergehend der W illk ü r deS F einde- zu überlasten.

Diese AuSsicht ist sehr tröstlich. E s werden nunm ehr die Besorgnisse schwinden, die in der Einwohnerschaft wegen einer möglichen Be­

drohung der S icherheit deS Lebens und E ig e n th u m - bisher gehegt w urden, und die, w ie man zugeben muß, bei der bisherigen E in ­ richtung keineswegs unbegründet w aren. Ueber die Frage, wie sich demnächst nach dem In k ra fttre te n der HeereSvorlage die Vertheilung der neu zu form irenden B a ta illo n e auf daS Grenzgebiet regeln werde, herrschen selbstverständlich n u r Verm uthungen. A n starkem Angebok von S e ite n verschiedener S tä d te zur A ufnahm e von G arnisonen und demnach an genügender A u s w a h l w ir d eS der M ilitä rb e h ö rd e nicht fehlen. Indessen d ürften diesm al schwerlich lokale Wünsche irgend­

welche Berücksichtigung fin d e n , da ohne Z w e ife l die nothwendig werdenden D is p o s itio n e n , die sich a u f streng strategische Voraussetzungen gründen, b e reit- endgiltig getroffen worden sind.

Posen, 1 4 . Dezember. ( Z u dem B ra u n koh le n la g e r.) W ie be­

r e it- kurz m itgetheilt, ist eS gelungen, in der unm itte lb a ren Naht unserer S t a d t ein mächtiges B raunkohlenlager zu entdecken, dessen Ausbeutung be re it- in allernächster Z e it beginnen soll. D ie Unter­

suchungen sind nach dem „ P . T . " vom königlichen B e rg a m t in G rü n b e rg geführt, dürfen also auf Zuverlässigkeit vollen Anspruch machen. D ie Kohlenflöze liegen in einer T iefe von 1 7 — 9 0 (durch­

schnittlich 6 0 — 7 0 ) M e te r u n te r der Oberfläche, sind im Durchschuß 6 M e te r, an vielen S te lle n b is 11 M e te r dick und enthalten, da eS sich um eine G rundfläche von nicht weniger a ls 1 5 0 0 Hektar handelt, etwa 7 5 0 M illio n e n H ektoliter K ohlen. D ie Kohle ist sehr ölhaltig und zur B e re itu n g von Form brennsteinen und S te a r in geeignet.

M a n w ird diesen viele Reichthümer versprechenden F u n d der S ta d t und der P ro v in z Posen, die beide u n ter der tra u rig e n Lage der Land­

w irthschaft ganz besonders zu leiden haben, gönnen, und man darf hoffen, daß nunm ehr auch endlich unsere P ro v in z im ganzen einer eingehenden geognostischen Untersuchung unterw orfen w ir d , da ste zweifellos noch weitere Schätze in ihrem I n n e r n b irg t. Z . B . heiA eS in dem großen W erk von Zincke, Physiographie der Braunkohlen (H a n n o ve r 1 8 6 7 ) : „ B e i K ordon liegen 6 0 0 0 M o rg e n Kohlenfelder, welche an 1 6 0 M illio n e n Tonnen Kohlen enthalten und nicht benutzt werden. Auch Eisenerze und S a lz la g e r dürften sich finden.

S t e t t in , 15. Dezember. ( V o r hundert J a h re n .) U nter dieser Spitzm arke schreibt die „ N . S t . Z t g . " : Jetzt, wo allabendlich un­

sere S tra ß e n im G länze der verschiedensten BcleuchtungSarten strahlen, ist eS gewiß von Interesse zu erfahren, wie es v o r hundert Jahren m it der Straßenbeleuchtung in unserer S ta d t aussah. D a rü b e r er­

fahren w ir etw a- durch eine freundlich unS m itgetheilte Bekanntma­

chung des hiesigen R athes, welche w ir in der K öniglich p riv ilig irte u Stettinschen Z e itu n g vom 5 . November 1 7 7 3 finden. Dieselbe lautet folgendermaßen; „ D a bei den angehenden langen Winterabenden nothw endig ist, daß daS P u b lik u m sich m it Laternen deS A bend- ver­

sehe: S o w ird auf Verlangen eines K ö n ig l. G ouvernem ent- m it bekannt gemacht, wie vom 7 . d. M tS . an, sich N iem and de- A bend- nach dem Trommelschtag ohne leuchtende Laterne auf ^ S tra ß e n betreten lassen svlle, oder der A rre tiru n g zu gewärtigen habe- A lt - S t e t t in den 2. Novem ber 1 7 7 3 . Bürgerm eistern und Natd hierselbst."

G re ife n b e rg , 1 0 . Dezember. ( I n der Jstd o r Rosen th a te n Konkurssache) ist a u f den 3 . J a n u a r 1 8 8 7 zur P rü fu n g der uaa^

träglich angemeldeten Förde»ungen T e rm in angesetzt. D ie erreichten b is jetzt schon die Höhe von 1 1 3 000 M k ., denen an tiva 'S so gut wie n ich t- gegenübersteht, daher den G lä u b ig e rn kau»

H o ffn u n g bleibt, irgend e tw a - zu erhalten._______________

fokales.

T h o r « , den 1 6 . Dezember 188b.

— ( P e r s o n a l v e r ä n d e r u n g e u i n d e r A r m e ^ v. d. G roeben, P r . - L t . Z. 1a. 8u i t6 de- 1. P o m m . U la n .'R e g ' N r . 4 , ko m m andirt zur Dieustleist. bei deS P rin z e n G eorg "0 Preußen königliche H oheit, unter Versetzung zu den A d ju t a n t u r - O s f l^

zum persönlichen A d ju ta n te n S r . H o h e it de- P rin z e n G eorg "

Preußen ernannt.

— ( E i n z i e h u n g d e r 4 p r o z e n t i g e n w e st p ' P f a n d b r i e f e . ) D ie westpreußische G e n eral-Laubw irthsch"' D ire k tio n fo rd e rt nunm ehr die In h a b e r sämmtlicher 4 Prozent ö P fa n d b rie fe der ritterschaftlichen wie der neuen westpr. La«dsch"l e welche die K o n v e n liru n g nicht mitgemacht haben, a u f, vom 1. 2 " " "

ab diese P fa n d b rie fe zur E in lö su n g zu präsentiern.

— ( S t a d t v e r o r d n e t e n - S i t z u n g ) vom 15. ' D e n Vorsitz fü h rt Stadtverordneteu-V orsteher P ro s . D r .

A ls erster Gegenstand gelangt der A n tra g deS M a g is tr a t- " " i nehmlgung de- entworfenen GemeindebeschlusseS betreffend Entschädig der im Löschdienst der S ta d t T h o rn verunglückten Löschuiannsa) ^ zur V e rh a nd lu n g . D e m durch den S t v . C o h n hierüber ersta ^ Berichte ist zu entnehmen, daß solchen Löschmannschaften,

A u s ü b u n g ih re - B e ru fe - (bei B rä n d e n oder Uebungen) verung ^ fü r die D a u e r ih re r Krankheit freie K u r und Verpflegung in ^ ihrem S ta n d e angemessenen Verpflegung-klasse d e -Krankenhauses ^ f a ll- d ie - gewünscht w ird und Rücksichten a u f die K u r dem nich gegenstehen, ebenfalls b is zur Genesung statt der U n te rb rin g " . g, Krankenhause ein Taggeld von 1 b is 3 M a r k gewährt " ^ d e W e n n nach beendigter K u r gänzliche oder theilweise E r w e r b - " "

keil e in tritt, soll der Verunglückte ebenfalls eine ang-uttlse"* ^ „ , i , schädigung empfangen, oder, wenn die» ohne H ä rte geschehe"

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