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Stahl und Eisen, Jg. 62, Heft 42

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STAHL UND EISEN

Z E I T S C H R I F T F Ü R D A S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N

Herausgegeben vom V erein Deutscher Eisenhüttenleute im N S.-Bund Deutscher Technik G eleitet von Dr.-Ing. Dr. mont. E. h. O . Pe t e r s e n

unter .Mitarbeit von Dr. J. M. Reichert und Dr. W. Steinberg für den wirtschaftlichen Teil

H E FT 42 15. O K T O B E R 1942 62. J A H R G A N G

Reichsbankarbeit im Kriege.

Von E m il P u h l , Vizepräsident der Deutschen Reichsbank, in Berlin.

D

er neuzeitliche K rieg ist in seiner T otalität die denkbar härteste Bewährungsprobe für die gesamte innere und äußere K raft eines Volkes. Die militärische Schlagkraft muß in einer entsprechend hohen wirtschaftlichen Leistungs­

fähigkeit ihre notwendige E rgänzung u nd U nterm auerung finden. Auch auf dem Gebiete des Geld- u nd Währungs- wesens tre te n an die N otenbank ungewöhnliche Anforde­

rungen heran, die ein untrüglicher P rüfstein fü r die Festig­

keit des 'W ährungssystems u nd für grundsätzliche Führung der W ährungspolitik sind. Erw eist sich das Geldsystem den gewaltigen A nsprüchen des Krieges als gewachsen, so ist damit eine Bestätigung für die R ichtigkeit der wäh­

rungspolitischen Gesamtkonzeption erbracht, wie sie über­

zeugender nicht gedacht werden kann. Wenn w ir u n te r diesem Gesichtspunkt nach rund dreijähriger Kriegsdauer die deutsche ’Währungslage un d unsere Reichsbankarbeit überprüfen, so dürfen wir auf G rund der bisher erzielten Erfolge feststellen, daß w ir währungsmäßig auf dem rich­

tigen Wege sind.

Diese F eststellung ist wichtig, weil sich die im Jahre 1933 einsetzende E rneuerung des wirtschaftlichen Denkens insbesondere auch auf das Wesen und W irken des Geldes innerhalb der Volkswirtschaft erstreckt hat, und auch auf diesem Gebiete n e u e G r u n d s ä t z e u n d V e r f a h r e n entwickelt wurden. Die Folgerungen, die die Reichsbank aus dieser Sachlage gezogen h a t, haben ihren ^siederschlag in einem umfassenden und vielseitigen Gesetzgebungswerk gefunden, von dem vor allem das Gesetz über die Deutsche Reichsbank vom 15. Ju n i 1939 zu nennen ist. W ährend in der Zeit nach dem W eltkriege aus einem grundsätzlichen Mißtrauen gegenüber dem S taa t eine möglichst unabhängige Stellung der N otenbank gefordert worden war, ist die Deutsche Reichsbank je tz t organisch in das Gefüge des nationalsozialistischen S taates eingebaut und untersteht dem F ührer u n m it te l b a r . F ü r die W ahrnehm ung ihrer vor­

nehmsten Aufgabe, den W ert der deutschen W ahrung sicherzustellen, w urde die Reichsbank in der Erkenntnis, daß der W ert einer W ährung nicht von einem toten Hort, sondern vom lebendigen V ertrauen in die S taatsführung und von einer gesunden W ährungspolitik abhängt, von den mechanischen u ndpraktisch längst überholten Golddeckungs­

bestimmungen befreit. Als H auptdeckung der ausgegebenen Banknoten dienen s ta tt der Gold- und Devisenbestände solche W erte, die ihren U rsprung unm ittelbar in der Arbeit des deutschen Volkes haben. Mit einem W ort, die Reichs­

bank ist in ihrem A ufbau und den Bestim m ungen über ihren Geschäftsverkehr auf die, wie es in der E inleitung zu dem

erwähnten Gesetz heißt, „Verwirklichung der durch die nationalsozialistische Staatsführung gesetzten Ziele“ aus­

gerichtet.

Das Gesetz über die Deutsche Reichsbank bildet den Schlußstein in einer längeren Entwicklungsreihe, die dam it begann, daß bald nach der Machtergreifung Vorkehrungen getroffen wurden, die es der Reichsbank ermöglichten, nicht nur beim Wiederaufbau der deutschen W irtschaft, sondern darüber hinaus bei der Durchführung des Vierjahresplans und vor allem bei der Aufrüstung entscheidend mitzuwirken.

Daß die Umgestaltung der Deutschen Reichsbank noch vor Ausbruch dieses Krieges im wesentlichen zum Abschluß gebracht werden konnte, ist ein besonderer Glücksumstand, der erheblich dazu beigetragen hat, eine befriedigende Lösung der neuen, zahlreichen Kriegsaufgaben zu ermög­

lichen. Das wird besonders deutlich, wenn m an die W äh­

rungslage zu Beginn des Weltkrieges m it der im Jahre 1939 vergleicht. 'Während im ersten Weltkrieg bei Kriegsaus­

bruch die Bestimmungen der Goldwährung außer K raft gesetzt und eine Reihe von Sonderbestimmungen getroffen werden mußten, konnten wir je tz t an den bereits im Frieden erprobten Grundsätzen und Verfahren der Arbeitswährung festhalten und sie auch im Kriege als den sicheren U nterbau unserer Maßnahmen anwenden.

Dieser Umstand w irkte sich vor allem förderlich für die wichtigste Tätigkeit der Reichsbank im Kriege, die M it­

w ir k u n g b e i d e r K r i e g s f in a n z ie r u n g , aus. Die Be­

reitstellung der notwendigen G üter und Dienstleistungen bedingt in unserer W irtschaftsverfassung schon in gewöhn­

lichen Zeiten eine straffe und zielsichere Geld-, K redit- und Finanzpolitik. Um so mehr gilt dies im totalen Krieg, in dem jede unnötige Reibung einen nicht zu verantw ortenden Kräfteverschleiß bedeutet, ganz abgesehen davon, daß eine etwaige Zerrüttung der W ährung durch eine fehlerhafte Finanzpolitik die Güterversorgung ins Stocken bringen und dam it eine siegreiche Beendigung des Krieges überhaupt in Frage stellen würde. Das Problem der Kriegsfinanzierung besteht nicht so sehr in der Aufbringung der zur Kriegs­

führung erforderlichen Geldm ittel an sich — diese w ird sich der S taat auf Grund der ihm zur Verfügung stehenden M achtm ittel stets beschaffen können —, als vielm ehr in dem Verfahren, das dabei angewendet wird. Dieses muß so beschaffen sein, daß einerseits erzeugungshemmende, anderseits währungsgefährdende W irkungen weitgehend vermieden werden, d. h., es muß auf ein sorgfältig abge­

stim m tes Verhältnis zwischen der Steuererhebung u n d der K reditaufnahm e Bedacht genommen werden. Die Steuer­

83 873

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874 S ta h l u n d B isen E . Puhl: Reichsban Jearbeit im Kriege 62. Ja h rg . Nr. 42 finanzierung nimm t diesmal einen wesentlich größeren

Raum ein als im ersten Weltkrieg, weil ihr in mancher H in­

sicht, vor allem aus fiskalischen und währungspolitischen Gründen, der Vorzug zu geben ist. Da aber eine Ueber- drehung der Steuerschraube den bekannten Gefahren be­

gegnet, wird stets ein sehr erheblicher Teil der Kriegsaus­

gaben im Kreditwege aufzubringen sein.

Muß die Reichsbank in Durchführung ihrer übergeord­

neten notenbankpolitischen Aufgaben ihre Aufmerksamkeit grundsätzlich dem gesamten Gebiet der Kriegsfinanzierung widmen, so liegt doch der Schwerpunkt ihrer M i t a r b e i t a u f k r e d i t w i r t s c h a f t l i c h e m G e b ie t. Hier gilt es, den für den lebensnotwendigen Verbrauch nicht benötigten Teil des Volkseinkommens sowie die durch den kriegsbedingten Substanzverzehr freigesetzten Teile des Volksvermögens, die sich in Form von Spareinlagen und sonstigen Gut­

haben bei den K reditanstalten niederschlagen, durch Be­

gebung von staatlichen Kreditpapieren abzuschöpfen und dem Reichshaushalt dienstbar zu machen. Die U nter­

bringung der Anleihetitel des Reiches erfolgt ausschließlich durch die Reichsbank. Um dieser Aufgabe gerecht werden zu können, hält die Reichsbank enge Fühlung m it den K reditm ärkten, die bereits in den vorangegangenen Jahren zielbewußt gefördert und einer straffen Lenkung u nter­

worfen worden waren. Sie beobachtet fortlaufend den An­

lagebedarf des Marktes, wie sie auch bei der Begebung der Kreditpapiere den Anlagegewohnheiten und den künftigen Dispositionsmöglichkeiten der Geldanleger weitgehend Rech­

nung träg t. Da die bei den K reditanstalten sich ansammeln­

den G uthaben sehr verschiedenartig zusammengesetzt sind, ist es außerdem erforderlich, die A usstattung der zu be­

gebenden W ertpapiere hinsichtlich Laufzeit und Verzinsung auf den Charakter dieser Gelder abzustellen. Dank der steigenden Aufnahmefähigkeit der K reditm ärkte h at sich die Unterbringung der Reichswerte völlig reibungslos ge­

staltet. W ährend zu Beginn des Krieges der kurzfristigen Finanzierung über den G eldm arkt m it Hilfe von Reichs­

wechseln und unverzinslichen Schatzanweisungen der Vor­

zug gegeben wurde, wendet sich das Reich seit dem F rühjahr 1940, nachdem die allgemeine Verflüssigung auch auf den K apitalm arkt übergegriffen h atte, m it der Ausgabe von längerfristigen verzinslichen Schatzanweisungen wieder stärker an das eigentliche Sparerpublikum. Seitdem konnten von diesen Papieren in ununterbrochener Folge bedeutende Beträge durch laufenden Verkauf bei den Banken und in der W irtschaft untergebracht werden. Dieses Verfahren bietet gegenüber der im Weltkrieg angewandten periodischen Auflegung von Kriegsanleihen den Vorteil, daß es eine bessere Anpassung an die jeweiligen Marktverhältnisse ge­

sta tte t und die m it einer stoßweisen Inanspruchnahme des Kapitalm arktes verbundenen Nachteile vermeidet. Daneben wurde entsprechend der ständig anwachsenden K apital­

bildung die bewährte Uebung der fortlaufenden Abgabe von langfristigen Reichsanleihen an Sparkassen und Versiche­

rungsgesellschaften beibehalten. Zur Vereinfachung der technischen Abwicklung der Emissionsgeschäfte h a t die Reichsbank neuerdings die Einrichtung des W ertpapier­

sammelverkehrs erheblich ausgebaut und erweitert.

Es liegt auf der H and, daß die Reichsbank im totalen Kriege über die K reditverm ittlung und grundsätzliche K reditbereitschaft (Rediskontzusagen) hinaus ihren Kredit dem Reich auch unm ittelbar zur Verfügung stellen muß.

Dies geschieht bekanntlich im Rahmen der gesetzlichen Be­

stimmungen durch Uebernahme von Schatzwechseln und Schatzanweisungen sowie durch Kreditgewährung in laufen­

der Rechnung (Betriebskredit). Im Gegensatz zum ersten

W eltkriege wurde es bew ußt vermieden, die Reichsbank weitgehend als prim äre K reditquelle einzusetzen. Deshalb war es auch möglich, ihre tatsächliche Inanspruchnahme in vertretbaren Grenzen zu halten.

Die Erfolge der Kriegsfinanzierung sind um so höher zu bewerten, als sie verknüpft sind m it Erfolgen der Z i n s - p o l i t i k , die in dem Maße, wie während des Krieges die Reichsverschuldung zunahm, vor allem darauf abge­

stellt sein mußte, die Anleihebedingungen für das Reich fortlaufend günstiger zu gestalten. Die Voraussetzung hierzu bot die wachsende Verflüssigung der Kreditm ärkte, die, von der Reichsbank u n te rstü tzt und gefördert, eine weitere organische S e n k u n g d e s Z i n s n i v e a u s ermöglichte, und zwar sowohl der Geldm arkt- als auch der Kapitalm arkt­

sätze. So wurde bekanntlich der P rivatdiskont in mehreren Stufen um 5/8 auf 2^8 % und der D iskontsatz für unver­

zinsliche Schatzanweisungen des Reiches (kurze Sicht) sogar um 7/s auf 23/8 % ermäßigt. Die Senkung des seit über sieben Jahren unveränderten Reichsbankdiskonts von 4 auf 3y 2 % löste eine Neufestsetzung der gesamten Banken­

zinsen auf niedrigerem Stand aus. Das Sinken des Zins­

niveaus griff im weiteren Verlauf auf den K apitalm arkt über, wo der Zinsfuß für die verzinslichen Schatzanweisungen zunächst auf 4 % und dann auf 3V2 % herabgesetzt werden konnte. D am it wurde — dies unterstreicht den Erfolg der Maßnahmen vielleicht am deutlichsten — ein Zinsfuß er­

reicht, wie er für langfristige Staatspapiere in Deutschland seit über 30 Jahren nicht m ehr bestanden hat. Daß diese Zinsermäßigung um durchschnittlich 1 % eine recht be­

achtliche E ntlastung des S taatshaushalts bedeutet, wird ohne weiteres klar, wenn m an sich die wachsende Höhe der Staatsverschuldung vergegenwärtigt. Neben der Ver­

billigung des Staatskredits konnten auch die übrigen Be­

dingungen erheblich verbessert werden, und zwar durch Erhöhung des Ausgabekurses und Erstreckung der Lauf­

zeiten. Letzteres ist im Interesse einer soliden Finanz­

gebarung besonders zu begrüßen. Denn mag auch die kurz­

fristige Finanzierung den Vorzug der geringeren Kosten haben, so birgt sie doch bei einer H äufung der Fälligkeiten u n ter U m ständen gewisse Gefahren in sich.

Wenn die Kriegsfinanzierung so beschaffen sein muß, daß eine Gefährdung der W ährung vermieden wird, so er­

schöpft sich die währungspolitische Bedeutung der Kriegs­

finanzierung nicht in dieser negativen Feststellung. Es ist im Kriege unvermeidlich, daß auf der einen Seite die Bildung von Geldeinkommen und Geldkapital in anhaltendem Wachs­

tum begriffen ist, während anderseits die Gütererzeugung für den zivilen Bedarf stark sinkt. Dieses Auseinanderklaffen zwischen kaufbereiter Geldmenge und verfügbarer Güter­

menge muß soweit als irgend möglich beseitigt werden. Die geschilderten finanzpolitischen Maßnahmen würden aber tro tz ihrer Vielseitigkeit für sich allein nicht ausreichen, die überschüssige K aufkraft völlig unschädlich zu machen und den W ert unseres Geldes zu sichern, wenn sie nicht durch eine u m f a s s e n d e P r e i s - u n d L o h n ü b e r w a ­ c h u n g sowie ein s t r a f f e s R a t i o n i e r u n g s - u n d B e w ir t­

s c h a f t u n g s s y s t e m wirksam u n te rstü tz t würden. Durch dieses gemeinschaftliche Vorgehen auf finanz- und wirt­

schaftspolitischem Gebiet ist es gelungen, die sich aus den Verhältnissen des Krieges notwendig ergebenden Spannungen und Gefahren für die W ährung auf ein Mindestmaß zu be­

grenzen. So konnten, anders als im Kriege 1914/18, die Preise für R üstungsgüter u nd lebensnotwendige Waren weitgehend stabil gehalten werden. Gerade in den letzten Monaten sind sowohl von der G üterseite als auch von der Geldseite her verschiedene weitere Maßnahmen zur

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15. O ktober 1942 E . P uhl: Reichsbankarbeit im Kriege S ta h l u n d E isen 875 Kaufkraftsicherung ergriffen worden. Es sei dabei nur

an die verschärfte Verpflichtung zur Preissenkung, an die Einführung von Einheits- und Gruppenpreisen an Stelle der Selbstkostenpreise auf dem Gebiete der Rüstungsgüter, an die Gewinnabführung und ferner an die steuerbegünstig­

ten Sparformen erinnert. Eine wertvolle Ergänzung finden diese Maßnahmen in der eindrucksvollen B etätigung des Sparwillens der Bevölkerung; und wie vom S taate alles getan wird, den W ert des Geldes zu erhalten, so haben alle Kreise des deutschen Volkes auch w eiterhin die Pflicht, ihrerseits durch Steigerung der S partätigkeit zur Aufrecht­

erhaltung der W ährung beizutragen.

Was nun die R eichsbankarbeit auf dem ä u ß e r e n W ä h r u n g s s e k t o r betrifft, so steh t uns auch für den Schutz des äußeren W ertes unserer W ährung ein im Frieden erprobtes, überaus wirksames W erkzeug zur Verfügung. Eine tragende Rolle spielen hierbei die D e v i s e n b e w i r t s c h a f - t u n g und die A u ß e n h a n d e l s ü b e r w a c h u n g . Durch die K napphaltung des Markangebotes im Ausland h a t die Reichsbank die G estaltung des intervalutarischen W ertes der Reichsmark fest in der H and, der dam it der inter­

nationalen Devisenspekulation entzogen ist. Dabei können wir heute die Tatsache verzeichnen, daß sich die K aufkraft der Reichsmark im zwischenstaatlichen H andelsverkehr stark gefestigt hat. So h a t sich infolge der im Ausland während des Krieges eingetretenen Preissteigerungen die durch die früheren Abw ertungen der ausländischen W äh­

rungen entstandene Schere zwischen der K aufkraftparität der Reichsmark und den am tlichen Devisenkursen w eit­

gehend geschlossen. Diese W andlung ermöglichte es der Reichsbank, das in den südosteuropäischen S taaten be­

stehende Disagio der Reichsm ark fast überall zu be­

seitigen. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn m an feststellt, daß die Reichsmark in dem u n te r den Auswirkungen der britischen Blockade v erstä rk ten festländisch-europäischen Handel bereits heute eine beherrschende Stellung einnimmt.

Hieraus erwächst für uns die besondere Verpflichtung, stets eine klare, auf S tabilerhaltung der W ährung hin­

zielende N otenbankpolitik zu treiben, wobei wir uns bewußt sind, daß eine stabile Reichsm ark und klare Kurs­

verhältnisse gegenüber den übrigen europäischen W äh­

rungen eine wichtige V oraussetzung für die nach dem Kriege anzustrebende Neuordnung der europäischen W ährungs­

verhältnisse bildet.

Dies kommt vor allem auch in der E n t w i c k l u n g des z w is c h e n s ta a tli c h e n Z a h l u n g s v e r k e h r s während des Krieges zum Ausdruck, um dessen Vervollkommnung die Reichsbank ständig bem üht ist. Die politische und m ili­

tärische Entwicklung h a t hier die Voraussetzungen ge­

schaffen, den früher streng zweiseitigen Verrechnungsver­

kehr aufzulockem und allmählich zu einer mehrseitigen Verrechnung über die D eutsche Verrechnungskasse in Berlin organisch auszugestalten. Die Vorteile dieses Zahlungs­

ausgleichs haben dazu geführt, daß sich der Kreis der an ihm teilnehmenden L änder laufend erw eitert. Die als bürokratisch empfundene Zahlungstechnik des Clearing­

verkehrs in seiner früheren F orm konnte erheblich elastischer und einfacher g estaltet werden. Ebenso wurden die von den E xporteuren so gefürchteten W artefristen weitgehend beseitigt durch entsprechende Vereinbarungen mit den beteiligten Notenbanken, wonach eine sofortige Auszahlung der Beträge an die Begünstigten unabhängig von der Verrechnung in Berlin erfolgt. D er endgültige gütermäßige Ausgleich der Verrechnungssalden stößt im Kriege naturgem äß auf gewisse Schwierigkeiten. Aber auch hier wurden durch geeignete M aßnahmen Erleichterungen

geschaffen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Stärke der auf Friedensarbeit um gestellten Erzeugungs­

k raft der deutschen W irtschaft die Abtragung der während des Krieges auf gelaufenen Verrechnungsguthaben unbe­

dingt sicherstellt. Ebenso müssen sich alle Clearingpartner vor Augen führen, daß es- nur dem Clearing zu ver­

danken ist, wenn sich trotz den kriegsbedingten E r­

schwerungen der Güteraustausch im festländischen Europa gerade während des Krieges ohne die sonst unvermeidlichen Zahlungs- und Devisenschwierigkeiten abwickeln konnte.

Soweit für die deutsche W irtschaft noch Erschwernisse im Zahlungsverkehr m it dem Ausland bestehen, liegen diese nicht so sehr auf dem Gebiete der Zahlungstechnik, sondern sind im wesentlichen in der selbstverständlich im Kriege nicht zu entbehrenden D evisenbewirtschaftung und Außen­

handelsüberwachung begründet. Es konnten aber hier u n ter maßgeblicher Mitwirkung der Reichsbank schon w ährend des Krieges w e s e n tli c h e V e r e i n f a c h u n g e n durchgeführt werden. Auch auf anderen Teilgebieten des Auslandszahlungsverkehrs h a t sich die Reichsbank immer davon leiten lassen, der deutschen A ußenwirtschaft im Kriege alle erdenkliche U nterstützung zuteil werden zu lassen. So h a t sie u n ter teilweiser Einschaltung der D eutschen Golddiskontbank den durch den Kriegsaus­

bruch besonders betroffenen Außenhandelsfirmen ihre K redithilfe zur Verfügung gestellt und durch Verm ittlung von Kurssicherungsgeschäften zwischen Exporteuren und Im porteuren dazu beigetragen, einen Ausgleich der beider­

seitigen Kursrisiken herbeizuführen. Durch nachhaltige Pflege ihrer Auslandsbeziehungen gelang es der Reichsbank, sich stets in ausreichendem Maße diejenigen freien Devisen zu beschaffen, die zur Einfuhr wichtiger Rohstoffe nicht entbehrt werden können. F erner liegt die Regelung der Stillhalteschulden in den H änden der Reichsbank, die in oft schwierigen Verhandlungen die Fortführung der deut­

schen Kreditabkommen w ährend des Krieges erreichte.

D am it wurden der deutschen W irtschaft wertvolle K redit­

beziehungen zum neutralen Ausland erhalten, die auch dem Aufbau des zwischenstaatlichen Kreditverkehrs nach dem Kriege zugute kommen werden.

Besonders schwierige und zum Teil neuartige Aufgaben h a tte die Reichsbank bei der G e ld v e r s o r g u n g d e r k ä m p f e n d e n T r u p p e und bei der O rd n u n g d es G e ld - , Z a h l u n g s - u n d K r e d itw e s e n s in d e n b e s e t z t e n G e ­ b i e t e n zu bewältigen. Sie bedient sich hierbei bekanntlich der ursprünglich als H ilfsinstitute für den innerdeutschen Zahlungs- und K reditverkehr vorgesehenen Reichskredit­

kassen, die in den besetzten Gebieten das Recht zur Ausgabe eigener Geldzeichen, der auf Reichsmark lautenden Reichs­

kreditkassenscheine, erhielten. Die Bedeutung dieser Rege­

lung haben wir von Anfang an darin gesehen — u nd die bis­

herige Entwicklung h a t die R ichtigkeit dieser Auffassung b estätig t — , daß die währungspolitisch unerw ünschte Aus­

dehnung des deutschen Zahlungsmittelum laufs auf die be­

setzten Gebiete verhindert wurde, und daß die Truppe ein Zahlungsm ittel in die H and bekom m t, das sie von den je ­ weiligen W ährungsverhältnissen in den besetzten Gebieten unabhängig m acht und das auch beim D urchschreiten m ehrerer Währungsbereiche überall verw endet werden kann.

Daß die Kassen in ihrem Aufbau w eitgehend der Reichsbank angepaßt wurden, h a tte — abgesehen von der hierdurch erleichterten Zusam m enarbeit — den großen Vorteil, daß dort, wo die betreffenden Gebiete in den Reichsverband eingegliedert wurden, wie beispielsweise in W estpreußen, im W artheland, im Elsaß und in Lothringen, die Reichs­

kreditkassen sofort in R eichsbankanstalten umgewandelt

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876 S tah l und Eisen Püngel: Der E in flu ß der Nachbehandlung auf die Eigenschaften von Stahldraht 62. Jahrg. Nr. 4 2

werden konnten. Die Tätigkeit der Eeichskreditkassen, deren Leitung und Gefolgschaft fast ausschließlich aus Reichs- bankbeam ten besteht, stellt ein besonders stolzes Kapitel der Kriegsarbeit der Reichsbank dar. Dank ihrer elastischen Organisation und der hohen Einsatzfreudigkeit ihrer Beamten, die ihren Dienst vor allem im Osten oft u nter den dürftigsten und schwierigsten Bedingungen versehen m ußten, haben die Reichskreditkassen auf allen Kriegs­

schauplätzen die Anerkennung der militärischen Stellen gefunden, deren Arbeit sie ja auch vor allem erleichtern sollen.

In einigen Gebieten haben die Reichskreditkassen über den engeren Rahmen ihrer Tätigkeit hinaus vorübergehend Notenbankfunktionen ausüben müssen. Auf die Dauer war man jedoch bem üht, die landeseigene W ährung der besetzten Gebiete so bald als möglich funktionsfähig zu machen. Das geschah entweder dadurch, daß die bisherige Notenbank ihre Tätigkeit wieder aufnahm oder daß besondere Emissions­

institute errichtet wurden. Im Osten, wo das Geld- und Kreditwesen völlig zerschlagen war, m ußten neue W äh­

rungsgrundlagen geschaffen werden, so bereits vor zwei Jahren im Generalgouvernement und neuerdings in der Ukraine. Bei allen diesen Maßnahmen h at die Reichsbank unm ittelbar und auch durch Entsendung von Beamten in die Leitung oder als Kommissare dieser Banken mitgewirkt.

Sowohl durch die Verwirklichung der bereits im Gesetz über die Deutsche Reichsbank niedergelegten neuen W äh­

rungsgrundsätze in den Satzungen der neugegründeten Emissionsinstitute als auch durch die Einflußnahme auf ihre Geschäftstätigkeit wird die Gleichschaltung m it der deut­

schen Geld- und Kreditpolitik sichergestellt. Ferner ist die Reichsbank durch die Abordnung zahlreicher Beam ter zur verantwortlichen M itarbeit bei militärischen und zivilen Verwaltungsstellen an dem Wiederaufbau der W irtschaft in den besetzten Gebieten beteiligt.

Diese zusätzlichen Aufgaben m ußten bewältigt werden, obwohl einmal die Arbeitsbelastung der Reichsbank durch das regelmäßige Geschäft vor allem im Kassen- und Ueber-

weisungsverkehr sowie durch die Ausdehnung des Wäh­

rungsbereichs infolge der Eingliederung neuer Gebiete dauernd wuchs, während sich anderseits der Personal­

bestand durch Einberufungen zur Wehrmacht und durch Abordnungen von Beam ten zu den Reichskreditkassen und anderen Stellen erheblich verringerte. Dennoch konnte der gesamte Geld-, Zahlungs- und K reditverkehr ohne Störungen g latt und reibungslos abgewickclt werden. Das war nur möglich, weil die Reichsbank über einen ausgezeichnet ein­

gespielten, beweglichen und jederzeit voll einsatzfähigen A pparat verfügt, und sie h a t auch während des Krieges fortlaufend an der R a t i o n a l i s i e r u n g ihrer Einrichtungen gearbeitet. Hervorzuheben ist insbesondere die Neugestal­

tung und Verbesserung des Giroverkehrs, die bei den Banken und in der W irtschaft zu einer wesentlichen Arbeits­

vereinfachung und Kostenersparnis geführt hat. Auch im Wertpapiergeschäft ist aus Gründen der Rationalisierung eine bedeutende Vereinfachung im Gange. So wurde erst kürzlich m it der Uebernahme der Bank des Berliner Kassenvereins durch die Deutsche Reichsbank ein wichtiger Schritt zum weiteren Ausbau des stückelosen Wertpapier­

verkehrs getan.

Die Arbeit einer N otenbank vollzieht sich mehr in der Stille und tr itt nicht so sichtbar in Erscheinung wie die Tätigkeit anderer Verkehrseinrichtungen. Welche Bedeu­

tung die Arbeit der Reichsbank — Sicherung der Währungs­

stabilität, erfolgreiche Durchführung der Kriegsfinanzierung, Aufrechterhaltung eines geordneten Geld- und Zahlungs­

verkehrs im Inlande und gegenüber dem Auslande — für die Kriegsführung hat, würde die Oeffentlichkeit in vollem Umfange erst dann erkennen können, wenn diese Erfolge eben nicht zu verzeichnen wären. Die sichere Fundierung und die sorgfältige praktische D urchführung unserer Reichs­

bankarbeit dürfen die Gewißheit geben, daß ungeachtet aller noch zu erwartenden Anspannungen die auf dem Ge­

biete des Geld- und Währungswesens auftauchenden Auf­

gaben auch in Zukunft in gleicher Weise wie bisher ge­

m eistert werden.

Der Einfluß der Nachbehandlung auf die E igenschaften von Stahldraht.

Von W ilh e lm P ü n g e l in Dortmund.

[B ericht N r. 9 des Ausschusses fü r D rah tv era rb eitu n g des Vereins D eutscher E is e n h ü tten leu te im N SBD T.]

(E in flu ß der Wärmebehandlung des gezogenen Stahldrahtes. E in flu ß einer Verformung. D ie Frage der Spannungen im gezogenen Stahldraht. Verzinkung von Stahldraht.)

[Schluß von Seite 858.]

V e r z in k u n g v o n S t a h l d r a h t .

E

ine Entspannung der gezogenen D rähte muß natur­

gemäß auch eintreten, wenn die D rähte aus anderen Grün­

den einer dem Anlassen entsprechenden Wärmebehandlung unterworfen werden. Eine solche ist die Feuerverzinkung, bei der die D rähte auf etwa 450° erhitzt werden. Die bei Seilen aus verzinkten Drähten häufig festgestellten besseren Laufzeiten sind daher zum Teil auf diese Anlaßwirkung im Zinkbad zurückzuführen. Daneben ergibt sich noch ein weiterer Einfluß der Verzinkung als solcher. Die häufig sehr unterschiedlichen Festigkeitseigenschaften verzinkter Stahldrähte — vor allem die starken Streuungen der Biege- und nam entlich der Verwindezahlen — gaben bereits vor längerer Zeit Veranlassung zu eingehenden Untersuchungen nach dieser R ichtung20). Außer durch die Stahlbeschaffen­

20) L o o , H . v. d . : M itt. F o rsch .-In st. Ver. Stahlw erke, D o rtm u n d , 2 (1930/32) S. 113/48; vgl. S ta h l u. E isen 51 (1931) S. 1585/90.

heit werden die Eigenschaften der D rähte beeinflußt durch die Höhe der Erw ärm ung — wieder unter Berücksichtigung der Vorbehandlung des D rahtes — und ferner durch die Verzinkungsschicht, vor allem durch die auf dem Draht ent­

stehende H artzinkschicht. Versuche zu diesen Fragen wur­

den ausgeführt m it bleipatentierten und dann mit 50 und 80 % Querschnittsverm inderung auf 2 mm Dicke gezogenen D rähten der H ärte 4% , 6% und 71/, . Geprüft wurde der Einfluß der A nlaßtem peratur im Bleibad und des Ver;

zinkens bei 450 bis 525°. Die D auer der Erhitzung im Blei- und Zinkbad war 2% und 10 s.

Mit steigender A nlaßtem peratur und Anlaßdauer nahm die Zugfestigkeit ab ( Bild 11), und zwar bei den m it hohem Reckgrad gezogenen D rähten stärker als bei den mit ge­

ringem Reckgrad hergestellten der gleichen Drahthärte.

Der Unterschied zwischen verzinkten und nur angelassenen D rähten w ar belanglos. Die Bruchdehnung nahm allgemein bei den m it starkem Reckgrad gezogenen D rähten am meisten

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15. Oktober 1942 P ü n g e l: D er E in flu ß der N achb eh a n d lu n g a u f d ie E ig en sch a ften von S tahldraht S ta h l u n d E isen 877 zu. Bei den verzinkten Proben w ar sie m eist etwas größer als bei den m it schwachem K altreckgrad gezogenen. Die als bei den angelassenen, wenn die D rähte nur kurze Zeit W erte der verzinkten D rähte näherten sich stark dem an­

verzinkt oder nur angelassen wurden. gelassenen Zustand. D er Einfluß der Tauchdauer w ar be­

langlos.

I

475 500 525 450 475 500 525

Bodtemperatur °C R eckgrad 50 °/o Reckgrad 80

W erkstoff mit 0,73 % C (Härte I V z )

angei Draht. --- verzinkter Draht, TaucMauer 2 % s

• • , _____ • • ; # 10"

Biegungen

Verwindungen

Bild l i . E in flu ß d er B a d te m p e ra tu r auf die Festigkeits- eigensehaften vo n angelassenen u n d v e rzin k te n D räh ten .

Biegungen

Verwindungen

50 0 525 450 475 500 525 Badtemperatur °C

50 °/o Reckgrad 8 0 % Reckgrad Werkstoff mit 0,*3 VoC fHarte t V i )

.a n g e i D raht, ■

|

" I .W -

■5 160- 5 IfO-

£

120-

^ 700- t-

8-

m

- verzinkter Draht, TaucMauer 2 '/i s

________• > __________ m 1 0 -

Bild 12. E influß d er B a d te m p e ra tu r auf die Biegungen und Verwindungen vo n angelassenem u n d verzinktem D ra h t.

Den Einfluß des Anlassens und des Verzinkens auf die Biegungen und Verwindungen der aus H ärte 4% hergestell­

ten D rähte gibt Bild 12 wieder. Steigende A nlaßtem peratur beeinflußte im allgemeinen die Biegezahlen nur unbedeutend, sie erhöhte die Verwindezahlen nam entlich bei den m it 80%

Reckgrad gezogenen D rähten zum Teil sogar stark. Die E rhö­

hung der Anlaßzeit w irkte bei beiden Prüfw erten meist günstig. Durch V e r z i n k e n wurden bei den m it schwachem Kaltreckgrad gezogenen D rähten die Biege- und \ erwinde- zahlen außerordentlich sta rk herabgesetzt. H ieraus ist mit Sicherheit zu schließen, daß im Zinkbad außer durch die An­

laßwirkung die Eigenschaften des D rahtes auch durch die spröde Hartzinkschicht beeinflußt werden. Bei den m it hohem Kaltreckgrad gezogenen D rähten w ar auffallenderweise die Abnahme der Biege- und Verwindezahlen erheblich geringer

B ild 13. E in flu ß der B a d te m p era tu r auf die Biegungen und V erw indungen vo n angelassenem u n d verzinktem D ra h t.

Bei aus H ärte i y 2 hergestellten D rähten (B ü d 13) war der Einfluß des Anlassens und Verzinkens grundsätzlich der gleiche, bei dem m it hohem K altreckgrad gezogenen D raht w ar nam entlich die Abnahme der Verwindezahlen durch das Verzinken sehr gering.

Beim Vergleich aller Eigenschaften der bei 475° B adtem peratur ver­

zinkten D rähte aus H ärte 4% , 6% und 7%

(.Büd 14) erweist sich der Einfluß der Ver­

zinkungstem peratur auf die Biege- und Verwin­

dezahlen um so geringer, je höher der Kohlen­

stoffgehalt und je höher der Beckgrad beim Zie­

hen des D rahtes ist. Be­

triebserfahrungen mit Stahldrähten verschie­

dener Zusammensetzung bestätigten dies, auch hier nahm en vor allem die Verwindezahlen am wenigsten bei D rähten ab, die m it hohem Reek- Sfrad gezogen waren.

Diese Feststellungen stim m ten ferner über­

ein m it der Erfahrung m it luftvergüteten D räh­

ten, die bekanntlich zur Erzielung einer bestim m ­ ten Zugfestigkeit m it verhältnism äßig hohem K altreckgrad fertiggezo­

gen werden müssen, auch diese lassen sich gut

I

0- 2*~

20-

16- 12—

V- 60- W—

'S 20-

0,13 0,63 0,73 Kohlenstoffgehalt in 0/0 50 80 50 80 50 80

Reckgrad in % B ild 14. V eränderung der

F estigkeitseigenschaften d u rc h V erzinken.

(B a d te m p era tu r 475°.)

¿ 4 0 #

200 % C.

160

|

120 O

BO

*50 *75 5 0 0 525 450 *75 50 0 525 Badtemperatur °C

Redegrad 50 °/o Deckgrad 80 °/o

_ ang& Draht\ ______ verzinkter Draht, Tauchdauer 2 Vi j

m • _______ • ■ - 10 "

(6)

87S S ta h l un d Eisen ■ Püngel: Der E in flu ß der Nachbehandlung auf die Eigenschaften von Stahldraht_______ 62. Ja h rg . N r. 42

verzinken und zeigen dabei eine geringe Abnahme der Verwindungen.

Wegen des Einflusses der beim Verzinken gebildeten Hartzinkschicht auf die Eigenschaften des D rahtes sei hier lediglich darauf hingewiesen, daß z. B. die Wickelfähigkeit eines verzinkten D rahtes stark von der Dicke der H artzink­

schicht abhängt. Die Bildung dieser spröden Schicht wird

Bei der üblichen Feuerverzinkung besteht die Zink­

schicht meist zur H älfte aus H artzink, die stellenweise (B ild 15, oben) bis an die Oberfläche h erantritt. Drähte, die nach Sonderverfahren hergestellt werden (B ild 15, unten), zeigen eine geringe Ausbildung der Hartzinkschicht. Der üblich verzinkte D raht m it 170 bis 200 g/m 2 Zinkauflage zeigte beim Wickeln um den eigenen Durchmesser Rauhig-

Beinzink

H artzink

G rund­

werkstoff

Uebliche Feuerverzinkung.

E einzink

H a rt zink

G rund­

w erkstoff

B ild 15.

A ufbau von Z inküberzügen.

(X 300.) '

Feuerverzinkung n ach Sonderbehandlung.

Uebliche Feuerverzinkung. Zinkauflage 170 bis 200 g /m 2. Feuerverzinkung nach Sonderbehandlung. Zinkauflage 300 bis 350g/m 2.

Bild 16. V erhalten von verzinkten D rä h ten beim W ickeln. (X rd. 2.) wesentlich begünstigt, wenn Eisensalze, vom Beizen her­

rührend, auf der Oberfläche des nicht sorgfältig gereinigten Drahtes in das Zinkbad geschleppt werden. Neuere Ver­

zinkungsverfahren beschäftigen sich daher vor allem m it der Reinigung des D rahtes vor dem E in tritt in das Zinkbad, z. B. beim Crapo-Verfaliren, beim Verfahren von Langbein

& Pfannhauser und bei dem ursprünglich m it Sandscheue­

rung arbeitenden Univero-Verfahren der Vereinigten Stahl­

werke. Bei dem letztgenannten wurde später die Sand­

scheuerung durch die Beizung nach Langbein & Pfann­

hauser ersetzt.

keit, Risse und Abblätterungen der Zinkschicht (Bild 16, links), w ährend sich ein durch Sonderverzinkung herge­

stellter D raht m it fast doppelter Zinkauflage ohne Anstände um den eigenen D rahtdurchm esser wickeln ließ (B ild 16, rechts).

Aus alledem ergibt sich eine Fülle von Einflußmöglich- keiten auf die Eigenschaften des Stahldrahtes durch die Nachbehandlung, von denen hier nur ein begrenzter Aus­

schnitt behandelt werden konnte. Die m itgeteilten Ver­

suchsergebnisse wurden in den meisten Fällen bereits durch betriebliche Feststellungen durchaus bestätig t und mit E r­

Reinzink

H artzink

G rund­

werkstoff

(7)

1 5. O ktober 1942 Püngel: D er E in flu ß der Nachbehandlung a u f die Eigenschaften von Stahldraht S ta h l u n d E isen 879 folg auf verschiedenen Gebieten der W eiterverarbeitung

kaltgezogener D rähte aus niedrig- un d höhergekohltem Stahl verwertet. E s steht aber außer Zweifel, daß auch noch andere U m stände die Eigenschaften des S tahldrahtes beim Nachbehandeln beeinflussen können; hingewiesen sei auf den noch nicht völlig geklärten Einfluß der Gefügeausbildung, die vor allem nach den U ntersuchungen von E . C. B a i n 21) besondere Bedeutung h a t; w eiterhin ist sehr wahrscheinlich, daß auch die Ziehart — vor allem das Ziehen m it Gegenzug, über das W. L u eg vor kurzem berichtete22) — von Einfluß auf die A rt und Größe der Spannungen im D raht ist.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Es wurde gezeigt, in welcher Weise die Nachbehandlung die Eigenschaften gezogener Stahldrähte beeinflussen kann.

si) Steel 105 (1939) N r. 10, S. 42/46 u. 64.

s») S ta h l u. E isen 62 (1942) S. 432/39 (Aussch. D ra h t- yerarb. 7).

W ährend durch Richten allein die nach D IN 1201 vor- geschnebenen technologischen P rüfarten nicht wesentlich beeinflußt werden — es tr itt lediglich eine Erhöhung der Bruchdehnung ein — , muß beim Anlassen von gerichteten S tahldrähten m it starken Aenderungen der elastischen Dehngrenzen gerechnet werden. Die Dauereigenschaften der D rähte können hierdurch stark beeinflußt werden.

F em er tr itt eine günstige Einwirkung des Anlassens auf die Höhe der Ziehspannung ein.

Beim Feuerverzinken kaltgezogener D rähte ist von Be­

deutung neben der A nlaßtem peratur und Anlaßzeit vor allem der Kohlenstoffgehalt des D rahtes und der Reckgrad beim Ziehen: H oher Kohlenstoffgehalt und hoher Reckgrad sind günstig. F ü r die Verformungsfähigkeit verzinkter Ueber- züge ist die Vorreinigung des D rahtes von Bedeutung: Je besser diese ist, desto geringer ist die Hartzinksehicht und desto höher damit die Verformbarkeit des Drahtes.

An den B erich t schloß sich folgende E r ö r t e r u n g an.

A. P o m p , D üsseldorf: H e rr P üngel h a t uns eine F ü lle v on Versuchsergebnissen u n d B eobachtungen m itg e te ilt, die e r auf Grund seiner lan g jäh rig en , erfolgreichen F o rsch u n g stätig k eit im F o rschungsinstitut d er K o h le -u n d E isenforschung G. m . b. H ..

D ortm und, gesam m elt h a t. Ic h glaube, d a ß d u rc h seine A us­

führungen viele bish er geheim nisvoll gebliebenen A n stän d e im Betrieb ihre E rk lä ru n g gefunden h a b en .

V. D o m e s , B ru ck a. d. M ur: A n die aufschlußreichen A us­

führungen vo n H e rrn P ü n g el sollen die E rgebnisse ähnlicher V er­

suche m itg eteilt w erden, die v o r e in e r R eihe v o n J a h re n im steirischen W erk B ru ck d e r F e lte n & G uilleaum e A .-G . a n ­ gestellt w urden.

Es w urde S ta h ld ra h t, H ä rte 6 y2, 3,S m m D m r., in vier verschiedenen B ehan d lu n g szu stän d en verglichen, u n d zw ar:

a) p a te n tie rte r D ra h t gezogen m it 62 % Q u ersch n itts­

abnahme ohne N ach b eh an d lu n g ;

b) wie a, jedoch m it R o llen rich tu n g b e h a n d e lt;

c) wie a, jedoch bei 430° in einem Z in n b a d 10 s angelassen;

d) ölg eh ärtet bei 850° u n d in einem B leib ad v o n 410° 33 s angelassen.

n = nicht nachbehandelt T> = gerichtet

c

=

gewärmt cL = ölgehärtet Festigkeit in kg ¡mm 2

l0 0 °to

Verwindungen, l = 150mm

b Q l

c UH

a n n

v^q

nn

d _

Dehnung in °io, l =35 $

a. l

b [ c [

d [

Federung, <P

i g

Einschnürung in

%

i

Elastizitätsmodul

a.

b c rw

ics I "CS

n.b.

Biegung, r=10mm

d I -¡na ~i

~b I ioo ~i

Bleib. Dehnung in %, ff^BOkgjmm2

c r jt

U K

cL nn

I

n. b.

Dauerbiegung, cf=80kg/mm2 Dämpfung

a., l im

b 1 13>

C I 12t

cL l~

nn

Bild 17. F estig k eitseig en sch aften v o n S tah ld rah t in verschiedenem B eh a n d lu n g szu sta n d .

B ild 17 zeigt die E rgebnisse in P ro zen ten d e r "Werte des gezogenen D ra h tes ohne N achbehandlung n a ch a. B esonders hervorzuheben ist, d aß der n a c h b b e handelte D ra h t bei einer E in b u ß e a n Z ugfestigkeit vo n n u r ^ % u n d bei u n v erm in d erter Biegezahl eine V erbesserung der Y erw indungszahlen u n d vor allem eine S teigerung der B ruchdehnung um 43 % aufw eist.

B eim angelassenen D ra h t c ist die D ehnungssteigerung zw ar noch größer (116 % ), w ird a b er d urch eine größere E in b u ß e a n Biegungen u n d V erw indungen erk au ft.

D ie erreich ten E rgebnisse der Biegewechselprüfung, die m it 325 U m läufen m in u n d ohne m erkliche E rw ärm ung vorgenom m en w urde, zeigten bei den n ach b eh an d elten D rä h ten b u n d c eine S teigerung von 38 u n d 24 % . D ra h t d erreich te n u r um 8 0o niedrigere W erte als D ra h t a.

+ 3 .iS -

p = TK 2,00 23,80 2,20 V-3,28

B ild 18. K rüm m ung d e r D rä h te durch L ängsspannungen nach dem Abschleifen.

D ie P rü fu n g d e r R ückfederung n a c h B iegen u m einen D o m lä ß t bei D ra h t c auf eine S teigerung d e r S treckgrenze schließen.

D a m it n ä h e rt sich diese A usführung d en E ig en sch aften des D ra h tes d, d e r den ausgesprochenen D ra h t fü r die H erstellung v o n F e d e rn d a rs te llt.

U m ein B ild ü b e r die in d en D rä h te n v o rh a n d en e n L ängs­

sp a n n u n g en zu erh alte n , w u rd en die D rä h te u n te r W asserküh­

lung abgeschliffen, n ach d em sie v o rh e r v o rsic h tig v o n H a n d aus g e radegerichtet w orden w aren. B ild 18 zeigt die e n tstan d en en K rü m m u n g en u n d d en Q u ersch n itt des D ra h tes.

D ra h t a w eist eine s ta rk e K rü m m u n g auf, die n a ch d er B e­

h a n d lu n g b fa s t aufgehoben ist, w as auf einen Ausgleich der S pan n u n g en schließen lä ß t. D er angelassene D ra h t c h a t fa st

(8)

880 S tah l un d E isen Püngel: Der E in flu ß der Nachbehandlung a uf die Eigenschaften von Stahldraht_______ 62. Ja h rg . Nr. 42 die gleiche K rüm m ung wie a, die Spannungen sin d n u r wenig

v errin g ert w o rd en ; D ra h t d h a t p rak tisch keine L ängsspannungen.

U m die Größe der Spannungen vor u n d n a ch der B ehand­

lung m it der R ollenrichtung zu erm itteln, w urden geradege­

rich tete D ra h tstäb e stufenw eise in gleichm ittigen Schichten

nicht nachbehandelt

7« o.m m m 1 » o ,m

» = 0,1BdS

3* - = o ,m

0x » » = 0,565 » « 0, 707 S * " =0,848 7* '■ ii = 0,388 8 x » » = 7,113

Bild 19. Elastische Spannungen in D rähten.

(Berechnet auf G rund der Längenänderungen, die sich beim schichtweisen Abschleifen ergeben.)

> ) ) > >

Zugspannung Druckspannung

Zugspannungf - +80

Längsschnitt eines überzogenen Orahtes m it Rissen im Kern

( Kern ist stärker gestreckt als der Man t et)

Schema eines gezogenen Orahtes, in Kern und Mantelzone zerlegt, spannungsfrei

Kern und Mantelzone durch elastische Verkür­

zung bzw. Verlängerung aufgleiche Länge gebracht

+110

4. A

~30E==

^ + 3 0. o nicht nachbehandett o

|\J lii0

'

ÜberschreitungX d.Streckgrenze

+30 -80 Jnnere Spannungen BiegespL

0

:nnunaen Besamt -50 +80 Spannungen

+80

5. g erichtet -■ | keine

Überschreitung

° s

0

-BO -BO

Schema der Spannungen beim Richten Jnnere Spannungen Biegespannungen

0 +o + o * o

0+ 0 + Zugspannungen

B ild 20. Spannungsschaubilder von S ta h ld ra h t.

über die ganze Länge u n te r W asserkühlung abgeschliffen u n d jeweils die L ängenänderung gemessen. D araus ließen sich a n ­ g en äh ert die Spannungen errechnen, wie sie in B ild 19 d arg estellt sin d . Die A ußenschichten weisen Z ugspannungen vo n etw a 20 k g /m m 2, der K ern D ruckspannungen bis 30 k g /m m 2 auf.

D urch die R o llenrichtung w urden die Spannungen auf einen B ru ch teil der u rsprünglichen W erte h erabgesetzt.

D as S pannungsbild ( B ild 20) g ib t einen Ueberblick von den V orgängen im D ra h t beim D ressieren. E s überlagern sich dabei:

1. Die vom Zieh Vorgang zurückgebliebenen Zug- und D ruckspannungen.

2. Die durch das Biegen um die R ich tro llen hervorgerufenen Biegungsspannungen.

3. Die Zugspannung, die zum D urchziehen des Drahtes durch die R ich tro llen angew endet w erden m uß.

Die dadurch in der R an d zo n e a u ftre te n d e n Zugspannungs­

spitzen bringen bleibende V erlängerungen hervor, wodurch die elastischen Spannungen a b g eb au t w erden.

Abschließend sei festg estellt, d a ß sich im praktischen Be­

trie b die R ollenrichtung zur E rh ö h u n g der D ehnung und zum Ausgleich d er S pannungen im B rü ck er W erk fü r bestimmte Lieferungen b ew äh rt h a t.

Dieses V erfahren u n tersch e id e t sich vom Anlassen der D räh te besonders dad u rch , d a ß keine S teigerung der Streck­

grenze e in tritt. D er D ra h t b eh ält d ad u rch die erw ünschte Eigen­

schaft, bei ungleichm äßiger S pannungsverteilung in den Drähten des Seiles durch kleine, bleibende V erlängerungen Ueber- lastungen einzelner D rä h te auszugleichen un d alle zum gleich­

m äßigen Tragen zu bringen.

P h . G ü n t h e r , D üsseldorf: H e rr Püngel h a t m it seinen A usführungen einen w ertvollen B eitrag zu der Frage des E in­

flusses der N achbehandlung auf die E igenschaften von Stahl­

d rä h te n g eleistet. Diese E inflüsse sin d bisher zahlenmäßig k aum erfa ß t w orden, w enn sie b etriebsm äßig auch schon se it J a h re n b e k an n t w aren u n d zu besonderen Nachbehand­

lungsverfahren fü h rten . Ic h erinnere n u r a n die Tatsache, daß es in der F ed erin d u strie allgem ein üblich ist, aus kaltverform ten Drähjten gew ickelte F edern n a ch dem W ickeln auf Temperaturen von 200 bis 300° anzulassen, um S pannungen auszugleichen und die E la s tiz itä t der F eder zu erhöhen. Bei der H erstellung von S ta h ld rä h ten , die bei h oher F e stig k eit verhältnism äßig hohe D ehnungsw erte haben m üssen — v o r allen D ingen is t das bei E d elsta h ld rä h te n der F a ll — , w ird d er W erkstoff im Einsatz­

oder D urch lau fv erfah ren ein er A n laßbehandlung unterworfen, d eren T em p eratu r o ft n ah e a n die beim Ausglühen nach K alt­

v erform ung übliche T em p era tu r h e ra n re ic h t u n d die zweck­

m äßigerw eise so gew ählt w ird, d a ß einem n u r geringen Absinken d er F e stig k eit eine größere Z unahm e d e r D ehnung entspricht.

D as sogenannte T o tric h te n h artg ezo g en er D säh te durch Durch­

laufenlassen durch eine A nordnung v on R ich tro llen is t ebenfalls allgem ein b e k an n t u n d fü h rt zu einem A usgleich von Spannungen, d urch den die G efahr des B rechens der D rä h te, das Auftreten u n günstiger S pannungen im fertig en Seil oder im Federelement u n d d a m it das A u ftrete n vo n D rehsp an n u n g en im Seil und Ab­

m essungsunterschieden in der H öhe u n d B reite der Feder ver­

m ieden w erden.

E s d a rf jedoch n ic h t vergessen w erden, d aß neben diesen die G üte fö rd ern d en E in flü ssen einer N achbehandlung bei be­

trieb sm äß ig er B eanspruchung sich auch n achteilig wirkende E inflüsse einstellen kön n en . Ich erin n ere a n den Vorgang der m echanischen A lteru n g oder d e r in ih ren A usw irkungen dieser gleichzusetzenden, auf k ü rzesten Z eitrau m zusamm engedrängten A lterung d urch A nlassen auf b estim m te T em peraturen, die sich in ein er w eitgehenden V ersprödung des W erkstoffes auswirken k a n n . B eim V erzinken is t es eine h äu fig zu beobachtende E r­

scheinung, d aß D rä h te v on üb lich er Z usam m ensetzung und Ver­

a rb eitu n g s ta rk v ersp rö d en . D abei h a n d e lt es sich — im Gegen­

satz zu den von H e rrn P üngel getroffenen Feststellungen — h ierbei m eist um D rä h te m it höherem K ohlenstoffgehalt und hohen F estig k eiten , die n ach der le tz te n W ärm ebehandlung einer s ta rk en Q uersch n ittsab n ah m e u n terw o rfen sin d . W ährend im b lan k en Z u stan d e die technologischen E igenschaften, z. B. Ver­

w indungen, B iegezahl, K n o ten festig k eit usw ., die üblichen sind, sin k en diese W erte n ach dem V erzinken auf einen B etrag, der u n te r U m stän d en n u r 10 bis 20 % des u rsprünglichen Wertes au sm ach t. Solche D rä h te sin d z. B. fü r die Verseilung oder für das F ederw ickeln u n b ra u ch b a r, weil sie bei den d o rt auftretenden m echanischen B eanspruchungen brechen. Bei den Klöckner- W erken vorgenom m ene U n tersu ch u n g en ü b er die Frage, ob das V erhalten solcher D rä h te auf die A usbildung der H artzinkschicht oder auf die A lterungsvorgänge zurückzuführen ist, haben er­

geben, d aß das letz te der F a ll is t; denn die gleichen Erschei­

n ungen tre te n auch bei dem üblichen A nlassen ohne Berührung m it Z ink auf. W ahrscheinlich fin d et jedoch in vielen Fällen eine U eberlagerung d e r beiden E inflüsse s t a tt .

(9)

15. O ktober 1942 P üngel: Der E in flu ß der Nachbehandlung a uf die Eigenschaften von Stahldraht S ta h l u n d E isen 881 W eitere U ntersu ch u n g en fü h rte n zu äh nlichen E rgebnissen,

wie sie H err P üngel e rh a lte n h a t; zunächst ein Ansteigen der Festigkeit u n te r A bnahm e d e r D ehnung, d a n n bei 300° begin­

nend eine A bnahm e d e r F e stig k eit u n d Z unahm e der Dehnung, in m anchen F ällen jedoch v erb u n d en m it einem gleichzeitigen, außergewöhnlich s ta rk e n A bfall d e r V erw indungs- u n d B iege­

zahlen, die im T em p eratu rb ereich vo n 400 bis 500° — also gerade in dem beim V erzinken üblichen T e m p era tu rg eb iet — ein Mindestmaß erreich ten . D abei v ersch ieb t sich dieses M indest­

maß m it d er D au er der A n laß b eh an d lu n g n a ch d er S eite der tieferen T em peraturen. G elegentlich ein er S onderuntersuchung durchgeführte A nlaßversuche m it v erzin k ten D rä h ten fü h rten zu ähnlichen E rgebnissen, w enn au ch d urch die beim V erzinken bereits erfolgte A n laß b eh a n d lu n g bis etw a 350° m eist die ein ­ zelnen W erte anfänglich u n v e rä n d e rt blieben. Bei län g erer A n­

laßbehandlung m ac h t sich o b e rh alb 350° ein w eiterer E influß der A nlaßbehandlung d u rch d as A bsinken d er Biege- u n d V er­

w indungszahlen b em erk b ar. I n m an c h en F ä lle n is t bei blanken wie bei verzin k ten D rä h ten bei gleichem V erh alten von Festig k eit und Dehnung das A bsinken der B iegefähigkeit u n d der V erw in­

dungen bereits bei T em p era tu re n vo n 50° a n zu beobachten.

Bei den eben g esch ild erten V e rh ältn issen v e rh a lte n sich D rähte gleicher Z usam m ensetzung ganz v erschieden. E s is t nicht möglich, die N eigung zum A u ftrete n vo n A nlaßsprödigkeit k altverform ter, p a te n tie rte r D rä h te auf zufällige G ehalte an Chrom, N ickel oder a n d ere n B egleitelem enten zurückzuführen.

Auch die P a te n tie r- u n d Ziehbedingungen sin d n ic h t im m er au s­

schlaggebend. Obwohl es ein erseits m öglich ist, d u rch sorgfältige Vorbehandlung d e r D rä h te beim P a te n tie re n u n d Z iehen die Neigung der D räh te zur A n laß sp rö d ig k eit auf ein M indestm aß herabzusetzen, lassen sich a n d e rse its v erein zelte Schmelzen trotz größter S orgfalt n ic h t zu b ra u ch b a re n D rä h ten v erarb eiten . Es wäre eine d a n k b are A ufgabe, den E in flu ß der M cQ uaid-E hn- Komgröße, der P aten tieru n g sb ed in g u n g en u n d des P a te n tie r­

gefüges sowie der Z ieh b eh an d lu n g auf die N eigung zum Auftreten der A n laß sp rö d ig k eit p lan m ä ß ig z u u ntersuchen, eine Aufgabe, die infolge M angels a n Z eit u n d A rb eits­

kräften bisher n ic h t in dem erfo rd erlich en U m fange d u rc h ­ geführt w erden k o n n te, so n d e rn sich auf die betriebsm äßige Erfassung u n d U n tersu ch u n g b ra u c h b a re r u n d u n b ra u ch ­ barer Schm elzen b esch rän k te. D as Ziel um fassen d er U n te r­

suchungen m ü ß te sein, festzu stellen , ob es m öglich ist, die E ig ­ nung oder N ichteignung b estim m te r Schm elzen fü r die A n fe rti­

gung v erzin k ter D rä h te ho h er F e stig k eit im voraus zu bestim m en, oder ob es in jedem F a lle m öglich ist, d u rch e ntsprechende L en ­ kung der V erarb eitu n g , insbesondere der W ärm ebehandlung, eine durch die Schm elzweise bedingte N eigung z u r A n laßsprödig­

keit ganz zu u n terd rü c k en u n d b ra u c h b a re D rä h te zu erzeugen.

Es w äre dies eine A ufgabe, d e r g erad e h e u te bei dem d u rc h die R ohstahllage, S ch ro ttlag e u n d an d e re V erh ältn isse bedingten, verschiedenartigen A usfall d er den D rah tw erk e n zugeführten Schmelzen eine ganz beso n d ere B ed eu tu n g zukom m t.

A. P o m p : W ir w erden u n s die A nregungen vo n H e rrn G ünther fü r die A rb eiten des U nterausschusses fü r P a te n tie ru n g s­

fragen vorm erken.

E . J a e n i c h e n , K öln-M ülheim : Bei U n tersu ch u n g en gleicher A rt w urden E rk en n tn isse gew onnen, die g ru n d sätzlich m it den A ngaben vo n H e rrn P ü n g e l ü b erein stim m en .

V eranlassung zu diesen U n te rsu ch u n g en g ab die K läru n g der Frage, ob beim Vergießen v o n Seilköpfen ü b e rh a u p t eine un d welche B eeinflussung d er E ig en sch aften d e r D rä h te des Seil­

besens a u f tr itt.

B ekanntlich soll d as V ergießen d er Seilköpfe so erfolgen, daß die Vergußm asse den Seilkopf, v o n der Seilbesenw urzel a u s­

gehend, diesen u n d a u ch die Z w ischenräum e d e r D rä h te dich t ausfüllt, u m d ad u rch eine g u te H a ftfä h ig k e it des Seilbesens u nd dam it der einzelnen D rä h te zu erreichen.

G rundbedingung fü r ein en d ich te n V erguß des Seilkopfes ist die richtige W ahl d e r V ergußm asse u n d d er V ergießtem peratur, die durch den S chm elzp u n k t d e r v erw en d e ten V ergußm asse grundsätzlich b e stim m t w ird , u n d ein er S ch m elztem p eratu r­

erhöhung, die n otw endig is t, u m ein g utes V erlaufen u n d d a m it Füllen aller im Seilkopf v o rh a n d e n e n H oh lräu m e zu erm öglichen.

J e n ach Z usam m ensetzung d e r V ergußschm elze bewegen sich diese T em p eratu ren zw ischen 300 un d 500°.

U m n u n die E in flü sse d ieser T em p era tu rb ereich e auf die Eigenschaften der D rä h te des Seilbesens nach zu p rü fen , w urden S tahldrähte, die fü r ein T rag seil b e stim m t w aren, in Blei m it

T em p eratu ren von 350, 400, 450 u n d 500° 5 m in lan g g e ta u ch t u n d so m it angelassen u n d nach dem A nlassen a n d e r L u ft e r­

k a lte t.

D ie D rä h te h a tte n teilw eise ru n d en Q u ersch n itt m it einem D m r. v o n 3,05 m m, teilw eise keilförm igen Q u ersch n itt von 16 u n d 20 m m 2 u n d einen Z- Q u erschnitt vo n 30 m m 2.

D er h ierfü r v erarb e ite te D rah tw erk sto ff h a tte folgende chem ische Z usam m ensetzung:

0 Si Mn P S

1. 0 ,3 5 % 0 ,1 8 % 0 ,5 6 % 0,023 % 0,032 % 2. 0 ,4 6 % 0 ,1 8 % 0 ,5 7 % 0,022 % 0,029 %

D ie K altv erfo rm u n g w ar so eingestellt, daß in jedem F a ll D ra h t m it etw a 130 k g /m m 2 Zugfestigkeit in der F ertig n u m m er v orlag.

D ie G efügeuntersuchungen ließen eindeutig erkennen, daß in allen T em peraturbereichen keine V eränderung der Ziehfaser bei beiden Z iehgraden ein g etreten w ar.

Zu den A usführungen vo n H e rrn Domes m uß gesagt werden, d aß die grund sätzlich en B estrebungen der V erfeinerungsferti­

gung io c h d a h in gehen, die D rahterzeugung vo n A nbeginn so zu lenken, d aß m it dem geringsten A rb eitsein satz un d dadurch auf k ü rzestem W ege D räh te bestim m te r E igenschaften h e r­

g estellt w erden.

Irgendeine, n ach dem eigentlichen H erstellungsverfahren n a ch träg lich folgende B ehandlung, besonders solche rein m aschinenm äßige, wie im vorliegenden F all das N achrichten durch R ollen, d ü rfte n a ch den heutigen w irtsch aftlich en G rundsätzen u n d wegen des A rbeitseinsatzes abwegig sein.

D urch geeignete H erstellungsverfahren gelingt es bei B e­

ach tu n g aller h ierfü r in F rage kom m enden E influßgrößen, wie z. B. zw eckentsprechende W ärm ebehandlung beim P aten tiere n , rich tig e W ahl d er Q uerschnittsabnahm e beim Ziehen u n d richtige A usbildung d er erforderlichen Ziehdüsenabm essungen, den g e­

fo rd erte n A nsprüchen b etrieblicher A rt gerecht zu w erden.

W . P ü n g e l , D o rtm u n d : Ich habe in m einem V o rtrag bereits d a rau f hingew iesen, daß die H öhe des R eckgrades beim Ziehen auf die A bnahm e der Biege- u n d V erw indezahlen vo n großem E in flu ß ist. E inige in le tz te r Z eit gem achte B eobach­

tu n g en fü h rten jedoch w eiterhin zu der E rk e n n tn is, d aß auch die H öhe des R eckgrades allein n ic h t fü r die E rzielung der erforder­

lichen U nem pfindlichkeit der gezogenen D rä h te gegen A nlassen oder au ch V erzinken ausschlaggebend is t. So ergaben D räh te

— m eist h a n d e lte es sich um D rä h te m it u nerw ünschten B ei­

m engungen von geringen L egierungsbestandteilen — auch dann sta rk e n A bfall der Biege- u n d Verw indezahlen nach dem A nlassen oder V erzinken, wenn der R eckgrad beim Ziehen ü b er 75 % lag.

M eist w aren ab er diese D räh te bereits im lediglich verg ü teten Z u stan d so spröde, d aß sie k au m w esentlich verform ungsfähig w aren . E rs t nachdem die E rh itz u n g d er D rä h te beim P a ten tiere n so d u rch g efü h rt wurde, d aß diese sich auf G rund ih re r Gefüge­

ausbildung auch m it stärk eren V erform ungsgraden a ls 75 % nach dem P a te n tie re n g u t ziehen ließen, w aren Biege- u n d V erw inde­

zahlen einw andfrei. N ach dem V erzinken w aren die V erw inde­

zah len um höchstens 20 % gesunken. A uffallend w ar hierbei, d a ß w ährend des Ziehens bei m ittle re n Z iehgraden vo n etw a 50 bis 60 % die Verw indezahlen etw as stä rk e r abn ah m en u n d d a n n bei höherem R eckgrad w ieder an stieg en . Ic h m öchte a n ­ nehm en, d aß bei Vorliegen der erforderlichen G efügebeschaffen­

h e it auch bei den vo n H e rrn G ün th er als u n b ra u ch b a r gefun­

denen Schm elzen gu te E rgebnisse erzielt w erden können.

E . G r e u l i c h , M annheim : Ic h w ollte noch auf einen U m ­ s ta n d hinw eisen, der vielleicht m anches erk lären lä ß t, was in den U ntersuchungen vo n H e rrn Püngel u n d in den A usführungen von H errn G ünther widerspruchsvoll erscheint. D as A nlassen zeichnet sich bei H e rrn Püngel durch sehr kurze Z eitd au er aus. B isher ist m an jedoch gew öhnt gewesen, keine S alzbäder anzuw enden, so n d ern das A nlassen in an d erer W eise vorzunehm en, wodurch m an längere Z eit brau ch te u n d die A lterungserscheinungen sich d a h e r v iel stä rk e r bem erkbar m ach ten . D ad u rch _wurden die U ntersuchungsergebnisse hervorgerufen, die H e rr G ünther e r­

w äh n te u n d in W iderspruch zu steh en scheinen zu den E r ­ gebnissen v o n H errn Püngel.

E s is t also m eines E rac h te n s d u rchaus d e n k b ar, d a ß m an beim A nlassen in S alzbädem bei kurzen A nlaßzeiten von wenigen S ekunden die vo n H errn P üngel b eo b ach te ten günstigen W ir­

kungen e rh ä lt, bei längerem A nlassen dagegen die von H e rrn G ü n th er erw ähnte u n d auch in d e r P ra x is b ek an n te V ersprödung du rch A lterung.

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