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Festschrift für die XX. Westpreuβ. Provinzial-Lehrer-Versammlung zu Marienburg am 31. Mai, 1 und 2 Juni 1909 den Besuchern gewidmet vom Marienburger Lehrerverein

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(1)BIBLIOTEKA Instytutu Battyckiego. □. □. Festschrift für die. XX. Westpreuß. ProvinzialLehrer-Versammlung zu Marienburg am 31. M ai, 1. und 2. Juni 1909. Den Besuchern gewidmet vom. Marienburger Lehrerverein..

(2) 5)as Schreibgerät des 20. Jahrhunderts. Einem wirklich allgemein gefühlten Bedürfnis der N euzeit entspricht der. Füllfederhalter KLIO“. Die Tinte. * * w. V erm ittelst einer V orrichtung kann die nach Beendigung des Schreibens auf der F ed er zu rü ck g e­ bliebene Tinte in den. Bedarf z. W. leichten D, führenden der Tinte selben durc' angepaßt ist.. Halter zurückgesaugt. Verwendung jeder gewohnten Schreibfeder und Tinte.. w erden.. „Klio“ kann in jeder beliebigen Lage in der Tasche getragen werden, ohne auszuflieüen!. „ X Ho“ ste h t unerreicht da, passend für die ganze W elt! Für R eise und Kontorgebrauch! Für Jederm an!. Wer einmal „Klio“ in Gebrauch genommen hat, wird mit keiner ändern Feder mehr schreiben. p. St. M. 3,—. Paul flssmus, Marienburg..

(3) , Festschrift a Q )(9 für die. XX. Westprcuß. ProvinzialLchrcr-Versammlung zu M a rie n b u rg am 31. M ai, 1. und 2. Juni 1 9 0 9 = den Besuchern gewidmet vom. Marienburger Lehrerverein.. Druck von P a u l. 1909 . f l s s m u s , Marienburg Wpr..

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(5) □ □. luchtig und schwer, ' E rhaben und hehr, Trutzig und altersgrau S tehet des Schlosses Bau Am N ogatstrand Im Preußenland. — Kom m st du aus fernen G a u ’n, Glitzernde P racht zu sc h a u ’n, W endest du wohl den FSlick Enttäuscht zurück. Nicht Gold, nicht Edelstein Nicht Tand mit lichtem Schein S chim m ern und blenden hier Das A uge dir. Doch mit dem schlichten Stein W ard Hoheit auch hinein, Die G eistesaug ’ nur schaut, G ar tief gebaut. Strebender S äluen Pracht, R agend er M auern Macht Zeugen von edler Kraft Die hier geschafft, Und aus dem alten Stein Tönt dir ins Herz hinein G ar m anche seltne Mär Von altersher. Schlachtruf und Roßgestampf, S chw ertschlag und wilder Kampf, Grabgeläut, M önchsgesang Einst hier erklang. — Andachtsvoll, ah n u ng sschw er W andelst du still einher Und denkst noch fern und weit Der Herrlichkeit Aus alter Zeit. o □ □.

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(7) Das Schloß Martenburg.. Geschichte der Burg.. m J a h r e 1232, vier J a h re nachdem die E r­ oberung des P reußenlandes unter dem Land­ m eister H e rm an n Balk begonnen hatte, kam das erste O rden sheer nach der Landschaft P om esanien, die rechts der Weichsel nördlich der O ssa lag. Auf der Weichselinsel Q u i d n o w urde eine Burg erbaut, die später an die Höhen der Weichsel verlegt und M a r i e n w e r d e r g e n a n n t wurde. Das Ordensheer, verstärkt durch den H eerhaufen des H erzog Suantopolk aus P om m e rn und viele Kreuzfahrer aus dem deutschen Reiche d ra n g durch die Wildnis über Riesenburg, C hristburg bis an den Drausensee. Am Sirgunenflusse kam es zu einer großen Schlacht, die mit dem Siege der Christen endete. 20000 P om esan en sollen im Kampfe geblieben sein. Aber ihre W iderstandskraft w a r noch nicht gebrochen. Erst im J a h r e 1236, als M arkgraf von Meißen mit einem großen Kreuzheere nach dem P reußenlande kam , konnte der Landm eister an die endgültige E rob e rung des Landes gehen. Die.

(8) —. 4. —. Stützpunkte d e rP o m esa n en , sechs w ohlbew ehrte Burgen, wurden erobert. Sie lagen dort, wo jetzt die Orte Mockrab, Riesenburg, Riesenkirch, Pestlin, W illenberg sich befinden; die sechste lag am D rausensee an der Grenze der Landschaft P ogesanien. Auf dem hohen Nogatufer, dem W ildenberge, w oraus W illenberg e n t­ standen ist, erhob sich der S ag e nach später eine Kapelle mit einem w undertätigen M arienbilde; nördlich davon entstand durch den häufigen Besuch der K reuz­ fahrer ein kleines Dorf mit einigen H erbergen. Es hieß Alyem (Ellbogen), weil es dort gelegen war. wo die N ogat einen Knick nach Osten macht. Der Landm eister H e rm an n Balk, der mit weiser M äß ig u n g das unterworfene Volk in die neuen V er­ hältnisse zu gew ö hnen verstanden hatte, fand leider nicht so verständige Nachfolger. Die Härte, die diese walten ließen, führte das Volk zu offener E m pörung, die von dem P om m e rn h erz o g geschürt und unterstützt wurde. In harten, g ra u s a m e n Kämpfen, die ein halbes J a h rh u n d e rt andauerten und in denen die Landschaft P om esanien besonders schw er zu leiden hatte, g elan g es, dieselbe nieder zu ringen und dem verwüsteten Lande endlich Ruhe zu verschaffen. Der L andm eister Konrad von Thierberg erkannte, daß es zur S ic h erun g des W a sserw eges von Thorn nach Elbing und weiter bis Balga und Königsberg notwendig sei, einen befestigten Platz an der Nogat zu schaffen. Um demselben von zwei Seiten den Schutz des Flusses zu gew ähren, erwählte er für den Bau einer B urg dah er das erhöhte Ufer des Strom es, wo das Dorf Alyem lag. Von 1274 bis 1276 w urde der Bau ausgeführt. Er bestand aus der eigentlichen Burg „dem rechten H a u s e “ und der V orburg mit den W irt­ schaftsgebäuden, S tallungen usw. Ein breiter Graben um schloß von drei Seiten H aupth aus und Vorburg. Ein Konvent von 12 Ritterbrüdern unter dem Kom thur Heinrich von W ilm owe bezog schon im F rü h jah r 1276 die neue Burg. Gleichzeitig mit der B urg entstand.

(9) auch im Süden davon die Stadt. Im April des Jah re s 1276 wurde ihr vom Landm eister bereits die Handfeste a u s ­ gestellt. Die St. J o h a n n i s k i r c h e , deren erster Geistliche Pfarrer G erhard war, stand schon da und wahrscheinlich wurde auch das R a t h a u s um diese Zeit erbaut. Sonst bestand die Stadt n u r aus der einen Straße „dem M arkt“ von der Kirche bis zum Marientor. Der Landm eister M angold von S te rn berg ließ im J a h re 1280 die Stadt mit M auern und Graben umziehen. Um die Graben der Burg und Stadt mit W a sser zu füllen und die B runnen der Stadt zu speisen, ließ er eine W asserleitung anlegen, den M ühlengraben, die sechs Meilen weit, vom S orgensee in den gräflich S ta n g en bergschen Gütern durch den Baalauer-, D am erauerund Bäckersee, teilweise über Viadukte und hohe D äm m e geführt werden mußte. Der unter gen a u ester B erechnung des Gefälles an gelegte Kanal treibt bis auf den heutigen T a g eine große Zahl von M ühlen und speiste bis zum J a h re 1905 durch eine Rohrleitung, die sich oberhalb der S tadt abzweigte, die meisten P um p en der Stadt. Ein anderes gew altiges Unternehm en w urde in den J a h re n 1288 bis 1294 durch den L andm eister M einhard von Querfurt ausgeführt: die E in d ä m m u n g der Weichsel und Nogat. Durch diese Tat w urden meilenweite Sümpfe trocken gelegt und viele Q uadratm eilen des fruchtbarsten Bodens gew onnen. W enn m an bedenkt, daß diese Riesenarbeit ausgeführt w urde ohne die m aschinellen Hilfsmittel der Gegenwart, so wird m an unwillkürlich an die gew altigen Bauwerke des Alter­ tum s in Aegypten und Babylon erinnert. Als nach dem Falle Akkons (1291) der letzte Stütz­ punkt der Christen im heiligen Lande verloren g e ­ g an g e n , g ab es auch für den deutschen Ritterorden im M orgenlande keine Tätigkeit mehr. In Venedig, wo bisher die O rdensm eister residiert, w urde die An­ wesenheit eines selbständigen F ürsten mit a rg w ö h ­.

(10) —. 6. —. nischen Augen betrachtet. Da zudem der Hauptbesitz des O rdens das P reußenland war, so beschloß der H och­ meister S i e g f r i e d v o n F e u c h t w a n g e n seinen W o h n ­ sitz hierher zu verlegen. Er, der das Preußenland gut kannte (er w ar u. a. Kom thur von Osterode gewesen), beschloß, M arie n bu rg zu seiner Residenz zu m achen w egen ihrer Lage inmitten des Landes und der Größe und g ediegeneren A usstattung der Burg. In den Jahren 1306— 1309 w urde ein Palast für den Meister gebaut, nördlich von dem rechten Hause, dort wo bisher die V orburg gestanden, die weiter nach Norden über den äußern V erteidigungsgraben hinansg erü ckt wurde. Den Bau leitete wohl der Hochmeister selbst von Venedig aus, die nächste Aufsicht führte ohne Zweifel der Lan d­ m eister Heinrich Graf von Plozk. Im Septem ber 1309 zog Siegfried von F euchtw angen in die M arienburg ein, und es b egann ein neues Leben in ihren Mauern. Nicht nur, daß der Konvent um das drei- bis vierfache vergrößert wurde, so daß 50 bis 70 O rd e n sbrüder hier stän dig sich aufhielten, die Geschäfte des ganzen Landes liefen hier zusam m en und täglich sah m an hier Frem de, Boten aus den anderen Besitzungen des Ordens, A bgesandte frem der F ürsten und vornehm e Gäste. Das einfache klösterliche Leben wich einem höfischen, prächtigen, und den B ürgern der Stadt floß reicher Verdienst zu. Unter den H ochm eistern Karl Beffart von Trier, W erner von Orseln, Luderus von B raunschw eig tobte der Kampf an den Grenzen g egen die Polen und Littauer und erst unter dem letztgenannten nahm die Pflege von Kunst und W issenschaft in des O rdens H aupth au s einen erfreulichen Anfang. Meister Dietrich von Alten­ b urg erst konnte für den A usb au und die V erschön eru ng der M arien burg Zeit und Mittel gew innen. Er ließ die Hauptkirche verlängern und unter dieser V e rlän gerun g die „St. A n nenkapelle“ als T otengruft der Hochmeister anlegen. Ursprünglich schloß die Kirche mit dem Viereck der H ochburg, da sie nu r für den gew öhnlichen.

(11) —. 7. —. Konvent bestimmt war. Unter den neuen Verhältnissen erwies sie sich als zu klein; die V erlän g eru n g springt nach Osten vor. Ein hoher T urm zur K rönung des Ganzen w urde errichtet und in einer Nische des N eu­ baus das m ächtige und w und erb are Standbild der Schutzpatronin des Ordens, der Ju n gfrau Maria, mit dem Jesuskin de aufgestellt. In der V orburg w urden neue W irtschaftsgebäude erbaut, so ein großes vier­ stöckiges K ornhaus und dem Hochschloß geg en ü b er eine feste Pfahlbrücke über die Nogat. Zur S icherung dieses U eberganges wurde das schöne Brückentor mit zwei m ächtigen starken W e h rtürm en errichtet. Alle diese V erän derun gen verliehen der B urg nicht nur erhöhte Festigkeit, sondern v erm ehrten auch ihren Glanz und hoben sie aus der Zahl der übrigen O rd e n s­ bu rgen weit hinaus. Zur H ebu ng der Städte tru g es ungem ein bei, daß Dietrich von Altenburg die Innungen und Zünfte einrichtete. Unter Meister W i n r i e h v o n K n i p r o d e , dessen Regierungszeit als das goldene Zeitalter des deutschen Ritterordens bezeichnet wird, sah die M arienburg viel glänzende Feste. Der kraftvoll geführte Kampf g eg e n die Littauer führte zu w ieder­ holten Malen viele edle H erren aus Deutschland, Frankreich und E ngland nach der M arienburg, wo ihnen zu Ehren prächtige Feste veranstaltet wurden. Im J a h r e 1360 beherbergten die M auern M arienburgs auch w ährend eines Zeitraum es von 6 W ochen des O rdens größten Feind, den Littauerfürsten Kynstud, der in der Schlacht bei Kauen in die G efang en­ schaft geriet und in der B urg in Haft gehalten wurde, bis er mit Hilfe des ihm zur Bedienung gegebenen Kam m erdieners Alff, eines getauften Littauers, entfloh. Trotz der unaufhörlichen Kriegswirren, trotz pest­ artiger Krankheiten fand Winrich noch Zeit zur H ebu ng des Landes. Von hoher B edeutung für die W e hrhaftig­ keit des Volkes war die Einrichtung der S chützen­ gilden (1354). In M arienbu rg richtete er eine lateinische.

(12) Schule ein, berief Gelehrte aus Deutschland und Italien, die den O rd en sbrü dern Vorlesungen halten und sie zu praktischen Uebungen anleiten m ußten, so daß hier eine förmliche Rechtsschule entstand. Wie die Macht des Ordens, so sank auch nach Winrich langsam der Glanz der M arienburg. Der Anfang des 15. J ah rh u n d erts brachte unter dem Hochmeister Ulrich von Ju n g in g e n die großen Kriege mit Polen und den verbündeten Littauern, die des O rdens Macht brachen. Auf dem Schlachtfelde von T an n e n b erg sank die Blüte der Ritterschaft ins G rab; der Hochm eister sühnte seinen stolzen W a g e m u t mit dem Tode. Da w a r es der K om thur von Schwetz, Heinrich von Plauen, der entschlossen und kühn mit ru hig er B esonnenheit und u n b eu g sa m e r W illensstärke den O rden vom völligen U n terg ang e rettete. Mit richtigem Blicke erkannte er, daß es vor allem galt, des O rdens H aupthaus zu halten. Mit seiner kleinen S ch ar eilte er vorwärts, nahm die schw achen Besatzungen der O rd e n shäuser auf seinem W ege, die doch nicht zu halten waren, mit sich und richtete in der M arienburg un g esä u m t alles zur V erteidigung ein. Da mit der g ering en Be­ satzu n g eine V erteidigung der S tadt unm öglich w ar, ließ er, um dem Feinde den festen Stützpunkt zu nehm en, die Stadt niederbrennen, nachdem die B ürger mit ihrer wertvollsten Habe in der Vorburg Aufnahme gefunden. N u r die Johanniskirche, das Rathaus und etwa drei W o h n h ä u ser boten dem verherenden Elem ente Trotz. Die Brücke über die N ogat w urde bis auf den Grund abgebrochen, nachdem aus den jenseitigen Höfen Vieh und Nahrungsm ittel in die B urg geschafft worden. Plauen verfügte über fast 5000 Streiter, von denen 2000 zur V erteidigung der oberen B urg unter seinem persönlichen Befehl, 2000 unter dem Befehl seines Bruders zur V erteidigung der mittleren B urg und 1000 Mann mit den wehrhaften M ännern aus der S tadt und den W erdern den Schutz der V orburg ü b er­.

(13) —. 9. —. nehm en sollten. Der Polenkönig hatte gehofft, leichtes Spiel mit der B urg zu haben, aber die Umsicht Plauens, die Tapferkeit seiner Krieger, deren Mut er im mer neu zu entfachen wußte, ließen ihn nicht eine Mauer, nicht einen Graben für die Dauer gewinnen. Nach zwei Monaten m ußte er die B elagerun g aufgeben und zog mit seinem Heere, das durch den Kampf durch H u n g e r und Seuchen fast aufgerieben war, in sein Land zurück. Zwei J a h re hatte der Meister zu schaffen, bis die Schäden, die die B elagerung an der B urg verursacht hatte, ausgebessert waren. Namentlich hatten die G em ächer des Hochmeisters von den Geschossen der Feinde gelitten, sodann auch die Vorburg. Gleichzeitig w ar der Meister den B ürgern beim Aufbau der Stadt behilflich. Auch unter ihnen hatte der Tod reiche Ernte gehalten; ihre Zahl w ar erst nach Ablauf von sechs Jah ren ann äh ernd die gleiche, wie vor der Be­ lagerun g; den alten W ohlstand erlangte die S tadt nie mehr. Die Instandsetzung der Burgen, die A nw erbung neuer Söldnerscharen erforderten viele Mittel, die nur im Lande aufgebracht werden mußten. Es w ar nicht zu vermeiden, daß die Eintreibung neuer Steuern in dem verarm ten Lande nur mit einer gewissen Härte geschehen konnte. Das erzeugte Unzufriedenheit bei den Bewohnern, besonders bei den Edelleuten. Die eingeschränkte L ebenshaltung und die S trenge des Meisters verbitterte die Ordensritter, die von den Zeiten des Glanzes her an eine laxere Befolgung der O rdensregeln g ew öh nt waren. So kam es, daß die e h r­ w ürdigen M auern der Burg eine H a ndlung erlebten, die einen unauslöschlichen Flecken im Ehrenschilde des deutschen Ritterordens bildet. Am St. Burchardstag e (11. Oktober) 1413 sprach das Ordenskapitel die A m tsentsetzung P lauens aus. Der Mann, der in der Zeit, als alles stürzte, wie ein ragender Fels im brand end en M eer gestanden und mit Aufbietung seiner.

(14) —. 10. —. ganzen Kraft den Orden vom unvermeidlichen Unter­ g ä n g e gerettet hatte, er w urde für u nw ürd ig zur weiteren B ekleidung des M eisteramtes erklärt und in die V e rb an n u n g geschickt. Dieser würdelose V o rg a n g zeigt aufs deutlichste den N ied e rg an g des Ordens, zeigt, daß seinen Gliedern nicht m eh r die sittliche Kraft innewohnte, die ü b ern om m ene Mission in dem eroberten Lande zu erfüllen. M i c h a e l K ü c h m e i s t e r v o n S t e r n b e r g , dessen Neid und Ehrgeiz hauptsächlich den Sturz Plauens herbeigetührt, erntete bald den Lohn für seine T re u ­ losigkeit und Verräterei. Die Polen fielen wieder ins Land und kam en es verwüstend bis vor die Tore Marienburgs. Eine B elagerung w a g te König Jagiello im Hinblick auf die hier erlittene D e m ü tig u n g und auf die von Plauen hergestellten neuen Befestigungen nicht, sondern zog raubend und sengend durch d as Kulmerland wieder zurück. Mißwachs und S euchen verheerten das Land, und des O rdens Mittel erschöpften sich völlig. Im Frühling des J a h re s 1422 legte der Meister freiwillig die einst so heiß begehrte W ü rd e ab. Unter seinem Nachfolger Paul von Russdorf g e lan g es durch kluge Friedenspolitik etwas die trostlosen Verhältnisse im O rdenslande zu bessern. Einige gün stige J a h re steuerten bei der hohen F ruchtbarkeit des Landes der entsetzlichen Not und füllten die Speicher der O rd e n sh äu ser mit Vorräten an Korn, die Ställe mit Vieh. Um diese Zeit setzten aber and ere Einflüsse ein. die das O rden sregim ent untergruben. Unter K üch­ meister von S ternberg w ar aus dem Landadel und den Vertretern der Städte ein „L an d esra t“ gebildet worden, der bei allen wichtigen E ntscheidungen des Konvents gehört w erden sollte. Je schw ächer das O rdensregim ent in sich durch Neid und Zwietracht, durch Unbotm äßigkeit und Zuchtlosigkeit der Brüder wurde, desto m ehr erstarkte der Landesrat und trat schließlich als prinzipieller G egn er der O rdensherrschaft geg en über. Auf den Tagfahrten brachte er die Klagen.

(15) —. 11. —. über die W illkür und die Uebergriffe der O rdensgebietiger vor; der Meister w ar zu ohnm ächtig, um Abhilfe zu schaffen. Da schlossen die B ürgerm eister der Städte auf der T ag fah rt zu M arienw erder im J a h r e 1440 unter sich zum Schutze ihrer Freiheit, zur Hut ihrer Gerechtsam e und zur Abhilfe ihrer Be­ schwerden den P r e u ß i s c h e n B u n d . Der Meister hatte vergebens sich bem üht das Z ustand eko m m en des Bundes zu verhindern: der vollendeten Tatsache g e g e n ü b e r mußte er sich fügen und den Bund bestätigen. Mit ihm billigten ein Teil der Gebietiger die neue Organisation, w ährend ein anderer sie für ein schnödes Verbrechen an des O rdens alten Rechten und Privilegien ansah. Somit erhielt auch auf diese W eise die Zwie­ tracht und T re n n u n g unter den O rdensbrüdern neue N ahrung. Die S t a d t M a r i e n b u r g w ar dem Bunde erst beigetreten, nachdem der Meister ihn g e n e h m ig t hatte. In der Folge w ar M arienburg meistens der V ersam m lungspunkt, von welchem aus man durch Sendboten die Ansprüche des Bundes und des O rdens zu vereinigen suchte. Der edle, von den besten Absichten erfüllte Meister verm ochte nicht ein Einvernehm en zwischen den streitenden Parteien zu erzielen. Krank und gebrochen legte er im J a h r e 1441 seine W ürde ab. K o n r a d v o n E r l i c h s h a u s e n , sein Nachfolger, w ar der geeignetste M ann in dieser schweren Zeit, um dem Ansehen des M eisteram tes einige G eltung zu ver­ schaffen. Bei seiner W ahl aber leisteten die Glieder des Preußischen Bundes nicht wie bisher dem Orden, sondern nur dem Meister den Huldigungseid. Des Meisters weisem W alten g e la n g es wohl, das Ver­ trauen der F ü h re r des Bundes zu gew innen und dessen schroffe S te llung na hm e g eg e n das O rden sregim ent abzuschwächen, aber ein Teil der Kom thure und O rdensritter vereitelte durch unkluges Verhalten die beg onn en e Abspitterung vom Bunde, und das erwachte M ißtrauen führte zu noch festerem Zusam m enschluß..

(16) —. 12. —. Trotz der W a rn u n g des im J a h re 144^ hinscheidenden Meisters w urde vom Ordenskapitel des Verstorbenen Bruder L u d w i g v. E r l i c h s h a u s e n gew ählt. Bei seiner Wrahl w urden besonders vom Deutschmeister trotzige Reden gehalten, nach denen das störrige Volk mit Gewalt zum G ehorsam gezw ungen werden solle. M ehrere Städte u. a. Neustadt, T horn, Konitz und M arienbnrg sagten sich vom Bunde los, die anderen Mitglieder, vor allem die Ritter des Landadels schlossen sich noch fester zusam m en. Der Bund w agte es sogar, eigen m ächtig Steuern und Auflagen zu erheben, teils zur Bestreitung des Kostenbetrages für seine häufigen Gesandtschaften, teils zur V orbereitung auf die Zeit, wo statt des W ortes zur B ehauptung seiner Rechte das Schwert ergriffen werden müsse. Auch ein Gesuch um Hilfs und Beistand w urde an den König von Polen g e r ic h te t wo es geneigtes G ehör fand. Diesen S tu rm ­ zeichen g eg e n ü b e r blieb der Orden nicht untätig. Die Burgen im Lande, besonders auch das H aupthaus wurden ausgebessert und in V erteidigungszustand g e ­ setzt. Die Stadt M arie nb urg ließ sich bereit finden, dem Orden ein Darlehen von 4000 gute M ark gegen V erpfändung der Höfe W a rn a u und Kalthof und des Dorfes V og elsang zu geben. Des Kaisers Schieds­ spruch, der g eg e n den Bund ausfiel, brachte den Stein ins Rollen. Das J a h r 1454 sah das gan ze Land in voller K riegsbew egung. Wie der Orden, so riefen die Verbündeten aus Deutschland und Böhm en S öldner­ haufen herbei, und bereits im F e b ru a r w urde durch die F ü h rer des Bundes, an deren Spitze H ans von Baisen stand, das Land P reußen der Krone Polen zu­ gesprochen. Am 6. F eb ru a r sagte der Bund dem Meister und dem Orden G ehorsam und T reue auf, und am 7. F eb ru a r fiel bereits die B urg T horn als erste in die Gewalt der Verbündeten. Binnen w eniger W ochen waren fast alle O rdenshäuser, die mit Mann* schaft schlecht versorgt w aren, in ihren H änden; nur Stuhm und M arienburg und die Städte M arienburg.

(17) —. 13. —. und Konitz blieben dem Orden treu. Vergeblich suchte der Meister jetzt einzulenken und versprach B estätigung des Bundes, der Freiheiten und Rechte; am 27. F eb ru a r belagerten 6000 Mann aus Danzig die Burg von W esten und Norden und ein anderes Heer der Ver­ bündeten,, verstärkt durch Polen und böhm ische Söldner lagerte bei Willenberg. In dieser Not stand die Stadt M arienburg treu zum Orden. Mit Hilfe der waffentüchtigen B ürger g e la n g es, die B elagerer in Schach zu halten, ihr Heer durch glückliche Ausfälle zu schw ächen und es auch von energischer B elag e ru n g der Burg S tuhm abzuhalten. Im Mai zog der Polen­ könig Kasimir selbst mit einem 10000 Mann starken Heere herbei, im Juni kam ein gleich starkes von Danzig her, aber dank ihrer geschätzten Lage nach Westen und Norden, dank der Treue und Tapferkeit der M arienburgischen Bürger, an deren Spitze der wackere B ü r g e r m e i s t e r B a r t h o l o m ä u s B l u m e stand, kam die Burg nicht in Gefahr. Durch w ieder­ holte Ausfälle der Belagerten unter der Leitung des kriegsgew andten Ordensspittlers H e i n r i c h R e u ß v o n P l a u e n w urde das Heer der Danziger aufge­ rieben. Der Polenkönig, der mit einem Heere von 40000 Mann Konitz zu gew innen trachtete, wurde am 17. Septem ber von dem kleinen O rd en sheer völlig g e ­ schlagen. Da gab auch das Heer der Verbündeten vor M arienburg die B elagerung auf und zog schleunigst davon. Da aber kam das Verderben von anderer Seite. Die zahlreichen Söldnerhaufen, die der Orden herbeigezogen, drängten auf Bezahlung; aber die Kassen w aren leer, das Land ringsum geplündert und beraubt; des Meisters Bitten um Hilfe aus Liefland und D eutsch­ land w aren erfolglos und so ward Ludwig von Erlichshausen gez w u n g en am 9. O ktober 1454 den S öld ner­ führern das H aup thaus M arienburg sowie alle Burgen, S tädte und Lande für den rückständigen Sold zu ver­ pfänden. Bis nächstko m m ende Fastnacht sollte die vollkomm enste Bezahlung erfolgen. Trotz aller Be­.

(18) —. 14. —. m ü h u n g en g e lan g es nicht, die Gelder aufzutreiben, auch nicht bis zum 23. April, bis zu welchem T ag e auf des Meisters Bitten die Frist verlängert worden war. Am 2. Mai 1455 m ußte der H ochm eister den Söldnerhauptleuten, an deren Spitze der Böhme U l r i c h C z i r w e n k a von Ledetz stand, die Schlüssel zu den Toren der Burg übergeben und m eh rere der wichtigsten und schönsten G em äch er zu ih rem G e b rau c h eeinrä u m e n. Der Meister w a r n u n m eh r ein G efangener, die H a u p t­ leute schalteten in der Burg und im Lande nach Be­ lieben. W enn auch durch die B em ühungen des u n er­ müdlichen Spittlers die Frist der völligen U ebergabe im m er wieder hinausgeschoben wurde, am 15. August 1456 verkauften die Hauptleute alle von ihnen besetzten B urgen und Städte an den P olenkönig für den Preis von 436000 Gulden. Im F rü h jah r 1457 kam König Kasimir mit einem m ächtigen Heere ins Land und hielt seinen glänzenden Einzug in Danzig. Am Pfingstfeste w urde die M arienburg, Stadt und Schloß, den Polen übergeben. Am 6. Juni, nach vielen Dem üti­ g u n g en und M ißhandlungen w urde der Meister aus dem einst so stolzen Fürstensitze vertrieben und von polnischen Knechten nach Konitz geleitet, von wo er später nach Mewe zurückkehrte und von hier in einem F ischerkahn nach K önigsberg entkam. Am 7. Juni 1457 zog Kasimir in M arienburg ein, zwei T a g e darauf m ußten B ürgerm eister B a r t h o l o m ä u s B l u m e , der g e sa m te Rat, das S chöppengericht und die a n g e ­ sehensten B ürg er der Stadt dem. Könige huldigen. Zum Statthalter mit dem W ohnsitz in der M arienburg w urde H a n s v o n B a i s e n ernannt. In der Brust des edlen Blume aber glühte die Liebe zu der rechtm äßigen H errschaft des Landes, lebte echt deutsches Fühlen und brannte der Zorn über das schurkische Treiben der Polen, die allen V er­ sp rechungen zum H ohne mit W illkür und Ueberm ut im Lande hausten. Er setzte sich mit B e r n h a r d v o n Z i n n e n b e r g in V erbindung, der die Feste.

(19) —. 15. —. S tuhm mit einer ansehnlichen Streitmacht besetzt hielt. Beide M änner schmiedeten einen Plan zur Befreiung des O rdenshaupthauses. Aus den anderen O rden s­ burgen zogen sie V erstärkungen herbei und am 27. S ep­ tem ber 1457 erschien Z innenberg mit 12000 M ann vor M arienburg, das ihm willig die Tore öffnete. Die g e ­ plante U eberrum pelung der Burg aber g e la n g nicht. Zinnenberg zog ins W erder und späterhin ins Kulmerland, w ährend M arienburg den Angriffen der erbitterten Feinde preisgegeben war. Vom Schloß aus erfolgten heftige Angriffe auf die Stadt und der ergrim m te König schickte ein Heer, das die Stadt von Süden und Osten belagerte. Alle Bitten der bedrängten B ürger um Hilfe beim O rdensm eister und den Hauptleuten blieben fruchtlos. Vom 17. A ugust bis 10. O ktober befehligte der Polenkönig persönlich das 40000 Mann starke B elagerungsheer. Da die W achsam keit und Tapfer­ keit der Belagerten iedoch jeden wesentlichen Erfolg vereitelten, schloß er mit dem Hochm eister einen Waffenstillstand. Derselbe führte iedoch nicht wie m an gehofft zum entgiltigen Frieden. Die B elagerung der unglücklichen, von allen Mitteln entblößten Stadt w urde im F rü h ja h r 1460' mit allen Kräften wieder aufgenom m en. Um der Stadt jede Möglichkeit der Zufuhr von Lebensmitteln zu nehm en, w urden auf der Südseite von der N ogat bis zur Mittelmühle starke Basteien errichtet und die Schiffahrt auf der N ogat durch ein ­ g eram m te Pfähle erschwert. Als die Not in der Stadt bereits den höchsten Gipfel erreicht, b egan nen die B elagerer die S ta d tm a u er an der Nogat, die auf einem großen Bogen ruhte, wie ihnen durch einen V erräter kund gew orden, zu untergraben, gleichzeitig legte m an vom Schlosse aus einen unterirdischen G a n g nach der S tadt an. So von beiden Seiten bedrängt, entschloß m an sich endlich zur Uebergabe. Am 6. A u g u s t wurden die B edingungen unter welche sie erfolgen sollte, festgestellt. Sie w aren für die.

(20) —. 16. —. Stadt verhältnism äßig günstig. Allen denen, die an dem Verrate und an der U ebergabe der Stadt in des O rdens Gewalt nicht schuldig befunden seien, w urde Sicherheit ihres Lebens und ihrer H abe zugesprochen und M arienburgs Bewohnern die V ersicherung und B estätigung ihrer Freiheiten und G erechtsam e von Seiten des Königs verheißen. Die U ebergabe erfolgte ohne Vorwissen der B esatzung der Stadt und ihres Bürgermeisters. Am 7. August zogen die B elagerer in die Stadt. Der tapfere H a u p t m a n n T r o z e l e r ward mit 14 Kriegsleuten, 3 O rdensbrüdern und deren Knechten ergriffen und dem Kerker übergeben, wo sie nachm als jäm m erlich starben. Der wackere B a r t h o ­ l o m ä u s B l u m e aber ward in einem T u rm der Stadt gefangen gesetzt und am 8. A u g u s t 1460 mit seinen beiden Kum panen enthauptet, sein Leichnam w urde zerstückelt und die Teile an den Toren des Schlosses und der Stadt aufgesteckt. L än ger als drei Jah rh u n d erte blieb W estpreußen und mit ihm Burg und S tadt M arienb urg unter pol­ nischer Herrschaft. Aus dieser langen Zeit weiß die Geschichte keine Lichtpunkte zu vermelden. N ur von Mißwirtschaft, B edrü c k u n g und A u s sau g u n g weiß sie zu berichten. W äh rend das reiche Danzig gestützt auf ‘seine Machtmittel, die ihm der blühende Handel und die Zugehörigkeit zur gefürchteten Hansa, sich seine U nabhängigkeit bew ahren konnte und w ährend dieser Zeit zu hoher Blüte gelangte, vermochten die anderen Städte des O rdenslandes sich nicht zu erholen. F ü r die Stadt M arienburg w ären die V orbedingungen zu neuem Aufschwünge wohl gegeben. Da die B urg der Sitz des polnischen Statthalters wurde, eine starke Besatzung erhielt und zu Zeiten die polnischen Könige in ihren M auern beherbergte, g ab es auch in der Stadt regen F rem d env erk ehr und lebhaften Handel. Aber niem and w ar unter dem polnischen Regim ent seines Erw erbes sicher. Die ewige Geldnot des Königs.

(21) —. 17. —. und seiner Großen führte zur Erpressung, die stete Rechtsunsicherheit lähm te jede frische Tatkraft. Wie alles unter der polnischen Herrschaft verfiel, so auch die Burg. Der Hochmeisterpalast w urde als Residenz des Königs in leidlich gutem baulichen Zu­ stande erhalten, und die Einkünfte einiger Güter der N iederung waren hierfür bestim m t; in den übrigen Teilen aber hauste die rohe Besatzung in barbarischer Weise. Die hohen gewölbten R äum e w aren ihnen gew iß zu unwohnlich, deshalb teilten sie durch Balken und Bretter sich kleinere Verschlage ab. Dabei wurde das M aßwerk zerstört, die W ölbungen teilweise a u s ­ gebrochen. Von der Zügellosigkeit und Rohheit der polnischen B esatzung gibt ein Vorfall aus dem Jah re 1623 ein charakteristisches Bild. In diesem J a h re besuchte König S igism und III. die M arienburg, und w ährend seiner Anwesenheit w urde die 1 lochzeit des jungen edlen Scepanski aus dem Gefolge des Königs mit einer Hof­ dam e der Königin im Schlosse gefeiert. In der Nacht begaben sich die von dem wüsten Zechgelage ver­ wilderten Soldaten und Diener in die H ochm eistergruft der St. A n n e n - K a p e l l e , durchwühlten die S teinsärge nach Kostbarkeiten, zerrten die Gebeine der Hochmeister heraus, beraubten sie ihrer G ew änder und warfen sie in den B urggraben. Im J a h r e 1626 eroberte der Schw eden kön ig Gustav Adolf ohne M ühe die nie vorher besiegte Burg. Am 17. Juni erschien er vor der Stadt. Diese hatte nur eine B esatzung von 40 Soldaten und mußte deshalb am 18. übergeben werden. Die 300 M ann starke, aus Heiducken und neugew orbenen Deutschen be­ stehende Besatzung des Schlosses hatte nicht nur wenig Lust zur Verteidigung, sondern w ar auch mit Proviant und Kriegsnotwendigkeiten so schlecht ver­ sehen, daß eine G e gen w eh r zwecklos war. Ein Chronist „Es haben zw ar die vom Schlosse die Stadt den Grundt schissen wollen, auch ein groß.

(22) —. 18. —. Stück Geschütz auff die Stadt gerichtet, dasselbe losgebrennet, ist aber, weil es zu stark geladen, in Stücken gesp ru ngen . Der S chloßhauptrnann Sosnow sky hatt sich zwar mitt vielen jesuitter und den Kaplan in den Oberstock — hohes H aus — begeben, aberst entliehen sich ergeben. Sosnow sky ist gefänglich geno m m en und nach Elbing geschickt worden, die pfaffen aber hatt der König das Landt zu räu m en befohlen, wie auch g esc h eh en .“ Die Befestigungen der B u rg waren jetzt derart, daß die schwedischen Soldaten ohne A nstre n g u n g die M auern erklettern konnten. Der S ch w edenk ön ig er­ achtete dieselben deshalb auch für v e rte id ig u n g su n ­ fähig und ließ unter den M auern von M arienburg gegen das kleine W e rd er ein verschanztes L ager von 9000 Mann anlegen und von der Nogat bei W illenberg ab im Halbkreis um die Stadt bis zum G alg e n b erg mit Schanzen und Dämm en, mit guten „Redutten, H orn­ w erken und R etranchem enten“ durch die Soldaten um geben. Die F ried ensverhandlun gen wurden im Schlosse M arien burg geführt, der F ried ensvertrag am 9. S e p ­ tem ber 1635 zu Stuhm sdorf abgeschlossen. Marienb ü rg fiel an Polen zurück; am 26. Septem ber empfing der Kronfeldherr im N am en des Königs hier die Hul­ digung, am 10. F e b ru a r 1636 kam König W ladislaw persönlich hierher. Die Stände beantragten zwar auf dem L andtage 1636 mit Hinweis auf den schlechten V erteidigungs­ zustand, „daß der Bau des M arienb urg er Schlosses befördert w e rd e “, und im Jah re 1637, „daß das Schloß befestigt und mit einer Besatzung versehen w e rd e “, aber diese A nträge blieben unbeachtet. Im J a h re 1644 w urde das Dach des Hochschlosses durch die Fahrlässigkeit eines Büchsenm eisters, der beim Böllerschießen von den Zinnen die brennende Lunte achtlos bei Seite geworfen, ein Raub der Flam m en..

(23) —. 19. —. 66 J a h r e blieb der Bau ohne Bedachung stehen, au s­ gesetzt allen Unbilden der W itterung, erst König A ugust II. ließ im J a h re 1710 das Dach wieder hersteilen. In diesem J a h r e residierte der König m ehrere Monate mit seiner Geliebten, der Gräfin Cosel in dem Hochmeisterpalaste. Im J a h re 1650 erhielten die Jesuiten die Erlaubnis, zwischen M arienkirche und Bartholom äuskapelle ein neues Jesuitenkollegium zu erbauen. Dieser unschöne 2 resp. 3 Stockw erke hohe Bau, der mit der M arien­ kirche durch einen G a n g verbunden war, tru g zur V erunzierung des Bildes wesentlich bei. Er hat bis zum Beginn der letzten Restauration gestanden und w urde als L an d w ehr-Z eu ghaus benutzt. Unter den Fenstern des Konventsrem ters an der Südwestecke des Hohen H auses bauten die Jesuiteu ein kleines, zwei­ stöckiges F achw erkhaus, in der sie eine Anfangsschule errichteten. Auch an der Nordwestecke hatte ein Starost ein niedriges G ebäude aufführen lassen und so den W eg vom Schloßhofe nach der Stadt verlegt. Dafür w urde der Verkehr jetzt über den O stparcham und durch die Annenkapelle geleitet. Dieser würdige Raum w urde noch weiter verstümmelt, dadurch, daß der vorletzte Starost hier ein gew ölbtes E rbbegräbnis hinein baute und dann den D urc h g an g durch die ver­ größerten Kapellenfenster vermittelst einer Brücke über dieses Gewölbe hinwegführte. Auch der zweite schwedisch-polnische Krieg (1654 — 1660) hatte vorwiegend W estpreußen zum S ch au ­ platze. Der groß e Kurfürst, der zunächst auf Polens Seite stand, kam im J a h re 1655 selbst nach M arien­ bu rg und legte hierher eine starke Besatzung. Er selbst zog nach Königsberg hinauf. General Steenbock begann am 14. F eb ru a r die B elagerung der Burg. Dieselbe verteidigte sich tapfer, m ußte aber nach dem Tode des O b e rkom m and anten Ludwig W eiher wegen Mangel an Munition übergeben werden. Die zu Hilfe gesandten 2000 Danziger kam en zu spät. Noch in.

(24) —. 20. —. demselben J a h re löste der große Kurfürst seinen V ertrag mit Polen und schloß sich den Schweden an. Im J a h re 1659 vom 12. Juni bis 30. Septem ber hatte die M arienburg wiederum eine B elagerung durchzum achen, aber die Polen konnten gegen die von den Schweden unter Lorenz von Leide gut verteidigte und besser be­ festigte B urg und Stadt nichts ausrichten. W ährend dieser ganzen Zeit w a r das große W erd er ein großer Kriegsschauplatz, besonders am Danziger Haupt, w o­ selbst ein stark befestigtes Lager errichtet worden, w urde hart gekämpft. Infolgedessen w aren die W erd er derm aßen ausgesogen, daß selbst die Soldaten Pferdeund Katzenfleisch essen mußten. Das J a h r 1660 brachte durch den Frieden zu Oliva auf einige Zeit Ruhe, doch der unaufhörliche Streit um die Krone Polens brachte bald neue Unruheu. Im Jah re 1696 w a r der Kurfürst Friedrich August von Sachsen zum Polenkönige gew ählt worden. Ein Teil der Starosten w ar gegen diese Wahl und hatte in dem französischen Prinzen Conti ihren Kronkandidaten. Zu diesen g e ­ hörte auch der Starost von M arienburg, Dzialynski. Er wollte das Schloß nicht an Friedrich A ugust ü ber­ geben und die Stadt, die zu dem gew ählten König stand, zwingen, den Prinzen aufzunehmen. Deshalb w urde eine B esatzung von 1000 sächsischen Kürassieren nach M arienburg gelegt. In den J ah ren 1698 und 1703 kam der König selbst nach M arienburg. Inzwischen w ar der dritte schwedisch-polnische Krieg ausgebrochen. Der jugendliche König Karl XII. hatte in unwiderstehlichem Ungestüm D änem ark und Rußland besiegt, den P olenkönig bei Pultusk geschlagen und w a r über Thorn, das er fast g anz z u sa m m e n ­ schießen ließ, nach M arienburg und Elbing gekom m en. Auf sein Betreiben w urde Friedrich August entsetzt und Stanislaus Lesczynski im J a h re 1705 in W arschau zum Könige gekrönt. Doch die Konföderation von S end om ir hielt treu zu Friedrich August. Im Herbst 1705 schickte diese Partei ein Heer von 5000 Mann.

(25) —. 21. —. unter Chom entowski nach M arienbu rg; die nur schwache schwedische B esatzung w urde niedergemetzeli, Stadt und Um gegend gebrandschatzt. Diese B randschatzung dauerte w ährend der nächsten J a h r e fort; Schweden, Polen und Russen wechselten sich hierin ab; durch unm enschliche M ißhandlungen preßten sie den unglück­ lichen Bewohnern das Letzte ab. Vom 6. Juli bis zum O ktober 1708 hielt König Stanislaus Hof in der M arienburg. Auf die inständigen Bitten des Rats, die Lage der Stadt zu lindern, hatte er nichts zu erwidern, als daß er selbst in größter V erlegenheit sei. Das J a h r 1709 brachte neue Ge­ fahren. Karl XII. w ar bei P ultaw a geschlagen worden und hatte sich nach der Türkei geflüchtet, Infolge­ dessen erhielt die Partei des Königs August wieder die O berhand. Ein H eer von 4000 M ann kam nach dem W e rd er und nahm am 16. März auch das nur ung en ü g e n d besetzte Schloß. In der Stadt aber w aren die B ürger unter Waffen getreten, deshalb ließen die Polen von einem Angriff g eg e n die S tadt ab und zogen sich zurück. Am 15. O ktober aber nahm en die A n h ä n g er A ugust’s Schloß und Stadt ein und der sächsische Bevollmächtigte Goltz machte mit sächsischen Truppen dem Unwesen der Polen in den W erdern ein Ende. Er sorgte zunächst auch für die Instand­ setzung der Befestigungen, ließ die Wälle höher, die Gräben tiefer m achen, reparierte die Schleusen, um die Schloßgräben unter W a sser zu setzen. Dreihundert Leute aus den W erdern w aren bis in den W inter mit diesen Arbeiten beschäftigt. Die Kosten hierfür m ußte die Stadt aufbringen. In die völlig ausg e so g en e und entvölkerte Stadt zog w ährend des W inters ein noch unheim licherer Gast ein, die Pest, und raffte etwa 1500 Menschen dahin. Es würde zu weit führen, die w ährend des nächsten J ahrzehnts wechselnden T rup pendu rchzüg e und die dam it verbundenen B randschatzungen alle zu ver­ zeichnen. Das J a h r 1721 brachte endlich den Frieden,.

(26) —. 22. —. aber B u rg und Stadt lagen verwüstet und verödet, und für die Geschichte des Schlosses brachten die nächsten J a h rzeh n te nichts bemerkenswertes. Bei der e r s t e n T e i l u n g P o l e n s am 5. August 1772 fiel das ehem alige O rdensland mit A usnahm e der Stadt Danzig an die Krone Preußen. Am 14. Septem ber desselben J a h re s rückten Truppen des „großen K önigs“ in die Stadt ein und die „polnische“ Wirtschaft hatte ein Ende. Gesetz, Recht und O rd n u n g zog jetzt in die Lande ein, wo so lange Willkür. Rechtlosigkeit und Zuchtlosigkeit g eherrscht hatten. Doch ob auch für das Land und seine h eru ntergek om m en en B ewohner jetzt eine bessere Zeit anbrach, für die B urg erschien eine solche noch nicht. Es kam niem andem der Ge­ danke, das ehrw ü rdig e Bauwerk in altem Glanze er­ stehen zu lassen, und wenn auch ein solcher Gedanke aufgetaucht wäre, wo hätten die Mittel herkom m en sollen für ein solches U nternehm en, Das Elend in dem neuerw orbenen Lande w a r so gewaltig, daß es der größten A n stre n g u n g bedurfte, um ihm einiger­ maßen zu steuern, Das alte O rdensschloß sollte auch mit beitragen zur G esu n d u n g der Verhältnisse. M arien­ bu rg erhielt ein R egim ent als B esatzung und der große Konventsrem ter diente ihr als Exerziersaal, die daneben liegende große Konventsküche als Pferdestall. Meisters großen Remter richtete m an für W eberwerkstätten ein und das Hochschloß diente als Kaserne, das m an für diesen Zweck vorteilhafter einzurichten trachtete, indem m an die Gewölbe zertrüm m erte, die hohen Räume d urchw eg durch Holzböden trennte und zu M annschafts­ stuben einrichtete. M an wußte schlechterdings mit dem alten G em äuer nichts besseres anzufangen. E i c h e n ­ d o r f f sagt: „Es kam die Zeit jenes philisterhaften Utilitätssystems, welches keinen Wasserfall duldete, wenn er nicht w enigstens eine Mühle trieb, das die Schönheit als einen sehr überflüssigen Schnörkel der sogenannten öffentlichen Wohlfahrt begriff, und dem aller Genius, weil er sich nicht sofort dem klappernden.

(27) —. 23. —. R äderw erke der Staatsm aschine hinderlich im W ege sta n d .“. applizierte,. überall. Von welchem Umfange die Um bauten sein sollten, zeigen nachstehende Mitteilungen Marschalls in seiner Schrift „Das hohe oder rechte Haus der M arie n b u rg “ : „Die V oranschläge zur E rb a u u n g einer neuen Kaserne waren schon im W inter 1772/73 in Höhe von 3687QThh\, wozu noch 7027 Thlr. zur Anschaffung von UtensilienStücken. 2971 Thlr. zum Aufbau eines neuen Lazareths kam en, vom Kriegsrat Lilienthal g em ac h t und im Laufe des F rü hjahrs vom Könige g e n e h m ig t worden Es wurde eine besondere Baukommission ernannt, an deren Spitze der Bauinspektor Stoppelburg stand. Am 3. Juli 1773 begann der Bau mit 24 Zimmerleuten, 32 M aurern und 42 Arbeitsleuten; aber im August wird diese Zahl fast verdoppelt, sodaß der Leutnant Raabe nebst zwei Aufsehern zur B eaufsichtigung a n ­ gestellt werden muß. Unterm 11. . Septem ber 1773 berichtet General von Krockow an die Königliche Kam m er: „er habe gehofft, daß die Kaserne noch in diesem J a h re fertig werden würde, daß aber jetzt n u r die erste Etage logeable werde, die er noch für den W inter mit M an n­ schaften zu belegen g eden ke und daher an die An­ schaffung der übrigen Utensilien erin nere.“ Unterm 18. Septem ber 1772 berichtet Kriegsrat Lilienthal, „daß die größte Schwierigkeit die Durch­ brechung der Fenster durch die entsetzlich dicken und harten M auern sei, von denen er schon annehm en kann, daß jedes 10 Thlr. kostet, bis es in O rd n u n g kommt, wodurch die Zeit und vieles Geld verw andt wird, zugeschweige, daß m an nicht g e n u g Sorgfalt anw enden kann, soviel von den M auern zu conservieren, als zu der Unterstützung eines so ungeheuern S tein­ klum pens beizubehalten nötig ist. Am 1. O ktober des­ selben J ah res klagt er, daß die D urc h h au u n g der Fenster eine unbeschreiblich schw ere Arbeit sei, indem.

(28) —. 24. —. m an eher von einem Felsen, als von den alten dicken M auern etwas wegzuspalten im Stande ist“ . Unter solchen Verhältnissen konnte die Kaserne bis zum W inter nicht bezogen werden. Am 5. Mai 1774 berichtet Lilienthal, „daß die Größe des W erkes so viele B em ühungen verursache, daß m a n alles mögliche zu thun haben wird, das große Schloß bis zur be­ glückten Ankunft des Königs fertig zu h a b e n “ , und am 26. Mai, „daß er mit dem Flügel nach Norden nicht völlig fertig w erden werde, daß unterdessen doch g e n u g fürs Auge und die Realität geschehen sei und daß er, da Sr. Majestät unfehlbar erwarten, daß ein Theil der Kaserne bezogen sei, zwei K om pagnien herauf n ehm en w erde.“ Am 1. Juni 1774 heißt es, „daß bereits in dem östlichen Flügel 40 möblierte Zim m er mit 7 K am m ern zu 240 M ann dem v. Krokkowschen Regim ent überg eben und nebst der Schloß­ wache von dem selben heute bezogen worden. F erner, daß in dem Flügel nach S üden 25 Stuben und 25 K am m ern nebst der W ach- und Offizierstube fertig sind und daß sogleich noch 154 M ann darin plaziert werden können, wenn die Kollision mit den Arbeits­ leuten in den unfertigen Stuben solches gestattete. In dem Flügel nach Westen sind 25 Stuben und 10 K am m ern fertig, aber noch so naß, daß sie vor Juli nicht bezogen werden können. Im Flügel geg e n Norden werden 22 Stuben in der Mitte Juni fertig. Es können also in 112 Stuben und 42 K am m ern in S u m m a 732 M ann, wenn alles ausgetrocknet ist, plaziert w e rd e n “ . Am 7. N ovem ber 1774 konnte die völlige Uebergabe der Kaserne an das v. Krockowsche Regiment erfolgen. Aus der Zahl der hergestellten R äum e kann m an schon schließen, daß von der ursprünglichen Raumeinteilnng und dem äußern Aussehen des Schlosses nichts übrig geblieben. V ergegenw ärtigen wir uns die geschaffenen E inrichtungen: Die Kaserne zeigt nach ihrer Vollendung 5 E tagen mit 165 Fenstern. Diese fünf Etagen hatten im Ganzen 111 Stuben und v er­.

(29) —. 25. —. schiedene K am m ern und Küchen und zw ar w aren in eem Erdg eschoß 22 gewölbte Stuben, 8 gewölbte K am m ern und 7 gew ölbte Küchen. In der ersten Etage sind 21 Stuben, 6 K am m ern, 9 Küchen, unter denen eine große für Marketenderei bestim m t ist, in der zweiten Etage 22 Stuben, 8 Kam m ern, 7 Küchen und in der dritten 22 Stuben, 8 Kamm ern, 7 Küchen, in der vierten 22 Stuben, 7 Kamm ern, 6 Küchen. Bei H erstellung dieser Räum e w aren die Gewölbe überall erhalten geblieben, so daß in den hohen Sälen wie im Konventsremter, Kapitelsaal etc. nu r Zwischendecken eingeschoben w urden; dageg en w ar eine M enge neuer Q u erw änd e und S chornsteine notw endig gew orden. Die Fenster und Luken waren in allen Etagen gleich groß, gleich weit von einander entfernt und ohne Rücksicht auf die vorhandenen gothischen Spitzbogen­ fenster ein gehauen und mit einem flachen Bogen über­ wölbt. Da das Einbrechen neuer E in g än g e wohl zu schwierig gew esen wäre, hatte man sich mit den alten begnügt, nur durch den Stadtflügel hatte m an eine gro ße Durchfahrt hergestellt und diesen H a u p teingang für die Kaserne mit in Sandstein hergestellten Kriegs­ em blem en geschm ückt und mit folgender Inschrift versehen: Fridericus M agnus p. f. i. milites in hospitium, cioium in levam en, ex ruinis restaurari jussit. Anno M. D. CCLXXIV. Von diesem Tor führt eine 54 m lange und 6 m breite Brücke über die G räben nach der Stadt. Im Schloßhof w urde der zw eietagige K reuzgang an der Ost- Süd- und Westseite abgebrochen und dafür ein Vorbau angefügt, der in der unteren E tage massiv, in den oberen aus Holzwerk gefertigt war. Eine M aß ­ nahm e, die wohl als V erschönerung des Ganzen dienen.

(30) —. 26. —. sollte, war, daß alle A ußenw ände mit Putz beworfen und braun angestrichen und auf dieser glatten Unter­ lage die Ziegelform m arkiert wurde. Auch die U m ­ g e b u n g w urde verändert: die Zinnen und W e h rg än g e , die Ecktürm e und die M auer, die den H auptgraben nach der Stadtseite in zwei Hälften teilte, m ußten fallen, der zweite, äußere Graben nach dem S andtore zu w urde verschüttet und hier der neue W e g angelegt. Mit dieser V erstüm m elun g w ar es aber noch nicht gen ug. Als in den ersten R egierungsjahren König Friedrich Wilhelm III. sich das Bedürfnis eines weiteren K riegsm agazins außer dem in dem alten O rd e n shause zu Mewe eingerichteten herausstellte, w andte sich das A ugenm erk der Behörde sogleich auf die M arienburg. Der in M arienburg stationierte Kriegsrat M ü l l e r m ußte auf A nord nun g des Ministers von Schrötter im O ktober 1796 in Gemeinschaft mit dem Kriegsrat und O berproviantm eister T r i e s t aus B rom berg die Kaserne darauf hin untersuchen, ob das Gebäude zu S chüttungen brau chb ar g em ac h t werden und wieviel Getreide hier unterbracht werden könne. Das Resultat dieser U nter­ su ch u n g war, „daß das hohe Schloß zu Kasernenstuben und K am m ern eingerichtet und die Böden w egen der vielen Schornsteine zu S chüttungen nicht b ra u c h b a r w ä re n .“ Man schlug die Errichtung eines neuen M agazins auf dem Niederschloß vor. Unterm 6. April 1799 aber erfolgt eine Kabinettsordre Friedrich Wilhelms III. an den Minister von Schrötter, in der es heißt: „da die künftige Garnison von M arienburg nach Euerm Bericht vom 30. v. Mts. ganz g ut in den dortigen B ürgerhäusern unterzubringen steht, so will ich hiermit genehm igen, daß die dortige Kaserne nicht wieder mit Truppen belegt, sondern zu einem neuen K riegsm agazin eingerichtet werde. Ich habe der M ilitär-O rganisationskam m er aufgegeben, solches den Militärbehörden bekannt zu m achen und Ihr könnt d em ­ nach das Eurerseits Erforderliche ebenfalls v erfüg en.“ Der B auassessor D ü h r i n g zu M arienw erder erhält.

(31) 27. —. darauf den Auftrag unter Hinzuziehung des Kondukteurs Schmiedicke und des O berproviantm eisters Triest die Einrichtung und V e ransch lagun g des U m baus zu ent­ werfen und diese A nschläge dem geheim en OberBaurat Q i 1 1 y vorzulegen. Der Bericht des B auassessors D ü hrin g erachtet die Kaserne als zu einem Korn- und M ehlm agazin geeignet, da sämtliche Scheidew ände und Gewölbe unbedenklich h erau sg en o m m en und alsdann 6 S c h ü tt­ böden gem ac h t werden können. Auch Triest be­ richtet, daß sich die Kaserne ihrer soliden B auart und ihrer Lage wegen sehr gut eigne und dieses Magazin vor vielen anderen den Vorzug behalten dürfte; es w ürden hier 7949 Wispel Getreide mit Sicherheit unterzubringen sein. Der Anschlag beläuft sich auf 66,693 Taler und die O b erb auräte Gilly und Eytelwein erklären dem Minister, der diesen B etrag zu enorm findet, daß kaum etwas davon abzusetzen möglich sein würde, daß aber ein neues M agazin für 7000 Wispel, dem beide geneig ter sind, 110,000 Taler kosten würde. Die finanziellen Bedenken verursachen das A us­ spinnen verschiedener anderer Baupläne unter anderen auch den des O berbau rats Gilly, sowohl das Mittel­ schloß als auch das Hochschloß g anz abzubrechen und mit dem dadurch gew o nn enen Material den empfohlenen N eubau auf dem Niederschloß auszuführen. Freilich w ü rde dieses Projekt noch 8500 Taler Kosten m ehr verursachen. Die Bedenken des O berproviantm eisters Triest geg en diesen Neubau veran laß ten schließlich den Minister die Einrichtung der Kaserne zum M agazin endgiltig zu verfügen. Die A nw eisung der Gelder erfolgt am 6. Juli 1801. Es muß anerkan nt werden, daß m an mit den B au­ ausfüh rung en dam als schneller vorging, als heutzutage. Mit größ ter E nergie g in g m an an die Z ertrü m m e ru n g der Kreuzgewölbe, an das Einschlagen der Scheide­ wände. Häbler berichtet, daß in der fünften E tag e.

(32) —. 28. —. 36 S chachtruthen lü Fuß hoch, in der vierten 56 Schacht­ ruthen 11 Fuß hoch, in der dritten 76 S chachtruthen 11 F uß hoch, in der zweiten 166 S chachtruthen 14 Fuß hoch und in der ersten 150 S chachtruthen 12 Fuß hoch au sg ebrochen worden sei. Sod ann w urden an F en sterbrüstung en h eruntergebrochen in der fünften Etage 708 Kubikfuß, in der vierten 708 Kubikfuß, in der dritten 498 Kubikfuß, in der zweiten 820 Kubik­ fuß und in der ersten 908 Kubikfuß. Außer diesen Arbeiten im Innern wurden noch im Nordflügel nach dem Hofe des Mittelschlosses hin 30 Fensterluken durchgebrochen. Im innern Schloßhof w urde auch das letzte Stück des K reuzganges (am Nordflügel) niedergerissen, da das doch schadhaft g ew orden; m an errichtete aber w enigstens hier keinen N eubau an dessen Stelle, wie an den anderen Flügeln, denn dieser Umbau nahm den U m fassung sm au ern im innern Hof ihren ganzen Charakter. Statt der Brücke nach der S tadt w urde jetzt ein F ah rd a m m aus dem so reichlich vorhandenen Schutt hergestellt. Bereits am 6. Septem ber 1802 w a r die Einrichtung nahezu fertig, sodaß m an mit dem Umbau des mittleren H auses bereits im A ugust hätte beginnen können. Die F rag e nach den e i g e n t l i c h e n Zerstörern des stolzen Bauwerks, das selbst durch die dreihundert J a h r e der polnischen Zeit sich noch seine U rsp rü n g ­ lichkeit, wenn auch verfallen und entstellt, erhalten hatte, beantwortet Dr. Marschall dahin, daß m an nicht die Regierung, vor allem auch nicht den Minister von Schrötter dafür ansehen kann, sondern einzig die beteiltgten B ausachverständigen. Dieselben m üssen keine A h n u n g von dem Baustile der Ordenszeit, von der O rdensgeschichte oder dem innern Leben des O rdens g ehabt haben, sonst w ären sie sicher zu anderen G ut­ achten gekom m en. Als beim Beginn der Z erstörung.

(33) —. 29. —. des mittleren H auses ein allgem einer Unwille entstand und der Minister von Schrötter Rechenschaft von D ü hring verlangte, g in g dessen gänzliche Unwissenheit in diesen Dingen aus seiner Antwort hervor: „Nur die beim K asernenbau vom K riegsrat Lilienthal eingebauten W ände würden herausgebrochen, er sei bedacht, jedes Eigentüm liche des Altertums wieder sichtbar zu m achen, a b e r die b e i d e n G e b ä u d e , h o h e s u n d mi t t l e r e s Haus, haben außer ihrem Kolossalischen nichts M e r k w ü r d i g e s , d a s die A u f m e r k s a m k e i t der Ver ehr er alter B a u k u n s t auf sich z i e h e n könnt e. “ Könnte dieser M ann d i e s e b e i d e n G e b ä u d e doch in ihrer heutigen Gestalt s e h e n ! Doch dem Hochmeisterpalast erstand noch im letzten Augenblick ein Retter. W ährend unter der obersten Leitung des Geheimen Baurats Gilly das Zerstörungsw erk sich vollzog, zeichnete sein Sohn, der Architekt F r i e d r i c h G i l l y , die Schloßruinen auf und gab in Gemeinschaft mit dem Kupferstecher F r i c k ein illustriertes W erk „Schloß M arienburg in P re u ß e n “ heraus und erweckte in weiteren Kreisen das Interesse für die bedrohte Burg. Zu gleicher Zeit erhob der Dichter M a x v o n S c h e n k e n d o r f in einem Artikel der in dem vielgelesenen Blatte ,,Der F reim ütig e“ er­ schien, flam m enden Protesl g egen die Z erstöru ng eines Bauwerks, das nicht allein für die Geschichte der mittelalterlichen Baukunst von unschätzbarem W erte sei, sondern dessen M auern an eine der wichtigsten Zeitperiode der vaterländischen Geschichte erinnerten. König F r i e d r i c h W i l h e l m III. verfügte sofort, für die Erhaltun g des Baues S orge zu tragen, und der O berpräsident v o n S c h ö n nahm die halbzerstörte Burg in seine Obhut. Nach den Freiheitskriegen wurden seine Vorschläge zur W iederherstellung „des' schönen D enkm als einer Zeit, in welcher die Be­ geisterun g für das Heiligste erh abene Bilder schuf, kü hne und gro ße Ideen weckte und den M enschen.

(34) —. 30. —. Beharrlichkeit und Kraft zu ihrer A usführung g a b “ , genehm igt. Fürst H erdenberg, der Staatskanzler, be­ willigte 90CG Taler französischer B eutegelder für die W iederherstellung. Scnön berief den Architekten Costenoble aus M ag d e b u rg und dieser unter der O b e r­ leitung des B aurats H a r t m a n n in Danzig u nter­ stützt durch den P rediger H ä b 1 e r , der von allen noch die g e n a u ste Kenntnis des ehem aligen Zustandes des Schlosses und der B estim m ung der R äum e des­ selben hatte, begann am 3. August 1817, dem G eburts­ tag e Königs F r i e d r i c h W i l h e l m s III. das W ieder­ herstellungsw erk und förderte es, dank der allgem einen B egeisterung und Opferwilligkeit weiter Kreise des Vaterlands. Doch nur an die W iederherstellung der H o ch m eisterw oh nun g und des Konventsrem ters konnte man denken, die übrigen Teile des Mittelschlosses blieben in ihrem zerstörten Zustande und dienten weiter als Magazine. Der nördliche Flügel des Mittel­ schlosses w urde zu W oh n u n g e n für die D o m än e n ­ beam ten und für Verw altungszw ecke eingerichtet. Nach rastloser zehnjähriger Arbeit w a r der Westflügel des Mittelschlosses in einen würdigen Zustand hergestellt. Es w a r ein schwieriges W erk gew esen; denn m an besaß w eder g en a u e Pläne noch Abbildungen des ursprünglichen Baues und wußte somit nicht, was zum alten Schlosse geh örte oder was erst unter polnischer Herrschaft hinzugekom m en war. Bevor die eigentliche Arbeit b egonnen werden konnte, mußte erst aus den unteren Räum en 50000 Fuhren Schutt und Geröll von den Besitzern des W e rders fortgeschafft werden. In W ort und Schrift wirkten außer v. Schön und H äbler noch Professor Joh an n e s Voigt in Königs­ berg, L andrat Hüllm ann, B ürgerm eister HüUmann und O b erbauinspektor Gersdorft, um das Interesse für den Bau noch zu erhalten und ihn zu fördern. Im Ganzen brachte m an etwa 150,000 Taler zusam m en. Außer­ dem aber verew igten sich Fürstlichkeiten, Städte,.

(35) —. 31. —. Adelsgeschlechter durch Stiftung von Glasm alereien zu den Fenstern. Wie w enig aber auch die oben genannten, für die Sache begeisterten M änner mit dem früheren Z u ­ stande des Hochschlosses bekannt waren, geht aus einem Schreiben hervor, das Voigt im Jah re 1849 an den K onservator v. Q uast richtete, in dem es heißt: „Ich begreife nicht, wie bei einem Gebäude, an dem nur noch die äußern R ingm auern geblieben sind und in welchem in seinem innern Ausbau bis auf einige Reliquien von O rnam enten alles aufs gründlichste v e r­ nichtet und vandalisch zerstört ist, von B eurteilung eines Baustils irgend viel die Rede sein k a n n .“ W enn das stolze Bauwerk somit auch nicht in historischer Treue wieder hergestellt war, so w ar durch das w achgerufene Interesse doch die G ew äh r geschaffen, daß es nie m ehr verfallen würde. Dem K onservator der preußischen Kunstdenkm äler v o n Q u a s t ist es zu danken, daß in der Mitte des vorigen Jahrh u n d erts der Baustil der Ordenszeit gründlicher erforscht wurde. Die Frucht dieser Forschu ng en w a r das zweite R estau­ rationsunternehm en, das im J a h r e 1879 einsetzte und bis zur G egenw art fortdauert. Der eifrigste F örd erer desselben w ar der Kultusminister und spätere O b e r­ präsident von W estpreußen Dr. G u s t a v v. G o ß l e r . Er setzte S t e i n b r e c ht zum Bauleiter. Mit u n e rm ü d ­ lichem Fleiße, wissenschaftlichem Spürsinn und zäher Gründlichkeit hat dieser dem W erke vorgestanden und etwas geschaffen, was zu Beginn der Arbeit niem and ahnen konnte. Von dem Grundsatz ausgehend, „daß bei der W iederherstellung eines B audenkm als nicht bloß die äußere Form, sondern das W esen und E m p ­ finden einer um Jah rh u n d e rte zurückliegenden Zeit w iedergegeben werden soll“ hat er den Baustil des deutschen Ritterordens an den erhaltenen Resten gründlich studiert; aus dem Schutt und Geröll, das die untere R äum e des Hochschlosses und den B u rg ­ g rab en noch füllte, suchte er sorgsam die Bruchstücke.

(36) —. 32. —. der Pfeiler und Kapitäle heraus, nahm A u sgrabu ngen auf anderen B urgruinen vor und vereinigte alles zu einem Bilde, das harm onisch vor seiner Seele stand, bevor es in die Wirklichkeit übertragen wurde. Die W iederherstellungsarbeiten began nen diesmal bei dem ältesten Teile der eigentlichen Burg, dem Hochschlosse. Hier gab es, wie wir gesehen, außer der Kirche keinen Raum mehr, der an den einstigen Zustand erinnerte. In ununterbrochener, wenn auch lan g sam e r Arbeit erstand hier alles zu voller Schöne, wie wir es jetzt erblicken. Das rege Interesse des Kronprinzen Friedrich W ilhelm (Kaiser Friedrich III) für die Burg schaffte auch gen ü g e n d e Mittel. Der Staatsbeitrag betrug bis zum J a h re 1901 alljährlich 50000 M., von da ab 30000 M. Eine Lotterie liefert die übrigen beträchtlichen Mittel. Seit dem J a h re 1886 besteht auch ein „Verein für die H erstellung und A ussch m ücku ng der M a rie n b u rg “, an dessen Spitze der jeweilige Oberpräsident der Provinz W estpreußen steht und dessen Vorstand die W ieder­ herstellungsarbeiten leitet und überwacht. Das tiefe Verständnis, das Kaiser Wilhelm II. dem gew altigen B auwerk entgegenbringt, gibt die Gewähr, daß das W iederherstellungsw erk diesmal völlig zu Ende geführt werden wird und die stolze B urg d a ­ stehen wird als das W ahrzeichen des Deutschtum s in der Ostm ark. Alljährlich ein- bis zweimal überzeugt sich Kaiser Wilhelm persönlich von dem Fortschreiten der Bauarbeit und läßt sich in die Absichten und Pläne des Bauleiters bis ins Einzelne einweihen. Zweimal bereits nach ihrem W iedererstehen . sah die B urg in ihren hohen Räum en prunkvolle Feste. Das erste Mal benutzte der Kaiser das Schloß gelegentlich der K aiserm anöver im S eptem ber 1894 als Absteige­ quartier und bewirtete in dem Siebenpfeiler-Saal die H erren seines Gefolges, ausländische M anövergäste, die Spitzen der Behörden und des Adels der Provinz..

(37) —. 33. —. In der Rede, mit der er seine Gäste begrüßte, sprach er die den kw ürdigen W orte: „Dieses Schloß, in dessen M auern die weißen Mäntel mit dem schwarzen Kreuze von den Rittern einst g e ­ tragen wurden, w a r die H ochbu rg des Deutschtums geg e n den Osten, von ihr g in g die Kultur in alle Lande hinaus. So möchte ich der Provinz von Herzen wünschen, daß sie die M arienburg stets als ein W a h r­ zeichen des Deutschtum s ansehen m ö g e .“ Am 5. Juni 1902 fand ein großes Weihefest in der M arienbu rg statt. Kaiser Wilhelm hatte den Johan niterorden eingeladen, hier sein jährliches Kapitel­ fest abzuhalten. Aus allen deutschen Landen und aus England w aren die Ritter dieses O rdens herbeigeeilt. Aus Oesterreich waren m ehrere Oberen des dort noch bestehenden deutschen Ritterordens der E inladung des Kaisers gefolgt. Es w a r ein farbenprächtiger Zug, der sich vorn Konventsrem ter über die Z ugbrücke nach dem Hochschloß und der Schloßkirche bewegte. Am Schlüsse desselben schritt im Joh ann iterm an tel mit Hermelin verbräm t der Kaiser. In der Schloßkirche, wo O rgelklang die hohen Festteilnehm er empfing, hielt O berhofprediger O. D ryander die W eiherede über den Text Hebr. 12, 1— 2. Er schloß seine Predigt mit den W orten: „F ü r uns n ehm en wir von dieser Stätte die alte O rdensregel mit: Dir ist befohlen der arm e Mann. Bewahre das Gold der Minne, ohne das der Reiche arm ist und der Arm e reich wird ohne Gold. So laßt uns einander die H and reichen zum ritterlichen Bunde, einem neuen allumfassenden O rden des ernsten G laubenskam pfes und der heiligen Liebesarbeit für unser Vaterland. In solchem Bunde stehend wirken wir das Größte für des Vaterlandes Heil und führen es neuem Siege entgegen. Der Orden der Deutschherren und sein Reich ist zer­ fallen; wer unter der F a h n e Christi schreitet, siegt.

(38) —. 34. —. immer. So stehe denn das hohe Schloß, ein m a c h t ­ v o l l e s D e n k m a l einer glänzenden V ergangenheit, ein M a h n r u f d e s O r d e n s , der deutsch blieb, als kein deutsches Reich ihn m ehr stützte, die deutsche F ah n e hoch und siegreich zu bew ahren, ein W a h r ­ z e i c h e n für die Spuren des allm ächtigen Gottes in der Geschichte, das den F lu g des ritterlichen Aars bis zur H öhe der Kaiserherrlichkeit g n ä d ig beschirmt h at.“ Orgelspiel, G e sa n g des D om chors und V orträge des Bläserbundes verschönten die Feier. Nach der Feier in der Schloßkirche g in g der Zug zurück zum Mittelschloß und hier in den G astkam m ern des Ostflügels fand das Bankett statt, bei welchem der Kaiser eine hochbedeutsam e Rede hielt in der er die m aßlosen A nsprüche des Polentum s zurückwies. Sie lautete: „Durchlauchtigster H errenm eister und verehrte B rüder vom O rden St. Jo h an n ! der heutige T a g hat im E inverständnis mit Sr. Königlichen Hoheit m einem Oheim auf mein Geheiß den Orden St. Jo han n in der M arienburg versam melt, um mit mir g e ­ m einsam als W irt die Gäste zu em pfangen, die wir zu unserer F reu de heute bei uns sehen. Seit meinem R egierungsantritt ist es das zweite­ mal, daß wir uns gemeinschaftlich zusamm enfinden, und es liegt mir am Herzen, dem Orden meine vollste A n erk en n u n g und D ankbarkeit auszusprechen für die fleißige und treue Arbeit, welche er auf dem ihm vorgeschriebenen Gebiete leistet und g e ­ leistet hat. Ich habe dem Zoll dieses Dankes Ausdruck gegeben dadurch, daß ich in einer O rdre an Sr. Königliche Hoheit dem O rden mein Bildnis in seiner Tracht verliehen habe. Dam als in den Räum en S onn en b u rg s, in denen die Geschichte des O rdens webt und lebt, heute an d enk w ürdig er Stätte, an der W iege des deutschen Ordens. Auf fremdem,.

(39) —. 35. —. heißen Boden zur Unterstützung notleidender B rüder gegründet, an der Seite des O rdens St. Jo h an n e s und der T em pelherren, w a r sein Zweck, Jerusalem die Freiheit wieder zu erstreiten und die G rabes­ kirche ein für allemal dem Kreuz zu erhalten. Doch diese Hoffnung tritt nicht in Erfüllung. Schmerzlich aufgeseufzt haben wird m anch er Deutsche und sich gefragt h aben: W as wird nun aus uns werden, welche Aufgabe m üssen wir uns stellen? Ich meine aber, daß g ra d e hier der F inger der V orse h u n g zu erblicken ist. Nicht auf frem dem Boden, wo der E u ropäer nicht heimisch und wo das Kreuz nicht festen Fuß gefaßt hatte, sondern daheim an des Reiches Grenze, da steckte die V o rsehun g dem Orden die Aufgabe, und wie hat er sie erfüllt! Das hat ein beredeterer Mund als der meine uns in herrlichen W orten in der Kirche geschildert. Erhaben und gro ß in allen seinen Arbeiten, allen seinen Plänen, sowohl inbezug auf Politik, wie inbezug auf seine Kriegszüge und auf seine Bauten. So stellt der Orden gew isserm aßen die Blüte deutscher Leistungsfähigkeit dar, und durch die ganze Zeit des Mittelalters hindurch, als kaiserliche und Reichs­ herrlichkeit bald verblühten und dahin schw anden, hat das deutsche Volk sich an diesen Brüdern und Kindern seines S tam m es gefreut und an derLeistungsfähigkeit des O rdens sich erbaut. Ic h h a b e n o c h e i n m a l G e l e g e n h e i t g e n o m m e n , in dieser B u r g u n d an d i e s e r S t e l l e zu b e t o n e n wie die alte M a r i e n b u r g , dies e i n s t i g e Bollwerk des Os t ens , der A u s g a n g s ­ p u n k t d e r K u l t u r d e r L ä n d e r ö s t l i c h der Weichsel, auch stets e in W a h r ze ic h cn für die d e u t s c h e n A u f g a b e n bleiben soll. J e t z t i st es w i e d e r so weit. P o l ­ n i s c h e r U e b e r m u t wi l l d e n D e u t s c h e n.

(40) —. 36. —. zu n a h e t r e t e n , u n d Ich bi n g e z w u n g e n , Mein' Vo l k a u f z u r u f e n zur W a h r u n g s e i n e r n a t i o n a l e n G ü t e r , und hier in der M arienburg spreche ich die E rw artu ng aus, daß alle Brüder des O rdens St. J o h a n n im m er zu Dienste stehen werden, wenn Ich sie rufe, deutsche Arbeit und deutsche Sitten zu w ahren, und in diesem W unsche und dieser Hoffnung erhebe ich mein Glas auf das Wohl des durchlauchtigsten H erren ­ meisters und des O rdens St. J o h a n n ! “ lieber das Endziel der W iederherstellungsarbeiten aber sag t ihr Leiter, der Geheim e O b e rbaura t Dr. S t e i n b r e c h t : „D raußen aber in der U m g eb u n g dieser H a u p t­ g eb ä u d e sind alle für das V erständnis der alten A nlage wichtigen Teile des ehem aligen Schloßgrundes wieder zurückerw orben, um, — soweit nicht die neuzeitlichen V erkehrsanforderungen unüberwindliche Hindernisse bieten — durch U m gestaltun g in die ursprüngliche Form dem gro ßen W erke dienstbar zu w e rd en .“ W ie also durch die E rn e u eru n g der H o h k ö n i g s b u r g im W esten des Reiches ein reiner Typ der Ritterburg eines einzelnen Adelsgeschlechts g e ­ schaffen worden ist, so wird einst die M a r i e n b ü r g uns veranschaulichen die H a u p t f e s t u n g eines ganzen Landes, das sichere M a g a z i n für die Aus­ rü stun g g ro ß e r Heere, den F ü r s t e n s i t z der Hoch­ meister des deutschen Ordens, d e n M i t t e l p u n k t e i n e s b l ü h e n d e n S t a a t s w e s e n s . Den fernsten Geschlechtern aber soll sie sein „ S y m b o l , H o r t u n d B o l l w e r k d . e u t s c h e r T r e u e “..

(41) □. !i. 0. II □. II. 0. II. 0. II □. II. 0. IS □. II □. !i. 0. Rundgang durch die Burg. om Bahnhof führt uns die L angg asse über den Welschen Garten zum Neuen W e g und vor uns erhebt sich gew altig aufragend das hohe Haus. Aus dem m ächtigen Viereck springt die Schloß-. Das M ariabild.. kirche nach Osten vor, die im untern Teile St. Annenkapelle mit der Hochmeistergruft birgt in einer Nische das g igantische M adonnenbildnis zeigt. Acht Meter hoch erhebt sich das Bildnis. die und uns der.

(42) —. 38. —. J u n g fra u ; der linke Arm träg t das Jesuskindlein, die rechte hält ein vergoldetes Zepter. Von dem goldenen H in terg rün de und den blauen, mit Sternen übersäten Seitenw änden hebt sich die Gestalt im G oldgew ande und roten Mantel ab. Das Bild ist in der Mitte des 14. J a h rh u n d e rts unter Winrich von Kniprode von einem venetianischen Künstler verfertigt. Die Masse desselben besteht aus Stuck, in welchen kleine Pasten aus farbigem Glase eingedrückt sind. Der Anblick des Bildes ist auf F e rn w irk u n g berechnet, aus der N ähe betrachtet, erscheinen die F o rm en zu plump und ver­ letzen das ästhetische Gefühl. Im J a h r e 1823 w urde das vielfach beschädigte Bild durch den italienischen M osaikkünstler G regpri ausgebessert. Er benutzte hierzu teils italienische, teils von B aurat Gersdorf a n ­ gefertigte M osaikpasten. Im F rü h ja h r 1905 w a r die rechte Hand infolge von W itterungseinflüssen a b g e ­ fallen und w urde im darauffolgenden S o m m e r ergänzt. An der Südseite der Kirche erhebt sich der 62 m hohe Turm , der weit in die Lande h inausschaut und die B eobachtung der weiten U m g e b u n g ermöglichte. Nach der Norcjseite, durch eine Lücke von der Kirche getrennt, erhebt sich ein viereckiger Verteidi­ g u n g stu rm , der P f - ä f f e n t u r m benannt, weil er zur P riesterw o hn ung diente. In diese Lücke hatte m an um die Mitte des 17., Ja h rh u n d e rts einen nüchternen Bau eingeschoben, in dem ein Jesuitenkolleg ein ge­ richtet war. Er ist bei der W iederherstellung entfernt w orden. Die S traße „N euer W e g “ wurde früher durch das S c h n i t z t o r abgeschlossen, das im Osten von dem m assiven S c h n i t z t u r m ü berragt wurde. Im V e rkehrs­ interesse hat das T or fallen müssen. In der Mitte des N ordflügels' befindet sich das E in g an g sto r zur Burg. Bei der ersten Restauration hatte der E in g a n g eine feste Steinbrücke über den G raben erhalten und über dem E in g an g befand sich ein Altan. Dieser w enig b u rg g e m ä ß e Bau hat einem ernsten g ed ru n g en en Turm weichen m üssen, der n u n m e h r den E in g an g bekrönt..

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