Nr. 144.
GMärkische Tageszeitung
Die prelle 28. Jaheg.
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Die Arbeiterkonsumvereine.
D er O rganisation des Konsums widm en die Sozialdemokraten neuerdings ihre vermehrte Aufmerksamkeit. F rü h er wurde die Konsum
vereinsbewegung unter der Arbeiterschaft sei
tens der sozialdemokratischen F üh rer m it M iß trauen betrachtet. Das ist anders geworden.
Jetzt w ird diese genossenschaftliche Bewegung fü r wichtig genug angesehen, um o ffiz ie ll durch P a rte i und Gewerkschaften gefördert zu werden.
S ollen doch diese Konsumgesellschaften zu einer neuen mächtigen W affe fü r den „E m a n z i
pationskam pf" des P ro le ta ria ts ausgebildet werden und der kapitalistischen Gesellschaft möglichst starke G e ld m itte l entziehen.
Infolgedessen haben sich die Arbeiterkonsum
vereine in der letzten Z e it erheblich vermehrt, und in den schon bestehenden Vereinen ist die M itg lie d e rz a h l bedeutend gewachsen. L e id tra gende find dabei wiederum die Kleingewerbe
treibenden, denen in den zahlreichen Konsum
vereinen eine fast unerträgliche Konkurrenz er
standen ist. W ie groß beispielsweise der Schaden ist, den die sozialdemokratischen Kon
sumvereine dem gewerblichen Mittelstände zu
fügen, kann man aus einigen Angaben ersehen, die der letzte Jahresbericht der Hamburger Großeinkauf-gesellschaft jener Konsumvereins macht. Danach belief sich der letzte Ja hres
umsatz dieser Erotzeinkaufsgesellschaft, die ja n u r einen T e il des Bedarfs der Konsumvereine
— und auch noch nicht sämtlicher — lie fe rt, a u f rund 89 M illio n e n M a rk und der R eingew inn a u f 1 M illio n . Um eine A r t von K o n tro lle über die Konsumvereine auszuüben und sie von an
deren Bezugsquellen abzuhalten, h ä lt die Erotz- einkaufsgesellschaft den größten T e il ih re r A r tikel in eigenen, gesetzlich geschützten, Packungen fe il. Jeder z ie lb e w u ß te " Konsument ist also imstande, seinen Konsumverein zum Bezüge von der Erotzeinkaufsgesellschaft zu nötigen.
V o r der Hand beträgt allerdings die Z a h l der Gesellschafter noch nicht volle 700. Aber die Vereine, die von der Gesellschaft beziehen, sind mehr als doppelt so zahlreich, es sind deren nämlich fast 2000.
D ie Erotzeinkaufsgesellschaft dehnt ihren B e trieb von J a h r zu J a h r aus. S ie ist a ll
mählich zur Eigenproduktion übergegangen und betreibt diese schon in einem ziemlich großen Maßstabe. S ie besitzt drei Z ig a rre n - und Tabakfabriken m it einem Umsätze von rund 1,8 M illio n e n M a rk und m it 489 A rb e ite rn und A rb e ite rin n e n , eine umfangreiche Seifenfabrik, die noch kein J a h r besteht, aber schon in den ersten sechs M onaten fast 3 M illio n e n K ilo gramm Seife im Betrage von 1,37 M illio n e n M a rk umgesetzt h a t und 189 Personen beschäf
tig t. Ferner betreibt die Gesellschaft eine Kaffeerösterei m it einem Jahresumsatz von rund 1,7 M illio n e n K ilo g ra m m .
V on anderen genossenschaftlichen (sozial
demokratischen) O rganisationen bezog die Grotz- einkaufsgenossenschaft fü r 3,6 M illio n e n M ark.
So von der P a pie rw a re nfab rik des Z e n tra l- verbandes deutscher (sozialdemokratischer) K o n sumvereine fü r 673 000 M ark, von der K au- tabakarbeitergenossenschaft f iir 229 000 M ark.
und aus verschiedenen genossenschaftlichen M o l
kereien und Käsereien, die im Anschluß an A r beiterkonsumvereine ebenso w ie Bäckereien be
trieben werden, fü r 877 000 M ark. Schließ
lich aber hat sich die Eroßeinkaufsgenossenschaft auch eine D ankabteilung geschaffen, die sich zur sozialdemokratischen Z entralbank auswachsen soll. I n dieser Bank bestehen zurzeit fast 300 Girokonten. I h r Gesamtumsatz betrug im Jahre 1910 nicht weniger a ls 347,5 M illio n e n M ark.
M i t dem „kapitalistischen System" wissen sich, w ie man hier wieder sieht, dessen Todfeinde sehr gut und v o rte ilh a ft einzurichten. Und es ist im m e rh in «ine Leistung seitens der „Ärmsten der A rm en ", seitens jener „geknechteten und gebüttelten" A rb e ite r, die die Lebensm ittel
preise kaum erschwingen können, daß sie ein solches I n s t it u t in s Beben gerufen haben, das
m it einem B e trieb skap ital von fast 5 M ilk . M a rk arb eite t und in dem ein Personal von 1155 Köpfen beschäftigt ist. D er G ew inn aber, den d>er Hamburger Großeinkaufverein macht;
und der n u r einen kleinen T e il des gesamten G ew inns der Arbeiterkonsumvereine darstellt, ist fü r den gewerblichen M itte ls ta n d a ls Verlust
zu buchen. X X
Beginn der UrönungssestlichLeiten in London.
I m B u c k i n g h a m - P a l a s t fand am Montag Abend eine F e s t l i c h k e i t zu Ehren der fremden Fürstlichkeiten und Vertreter der fremden Staaten statt. Nach der Tafel folgten der deutsche K ron
prinz und die Kronprinzessin sowie fast alle deut
schen Fürstlichkeiten der E inladung des Herzogs und der Herzogin von Sutherland zu einem außer
ordentlich glänzenden Ballfest im Staffordhause. — Die Generale Lord Methuen und S ir W . Nichol- son sind aus Anlaß der Krönung zu Feldmarschällen ernannt worden.
Dienstag Abend fand in der A l b e r t H a l l der S h a k es p e a r e - B a l l statt, an dem fast die ganze vornehme W e lt Londons teilnahm . Das In n e re der großen Halle stellte einen Garten im S t il der Tudorzeit an einem sonnigen Sommertage vor. A lle Anwesenden erschienen in Kostümen der Z e it Shakespeares, und vieler verkörperter Charak
tere aus seinen Dramen. Um M itternacht er
schienen. nachdem das Bankett im Buckingham- Palast stattgefunden hatte, die Majestäten, die fremden Fürstlichkeiten, darunter der Kronprinz und die Kronprinzessin des deutschen Neichs. P rin z Heinrich vonPreußen, die Erbprinzessin vonSachsen- M einingen, P rin z und Prinzessin Friedrich K a rl von Hessen, der Eroßherzog und die Großherzogin von Hessen, der Eroßherzog von Mecklenburg- Strelitz. P rinF Rupprecht von Bayern. Herzog Albrecht von Württemberg. P rin z und Prinzessin Johann Georg von Sachsen. Das Erscheinen der Majestäten gab das Zeichen zu einer der glänzend
sten Szenen des Abends. I n der Richtung auf die vier königlichen Logen bewegte sich ein Zug.
der den Hofstaat der K önigin Elisabeth darstellte, und so manche von den Beamten und W ürden
trägern dieses Hofstaats wurden von ihren direkten Nachkommen repräsentiert. Nachdem sich der Hof zu einem prächtigen B ild e geordnet hatte, wurden reizende Q uadrillen getanzt, die durch die Shake- speare'schen Stücke angeregt waren. Unter den Tänzerinnen befanden sich die Fürstin Pleß, die Herzogin von Westminster (als K ön ig in von Frank
reich) Lady Herbert (als Jungfrau von O rleans).
die G rä fin Z ia Torby, die Herzogin von S uther
land und Lady S a lisb u ry. Das Fest dauerte bis zur frühen Morgenstunde.
Umfassende Vorbereitungen
werden fü r die Königskrönung getroffen.
Wer die Krönung oder den Krönungszug sehen w ill, muß früh aufstehen und Geduld haben. An den Zugängen zu der Feststraße sind überall hölzerne Tore aufgerichtet, um dem Andrang der Menge H a lt zu gebieten. Die P olizei hat V o ll
macht. die T orflügel zu schließen, sobald es not
wendig erscheint. Einige dieser Tore werden w ahr
scheinlich schon um 5 Uhr morgens geschlossen sein.
Der Eisenbahnverkehr von den Vororten beginnt um 3 Uhr früh. Um Z43 Uhr muß also der "Vor- ortler frühstücken; gegen 4 Uhr t r if f t er in der S tadt ein. spätestens um 6 U hr muß er seinen Platz eingenommen haben. Die Prozession aber beginnt erst um Z411 Uhr. erreicht die A btei eine V ie rte l
stunde später und verläßt sie wieder um Vs3 Uhr.
Aber die Londoner sind an solche Strapazen ge
w öhnt; bei bedeutenden Theatervorstellungen stehen sie viele Stunden lang Queue. A ls beim letzten Besuch Kaiser W ilhelm s die Galavorstellung im D ru ry Laue Theater stattfand, waren die Frühesten 30 Stunden vor Beginn auf dem Platze.
F ü r die deutsche Kolonie ist gut gesorgt. D ie deut
sche Botschaft stößt m it der Rückseite an die M a ll.
und das niedrige Dach des Vorgebäudes bildet eine Terrasse. Der deutsche Botschafter G raf W o lff- Metternich hat in liebenswürdigster Weise eine große Zahl von Einladungen ergehen lassen. Auch hier heißt es früh aufstehen; Um 8 Uhr muß man an O rt und Stelle sein. Nach und nach w ird auch das Truppenkontingent, das auf der Feststraße S palier bilden und bei dem königlichen Umzug am zweiten Tage teilnehmen soll, zusammengezogen, und London, wo man sonst so wenig Uniformen sieht, bietet heute ein militärisches B ild . Der Hyde Park und namentlich Kensington Gardens sind in Lager eingeteilt, und unter den schönen alten Bäumen er
heben sich lange Reihen von spitzen Zelten, über
all herrscht ein munteres Lagertreiben; in langen Reihen stehen die Pferde an Seilen und der vor
läufig noch in das schlichte Khaki gekleidete Tommy A tkins putzt die roten Uniformen fü r den Festtag.
Das Schauspiel lockt natürlich die Londoner in großen Mengen an, und namentlich Jung-England, das unter der H ut seiner weiblichen Aufsicht Ken
sington Gardens als seine besonderen S piel- und Jagdgründe betrachtet, w ird hiervon in hohem Maße angezogen. Das indische Kontingent lagert
in dem prächtigen Park von Humpton Court. I n kleineren Trupps werden die turbangeschmückten Krieger durch die Straßen von London geführt, und die hohen Gestalten der Sickhs, deren graue B ärte von langen Dienstjahren zeugen, erregen a ll
gemeines Aufsehen. Das Straßenbild w ird im übrigen m it jedem Tage bunter, und der Wagen- verkehr nim m t unheimliche Dimensionen an. Da die Vorbereitungsarbeiten in der letzten Z e it von einem fü r englische Verhältnisse ganz außergewöhn
lich guten W etter begünstigt waren, so herrscht im allgemeinen eine erfreuliche Festeszuversicht, und die A rb e it schreitet munter fort. Ob sich aus dem vielgestaltigen Durcheinander, das jetzt noch über
all herrscht, ein einheitliches Gesamtbild bilden w ird . ist vorläufig schwer zu sagen. Jedeirfalls sind keine Mühen noch Kosten gescheut, und einzelne hervorragende Künstler, wie Frank Grangwyn, das stärkste dekorative T alent unter den M a le rn des heutigen England, haben m it Hand angelegt.
Besonders großartig verspricht die Illu m in a tio n zu werden, und schon jetzt leuchten in den Abend
stunden zahllose elektrische Flammen, und die I n i tialen des Königs und der K önigin erstrahlen in ungezählter Wiederholung. Besondere Anstrengun
gen hat in dieser Hinsicht die C ity gemacht, und das Geschäftszentrum, das eigentliche Herz des britischen Weltreiches, w ird in den Krönungstagen in ein Meer von Licht getaucht sein. ________
Politisch'' TlMsschau.
Zu r Reform der Fahrkartensteuer.
Verschiedene B lä tte r hatten kürzlich M i t teilungen über die Reform der Fahrkarten
steuer und den In h a lt des bezüglichen dem nächsten Reichstage vorzulegenden Gesetzent
w urfs gemacht. Dabei w ar u. a. be
hauptet worden, daß auch die 4. Wagenklasse zur Steuer herangezogen werden sollte. V on zuständiger Stelle w ird diese sowie die übrigen Angaben über den In h a lt des Re
formplanes im einzelne als aus der L u ft gegriffen bezeichnet.
Die Berliner Lustbarkeitssteuer ist ins Wasser g e f a l l e n . Die S tadtver
ordneten hatten verlangt, daß der M agistrat m it dem königl. Hausministerium in V e r
handlung darüber treten sollte, ob und welcher Weise die Besucher der königl. Theater der Billettsteuer unterworfen werden können. Der M agistrat hat das abgelehnt, w eil er sich über die A n tw o rt nicht im Unklaren sein konnte.
Die Hofbühnen, die weder in Wiesbaden, noch in Kassel, noch in Hannover die dort eingeführte Lustbarkeitssteuer bezahlen, werden sich in B e rlin nicht dazu bereit erklären.
Die demokratische Vereinigung.
E in geradezu widerwärtiges B ild bietet das Treiben der demokratischen Vereinigung, die, nachdem sie in den Wahlen von 1907 auch nicht einen ihrer Kandidaten hat durchbringen können, nunmehr ihre Hoffnungen auf die Reichstagswahlen des Jahres 1912 gesetzt hat. Die Führer der demokratischen V e r
einigung — man könnte auch sagen die demokratische Vereinigung, denn bisher be
steht sie nur aus einer Handvoll „F ü h re r"
— . haben rücksichtslos jedes politische A n- standsgefühi beiseite gesetzt, um die W ähler zu gewinnen, die sie gebrauchen, um das eine oder andere M an d a t im Reichstage zu er- erobern. Unbedenklich haben diese Elemente, die aus dem Lintsliberalism us hervorge
gangen sind, jedes Bewußtsein ihrer früheren Parteizugehörigkeit abgestreift; nur ein Ge
danke, nur ein Wunsch beherrscht sie noch:
auf den Schultern der Sozialdemokratie in den Reichstag zu gelangen. Noch entschiede
ner und ungescheuter, als es bisher schon geschehen w ar, w ird jetzt von dieser Seite um die Gunst der Sozialdemokratie geworben.
Da hat der eine Führer erklärt, in einer Stichwahl zwischen einem Freisinnigen und einem Sozialdemokraten müsse die demo
kratische Vereinigung selbstverständlich fü r den Sozialdemokraten stimmen. E in Organ der demokratischen Vereinigung ist noch deutlicher geworden: es schreibt es gelte nicht, die S o zialdemokratie zu bekämpfen; wer von den in der Sozialdemokratie Organisierten zu der demokratischen Vereinigung herüberkäme, wäre natürlich aery willkommen. I n der S o zia l-
demokratie w ird man wahrscheinlich über der
artige Äußerungen hell auflachen und sich am meisten darüber amüsieren, daß die demokratische Vereinigung, hinter der keine W ähler stehen, doch darüber Vorschriften macht, wie die angeblich vorhandenen W ähler stimmen sollen. I n allen bürgerlichen Parteien aber w ird über die Erbärmlichkeit der Ge
sinnung, die aus diesem Verhalten der Leute von der demokratischen Vereinigung spricht, nur eine Stim m e der Entrüstung herrschen!
Kaiser Franz Josef.
W ie die W iener Korrespondenz W ilhelm meldet, w ird Kaiser Franz Josef bis zum 29. J u n i im Lainzer Schlosse verbleiben und hierauf nach Ischl reisen.
Das argentinische Fleisch in Wien hat einqn endgiltigen M ißerfolg zu ver
zeichnen; 400 000 Kilogram m der zuletzt in W ien eingetroffenen Sendung werden dem
nächst wieder nach T rie ft zurückgesandt, um von dort nach England zum Verkauf befördert zu werden. Die etwas verwöhnten W iener wollten sich an den Geschmack des argentini
schen Fleisches nicht gewöhnen. D am it dürften die Einfuhren argentinischen Fleisches nach Österreich überhaupt ihr Ende gefunden haben.
Der Papst und die Leichenverbremmng.
Der Papst erklärte gegenüber einer Be
hauptung des schweizerischen Obersten Hüber, er sei ein Freund der Leichenverbrennung, daß diese M eldung unzutreffend sei. Der Papst hat im Gegenteil befohlen, daß im Todesfall seine Leiche nicht einbalsamiert werde, sondern alsbald der Erde zu übe«- geben sei.
Das neue belgische Kabinett.
I n der Dienstag-Sitzung der belgischen K a m m e r verlas Ministerpräsident d e B r o q u e v i l l e eine p r o g r a m m a t i s c h e E r k l ä r u n g des neuen M inisterium s, in der zunächst auf die Thronrede, m it der der König die laufende Session eröffnete, bezug genommen und angekündigt w ird, daß dem höheren R a t fü r Handel und Industrie, die V erm ittlungsrolle bei wirtschaftlichen S tre itig keiten zuerkannt werden solle. Die Regierung wende ihre Aufmerksamkeit besonders dem Kinderschutz, den Arbeiterpensionen sowie der Förderung des Mittelstandes und der V e r
mehrung des kleinen Besitzes zu. Auch die Lage der Beamten solle gebessert und noch heute ein Gesetz über die Offizierspensionen eingebracht werden. Eine bessere Kontrolle der Ausgaben durch den Rechnungshof solle gewährleistet werden. Über den Ausbau der Wasserstraßen und der Verkehrswege zur Förderung der wirtschaftlichen Entwickelung solle eine besondere Kommission beraten und Beschlüsse fassen. Bezüglich des Schulgesetzes erklärte der Ministerpräsident, daß die Frage m it Ruhe und Überlegenheit geprüft werden soll, um durch Abänderungsanträge zu einer Verständigung zu gelangen. I m Kongo soll auf dem bewährten Wege zu einer stets engeren wirtschaftlichen Verbindung m it dem M utterlande weitergegangen werden, auch solle die Entwicklung der Kolonie nur vom Geiste des Fortschritts und der Z ivilisation vorgezeichnet sein. Nach dem Ergebnis der letzten Volkszählung entspreche es dem P rin zip der Gerechtigkeit, die Parlamentssitze zu vermehren. Der Ministerpräsident schloß m it der Aufforderung an das Parlam ent, das Budget nunmehr zu bewilligen, um einen regelmäßigen Gang der Staatsgeschäfte zu ermöglichen.
Vom Sesmannsstrerk.
Der Verband der englischen Seeleute stellte fest, daß über 180 einheimische Schiffe in den H ä f e n G r o ß b r i t a n n i e n s festliegen.
— Die Union-Castle-Linie und die Rgyal
M a il Steam Paket-Gesellschaft sahen sich^ge-
zwungen, die A bfahrt der vier großen
Dampfer »»r Flotten-Parade nach S p i-