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Thorner Presse 1884, Jg. II, Nro. 226

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Academic year: 2021

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A u s g a b e wöchentlich sechsmal. R e d a k t i o n u n d G r o e d i t i o n - J n s e r t io n S p r e is pro S p a ltz e ilr

A b o n n e m e n tS p re i« pro Q u a rta l 2 M a rk . . ^ oder deren R aum 10 P fg .

incl. Postprovision oder Abtrag. Katharinenflcaße 204. Annahme der Annoncen täglich bis 1 U hr M itta g s .

I M ZZ6. Donnerstag, den 25. September 1884. I I . Iahrg.

A n unsere geehrten auswärtigen Abonnenten

richten w ir die höfliche B itte , ih r Abonnement bei der Post möglichst re c h tz e itig resp. um ge­

hend erneuern zu wollen, dam it keine Verzögerung in der Zustellung eintrete.

W ir wissen, das w ir das fortwährende erfreu­

liche und rasche Steigen unserer Auflage haupt­

sächlich den Bemühungen unserer geehrten Leser im Interesse der Verbreitung der „T horner Presse"

zu verdanken haben und hoffen, daß deren viele Freunde ih r wieder viele neue Abonnenten werben werden.

D ie neu hinzutretenden Abonnenten erhalten den interessanten Roman „Z m Irrenhause" von E w a ld August König gratis nachgeliefert.

Spedition der „Töorner Areffe".

Aie Kokonialpotitik und der Zolkanschtuß der Kansestädte.

D ie Kolonisationen in Westafrika sind. so wenig sie sich i» r MassenauSwanderung eignen, der deutschen A rb e it doch in doppelter Weise sehr förderlich.

Zunächst durch Vermehrung des Absatzes der heimischen In d u strie . Schon jetzt hat sich, seit der deutsche Unterneh­

mungsgeist jenen Gegenden sich zugewandt, in wenig Jahren die A u sfu h r aus deutschen Häfen nach Westafrika mehr als verzehnfacht; sie ist auf nahezu eine M illio n Centner gestiegen, lle mehr unter dem Schutze des Reiches deutsche Handels- Niederlassungen dort gedeihen und sich ausbreiten, um so leb­

hafter und umfangreicher w ird sich der WaarenauStausch, die A u sfu h r aus den deutschen Häfen dorthin entwickeln.

D a s bisherige Wachsthum der A u sfu h r ist allerdings nur zum T h e il der deutschen In d u s trie zu Gute gekommen.

Denn, so zweifelhaft auch diejenigen Handeltreibenden, welche m den Hansestädten Schiffe nach jenen Gegenden entsenden, bei der Befrachtung deutscher Waare den Vorzug geben, so sicher ist es anderseitig, daß, so lange die Freihafenstcllung von Hamburg und Brem en besteht, bei der dadurch bedingten Heberfüllung dieser Handelsplätze m it englischer Waare, in vielen Fällen diese zur Verschiffung gelangen und gelangen wüsten. S obald beide Hansestädte dem Z ollverein ange­

schlossen sein werden, w ird aber der dortige M a rk t mehr und Mehr von der deutschen In d u s trie beherrscht werden, deren Produkte werden demzufolge auch in den fü r Westafrika be­

stimmten Schiffsladungen vorherrschen.

Gehen aber erst in der Regel n u r deutsche W aaren in den Handel-faktoreien ab, so ist die Aussicht eröffnet, daß die afrikanischen Abnehmer derselben an ihrer Q u a litä t Gefallen stnden und deshalb nach deutscher Waare eine dauernde Nach­

ja g e entsteht. E rst dam it wäre die Voraussetzung eines Uandigen, der Erw eiterung ungemein fähigen WaarenauS- wlijches zwischen Deutschland und unseren Westafrikanischen

Sm Irrenhause.

Roman von Ewald August König (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung -

g. Diese Benachrichtigung bedurfte indeß einer längeren A rb e re itu n g , da H e rr Hugo Frohberg schon ein bejahrter -mann und überdies bedenklich erkrankt w a r, wie denn auch M te r die gefürchtete und betrübende E rfa h ru n g gemacht s urde, daß die Nachricht von dem Verlust seines Kindes Tod beschleunigte. Eduard Frohberg starb, wie ich es

^ausgesehen hatte, schon am Tage nach dem unglücklichen o jv z e , seine Leiche wurde in der G ru ft seiner F a m ilie bei- di- . D ie Kosten der Verpflegung und der Beerdigung,

„> " M t bedeutend waren, hat H e rr Herm ann Frohberg m ir zurückerstattet.

das ^uchschrist — ein Z a h r später: Böse Zungen hatten Anst s rücht verbreitet, Eduard Frohberg sei nicht in meiner s a i ^ " gestorben, er lebe heute noch und werde als Ge- L x '^ u e r zurückgehalten, d am it die Hinterlassenschaft Hugo Nickt rg '^ gesichert bleibe. S o dumm und albern dies Ge- Verü ^ w a r, fand es doch bei der früheren B ra u t des P a u l' emn G lauben; in Folge dessen veranlaßte F rä u le in A n th u e B ra n d das Gericht zu einer Znspizirung meiner srem? . mich in höchstem Grade überraschte und be- die - und durchaus kein Resultat ergab. Möge Denen,

grali« uen guten R u f in so niederträchtiger Weise zu unter- n versuchen, der H im m el verzeihen."

Und - wein H e rr, da haben S ie einen wahrheitsgetreuen a u ssch ö p fe n d e n B e rich t," sagte der D oktor, von dem Buche schein »wenn S ie eine Abschrift oder einen Todten-

wunschen, so steht beides zu Diensten."

Wi'ins7, "e Abschrift dieses Berichtes wäre m ir allerdings hat s ^ n s w e rth ," erwiderte A lfre d ; „ich glaube, meine M u tte r

^ E it keine Abschrift erhalten."

" v keine gefordert."

Ansta'l. ° auch später keine nochmalige Znspizirung in der

" veranlaßt?"

! Kolonien geschaffen und zugleich die Perspektive auf Steigerung der inländischen Produktion, auf Vermehrung der A rb e its­

gelegenheit und des Arbeitsverdienstes eröffnet.

M a n sieht auf'S Neue, wie wichtig gerade im Interesse der nationalen A rb e it die Beseitigung der Sonderstellung der Hansestädte ist und wie sehr diesenigen, welche dem Abkommen m it Ham burg sich widersetzten, wiederum die Interesse» der arbeitenden Bevölkerung verletzten.

Nachdem durch die Z o llp o litik von 1879 dem deutschen Gewerbeflciß der heimische M a rk t gesichert ist, liegt die M ö g - lichkeit der weiteren Versorgung der schnell wachsenden B e ­ völkerung m it lohnender A rbeit nahezu ausschließlich auf dem Gebiete der A u sfu h r. Jede dauernde Steigerung der letzteren bedeutet neben den Vortheilen, welche sie den bctheiligten Handel­

treibenden bringt, vor Allem eine Vermehrung der heimischen Arbeitsgelegenheit, und, sofern sie rentabel ist. zugleich eine Besserung der Lohnverhältniffe in den bei der A u s fu h r be- theiligten Gewcrbszweigen. M i t Recht w ird neben der F ö r­

derung der A u sfu h r durch Handelsverträge daher von der Regierung deren Steigerung durch Errichtung von deutschen Handelsfaktoreien gerade im Interesse der arbeitenden B e v ö l­

kerung angestrebt.

Neben der Förderung, welche auf diese Weise die nationale A rbeit im In n e rn e rfä h rt, erwächst dem deutschen A rbcits- marktc aber, wie w ir demnächst erörtern werden, noch eine direkte nicht unwesentliche Entlastung durch die gegenwärtige K olo n ia lp o litik.

Aokitische Tagesschau.

Unser K a i s e r hat in B enrath eine Deputation der industriellen Arbeiter des Landkreises Düsseldorf in besonderer Audienz empfangen. D ie Deputation bezweckte den Dank der Arbeiter fü r die Botschaft vom 15. November 1881 und die landesväterliche Fürsorge des Kreises fü r da« W ohl der Arbeiter und deren wirthschaftliche und soziale Lage auszu-

! sprechen, sowie eine bezügliche Adresse dem Kaiser zu über­

reichen, welche die Unterschriften von 3123 industriellen Arbeitern, etwa 75 Prozent der sämmtlichen industriellen Arbeiter des Kreises, trägt. D e r Kaiser erwiderte, freudig bewegt, etwa Folgendes: E s sei dem Monarchen nicht im m er vergönnt. Dank zu ernten fü r seine Bestrebungen zum Wohle des Volkes, umsomehr freue es ihn, heute einem solchen Danke zu begegnen, aus einem Stande, dem er in gegenwär­

tiger Z e it seine ganze Fürsorge widme und fü r dessen W ohl durch die Gesetzgebung schon Wichtiges geschehen sei. E r freue sich auch darüber, daß man anscheinend m it dem eingeschlagenen Wege zufrieden sei. Allen könne freilich auch er «S nicht recht machen

D ie W a h l a u f r u f e schießen jetzt gleich Pilzen au - der Erde. M i t der neuesten Kundgebung dieser A r t sind so­

eben die Freikonservativen — offiziell „deutsche Reichspartei"

genannt — vor die Oeffentlichkeit getreten. Getragen von hoher Begeisterung fü r Kaiser und Reich, entwickelt das P ro ­ gramm dieser P a rte i höchst maßvolle Grundsätze, m it denen sich jeder einverstanden erklären kann, der in dem Reichstage noch etwas anderes und besseres erblickt, als eine Anstalt fü r oppositionelle Spektakelmacherei.

D ie Lippen des D oktors umzuckte ein höhnischer Zug.

„N e in ," erwiderte er, „w ozu auch? Es w a r durchaus kein G ru n d dazu vorhanden. O der denken S ie anders darüber?"

D e r junge M a n n senkte die W im p e r, er konnte diesen tückischen Blick nicht ertragen.

„E s wäre ja möglich, daß Ih r e F ra u M u tte r an jenen Gerüchten festgehalten und Zhnen denselben ganz und gar unberechtigten Glauben eingeprägt hätte," fu h r der hagere H e rr fo r t; „ich würde das ganz natürlich finden und könnte Ih n e n nichts weiter d arauf erwidern, a ls dasselbe, was in diesem Bericht über jene Thatsache niedergeschrieben ist."

„ Ic h wünsche n u r zu wissen, ob mein V a te r irgend welche P apiere hinterlassen h a t," fragte A lfre d , einer direkten A n tw o rt auf die Bemerkungen des D oktors ausweichend.

„U n te r diesen Papieren könnte sich ja möglicherweise ein Schriftstück befinden, welches fü r mich einen großen W erth hätte."

„ S ie meinen in Bezug auf die Hinterlassenschaft Ih r e s G roßvaters?"

„A lle rd in g s ."

„M e in H e rr, ich glaube, diese Hoffnung entbehrt jedes H a lte s ," sagte der D o kto r in etwas spöttischem Tone. „S ie müßten zuerst und v o r allen Dingen den Beweis liefern können, daß S ie w irklich der S o h n Eduard Frohberg's find.

D azu bedürfte es w ohl einer amtlichen B eglaubigung, daß Ih r e F ra u M u tte r die rechtmäßige G a ttin des Verstorbenen w a r." —

„U n te r diesen Papieren meines V aters könnte — "

„Lieber H e rr, ich habe mich um diese Papiere nicht be­

kümmert. Es lag ja nicht in meinem Interesse, diese Papiere zu prüfen, überhaupt nachzusehen, was sich in seinen Taschen befand. Zch weiß n u r, daß H e rr Hermann Frohberg das A lles an sich genommen h a t; er w ird es Ih r e m G roßvater überliefert haben."

D e r junge M a n n preßte die Lippen auf einander, es schienen Gedanken in seiner Seele aufzutauchen, die er vo r diesem M anne geheim halten wollte.

D as . . B e r l i n e r T a g e b l a t t " brachte dieser Tage folgende M itth e ilu n g : „ I n der deutschen Exportbank fand am M ontag unter dem Vorsitze des D r . Jamasch eine Versamm­

lung behufs K onstituirung einer afrikanischen Kolonial-Gescll- schüft statt. E s wurden in dieser Versamm lung namhafte Beiträge gezeichnet. E in öffentlicher A u s ru f soll demnächst erfo lg e n .A lsZ ie l einerKolonisationS-Expedition wurde daSCongo- gebiet ins Auge gefaßt." A n dieser M eldung ist kein W o rt wahr.

E in von dem Antisemitenführer Jstoczy inspirirteS B la t t e n tw irft den F c l d z u g S p l a n der A n t i s e m i t e n p a r t e i de- neugewählten u n g a r i s c h e n R e i c h s t a g e s und fordert die antisemitischen Abgeordneten auf, sich „marschbereit" zu halten fü r den dreijährigen Feldzug. V o r Allem müsse der C lub der Antisemitenpartei reorganisirt und sollen m it Rücksicht auf die zweierlei politischen Schattirungen der P a rte im it­

glieder zwei Präsidenten: der eine von der auf staatsrecht­

licher B asis stehenden Opposition, der andere au» den Kreisen der der Unabhängigkcitspartei angehörenden Antisemiten ge- w ählt werden. A ls Kandidaten sind bereit» n o m in irt B a ro n G abriel AndreanSzky und Geza Onody. D i r beide» A lter»- schriftführer des neuen Hauses werden die Antisemiten A n ­ der Vadn .y und D r . Geza Racz sein, und fü r den F a ll, daß H e rr Anton B o e r kränkeln sollte, w ird ein antisemitischer Abgeordneter, nämlich D r . C a rl Nendtwich, Alterspräsident des Hauses werden. D ie P artei w ird dafür sorgen, auch im B ureau des Hauses vertreten zu sein, und je einen Kandidaten fü r die S tellen des Präsidenten und eines S c h riftfü h re r- a u f­

stellen; die P a rte i zählt hierbei auf die Unterstützung der

„geheimen Antisemiten" ^ m Reichstage. D ie erste „ E n t­

scheidungsschlacht" werde anläßlich der Adreßdebatte geschlagen werden, zumal die antisemitischen Abgeordneten in E rw ide­

rung der Thronrede an die Krone eine Adresse richten wollen, in welcher die S itu a tio n des „durch die Juden und die m it denselben verbundenen R a u b ritte r auSgesogenen" Lande- vor S r . M ajestät geoffenbart und der Standpunkt der Antisemiten- partei dargelegt werden soll. B e i der Adreßdebatte werden die neuen M itg lie d e r der P a rte i in '-T re ffe n geführt werden.

S o w e it die M itth e ilu n g e n des antisemitischen O rgane-.

I n B e l g i e n droht seit dem klerikalen Wahlsiege alle»

aus Rand und B a n d zu gehen. D ie Organe der öffentlichen O rdnung, Polizei und B ürgerw ehr, sind dermalen dort die geplagtesten Leute. M a n muß gestehen, da» Beispiel, welche»

die beiden parlamentarischen M usterländer, England und Belgien, dem zuschauenden Europa geben, ist nicht darnach angethan, zur Nacheiferung anzureizen.

D ie S i e g e S d e p e s c h e n des G e n e r a l G o r d o n werden nirgends recht fü r baare M ünze genommen. E - ver­

trägt sich dam it auch schlecht da» in den Depeschen im m er wiederkehrend« Verlangen nach Entsatz. Nach der neuesten Depesche Gordon» sollen mehrere der Heere-Haufen, die K hartum belagerten, abgezogen sein und die V e rp ro via n tiru n g der S ta d t ohne alle Schwierigkeiten von Süden her erfolgen.

Gordon habe vier D a m p fe r den blauen N il hinaufgeschickt, um der Garnison von Sennaar H ü lfe zu bringen; nach der Rückkehr dieser D am p fe r werde Gordon eine Expedition nach B erber abgehen lassen, die der von K airo kommenden eng­

lischen Expedition die Hand bieten solle. Wenn n u r die eng­

lische Expedition auch wirklich kommt.

„H erm ann Frohberg hat nach dem Tode meines G roß­

vaters die Besitzung desselben übernommen?" fragte er, indem er sich erhob.

„Z a , er w a r der nächste und w ohl auch der einzige Erbe.

Werden S ie ihn besuchen?"

„V ie lle ic h t."

„ E r wohnt kaum eine Viertelstunde von hier entfernt."

„ Ic h weiß es", sagte A lfre d , „aber ob und wann ich ihn besuchen werde, darüber habe ich noch keinen Entschluß gefaßt. Verzeihen S ie die S tö ru n g , meinen besten Dank fü r Ih r e M itth e ilu n g e n ."

„ B itte , e- w ar mein« P flic h t", erwiderte der D oktor a rtig . „U n d was die Abschrift de» Berichte» b e trifft — "

„ Ic h werde sie an einem der nächsten Tage holen."

„S e h r wohl, sie soll bereit liegen "

D e r junge M a n n verbeugte sich und verließ da- Z im m e r, D oktor J a n in begleitete ihn.

S ie schritten schweigend durch die K orridore und den G arten; an dem eisernen Thore nahm A lfre d m it einer zweiten Verbeugung Abschied, gleich darauf rollte der Wagen m it ihm von bannen, und der D oktor hörte noch, daß der junge H e rr dem Kutscher befahl, ihn zur Eisenbahnstation zurückzufahren.

D e r D oktor kehrte in das Hau» zurück, seine M iene w ar finster, drohend, und dabei leuchtete aus den tückischen Augen eine unverkennbare Angst, die seinen Zügen einen verzerrten Ausdruck gab.

E r beachtete die Patienten nicht, die in dem Garten unter Aufsicht der W ä rte r spazieren gingen; er, der sonst Jeden, der ihm hier begegnete, m it einem scharfen und zugleich dro­

henden B lick zu mustern pflegte, schlug jetzt die Augen nieder, so oft er einem dieser Unglücklichen nahe kam.

D e r D oktor bemerkte nicht, daß einige dieser Patienten ihm betroffen nachschauten, ja, daß es in den Augen V ie le r freudig aufleuchtete, was ihm , wenn er in seiner gewöhnlichen ruhigen S tim m u n g gewesen wäre, gewiß zu ernstem Nach- denken über die Ursache dieser Freude Veranlassung gegeben

hätte. (Fortsetzung folgt.)

(2)

Deutsches Weich.

M ünster, 24. September. Ih r e Majestät die Kaiserin ist gestern Abend m it Extrazug von B ric h t hier eingetroffen und hat W ohnung im Schloß genommen. Heute M orgen fand Empfang der Damen - Deputationen m ilder S tiftu n g e n und der Verbände w ohlthätiger Frauenvereine, um 10 U h r dann Empfang der Damen des westfälischen Adels statt.

D ie Vorstellung erfolgte durch die G rä fin Hacke. D ie S ta d t ist festlich geschmückt, die v ia t r i u m M I m vom B ahnhof nach dem Schloß und von da nach dem Akademie - Gebäude, wo das D in e r von S eiten der P ro v in z ia l - Vorstände stattfindet.

M a n sieht sehr viele Fahnen der P ro v in z , auch deutsche, ab und zu preußische, in den Nebenstraßen namentlich viele päpstliche. E in prachtvoller E m p fa n g s-P a villo n ist am B a h n ­ hof errichtet, roth m it goldenen Kronen und Palmenzweigen, und ein ganzer G arten von P alm en und Lorbeeren im provisirt.

D ie A nkunft S r . M ajestät des Kaisers erfolgt um 1 U hr.

Zunächst findet eine F a h rt durch die S ta d t statt, dann begiebt sich Allerhöchstderfelbe ins Schloß bis zum Beginn des D in e rs D ie Akademie ist w a h rh a ft genial dekorirt, an der V o rd e r­

seite befindet sich ein weißer Baldachin, über dem Eingänge ein goldenes Netz m it Kornblumen. I n der großartigen H alle des In n e rn sind um die M arm orsäulen Lorbeeren und B lum en geschlungen, plastische Gruppen stellen die Borussia, die W estfalia und darüber die Germ ania dar. Ueber dem Eingänge zum Banketsaal ist in einer Lunette eine Allegorie der G erm ania gemalt m it der U nterschrift: „D e m Helden­

kaiser." D ie Plätze fü r die Majestäten und Fürstlichkeiten befinden sich auf einem staut pa8 unter einem Thronhim m el.

F ü r die Majestäten sind zwei hohe Thronsessel bestimmt. D ie Kaiserliche Tafel ist reich m it dem S ilb e r des westfälischen Adels besetzt. Neben dem Banketsaal befindet sich der S a a l fü r die Vorstellungen im Cercle. Einladungen sind ergangen an die Provinzialausschüsse, die A dels-Deputationen, eine aus jedem Kreise, die Spitzen der Behörden, das Gefolge und die Fürstlichkeiten. D ie Rückkehr I h r e r Majestäten erfolgt gegen 7 U h r in itte ls Extrazuges. Extrazüge aus allen Richtungen der P ro vin z treffen ein. D a s W etter ist prachtvoll.

M ünster, 24. September. S e. M ajestät der Kaiser hat m it S r . Kaiser!, und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen im offenen Wagen um 1 U hr unter großem Jubel der B e ­ völkerung und Glockengeläute seinen Einzug gehalten, im zweiten Wagen saß Ih r e Kaiscrl. und Königl. Hoheit die Kronprinzessin m it Ih re n Königlichen Hoheiten der Prinzessin V ic to ria und den Prinzen W ilh e lm und Heinrich. D ie Kriegervereine bildeten bis zum Schloß, wo eine Ehrenwache des 13. Regiments aufgestellt w ar, S p a lie r. B e i dem D in e r nehmen außer den Höchsten Herrschaften die M in is te r v. Puttkamer, v. Bötticher, v. Goßler, Maybach uud Falk, der Bischof von M ü n ste r, der General - Superintendent und der kommandirende General an der T a fe l Ih r e r M a je - stäten Platz. _________ ____________ ____________________

AÜskänd.

W ien, 24. September. D e r König A lb e rt von Sachsen w ird am 30. d. hier eintreffen, um an den Hosjagden in Steuerm ark T h e il zu nehmen. Einen Tag vorher w ird der Kaiser in der Ofener H ofburg die Session des ungarischen Reichstags m it einer Thronrede eröffnen. D e r K ronprinz R u d o lf und die Prinzessin Stefanie reisen heute zum Besuche des rumänischen KönigSpaareS ab.

P a ris , 23. September. Eine industrielle und geschäft- liche K risis ist in Lyon auSgebrochen. Gestern fand ein großes Arbeiter-M eeting statt, auf welchem kvnstatirt wurde, daß gegenwärtig dort 25 000 Arbeiter ohne Beschäftigung und gewissermaßen brodloS seien. Es ru ft da« in gouvernemrn- talcn Kreisen einige Beunruhigungen hervor. M a n befürchtet, daß sozialistische und anarchistische Agitatoren diese« unleug­

bare Elend die A rbeiter ausnutzen könnten D ie Regierung sucht nach M itte ln , um der Noth und Beschäftigungslosigkeit der Arbeiter in Lyon — welche übrigen« auch in P a ris groß ist und leider noch eine Zunahme fü r den W in te r befürchten läßt — abzuhelfen. Doch scheint die Regierung jedenfalls ent- schloffen zu sein, der Forderung nach Errichtung von N a tio n al- Werkstätten nicht nachzugeben. — D e r N a tio n al meldet, daß in den letzten Unterredungen zwischen dem Botschafter B a ro n Courcel und dem Fürsten BiSmarckS wenigsten eine theoretische Uebereinstimmung zwischen Frankreich und Deutschland hin­

sichtlich der egyptischen Frage erzielt sei.

Kiew, 23. September. Wegen der am Sonntage statt­

gehabten Exzesse wurde heute durch Anschlag in der Universi­

tät bekannt gemacht, daß Zusammenrottungen untersagt seien und daß event, an solchen theilnehmende Studenten sofort relegirt werden würden. Eine weitere Bekanntmachung besagt, daß die Vorlesungen auf der Universität nicht vor dem 27. d. M . begönnen und daß bis dahin den Studenten der Z u tr itt zur U niversität nicht gestattet sei.

Mine Mittheilungen.

( E i n m e r k w ü r d i g e r F a l l v o n G e i s t e s s t ö r u n g ) w ird aus Petersburg m itgetheilt. E in ehemaliger Zögling der Petersburger Universität, der den juristischen Kursus der­

selben absolvirt hatte und längere Z e it in einem der M in i- sterien angestellt gewesen w a r, hatte vor zwei Jahren plötzlich diesen Dienst verlassen und w ar Untersuchungsrichter geworden.

V on nervöser N a tu r und durch A rbeit erschöpft, hatte ihn hierbei ein Familicnproceß so aufgeregt, daß er geisteskrank wurde und in das Hospital N ikolai des W undrrthäters ge­

bracht werden mußte. E r genas bereit« nach kurzer Z e it, gab jetzt seine juristische C arriere ganz auf und wurde Lehrer der M athem atik an einem Petersburger In s titu t. I n der letzten Z e it m it der Abfassung eines Lehrbuches der höheren M athem atik beschäftigt, dessen erster T h e il bereit« erschienen ist, hatte er vor einigen Tagen beim Schreiben einen T in te n - fleck auf die linke Hand bekommen. Zerstreut und aufgeregt e rg riff er ein Federmesser, um den Fleck zu entfernen. H ie r­

bei verletzte er sich die Hand und die Tropfen B lu t quoll heraus. Aergerlich hierüber, begann er jetzt die wunde S telle auszuschneiden und zwar so lange und so tief, bi» er auf eine A rte rie stieß. V o r Schmerz schrie er jetzt auf, und seine F ra u und die Bediensteten kamen herbeigeeilt.

wurde sogleich nach einem A rz t geschickt, die Wunde verbunden und H err L. nach einem Hospital gebracht. Kaum hierselbst angelangt, hatte sich der Unglückliche ein Messer zu verschaffen gewußt und m it diesem seine rechte Hand in ähnlicher Weise wie die linke verstümmelt. A u f seine Wiedergenrsung ist wenig Hoffnung vorhanden.

Kiew, 24. September. W e il eine Anzahl Studenten zur Feier de« U niversität«-Jubiläum « nicht zugelassen wurde, entstanden zwischen dem Rektor und den Studenten M iß ­ helligkeiten, in Folge deren n u r gegen 30 Studenten zur Feier erschienen, während die übrigen am 20. d. M t« . eine Straßenansammlung herbeiführten und Abends in der Rektor­

wohnung die Fensterscheiben einschlugen. Außer diesen A u f­

tritte n ist keine weitere Ruhestörung vorgekommen.

Nrovinziak- Nachrichten.

K u lm , 2 9 . September. ( B r a n d u n g l ü ck.) Heute M orgen ist unsere S ta d t von einem großen Brandunglück be­

troffen. I n der Graudenzer S tra ß e , unweit de- M a rk te -, in dem verkehrreichsten und am meisten bebauten Theile der S ta d t, brannten die umfangreichen Häuser de- K aufm an n- und Bankier- A . Ruhemann fast total nieder. D a - Feuer bedrohte bei dem herrschenden starken Westwinde und der furchtbaren D ü rre auch noch das übrige Stadtviertel. D en vereinten Kräften der städtischen Löschmannschaften, vor allem der freiwilligen Feuerwehr und des Jägerbataillons, sowie m it Hülfe der städtischen Spritzen, der Spritze der Kadettenanstalt und mehrerer Spritzen aus den be­

nachbarten Dorfschaften gelang es, d a - gewaltige Feuer auf seinen ursprünglichen Heerd am Nachmittage zu beschränken. ( D . Z . )

S tu h m , 2 3 . September. ( F e u e r . ) Heute gegen 2 ' / , U hr M o rg e n - schreckte unS wieder einmal Feuerlärm und d a- Alarmsignal der freiwilligen Feuerwehr a u - der Ruhe. A u f der ca. I V, K ilom . von S tu h m gelegenen Besitzung des H errn Claaßen zu Barlewitz w ar in dem östlichen Giebelende der Scheune Feuer auSgebrochen, welche- sich mit so rapider Schnelligkeit auf den Vieh- und Pferdestall der Besitzung übertrug, daß, ehe die Bewohner de- G ehöft- a u - dem Schlafe erwachten, bereits beide Gebäude in vollen Flammen standen und an ein Retten nicht mehr zu denken w a r. 1 0 prächtige Pferde, 9 Stück Rindvieh, einige Schweine, die sämmtlichen Ackergeräthschaften, mehrere W agen, sowie die ganze diesjährige Ernte verbrannte m it, auch haben einige Jnstleute fast ihre ganze unversicherte Habe durch den B ran d verloren. A ls die hiesige freiwillige Feuerwehr zur Stelle kam, waren die beiden Gebäude zum größten T h e il nieder­

gebrannt und man mußte sich darauf beschränken, d a- stark be­

drohte Wohnhaus zu halten, was denn auch gelang. D ie abge­

brannten Baulichkeiten, der V ie h - und Pferdestand, sowie die diesjährige Ernte sind nur sehr niedrig versichert. H e rr C . erleidet deshalb durch den B ran d bedeutende Verluste. D a - unverschuldete Unglück deS H errn C . erregt um so allgemeinere Theilnahme, als H e rr C . ein von Jedermann geliebter und geachteter H e rr, in den letzten Jahren durch mannigfache herbe Schicksal-schläge heim­

gesucht worden ist. — D ie Entstehung-ursache deS Brandes ist bis jetzt nicht ermittelt. ( N . W . M . )

M a r ie n b u r g , 2 4 . September. ( Z u r W a h l . ) Nachdem die hiesigen Conservativen trotz der ihnen von anderer Seite gewordenen Gegenvorstellungen beschlossen haben, an der Candidatur de- H errn v. Puttkamer - P lau th festzuhalten, w ird derselbe am künftigen So nn tag hier seine Candidatenrede halten.

Lyck, 2 1 . September. ( G e b r ü d e r M a s c h k e . ) Am Freitag ist endlich mehr Licht in die genugsam bekannte Pilzecker'- sche M o rd -A ffa ire gekommen: D e r eine der beiden Gebrüder Maschke hat, von seinem bösen Gewissen gequält, unaufgefordert ein umfassende- Geständniß abgelegt. Hiernach ist P . nicht, wie angenommen, im Schlafe überfallen und m it einer Sense getödtet worden, P . überraschte vielmehr die Gebrüder M . beim Hüten deS Viehes auf fiskalischen Wiesen, näherte sich ihnen und schritt demnächst in seiner Eigenschaft als Forstschutzgehilfe zur Pfändung.

B e i dieser Gelegenheit entwickelte sich ein heftiger Wortwechsel, welcher in Thätlichkeiten au-artete. P . unterlag, dem Unglück- lichen w a r von seinem Gegner während deS R in g e n - der H a ls m it einem Messer — also nicht m it einer Sense — durch­

schnitten, w a - den sofortigen Tod de- Verwundeten zur Folge hatte. Hiernach dürfte die Anklage wohl nicht mehr auf M o r d , sondern nur auf Todschlag lauten. Seltsamerweise hat sich der Andere der beiden B rüder noch nicht bereit finden lassen, irgend

» ein Geständniß in dieser Angelegenheit abzugeben; derselbe leugnet hartnäckig; selbst durch die Konfrontation m it seinem Bruder hat er sich nicht beirren lasten.

^ B ro m b e rg , 2 4 . September. ( V e r u r t h e i l u n g .) D e r Reserve-Unteroffizier I . im 1 2 9 . P o m . J n f t r . - Regiment, welcher kürzlich zur Uebung eingezogen wurde und sich während deS M anövers eines Verbrechen- gegen die Sittlichkeit schuldig machte, ist vom hiesigen Kriegsgericht der 4 . D ivision zu fünf Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. I . ist verheirathet und V a te r von 2 Kindern.

V ro m b e rg , 2 4 . September. ( H a n d w e r k e r b u n d .) D ie gestrige Sitzung de- HandwerkerbundeS w ar zahlreich besucht.

D e r Vorsitzende H e rr Haenicke erstattete Bericht über den letzten Handwerkertag in Frankfurt a. M . I n betreff der bevorstehenden Reichstag-wahlen wäre eine Resolution angenommen worden, da­

hin gehend, daß sich die 4 0 0 0 0 M itg lied er des deutschen H and ­ werkerbundeS verpflichten müßten, nur solche Kandidaten ihre S tim m e zu geben, welche bestimmt erklärten, daß sie auf den Beschlüssen der Handwerkertage ständen. A ls Endpunkt der B e - strebungen sei die Errichtung obligatorischer In n un gen zu be­

trachten. D e n Innun gen müsse die Aufsicht über alle Meister und deren Lehrlinge übertragen werden. Auch seien die Meister, ob sie der In n u n g beiträten oder nicht, beitragspflichtig zu machen und eS hätten diejenigen Handwerker, welche sich selbstständig machen wollten, vor der Prüfungskommission ihre Fähigkeit zum Betriebe de- betr. Handwerk- nachzuweisen. I m Anschluß hieran erhob sich eine Debatte, an welcher sich mehrere M itg lie d e r der Versammlung betheiligten. Nach der Debatte einigte mau sich, den Kandidaten der konservativen P a rte i, Legation-rath D r . Gerlich, welcher ein w arm e- Herz für die Interessen der Handwerker habe, nach Kräften zu unterstützen. ( B r . T . )

-v- R akel, 2 2 . September. ( S e m i t i s c h e - . ) Gestern Nach­

mittag hielt der Schubiner couservative W ahlverein im Hotel du N ord hierselbst eine Versammlung ab. Zweck derselben w a r, m it den Liberalen, Freisinnigen, Konservativen und Freikonservativen eine Einigung über die Aufstellung de- H e rrn Regierungspräsi­

denten v. Tiedemann als Kandidaten für den Reich-tag-w ahlkrei- Schubin-W irfitz zu erzielen. H e rr v. Tiedemann entwickelte in einer längeren Rede sein Program m . Zuerst referirte Redner über seine Thätigkeit im Parlamente und präcisirte seine Stellung zu den einzelnen Parteien. Sodann ging er auf die S o z ia l- reform über und behandelte besonder- eingehend die Kornzölle.

S o llte ein A ntrag auf Erhöhung der Kornzölle eingebracht werden, so würde er für einen solchen stimmen. (G ro ß e r B e ifa ll.) Ferner i berührte Redner die M illtä rfra g e . A n der H and statistischen

M a t e r ia l- wies er nach, daß unsere M ilitä rm a c h t in FriedenSzeit bedeutend hinter der Frankreich- und R u ß la n d - zurück­

steht. S o beziffert sich die Differenz Frankreich gegenüber auf 1 0 0 0 0 0 , R ußland gegenüber auf 2 0 0 0 0 0 M a n n . I n eben demselben Verhältnisse stehen die Minderkosten deS M ilitä rb u d g e t-.

Hieraus resultire, daß w ir keinenfallS unsere M ilitä rm a ch t ver­

ringern dürften, worauf manche Volksvertreter ausgehen. (B e ifa ll.) Z u m Schluß sprach Redner über seine Stellung zum Antisemi­

tism us. Jüdische M itb ü rg e r hätten ihn ersucht, sich hierüber zu äußern. W aS die antisemitische A gitation nach der M a n ie r Henrici'S rc. anbeträfe, so sei er ein entschiedener Gegner der­

selben. Diese Leute wüßten garnicht, was sie wollten, als Volks­

vertreter würde er die Gleichberechtigung für Alle aufrecht erhalten. (G ro ß e r B e ifa ll der Judenpartei.) — Diese von den H errn Redner wohl nicht richtig überlegte Herabwürdigung des Antisemitismus hatte zur Folge, daß den Jüdlein im S a a le mächtig der Kamm schwoll. A l - Zielscheibe ihres Ueber- muthe- hatten sie sich den wegen seiner lebhaften aber humanen und durchaus nicht ungesetzlichen A gitation gegen den Sem itism uS und speziell wegen der Antisemiten-Petition so vielfach von den Juden und Judenfreunden verfolgten G u t-v erw a lte r Seehagel aus S ip io ry ausersehen, welcher schon seit 1 0 Jahren für die Socialreform im S in n e der Kaiserl. Botschaft vom 1 7 . November 1 8 8 1 wirkt und m it dem großen Socialpolitiker Reich-freiherrn v. Fechenbach- Laudenbach in Bayern dieserhalb in Verbindung steht. S ie über­

schütteten ihn förmlich von allen S eilen m it Hohn und Sp ott.

D ie schwarzen Gestalten drängten sich immer näher an S . heran, zupften ihm am Rocke, schnitten Grimassen und zischten förmlich:

„ D u iS iS er, duiS iS er!" S ie machten ihm dann das Anerbieten, zu ihnen zu kommen, T o r f abzuladen und die — A p artm ents zu reinigen; auch Photographiren wollten sie ihn lassen. Kurz, eS w ar unerhört, was die Herren Juden leisteten. S . wandte sich schließlich an den anwesenden Landrath aus Schubin um Schutz, aber dieser konnte oder wollte den S . keine H ilfe ange- deihen lassen: „w eil eS nicht sein Bezirk sei." I n solcher Be- drängniß wandte sich S . nun an den ebenfalls anwesenden Landrath des Kreise- Wirsitz, in dessen Bezirk die Versammlung stattfand. Dieser gab ihm den R a th , diejenigen, welche ihn beleidigt, gerichtlich zu belangen. Sonach blieb S . den V e r­

höhnungen der Juden unbehindert au-gesetzt. D e r bekannte in der Versammlung anwesende CommissariuS auS Exin hatte von dem Vorfalle Kenntniß erhalten und fragte den Schulzen Rchbein auS S ip io ry , ob S . die Unruhe veranlaßt hätte.

A l - R . ihm erwiederte: „ N e in ! die Juden machen die Unruhe, sie lassen den Menschen garnicht zufrieden!" da — ging der H e rr CommissariuS befriedigt davon. E in Glück für S . , daß er keinem Juden ein H a a r gekrümmt h a t t e ! — W i r wollen hier­

bei bemerken, daß die Juden im Kreise Wongrowitz die Polizei viel besser respektiren. E s w ird dort keinem Jsraeliten mehr einfallen, den p. S . zu insultiren, da er von dem Landrath diese- Kreise- — ein wirklicher P a trio t — m it einem, in dieser Zeitung schon mitgetheilten Schutzbriefe versehen ist. — D e r p. L . erhielt endlich Ruhe dadurch, daß sich ein paar Christen vor ihm aufstellten und die Juden zurückhielten. — Inzwischen waren die vorher gewählten 8 Delegirte — 2 Herren von jeder P a rte i — aus einem Nebenzimmer von der Berathung in den großen Verhandlung-saal zurückgekehrt. D ie Abstimmung hatte das Resultat ergeben, daß 5 Delegirte für den freiconservativen und 3 Delegirte für den freisinnigen Kandidaten stimmten. Herr Gericht-rath B lu m von hier trat für den Kandidaten der frei­

sinnigen resp. Judenpartei ein und bekämpfte die gegnerische Kandidatur. Redner meinte, w a - man m it einem Kandidaten solle, der m it der Regierung stimme. D e r vielgeschmähte Seehagel bat und erhielt d a - W o n zur Entgegnung. E r führte auS, daß er nicht zu begreifen vermöge, wie H e rr R a th B lu m sagen könne, daß man einen Kandidaten bekämpfen müsse, der m it der Re­

gierung stimme. Hiernach habe eS offenbar den Anschein, als wenn die Regierung schlechte Absichten habe. D a ß aber die Regierung die besten Absichten von der W e lt habe, davon sei er, Redner, fest überzeugt und einem Jeden, dem d a - W o h l deS Vaterlandes am Herzen liegt, müsse e- heilig sein, einen Kan­

didaten zu wählen, der die Reformpläne S r . M ajestät unseres Kaiser- und de- K anzler-, wie sie die Botschaft vom 1 7 . N o ­ vember 1 8 8 1 darlegt, m it zur Ausführung bringen h ilft. Diese kurzen W orte wurden dem Redner m it brausenden B e ifa ll belohnt und mehrere hohe Herren reichten ihn dankerfüllt die Hand.

Aber w a - thaten die lieben JSraeliten? S ie schrieen: „D u iS iS ein A ntisem it!" rc. W ährend der Debatte schrie ein Jude:

„Ehe w ir einen Conservativen wählen, stimmen w ir für einen P o le n !" H ierau f antworteten die Conservativen: „Juden raus- Juden ra u s !" Und der Jude bekam verschiedene Püffe, er wäre vielleicht auch etw a- unsanft hinausgebracht worden, wenn stü nicht einige conservative Herren i n '- M itt e l gelegt hätten. Nach diesem Zwischenfall waren die Juden bescheidener geworden un ließen den S . in Ruhe. — D a die 3 freisinnigen Delegirte"

ihre S tim m en nicht m it denen der freiconservativen vereinige"

wollten, so forderte der Vorsitzende die Versammlung a uf , die, welche für den H errn Regierungspräsidenten v. Tiedemann stimme"

wollten, nach recht- und die freisinnigen W äh ler nach link- zu treten- D a -R e s u lta t w ar, daß für H e rrn v. Tiedemann V« der anwesende"

W ähler und für die freisinnige Kandidatur nur '/« einträte"'

— H e rr v. Tiedemann sagte, die Antisemiten wissen nicht, waS st wollen. D a ra u f ist ihm zu erwidern, daß die Antisemiten vtt Heller und viel weiter sehen, als die Vertheidiger der Semite ^ und deren Freunde. Sagte doch auch unser Reichskanzler "

einer ParlamentSrede: „W en n der Liberalismus noch länger da Staatsrud er in der Hand behält, dann ist eine Auflösung deutschen Reiche- zu befürchten." W e r aber macht in Liber^

liSmuS? Juden und Judengenossen! D ie Judenfrage ist kci"

Religion-frage, sondern sie ist eine Lebensfrage. „W e m man da^

Brod nim m t, dem nim m t man das Leben", und da die Christi m it rapider Schnelligkeit nach Einführung der sogenannten freie Selbsthülfe unter die Botmäßigkeit der Juden gekommen sind, ! ist hiermit klar erwiesen, daß daS Leben der Christen schon zu einem sehr großen Theile von dem Befinden der Juden, deren Gunst oder Ungunst abhängig ist. Nicht durch d a -, sie glauben, sondern durch d a-, w a - sie treiben und getrrev haben, sind die Juden die Herren der Christen geworden und allein d a - Volk, sondern auch die Regierungen stehen schon ""

ihrem Druck. W enn vor ein paar Jahren kein Stöcker und ^ H enrici aufstanden, dann würden w ir heute wohl kaum noch ei"

Buchdrucker im Deutschen Reiche haben, welcher sein O ffiz i" ^ Beleuchtung de- JudenthumS und der Juden erschlossen hätte, "

auch für die Nachkommen deS H e rrn v. Tiedemann die Kasta"

auS dem Feuer zu holen.

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beabsichtigten neuen Feldzuge wieder auSgraben zu lassen. Nachdem sich V ater und S ohn zuvor überzeugt hatten, daß die ihnen bekannt gegebene S telle, an welcher

ständnisse macht, deren Bekämpfung w ir uns zur Aufgabe gemacht haben. Ic h enthalte mich jeden Lobe- über die Charaktereigenschaften des hier anwesenden H errn

hören. D a ra u f versammelten sich die jüdischen Börsenjobber, von denen nicht wenige zerlumpt und schmutzig einhergehen, in den Räumen eines LesekabinetS. D ie

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