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Thorner Presse 1884, Jg. II, Nro. 66

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A u s g a b e wöchentlich sechsmal.

A b o n n e m c n ts p r e is pro Q u a rta l 2 M ark incl. Postprovision oder A btrag.

R e d a k t i o n u n d E x p e d i t i o n : Katharinenstraße 204.

J n s e r t i o n S p i r e i s pro S paltzeile oder deren R au m 10 P fg.

Annahme der Annoncen täglich bis 1 U hr M ittag s.

Nr« 66. Montag, den 17. Mär) 1884 II Äahrg.

I n den letzten Tagen ist die Antisemitenbewegung die Frage des Tage« gewesen V or überfüllten Tribünen traten im Abgeordnetenhause Philo- und Antisemiten in die Schran- ken. D er Kampf, der keineswegs in sehr parlamentarischem Tone geführt wurde, endete wie vorauszusehen w ar, m it einer Niederlage der Judenpartei. S elbst den Liberalen ist es klar geworden, daß die Interpellation ein verfehlte« Unternehmen war. I n ärgerlichem Tone macht die Nationalzeitung auf das zwecklose der Anfrage aufmerksam und betont, daß die ganze Angelegenheit nur durch die unwahre» Berichte der Sem itcnblätter eine so ungeheuerliche Gestalt angenommen habe. D aS Volk aber hat sich gegen die S em iten entschieden.

Alle wohlgesinnten S ta a tsb ü rg e r haben die Ausschreitungen zu Neustettin bedauert, zu gleicher Zeit aber auch berücksichtigt, daß das Volk bei dem Ausbruch eines jahrelang genährten Unwillens gegen zweifelhafte catilinarische Charaktere seine Handlungen nicht auf die Wagschaale zu legen pflegt.

Diese Exzesse sind nicht a ls eine A rt Lynchjustiz, sondern als eine A ntw ort zu betrachten auf die bodenlose Frechheit, die die jüdi­

schen E inw ohner NeustettinS gegen ihre christlichen M itbürger verübten. D a s jahrelange wucherische Treiben hat endlich seine Früchte gezeitigt. Lange genug haben die Zuden den Schutz des S ta a te s dazu benutzt, d as Volk auSzusaugen, jetzt hat ihr jämmerliches Geschrei von Verfolgung und m ittel­

alterlicher Bedrückung seine W irkung verloren. D ie A rt und Weise, wie sie au s den Vorgängen zu Neustettin C apital zu schlagen versuchten, hat dazu beigetragen, die öffentliche M einung dem Z udenthum ganz und g ar zu entfremden. S ie selbst sind ihre schlimmsten Feinde, und nicht w ir, die w ir sie auf die Fehler aufmerksam gemacht haben, denen sie den V er­

lust der starken S tellu n g , welche sie in Folge unserer ererbten sentimental hum anitären Anschauungsweise einnehmen konnten, zu verdanken haben. Aber sie haben nichts gelernt und nichts ver­

gessen. W ährend die N ation die B lutegel, die ihr Kräfte und S ä fte rauben,abzuschütteln sich bem üht,verlangt D r. B am berger D ank­

barkeit gegen die gewinnsüchtigen Actionäre der U nfallver­

sicherungen. Dankbarkeit gegen diejenigen, welche in W ucher­

geschäften d as Vermögen ihrer Mitmenschen an sich brachten, Dankbarkeit gegen die Güterschlächter, die den Landmann um sein Eigenthum betrogen, D ankbarkeit gegen diejenigen, welche durch die wohlfeile Lieferung von Pfuschartikcln den Hand­

werker ruinirten und Dankbarkeit gegen die welche nach dem M usterbilde der Manchestcrschule thätig sind. Alle aber, die diese« Gefühl der Dankbarkeit nicht theilen, sind Reaktionäre und A ntisem iten; hört es, I h r Handwerker und Landwirthe, die ihr durch das Judenthum an dcn R and des Abgrunds gebracht seid. Kann man sich eine stärkere Z unm thung an die althergebrachte Gutmüthigkeit des deutschen Volkes denken?

H uousgue tA näsw , O a tilin a ? W ie lange noch, I h r catilina- rischen Existenzen des Judenthum S, wollt I h r die Geduld der deutschen N ation mißbrauchen?

Wolttisches.

Ueber die Schlacht bei Tam anieb liegen noch folgende

M ittheilungen v or: ,

D ie britische Armee rückte am Donnerstag früh um 8 Uhr in zwei staffelmäßig angeordneten breiten C arro s gegen den Feind vor. D ie F rontlinie bildete je ein halbes B ataillon

KatHleen.

Roman von Frances H Burnett.

Autorisirte Ueberfetzung von M Macht (Fortsetzung)

G ern hätte sie gewußt, ob er die rothe B lum e in ihrem H aar bemerkt habe und welchen G rund er sich dafür angeben mochte, falls das der F all gewesen. S ie fühlte, daß ihre W angen glühten, doch als sie die rothen B lüthen streifte, durchrieselte es sie eisig. Dessen ungeachtet fächelte sie sich m it ihrem, wie ein Rosenblatt aussehenden Fächer Kühlung zu und blickte m it den sanften, unschuldigen Augen lächelnd zu T om G risfith auf, daß er sich in Folge dessen vor Wonne wie im siebenten Himm el dachte.

„D e r G roß-M ogul ist zurückgekommen, M iß D avenant,"

sagte er endlich ( M r . Crozier hieß in der Gesellschaft nur G roß-M ogul).

S i r zuckte die weißen Schultern und lachte. D er G roß- M ogul w ar ein Löwe, der für eine A rt Goldklumpen galt und den Jed er kannte. D ie große Gesellschaft sprach über seine M illionen und machte ihm den Hof. — V or wenigen Jah ren hätte ihn die Gesellschaft für kiesig aufdringlich ge­

halten, wenn er sich in ihr gezeigt hätte, jetzt kannte sie ihn besser und empfing ihn a ls ein höchst geschätztes G lied, ohne nach seiner Herkunft zu fragen.

„ E s ist sicher sehr angenehm, ein G ro ß-M og ul zu sein," meinte Käthe, „aber wo steht er, .M r . G riffith?

W enn ich recht verstanden habe, sollten w ir ihn heute hier finden."

M r. G riffith konnte die gewünschte Auskunft nicht er­

theilen, er hatte ihn heute Abend noch nicht erblickt, und plötzlich stockte er in seiner Rede und betrachtete Käthe'S schöne« Gesicht in einer Weise, als wenn ihm eben ein ganz neuer Gedanke gekommen wäre.

M an pflegte sich in Verm uthungen über M iß D avenant zu ergehen, und der arm e verliebte T om so gut wie die ü b rig e n , n ur m it w ärm erem Antheil. E s ging ja da«

I der Aork- und Lancaster-Rcgimcnter und ein halbes B ataillon

! der schottischen „schwarzen Wache". D ie M itrailleusen-B attecic

! befand sich m it den M arincsoldaten, welche sie bedienten, auf dem linken Flügel und im Centrum befand sich eine Neun- pfünder-B attcrie. D ie zweite Linie bildeten die M arinesoldaten.

D ie das zweite C arrö bildende erste B rigade, w ar ähnlich form irt und führte die K am eel-B atterie m it sich. D ie Truppen waren nicht weit vorgerückt, als Abtheilungen des Feindes erschienen, die sich jedoch vor dem Feuer der heranrückenden Kolonne zurückzogen. D ie Soldaten verpulverten jedoch allen W arnungen zum Trotz ihre M unition in einer Weise, daß ihnen bald eine Rauchwolke jeden Ausblick benahm und dies benutzten die Araber zu einem tapferen Vorstoß. Auf Händen und Füßen krochen sie unter den M ündungen der Feuer sprü- hcnden Geschütze und Gewehre mitten in das C arrö der G ritten hinein, sprangen auf und richteten binnen wenigen M inuten m it ihren haarscharfen Schw ertern ein B lutbad unter ihren Gegnern an, das die ganze Frontlinie in V erw irrung brachte. I n dem Handgefechte waren die Engländer den A rabern nicht gewachsen. Eine allgemeine Panik entstand; die Leute der beiden Regimenter von Aork und Lancashire sielen zurück, die M arine-B rig ade m it ihren M itraillcusen w ar abge­

schnitten und mußte sich schließlich, wenn auch nach tapferer Gegenwehr, gleichfalls m r Flucht wenden, w as die ganze B r i ­ gade vollends zur Auflösung brachte.

D aS Schicksal des Tages hing an einem Faden. M it wildem Siegesgeschrei verfolgten die Araber ihren errungenen V ortheil, als ein durch die Kavallerie ausgeführter Flanken­

angriff sie für eine Weile zwang, stille zu halten. D ies ge­

nügte, um der in den Reihen der britischen Truppen eingerissenen Unordnung ein Ende zu bereiten. D ie Soldaten form irten sich rasch unter den ermuthigenden Zureden ihrer Offiziere und thaten dies keinen Augenblick zu früh. Kaum standen sie wieder in Reih und Glied, so stürmten die Araber wieder heran, ohne jedoch diesm al die eisernen Reihen unserer T ruppen zu durchbrechen; langsam rückten diese unter bestän­

digem Kampfe vor und nach zweistündigem heißen Gefecht waren die verloren gegangenen M itrailleusen wieder erobert.

Eine der G atlingS w ar jedoch von den Rebellen in eine Schlucht gezogen worden und als sie sahen, daß sie weichen mußten, steckten sie die M unitionskästen in B ra n d , die für eine Stunde ein recht unangenehmes S prühfeuer von allerhand Geschossen unterhielten.

Inzwischen hatte die etwa eine viertel M eile weit ent­

fernt stehende erste B rigade ein gleich heißes Gefecht zu be­

stehen. D ie Araber stürzten sich m it unbeschreiblichem M uthe auf die rechte Flanke, ohne jedoch die T ruppen unter der per­

sönlichen Führung von G eneral G raham zum Weichen zu bringen.

D ie M arinesoldaten schössen m it einer bewundernswerthen Ruhe und w as sich ihnen auf 60 Schritte nahte, w ar dem Tode verfallen Unaufhaltsam rückte die B rigade vor und ihren Weg bezeichneten Hunderte von dunkeln Araberleichen;

endlich fiel sie dem Feinde, der im Kampfe m it der zweiten B rigade lag, in die Flanke und zwang ihn durch ein mörde­

risches Feuer zum Weichen. D ie letzte Hoffnung, die Schlacht noch zu ihren Gunsten zu lenken, verließ die Rebellen und sie wandten sich zur Flucht. Ab und zu erschien eine kleine S chaar auf dem Hügelrücken; ehe sie aber noch Z eit gewann, auf die Engländer loSzugehen, war sie von den sichertreffenden Gerücht, daß Jo h n Crozier E sq. sich nach einer G attin um ­ sähe, und daß es nicht Jo h n Crozicr'S E sq. Schuld sein würde, wenn er nicht M rS . M ontgomery'S schöne Nichte heimführen sollte.

Tom G riffith glaubte so unbedingt an Käthe D avenant, als wenn sie noch ein unschuldiger Backfisch gewesen wäre.

F alls sie schließlich Jo h n Crozier heirathen sollte, so wollte er die Tante, als die W urzel alles Uebels, verdammen, und die Circe als ein unschuldiges O pfer betrachten.

A ls er daher den fieberhaften Glanz in Käthe'« Augen und den ungeduldigen T on in ihrer S tim m e wahrnahm, zeigte sich ein inniges M itleid auf seinem hübschen, ehrlichen Gesicht.

Ich weiß nicht, ob I h r begreifen könnt, daß Käthe die Abwesenheit ihres ehemaligen B ew erbers fast m it Angst er­

füllte; sie begriff diese Empfindung selbst nicht ganz und schrieb sie nur dem Wunsche zu, das erste Wiedersehen je eher je lieber überstanden zu haben.

Endlich tauchte M rS . M ontgom ery auf, sie sah so un­

muthig und würdevoll au -, und Käthe erröthete, als sie den H errn erkannte, m it dem dieselbe m it so augenscheinlicher Befriedigung auf sie zusteuerte; es w ar ein H err, der so groß und aufgedunsen w ar, daß derselbe nothgcdrungen schon durch seine Erscheinung die Aufmerksamkeit auf sich lenken m ußte; er w ar weder besonder« hübsch, noch besonder» häß­

lich, hatte aber ein Bulldoggen-Gesicht.

„Ah, da ist sie ja!" rief M r s . M ontgom ery. sobald sie ihre Nichte erblickt hatte, „meine liebe Käthe, M r. Crozier wünscht Dich zu begrüßen."

M iß D avenant hatte nicht- von einem O pferlam m m it gebrochenem Herzen an sich, während sie nun M r.

Crozier in ihrer unmuthigen Weise begrüßte, sondern w ar so vollkommen „C irce", daß T om G riffith nicht wenig staunte.

M rs. M ontgom ery hatte sich lange m it M r. Crozier unterhalten und als weltkluge F ra u demselben einige er-

Kugeln der Schützen ereilt und m it einem lauten Aufschrei sah man die dunkeln Gestalten von einer Felsenspitze zur an­

deren in die Tiefe des T hales stürzen.

D ie T ruppen machten nun einen kurzen H alt. D er Feind hatte sich auf dem nächstgetegenen, durch ein ziemlich tiefes und breites T hal getrennten Hügel wieder zu sammeln be­

gonnen und eS galt nun diese Höhe zu nehmen. D ies ge­

lang ohne besondere Schwierigkeiten. V or den siegreichen T ruppen lag nun in einem kleinen T häte das Lager O sm an D ig m as und das D o rf Tamanieb. D ie Araber versuchten es noch einmal, ihre Gegner aufzuhaltcu; allein vergeblich; ihr W iderstand wurde rasch gebrochen und das D o rf w ar in den Händen der B ritten . I n dcn Zelten und den Hütten des D o rfes, oder eigentlich den drei bei Tam anieb nahe beisammen- liegenden D örfern fand man Säcke mit Geld, K orans, T a lis ­ m ans, erbeutete Schätze aller A rt und die Fahne O sm an D igm aS, sowie jene des unglücklichen Tewfik Pascha; außer­

dem lagen bei jeder Hütte Getreidevorräthe. D ie Rebellen hatten es offenbar für unmöglich gehalten, daß die Engländer so weit vordringen könnten, und waren bei ihrem schnellen Rückzüge gezwungen. Alles zurückzulassen. D ie D ö rfer wurden niedergevrannt und der Rückmarsch angetreten.

Rei c hs t ag.

6. Plenarsitzung vom 1 4 . M ä rz.

B e r l i n , 1 5 . M ä rz. D er R eichstag beendete heute die erste Lesung deS U nfallversicherungsentwurfs.

Gleich im B eginn der S itzung nahm der Reichskanzler Fürst v. B iS m a r c k das W ort, um in längerer Rede die Gesichtspunkte darzulegen, welche für die verbündeten Regierungen bei V orlegung des Gesetzes maßgebend gewesen. D a ß die socialen P lä n e au s der B orlage verschwunden, wie es der Abg. v. B ollm ar behauptet, sei nur scheinbar der F all. M a n habe sich nämlich überzeugt, daß die Schwierigkeiten um so größer seien, je breitet die Front sei, welche aufgebaut werden solle. M a n habe darum zunächst den ersten A nfang auf diesem Gebiete machen wollen, und durch Anknüpfung an das Haftpflichtgesetz zunächst die M an gel zu besei­

tigen gesucht, welche diesem Gesetze anhaften. D er B eruf der R egierung sei eS, dem Volke zu dienen. Auch Herr Bamberger sollte dazu mitwirken, daß dem Volke ein besserer Schuh auf diesem Gebiete gemacht werde. A uf die socialdemokratischen Führer lege er keinen so großen W erth, w ohl aber auf die A r- bester selbst; und diese seien nicht so unempfänglich für die auf ihre H ülfe bedachten Bestrebungen der verbündeten Regierungen.

— D er Herr Reichskanzler gab dann seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß eine prinzipielle O pposition, die er für ein Unglück halte, jede Gesetzgebung auf diesem Gebiete zu verhindern suche.

B e i solchen leidenschaftlichen Parteikämpfen sei man auf dem besten W ege, den B a u des neuen Deutschen Reiches, den seine Fürsten und das Heer zusammengefügt, zu erschüttern,— w ennauch nicht zu zertrümmern. — E r könne übrigens versichern, daß sofort nach Annahm e seiner V orläge, oder wenigstens einer haltbaren S u bstanz derselben, eine Ausdehnung derselben in erster Linie auch auf die Baugewerbe und sodann auch auf die landw irth- schaftlichen Gewerbe in AuSstcht genommen werde. — S ich gegen die gestrigen A usführungen deS Abg. Bam berger wendend, hielt der Reichskanzler die Unglücksfälle der Arbeiter nicht für eine O perationsbasis für hohe Zinsen und D ividenden, der S ta a t müsse vor Allem das W ohl der Armen im Auge haben; eS sei muthigende Winke gegeben, die ihm Käthe schwerlich gegeben haben würde. D aher befand er sich in ziemlich guter Laune.

E r w ar kein Gefühlsmensch und konnte es sich überdies er­

lauben, unbesorgt und gleichgiltig zu thun.

V or zwei Z ähren hatte er um Käthe angehalten, weil er eine vornehme, schöne G attin fü r sich begehrte, und sie d as schönste und vornehmste Mädchen w ar, das er finden konnte. - E r hatte sich sein Vermögen selbst erworben und strebte daher (wie die Meisten, denen das bei solchen G ru n d ­ sätzen gelungen) nach M acht und E influß; wenn Käthe D a ­ venant ihn nicht heirathete, so würde er eine andere F ra u finden; aber Käthe wäre ihm die liebste gewesen, weil diese Verbindung das meiste Aufsehen erregen würde und er da­

durch den größten Trium ph feiern konnte.

Käthe wußte d as Alles so genau, wie Mädchen ihres Schlages so etw as zu wissen pflegen und w ar sich vollkommen bewußt, daß, da sie M illionen werth sei, ihr dieselben zufallen mußten, und au s dem G runde wandte sie, als M r. Crozier sich zu ihr setzte, demselben ihr feines Gesicht zu und lächelte ihn genau so an, wie bisher n u r C arl S eym our.

^ „N u n", sagte Alice F arn h am im Laufe des Gesprächs zu C arl, „da hat doch M rs. M ontgom ery richtig wieder den abscheulichen M r. Crozier zu Käthe geschleppt, wie er sie lang­

weilen mag! M an sagt, daß er um sie angehalten habe;

aber ob dies Gerücht begründet ist, weiß ich nicht; ich möchte wohl wissen, ob sie ihn erhören w ird? Zch weiß bestimmt, daß die B lum en in ihrem H a a r von ihm herrühren, d as hat m ir M a m a 's Z ungfer erzählt."

C arl lächelte, während er quer durch das Z im m er nach Käthe schaute, aber im nächsten Augenblick erstarb das Lächeln auf seinen Lippen. E r hatte die rothen B lum en bis dahin nicht beachtet und als er dieselben erblickte, überlief ihn un­

willkürlich ein S chauer; bisher hatte sie sich ja stets m it seinen B lum en geschmückt.

(Fortsetzung folgt.)

(2)

seine P flic h t, fü r seine hülfSlofen M tlb ü r g e r S o rg e zu tragen.

E s gebe eben Zwecke, die n u r der S ta a t in seiner Gesam m theit erfüllen könne. W e r diesen S ta a tS s o c ia lis m u s ablehne, der müsse auch die Stein-Hardenberg'sche Gesetzgebung verwerfen. I h m per­

sönlich könne es einerlei sein, ob diese T heorie A n kla n g finde oder n ic h t; er thue seine P flic h t, fü r das Uebrige mache er den Reichs­

tag ve ra n tw o rtlich . Auch die politischen P a rte ifü h re r würden schließlich von den W ä h le rn selbst dahin gedrängt werden, zu den w irts c h a ftlic h e n Fragen S te llu n g zu nehmen und m an werde auch zu der E rke n n tn iß kommen, daß nicht im m e r die schönsten Redner auch die besten V e rtre te r der Volk-interessen seien. Z u m S chluß dieser m it großem Interesse verfolgten Auseinandersetzungen richtete der H e rr Reichskanzler an daS H a u s die B itte , den ve r­

bündeten Regierungen ein Entgegenkommen zu zeigen und ihnen a ls P fa d fin d e r in dem unbekannten Lande, das sie betreten, zu dienen. D a s H a n s möge nicht d a ran zweifeln, daß den v e r­

bündeten Regierungen a lle in daran liege, den inneren Frieden zu festigen, d a m it sie in den S ta n d gesetzt w ürden, ihrerseits auf den Ausnahmezustand zu verzichten. (Lebhafter B e ifa ll rechts.)

Abg. S o n n e m a n n (V o tk s p a rte i): D e r Reichskanzler habe dem Reichstage den V o r w u r f nicht erspart, an dem wiederholten Scheitern der V o rla g e die S chuld zu tragen, u n ter gleichzeitiger Verdächtigung der betreffenden M a jo r itä te n . D e m gegenüber wolle er feststellen, daß die mehrfach eingebrachten V o rla g e n nicht an der H a ltu n g des Reichstages gescheitert seien, sondern lediglich deshalb, w e il die R egierung zu große H o ffnungen an ih r U n te r­

nehmen knüpfte. D e m vorliegenden E n tw u r f gegenüber ist unsere H a ltu n g keine p rin z ip ie ll ablehnende, w e il die Nothw endigkeit der H ilfe a uf diesem Gebiete auch von unS anerkannt w ir d . Redner e rö rte rt demnächst eine Reihe von Bedenken gegen einzelne Punkte der V o rla g e u nd machte dabei dem P ro g ra m m der neuen „ f r e i­

sinnigen P a r t e i" den V o r w u r f, daß es das „F esthalten an der bestehenden G esellschaftsordnung" betone gegenüber den großen socialpolitischen Fragen, die a u f G ru n d jener Gesellschaftsordnung nicht gelöst werden könnten.

^ A b g . D r . B a w b e r g e r (fre is t) bemängelt die Geschäfts­

ordnung, welche, im Gegensatze zu dem Brauche im englischen P a rla m e n t, es unmögliche mache, daß ein Redner dann das W o r t erhalle, wenn die Gelegenheit ih n a ls den geeignetsten Redner er­

scheinen lasse. E r komme deshalb erst jetzt zum W o r t, wo der F ü rs t B ism arck sich b e re it- aus dem Hause entfernt habe. H ie r müsse entschieden Rem edur geschaffen werden. ( B e ifa ll lin k s .) E s sei auch ungerechtfertigt, daß der Kanzler, nachdem er einen Redner angegriffen, nicht dableibe, um dessen Entgegnung abzu­

w a rte n . D a S komme daher, daß F ü rs t B ism a rck keine O p p o sitio n vertragen könne und jeden O pponenten fü r einen persönlichen F eind erkläre, w ie er daSH erst kürzlich gegen den verstorbenen LaSker gethan. Redner wendet sich in seiner übrigen Rede in meist persönlichen W endungen gegen die A usfü h ru n g e n des K anzlers, w iederholt seinen p rin zipiellen S ta n d p u n k t gegen die V o rla g e , und schließt u nter lebh a fte m ^B e ifa ll seiner Freunde m it der Bemerkung, daß der s o c ia lp o litisch e W la n des K a n z le r- von demjenigen des (socialdem .) v. V o llm a r sich lediglich dadurch unterscheide, daß letzterer die V e rw irk lic h u n g desselben von einer R e v o lu tio n erwarte.

S ta a ts m in is te r v . B ö t t i c h e r : Ic h b in den Theorien des V o rre d n e rs von jeher aufs sorgfältigste gefolgt, aber ich habe auch auS dieser Rede wieder w eiter nichts gehört, a ls wie m au'S. nicht machen soll. ( S e h r w a h r! rechts.) W enn der H e rr Reichskanzler heute nicht länger hier bleiben konnte, so geschah eS deshalb, w e il er a u f B efehl S r . M a je s tä t des Kaisers zum V o rtra g e ge­

rufen w urde. W a s die weiteren A u sfü h ru n g e n des V o rredners b e trifft, so m uß ich vorweg erklären, daß die B e g riffe der R e ­ gierung von der A r t , wie hier zu diSkutiren ist, erheblich ab­

weichen von der Auffassung des A bg. Bam berger. Derselbe hat dem K anzler „schrullenhafte und chimärische P o lit ik " , „b illig e W itz e ", „Unduldsam keit gegen die O p p o s itio n " und dergl. vorge­

w o rfe n . D a muß ich ih n doch an seine eigene F ord e ru n g e r­

in n e rn , dem Gegner keine M o tiv e unterzuschieben, welche dieser nicht ausgesprochen h a t. A u f solche Weise w ir d das angestrebte Z ie l w ahrlich nicht erreicht! ( B r a v o ! rechts.)

A bg. L e u s c h n e r-E is le b e n (R e ic h -p a rte i) bestreitet, daß die V o rla g e die Industriekreise gegen sich habe und einen S c h r itt in 's D u n k le unternehme. E r ist grundsätzlich fü r den E n tw u r f, der a u - einer wohlwollenden K o m m issio n-p rüfu n g zurückgelangt, im Interesse der arbeitenden Bevölkerung baldigst Gesetz werden möge.

( B e ifa ll rech t-.)

A bg. D r . B u h l ( n a t.- lib .) ist p rin z ip ie ll fü r die V o rla g e , h a t aber keine große H o ffn u n g a uf deren Zustandekommen, zu dem ein erhebliche- Entgegenkommen nöthig sei. A u f einen frü h e r von ih m gestellten A n tra g zurückkehrend, h ä lt er den weiteren AuS -

L ite ra tu r, Kunst und Wissenschaft.

( D i e A n g e l e g e n h e i t H ü l s e n - B ü l o w ) ist, wie die Börsen-Zeitung m itth e ilt, dadurch erledigt, daß H err von B ü lo w vom Herzog von M einingen fü r seine u n q u a lifizir- bare Bemerkung einen ernsten Verw eis erhielt.

Kleine M itth eilu n g en .

( D e r A n t i s p i r i t i s t M r . C u m b e r la n d ) w a r neulich thörichter Weise von den W iener B lä tte rn angegriffen, w eil ihm bei einer öffentlichen S itzung nicht alle Experimente ge­

lingen wollten. D a ra u fh in hat derselbe eine längere E rklärung in der „N . F r. Z . " veröffentlicht. M r . Cumberland betont, daß er niem als den Anspruch erhoben habe, irgend welche übernatürliche K räfte zu besitzen, und daß er einzig und allein durch natürliche Schärfe des Wahrnehmungsvermögens seine Erfolge zu erzielen versuche. Auch könne er nicht m it Jeder­

mann reussiren, denn sein E rfo lg sei ebenso sehr von der Fähigkeit des anderen In d iv id u u m s abhängig, seine Gedanken auf einen Gegenstand zu concentriren, als von seiner eigenen Fähigkeit, die ihm auf physischem Wege zugeführten fremden Impressionen zu deuten. Es sei daher sehr leicht, ihn bei den Experimenten irrezuführen, da er n u r von dem „G e ­ dankenstrome" des In d iv id u u m s , m it dem er experimentire, beeinflußt sei. Abstrakte Gedanken vermöge er nicht zu lesen, da man im Geiste eines anderen Menschen ebenso wenig lesen könne, als man etwa die Z u ku n ft vorherzusagen im Stande sei. Durch seine Experimente habe er das Faktum constatirt,

„daß die M acht des Geistes über den Körper so groß sein kann, daß der K örper gezwungen ist, dem Geiste Ausdruck zu geben", und daß es n u r eines erhöhten W ahrnehm ungs­

vermögens, wie das seine, bedürfe, um solche Aeußerungen richtig interpretiren zu können. M r . Cumberland betont noch­

m als, daß Personen, die sich zu seinen Exverimenten hergeben, seinen Bedingungen wirklich entsprechen und sich ganz einem bestimmten Gedanken hingeben müssen, fa lls er reussiren solle,

bau deS HastpfllchtgesetzeS f ü r den erfolgreicheren Wege a u f diesem Gebiete.

Abg. D r . H irs c h (freist) vertheidigt, die Bedenken seiner Freunde noch einmal zusammenfassend, die „freie" Gestaltung dcS Versicherungswesens.

Abg. v. A lte n - L in d e n (Welse) betont die Nothwendigkeit gegenseitiger Zugeständnisse, wenn etwas Ersprießliche- zu Stande kommen soll.

D a r a u f w ir d die Gencraldiscussion geschloffen und die V o r ­ läge, gemäß dem A n tra ge D r . v. H e rtlin g , an eine Kommission von 2 8 M itg le d c rn z u r V o rb e ra th u n g überwiesen.

Nächste S itz u n g : M o n ta g 12 U h r ; T ag e so rdn u n g : D enk­

schrift, betreffend die A u s fü h ru n g der Anleihcgesetze seit 1 8 7 5 , und H ilfS kafsen-B orlagc.

S ch lu ß 3 V . U h r.__________________________________________

Deutsches Weich.

B e rlin . 15. M ä rz 1884.

— D ie Verm ählung des H errn Polizei-Präsidenten von M a d a i ist Sonnabend in F ra n kfu rt a. M . vollzogen worden.

D e r HochzeitSschmau« wurde im „Englischen H o f" gehalten.

D a s M e n ü w ar der Bedeutung des Tages entsprechend, man sagt, von H errn Rudolph Dressel componirt, und schmeckte prächtig.

— D ie zehn türkischen O ffizie re , welche am 1. A p r il als preußische O ffiziere in unsere Armee treten, werden am Sonnabend, den 29. d., von dem Kaiser empfangen und dem­

selben durch ihren bisherigen militärischen Jnstruktor, Oberst z. D . von E lpons, vorgestellt werden. Diese O ffiziere sind verpflichtet, die U niform en derjenigen Regimenter zu tragen, denen sie zugetheilt sind, ohne jegliches türkische- Abzeichen, werden überhaupt in jeder Beziehung unseren Offizieren gleichgestellt und erhalten auS der preußischen Militärkasse ein M onatsgehalt von 150 M a rk .

— D ie Technische Hochschule hat den am 13. d. M ts . erfolgten Tod des Professors D r . S . H . Aronhold zu beklagen, welcher an der ehemaligen B a u - und Gewerbe-Akademie und der Technischen Hochschule hierselbst seit dem Jahre 1851 bi«

zu seiner zu Ostern v. I . erfolgten Pensionirung als Lehrer der M athem atik gewirkt und sich durch zahlreiche bedeutende Arbeiten auf dem Gebiete der reinen und angewandten M a ­ thematik hohe Verdienste um die Entwickelung dieser Wissen­

schaft erworben hat. Schon vor seinem E in tr itt als P riv a t- docent bei der Bauakademie w ar das Verdienst Aronhold'S um die M athem atik so hervorragend, daß demselben von der Universität König-berg der Doctorgrad llonoriw oausu zuer­

kannt wurde. Eine weitere Anerkennung seiner wissenschaft­

lichen Leistungen wurde ihm dadurch zu T h e il, daß ihn 1869 die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen zu ihrem correspvndircnden M itg lie d e ernannte. S einer hiesigen Lehrthätigkeit w a r Aronhold so treu ergeben, daß er ehrenvolle Anträge, die ihm von polytechnischen Hochschulen und Universitäten zugingen, stets ausschlug; so lehnte er ab Berufungen als ordentlicher Professor an die Universitäten zu Gießen und Heidelberg, sowie an die polytechnischen Hochschulen zu Zürich und Dresden.

Gotha, 15. M ä rz. D r . B eym , Chefredakteur von Peter­

manns M ittheilungen und des Hofkalenders, ist heute frü h gestorben.

Bückeburg, 11. M ä rz . A m heutigen Tage wurde ihre Hoheit die Erbprinzessin, geborene Prinzessin von Sachsen- Altenburg, im fürstlichen Schlosse zu Sladthagen von einem gesunden Prinzen glücklich entbunden.

D ortm und, 13. M ä rz . D a die antisemitische Versamm­

lung am M ontag gestört worden, so halte der hiesige a n ti­

semitische Verein auf gestern Abend eine zweite Versammlung in der T urnhalle anberaumt und dabei die Vorsicht beobachtet, den E in tr itt nur gegen Vorzeigung einer Karte zu gestatten.

D e r Zudrang w ar womöglich noch größer, als am M o ntag, so daß der S a a l auch diesmal bis auf den letzten Platz be­

setzt w ar, Viele draußen standen und eine große Z a h l um ­ kehren mußte, w eil es an R aum fehlte. A ls Redner tra t wieder der H e rr Liebcrmann v. Sonnenberg aus B e r lin aus, der diesmal seinen etwa zwei Stunden währenden V e rtra g unter lautloser S tille vollenden konnte._____________________

Kustand.

W ien, 15. M ä rz . Gestern wurden in Pest 36 A n a r­

chisten verhaftet. Durch die gleichzeitig vorgenommenen H aus­

suchungen gelangte die Polizei in den Besitz solcher Daten, welche die Zukunftspläne der Pestcr Anarchisten vollständig

und erklärte schließlich, daß er beabsichtige, eine Vorstellung zu wohlthätigen Zwecken zu veranstalten.

( I m k ö n ig lic h e n M a r s t a l l ) ist jetzt ein Wachtmeister vom Schlesischen D ragoner-R egim ent des Kronprinzen in O els in Probedienst, der eine interessante Leben-geschichte hat.

! A ls der K ronprinz im Jahre 1866 Pardubitz passirte, sah er dort mehrere Knaben sich fröhlich umhertummeln, von denen ihm einer besonders gefiel. E r fragte ih n , ob er ihn nach B e rlin begleiten wolle, und der muntere Junge sagte sofort J a . B e im Einzüge erregte er auf der Rampe de»

kronprinzlichen P a la is in seiner schmucken K roaten-U niform allgemeine Aufmerksamkeit. E r tra t im kronprinzlichen M a r ­ stall in Dienst und, als er m ilitä rp flic h tig geworden w ar, beim 2. Garde-Dragoner-Regim ent ein. I n diesem machte er den Feldzug von l8 7 0 m it. B e i der Attacke von M a r ­ ia T o u r wurde ihm sein P ferd erschossen, und der Reiter­

sturm brauste über ihn hinweg. Doch durch eine Erdver­

tiefung geschützt, entkam er unversehrt, schlug sich zu Fuß bis RheimS durch und präsentirte sich dem Kronprinzen. S p ä te r tra t B a rd e ll — das ist sein Name — zum Schlesischen Dragoner-R egim ent des Kronprinzen über und avancirte zum Wachtmeister. Jetzt kandidirt er, wie gesagt, um eine S te llu n g am königlichen M a rs ta ll und erfreut sich natürlich der F ü r­

sprache seine« hohen Beschützer«.

( F o lg e n d e r kom ische V o r f a l l ) ereignete sich im Münchener Hoftheater bei der A ufführung des „Freischütz".

A ls Caspar im ersten Acte dem M a x die Treffsicherheit der Freikugel durch Erlegung eines A dlers beweisen sollte, hatte bei zweimaligen Abdrücken der Schuß versagt. Schnell gefaßt, extemporirte Caspar (S ie h r) den R u f: „ D a sieh, er fä llt ohnedies schon!" W a r bereit« über diesen raschen E in fa ll die Heiterkeit sehr groß, so wurde sie noch größer, als hier­

auf M a x (V o g l) gemäß seiner Rolle die Frage th a t: „C a s ­ p a r, was hast D u geladen? . . . Hast D u noch mehr solche K u g e ln ? "

enthüllten. Es scheint, daß die Anarchisten fü r den heutigen Gedenktag der Märzgefallenen, der in Pest von Studenten gewöhnlich öffentlich gefeiert w ird , irgend einen Streich vor­

hatten. Unter den Verhafteten befinden sich auch die M i t ­ glieder eines Exekutiv-ComiteeS, dar sich jüngst insgeheim konstituier.

W ien, 15. M ä rz . Prozeß gegen Hugo Schenk und Ge­

nossen. Schlossarek sagte au«, er habe, wenn er sich in Geld­

verlegenheiten befand, Hugo Schenk gedroht, ihn anzuzeigen- D ie Idee der Erm ordung der Rosa Ferenczy sei von Hugo Schenk ausgegangen, an der Ausführung des Planes sei er und Schenk in gleichem Maße betheiligt gewesen. D ie B e ­ weisaufnahme wurde hierauf geschlossen. D e r Präsident kon- statirte, daß Hugo Schenk unter verschiedenen Namen noch m it 8 Frauenzimmern in Korrespondenz stand. Unter den­

selben befand sich auch die W ittw e des Generals v. Laibach.

M a d rid , 15. M ä rz . Heute Abend wurden General Velarde und einige Unteroffiziere verhaftet. E s w ird diesem Vorgänge keine weitere Bedeutung beigelegt; derselbe dürfte vielmehr lediglich disziplinarer N a tu r sein. Wahrscheinlich handelt es sich um in verbotenen Gesellschaften gehaltene Reden- London, 15. M ä rz . E in gestern Abend im Kriegs- m inistcrium eingegangenes Telegramm des Generals Graham meldet: D ie gesammten englischen Truppen rückten bis zu dem D o rfe vor, in welchem sich O sm an D ig m a befunden hatte. Dasselbe w ar m it einem großen V orrathe von Geschütz- und G cw ehrm unition niedergebrannt. D e r Feind leistete keinen Widerstand und gab nur hin und wieder einen Schuß ab;

hierbei wurde ein S o ld a t verwundet. — D ie Kavallerie w ird diesen Abend nach S u a kim zurückkehren, die In fa n te rie und die A rtille rie werden bei Zcreba bivakiren und morgen nach S uakim marschiren, wohin die Verwundeten bereits heute früh gesandt wurden. D e r Gesammtverlust der Engländer betrug in der Schlacht an Todten 5 O ffiziere und 86 M a n n , an Verwundeten 8 O ffiziere und 103 M a n n . 19 M a n n werden vermißt. D ie meisten Verluste erlitten die Truppen dadurch, daß ein C arro von den Aufständischen durchbrochen wurde, welche -im Uebrigen sehr mangelhaft schössen. D ie Aufständi­

schen ließen 600 Todte auf dem Platze. 3 O ffiziere und ? M a n n der Schiffsbrigade wurden bei der Vertheidigung ihrer Geschütze von den Aufständischen getödtet. D ie Geschütze fielen in die Hände des Feindes, wurden aber bald wieder genom­

men. Gleichzeitig g riff der Feind auch das zweite E a rrs an, wurde aber zurückgeworfen. D ie S tre itkrä fte des Feinde«

werden auf 10,000 bis 12,000 M a n n geschätzt, ihre Verluste auf über 2000 M a n n .

London, 15. M ä rz . DaS KriegSm inisterium erhielt folgende Depesche des Generals G raham au« S uakim von heute Abend: A lle Stäm m e zwischen S in k a t und Tokar waren in der Schlacht bei Tamanieb vertreten; einige Rebellen waren aus der Gegend von Kaffala gekommen. O sm an D ig m a hatte den Oberbefehl, zeigte sich aber nicht. D re i vornehmt ScheikS und mehrere kleine A nführer sind getödtet worden- Unter den Arabern herrscht die M e inung, daß die friedlichen S täm m e ih r Vertrauen zu O -m a n D ig m a verlieren und bald bereit sein werden, zu unterhandeln. W ie eS heißt, hätte O sm an D ig m a etwa 150 Frauen von S in k a t fortgeschleppt und dieselben befänden sich gegenwärtig im Gebirge.

London, 16. M ä rz . E in Telegram m de« Observer au«

K a iro vom gestrigen Tage meldet, daß man wegen des Gene­

ra ls Gordon besorgt ist, w eil der aus Khartum in Berber fällige D am p fe r ausgeblieben ist. D e r sofortige Rückzug der Armee des General G raham w ird als ein Fehler angesehen»

w eil derselbe die Rebellen im C entral-S udan veranlassen dürfte, die Beunruhigungen der S traße nach Berber fortzu­

setzen. V on B erber ist ein S c h iff in der Richtung nach Khartum zur Rekognoszirung abgesandt worden.

K airo, 14. M ä rz . AuS S uakim vom 14. d. M wird gemeldet: D ie Generale G raham und S te w a rt sind m it ihren Stäben hierher zurückgekehrt, dir Verwundeten treffen morgen ein. B e i der Zerstörung der in Tamanieb vorgefundenen M u n itio n entdeckten die Truppen 2000 Remington-Gewehre, welche ebenfalls vernichtet wurden. Verwundete Aufständisch*

berichten, der Neffe O sm an D ig m a -, sowie viele Anführer seien gefallen. I n den Gräben wurden 1500 Leichen de«

Feindes gefunden. O sm an D ig m a befand sich während de«

ersten Theiles der Schlacht in Tamanieb, zog sich aber in die Berge zurück, als er bemerkte, daß seine S tre itkrä fte geschlagen

wurden. t

New N»rk, 14. M ä rz . B is jetzt konnte keine der Leiche»

der in der Kohlengrube bei PocahontaS verunglückten B e rg ­ leute geborgen werden, da die Zeche noch brennt. Behuf«

Erstickung de« Feuers ist die E in fa h rt der Zeche geschlossen worden. E s steht nunmehr fest, daß kein einziger der in der Grube befindlich gewesenen A rbeiter entkommen ist.________ ^

Wrovinzial-Nachrichten. ,

P r. Friedland, 16. M ä rz . ( E i n b e d a u e r l i c h e / U n g l ü c k s f a l l ) hat sich in unserem Nachbarorte Gtrrtzi»

zugetragen. A m 14. d. M . Abends fuhren die Eigenthümer C a rl FrnSke'schen Eheleute m it ihrem einspännigen Fuhrwerke, auf welchem sich auch der Besitzer C a rl Haß aus Stretzi»

befand, von hier nach dem D o rfe S tretzin. A ls diese Person«»

in der Nähe der Etretziner Feldmark gekommen waren, ka>»

ihnen ein sehr schnell fahrende- Fuhrwerk entgegen. Fen«'«

fu h r vorschriftsmäßig auf der rechten S e ite der Chaussee um rie f dem Lenker de- daher eilenden Fuhrwerks zu, rbenfaü«

recht» zu fahren. D e r Z u ru f erfolgte jedoch leider zu spm Beide Fuhrwerke fuhren derartig zusammen, daß die Pferd«

beider Gespanne sofort stürzten, während die F ührer dt«

zweiten Fuhrwerks unter seinen umgeworfenen Wagen liegen kam. Fenske und Haß sprangen sofort von ihre»

Wagen und suchten den Bedrängten von seiner schweren Lal zu befreien, sie fanden aber, daß derselbe bereit« leblos w»«, Hinzugekommene Personen erkannten in diesem Unglücklich^«

den S ohn des FuhrhalterS LinSki a u - P r . Friedland, woh>"

er auch noch Abends gebracht wurde.

Lokales.

Redaktionelle Beiträge werden unter strengster Diskretion angenomM und auch auf Verlangen honorirt.

T h o r « , 1 7 . M ä r z 1 8 8 4 - ( B e f ö r d e r u n g . ) Z u Folge Allerhöchster Kabinet O r d r e vom 1 3 . M ä r z d. J S . ist H e rr O b erstlieutenant oo H ollcben, L Is, S ü lls de« 3 . Westfälischen In fa n te rie -R e g im e » N r . 16 und K om m a n d a n t von T h o r » , zum Obersten beförve

worden. ^

V-bl-L

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