• Nie Znaleziono Wyników

Comenius-Blätter für Volkserziehung, 15 Juni 1905, XIII Jahrgang, Heft 3

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Comenius-Blätter für Volkserziehung, 15 Juni 1905, XIII Jahrgang, Heft 3"

Copied!
36
0
0

Pełen tekst

(1)

Monatsschriften der G. G. XIV. Band. Heft 6.

Comenius-Blätter

für

Volkserziehung.

Herausgegeben von Ludwig Keller.

D re iz e h n te r J a h r g a n g 1 9 0 5

D rittes Heft.

--- ►—---

Berlin 1905.

W e id m a n n s c h e B u ch h a n d lu n g .

7 ~ ~ ? S

(2)

Inhalt.

S e i te

Fr. Lembke, Heide (Holstein), Ländliche Volkshochschulen in der Provinz S c h le s w ig -H o ls te in ... . . . 71 Professor D. Dr. Zimmer, Der Heimgarten . . . ... 78 Die Rhein-M ainische V o lk s e r z ie h u n g s-G e se llsc h a ft... 85 G. Liebe, Offener Brief an Herrn Franz Schulze in Sachen des Akademischen

Bundes „Ethos“ ... ...

86

Besprechungen und Anzeigen ... 88

K e f e r s t e i n , H o r s t , Z ie le u n d A u fg a b e n e in e s in t e r n a t io n a le n K in d e r- u n d J u g e n d s c h u tz ­ v e re in s (A . G.) — M e y e r s H is to r is c h -G e o g ra p h is c h e r K a le n d e r f ü r 1905. — H a n s K r a e m e r s

„ W e lta ll u n d M e n s c h h e it“. — W. B o d e , G a sth au s-R efo rm d u r c h d ie F r a u e n . — D e r „ L e h r ­ m e is te r im G a rte n u n d K le i n tie r h o f -'.

R u n d sc h a u ... 90

E in e V o rle s u n g ü b e r d ie D id a c tic a m a g n a d e s C o m e n iu s a n d e r U n iv e r s itä t B e rlin . — D ie e rs te lä n d lic h e .V o lk sh o c h s c h u le in D e u ts c h la n d . — E i n A rtik e l d e r D e u ts c h e n S tä d t e ­ z e itu n g . — B e g r ü n d u n g e in e r B ü c h e r h a lle in B ra u n s c h w e ig . — L e s e h a lle in B re m e n . — D e u ts c h e r V e re in f ü r K n a b e n h a n d a r b e it.

Gesellschafts-Angelegenheiten 91

P e r s ö n li c h e s ... . . . . 95 Geschäftsbericht über die Tätigkeit der Comenius-Gesellschaft im Jahre 1904 05

W erbesch riften der C. G.

die auf Anforderung, soweit der V orrat reicht, kostenlos abgegeben werden:

Waldemar Koch, Das erste deutsche Studentenheim 1903.

Wilhelm W agner, Der Student im Dienste der Volksbildung. 1903.

G. Hamdorff, Die akademische Jugend und die Volkserziehung. 1901.

Wilh. Wetekamp, Der dänische Studentenbund. 1900.

Franz Schulze, Die Studentenschaft und der akademische Bund Ethos. 1905.

Frie d r. Hummel, Staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend. 1903.

Julius Ziehen, Ein Reichsamt für Volkserziehung und Bildungswesen. 1902.

Ludwig K eller, Die Comenius-Gesellschaft. Ein Eückblick auf ihre zehnjährige Tätigkeit seit 1902.

Joh. Gottfr. H erder, Comenius und die Erziehung des Menschengeschlechts. Neudruck 1903.

Ludwig K e lle r, Comenius. Sein Leben und sein Werk. 1904.

Ludwig Keller, Der Humanismus. Sein Wesen und seine Geschichte. Berlin 1904.

Wilh. W etekamp, Volksbildung, Volkserholung, Volksheime. Berlin 1901.

G. A. Wyneken, Deutsche Landerziehungsheime.

W illy P a sto r, Gustav Theodor Fechner und die Weltanschauung der Alleinslehre. 1904.

Ludwig K eller, Gottfried Wilhelm Leibniz und die deutschen Sozietäten des 17. Ja h r­

hunderts. 1902.

Satzungen der Comenius-Gesellschaft. 1901.

Unser Arbeitsplan. Richtlinien für die wissenschaftlichen Mitarbeiter der C. G. 1892.

Normal-Satzungen für Comenius-Kränzchen. 1904.

Ziele und Aufgaben der Comenius-Gesellschaft.

Comenius. Festgedicht von Ahrens.

Klubhäuser und Bildungsklubs. Eine Denkschrift.

Schafft Volksheimel P o rträt des Comenius.

(3)

XIII. Jahrg. Berlin, den 15. Juni 1905. Heft III.

D ie C o m e n iu s-B lä tte r ersc h e in e n im F e b ru a r, A pril, Juni, O kto b er u n d D ezem ber. D ie M itglieder e rh a lte n d ie B lä tte r gegen ih re J a h re s ­ b eiträg e. B ezu g sp reis im B u c h h an d e l u n d b ei d e r P o st M. 4,—.

E inzelne H efte M. 1,—. N a c h d ru c k o h n e E rla u b n is u n te rsa g t.

Geschäftsbericht

über die Tätigkeit der Comenius-Gesellschaft im Jahre 1904.

Der Beginn des dreizehnten seit der Begründung der C om enius-G esellschaft verflossenen Jahres stand unter dem Eindruck der von ihr geförderten Herder-Gedenkfeier des 18. Dezember 1903, einer lebendigen und w eittragenden W ieder­

erw eckung des Hum anitätsgedankens im Sinne der W eltanschauung der großen Vorbilder und F ührer unseres Volkes, eines Leibniz, Kant, Fichte und anderer großer Männer. Ihrer idealen Aufgabe getreu, streb t die C. G. w eiter, durch die Pflege der Geistes­

geschichte den Boden für jene Lebensauffassung w eiter vor- .zubereiten, die wohl als die comenianische bezeichnet werden d a rf, daneben aber in praktischem W irken unter tätigem Zusam m enarbeiten m it zahlreichen Einzelpersönlichkeiten und Körperschaften die m annigfachen Aufgaben der Volkserziehung in gleichem Sinne zu fördern.

Nach wie vor darf es die Gesellschaft m it Genugtuung aus­

sprechen, nach beiden Seiten ihrer W irksam keit, nach der theoretisch-w issenschaftlichen sowohl wie nach der praktischen, vielfach neue Bahnen beschritten zu haben, die geistige Vertiefung wie die sittliche und körperliche Gesundung unseres heute vielfach bedrohten Volkslebens in günstiger Weise zu beeinflussen.

C o m en iu s-B lätter f ü r V olkserziehung. 1905. 5

(4)

6 6 G eschäftsbericht der C om enius-G esellschaft. Heft 3.

Neue Ziele und Aufgaben reihen sich den älteren beständig an und eröffnen ein ausgedehntes Arbeitsfeld sozialer Fürsorge, in deren Dienst ein jeder in freiem , individuellem Auswirken seiner Persönlichkeit seine Kräfte zu stellen berufen ist.

Auch im B erichtsjahre ist die Zahl der M itarbeiter an den der wissenschaftlichen Forschung gewidm eten „M onatsheften der C om enius-G esellschaft“ groß gewesen. Von den darin ver­

öffentlichten, w ertvollen Aufsätzen seien hier genannt: Professor Dr. P a u l D e u ß e n , Vedanta und Platonism us im Lichte der K antischen Philosophie. L. K e lle r , Über m ittelalterliche Schwur­

genossenschaften. Professor Dr. F r. R o t h , Der M eistersinger Georg Breuning und die religiöse Bewegung der W aldenser und Täufer im 15. und 16. Jahrhundert. Professor Dr. A lex . W e r n ic k e , Der Glaubensgrund des Kantischen Systems. Professor Dr. W. Fr. v o n M ü lin e n , Die Deutsche Gesellschaft in Bern uud ihre Nachfolgerinnen im 18. Jahrhundert. Prof. Dr. J .G e f f c k e n , Dr. Johannes Weyer. Altes und Neues vom ersten Bekämpfer des Hexenwahns. L. K e ll e r , Die Tempelherrn und die Frei­

m aurer. Dr. P. S t e t t i n e r , Johann Georg Scheffner. P riv at­

dozent Dr. F r a n z S t r u n z , Francesco P etrarca. L. K e ll e r , Der Hum anism us, sein Wesen und seine Geschichte. (Festrede.) Außer diesen wissenschaftlichen B eiträgen, die manche bem erkenswerten neuen Aufschlüsse über den Geist und die Geschichte der u nter dem Namen des Humanismus begriffenen W eltanschauung enthalten, sind in den M onatsheften zahlreiche kleinere B eiträge sowie regelmäßige B erichte und Anzeigen ü b er die diesem Gegenstände gewidmete neuerschienene L iteratur veröffentlicht.

Eine seit längerer Zeit beabsichtigte deutsche Ausgabe des Unum necessarium von Comenius erschien gegen Ende des Jahres u nter dem Titel „D as einzig N otw endige“ , übersetzt von Johannes Seeger und auf Veranlassung der C. G. m it biographischer Einleitung von Ludwig Keller herausgegeben, im Verlage von Eugen Diederichs. Verhandlungen wegen Herausgabe der Pansophischen Schriften des Comenius sind eingeleitet.

Die ausgedehnte praktische T ätigkeit der C. G. führte auch im Berichtsjahre zur W eiterbildung der schon früher verfolgten B estrebungen, wobei die Anbahnung freundlicher Beziehungen zur akadem ischen Jugend in erster Linie zu nennen ist. Die von der C. G. von Anbeginn u nterstützten A rbeiterbildungskurse

(5)

1905. G eschäftsbericht der C om enius-G esellschaft. 67 der W ildenschaft der C harlottenburger Technischen Hochschule haben hier wie an anderen Hochschulen und U niversitäten die günstigsten Ergebnisse aufzuweisen und ihre volkserzieherische Aufgabe in gleicher Weise zu Nutz der Lehrer und der Lernenden in ausgezeichneter Weise erfüllt, wie aus dem in den Comenius- b lättern , Jahrg. 1903, Heft 5 — 7, veröffentlichten Berichte des Ingenieurs Wilhelm W agner zu ersehen ist. Auch der von der C. G. seit Jahren angeregte Gedanke studentischer Kasinos h at in dem ebenfalls von der W ildenschaft der C harlottenburger Technischen Hochschule begründeten Studentenheim zum ersten Male in D eutschland seine praktische Verwirklichung gefunden.

Es ist dringend zu w ünschen, daß sich diesem vortrefflichen Unternehmen das Interesse immer w eiterer Kreise zuwenden m öge, wie es in dem neugebildeten E hrenbeirat, dem außer verschiedenen akademischen Lehrern auch M itglieder der C. G.

angehören, zum Ausdruck gekommen ist. Dem von Studierenden der Berliner U niversität neugebildeten akademischen B u n d e E t h o s , der der Förderung einer vertieften und veredelten Auffassung des Geschlechtslebens gewidm et ist, steh t die C. G. m it fördernder Anteilnahme gegenüber.

Einen wichtigen S chritt vorwärts in dem B estreben, die gesamte Volkserziehung einheitlich zu organisieren, bildet der von dem Vorstandsmitgliede der C. G., O berstudiendirektor Dr. Z i e h e n , entwickelte Plan eines Reichsamts für Volkserziehung und Bildungswesen (CB 1904, Heft

1

— 2 und 3 — 4; auch in den Vor­

trägen und Aufsätzen XI,

1

als besondere Denkschrift gedruckt).

Analog dem bestehenden R eichsgesundheitsam te soll darin eine Zentralstelle geschaffen werden zur Gewinnung und Verarbeitung statistischen M aterials, zur Veröffentlichung einschlägiger Schriften, vor allem einer um fassenden Bibliographie des gesamten Volks­

erziehungswesens, insbesondere soll ihr auch die Förderung der sozialpädagogischen Forschung als einer besonderen Disziplin obliegen. Das Schema einer solchen Bibliographie ist von Z ie h e n in den C. B. 1903, Heft 7 skizziert. Derselbe h at es übernommen, darin alljährlich eine Bibliographie des Volks­

erziehungswesens zu veröffentlichen.

Die seit m ehreren Jahren angebahnten Beziehungen zu den M agistraten der deutschen Städte, die in stetig wachsender Zahl der C. G. als körperschaftliche Mitglieder beigetreten sind, haben eine weitere Förderung erfahren durch ein im November 1904 an

5*

(6)

68 G eschäftsbericht der C om enius-G esellschaft. Heft 3.

sie versandtes Rundschreiben, einen erneuten Hinweis auf die zu­

erst i. J. 1899 veröffentlichten „G rundsätze für die Begründung freier öffentlicher Bibliotheken (Lesehallen)“. Die C. G. darf ihrer Freude Ausdruck geben, daß diese nunm ehr zur allgemeinsten G eltung gelangten Grundsätze dank der Einsicht der S ta d t­

verw altungen in häufigen Fällen zur E rrichtung von Bücherhallen g eführt haben. Zu den in letzter Zeit zahlreich erfolgten Stiftungen fü r Bücherhallenzwecke sind neuerdings solche in G r a u d e n z , P f o r z h e i m und L a n d a u (Pfalz) gekommen. Daß die deutschen S tä d te die tätig e U nterstützung derartiger volkerzieherischer Auf­

gaben m ehr und m ehr als einen Teil ihrer kom m unalen Sozial­

politik aufzufassen beginnen, tr a t besonders hervor in den Reden

■der Herren Oberbürgermeister von Dresden und F rankfurt a. M.,

■die im Anschluß an die Dresdener Städteausstellung bei Gelegenheit des S tädtetages daselbst gehalten wurden. Beide Reden enthielten

«in Programm , das sich m it seinen Zielen in den von der C. G.

seit Jahren beschrittenen Bahnen bewegt.

M annigfache andere verwandte Bestrebungen, denen die C. G.

auch im B erichtsjahre Förderung und Interesse zugewandt hat, können hier nur kurz berüh rt werden. Die „ Com eniusblätter“

sind nach wie vor bem üht gewesen, den Gedanken der Solidarität und der Einheit auf dem weitausgedehnten Gebiete der Volks­

erziehung nach allen Seiten hin zum Ausdruck zu bringen. Über das vor etw a drei Jahren in Hamburg begründete Volksheim, eine Einrichtung, für die die C. G. seit ihrem Bestehen stets nach­

drücklich eingetreten ist, berichtet E r n s t S c h u l t z e (C. B. 1904, H eft 3 ), ebenderselbe über die von ihm begründete Deutsche D ichter-G edächtnis-Stiftung (Heft 2), über die von der Comenius- Zweiggesellschaft zu Jen a veranstalteten volkstümlichen Hochschul- kurse und U nterhaltungsabende in üblicher Weise Dr. P. B e r g e ­ m a n n (H eft 4). W eitere Berichte sind veröffentlicht über die Landerziehungsheime in Haubinda, Stolpe, Ilsenburg, über die Jahresversam m lung des Deutschen Vereins für Knabenhandarbeit, über die Versammlung des Deutschen Vereins für Gasthausreform (H eft 3), über die von Prof. D. Dr. Zimmer organisierte Schwestern­

schaft für W ohlfahrtspflege und das von ihm gegründete Comenius- sem inar in Bonn und das Töchterheim in W ilhelmshöhe bei Kassel und in Graz (H eft 1). Dank der Fürsorge der österreichischen Regierung h a t sich das vor m ehreren Jahren begründete Comenius- Museum in Brünn überaus günstig entwickelt. Neue F ortschritte

(7)

1905. G eschäftsbericht der C om enius-G esellschaft. 69 sind zu verzeichnen in der Benennung öffentlicher S traßen und P lätze nach dem Namen des Comenius, ein Vorgehen, dem sich nach dem Beispiel von Orten wie M ü n c h e n , D r e s d e n , N ü r n b e r g , L is s a nun auch B e r lin angeschlossen hat.

Die Hauptversammlung der C. G. fand unter guter Beteiligung und unter V ertretung der Behörden, der Landeskirche, der Schulen und der Universität am 13. und 14. August 1904 im Volkshause zu Jena sta tt. Abgesehen von der eingangs bereits erw ähnten Festrede des Vorsitzenden über den Humanismus, sein Wesen und seine Geschichte, bildeten den M ittelpunkt der Ver­

sammlung öffentliche Vorträge über die Fürsorge für die Volks­

erziehung. Ad. D a m a s c h k e - B e rlin sprach über „Die Förderung der Volkserziehung als Aufgabe der Gem eindepolitik“, Prof. D»

Dr. Z im m e r-Z e h le n d o rf über „Die genossenschaftliche Fürsorge für die Volkserziehung“.

Zu verschiedenen Gedenkfesten bezw. Versammlungen wurden auch im Berichtsjahre V ertreter seitens der C. G. entsandt, ferner außer den bereits erw ähnten weitere Beziehungen unterhalten zu dem W eim arer K unsterziehungstage, der G oethe-G esellschaft und den E gidy-Freunden.

Der Stand der Gesellschaftsangelegenheiten darf dank dem tätigen Zusammenwirken der Mitglieder und dem erfreulichen W achstum der C. G. als ein günstiger bezeichnet werden. Das durch die größere Verbreitung der Gesellschaftsschriften bew irkte Steigen des Einflusses ist deutlich erkennbar. Die C. G. h a t sich nam entlich auch die Versendung von W erbeschriften angelegen sein lassen; so wurde die von L. Keller herausgegebene kleine Schrift des Comenius über Herder in über 7000 Exem plaren verbreitet.

Von den Mitgliedern, die die C. G. im Laufe des Jahres durch den Tod verloren hat, seien hier erw ähnt: Geh. Oberregierungs­

ra t Dr. S te p h a n W a e tz o ld t-B e rlin , Prof. Dr. A d a l b e r t v o n H a n s t e in -Hannover, Geh. O berregierungsrat K a r l S c h n e i d e r - Berlin, Prof. Dr. E r n s t A b b e -Je n a .

Die M itgliederzahl der C. G. h a t im B erichtsjahre einen er­

freulichen Zuwachs erfahren.

Die Gesam teinnahmen des Jahres betrugen 9762,22 M.

(433,22 M. m ehr als im Vorjahre), die Gesam tausgaben 9470 M.

(154,98 M. m ehr als im Vorjahre), sodaß sich ein Überschuß von 292,22 M ergibt. Das Vermögen der C. G. belief sich am 31. Dezember 1904 auf 5692 M.

(8)

70 G eschäftsbericht der C om enius-G esellschaft. Heft 3.

Die periodischen Veröffentlichungen der C. G , die M onatshefte und die Com eniusblätter, erscheinen seit dem

1

. Jan u ar 1904 je fünfmal u nter dem G esam ttitel „M onatsschriften der Comenius- G esellschaft“.

Die Mitgliedschaft kann in folgender Weise erworben werden:

Die S tifter (Jahresbeitrag 10 M.) erhalten alle periodischen Schrift<-n.

Durch einmalige Zahlung von 100 M. werden die Stifterrechte von Personen auf Lebenszeit erworben. Die Teilnehmer (Jahres­

beitrag

6

M.) erhalten nur die Monatshefte. Teilnehm errechte können an Körperschaften nicht verliehen werden. Die Abteilungs­

m itglieder (Jah resb eitrag 4 M.) erhalten nur die den gemein­

nützigen Bestrebungen dienenden Com eniusblätter.

ln zahlreichen Fällen h a t wiederum die Tages- wie die Zeit­

schriftenpresse Schriften der C. G. zum Gegenstände von Besprechungen gem acht. Es seien davon erw äh n t: L i t e r a r . Z e n t r a l b l a t t vom 28. F ebruar 1903 und 18. F ebruar 1904. Z e i t ­ f r a g e n d e s c h r i s t l i c h e n V o lk s le b e n s , Bd. XXVIII, Heft 7.

W ie n e r Z e i t vom 5. August 1903. K ö ln is c h e Z e i t u n g vom 20. Juli 1903. M i t t e i l u n g e n z u r G e s c h i c h t e d e r M e d iz in u n d d e r N a t u r w i s s e n s c h a f t e n 1903, H e ft3—4. P r o t e s t a n t e n ­ b l a t t , 37. Jahrg. 1904, Nr. 12. A rc h iv f ü r L e h r e r b i l d u n g 1904, Nr. 13. N a t i o n a l l i b e r a l e J u g e n d , 4. Jahrg. 1904, Nr. 3.

T h e o l o g i s c h e R u n d s c h a u VII (1904), Heft 3. N e u e P ä d a ­ g o g is c h e Z e i t u n g , Nr. 4, vom 23. Jan u a r 1904. D e u ts c h e M o n a t s s c h r i f t , Septem berheft 1904. T h e o l o g i s c h e r J a h r e s ­ b e r ic h t XX, S .5 2 9 ff. M i t te i lu n g e n a u s d e r h i s t . L i t e r a t u r IX, 1 2 3 ff. XII, 2 4 4 ff. W i s s e n s c h a f t l i c h e B e i l a g e z u r a llg e m e i n e n Z e i t u n g vom 29. März 1904. B r a n d e n b u r g i a XII, Nr.

6

. N e u e B a h n e n , 1904, IV. L e i p z i g e r L e h r e r - Z e i t u n g XI, Nr. 26. W e s t e r m a n n s M o n a t s h e f t e 1904. Nr. 572. D e u ts c h e S c h u l z e i t u n g 1904, Nr. 17. D e u t s c h e s P r o t e s t a n t e n b l a t t vom 23. Juli 1904. H o c h la n d , vom 1. Juni 1904. L i t e r a r i s c h e r H a n d w e i s e r 1904, Nr.

8

.

(9)

1905. 71

Ländliche Volkshochschulen in der Provinz Schleswig-Holstein.

Von

F r. L e m b k e in Heide (Holstein).

In der ländlichen Bevölkerung der Provinz Schleswig-Holstein m acht sich in steigendem Maße eine Bewegung geltend, die sich als Ziel gesetzt hat, ländliche Volkshochschulen nach dänischem Muster zu errichten. Man kann noch kaum von einer einheit­

lichen Bewegung sprechen; in den verschiedensten Gegenden und in den verschiedensten Bevölkerungsschichten kommen die Pläne und Gedanken unabhängig von einander und deshalb auch mehr oder weniger verschieden zu Tage. Man m erkt aber doch auch an allen Stellen ein Bedürfnis, sich zu verständigen und sich zu gemeinsamem Handeln zusammen zu schließen. Unter diesen Arbeiten ringt sich allm ählich ein einheitlicher Plan hervor, der vermutlich die Grundlage weiteren Handelns werden dürfte.

W ir Deutschen haben uns in den letzten Jahren immer ein­

gehender m it der dänischen Volkshochschule beschäftigt. Auch der Gedanke einer Nachbildung der dänischen Einrichtung auf deutschem Boden ist bereits m ehrfach erwogen worden. Ich erinnere u. a. an den Vorschlag, den Prof. Rein im Jah re 1896 auf der Hauptversam m lung der C. G. machte. Aber einesteils standen die Besucher der dänischen Volkshochschulen zu sehr im Banne der Volkshochschulbewegung, wie wir sie in unseren S tädten haben, andererseits waren es Fachlehrer an landw irtschaft­

lichen Fachschulen, so daß das Wesen der dänischen Einrichtung nicht klar genug zu Tage tr a t: A n s t a l t e n z u r H e b u n g d e r a l l g e m e i n e n B i ld u n g , dem W e s e n u n d d e n B e d ü r f n is s e n d e r l ä n d l i c h e n B e v ö l k e r u n g in i h r e r G e s a m t h e i t a n g e p a ß t .

Es dürfte daher für das Gelingen der Pläne in unserer Provinz nicht ohne W ert sein, daß die größte Bewegung aus den Kreisen der landw irtschaftlichen Genossenschaften heraus geboren ist und von ihnen getragen wird. Der W irkungskreis der Genossenschaften erstreckt sich w eiter als nur auf die land­

w irtschaftlichen Kreise im engem S in n e ; sie ziehen Arbeiter, Handwerker und B eam te m it in ihre Organisationen, und ihre erfolgreiche W irksam keit erfordert eine Bildung der breiten Masse

(10)

72 Lembke, Heft 3.

der ländlichen Bevölkerung, die viel allgem einer ist, als die eigentliche landw irtschaftliche Fachbildung.

Der Verband der schlesw ig-hokteinischen landw irtschaftlichen Genossenschaften h a t sich eigentlich erst seit 1895 recht ent­

wickeln können. Seit der Zeit h a t er es auf 353 Genossenschaften m it 17546 M itgliedern gebracht. Wenn man erm ißt, welche Summe von Intelligenz dazu gehört, um diese Genossenschaften zu leiten, und welches Maß von Bildung bei den Genossen erforderlich ist, um die Organisation voll zur E ntfaltung zu bringen, um die Mit­

glieder so zu erziehen, daß sie im eigenen und im genossenschaft­

lichen Interesse so arbeiten, wie der Zweck es erfordert, so wird m an es verstehen, daß man, besonders im Verbandsvorstande, für Bildungsfragen stets ein weitgehendes Verständnis hatte. Auf die Tagesordnung des vorjährigen Verbandstages stellte man das Them a: Genossenschaft und Bildungsstreben auf dem Lande. Das R esultat der Verhandlungen war, daß eine Kommission eingesetzt wurde, die die Sache weiter bearbeiten sollte. Bereits in der ersten Sitzung dieser Kommission wurde m an sich darüber klar, daß man die K raft nicht m it allerlei kleinen M itteln vergeuden dürfe, sondern daß man ganze Arbeit schaffen müsse, und deshalb w urde ins Auge gefaßt, eine Volkshochschule nach dänischem M uster ins Leben zu rufen. Man versuchte m it anderen Kreisen, die bereits zum Teil für die Sache interessiert waren, und m it Behörden Fühlung zu gewinnen und fand durchweg überall E n t­

gegenkommen. Wenn nun auch in letzter Zeit die Organe des Verbandes aus äußeren Gründen offiziell die Leitung der Arbeiten aus der Hand gegeben haben, so stehen doch noch tatsächlich die Genossenschafter an der Spitze der ganzen Bewegung; sie geben auch den M ittelpunkt ab , um den sich die ähnlichen Bestrebungen nach und nach sammeln.

Diese Entwicklung der Bewegung h a t es nun m it sich gebracht, daß im Program m der ländlichen Volkshochschule, soweit es bis je tz t bearbeitet ist, die w irtschaftlichen und staats­

bürgerlichen Stoffe recht stark betont werden. Ich halte das auch für kein Unglück. W ir in Deutschland segeln augenblicklich in dem Fahrw asser der Berufs- und Fachbildung, so sehr, daß man sie sogar da anzubringen bestrebt ist, wo sie nicht recht am Platze ist. Kann man diesem Zuge der Zeit ein wenig ent- gegenkommen, so dürfte das der Sache nur förderlich sein, wenn man nicht etw a dabei der ursprünglichen Idee untreu wird, und

(11)

die genannten Stoffe entsprechen entschieden einem Bedürfnis.

Sie eigenen sich aber auch insofern sehr gut, als alle Kreise der ländlichen Bevölkerung ihnen ein annähernd gleiches Interesse entgegenbringen, ist doch die Misere auf dem Lande zu einem guten Teile in wirtschaftlichen Notständen begründet, und mehr in solchen als in einer unzureichenden Technik.

Man ist sich aber auch dessen wohl bew ußt, daß man m it w irtschaftlichen Kenntnissen allein nichts wird erreichen können.

Schon die genossenschaftliche Arbeit ist nicht allein eine solche, die auf bestim m ten Kenntnissen und F ertigkeiten beruht, sondern vielleicht noch m ehr eine solche, die eine gewisse soziale Bildung voraussetzt; setzt sie doch an die Stelle des nackten Egoismus den genossenschaftlichen Gemeinsinn. Man h a t sich deshalb auch von vornherein gesagt, daß m an m it praktischen Stoffen allein nicht eine Schule gründen und halten könne, sondern daß man einen gewissen idealen Zug in das Ganze hineinbringen müsse.

Deshalb soll die H e im a t in ihrer Geschichte, ihrer N atur und K ultur einen breiten Raum einnehm en; sie soll geradezu in den M ittelpunkt der ganzen Arbeit treten. Mir will scheinen, als ob das ein guter Griff sei, in einer Zeit, wo die Heim at immer stärker ihr R echt verliert, obwohl die ländliche Bevölkerung viel enger m it der Heim at verknüpft ist als die der Stadt.

Es könnte scheinen, als ob durch die Einfügung des Heimats­

unterrichts der Volkshochschule wieder die nötige Einheit verloren gehe. Ich glaube nicht, daß das zutrifft. W irtschafts- und Bürger­

kunde werden dem Bildungsstandpunkt der Schüler entsprechend auch nicht in abstrakter system atischer Weise gelehrt werden dürfen, sondern sie werden sich an die Erscheinungen in der Heim at anschließen müssen. Sie werden als eine A rt Anschauungs­

unterricht betrieben werden. Ist das aber der Fall, so werden wir ein Unterrichtsbild haben, das durch und durch einheitlich ist: die Heim at wird nach allen R ichtungen hin b etrach tet; von der Heim at schweift der Blick in die Ferne, auf das große deutsche V aterland, über die ganze E rde, soweit sich dazu Gelegenheit bietet. W as nicht in irgend einer Weise zur Heim at in Beziehung gebracht werden kann, was dem Geiste der Schüler deshalb ferner liegt, das dürfte sich auch für eine Volkshochschule nicht sonder­

lich eignen.

Einen verhältnism äßig breiten Raum will man auch der Er­

holung und der Körperbildung lassen. Es sind deshalb für die 1905. L ändliche V olkshochschulen in Schlesw ig-H olstein. 73

(12)

74 Lembke, Heft 3.

Körperpflege sechs Stunden in der Woche vorgesehen, in denen nam entlich volkstümliche Bewegungsspiele geübt werden sollen.

Im eigentlichen U nterricht sollen außerdem Volkslied und Sage eingehend berücksichtigt werden. Die Abendstunden, wie über­

hau pt die Freistunden, sollen der heim atlichen L iteratur und gesunder volkstümlicher U nterhaltung zu einem guten Teile ge­

w idm et werden.

So ergibt sich etw a nachstehender E ntw urf eines Stunden­

plans. Es sind wöchentlich 42 Stunden geplant, welche sich in folgender Weise verteilen :

H eim ats- und Vaterlandsgeschichte .

6

Stunden W irtschafts- und Bfirgerkunde . . . .

6

n

Schriftliche Übungen und Geschäftsaufsätze

6

n

L iteraturkunde m it besonderer Berück­

sichtigung der H e i m a t ... 4 V

Rechnen m it Anlehnung an die W irtschafts­

und B ü r g e r k u n d e ...

6

V

Einfache B u c h f ü h r u n g ...

2

7)

N aturkunde und Geographie . . . .

6

75

K ö rp e rp fle g e ...

6

75

Durch eine solche Einrichtung der Volkshochschule dürfte sie sich ebenso streng von der Volksschule wie von der Fach­

schule unterscheiden, was wir für wichtig halten. Eine Schule, die im Grunde nichts anderes ist als eine einfache Fortsetzung der Volksschule, dürfte auf die erwachsene Jugend wenig Anziehungs­

k ra ft haben, wogegen eine Schule, die sich der Fachschule nähert, unter einer sehr starken Opposition der Fachschule und der Land­

wirtschaftskam m er zu leiden haben dürfte, ganz abgesehen davon, daß sie z. B. die Handw erker und Arbeiter so ziemlich ausschließen würde. Über die ländliche Fortbildungsschule dürfte noch ein be­

sonderes W ort zu sagen sein.

W ir haben in unserer Provinz bereits über 150 ländliche Fortbildungsschulen, stehen also erheblich besser als manche andere Gegend, besonders in Preußen. Dennoch befriedigt die Entw icklung an manchen Stellen nicht. Es gelingt nur sehr selten, daß die Lehrer, die alle im Nebenam t den Dienst an der ländlichen Fortbildungsschule versehen, den rechten W eg zwischen der Volksschule und der Fachschule hindurch finden, und man gew innt m ehr und m ehr die Überzeugung, daß sich solange keine befriedigenden R esultate werden erzielen lassen, als m an nicht

(13)

eine besondere Vorbildung der Lehrer möglich gem acht hat.

Andererseits haben wir aber auch in unserer Provinz Gegenden m it so dünner Bevölkerung, daß sich leistungsfähige Fortbildungs­

schulen nicht bilden lassen. So erfordert die ländliche F ort­

bildungsschule bei uns direkt eine Ergänzung durch die ländliche V olkshochschule.

Die ländliche Volkshochschule ist als ein In ternat gedacht, das auf dem Lande in einer Umgebung sich befindet, die den Schülern vertraut ist. Das Alter der Schüler ist auf 17 bis 20 Jahre angenomm en; von solchen, die direkt aus der Volksschule kommen, verspricht man sich nicht viel, etwas Lebenserfahrung h ält man für unbedingt erforderlich; wie w eit m an aber m it dem Alter nach oben gehen darf, wird erst die Erfahrung lehren können, insbesondere, ob auch junge Leute nach Erfüllung der Militär­

pflicht sich noch bereit finden lassen werden, die Volkshochschule zu besuchen.

Die Dauer eines Kursus für Jünglinge ist auf fünf Monate angenommen. Den Arbeitsverhältnissen entsprechend soll dieser Kursus in die W interm onate verlegt werden. Wie man die Som m erm onate wird ausnützen können, ist noch nicht zu übersehen.

Vorläufig soll versucht werden, die Jungfrauen in ähnlicher Weise, wie auf den dänischen Schulen, zu einem Dreim onatskursus heran­

zuziehen. Sollten sich da Schwierigkeiten ergeben, die nicht zu überwinden sind, so werden im Sommer andere Kurse einzurichten sein, wie Ausbildungskurse für Lehrer an ländlichen Fortbildungs­

schulen, Kurse für Genossenschaftswesen, Nebenerwerb und andere, für die sich bereits ein Bedürfnis geltend m acht, für die man aber bisher noch immer kein rechtes Unterkommen finden konnte.

Aus diesem allem dürfte sich schon ergeben, daß es nicht geraten erscheint, die Volkshochschule als eine öffentliche oder staatliche A nstalt zu errichten. Eine solche würde nicht leicht den rechten Zusammenhang m it dem Leben haben. Öffentliche Volkshochschulen würden auch zu leicht einen Normaltypus herausbilden, während es doch direkt erwünscht erscheint, daß eine recht große M annigfaltigkeit herrscht, um die verschiedenen Richtungen und Bestrebungen zu ihrem Rechte kommen zu lassen.

Öffentliche Volkshochschulen werden auch leicht die Lehrer­

persönlichkeit einengen, wenn auch nicht direkt durch Vorschriften, so doch in der W eise, daß der Lehrer sich als öffentlicher Beam ter nicht immer g etra u t, sich nach allen Seiten hin voll zu 1905. Ländliche Volkshochschulen in Schlesw ig-H olstein. 75

(14)

76 Lembke, Heft 3, entw ickeln, und doch muß bei einer Schuleinrichtung, die es nicht in erster Linie auf ein bestim m tes Maß von Wissen abgesehen h a t, sondern au f die H erausarbeitung einer bestim m ten Lebens­

und G eistesrichtung alles Gewicht auf die volle E ntfaltung der individuellen Lehrerpersönlichkeit gelegt werden.

Soll die A nstalt aber nicht aus öffentlichen Mitteln errichtet werden, so fragt es sich, ob und wie die erforderlichen M ittel aufgebracht werden können.

Die Erw erbung und Einrichtung eines entsprechenden Hauses erfordert mindestens 50000 bis 60000 Mark. Von dieser Summe dürfte die Hälfte bis zwei D rittel als Darlehen von der Landes­

versicherungsanstalt zu erhalten sein. Der S ta a t oder die Provinz würde auch wohl eine Summe beisteuern, soweit es sich bis je tz t übersehen läßt. Es bleiben aber immer noch 15000 bis 20 000 Mark aufzubringen. Da ist zunächst erforderlich, daß ein entsprechender rechtsfähiger Verein gegründet wird. Ob m an die Form einer eingetragenen Genossenschaft oder die eines eingetragenen Vereins w äh lt, dürfte an sich nicht sehr ins Gewicht fallen. Notwendig ist aber, daß der Verein aus recht vielen M itgliedern besteht, d a es von dieser S tärke des Vereins wesentlich abhängen w ird, ob unter Um ständen auch ein kleinerer oder größerer Kredit zu erhalten ist. Wenn man aber bedenkt, daß allein im Verbände der schlesw ig-holsteinischen landw irtschaftlichen Genossenschaften über 350 Genossenschaften organisiert sind, daß aber die Zahl der landw irtschaftlichen Genossenschaften überhaupt über 750 beträgt, daß außerdem noch eine recht große Zahl von ländlichen Spar- und Leihkassen vorhanden ist, so wird man verstehen, daß die Hoffnung berechtigt ist, daß die Kostenfrage ohne wesentliche Schw ierigkeit gelöst werden wird.

Die Deckung der laufenden Kosten dürfte noch etw as einfacher sich gestalten. Die Volkshochschule wird freilich — abgesehen noch von den Ausgaben für die Beköstigung der Schüler — m it einem Jahres-B udget von etw a 12000 Mark zu rechnen haben. W ürde der S taat, was wohl anzunehm en ist, diese Schule nach ähnlichen Grundsätzen u n terstützen , wie er das bei den ländlichen F o rt­

bildungsschulen tu t, so würden nur noch gegen 7000 Marjt aufzubringen sein, sodaß bei einer Zahl von 60 Schülern ein Schulgeld von etw a 14 Mark im Monat ausreichen würde. W äre dann noch der Verein, der schon erw ähnt ist, b ereit, m it seinen

(15)

Jahresb eiträgen einzutreten, wenn einmal ein Defizit entstehen sollte, so könnte man wohl ohne viel Sorge in die Zukunft schauen.

Aus dem Vorstehenden ergeben sich auch die Kosten für die Schüler schon einigermaßen. Es ist nur noch zu erwähnen, daß für die Beköstigung etw a 2ß Mark m onatlich gerechnet werden, sodaß die gesam ten Ausgaben der Schüler sich auf 40 Mark im M onat, auf 200 Mark in einem Fünfm onats- und auf 120 Mark in einem Dreimonats-Kursus belaufen würden. Das sind Kosten,

•die sich auch von solchen tragen lassen, die m it Gütern nicht besonders reichlich gesegnet sind. Es besteht aber die Absicht, den Besuch der Volkshochschule noch durch besondere Beihilfen a n die Schüler so zu erleichtern, daß auch die Kinder besser gestellter Arbeiter und kleiner Handwerker sich ihn gestatten können. Es soll versucht werden, einen Fonds zu sammeln, aus

■dem solche Beihilfen gew ährt werden, soll w eiter versucht werden, Gemeinden, Kreise und andere Körperschaften so für die Sache zu interessieren, daß sie bereit sind, Schülern aus ihren Bezirken direkte Beihilfen zu gewähren.

Sollte es auf solche Weise gelingen, die Jugend aus recht verschiedenen Schichten der ländlichen Bevölkerung auf die Volkshochschule zu bringen, so dürfte auch in sozialer Hinsicht eine segensreiche W irkung zu erw arten sein.

Es besteht aber endlich noch die Ansicht, daß eine tiefe und nachhaltige Beeinflussung der Bevölkerung nur dann zu erzielen ist, wenn dafür gesorgt wird, daß die Schüler in dem Anschauungs­

kreise, in den sie durch die Schule gebracht sind, auch erhalten

•werden. Deshalb ist auch von vornherein ins Auge gefaßt, die Aufgabe des m ehrfach genannten Volkshochschulvereins so zu erw eitern, daß er sich auch der Hebung der Volksbildung im allgemeinen annimmt, daß er also vor allen Dingen die Elemente, die bereits die Schule besucht haben, oder die auf andere Weise für die Bestrebungen gewonnen sind, sam m elt und organisiert, sie u n terstü tzt und anregt, daß der Same wachse und F rucht trag e unter den verschiedenen Verhältnissen des praktischen und öffentlichen Lebens.

Das in Angriff genommene W erk ist nicht klein, und wenn w ir auch m it einem gewissen Optimismus an die Arbeit gegangen

■sind, so sind wir uns auch doch dessen bew ußt, daß viele Mühe erforderlich ist, um die Sache zu einem guten Ende zu führen.

W ir sind uns aber auch dessen bew ußt, daß die Aufgabe die 1905. L ändliche V olkshochschulen in Schlesw ig-H olstein. 77

(16)

78 Zimmer, Heft 3.

Arbeit voll verdient, und deshalb hoffen wir auf M itarbeit und M itarbeiter in den w eitesten Kreisen. An die Bewohner unserer Heim atsprovinz wenden wir uns zuerst, weil wir es für notwendig h alten, daß die A rbeit im Rahmen der eDgeren Heim at durch­

geführt werde. W ir hoffen aber auch, daß es uns nicht an U nterstützung aus dem großen Vaterlande fehlen wird; gelingt der P lan bei uns, so dürften die W irkungen sich im Laufe der Zeit auch über die meerumschlungene Heim at hinaus erstrecken.

Nähere Auskunft über die oben skizzierten Bestrebungen geben folgende Schriften:

1

. Die dänische Volkshochschule nebst einem Plan einer deutschen ländlichen Volkshochschule. Von Fr. Lembke, im Verlag von Lipsius & Tischer, Kiel. 1,50 Mark.

2. Die ländliche Fortbildungsschule und die ländliche Volks­

hochschule unter besonderer Berücksichtigung der Provinz Schleswig- Holstein. Von Fr. Lembke, im Verlag von Lipsius & Tischer, Kiel. 2 Mark.

Der Heimgarten.1)

Von

Professor D. Dr. Z im m e r.

Unsern Heim garten wollen Sie sehen? Kanns begreifen, daß gerade Sie dazu kommen.

Inwiefern das?

Weil gerade Sie dafür m ehr Verbtändnis m itbringen, als viele unserer Geschlechtsgenossinnen. Umsomehr bedaure ich, Ihnen den H eim garten nicht zeigen zu können, denn gegen Männer sind

wir sehr verschlossen.

Aber warum soll er uns Männern unzugänglich bleiben? Ich denke, die Frauenbew egung legt gerade darauf W ert, daß die beiden Geschlechter nicht m ehr so getrennt werden! Sie möchten die Schulen für Knaben und Mädchen gemeinsam haben und in Gesellschaften die Kaffeekränzchen der Frauen und die Klubs der Männer beseitigen; schließlich werden wir uns noch rächen müssen

*) Mit Erlaubnis des Verfassers abgedruckt aus F r a u e n d i e n s t , Zeit­

schrift für das Gesamtgebiet der sozialen Arbeit an und durch Frauen.

Hrsg. von Prof. D. Dr. Z im m e r. IV. Jahrg. Nr. 4. (Berlin, Carl Heymanns Verlag.)

(17)

1905. D er H eim garten. 79 und die Abschaffung der Frauenabteile in den Eisenbahnen ver­

langen. W arum also der Heim garten nur für Frauen?

J a , denken Sie, auch den Frauen ist er lange nicht allen offen; wer von ihnen hinein will, wird erst sehr sorgfältig geprüft.

So ist der Heim ?arten ein Frauenklub m it strenger B allottage?

Viel m ehr als das, — er ist eine Schwesternschaft.

Eine Schw esternschaft? Und Sie gehören dazu? Sie tragen doch aber keine Schw esterntracht!

Allerdings nicht, aber Sie haben ja selbst seiner &eit für die von Ihnen begründete Schw esternschaft die T racht für unwesentlich erklärt und gesagt, die eigentliche T racht der Schwestern des Ev. Diakonievereins sei die Brosche.

Gewiß; aber wenigstens diese Brosche ist doch eine ge­

meinsame und ist das für alle M itglieder der Schwesternschaft unterscheidende Merkzeichen. Übrigens konnte sie das sein, weil es möglich w ar, sie durch das M arkenschutzgesetz gegen Nach­

ahmung zu schützen, was m it einer Kleidung nicht zu erreichen wäre. Ein solches festes Abzeichen aber h ält man allgemein für eine Schw esternschaft unbedingt nötig, so gut wie für das M ilitär die Uniform und für den Korpsstudenten das Band und die Mütze m it den Farben der Verbindung.

M acht etw a die Uniform den Soldaten und m acht die Farbe den S tudenten? Dann wäre der schneidigste Offizier der tapferste, und das gefälligste Käppi kennzeichnete den tüchtigsten Studenten.

Nun, übertreiben Sie nur nicht! Aber das ist doch gar keine Frage, daß die gemeinsame Tracht die Zusam m engehörigkeit zu einer Schw esternschaft nach außen bekundet. Dadurch aber wird zwischen Schwestern und allen, die nicht zur Schwesternschaft gehören, eine deutliche Schranke errichtet, und diese ist wieder ein heilsam er Wall für die Zuchtübung innerhalb der Schwesternschaft.

Schon recht! Aber bestenfalls ist die gleiche Tracht nur der Ausdruck für das, was die Hauptsache ist, für die gleiche Gesinnung. W ird aber die Gesinnungsgemeinschaft dadurch stärker, daß die Schwesternschaft äußerlich von anderen abgeschlossen wird? Sie wissen ganz g u t, wieviel Äußerlichkeit m it der nach außen hin auffallenden und abschließenden T racht verbunden ist.

Das leugne ich nicht; aber die gleiche Tracht ist doch eben ein Kennzeichen für die innere Geistesgem einschaft, und wer dieses Zeichen träg t, möchte es nicht entbehren. Ich kenne m ehr als einen F all, daß solche Schwestern, die anfänglich sich gar

(18)

80 Zimmer, Heft 3.

nicht an den Gedanken gewöhnen m ochten, T racht anzulegen, nachher sich nicht entschließen konnten, sie wieder abzutun.

Gewiß; ein Zeichen muß eine Schw esternschaft haben, an dem sich ihre M itglieder unter einander erkennen. Aber warum sollen nun auch gleich alle ändern Leute wissen, wer zur Schw estern­

schaft gehört? W arum soll es nicht ausreichen, wenn man nur untereinander w eiß, daß man zusam m engehört und im übrigen unerkannt durch die W elt g eh t? Ich denke, das ist das Trauliche der urchristlichen Gemeinden, daß sie eine Gemeinschaft bildeten, die nicht im öffentlichen A uftreten, auch nicht im Kirchgang, geschweige denn in Prozessionen, der Menge vor Augen kam, sondern sich in der Stille in heimlichem Gezelt, womöglich in K atakom ben versam m elte, aber untereinander aufs engste zu­

sam m enhielt, durch die Gemeinschaft der Gesinnung.

Nun, man kannte sie doch auch nach außen!

Ganz recht — eben an den F rüchten ihrer Gesinnung, an ihrer Liebesübung und an ihrem M ärtyrertum . Am Ordensgewande aber, wie die Nonnen, Diakonissen und Diakonieschwestern, und am Bande undM ütze, w iediefarbentragendenStudentenverbindungen, konnte sie niemand erkennen. Sie h atten ein anderes Kennzeichen als „Syn^bol“, das nur für sie g alt, nur ihnen bekannt war, und nicht denen draußen. Und so halten wir es auch.

Sie haben also ein Symbol, ein gemeinsames Bekenntnis?

In diesem Sinne habe ich das W ort Symbol nicht gemeint.

So ist das W ort ja erst in der W eltkirche verstanden worden;

ursprünglich w ar es, wie Sie wissen, nichts anderes, als ein Kennzeichen, ein Erkennungsm ittel für diejenigen, die sich durch dasselbe als Glied derselben Gemeinschaft erkannten. Und so haben auch wir unter einander ein E rkennungsm ittel, aber kein B ekenntnis, denn nicht die Gemeinsamkeit von Dogmen bindet uns, sondern die der Gesinnung. Unser Bekenntnis ist unser Leben.

Schön gesagt — aber reicht das auch aus? Es ist mir schon fraglich, daß ein E rkennungsm ittel genügen soll, an dem sich nur die Zugehörigen selbst kennen, w ährend es andere nicht verstehen.

Sind denn wirklich nur diejenigen M enschenkinder durch w ahrhaft innige Liebe m it einander verbunden, die Verlobungs­

anzeigen herum geschickt haben, zum Zeichen ihres B rautstandes den Goldring am Ringfinger tragen? H at nicht vielmehr das Volkslied recht:

(19)

1905. Der H eim garten. 81 Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß,

Als heimliche Liebe, von der niemand nichts weiß?

Das ist uns gerade besonders lieb, daß nicht jeder w eiß, wer in unseren Kranz geflochten ist, soll heißen, wer zu unserem Heim­

g arten gehört, — wir selbst wissen es um so besser.

Nun, es mag sein; so etwas zeigt schließlich immer nur die Erfahrung. Der Gedanke einer Schw esternschaft ohne Tracht liegt m ir ja selbst gar nicht so fern; in dem von mir begründeten Ev. Diakonieverein trä g t ein Teil der in der Erziehung tätigen Schw estern keine T racht, weil diese für den Beruf ein Hindernis wäre. W enn nun aber Ihr Heim garten kein Haus und keine A nstalt ist, wie ich geglaubt h a tte , sondern eine Schwestern­

schaft — auf welchem Gebiet arbeitet denn die Heim garten-

Schw esternschaft? ,

Auf dem G ebiet der Selbsterziehung. Damit hän g t unm ittelbar zusam m en, daß alle Glieder dieser Gemeinschaft nach K räften auch an der Volkspflege m ithelfen wollen. Aber in ihrem Beruf sind sie ganz verschieden. G rößtenteils sind die Schwestern unverheiratet und haben selbständigen Beruf, wie Lehrerinnen, K ünstlerinnen oder in Handel und sonstigen Erwerbszweigen Tätige.

Andere sind v erh eiratet, finden ihren Beruf im H aus, aber bei uns suchen und finden auch diese noch etw as, was ihnen das Haus nicht ganz so bietet. Unsere Schw esternschaft ist eben eine Gemeinschaft der Selbsterziehung.

Eine „Gemeinschaft der Selbsterziehung“ ? Noch verstehe ich nicht ganz, wie dies gedacht und durchgeführt ist, aber jedenfalls lasse ich dann die Bezeichnung Schwesternschaft gern gelten. Denn gerade in der innigen erzieherischen Gemeinschaft b esteh t, denke ich, das Wesen w ahrer Schwesternschaft. Sie nennen sich also untereinander „Schw estern“ ?

Gewiß, u nter einander, aber auch eben nur unter einander.

„ Schw ester“ ist uns wie bei leiblichen Schwestern die gegenseitige Bezeichnung der Schwestern, aber nicht ein Titel, der ihnen von Frem den gegeben wird. Nach außen bleibts beim „gnädigen F räulein“, „Frau G eheim rat“ u. s. w. Und wenn wir von Ihren Diakonieschwestern welche unter uns h ä tte n , so würden die­

jenig en, welche es zur Sem inar- oder Bezirksöberin gebracht h a b e n , nach außen den Oberinnentitel nicht einzubüßen brauch en;

unter einander gibts freilich keine „Frau O berin“, sondern nur

„Schw estern“.

C o m e n iu s - B lä tte r f ü r V o lk s e rz ie h u n g . 1905. 6

(20)

82 Zimmer, Heft 3.

Könnten denn Angehörige einer anderen Schw esternschaft am Heim garten teilnehm en?

W arum nicht? Man kann allerdings nicht gleichzeitig in zwei M utterhäusern sein, oder in einem M utterhause und zugleich im Frauendienst oder Diakonieverein. Aber die Aufnahme in den Heim garten wird durch Zugehörigkeit zu einer von diesen Organisationen nicht ausgeschlossen. Nur wird für die m eisten von den letzten wohl kein Bedürfnis dafür vorliegen, sich dem H eim garten anzuschließen.

Ich verstehe: die M utterhäuser und die berufsgenossenschaftlichen Schw esternschaften — ich meine den Ev. Diakonieverein und den Verein Frauendienst — verbinden m it einander zwei Aufgaben:

erstlich die Berufsgem einschaft m it der Ausbildung zum und der Sicherstellung im gemeinsamen Beruf, und zw eitens die Erziehungs­

gem einschaft. Der Heim garten will nur die letztere, während um gekehrt die sogenannten wilden Schw esternschaften, die Gewerk­

schaften und die Standesvereine nur eine Berufsgemeinschaft darstellen.

Ganz recht! Verstehen Sie nun, weshalb ich es so begreiflich finde, daß gerade Sie von unserem Heim garten Kenntnis haben w ollen?

N atürlich; denn das ist ja seit langem für mich eine Aufgabe gewesen, an deren Lösung ich schier verzweifelte, die Aufgabe, denjenigen F rauen, die ihre feste Berufsstellung haben und in dieser keinen berufsgenossenschaftlichen R ückhalt brauchen, doch den R ückhalt einer echten Schw esternschaft zu ermöglichen.

Ich komme eben von dem Gedanken nicht los, daß die Frau, der die Ehe versagt bleibt, für den R ückhalt in derselben den m öglichsten Ersatz finden muß. Nun kann der Beruf m it seinem Lebens­

u nterhalt und -In h alt der unverheirateten Frau, wenn er wirklich den Namen Beruf verdient, wohl die B erufstätigkeit der Ehe ersetzen, und gerade deshalb verweise ich die unverheirateten Frauen immer wieder auf die Arbeiten der W ohlfahrtspflege, weil in ihnen die F rau gleichsam in einer öffentlichen Familie dieselben Aufgaben zu erfüllen hat, wie die verheiratete als G attin, M utter und H ausfrau ausübt. Aber den R ückhalt, den die Ehefrau in ihrer Fam ilie ebenso sucht und findet, wie der Ehemann, der doch auch m it seinem Berufsleben allein nicht zufrieden ist und in der Ehe etwas anderes su ch t, als ihm der Beruf bieten kann , diesen Rückhalt, den eine gut eingerichtete Schw esternschaft ihren Gliedern gew ährt, den bedürfen auch die alleinstehenden F rau en , die außerhalb einer Schw esternschaft ihren Beruf finden.

(21)

1905. D er Heim garten. 83 Und eben den finden wir im Heim garten. Sie haben genau das angegeben, was wir wollen — und auch erreichen.

Und wie erreichen Sie es? Das w ar ja gerade für mich die Frage, wie es anzufangen sei, ohne die Gemeinsamkeit des Berufs und seiner m ateriellen und ideellen Interessen, eine lebenskräftige Erziehungsgem einschaft zustande zu bringen. Ich sah wohl einen Verein, einen Klub, ein Kränzchen werden, aber keine Schwesternschaft.

Und doch w ar es so einfach. Sie brauchten nur die in Ihren Schw esternschaften gebundenen beiden Elemente, Berufsgemeinschaft und Erziehungsgem einschaft, von einander zu lösen, den Schutz der ersteren zu lassen und die Zucht für die letzere in Anspruch zu nehmen und letztere Gemeinschaft ein wenig nach der Frauen­

psychologie einzurichten. So h a t es der Heim garten tatsächlich gemacht.

Nun aber bin ich doppelt gespannt; sagen Sie m ir, b itte:

was ist der H eim garten?

Einfach der Garten, in dem wir Schwestern tä tig sind.

Also sind die Schwestern gleichsam G ärtnerinnen?

Gewiß, und ich denke, daß es eine schöne, beziehungsreiche F rauentätig keit is t, G ärtnerin zu sein. Darin kom m t die ganze F rauennatur zu ihrem Ausdruck, die Pflege der Pflanzen, wie sie die fürsorgende Pflege der G attin charakterisiert, die K ultur der ( Pflanzen im Jä te n und Ausreuten und im Begießen und Lockern des Bodens, ein Abbild der erzieherischen T ätigkeit der M utter, und endlich der Gewinn aus solcher Arbeit und der Schmuck des Hauses, den die Gartenpflege erm öglicht, ein Gegenstück zu der hausw irtschaftlichen T ätigkeit und der Kunstpflege der Hausfrau.

Und wenn Sie eine Schwesternschaft nach Art der bisherigen bilden, nur daß die Erziehungsgem einschaft von der Berufs­

genossenschaft abgetrennt ist, so werden Sie auch in der Schwestern­

schaft verschiedene Stufen unterscheiden, etw a Mädchen, Gehilfinnen und G ärtnerinnen, nicht w ahr? Vielleicht noch eine Schwester O bergärtnerin ?

Sie haben vollkommen richtig verstanden. Das folgt ja auch ohne weiteres aus der Symbolik: die Schwestern als Gärtnerinnen im Menschen garten.

Aber warum heißt er H eim garten?

Ich denke, der Name deutet es klar genug an: ein Garten, der unser Heim is t, in dem wir daheim sind. W as ein G arten

6*

(22)

8 4 Zimmer, D er H eim garten. Heft 3.

den Blumen ist, das ist der Heim garten uns — die geistige Heimat, in der wir w urzeln.

Jede Schw ester also ist gleichsam eine Blume?

Richtig; nur besteht der G arten nicht bloß aus Blumen, sondern aus Gewächsen von allerlei A rt, und dam it haben wir im Bilde die Grundregel für alle Gemeinschaft: Einheit in der M annigfaltigkeit.

Nicht die einzelne Pflanze m acht den G arten, und nicht eine größere Zahl derselben Pflanzen tu t dies — dies gäbe ein Feld — , sondern die M annigfaltigkeit verschiedener, aber harmonisch sich ergänzender Gewächse, Bäume und Sträucher, Blumen und Gräser!

Eine tiefsinnige Symbolik, im besten Sinne eine „Blum ensprache“ . Keiner sei gleich dem ändern, doch gleich sei jeder dem Höchsten! Wie das zu m achen? Es sei jeder vollendet in sich.“

Sprechen Sie etw a dies Schillerw ort bei Ihren Feiern?

Vielleicht! Aber über unsere Feierstunden reden wir nicht;

die muß m an m it erleben. Dann sieht es das Auge und hö rt es das Ohr, wie Symbol und Sprache harm onisch zusammenklingen, und dadurch prägen sich beide dem Herzen unauslöschlich ein.

O , warum reden und predigen die Erwachsenen nur immer und stellen es sich nicht sinnenfällig vor die Augen, was ihr Herz erfüllen soll!

Ich verstehe; es ist eine tiefsinnige Symbolik, die darin liegt:

jede Pflanze kann nur das werden, w oraufhin sie von N atur in Same und Keim angelegt ist. Die Eiche kann nicht Rose werden und die Rose nicht Palm e. Darum gibt es auch nur eine wirkliche Erziehung, die den Namen verdient, näm lich die entwickelnde Erziehung. Die h a t für die Menschenpflanzen den Boden zu bereiten; w ächst da die Pflanze empor, so ist m ancher geile Trieb zu beseitigen und der W ildling durch ein eingepfropftes Edelreis zum edlen F ruchtbaum umzuschaffen. Den G arten m achen erst alle Pflanzen zusammen in harmonischer Anordnung aus. Herrliche S ym bolik!

Und m erken Sie auch wohl den religiösen H intergrund dieser Sym bolik, gleichsam den Regenbogen G ottes, der sich über dem frischgetränkten G arten auf b au t?

0 ja, der G arten ist der G ottesgarten, das Paradies.

Und zw ar ein Paradies, das nicht in der Vergangenheit liegt, sondern vor uns, als das Ideal, das uns geschenkt, aber auch von uns erarbeitet werden soll, F rucht unseres Betens und unserer

Cytaty

Powiązane dokumenty

Ein laxes Vorgehen in dieser Hinsicht ist schon um deswillen nicht zu rechtfertigen, weil ein großer Teil d e u ts c h e r Mittelschulabiturienten

Das wichtigste Ergebnis dieser Aufstellung besteht darin, daß, wenn auch aus den ersten 5 Klassen viele Tausende von Büchern entliehen worden sind, dennoch die

„Zur Psychologie des Bauerntums“ (Tübingen 19u5, Mohr) genannt werden; an dieser Stelle interessiert uns diese Schrift vor allem als ein Beweis für die starke Vertiefung,

Er war nicht nur ein Schulmann ersten Ranges, sondern auch ein Theologe von besonderer Art und Bedeutung und ein hervorragender Gelehrter (90 zum Teil sehr

erzieherische Bedeutung besonderer Hervorhebung kaum bedarf; sie haben es aber auch getan in der Gestaltung des Gottesdienstes selber, der den Mittelpunkt des

bildung dient, nur zum Teil erreicht. W ird eine solche w erktätige Erziehung erst einmal in Deutschland in den Knabenschulen allgemein eingeführt sein, so wird

mäßig öffentliche, gut eingerichtete Leseanstalten (Bibliotheken und Lesehallen) dem Alkoholismus in hohem Grade A bbruch tun, empfiehlt der Verwaltungs-Ausschuß des

volle Ergänzung der von den Volksbibliotheken ausgehenden W irkungen nur gut heißen kann, wenn, wie es bei der in Rede stehenden Sammlung der F all is t, bewährte