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Thorner Presse 1885, Jg. III, Nro. 35

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Academic year: 2022

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(1)

A u s g a b e wöchentlich sechsmal. R e d a k t i o n un d E x p e d i t i o n :

A b o n n e m e n ts p r c is pro Q u a rta l 2 M a rk . ^

incl. Postprovision oder Abtrag. Katharmenstraße 2 0 4 .

J n s e r t io n s p r e i s pro S paltzeile oder deren R aum 10 P fg .

Annahme der Annoncen täglich bis 1 U hr M itta g s .

35. M ittw o c h , den 11. F e b ru a r 1885. I I I . Ia h r g .

* Der englische Zwischenhandel.

Dc-r H a u p te in w u rf der offenen und versteckten Gegner gegen die Postdampfersubventionsvorlage gründet sich darauf, daß das A u sland, namentlich England, die Gefälligkeit habe, die deutschen W aaren unter guten Bedingungen nach fremden Ländern zu führen bezw. die V erm ittelung fremder, fü r Deutschland bestimmten W aaren nach dem Bestimmungsort zu übernehmen. Und hieraus w ird gefolgert, daß es bei dieser guten F ahr- und Vermittelungsgelegcnheit fü r Deutsch­

land überflüssig sei, eigene subventionirte D am pferlinien her­

zustellen, zumal dieselben einerseits sehr kostspielig seien, andererseits die Benutzung fremdländischer T ra n sp o rtm itte l doch nicht ausschließen würden.

D er letztere Einwand ist allerdings richtig: der deutsche Handel w ird sich nach wie vo r auch fremder V erm ittelung bedienen müssen; denn m it einem Schlage und m it verhältniß- mäßig n u r seltenen regelmäßigen Dampfschiffkursen lassen sich die alten Verbindungen nicht lösen. Aber es muß wenigstens ein Anfang dam it gemacht werden, die weitere Entwickelung w ird sich schon finden. W ie nothwendig es aber ist, daß direkte Beziehungen zwischen Deutschland und den überseeischen Ländern hergestellt werden, erficht man daraus, daß dem deutschen Handel und der deutschen Nhederei gerade aus der so viel gepriesenen und bequemen fremdländischen V erm ittelung außerordentliche Nachtheile erwachsen. A u s dem Unistande, daß ein großer Theil deutscher W aaren oder fü r Deutschland bestimmter fremder W aaren in England S ta tio n macht, entsteht in den meisten Fällen die nicht n u r zeitraubende, sondern auch in anderer Hinsicht lästige Nothwendigkeit der Um ladung, die m it erheblichen Abgaben und KominisstonS- gebühren verbunden ist. W eiter aber bat die Z u fu h r fi emd- ländischer W aaren über England den Nachihe l, daß man in England sich die besser n D u a litä ten aussucht u»d die minder- werthige W aare nach Deutschland gehen läßt. D er Deutsch­

land hieraus entstehende Gesammtschadcn ist unberechenbar.

W o h l aber läßt sich wenigstens ein Theil dieses Schadens ziffermäßig darstellen, nämlich der, weicher der deutschen Nhederei und dem deutschen Handel aus der über England gehenden E in fu h r fremdländischer Produkte erwächst. D ie

„Kölnische Z e itu n g " berechnet denselben in folgender Weise:

England hat im Jahre >882 aus dem Auslande fremde Erzeugnisse fü r 21 M illio n e n Psund S te rlin g (1 P fu n d gleich 20 M a rk ) bezogen und unbearbeitet nach Deutschland weiter versandt, und zwar 12 M illio n e n direkt nach deutschen Häfen und 9 M illio n e n indirekt über H olland und Belgien. An Fracht hat England hierm it 3 600 0 00 P fu n d S te rlin g verdient. W eiter aber haben hieran die englischen Agenten, welche die fremde W aare einkaufen und weiter befördern, 2 800 000 P fu n d S te rlin g verdient Ferner ist fü r See­

versicherung die Sum m e von 453 600 P fu n d S te rlin g , an Zinsen auf die W aaren geleisteter Vorschüsse 300 000, an Kommissionen, Wechselprovision u. s. w. 150 000 P fd . S t.,

— zusammen 7 303 600 Psd. S t. in England geblieben. — Insgesam m t bezahlt also Deutschland jährlich etwa 150 M illio n e n M a rk „ f ü r den zweifelhaften V o rth e il, daß es von England die d ort weder erzeugte noch dort verbesserte, sondern im Gegentheil vorher zum V o rth e il der englischen Abnehmer ausgesuchte, aufgestapelte und somit eher verschlechterte W aare des Auslandes bezieht." W ie viel Deutschland fü r die Ver-

34 U n te r fremder Alagge.

Roman von M . LUie.

(Fortsetzung,)

„ S ie scheinen ein ganz besonderes Interesse fü r diese N äherin zu haben," meinte die B a ro n in verwundert.

„G ew iß, gnädige F ra u , habe ich d a s; denn diese Kleine ist keine Andere, als das von uns längst gesuchte Id e a l des Grafen Tcmbrowski, in welches er bis zum Sterben verliebt ist, ohns bisher von ih r mehr gesehen zu haben als dies B ild , "

stieß der Doktor erregt hervor.

„A h — S ie erzählten m ir ja schon von dieser seltsamen G rille de« excentrischen jungen M a n n e s," rie f die B a ro n in überrascht aus. „Dieses Mädchen also ist es? N u n , das Lärvchen ist ja nicht übel, eine sentimentale Pflanze, auf dem Boden der A rm u th gewachsen und m it der M ilc h from m er DenkungSart großgezogen!" fügte sie geringschätzig hinzu;

„ein G ra f könnte seine Augen schon etwas höher erheben."

„D iese Entdeckung w ird den verliebten jungen M a n n glücklich machen, aber auch fü r gewisse Andere ist sie von hohem W erthe," sagte P raß nachdenklich im Selbstgespräche

„Auch m ir kommt sie nicht ungelegen. S ie sollen auch erfahren, weshalb," erklärte Ludm illa. „Ic h bat sie bei Ih re m letzten Hiersein um Ih re n Besuch, H e rr D o k to r; es ist m ir lieb, daß S ie gerade heute in dem Momente kamen, wo dieses Mädchen hier w a r."

„ Ic h kam in Folge Ih r e r Aufforderung, gnädige F ra u ,"

versicherte der abgesetzte Advokat, „wenn ich recht gehört habe, wünschen S ie mich in Angelegenheiten einer Handschrift zu sprechen."

D ie B a ro n in nickte bejahend.

„W ie finden S ie diese Züge ? " fragte sie, auf das B la t t deutend.

D r . P raß tra t näher an das Fenster und betrachtete aufmerksam den Zettel m it der Adresse der Geliebten des M a le r-.

M ittelung deutscher W aaren nach dem Auslande, die über England gehen, zu zahlen hat, ist hierbei außer Berechnung geblieben.

O b Deutschland sich dam it fortgesetzt zufrieden geben soll, einen T heil seiner Handelsgeschäfte fü r täglich eine halbe M illio n M a rk von England besorgt zu sehen, ist eine Frage, über deren B eantw ortung in Deutschland doch keine M e in u n g s­

verschiedenheit möglich sein sollte. D ie Postdampferlinien ebenso wie die E rrichtung von Kolonien sind die ersten Wege zu einer Befreiung des deutschen Handels von dem Druck des englischen Zwischenhandels.

Uolitische Tagesschau.

Unsere neulich«: M itth e ilu n g , daß auf zehn Petitionen f ü r E r h ö h u n g der G e t r c i d e z ö l l e etwa nur eine gegen dieselbe kom m t, ist m ittlerw eile auch vou liberaler S eite bestätigt worden. Dieser Q uelle zufolge wäre das V erhältniß wie 700 zu 80, und das, obwohl der ganze manchesterliche Apparat in Bewegung gesetzt w ird , um einen

„Adresscnsturm" in Szene zu setzen. D ie Betheiligung des Platten Landes — und daraus ist das Hauptgewicht zu legen

— ist dabei überdies verschwindend. D a s größte Kontingent stellen städtische Vertretungskörper aller A rt, Handelskammern, Stadtverordnete und M agistrate, die von manchesterlichen Einflüssen beherrscht werden und sich derselben häufig wohl gegen ihre eigentliche Neigung fügen müssen. F ü r die S te llu n g der gesammten Landwirthschaft ist eS sehr bezeichnend, daß sich im Landwirthschaftsrath nur eine S tim m e , die des liberalen Mecklenburger Pogge-Roggow, gegen die Erhöhung der Getreibezölle ausgesprochen hat.

Nach Wiener M ittheilungen, von denen man freilich nicht weiß, was sie werth sind, sollen die Kaisermächte, also D e u I s ei> l a n o O e s t e r r e i c h , R u ß l a n d — die „ener­

gischen Beschlüsse" der englischen Regierung hinsichtlich des S u d a n m it „sympathischer Theilnahme" aufgenommen und derselben in L o n d o n haben Ausdruck geben lassen. D a bis j tzt nichts weiter bekannt ist als daß das Kabinct be­

schlossen hat, General Wolsesty freie Hand zu lassen, so würden diese Beglückwünschungen einigermaßen verfrüht er­

scheinen; was sie aber vollends verdächtig macht, ist der Z u ­ satz. wonach eben dieselben Mächte m it der „vordrängenden A ktion" I t a l i e n S keineswegs einverstanden seien DaS ist gewiß begründet, stimmt aber, wie gesagt, zu den genannten Sympathiebeweisen wenig, da den Engländern in diesem Augenblicke kein größerer Gefallen geschehen könnte, als daß Ita lie n ihm die afrikanischen Kastanien aus dem Feuer holte, d. h von S uakin auf B erber marschirte und dem M a h d i in die Flanke fiele. Gewisse Kreise in Ita lie n scheinen sich noch im m er m it diesem Plane zu tragen, wie die M itth e ilu n g des militärischen FachblatteS „E sercito" (daS Heer) beweist, demzufolge eine fü r den S udan bestimmte HcercSabtheilung von 15,000 M a n n in etwa 3 Wochen abgehe und S uakin wie Massowah zur Operationsbasis machen würde. Daß die Regierung in R om aber bedenklich geworden ist, unter­

liegt keinem Zw eifel. W as ein Feldzug gegen den M a h d i bedeutet, läßt sich schlechterdings nicht übersehen. Ita lie n könnte dabei eben um so leichter der Geprellte sein, als ihm niemand dafür steht, daß England in der Lage sein w ird , fü r eine ausreichende Entschädigung zu sorgen, selbst wenn es ihm damit Ernst sein sollte, was bei dem unzuverlässigen

„E s sind einfache, ungekünstelte Buchstaben, von einer im Schreiben ungeübten Frauenhand hervorgebracht," entschied der Gefragte.

„Desto besser, wenn sie einfach und ungekünstelt s in d !"

fiel die F re ifra u rasch eiu. „A ber lassen S ie uns in ein anderes Z im m e r gehen, D oktor, ich habe m it Ih n e n zu reden, und S ie wissen: die Wände haben Ohren. Nebenan ist da»

Gemach meines Kammermädchens, eines neugierigen Ge­

schöpfes, das m it Auge und O h r nicht vom Schlüsselloch wegkommt, sobald sie etwas Außergewöhnliches w itte rt, und auf dem Vorsaale spannt der D iener alle S in n e an, um nur ein W o rt von dem, was in meinem Z im m e r vorgeht, zu erlauschen. Folgen S ie m ir in die blaue Stube, dort können w ir uns ungcnirt aussprechen."

S ie ging voraus, der J u ris t folgte.

„Ic h bin fü r Niemand zu sprechen, Jean, hörst D u , fü r N ie m a n d !" rie f sie dem Lakai zu, während sie den K o rrid o r entlang schritt.

A n der letzten T h ü r blieb sie stehen, zog den Schlüssel aus der Tasche und öffnete.

„H ie r sind w ir so ungestört, wie auf einer einsamen In s e l des großen Ocean'S," sagte sie, den Riegel von innen vorschiebend. D ann ließ sie sich nieder und nöthigte auch ihren Gast zum Platznehmcn.

Es mußten wichtige Verhandlungen sein, die hier in diesem abgelegensten Z im m e r der weitläufigen Wohnung statt­

fanden, Geheimnisse ganz besonderer A rt, die vor Jedermann verborgen bleiben sollten.

X I .

D e r schwere Tag w ar vorüber, Herbert W allburg hatte von seiner Geliebte Abschied genommen und w ar dem sonnigen Süden zugeeilt.

D ie Begleitung bis zum Bahnhöfe hatte Herbert sich ver­

beten, und Agnes selbst bestand nicht darauf, da sie wußte, daß ein Schwärm junger lebenslustiger Kunstgenossen ihrem

Wesen Gladstones stark bezweifelt werden muß. D ie politische Lage der Engländer ist m ithin noch ebenso ungewiß, als die militärische. A u f durchgreifende H ilfe haben sie »irgend zu rechnen; wenn sie ihre Weltstellung behaupten wollen, sind sie auf sich selber angewiesen. W ir werden ja sehen, ob sie sich zu helfen wissen. Nach den bisherigen Leistungen des KabinctS Gladstone ist das nicht wahrscheinlich. D aß Uncnt- schlossenheit und Kurzsichtigkeit in schwieriger Lage zum Gegen­

theil geworden wären, hat noch niemand erfahren.

I n W i e n wurde dieser Tage ein russischer Kollegienrath, M a x im ilia n von Treffen, gesänglich eingezogen, w eil er ver­

sucht hat, ein englisches Bankhaus um 800 P fd . S te rlin g zu betrügen.

D ie S ta tth a lte re i in B ö h m e n hat die G ründung des deutschen landwirthschaftlichen Z e n tra l - Verbandes untersagt, w eil dieser Verband angeblich den bestehenden Landeskultur­

rath lahmlegen sollte. D e r Rekurs gegen diesen Bescheid soll erhoben werden.

D e r neueste aller f r a n z ö s i s c h e n Kriegsminister, General L e w a l , w ill demissioniren, w eil die Armee- Kommission das von ihm vorgeschlagene System einer drei­

jährigen Dienstzeit, an welche sich ein viertes J a h r der D is p o n ib ilitä t anschließt, verworfen hat. D e r Ausschuß beschloß vielm ehr, die dreijährige Dienstzeit aufrecht zu erhalten.

D i» F ü h re r der P a r i s e r Anarchisten, Leboucher und M u rja s , wurden verhaftet, als sie auf dem Börsenplatz ein M anifest vertheilten, fü r eine heute auf dem Opernplatz ab­

zuhaltendes Meeting.

D er K onflikt zwischen E n g l a n d und D e u t s c h ­ l a n d bezüglich N e u - G u i n e a s ist, wie in Londoner unterrichteten Kreisen angenommen w ird , auf dem Wege der Ausgleichung begriffen.

D e r anglikanische Erzbischof Trench in D u b l i n soll zur römisch-katholischen Kirche übergetreten sein.

I n keinem Lande kann der Fremde a n g e n e h m e r und s i c h e r e r reisen als in G r ö n l a n d , und ein ein­

zelner M a n n kann sich »»bewaffnet ohne Furcht unter die Bevölkerung wagen, wie H e rr Eduard W hyniper im „Aus-

land" berichtet E s ist vielleicht kein Land der Erde, wo weniger Verbrechen und Gewaltthaten vorkommen, wie in G rönland, und M o rd ist dort faktisch unbekannt. Ohne die H ilfe eines Soldaten, Polizisten oder Richters herrscht in dem Lande musterhafteste Ordnung und Ruhe. Von den 10,000 Eingebornen können die M ehrzahl lesen und Schreiben, und obgleich die K inder ebensogern spielen wie anderswo, haben sie doch größere Lust und Liebe zur Schule, als in manchen civilisirteren Ländern, was zum T h e il vielleicht auch der ver­

ständigen Leitung der Schulen seitens der Dänen zuzuschreiben ist. — D a« ist eine hübsche S alyre auf manchen „ K u lt u r " - und „R echtsstaat in dem Niemand mehr seines Leben»

sicher ist, trotz der stetig sich mehrenden „ B ild u n g ."

Preußischer Lan dtag

( A b g e o r d n e t e n h a u s . ) 16. Plenarsitzung am 9. Februar.

HauS und Tribünen sind nur mäßig besetzt.

Am Ministertische: Skaalsminister v. B ö t l i ch c r , Justiz­

minister D r. F r i e d b e r g, Minister für öffentliche Arbeiten M a y b a c h nebst Kommissarien.

scheidenden Kollegen noch eine lärmende O vation auf dem Bahnhöfe bringen würde. Z u m letzten M a le lagen sie sich in den Arm en, dem jungen Mädchen war daS Herz so schwer und bang, der M a le r voll freudiger Zuversicht, m it großen Plänen und frohen Hoffnungen fü r die Z ukunft. Im m e r und im m er wieder preßte Agnes den Geliebten an sich, als wolle sie ihn festhalten, als fürchte sie, ihn zu verlieren im fremden Lande; das thränenüberströmtc Antlitz lag an seiner B ru s t, und schweres, krampfhafte« Zucken durchbebte ihren Körper

Endlich löste Herbert die Umschlingung ihrer Arm e

— noch ein letzter Kuß, ein letzter Händedruck, dann eilte er die Treppe hinab, Agnes aber ging in ihre Kammer, barg daS Gesicht in die Kissen und weinte sich aus.

A m nächsten Tage w ar sie gefaßter, beruhigter. S ie hatte wieder ihren altgewohnten Platz am Fenster ein­

genommen, über ih r schmetterte der Kanarienvogel sein Helles Lied und im Nachbargarten grünte die Kastanie und ihre vollen B lattw edel bewegten sich im Winde, als wollten sie dem schönen, traurigen Mädchen T rost und Grüße zuwinken.

Ih r e Augen aber schweiften wohl hundert M a l hinüber zu den Fenstern des Atelier«, daS so still und einsam lag, und eine unendliche Wchmuth überkam sie, als sie nicht mehr den Geliebten hinter den Scheiben schaffen und arbeiten sah.

D er alte Registrator saß am Tische und kramte in vergilbten Papieren herum. Z u m wer weiß wie dielten M a le las er die alten B rie fe und Schriftstücke, aber hin und wieder flog sein B lick durch die großen, runden B r ille n ­ gläser besorgt zu dem jungen, blassen Mädchen, das der Liebe bitteres Weh schon so frühzeitig kennen lernen sollte.

„D e n heutigen Tag bringt W allburg wohl in München zu, wenn ich recht gehört habe?" sagte er endlich, mehr um Agnes aus ihrem dumpfen H inbrüten zu reißen, als um zu erfahren, wo der M a le r sich befinde.

(Fortsetzung fo lg t.)

(2)

Präsident v. K o e l t e r eröffnet die S itz u n g nach 11 U hr 15 M i n . m it geschäftlichen M itth e ilu n g e n .

D a - H a u s beschäftigte sich bei der B e ra th u n g des E ta ts des M in is te riu m s fü r Handel und Gewerbe zunächst eingehend m it der vom H e rrn HandelSm inister vorgelegten Denkschrift, betr.

die Ueberweisung des gewerblichen Unterrichtswesens und der Pflege des Kunstgewerbes von dem K u ltu s m in is te riu m an die G ew erbeverw altung. Diese Ü b e rtra g u n g entspricht lediglich prak­

tischen Zwecken und wie sie in voller Uebereinstimmung m it dem K u ltu s m in is te riu m erfolgt, so b illig te n heute auch die meisten Redner aus dem Hause, abgesehen noch davon, daß in solchen D in g e n die Ansicht der R egierung maßgebend sein müsse, die Aenderung der O rg a n is a tio n a ls durchaus zweckmäßig. N u r von demokratischen Rednern wurden Bedenken gegen die T re n n u n g von dem K u ltu s m in is te riu m geäußert, m it welchem dieser Z w e ig des Unterrichtswesens seit 1 8 7 9 verbunden w a r. D ie E innahm e- E ta ts p o s itio n , an welche sich diese Debatte fo rm e ll geknüpft hatte, wurde demnächst gegen die S tim m e n der Dem okraten genehmigt.

A b g . B ü c h t e m a n n (D e m o k ra t) regte die Frage der B ild u n g der Gewerbekammern an. E r bestreitet sowohl die Zweck­

mäßigkeit, wie die Rechtmäßigkeit. D ie E rric h tu n g dieser neuen I n s t it u tio n ist ih m m it Rücksicht a u f die bestehenden H a n d e ls­

kammern wie auf die P ro v in z ia lo rg a n is a tio n bedenklich, m it der m an die Gewerbekammern in ganz unbedachter Weise in Z u ­ sammenhang bringen w olle. D a S ganze Beginnen laufe lediglich d a ra u f h in a u s, dasjenige auf dem Umwege der P ro v in z ia lo rg a n i­

sation zu erreichen, w as im Reiche und im H ta a te vergeblich er- strebt worden sei.

RegierungSkom mifsar, UnterstaatSsekretär D r . v. M o e l l e r lehnte eS ab, in eine m aterielle Diskussion der vom V o rredner berührten Punkte einzutreten, da er den Beschlüssen der P r o v in - ziallandtage über diesen Gegenstand, die durchaus unbeeinflußt bleiben müßten, nicht vorgreifen wolle. Dagegen glaube er den juristischen Bedenken des V o rre d n e r- entgegentreten zu müssen. E s sei nicht die Absicht, durch die E rric h tu n g von Gewerbekammern die Handelskamm ern außer T hä tig ke it zu setzen, die erste A n re ­ gung zur E rric h tu n g einer solchen In s t it u tio n sei sogar von einer Handelskamm er ausgegangen. Ebensowenig könne auS dem U m ­ stände, daß in der P ro v in z ia lo rd n u n g die E in ric h tu n g einer solchen In s titu tio n nicht vorgesehen sei, die Unzulässigkeit derselben über­

haupt gefolgert werden. M i t demselben Rechte könnte m an dann die E rric h tu n g von G ym nasien seitens der Kom munen a ls unzu­

lässig bezeichnen, w e il in der S tä d te o rd n u n g davon n ich t- ent­

halten sei. D e r Gedanke zur E rric h tu n g von Gewerbekammern sei aus dem B e d ü rfn iß hervorgegangen, in w irts c h a ftlic h e n Ange­

legenheiten die Provinzialbehörden m it einem sachverständigen B e ira th zu umgehen, und insbesondere in solchen Angelegenheiten, bei welchen Interessen der verschiedenen Betriebsgewerbe m ite in ­ ander im K o n flik t sich befinden. A u f die Zusammensetzung dieser Körperschaft habe sich die R egierung ausdrücklich jeden Einflusses begeben, und sie glaube, daß ganz naturgemäß gerade durch die P ro vin zia lla n d ta g e unabhängige W a h le n erzielt werden würden.

A b g . D r . W e h r (freikons.) tr a t den A u sfü h ru n g e n des A b g . Büchtemann sowohl in Bezug a uf die Zweckmäßigkeit wie a uf die Rechtmäßigkeit der neuen E in ric h tu n g entgegen. Besonders betonte er sein Befremden darüber, daß die Linke, die sonst n u r a u f Ausdehnung der Rechte der Selbstverwaltungskörperschaften bedacht sei, dem P ro v in z ia lla n d ta g e die Rechte zur B ild u n g dieser O rg a n is a tio n bestreiten w olle.

A b g . D r . M e y e r - H a lle (D e m o k ra t) führte auS, daß die R egierung m it diesen Gewerbekammern in die Rechte deS Land­

ta g - eingreife.

A b g . D r . W i n d t h o r s t ( C e n tr.) betont, daß hier jeden­

fa lls eine äußerst wichtige staatsrechtliche, wie Zweckmäßigkeit-frage vorliege, die aber zur Entscheidung noch nicht genügend vorbereitet sei. S o w eit er jetzt übersehen könne, stehe m an v o r einer a ll­

gemeinen Landesangelegenheit, die nicht p ro v in z ie ll, sondern gesetz­

lich zu regeln sei. Auch h ä lt er die E in ric h tu n g , sowie sie beab­

sichtigt w ird , nicht fü r zweckmäßig.

Regierungskommissar, Unterstaatssekretär D r . v. M o e l l e r p ro te stirt dagegen, daß ein E in g r if f in die Rechte der Landesver­

tretung vorliege. ES handle sich hier nicht um Auferlegung von bindenden V erpflichtungen, die a lle rding s der gesetzlichen Regelung bedürfen würden, sondern um eine A r t von Exekutive.

Nach kurzer Entgegnung des A b g . W i n d t h o r s t wurde dieser Gegenstand verlassen (eine A b stim m u n g konnte nicht erfolgen, da kein A n tra g v o rla g .)

Einem Antrage de- A b g . v. S c h e n c k e n d o r f f ( n a t.- lib .) gegenüber a u f baldigste V o rlegung eine- O rg a n is a tio n s - und F in a n z - planeS bezüglich deS niederen technischen Schulwesens bezeichnete Unterstaatssekretär D r . v. M o e l l e r die Schw ierigkeiten, welche der Aufstellung eine- solchen P la n e s sich entgegenstellen. D e r A n tra g wurde gleichwohl vom Hause angenommen.

Nächste S itzung: M ittw o c h ; kleinere Gegenstände und Petitionen.

Deutsches Weich.

B e rlin , den 9. Februar.

— S e . M ajestät der Kaiser ließ sich heute V o rm itta g vom Hofmarschall Grafen Perponcher und dem Geheimen H ofrath B o rk Vortrage halten und arbeitete M itta g s längere Z e it m it dem Chef deS Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Rath von W ilm o w ski. — Am Nachmittage unternahm Allerhöchstderselbe, begleitet vom F lü g e l-A d ju ta n te n Oberst- Lieutenant von Brösigke, eine S pazierfahrt und nach der Rückkehr speisten die Kaiserlichen Majestäten allein — Am S onntag, den 8. d. M ts ., M itta g s hatte Seine Majestät der Kaiser, außer den bereits genannten Personen auch noch den General- Ouartierm eister der Armee General- Lieutenant G rafen v. Waldersee empfangen, welcher zugleich n iit S r . K önigl. Hoheit dem Prinzen W ith clm aus K iel nach B e rlin zurückgekehrt war.

Ausland.

W ien, 8. Februar. Während des gestrigen B alles der Beamten des großen Rothschild'schen Eisenwerkes M itkow itz erfolgte kurz vor M itternacht eine heftige Detonation durch Explosion von unter das StiegenhauS gelegten D y n a m it- Patronen. E s wurde blos eine unbedeutende Zerstörung der Stiege und einiger Fenster verursacht. D e r B a ll nahm seinen ungestörten V e rla u f. D ie gerichtliche Untersuchung w ird feststellen, ob ein anarchistisches Attentat oder ein Akt der Privatrache vorliegt.

S t. Petersburg, 8. Februar. Z u m Zwecke der theil- weisen Abänderung der bisherigen Kaiserlichen Hausordnung ordnet ein Ukas des Kaisers an den S enat a n : I . daß als Großfürsten, Großfürstinnen und Kaiserliche Hoheiten die

Sohne, B ru d e r, Töchtern, Schwestern, sowie die Enkel der Kaiser, welche in direkter Linie vom Manncsstamme her­

kommen, zu betrachten, vom Mannesstamme herkommende Urenkel der Kaiser aber als Hoheiten, Fürsten und Fürstinnen Kaiserlichen Geblüts anzusehen seien, 2. daß unter u n m itte l­

barer Oberaufsicht des Kaisers eine Revision des S ta tu ts der Kaiserlichen F a m ilie vom 5. A p r il 1797 vorzunehmen sei, wozu die Einsetzung einer Spezialkommission angeordnet w ird . — D e r katholische Bischof von W iln a , Grincwetzky, ist in Dienstangelegenheiten hier angekommen. — Listok er­

fä h rt, daß sämmtliche M itg lie d e r des V erw altungsraths der großen russischen Eisenbahn - Gesellschaft, ausgenommen P o- lowtzoff, demissionirt hätten. Unter den ncudesignirten V c r- w a ltungsraths-M itgliedern werde der D ire kto r der Diskonto­

bank, Sack, genannt.

P a ris , 8. Februar. V on der Polizei sind gestern etwa 20 Anarchisten wegen Reden, in welchen sie zu Plünderungen aufreizten, verhaftet worden.

P a ris , 8. Februar. E in Telegramm des Generals B ri6 rc de l'J s le aus Dongsong vom 6. d M . sagt: D e r A n g riff auf das verschanzte Lager des Feindes wurde am V o rm itta g durch starken Nebel verhindert, nach dem Nebel tra t Regen ein, gleichwohl gelang es uns, noch vor E in ­ bruch der Nacht vier Vertheidigungslinien des Feindes, die sich auf 10 Schanzen stützten, wegzunehmen. D ie Zelte, sowie die Leben-mittel und M u n itio n svo rrä th e der Chinesen sind in unseren Händen. Unsere Soldaten schlugen sich trotz der großen Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, vor­

züglich, die Vertheidigung des Feinde- w ar eine energische, unsere 90- M illim e te r- B atterien leisteten uns große Dienste.

P a ris , 8. Februar. E in weiteres Telegramm des Generals B riö re meldet, die französischen Truppen hätten bei dem A n g riff auf die da- verschanzte Lager von Dongsong beherrschenden Redouten 80 M a n n an Todten und V e r­

wundeten verloren. Ueber die Verluste, welche die franzö­

sischen Truppen bei der am 6. d. M . stattgehabten Einnahme des verschanzten Lagers von Dongsong gehabt haben, liegen noch keine Nachrichten vor.

Rom, 8. Februar. D ie Opinione schreibt, England habe die Theilnahme Ita lie n s an der egyptischen Expedition noch nicht form ell verlangt, es hätten blos darauf bezügliche Unterredungen zwischen dem M in is te r M a n c in i uud dem englischen Botschafter Lumley stattgefunden, die jedoch bis jetzt zu einem entgültigen Abkommen noch nicht geführt hätten.

Rom, 9. Februar. Gestern Abend hat ein M in is te rra th stattgefunden. Dem M arinem inister ist folgende Depesche des A d m ira ls C aim i au» S uakin vom 8. d. M . zugegangen:

Ic h habe m it dem „A m erigo VeSpucci", „G o tta rg o " und

„G a rib a ld i" am 5 d. M . vor Massovah Anker geworfen, Truppen und Matrosen ausgeschifft und auf der egyptischen Küste die italienische Flagge aufgepflanzt.

London, 8. Februar. D a s H o fjo u rn a l vom 6. d. schreibt:

„ D ie Königin empfing gestern M orgen die beklagcnswerthe Kunde von dem Falle KhartumS, welche Ih r e r Majestät tiefen Kum m er bereitet, und sie erwartet ängstlich weitere Nachrichten über da» Schicksal des Generals Gordon. S i r John und Lady Cowell besuchten gestern Nachmittag Fräulein Gordon und deren zwei Schwestern, um ihnen die wahre Theilnahme der K önigin an ihrem Kummer und der pein­

lichen Ungewißheit betreffs des Schicksals ihres B ru d e rs auszudrücken."

London, 9. Februar. Eine gestern von K o rti abgegangene M eldung aus Gubat vom 2. d. M . sagt: D ie Truppen des M a h d i sind augenblicklich damit beschäftigt, die in der nächsten Umgebung von Metammeh befindlichen Gebäude durch H er­

stellung von Schießscharten zur Vertheidigung einzurichten, die vom Feinde ausgestellten Wachen sind sehr rü h rig und aufmerksam. A m 30. v. M . wurde ein englischer TranS- portzug, etwa 3 M e ile n von Gakdul entfernt, durch einen gegen tausend M a n n zählenden feindlichen T ru p p angegriffen, die Engländer wiesen den A n g riff m it Geschützfeuer zurück, der Transportzug setzte seinen Marsch fo rt und befindet sich in E l Howeyat in Sicherheit.

London, 9. Februar. D em Vernehmen nach sind gegen 8000 M a n n zur Verstärkung der englischen Truppen in Egypten bestimmt, dieselben sollen über S uakin nach Berber d ir ig ir t werden, als Befehlshaber derselben w ird General Newdegate genannt — Eine gestern Nachmittag eingegangene Depesche General WolseleyS sagt, über das Schicksal Gordons sei noch nichts weiter erm ittelt, er hoffe, W ilson befinde sich auf dem Rückwege und in Sicherheit.

Konstantinopel, 8. Februar. D ie P forte hat sich bei den Mächten wegen des Vorgehens Ita lie n s im Rothen M eer beschwert. D ie A n tw o rt w ird vermuthlich ausweichend lauten.

D e r S u lta n soll indeß die Bereitsetzung einer Flotte ange­

ordnet haben, uni sie eventuell nach dem Rothen M eer zu schicken. - - D e r morgige M in iste rra th soll über die V o r­

schläge von Hirsch und der Bankgruppe entscheiden. — D ie österreichische Botschaft hat der P forte zu verstehen gegeben, daß sie keinesfalls die Sequestrirung bestehender Bahnen zu­

lassen könnte.

New N "''k, 8. Februar. D e r New Aork - T rib u n e zufolge würde der neugewählte Präsident Cleveland die E in ­ stellung der Ausprägung von S ilb crg e ld begünstigen und an dem demokratischen T arifprogram m e festhalten.

Urovinziak-Nachrichten.

R o g o w o , 7. F e b ru a r. ( S e k t i o n . E r f r o r e n .) A m 5 . d. M . wurde der A rb e ite r B o in ß k i aus N ogow o am Ufer des u n m itte lb a r an der S ta d t belegenen R ogow oer Sees todt a u f­

gefunden A n der Leiche selbst wurde eine S tra n g u la tio n s m a rk e wahrgenommen. I n Folge dessen hatte sich die Am tsgerichts- Kommission hierher begeben und die S ektion des Verunglückten veranlaßt. Ueber das Ergebniß der Letzteren ist nichts B e ­ stimmtes in die Oesientlichkelt gedrungen. S o v ie l scheint jedoch festzustehen, daß am Tode des B o in s k i ein D r it t e r nicht schuld ist. B o in S ki hat H o lz über den See geschafft, am U fer in einem Sacke verpackt, und letzteren dann m ittelst eines S tricke s um B ru s t und H a ls befestigt. B e im Aufstehen muß der Verstorbene einen F e h ltr itt gethan haben und auf das Gesicht gefallen sein.

D ie W ucht deS HolzeS veranlaßte jedenfalls ein Zuschnüren des H alse-, weshalb die Todesursache a uf Ersticken zurückzuführen sein dürste. — D e r Altsitzer S tre ic h aus Lubcz R u d . ist heute frü h a uf dem Wege zu seiner Behausung erfroren aufgefunden

worden. ( B r . T g b l.)

G ra n d e « ), 9 . Febr. ( S e l b s t m o r d v e r s u c h . ) Gestern feuerte der in der Kuntersteiner B ra u e re i beschäftigte A rb e ite r Kerber aus

einem Doppelterzerol zwei Schüsse a u f sich ab. D a die Schüsse indessen keine schlimme W irkung hatten, lud er das Terzerol nochmals und jagte sich die Kugel in die Brust. E r wurde von M itarb eite rn auf der Erde liegend gefunden und in 's Stadtlazareth gebracht. Nach dem Ausspruch des Arztes ist, wenn nicht eine Lungenentzündung e in tritt, Aussicht vorhanden, ihn am Leben zu erhalten. W ie man hört, waren eheliche Zwistigkeiten der G rund

zu dem versuchten Selbstmord. ( G .)

R osenberg, 8. F e b ru a r. ( P e t i t i o n . ) H e rr Landtags­

abgeordneter v . Koerber-Koerberode, welcher mehrere P e titio n e n , von Lehrern auS dem Rosenberger Kreise, um E rla ß eines D o ta - tionS - und Pensionsgesetzes dem Abgeordnetenhaus überreicht h at, hat den Petenten eine A n z a h l Exemplare des von den Abgeord­

neten v. Zedlitz und S c h m id t eingebrachten Gesetzentwurfes, betr.

die P e nstouirung der Elem entarlehrer, nebst den M o tiv e n über- sandt. I n den M o tiv e n ist folgender PassuS besonders bemer- kenswerth: „D ieselben G rün d e , welche fü r die Fortsetzung eines P e n s io n sm in im u m s fü r die Z u k u n ft sprechen, lassen sich d a fü r geltend machen, ein solches auch den zur Z e it em eritirten Lehrern beizulegen; allein dem steht der in der preußischen Gesetzgebung stets, und noch zuletzt bei der Pensionsnovelle von 1 8 8 2 streng festgehaltene Grundsatz, daß Pensionsgesetze rückwirkende K r a f t nicht haben, entgegen. I h n hier durchbrechen zu w ollen, hieße die A u s ­ sichten des E n tw u r fs ernstlich gefährden."

K r e is R o senberg, 7 . F e b ru a r. ( D a n k s ch r e i b e n .) D o n den Lehrern des S om m e ra u -H e rzo g sw a ld er Kirchspiels ist , an den Abgeordneten von Zedlitz und Neukirch ein Dankschreiben I gerichtet worden fü r den Gesetzentwurf, in B e tre ff der Pensioni*

! ru n g der VolkSschullehrer, welchen derselbe m it anderen Abgeord-

! neten eingebracht hat.

Neidenbvrg, 8. F e b ru a r. ( G r e n z s ch m u g g e l.) I n der verflossenen Nacht wurden in der Nähe von D a m e ra u 2 7 polnische geschmuggelte Schweine im W erthe von ca. 1 2 0 0 M a r k von diesseitigen Steuerbeamten aufgegriffen.

F la t o w , 8., F e b ru a r. ( D e m V e r d i e n s t e s e i n e K r o n e ! ) M i t Aufopferung des eigenen Lebens stürzte sich gestern eine junge D a m e aus dem in der Nähe belegenen D o rfe B la n k w ltt in das Wasser um zwei Knaben, die beim S c h litt­

schuhlaufen eingebrochen w aren, zu reiten. D ie beiden V e r­

unglückten trieben schon im Wasser um her und keiner der auf das Geschrei der Ertrinkenden herzugekommenen M ä n n e r wagte es, ihnen zu helfen, w e il bei jedem S c h ritte das morsche E is nachgab. D a kam F r l. B a rz hinzu, sah die G e fa hr, stürzte sich in'S Wasser und schwamm zu den Knaben. M i t A u fb ie tu n g aller K rä fte brachte sie die Knaben dem Lande so nahe, daß sie m it Feuerhaken herausgezogen werden konnten. D ie Knaben w aren gerettet, aber die R e tte rin w a r erm attet und sank unter.

M i t M ü h e gelang eS den am U fer stehenden Personen ihre K leider m it den Haken zu erfassen und sie ans Land zu ziehen, wo sie glücklicherweise bald wieder zu sich kam. D a ß die groß­

herzige und tapfere T h a t auch die gebührende äußere Anerkennung finden w ird , ist nicht zu bezweifeln.

A u s de r T u c h le r H a id e , 8 . F eb ru a r. ( V e r s c h i e d e n e s . ) I n Wiersch kam ein A rb e ite r der Dreschmaschine zu nahe, welche ihm die Beine derart zerquetschte, daß er in ärztliche Behandlung gebracht werden mußte. — D ie B u tte r ist jetzt hier jetzt so b illig , daß man daS P fu n d m it 5 0 — 5 5 P f . kaufte. D ie K a rto ffe ln werden hier m it 9 0 P f . und 1 M k . bezahlt.

K onitz, 7. F e b ru a r. ( D e r K u l t u s m i n i s t e r ) hat den StaatSzuschuß fü r die hiesige gewerbliche Fortbildungsschule von 3 2 0 auf 4 6 0 M k . erhöht.

Neuenburg, 8. F e b ru a r. ( G r a u d e n z e r G e w e r b e - A u s s t e l l u n g . ) Heute fand hier eine Versam m lung sta tt, in welcher RechtSanwalt K a b ilin s k i über die Zwecke der Gewerbe- AuSstelluug in G raudenz sprach und A u s k u n ft über dieselbe er­

theilte. E s wurde ein auS 11 H erren bestehendes Lokal-Komitee gewählt. M o rg e n schon w ir d eine S itz u n g stattfinden, in welcher die erforderlichen S c h ritte wegen B e th e ilig u n g an der Gewerbe- Ausstellung seitens der hiesigen Gewerbetreibenden besprochen werden sollen.

M a r ie n b u r g , 8. F e b ru a r. ( V e r s a n d u n g d e s N o g a t - s tro m e S .) A lljä h rlic h werden im W in te r und S o m m e r V e r ­ messungen der N o g a t in Bezug a u f die Hebung oder Senkung deS Flußbettes vorgenommen. B e i der unlängst dieserhalb staltge- fundenen Untersuchung hat man wiederum die W ah rn e h m u ng ge­

macht, daß fast durchweg eine E rh ö h un g des Flußbettes, die an einzelnen S te lle n 4 — 5 F uß beträgt, gegen die letzte im S o m m e r ausgeführte Vermessung stattgefunden hat. ES legt dieser Umstand die Befürchtung nahe, daß durch diese fortschreitende Versandung der N ogatstrom fü r die Schissfahrt bald vollständig in Frage ge­

stellt sein w ir d . Außerdem macht naturgemäß dieses Anwachsen des N ogatgrundes eine perpetuirliche E rh ö h un g und Verstärkung der Nogatdäm m e erforderlich.

D a n z ig , 7. F e b ru a r. ( I m „ W i l h e l m - T h e a t e r " ) kam eS jüngst zu einem S ka n d a l. Z w e i Fechterinnen gegenüber w ollte ein „angeblicher ehemaliger O f f iz ie r " seine Kunst beweisen.

B e i dem L ä rm , welcher darob entstand, daß die Fechterinnen event, behaupten könnten, einen früheren O ffiz ie r besiegt zu haben, mußte der V o rh a n g fallen, der sich auch nicht wieder erhob. D ie ­ jenige Persönlichkeit, welche gegen die zwei Fechterinnen auftreten w ollte, ist, der „ D . A . Z . " zu Folge, a ls der frühere Oekonom E rn s t R ichard M a llo n , auS B ro m b e rg gebürtig, e rm itte lt worden.

Derselbe wurde wegen Betruges verfolgt und in H a ft genommen, gestand auch bei seinem V e rh ö r ein, daß er Ersatzreservist 2 . K laffe sei. E r w ill 1 8 7 5 in A m erika bei einem M iliz -R e g im e n t a ls O ffiz ie r Dienste gethan haben.

D a n z ig , 9. F eb ru a r. ( T ö d 1 u n g.) D e r Kutscher H . fand gestern Abend, a ls er gegen 9 V , U h r von seinem S ta lle am W a ll h in te r der Iakobsneugafse m it seinem Fuhrwerke an­

langte, in der Nähe des Thorweges einen Menschen in anschei­

nend bewußtlosem Zustande liegen. D ie nähere Besichtigung ergab jedoch, daß es die Leiche eines jungen M a n n e s w a r. D ie B ru s t derselben w a r entblößt und in derselben waren 5 Messerstiche zu erkennen. Ferner hat man später noch eine schwere Kopfwunde über dem Auge gefunden. Herzugerufene Polizeibeamte bewirkten den T ra n s p o rt der Leiche nach dem B leihofe. D ie V o llfü h re r der tödtlichen Verw undungen sind b is jetzt nicht e rm itte lt. A u f­

fallend ist, daß die Kleider durch die Messerstiche nicht verletzt und I daß am F un d o rte der Leiche keine B lu ts p u re n bemerkt wurden.

D e r Getödtete w a r 3 0 Ja h re a lt. M a n verm uthet, derselbe sei seinem Gewerbe nach Schuhmacher gewesen. ( D . Z . )

Bromberg, 8 . F e b ru a r. ( W e g e n V e r d a c h t s d e r B r a n d s t i f t u n g ) sind gestern Abend die Mühlenbesitzer Retzlaff (V a te r uud S o h n ) auS Adlich B rü h ls d o rf verhaftet und im hiesigen Justizgefängniß in te r n ir t worden. (O s td . P r . )

Bromberg, 9. F e b ru a r. ( E i n n e u e r V e r e i n ) w ird

sich h ier im Laufe dieser Woche konstituiert, der die G rü n d u n g

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eines Waisenhauses in Bromberg, sowie die Unterstützung armer Waisenkinder iu besonderen Fällen bezweckt. D ie Sache soll in ähnlicher Weise gehandhabt werden, wie vom hiesigen Verbände der ReichSfechlschule. D e r Z w ist zwischen den beiden Fecht- Organisationen Lahr und Magdeburg, welcher viele aus dem Fechlverbande auSzutreten veranlaßt hat, w ird dieser Sache zu gute kommen.

^ Rakel, 9. Februar. ( B i s m a r ck st i f t u n g. B l u t ­ v e r g i f t u n g . ) Auch in unserer S ta d t hat sich ein Komitee gebildet, welches Gaben zu einem Ehrengeschenk fü r den Reichs­

kanzler Fürsten Bismarck entgegennimmt. Hoffentlich werden die Gaben recht zahlreich einlaufen. — A n B lutvergiftung starb am vergangenen Freitag der Elementarschullehrer M . Derselbe verletzte sich unvorsichtiger Weise, beim Schlachten eines Schweines be­

schäftigt, m it dem Messer am rechten Fuß. Binnen 24 Stunden w ar er eine Leiche.

Lokales.

Redaktionelle Beiträge werden unter strengster Diskretion angenommen und auch auf Verlangen honorlrt.

Thorn, den 10. Februar 1885.

- ( S c h w u r g e r i c h t . ) W ie in gestr. N r. schon kurz mitge­

theilt, fand gestern die Verhandlung in Strafsachen gegen den früheren Kaufmann Sam uel Cohn, früher in Briesen, geboren am 1. Februar 18 02 , und den Kaufm ann J u liu S Cohn in Briesen, geboren am 5. Ja n u a r 18 48 wegen betrügerischen B an- kerotts resp. Beihülfe dazu und betrügerischen Bankerotts statt.

Den Vorsitz des Gerichtshofes führt H e rr Landgerichtsdirektor Schmauch, die Staatsanwaltschaft ist vertreten durch Herrn S ta a ts - anwalt Sander. A ls Vertheidiger der Angeklagten fungirten die RechtSanwälte Gimkiewicz von hier und D r . S e llo -B e rlin . D er Angeklagte Sam uel Cohn w ird beschuldigt, im Jahre 1882 in Briesen als Schuldner, welcher seine Zahlungen eingestellt hat, in der Absicht, seine G läubiger zu benachtheiligen: a. VermögenS- gegenstände bei Seite geschafft zu haben; b. seine Handelsbücher so geführt zu haben, daß sie keine Uebersicht über seine V er­

mögen-verhältnisse gewährten. D e r Angeklagte J u liu S Cohn w ird beschuldigt, a. im Jahre 1882 den Angeklagten (seinen V ater) Sam uel Cohn zur Begehung deS demselben zur Last gelegten Verbrechens durch R ath und T h a t wissentlich Hülfe geleistet zu haben; d. als Schuldner, über dessen Vermögen das Konkurs- verfahren eröffnet worden, in der Z e it vom 1. September 1882 bis zum 13. Februar 1883 in der Absicht, seine G läubiger zu benachtheiligen, seine Handelsbücher so geführt zu haben, daß sie keine Uebersicht über seine Vermögensverhältnisse gewährten. — S am uel Cohn hat eine F am ilie von 9 Kindern, darunter 5 Töchter. B ei ihrer Derheirathung hat er diesen eine stattliche M it g if t mitgegeben, so einer Tochter bei ihrer Derheirathung im Jahre 1879 eine M it g ift von 1 2 ,0 0 0 M k. Jedenfalls durch diese großen Ausgaben ist der R u in des Sam uel Cohn herbeige­

führt worden. Thatsache ist eS, daß, wie H err Kaufmann Fehlauer bekundet, am 31. August 1882, an welchem Tage Sam uel Cohn daS Geschäft an seinen S o h n , J u liu S Cohn abtrat, dasselbe er­

heblich überschuldet w ar. J u liu s Cohn führte das Geschäft weiter bis zum 13. Februar 1883, an welchem Tage der Konkurs er­

öffnet wurde Angeklagter Sam uel Cohn, der überhaupt in keiner Weise schuldig sein w ill, giebt an, von seinen schlechten Ver- mö-enSverhättniffen keine Ahnung gehabt zu haben, da er nie Bücher geführt habe. D aß er sowohl, wie sein S ohn J u liu s Cohn aber hiervon Kenntniß gehabt und auch gewußt haben, daß daS Geschäft am 31. August 1882, als Sam uel Cohn dasselbe an seinen S o h n J u liu S Cohn abtrat, überschuldet war, dafür zeugt ein C irkula r, welches Sam uel Cohn m it seiner Unterschrift am 15. November 1882 an alle G läubiger versandte, w orin er diesen mittheilte, daß er sich in Zahlungsverlegenheiten befinde, und den G läubigern einen Akkord von 40 pCt. offerirte.

D e r Angeklagte J u liu s Cohn bestreitet ebenfalls, von seiner V e r­

mögenslage Kenntniß gehabt zu haben. E r habe nie Bücher ge­

füh rt und sei, als er das Geschäft seines VaterS übernommen, deS Glaubens gewesen, daß sich die Geschäft-verhältnisse in einem befriedigenden Zustande befänden. Allerdings habe er gewußt,daß eine Anzahl von Anverwandten auf daS Geschäft erhebliche Forderungen besäßen, und er habe daher anfänglich Bedenken gehegt, ob er unter diesen Umständen daS Geschäft weiterführen solle.

A u f eine Anfrage bei seinen Verwandten sei ihm indeß erwidert worden, er möge nur daS Geschäft übernehmen; man werde nicht

„a n ihm 'ran gehen". D a ra u fh in habe er dann daS Geschäft fortgeführt und die M it g ift , die er durch seine V e rh e ira tu n g er­

halten, dazu verwendet, um Schulden zu bezahlen und sein Geschäft zu sortireu. Aber bald nach der Uebernahme deS Ge­

schäft- hätten seine Verwandten trotz des ihm gegebenen V e r­

sprechen- ihre Ansprüche in der rücksichtslosesten Weise geltend gemacht. S o sei z. B . sein eigener B ru d e r in der Hochzeits- nacht zu ihm gekommen und habe ihm einen Wechsel von 15 0 0 M k . präsentirt, den er, um seinem R u in vorzubeugen, auch habe ein- lösen muffen. Ferner wären eine Anzahl Wechsel m it hohen B e ­ trägen eingelaufen, die sein Vater, Sam uel Cohn, noch vor der Uebernahme des Geschäfts durch ihn ( J u liu s Cohn) ausge­

schrieben und die ihm ( J u liu s Cohn) cedirt waren. Diese Wechsel und da- inhumane Vorgehen seiner Verwandten habe ihn ge­

zwungen, am 13. Februar 1883 den Konkurs anzumelden. — Nach der Vernehmung der beiden Angeklagten, welche bis nach M itta g dauerte, wurden die Zeugen verhört und dann die B e ­ weisaufnahme geschloffen. D e r S taatS anw alt, welcher das W o rt zur Begründung der Anklage nahm, beantragte, die Schuldfragen zu bejahen. V on den PlaidoyerS der beiden Vertheidiger ist besonder- vie deS Recht-anwalt D r . S e llo -B e rlin charakteristisch.

D r . S ello rühmlichen Angedenkens auS dem CöSliner Juden- Prozesse ist bekanntlich der M a n n , welcher den AuSspruch that, daß er nur einen Angeklagten vertheidige, von dessen Unschuld er über­

zeugt sei. D r . S ello, der an Redefertigkeit und geschickter Auslegung nichts zu wünschen üb rig läß t, plaidirte fü r Freisprechung der A n ­ geklagten. E ine- seiner M o tiv e w ar, daß die Angeklagten keine Bücher geführt hätten und daher nicht wissen konnten, wie eS m it ihren Vermögensverhältnissen stände. D aß sie aber keine Bücher geführt hätten, dürfe man ihnen nicht zum V o rw u rf machen. Wenngleich das Gesetz dies auch verlange, so sei die Buchführung in einem so kleinen kaufmännischen Geschäfte und bei einem — polnischen Juden nicht Mode. Trotz der „glänzenden" Vertheidigung ver­

mochten sich die Geschworenen indeß nicht von der Schuldlosigkeit der beiden Angeklagten zu überzeugen, sondern v e ru rte ilte n V ater und S ohn dem Antrage der Staatsanwaltschaft gemäß, und zwar S am uel Cohn zu 3 M onaten und J u liu S Cohn zu 2 Jahren Gefängniß.

I n der h eu tig en Schwurgerichts-Sitzung wurde verhandelt:

1. Gegen die Wittwe Anna Stortz geb. KuczynSka aus Lauten- burg wegen wissentlichen Meineids. D ie Angeklagte wurde zu

2 Jahren Zuchthaus verurtheilt. — 2. Gegen den Knecht R u do lf Proczynski aus Kam in und gegen den Arbeiter Friedrich S trcyer ebendaher wegen Verbrechens gegen die S ittlichkeit. D ie Verhandlung fand unter Ausschluß der Ö ffentlichkeit statt. Beide Angeklagte wurden freigesprochen. — 3. Gegen den Arbeiter Johann Block auS Lippowitz wegen Verbrechens gegen die S ittlichkeit. Diese Strafsache wurde ebenfalls unter Ausschluß der Ö ffentlichkeit verhandelt. D ie Geschworenen erkannten auf 2 Jahre Gefängniß — Den Vorsitz führte H e rr Landgerichtsdirektor Schmauch. D ie S ta a ts ­ anwaltschaft w ar vertreten durch Herrn Assessor Buchholtz; als Vertheidiger fungirten in der ersten und dritten Strafsache H e rr Rechtsanwalt Schlee und in der zweiten die Herren Rechtsan- w alt Schlee und Referendar Rohde.

— ( K o n z e r t A u g u s t a S t e i n h a r d t . ) D ie Musikfreunde T horns haben alle Ursache, m it den musikalischen Veranstaltungen der W in te r-K o n z e rt-S a is o n 1 8 8 4 /8 5 zufrieden zu sein. E s waren hervorragende Größen auf dem Gebiete des K lavier- und Violinspiels, welche w ir zu hören Gelegenheit hatten:

Eugen d'A lbert, T iv a d a r Nachöz, Stavenhagen rc. Abweichend von diesen Solisten-Konzerten hat H err Kapellmeister Friedemann den Versuch gewagt, m it seiner Kapelle unter M itw irk u n g der V io lin is tin Augusta S teinhardt aus B e rlin ein Sym phonie-Kon­

zert im großen S tile aufzuführen. E i n e n großen V orth eil — w ir haben dies schon erwähnt — hat H err Friedemann bei diesem Konzerte vor den musikalischen Veranstaltungen, in welchen nur e i n , höchsten- vier Instrum ente zur Geltung kommen, und das ist die volle W irkung deS Orchesters, welches durch seinen Stimmenreichthum die Schönheiten deS Musikstückes deutlicher veranschaulicht. A us diesem Grunde ist auch der K re is der Musikfreunde, welche sich fü r Orchestermusik interessirt, ein größerer, als der fü r Solisten-Konzerte, welch letztere zur richtigen W ürdigung ein A ud itorium bedingen, das einen gewissen ^Grad musikalischer B ild u n g besitzt. Besondere Anerkennung müssen w ir Herrn Friede­

mann fü r die Zusammenstellung deS Orchesters, welches den Forderungen, die ein Sym phonie-Konzert stellt, durch die Ueber- tragung des dominirenden Hauptgewichte- von dem Holzbläser- und Blechchor auf da- Streichorchester nachkam, aussprechen.

Diese Einrichtung ermöglichte z. B . die wunderbar zarte T on- färbung in dem Vorspiel z. V . Akt d. O p .: „K ö n ig M a n fre d "

von Beinecke. DaS Konzert im Ganzen und Großen gab von der Tüchtigkeit unserer Infanterie-K apelle da- beste Zeugniß.

Fleißiges S tu d iu m und verständnißvolle Auffassung zeichnete da- Konzert auS, da- unseren Erwartungen sowohl in der Ausführung, wie in der W a h l der Piecen vollkommen entsprach. Außer der schon erwähnten Piece von Beinecke gelangte die O uvertüre z. „A nacreon" von Cherubim und daS Lied „B e h ü t'D ic h G ott, eS w är so schön gewesen" a. d. O p . „ D e r Trompeter von Säkkingen"

von Neßler zum V ortrag . „D e r Trompeter von Säkkingen", diese jüngste O per V iktor Neßlers, hat sich einer günstigen Aufnahme seitens der K ritik nicht zu erfreuen gehabt. D aß sie einzelne gelungene Piecen enthält, ist nicht abzuleugnen, und eine dieser ist da- Lied:

„B e h ü t' Dich G o tt, eS wär so schön gewesen". Ohne einen gerade originalen musikalischen Gedanken zu enthalten, weht ein Hauch warmer lyrischer Empfindung durch das Lied, der die zarten S aiten deS Herzens berührt. B ei dieser Piece wurde namentlich daS P iccoto-S olo recht präcis exekutirt. Den zweiten T heil des Program m s füllte die Pastoral - Symphonie von Beethoven auS. Dieselbe w ar unstreitig die beste Leistung deS Abends, welche die Infanterie.K apelle auf ihre Rechnung schreiben kann. Von großartiger W irkung w ar der zweite Satz (Scene am Bach) m it dem entzückenden Adagio und der dritte Satz:

die lustige Tanzweise m it dem köstlichen k 6 k des Fagotts und dem G ew itter und S tu rm versinnbildlichenden Allegro.

H e rr Kapellmeister Friedemann darf somit in dem gestrigen Konzerte den besten E rfolg seines Versuchs sehen, den er m it diesem Symphonie - Konzerte gemacht hat. Konzerte dieser A r t kann man nur gut heißen und wünschen, daß sie fü r die Dauer Bestand haben. — D ie V io lis tin A u g u s t a S t e i n h a r d t au- B e rlin trug die „P a n tu Z ie LuääoiZtz" von Löonard, den 1. und 2. Satz des X I . Konzerts von S p o h r und „LeHne äe L u llt z t " von B ä rio t vor. Speciell die erste Piece war von einer bewunderungswürdigen Klarheit und warmen Färbung deS ToneS.

F r l. S teinhardt, eine noch recht junge Dame, ist noch keine Künstlerin, welche ihre Schulung als beendet ansehen darf. I n technischer Beziehung dürfte sie noch nach mehr Sicherheit und Ruhe streben. S ie kürzt die Töne oft in zu hastiger Weise, auch bemerkten w ir öfters Unreinheiten im T on. S ie besitzt nicht den Schmelz deS ToneS, wie ihn z. B . T iv a d a r Nachäz besitzt, nicht die meisterhafte Beherrschung des Instrum ents, wie sie diesem Künstler eigen ist. Dessenungeachtet ist die Dame ein mehr als mittelmäßiges Talent, von schöpferischer K ra ft und poetischer In d iv id u a litä t. D e r T on, den sie ihrer Geige entlockt, ist ein tiefempfundener, die Läufer und Figuren entstehen m it staunens- werther Leichtigkeit und Feinheit. W ir sind überzeugt, daß F r l.

S teinhardt wie hier, so auch an allen anderen O rten die wärmste Aufnahme seitens deS Publikum s finden w ird . D e r B eifa ll, den die sehr zahlreichen Besucher der genannten Dame gestern spendeten,

w a r ein aufrichtig gemeinter. H . W .

— ( E i n s c h w e r e r g o l d e n e r T r a u r i n g ) , ge­

zeichnet „ B . D . " , ist von der Polizei als muthmaßlich unter­

schlagener Fund konfiSzirt worden. Eine heruntergekommene F rau bot gestern diesen R in g dem Goldarbeiter Lewy zum Verkauf an und gab dabei an, sie habe früher ein V erhältniß m it einem Inspektor gehabt und von diesem den T ra u rin g erhalten. Diese Angaben erscheinen aber durchaus nicht glaublich. — D e r Eigen­

thümer des R inge- kann sich auf dem Polizeikom m iffariat melden.

— ( H e r r n R e s t a u r a t e u r H a ß) ist bei dem E in - bruchsdiebstahle, über den w ir gestern berichteten, noch ein Wechsel, auf 1000 M k . lautend und auf Bäckermeister M a rq u a rd t aus­

gestellt, gestohlen worden.

— ( V e r h a f t e t ) wurde ein Dienstmädchen, welche- ihrer Brodherrschaft Bettgegenstände und andere Sachen entwendet hat.

— ( P o l i z e i b e r i ch t.) 4 Personen wurden a rre tirt.

Mannigfaltiges.

Aurrswalde, Königreich Sachsen, 7. Februar. ( D u r c h w u n d e r b a r e F ü g u n g ) ist in diesen Tagen von einer F am ilie in Auerswalde großes Leid abgewandt worden. W ährend die Ehefrau des in der hiesigen Webschiffchenfabrik angestellten W erkführers P itzl daS jüngste Kind wartet, klettert da- 3jährige Söhnchen auf daS Fensterbrett der im 3. Stock befindlichen Wohnstube. E in Fensterflügel ist geöffnet, da- äußere sogenannte Doppelfenster aber scheinbar geschloffen. A n dem letzteren summt eine Schmeißfliege, die des Kinde- Aufmerksamkeit wohl schon vorher erweckt und dessen Hinaufsteigen veranlaßt hat. I m B e g riff, die Fliege zu haschen, drücken die kleinen Hände schwer gegen da- Doppelfenster. Diese-, nicht zugewirbelt, fliegt auf —

ihm nach da- K ind. Es liegt nach dem grausigen Sturze m it ausgebreiteten Armen auf dem Gesicht, muthmaßlich eine Leiche.

Doch blieb den entsetzten E ltern der Schmerz, ein geliebtes K ind auf diese Weise zu verlieren, gespart, denn dasselbe war, abgesehen von einer leichten Verletzung am Kopfe, unversehrt geblieben. Es läuft wieder munter herum.

Budapest, 3. Februar. ( E i n e s M i n i s t e r s B e ­ w i r t h u n g.) D e r greise Abgeordnete Professor D r . C a rl Nendtwich erzählte jüngst im Reichstage ein ergötzliches Stücklein, welches dem ungarischen M in ister fü r K ultu s und Unterricht, dem . Herrn Trefort, auf einer Reise in der M arm aroS Passirte; d o rt­

selbst, sowie überall in O bernngarn, befinden sich die Gasthäuser und Schänken in den Händen der Juden. D e r H e rr M in is te r war also no le ns vol6U8 genöthigt, bei einem Juden einzukehren.

A ls es nun an's Zahlen kam, hat ihm der Jude nicht nur das aufgerechnet, was er m it seinem Reisegefährten bei ihm verzehrt hatte, sondern die Teller und die Schüsseln, auS denen er aß, da- Eßzeug, m it dem er aß, die Gläser und Flaschen, aus denen er trank, selbst das Tischtuch und die Servietten, deren er sich be­

diente. Denn nach der Ansicht des Juden hat sich dieser Dinge ein unreines Wesen bedient, folglich kann er sich derselben nicht mehr bedienen. Und damit er es beweise, daß er sich derselben nicht mehr bedienen wolle, hat der Jude alles Zerbrechliche zur Erde geschlagen. — Und dies passtrte dem königlich ungarischen M in is te r fü r K u ltu s und Unterricht auf ungarischem B o d e n !!

Für^die Redaktion verantw ortlich: P a u l Dombrowski in Thorn.

Telegraphischer Börsett^Bericht^

_______ B e rlin , den 10. Februar.

2 9,85. 2 10/65.

Fonds: fest.

Russ. B a n k n o t e n ... 215 60 2 1 5 — 5 0 Warschau

8

T a g e ... 2 1 4 — 90 215 10

Russ. 5

°/o

Anleihe von 1877 . . 9 9 — 80 99 — 90

P o ln . Pfandbriefe 5 Vo . . 6 7 — 70 6 7 - 6 0

P o ln . Liquidationspfandbrife . . 5 9 — 50 5 9 — 70

Westpreuß. Pfandbriefe 4 "/<, . . . 1 0 2 — 60 1 0 2 — 60

Posener Pfandbriefe 4 °/g . . . . 102 1 0 1 — 90

Oesterreichische Banknoten . . . . 1 6 5 — 75 165— 75

W eizen gelber: A p r il- M a i . . . . 16 5— 75 166 J u n i - J u l i ... 171— 50 172 von Newyork l o k o ... 91 90 V,

Roggen: loko . . . . . . 145 145

A p r i l - M a i ... 1 4 5— 70 146

M a i- J u n i . . . . . . . 1 4 5— 75 146

J u n i - J u l i ... 1 4 6— 25 1 4 6 — 5 0 R ü b öl: A p r i l - M a i ... 51 5 0 — 80 M a i - J u n i ... 5 1 — 30 5 1 — 30 S p iritu s : l o k o ... 4 2 - 8 0 4 2 — 90 A p r i l - M a i ... 4 4 — 40 4 4 — 70 J u n i - J u l i ... 4 5 — 50 4 5 — 80 J u l i- A u g u s t ... 4 6 — 30 4 6 — 60

Börsenberichte.

D a n z i g , 9. Februar. G e t r e i d e b ö r s e . W etter: mäßiger Frost, trübe Wind: S O

Roggen loko matter unbeachtet kleiner Z u fu h r; Umsatz 45 Tonnen.

Bezahlt per 120 pfd. wurde nach Q u a litä t fü r inländischen 129. 130 M., fü r polnischen zum Transit 119 M , fü r russ. zum Transit schmal

119 M . pr. Tonne Termine A p ril-M a i inländ 135 M. Br. unter-poln 120 M . Gd Transit 120 M . B r 119 M. Gd. Regulirungspreis 130 M ., unterpoln, 120 M , Transit 119 M . — Gerste loko unver­

ändert und brachte inländ. große 112pfd 141 M , russ zum T ransit ohne Gewicht 103, 99pfd. 104 M ., 1001 pfd. 107 M , 102pfd. 110 M ., 108 pfd 114 M ., ord. Futter- ohne Gewicht 100 M . per Tonne. — Hafer loco ist ruisischer zu T ransit zu 140 M. pr Tonne verkauft. — Erbsen loco russische Futter- zu 108, 110 M ., feuchte zu 110 M. per Tonne perkauft. — Kleesaat loco poln. rothe zu 35 M. pr. Centner ge­

kauft — S p iritu s loco 42 M . Gd.

K ö n i g s b e r g , 9. Februar. Spiritusbericht. P r. 10.000 Liter p T t ohne Faß Loko 43,00 M B r., 42,75 M Gd., 42,75 M. bez. pr.

Februar 43,00 M. B r., 42,75 M . Gd., 42,75 M . bez, pr. März 43.75 M B r., - M . Gd., bez , pr. Frühjahr 44,75 M . B r..

M . Gd., M . bez., pr M a i-J u n i 45,25 M. B r., — M Gd., — M bez, pr. J u n i 46,00 M B r., M Gd., — M . bez. pr. J u li 46,50 M . B r., — M. Gd.. — M bez., pr. August 47.25 M. B r., — M . Gd., M . bez, pr. September 4 7 ,7 5 'M . B r , — M . Gd., — , M . bez.__________ _____________________

Meteorologische Beobachtungen.

________ Thorn, den 10. Februar._________

S t. Barometer nun.

Therm oO.

Windrich­

tung und Stärke

Be-

wölkg. Bemerkung

9. 2 k p 1 0 k p

7 5 7 .8 7 5 6 .4

- 1 .0

— 1 .8

8 L 3 8 L 3

1 0 10 1 0 . 6 k a 7 5 6 .1 — 2 .2 8 L 3 10

W a s s e r s t a n d der Weichsel bei T horn am 10. Februar 2,32 m . ( U r t h e i l e i n e s L e h r e r s . ) Königlich Neudorff b Briesen, West-Pr.

Geehrter H e rr! M it der W irkung der aus der Apotheke bezogenen Schweizerpillen, welche gegen unregelmäßigen Stuhlgang, Verstopfung und Magendrücken bei meiner F ra u angewandi wurden, bin ich sehr zufrieden gewesen; der Erfolg war ein durchschlagender. Indem ich Ih n en diesen gewissenhaft attestice und eine möglichst weite Verbreitung Ih re r Präparate wünsche, zeichne m it aller Hochachtung als Euer Wohlgeboren ganz ergebenster Czarnecki, Lehrer und Organist. M an achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt.__________________________________

Wiederum sind w ir in der Lage von der wettern Entwickelung des J o h a n n H off'schen Malzextract-Geschäfts in B e rlin berichten zu können.

V o r mehreren Tagen wurde ein Arzt von mehreren der größten amerika­

nischen Heilanstalten nach hier entsandt, um m it dem Erfinder der M alz- extract-Fabrikate. Herrn Johann Hoff in B e rlin , Neue Wilhelmstraße 1, einen Abschluß auf regelmäßige Lieferungen des Johann Hoff'schen Malz­

extrakts zu machen. Die erste Sendung von 11,000 F l. wurde am 26.

v. M ts von der Lehrter Bahn expedirt, während die zweite Sendung von 26,000 F l. M itte Februar zur Beförderung gelangt. Der Fabrikant muß jetzt m it doppelten Arbeitskräften arbeiten lassen, um die eingehen­

den Aufträge prom pt ausführen zu können W ir sehen m it Vergnügen, wie das Ausland unser deutsches Brauprodukt w ürdigt, Wie namentlich das Johann Hoff'sche Malzextrakt-Gesundheitsbier während der deutschen Kriege in Dänemark 1864, in Oesterreich 1866. in Frankreich und Deutschland 1870j71, und in den Orientkriegen 1876 und 1879 in Rußland, der Türkei. Rumänien rc von den meisten Lazarethärzten ge­

fordert und das Volksheilnahrungsmittel bei Blutverlust, Typhus. Brust-, Lungen- und Magenleiden ärztlich verwandt worden ist, und datz das Johann Hoff'sche Malzextrakt deswegen, weil es sich in Europa überall so gut bewährt hat, nunmehr auch in den neuen Welttheilen begehrt ist und namentlich in den dortigen Heilanstalten.

Es soll fü r das Exportgeschäft jetzt eine besondere Fabrik erbaut werden.________ __ ________________________________________________

( B e r l i n e r 5 p C t. P f a n d b r i e f e . ) D ie nächste

Ziehung dieser Pfandbriefe findet im M ä rz statt. Gegen den

Koursverlust von ca. 10 pCt. bei der Ausloosung übernimmt das

Bankhaus C a rl Neuburger, B e rlin , Französische Straße 13, die

Versicherung fü r eine P räm ie von 9 P f. pro 100 M k .

Cytaty

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daß über diese Sendung das tiefste Schweigen bewahrt würde. E in Verstoß gegen diese Bedingungen würde den Vertrag sofort vernichten und daS Geschäft annullircn. D e

Und damit nicht genug, hätten die Konservativen des O stens, nur um sich den Vortheil der Getrcidezölle zu sichern, auch für die den Osten benach- thciligende

wandt und zeigten sich von guter Haltbarkeit. D aß die Mosaiks absprangen, lag nur an der wenig sachverständigen Behandlung derselben. — Von anderer Seite

m it größeren H ofräum en, welche sich ihrer Lage und Beschaffenheit nach auch zu B a u ­ plätzen eignen, sollen ganz oder auch getheilt freihändig verkauft

m it größeren H ofräum en, welche sich ihrer Lage und Beschaffenheit nach auch zu B a u ­ plätzen eignen, sollen ganz oder auch getheilt freihändig verkauft

W ir haben allen G rund anzunehmen, daß das keineswegs befürchtet zu werden braucht, wenn w ir auch nicht sanguinisch genug sind, an eine unm ittel­!. bar

rung der Unterhaltungskosten der Chaussee PluSnitz— Zegartowitz verharre. O bw o hl ein Beschluß in dieser Angelegenheit heute nicht gefaßt werden könne, weil eine

Weizen loco hatte heute einen durchgehend flauen Markt für alle Gattungen, man mußte sich entschließen, etwas billigere Preise zu nehmen sowohl für inländische