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Die Bilanz des ersten Fünfjahrplanes der Sovietwirtschaft

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154403

X

Orteuropa-institut in Bredau

Quellen und Studien

A bteilung W irtschaft

Neue Folge Heft 12:

Die Bilanz

des ersten Fünf jahrplanes der Sovetwirtschaft

von

O tto Auhagen

1933

Verlag Priebatsch’s Buchhandlung Breslau

Inhaber Erich Thiel und Karl-Hans Hintermeier

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O S T E U R O P A - I N S T I T U T

Q U E L L E N U N D S T U D I E N

A B T E I L U N G W I R T S C H A F T

NEUE F OLGE H E F T 12

1 9 3 3

VERLAG PRIEBATSCH’S BUCHHANDLUNG / BRESLAU

(5)

O S T E U R O P A - I N S T I T U T

O T T O A U H A G E N

DIE BILANZ DES ERSTEN FÜNF) AHRPLAN ES

DER

SOVETWIRTSCHAFT

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1933

VERLAG PRIEBATSCH’S BUCHHANDLUNG / BRESLAU

I N H A B E R E R I C H T H I E L U N D K A R L - H A N S H I N T E R M E I E R

(6)

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JNHALT

Seite

V o r w o r t ... ... , , ... . 5 A ussichten der Industrialisierung i. J. 1927 und Z iel des Fünijahrplanes 7

I.

Q uantitative Entw icklung der I n d u s t r ie ... 9 (Fragw ürdige B erechnung nach dem G eldw ert und der Bruttopro­

duktion. Produktion der einzelnen Industriezw eige. V ergleich mit der E ntw icklung vor dem K riege.)

U nw irtschaftlichkeit der Industrie und R e fo r m v e r su c h e ... 17 (Q ualität der Produktion. Fluktuation der Arbeiter. A rbeitsleistung.

U ngünstiger Zustand des T ransportw esens. U nw irtschaftliche Ka­

pitalinvestierungen. P roduktionskosten.)

F inanzierungsschw ierigkeiten, Inflation, B ew egu n g der Preise und Löhne 28

H.

B ew eggründe der landw irtschaftlichen Sozialisierungspolitik . . . 32 L iegen die V oraussetzungen für sozialistische Landwirtschaft gü n stig? 37 Bekäm pfung der bäuerlichen O berschicht und M assenbew egung in die

K o lle k t iv e ... 40 Staatliche G etreidegroßbetriebe und ihre L e is t u n g e n ...45 W irtschaftliche E rgebnisse der K ollektivierung. N ahrungsnot . . . . 47 V erstärkte P olitik des Z w angs und T e r r o r s ...58

Einfluß der W eltw irtschaftskrise auf die Durchführung des Industrieplanes 61 Rußland ist noch überw iegend Agrarstaat

Einfluß der N ahrungsnot auf die B evölkerungsbew egung

Statistischer A n h a n g ... 63

C opyright 1933 (excepted Sw eden) by

VERLAG P R IE B A T S C H ’S B U C H H A N D L U N G , BR ESLA U Inh.: Erich Thiel und Karl-Hans H interm eier.

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VORWORT

D ie P eriode d es ersten Fünfjahrplanes lief 1932 ab. D ie vor­

lieg en d e Schrift w urde in erster Linie für die Zeitschrift des O st­

europa-Instituts, die „Jahrbücher für Kultur und G eschichte der Slaven“ gesch rieb en , deren H erau sgab e sich in diesem Jahre w eg e n der N euordnung des Instituts verzögerte. D ieser U m stand kam dem Inhalt der Schrift in sofern zu gu te, als noch viele sovetam tliche Zahlen, die erst in den letzten M onaten veröffentlicht w urden, berücksichtigt w erd en konnten. Im übrigen kom nit einer D arstellung der E rgebnisse d es Fünfjahrplanes nicht nur vorü b ergeh en d es Interesse zu. D ie Jahre 1 9 2 8 /2 9 bis 1932 in der S ovet-U n ion sind ein er der m erkwürdigsten A bschnitte m enschlichen W irtschaftens. In der H ungerkatastrophe der letzten Z eit auslaufend, hat d ie se P eriode den Charakter einer in sich g esch lo ssen en T ragöd ie, in der m enschliche V erm essenheit zwar in titanischem R ingen G ew a ltig es leistete, aber viele M illionen in N o t und Elend führte.

D er m ühevollen Erm ittlung und Sichtung der Zahlen, die in den b eig efü g ten T abellen zusam m engestellt sind, hat sich vor allem der W irtschaftsreferent des O steuropa-Instituts Herr Dr. M. Achm eteli unterzogen.

Breslau, im Septem ber 1933.

Prof. Dr. O. A u h a g e n

(künftig B erlin-Schlachtensee, Ernst-Ring-Str. 10).

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(9)

A ls ich im Spätherbst 1927 von, einer halbjährigen Bereisung der Sovetunion nach Berlin zurückkehrte, g a lt ich vielen als optim i­

stischer Beurteiler der b olsch ew istisch en W irtschaft. Zwar betonte ich in W ort und S ch rift1) , daß die V olksw irtschaft der Sovetunion in ihrer dam aligen L age sich an Produktivität und innerer Kraft bei w eitem nicht m it der d e s Z arenreiches i. J. 1913 vergleichen könnte;

w o h l aber vertrat ich die A nsicht, daß das b olsch ew istisch e W irt­

sch aftssystem fortschrittsfähig w äre und daß sich tatsächlich seit 1922 so w o h l die Industrie w ie auch die Landwirtschaft von Jahr zu Jahr g eh o b e n hätte. W eit verbreitet w ar d a g eg en die M einung, daß d ie b olsch ew istisch e W irtschaft m ehr u n d m ehr in die Sack­

g a sse käm e; vor allem wurde d ie industrielle E ntw icklungsfähigkeit bezw eifelt. Ein bekannter Führer der deutschen Industrie vertrat die Ü berzeugung, daß die industriellen Pläne der Sovetregierung scheitern m üßten, w eil es dem R ussen an F ähigkeit zu industrieller A rbeit fehle. D ieser Standpunkt erinnerte etw as an d ie englische T heorie, die vor hundert Jahren den industriellen B estrebungen D eutschlands en tg eg en g eh a lten w urde. Es ist nicht einzusehen, w ar­

um es nicht auch dem russischen V olk gelin g en soll, die E ntw ick­

lu n gsstu fe des reinen A grarstaates zu überw inden. Dafür spricht schon die T atsach e, daß bereits in zaristischer Z eit in m anchen Indu­

striezw eigen G utes g eleistet w urde; es se i b eisp ielsw eise h in g e­

w iesen auf die Baum w ollindustrie, d ie Gum m i-Industrie, d ie Fabri­

kation von L okom otiven und W a g g o n s. Schon, vor dem K riege habe ich im m er w ieder die A nsicht vertreten, daß Rußland bei der rapiden V erm ehrung seiner B evölkerung ein schnelleres T em po der industriellen E ntw icklung anstreben m üßte; die eigentliche Kera- und Schicksalsfrage Rußlands, die Agrarfrage, könne nur dann in Frieden g e lö st w erden, w en n dem B evölkerungszuw achs des D orfes ein stärkerer Abfluß in die Industrie erm öglicht w erde. G egenüber dieser N o tw en d ig k eit ist die Frage, ob die russische Industrie im V ergleich zu der anderer Länder zunächst von minderer Q ualität sei, nebensächlich. W arum soll nicht auch Rußland im Laufe der Z eit zulernen? N och im Jahre 1873 w urden die deutschen Fabrikate

1) Zum Beispiel in der Zeitschrift „O steuropa“ , 1927/28, S. 119.

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auf der W eltausstellung in Philadelphia von P rofessor R euleaux als „billig und sch lech t“ zensiert. M ag d ie Qualifikation für d ie Produktion neuer russischer Industriezw eige zunächst auch lauten

„teuer und sch lech t“, so ist auch dies noch kein entscheidendes A rgum ent g e g e n eine volksw irtschaftlich n o tw en d ig e E ntw icklung.

B ezo g sich jene E inw endung grundsätzlich g e g e n jede Indu­

strialisierungstendenz Rußlands, so galt eine andere p essim istisch e B etrachtung im besonderen den A ussichten b olsch ew istisch er Indu­

striepolitik in dem Stadium von 1927. M it A usnahm e der E isen­

industrie hatte die Industrie der Sovetunion nach der am tlichen Statistik im Jahre 1927 ungefähr den V orkriegsstand w ieder erreicht;

nun sollte die Periode industrieller N eu sch öp fu n g beginnen. D ie ausländischen Skeptiker erklärten dies für unm öglich. D ie E ntw icklung bis 1927 hätte im w esen tlich en in der W iederinstandsetzung der alten industriellen A nlagen bestanden. Zur Schaffung neuer W erke feh le es an Kapital; die A ussichten der russischen Industrie seien um so u n günstiger, als die w ied erh ergestellten Betriebe in der H auptsache m it überalterten M aschinen arbeiten; auch zu deren Erneuerung fehle das Kapital, und s o w erd e e s voraussichtlich m it der russischen Industrie nicht aufw ärts, sondern w ied er abw ärts geh en . Ich bestritt dies entschieden; w enn auch v iele Industrie­

z w eig e bei dem herrschenden System verlustbringend w aren, so g in g doch d ie G esam ten tw ick lu n g der V olksw irtschaft aufw ärts;

die Landw irtschaft war in der L age, die Last der industriellen Ent­

w ick lu n g zu tragen und trotzdem auch selb st von Jahr zu Jahr fortzuschreiten.

So beurteilte ich die L age un d die A ussichten der russischen V olksw irtschaft im Jahre 1927. D am als stand die Sovetunion noch im Z eichen der N E P ; d iese w ar dadurch charakterisiert, daß d ie Industrialisierungspolitik sich m it einem m äßigen T em po b eg n ü g te und die Agrarpolitik ihre H auptaufgabe in der Förderung der einzel- bäuerlichen W irtschaft sah und hier im w esen tlich en dieselben M ethoden anw andte, w ie s ie sich in anderen Ländern bew ährt haben. G erade aber im H erb st 1927, als ich Rußland für eine R eihe von M onaten verließ, erfolgte das Signal zu einer grundlegenden Änderung der Sovetpolitik, u n d im D ezem b er 1927 w urden vom Parteikongreß die Richtlinien b esch lo ssen , die für die Politik d es Fünfjahrplanes m aß geb en d w urden. A uf den kürzesten N enner g e ­ bracht, strebte der Plan die Industrialisierung der gesam ten V olks­

w irtschaft und des gan zen V olkes an. Eis sollte die industrielle Produktion in revolutionärem T em p o entw ickelt und die Landwirt­

schaft durch Sozialisierung und M echanisierung zu einer Industrie gem acht w erden, dam it das Bauernvolk sich in ein Proletariat von Landarbeitern verw andle, das sich in sein em Fühlen und D enken nicht vom städtischen Proletariat u nterscheide. D ie industrielle P ro ­ duktion so llte im V ergleich zu 1 9 2 7 /2 8 um 136 v. H ., d ie landw irt­

schaftliche um 55 v. H . geh ob en w erden. D as Bruttoeinkom m en der V olksw irtschaft sollte sich verdoppeln, der R eallohn der A rbeiter­

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schaft um 70 v. H . steigen . W enn der Plan auch dem V olk erhöhte A nstrengung und viel E ntsagung zum utete, so w ollte er doch eine beträchtliche V erbesserung der L ebenshaltung für die breite M asse des V olkes erzielen. D er w irtschaftliche Plan w urde durch ein p o ­ litisches und kulturelles Program m unterbaut. D er Kapitalbedarf für die D urchführung des G esam tplanes wurde auf 78 Milliarden Rubel veranschlagt (nach der dam aligen Kaufkraft des R ubels etw a 78 M illiarden Reichsm ark).

A us dem Fünf jahrplan, der vom 1. O ktober 1928 bis zum 1. O ktober 1933 laufen sollte, w urde bald ein Vierjahrplan oder richtiger — durch den im Jahre 1930 erfolgten Ü bergang vom W irtschaftsjahr zum Kalenderjahr ein Viereinvierteljahrplan.

D iese Verkürzung, die die außerordentlichen A nforderungen an das V olk n och in hohem G rade steigerte, w ar besonders w o h l durch politische E rw ägungen m otiviert; dazu kamen die scheinbar gü n ­ stigen E rfolge d es ersten Jahres der D urchführung und die H o ff­

nungen, die auf die W irkung g e w isser Faktoren g ese tz t wurden, die b ei der ursprünglichen P lanung noch nicht in R echnung g estellt w aren. Insbesondere w urde von der Einführung der ununter­

brochenen A rbeitszeit (F ü n ftagew och e, D reischichtensystem ) ein großer E rfolg erwartet. So ist die Fünfjahrplan-Periode schon Ende 1932 abgelaufen.

D ie nachfolgende U ntersuchung befaß t sich lediglich m it der F rage, w as der Plan erzielt hat. Über die P olitik d ieses Planes, über den Stalinism us soll geu rteilt w erden, nicht über den Sozialism us, nicht auch über den B olsch ew ism u s. D ie jüngste V ergangenheit hat von neuem g e z e ig t, daß der B olsch ew ism u s sehr verschiedene Spielarten au fw eist; w en n auch se in e letzten Z ielsetzungen in allen Fällen identisch sein m ögen , s o ze ig t doch d ie tatsächliche P o ­ litik des B olsch ew ism u s bezüglich d es T em pos und der M ethoden tiefgreifende U nterschiede. D er B olsch ew ism u s Stalins ist etw as anderes, als der B olsch ew ism u s der L eninschen N E P . B olsch e­

w istisch e L inksopposition und b olsch ew istisch e R echtsopposition stehen dem Stalinism us, der heutigen „G enerallinie“, in W irklich­

keit auch nur einer Zickzacklinie, gegen ü b er.

I.

W irtschaftlich ist vor allem die F rage von Interesse, w ie sich die Produktion entw ickelt hat. W ie steh t es zunächst m it der Industrie? Es kann keinem Z w eifel unterliegen, daß hier Erstaun­

liches g e le iste t w ord en ist. In großer Z ahl sind gigan tisch e W erke entstanden, die hinsichtlich ihres U m fan ges und ihrer m aschinellen A usrüstung die von Lenin für eine sp ätere Zukunft geprägte und von Stalin für den Fünfjahrplan aufgestellte L osung — E inholung und Ü berholung der kapitalistischen Industrie — w ahr zu m achen scheinen. Ich seh e davon ab, hier ein Verzeichnis auch nur der größten W erke zu g e b e n , die se it 1928 entstanden und in Betrieb gen om m en w orden sind. D as arbeitende Grundkapital d erS ch w er-

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Industrie, die jetzt über zw ei D rittel der Sovetindustrie darstellt, ist von 5,5 M illiarden R ubel zu A nfang d es Fünfjahrplanes auf 14,4 M illiarden Rubel am Schluß d. J. 1932 g e stie g e n (B o l’sevik, 1933, Nr. 3, S. 9). D ie industrielle N eu sch ö p fu n g übertrifft b ei w eitem die alte Industrie. Es ist daher von vornherein w ahrscheinlich, daß auch eine g e w a ltig e V erm ehrung der industriellen Produktion er­

folgt ist.

In den S iegesred en der b olsch ew istisch en Führer nach A blauf der Planperiode w ird zur C harakterisierung des E rfolges besonders gern auf den G eneralindex der industriellen Produktionsverm ehrung h in gew iesen . Einheitlicher N enner für d ie G esam tproduktion der Industrie ist der G eldw ert. In dieser B ezieh u n g ist aber d ie ru ssi­

sche Statistik sehr unzuverlässig. Es lie g t für viele Betriebe die V ersuchung vor, den sch w e r kontrollierbaren G eld w ert zu hoch anzugeben, um M inderleistungen zu verdecken; bei A ngaben in N aturalwerten (G ew ich ts- un d so n stig e M aßeinheiten) ist d ie se G e ­ fahr schon d esw eg e n gerin ger, w eil d iese A ngaben der K ontrolle der B elegsch aften unterw orfen sind. Z udem unterliegt der G eldw ert der zeitlichen V eränderung. Z w ar su ch t die Statistik d iese F eh ler­

quelle dadurch auszuschalten, daß durch die gan ze P eriode des P lanes die P reise von 1 9 2 6 /2 7 zugrunde g e le g t w erden sollen.

Praktisch ist dies aber n ich t durchführbar, da in folge des indu­

striellen U m baues im m er n eu e Arten von Fabrikaten entstehen und viele Fabrikate sich in ihrer jetzigen B eschaffenheit von g le ic h ­ nam igen E rzeugnissen früherer Jahre sehr unterscheiden. In fo lg e­

dessen kann b ei der A bschätzung der früheren W erte sehr w ill­

kürlich verfahren w erden. Eine w ie g roß e B ed eu tu n g d iesem Punkte zukom m t, g e h t aus folgen d en Z ahlen hervor. V on der gesam ten M aschinenproduktion nahm en so lch e T yp en , d ie w ährend des Fünf- jahrplanes zum ersten M al g e b a u t w urden, im Jahre 1930 9,2 v. H ., 1931 25,5 v. H. und nach dem Plan für 1932 42,3 v. H . ein; d ie letzte Ziffer entsprach nach dem Plan einem W ert von 3,075 M illi­

arden Rubel (BoTsevik. 1932. Nr. 15, S. 42).

Sodann ist jener G eneralindex deshalb von gerin gem w isse n ­ schaftlichen W ert, als er sich auf die Bruttoproduktion bezieht. D ie Statistik der Bruttoproduktion erstreckt sich auf den G esam tw ert der Produktion einschließlich d es W ertes der verw andten R ohstoffe und H albfabrikate. Daraus ergeb en sich nicht nur dop p elte, sondern o ft drei- bis vierfache V errechnungen d esselb en W ertes. D er W ert der Eisenerze kehrt in dem W ert der Produktion der H och öfen w ieder, der W ert von Eisen u n d Stahl in der Statistik der M asch in en ­ fabriken. D ie L eistung der Industrie kann nur an der N ettoproduktion erm essen w erden, d ie sich auf d en in den einzelnen Betrieben e r ­ zielten W ertzuw achs bezieht. D ie G röße d es U n terschiedes ergibt sich aus der G egen ü b erstellu n g im Fünfjahrplan für das ihm vor­

ausgeh en d e W irtschaftsjahr 1 927/28. Für die g esa m te Industrie wurde in den Preisen von 1 9 2 6 /2 7 d ie Bruttoproduktion auf 18,3 M illi­

arden, d ie N ettoproduktion auf 6,6 M illiarden Rubel beziffert. D er

(13)

B egriff der N ettoproduktion ist aus der Statistik der D urchführung des Fünf jahrplanes verschw unden; in w elch em Verhältnis d ie N e tto - zur Bruttoproduktion im Verlauf der folgen d en Jahre gestanden hat, ist fraglich. Nur m it großem V orbehalt sind daher die folgenden Z ahlen über die E ntw icklung der industriellen Bruttoproduktion aufzunehm en.

Für die staatliche G roßindustrie (oder für d ie von dem früheren O bersten V olksw irtschaftsrat g e le itete Industrie) sah der Fünf jahr- plan für die einzelnen Jahre folgen d e prozentuale Steigerung (je­

w eils im Verhältnis zum vorhergehenden Jahre) vor:

1 9 2 8 /2 9 . . . . 21,4 v. FI.

1 9 2 9 /3 0 . . . . 21,5 v. Fl.

1930/31 . . . . 22,1 v. H . 1 9 3 1 /3 2 . . . . 23,8 v. H . 1 9 3 2 /3 3 . . . . 25,2 v. H.

1 9 2 8 /2 9 w urde der Plan m it einer Produktionsverm ehrung um 23,7 v. H . übertroffen. U m sch o n in vier Jahren das Z iel zu erreichen, w urde die Planziffer des folgen d en Jahres durch d ie m aßgebliche Kontrollziffer von 32,1 v. H . ersetzt; erzielt w urden aber nur 22,4 v. H.

In dem sogen an n ten „entscheidenden“ Jahr 1931 w urde die Kontroll­

ziffer auf 44,3 v. H . em porgeschraubt. Es trat aber ein empfindlicher R ückschlag ein; m it 21,7 v .H . w urde nicht einmal die ursprüngliche Planziffer erfüllt. Eine n och viel größ ere E nttäuschung brachte das Jahr 1932, das 'sehr starke H em m u n gen in der Entw icklung offenbarte. Statt der Kontrollziffer von 36 v. H . w urde nur eine Zunahm e von 8,5 v. H . erzielt. D as Schlußergebnis lautet nach der am tlichen Statistik, daß die Bruttoproduktion der „Z ensusindustrie“ 2) 1932 den Fünf jahrplan zu 93,7 v. H . erfüllt hat. In absoluten Zahlen hat sich nach dieser, w ie g e sa g t sehr fragw ürdigen B erechnung die Bruttoproduktion der Z ensusindustrie folgenderm aßen entw ickelt (P reise von 1 9 2 6 /2 7 ):

1913 . . . . 10,25 M illiarden Rubel 1928 . . . . 15,66

1932 . . . . 34,30 3)

W ertvoller ist die Statistik der industriellen Produktion nach naturalen M engeneinheiten. V orw eg ein W ort zur allgem einen W ür-

2) Ein w eiterer B egriff als die vom O bersten V olksw irtschaftsrat g e ­ leitete Industrie; er um faßt die Betriebe mit m indestens 16 Arbeitern bei m otorischem Antrieb und mit m indestens 30 Arbeitern ohne solchen.

3) Eine gründliche und einleuchtende Kritik der auf die industrielle Planerfüllung bezüglichen Zahlen gib t Prof. P rokopovic-P rag in seinem au s­

gezeich neten A ufsatz über die E rgebnisse des Fünfjahrplanes (Bjulleten' Nr. 102, Februar/M ärz 1933). D ie amtlichen Zahlen der einzelnen Jahre sind in fo lg e Veränderung des durch die Statistik erfaßten U m fanges der Industrie nicht gen ü gen d vergleichsfähig. Bei den oben angeführten Schlußzahlen ist insbesondere zu berücksichtigen, daß die P roduktionsziffern der Z ensus­

industrie teilw eise dadurch g estieg en sind, daß ältere Betriebe durch V er­

m ehrung ihres Personals oder durch Ü bergang zu m otorischem Antrieb in die K ategorie der Z ensusindustrie hineingew achsen sind.

(14)

d igu n g dieser Statistik. Ich bin, der A nsicht, daß d iese Statistik in rein quantitativer B ezieh u n g nicht e tw a als w ertlos beiseite g e ­ schoben w erden darf. T atsache ist, daß in keinem anderen Land eine s o gen au e Ü bersicht über die industrielle Produktion g ew o n n en w erden kann w ie in der Sovetunion, w o die Industrie fast g ä n z ic h verstaatlicht ist. W oh l is t m it der M öglich k eit zu rechnen, daß die einzelnen W erke nicht selten zu h oh e Ziffern an geb en ; d ie Zentrale aber ist nachdrücklich bem üht, d ie M eldungen au f ihre R ichtigkeit zu prüfen, und w en n auch b ei ihr schönfärberische T endenzen ver­

m utet w erden, so dürften sich d iese auf d ie rein quantitative Seite w en ig er beziehen. Für einzelne P rod u k tion szw eige b esteh t die M ö g lich ­ keit, die G esam tziffer für die U nion an der Produktion der ein ­ zelnen W erke nachzuprüfen; durch Stichproben habe ich d ie R ich­

tigk eit der Sum m ierung festg estellt. A uch ist zu berücksichtigen, daß d ie Zahlen k e in e sw eg s im m er gü n stig lauten, sondern vielfach eine sinkende B e w e g u n g erkennen lassen, m anchm al in sehr bedenklichem G rade, z. B. im Januar un d Februar 1933 hinsichtlfch der E isen ­ produktion. M ö g e n aber auch die absoluten Z ah len über d ie W ahr­

h eit um 10 o d er 15 v. H . h in au sgeh en , so wird doch jedenfalls d ie T endenz d er E ntw icklung durch s i e im allgem einen richtig b e ­ leuchtet.

Im Verhältnis zum Fünfjahrplan w e ist die E ntw icklung in den einzelnen Industriezw eigen groß e V erschiedenheiten auf. W as zu ­ nächst die en ergetisch en Q uellen betrifft, s o ist die E rzeu gu n g elektrischer Kraft zw ar seh r g e stie g e n , aber d och hinter dem Plan b edeutend zurückgeblieben. D ie Strom erzeugung stie g 1928— 1932 von 5,09 auf 13,5 M illiarden kw h, w ährend der Fünfjahrpian als Endziel 22,0 M illiarden anstrebte.

N och störender w ar das Zurückbleiben der S tein k oh len förd e­

rung hinter dem Plan. In dem genannten Zeitraum h o b sie sich von 35,8 auf 64,4 M ill. t, w ährend der Plan für 1 9 3 2 /3 3 75,0 M ill. t forderte. H ierbei ist zu bedenken, daß die Spannu ng zw isch en den m aßgebenden K ontrollziffern und der D urchführung in den beiden letzten Jahren noch v iel größ er war.

V iel gü n stiger ist das E rgebnis der Erdölproduktion. 1928 betrug sie 12,3 M ill. t, un d bereits 1931 hatte sie m it 22,3 Mill.

die Endziffer des Fünfjahrpian es — 2 1 ,7 M ill. — übertroffen; 1932 sank sie indessen auf 21,4 M ill. t. D ie H e b u n g der Produktion und der V erarbeitung von N aphtha w urde auch aus handelspolitischen Gründen m it besonderem N achdruck betrieben. D ie E rdölerzeug­

n isse sin d zu einem der w ich tig sten A u sfü h rzw eige der Sovetunion gew orden. W ährend d iese A usfuhr 1913 nur 947 028 t betrug, en t­

w ick elte sie sich im Z eichen d es Fünfjahrpian es folgenderm aßen:

1928 . . . 3 004 995 t 1929 . . . 3 858 222 t 1930 . . . 4 7 1 2 4 3 7 t 1931 . . . 5 224 302 t 1932 . . . 6 0 1 1 3 0 1 t

(15)

D as Schm erzenskind der Sovetw irtschaft ist die E isengew innung, also gerade derjenige Z w e ig , dem an erster Stelle grundlegende B edeutung zukom m t. Vor dem Fünfjahrplan hatte die Eisenindustrie den U m fang der V orkriegszeit noch b ei w eitem nicht w ieder erreicht.

An R oheisen w urden 1913 4,2 M ill. t erzeugt, 1928 d a g e g en nur 3,38. Bis zum Jahre 1931 g in g es nur langsam vorwärts. 1931 brachte sogar m it 4,9 MUl- t einen kleinen R ückschlag g e g e n 1930 (5,0 M ill. t); erst 1932 brachte dank einer beträchtlichen Zahl neuer H ochöfen einen großen Fortschritt; aber auch die Produktion d ieses Jahres — 6,2 Mill. t — ist hinter der Endziffer des Fünfjahrplanes

— 10,0 Mill. t — w eit zurückgeblieben. N och ungünstiger steh t es m it dem Stahl; der Fünfjahrplan w o llte die E rzeugung auf 10,4 Mill. t bringen, statt d essen hob sich d ie Produktion 1928— 1932 von 4,25 nur auf 5,9 M ill. t.

In auffallendem G egen satz dazu steh t die E ntw icklung der M aschinenindustrie. Zu d en H auptzielen des Fünfjahrplans gehört es, die Industrie u n ab h än gig von der Einfuhr ausländischer M aschinen zu m achen, und so w a g t sich Rußland auch an d ie E rzeugung der allerschw ierigsten Arten d es M aschinenbaues heran; nicht nur der Bau von A utom obilen und Traktoren w urde in A ngriff genom m en, sondern auch z. B. von riesigen T urbogeneratoren, T extilm aschinen, W erkzeugm aschinen, Schreib- und R echenm aschinen. D ie Statistik muß sich auf diesem G eb iete naturgem äß w ied er d e s G eneral­

nenners des R ubels b edienen, der gerad e bei der M aschinenindustrie angesichts ihrer g e w a ltig en E ntw icklung aus dem ob en dargelegten Grunde von b esonders zw eifelhaftem W erte ist. B ew ertet nach den Preisen von 1 9 2 6 /2 7 , s tie g die M aschinenprodüktion von 1382 Mill.

Rubel i. J. 1928 auf 5330 M ill. R ubel i. J. 1932, w om it die End­

ziffer d es P lanes — 4351 Mill. — w e it übertroffen wurde. D a die M aschinen zum w esen tlich sten T eile aus Stahl und Eisen b e ­ steh en , so erscheint d iese Statistik geg en ü b er den ob ig en Zahlen der E isen erzeu gu n g nicht sehr w ahrscheinlich. A llerdings wird das M iß­

verhältnis zu g e w isse m T eil dadurch au sgeglich en , daß in den letzten Jahren die Einfuhr von Eisen aus dem A usland sehr g e stie g e n ist.

Sie betrug:

D em W erte nach fällt die M ehreinfuhr gegen ü b er der von der Statistik b eh au p teten Z unahm e der M aschinenproduktion kaum in die W agsch ale. M en gen m äß ig wird die M inderproduktion an R oh­

eisen g eg en ü b er dem Fünf jahrplan nur zu 20 v. H. au sgeglich en . 1927/28 . .

1928/29 . . 1929

1930 1931 1932

t Mill. Rubel 113 982 16,758 2 5 0 1 1 2 29,402 290 531 33,726 607 333 70,777 417 952 124,560 893 497 76,660

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V on den einzelnen G attungen der M aschinen seien d ie Traktoren herausgegriffen, deren Produktion im R ahm en d er landw irtschaft­

lichen Sozialisierungspolitik m it ganz besonderem Nachdruck b e ­ trieben wird. Es ist g elu n gen , die Produktion im Laufe w en iger Jahre von einigen H undert auf 45 000 Stück zu bringen und dam it 82 v. H . von der Endziffer des Fünfjahrplanes — 55 000 — zu er­

reichen. H inter der Ko n t r o l l z i f f e r für 1932 — 82 0 0 0 Stück — bleibt d ie D urchführung jedoch w e it zurück. D as M ißverhältnis zw ischen dem Bedarf und der E rzeugung ist aber n och viel größer. D er Fünfjahrplan für die Traktoren rechnete dam it, daß bis 1933 nur 14 v. H . der bäuerlichen W irtschaften kollektiviert w erden sollten.

D urch die Stalinsche Bauernpolitik ist jedoch die K ollektivierungs- b e w e g u n g in ein viel rapideres T em po geraten. D ie m it der K ollektivierungspolitik aufs en gste zusam m enhängende A bsicht w e i­

testgeh en d er M echanisierung ist in folged essen nur zu geringem T eile g e lu n g en , w a s um so em pfindlicher ist, als der B estand an tierischen Z ugkräften sich außerordentlich verm indert hat. Rücksichten auf die Z ahlungsbilanz verboten es 1932, den M an gel an Traktoren durch Einfuhr zu b egleich en . W ährend 1930 an Traktoren 63 458 t im W erte von 56 788 000 R ubel und 1931 7 6 1 3 4 t i.W . von 69 047 000 R ubel eingeführt w urden, w aren e s 1932 nur noch 2 4 6 t i.W . von 293 000 Rubel. A uf die B ed eu tu n g dieser Tatsachen w ird b ei der B esprechung der Landw irtschaft zurückzukom m en sein.

U n b efriedigend steh t es auch m it der landw irtschaftlichen M a­

schinenindustrie im allgem einen. D ie Statistik bringt hierüber w id er­

sprechende N achrichten. D er P roduktionsw ert ist von 191,6 Mill.

Rubel i. J. 1928 nach einer M itteilu n g der Pravda (6 .1 .1 9 3 3 ) auf 412,0 M ill. Rubel i. J. 1932 g e stie g en , — w en ig er als 1931 (nach A n gab e von Ordzonikidze 441 M ill. Rubel) u n d w e it hinter der Endziffer d e s Fünf jahrplan es (610 Mill. R ubel) zurückbleibend. D a ­ b ei hat sich die E rzeugung der landw irtschaftlichen A rbeitsgeräte nicht g en ü g en d auf d ie Ä nderung des V erhältnisses zw ischen tieri­

scher und m echanischer Z ugkraft u m gestellt. A uch d ie Einfuhr von landw irtschaftlichen M aschinen im allgem einen ist 1932 auf up- b ed eu ten d e M engen zurückgegangen. Sie betrug o h n e Traktoren 1930: 5 2 0 6 7 t i.W . von 3 0 1 5 9 0 0 0 R ubel, 1931: 2 3 4 5 3 t i.W . von 17 9 0 7 0 0 0 R ubel, 1932: 2 4 5 t i.W . von 227 000 Rubel. A uch hier hat die V erm inderung der Einfuhr nicht in der erzielten Autarkie, sondern im V alutam angel ihren G rund.

D ie Statistik der M aschinenproduktion um faßt auch den Bau von L okom otiven und W a g g o n s. D ie H erstellu n g von L okom otiven hatte 1 9 2 8 /2 9 m it 548 Stück die V orkriegsm enge (654) noch nicht erreicht. D ie Produktion s tie g bis 1932 auf 844 und erreichte dam it voll den Fünf jahrplan (825), blieb aber hinter der K ontrollziffer (1300) w e it zurück. A uch hier steh t die Produktion trotz ihrer b e ­ deu ten d en V erm ehrung in sehr em pfindlichem M ißverhältnis zum Bedarf. Ich w erde w eiter unten bei der Erörterung d es V erkehrs­

problem s darauf zurückkom m en.

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D ie K upfererzeugung hat den Fünfjahrplan bei w eitem nicht erfüllt. Sie stie g vo n 28 300 t i.J . 19 2 7 /2 8 auf 47 200 t i.J . 1932, w ährend der Fünfjahrplan 84 700 t forderte.

N och unbefriedigender w ar die E ntw icklung der Z em en t­

industrie; auch aus d iesem Grunde m ußten die Baupläne der R e­

gierung großenteils lieg en bleiben. D ie Produktion stie g von 12,7 M illionen Faß i.J . 1928 auf 22,5 Mill. i . J. 1932, w ährend der Fünfjahrplan 41,0 M ill. Faß anstrebte.

D ie Produktion der chem ischen Industrie, d ie i.J . 1913 einen W ert von 522,1 Mill. Rubel darstellte, stie g (nach dem zw eifelhaften R ubelm aßstab!) von 678 Mill. Rubel i.J . 1927/28 auf 1 1 0 3 ,4 Mill.

Rubel i.J . 1932. D ie Endziffer des Fünf jahrplanes lautete d a gegen 2368 Mill. Rubel. An Superphosphat, dem w ich tigsten D üngem ittel der russischen Landw irtschaft, stie g die Produktion von 151 400 t i.J . 1928 auf 612 800 t i.J . 1932; der Fünfjahrplan, d essen End­

ziffer 3 400 000 t lautete, w urde nur zu kleinem T eile erfüllt.

A n gesich ts des U m standes, daß die naturalen E rzeugungsm engen bei einer ganzen R eihe der w ichtigsten und teilw eise grundlegenden Z w eig e der Schw erindustrie den Fünfjahrplan bei w eitem nicht erfüllt haben, ist es sch w er begreiflich, daß nach der am tlichen Statistik in Rubeln ausgedrückt d ie Produktion der Schwerindustrie die Schlußziffer des Fünfjahrplanes m it 108,4 v.M . erreicht haben soll.

Bei der Leichtindustrie kann noch viel w en iger von einer Er­

füllung des Fünfjahrplanes gesprochen w erden. Selbst nach der am tlichen R ubelrechnung hat diese (Gruppe B der Zensus-Industrie) den Fünfjahrplan nur zu 84,9 v. H . erfüllt. Ich greife die B aum w oll­

industrie heraus. D ie Produktion d es w ichtigsten russischen K leider­

stoffes, von Baum w oH gew eben, s tie g von 2871 Mill. m i. J. 1928 auf 3068 M ill. m i.J . 1929, fiel dann 1930 auf 2161 Mill. m, um sich 1932 auf 2540 Mill. m w ieder zu heben. Statt einer H eb u n g aut 4700 M ill. m, w ie sie für das Schlußjahr des Fünfjahrplanes vorgeseh en w ar, ist so m it g e g en 1928 ein R ückgang eingetreten . Auch die E ntw icklung der Schuhfabrikation w ar sehr unbefriedigend.

D ie diesbezüglicbe Statistik ist w ertlos, da sie die Arten nicht unter­

scheidet; m inderw ertige F ußbekleidungen, w ie Sandalen, sollen heu te einen bedeutend größeren T eil der Produktion bilden als früher.

D ie S ov et-P resse berichtet fortgesetzt von unzureichender B e ­ friedigung des Bedarfs der Bevölkerung an den w ich tigsten G e ­ brauchsartikeln industrieller Herkunft, und Sachverständige, die seit Jahren bis in d ie letzte Z eit im Lande die Entw icklung verfolgt haben, vertreten in der R egel die Ansicht, daß sich die V erhältnisse in dieser B ezieh u n g im Zeichen des Fiinfjąhrplanes entschieden verschlechtert 'haben. W enn auch der Fünfjahrplan von vornherein darauf ein g estellt w ar, vor allem d ie Produktionsm ittel-Industrie zu heben, so sollte doch auch die Verbrauchsgüter-Industrie derart entw ickelt w erden, daß die B evölkerung reichlicher versorgt würde.

A lles in allem ist quantitativ die schnelle Entw icklung der in­

dustriellen Produktion nicht zu bestreiten. Man rühmt sich eines

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geschichtlich unerhörten T em pos. In einem jungen Industrieland, das s o viel nachzuholen h a t w ie Rußland, ist aber naturgem äß ein schnelleres W achstum m öglich als in hochentw ickelten Ländern.

Nam entlich trifft dies b ei der h eu tigen T echnik zu, die ja ein u n ­ gleich schnelleres und grandioseres A ufbauen industrieller W erke gestattet. Ü brigens bleibt es ein e Frage näherer U ntersuchung, ob nicht m it dem jetzigen T em po der russischen E ntw icklung sich nicht sehr w o h l das schnelle Zeitm aß vergleichen läßt, in w elchem die Länder des W esten s ihr E isenbahnnetz schufen und ihre m ächtige Industrie entw ickelten. A ber auch Rußland selb st hatte unm ittelbar vor dem K riege schon ein schnelles E ntw icklungstem po seiner In­

dustrie zu verzeichnen. D er B olsch ew ism u s spricht von dem früheren Rußland nur als einem Lande der Stagnation; von dem A u fsch w u n g nach dem russisch-japanischen K riege sc h w eig t er. N ach einem im Staatsverlage der Sovets h erau sgegeb en en W erke *) stie g die industrielle Produktion des Z arenreiches von 6177,9 Mill. R ubel i. J. 1912 auf 7357,8 M ill. R ubel i. J. 1913, verm ehrte sich m ithin in einem Jahre um 19,1 v. H . Im V ergleich zu der zw eifelhaften R ubelrechnung d es Fünfjahrplanes handelte es sich dam als um G o ld ­ rubel von relativ stabiler Kaufkraft.

N ach ein em statistischen W erk von 1 9 1 4 6) h o b sich die K ohlen- produktion des D on ezb eck en s in dem Zeitraum 1910— 1913 von 16,7 aut 25,6 M ill. t; die Zunahm e b etru g 53 v. H . N ach derselben Q uelle stie g in dem gleich en Zeitraum die R oheisenproduktion von 3,04 auf 4,64 M ill. t, d. h. um 52,6 v. H ., und die Kupfergewinnu,ng von 22 590 auf 33 570 t, som it fast um 49 v. H.

Eine A usnahm e bildete in der Schw erindustrie die N aphtha­

g ew in n u n g, die in dem gleich en Zeitraum von 9,65 auf 9,20 Mill. t sank. Vor allem hatten die alten F elder von Baku einen R ückgang zu verzeichnen; das B aku-G ebiet im ganzen verm inderte sein e P ro­

duktion von 7,89 auf 6,69 M ill. t. D er Grund la g teilw eise in E rschöpfungsm om enten, te ilw e ise in der Steuerpolitik der R egierung und in der V orrat-Schonungspolitik der G esellsch aften . D er Fünf- jahrplan hat die Produktion der vier alten F elder (Balachany, Sa- buntschi, Ramany, Bibi-Ejbat) n ich t verm ehrt. G eg en 387 Mill.

Pud im Jahre 1913 ergaben sie 302,9 M ill. Pud i. J. 1 9 2 8 /2 9 und im 1. Halbjahr 1931 169,3 Mill. Pud. D ie g roß e Z unahm e der g e ­ sam ten E rdölerzeugung w ährend der letzten Jahre ist auf die neuen Felder zurückzuführen, m it deren E rschließung großenteils schon vor dem K riege b egon n en war.

D ie chem ische Industrie w ar vor dem K riege in rapider E nt­

w icklung. 1908 wurde ihre Produktion m it 177,9 M ill. R ubel b e ­ w e r te t 6) ; nach der ob en gen an n ten sovetrussischen Q uelle betrug sie

4) D inam ika rossijakoj i sovetsk oj prom yslennosti, Bd. I, T eil 3, M oskau- Leningrad 1930, S. 13— 177.

6) Finansovo - ekonom ićeskij eźegodnik. G o d o v y e obzory vaznejüich otraslej narodnogo chozjajstva. P etrograd 1914, S. 365.

e) Statistićeskij eźegod n ik na 1913 g od . P etersburg, 1913, S. 265.

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1912 sch on 418,7 Mill. Rubel, und 1913 stie g sie auf 667,2 Mill.

Rubel; sie w uchs dem nach in dem letzten Jahr vor dem W eltkrieg um 62 v. H.

D ie schon s e it lan gem gu t entw ickelte B aum w ollindustrie hatte ein langsam eres T em po zu verzeichnen, das sich aber gleichfalls nach 1905 stark b esch leu n igte. In dem Zeitraum 1910— 1913 stie g die Produktion von R oh gew eb en von 279,5 auf 321,3 Mill', t 7); der Z uw achs betrug 15 v. H . N ach der ob en genannten Sovetquelle stie g d ie g esa m te Bruttoproduktion der B aum w ollindustrie von 1155,9 M ill. R ubel i.J . 1912 auf 1277,7 Mill. Rubel i. J. 1913.

Danach w u ch s sie in einem Jahr um 10,6 v. H. Nach dem Statisti­

schen Jahrbuch des D eutschen Reiches stie g d ie Zahl der B aum w oll- spindeln des Zarenreiches 1907— 1914 von 6,5 auf 9,1 M ill., m it­

hin rund um 40 v. H .

D as E isenbahnnetz erw eiterte sich von 4 9 1 7 4 km i.J . 1905 auf 58 821 km i.J . 1 9 1 3 8). Zw ar w ar die Jahreszunahm e der B e ­ triebslänge in der Fünfjahrplanperiode größer (von 76 800 km i. J.

1928 w uchs sie auf 82 000 km i.J . 1 9 3 2 9); der Plan strebte als Endziel 93 700 km an), jedoch waren die Bahnbauten vor dem K riege durchschnittlich ungleich solider.

Im ganzen ergibt sich b ei graphischer D arstellung der V or­

kriegsentw icklung der Industrie e in e so steile A ufstieglinie, daß die Entw icklungskurve w ährend des Fünfjahrplanes im w esentlichen nur als Fortsetzung erscheint. W irtschaftlich war jene Entwicklung der der letzten Jahre w e it überlegen, da s ie den Charakter o rga­

nischen W achstum s besaß und in folged essen in viel höherem Grade als heute n ich t nur privat-, sondern auch volkswirtschaftlich dem P ostulat der R entabilität entsprach und vor allem n ich t m it so u n ­ sagbaren O pfern für d ie B evölkerung verbunden war. —

D ie Ü berstürzung der Industrialisierung hat sehr dazu b e ig e ­ tragen., die schon von A nfang an bestehende Unw irtschaftlichkeit der Industrie noch zu erhöhen. D ie Grundursachen liegen in der Übertreibung des planw irtschaftlichen G edankens und in der fal­

schen E inschätzung des M enschen, den der B olschew ism us w ie ein e feste R echeneinheit in sein en Plan einstellen zu können glaubt.

D ie E ntw icklung ist in folged essen unorganisch. Über den tech- 4 nischen E rfolg w ird das G eb ot volksw irtschaftlich sinnvollen Schaffens übersehen. D ie verschiedenen P roduktionszw eige und innerhalb eines B etriebes die einzelnen T eile sind o ft nicht richtig zueinander a b ­ gestim m t; im m er w ieder treten „E n gp ässe“ auf, die teilw eise zu ständigen Kalam itäten gew ord en sind. D ie Schaffung neuer W erke ist der H eranbildung qualifizierter Kräfte w eit voraus geeilt; dieser

7) Statisticeskij eżegod n ik na 1913 god. Petersburg, 1913, S. 215, und Prof. P. I. L jascenko „Istorija russkogo narodnogo chozjajstva“ , II. A usgabe, M oskau-Leningrad 1930, S. 476.

8) Finansovo - ekonom ićeskij eżegodnik. O odovye obzory vaznejsich otraslei narodnogo chozjajstva. Petrograd 1914, S. 515.

9) Bol’sevik vom 30. N ovem ber 1932, S. 43.

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F ehler ist um so em pfindlicher, als die neuen A nlagen b ei ihrer G röße und K om pliziertheit besonders h o h es organisatorisches und technisches Können erfordern.

W eitere F olgen sind die m angelnde Interessiertheit an dem Er­

fo lg des B etriebes b ei dem G ros der A rbeiterschaft und b ei einem großen T eile des leitenden P ersonals, ferner sch lech te A rbeitsdiszi­

plin, m it der es b eso n d ers seit dem Schachty-P rozeß von 1929 abwärts g in g . In g e w isse m Z usam m enhang dam it steh t die V er­

antw ortungsscheu der leiten d en P ersonen, d ie der „Kritik von u n ten “ und der G efahr der D enunziation a u sg esetzt sin d und zudem b e ­ fürchten m üssen, für F eh lleistu n gen , die auf der U nerfüllbarkeit der A ufgaben beruhen o d er durch das System verursacht sind, schw er zu büßen. D ie durchschnittliche L eistung des Arbeiters hat sich quantitativ unbefriedigend entw ickelt. D ie Q ualität der Produktion hat sich durch das B estreben, die vorgeschriebenen Planziffern quantitativ zu erreichen, verschlechtert und auch die Produktions­

k o ste n sind zu einem im m er größeren G egen stan d der S o rg e g e ­ w orden.

D ie V erschlechteru ng dieser s o g . qualitativen Faktoren ist zu w esen tlich em T eil durch die Ernährungsverhältnisse verursacht, die sich seit 1929 im m er u n gü n stiger g esta ltet haben. 1929 w urde das Brot rationiert und dann verschärften sich von Jahr zu Jahr die W irkungen des Zusam m enbruchs der bäuerlichen Viehzucht. U n ­ g en ü g en d e und sch lech te N ahrung in w ich tigen Industrie- und B erg­

b au geb ieten , auch die u n günstigen W ohnungsverhältnisse w aren es, die s e it 1930 eine außerordentliche U n stetigk eit der industriellen A rbeiterschaft hervorriefen. D ie „Fluktuation“ , die schon 1930, noch viel stärker aber 1931 auch den älteren Stamm der qualifizierten A rbeiter ergriff, hat sich zu einer starken H em m u n g der industriellen E ntw icklung au sgew ach sen . Selbstverständlich haben die M ißstände auf dem G eb iet der N ahrung und W oh n u n g auch die Arbeitskraft und d en A rbeitseifer stark herabgedrückt.

D ie R egierung käm pfte g e g e n alle d iese u n gü n stigen Faktoren an. Ihre B em ühungen galten aber nur den Sym ptom en, nicht dem System . Zur H eb u n g der D isziplin w urde den D irektoren die ein ­ heitliche B efeh lsg ew a lt übertragen; der E rfolg w ar aber unbefrie­

digend, da die U rsachen der V erantw ortungsfurcht b esteh en blieben.

„Schädlingsprozesse“ , die jedenfalls teilw eise aus dem B estreben erw u ch sen , die Schuld an großen M ißerfolgen vom System abzu­

w älzen, versetzten die Leiter der O rganisationen und Betriebe im m er w ied er in Schrecken und untergruben zugleich im m er von neuem ihre Autorität.

W irkungsvoller war die B edrohung schw erer D isziplinw idrig­

keiten der Arbeiterschaft m it harten Strafen. Ein besonders em p ­ findlicher Ü belstand w ar m assenhaftes unerlaubtes W egb leib en von der Arbeit. D ekrete vom 23. Septem ber und 22. N ovem b er 1930 bestim m ten, daß Personen, d ie w e g e n b ösw illiger A rbeitsversäum ­ nis od er w e g e n son stiger V erstöß e g e g e n die D isziplin entlassen

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w erden, auf 6 M onate den Anspruch auf Arbeit in der Industrie und dam it die A rbeiter-Lebensm ittelkarte und son stige V ergünsti­

gungen verlieren. N och viel schärfer lautet d ie Verordnung vom 15. N ovem ber 1932. D anach sind die Leitungen verpflichtet, Arbeiter, die o h n e triftigen Grund die Arbeit, w enn auch nur einen T a g versäum t haben, fristlos zu en tlassen und die dem Arbeiter a u s­

gehändigten B ezu gssch ein e außer Kraft zu setzen. A uch können solche Arbeiter aus den W erkw ohnungen au sgew iesen werden. D ie se drakonische B estim m ung trifft v iele, die nicht aus Faulheit, sondern w egen der N ahrungsnot die A rbeit versäum en.

Auch g e g e n die Fluktuation sind scharfe Verordnungen erfolgt.

Besonders w ich tig ist das D ekret vom 15. D ezem ber 1930. D ie

„D esorganisatoren“ (Störer) der Produktion, die e ig en w illig ohne triftige Gründe die A rbeit in einem vergesellschafteten Betrieb ver­

lassen, erhalten im Laufe von 6 M onaten keine A rbeit in der In­

dustrie und im V erkehrsw esen z u g ew iesen . D ie F reizügigkeit der Arbeiter ist dadurch gesetzlich aufgehoben. D ie Durchführung dieser B estim m ung stö ß t indessen auf große H indernisse, w eil einm al der Kontroillapparat nicht ausreicht, sodann die N achfrage nach qualifizierten Arbeitern zu dringend ist. Durch w eitere Verord­

nungen, die Ende 1930 auf dem G eb iete des A rbeitsrechtes er­

folgten , w urde auch dem durch Fluktuation verursachten od er ver­

schärften M an gel an Arbeitern insbesondere an qualifizierten Kräften en tgegengew irkt. N ach der Verordnung des A rbeitskom m issariats der Sovetunion vom 23. D ezem ber 1930 trifft d ie M aßnahm e d es A usschlusses auf 6 M onate auch diejenigen Personen, die oh n e triftige G ründe sich w eigern , eine ihrer Spezialität entsprechende, von den A rbeitsäm tern an geb oten e A rbeit anzunehm en; Ehem änner m üssen sich gefallen lassen, bei V ersetzung von ihrer Fam ilie g e ­ trennt zu w erden.

D er A rbeitseifer so llte durch sozialistische M ethoden geh ob en werden. 1929 w urden groß e H offnungen auf den sozialistischen W ettbew erb g esetzt, der das M otiv des m ateriellen E igennutzes durch sozialistischen Gemeinsimn und Ehrgeiz ersetzen sollte. D er großen M asse der Arbeiterschaft w urden d iese W ettb ew erb sver­

träge indessen nur au fgezw u n gen ; für s ie stellen sie ein Druckm ittel mehr dar, w a s m it sozialistischer Ethik nichts zu tun hat. N eu er­

dings ist von dieser M ethode nicht mehr viel zu hören. Lfm s o um fangreicher hat sich seit 1930 das Stoßarbeiterw esen en tw ic k e lt Z w eifellos g ib t es in der A rbeiterschaft, ganz besonders in den jüngeren A ltersklassen einen g ew issen Bruchteil, der m it b eso n ­ derem Eifer sich der g estellten A u fgab e annim m t, se i es aus b o l­

schew istischem „E nthusiasm us“ oder aus angeborenem A rbeits­

drang o d er aus dem Bedürfnis, sich hervorzutun. In nicht geringem M aße m ögen die Stoßarbeiter anfeuernd auch auf andere A rbeiter gew irkt haben. V or allem w ar ihre L eistung von B edeutung für die A ufstellung von A rbeitsnorm en, w orüber die groß e M asse der Arbeiter nicht gerade erfreut war. Sehr bald verlor d iese Ein-

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richtung aber das sozialistische G epräge. Zu verschiedenen Formen der Ehrung traten m aterielle V ergü n stigu n gen : höhere Löhne, b essere V ersorgung m it N ahrungsm itteln und son stigen B edarfsgütern, bessere W ohnung, b essere A ussichten auf E ntsendung in E rholungs­

heim e u sw . Es bild ete sich eine vom sozialistischen Stand'punkt bedenkliche D ifferenzierung der A rbeiterschaft heraus. D ie M ate­

rialisierung des Stoßarbeiterw esens hatte aber die w eitere F o lg e, daß sich die A rbeiterschaft im m er m ehr dazu drängte; am 1. Juli 1932 hatte die Zahl der Stoßarbeiter in der Industrie bereits 67 v. H, der gesam ten A rbeiterschaft überstiegen (E konom , zizn', 3 0 .1 2 .3 2 ) . D ie W irkung ist dadurch fraglos sehr verw ässert.

1931 w urde als w eitere sozialistische M ethode der „ G e g e n ­ plan“ erfunden. D er Sinn lie g t darin, daß die A rbeitnehm er ein es B etriebes oder einer O rganisation in b olsch ew istisch er B egeisteru n g und O pferw illigkeit ein L eistungsprogram m aufstellen, das über die A u fgab en d es am tlichen P lan es hin au sgeh t. D ie tatsächliche B e ­ d eu tu n g und W irkung ist ähnlich einzuschätzen, w ie die d es s o ­ zialistischen W ettb ew erb s.

Im Grunde gen om m en sind d ie se sozialistischen M ethoden nur A rabesken um die seh r nüchterne Grundlinie der A rbeiterpolitik, die besonders se it 1931 m aß geb en d w urde. D er ob erste G rundsatz lautet: W er nicht arbeitet, soll auch nicht essen , und die L ohnhöhe soll sich nach der L eistung richten. D as System der A kkordlöhne, zu dem man grundsätzlich schon lan ge vorher zurückgekehrt war, w urde jetzt noch viel stärker en tw ick elt; die Staffelung d es L ohn­

tarifs w urde sehr erw eitert.

D er m angelhafte E rfolg aller dieser M aßnahm en g e h t daraus hervor, daß die bekämpften. E rscheinungen im m er hinderlicher für die D urchführung des Fünfjahrplanes gew o rd en sind. D ie durch­

schnittliche Q ualität der Produktion hat sich von Jahr zu Jahr verschlechtert. D am it soll nicht g e s a g t sein , daß die Q ualität der industriellen Produktion d u rch w eg sch lech t ist. Ein T eil ist g u t und wird auch den A nforderungen d es A uslandm arktes gerech t. W as aber im Lande bleibt, ist zu größerem T eile m inderw ertig. D ie Verluste, die die Industrie in fo lg e schlechter Q ualität (A usschuß und m indere Sorten) erlitten hat, betrugen 1930 6,6 v. H . vom W ert der Bruttoproduktion; 1931 stie g e n sie auf 10,1 v. H . (Pravda,

1 1 .8 .3 2 ) . D er A sch egeh alt der D o n ezk o h le b etru g 1930 11,9 v.M ., 1931 12,9 v. H . (Pravda, 1 2 .1 .3 2 ) . D ie K ohle zur V erkokung soll einen A sch egeh alt von 9,5 v. H ., einen S ch w efelgeh alt von 1,87 v. H . und einen Feuchtigkeitsgrad von 6 v. H . n ich t übersteigen. T a t­

sächlich betrug der A sch eg eh a lt 1931 bis 18 v. H ., der S ch w efelgeh alt bis 2,85 v. H . und der F eu ch tigk eitsgrad bis 14 v. H .; auch b ei den K okereien ist der A sch egeh alt viel zu hoch (Za industrial., 1 2 .1 .3 2 ) . R oheisen zur H erstellu n g von M artinstahl w ies in w ich tigen W erken 1930 einen A usschuß von 6,9 bis 14 v. H . auf, d a g e g e n im 1. H a lb ­ jahr 1931 21,5 bis 27,5 v. H . (Izvestija, 2 .2 .3 2 ) . 1931 betrug die M en ge der E isenbahnschienen II. Sorte 17,5 v. H . der G esam t-

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m enge (Za industrial., 2 8 .3 .3 2 ) . 1931 stellte die S ovet-P resse fest, daß d ie Q ualität der Schienen sich sehr verschlechtert habe; es sei kein G eh eim n is, daß die Schienen statt norm aler 10 bis 12 Jahre häufig nur 3 bis 5 Jahre aushalten (Za industrial., 15. 7. 31).

Reparaturen von Schiffen d es K aspischen M eeres stehen im Zeichen schlechten M aterials und schlechter A rbeit (Pravda, 13. 3. 33).

Eine Traktoren- und Reparaturwerkstatt in Sibirien bringt m it 81 Arbeitern in 21/2 M onaten nur 12 M aschinen w ieder instand (Soc, zem led., 1 2 .3 .3 3 ) . A ußerordentlich schlecht wird das neue Kraft­

w agen w erk in G or’kij (N ishnij-N ow gorod) m it M aterial beliefert.

V on den Stahlblechen sind 6 0 — 70 v. H . A usschuß, vom G la se für die Schutzscheiben 41,3 v. H ., für d ie hinteren G lasscheiben 67,4 v. H ., von den A ngeln für die Karosserie 55,62, teilw e ise sogar 68 v. H. 2669 Luftpumpen für die R eifen waren säm tlich A u sschuß­

w are (Pravda, 9. 5. 33).

B esonders läßt die Q ualität der T extilerzeu gnisse zu w ünschen, 1931 stellten in der B aum w ollindustrie von 2 Milliarden m G ew eben 21 v. H . A usschuß dar (Ekonom , źizn’, 1 9 .1 1 .3 1 ). 1932 betrug der A usschuß in der Baum w ollindustrie sogar 25 v. H ., b e i einzelnen Trusts 50 v. H . (Izvestija, 1 0 .2 .3 3 ) . In der G luchov’sch en Baum ­ w ollindustrie-V ereinigung, zu der die ehem aligen Fabriken von M orozov geh ören , stie g im M ai 1932 der A usschuß auf 80 v. H . der Produktion, im Vladim irschen Trust auf 60 v. H. (Ekonom , żizn’, 28. 7 .3 2 ). In der W olleindustrie stie g der A usschuß von 9,8 v. H.

im 1. H albjahr 1931 auf 17,3 v. H. in der ersten H älfte von 1932 (B ol’sevik, 3 0 .9 .3 2 ) .

Sehr zu w ünschen läßt auch die K onfektionsindustrie. Durch Einlaufen der Stoffe verw andelt sich die A nzugsgröße Nr. 50 jn Nr. 48, Nr. 52 in Nr. 50. D er A usschuß differierte: in dieser Industrie im 1. H albjahr 1932 zw ischen 21 und 50 v. H . (Za industrial., 2 4 .1 0 .3 1 ). D ie Schuhindustrie stellte in dem selben Zeitraum an Schuhen I. Sorte sta tt 90 v. H. nur 75— 78 v. H . her (B ol’sevik, 30. 9 .3 2 ). Ein B ergw erk erhielt von einer großen Schuhfabrik für seine A rbeiter 700 Paar Stiefel; „2 Stunden nach der Einfahrt b e­

gannen d ie Sohlen sich abzulösen, und die Stiefel zerfielen.“ (Za industrial., 2 0 .1 2 . 32).

In dem E isenw erk von Stalino m ußten w ährend des ersten Jahres von 5 H och öfen 2 stillg eleg t w erden, statt ununterbrochen 3 bis 4 Jahre zu arbeiten. Als Grund wird sch lech te P fleg e an gegeb en ; vermutlich lie g t die Schuld aber auch an schlechter B auw eise (Pravda, 1 0 .2 . und 1 5 .3 .3 3 ) .

D aß durch die M än gel der Q ualität def- quantitative Erfolg neutralisiert zu w erden droht, wird in der Sovet-P resse anerkannt.

D ie Pravda schreibt am 13. März 1933: „A nscheinend sa g t man sich w ie im vergan gen en Jahre, daß es nicht auf die Q ualität der Arbeit ankom m e, sondern nur darauf, daß die A rbeit rechtzeitig gem acht w erd e.“ A nfang 1932 (13. Jan.) b ezeichnete sie als en t­

scheidende A ufgabe die H eb u n g der Qualität; d ie sch lech te Be-

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schaffenheit entw erte den m engenm äßigen Erfolg. In voller Er­

kenntnis der nachteiligen W irkungen der bisherigen Ü berstürzung stellt der zw eite Fünfjahrplan das Z iel auf, b ei langsam erem T em po eine K onsolidierung der Industrie zu erreichen, die auch der Q ualität der Produktion zugute kom m en soll. N ach dem Plan für 1933 sind die der Industrie g estellten A ufgaben aber immer noch so groß, daß d ie B etriebsleiter doch g e n ö tig t sind, in erster Linie der m en g en ­ m äßigen Erfüllung nachzujagen, um sich nicht persönlich in G efahr zu bringen.

Auch die Fluktuation der A rbeiter hat sich eher verschlim m ert als verbessert. 1930 gab sie den A nstoß zur A u fh eb u n g der A rbeits­

losenversicherung (D ek ret vom 9. O ktober 1930). B egründet w urde d iese M aßnahm e dam it, daß es ein e A rb eitslosigk eit nicht m ehr gäbe. T atsächlich herrschte großer M angel an qualifizierten A rbeits­

kräften, der durch den Fünfjahrplan noch ungem ein verstärkt w orden war. G erade in jenem Jahre erreichte phantastischer O ptim ism us der P lan u n g den H öhepunkt. An ungelernten Arbeitern, die haupt­

sächlich das D orf stellte, bestand jedoch großer Überfluß. D ie Er­

n ährungsbedin gungen w aren dam als n och im D orf besser als in den Industriezentren; in folged essen w ar die N eig u n g zur Rückkehr in das D orf — auch bei einem T eil der qualifizierten A rbeiter — groß. U n gem ein zahlreich w aren aber auch die Arbeiter, die von einem industriellen oder m ontanen Betrieb zum ändern w anderten, in der H offn u n g, dort b esse re L eben sb ed in gu n gen anzutreffen. Ein Jahr darauf h atte sich das Bild zu g e w isse m T eil geändert. D er N ahrungsm angel w urde durch den im m er schärferen A b lieferu n gs­

zw a n g im D orf schlim m er als in der Stadt. Über v iele Landbezirke kam H ungerelend, das in m anchen G ebieten schon dam als d en Charakter einer eigen tlich en H u n gersn ot annahm. In großer Zahl drängten Bauern zur Industrie zurück, um A rbeit und Brot zü finden; A rbeitslosigkeit, die sich vorher im D orf versteckt hatte, w urde w ieder sichtbar. D iese B e w eg u n g ist auch 1932 und bis heute vorherrschend geb lieb en , o b w oh l zeitw eise, vor allem w ährend der Ernte und in der ersten Z eit nachher, R ückw anderung zum D orf einsetzt. D er D rang der Bauern zur Industrie hat an der M assenhaftigkeit der Fluktuation nichts geändert. Im K ohlenbergbau des ukrainischen D on ezb eck en s w ech selten 1930 m onatlich 24 v. H.

des gesam ten A rbeiterbestandes, 1931 20 v. H . (Za industrial., 9 .6 .3 2 ) ; in den ersten neun M onaten von 1932 g in g en b ei einer durchschnittlichen G esam tzahl von 340 000 Arbeitern 240 000 ab, w ährend 290 000 neu ein g estellt w urden (Pravda, 7 .1 2 .3 2 ) .

In der Baum w ollindustrie b etru g im Verhältnis zur D u rch ­ schnittszahl der Arbeiter in dem selben Zeitraum von 1932 der A b ­ g a n g 51,5, der Z u gan g 42,3 v. H . (E konom , zizn’, 2 0 .1 1 .3 2 ) . D ie Arbeiterfluktuation w ird als H auptsache dafür a n g eg eb en , daß im Jahre 1932 die Stillegungen von M aschinen von Quartal zu Q uartal Zunahmen; in der Spinnerei w aren im ersten Vierteljahr 1932 9,9 v. H ., im A u gu st 22,6 v. H . stillg eleg t, in der W eb erei 7,12 bzw .

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11,7 v .M . (E konom , żizn’, 2 4 .1 .3 3 ) . M it w elchen K osten und Schw ierigkeiten d ie A nw erbung von Arbeitern in en tlegen en G e ­ bieten verknüpft ist, z eig t das B eispiel des Bautrusts des fern öst­

lichen G eb ietes. Für die Durchführung seines Planes bedurfte er 1932 20 000 Arbeiter; er verfügte aber nur über 1200. M it einem A ufwand von 800 000 R ubel wurden nur 2200 Arbeiter angew orben, von denen aber nur 300 an der A rbeitsstätte blieben (Za industrial., 9 .1 2 . 32).

D ie Fluktuation w irkt nicht nur ungünstig auf den U m fang und die B eschaffenheit der A rbeitsleistung ein, sondern veranlaßt auch im allgem einen — neben anderen Gründen — unerw ünschte V erm ehrung der B elegschaften. D ie Zahl der Arbeiter und A n g e ­ stellten stie g in der Zensusindustrie 1932 auf 6 416 000, w ährend sie nach dem Fünfjahrplan 1 932/33 nur auf 4 083 000 anw achsen sollte (Prokopovic, B julleten’ 102) — demnach eine Überschreitung um 60 v. H ., ob gleich der Produktionsplan auch nach der amtlichen Statistik nicht voll erfüllt war. D ie Z usam m ensetzung der Arbeit­

nehm erschaft war vom Standpunkt des Produktionsinteresses auch insofern u n gü n stig, als das V erw altungspersonal einen viel zu hohen Prozentsatz einnahm . B eisp ielsw eise entfallen b ei den E isenerz­

gruben von K rivoj-R og auf 4 Bergarbeiter 1 A n gestellter (Pravda, 1 0 .6 .3 3 ). Im K ohlenbergbau entfielen von der gesam ten B eleg ­ schaft auf die Leute im A rbeitsstollen in der U dSSR (1931) nur 28 v. H ., d a gegen in D eutschland (R uhrgebiet) 51 und in den V ereinigten Staaten von Nordam erika (1929, 1. Quartal) 61 v. H.

(Ekonom , żizn’, 2 .9 .3 2 ) .

D em entsprechend hat sich die P roduktionsm enge je Arbeiter sehr unbefriedigend entw ickelt. N ach Vorkriegspreisen berechnet, betrug die Produktion der Großindustrie je Arbeiter (nach B erech­

nung von Prokopovic, Bjulleten’ 102):

D as Ergebnis blieb w eit hinter dem Plan zurück, der für 1932/33 5817 Rubel anstrebte, und ist sogar in den beiden letzten Jahren noch gesu n k en , o b g leich die w eitere Entw icklung des m aschinellen Apparates und die fortgesetzte Zunahm e der B etriebsgröße ein starkes A n steigen hätte bew irken m üssen. D er Fünfjahrplan w ollte die Produktivität der A rbeit um 110 v. H. steigern, w ährend nach A n ­ gabe von M olotov in 4 1 /4 Jahren nur eine Zunahm e um 40 v. H . er ­ reicht w urde. Im K ohlenbergbau des D onezbeckens sank d ie m o­

natliche L eistung eines A rbeiters von 1 4 ,7 t LJ. 1930 auf 1 3 ,4 t i. J. 1931 (BoFsevik, 1 5 .5 .3 2 ) . 1932 sank eben dort im Verhältnis zu den einzelnen M onaten des Vorjahres die A rbeitsleistung von 98,7 v. H . im Februar auf 82,8 v. H . im M ai (Ekonom , żizn’, 1 1 .8 . 32).

1927/28 . . 1928/29 . . 1929/30 . . 1931 . . .

3222 Rubel

3716 1932 . .

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