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Der schwarze Schumacher. Erzählung aus dem Schweizer Volksleben des 18. Jahrhunderts.

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Academic year: 2022

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B n f ö j r ü o r j r M j u m a d j e r .

(6)

^ O O ->0 0* ^

Ç O0O *

(7)

r

¡ B r r I d j r o a r j e S d j u m a d j r r .

inoljtung nuo Drm £*ri)iuri}rr Bolhslfbrn Jlrs 18. iJrtijrljun&frta

bon

Ilofrplj Spillmann s. j.

E m r itr , u n u t r a n iif r t r g łu fIa rtr.

.O O O D O O

ć r y t . /

Jfrriburg im firriagdu. 1307.

ip e v b c r f d) e S B e r la g S lja n b lu n g .

S t t l i n , ila v [ 8 r u l) t , T O u nitjtn, © tr a & b u r g , SEBien u n b © 1 2 o u t 8 , SKo,

PRACOWNIA ZŁOTNICZA

\ Pitifr Zim ny

> n i Gdańska

#• bikl\nku Icc/aky dla /.ł w a )) 48 - j00 G Ł U B C Z Y C E

(8)
(9)

3 it 0 a f t.

© e i t t

1. fiap. ©in ©urtenibytl . 1

2. SCBiUfommenc ©äfte 17

3. ©tuvmjeicfjen ... 36 4. „ S)a$ Sfeft ... 61

5. „ 3m fraufe ©tfjnmadierS . . 88

6. ®er Srürfpredj unb fein filien! 105 7. ein ißarteifftfjrer... 121 8. ©elüornt... 133 9. ®ev SBeridjt be$ ©d)iffcrä Sd)nu

3

150

10. . Dte$t ober Í R a d j e ? ... 169 11. „ ®ie Sanbsgemeinbe... . 194 12. $>eiuïidj 3urlaubcn8 2lbfcf)teb . 213 13. . 3n ©olotljurn... 227 14. ® ift a t o r ... 244 15. „ ®er fÇriebenëuerfuch eines fiinbeś . 261

16. „ ®a« 5ronleidjnam8feft . 276

17. £>ej;enn)afjn . . . . ... 297 18. ®ev Slnäflng nad) ©t f i a r l ... 314 19. Slberntnl«: 9îed)t ober 9îacf)e? 336

(10)

• I

VI

S e i t e

20. fiiip. 3)er Sßerbeoffijter... 353 21. „ 33oIf<Sgimft — eitel ® u n f t ! ...372 22. „ ’ 6in bitterer SBedjer...396

23. „ ®er ©efangene 413

24. „ 3)or ©eri<f)t... 429 25. „ ®a8 @ n b e ... 447

Sl n m e r ! u n g e n ...457

(11)

SrfteS Äapitel.

(Ein «Partcn^vli.

®§ mar in ber Ofteriuodje beS 3al)re§ 1729.

93iit lauen Süfteu unb golbenem @ouncnfd)ein hielt ber griiljling feinen Sinjug in§ 3ngerlänbd[)en. 91 uf bem Diigifulm unb anben gel§griiten, bie an ber 9i orbfeite be§ „iionig§berge§" 1 in fleitcn Rängen jum 3ugerfce abftiirjen, lag uod) Sdjuee;

ebenfo auf ben geraden be3f$i(atu8 unb auf ben Uuter- loalbiter Sergen. Hub erft bie ©letfdjer beS Seiner Oberlaube»!

— il)ie funfeluben Pilgipfel fdjauten non fernher iu {alter, üoineljmer SÖiuterpradjt auf ba§ leidjtfiunige Sreiben be3 einig jungen Senje§ ijerab, ber loieber einmal riug§ um ba§

Stäbtdjen 3ug an ben lieblidjen Ufern feines See§ unb ben faftig grünen ©ergljalben fein alteä Spiel mit Stuft unb Stumeu unb munterem ginfenfdjlag ju treiben begann.

So marin fdjieu bie liebe Sonne, bafj fogar Sarou gibel 3urlaubeu2 fid) oerleiten liefj, in feinen mol)lgepf(egten

©arten Ijinabjuftcigen, um am 9lrme ber lieblichen Xodjttr 91tlante bie queHenbcn Stiitenfnofpeu be§ Spalierobfte» ju betradjten.

„Sel)t, Vater", fagte mit leudjtenben 9tugen ba§ fdjlanfe 9)iiibd)en, „mie fdjöu alle» ftefjt! 9iod) ad)t 2age marmeä SBetter unb’ £>onuenj$ein, uub bie gauje Wauer ift ein

S p i d w a n n , 2 ct Miloatj« SiTjuwai&tr. 2. ituft. 1

(12)

Sliitenflor! 5ludj biefe neue ©intenort, bie 3(jr eigenljänbig mit Dieifern au§ SBerfaillcS gepfropft, ift über imb über voll iluofpen, fuft jii uiel! Uub nun tut mir einmal ben ©e=

fallen uub freut 6ud) be§ fommenben Segen§."

„Bien , tres bfen! ©eiuifj, ber Saum f)at über (Sr*

warten ©lütenfuofpen atigefejjt. SBirft bid) freuen, luenn bu bie reife gutdjt fieljft! ÜBoljl ein 5pfuub fd)ioer jebc Sirnc, uub fiifj finb fie uub jerfdjmeljen wie Suttcr auf ber Sunge.

A l.a Keine I)eifjt man fie bei £>ofc, uub als ein gam befonbercS ©nabeugefdjenf erljielt id) bie Sßfropfreifer aus bem föniglidjen Cbftgarten, in 9(nbetrad)t ber l)oI)en ©erbicufte.

nuferer Familie um bie ßrone granfreidjS. SBeun nur fein Spätfroft bie Sluteu jerftört! Sag bod) bem alten Wenige, er foKe fie ja jebe Diadjt mit Strohmatten forgfam jubeden.

3d) weijj uid)t, e§ fommt mir uor, al§ ob id) uou all ben Cbftbäumeu faum bie ©Iüte fe^en, gefdjmeige bie reife ^nidjt geniefjen foHte!" ©o fagte Sarou f^ibcl mit einem >oel)=

mütigeu 3ug um bie Sippen be§ immer uod) mänulid) fdjönen

©efid)t§, iubem er fid) miibe auf beu fdjiueren golbeuen iiuopf feines fpauifdjen 9iol)re» leimte.

„Sejjt überlast 3l)r (Sud) loieber Gcuern trüben ©ebaufen!

Stfylagt fie Gud) bod) au§ bem S in n !" bat Mitlaute, bie großen blauen 9lugeu fleljenb auf beu Söater gcridjtet. „3l)r mijjt bod), bafj ber ])r £>ef5 gejagt Ijat, nid)t§ fdjabe guter

©efunbljeit meljr al§ fotaue Welandjolia. ^ort bamit!

Sel)t, luie fr'ö()lid) bir liebe Sonne fdjeint! £>ört, loie luftig bie Qfinfen fdjlagen! ,(?ommt mit ju meinen Slumenbecten!

3öir moUen jufammen einen fd)bnen Straufi pfliirfeu für ben 9lbenbtifd), moju wir ft’atljarina erwarten. Uub uiellcidjt

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3

(tvingt fie gar itjre beibcn Vuben m it Scbcnfnils luirb e§

ihrer Klugheit uub ihrem milben SEßorte gelingen, ben ©türm ju befdjmören, bcn ber £eici)tfinn be§ VetterS §einrid), Wie 3h* fürchtet, über un8 ju entfeffeln brol)t. G§ fehlt meinem Goufiu ipenri ja feincäiuegS an (Sbelmut. ®a§ I)at er neu*

lid) nodj bemiefeit, al§ er in Sßaldjnnjl broben mit äufjerfter fiebenSgefnhr ein arme§ gelähmtes 3Mb famt ihrem ifinbe auS ben flammen ber brennenben £mtte errettete."

„9!un, er märe fein 3url«ubeu, hätte er ba§ nidjt getan!"

rief ber Saron. „3<f) gebe ju, baß er fid) bei biefer Affäre betragen hat, mie e§ einem Kaöalier onfteht. Aber ba§ ljin=

bert nidjt, baß ^?euri ein Solltopf nnb ein vaurien ift.

Stabt nnb ianb fennt ihn als foldjeit! Statt nadj <Jrauf=

reid) ju gehen uub mie alle feine Vettern unter ben Jahnen be§ allcrdjrifilidjftcn Königs Diuljm unb Dieidjtum ju «er»

bienen, hat er fid) in ben Kopf gefetst, bcn 3urtyübenI)of an fid) ju bringen — ce fripon l ä ! 3d) mürbe il)n feines VlicfeS mert ad)ten, hätte er fid) nidjt — baut meiner Ver«

traucuSfeligfeit! — in ben Vefitj uou einigen Schriften ge=

fejjt, bie in ber §anb nuferer poiitif^en f^einbe nid)t nur für mid), fonbern für nufere ganje Pa rty ucrljänguiSuolle Sßaffeit werben fönneu. Sollte er fie mfrflid), mie er broljt, bem fdjmarjen Sdjuinadjer auSIiefcru, fo mürben mir uor ber nächften SaubSgcmeinbe einen fdjlimmeu Staub haben.

3d) Bertraue auf bie Klugheit uub ben Ginfluß beiner Sdjmefter, baß fie ipenvi Jur Naifcdi bringe. Ma foi!

3)er DJienffh fann bod) nid)t feine eigene Familie »or Stabt unb Saub an bcn Pranger ftcKen moHcu! Nun beim,« bu haft recht! fdjlageu mir uns für heute apenb bie buinme

1 *

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4

©efdjidjte ou§ beut S in n ! 9tljo ju ben ©lumenbeeten unb lafj un§ eilten ftattlidjen Slraufj für bie grofie ©oje au§

SeUreS pptfeu, bie mir neulid) ber £ierjog Don Ghoifeul gefdjicft fjnt. 3n bie Witte biefe ftolje fiaiferfrone, bann ein Sfrauä Julipanen unb 3infen * — nein, lafj bie 3infeu fort, fie buften mir ju ftarf im 3immer — Diarjiffen fnnn id) und) etjer ertragen — unb ©olbaurifeln — bn§

ift eine garbenpradjt, mie id) fie liebe! Weinetiuegeu and) ein paar ©cildjen baju — bie prinjeffin 9lbelaibe liebte fie.

Moi, id) I)abe nie Diel auf ba§ Keine 3eug gegeben — bei mir uiufs aUe§ grofj unb präd)tig fein. — 2ßer fommt benn ba ben Pfab Dom grauenfteiu (jerauf?"

Sie ©tumenbeete lagen in ber Dintje eine» ©arten' pförtdjeu§, beffen fuuftreid) gefdjmiebete liire ba§ 3urlaubeu=

mappen, bie aufrecht fdjreitenbeu Seucu mit bem Sinbeujiueige in ben pranfen, in jierlidjer Arbeit fdjmiicfte. 3wifd)en beu Gifenftäbcu burd) tonnte man in ben ©arten fdjauen, unb oft preßten iiinber iijve iiöpfdjen an baS ©itter unb warfen Derlangenbe ©liefe nach bem SBofferfpiele be§ Springbrunnens.

9(ud) ba» jüngfle Üödjterdjen bc§ geftrengen 9iat§t)errn Sd)ii=

madjer, ein iiiub Don etioa brei Sohren, hatte einmal auf ben Firmen ber alten Wagb ba3 SBuiiberwerf betrachtet, unb jo lief} c§ je^t ber älteren Sdjiuefter Sofepfja, al§ ifjr 2öeg fie in ber 9iäl)e be§ ©arten? uorüberführte, feine 9iuhe, fonbern 30g fie am Sdjiirjeufaum 311111 Pförtdjen l)in. „S n , ba", ftammelte bie fileinc unb 3eigte mit bem ginger nad) bem

©artenpförtdjeii hin, „foinm, fomm! IM U leli bir äeigeu!"

* jutpeii unb JptjnjintJjeii.

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5

Die ältere Sdjmcfter war wolji ber DJiciuung, c3 fei nie-- iimnb «on ber §errfdjaft im ©arten, jonft luiirbc fie bem flciucu Sijiöcli gemijj nid)t an bic ©ittertiire gefolgt fein; beim bnfj ein 3»fommentreffeu mit bem Saron Sibel 3urlaubcu bem ftrengen Sater nid;t angenehm märe, umfite ba§ finge

©läbdjen. Sdjumadjer unb Surlauben maren politifdjc

©cgner; jubein Ijerrfcfjte uon ©rofmaterS 3eiteu I;cr ein alter ©roK jmifdjen beibett ftamilmi, unb ber mol)lf)abcnbe Singer mod)te bem oornefjmen 9lriftofraten, ber auf feinen alten 9lbel unb auf feine Sejieljungcn jum §ofe uon Ser«

faifle§ ftolj mar, feine 3ugcftäubnifje madjeit. Riefet aber i)ättc Sarou gibcl beu rebegemanbten 3ied;t§geic^rtcu fid) unb feiner Partei gern befreunbet. Unter ben ©inlabuugen, bic er au biefem 9J?orgen an bic Witglicbcr bc§ !)iate§ unb an eine 'JJicngc politifdjer f^reunbe crlaffen tjatte, mar and) eine au ben „geflrcngen, weifen, feften unb fürfidjtigeu Sperru Stabtrat ^ofepi) Slnton Sdjumadier, meinen fonberä lieben ftrcunb", gerid)tet, unb ber ftoljc Saron fyaltc fid) 9Jiüf)c gegeben, rcdjt freunblidje SBorte ju wählen, in benen er beu 'JiatSijcrru bat, „ifjm jujamt feiner Biellieben ®f)ef)ä!fte, ber I)od)ad)lbaren DJiarianne ¡Kmirtjiu uon $icffcui)ofcn, bic (f()rc 311 ermeifeu, au einem für ben nädjftcn ^Donnerstag uor»

ijabenbeu freunbfdjaftlidjen 9Jlal)t* unb Janjbiücrtiffemcnt in meinem neuen ©arteufaale gütigft 511 erfdjeinen". Sd)u=

mad)er fyatte biefe gauj unerwartete Qrinlabung mit f)od)=

gejogeneu Srauen unb einem fpöttifdjen fiädjctn gelcfeit;

„meinen fonbcrS lieben ftreunb!" wieberfjoite er. „§m, ber ijjcrr Sarou fdjeint ju füllen, bafi man unter Umftänben aud) beu ,fd)Warjen ©djumadjer1, ben mau jolift faiint'ftrüptc,

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gern jum gminbc ober bod) nidjt junt Fciubc Ijällc. Vide- bimus! Nous verrons — luic bei ¡pevr ©aron ju fagen pflegt." ©nmit Ijattc ber 'JiatSljcrr bie (Sinlabuug »orliiufig ad acta gelegt.

9118 nun Atlante 3urlaubcn bem 53ater fngte, cS fei iljvc frühere ©djtilgcfpidin 3ofept)iue ©djumndjer, bic mit iljrcm tleinen ©djiocftcrdjeu beu pfab uom groueuftein l)crmtf=

tomiuc, fugte ber ©aron jufrieben: „911), bic bringt bie cr=

luartctc 9lunal)inc! Notürlid)! SRknu man fonft and) und) fo ftcifnnctig beu Cato Tugiensis fpielt, fo fonn man ber Gl)re einer ©inlnbnng auf beu 3urtaubenl)of bod) uidjt iuibcrfte()cn. Ma chere Atlante, ouvrez la grille!"

9ltlante öffnete b«3 pförtdjeiv-, gercibe al§ ©djumadjer»

Winber oor bcmfdben nnfamen. (Srfdjrorfeu tut bic Kleine einen ©djrci, als fic plötjlid) ben ©arojt mit feiner großen periide crblicfte, nnb fliidjtctc fid) »ceinenb Ijinter bie 'Jiöcic ber ©djiueftcr. 9ltid) 3ofcpl)a mar burd) ba§ plötjlidjc 3n=

fammentreffen nidjt menig »erlegen; bod) fofjtc fic fid) rofd) nnb nmd)te, mit ben Ftngcrfpijjcn bic ©djürje faffenb, einen rcgelrcdjtcn Knij »or bem §errn beS 3urIaubcul)ofc§, um gntfdjulbiguug bittenb, baß fic fid) burd) iljr ©djtocftcrdjcn

»erführen ließ, au baS ©artcnpfortd)cn ^craujutrctcn, um einen ©litt nad) bem ©lumenflor nnb bem Springbrunnen ju lücrfen.

„9lbcr meinen ©arten nnb bic ©olbfifdjc im ©affin lafjeu mir fo I)iibfd)c unb artige Kinber ja gerne feljcu!" fagte Ijcrablaffenb ©aron Fibel. „Übrigens ftcljt bcrfclbc beu ifiuberu meiner »crel)rten DintSfoUegen ftct§ offen. SSRciß uidjt, lucStjall) 611er £)crr ©ater »on biefer Erlaubnis niemals

(17)

7

©cbrmtrf) nuid)t. §abe ii)u heute morgen 311 einem fleineii gefte eingelnbcn; er gab Sud) uiellcidjt einen Auftrag, fd)önc Jungfer Sdjumacherin ? Diicfjt ? §m, and) gut. S ic 'i( nt- mort mirb morgen fomnten unb hoffentlich jufagenb lauten.

JBiirbe eine 'Ablehnung fcljr bebanern. 9)ielbet baS (iurent fjjerrii Vater! Vetradjte it;n als eine 3ierbc uufcrcS 'JiatS, als einen ,virum purae et intcgrac mentis* unb ,vimlicem libertatis per Helvetiam*, mic id) ltod) neulich an einen greunb fdjricb. 3hr »erficht ja üateiu; erinnere mid), baf;

ber fclige Pfarrer 9JiooS 611er ingenium unb VerftaubniS ber flaffifdjcu Sprachen tiidjt genug rühntcu fonnte. Vraudjt nidjt 311 erröten, obfdjon bic garbc (Suern Sßangeu gut ftcht.

3ofepl)inc ift 6ucr 'J!aiue j "

„Seppelt nennt man mid) 311 £>anfe auf Sugerbeutfd)", entgeguctc lädjelub baS 5Riibd)eu.

„ifliugt attd) fd)ön. Veradjte nufere gcmiitlidjc Sprache uidjt, tüicmohl id) ber franjöfifdjen ben Vorjug gebe. 9111er '.Ruhm unb 5Reid)tum ber Surlaubeii fam aus graufreid).

3Bünf<hte, 611er §crr Vater möd)te bic grofjcn Vorteile beffer bcheqigen, bie ber fatl)olifcheu Schmcij Dom allcrdjriftlichficii Äöuig jiifiiepeu. 9?un, hoffe, bafj mir uns bcniniichft beffer ücrftchcn merbeii. Sejjt aber fein SBort über bie Icibigc politifa. Statt beffett moHeti mir bic Jriineu meines lieben flciuen SiigcldjenS hier 31t troefnen Derfitehcn. fiomm 31t mir, Sd)ä|jd)cn! Sdjau, nmS ein fd)öite§ golbeneS 2icf=iicf!"

Somit 30g ber Varon feine golbeue Jafdjeimhr unb Iicf5 bcu mit VriHauten bcfejjten Setfel in ber Sonne funfeln.

Sin Srutf auf bic gebet öffnete ii)ii unb jeigte baS funfi- rcid)c Säbertuerf. 9lber nid)t3 moUte helfen. Sie fileiiic

(18)

8

briidtc i()i' Sodeitföpfdjcn in bic ßlciber her Sdjtücftcr; fic fiirdjtctc fid) oor ber lauten, cttoaS harten Stimme bc§

^remben, au§ tocldjcr ber ffommanboton be§ alten ©arbc*

ojfijier§ flatig.

„E li bien — toir ftnb einmal in llngitabc bei nnjever Keinen ^ßrinjeffin Schumadjer", ladjtc etioaä ärgevlid) ber Saron, inbem er bie Uljr in iljr £äfd)d)cn fdjob. „2Bir mollcn un8 jurücfjiehen. Sltlautc, ticr^ud^e bu ba§ Heine

$iug ju beglüden. Slumen unb '-Bonbon? fielen bir jur Verfügung. (impfehle mid).ber Jungfer unb bitte nodjmnlS, bem £)crrn 5\Japa 311 melben, loie fel)r er mid) bnrd) feinen Scfud) — natiirlid) mit ber Bereisten ftrau Sdjumacherin — öerjjflidjten luirb." ®amit oerbeugte fid) ber Sarott Qibcl unb fdjritt bnrd) eine ber 2aju§i)ecfcit bem Stirghaufc 311.

9iad)bem ber grofjc SDiann mit ber garten Stimme fid) entfernt tjattc, mar bie fleinc ßäcilia balb beruhigt. 9)iit einem ctma§ mcincrlidjeu ©efiditdjeit blidtc fic bon ber Sdjioeftcr, bic fic mit gütigen Sffiorten ob ihrer Unfreunblidj*

feit gegen ben ¡¡jerin Sarott ctiuaS l'rtjalt, 31t grüulciu 9U*

laute auf, unb ba fic in bereit milben Sügcn unb freuitb=

lidjeu Singen mit ber angebornen 9Jienfd)enfcnittiti§ bcS ifittbeS nur Siebe unb ©iite erblicfte, liefe fic- ihr „Seppcii"

Io§. Soll Scvtrauen ergriff fic bic £>anb 9ltlantc§ unb ftcuertc mit bem gräulein gerabcitmeg§ auf ben Spring*

brutinen Io§. Gt§ loar ein fd)önc3 ©ilb, ba§ iiittb mit bem (iitgclföpf^ctt jtüifdjctt ben beiben foeben 3ur Jungfrau heran*

geblühten Wiibdjcn! 9ltlantc, frfjlanf, mit fein gefdjuittenen 3ügctt, baS Ijolbc, ctmaS bleiche 9lntlifc uad) bamaliger fran*

(19)

jöjijdjcr i'iobc uon bloitben Sorfeit umtränjt, Ijiittc in bcn SRototofaal bc§ hofcS gepaßt; aber bic reine Stirn , ber unfcfjulbige ©lief bc§ großen binnen Augc§, ber gütige 3»9 um bcn frifdjen, lieblichen SJtuitb legten 3eugni§ ab, bnß ihre KinbcSfcele «ott bem ©ifthaudje, ber nu§ granfreidj herüber«

lochte, nodj BöHig unberührt fei. Gbcnfo unfdjulbig blidten bic braunen Augen be§ ©iirgermäbdjenS, aber gciftreirfjcr, fibnlffjnftcr, namentlich wenn ein Sdjerjmort bic raten Sippen träufelte nnb auf ben runben, gemöl)n(irf) nur wenig gcrö=

teten SBaugen jmei allerlicbfte ©rjibdjcn bilbctc. ©ic buntein, etmaS gemellten haare waren ftraff au§ ber Stirne juriid=

geftridjen unb in jtoei biete „3üpfen" * geflodjten, bie, mit einem roten ©anbe burchjogeit über beit Süden faft bis auf bic Srrfett b'i'abfielen. 3bre ©eftalt mar tlcincr als bic AtlantcS, aber Boiler unb gefchmeibigcr. S ic trug bic fleibfame alte 3ugertrad)t, mic fic fid) jc^t noch auf bcn höfen meftlid)

• Dom See finbet, nur mettig in§ Stäbtifdjc umjemobelt; basS fnappc Scibdjett, mit einem Silbcrtcttlein über bettt geftirften

©ruftlajj öcrfdjnürt, ftanb if)r trefflid), ja entfdjieben beffer als ihrer AlterSgcnoffin ba§ fteife Korfett mit bem ©efalj oon Spitjen unb ben batifd)igcn Ärmeln unb DJtanfdjctteu, miil)rcub freilid) ba§ leidjt Ijerabflicßcitbe, mit Falbeln ücrjiertc Kleib AtlautcS bett ctmaS groben SBoKcnroÄ bc3

©ürgcrnnibdjeuS an gor»' unb Stoff übcrftral)Itc. AllcS in allem — ein neuer pari§ hätte feine liebe Not gehabt, mcldjcr ber bcibcit Jungfrauen er ben altbcriihmtcn Apfel

$ufpred)cn follte.

(20)

10

Smi) lag bcn bcibeu Sugenbgefäljrtinnen, wie fic fo, bn§

flciuc ®tnbd;cn in bcv Witte, bcm Springbrunnen 3»ifd)rittcn, lüoljl nid)t§ ferner aI3 ein ©djöuhcitsfireit. ©ie plauberten mit bcm ifinbe, jeigten iljm bie ©olbftfdjc in bem Warmor»

bcdeit, in wcldjeä ber taiijcnbe Sßafferftraljl jerfläubenb nicbcv=

fiel, hielten c§ am ffleibdjcu feft, als c» jubelub mit bcn pntftf)l)iiubd)cu iiart) bcn gifdjen griff, unb ladjtcn mit ihm über bie pfeilfdjneH cntflieljenben unb üorfidjtig, langfam bic ftloffcn bemegenb, fid) micbcr Ijcranwagenben üierd)eu, bereu golbrotc ©djnppen in ber ©onne balb Don oben, halb Don ber ©citc in immer wedjfelnbem Spiele funfelten.

9118 enblid) ©eppeli ©d)iimod)cr unb 91tlautc 3nriaitbcn bcm Jiiubc begreiflid) gemndjt, ba& bie ©olbfifdjleiu nidjt mit SijiUeli gcl)cn fonnten, weil fic nufjer bem füllen ¡Baffer fterben müßten, unb bic iilciue bc3 ©pideS mübe war, lief;

fic fid) Dom Springbrunnen ju beu 93lumenbeeten führen.

„S ie mit ii*ti*leli geljen!" rief fie unb ftreefte ihre §änbd)en ttad) bcn golbenen 'Jlurifeln au8. 'Jltlante pfliirfte bem fiinbe fein gaitjcS ©djiirjdjcn Doll unb führte c8 ju einer ©arten*

banf, mo e3 mit bcn Sölumcu fpiclen unb bic gleichfarbigen jufammcnlegen follte. „9Jad)l)er tnadjeti wir fdjönc Striiufic barauS", fagte ba8 Qftänlein; „bir einen unb 3ofephi»c*

id) meine Seppeli, einen unb beinern ®ater unb beiner Wutter einen!"

„3a", fagte ba3 Jiinb mit großen 'Jlugen, „unb bir and) einen unb Jitibabcli* einen!" unb gab fid) eifrig mt bie 'Arbeit.

* ©er ¡puppe.

(21)

11

Seppeli <Sd)utna(f)cr bvüugtc jctjt aber: „Söir miificn fjeim! ©ftid) ift c3 Sejperjeit, unb ber Sßotcr Ijiilt jo genau auf Orbnung!"

„9iim, tücim ber §err 9iat§t)err Ijört, bnjs if)t ba3 Scfperbrot im §aufe &e3 ©tnbjiiijrerS * eingenommen, mirb er fdjon jufrieben fein. 9iein, nein, id) gebe nid)t nad)!

(Sine jiific „9iiblc" ** lajjeu mir uu§ fdjlagett unb „©ueiii" ***

bajtt — gelt, SijiDeli, bu bleibft bei mir? („3ooo!" jagte ba§ ftiub unb flatfd)te in bie £)cinbd)eu.) Sieljft bu, 3ofepl)iue, bajj bu bleiben mufst! (58 ift überhaupt nirfjt fdjöu, ja nidjt einmal djriftUd), bafj mir jmei ®iäbdjcit, bie mir bei bcu Ailoftcrfrauen auf berfelbeu ©djulbattf fafeen unb niitjammen jur erften ^eiligen Kommunion gingen, jeljt jdjon feit 3af)r unb Sag faum metjr miteinanber fprcrfjett! ®aj$ id) c§ uidjt magc, bid) in bem £>auje beinc3 geftrengen §ernt SBaterS jtt befueijett, wirft bu uerftef>cn. 9iid)t bajj id) eine geringe 'Bieiuuttg üott ii>nt l)iitte — beileibe tticfjt! 6r ift ein bttrd)*

auä rcd)tjd)affcner unb frommer DJiann, wohltätig, geleljrt, eine Sierbe unferer '-öiirgerjdjaft! Unb wie fd)5u t;at er it. 2. graucu^iiapelic in ber SHtftabt au3tnalcu Infjen! Slber er begegnet un3 immer jo talt unb abweijeub — offen ge=

ftauben, id) fürchte ntid) faft uor iQnt. Du mirft mir ob meiner Offenheit bod) nid)t jürtteu? 9iuu fiel), mein Sßater ift jmar and) etmn§ ftolä auf bie Serbienfte unferer gamilie ttttb auf feine uiclen (ifjreit unb Winter — DUttcr be§ £ub»

mig§frettjc3, £nnbc3l)auptmattn, Slltammann, ©tabfiibrcr uttb

* 'Jhäfibent be8 Stabtratä. ** Siafjm.

*** SBottbon.

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id) weiß iiid)t was aHe§; aber bei all beut ift er immer gaftfrei inib weuigftcuS in gefunben Sagen frötjlid) utib aufgeräumt. 2BaS er Ijeute faglc, fam itjin uon Jjjcrjen:

unfer ©arten fteljt bir uitb beinern lieben Sd)wcfterd)m immer offen! ©o fomnt boci)! Saß uu§ bie alte greunb*

fc^aft erneuern! Sßenn unfere Väter and) volitifdje ©eguer finb, fo braunen mir un§ barob bod) uidjt ju meiben!

Vielleidjt gelingt es uns gar, fie fid) etwas näljcr jti bringen. Gin 3'oift weniger in ber üBelt ift eine greube für bie Gugel im £nmmel! S ie l), baß mein Vater uidjt unberföljnlidj ift, bemeift bie Ginlabung ju nuferem gefte.

Wad) mir nun bie $reube unb biete alles auf, baß er bic=

felbe annimmt!"

So rebete Sltlaute aus warmem ^erjen ju ber 3ugenb»

freuubiu, unb iljre SCBorte weetten einen ftarfcit äBiberljaU.

Kräftig brücite 3ofepl)a MtlantcS £>anb unb fugte: ,,©ott fegue unfer Vemiiljeu! 9ld), id) fiird)te, es ift ein fdjwicrigeS!

®u weißt bod), baß bein Vetter v>einrid) fd)ou feit einiger 3cit mit bctu Vater Derfcljrt. 3d) fiirdjte, er will feine

§ilfe als giirf).tred)* gewinnen in einem Stedjtsftreit mit beiuem Vater. GS fjanbelt fid), glaube id), um ben Vefit;

biefeS l)crrlid)en 3urlaubcnl)ofc§. Kommt c3 wirflid) jitin Vvojeß, fo l)abcu wir leiber wenig s}lu§fidjt, unfere Väter ju uerjöljuen."

„3)er unfelige Vetter §einrid)! Gr ijat ganj beftimmt fein 9fcd)t auf biefen Gbelfih. ®aS ift oKcS beim Sobe feines VaterS im Familienräte georbnet worben", rief Manie.

* 3lbUofat, 9ied)t§auwalt.

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„Sann braudjfl bu nid;t ju fiirdjten", tröftete Sofepbo bie greunbin. „Se r Snter laßt fid) nie nnb nimmer herbei, eine ©ad)e twr ©eridjt ju Vertreten, bie er al$ eine un*

geredete erfannt Ijat. ©obalb er ba§ einfieht, mirb er

•'Oerrn Heinrich ganj entfdjiebcu anraten, fid) mit beinern 93ater 311 uerföhuen, nnb £>err £>einrid) felbft hat ein tuet 311 gutes £ «3, nl§ baß er etmaS Ungered)te§ uerlangen würbe."

„©ich ^a! £>atteft bu ©elegcnheit, fein gutes ^>erj tennen 311 lernen?" forfdjte Iiidjelnb 9(tlante.

„9iun, feine £>elbcutnt bei bem Sranbe in 2ßnId)Wt)I ift uod) in aller ffliunbe!" antmortete errötenb ba§ DJIäbdjen.

„Unb bann hat mir bie ©iutter erjählt, £>crr £>einrid) habe fiir bie arme grau unb ihr <?leine§, bie er au§ ben glommen gerettet, auf ba§ großmütigfte gefolgt. Sa§ 3eigt bod), baß er ein gutes £)erj hat."

„Sraoo, 3ofepI)inc! ®t< bift bie Üodjter eines gür*

jpred)3 unb oerftehft einen ScmeiS nnwiberleglidj 311 führen.

Aber ba fiedt nod) ctwa§ anbercS baljintcr! Sarf ich fagen, wa§ mir mein Meiner ginger für eine Dieuigfcit jiigeftüflert hat ? SBie rot bu wirft!"

,,3d) meiß uic^t, we§i)alb id) c§ gcrabe »or bir geheim hatten füllte; ja, id) föunte grau ©aronin ^Urlauben merben

— wenn id) wollte", geftanb ©eppcli ©djumadjer, etwa?

öerfdjämt au ihrer ©djiirje 3upfeub. „£>crr £)einrid) hat wirflid) bei ber DJhitter um meine, iiaub geworben. Aber ba§ barfft bu uid)t weiter erjagen, 'Attante; id) weiß, baß bu ocrfdjwiegcn bift. Gr hat in ber 2at feine guten Gigen»

¡(haften, ober and) feine fd)limmen gehler, jo baß er erft

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ein ganj mtbercr ÜJieitfd) werben ntüfjte, elje id) ifjm §erj unb öaub fdjenfftt fönute. 3d) glaube nid^t, bnfe ber Sßnter einwilligte, fo wie §crr Heinrich jeht ift. 9lud) bin id) erft adjtjehn 3oi)re alt. 3dj tjabe ifjni ganj gewife nod) nidjt uiel Hoffnung gemalt, obfdjon bie Butter mid) brängt. So, jetjt tjabe id) offen unb ehrlich gebeid)tet! Dorf id) nun and) fragen, wie e§ mit beinern iierjen fteljt ? 9)Jau mun»

feite ja neulid) «011 einem Sunfer au§ fiujern ober SoIo=

tf)iirn, ber auf Srautfdjau gefommen fei."

„D u liebe 9ieugierbe bu!" Iad)te Mante. „Da§ galt meinem muntern Sd)Wefterd)eu ©ifabeth; bie fdjeint früh flügge ju werben. Sie ift mit ber Diutter wirflid) nad) Solothurn auf 53efud) bei ben (Sltern ihre# 3ufüuftigen.

ftreilidj, offen geftanben, galt bie SBerbung eigentlich mir.

"Jlber bu weifet, wa§ ich al§ fleineä 5Jiäbd)en mir träumte.

SBeiin 2obe ber guten heiligen Sante Slbtiffiu Urfula 3 in

$rauentl)al habe id) bann fpäter bcn feften ©ntfdjlufe gefofet, ben Sdjleicr ju nehmen. Si§ fejjt bin id) i()in treu ge»

blieben. 9iur will ber SPater nid)t§ bauou wiffen, unb er hat mir allen 6rnfte§ »erboten, öor meinem 25. ©eburtstag bie Sitte ju wieberholen. ©ott matible feinen Sin n !"

„illfo Slbtiffin! 3d) gratuliere! SBer weife, öieDcidjt füge id) mid) and) nod) unter ba§ mütterliche Sicgimeut beineS IfrummftabS!" fdjerjte Sofeplja Sd)itmad)er unb wollte nod) weiterfahren, ba§ forglofe Seiten ber .ftlofterfrmien ju loben, ba fam bie fleine Gäcilia herbeigeftapft unb erflärte, bie SBlumen feien ¡cjjt alle georbnet, fo bafe man bie Sträufedjcn leid)t biubeu foune. 9Ufo mad)te man fid) an bie Arbeit, unb nadjbem man in einem ©artenl)äu§d)eu nod) eine

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©djiiffel „gefdjttmngene Nible" * mit einem ganjen Seiler uoll „©uetli" unter flemiitlidjem ©eplauber jtifammen »er*

je^rt, roar e§ roirflid) 3eit, bnfi ©eppeli mit ber Kleinen aufbradj; beim bie ©pnne fenfte fid) immer tneijr bent £>öl)eii*

jitge jenjeitä be§ ©ee§ ju.

„©ejdjiuinb!" jagte ©eppeli, „jonft fd)liefjt ber ÜBädjter

©ped ba§ Dberrotjler Sor nnb bann fomrnen rtoir gar nidjt mehr itadj £mujc!"

„O ", meinte bie Kleine, „bann ijier bleiben — Si=ti»leli gerne ijier jein. Si=ti=leli bei SanteSlaU'Slan (jo hatte ba§Kinb jich ben frembläubifdjeu Namen mnnbgeredjt gemadjt) bleiben."

„Aber ma§ mürbe bie 9)iutter jagen, wenn iljr Sijilleli uidjt heinifänie?", fragte ©eppeli.

$ a l madjte ßinbrutf auf i()r gierjdjen. ©enjjenb lief?

jie fid; alle Safdjeu »oll „©uetli" fterfen, faßte in bie redjte

£)anb ben ©traufj für bie NJutter, in bie Sinle ben für«

„S iti6abeli" unb ualjm Abfdjieb, inbem fie erllärte, alle Sage ju Sante SIan*Slan roieberfommen ju mollen.

Auf bem SBege jur ©artentüre erneuerten bie beiben greunbinneit ba§ Verfpredjen, atteä aufjubieten, bafi Triebe unb greunbfdjaft jiuifdjen 33aron gibel unb ©djumadjer Ijcrrfdje. „®er Vater foU juni gefte fommeu", erllärte

©eppeli, „bie Wutter unb id) loerben ilju iuol)l bereben tonnen."

Atlante ging mit bi§ faft 511111 graiieitfteiu, 100 man fid) uod) einmal bie £)anb reichte; bann hob Seppeli ba§

Heine ©djioeflerdjen auf beu Arm unb fdjritt munter

* £rt)lagfni)iie.

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bem uafjen Sore ju. 9iad) ein paar Stritten manbte ¡¡cf) Mitlaute unb bliefte fiebeuoff ber greunbin mid). „£)ätte id)

¡ie nid)t uor bem Seidjtfinn meines SSetterS $>eiitrid) mnrnen

¡olleu?" ¡ragte ¡ic ¡id). „Sietleid)t einanbermal! Übrigens ift 3ofepf)ine ein MugeB Wcibdjen unb bebnrf feiner SBaruerin."

Sann eilte ¡ie burd) ben ©arten inS £>au§, um rafd) bie lebten Vorbereitungen für bie ©üfie 311 treffen.

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3 Uiei tes fiopitel.

ttHHfoimitette (Siiftc.

§)o» 9luelmitcu mar über bie ®äd)cr be» Stübtdjen» 3'ifl í)in ücrfluitgcu. Sie SBerfftatteii würben gefdjloffett, itnb wer nocí) auf ber ©affe war, eilte noel) §aufe, loo baS Díadjteffen bampfenb auf bcm Sifdjc ftanb; einige leidjtcrc 58ögel gingen bann moI)l nod) in bie SBirtSíjciufcr, um bei einem íírugc D)Joft ju politifieren.

„Subi, fommft bu mit -in ben SBibber ?" rief ein frß[)=

lidjcr ©cfell bem 26ad)ter am Saarer Sor 511, ber mit bem leisten fílange ber Üucglocfe ba§ Stabttor fdjloß, mié e§ ifym bie ftrenge Sßerorbnung ciueS Jjodjweifen Díate» gebot. „6» ftieljlt motjl feiner baS Stcibtdjcn; bu fannft bie SBadje ge*

troft beinern fleinen Suben ükrlaffen."

*' ,,©eí)t Ijent uid)t!" brummte íubmig Díoo§, non feinen Witbürgcrti ob ber fjavfce feiucS ©cfidjt» unb namentlich feiner großen unb bitien Siafe nur ber „Diote Subi" genannt.

„Srmarle nod) eine gauje f^radjt Ijöcrrcnleut au§ Sujeui!"

„O l)o! ein tüd)tige§ Srinfgelb alfo! Unb barob bift bu fo brummig wie ein alter S iir?" antwortete lad)cub ber Sdjuiieb 31'üllcr.

„Didjt über baS Srinfgclb brumme id), fonbern weil id) fo lang barauf warten muß" *cntgcgnetc ber Sorwart. í?omiten

© i i l l m o n i i , $ c t f^loatjt S4uittO<ítr. 2. Mufl. 2

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18

fte beim nicijt uor »etgiocfeujeit fommcn ? ©o fäße id) feto mit bcm Sujerner ©djilling im itMbbcr unb I;ältc meine 9tui)’.

3ejjt fami id) l)ier matten, bis bie ihii) einen SBajjeu gilt!"

„SBer ift e§ benn ? SOßcr I;at fid) fo jum uorauS melben lafjeu ?"

,,G(), bet '-Baron Snriauben Ijat mir einen feiner i'afaien gefdjidt, id) fofle ba§ 2or nidjt fdjliefjen, bis bie Sntfdje ouS Siijern gefommen fei, bie er beute nbenb ermarte. Hub ba§ Diegtement beS geftreugeu DiateS befiehlt mir, um »et=

glodenjeit ju fdjliefjeu. da braudjte bann nur ber 9iat§t)err

©d)iunad)er ober fonft fo ein ©plitterrid)ter be§ 2BegeS ju (omnifit, unb id) fäme um 9imt uub »rot ober fäfje bod) jmeimai oierunbjmanjig ©tutiben im ,iim pi§! ‘ 4 9ieiu, e§ foU h*«t bem atlerooruet)infteu fierru SBaron gibel ^Urlauben, Iroij feiner hoben ©taatSperiide, fein @£tral)iii)iid)cu gebraten merben. der ,Diote £ubi‘ fdjließt bie Sore tote gemöljnlid), unb bie §errfd)aften au3 Siijern fotten mie anbere 61)rifteu' menfdjen für bie Öffnung beS SoreS nad) SBctglorfeujeit einen ©jtrabajjen bejahten."

der ©djntieb SSMer Iad)te (aut auf. „d a fiel)t man einmal einen uuparleiifdjen Sortoädjter! V °!i ^ölifc! Hub eine i)od)feine politifdje 9iafe — ba§ hätte id) beinern roten 3infen all meiner Sebtag nid)t jiigetraut! 9U)a — l)ot @r and) fdjou etma§ 0011 bcu fed)§I)nnbert gaffern ©urgunberfalj ge=

hört, bie ber £>err »nron gibel unb uor ihm ber SBaron '-Beat Safob infjrlid) in ihre meiteit $afd)en manberu ließen ?

§ah«hn! 3d) fiirdjte, bie ^Urlauben hoben fid) mit fo uiel

©alj bie Suppe uerfaljen! DJJan munfelt allerlei, die

»aarer unb DJienjiger follen in ihren ©emeiuben befd)loffeu

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ijaben, bie ©adje auf§ 2apet ju bringen. Hub im 9iat foll bemnädjft ber ©djumadjer ben golbenen $edel abhebcn, wo=

mit bie 3urlanbcn ben ©aljhafen fo biete Satjre lang ge=

fd)Ioffen hielten."

„3a, ja, ¡ebem DiatShcrru einen ©ufatett! Hub bann bie Verteilung ber franjöfifdjen Penfionen unter fid) nnb iijre guten ftreunbe, ba bod; ber gemeine DJiauit ba§ fron»

jöfifdje ©elb mit feinem ©tut oerbienen muß. ® a foll bodj ba§ Donnerwetter breinfehtagen! 3fjjt hot er fid) mit bem Dielen ©elb wieber eine neue ©roßhauferei geleiftet — einen nieberlänbifdhen ©artenfaal ober toie fie ba» Sing nennen.

3£cr hot bi§ bato in nuferem 3ugerlriubd)eu oou fo «einem SuguS gehört? @3 foH ganj foftbar auSftaffiert fein mit oielen ©piegeln, Kronleudjtern, Sapeten, DJialereien, ©olb nnb ©über, toie fie e§ am franjöfifdjen KönigSljof ju SBer*

jell — ober mie ber 0rt fid) fdjreibt — hoben, fo baß er in jeinem ©artenfaal ben König felbft empfangen föunte. ©er

©efelte be§ iapejierer§ 23)eiß unb ber ©ehilfe be§ $lad)=

malerS 9ioo§ hoben neulid) oou ber pradjt gerebet. Ser 5HooS hot nämlid) atleS lädiert unb oergolbet. Hub nun foll biefer ißruuffiau, ber ein paar taufenb ©ulben foftet, fo wahr id) ber ,9iote 2ubi‘ bin, ©onnerStag nadjmittag mit einem gaß Surgnnber — nidjt © alj, fonbern aöerbeften SBeitt, wie wir jwei nodj feinen getrunfen, uni) fonftigem feinen (fffen unb Srinfeu eingeweiijt werben. DJatiirlid) ift ber gai^e geftrenge Diat unb bie fromme Klerifei unb bie hohe SRerwanbtfdjaft 511 fothanem ^efle geloben — wir jwei nicht!"

„©djau, fdjau! 3o, ber Saron 3urlaubeu treibt es nobel! Unb baju fommen fogar bie hohen Verwanbteu au?-

2*

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Sujern, bic Sunfer unb Sßatrijier, bic au§ gan3 anberem fiehm geboten fiub, ol§ mir gctuötjnlidje freie Stinueijer.

c§ lmtnbert nticf) nur, ob er aud) beu Sdjimiadjer bnju cingelnben t)al", bemerfte ber Sdjmieb.

„©laub’ irf) nicht", entgegiiete ber Üorioart. ,,®Inub’

ciitti) nietet, baß ber Sdjumadjer Ijingiuge. Er famt bie 3ur=

Inuben nidjt riedjen! Mein bie übrigen DiatSherru luirb er mieber feft uor feinen SBogen fpauitcii. Unb er mag- nod) lauge mit ihnen fuhnuerfen! ,Sdjmicreu unb falben hilft allenthalben!‘ @8 fall mid) nur lounbern, ob ber Sdjumadjer toirflid) ben Wut Ijat, gegen bie ganje Sippe aiiäugctjen."

„5ffiir luiiffeu ihm ben Wut machen. ®a§ S5*If muß i()in beu Diiitieit beefeu. SBir leben in einer SRepublif unb luä-hlen unferen gnäbigeu §crrit — ietjt loenigflenS nod)!

Sffioljin ioir aber iominen, wenn mir bem 9lbel unb ctlidjen reidjeu ©efdjledjtern ba§ fieitieil übcrlofjen, ba§ fann mau fid) an beu Ringern abjäljlcn. Dein! Der ¡djiuarj* Sdjumadjer ift unfer Wann unb 311111 Sd)iimad)er uüiffen mir ftetjen. 3d) benfe uidjt, baß fid) ber öaron gibel 3nrlaubcii gar 31t feljr auf bcii uäd)fteu W ai unb bie SaitbSgcmeinbe freut."

'* „SBer fommt ba ba§ SRaiugäfcdjeu herauf?" fragte ber Sdjmieb. ,,3d) mödjte itid)t gern t>or allen ienten fo offen über einen 9iat§i)crru reben. Weine gnäbigeu ¡perrcu fönnten 11118 fonjt arg hineinlegen."

„3a, ja, öffentliche übbitte, einen Sußgang ltad) Ein*

fiebelu unb ctlidje Saler für jebcu 9iot8hennfcffel — bamit fiub fie rafdj bei ber §anb, namentlich mit bem lederen!"

„SaS tat’ mid) nod) nidjt fo uiel ärgern mie bic uer=

malebciten roten ober gelben iiapfht, mit bencii fie einen

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cljrüdjeu ¡Bürger jutii ©efpijtte uou Slabt mib Sanb nuidjcit, fo baß man fdjon iu ber gaujcu lieben Sdjiueij uou bcu Suger^appcu rebet!"

„O , beffen braudjt man jtd) balb uid)t mehr jit fdjämcu!

63 lauft jetjt fdjon ein dujjenb bamit herum, uub e3 fieht luftig auS mié in ber gaftuadjt", fagte bei' Jonoart. ,,?(6cr uor bem ba braudjen mir uns uidjt ju fürdjten — er ift jmar and) ein 3urlauben, allein mit ber gefamteu Sippe griiublid) entjmeit. der ¡Barón gibel I;at im gaujcu Strtbtdjcu feinen giftigeren geinb als feinen Neffen ¡¡jeiurid), feit er iljn au3 ber Stabtfd)rei6erfteKe uerjagte. ©itten Slbcub, §crr Oberuogt!"

„danfe, 'JiooS! 2Ber leiftet (Sud) beim ba ©efeHfd)oft ?

»h. ber junge Sdjmieb SBalier. Sinb bie £>errfd)aftcu au3 fiujern uod) nidjt herein?" der junge Wann, ber biefe gragen ftcKte, mar fo jiemlidj nad) ber neuefteu Wöbe gefleibct

— Sd)naHenf#ulje, feibene Strümpfe, ifriiehofen, langer Unter« uub Oberrod mit breiten 9tuffd)Iägen unb fteifen Sdjößen, unter benen bie Spitje eines jierlidjen degenS heruor«

fdjaute. Ülbcr bie fraufen Soden ber blonben Mongeperiicfc maren in Unorbnuitg geraten uub ber dreifpitj mit ber ©olb«

Borte faß fchief auf bem Sopfe. Dbfdjon man in ber däm=

mernng baS ©efidjt u ift genau fehen fonnte, bemerften bod) fomohl ber Üurmmart a(3 ber Sdjmieb auf beu elften ¡Blid, baß ber £>err Oberuogt ctmaS jit tief ins ©las gefdjaut hotte.

„Diein, bie iperrfdjaften aus Sujeru finb ttod) nicht ba", antmortete ffmunjelnb ber SÜBiidjter. „Sejjt (Sud) etmaS 511 uuS her auf bie ¡Baut. 3hr fdjeint miibe, mohl uon Sßalchmyl herabgeritteu, um (Sure lieben ¡Bermanbtcn 31t begrüßen ?

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Die ßujtmcr lucrbcn inoljl gleid) fommen. 91 ber luuS |cib 3()t bcmt lticht 3utlttubcnhof abgefticgen?"

„3dj — im 3uvlaubcui)of ? ©n fcnut 3()v mid) fd)lcd)t, Soo§! ® a müßte mid) mein lauterer ipcrr Oheim gibel crft auf ben Knien um 93erjeil)ung bitten, unb wa§ er meiner yjiutter felig unb un§ Kinberu geftoljlcu hat, mit 3infcn unb 3inie§}infcn erfe^eu! Unb baju werbe id) ihn cljelang jwingen, fo Wahr id) £>ciii} 3urlauben unb wenn barob bie gauje Sippe unb id) mit ihr ,£nibel unb 2ump‘* werben foüte!"

,,©o, fo, ift e§ alfo wirtlich Euer Gruft?" fagte ber Sd)inieb. ,,3d) hob’ baoon munfeln hören. SßoHt 31)r c§

twr bie ©emeinbe bringen ober wollt 3l)r ihn beim ©c=

rieht »erflageu? ®a§ wäre ein ^reffen für ben giirfprcd) Sdjumadjer! $er würbe ben Sarou gibcl I)übfd) nnfreiben;

beim ein Diunbftücf f)at er, wie id) liod) feines gehört."

„Unb 3unbcr brauchte man ihm auch nidjt unterjulegeu!"

lad)te ber lorwart. „Der Schumadjcr h«t üon alten 3eitcn her mit ben 3urlaubeu ein f>üi)iid)en ju rupfen. Ob er nun bie <Sad)c au ber 2anb§gemcinbc ober uor meinen gnäbigen Herren jur ©pradje bringt, jo wirb ber £>err 33aron wenig ftreube baran hoben — wohl aber ber gemeine üDianu. Dod) täufd)cu mich me'ne Ol)rcu uid)t, fo fommt enblid) bie Üiijcrucr Kutfd)c."

Dian hörte in ber la t au§ ber gerne pcitjdjcnfnaU unb bas 'Jiotleii ber Seiber. 9iad)bem bie fd)werfällige Karaffe ben bamal§ noch rcd)t fd)lcd)tcn Sßcg burd) bie fumpfige

* Söanfrott.

(33)

©trccfe äiuifdjcu bcm Einfluß unb 9lu3fiuß 'bcr Sorjc fjiutcr [ich halte, griffen bic öicr fräftigen Pferbc bcr Sefpannuttg mnntcr aus. „Scjjt gel)t’S !" rief eine fröi;lid;c ßnabenfiimmc auS bem offenen 3Bagcnfd;Iag. „ , ©corgc — uod) fchucller, baß loir balb jurn ©roßpapa fotnmen!"

„Ober auf biefem elenben SÜBege umtoerfen!" fagte eine angftlidje grauenftimme. ,.§err oon öalbegg, habt bie grcmtb= • Iid)fcit, ben Üieitfned)ten 31t befehlen, baß fie mit größerer

¡Borfidjt fahren."

„©erciß, gmibigeS gräulein, ich luerbc auf 3()reu SBunfd) fofort bie geeignete Eontrcorbrc erlaffen, obfdjou id) eigentlich tuirflidj nicht glaube, baß eS auf biefem tupfebeuen SBcg gefährlid) fei." Unb bcr §err TOeljcr oon ©albegg gebot ben fi'nedjten, bie geftiefelt unb gefporut auf ben ©attelgaulcn faßen, in ©otteä Siamen im ©d)ritt ju fahren.

„Sejjt geht eS ja gerabe wie 31t einem Begräbnis", fiagte bcr $uabe. „Sich, maS ift eS boch für ein ilreuj, mit Samen reifen 311 muffen!"

„©djämc bidh, $onrab!" mahnte bie ©timmc bcr ÜJiullcr.

„S ic erfte Pflicht tion ifaoalicrcn ift cS, fid; ben Sßnufdjcn bcr Samen anjubequetneu, ohne eine DJiicnc 311 oerjiehen. ®iltc bas gnäbige grüulciu ©egeffer rcdjt fdjön um SBerjeihung!"

©cm gemährte gräulein ©egeffer beit in jtcrlidjcu fran=

3ofifcheu Sorten erbetenen parbon. Sann fagte fie: „ES ift ja ein Sßergnügen, in gemüd)lid)er gahrt ben lieblidjeu Seii3= abenb 31t genießen. ©d;au, mie fdjön ber ©ee im Sümmcr=

fdjein baliegt! Sie Sichter beS ©täbtdjcnS jittern barin mie in einem ©piegel. Ser SKigilulm ift uod) jictnlidj hell, unb bort, ganj hinten, funfelu bic ©Ictfdjer im lejjtcu Slbenbrot."

(34)

24

„iöiia für ¡Berge finb e3, Warna'?" fragte eine jrocite Stnabeuftimme iu einem etroaS gemeffeneren tone aI3 ber muntere fionrab gerebet hatte. „Wau fieljt biefe (Eiäberge

»ou Sujern au3 nidjt."

„®5 ift bie Jungfrau, ber Wöndj unb ber (Siger im

®erner Cberlaub, ¡Beat", antioortete bie Wutter. „Unb fiubeft bu nidjt, baß and) ber Diigi »on hier aus fdjöuer ift?"

„VMe fannft bu fo maS jagen, Warna? 3n Sujern ift überhaupt alles »iel fdjöuer. Unb bort ift ber $ifatuS fo nahe unb »iel höh«!" rief ganj entriiftet ber Keine iiourab.

„Siecht fo, Vetter", lobte ber Sutifer Wet)er oon Vaibegg beu finaben. „Sujern über alles! 3n 3ug fann nichts mit Sujern »erglidjen roerben — höd)ftenS bie gamilie 3ur=

laubcn, bie, tua§ Shthtn unb ülbel angeht, mit unfern befteu

©efd)(ed)tern fid) meffen barf." ®iefe 6infd)rtiufung mad)te ber 3unfer, inbem er fid) gegen bie Wutter ber beibeit iinaben, bie altefte todjter gibel 3urlaubeu§, gebührenb »erueigte.

„©fönen $anf fiir ba§ freunblidje Kompliment, ¡jjerr Vetter", ermiberte bie ftattlidje Same. ,,®od) ba finb mir ja fd)on am Ülabad) unb bei ber ©t SiifoIauSfapeUe. ©leid) fommt bie Vorftabt. ® a mirb meine gute Suife geroiß nichts bogegen hoben, baß roir in einem etroaS herrfdjaft*

lidjereu tempo burd) ba§ ©täbtdjen fahren."

Ser tleinc .ffonrab roartete bie 9lntloort nid)t ab, fonbern rief, fid) roeit au§ ber iiutjehe lehuenb: „©eorge! ©hartes!

£>ii! ®ie 3>igcr foKen fel)en, loie bie Sujerner fahren!"

Unb fo bornierte bie fiaroffe unter SJkitfdjenfnalt über ba§ fcijlechte Vfiafter ber Vorftabt biä h«rt an§ Vaarer £or, roo fie auf ber ©rabenbrüde fo plö^lid) anhielt, baß bie

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25

Damen jiir größten ^reube be§ Keinen ffonrab ben gegen»

überfifceitbtn Knaben mit lautem Slngflnif bei einem ¡paar auf ben Sd)oß gefiogen mären.

„2Ba3 ift beim ba§ für eine Fahrerei? Da fott benit bod) ber Slitj eudj Gfel nu3 ben Sätteln fdjlageu!" fdjrie ber Sunfer uou Salbegg in fräftigem Sd)iucijcrbeutfd) ben 'Jieittnedjten ju ; bann fliifterte er im felbeit Atem für bie Damen eine franjöfifdjc gutfdjulbiguug.

„galten ber £>err Snnfer 311 ©naben", entgcgnetc

©eorge öoit feinem Sattclpfcrbe, „aber biefe . . . 3ugcr haben il)r Üor uu§ üor ber 9fafc gefdjloffen. §>cba! Auf, auf, oberrt — !"

„Ober roa§?" brummte ber „9?ote 2ubi", bie fdjmercn lorfliigel langfam öffuenb. „D u miüft biefer frommen Stabt bod) nicht ben Krieg erflären? 9Jad) bem Reglement uufereS gefirengen 9iate§ finb bie lore nad) Setglorfeujcit ge=

fd)Iojfeu 1111b tuerben nur auf l)öflid)e Sitte unb gegen ein el)rlid)c3 Srinfgelb geöffnet."

„D a hot 6r fein Sriufgelb!" rief bcrSunfer boit Salbegg unb marf bem Sonoart einen holben ©idben ju. „3e|t aber holte 6r un8 nicht länger auf. Voran, ©eorge!"

„©ebulb, ©ebulb! 3dj muß bem §erru ©roßmeibel

* morgen berichten, men id) ju fo fpäter Stunbc in bie Stabt einließ. Deshalb laßt mich crft bie Saternc aujiinben, baß , ich bie hoi)en £)errfd)nfteu feheu fann. 9We§ nad) meiner

gnäbigeu Herren geftrcugeni Sefchl unb Dieglement."

„Da§ ift bod) toohl nicht notioenbig, 9ioo§. 3d) benfe 3h1' fenut midE), bie Üodjter bes Saron §ibel Surlauben —

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„Chère cousine, ici; fcunc (Sud) nu ber Stimme uub miQ gern bent getreuen SÜBiidjter bicfer Stabt fût Sud) 33ürgfdjnft ieiften, wenn 3h* eine folcije aus bem ÎDÎunbt beâ iit aïïerl)ôd)fte Ungnabe gefallenen Çieinj ^Urlauben anjuuetjmen geruht. ®arf id) Sud) hier bie ijpaub fiiffcn uub Suer Ijolbeâ üntlijj feljeit, ba ja bie îorlaternc nun gliirflid) brennt? Ma foi! SäHe eine Königin thront 3hr im SBagen ! Unb bie beibcn iungeu £>crrn finb wotjl Sure Sprôfjliuge? Uub bem ebetn gräulein Ijabt 3hr wol)l bie ©iite, rnid) ôorjufteïïen ? ü (), ber gunter Don '-Balbcgg — mein Äompliment ! 2Ba§, fiißeö 5Bä3d)cn. uidjt einmal einen .fmnbfufj wollt 3h 1' m' c gewcitjren? Unb id) bin bod) eigenê an§ Stnbttor gefommen, uadjbem mir Sure Sdjwcfter 33erena öor einer halben Stuubc bic îiire wic§, weil, weil, haljalja, weil fie mid; für gar ju ,gcift=reidj‘ erllärtc. Allons, ma chère, gebt mir ben ftriebenäfujs!"

„Sdjümt Such, 33ctter §einrid) ! 3u welchem 3uftanbc feib 3hr wicber ? ©cl)t hf'm unb fdjlaft ! DDinß man glcid) unter bem Sore beâ üßaterftäbtdjenä au Sud) biefe Sd)anbe erleben !" rief empört bie grau Sd)n>)bcr üon SBartenfec.

„über ®iama, was bift bu benn fü bö§ mit bem Manne, ben bit 93ettcr nennft?" fragte bcr Keine iîonrab. „S r fiel)t ja gauj fröl)lid) au§. 9iur ift feine Pcriicfc etwas jerjauft uub ben £>ut hat er ücrgefjcn abjunchmen. 3d) will ihm bodj bic £>anb geben." Unb ber iînabe firedte bem 33ejed)tcn trcuherjig feine 'Jicdjtc hin. über beuor •heittrid) 3urlauben fic ergreifen tonnte, fafjtc grau Sd)ut)bcr uon 3Barteufcc ben

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Arm ifjrcä Knaben uub jog itjn heftig jurütf. „(Sr foli ßud) uidjt berühren — in bem traurigen 3uftanbe, in bem 3I;r feib.

F i donc! ©c()t I)eim llllb fd)Iaft au§! SBie lauge halten mir beim uodj hier ?"

»Sjeirn? heim? £>ahaha! F i donc, gibcl! Der hat mich fo gemad)t! Aber ba§ ift ein guter ©prud), ben tüill id) mir merfen: F i donc, Fibel, i>al)ni)a! ®ic Verena hat mir bie SLüre geiuiefcn, uub bie ®iargret=Kathri luill uidjt erlauben, baß ihr ©iibtein feilt ipäubdjen burd) eine Veriihrung mit mir bcfubcle! ©ut, gut. Aber mir luoUcu balb mit biefem §ciligctt F i donc, gibel ab*

rechnen! SBo gehen mir ¡etjt hin, 11111 auSjufdjIafcu? 3d) habe feinen ©djlnf! Kommt mit, i'ubi, uub 3hr, ©djmieb SBaflcr, in bett Sfßibber. £>ab’ tiod) ettidje SißrcS im Vcutcl 1111b barüber IjittauS Krebit genug. 9Jiuß mir beit füßeu 9!ad)gefd)inad biefer fauren '-Begrüßung au§ bem Diunhc loafdicii! Kommt, fommt, fdjließt bie Vubc! S§ ftichtt Ijcut nacht niemanb bic guten 3uger. Suftig! ©ingt mit:

gibcl, fi donc! F i donc, gibcl!"

©0 fdjmanfte ber Cbcruogt »on SBaldjmi)! jmifdjeu bem

„Sioteit Stibi" uub bcin ©djmieb iöMcr hinter ber raffclnben Karoffc her bic Dfeu-Öaffe hinauf, mit Reiferer ©timmc feinen ueuerfunbenen Kampfgefaug „F i donc, gibet" nad) ber Diclobie eines ©affenhauerS fingenb.

3njH>ifd)en hatte bie Kutfdjc ba§ Cbcnupler 2or erreicht uub mar am Fraueuftciu Boriibcr in ben engen SBeg ein»

gebogen, ber jmifdjcn ©iirtcit uub ¡Kiefen nad) bem 3ur=

taubeuhof führte, ©olaitge bie 'Jiciber über baä SJSffafter

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rollten, Ijaltc man nid)t reben föunen; iej}t beeilte fid) grau uon ÏBartcnfce, ein SBort ber Stitfdj ulbtgung jn fagcit.

Ser 3unfer uon iöalbegg fanb e§ ganj faöaliermäfeig, bafî man eine glofdje jnoiel leere, nnb bat, ber ¡Bagatelle nidjt meitcr )u gebeuten. 91 ber Suife ©egeffer wollte eine foldje Freiheit ihrem jufiinftigen ©cmal)l, nämlich gerabe bem Sunfer uon Valbegg, nimmermehr geftatten. „SSkuu ba§ mirflid) 6uer laje§ Urteil märe nnb nicht üielmehr eine freunblidje 6ntfd)ulbiguug eines nahen Vcrroanbteu unferer lieben grau uon Sffiartcnfee, fo »würbe id) mein nie nnb nimmer mit bem (Siieni Uerbinbcu, mon cher François!'

„llnb bann faille man fid) bod) nid)t fo meit uergeffen, t)or ben 9lugen beS gemeinen Röbels bie 6hrc t'>"er hod)=

geborenen gamilie preiSjugebeu", fenfste bie ältere ©chroefler 9lmalie. „91 ber, mon Dieu, heutzutage muß eben jebeS abelige i)au§ feine bête noire hoben ! Sa§ alfo ift ber beriid)tigtc Jpcnri ^Urlauben, uon bem id) fdjon ju §aufe fo Diel Un*

angenehmes hävte !"

,,911m, fo fdjlimm ift er uid)t!" »erteibigte grau uon ayortenfee ben Vetter, „©oliber follte er fein uub fid) nidjt mit allen geinben nub 'Jieibmt meines Vater§ einlaffen. @§

ift ein ßleub mit ihm! 9lber er hot mtd) feine oorjiiglidjen 6igcnfd)aften."

„SBarum »uotlteft bu benn »lidjt, baß id) ihm bie Öanb reiche,• Warna? 6r fah mich fo brollig au", fragte iïonrab ; aber ber ältere ¡Beat gab ihm jur 9lntmort :

„3Ba§ bift bu bumm! ©ohft bu bert^ nid)t, baß er be=

trunfen mnr?"

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„Be — aber nein! 2>a3 tun ja nur bie Stallfnedjte uub au ber ,iiilbi‘ * bie Bauern!" fogte entriiftet ber fileine.

„Seiber tun c§ aud) bie Iperren!" ertoiberte bie Mutter.

„55u fottft aber niemals alfo meinem §erjeu ffuminer be=

reiten uub beinen ebeln Damen fdjänben. 2)od), bn fteijt ja ber liebe alte 3urIoubeni)of, unb e§ ift 3eit, Beat, bafi bu bid; auf beit franjöftfdjen Sprud) befiunft, womit bu beit

©roßpapa begrüßen mirft."

„0, id) bleibe t;offenttid) uid)t flecteit! 9lber märe e§ nidjt beffer, ifuoiti würbei^n Ijerfagen? Er fantt iijn gerabe fo gut."

„Dein, bu wirft beu Baler begrüßen. ®u bift ber 'jiltefte uttb follft enblid) beiite Blöbljeit überwittben lernen", eutfdjieb bie Mutier, wäfjreub iioitrob bem Bruber Mut mad)te: „3<h will bir helfen." Sann fdjaute er mit großen Üugcn nad) beu bell crtcudjteten fjeufterii bc§ alten Bttrg^

häufe?, beffett hoher ©iebel jenfeitS be§ ffiortenS bunfel in beu Dadjthimmel hineinragte. „Das alfo ift bie 3»irianben=

bürg", fagte er faft aittäufdjt. „Dun, id; will fie mir morgen bei Jage befehen. 3e£it fdjeint mir tinfer SBartcnfee niel größer; nicht einmal Sfirme ¡ehe id), uttb bie gehören bod) wohl 31t einer redjteit Burg!"

M it einer rafdjen SBcnbung rollte bie iiarofje burd) ba§

herrfd;aftlid)c Sor in ben gepflaftertcn Burghof uub hielt tior ber Steppe, auf bereit oberften Stufe Baron gibel flatib, um bie ©äfte 31t begrüßen.

* ftir$hieit)e

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3it bem fteifen StaatSrode, ben er jeljt trug, mit ber mâdjtigen periide — grand folio ! — , bereu fein geträufelte, braune Soden auf bie breiten Sdjultern 'herabwallten, mad)te ber ftattlidje fÇiinfjiger einen ganj anbcrit Ginbrud als in bem fdjlidjten §au§geiuanbe, in bem wir ihn juerft im

©arten erblidten. 3e|}t mar er ber »grand Seigneur“ , wie er, Don .ffiinftlerijanb gemalt, heute nod) au§ feinem Porträt un§ ftolj entgegenblidt \ ®aS lcingIici;=ouaIe ©efidjt mit ber gewölbten Stirn, ben hodjgefdjwitngencit ¡Brauen, ber feiu=

gefdjnittenen, mäßig gebogenen Dîafe unb bem wohlgeformten DJitmb ift uoQ Kraft unb männlidjer Schönheit; bod) läßt bie etwas Dorgefd)obene Unterlippe unb baS fräftige Kinn auf eine gute ©ofiS Eigenwillen fließen, unb biefc Augen tonnten wofyl fait unb ftolj bliden. Setjt aber, ba er bie Verwanbten auS Sujern begrüßte, leuchtete fein 93lid in heller Freube unb ein freunblidjeS Sädjeln fpielte um bie Sippen.

3)aS rote Qiadellidjt gab ben burd) Kränflidjfeit gebleichten ,3iigeu loanneS Seben, fo baß er in ber immer nod) ftrnmmen §altung beS ehemaligen franjöfifdjen £)auptnianuS mit bem blifoenben SubwigSfreuj auf ber ©ruft nod) bei guten Kräften unb um Diele Safjre jünger 511 fein fdjien.

£>od)crfreut rief ihm beim and) feine îodjter auS bem Sßagen 51t : „Vater, wie gut Shr auSfeljt! ©ott fei $)anf ! 9îad) bem letiteu Vriefe fiird)tete id), baß ber letyte An»

fall

„N ’est-ee pas — ma chère? Atlante l)at wieber übertrieben?" antwortete ber Varon, bie ïreppe h*nab- fteigenb uub nu ben SBagiiifdjlag tretenb, ben ber alte griebli, ber Seibbiener, mit allem 3tremonieU öffnete. '

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Suerft begrüßte ber §au§ljerr feie Sdjmeftern feiner yueiten grau, bie gräulein Segeffer, bann ben Sruber feiner feligen ©emahiin, ben 3nnfcr üon 93albegg. mit ber ganjen ÿeierliffeit ber bamaligen Sitte, obffon er babei luieber*

holte: ,Sans façon! sans étiquette— s’il vous plaît!*

Santi reifte er feiner chère Catherine bie Çrnitb juin iîuffe.

„Unb jetjt müßt 31)*' and) nn§ begrüßen, cher grand- papa!" rief nun nngebnlbig, meil tuait it)n fo lange über«

fai), ber Reine iîourab. „ S a S heißt, mir tnüffen (Sud) be=

grüßen. Wein ¡Bruber Seat roirb (fitrf) eilten sermon halten, fobalb mir aulgeftiegen fiub. Mon Dieu, mie lange roirb ba§ bauern, bi§ biefe Santen mit ihren fdjrediifen Üobcu ben äBageu öerlaffen !"

„Sieh ba, meine lieben ©ttfel non SBartenfee!" rief

¡Baron fyibel, beluftigt burd) biefe ÏBorte be§ frifdjen iiitabcn.

„îlber bu uimntft mein sans étiquette bod) etma§ gar ju loBrtlif. Cependant — feien mir foufequent ! iioiutn, kleiner, i f he&e b if nor beit Samen heiauS!" Somit ftellte er ben Knaben auf bie nnterfte ïreppenftufe unb neben ihn beffen ¡Bruber. Sann Ijalf er bein älteren gräulciit Segeffer au§ bem SBagen. Ser Suitier üon ¡Balbegg faßte feine ¡Braut jicrlid) an ben gingerfpitjeit unb bat um bie

©nabe, fic herau§heben ju biirfen ; bodj leidjtfiißig fprang fie j f on felbft auf ben ¡Bobeu, unb gratt üon Söartettfee folgte ihr auf bem guße.

»Sejjt, ¡Papa", fagte fie, „laßt ©ud) enblif meine beiben

¡Buben »orfteMen. 9Ba3 freut e§ ntid), baß id) 6ud) fo tuohl fiitbe! gaft fürchtete id) nach bem lebten ¡Brief, G u f im iîronïeitâimmcr jti treffen. 3h>' feib immer ttod) ber ftattliffte

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Mann her Sdjloeij. ifchter ber Sujerncr Herren fanit fidj mit (Sud) mtffen. 9lun, iiiubcr, fommt unb begrüßt ben ©roß*

papa!"

Sie beibcn fiuabett nahmen alfo bie Keinen breiecfigen

£riite unter ben Hinten 9hm, briicflcn auf ben ©riff ihrer Segen, fo baß biefe genau loagredjt 311 flehen tarnen unb bie fteifeu rofaroteu 9iocffd)öße in bie £)öl)c hoben, legten bie Dicdjte auf bie gefältelte SBruftfiaufe unb madjteu itad) allen Siegeln fraujßfifdjer Soffitte eine tiefe breifad)e Bcr=

beugung. Sabei bliujelte ber fleine ifonrab fdjelmifd) bie 9}lutter an, loähreub Beat uor lauter 9lnfregung ben 9lnfang beS franjöfifdjen SprudjcS nicht finben tonnte, ben er fid) bod) fo gut eiugeprägt halte.

„Bon! Tresbien! Parfaitement!“ rieffdjmunjelubber Baroit. „S ie Bcrbeuguug ift genau fo, tuie id) fic am fpofe 311 BerfailleS fab! 3uft fo hielten bie töuiglidjcn Priujen bei ber großen Eour ihre Segen. Parole d'honneur! SaS haft bu beit iiuaben Dortrefflid) beigcbrad)t, liebe Sod)ler."

Sujtuifdjcn halte ifonrab bem ©ruber bie erfteu 9Borte feines SprudjeS jugefliiftert, unb Beat brachte mit einigem Stocfeu unb Stottern bie paar SäJje gliictlid) 31t (yube, ohne baß ihm bie Mutter uad)helfeu mußte. „Bien, pres- quu parfaitement!“ lobte ber ©roßontcr. „(£S ift gut, baß bu beit iiinbern frühzeitig grausöfifd) beibringft, 9J?argret=

ifathri! graitjöfifch ift uns faft nötiger al§ nufer Sd)meijer=

beutfd). S ic arme Sdjioeij bietet ihren Staatsmännern als Sohn mehr 9lrger beim greube. Bebaute faft, baß id) in bie £>cimat juriieffehrte. grattfrcid) ift Bantbarer; cS fdjeufle unferer gamilie mit üoHen Rauben Siuhm unb ©olb."

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33

t

„Nun, bie Surlouben gaben alljeit iijr iperjblut bafiiv.

Unb ba§ Ijalte id) bod) für Wertooller al§ fraitjöfifd)e§ ©olb.

älMe ge^t e§ meinen lieben Vriibern?" fragte bie 2od)ter be§ VaronS.

„Vortrefflich! Sie machen nnferem Namen @1)« ", ent»

gegnete mit Stotj ^Urlauben. „©erolb Fibel ift iejjt itanpt*

mann in 2ifle; piacibuS uitb Dtubolf finb in Verjaille§ unb flehen bei ipofe in h°her ®unfl. VieKeid)t jiehe id) in meinen alten Jagen nod) 511 ihnen, wenn e§ mir bie Suger ju arg machen."

,,3d) mitt and) fransöfifdjer ©arbeoffijier werben!" rief ber fleine Konrab, jntraulidh au beu ©roßoater heraulrcteub.

„Unb bann öerbieue id) ebenfalls ba§ golbeue Kteuj auf Eurer Vruft ba. 3d) fentie ei; e§ ift ber S t SubwigSorbeu. Unb bann lauft mir bie DJtutter eine fo große Verfiele wie'bie Eurige, uitb id) bin ein ebeufo großer Seigneur!" ©abei warf fid) ber Kleine in bie Vruft, baß alle ladjenb Veifall flatfdjteu.

• „T u ntagft ein ,Seigneur* werben unb fran^öfifd) par*

liereti", antwortete faft geriugfdjcitiig auf beu jüngeren Vruber herabblidenb Veat, „id) will ein Sdjweizer bleiben unb ein i'ujenter 9iat§herr unb Sd)ultl)eiß werben."

,,9lud) ba§ ift gut", lobte ber Varon. „Sßenn wir and) Ehre unb ©olb Dom König 0011 Fraufreid) erhalten, biirfen wir boch bie liebe fpeimat unb ihr Sefte§ nie ttergeffen, felbft wenn fie unS mit Unbanf lohnt. 3et;t aber ift e§ 3eit, mein fiinftiger Seigneur unb mein bereinftiger hodjlöblidier Sdjultheiß, ebeufo mein liebfter Sdjuuiger unb meine fd)öucn Sdjroägermuen" — fid) uad) allen Seiten Derneigenb —

S l M l t m n n n , ® e t f d j l o o r j e e t i w m n d j e r . 2 . H i i f l . 3

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„baß mir enblif ba§ §au§ betreten imb fetyen, wa§ meine liebe Softer un§ ®ute§ bereitet hot-"

®amit reifte er ben beibeu gväulein ©egeffer, ber älteren ben reften, ber jüngeren ben linfen 91 rm, bat ben © f mager Uüii Salbegg feine grau uub Softer ju führen, hieß ba§

gitfclpaar vorauf marjf iereu unb betrat fo mit feinen ©äften bie Ijell erlenftete ipafle.

£)ier trat ihnen 9ltlante entgegen, melfe bie 9lnfunft ber ffutffe n ift gehört Ijatte. Subelnb fiel fie ber älteren

©fmefter um ben §al§ unb rief: „SBie gut, baß bu auf meinen ©rief gefomtneu bift! Unb ba§ finb alfo beine lieben Suben? 2er fleiuere hat ein ref te§ Surlaubeugefift, aber auf ber größere bot bie 2lugen uon bir. SÖiflfommen in 3ug auf bem Surlaubenhof!"

Kourab wollte n ift reft glauben, baß ba§ blüijeube DJiäbfeu feine Saute fei: „® ie fieljt aber ber Saute

©onnenberg in ihijern mit ber großen §ornbritle gar n ift äljnlif! Unb wo ift ber 9iibifül mit bem Suierjeug am Slrme? ©eit, bu bift feine riftige Saute. 9®a§ meinft

bu, ©eat?"

„©ie fann e§ uieüeift fpäter merben, wenn fie einmal fo alt ift mie bie Sante ©onnenberg unb wenn fie uns oiele Secferle ffenft", meinte ©eat, ben Socfenfopf bebäftig miegenb. „SBie heißeft bu?"

„öfter Mitlaute."

„ffiie fomiff ! Qsfter — ba§ ift ja jiib iff, unb 9Itlante — ba§ ift ba§ große © uf mit Sanbfarteu! 3 f glaube, mit einer fo fomiffen Snnte gibt e§ hier ein luftiges iebeu!"

rief fiourab.

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„Stnüo, mon petit Seigneur!" iadjle bcr SBoron, ber feine greube tut bent muntern Snfcl batte, „©anj redjt — ein InftigeS Seben! SSMr motten jufammcn eine fröhliche Cfteriuotbe feiern. Möge fein 5)lijjton liniere grettbe ftöreu!

Stticmte, führe bie bt>d)üereijrten §errfd)a[ten auf ibre 3immer!

©ogleidj mcrben mir ttn§ bei einem befcbeibenen 9lt>enbeffeii luieberjeben."

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S r it te ä Ä a p ite l.

S h ttm

3

«id?cit.

Sie Mahtjeit würbe im großen ©aale eingenommen.

Xie finabeii fcfjielteu fleißig »on ihren Settern narf) ben SBonbmalereien, bie ben Siüttibunb uttb onberc ©jenen au§

ber ©djweijer ©efd)id)te barftetiten, fowie nad) ben jal)Hofen

@nge(djen on ber Sede nnb ihrem fröhlidjeu ©picl mit allerlei ffiilb nnb ©eflügel, 2Baffeu nnb SBerfjeug.

„3i;r fönnt cud) ba§ morgen aUe§ bei Sage bcfchauen, nnb 'Mante foU eu<h bie Berfe uortefen, bie bariiuter flehen.

3etit biirft i^r mir ob ben Malereien bie guten ©adjen iiidjt bergeffen", mahnte ber ©roßpapa. 9U§ aber ber9iad)tifd) aufgetragen mürbe mit bem füßen ©ebiirf „.fiüd;Iein uub firapfen", ba braudite e§ feiner Mahnung mehr jum (fffen.

9iod) burften fie au§ feingefchliffeiicit Beliebiger ©läferu auf ba§ Jßohl be§ ©roßpapaS unb ber 3urlauben trinfen, bann brachte fie bie Mutter in ihre ©djlaffainmer; beim bie @r=

miibung ber 9ieife mad)te fid) gelteub. Srotjbem mußten bie iinabeii fnienb ihr gewohntes furje§ 9iachtgebet »errichten, el)e fie fid) nieberlegten; bann ^iber fd)liefeu fie ein, uod) mähreub bie 9)iuttcr ihre lueißen 23ettdjen mit SBeihbrunit befprengte.

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37 i

'Miaute mar ber Sdjwefter nachgefchlidjen imb erwartete fit öor bem Zimmer ber Knaben. „9Jiargret«Kathri", jagte jie leifc, „bitte, erlaube mir, baß id) mid) ju bir au beiti

$ett jdjleidje, jobalb bie ©äfte fid) jur 9iu()e begeben haben.

3d) muß mit bir reben, beuor bu morgen allein mit bem '¿toter jujammenfommft."

„Sßon iperjeu gern! ift bodj nichts Schlimmes?

Sdjon unten bei ber Segriißung las id) e§ in beinern Auge, baß bid) elwaä briidt. Sejjt fdjon ungliidlidje Siebe?."

„Mein, nein — e§ fianbelt fid) um ben Sater uub uidjt um mich. Unglüdlid)e Siebe! 28ie faunft bu jo reben? ® u weißt bod), baß mein £>erj jid) uad) grauen*

tljal je()nt."

„Mad) bem Äbtiffinflabe ber jeligeu 2ante Urjula!" jdjerjtc bic ältere Sdjwefjer. „Sdjatf, warte nodj ein $aar ^ährdjen, bi§ ber Dfed)te erjdjeint; bann fommen bir ganj ooit jelbjt anberc ©ebanJen. Aljo ich Ijarre beiner, uub jollte id) ein«

gejdjlafen jein, jo barjft bu mich weden."

grau Sdjntyber »on Sffiartenjee jtetlte jid) an ba§ ojfenc Jenjter il)re§ Sd)[afjimmer§ uub blidte jinnenb in bie tnilbc ftrühtinginadjt hinaus. $er TOoub ftanb hoch am £>immel;

jenjeiti ber noch fahlen Saumfronen be§ ©arteni ergläujtc ber See in feinem Silbcrlid)te. ES war ein jauberhafteS

®ilb ooll 'Jfuhe uub grieben. ®ie Stimmen im §aujc waren oerflummt; baS piätfdjeru beS Springbrunnens ließ bic Stille ber Macht nur nodj mehr empfinben, unb bod) jüfj'tc fidh ihr £>erj beängftigt.

„ES wirb ber uujelige Streit jWifdjen bem ©ater unb bem unwiirbigen Setter ipeittrid) fein", fagte fie fidh unb

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38

ließ in ©ebnufen bie traurige ©efd)ichte biefeö gamilien*

jmifteS an ihrem ©eifte Doriiberjiefjcn.

Unter bent ©roßüater hatte baS ©ejdjleft ber 3urlauben feinen ©lanjpunft gefehen. Sßie ein chrroiirbiger V fltr'ar(h Ijatte ber bieberc 6belmann im Greife feiner 22 Kinber ba=

geftanben unb mar roeit über bie ©renjen beS ¡peimatfantonS hinau§ geachtet unb uerehrt morben. Sind) fein ältefter ©ol)n, gleid) ihm Seat 3afob genannt, mar mie feines SlamenS, jo aud) ber Gürbe feiner (?hreu unb Sugenben. grau öou Sößartenfee mar 21 Sahre alt, als berfetbe unter allgemeiner SanbeStrauer 31t feinen Sätern in bie ©ruft jit ©t CSroalb gefeuft mürbe, ©eine geiftlidjen ©rüber, ber gürftabt SßlacibuS üou DJhtri, ber 9lbt ©erolb Don 9lheinau, ber Keflermeifter Submig oon SEßettingen, ftauben trauernb am ©rabe ©ent SafobS II. SRit ihm fdjien ber 9fubm beS ©efd)ted)tS 31t tobe getroffen; fein ©ot)n Heinrich mar nod) minberjährig unb jeigte roeitig Anlagen, meber als ©olbat nod) im ©taats=

bienfte, ben alten Sorbeeren ber ^Urlauben neue beijufiigen;

im ©egenteil ließ fchon bamalS übergroßer Seif tfinn ©flimmcS befürchten. 63 gefdjah beShalb mit offener ober bof ftill=

ffmeigenber 3uftimmung aller anbern ©ermanbten, briß ©ent SafobS iiingfter ©ruber, gibel, fid) 311m Raupte ber gamilic aufmarf. 6r ffien baju oortrefflife (Sigenfcfiaften ju bcfijjen.

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feheu. SOlit AuSjeifnung hatte er in ber ©arbe SubmigSXIV.

gebient unb mar als SRitter beS SubmigSorbenS in bie Speimat juriidgefehrt. ©djoit 1708 mar er bann öon ber ¡Regierung als Sanboogt in baS iRheintal geffidt morben. ©eit 1709

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Sie hatte ihn nur heimatlos gemacht, aber das wuBten weder sie noch Mathieu, Nicht einmal jetzt wuBte er es, und nur ganz heimlich tauchte dann... und warm eine Ahnung

Schon vor nahezu hundert Jahren machte Richard Benz darauf aufmerksam, dass man aber insbesondere der Interpretation der musikali- schen Inhalte mehr Beachtung schenken muss, weil

9: Die Opfer sitzen gebeugt und den Kopf trübselig in die Hände gelegt auf dem Boden), Schuld auf der Mutter- (Abb. 3: „Hätte ich sie nicht mehr schützen kön- nen?“)

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