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Die Zukunft, 13. October, Bd. 33.

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Berlin, den Iz. Oktober 1900.

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DeutscheReligion?

Mer-Gedanke einerdeutschenNationalkircheistimneunzehntenJahrhundert oft aufgetauchtinVerbindungmitseparatistischenBewegungenunter dendeutschenKatholiken. ZuerstindenzwanzigerunddreißigerJahrenbei GeistlichenwessenbergischerRichtunginBadenundinSchlesien,die den Cö- libatunddielateinischeKirchenspracheabschaffenwollten. Dann in den vier- ziger JahrenbeidenDeutschkatholiken. Endlich,alsderKulturkampfin VerbindungmitderProtestbewegunggegendasBatikanischeKonzildieAn- näherungeineserheblichenTheilsderKatholikenan dieProtestantenzuver- sprechenschien.Dann hatderGedanke eineneue Formangenommen. Der FriedensfchlußBismarcks mitderKurievermochtewederdiekirchlichennoch die nationalen Gegnerder»Römlinge«zuversöhnen,unddaRichard Wag- nerdie GötterderEddazuneuern LebenaufderBühnewiedererweckthatte, bemächtigtensich ihrerdieRomfeindeinderHoffnung,mitihnenweiterzu kommen alsmitdem»reinenEvangelium«.DergleichzeitigtobendeAnti- semitismus begeistertezuethnologischenStudien;man bewies,daßdie Arier nichtvom DachederWeltherabgestiegen,sondern imEisedeseuropäischen Nordenszuredelsten RassederMenschheit gezüchtetworden seienunddaß ihnenallesAsiatischenur Verderben gebrachthabe; besonderswurdedasAlte Testamentfüreingrundschlechtes,durchunddurchunsittliches,demgerma- nischenGeist widersprechendesBucherklärt. Jn Beziehung aufdasNeue Testamentspalteten sichdieMeinungen; währendesdieEinen dadurchzu retten suchten, daß sie Jesu arischeAbstammung nachwiesen,begründetendie Anderen NietzschesVerdammungurtheilüber die»Sklavenmoral«mit Jubel.

Allediese RichtungenundStrebungen flossen,gehoben durchdieExpansiow Versuchedesetwas zukleingerathenenneuen Reiches,zueineralldeutschen Bewegungzusammen;undwiehundertJahre vorherdieReaktiongegen das

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inWeimar gepredigteklassischeHeidenthumvielebedeutendeGeisterinsMittel- alterundindie alteKirche zurückgeführthatte, so führtejetztdieOpposition gegenJudenthumundrömischesChristenthuminsgermanischeHeidenthum zurück.JmDeutschen Reich sah sichdieBewegung auf das.literarifcheGe- bietund aufengeKreise beschränkt,inOesterreichaber,woesderkatholische Klerus mit demSlaventhum hält,gewannsie politischeBedeutung,indem dieErneuerungalterVorstellungendurch neu-alteWortgebildeeinBand um die,,Völkischen«schlang,dasdurchengerenZusammenschlußder Brüderund schroffeAbsonderungvondenübrigenParteienihren Bund stärkte.Wenn siemitderLos-von:Rom-Bewegungvorläufignur bisindenProtestantis- mus oderAltkatholizismusgelangen, so betrachten sieDas alseinenNoth- behelf,zudemsie greifen müssen,daihre arischeodergermanischeReligion noch nicht soweitfertigist,daß sie gepredigtwerdenkönnte.

HistorischgebildeteMänner haben sichvonsolchen Versuchenniemals vielversprochen.NeueReligionenwerden nichtinBerathungzimmernge- macht.DieNaturreligionen sind allmählichgewordenundDichterundKünst- lerhabendenGötternihre faßbaren Gestalten verliehen.Diedreimissio- .nirenden Weltreligionen sind SchöpfungenderdreigrößtenreligiösenGenies

derMenschheit;mitdieser Wendungwillichkeineswegsdenallergrößtenund wahrhaft göttlichenMenschenzumGenossenvon BuddhaundMohammed herabdrücken.AlleDreihabenindenVölkernihrer ZeitendieElemente ihrerReligion vorgefunden,aber ohne ihren Schöpfergeistwürde derStoff nichtzumweltbewegendenGebildezufammengeronnenfein· LutherundZwing- lihabenbekanntlichnichtdaran gedacht,eineneueKircheodergareineneue Religion stiftenzu wollen. Ueber denUnrath,den der trübe Strom desVölker- lebensaufgehäufthatteundworin derGeistdesEvangeliumszuersticken drohte,hatteman seit Jahrhunderten geklagt.DieZeitumständebrachtenes mitsich,daßein paarkräftigeSchlägeaufdie mitdemKirchenorganismus verwachseneSchmutzrindestellenweisedenEinsturzdesaltenGebäudeszur Folge hatte,unddiebeiden Männerentzogen sichderPflicht nicht,dennun unvermeidlichgewordenenNeubau zuunternehmen. Sie sahendarinnur eineRestaurirungundsetztenvoraus, daß nachdemselbenPlaneweiter gear- beitetwerdenundnachundnachdie ganzeKirchein dervonihnenangenom-

menen ursprünglichenReinheitundSchönheitwiedererstehenwerde.DieSpal-

tung wolltensie nicht.Calvin wardindemgährendenGenf, wohinerzu- fällig aufderReife nachBasel gekommenwar— ergedachtedanurzu über- nachten—, halbmitGewalt festgehaltenundgezwungen,derStadt eine theokratifchebürgerlicheOrdnungzugeben,vonderernicht ahnte, daß sie fürdieNeuordnungganzerLändervorbildlichwerden werde. Anderereli- giöseGenies,wieFranzvon Assisi, Loyola, John Wesley, habenkirchliche

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DeutscheReligion? 49 OrdenoderSekten gestiftet,indenenihr Geistbis aufdenheutigenTag fortlebt.Wenninunserer Zeit politisirende Herren,dienichtnur keine reli- giöseGeniessind, sonderndiekeineSpurvonreligiösemBedürfnißempfin- den,beimFrühschoppenoderinderKlubberathung aufdenGedankenver- fallen, für ihre politischenZweckeeinereligiöseBewegunginGangzu brin- gen,solächeltderKundigeüber dasKinderspiel.

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Danun aberdie Leute, die überdengegenwärtigenZustanddes ChristenthumsKlage führen,ebensozahlreichsindwie die anderen, die gar keinChristenthumwollen,daesauchnicht wahrscheinlichist, daß sichdie bestehendenKirchendemAlles beherrschendenGesetzederVeränderungent- ziehenkönnen,-soverdientdieseRichtung wenigstensgeprüftzu werdenund drängtsichdieFrage auf,obsichinihrdieAussicht aufeingreifbaresZiel eröffne.DieUntersuchung hatdamit zubeginnen, daßman zwei Dinge auseinander hält,die indenkirchenpolitischenKämpfenineinander zufließen pflegen:StaatskircheundNationalreligion oder Rassenreligion.Leute, bei denen das politischeInteresse überwiegt,namentlichBureaukraten, haben natürlicheineVorliebefürdieStaatskirche;undsooftdieGelegenheitgünstig erscheint,steuern sie offenoderheimlich diesem Zielezu. Wasihnendabei vorschwebt,ist natürlichnicht die orientalischeTheokratie,derenGedankenur VOUZeitzuZeitineinemhochstehendenRomantiker wiederauflebt, sondern der antikeStaatsgedanke. Dieser führtaberimKirchlichenebenso oftin dieJrrewieaufdenmeistenanderen Gebieten. Man vergißtimmer,daß derathenische,derrömischeStadtstaatetwas vomheutigenGroßstaatGrund- verschiedenesgewesenist; KleinheitdesGebiets undGleichartigkeitderBürger habenzujenes Wesen gehört:Gleichartigkeitnichtallein in derAbstammung, sondernimRecht,indersozialen Stellung,imVermögen,inderBildung, in der Welt- undLebensansicht.Mit derbeginnendenDifferenzirunggeht dieserStaat indieBrücheundnamentlichauch sein Kirchenwesen.Die StaatsgöttersindverschiedenePersonifizirungendesStaatsgeistesundder

StaatsgeististderBürgergeist.DieSklaven dürfen wohlam Staatskult tkteilnehmen,abersie behalten ihre eigenenGötter, diesieaus derFremde mitgebrachthaben,und Winkelkulte, bei denensicheinBischenVerschwörung treibenließ,übten imrömischenReich großeAnziehungskraftauf sieaus;

WasdasChristenthumbeiden Sklaven sobeliebtmachte,war auchder Umstand,daß ChristuskeinStaatsgottwar. Den unterjochtenVölkern mUßtendie RömerihreGötterlassen,undwenn sie auchüberalldie Städte mitdenTempelnundBildsäulen ihres hellenisirtenGöttersenatsschmückten:

Reichsgötterwurden dadurch ihrJupiterundihre Juno nicht;dereinzige

Veichsgottwar derKaiser.Jn unsererZeit mußjederVersuch,eine Staats- kikcheaufzurichten,anderungeheurenGrößeundstarkenDifferenzirungder

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Bürgerschaftscheitern.Einereligiös lebendigeStaatskirche nämlich;denn StaatskirchenalsInstitution habenwir ja allerdings:dieEstabljshed Churoh ofEngland, dielutherischenStaatskirchenderSkandinaven, die evangelisch-lutherischeKirche Preußens,diebraunschweigische,diesächsische Staatskircheu.s.w. Aber Dassindprivilegirteundbureaukratischverwaltete Körperschasten,aus denennichtnur derreligiöse,sondern jeder Geistent- slohen ist.Besonders deutlichtrittDasinEngland hervor,woAlles,was sichreligiöserregtfühlt,zu denDissenters flüchtet.DiedeutschenStaats- kirchenerscheinenwenigererstorben,aber die vielenleerenPlätzein denschönen

neuen berlinerKirchenundinmancheraltenpommerschenkünden den Tod

dochdeutlichgenugan. NichtetwadenGeistlichensprecheich denGeist ab;

giebtesdoch außerdenUniversitätprosessorenkeinenStand, indemsoviel gedacht,geforscht, wissenschaftlichgeredetundgeschriebenwürdewie indem derevangelischenGeistlichenDeutschlandsDochmitihremStaatskirchen- thumhatdieseprivategeistigeRegsamkeitnichtszuschaffen,undwenn sie nicht öfter,alsessoschongeschieht,denForschendeninKonfliktemitden Kirchengewaltigenverwickelt,soistDasdemUmstandezudanken,daß diese Theologennur füreinanderschreiben;ans Volkwendensie sich nichtmit ihren eigenthümlichentheologischenAnsichten, sondernnur, so ostsiegegen Romodergegen dieSozialdemokratenpolemisirenoderwenn sie hierin allerdings willige WerkzeugedesStaates —- denirdischenKönig predigen

stattdeshimmlischen. .

BesondersdersozialeGegensatzistes, der inunsererZeiteine leben- dige Staatskirche unmöglichmacht.DieherrschendenReichen habenandere Götter alsdie dienendenArmen. Wenn man dieSeelen derarmen Weib- lein undderMänner mitdenvonArbeitundSorgen gesurchtenGesichtern, die inkatholischenKirchenvorGnadenbildern aufdemPflaster liegen,ana- lysiren"könnte,sowürdeman inihrer tiefstenTiefedenGedankenfinden:

»Mir ist dochdasbessereLooszugefallen,denn nach kurzemErdenelend werdeichinAbrahams SchoßErquickungfinden, währendalle dieglänzenden Herren,diemich gepeinigt,getreten,kujonirtundverachtet haben,mitdem reichenManne inderHöllebratenwerden.« JndiesemGedankenliegtdie KraftderVolksreligion,diedaherniemals Staatsreligion seinkann. So oftdiekatholischeKirche sichmit dem Staate verbündethatoderselbstStaat geworden ist, haben sichdieMassenvon ihrabgewandt.Sie fielenim Mittelalter jederneuen Ketzereizu,undwärenichtderHeilige Franziskus gekommen,derdieMassen durch seinLebenüberzeugte,daßman bettelarm unddoch orthodox seinkönne,so hättedieHerrlichkeitdesPapstthums wahr- scheinlichschonimdreizehntenJahrhundert einEndegenommen. Undso oftdasPapstthummitderweltlichenMachtinStreit geriethoderdie Kle-

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DeutscheReligion? 51 kifei beraubt, gedrücktundverfolgtwurde,sahman dieMassenwiedereifrig katholischwerden. Wenn heutedieLos-von-Rom-Bewegung einige Erfolge haben sollte,würdensiederdickenFreundschaftzu dankensein,die augen- blicklichdenösterreichischenKlerus mitdenStaatsbehördenverbindet. Der ReligionhaßderdeutschenSozialdemokratenistdienothwendigeFolgedes Umstandes,daßbeiuns nicht,wieinEngland,neben derStaatskircheein reichentwickeltesSektenwesenwuchert,beidemdieprotestantischenArbeiter Befriedigungihres religiösenBedürfnissessuchenkönnten;einenPastor,der ilJnendenKönigunddenStaat, denGrubendirektorundden Aktionärpre- dkgt,können sienicht brauchen.Vergeblichhat bisherderStaat unglaub- licheMühe verschwendet,sich geliebtzumachen;nur Liebe vermagGegen- liebe zu erwecken und die Arbeiter wissenrechtgut,daßdieZwangsversiche- rung und derArbeiterschutznichtaus Liebe,sondernaus FurchtundNoth- wendigkeitgeflossensind. Hat sich vielleichthieunddaEtwas von freund- licher Gesinnung fürden Staat indenArbeiterherzengeregt, so genügtedie wunderlicheWeisheit,mit derseineStrafrichterundPolizeibeamtenihnunter- stützen,dieschwachenKeimezutöten. Ja,auchdieBesitzendenunddieBe- amten,dieeigentlichselberderStaat sind, schätzenihnzwardesVortheils wegen,densievonihmziehen, sehr hochund sindbereit,ihnmitihrem Leben zuvertheidigen;aberdaßsie ihnliebten,wiedieBraut den Bräu- tigam,um seiner SchönheitundSüßigkeitwillen, werdensiekaumbehaupten;

undeinGottesdienft,worinihnen allsonntäglichdieHerrlichkeitendesStaates verkündet würden,wärekaumgeeignet,siezu locken undzuerquicken.Re- ligion gehörteben zu denDingen,die, wieKunstundWissenschaft,Bäder undSport,Liebe undWein,derErquickungwegenbegehrtwerden. Wie imTheaterundKonzert daher,wie in derBildergalerieundaufdenAlpen, Wie beimLiebchenundbei einemguten Glase Wein,willman auchinder KircheanGesetzesparagraphenundanihre Vollstreckernichterinnertwerden, ja,man gehtgeradeindieKirche,um alledieseunangenehmenDingeund Personenzuvergessen.

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Wenn wirnach etlichen tausend JahrendenVer- unklitstaatKants,FichtesundHegels habenwerden,der, insgrob Proleta- rischeübersetzt,heutedersozialdemokratischeZukunftstaat heißt,dann werden wirkeine andereReligion mehr habenals dieStaatsreligionundunserKult wirdimvollstenSinne desWortesStaatskult, derStaat wirddereinzige GegenstandunsererAnbetung sein.Denn derStaat istdann Das heißt:wirselbst sinddann unsereinzigerGott;wirgestaltendann selbst UnserSchicksalundbeseligenuns. Oder wenn wiruns noch sovielGe- schmackbewahrt haben,uns nicht selbst anzubeten,werden wirgar keine Religionhaben;dasirdischeLebenwirdeindurchsichtigesundverständliches Produkt unserer eigenenKlugheit seinund darüberhinauswerdenwirnichts

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fragenundnichts begehren;esmüßtedennsein, daßuns derTod,denab- zuschasfenunswohlkaumgelingenwird,nochanjenseitigeMächteerinnerte unddaß noch einige tiefereSeelen übrig gebliebenwären, die,nichtvöllig befriedigt durch unsereabsolut vollkommenen Heiz-,Koch-,Ventilation-, Desinfizirung-, Jmmunisirung-, Sterilisirung-undVerkehrseinrichtungen, dasaugustinischeinquietum estcor nostrum, doneo requiescat inte empfänden. AlsoeinutopischerStaat, derdieKirche ersetzte,ist wohldenk- bar,nichtabereineStaatskirche,mitderdieGesammtheitdesVolkeszu- friedenwäre. DerStaat fährtdeshalbvielbesser,wenn erdieKirchenund Sektengewährenläßt,alswenn erselbst »in Religion manscht«und die Kirchezu einemBestandtheil seiner Maschineriezuerniedrigensucht. Haben die Leute einenZusluchtort, wohinersiemit seinenWohlthaten nichtver- folgtundwosie ihn aufein paarStündchenvollständigvergessenkönnen, so lassen sie sichdannsein Joch eherwiedergefallen,wieihreBerufsplackerei, denbösenMann oder dasböseWeibunddieübrigenirdischenUebel. Die Politikgehörtzur Werktagsarbeit,nichtzursonntäglichenErbauung·

Wieaus allenGebieten, so giebtesauch hier Zwischenstufen:Ver- schmelzungendesKirchlichenmitdemPolitischen,dieandasantike Staats- kirchenthumerinnern. AmVollständigstenistes imMormonenstaateder Fall.«Auchin denSchweizerrepubliken,imcalvinischenTheilderNiederlande, inSchottland,indenNeuenglandstaatenistderantikeZustand nocheinmal aufgelebt, jedochnicht ohne starkeOppositipneinesunzufriedenenTheilesund nicht aufgarlange; jetztabergehtmitdenBurenrepublikenderletzteRest calvinischenStaatskirchenthumszuGrunde. EtwasAehnliches findetman allerdings auch nochbisaufdenheutigen TaginaltpreußischenBauern- schaftenund beidenKleinbürgernprotestantischerStädtchen.Bei einer anderen Gelegenheithabe ich geschrieben:»Die Religion,die derostelbische KonservativedemVolk zuerhalten sucht, ist nichtdielutherischeRechtferti- gunglehre, seiesinHengstenbergs,seiesinRitschls Sinne, nichtdie Re- ligionderBergpredigt, nichteineGottesliebe,derenFeuerallesUnlautere verzehrt,sondernjenesGewebevonunverstandenenundhalbverstandenenGlau- benssätzen,von LebensgewohnheitenundpatriotischenErinnerungemdasdie preußischenFahnenmitdemPastorentalar,denKönig,den Dr.Lutherund unseren HerrgottinunlöslicheVerbindungmiteinander gebracht hatund denblindenGehorsamderMassegegendieObrigkeit verbürgt.«Aberauch diesesalteGeflechthältdem auflösendenEinflussedesmodernen Verkehrs- wesensnichtStand,obwohles diepatriotischenErinnerungenundFesteder letzten dreißigJahreunddasKriegervereinswesenvorübergehendbefestigtund sogar durchsganzeReichverbreitet haben.

VomStaatskirchenthumzuunterscheidenistdieNational- undRassen-

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DeutscheReligion? 53 religion.Das WesendereuropäischenReligionenim GegensatzzumFe- tischismusderSchwarzen,zummongolischenSchamanenthumundzuindi- scherTräumereiistimmerundüberall dasselbe.DieWeißen glaubenan einegeistigeWeltursache,die, magsiesich auchinmehrere göttlichePersonen spalten,inderWurzel docheine bleibt. Sieglauben, daß dieses Urwesen dieFülle Dessen enthält,was EdlesinderMenschenbrustwohnt,unddaß diesesausjener quillt.Sieglauben, daßdasUebelzwarunvermeidlichist, seiesalsEntwickelungkrankheit,oderalsStrafe,oderalsSpornzumHan- deln,oderalsBegrenzung jedesEndlichen, daßesaberniemächtigerwerden kannalsdasGute undschließlichvon diesemüberwundenwird; sie lassen sich man denkean die GötterundHeldenderJliasl durchdenGe- dankenandasUnvermeidlichewederdenGenußtrübennochdieThatkrast lähmen.UndwosiedasGöttlichedarstellenoderverehren,dageschiehtes nichtinFratzenundmitwüstemLärm,sondernin edlenGestalten,mitsinn- vollenBräuchenundlieblichenodererhabenenHarmonien.DasSemitische

angebräuntesArierthum bildetdenUebergangzum asiatischenins Europäische.SeinedlererTheil istiknChristenthummitderweißenReli- gionverschmolzenDer unedlereTheil hat sichimJslam einedemsemi- tischenNaturell angemesseneSonderreligion geschaffenWasdieses Naturell Vomeuropäischenunterscheidet, liegt nichtimDenken,sondern im Gemüth.

DerFatalismus desSemiten lähmtbald,baldüberreizterdieThatkrast.

Von densittlichenElementen mag dasGerechtigkeitgefühlbeiihmebenso stack seinwiebeimWeißen,dieWahrheittiebekaum;und diegeschlechtliche Liebeist rohundunveredelt,daher sein Familienlebenverkümmertundeine wesentlicheSeitederMenschennatur unentfaltet geblieben,indemdergeistige VerkehrderGeschlechterundihregegenseitigeErgänzungfehlt;derReichthum, der imweiblichenGeistundGemütheliegt, gehtdersemitischenKultur voll- ständigverloren. Wielebhaft sichdieEuropäer schoninderMorgendäm- merungihrerKultur bewußtwaren, daß dieseSeite ihres Wesensvonhöch- ster Bedeutungseiundsievon denAsiatenunterscheide,gehtausihren ersten großenpoetischenSchöpfungen,denhomerischenGedichten, hervor.DieJlias erzählhwienachdemRathschlußderGötterHundertevonHeldenineinem zehnjährigenKriege ihr Blutvergießen müssen,um dieasiatischeStadt vom Erdbodenzuvertilgen,die demgöttlichschönenEhebrecherundRäuber einer eUtopäischenFrau Schutz gewährthat,dieOdysseefeiertdiesichinheftiger BedrängnißbewährendeunerschütterlicheTreuederGattingegen denGatten- Und die Römerhaben ihrewichtigsteBersassungänderungaufdieVerletzung desehelichenHeiligthums durcheinen übermüthigenPrinzen zurückgesührt.

DienordischenGötter unterscheidensichvon dengriechischennur dadurch, daßihnenzuderZeit,alssieimVolksgemüthnochlebten, keinDichterund keinKünstlerzurangemessenenVerkörperungverholfen hat-

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Das Ehristenthum istzwarineinemWinkelVoxderasiens entstanden, aberseine Entstehungist einEreigniß dasgrößteEreigniß desento- päischenKulturkreises.EsbedeutetdieUeberwindungdes naivenPolytheis- mus;Vielgöttereiwar fortannur nochin derFormderHeiligen-undHelden- verehrung möglich.EsbedeutetfernerdasEndeallerkindischenKulte.Nicht mitThieropfernkannGott mehr versöhntwerden,sondernnur mitdem Herzblut,mitderSehnsuchtund Liebe deseingeborenenSohnes,desMen- schen; nichtamDuft gebratenenFettes undFleisches erquicktundergötzter

sich,sondernamWohlgeruchderentfalteten Geistesblüthe,an derFrucht,die dergöttlicheSame imMenschenherzenundMenschenlebenhervorbringt.Die ErlösunglehredesNeuenTestaments istzwarkeinebefriedigendeErklärung desWelträthsels,abereinevorläufigeberuhigendeAuskunft,derenVieldeu- tigkeitdemVerstandeundderPhantasie reichlichenStoffzuvorläufigerVe- schäftigungdarbietet,währendwirmit· demendgiltigenAufschlußaufs Jen- seits vertröstetwerden.

NatürlichkannderSchritt,denderEuropäergeistmitderAnnahme desEhristenthums gethan hat,niewiederzurückgethanwerden; jederGedanke andieWiederbelebungvorchristlicherKulteist phantastischundthöricht.Und voneinerneuen Religion,dieetwasHöhereswäre alsdasChristenthum, hatuns nochNiemand eineVorstellungbeizubringenvermocht;die modernen Philosophien sind theilsVariationen derchristlichenMethaphystk, theilsneu aufgeputzteWiederholungendesuralten atheistischenAtomismus Man hat alsonur dieWahl zwischendemEhristenthum,dem Atheismusundeiner uralten pantheistischenMystik,diesichzurVolksreligionnichteignet.Welchen Sinn solldadie»deutscheReligion«haben?Nationale Modifikationendes einenChristenthums giebtesja.Siebetreffen nichtdieMetaphysik,diefür allegläubigenChristendieselbeist, sonderndieKirchenverfassungundden Kult,hauptsächlichdenzweiten.DieUrsachederAbweichungenliegt so auf derHandundist soallgemein bekannt, daßAlles,was man darübersagen kann,Gemeinplatzist. Jndernordischen Winternacht muß sichdieFamilie inderWohnstubeum dieLampe versammelnund dieZeitmitLesenver- treiben;derWegzurKirche ist verschneit;imsonnigenNeapeloder Sevilla lebtman dasganzeJahrimFreien,ersättigtdasAugeanbunten, leuchten- denFarben, willseine Feste, auchdiereligiösen,mitTanzen, Singenund Springen feiernundnachderFeierinderSonne suchtman Kühlungin weiten, dunklen Kirchenhallen.Damit sind dieGrundformendesprotestan- tischenunddeskatholischenGottesdienstes gegeben.UnddasichimSüden derästhetischeSinn bildet, im Nordennicht, wenigstens nichtin undander Natur,sondernnur imStudirzimmerundaufderAkademie,so verstehtes sichvonselbst, daßimkatholischenGottesdienstdieKünstemitwirken müssen,

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Deutsche Religion? 55 währendman sieimprotestantischen entbehrenkann.DerUnterschiedstammt nichtaus derRassenanlage, sondernausderLandschastund demKlima,die freilichnationaleModifikationenderRassenanlageerzeugen. Mankanndaher dieprotestantischeForm desChristenthums nicht arischoderenropäisch,die katholischenichtnnarischoderuneuropäischnennen; beidesind arischundeuro- päischEsentspricht auchnoch nichtganzderWirklichkeit,wenn man die einegermanisch,die andereromanischnennt. Dieeineist nordländisch,die anderesüdländisch;undnur, weilimSüden dasursprünglicheGermanen- thum romanisirtwordenist,imNorden sichreinererhaltenhat, fälltder GegensatzderKonfessionen so ziemlichmitdem der Nationalitätenzusammen.

JndersüdlichenHälfteDeutschlands sinddieDeutschenKatholikengeblieben.

Dem,dernur diepolitischeGeschichtederReformationundGegenreforma- tionbeachtet,willesfreilichscheinen,alsob dieEntscheidungstirund gegen denProtestantismusvonWillkürlichkeitenundZufällen abgehangenhätte;

aber da dasEndergebnißdurchausderNatur derBevölkerungentspricht,so müssenwohl tiefere UrsachendenAusschlag gegebenhaben.Demsriesischen oderpommerschenFischer,demgedankenlosesPasfenaus seiner Pfeifeals Erholunggenügt,kannaucheinevonzwei langweiligenChorälenumrahmte langweiligePredigtalsErbauunggenügen; demdeutschenAelpler,derein geborenerStegreifdichter,Bildschnitzer,MusikerundSchauspieler ist,nimmer- mehr. EinGottesdienst,indemdasgeleseneoder gesprocheneWortvor- hekrschhnimmtdenrationalistischen,einkünstlerischerdensymbolischenCha- rakteran. Der Rationalismus zerstörtsowohldasgelehrteDogmawie den

«naivenVolksglauben, so daßderGottesdienst zuletztentwedernur nochals äußerlicheGewohnheitfortdauertoderzummystisch-pietistischenKonventikel wird. DasSymbol gewährtdenVortheil, daß sichJederdabeidenken kann, was seiner ErkenntnißundStimmung entspricht; dahervermag derlitur- gifcheGottesdienstvielbessereineganzegroßeGemeindefestzuhalten,die MenschenderverschiedenstenStändeundBildungstufen umfaßt.DieAen- derungdesKultus hat,alsWirkungderTrennung von·R0m, Aenderungen derKirchenverfassungnachsichgezogen; wasdarüberzusagenwäre,gehört in dasKapitelvomStaatskirchenthumz selbstverständlichkönnenVerfassung- fragenzwardasWesenderKirche,aber niedasWesenderReligion berühren.

NeulichlasicheineAbhandlungvon Gallwitz,die»Vom deutschen Gott«überschriebenwar. SieenthieltvielGelehrsamkeitundgeistreicheGe- danken, hat michabernicht überzeugt.Der Verfassermeint, derchristliche Gott,dendieKirchen predigten, seiderGott der griechischenPhilosophie, einfertiger, unveränderlicherGott, deralleGeschehnissevoraus wisseund vonEwigkeitgeordnet habe.EinsolcherGott taugenicht fürdenDeut- schen.Derbraucheeinenkampf-undthatensrohenGott, dersichmitder

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