Marek Gedl
Die Ergebnisse der Ausgrabungen von 1993 bis 1995 auf dem Gräberfeld der Bronzezeit in Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa
In den Jahren 1993-1995 wurden die Ausgrabungen auf dem bronzezeitlichen Gräberfeld (Fundstelle 3) von Zbrojewsko, Gde. Lipie, Woiw. Częstochowa fortgesetzt. Dieses seit 1961 grabungsmäßig erforschte Gräberfeld liegt am linken Ufer der Liswarta, im Wald zwischen Zbrojewsko und Danków. Man erforschte weiterhin die 1990 entdeckte, ausgesonderte Gräbergruppierung im nordwestlichen Gräberfeldteil. Im Zeitraum 1993-1995 wurde ein Areal von insgesamt 750 m2 Fläche durchgegraben, in dem 111 Objekte (Nr.
1120-1226) freigelegt wurden. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um bronzezeitliche Gräber.
Die überwiegende Mehrheit bildeten die Körpergräber (Abb. 1-5). Sie waren vorwiegend mit länglichem, annähernd N-S ausgerichteten Steinpflaster überdeckt. Dieser bestand mitunter aus 2-3, in Ausnahmefällen sogar 4-5 Steinschichten (z.B. Grab 1122). Zwischen den Pflastersteinen kamen lose Tongefäßfragmente verstreut vor, bisweilen fanden sich dort eingedrückte Gefäße oder deren größere Fragmente. Unter dem Steinpflaster stieß man auf längliche Grabgruben, in gleicher Weise wie die Steinpflasterung ausgerichtet, vorwiegend eine Steinumfriedung aufweisend. In manchen Gräbern zeichneten sich die Gruben deutlich
Abb. 1.Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa, Fundpl.3
Körpergrab 1130, indem Knochenüberreste einem völligenZerfall unterlagen. A - Steinpflaster; B - Grabgrube mit Steinpackung: 1-3 - Bronzegenstände und mit Kreuzen markierte Überreste desZahnschmelzes,4-8 - Tongefäße
51
Abb. 2.Zbrojewsko, Woiw.Częstochowa,Fundpl.3
Körpergrab 1138. in dem Knochenüberreste einemvölligen Zerfall unterlagen. A - Steinpflaster und mit Dreieckenmarkierte Tongefäßfragmente; B - Grabgrubemit Steinpackung: 1-6 - Tongefäße und Keramikfragmente
Abb.3. Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa, Fundpl. 3
Körpergrab 1161,in dem Knochenüberreste einemvölligen Zerfall unterlagen. A -Steinpflaster;B -Grabgrube mit Steinpackung: 1-5 -Tongefäße, 6- Bronzenadel
Abb. 4. Zbrojewsko,Woiw.Częstochowa, Fundpl. 3 Körpergrab 1170,in dem Knochenüberreste einem völligen
Zerfall unterlagen. A - Steinpflaster; B - Grabgrube mit Steinpackung: 1-4,7 -Tongefäße, 5-6 - Bronzegenstände
Abb. 5. Zbrojewsko, Woiw.
Częstochowa, Fundpl.3 Körpergrab 1187, in dem Knochenüberreste einemvölligenZerfallunterlagen. Grabgrube
mit Steinpackung: 1-4, 6 -Tongefäße und Keramikfragmente,5 -
Steinaxt, 7 - Bronzenng
vom umgebenden Sand ab. Meistens jedoch unterschieden sie sich in Farbe kaum vom Hinter
grund. In einigen Gräbern wiesen die Grabgruben eine volle, geschlossene Steinpackung auf, bestehend aus Steinen beträchtlicher oder mittlerer Größe. Bei anderen Gräbern wurde die Steinpackung von spärlichen oder nur vereinzelt vorhandenen, am Grubenrand angeordneten Steinen gebildet. Auf dem Boden der Grabgruben waren ursprünglich unverbrannte Menschenleichname mit dem Kopf nach Süden beigesetzt. Die Knochenreste wurden jedoch im Sand nahezu völlig zersetzt. Im südlichen Teil der Grabgrube, an der Stelle, wo früher der Kopf des Verstorbenen ruhte, war oft ein dunkler Fleck zu erkennen (Abb. 1). Gelegentlich fanden sich im selben Grabteil die unverbrannten Reste der menschlichen Zähne oder Zahnschmelzfragmente.
In Grab 1192 blieben kleine Fragmente von Schädelknochen erhalten, begleitet von Bronzeblechschmuck - ursprünglich in Form eines Diadems auf dem Kopf (Abb. 6). Von der ursprünglichen Anordnung des Körpers zeugen auch Bronzedrahtringe, die den Kopfschmuck bildeten und dem südlichen Endteil der Grabgrube entstammten (Gräber 1130, 1207, Abb. 1, 4, 5), oder Bronzenadeln (Gräber 1130, 1146, 1161, Abb. 1,3,4), die ursprünglich wohl zum Festbinden des Gewandes auf der Brust des Toten dienten. Den Toten wurden Tongefäße beigegeben, vorwiegend im nördlichen Grabgrubenteil, bei den Füßen des Verstorbenen gruppiert. Fast immer gehören hierzu ein Topf, eine Schale und ein
53
Abb. 6. Zbrojewsko, Woiw.Częstochowa,Fundpl.3.
Körpergrab 1192. Diademsegmente aus Bronzeblech
Schöpfgefäß (Abb. 7-9). Solche Sätze werden durch weitere Gefäße ergänzt. In manchen Gräbern wurden die kleinen Einzelgefäße auch im südlichen Grabgrubenteil neben dem Totenkopf aufgestellt. Seltener weist die Körpergräberausstattung noch andere Gegenstände auf. Beachtenswert ist ein bronzenes Rasiermesser in Holzbelag aus Grab 1130 (Abb. 7,1).
Dieses Fundstück kommt der Variante Słup nahe, wie sie innerhalb des Typus Hermbaum- garten ausgesondert wird. In Grab 1158 fand sich ein tönernes Rasselgefaß (Abb. 11) und ein steinerner Keulenkopf (Abb. 12, b), im Körpergrab 1187 dagegen eine Steinaxt (Abb. 12, a).
In zwei Körpergräbem (1185 u. 1189) enthielt die Grabgrube keine Beigaben. Bei den Einzelgefäßen aus Ton (Nr 1186 u. 1201) handelt es sich möglicherweise um die Überreste der Köpergräber von Kleinkindern, bei denen die Grabgrubenumrisse nicht erfaßt werden konnten. Die obigen Körpergräber gehören zu den für die klassische Phase der oberschlesisch
kleinpolnischen Gruppe der Lausitzer Kultur typischen Bestattungen. Sie dürften allgemein an den Ausgang der Bronzezeit (Bronzezeitperiode V; Hallstattzeit B) zu datieren sein.
Die Bestattung 1139, in der auf Steinkonstruktionen nicht gestoßen wurde, hob sich von den übrigen Körpergräbem ab. In länglicher, N-S ausgerichteter Grabgmbe kamen unverbrannte Knochenreste, wohl von der rechten Hand des Verstorbenen stammend. Daran wurde ein Bronzearmring belegt (Abb. 13). Dieses Grab wies keine Keramik-Beigabe auf, und der massive verzierte Bronzearmring deutet darauf hin, daß die fragliche Bestattung wohl mit der frühen
54
Abb.7. Zbrojewsko, Woiw. Cz^stochowa, Fundpl.3 Körpergrab 1130.Grabinventar
Phase der oberschlesisch-kleinpolnischen Gruppe in Verbindung zu setzen ist und möglicherweise aus der Bronzezeitperiode III (Bronzezeit D) stammen mag. Bei Objekt 1173 handelt es sich um einen Becher (Abb. 14) und eine Schale, beides aus Ton, die im reinen Sandmilieu aufgestellt wurden und für die frühe Phase der oberschlesisch-kleinpolnischen Gruppe der Lausitzer Kultur typisch sind. Es liegt nahe, daß diese Gefäße auch der Ausstattung eines Körpergrabes ohne Steinkonstruktion angehörten, das annähernd an den Ausgang der
55
Abb. 8.Zbrojpwsko,Woiw. Cz^stochowa, Fundpl.3 Körpergrab 1161. Grabinventar
Bronzezeitperiode II oder den Anfang der Bronzezeitperiode III (Bronzezeit C-D) zu datieren ist, in dem die Knochenreste des Toten einer völligen Zersetzung im Sand erlagen.
An die Körpergräber der klassischen Phase der oberschlesisch-kleinpolnischen Gruppe haben sich 15 Brandgräber, in länglichen N-S ausgerichteten Gruben angelegt (Abb. 15), eine Steinumfriedung aufweisend und von Steinpflaster überdeckt, angeglichen. Auf dem Boden der Grabgrube war verstreuter Leichenbrand vorhanden sowie lagen Tongefäße
56
Abb. 9. Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa, Fundpl. 3 Körpergrab 1196.Tongefäße
Abb. 10.Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa, Fundpl.3 Körpergrab 1136. Tonrasselfragmente
57
Abb.12. Zbrojewsko, Woiw.Cz^stochowa, Fundpl. 3 a - Körpergrab 1187,Steinaxt; b - Körpergrab1158,
Steinkeulenkopf Abb. 11.Zbrojewsko, Woiw.
Cz^stochowa, Fundpl.3 Körpergrab 1158. Tonrassel
(Abb. 16) wie auch mitunter Bronzegegenstände geringerer Größe (u. a. Grab 1153), wie sie sonst in Brandgräbem anzutreffen sind.
In 19 Gräbern war der Leichenbrand in einer kleinen Grabgrube untergebracht (Abb. 17- 18) oder lag verstreut im Sand herum. Die durchgebrannten Knochen wurden gelegentlich von Gefäßscherben oder kleinen Bronzegegenständen (Grab 1129) begleitet. In Grab 1197 war eine Leichenbrandanhäufung von einem großen umgekehrt aufgestellten Tongefäß überdeckt.
In 10 Fällen ruhte der Leichenbrand in einer Tonume, die vorwiegend im Sand ohne Verwendung von Steinkonstruktion eingegraben war. Nur in Grab 1137b war die Urne mit Leichenbrand von vertikal aufgestellten Steinen umgeben und zusammen mit Körpergrab 1137 und dem umenlosen Brandgrab 1137a von gemeinsamem Steinpflaster überdeckt. Die Ume in Grab 1178 befand sich in einer Grube, in welche die Scheiterhaufenreste niedergelegt wurden.
In dem erforschten Gräberfeldteil stieß man auf die Überreste der einzelnen Herdstellen von nicht näher bestimmbarer Chronologie, allerdings mit aller Sicherheit jüngere als die Gräber. Ein Zeugnis davon ist nämlich der Umstand, daß bei der Anlage einer dieser Herdstellen das Umengrab 1162 zerstört wurde.
58
Abb. 13. Zbrojewsko,Woiw. Częstochowa, Fundpl. 3 Körpergrab 1139.Bronzearmring
Abb. 14.Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa,Fundpl.3 Körpergrab? 1173. Tonbecher
59
Abb. 15.Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa, Fundpl. 3 Brandgrab 1177. Grabgrube mit Steinpackung:
1-4,6- Tongefäße, 5,7- Bronzegegenstände;
mit KreuzenistLeichenbrandmarkiert
Abb. 16.Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa, Fundpl. 3 Brandgrab1177. Grabinventar
60
'Л .
0 60cm
Abb. 17.Zbrojewsko, Woiw.Częstochowa, Fundpl.3 Brandgrab 1153. Grabgrube mit Steinpackung:
I -Tonbecher, 2 - Bronzenadel; mit Kreuzen istLeichenbrand markiert
Abb. 18. Zbrojewsko, Woiw. Częstochowa,Fundpl.3 Brandgrab 1133. Plan und Profil derGrabgrube.Mit Kreuzen
ist Leichenbrand markiert
Fast alle von 1993 bis 1995 aufgedeckten Gräber sind der klassischen Phase der oberschlesisch-kleinpolnischen Gruppe der Lausitzer Kultur zuzuweisen und in die jüngste Bronzezeitperiode (Hallstattzeit B) zu datieren. Möglicherweise wurden manche Gräber schon zu Beginn der Früheisenzeit angelegt. Es gibt allerdings keine sicher datierenden Funde, die eine solche Annahme bestätigen könnten. Nur zwei Körpergräber (1139 und 1173) sind älter und gehören der Frühphase der oberschlesisch-kleinpolnischen Gruppe der Lausitzer Kultur an, die annähernd in die Bronzezeitperiode III (Bronzezeit C/D - Hallstattzeit A]) datiert wird.
Die Ergebnisse der durchgeführten Grabungen haben den Nachweis darüber erbracht, daß sich innerhalb des Gräberfeldes von Zbrojewsko ein paar voneinander getrennte, wohl aber gleichzeitig genutzte kleinere Bestattungsplätze befanden, von denen Gräbergrup
pierungen übrig geblieben sind, die voneinander durch bestattungslose Zwischenräume getrennt sind. Der Umfang der ganzen Nekropole in Zbrojewsko, die zu den größten unter den Gräberfeldern der oberschlesisch-kleinpolnischen Gruppe der Lausitzer Kultur gehört, konnte bis jetzt nicht näher bestimmt werden. Gleiches gilt auch für die Anzahl der dazugehörigen Gräbergruppierungen. Das betreffende Gräberfeld wurde um die Mitte der Bronzezeitperiode II (Bronzezeit B2) angelegt und bestimmt bis zum Ausgang der Bronzezeit (Hallstattzeit B3) genutzt. Es fehlen nach wie vor die Belege dafür, daß die Gräber auch in der Früheisenzeit weiterhin angelegt wurden. Einige Tongefäßformen deuten freilich darauf hin, daß die jüngsten Bestattungen aus den Anfängen der Früheisenzeit (Hallstattzeit C) stammen dürften.