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Thorner Presse 1893, Jg. XI, Nro. 51

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(1)

A bonuernentS preis

für T h o r n und Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67

^ P fennig p ränu m erand o ;

für a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark .

A u s g a b e

tä g lic h 6 '/ , U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

R e d a k t i o n und E x p e d i t i o n : Katharinenstr. 1.

Fernsprech-Anschlnfi N r. 57.

Jusertionspreis

für die Spaltzeile oder deren R aum 10 Pfennig. In s e rate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haaseiistein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Num m er biS 1 U hr mittags.

^ 5t. Mittwoch den 1. Mär; 1893. X I. Zahrg.

W W M - » F ür den M o n a t M ärz kostet die „ W a rn e r Messe" m it dem „Illu s trirte n Sonntags- btatt" 67 P f. Bestellungen nehmen an sämmtliche Kaiserlichen Postämter, die Landbriefträger und w ir selbst. Expedition der „Thorner Presse",

T h o r « Katharinenstraße 1.

* Areistnnige Doppelzüngigkeit.

D ie „F reisinnige Z e itu n g " veröffentlicht ein neues F lug- vlatt gegen die M tlitä rv o rla g e m it der Ueberschrtft: „ D i e f a h r e n F r e u n d e d e r L a n d w i r 1 h s ch a f t " . (D as losten nämlich die Deutschfreifinnigen sein!) I n diesem F lü g ­ g s te , das die „T h o rn e r Ostdeutsche Z tg ." an der Spitze ihres Blattes heute zum Abdruck b rin g t, heißt es:

»Auch die Söhne oder Brüder, die bisher wegen hoher Losnummer oser wegen beschränkter körperlicher Tauglichkeit vom Dienst frei blieben und darum während der Dienstzeit der anderen Stützen der Fam ilien waren, sollen künftig zwei Jahre dienen. Auch der Ersatzreservist soll jetzt 10 Wochen künftig zwei Jahre dienen. Ferner sollen alle i "rm e n ohne Unterschied künftig eintreten schon Anfang Oktober, statt Utzt Ansang November«.

Sonst behauptet der Deutschfreifinn im m er, er kämpfe „ u n ­ entwegt" fü r das g l e i c h e R e c h t a lle r; und in seinem P r o ­ gramm heißt es, er fordere die Durchführung der a l l g e ­ m e i n e n W ehrpflicht. W ir denken darum , es muß einen be­

sonderen Haken haben, daß das Richter'sche B la tt jetzt direkt g e g e n diese freisinnigen P rin z ip ie n schreibt. D ie G e r e c h ­ t i g k e i t gebietet, daß, wenn es einmal die P flicht jedes jungen M annes ist, dem Vaterlande als S o ld a t zu dienen, auch keiner davon ausgenommen b le ib t! Ferner schreibt die „F re i- NNnige Z e itu n g ":

y „W as würde die Folge davon (von der Heeresvermehrung) sein?

Wachsender Ardeilsmangel (soll wohl heißen Arbeitermangel) auf dem

<-ande zum Schaden der Landwirthschaft. Dazu kommt, daß gar viele, aurch d ,z mehrjährige Garnisonleben in den Städten der Heimat ent­

lo h n t, auch nach der Entlassung nicht ins D o rf zurückkehren, sondern n der S tad t ihr Fortkommen suchen. Daher schon jetzt Entvölkerung siädle^'E*" Landes im Verhältniß zu dem Wachsthum der Garnison-

B isher hat doch der Deutschfreifinn im m er behauptet, der

^U ju g tn die Städte habe seinen G rund in den niedrigen Löhnen, die die Landw irthe zahlen, und darum hat doch bis jetzt der Deutschfreifinn die ländlichen A rbeiter geradezu aufge­

fordert, sich dorthin zu wenden, wo sie besser bezahlt würden.

Der Deutschfreifinn widerstrebt auch der Einschränkung des F re i- iügigkeilsgesetzes; er w ill ferner n o c h billigere Eisenbahnfahrten M r die Arbeiter, um deren „B ew egungsfreiheit" nicht zu hindern.

Woher dieser Meinungswechsel? D ie „F re ifin n ig e Z tg ." äußert

„WaS ist die Folge davon? (von der vorgeschlagenen Erhöhung der

>or- und Branntweinsteuer nämlich) B ier und B ran ntw ein werden

»eurer. Der Landmann hat darunter doppelt zu leiden, nicht bloß, enn er sich einen stärkenden Trunk gönnt, sondern auch weil die V e r ­ teu eru ng den Verbrauch einschränkt und m it der Einschränkung deS

Erdrauchs den Absatz vermindert von Gerste und Hopfen, Kartoffeln, -w rn und anderen landwirthschaftlichen Produkten, welch« zur B ier- und

«rannliveinbereilung nöthig sind".

B isher hat doch die freifinnige P a rte i stets geleugnet, daß Kleingrundbesitzer überhaupt etwas von höheren Preisen fü r die landwirthschaftlichen Produkte hätten. Es wurde vom

Freisinn im m er behauptet, die Kleinbesitzer k ö n n t e n garnichts verkaufen, sie bauten alles fü r ihren eigenen B edarf an. Is t H e rr Richter jetzt anderer M ein u n g ? D as Richter'sche F lu g b la tt v e r s c h w e i g t aber, daß die Annahme der beiden erwähnten Steuererhöhungen noch durchaus in Frage steht, daß vielmehr die Kosten der Heeresvermehrung möglicherweise in der H a u p t­

sache durch e i n e h o h e B ö r s e n st e u e r , die n u r die Freunde des Deutschfreisinns belasten würde, gedeckt werden könnte. Grade die Börsensteuer ist dem Deutschfreifinn be­

kanntlich ein D o rn im Auge, und schon deshalb sucht er, als

„w a h re r F re u n d " der Landw irthe, die nothwendige Heeresver­

mehrung zu Falle zu bringen.

D ie Landw irthe werden sich ganz gewiß nicht von solchen doppelzüngigen Agitationen gegen die M tlitä rv o rla g e aufreizen lassen. S ie werden sicherlich das W o r t u n s e r e s K a i s e r s , das u n m itte lb a r an die Landw irthe gerichtet ist und das diese auffordert, f ü r die S tärkung der W ehrkraft einzutreten, beherzigen. W e r aber die „w ahren Freunde der L a n d w irth ­ schaft" sind, wissen unsere Landbewohner am besten; sie haben an ihrem eigenen Leibe die W irkungen des liberalen „S e g e n s"

und der vielen uns bescherten „F re ih e ile n " verspürt; sie haben sich deshalb auch der mächtigen Bewegung, die zur G ründung des „B u n d e s der L a n d w irth e " geführt hat, angeschlossen. Mögen es sich nun aber auch die Landw irthe, an die solche fre ifin n ig ­ liberale „F re u n d e " herantreten, merken, daß die „F reisinnige Z e itu n g " und andere derartige B lä tte r ganz genau so wie die sozialdemokratische Presse jene landwirthschaftliche Bewegung:

„ d i e A g i t a t i o n d e r L e b e n s m i t t e l v e r t h e u r e r "

nennt. D as sind die „w a h re n " Freunde, die F reisinnigen: S ie begünstigen Börse und Großhandel und ru in ire n die L a n d w irth ­ schaft. Und d a rin gehen Freisinnige und Sozialdemokraten Hand tn Hand.

Faktische Tagesschau.

A m 27. Februar waren zwölf Jahre verflossen, seit sich unser K a i s e r m it der Prinzessin A u g u s t e V i k t o r i a zu Schleswig-Holstein im alten Köntgsschloffe der Hohenzollern in B e rlin vermählte. V o n den Großeltern und den E lte rn , die damals den B u n d des P rinzen W ilh e lm segneten, ist n u r noch Kaiserin Friedrich am Leben. Aber neben den schweren T ra u e r­

fällen hat das junge P a a r im Laufe der Jahre Famtltenfreuden in reichem Maße erlebt. Z u dem jungen Sprossen, den das Vierkatserbild neben dem ehrwürdigen Kaiser W ilh e lm , dem Kronprinzen Friedrich W ilh e lm und dem P rinzen W ilh e lm ein J a h r nach der V erm ählung am 27. Februar 1881 zeigte, ist noch eine blühende Schaar von fü n f P rinzen und einer P r in ­ zessin hinzugekommen, die m it dem Kronprinzen in den besten Ueberlieferungen ihres Hauses zur Freude der E lte rn und des ganzen Landes heranwachsen. P rin z W ilh e lm hat inzwischen das hehre E rb th e il Kaiser W ilh e lm s und Kaiser Friedrichs über­

nommen und giebt m it seiner m it den schönsten weiblichen und Herrschertugenden begabten Gem ahlin ein V o rb ild nicht n u r echten deutschen Familienlebens sondern auch treuester E r­

fü llu n g schwerer Regentenpflichten. Möge der Segen der Groß- eltern und E lte rn , der bisher den B u n d begleitete, bis in ferne Z eilen fo rtw irke n !

D re i und eine halbe Woche n u r find e» noch bis zu dem Zeitpunkt, wo die parlamentarischen Osterferien einzutreten pflegen. Es w ird im m er zweifelhafter, ob die wichtigste Ange­

legenheit, m it der sich der Reichstag in der gegenwärtigen Session zu befassen hat, die M t l i t ä r v o r l a g e , bis dahin auch n u r tn der Kommission erledigt sein w ird . Daß die ganze Kommisfions- berathung zu einem lediglich negativen Ergebniß führen und auch zur A ufklärung wenig genug beitragen w ird , kann jetzt schon als feststehend betrachtet werden. W enn die „Freisinnige Z e itu n g "

jede N um m er ihres B la tte s m it der Ankündigung eröffnet: „D ie Entscheidung über die M tlitä rv o rla g e und die Reichstagsauflösung fä llt voraussichtlich in den M o n a t M ä rz ", so glaubt ih r Be- gründer das selbst schwerlich, jedenfalls th u t er das S einige, um seine eigene Ankündigung nicht zur W ahrheit werden zu lassen.

D ie Frage ist allmählich klar und spruchreif genug. I m V olk giebt sich nachgerade unverkennbare Sehnsucht kund, aus einem Zustand peinlichster Unsicherheit und V e rw irru n g erlöst zu werden.

Ueber die p a r l a m e n t a r i s c h e n D i s p o s i t i o n e n schreibt die „ P o s t" : „E s darf angenommen werden, daß in dem Abschnitt nach Ostern zunächst die Verhandlungen über die M tlitä rv o rla g e und die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses über die S teuerreform , welche sich mindestens bis Pfingsten er­

strecken dürften, zeitlich zusammentreffen werden."

D er J u b e l der „F re isin n ig e n " über den von seinem S ta n d ­ punkt unerw artet günstigen V e rla u f der Dinge im W ahlkreis L t e g n i t z - G o l d b e r g ist groß, weshalb nun auch die nationalliberale Presse, die sich bisher jedes eigenen U rth e ils ent­

halten hat, e ifrig herzuspringt, um ih r „S p rü c h le in herzusagen".

W as hören w ir denn da? Im m e r die alte Behauptung, daß die Konservativen sich von den Antisemiten „überrennen" ließ en!

W enn dies aber auch unter den Ausnahmeverhältniffen der W a h l in Friedeberg - ArnSwalde einen Schein von Berechtigung haben konnte, so tr ifft es fü r Ltegnitz - Goldberg in keiner Weise zu, w eil die Konservativen den dortigen W ahlfitz garnicht zu ver­

theidigen hatten. Daß ihre Aussichten durch die bet dieser Ge­

legenheit befolgte Taktik nicht schlechter geworden find, w ird die Z u ku n ft lehren.

D er P a n a m a - B e s t e c h u n g s p r o z e ß kommt am 8.

k. M . vor dem Asfifsenhofe zur V erhandlung. F ü r denselben sind 4 Tage angesetzt. „F ig a ro " glaubt, der Prozeß werde noch manches aus Tageslicht bringen.

W ie aus B r ü s s e l ' gemeldet w ird , hat am S onntag- V o rm itta g um 9 U hr das R e f e r e n d u m in der S ta d t und den V ororten über das in Belgien einzuführende Wahlsystem unter reger Betheiligung der Bevölkerung begonnen. D ie A b ­ stimmung findet über folgende fü n f Anträge statt: 1) das m it vollendetem 21. Lebensjahre zustehende aktive allgemeine W a h l­

recht (A n tra g Ja n s o n ); 2) das m it vollendetem 25. Lebensjahre zustehende aktive allgemeine Wahlrecht (A n tra g N oth o m b );

3 ) Ausschluß der Unterstützten und derer, welche weder lesen noch schreiben können (A n tra g G ra n x ); 4 ) Abhängigkeit der Wahlberechtigung von dem Innehaben einer eigenen W ohnung und dem Nachweis eines gewissen B ildungsgrades (R egierungs­

v o rla g e ); 5 ) Ausschluß derjenigen von der Wahlberechtigung, welche keine Volksschulbildung besitzen (A n tra g F rore-O rban). —

— D ie Stimmabgabe, welche in Redaktionslokalen, Cafös und

S y lv ia .

Erzählung von G . S a l v i a t i .

---(Nachdruck verboten).

(10. Fortsetzung.)

A ls die B a ro n in ih r Pflegekind abholte, fragte sie scherzend:

«Nun S y lv ia , bist D u m ir auch nicht abtrünnig geworden?"

S ta t t aller A n tw o rt legten sich zwei weicht Arme um ihren

« a ls , und ein zärtlicher Blick sagte das Ueßrige. D a n n jedoch M b S y lv ia flüsternd a n : „A b e r nicht wahr, liebe T a n te , w ir Msen bald wieder einm al hierher; Onkel Friedrich und Groß- mutterchen bangen sich sonst ,u sehr." „U n d D u am meisten", achte die B a ro n in , schloß ihren L ie b lin g in die Arme und drückte Men herzlichen Kuß auf den unschuldigen Kindermund.

V I I I . K apitel.

^ ^ ^ r h n Jahre find seit dem soeben beschriebenen Zeitpunkt ver-

sgn ^ ^ Sommerzeit und die Schweiz von Reiselustigen über- L ' N a tio n a litä te n find vertreten, ein Chaos von S p ra - M n d rin g t an unser O hr. — Auch in dem reizend gelegenen Urorte Ragaz herrscht das regste Leben und T reiben, und das eite Hotel, der „Q u e lle n h o f", ist bis auf das letzte Dachkämmer- chen besetzt.

. I n dem nach dem Kurgarten gelegenen Konversations-

« Mmer desselben fitzen zwei Damen und Herren tn eifrigem Ge- jpräch beisammen.

m "Unsere Gesellschaft hat sich seit gestern um einige interessante

^ jä n lic h k e ite n verm ehrt", hören w ir den einen der Herren sagen:

"Haben S ie w ohl das stattliche P a a r m it den reizenden K indern weü.k ? glaube, es find Z w illin g e , sehen sich zum V er- I " ähnlich; und eine junge Dam e? Ic h sage Ih n e n , den ^ ^ine seltene Schönheit, sie muß eine S ü d lä n d e rin sein, M i h r ^ ^ U " " ^ b n Haare und Augen, die üppige F ig u r, alles

„ . »Aber Erich, davon hast D u m ir ja noch garnichts erzählt,"

"»erbrach ihn lebhaft die an seiner S eite fitzende junge F rau.

„A b e r L a u ra , ich hatte das ganz vergessen," fie l ih r der Gatte tn die Rede, es waren übrigens noch mehr Personen, eine ältere Dame m it röthltchem H a a r und ein auffallend blaß aussehender junger M a n n . S ie scheinen sehr reich zu sein und haben alle, noch freien Z im m e r des Hotels m it Beschlag belegt.

Ih r e n Namen habe ich aber noch nicht erfahren können."

„ S o w ill ich Ih n e n denselben sagen", entgegnete D r. S te in ;

„E s ist ein Professor Lucius m it F a m ilie aus B e rlin . D ie Dame m it den röthltchen Haaren, eine B a ro n in von Trechnitz, ist die Schwägerin der F ra u Professor, und Ih r e Schönheit", fügte er lachend hinzu, „e in von der B a ro n in angenommenes K in d ."

„W a s S ie sagen. S ie kennen also die Betreffenden?"

„ W i r find ziemlich über ihre Verhältnisse unterrichtet", w a rf F ra u D r. S te in in gleichgültigem T one ein.

„S te h e n in B e rlin vielleicht gar auf dem Verkehrsfuße m it ih n e n? " fragte neugierig H e rr von G rehl.

„ D a s nicht gerade, w ir treffen jedoch m itu n te r am d ritte n O r t zusammen, und die B a ro n in von Trechnitz wie ihre B eglei­

te rin haben w ir vor zwei Jah re n in S panien kennen gelernt."

„ I n S p a n ie n ?" fragten beide G alten wie aus einem M unde.

„D a s ist ja höchst interessant" fu h r die F ra u fo rt, „erzählen S ie uns doch näheres. H e rr Doktor. S ie spannen die Neugter meines M annes auf die F o lte r und wissen doch, Aufregungen find beim B runnentrinken durchaus zu verm eiden", setzte sie boshaft lächelnd hinzu.

„ S ie haben Recht, gnädige F ra u , und ich wüßte m ir als A rzt doppelte V o rw ü rfe machen, wenn mein längeres Schweigen n a c h te ilig auf die Gesundheit Ih re s H e rrn Gemahls wirken sollte, also hören S ie : Professor Lucius ist Docent an der U niversität zu B e rlin , sein Name hat in der Residenz einen guten K lang. Seine wissenschaftlichen Arbeiten find von ebenso hoher Bedeutung wie seine T hätigkeit als Lehrer."

„A b e r S ie wollten uns doch von S panten und Ih r e r B e ­

kanntschaft m it jenem schönen Mädchen erzählen", unterbrach die junge F ra u den Sprechenden ungeduldig.

„D a s kommt noch, gnädige F ra u ; M eine G a ttin w ird , hoffe ich, die M itth e ilu n g e n in B etreff unserer M a d rid e r Be- kanntschft geben, sie ist genauer o rte n tirt."

Um den M u n d der F ra u D oktor spielte ein zufriedenes Lächeln, sie nickte zustimmend m it dem Kopfe. Vorerst gestalten S ie m ir n u r noch die F a m ilie des Professors etwas zu skizziern.

D ie G a ttin des letzteren, eine verwtttwete G rä fin B altzig, geb.

v. Trechnitz, hat in der M a rk große Besitzungen und aus erster Ehe n u r den einen S o h n , jenen blassen jungen M a n n , welchen S ie bei der Gesellschaft bemerkt. V o n G eburt an kränklich, hat der junge G ra f sich geistig n u r wenig anstrengen dürfen, wes­

halb sein Wissen ziemlich mangelhaft geblieben, aber er ist ein verständiger, liebenswürdiger Mensch und als alleiniger Erbe von Baltzig ungeheuer bescheiden und anspruchslos. Lucius w a r sein Lehrer. D ie G rä fin , eine kluge, geistreiche Dame, muß sich von dem Wissen und liebenswürdigen Wesen des damaligen Doktors sehr angezogen gefühlt haben, denn nachdem er n u r kurze Z e it im Hause, reichte sie ihm ihre Hand. D ie Ehe ist, wie allgemein bekannt, eine sehr glückliche geworden. — D ie beiden blonden Mädchen, — S ie haben ganz richtig vermuthet — find Z w illin g e . D ie F a m ilie Lucius fü h rt tn B e rlin ein großes Haus. D ie F ra u Professor pflegt die schönen Künste und Wissen­

schaften, ihre litterarischen Abende haben einen gewissen R u f er­

la n g t."

„W elch eine interessante F a m ilie ", sagte H e rr von G rehl

„Schade, daß sie nicht frü h e r gekommen, ich hätte sie gerne näher kennen gelernt, denn bis Donnerstag, wo unsere Z e it leider abgelaufen, werden w ir w ohl wenig Gelegenheit dazu haben.

„A b e r n u n , gnädige F ra u " , wandte er sich zu seinem Ge­

genüber „h a lle n S ie uns nicht länger den zweiten, gewiß eben­

so fesselnden T h e il Ih r e r Bekanntschaft v o r."

(Fortsetzung fo lg t.)

(2)

anderen öffentlichen Lokalen vorgenommen w ird , wurde in den Vorstädten um 6 U hr, im In n e r n der S ta d t um 9 U hr abends geschloffen. W ie des weiteren gemeldet w ird , ist das Volks- reserendum überall in großer Ruhe verlaufen. F ü r B rü ffe l nebst V ororten stellt sich das Gesammtresultat wie folgt : V on 111 700 in die Listen eingeschriebenen Personen haben 60 279 ihre S tim m e abgegeben. D avon stimmten fü r den A ntrag Janson 48 660 Personen, fü r den A n tra g Nothomb 7684, fü r die übrigen drei Anträge zusammen 3935 Personen. — D ie konservative V ereinigung der ArrondiflementS von B rü ffe l hat in ihrer am Sonntag-Abend abgehaltenen Versamm lung fast einstimmig eine Tagesordnung angenommen, welche das allge­

meine Stim m recht und die von G ranx und Fröre-O rban einge­

brachten Anträge v e rw irft.

Nach einem Telegram m des „Reuter'schen B u re a u " aus A u c k l a n d ist daselbst die Nachricht eingetroffen, daß der K ö n i g d e r T o n g a - (Freundschafts-) In s e ln Georg I. T u b o u an In flu e n z a gestorben i s t . __________________

preußischer L an dtag.

Abgeordnetenhaus.

41. Sitzung vom 27. Februar 1693.

Das Haus ehrt das Andenken des Abg. Bödiker (Centrum) in der üblichen Weise, ebenso das Andenken des Abg. Koehne (freikons.), der am 23. d. M ts . verschieden ist.

Das Haus setzt sodann die zweite Etatberathung fort.

Der Spezialetat der Lotterieverwaltung wird nach unerheblicher Debatte genehmigt, wobei die Vermehrung der Lose um 3 0 0 0 0 ange­

nommen wird.

Regierungskommissar Geheimrath M a r c i n o w s k i macht dabei die M ittheilun g, daß die Errichtung von 104 neuen Lotteriekollektionen in Aussicht genommen sei, die auf die Rheinprovinz sowie die Provinzen Hessen-Nassau, Hannover, Brandenburg und Westfalen vertheilt werden sollen.

Ebenfalls wird die von der Budgetkommission vorgeschlagene Re­

solution, betr. die Erweiterung der Statistik über das Privatlotteriewesen und Beseitigung der Mißstände bei den Privatgeldlstterien, angenommen, nachdem M inister D r. M i q u e l sich bereit erklärt hat, aus möglichste Einschränkung der Pri»atlotterien hinzuwirken.

Beim E tat der direkten Steuern beklagt sich Abg. L u c i u s (freikons.) über die große Last, die das neue Steuerveranlagungsversahren den ehrenamtlichen und unentgeltlich arbeitenden Personen auferlege.

Abg. S c h e n k (freis.) verlangt eine schnellere Erledigung der Steuer­

deklarationen.

M inister D r. M i q u e l erklärt die Verzögerung der Entscheidungen durch die M an n h a ftig ke it des zu bewältigenden Arbeitsstoffes. Von 312 000 Reklamationen seien im J a n u a r bereits 2 9 6 0 0 0 erledigt gewesen.

Daß das neue Gesetz sich bewährt habe, könne man nicht bezweifeln;

denn es würden heute I V , M illiarden Einkommen mehr versteuert als früher. Die Selbsteinschätzung habe allerdings wunderbare Erscheinungen gezeitigt, so namentlich in B erlin, ein Censit habe z. B . sein Einkommen aus 5000 M k. angegeben, statt dessen hätten sich 26 000 M k. herausgestellt, bei einem andern seien statt der deklarirten 100 000 M k. — 388 000 M k.

ermittelt worden u. s. w.

Abg. D r. F r i e d b e r g (natlib.) klagt über gesetzwidriges Verfahren der Beamten in einzelnen Fällen der Einkommensermittelung.

M inister D r . M i q u e l weist diese Vorw ürfe zurück. Leider sei in der Presse versucht worden, die Beamten zu beeinflussen.

Abg. D r. M e y e r (freis.) weist aus einen F a ll in Beuthen hin, wo ein Beamter, der gesetzwidrig vorging, noch befördert worden sei.

M inister D r. M i q u e l erwidert, der Beamte sei nicht befördert, sondern in ein weniger selbständiges Am t versetzt worden. M a n dürfe eben nicht alles glauben, was in den Zeitungen stehe.

Nach kurzer weiterer Debatte w ird der E tat genehmigt.

Dienstag: Eisenbahnetat.

Deutscher Reichstag.

53. Sitzung vom 27. Februar 1893.

Vizepräsident G ra f B a l l e s t r e m theilt mit, daß Abg. Bödiker (C tr.) plötzlich verstorben ist. Das Haus ehrt das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen.

Die Staatsanwaltschaft in Hamburg sucht um Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. Metzger (Soz.) wegen Beleidigung des Hamburgischen Senats nach. Das Schreiben geht an die Geschäfts- Ordnungskommission.

Hierauf wird die erste Berathung der Novelle zur M a ß - und Ge­

wichtsordnung sowie der Bericht der Reichsschuldenkommission erledigt.

Der Antrag der Wahlprüfungskommission aus Giltigkeitserklärung der W ahl Ahlwardts wird angenommen, gleichzeitig aber ein Antrag K n ö r c k e (freis.), Beweiserhebungen über verschiedene Punkte des W a h l­

protestes anzustellen.

Es folgt die Berathung des Etats der Reichsjustizverwaltung.

Abg. v. B a r (freis.) bringt die Herausforderung eines Landgerichts- direktorS durch einen S taatsan w alt zum Duell zur Sprache und verlangt eine einheitliche Regelung des Strafvollzuges.

Staatssekretär D r . H a n a u e r erklärt, bezüglich der Einheitlichkeit des Strafvollzuges schwebten Verhandlungen. Die Frage stoße aber noch auf so große Schwierigkeiten, daß sie vorläufig nicht zum Abschluß zu bringen sei.

Abg. F rh r. v. M ü n c k (Demokrat) greift anläßlich seines Prozesses die Justizverwaltung Württembergs auf das Heftigste an.

Württembergischer Bundesbevollmächtigter D r. v. S t i e g l i t z weist die Angriffe v. Münchs zurück, indem er eine eingehende Darlegung des Münch'schen StraffallS giebt.

Abg. P a p e r (Demokrat) hält es nicht für geschmackvoll, daß v. Münck hier sein M a n d a t benutze, um aus seine Richter zu schelten.

Abg. S c k r a d e r (freis.) kommt aus die von v. B a r berührten Punkte eingehend zurück.

Abg. K u n e r t (Soz.) beklagt sich darüber, daß auf Anordnung der Staatsanwaltschaft, trotz seiner Im m u n itä t als Abgeordneter, seine Woh­

nung sechsmal durchsucht worden sei. Wenn Jemand in solch' einem Falle den Durchschnüfflet einfach über den Haufen schieße — er würde als Geschworener den M a n n freisprechen.

Abg. G r ö b e r (Centrum) erklärt die Vorbringung solcher Einzel­

fälle für einen Mißbrauch des M andats. Die Aeußerung Kunerts sei eine direkte Aufforderung zur Gewalt.

Abg. S t a d t h a g e n (Soz.) verlangt Schutz dagegen, daß S ta a ts ­ bürger lediglich aus Anlaß einer Verwaltungsbehörde in Irrenanstalten eingesperrt werden können, und beschwert sich darüber, daß Ausländer angeblich grundlos ausgewiesen würden.

Abg. D r. H a r t m a n n (deutschkons.) erklärt die Ausführungen Stadt- hagens für übertrieben.

Der Gehalt des Staatssekretärs w ird bewilligt.

Abg. Gras K a n i t z (deutschkons.) bemängelt die Höhe der Kosten für die Ausarbeitung des Reichs-Civilgesetzbuckes.

Hierauf wird der Rest des Etats bewilligt.

Dienstag: E tat deS Auswärtigen, Kslonialetat.

Deutsches Reich.

Berlin, 27. F e b m a r 1893.

— Se. Majestät der Kaiser hatte am M o n ta g V o rm itta g eine Besprechung m it dem S taatsm intster T hielen und nahm m ittags M arinevorträge entgegen. Um 1*/< U hr saßen der Kaiser und die Kaiserin u. a. die Leibärzte D r. Leuthold und D r. Junker als Gäste an der kaiserlichen T a fe l. D ie kaiserlichen Majestäten begingen an diesem Tage die Wiederkehr und Feier ihres Vermähiungstages. Am Abend fand im kö >igl. Opern­

haus« ein Gesellschaftsabend statt, zu dem die zur Z e it in P o ts ­ dam wohnenden M itg lie d e r der königlichen F a m ilie gleichfalls

eingeladen waren.

— Am 2. März findet bei den Kaiserlichen Majestäten ein

Botschafterdiner statt.

— B et dem a u - A nlaß der silbernen Hochzeit des Prinzen L u d w ig von Bayern in München veranstalteten Schießen hob der P rin z hervor, er befinde sich besonders wohl in der M itte der Schützen, unter denen alle bürgerlichen Kreise ohne Unterschied des S tandes, Berufes und Vermögens vertreten seien. Dem W ohle der Schützen widme er den Festpokal, indem er wünsche, daß, wie das köntgl. Haus sich m it dem Volke, so das Volk m it dem königl. Hause sich eins fühlen möge durch weitere J a h r­

hunderte. M i t jubelnden Rufen dankten die Anwesenden dem P rinzen fü r seine W orte.

— Großherzog Peter von Oldenburg ist am M o n ta g vor vierzig Jahren zur Regierung gelangt. D ie „N o rd d . A llg . Z tg ."

bemerkt aus diesem A n la ß : A m 27. Februar 1853 folgte der der Großherzog P eter N ikolaus Friedrich seinem V ater in der Regierung und hat seither nicht n u r in den Angelegenheiten seines Landes, sondern auch in der Entwickelung, welche zur Wiederherstellung des deutschen Reiches führte, eine thatkräftige und erfolgreiche Thätigkeit entwickelt. W idm et das Land O lden­

burg seinem Großherzoge aus diesem Anlasse dankbare H uldigung, so n im m t das deutsche Volk daran innigen A n th e il und bei den engen Fam tlienbanden, welche unser KöntgShaus m it dem Olden- burger Hause verbinden, w ird dieser J u b tlä u m sta g von neuem Gelegenheit bieten, jene schöne Gemeinsamkeit zu beleuchten, welche Deutschlands Fürsten und V ölker m it einander verknüpft.

— D er Herzog Ernst G ünther von Schleswig-Holstein, B ru d e r der Kaiserin, w ird sich der „ A . R . K ." zufolge im M a i nach Chicago zur Besichtigung der Weltausstellung begeben. E r gedenkt sich ungefähr 6 Wochen in Amerika aufzuhalten.

— Am 26. Februar abends verschied nach längerem Leiden der frühere M in iste ria ld ire kto r im M in is te riu m des In n e rn , Wirkliche Geheime Ober-Regierungsrath Lodcmann. A us Gesundheitsrück­

sichten w ar er am 1. J u li 1892 in den Ruhestand getreten, nachdem er seit J a n u a r 1890 als M inisterialdirektor im M in i­

sterium des In n e r n gewirkt hatte. V orher w ar er Regierungs­

Vizepräsident in Schleswig und dann Regierungspräsident in Lüneburg gewesen. I n allen Stellungen hat er dem S ta a t durch seine Hingebung und Pflichttreue ersprießliche Dienste geleistet.

I n den Kreisen, die ihm dienstlich oder persönlich nahe gestanden haben, w ird ihm ein dankbares und ehrendes Andenken bewahrt werden.

— D as Befinden des Abg. F rh rn . v. S tu m m ist zusehends in der Besserung begriffen.

— Reichskanzler G ra f von C a p riv i, der der Chef des 78.

Regiments in Osnabrück ist, telegraphirte, der „K ö ln . Z e itu n g "

zufolge, auf einen GeburtstagSwunsch an den Oberbürgermeister M ö llm a n n , er wünsche von ganzer Seele das Gelingen der M ilitä rv o rla g e und hoffe, das deutsche Volk werde den W erth fü r sein Dasein und fü r seine Z u ku n ft erkennen.

— D er erste Vizepräsident und Vorsitzender der Centrum s- Fraktion des Reichstags G ra f Ballestrem ist am S on n ta g von der Feier des P apstjubiläum s hier wieder eingetroffen.

— D er LandtagSabg. A d o lf Bödicker, Landgerichtsrath in Hildesheim, V ertreter des 4. K ölner Wahlkreises ( S te g - M ü h l- heim a. Rh. - W ip p e rfü rth ) ist am S o n n ta g in seiner Heim at plötzlich am Herzschlage gestorben. D er Verstorbene ve rtra t seit 1879 denselben W ahlkreis und gehörte der Centrum spartei an.

— D r. B aum ann meldet durch ein Telegram m aus P angani vom 25. d. M . der Ausführungskommission des deutschen A n ti- sklaverci-Komitees seine glückliche A nkunft an der ostafrikanischen Küste. Nach der vorliegenden M eldung ist, wie die „N a t.-Z tg ."

bemerkt, zu schließen, daß der Forscher von seiner im Kam pf m it den Wapogo bei Tom bawale erlittenen Verw undung wieder her­

gestellt ist und nach Auflösung seiner Expedition bald die Rück­

reise nach Europa antreten w ird.

— A us B e rlin , 24. F ebruar, w ird der „Franks. Z e itu n g "

gemeldet: I n parlamentarischen Kreisen w ird von neuem er­

zählt, daß der Leiter der Kolontalabtheilung Geheimrath Kayser zurückzutreten beabsichtige. S e in R ücktritt scheint n u r eine Frage kurzer Z e it zu sein.

— V o r einiger Z e it brachte die „K reuzzeitung" die M e l­

dung, daß der Kaiser die prächtige Besitzung Forsteck an der Kieler Föhrde fü r den Kronprinzen angekauft habe, der von Ostern d. I . ab das Kieler Gymnasium besuchen werde. W ie das „B e rlin e r T a g e b la tt" jetzt schreibt, haben zweifellos V e r­

handlungen zwischen dem Kaiser und den jetzigen Besitzern der V illa stattgefunden; doch ist ein Verkauf nicht zu Stande ge­

kommen, denn die Erben der schönen Besitzung stellen jetzt V illa Forsteck zum öffentlichen Verkauf.

— A m Sonnabend, 25. d. M ., fand im großen S aale der Kriegsakademie der 12. deutsche Adelstag unter dem Vorsitze des Herzogs Ernst G ünther von Schleswig-Holstein, des B ruders Ih r e r Majestät der Kaiserin, statt. Bedeutsam wurde diese V e r­

sammlung der deutschen Adelsgenoffenschaft besonders durch den E in tr itt vieler hervorragender katholischen Edelleute, unter denen w ir nach dem „V o lk " namentlich den westfälischen Bauernkönig, Freiherrn von Schorlemer - Alst, und den Vizepräsidenten des Reichstages, Grafen Ballestrem, nennen. D ie wichtigsten Gegen­

stände der B erathung waren der E n tw u rf eines Fideikommiß- gesetzeS, die Handwerker- und Jnnungsfrage, die In a n g riffn a h m e der Unterstützung der schlestschen Weber. Mehrfach g riff der Herzog Ernst G ünther in hervorragender Weise in die E rörterung ein, den Höhepunkt der Verhandlung bezeichnet jedoch zweifellos eine glänzende Rede des jugendfrischen Freiherrn von Schorlemer.

U nter Hervorhebung dessen, was die beiden christlichen Kon­

fessionen eint, tra t der Centrum sführer fü r das Festhalten an dem apostolischen Glaubensbekenntniß, das Königthum von Gottes Gnaden, die K räftigung des Reichsgedankens, die E rh a ltu n g und Stärkung des Heeres ein. E r warnte den Adel davor, den Tanz ums goldene Kalb mitzumachen, und fordert ihn auf, nicht auf eine äußerlich glänzende S te llu n g , sondern auf selbstlose Hingabe an die Interessen der Gesammtheit Gewicht zu legen. D e r be­

geisterte B e ifa ll, der diesen W orten folgte, bewies, daß der Red­

ner ganz aus dem Herzen einer Gemeinschaft gesprochen hatte, die als obersten Grundsatz fü r ihre V ereinigung den Satz hinge­

stellt hat, Adel verpflichtet.

— D as preußische S taatsm inisterium berieth heute über die deutsche A ntw ortnote auf die russische HandelsvertragS- Offerten.

— D ie vereinigten Ausschüsse des Bundesraths fü r Handel und Verkehr und fü r Justizwesen traten am M on ta g zusammen

zur Berathung des Freundschafts-, Handel- und S chifffahrts­

vertrages zwischen dem Reich und dem Freistaat Columbten.

— D ie Petitionskom m isfion des Reichstags hat beschlossen, dem Reichstage zu empfehlen, die eingegangenen P e titio n e n , betr.

die Aufhebung des Gesetzes über den Orden der Gesellschaft Jesu bez. die Beibehaltung dieses Gesetze« durch die über den A n tra g des Grafen von Ballestrem und Genossen zu fassenden Beschlüsse fü r erledigt zu erklären.

— D ie Plenarsitzungen des Herrenhauses werden am 17.

M ä rz wieder aufgenommen werden. D ie Kommission (zunächst A g ra r- und Kom m unalkommisfion) werden bereits am 15. M ärz in T hätigkeit treten.

— D e r Landtag der P ro v in z B randenburg ist gestern M itta g um 1 2 */, U hr von dem Oberpräfidenten D r. o. Achen- dach eröffnet worden. M i t einiger S p a n n u n g hatte man nach den bekannten Vorgängen bei der Reichstags - Ersatzwahl in Arnswalde-Friedeberg diesesmal der W a h l des Vorsitzenden ent­

gegengesehen. I n den letzten Jahren w ar der Landrath des Kreises Friedeberg, Geh. Regierungsrath von Bornstedt, regelmäßig durch Z u ru f gewählt worden, gestern dagegen wurde die Akklamations­

w ahl von keiner S eite beantragt. B et der Z ettelw ahl erhielt Landrath von Bornstedt dann aber von 92 abgegebenen S tim m e n 74 S tim m en. F ü r die übrigen Vorstandsämter wurde Akklam ation-wahl beantragt.

— D e r hier zusammengetretene Brandenburgische P ro v in - ztallandtag w ird am 6. M ä rz sein alljährliches Essen im Kaiserhof veranstalten.

— Eine in Halle am S o n ntag stattgehabte Versamm­

lung der allgemeinen O rdnungspartet beschloß eine P e titio n an den Reichstag, derselbe wolle seine Zustim m ung zur M ilitä r - vorlage geben.

— D er Ausschuß des deutschen Handelstages ist fü r den 17. M ä rz berufen, um über die agrarischen Bestrebungen, das Reicheseuchengesetz, den E n tw u rf über die Abzahlungsgeschäfte, die E rrichtung eines Zollbeirath« u. s. w. zu berathen.

— „ W . T . B ." verbreitet folgende Nachricht: D ie brasilianische Regierung hat nach langdauernden sorgfältigen in R io stattgehabten P rüfungen der Gewehre aller bedeutenden W affenfabriken der hiesigen F irm a Ludw ig Löwe und Kompagnie einen A u ftra g auf 70 0 00 Gewehre und 3b M illio n e n P atronen de fin itiv ertheilt.

— Z u r Angelegenheit Paasch theilt die „S ta a ts b .-Z e itu n g "

m it, daß der Vertheidiger des Verhafteten, Rcchtsanwalt H ertw ig, den A n tra g auf Enthastung gegen P ersonal-Kaution gestellt hat.

W eiter berichtet das B la tt folgendes: Bereits um 18. d. M ., also an dem Tage, von welchem der Haftbefehl d a tirt, wurde H errn Paasch anonyme M itth e ilu n g davon gemacht, und es wurde ihm unter H inw eis auf die bevorstehende überaus strenge U nter­

suchungshaft dringend zur Flucht gerathen. H err Paasch dachte nicht daran, den gut oder schlecht gemeinten R ath des H errn A nonym us zu befolgen, er blieb ruhig in seinem H otel und er­

wartete die Beamten, welche dann auch am folgenden M itta g zu seiner Verhaftung erschienen.

L ie g nitz, 27. Februar. Rechtsanwalt Palleske, der Führer der Freikonservativen, fordert die Parteigenossen auf, bei der S tichw ahl iich der Abstimmung zu enthalten, da ein Steg des deutsch sozialen Kandidaten ohne die Unterstützung der sozialdem.

P a rte i ausgeschlossen sei. (?)

Leipzig, 27. Februar. D as Reichsgericht verhandelte heute in dem Prozeß gegen den Redakteur der „Kölnischen Z e itu n g ", van Look, welcher am 29. November v. J s . wegen Abdruckes veS Protokolls über die Wemdtnger Teufelaustretbung zu 50 M a rk Geldstrafe ve ru rth e ilt worden ist. D er Rechtsanwalt be­

antragte die Aufhebung des U rth e ils der Vortnstanz, D ie V e r­

kündigung des reichsgerichtlichen U rth e ils w ird am M ontag, dem 5. k. M ts . erfolgen.

Leipzig, 27. Februar. D er R ath der S ta d t Leipzig de- m e n tirt aufs nachdrücklichste die Machinationen gewisser interesfir- ter Kreise, namentlich in B e rlin , wonach, unter Ausbeutung der Cholerafurcht, Z w eifel und Bedenken wegen der Abhaltung der diesjährigen Ostermesse wachgerufen werden. D er Gesundheits­

zustand in Leipzig sei nach wie vo r äußerst günstig und fehle somit jeder G rund, die Ostermesse ausfallen zu lassen oder ein­

zuschränken^__________________________________________________

Ausland.

W ie n , 27. Februar. D ie M itg lie d e r des österreichischen Kriegerveretns werden, wie verlautet, m ilitärisch o rg a n ifirt, u n i- fo rm irt und bewaffnet.

Wien, 27. Februar. Eine sehr zahlreich besuchte sozialisti­

sche Versammlung wurde wegen Außerachtlassung der behörd­

lichen Anordnungen gestern Nachmittag in einem Lokal der inne­

ren S ta d t aufgelöst. — I n P re ra u wurde der K aufm ann V o l­

le!, ein heftiger czchechischer A g ita to r, welcher im vorigen Jahre zum russischen orthodoxen Glauben übertrat, wegen HochverraihS verhaftet.

Rom, 27. Februar. D e r außerordentliche Abgesandte General von Los wurde heute M itta g nebst Gefolge vom Papst in feierlicher Audienz empfangen, um demselben die Glückwünsche des Kaisers zum fünfzigjährigen Bischofsjubiläum zu überbringen.

General von Los stellte dem Papst sein Gefolge vor. Nach der offiziellen Audienz lud der Papst den General von Los ein, ihm in seine Prtvatgemächer zu folgen, wo er sich m it ihm eine halbe S tunde unterhielt. H ie ra u f stattete General von Los in B egleitung seines Gefolges dem Kardinalstaatssekretär Ram polla einen Besuch ab.

Paris, 27. Februar. I m heutigen „F ig a ro " w ird in einem „ V i d i" unterzeichneten A rtikel behauptet, daß nach den Aussagen, welches Charles v. Leffeps vor dem Untersuchungs­

richter gemacht habe, Freycinet, Floquet und Clömenceau von den Machenschaften in der Panama-Angelegenheit genau unter­

richtet gewesen seien, da dieselben im Jahre 1888 bei Ferdinand und Charles o. Leffeps eifrigst in te rve n irt hätten, daß die P a ­ nama-Kompagnie einen von Herz und Reinach angedrohten P ro ­ zeß vermeiden möchte.

Lissabon, 27. Februar. D ie Cortes find bis zum 15. M a i vertagt worden.

Sofia, 27. Februar. W ie verlautet, w ird P rin z Ferdinand M itte dieser Woche hierher zurückkehren.

Rrovinziaknachrichten.

A u S dem Kreise T u lm , 25. Februar. (Brand). Am Freitag Abend brannten die Gebäude deS Käthners I . Wendt in Kölln nieder.

M itie rb ra n n t ist sämmtliche- Futter, wie auch etwa 50 M k. baareS

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Es fo lg t die Berathung über die Steuervorlagen. Es wurde eine Resolution angenommen, w o rin der Kongreß die Erhöhung der Verbrauchsabgabe auf B ra n n tw e in

Abg. Verein.) führt aus, die Regierungen könnten die Agitation des Bundes der Landwirthe, welche durch hohe Beamte und die landräthliche Presse unterstützt werde,

wiesen worden, so würde ich gegen den rumänischen Vertrag stimmen. Dieser Nachweis sei nicht geführt. Dagegen würde die Industrie durch durch die Ablehnung des

einzelnen Punkten der Tagesordnung gepflogenen Verhandlungen gefaßten Beschlüsse. Z u dem größten Theil derselben hat die kammer bereits selbftsländig Stellung

gangen und werde beim jüdischen Kapital nickt stehen bleiben. W enn H err Zim m erm ann dem neuen Kurse vorwerfe, daß er den deutschen Namen in den

die Strafsachen gegen das Dienstmädchen Johanna Bonkowski aus Schwarzenau wegen Kindesmordes, gegen den HandlungskommiS K urt Basche aus Löbau wegen Verbrechens

te °Mmensteuer gesetzt werde. W enn der G roß- industrielle sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um w andelt, und der Großgrundbesitzer, wenn auch getheilt,

von überzeugt bin, daß die nationalliberalen M itg lie d e r der w irth - schaftlichen V ereinigung sich durch derartige A ngriffe nicht beirren lassen werden, so