über die
in den Sitzungen
der
physikalisch-ökonomischen Gesellschaft
z u K ö n i ^ s b e r ü : O O
gehaltenen Vorträge
für das Jahr 1878.
Der Vorsitzende begrüsst die Versammlung und hält einen Rückblick auf die Ent
wickelung der Gesellschaft. Dieselbe ist 1790 von patriotischen Männern in Mohrungen ge
gründet, zählt also jetzt ein Alter von 88 Jahren und beschäftigte sich zuerst mit ökonomi
schen Angelegenheiten, später hat sie in verschiedenen Richtungen gewirkt, seit 1859 sich aber speciell mit der Naturgeschichte der Provinz beschäftigt. Die Gesellschaft widmete sich besonders der geologischen Erforschung der Proviöz, welche bis dahin vollständig vernach
lässigt war, mit dieser musste die Archäologie und Anthropologie, namentlich soweit es die prähistorische Zeit betraf, verbunden werden. Als zweite Hauptaufgabe wurde die E r
forschung der Lagerungsverhältnisse des Bernsteins, wie dessen Inclusa betrachtet, und die jetzige grosse Ausbeute dieses wichtigen, unserer Provinz eigenthümlichen Handelsartikels ist hauptsächlich ein Verdienst derselben.
Die Gesellschaft, welche seit 1859 öffentliche und private Sitzungen hielt, ist von dieser Anordnung seit einer Reihe von Jahren zurückgekommen und hat es für zweckmässig gefunden, sich nur auf die letzten zu beschränken, sie hat jährlich ihre Arbeiten in den Schriften veröffentlicht und ausser diesen Beiträge zur Naturkunde Preussens herausgegeben.
Eine Reihe geologischer Karten, wie das Museum, welches in stetem Wachsen begriffen ist und die reichhaltige Bibliothek', welche namentlich durch den Tauschverkehr eine grosse Vermehrung erhielt, sind Resultate der Thätigkeit derselben.
Zu allen diesen Arbeiten waren aber grosse Geldmittel erforderlich; der Vorsitzende sprach den Provinzialbehörden den Dank aus, für die in so liberaler Weise bewilligten Fonds, welche es möglich gemacht, diese Unternehmungen auszuführen , hob dabei noch besonders hervor, dass unsere Provinz bis jetzt die einzige ist, welche aus eigenen Mitteln die geo
logische Kartographirung unternommen und selbstständig Tiefbohrungen veranlasst habe, welche letztere bis jetzt kein für Industrie und Technik günstiges Resultat geliefert, wohl aber für die Zukunft mit aller Wahrscheinlichkeit in Aussicht gestellt haben.
Schliesslich besprach der Vorsitzende die Statistik der Gesellschaft und konnte auch
hier einen Zuwachs von 50 Mitgliedern constatiren. Während die Gesellschaft beim Beginn
des verflossenen Jahres: 7 Ehren-, 233 ordentliche und 319 auswärtige Mitglieder zählte,
hat dieselbe jetzt 9 Ehren-, 269 ordentliche und 331 auswärtige Mitglieder. D er Tod hat
der Gesellschaft 5 Mitglieder entrissen, 3 ordentliche: Dr. Graf, Stadtrath Dr. Hirsch,
Dr. J. Jacobi, und 2 auswärtige: Generallandschafts-Direktor Graf von Kanitz auf Podangen
und Oberstabsarzt Dr. Toussaint in Altona. Der Vorsitzende weihte den Dahingeschiedenen
warme Worte. Die Gesellschaft wird ihnen ein ehrendes Andenken bewahren.
Ilerr E. K l e b s hielt einen Vortrag: Ueber einen Goldfund in Natangen. Er hatte Gelegenheit, bei der geologischen Aufnahme der Section Heiligenbeil in diesem Sommer, auch zwei heidnische Gräberfelder zu untersuchen, deren interessante Beigaben wohl mit Recht verdienen, die Aufmerksamkeit der Anthropologen auf sich zu lenken.
Das erste dieser Grabfelder ist das von Warnikam bei Ludwigsort. Der Besitzer dieses Gutes, Herr Claassen, hatte schon vor längerer Zeit einzelne Stücke beim Sandfahren gesammelt und dieselben dem Vortragenden für das Provinzialmuseum als Geschenk überwiesen.
Bei dem grossen Interesse, das Herr Claassen für diese Angelegenheiten hatte und bei der Freundlichkeit, mit welcher er die Untersuchungen unterstützte, war es möglich, trotz der ungünstigen Witterung die vorhandenen Gräber zu öffnen und den bisweilen sehr defecten Inhalt möglichst zu conserviren.
Es sind dieses Gräber, die aus einer Zeit stammen, welche die heutige Archäologie als die ältere Eisenzeit bezeichnet. Eine Zeit, welche durch die typische armbrustförmige Fibula charakterisirt wird und welche um den Anfang der Völkerwanderung aufhört. Es ist die Zeit der ersten Jahrhunderte nach Christi, aus welcher bereits häufig Gräber bei uns geöffnet sind, wie die etwa 9 km nordöstlich von Warnikam gelegenen Gräber von Tengen.
Die Bestattungsweise zeigte daher auch nichts Auffallendes, desto mehr aber die werth
vollen Beigaben.
Es wäre hervorzuheben, ein massiv goldener Armring, 13 g schwer, ein silberner Hals
ring, beide in Formen, die bereits öfter in unsern, sowie auswärtigen Gräbern gefunden sind;
acht silberne Schnallen und verschiedene silberne Gegenstände, welche wohl zum Schwert
gehänge gehört haben müssen. Silberne und broncene Gewandnadeln u. s. w. Gürtelbesätze aus gepresstem Silberblech mit ganz eigenthümlichen Zeichnungen. Es fanden sich hiervon in den Gräbern drei verschiedene Muster v o r; in dem einen waren Stierköpfe kenntlich, ein anderes zeigte verschlungene Arabesken, welche an einzelne nordische Funde erinnerten; das dritte schien mehr in c.lassischen Formen ausgeführt zu sein.
So reich wie die Beigaben der Gräber war auch der Schmuck, der unter den ver
brannten Menschenresten begrabenen Pferde. Herr R. Klebs hatte von dem Kopfe eines dieser Pferde allein 300 silberne Knöpfe sammeln können, in einem anderen Grabe fanden sich 87 vor, ohne die vielen Stücke der zerbrochenen. Das Zaumgebiss im Munde des Pferdes war an den Seiten aus vergoldeter Bronze, nur die Stange war Eisen.
Auffallend, sowohl durch das Vorkommen in unserer Provinz, als durch das Vor
kommen in so früher Zeit sind die Goldrosetten, welche sich an jeder Seite der Stirn dieses Pferdes befanden.
Dieselben sind in Zellenmosaik (Verroterie cloisonnee) ausgeführt. Der Namen Verro- terie entsprang aus der irrigen Meinung, die rothen Täfelchen, mit denen die Goldkapsel ausgelegt ist, seien Glas, das ist jedoch nicht der Fall, in den gefundenen Stücken sind es Granaten. Wegen der Intensität seiner Farbe und der geringen Durchsichtigkeit wurde der Granat in dünnen Tafeln geschliffen und mit einer g e w a f f e l t e n Goldfolie unterlegt, dann die Sternchen in durch dünnes Goldblech gebildete Wappen gesetzt.
Im Allgemeinen treten diese Arbeiten später auf, es ist daher sehr auffallend das
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