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Der Stahlbau : Beilage zur Zeitschrift die Bautechnik, Jg. 1, Heft 7

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Academic year: 2022

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(1)

DER STAHLBAU

Verantwortliche Schriftleitung: ®r.=3ng. A. H e r t w i g , G eh. Regierungsrat, Professor an der Technischen Hochschule Berlin Berlin-Charlottenburg 2, Technische Hochschule. — Fernspr.: Steinplatz 9000

B e i l a g e T T T ] ) A T T T ' 1 I T X T T T 7 Fachschrift für das ge-

z u r Z e i t s c h r i f t | / J[ __________ / J . | J jL Sl. samte Bauingenieurwesen

Preis des ersten Jahrganges .D e r S tahlb au“ 7,50 R.-M. und Postgeld

1. Jahrgang BERLIN, 29. Juni 1928 Heft 7

Der Turm der Kölner Messeanlagen.

Von Prof. 2>r.=3ug. P irle t, beratender Die Messebauten in Köln wurden für die Pressa, Internationale Presse- Ausstellung 1928, grundlegend um gebaut und erweitert, die Planbearbeitung lag in H änden von Baudirektor A b e l , Köln. Um die vorhandenen Bauten wurde eine M antelhalle herumgelegt, die auf der Nordwest-Ecke durch einen 85 m hohen Turm flankiert ist, der als weithin sichtbares W ahr­

zeichen der Messeanlagen das rechte Rheinufer ziert (Abb. 1).

Ingenieur für Bauwesen, Köln-Aachen.

So ist in den Kölner Messeanlagen ein eigenartiges Nebeneinander beider Bauarten verkörpert. —

Der Messeturm ist seiner Natur nach in der Raum aufteilung einfach:

Je zwei A ufzüge bezw. Wendeltreppen in den Ecken des Grundriß­

quadrats dienen dem Verkehr auf- und abwärts. In den einzelnen Stock­

werken sind Bureau- und Versammlungsräume, ein Restaurant und oben

Für die gesamten neuen Erweiterungsanlagen war von dem Archi­

tekten die Ziegelbauweise vorgesehen, wobei die schlanke Linienführung der Tragwerke von vornherein die N otw endigkeit erkennen ließ, einen tragenden Kern bezw . ein stützendes Traggerippe in die Bauten einzu­

setzen, das dann durch U m m auerung verkleidet wurde. In dieser Weise ist dann auch die T urm um w andung ausgeführt, und zwar war bei diesem im Grundriß nur etwa 1 0 X 1 0 m Außenm aß aufweisenden Bauwerk an­

gesichts der starken Biegungsw irkungen durch W inddruck der Einbau eines Kerntragwerks aus Stahl geboten (Abb. 2).

V on einer A usführung desselben in Eisenbeton mußte schon wegen des zu geringen verfügbaren Raums abgesehen werden. Ü berhaupt wurde bei der Erweiterung und dem U m bau der alten Messeanlagen, die ganz in Eisenbeton ausgeführt waren, in weitestem Ausmaß Stahl als Kon­

struktionsmaterial verwendet. Trotz der unverkennbaren wertvollen Eigen­

schaften der Eisenbetonbauweise hat sich hier die Bauverwaltung doch für eine weitgehende Verw endung von Stahl entschieden und nur an denjenigen Stellen, wo es ratsam erschien, auf die erstere zurückgegriffen.

auf der Plattform ein Café eingebaut. Der obere achteckige Turmhelm trägt im Innern einen Scheinwerfer. —

Die G ründung des Bauwerks ist auf Preßbetonpfählen erfolgt, und zwar durch die Firma G r ü n & B i l f i n g e r in M annheim . Der gute Baugrund saß in etwa 9 bis 10 m Tiefe, die W änd e eines im Projekt vorgesehenen Kellers wurden als Bankettbalken biegungsfest in Eisen­

beton ausgebildet. In diesen Balken sind die Stützen des Turmes gegen die Zugkräfte infolge W inddruck verankert und gleichfalls die Köpfe der Preßbetonpfähle festgelegt (Abb. 3a und 3b).

D ie zuerst geplante Architektur des Bauwerks erforderte als Kern­

tragwerk die in Abb. 4 vorgesehene Rahm enkonstruktion. Eine nach­

trägliche A bänderung gab die beiden äußeren Vertikalgefache und eine Reihe horizontaler Flächenstücke für eine Fachwerkaufteilung frei, insofern die Fenster auf die Mittelstreifen beschränkt wurden. Dadurch entstand das in A bb. 6 dargestellte Fachwerk-Rahmensystem, welches eine be­

deutende Vereinfachung von Berechnung und Konstruktion und zugleich eine Verringerung der Baukosten ermöglicht. —

Abb. 1. Ansicht. A bb. 2. Stahlskelett des Turmes.

(2)

74 D E R S T A H L B A U , Heft 1

,

29. Juni 1928.

Planum

Abb. 3 a.

Querschnitt.

Abb. 5. 7 Abb. 7. Abb. 8.

A bb. 3b . Horizontalschnitte a — a Darstellung , Vol l wandi ges Fachwerk-

und b— b. der ^ b . ^ A bb. 6. Grundsystem. Rahmensystem.

Abb. 3a u. b. G ründung. Kräftegruppen. Vorgesehenes Ausgeführtes Abb. 7 u. 8. Darstellung des Kraft-

Rahmentragwerk. Rahmentragwerk. angriffs.

Die B e r e c h n u n g des anfänglich vorgesehenen Rahmenwerks wurde gleiche M om ente m it sich. Hiernach bleiben für jedes Stockwerk drei nach dem vom Verfasser angegebenen Verfahren [) für die Auflösung der Unbekannte, wobei freilich das statisch unbestim m te Grundsystem der Elastizitätsgleichungen durchgeführt. Als U nbekannte wurden die in Abb. 5 Zweigelenkrahm en zugrunde gelegt werden mußte. — angegebenen Kräftegruppen gew ählt, so daß also ein Grundsystem aus D ie Rechnung ergab bei der H öhe einzelner Stockwerke bis zu 7,50 m iibereinandergestellten Zweigelenkrahm en gegeben war. Die Symmetrie Höhe beträchtliche D im ensionen. Eine wesentliche Vereinfachung bot

des Systems bringt für horizontale

;: ; j | / / / W indbelastung — und nur diese

+0-QK-Flur I m k a m für die Rahm enberechnung in .

~ / ! | j|-/ / Frage, da die Vertikallasten direkt Ak

g m g . ' n die Stützen geleitet werden —

~ a BeSm rechts und links entgegengesetzt

*) Vergl. P i r l e t : K om pendium der Statik der Baukonstruktionen, Bd. II, 1. Teil. Berlin 1921, Verlag von Ju l. Springer.

W % Zonen ■ xhicht

■wß.Wlg.

H u m b o ld t

W ä tn - K a lh i

Querschnitt Stütze I

Abb. 10. Zusam m enbau des Turmes mittels Gittermast m it Schwenkarmen.

das schließlich für die A usführung vorgesehene Fachwerk-Rahmensystem der Abb. 6: Dieser aus 5 bezw. 6 Feldern bestehende Rahm en wurde zunächst zwecks E rm ittelung der Querschnitte für die endgültige Rechnung näherungsweise untersucht und hierbei das in Abb. 7 dargestellte voll-

Abb. 9a.. Abb. 9b. wandige System zugrunde gelegt. Aus den so ermittelten Momenten-

Verankerung einer Eckstütze. Knotenpunkt einer Außenstütze. usw. Werten wurden die Stabkräfte errechnet und schließlich die Stab- Abb. 9a u. b. Einzelheiten der Stützenausbildung. querschnitte gefunden, m it diesen Querschnitten sodann die Berechnung

(3)

B eilage zur Z e its c h rift „D ie B a u te c h n ik “. 75

des Fachwerk-Rahmensystems durchgeführt. U nbekannte waren die den Fußm om enten entsprechenden Stabkräfte X a bis X e in Abb. 8. —

Die Ausführung erfolgte in hochwertigem Baustahl St 48. N ur für die inneren Bauteile wie Deckenträger usw. wurde normaler Baustahl verwandt. — In das Tragwerk wurden Eisenbetondecken eingehängt, die am Rande so w eit vorkragten, daß sie das Mauerwerk des über jeder einzelnen Decke liegenden Stockwerkes tragen konnten. Die rund 64 m hohe Mauerwerksäule ist also von Stockwerk zu Stockwerk unterbrochen und ihre Einzelteile werden in den Deckenebenen aufgesetzt. Naturgemäß ist aber die jew eilige Decken-Randfläche durch eine Ziegelschicht verkleidet, so daß die äußere Ansicht des Mauerwerkskörpers eine geschlossene Fläche bietet. —

Einige konstruktive Einzelheiten sind in Abb. 9a und b dargestellt:

Der Säulen-Querschnitt besteht aus zwei U-Eisen m it aufgelegten Lam ellen, die in gleicher Stärke von unten bis oben durchgeführt sind.

Die Verstärkung nach unten hin ist durch aufgelegte Kopfbleche bewirkt.

In A bb. 9a ist die Verankerung einer Ecksäule dargestellt. Die Anker bestehen aus vier aufeinandergelegten Flachblechen, auf eine Anzugsm öglichkeit ist verzichtet. Der korrekte Schluß gegen den Unterbau ist durch eingelegte Paßstücke (Kelle) bewirkt. Abb. 9 b zeigt Einzelheiten eines Knotenpunktes einer Außenstütze. —

Der Zusam m enbau erfolgte vermittels eines zentrisch aufgesetzten Gittermastes m it schwenkbaren eisernen Auslegern: D ie winkelförm igen

Eckstücke wurden in der Werkstatt in Längen von etwa 10 m zusam m en­

gesetzt, und zwar bis zu einem G ew icht von 21 t. Sie wurden hoch­

gehoben und auf den Unterbau aufgesetzt, wobei die Stöße bis zur Höhe von 40 m vernietet, darüber hinaus mit eingepaßten Schrauben verbunden wurden. Der Mast reichte durch zwei Geschosse und wurde in der oberen Bühne abgestützt (Abb. 10). W enn die Last auf einer Ecke des Schwenkers hing, wurde der gegenseitige Schwenker m it einem Zugseil am Fundam ent befestigt und so die Verw endung von Abfangeseilcn für den Mast vermieden. A uf diesem Wege ließ sich der Zusam m enbau verhältnismäßig schnell durchführen. Für jedes Geschoß wurden etwa fünf bis sechs Tage einschließlich des Einbaues der Bühnen-Tragkon- struktion benötigt, so daß die gesamte A usführung des eigentlichen Turmes auf etwa 64 m H öhe in etwa fünf W ochen beendet werden konnte. —

Sie lag in den Händen der M a s c h i n e n b a u - A n s t a l t H u m b o l d t , Köln-Kalk. Von ihr wurden die Einzelheiten der Verbindungen und Anschlüsse in denkbar sorgfältigster Weise durchgeführt, desgleichen ging der Zusam m enbau mit größter G enauigkeit vor sich, so daß bei der A b ­ lotung der fertig montierten Turmkonstruktion so gut wie gar keine Ausweichung von der Lotlinie festgestellt wurde. —

Das Bauwerk ist ein Beispiel für die Zweckm äßigkeit der V erwendung von Stahl für derartige Turmkonstruktionen, die als Kcrn-Tragwerk eines Mauerwerksbaues bei starker Einschnürung der Raumverhältnisse und in möglichst kurzem Zeitraum hergestellt werden sollen. —

Alle Rechte V o r b e h a lte n .

Hallenbauten in Stahl.

Nach einem Vortrag auf der Internationalen Brückenbautagung in Zürich im September 1926.

Von H an s S c h m u c k le r, Berlin.

(Schluß aus Heft 6.) F a b r ik h a lle n : Die Fabrikanlage1) der Gebr. S e c k (Miag) in Spor­

bitz b. Dresden zeigt einen von Breest & Co. entworfenen Hallen-Komplex von etwa 26 000 m 2 und besteht aus der an der Bahn gelegenen 250 m langen Verladehalle, an deren Rückseite sich vier dreischiffige Fabrikations­

hallen von je 48 m Breite und 118 m Länge anschließen. Die Außen- Architektur ist vollständig von innen heraus, dem Zweck des Gebäudes entsprechend, entwickelt worden und weist insbesondere in der an der Bahnstrecke Dresden— Bodenbach gelegenen Hauptfront schlichte, groß­

zügige Architektur und Zweckform auf.

w ä r d e r gebaut. Ästhetische Fragen treten hinter den reinen Nutzbauformen zurück. Die Anlage hat eine Brette von 106 m bei 120 m Länge und besteht aus einem 8 m breiten M ittelbau (auf der A b bildung links sichtbar), an den sich beiderseits zweischiffige Arbeitshallen anschließen. Der M ittel­

bau enthält alle Räum e, die notwendigerweise zentral liegen sollten, wie Arbeiter-Wohlfahrtsräume, Magazin, Meisterstuben, Werkzeugmacherei usw.

Durch diese Anordnung werden die verlorenen W ege auf ein M in im u m verringert.

Konstruktiv zeigt die schmale M ittelhalle zw ei übereinanderstehende Steifrahmen, welche alle auf die Halle wirkenden Seitenkräfte in die

A bb. 21. Fabrikationshalle Gebr. Seck (Miag) in Sporbitz b. Dresden.

(Entwurf Breest & Co., Berlin.)

D ie Fabrikationshallen haben wie aus Abb. 21 hervorgeht, in den Seitenschiffen vollw andige Steifrahmen, welche den Zweigelenkbogenbindern der M ittelhallen Auflager geben.

A lle Konstruktionsformen entsprechen den statischen Verhältnissen und sind gradlinig. Die Belichtung der Halle erfolgt durch First-Oberlicht in der M ittelhalle und M ansard-Oberlichte zwischen M ittelhalle und Seitenschiffen. Außerdem sind in den Umfassungswänden Lichtbänder in reichem M aße angeordnet worden. Oberlichte sowie Lichtbänder sind kittlos ausgeführt, das Verhältnis der Lichtfläche zur Hallengrundfläche ist m it 3 5 % sehr reichlich bemessen. Das G ew icht der Stahlkonstruktion für die Fabrikhalle beträgt 77 kg/m 2.

Nach einem ganz ändern Prinzip ist die von Breest & Co. erbaute S c h i f f b a u h a l l e d e r D e u t s c h e n W e r f t 2) in H a m b u r g - F i n k e n -

>) Z. D. V. D . I. Jahrg. 1920, Nr. 20.

2) Bautechnik, Heft Nr. 17, Jahrg. 1924.

Abb. 22. Arbeitshallen der Deutschen Werft in Ham burg-Finkenwärder.

(Ausführung Breest & Co., Berlin.)

Fundam ente ableiten. D em zufolge sind sämtliche Stützen der Arbeits­

hallen als Pendelstützen ausgeführt worden.

Die Binder der Arbeitshallen liegen, wie die A bb. 22 deutlich zeigt, im Hohlraum der quer verlaufenden Oberlicht-Raupen. Durch diese A n ­ ordnung wird erreicht, daß das G ebäude um die Bauhöhe der Binder niedriger ausgeführt werden kann, wodurch Ersparnisse an Baustahl und W änden sowie an der H eizung erzielt werden.

In der Längsrichtung stehen die Stützen mit Rücksicht auf die durch den Betrieb bedingte Bewegungsfreiheit der großen Arbeitsstücke in A b ­ ständen von 22 m,

Die Fläche der kittlosen Oberlichte beträgt 2 3 % der Hallengrund- fläche. Die Belichtung ist ausgezeichnet. Das Eisengewicht der 11500 m 2 großen Halle erscheint zwar m it 85 k g /m 2 hoch, enthält aber außer den vier Kranbahnen im Innern der Arbeitshallen auch noch die A ußenkran­

bahnen und die Deckenkonstruktion des Mittelbaues. Die Dacheindeckung wurde aus bewehrten Hohlsteindecken m it Doppelpappe ausgeführt.

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76 D E R S T A H L B A U , Heft 7, 29. Juni 1928.

Abb. 23. Ausbesserungswerk für elektrische Lokom otiven in Dessau.

(Ausführung Breest & Co., Berlin.)

Ähnlich wie bei der vorerwähnten Schiffbauhalle zeigt auch das große A u s b e s s e r u n g s w e r k f ü r e l e k t r i s c h e L o k o m o t i v e n in D e s s a u 3) (Abb. 23) die Dachbinder zum größten Teil in den H ohlraum der Raupen- Oberlichte verlegt.

In den Seitenschiffen wurde von dieser A nordnung abgesehen, weil ein G ew inn dadurch nicht erzielbar war. Von den Hauptbindern sind besonders bemerkenswert die der M ittelhalle, welche nicht allein die Dachlast tragen, an denen auch die Kranbahnen für fünf Laufkräne und die Arbeitsgalerien oberhalb der Schiebebühne angehängt wurden. Die größte Q urtspannung des Binders beträgt infolge dieser angehängten Lasten 500 t.

Die Dacheindeckung ist Doppelpappe auf bewehrten Hohlsteindecken. Das Stahlgewicht der Hallcnanlage beträgt 3600 t, d. h. auf den Quadratmeter Hallenfläche 130 kg. D ie Halle ist ein Werk der Firma Breest & Co.

Ein vorzügliches Beispiel eines formschönen Stahlbaus ist die von den Llnke-Hofmann-Lauchhammer-W erken ausgeführte T u r b i n e n h a ll e d e s K r a f t w e r k e s K l i n g e n b e r g . 4)

Die Vollwand-Rahmenbinder haben eine Spannweite von 25,64 m bei einer H öhe von 23,78 m (Abb. 24). Diese Turbinenhalle m it ihren 1500 t Stahlkonstruktion bildet eine Rekordleistung des deutschen Eisenbaues insofern, als das umfangreiche Bauwerk innerhalb vier W ochen unter Zuhilfenahm e des aus der A b bildu n g ersichtlichen Montagegerüstes auf­

gestellt worden ist. Die Dacheindeckung besteht aus Bim sbetonhohl­

platten m it doppelter Dachpappe.

S tra ß e n b a h n h ö fe un d O m n ib u s g a r a g e n . Der Ausbau der Berliner Straßenbahn nach dem Kriege hat die Errichtung neuer Straßenbahn- höfe von beträchtlichem Ausmaß zur Folge gehabt, und die Groß­

zügigkeit der Leitung dieses Unternehmens gestattete dem entwerfenden Architekten J e a n K r ä m e r , Berlin, die Ausführung eigenartiger und für die Entw icklung des Stahlbaues wertvoller Bauwerke.

3) Elektrische Bahnen, Jahrg. 1926, Nr. 1.

4) Z .d . V . D .L , Jahrg. 1927, Heft 53.

So entstand als erste neuzeitliche Anlage der S t r a ß e n b a h n h o f B e r ­ l in - B r i t z (Abb. 25), eine Ausführung der Firma A. Druckenm üller, Berlin.

W ie schon bemerkt, erinnert der Bau an die Ausstellungshalle II am Kaiserdamm (Abb. 8), au der der gleiche Architekt maßgebend mitgewirkt hatte. W ie dort, sind auch bei der W agenhalle in Britz die Binder als voll- w andige Dreigelenkbogen von 36 m Spannweite bei 8 m Binderabstand ausgeführt worden. In gleicher Weise ist auch die Dachhaut aus be­

wehrten Hohlsteindecken m it quer verlaufenden stählernen Sparren aus­

gebildet, die sich wie bei der Ausstellungshalle auf Blechträgerpfetten in wei­

tem Abstand legen.

Durch diese A nordnung entstand ein Hallenraum von großartiger geschlossener W irkung. Besonders kühn erscheint die Anordnung der Be­

lichtung: Kein Oberlicht unterbricht die Dachhaut; große vertikale Licht­

flächen in den Außenw änden geben der Halle eine gleichmäßige und ruhige Belichtung, die durch schön geformte Glasschürzen in den G iebel­

wänden unterstützt w ird: Innen- und Außenarchitektur stehen in harmo­

nischem Einklang.

In ganz anderer Weise ist von dem gleichen Architekten die S t r a ß e n b a h n h a l l e in N ie d e r s c h ö n h a u s e n (Abb. 26, Ausführung Breest & Co.) entworfen worden, die eine Erweiterung einer in Shedform gebauten Halle darstellt. D ie Binder sind D reigelenkbogenbinder von geradlinigen Formen m it Zugband. Als Binderauflager dienen vollw andige Konsolrahmen. Eindeckung Doppeldachpappe auf bewehrten Hohlstein­

decken. Die reichliche Belichtung wurde durch ein Firstoberlicht und zwei Mansard-Llchtflächen in kittloser Ausführung erreicht.

Die in den Abb. 27 bis 29 dargestellte S t r a ß e n b a h n h a l l e a n d e r M ü l l e r s t r a ß e in B e r l i n zeigt im Querschnitt eine Aneinanderreihung von Dreigelenkbogen gradlinigen Umrisses m it eingeschalteten Gerber­

gelenken.

Die H alle macht schon wegen ihrer gewaltigen Abmessungen (H allen­

breite 113 m, H allenlänge 122 m = 13800 m 2) im Innern einen groß­

zügigen Eindruck: Hallen-Inneres und das Äußere der Anlage sind A us­

druck eines einheitlichen architektonischen W illens, Stahlgewicht 70 kg/m 2.

Die A usführung erfolgte durch die Firma Thyssen u. Co. nach dem Ent­

wurf von Architekt Jean Krämer und beratendem Ingenieur Gerhard Mensch.

Wie die Berliner Straßenbahn hat auch die Allgem eine O m nibus A.-G.

(Aboag) ihre Großgaragen in neuzeitlichen Hallenbauform en ausführen lassen. Abb. 30 zeigt die W a g e n h a l le in d e r M o r s e s tr a ß e .

Abb. 24. Turbinenhalle Kraftwerk K lingen­

berg, Berlin. (Ausführung Linke-Hofmann- Lauchhammer-Werke.)

A bb. 25. Straßenbahnhof Berlin-Britz.

(Ausführung A. Druckenm üller, Berlin.)

A bb. 26. Straßenbahnhof Berlin-Niederschönhausen.

(Ausführung Breest & Co., Berlin.)

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Beilage zur Z e its c h rift „D ie B a u te c h n ik “. 77

A bb. 27. Straßenbahnhalle an der Müllerstraße, Berlin.

Gesamt-Innenansicht. (Ausführung Thyssen & Co., Berlin.)

Abb. 28. Straßenbahnhalle an der Müllerstraße, Berlin.

Einzelheit der Stahlkonstruktion. (Ingenieurbureau G. Mensch, Berlin - Charlottenburg.)

Abb. 29. Straßenbahnhalle an der Müllerstraße, Berlin.

Außenansicht. (Architekt Jean Krämer, Berlin.)’

Ähnlich wie bei der Straßenbahnhalle in Britz ist die große Halle m it vollw andigen Dreigelenkbogen von 54 m Spannweite in Abständen von 18 m überdeckt. Blechträgerpfetten und I-Sparren bilden das tragende Gerippe für die Hohlsteindecke, welche die Halle abschließt. D ie kleinere Seitenhalle setzt sich als besonderer vollw andiger Dreigelenkbogen an die Seitenhallenbinder an. Die Stahlkonstruktion wurde von A. Drucken-

Abb. 30. Aboag-W agenhalle in der Morsestraße, Berlin.

(Ausführung A. Druckenm üller, Berlin. Entwurf Baurat Ahrends.)

t

Abb. 31. Flughalle Rotterdam. (Torsystem Breest.)

A bb. 32. Doppelhalle auf dem Flugplatz Königsberg-Devau.

(Torsystem Breest.)

Abb. 35. Flugzeughalle Ham burg-Fuhlsbüttel.

(Ausführung Spaeter, Hamburg.)

m üller erstellt nach dem Entwurf des Architekten Baurat Ahrends. — N icht so gut aber wie bei der Straßenbahnhalle in Britz erscheint bei dieser O m nibushalle die Belichtungsfrage gelöst. D ie ausgeführten Raupen-Oberlichte zerschneiden die Dachhaut und stören etwas die Ruhe des großen Raumes. Jedenfalls ist trotz der verhältnismäßig sparsamen Bemessung der Lichtflächen die H elligkeit in der Halle ausgezeichnet.

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78 D E R S T A H L B A U , Heft 7, 29. Juni 1928.

Großhallenbauten.

Alle Rcchte vorbelialten.

V on Oberingenieur Das Verlangen, große freie H allen ohne jede Unterstützung zwischen den umschließenden W änden zu schaffen, tritt heute mehr und mehr in Er­

scheinung. W enn hin und wieder auch die Industrie für besondere Zwecke weitgespannte Hallen braucht oder der Eisenbahnbetrieb größere Bahnhofs­

hallen fordert, so treten diese doch an Größe zurück gegen die in den

R u d o lf U lb ric h t, Benrath a. Rh.

gearbeitet. Es sei nur kurz beschrieben, da es gegenüber den heutigen Projekten, obw ohl erst zwei Jahre vorüber sind, schon fast veraltet er­

scheint. Die Halle ist gedacht für Sport jeder Art: Fußball, Tennis, Reit­

sport, Radrennen und als Festhalle für besondere Veranstaltungen. Die eigentliche Arena ist 60 m breit und 120 m lang vorgesehen. Abb. 1 zeigt eine Innenansicht, Abb. 2 das System.

D ie gesamte Länge der Halle beträgt 160 m, die lichte Breite und dam it die Spannweite der Eisenkonstruktion 100 m. Für die Binderteilung Abmessungen der einzel­

nen Flügel (bis etwa 8 X 10 m) m öglich, das Öffnen und Schließen von Hand zu bewirken.

Die bekannten Falt­

tore System Hirsch haben den Vorteil, zu ihrer Unterbringung im geöff­

neten Zustand etwas weniger Raum zu bean­

spruchen, bedingen dafür allerdings zum eist einen maschinellen Antrieb. A b ­ bild. 31 zeigt die große F l u g z e u g h a l l e d e s F l u g p l a t z e s R o t t e r ­ d a m , die m it Breestschen Toren ausgestattet wurde.

Diese Halle ist in guten architektonischen Formen gestaltet und seit 1918 im Betrieb. D ie Tür­

öffnung ist 32 m breit und etwa 11 x/2 m hoch.

Sie ist in sieben Scheiben aufgelöst, die von Hand

bedient werden. A bb. 34.

Eine Doppelhalle von Neue Flugzeughalle Tempelhof-Berlin.

54,5 m Breite und 5,0 m (Falttore Bauart D. Hirsch, Berlin.) H öhe ist die F l u g z e u g ­

h a l l e d e s K ö n i g s b e r g e r F l u g p l a t z e s D e v a u (Abb. 32), die gleich­

falls m it Breestschen Toren ausgestattet wurde. , W ährend die alte H alle des Tempelhofer Flugplatzes m it von Hand bewegten Schiebefalttoren ausgestattet ist, zeigen die Abb. 33 u. 34 die neue, von der Firma D. Hirsch, Berlin, gebaute F l u g z e u g h a l l e in T e m p e l h o f m it den elektrisch betriebenen Falttoren Bauart Hirsch.

D ie Ham burger F l u g z e u g h a l l e n in F u h l s b ü t t e l haben eine Spannweite von 80 m und 8 m Torhöhe (Abb. 35). Der Torbinder wurde nach dem Entwurf der Behörde von der Firma Spaeter, H am burg, als Zweigelenkrahm en m it einem im Boden liegenden Zugband aus St 48 ausgeführt. D ie Tore sind ebenso wie die in Rotterdam und Königsberg m it Breestscher Patent-Führung ausgestattet.

D r u c k f e h l e r - B e r i c h t i g u n g : Im ersten Teil dieses Aufsatzes („Stahlbau“ Heft 6, Seite 64) sind durch ein bedauerliches technisches Versehen beim Umbrechen die Unterschriften der A bbildungen 11 und 13 miteinander vertauscht worden: A bb. 11 zeigt die Bahnhofshalle O ld e n ­ burg, A bb. 13 — ebenso wie die darüber stehende Abb. 12 — den Bahn­

hof Darmstadt, und zwar die Querbahnsteighalle.

G — Gelenk

A bb. 1. Innenansicht der Sporthalle.

letzten Jahren verlangten H allen für Sport, Ausstellungen und Großgaragen.

Im folgenden seien einige besonders bemerkenswerte Entwürfe dieser Art besprochen:

Ein H allenbauwerk, welches hauptsächlich für Sportzwecke gedacht und für eine süddeutsche Großstadt projektiert war, wurde von der F l e n d e r A.-G. für Eisen-, Brücken- und Schiffbau in Benrath a. Rh. durch­

Abb. 2. Bindersystem.

wurden hier 27 m als zweckmäßig ermittelt, die H öhe vom Fußboden bis zum Firstgelenk beträgt 32 m.

A uf die an den W änden allgeordneten und unter die Treppenanlage greifenden Böcke stützt sich auf ein 10 m überkragendes G elenk ein Dreigelenkbogen von 80 m Stützweite und 15,5 m Stichhöhe. Diese A n­

ordnung ergab recht günstige Resultate für die A usnutzung der Baustoffe.

A bb. 33. Neue Flugzeughalle Tempelhof-Berlin.

Gesamt-Außenansicht. (Ausführung D. Hirsch, Berlin.)

Sehr wirkungsvoll ist der durch den Anstrich der Eisenkonstruktion noch erhöhte ästhetische Eindruck. G urtungen und Vertikalen sind im Farbton dunkler gehalten als die hellen Blechflächen. Das Gew icht der Stahlkonstruktion für die 5200 m 2 große Halle ist 94 kg/m 2, das Verhältnis der Oberlicht- zur G rundfläche bei der großen H alle 1 6 % , bei der m it First-Oberlicht versehenen Nebenhalle 22 °/0.

F lu g z e u g h a lle n : Ein besonderes Gebiet des neuzeitlichen Stahl­

baus ist die Anlage von Flugplätzen, die als die Bahnhöfe der Zukunft anzusehen sind und als solche gestaltet werden* Bei ihnen sind zum Teil Bedingungen zu erfüllen, die von dem üblichen Hallenbau abweichen.

Insbesondere g ilt das hinsichtlich der großen Hallentore, die bei den größten Flugzeughallen bis 80 m Öffnungsbreite und 10 m H öhe auszu­

führen sind.

Dabei ist besonders zu beachten, daß die Torträger bei den großen Spannweiten unter der wechselnden Belastung und den unvermeidlichen Temperatur-Unterschieden starken Deformationen unterliegen, die auf den leichten G ang der Tore keinen Einfluß haben dürfen. Außerdem müssen die Torkonstruktionen für Flugzeughallen dem rauhen Betrieb auf dem Flugplatz Rechnung tragen und die Tore schnell und sicher geöffnet und geschlossen werden können. Steht neben der großen H allenöffnung etwas Platz zur Verfügung, so ist die zweckmäßigste Torausführung zweifellos das in eine A nzahl Flügel aufgelöste Schiebetor m it unteren Lauf- und oberen Führungsrollen, weil die am Torträger aufgehängten Torscheiben denselben ungew öhnlich belasten würden.

Eine Ausführung, die sich seit mehr als zehn Jahren gut bewährt hat, ist die nach Patent Breest & Co.

Die Besonderheit dieser Konstruktion besteht in der vertikalen Be­

weglichkeit der oberen Führungsrollen, die den Verformungen der Kon­

struktion und etwaigen Senkungen der Fundam ente ohne weiteres folgen und ein Festklemmen der Torscheiben m it Sicherheit verhüten. Infolge dieser vertikal einspielenden Führungsrollen ist es selbst bei großen

(7)

fktzvragen

Mille Gelenk 2‘iSOO

Trägerfür Windkessel

W-Windirài Atdeckmg Abnehmbare Konstruktion zum Heben

B eilage zur Z e its c h rift „D ie B a u te c h n ik “.

Um eine gute Raum w irkung und gute Belichtung der in der H allen­

mitte befindlichen Spielfläche zu erhalten, wurde ein großes Oberlicht in der M itte der Halle vorgesehen (Abb. 1). D ie übrige Eindeckung des Daches war in Stegzementdielen gedacht. Die U m fassungswände sind massiv und durch große Fensterflächen aufgeteilt. Durch letztere wurde eine gute seitliche Belichtung der treppenförmig angeordneten Zuschauerplätze erzielt.

Da das Gesamtgewicht der H alle kein richtiges Bild gibt, weil es durch H inzukom m en von Nebenbauten usw. beeinflußt wird, seien nachstehend die entsprechenden Zahlen für ein normales Binderfeld von 27 m Breite genannt.

Es wurden ermittelt:

St 37: Sparren ... 16 t G itte r p fe tte n ...51 t D a c h v e r b ä n d e ... 1 1 t St 48: Binder mit Auflagern und Verankerung 120 t

198 t

= 73,5 kg/m 2 Grundfläche.

Außerdem waren für ein normales 27 m-Feld erforderlich:

950 m 2 kittlose Verglasung, 2000 m 2 -Stegzementdielen mit doppelter Papplage, 650 m 2 massive Längswand, 140 m 2 Fenster der W ände, und für jedes Fundam ent 200 m 3 Eisenbeton; für einen Binder also 400 m 3.

wie praktische Anordnung der Träger im Innern dieser gleichzeitig nach außen und nach innen liegenden Oberlichte, die nicht nur das Tages­

licht einlassen, sondern auch zur Aufnahme künstlicher Beleuchtung ein­

gerichtet sind. An der Lieferung war die F le n d e r A.-G. in Benrath m it­

beteiligt, während die Montage der gesamten Konstruktion allein durch die M a s c h i n e n f a b r i k A u g s b u r g - N ü r n b e r g in Gustavsburg erfolgte.

JM Jm n- Belastung W t, Belastung während

dem Heben

Abb. 3. Innenansicht der Messehalle V II Leipzig.

Eine schöne Aufgabe für den Eisenbauer war die Ausarbeitung der Projekte für die Messehalle VII der Messe- und Ausstellungs-A.-G. in Leipzig. Diese inzwischen ausgeführte Halle ist in Heft 1 des .S ta h lb au “ von Geheimrat H e r t w ig eingehend behandelt. Es sei daher auf sie an dieser Stelle nicht näher eingegangen, in Abb. 3 u. 4 jedoch als Er­

gänzung der dortigen Beschreibung eine Innenansicht und eine Dar­

stellung der Binder gegeben:

Abb. 3 veranschaulicht den gewaltigen Eindruck der 100 m weit gespannten und über 146 m langen Halle sowie die befriedigende und ruhige W irkung des Oberlichts. Abb. 4 u. 5 zeigen die von der Flender A.-G. vor­

geschlagene neuartige, ebenso charakteristische Dachlängsschnitt.

Abb. 6. Querschnitt der Gebläsem aschinenhalle.

Abb. 9.

G elenkpunkt des Hauptbinders.

A — Elnbetonlerter I7uD. B — Abnehmbare Nnsc. C — Rolleurost. D = Hauplblndersticl.

E = Hebbarer Unterteil.

Abb. 7. Binderfuß.

Eine Halle, die zur Aufnahm e von Gebläsemaschinen im Rheinisch- Westfälischen Industriegebiet jetzt von der F le n d e r A.-G. in Benrath aus­

geführt wird, sei wegen der besonders bemerkenswerten Einzelheiten ihrer Durchbildung erwähnt. M it Rücksicht auf die dortigen Boden­

senkungen und die Schwingungen, die durch die Stöße der großen Maschinen hervorgerufen werden, war besondere Vorsorge für die Aus­

führung des Bauwerkes zu treffen.

Es mußte also ein System gew ählt werden, das möglichst un­

empfindlich gegen Bodensenkungen ist; weiter war zu beachten, daß

Ansicht der inneren Wandung. 780-10

Horizontaler Schnitt durch ßetenkmitte Außenansidit.

Ldngsoussteißjng

(8)

D E R STAHL BAU, Heft 7, 29. Juni 1928

y - W Einzelheiten der Haupttrag-

n %W konstruktion zeigen die A bb. 7, 8 u. 9, und zwar die erstere den Binderfuß 0 1 m it der zum Heben eingerichteten J f A usbildung: D ie seitliche Nase ist y | ’ erforderlich, um den beim Heben auftretenden Schub von etwa 40 t Ü| j aufzunehm en. Beim Heben wird

ein Rost aus kleinen W alzen ein­

geschoben. Abb. 8a u. b zeigt den oberen Teil des Binders und A bb. 9 Ü| , ! den oberen G elenkpunkt.

d In der Halle läuft ein Drei-

i Ü 1

p ; j motorenlaufkran von 75 t Nutzlast.

¡1 ; i Der mittlere Aufbau wird oben und seitlich m it Glas eingedeckt, die übrige Dachhaut in Stampfbeton aus- :■? \ ,*16.00 geführt, da man von der Verwendung iS= mn« S i. von Stegzementdielen m it Rücksicht i j auf die dauernden Schwingungen des i] Gebäudes absehen w ill. M it Rücksicht auf die Verschiedenheit der Boden­

senkungen werden entsprechende Trennungsfugen angeordnet. Diese schwere Dachhaut von 170 kg/m 2 ij] _f| Eigengewicht wurde auch noch aus dem G runde gew ählt, weil das Dach I ... \ / zur Reinigung von Gichtstaub öfter / m it Karren befahren und begangen 3 / wird. M it Rücksicht darauf sind an / den Traufen und G iebeln rundum / starke Geländer angebracht. Die Um-

| / fassungswände erhalten sehr reich- liehe Belichtung, außerdem sind hier zur besseren E ntlüftung große Schiebe- 1 fenster angeordnet, in deren Höhe

außen und innen rund um das G e ­ bäude Laufgänge vorgesehen sind,

¿1 um jederzeit an die Fenster zu Ü—itÄ ® — kom m en und um von diesen Lauf­

stegen aus ein bequemes Anstreichen der Konstruktion zu ermöglichen. Zu diesem Zwecke sind außerdem in wagerechten und senkrechten A b ­ ständen von etwa 3 m überall kurze W inkeleisen mit einem Loch im ab­

stehenden Schenkel angenietet, dam it ohne besondere Vorkehrungen ein leichtes Hilfsgerüst eingehängt werden kann.

' A lle Anschlüsse der Pfetten, Kranträger, W indträger sind mehr oder weniger gelenkig, um die M ög­

lichkeit des Nachgebens beim un­

gleichmäßigen Setzen der H aupt­

konstruktion zu haben. Das G ew icht der W änd e wird von besonderen Unterzügen getragen.

A lle Schrauben werden durch Palm uttern gesichert. Außerdem sind die Anschlüsse der vorgenannten Konstruktionen so ausgebildet, daß, selbst w enn durch besondere Um stände ein Herausfallen von Schrauben Schnitt a-a

500 ,

Abb. 8 a.

Innere Binderansicht.

Skhbfych

m m W z '/,

Abb. 8a u. b. Oberer Binderteil.

Schnitt c-c. I i \

nach etwa eingetretenea Senkungen die H alle bis zu 50 cm gehoben i \

werden konnte. j. . I J J

Da sich im voraus nicht übersehen ließ, ob der gewählte Dreigelenk-

bogenbinder Resonanz m it den Schwingungen der Gebläsemaschinen hat, ist aa B B g jn lJI vorgesehen, daß ein großer wagerechter Träger im Dache eingebaut werden lip _ g _jl-s-j ^ pj kann, um so ein System von anderen Schwingungszahlen zu erhalten. y; » °

Besonderer Wert war auf die E ntlüftung zu legen, da in den vor- — handenen Maschinenhäusern im Sommer Temperaturen von 50 bis 5 5 ° C / beobachtet worden sind. Um eine reichliche Entlüftung zu erhalten, sind / das Dach des Aufbaues und die Seitenfenster in der Längsrichtung in

J

einzelnen Abschnitten verschiebbar. Streifen von 6 m Länge und 14 m Abb 8b Außere Binderansicht.

Breite im Dach schieben sich über den feststehenden Teil von gleicher Breite. Das Verfahren der einzelnen Teile, die durch Stangen starr m it­

einander gekuppelt sind, erfolgt durch elektrisch angetriebene und getrennt arbeitende W inden.

Abb. 6 zeigt den Querschnitt der H alle, deren Binder in Entfernungen Vorkommen sollte, kein Konstruktionsteil herunterfallen kann,

von 12 m stehen, eine Einteilung, die m it Rücksicht auf das System der Der Laufsteg am Oberlichtaufbau wurde in 1 m H öhe über dem Maschinen erforderlich war. Dach angeordnet und m it Riffelblech abgedeckt, um zu verhindern, daß

(9)

B eilage zur Z e its c h rift „D ie B a u te c h n ik “. 81

der evtl. auf dem Dach liegende Gichtstaub bei geöffneten Fenstern durch den W ind in die Halle getrieben wird.

W ährend bei den vorher genannten beiden Hallenbauwerken die Beanspruchungen nach den ministeriellen Vorschriften gew ählt wurden, sind sie hier m it Rücksicht auf die Eigenart des G ebäudes niedriger gehalten. Einschließlich W indbelastung soll die Beanspruchung der Hauptteile nicht mehr als 1200 kg/cm2 betragen.

Zum Heben des Gebäudes können an den Binderfüßen und Stützen Konsolen angeschraubt werden- Die H ubvorrichtung sitzt in der Längs­

richtung der W ände, rechts und links von den Stielen auf besonders vor­

gesehenen Fundamenten.

Auch hier seien für ein normales Binderfeld von 12 ni Länge die Zahlen der erforderlichen Massen genannt:

S p a r r e n ...6 t P f e t t e n ...15 t Entlüfteraufbau komplett (Binder, Pietten, Verbände, W andgerippe) 20 t H a u p t b in d e r ...125 t Zwei Füße einschl. S t a h l g u ß l a g e r ...25 t Wandgerippe m it U nterzügen und W in d t r ä g e r ...18 t Kranbahn m it B r e m s v e r b a n d ... 17 t

2261 d. h. 475 kg auf den m 2 Grundfläche.

Außerdem sind erforderlich für ein Feld: 120 m 2 verschiebbare Glasflächen des Entlüfteraufbaues, 120 m 2 feststehende Glasflächen des Entlüfteraufbaues, 330 m 2 Bim sbetoneindeckung des Hauptdaches, 190 m 2 Va Stein starke Ausm auerung, 270 m 2 Glasflächen in den Längswänden, davon sind 40 m 2 verschiebbar.

Über die G rü n d un g lassen sich keine genauen M itteilungen machen, da sie m it Rücksicht auf die Art des Gebäudes, auf Maschinenfundamente, Längswände usw. zu sehr m it anderen Teilen verbunden ist, als daß Einzelangaben möglich sind.

Bemerkenswert dürften noch einige Angaben über die Formänderungen dieses Systems sein, deren theoretische Werte in nachstehender Tabelle zusamm engestellt sind.

Verschiebungen in cm Eigen- gew.

Schnee

total W ind Krau Seiten­

schub max

d

Änderung der Kranspurweite

Horizontal-Verschiebung des - 3 ,6 5 wird bei Montage ausgegl.

1 o 00 CO +0,35 — 0,16 41 o“ — 1,15

Scheitelgelenkes . . . Vertikal - Verschiebung des

— ± 5,5 ± 0 ,8 ± 1 ,7 ± 8 ,0

Scheitelgelenkes . . . + 7,0 wie oben

i l , 6 — 0,6

-

î — + 8,6

Auswechselung der Eisenbahnbrücke über den Felbecker Hammerteich in km 2,1 und 44,5 der Strecke Krebsöge— Radevormwald (Reichsbahndirektion Elberfeld).

A lle R e c h te V o rb e h a lte n . Von Sr.=3ng. D ö rn e n , Derne i. Westf.

Der alte Ü berbau (Abb. 1) bestand aus parallelseitigen Fachwerk­

körpern von 41 m Stützweite und m it untenliegender Fahrbahn, Schienen­

oberkante liegt rd. 20 m über dem Wasserspiegel des Hammerteiches. Für den neuen Überbau wurden Halbparabelträger von gleicher Stützweite m it obenliegender Fahrbahn vorgesehen, und zwar wurde das System des geringen Gewichtes wegen und in der Absicht gew äh lt, den Aus­

wechselungsvorgang möglichst einfach zu gestalten. Da die beiden Pfeiler­

köpfe ohnehin ausgebessert werden mußten, konnte die durch den neuen Überbau bedingte Änderung der Pfeiler in Kauf genom m en werden.

A uf der Baustelle waren folgende Arbeiten auszuführen:

1. Betriebssichere A bstützung des alten Überbaues einschließlich der beiden Seitenöffnungen während der Ausbesserung und Ä nderung der Pfeilerköpfe.

2. Zusam m enbau des neuen Überbaues neben dem alten.

3. Auswechselung der beiden Überbauten.

Für die b e t r i e b s s i c h e r e A b s t ü t z u n g d e s a l t e n Ü b e r b a u e s wurde seitens der Bauverwaltung eine Ausführung verlangt, die zur A u f­

nahm e der Verkehrslasten standsicher war und die M öglichkeit Bot, gegebenenfalls die rd. 15 m hohen Pfeiler je nach dem Befund derselben zu erneuern. Dementsprechend wurden die alten Überbauten auf Stahl­

turmgerüsten abgestützt, welche die Pfeiler vollständig um gaben und auf besonderen Betonfundam enten standen. Einzelheiten zeigen die A bb. 1 bis 3. Es war indessen nicht nötig, die beiden Pfeiler ganz abzu­

tragen. Sic wurden lediglich in ihrem oberen Teil auf etwa 4 m Höhe erneuert und für die Auflagerung des neuen Überbaues abgeändert.

Außerdem mußte ein Pfeilerfundament durch eine besondere, auf Preß- betonpfählen gegründete schwere Betonkonstruktion abgefangen werden.

W ährend der Dauer dieser Arbeiten ging etwa drei Monate lang der ge­

samte Verkehr über die beiden Stahlgerüste.

Für den Z u s a m m e n b a u d e r n e u e n B r ü c k e wurde eine Hilfs­

brücke von 36 m Stützweite neben die alte Brücke in entsprechender H öhe auf zwei Böcken über den Hammerteich gelegt. Die Aufstellung des Hilfsträgers geschah m it leichten hölzernen Schwenkmasten von dem alten Überbau aus. A uf diesem Hilfsträger wurde die neue Brücke mit

(10)

82 D E R S T A H L B A U , Heft 7, 29. Juni 1928.

A bb. 4.

Hilfe von zwei leichten Kabelbahnen, die in den Ebenen der neuen Hauptträger lagen, zusam m engebaut (Abb. 2 u. 3).

Zur A u s w e c h s e l u n g d e r b e id e n Ü b e r b a u t e n standen 4l/2 Stunden Betriebspause zur Verfügung. Der Arbeitsgang war folgender:

a) An zwei schweren Jochen auf den Stahlgerüstpfeilern wurde der alte Überbau m it vier Flaschenzügen senkrecht so hochgehoben, daß unter ihm

b) der neue Überbau von der Seite auf zwei Rollbahnen von seinem Baugerüst in die neue Lage gerollt und auf die Lager abgesetzt werden konnte.

c) Nach der Herstellung der G leisverbindungen wurde jetzt der alte Überbau auf den neuen Überbau, und zwar auf vier ganz niedrige Bockrollenpaare, die auf den Schienen liefen, abgesetzt und d) in der M itte quer durchgeschnitten.

e) Die beiden Hälften wurden von zwei Lokomotiven an zwei zum Zerlegen und Verladen geeignete Plätze abgeschleppt (Abb. 2).

Als Ganzes konnte der alte Überbau nicht abgeschleppt werden, weil vor und hinter der Baustelle tiefe Einschnitte m it starken Kurven waren.

Die Auswechselung ist ohne U nfall und planm äßig vor sich gegangen.

A bb. 4 zeigt den neuen Überbau nach vollzogener Auswechselung.

Bei der Planung des Auswechselungsvorganges war vor allen Dingen der Bedarf an Gerüsten nach M öglichkeit einzuschränken, da dieselben wegen ihrer beträchtlichen H öhe schwer und teuer wurden. Aus diesem G runde schied der übliche Vorgang aus, bei dem der alte Überbau seitlich auf ein besonderes Gerüst ausgerollt und der neue von seinem Baugerüst eingerollt wird. Außer dem Gerüst für den neuen Überbau wäre dann ein weiteres für das Ausrollen und Zerlegen des alten Ü ber­

baues nötig geworden. M an hätte allenfalls den alten angehobenen Überbau nach dem Einrollen des neuen an dessen Stelle auf das Bau­

gerüst ablegen können, hätte dann aber den alten Überbau hier unter unbequem en Verhältnissen zerlegen und verladen müssen. U m dies zu vermeiden, wurden die beiden Hälften wie beschrieben abgeschleppt.

Entwurf und A usführung erfolgte im Aufträge der Reichsbahndirektion Elberfeld durch die Brückenbauanstalt J o h a n n e s D ö r n e n , Dortmund- Derne.

Ä n d e r u n g d e r V o rschriften fü r d ie U m g re n z u n g des lic h te n R a u m e s fü r N o r m a ls p u r b a h n e n .1)

Nachdem soeben noch in Heft 4 des „Stahlbau“ eingangs der Be­

trachtungen über »Kanalbrücken im Wechsel der Verkehrsanforderungen“

festgestellt werden konnte, daß die infolge wachsender Betriebslasten seitens der Reichsbahn gestellten brückenbautechnischen Aufgaben vom deutschen Stahlbrük-

kenbau restlos und ohne erhebliche Schwierigkeiten ge­

löst sind, bietet sich im Bereich der ge­

nannten Verwaltung ein neues bemerkens­

wertes und unseres Erachtens recht fol­

genschweres Pro­

blem :

Zufolge der durch V erfügung der Haupt- verw altung der D eut­

schen Reichsbahn- Gesellschaft vom 7. M ärz 1928 — 82 Nan. 2. — geneh­

migten „ Vorläufigen Vorschriften für die U m grenzung des lichten Raumes für Norm alspurbahnen“

soll »vom 1. Januar 1931 das W a g e n ­

b e g r e n z u n g s ­ p r o f i l d e r T r a n ­ s i t w a g e n in einer

H öhe von 430 bis 3245 mm über Schienenoberkante von 3100 mm auf 3150 mm verbreitert werden. Dies ist nur m öglich, wenn die . . . fest­

gelegten Maße für die U m g r e n z u n g d e s l i c h t e n R a u m e s überall vorhanden sin d .“

Einschneidender noch als diese die Breite des Lichtraumprofils be­

treffende Änderung ist die in bezug auf die Lichthöhe eintretende, welche besonders bei den zu elektrifizierenden Bahnen ins G ew icht fallen dürfte:

N a c h B l a t t 3 d e r g e n a n n t e n V o r s c h r if t e n is t s e l b s t f ü r b e s t e h e n d e B r ü c k e n b a u t e n , d e r e n U m b a u s c h w i e r ig u n d b e s o n d e r s k o s t s p i e l i g w ä r e , f ü r d ie S t r o m z u f ü h r u n g e in A u f s a t z f r e i z u h a l t e n , d e s s e n O b e r k a n t e 5250 mm ü b e r S c h i e n e n o b e r k a n t e lie g t . G e g e n ü b e r d e m f r ü h e r e n R e g e l ­ l i c h t r a u m m i t 4800 m m b e d e u t e t d a s e in e E r l i ö h u n g u m 450 mm.

M an steht vor der Frage, ob dieses Maß w ohl auch bei M assivbrücken ohne weiteres erreichbar ist, wenn von einer Tieferlegung der Gleise unter

') Vergl. a. K o m m e r e l l : Neue Vorschriften für die U m grenzung des lichten Raumes für deutsche N ormalspurbahnen. „Die Bautechnik“ 1928, Heft 18, 27 u. 29. (Auch als Sonderdruck herausgegeben.)

der Brücke Abstand genom m en werden m uß! Jedenfalls werden sich in solchen Fällen Schwierigkeiten ergeben, deren Ü berw indung geeignet scheint, den Eisenbahn- und Brückenbaufachmann vor bemerkenswerte Auf­

gaben zu stellen. W ir hoffen daher, über besonders gelungene Lösungen in dem einen oder anderen Fall an dieser Stelle berichten zu können.

F ö r d e rtü rm e in S ta h lb a u . Unter Bezugnahm e auf den in Heft 2 des

»Stahlbau“ erschienenen Aufsatz über den G egenstand1) und als weiteren Beleg für die technischen Vorzüge wie die architektonischen M öglichkeiten des Stahles beim Bau von Fördertürmen geben wir nebenstehend einige Aufnahm en von Ausführungen der C a r l s h ü t t e , A k t i e n g e s e l l s c h a f t fü r E i s e n g i e ß e r e i u n d M a s c h i n e n b a u in W aldenburg-Altwasser:

Abb. 1 zeigt einen bereits 1921/22, für den Kaiserin-Augusta-Schacht der Gewerkschaft Gottes Segen in Lugau im Erzgebirge gebauten 51 m hohen Förderturm m it obenliegender Maschine. Der Auftrag zur Aus­

führung in Stahl erfolgte in allerschärfstem Wettbewerb gegen den Eisen­

beton zunächst aus dem G runde, daß der Turm um eine vorhandene Förderanlage' herum gebaut und deren Betrieb nicht gestört werden sollte.

W eiterhin war bestim m end für die W ahl einer Stahlkonstruktion die Rück­

sicht auf den unsicheren Baugrund und nach M itteilung der ausführenden Firma nicht zuletzt der Umstand, daß auch die Bauvorschrift sich von dieser W ahl eine einheitliche und befriedigende architektonische W irkung versprach.

Das G ew icht der Konstruktion betrügt 484 t einschließlich Führungs­

gerüst und sämtlicher Zubehörteile, die H öhe bis zur M itte der Ablenk- scheibe ist 29 m, diejenige

bis M itte Koepescheibe 35,6 m , die Teufe 560 m.

J D ie Berechnung erfolgte für einen dreietagigen Förder­

korb m it je zwei W agen und einer Gesamtbruchlast von 204 000 k g , eine Bruchbe­

lastung von 50 000 kg der N ebenförderung und einer W indkraft von 150 bis 200 kg/m 2.

Der Turm ist für D oppelförderung über einen D oppeltrum - Hauptschacht m it danebenliegendem ebensolchem Hilfsschacht errichtet und besteht aus einem unteren und einem oberen Teil sowie dem darüber liegenden Maschi­

nenhaus. Er hat eine G run d ­ fläche von 15,5 X 16,2 m, 1) P. W alter, „Förder­

gerüstneubau Kaiser-W il­

helm-Schacht der Hohen-

zollerngrube“ „Der Stahl- A bb. 1. Förderturm für den Kaiserin-Augusta- b a u “ Heft 2. Schacht in Lugau, Erzgebirge.

,5500über S-C

(11)

B eilag e zur Z e its c h rift „D ie B a u te c h n ik “. 83

Abb. 2. Förderturm für den Mauve-Schacht in Rybnik, O.-S.

das M aschinenhaus eine solche von 13,28X15,6 m. Die Eckpfosten bestehen aus 4 X 4 W inkeleisen in je 1,8 m Abstand. Die W inden des unteren Turmteils sind als dreistöckige Rahm en ausgebildet, 1/2 Stein stark aus­

gem auert und von großen Fensterflächen durchbrochen. Das Dach ist m it Kupferblech abgedeckt. In einem Eckpfosten führt ein elektrisch betriebener Aufzug bis zum Maschinenhaus-Fußboden, im Maschinenhaus läuft ein 20-t-Kran von 12 m Spannweite und 40 m Hub.

Die Lieferzeit betrug etwa sechs Monate, die M ontage erforderte mit Rücksicht auf den nicht zu unterbrechenden Betrieb besondere Sorgfalt.

A bb. 2 stellt einen Förderturm m it obenliegender Maschine und Schachtgebäude dar, ausgeführt für den Mauve-Schacht der Rybniker Steinkohlengewerkschaft Emma-Grube in Oberschlesien, berechnet für einen zweietagigen Förderkorb m it zwei W agen und einer Seilbruchlast von 153 600 kg. Das Gesamtgewicht der Stahlkonstruktion einschließlich Schachtgebäude und Führungsgerüst beträgt 510 t, die H öhe bis M itte der Ablenkscheibe 24,4 m, diejenige bis Mitte Koepescheibe 29,4 m, die volle Turmhöhe bis zur Dachspitze 39,5 m, die Teufe 450 m.

Der Turm hat eine Grundfläche von 17 x 10,8 m, das Maschinenhaus eine solche von 12,3 x 10m. Die Eckpfosten bestehen, wie bei dem vorher beschrie­

benen Förderturm, aus 4 x 4 W inkeleisen in je 1,8 m A b ­ stand; in einem Pfosten führt ein elektrischer Aufzug bis zum Fußboden des Maschi­

nenhauses, In diesem läuft über die Maschine ein Kran von 14 t Tragkraft.

Abb. 3 zeigt den 53,5 m hohen Förderturm m it oben­

liegender Maschine für den Deutschland - Schacht der Gewerkschaft Deutschland im Erzgebirge, berechnet für einen sechsetagigen Förderkorb m it je einem W agen und einer Seilbruch­

last von 215 000 kg. Das G esamtgewicht der Stahl­

konstruktion einschließlich Führungsgerüst ist 395 t, die Höhe bis M itte A b ­ lenkscheibe 28,5 m , bis M itte Koepescheibe 36 m.

D ie Grundfläche des Turmes beträgt 13,1 x 16,2 m , diejenige des Maschinenhau­

ses 1 2 ,9 X 1 4 ,6 m. Pfosten­

ausbildung und Aufzug wie vorher, Tragfähigkeit des Abb. 3. Förderturm für den Deutschland- Kranes im Maschinenhaus Schacht der Gewerkschaft Deutschland, 20 t, M ontagedauer etwa

Erzgebirge. vier Monate.

D ie s eit la n g e m s ta rk u m s tritte n e F ra g e d e r V e rs ic h e ru n g sp flic h t d e r V o rz e ic h n e r im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 2 des Angestelltenversiche­

rungsgesetzes ist für die Stahlbau-Industrie Insofern von großer Bedeutung, als dam it eine Erhöhung der sozialen Lasten bedingt ist, die gleichbedeutend ist mit einer Einschränkung der Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Bauweisen und auf dem Auslandsmarkt.

W ährend die Vorzeichner und deren Verbände die Angestelltenver- sicherungspflicht als gegeben annehm en, lehnen die Arbeitgeber die Angestellteneigenschaft der Vorzeichner ab.

Welche Stellung hat nun die Reichsversicherungsanstalt gegenüber den widerstreitenden M einungen der Beteiligten eingenom m en?

Ursprünglich wurde hier die Auffassung vertreten, daß die Vorzeichner in ihrer Gesamtheit der Versicherungspflicht unterliegen, und auch das Oberschiedsgericht für Angestelltenversicherung hatte in zwei grundsätz­

lichen Enlscheidungen vom 10. N ovember 1916 — P 190/15 — und vom 25. M ai 1917 — P 24/17 — die Vorzeichner ganz allgem ein für angestellten­

versicherungspflichtig erklärt. In einer großen Zahl von 1918 an anhängig gemachten Streitverfahren hat die Stahlbau-Industrie nun versucht, diese Entscheidungen an Hand der in der Praxis herrschenden Arbeitsverhältnisse nachzuprüfen. Es wurde vor allem auf die T ä t i g k e i t der Vorzeichner als auf ein für die Klärung der Frage ausschlaggebendes M om ent hin ­ gewiesen. Hiernach sei zu unterscheiden zwischen Vorzeichnern, die nach dem sogenannten Skizzensystem arbeiten und solchen, die nach dem sogenannten Werkstattsystem arbeiten. Zu den Obliegenheiten der ersteren gehört es, Werkstattskizzen und Schablonen selbst zu fertigen und die dazu notwendigen Maßberechnungen selbst vorzunehm en. Dazu gehört u. a. auch die nicht im m er ganz einfache Erm ittlung der Schrägen und die werkstattgemäße Darstellung räumlicher Anschlüsse sowie die A bw icklung komplizierter Flächen u .a .m . Zu diesen Verrichtungen sind z. T. Maßberechnungen und zeichnerische Hilfskonstruktionen erforderlich, die ein wesentlich höheres Maß von Kenntnissen und Erfahrungen voraus­

setzen, als es von einem Durchschnittsvorzeichner verlangt wird. Diese Gruppe der Vorzeichner könnte also als angestelltenversicherungspflichtig an­

gesehen werden. Die Mehrzahl der'Vorzeichner jedoch arbeitet nach dem sogenannten Werkstattsystem. Hier besteht die Tätigkeit der Vor­

zeichner im großen und ganzen in der Übertragung der vom technischen Bureau erhaltenen m it genauen Maßen versehenen Zeichnungen auf das Werkstück, bei mehrfach vorkomm enden gleichen Stücken auch in der Anfertigung von Schablonen aus Holz oder Stahlblech. Die Tätigkeit der Werkstatt-Vorzeichner muß also als eine überwiegend mechanische gewertet werden. Sie können also nicht als Angestellte im Sinne des Angestellten- versicherungsgesetzes angesehen werden. Da in den angeführten Entschei­

dungen nun der Grundsatz ausgesprochen war, daß, soweit abgegrenzte Be- rufsgruppen in Frage stehen, die Versicherungspflicht nicht wegen geringer Verschiedenheiten ln der technischen Art der Arbeit der einzelnen Betei­

ligten beurteilt werden könnte und da nach statistischen Feststellungen ungefähr 9/io ^ er Vorzeichner nach dem Werkstattsystem arbeiten, muß ganz allgem ein ihre Versicherungspflicht abgelehnt werden.

Die im N ovem ber und Dezem ber 1922 ergangenen Entscheidungen des Oberschiedsgerichts haben eine A nnäherung an diesen Standpunkt der Stahlbau-Industrie insofern gebracht, als grundsätzlich entschieden wurde, daß die nach dem Skizzensystem arbeitenden Vorzeichner ver­

sicherungspflichtig, die nach dem sogenannten Werkstattsyslem arbeitenden nicht versicherungspflichtig sind. Der Standpunkt, nach dem die Vorzeichner als streng abgegrenzte Berufsgruppe anzusehen und einheitlich zu beurteilen sind, ist dam it von dem Oberschiedsgericht verlassen worden. Die strittige Frage war also insofern geklärt, als die Bezeichnung „Vorzeichner“ noch keineswegs ohne weiteres einen Anspruch auf Behandlung nach dem Ver­

sicherungsgesetz für Angestellte ergibt, sondern daß einzig und allein die Art der Beschäftigung m aßgebend ist. Für die Zukunft waren dam it im m erhin gewisse Richtlinien gegeben.

Durch die Verordnung des Reichsarbeitsministers v. 8.' 3. 1924 über die „Bestim mung von Berufsgruppen der Angestelltenversicherung*

(R. G. Bl. 1924, Teil I, S. 274 u. f.) wurde jedoch die Frage von neuem akut. In der angeführten Verordnung heißt es im Absatz IV, 2; Z u den Angestellten im Sinne des § 1, Absatz I, Nr. 2 gehören insbesondere in der Metallindustrie Zeichner, Vorzeichner (nicht Ankörner) usw.

Das Direktorium der Reichsversicherungsanstalt erblickt hierin eine Rückkehr zur ursprünglichen Rechtsprechung des Oberschiedsgerichts, nach der auch die nach dem Werkstattsystem arbeitenden Vorzeichner ver­

sicherungspflichtig sind.

D ie Richtigkeit der Auffassung der Reichsversicherungsanstalt wird seitens der Stahlbau-Industrie bestritten, und zwar wird geltend gemacht, daß es nicht im Sinne der Verordnung über die Bezeichnung der Berufs­

gruppen gelegen haben kann, die durch die Rechtsprechung des Ober­

schiedsgerichts geschaffene Rechtsgrundlage zu beseitigen, sondern im Gegenteil, wie es im Sinne einer jeden Rechtsentwicklung gelegen ist, auf ihr aufzubauen. Begründet wird diese Auffassung mit dem Hinweis, daß der Entwurf der Verordnung bei dem Erlaß der Entscheidungen des Oberschiedsgerichts vom Jahre 1922 Vorgelegen hat und zur Unterscheidung zwischen Skizzensystem- und Werkstattsystem-Vorzeichner beigetragen hat.

In dem Zusatz («nicht Ankörner“) ist so auch ein Hinweis auf die nach dem Werkstattsystem arbeitenden Vorzeichner zu erblicken.

In einer ganzen Reihe von neuerlich gefällten Entscheidungen der Spruchbehörden der Reichsversicherungsanstalt ’) ist auch entgegen dem

') Entscheidung des Oberversicherungsamtes D ortm und v. 25. 1. 1924;

Entscheidung des Versicherungsamtes K öln-Stadt A. V. I, St v. 11.4. 1925;

Versicherungsamt Berlin — Beschluß v. 4. 3. 1927.

(12)

84 D E R S T A H L B A U Heft 7. 29. Juni 1928.

S tandpunkt der Reichsversicherungsanstalt entschieden worden, trotzdem glaubt das Direktorium der Reichsversicherungsanstalt seine entgegen­

gesetzte Auffassung beibehalten zu müssen.

Dem gegenüber vertritt die Stahlbau-Industrie eindeutig die M einung, daß durch die Verordnung des Reicharbeitsministers durchaus nicht eine Änderung der Rechtsgrundlage eingetreten ist, sondern daß vielm ehr darin eine Bestätigung der grundsätzlichen Entscheidungen des Oberschieds­

gerichts zu erblicken ist. Nach wie vor wird also nur bei den Skizzen­

system-Vorzeichnern die Versicherungspflicht anerkannt, während alle darüber hinaus gehenden Ansprüche abzulehnen sind.

Zusammfassend kann festgestellt werden, daß die Auffassung der Stahlbau-Industrie in im m er steigendem Maße sich durchgesetzt hat.

Vom Standpunkt des Stahlbaues aus ist dies nur zu begrüßen, da die Vorbelastung m it Werkstattarbeiten, wozu ja auch der auf die Werkstatt­

arbeiten entfallende Teil der sozialen Belastung gerechnet werden muß, hier im V erhältnis zu anderen Bauweisen eine ungem ein hohe ist. Eine Ersparnis in dieser Beziehung ist also durchaus geboten.

A bb. 2. Kohlenmischturm der Rheinischen Stahlwerke, Duisburg-M eiderich.

D ie G esam thöhe der Anlage beträgt etwa 25 m bei rd. 11 m Breite und 55 m Länge. Außer dem großen Bunker sind noch 20 kleinere Bunker in zw ei Reihen zu je 10 vorhanden. Das G ew icht der Stahlkonstruktion beträgt rd. 800 t; die W ände des Gebäudes sind, soweit sie nicht frei bleiben, l /o Stein stark ausgemauert. Im vorderen Teil des Mischturmes sind die Antriebsmaschinen und Schaltanlagen sowie die Kohlenzerkleinerungs- maschinen untcrgebracht. Die drei hierfür in Fragekommenden Bühnen sind für eine Belastung von 2500 kg/m 2 berechnet und durch bequeme Treppen miteinander verbunden.

S tü tz e n p ro file fü r d en S tahlskelett-W oh- n u n g s b a u . Im Zusam m enhang m it den Arbeiten der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaft­

lichkeit im Bau- und W ohnungswesen e. V. hat sich auf Veranlassung des Stahhverks-Verbandes ein besonderer Unterausschuß gebildet, welcher in mehreren Sitzungen die für den Bau von Stahl­

häusern und Stahlskeletthäusern in Betracht kom m enden Fragen behandelt.

Für die W irtschaftlichkeit des Stahlskelett­

baues sind besonders geeignete, kleine Pro­

file von ausschlaggebender B edeutung: In einer

am 24.M ai d. J. beim Verein Deutscher Eisenhüttenleute erfolgten Aussprache wurden von den vorgeschlagenen Profilen die in nebenstehender A bbildung dargestellten als besonders geeignet ausgewählt. Aus der beigefügten Tafel sind sämtliche zugehörigen statischen Werte zu entnehmen.

Es besteht die Absicht, diesen Vorschlag auch der Deutschen Normal- profil-Kommission zur G enehm igung vorzulegen.

In d u s trie b a u te n in S tahl d e r F rie d ric h - A lfr e d - H ü tte . Als einen Beweis, daß auch in Deutschland die Erkenntnis der Überlegenheit des Stahls für die mannigfachen Aufgaben des Industriebaus sich an maß­

gebender Stelle durchsetzt, bringen wir in den nebenstehenden A b ­ bildungen zwei Aufnahm en von Ausführungen der Friedrich-Alfred-Hütte, Friedrich Krupp A.-G. in Rheinhausen. Der in A bb. 1 dargestellte Bau

„Lu 615“ der I. G . Farbenindustrie in Ludwigshafen hat eine Gesamtlänge von 102 m (17 Felder je 6 m) bei 32 m Breite und etwa 35 m G esam t­

höhe. Die einzelnen sechs Stockwerke sind verschieden hoch nach Maß­

gabe der Erfordernisse des Betriebes, eines der Stockwerke ist durch einen Zwischenstock unterteilt. Das gesamte G ew icht der Eisenkonstruktion beträgt etwa 3000 t. Der Zusam m enbau vollzog-sich sehr schnell mittels eines' großen fahrbahren Derrick-Auslegerkranes; die Ausm auerung der W ände geschah in Ziegelmauerwerk.

Abb. 2 führt in das G ebiet des Bergbaues und zeigt eine Ko'nlen- mischanlage für die Rheinischen Stahlwerke in Dortm und. Hier spielt infolge der Bergsenkung die Standfestigkeit des Baues eine besonders wichtige Rolle und der Stahlbau ist auf G rund seiner besonderen Eigen­

schaften ganz besonders in der Lage, sich Bodensenkungen und Boden­

bew egungen anzupassen.

Abmessungen ln mm

7 4,5 10 j 3 11 3 8 4

.V— X

W x cm3

die Knlckachse

y - y

‘ x J y j V y cm jj cm4 ; cm3

h cm

Knick- wert

k

68,7 4,01 75,1 17,7 1,90 5,78 89,4 4,091151 30,1 2,37 4,75 142 4,96; 276 46,0 2,82 4,34 54,7 4,07|( 61,2 13,2 1,88 4,88

B e ric h tig u n g .

In meinem Aufsatz „Sägedach-Stahlbau von 12 600 m 2 G rundfläche“

in Heft 4 der Zeitschrift „Der S tahlbau“ Jahrgang 1828, ist insofern ein Irrtum unterlaufen, als die Eindeckung der Oberlichter nicht mit kittlosen Sprossen üblicher Bauart erfolgte, sondern m it Eisenbetonsprossen, die säurefest präpariert sind und auf welchen das Drahtglas in Bleiweißkitt

verlegt ist. R. M ü l l e r .

IN H A LT : Der Turm der Kölner Messeanlagen. — Hallenbauten In Stahl. — Großhallen­

bauten. — Auswechselung der Elsenbahnbrücke über den Felbecker Hammerteich In km 2,1 und 44,5 der Strecke Krebsöge- Radevormvvald (Reichsbahndirektion Elberfeld). — V e r s c h i e d e n e s : Änderung der Vorschriften für die Umgrenzung des lichten Raumes für Normalspurbahnen. — Fördertürme ln Stahlbau. — Frage der VersicheruhgspfÜcht der Vorzeichner. — Stützenprofile für den Stahlskelett-Wohnungsbau. — Industriebauten in Stahl der Friedrich-Alfred-Hütte. —

Berichtigung. _______ _______ ___

Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin W8.

Druck der Buchdruckerei Gebrüder Ernst, Berlin SW 68.

Abb. 1. Neubau der I. G. Farbenindustrie, Ludwigshafen.

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motiven, ergibt sich gleichfalls eine dynamische Beanspruchung der Überbauten; infolge Durchbiegung der Längsträger entstehen periodische, lotrechte Zusatzkräfte

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