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Thorner Presse 1884, Jg. II, Nro. 163

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Thorner presse

A u s g a b e wöchentliiM echsmal. R e d a k t i o n u n d E x p e d i t i o n : J n s e r t i o n S p r e i s pro Spaltzeile

A b o n n e m e n ts p r e is pro Q u a rta l 2 M ark . oder deren R aum 10 P fg.

incl. Postprovision oder Abtrag. Katharinenstrape 2 0 4 . Annahme der Annoncen täglich bis 1 Uhr M ittags.

N" igz. Montag, den 14. Znli 1884- II. Iahrg.

Ane zeitgemäße Reminiscenz.

D ie B e rl. S ta a tsb ü rg e r Zeitung schreibt: Z u r rechten Z eit kommt uns eine interessante Episode aus den letzten Tagen der Glanzperiode des jetzt freilich im Verscheiden liegenden

„Fortschritts-LibcraliSm uS" der von der w ahrenFreiheit und ihrer fortschreitenden Entwickelung ebensoweit entfernt ist, wie terro ­ ristische Unduldsamkeit von der Toleranz — in den S in n , welche an das gute deutsche Sprichw ort erinnert: „ E s sucht niemand einen hinter einer T h ü r, der nicht selbst schon da­

hinter gestanden hat." D ie Koryphäen dieser P artei behaup­

ten: die Subventionsforderung des Reichskanzlers für über­

seeische D am pferlinien sei nur zur Förderung überseeischen Gründungsschwindels erfolgt und stützen diese B ehauptung auf Gerüchte über angebliche Landerwerbungen in der Südsee und über den Ankauf von Sam oa-A ctien. M it welcher bodenlosen Leichtfertigkeit diese Behauptungen aufgestellt werden, haben w ir schon erörtert, sie erscheint aber um so größer, wenn Man in die Vergangenheit dieser manchesterlosen W orthelden zurückgeht und sieht, wie solches Gebühren in s eigne Fleisch schneiden kann.

Z u den vorn „FortschrittS-LiberaliSmuS" besonders be­

kämpften S ta a ts-Jn s titu trn gehörte bekanntlich „die Seehand­

lung," ursprünglich im Ja h re 1772 von d .r preußischen Regierung zur Hebung der vaterländischen überseeischen I n d u ­ strie gegründet. Dieselbe befaßte sich im Verlaufe der Ja h re auch m it Errichtung von Fabriken und Etablissements, welche die Förderung der inländischen Ind ustrie und Produktion bezweckten. D a nun das M anchesterthum, welche» m it F ort- schritts-LiberalismuS identisch ist, es für unmoralisch hält, wenn der S ta a t Geschäfte betreibt, so w ar ihm die S ee- >

Handlung ein D o rn im Auge, umsomehr, a ls sie zugleich z als großes B ankinstitut der Regierung ein M ittel bot, sich >

dem Einfluß der B örsen- und Finanzbarone bei eventuellen Staatsanleihen zu entziehen. E in s dieser von der „S ee- handlung" errichteten und verwalteten Institu te sind bekannt- ! lich auch „die Königlichen Leihämter" in B e rlin , und m it die>en kommen w ir auf die eingangs angekündigte interessante Episode zurück.

W ie unsern älteren Lesern wohl noch in Erinnerung sein w ird, erwählte anfangs der siebenziger J a h re der dam als noch nicht „freisinnig" gewordene manchesterliche Fortschritt die Königlichen Leihämter zum Gegenstände seiner Angriffe.

H err Eugen Richter hatte die „staatSmännische" Entdeckung gemacht, daß „Leihämter" überhaupt n ur den Leichtsinn des Volkes begünstigen, und zum Beweise seiner B ehauptung er­

zählte er, wie er selbst einm al in seiner Jugendzeit seine silberne Taschenuhr „versetzt" habe, deren E rlö s er dann dem­

nächst in „ S to ff" verthan hätte. D er dam als noch auf H errn Richter und Consorten schwörende „FortschrittS"-B er- liner hörte diese Selbstdenunciation m it R ührung an und ver­

gaß beinahe in seiner wehmuthsvollen Bewunderung, wie oft das Königliche Leihamt in Zeiten der Noth ihm selbst schon der Anker gewesen, an dem er ohne D em üthigung und ohne bewuchert zu werden, sich aus der drückendsten Verlegenheit gerettet hatte.

I n der Parteipresse und den BezirkSvereinen wurde dies edle S treben kräftigst unterstützt, um den „unmoralischen"

Leihämtern den G a ra u s zu machen.

Glücklicherweise fanden sich jedoch auch S tim m en , welche dieser neuesten mancherlichen M oralisirungsphrase entgegen­

traten und das Volk darüber aufklärten, wie w ir dies speciell thaten, daß die Königlichen Leihämter m it der Neichsbank eigentlich die gleiche Existenzberechtigung haben; w as die Reichsbank für die Reichen, seien die Leihäm ter in gewisser Beziehung für die A rm en, nur daß die.ersteren viel besser d aran seien, da die Reichsbank auch auf Wechsel leihe, während die Leihämter dies n u r aus Werthsachen thun. O b m an dies dort „discontiren" resp. „lom bardiren", hier „ver­

setzen" nenne, ändere an der Sache selbst nichts; ein D arlehen bleibe es immer. W ir forderten daher, daß, wenn die

„Königlichen Leihinstitute" zur Widerlichkeit A nlaß geben und deshalb a ls „unm oralisch" abgeschafft werden m üßten, m it der Reichsbank der A nfang gemacht werden müsse, da es für die wohlhabenden Leute, die m it der Reichsbank arbeiten, weniger schmerzhaft sei, wenn sie fortan m inder leicht sich D arlehne verschaffen könnten, als für den arm en M an n , dem m an m it dem Königlichen Leihamt das in der Noth letzte reelle D arlehnsinstitut raube.

Dem gesunden S in n der B erliner leuchtete dies ein und die zur Förderung der M o ra litä t angelegte A gitation fiel in's Wasser.

W enige Wochen nach dieser manchesterlichen K raftan­

strengung wurde es bekannt, daß eine Gründergesellschaft beim Polizeipräsidium um die Conzessionirung einer Actien-Unter- nehmung vorstellig geworden w ar, welche unter der F irm a:

„Preußisches Leihamt" die Erbschaft der aufzuhebenden „un­

moralischen" „Königlichen Leihäm ter" anzutreten entschlossen w ar. D a s Polizeipräsidium lehnte die Consessionirung dieser F irm a als „zu amtlich klingend" ab und genehmigte dafür d a s Aushängeschild: „Preußisches L eihhaus."

W enn w ir nun m it H errn R ichter's W affen kämpften, würden w ir sagen, daß die Herren Richter und Genossen, als sie in sittlicher Entrüstung d as Eingehen der Königlichen Leihämter forderten, nichts weiter, als die wohlbestallten O o m m is-v oz^tzu rs jener ehrenwerthen Gründungsgesellschaft w aren, die in den letzten Wochen von den B erliner Gerichten wegen Gründungsschw indels empfindlich abgestraft wurde. D ir Beschuldigungen der H erren B am berger - Richter stützten sich auf vage Gerüchte, die unsrigen würden sich auf actenmäßige Thatsachen gründen. — D a s alte deutsche S prichw ort sagt:

„ E s sucht Niem and einen hinter einer T hür, der nicht selbst schon dahinter gestanden h at!"

politische Tagesschau.

I n den nächsten ReichshauShaltSetat sollen M ittel für die Verm ehrung der Consulate und der General-Consulate eingestellt werden. — B is jetzt hatten nur einzelne BundeS- staaten einen H andelsvertrag m it Griechenland. N unm ehr ist für das gesammte Reich ein solcher geschlossen. Auch mit der Türkei wird über einen Handelsvertrag verhandelt. — Heute soll D r . Koch in B e rlin wieder eintreffen. S eine Abreise au» Frankreich ist inzwischen gemeldet. — D a»

ReichSgesundheitSamt beschäftigt sich jetzt ganz besonders m it dem Schutze der Kinder, vor allem m it der Schulgesundheits- pflege und hier wieder insbesondere m it der Lüftungsfrage.

M an verhehlt sich nicht, daß die Zustände, namentlich auf den platten Lande noch viel zu wünschen übrig lassen. D ie s

liegt namentlich an der Leistungsunfähigkeit der Gemeinde.

M an geht damit um , für die gesundheitliche Ueberwachung der Schulen besondere Schulärzte anzustellen. D ie wissen­

schaftliche D eputation für das M edicinalwesen hat das dem Vernehmen nach befürwortet.

D e r H am burger S e n a t hat in Kuxhafen eine Q u ran tän e gegen die Cholera eingerichtet.

D ie Zeitungen können sich über die Aeußerungen des GroßherzogS von B aden beim Em pfang der Landstände noch im m er nicht beruhigen. D ie B aS ler Nachrichten halten die W orte vom „breiten Rücken der Fortschrittspartei, der sich gegen das RückwärtSschieben stemmen soll", ausdrücklich auf­

recht, und erinnern zugleich an eine frühere Aeußerung S r . Königl. Hoheit dem verstorbenen fortschrittlichen Lehrer Lieber­

mann au s Hessen gegenüber: „ E s sei wohl dafür gesorgt, daß die conservative B äum e nicht in den H im m el wüchsen". W ir wollen uns aller Combinationen enthalten, können jedoch die Bemerkung nicht unterdrücken, daß der Liberalism us in einem Lande, welches die Erfahrungen von 1849 hinter sich hat, und wo wenigstens früher in einzelnen Distrikten lebhafte von der benachbarten Schweiz au s genährte republikanische Sym pathien bestanden, sein Bedenkliches hat.

Russische B lä tte r veröffentlichen ein Testam ent des Gene­

ra ls Skobelew, Demnach soll R ußland seine S tellung in Asien nur a ls M ittel benutze«, um Englands Zustim m ung zu einem Vorgehen gegen Konstantinopel und österreichische Ausdehnungsgelüste zu erzwingen.

Einige Zeitlang schien eS, als ob das Französische N atio nal­

fest vertagt werden würde. D er communistische P ariser G e­

meinderath bleibt aber unvernünftig und auch die R egierung schwankt wieder. M a n meint aber die Furcht vor der Cholera sei größer, a ls die Lust Feste zu feiern und deshalb werde die Feier kläglich ausfallen.

I n England will man besondere M aßregeln zum Schutze des Britischen Handels in China nicht ergreifen. M anjhält vielmehr die dem dortigen Geschwaderchef ertheilten Instruktionen, welche demselben eventuell ein Zusammengehen m it den Streitkräften der übrigen neutralen M ächte vorschreibe, für angezeigt. D aß die Conferenz lange dauert, meint m an nicht, da die finanziellen Fragen sorgfältig vorgearbeitet seien. Inzwischen hat sich Frankreich energisch gegen die Redaction der Zinsen der Aegyptischen Schuld erklärt. D ie bei Gladstone versammelt gewesene Lonferenz von liberalen M itgliedern des Unterhauses erklärten, wenn das O berhaus sich großen R eform en, wie die von der überwiegenden M a jo ritä t des Unterhauses angenom­

menen Reform bill entgegenstimmen wolle, so müsse ihm die M acht dazu entzogen werden. D er liberal D epulirte Göschen warnte vor Angriffen gegen das O berhaus. Inzwischen hat die Regierung dem Oberhause einen Com prom iß angeboten, der Aussicht auf Annahme hat. D a s O berhaus stimm t da­

nach der Reform bill zu und die Regierung legt im Herbst ein Gesetz über die Neueintheilung der Wahlbezirke vor. Bekanntlich hatte das H aus der Lords seine Zustim m ung zur W ahlreform verweigert, weil jene Neueintheilung der Wahlbezirke nicht gleichzeitig vorgenommen w ar.

W ie aus der Türkei berichtet w ird, hat im Libanon ein umfangreicher Beamtenwechsel stattgefunden, wobei sehr zweifel­

hafte Personen wieder verwendet worden wären. D ie in S y rien eingeführte Tabaksregie hat m it starkem Schmuggel zu kämpfen.

Per Verschossene.

Novelle von M G e r h a r d t Verfasser von: „Geächtet", „Die Weltverbesserer".

Nachdruck verboten.

„ O wie schön, wie schön ist es hier!" sagte N atalie Oise, und ihre Augen schimmerten feucht.

„D ie Tapete ist vollkommen vermodert, und sehen sie

" u r, H err Köhler! — diese entsetzlichen D ielen !" — redete F ra u B ra n d t höchst verstimmt dazwischen. „ E s ist doch gar nicht daran zu denken, daß w ir hier einziehen könnten."

„N atürlich, D ielen und Tapeten müssen erneuert werden,"

gab Arnold eifrig zu, „und das hat den V ortheil, daß m an Alles ganz nach seinem Geschmack einrichtet. W enn S ie m ir erlauben wollen — e« ließe sich da» Alle» schnell und ohne große Koste« herstellen."

,,J a ja, — aber diese Abgelegenheit! — W er würde un» hier aufsuchen? — Ich würde mich hier zu Tode fürchten!

3ar nicht, a ls ob man in der S ta d t wohnte!"

"Ach, liebe M a m a , ist da» nicht gerade da» B este -e. N atalie m it leise gerötheten W angen zu.

und f 'd i c h " ^ auf dem Lande w ar, so traulich

diesen Glanz sanfter Zufriedenheit, der in NatalienS Zügen aufgeleuchtet, dort festzubannen. „ W ir haben thatsächlich kaum zehn M inuten gebraucht, vom M ittelpunkt der S ta d t Hierher zu gelangen. Auch werden S ie nicht allein sein, denn H err G utm ann hier wohnt m it seiner F ra u im H inter­

haus?, er ist zugleich G ärtn er und HauSaufseher, und im ganzen Städtchen a ls die zuverlässigste, treueste alte S eele p lan n t. Uebrigens glaube ich, das kleine Grundstück wird lh einigen Ja h re n Vortheilhaft zu verkaufen sein, denn wenn A neubegonnene Zweigbahn nach S t . fertig ist, kommt der

« ah n h o f hier ganz in die N ähr und es w ird an B eam ten- wohnungen fehlen."

Obgleich all' diese Argumente nicht ohne überzeugende K raft waren, wollte F ra u B ra n d t sich doch nicht so schnell von ihrem negirenden Standpunkt verdrängen lassen. D ie Diskussion wurde in den folgenden Tagen wiederholt aufge­

nommen, alle fraglichen Punkte wieder und wieder erörtert, endlich eine zweite Besichtigung des Hauses vorgenommen.

Am Abend, nachdem F rau B ra n d t noch einmal alle ihre Gegengründe in P arade hatte aufmarschiren lassen, und Arnold fast am Erfolg seiner UeberrednngSkünste verzweifelt w ar, nahm sie in feierlicher R ührung den Kopf ihrer Tochter zwischen ihre Hände, küßte ihre S tir n und sagte m it be- wegter S tim m e ! „W enn ich nun ja sagte, N atalie, so weißt D u , e» ist einzig Deinetwegen, weil D u einmal eine solche Leidenschaft für die alte Baracke gefaßt hast."

„ O M a m a !" rief N atalie innig, „ D u sollst m ir kein O pfer bringen! — Aber ich hoffe, ich bin überzeugt, w ir werden dort B eide uns wohl fühlen."

,.E » ist einm al das LooS einer M utter, O pfer zu bringen", lächelte F ra u B ra n d t m it einem Seufzer, „nicht wahr, H err Köhler? Und ich werde diese» nicht bereuen, wenn D u dort in W ahrheit Dich glücklich fühlst."

D ie kleine Entsagungsscene gab dem S träu b en der F ra u B ran d t einen hübschen Abschluß. Von jetzt ab w ar sie Feuer und Flam m e für da» Projekt. M it A rnold'» Hilfe wurde der Kaufcontract abgeschlossen, die übrigen Capitalien so vortheil- haft als möglich angelegt. D an n ging man an die In sta n d ­ setzung des Hauses. Arnold schrieb an H errn M eyer, daß seine Heimkehr sich wohl noch etwas verzögern würde, und bat ihn, seine S telle zu vertreten. Und einige Wochen hindurch w ar er jetzt T ag über in Unterhandlungen m it Zim m erleuten, Tischlern und Tapezierern, oder in dem angekauften Hause beschäftigt, wo er die Arbeiten leitete und überwachte und endlich so in Z ug brachte, daß sie wohl auch ohne ihn fertig werden konnten. D ie Abende aber vergingen in B erathungen m it F ra u B ra n d t und abgestaueten Berichten über da» Geschehene, wobei er sich fü r seine M ühe und seine verlorene Z eit reichlich

belohnt fühlte, wenn N atalie ihm gegenüber saß, aufmerksam zuhörte und ihm dann und wann einen freundlichen Blick, ein herzliches W ort gönnte. E r fühlte, daß sie ihn gern sah, ihm unbedingt vertraute, und leise und unwiderstehlich schlich sich die Hoffnung in sein Herz und zeigte ihm in ihrem Z auber­

spiegel eine unendliche Perspektive goldener S tunden. T ra t er dann au» den zierlichen Gemächern der D am en in 's Freie, oft in S tu r m , Regen und Schneegestöber hinaus, so verlöschten diese wundervollen B ild er plötzlich und tiefes, nächtliches Dunkel tra t an ihre Stelle. O ft beobachtete F ra u Köhler m it B e- sorgniß die düstere S tir n , m it der ihr Lieblingssohn von diesen

Besuchen heimkehrte.

„Ich habe so wenig von D ir gehabt", klagte sie, als er ihr eines Tage» ankündigte, daß er übermorgen reisen müsse.

„Und wenn ich wenigstens denken könnte, daß D u dort D ein Glück gefunden!"

„ M u tte r" , sagte Arnold, sie m it seinem A rm umfassend und an sich ziehend, „mein Glück, mein einzig wahre», ist hier bei D ir, und das habe ich vernachlässigt, um m ir Schmerzen und Enttäuschungen zu suchen. Ich bin ein großer T ho r, und D u m ußt Nachsicht m it m ir haben."

„Aber w aru m ", rief F ra u Köhler m it T hränen in den Augen, „w arum siehst D u nur die Sache so hoffnungslos a n ? W arum sollte Dich N atalie nicht lieb gew innen? I s t es nicht Jedem sichtlich, wie sie in diesen Wochen aufgelebt ist, wie ihr wohl ist in D einer Nähe, obgleich sie sonst fremde Menschen ängstlich flieht? D u m ußt Geduld haben, mein liebes Kind.

E in vom Unglück gebeugte» G em üth braucht Z eit, sich aufzu­

richten. D er Sonnenschein wird diese köstliche Rose wieder zum B lühen bringen und dann wird sie für Dich blühen."

Arnold sog diese W orte ein, wie ein D ürstender den ihm gereichten Labetrunk, er lauschte still und brachte durch zweifelnde Gegenreden seine M u tte r im m er mehr in E ifer. Endlich küßte er sie zärtlich und stand seufzend und kopfschüttelnd auf.

(Fortsetzung folgt.)

(2)

D ie rgyptische Garnison von D a r fu r hat sich dem M a h d i angeschlossen. A us den Oberoffizieren derselben hat sich der letztere einen K riegsrath gebildet, welcher ihm gerathen hat, beim Eindringen in Egypten die nöthigen Lebensmittel durch Schiffe auf dem N i l nachführen zu lassen.

I n Egypten ist Dongola geräumt und Debah vom M a h d i besetzt. D e r letztere hat dem General Gordon den E m irtite l angeboten und w ird , wenn Gordon, wie sich von selbst versteht, ablehnt, Chartum angreifen I n der Gegend von S u a kim haben Unruhen stattgefunden. D ie Aufständi­

schen feuerten auf die S ta d t, erlitten aber durch die Geschütze der Besatzung einigen Verlust.

Nach Berichten aus den Vereinigten Staaten sieht man dort einer vorzüglichen Ernte entgegen. N u r die B aum w olle soll in Folge der nassen W itterung im J u n i etwas gelitten haben. Winterweizen, Gerste, Hafer und Roggen stehen vo r­

trefflich.

Deutsches Weich.

B e rlin , 12. J u li 1884.

A us der M a in a u w ird direkt gemeldet: S r . M a ­ jestät dem Kaiser ist die Reise von Coblenz hierher ganz vorzüglich bekommen. Allerhöchstderselbe erfreut sich gegen­

w ärtig der allerbesten Gesundheit. D a s Wetter ist, da die L u ft nicht allzu warm , ganz prachtvoll. Während seines bis- herigen Aufenthaltes auf der In s e l M a in a u erledigte Seine M ajestät der Kaiser täglich in der gewohnten Weise die laufenden Regierung-angelegenheiten und »ahm ebenso regel­

mäßig auch die Vortrüge des 'Hofmarschalls G rafen Perponchcr, der beiden Kabinets-ChefS, sowie de» Vertreters des A u s ­ wärtigen Amtes Wirklichen Geheimen LegationS-Rathes v.

B ü lo w entgegen. — S ofern keine andere Dispositionen ge­

troffen werden, gedenkt Seine M ajestät der Kaiser bereits übermorgen, M ontag, den 14. J u li, die In s e l M a in a u wieder zu verlassen und sich V o rm itta g von do rt zu D a m p f­

schiff nach Lindau zu begeben. V on Lindau erfolgt sodann m itte ls Extrazuges die Weiterreise zunächst nach Rosenhcim, woselbst das Nachtquartier genommen und demnächst an, V orm ittage des nächsten Tages die Reise bis nach Lend fortgesetzt werden soll. Von Lend aus legt Se. M ajestät der Kaiser dann noch den letzten Rest der Reise nach Gastcin m itte ls Extrapost zurück und t r if f t etwa um 5 ' , U hr in W ildbad Gastein ein, wo Allerhöchstderselbe bis Anfang A u- gust zu bleiben gedenkt.

M a in a n , 12. J u li. Gestern Abend gegen 7 Uhr unter­

nahm Seine M ajestät der Kaiser eine Fahrt auf dem D a m ­ pfer nach der Konstanzer Bucht. D e r D am pfer, der von einer großen Anzahl von Gondeln umschwärmt wurde, lag etwa " , Stunde lang der m it Flaggen geschmückten Secstraße gegenüber, wo die Regimentsmusik spielte, ruhig vor Anker.

V on der aus der Seestraße versammelten dichten Volksmenge, sowie von den Insassen der Gondeln wurden dem Kaiser, der vom Verdeck des D am pfers aus der M usik zuhörte, durch Hochrufen und Tücherschwenkcn begeisterte Ovationen darge­

bracht. Heute Abend findet ein von den Offizieren des 6.

badischen Jnfanterie-Regim ents N r . 114 in Konstanz arran- girteS kostumirteS Jagdfest statt.

M a in a u , 12. J u li. D a s von den Offizieren des 6. ba­

dischen Infanterie-R egim ent« N r. 114 arrangirte kostümirte Jagdfest verlief äußerst glänzend. Se. M ajestät der Kaiser tra f um 6 ' , Uhr m it den Großherzoglichen Herrschaften auf dem Festplatze in dem benachbarten Walde ein. H ie r verließ S e . M ajestät den Wagen, unterhielt sich in huldvollster Weise m it den bei dem Feste mitwirkenden Herren und Damen und dankte denselben fü r die ihm bereitete O vation. B e i der A nkunft auf dem Festplatze und bei der A bfahrt von dem­

selben wurde der Kaiser von der zahlreichen Volksmenge m it enthusiastischen Kundgebungen begrüßt.

BreSla», I I . J u li. Nachdem am 9. d. M . die Herren Ernst Bergm ann, P fa rre r in Z irkw itz, und K a rl S eltm ann, P fa rre r in Neustadt-EberSwalde, als residirende Domherren bei der hiesigen Kathedrale uä 8 t. lloannem in s ta llirt worden sind, ist das D om kapitel nach langen Jahren wieder einmal vollständig.

Altenburg, 11. J u li. Ih r e Hoheit die F ra u Herzogin kehrt morgen Abend aus Soden nach Altenburg zurück und w ird dann am 15. d. M . nach Hum nielshain zu längerem

Kleine Mittheilungen.

( E in e neue G e t r e id e s o r te . ) E in Oekonom, welcher sich seine F ra u aus dem Pensionate einer Großstadt geholt hatte, zeigte dieser eines Tages seine Getreidefelder, welche indeß schon abgeerntet waren, so daß n u r noch Stoppelfelder vo r ihnen lagen. „G o tt, wie herrlich!" rie f plötzlich die junge F ra u , „jetzt weiß ich doch auch, wie die Schwefel­

hölzchen wachsen!"

( E in e s c h la u e K ö c h in .) H e rr: „A b e r Anna, was haben S ie denn m it den Austern gemacht, die sind ja leer?"

K öchin: „ N a , ich konnt' sie doch nicht so auf den Tisch geben, wie der Jo h a n n sie gebracht hat. Ic h habe die Eingeweide rausgenommen und die Muscheln tüchtig gewaschen."

(A u s r e d e .) H e rr: „A h a ! H ab' ich Dich doch erwischt.

D u nichtsnutziger Bengel! Schlägst mein Schaufenster ein und dann rückst D u aus. Ju n g e : „ I c k wollte ja man blos nach Hause loofcn, um det J e ld dasor zu holen."

( S c h n a p s b r u d e r s F r ü h l i n g s a h n u n g . ) Schnaps­

bruder (halb betrunken und ganz verlottert): „ G o tt sei Dank, daß die Tage endlich länger werden. Wenigstens hat man die H offnung, daß die Destillationen um 5 U h r früh wieder aufg'macht werden."

( J e d e s D in g h a t z w e i S e it e n . ) M a n n : „G rä m e Dich nicht, liebes Weibchen, die Reise ist nothwendig und ich komme in vierzehn Tage ja wieder. S ie h , jedes D in g hat zwei S e ite n ." F ra u : „ J a , Deine Briefe aber immer n u r eine."

( A n t i c i p i r t e s H o n o r a r . ) E in Kaufm ann, der wegen fahrlässigen Bankerotts in Anklagezustand versetzt, späterhin aber freigesprochen w ürdevoll seinemVertheidiger 5 0 M . H o n o ra r bezahlen. E r übergiebt ihm aber einen Hundertmarkschein und sagt: „H e rr D dctor, S ie brauchen m ir nichts heraus­

zugeben; fü r den Rest vertheidigen S ie mich bei meinem nächsten Bankerott wieder."

(Ach w a s .) Reisender (in ein Geschäft tretend, in welchem sich die sehr energische F ra u des Kaufm anns augen­

blicklich allein befindet): „Verzeihen S ie , gnädige F ra u , kann ich Ih r e n H e rrn Gem ahl w ohl m al sprechen? D ie „gnädi ge

Aufenthalt übersiedeln. S e. Hoheit der Herzog t r if f t am näm­

lichen Tage von Eisenberg in Hum m elshain ein.

F ra n k fn rt a. M , 13. J « li. Nach einem Telegramm der F rankfurter Zeitung aus Metz von gestern Abend ist der T rie re r Schnellzug zwischen M o n tig n y und Metz auf einen Güterzug gefahren, von welchem 47 Wagen zertrümm ert wurden. D e r Z u gführer ist leicht verletzt, sonst aber Niemand beschädigt.

München, 10. J u li. D e r vorgestern vom Schwurgericht verurtheilte und sofort in H a ft genommene Redakteur D r . S ig l ist, wie die M . N . N . mittheilen, heute V o rm itta g s gegen Erlegung einer Kaution von 20 000 M . vorläufig auf freien Fuß gesetzt worden.

München, 11. J u li. D e r Kronprinz und die K ro n p rin ­ zessin von Oesterreich sind heute Nachmittag hier eingetroffen.

Äuskand.

S t. Petersburg, 11. J u li. D a s Reichsgesetzblatt ver­

öffentlicht ein vom Kaiser genehmigtes Gutachten des ReichS- raths, wonach die Handeltreibenden und Industriellen vom Jahre 1885 ab einer gleichmäßigeren Besteuerung zu unter­

ziehen sind. D e r Steuerbetrag fü r Handelsscheine von H an­

deltreibenden der ersten G ilde w ird fü r alte O rte gleichmäßig auf 565 Rubel festgesetzt.

K ro n s ta d t, I I . J u li. D ie Kaiserliche Dacht „Z a rc w n a ", auf welcher sich der Kaiser und die Kaiserin befanden, ist auf der Rückreise nach Peterhof hier vorbeipassirt.

S t. Petersburg, 12. J u li. D e r Kaiser und die Kaiserin sind n iit der Herzogin von Edinburgh gestern wieder iu Peter­

hof eingetroffen.

S t. Petersburg, 12. J u li. D e r Finanzm inister hat den zollfreien T ra n s p o rt des russischen Zuckers aus S üd-R ußland nach S t. Petersburg v ia Königsberg bedingungsweise

genehmigt.

P a ris , 11. J u li. W ie der Temps meldet, hätten die Chinesen ihren Verlust in dem Kampfe bei Langson auf 400 Todte und zahlreiche Verwundete angegeben. D ie chine­

sischen Befehlshaber hätten keinen Befehl zur Räumung gehabt.

P a ris , 12. J u li. D e r vom Fra»§ais gebrachten Nach­

richt gegenüber, daß in der Rue S t. Pöres ein Cholera- todesfall vorgekommen sei, konstaiirt die Agencr Havas, daß es sich um einen F a ll der sporadischen Cholera handele, welcher ein der Unmäßigkeit ergebener M a n n erlegen sei, und daß Krankheitsfälle dieser A rt in jedem S om m e r hier vorkämen.

D ie heutigen Journale versichern ebenfalls, daß es sich ledig­

lich um einen F a ll der sporadischen Cholera handele.

P a ris , 12. J u li. D ie Kammer verw arf nach der sehr energischen Rede des M in is te rs Waldeck-Rousscau den Amnestie- A ntrag der äußersten Linken m it 283 gegen 123 S tim m e n . Dagegen veröffentlicht das J o u rn a l O ffic ie l 1400 vom Präsidenten der Republick bewilligte Begnadigungen und Strafnachlasse. Unter den Begnadigten befindet sich auch ein T h e il der wegen kommunistischer und anarchistischer Verbrechen Verurtheilte». Louise M ichel un» F ürst Krapvtkin sind nicht niitinbegriffen.

M arseille, 12. J u li. D ie Z a h l der seit gestern Abend hier au der Cholera gestorbenen Personen beträgt 30.

Tonlo», l 2. J u li. S e it gestern Abend sind hier siebzehn Personen an der Cholera gestorben.

K o n fta n tin o p e l, 1 2 . J u li. Bedraß Effendi Kerhtedjan, Beam ter des Finanzm inisterium s, und A li Beg, Funktionär der C ivilliste, sind, dem Vernehmen nach, designirt, sich in der Angelegenheit der C onvertirung der türkischen Schuld nach P a ris und London zu begeben.

Chicago, 12. J u li. D ie demokratische Konvention hat sich nach der Ernennung Hendricks zum Vicepräsidentschafts- Kandidaten vertagt.

Wrovinziak- Nachrichten.

Gollub, 1 0 . J u li. ( S c h u lf e s t. E r n t e . ) B e i schönstem W e tte r feierten gestern die hiesigen Schulen a ller Coufessionen auf dem romantisch gelegenen Schützeuplatze ih r diesjähriges Schulfest, welches sich zu einem wahren Volksfeste gestaltete. D ie Jugend vergnügte sich an allerhand S p ie le n und am Gesang froher Lieder.

E rst nach 1 0 U h r Abends begann der Rückmarsch. — D ie H eu- und Kleeernte ist in hiesiger Gegend bei schönem W e ite r g u t ein­

gebracht worden. A n fa n g s nächster Woche beginnt hier überall die Roggenernte.

F ra u : „Ach w as! Unsinn! W a s wollen S ie denn? H ie r bin ich G e m a h l!"

( G e w ü r d ig t e s V e rd ie n s t.) U nteroffizier: „W enn ein U nteroffizier einem nicht in demselben Range stehenden M it - gliede der Armee die Ehre erweist, m it ihm in 's Gasthaus zu gehen, wie hat sich der Nichtunteroffizier zu benehmen?"

S o ld a t: „ E r muß fü r Beide die Zeche bezahlen."

(F a ls c h v e rs ta n d e n .) M a le r: „H ie r, Dienstmann, tragen S ie dieses B ild in mein A telier. S taffelet und M a l­

kasten auch. Aber nehmen S ie sich in Acht, das B ild ist ganz frisch." Dienstmann: „H a t nix zu sagen, H err Professor, mein K itte l kann schon noch a paar Flecke vertragen."

( G e w i t t e r . ) England w ar am vorletzten S onntag vonsehr heftigen G ew ittern heimgesucht. Z n Liverpool schlug der B litz in eine Kirche in der Vorstadt Everton zur Z e it ein, als die Gemeinde zum Gottesdienste versammelt w ar. Z w ei Knaben wurden von dem B litzstrahl getroffen und gelähmt.

Eine P anik entstand, die jedoch glücklicher Weise ohne ernst­

liche Folgen verlief. E in zweiter Blitzschlag tödtete in der Nähe der Kirche ein kleines Kind. I n F o rt W illia m wurde ein M a n n vom B litz erschlagen. Mehrere andere derartige Fälle werden gemeldet und ist der durch die G ew itter und die sie begleitenden heftigen Regengüsse angerichtete Schaden ein beträchtlicher.

(T h ie ris c h e I n s t in k t e . ) Es ist eine Thatsache, daß auf einem Gute eine S tu te menschliche H ilfe durch auffällige Bewegungen und Schreien herbeiholte, um ih r Fohlen retten zu lassen, das in einem an die Pferdekoppel grenzenden S um pfe zu versinken drohte. Diese In te llig en z könnte man vielleicht aus der auch bei den Thieren hochgradig entwickelten Liebe der M u tte r zu ihren Sprößlingen nachweisen. M erk­

würdiger schon ist es, wenn ein Elephant seinem Dickkopfe Schande macht und — lesen lernt. Rajah heißt dieses 15 Ja h re alte wissensdurstige Thier, den man ein B re tt vor die Nase, richtiger vor den Rüssel, hielt, auf welches die Buch­

staben niedergeschrieben werden sollten. M a n hat sich vorher des Umstandes erinnert, daß die Elephanten die Befehle hrer W ä rte r dem S in n e nach richtig behalten und demgemäß

Graudenz, 10. J u l i . ( E r t r u n k e n . ) A m M ittw o c h er­

trank beim Baden in der Weichsel unterhalb des SchloßbergeS der S o h n deS H a u s m a n n s Jeschke von hier. D e r U nglücksfall erregt um so größeres Bedauern, a ls der Knabe erst v o r ca. acht Tagen co n s irm irt worden ist, und seinem V a te r bei der V e rric h ­ tung von A rbeiten schon hilfreiche H a n d leistete.

Schwetz-Neuenburger Niederung, 1 0 . J u l i . ( Z u r U e b e r - s c h w e m m u n g .) D a S Weichselwaffer ist nun soweit gefallen, daß die Kämpenländereien betreten werden können. Auch daS Quellwasser ist zum größten Theile eingezogen oder durch die Entwässerungsgräben abgeflossen. D e r angerichtete Schaden lä ß t sich somit jetzt übersehen. D a s Hochwafser hat alle Feldfrüchte in der Kämpe to ta l vernichtet. D a s überfluthete Getreide und nicht gemähte HeugraS ist ganz zu Boden gedrückt und so m it Schlick überzogen, daß es n u r unter bedeutender Anstrengung m it der Sense durchschnitten werden kann. V o n Hackfrüchten, besonders von K a rto ffe ln , die sich v o r dem Hochwafser prächtig entwickelt hatten, fand m an nach dem W egfallen des Wassers auch nicht eine S p u r m eh r; sie waren schon im Wasser vollständig v e rfa u lt.

Ebenso schädlich hat auch das Q ue llw a fse r a u f die Hackfrüchte ge­

w irk t. Ueberall, wo eS gestanden, sind dieselben todt oder sterben erst ab. Letzteres geschieht auch bei solchem G etreide, in welches daS Q uellwasser n u r einige Z o ll hoch getreten w a r. W ie bedeu­

tend der V ertust ist, den einzelne L a n dw irthe e rlitte n haben, zeigt die Thatsache, daß der Besitzer des G u te -R a c h a u S h o f, zu welchem etwa 1 '/r H ufe Außendeichländereien gehören, seinen Schaden auf mindestens 4 0 0 0 M k . schätzt. Recht tr a u r ig ist der Umstand, daß vom Q uellwasser besonders viele kleinere Leute schwer betroffen sind, welche meistens in der Nähe des Deiches wohnen. D e m Schreiber dieses sind mehrere derselben bekannt, welche von ihrem 2 bis 3 M o rg e n großen Besitzthum auch nicht einen Scheffel K a rto ffe l ernten werden. A n manchen S te lle n beginnt man be­

r e it- , die überfluthet gewesenen Ländereien umzuackern, um sie m it Früchten, die noch gedeihen können, wie z. B . R üben Bohnen rc.

zu bestellen. E in e n großen E rtra g w ird m an freilich dadurch nicht erzielen.

Schwetz, 1 0 . J u l i . ( V e r s c h ie d e n e s . ) Im m e r tra u rig e r lauten die Nachrichten, welche auS den überschwemmten O rtschaften unserer N iederung u ns zugehen. D ie F luth e n sind in ih r früheres B e tt zurückgetreten und der angerichtete Schaden ist jetzt vollstän­

dig übersehbar. Einzelne Besitzer haben Verluste von 1 5 ,0 0 0 b is 4 0 ,0 0 0 M a r k e rlitte n . D ie B ild u n g eines H ilfsko m ite es, wie sie bereits in den benachbarten Kreisen wirken, ist auch bei a n ­ dringend nothw endig. — Heute M o rg e n 1 V, U h r wurden die B ew ohner unserer S ta d t durch die Feuerglocke und die S ig n a l­

hörner der fre iw illig e n Feuerwehr auS dem Schlafe geweckt. A n ­ fänglich glaubte m an, daß ein T h e il der P ro v in z ia l-J rre n a n s ta lt in F lam m en stehe, doch bald überzeugte man sich, daß das Feuer h in te r der A n s ta lt in einer Käthe ausgebrochen w a r. D a dieselbe n u r von B o h le n erbaut und m it S tr o h gedeckt w a r, so stand dieselbe in wenigen M in u te n in F lam m en und noch drei neben­

stehende Häuschen wurden durch daS Feuer vernichtet. D ie B e ­ wohner haben n u r das nackte Leben gerettet.

Lessen, 10. J u l i . ( U n g l ü c k s f a l l . ) Gestern N a c h m itta g hat sich in der eine M e ile von hier entlegenen Wassermühle zu Vorschloß Roggenhausen ein betrübender U nglücksfall ereignet. D e r O berw e rkfü hre r genannter M ü h le kam einem G ewinde zu nahe, wurde von demselben ergriffen, hineingezogen und dermaßen herum ­ geschlendert, daß er an den erlittenen Verletzungen nach wenigen S tu n d e n verstarb. E in e F ra u und noch v ie r unerzogene K in d e r beweinen den schrecklichen T od deS G a tte n und V a te rs , ihres ein­

zigen E rn ä h re rs .

Osche, 10. J u l i . ( C o n f e r e n z . ) Gestern fand hier unter Vorsitz des K ö n ig l. KreiSschulinspektorS H e rrn D r . C yranka-N euen- burg die übliche K reislehrer-C onferenz statt.

Danzig, 1 2 . J u li. V o n der hiesigen S tra fk a m m e r wurden die Juden Ig n a tz N a p p a p o rt und M e y e r Becker, wegen B e trü g e - bezw. B e ih ilfe dazu in vielen F ällen , verübt durch S ch w in d e l m it H e ilm itte ln gegen geschlechtliche Krankheiten ersterer zu 2 J a h re n G efä ng n iß und 1 1 8 0 M k . Geldbuße, letzterer zu 6 M o n a te n G efä ng n iß v e ru rth e ilt. Jedem wurden 6 M o n a te U n te r­

suchungshaft angerechnet, so daß M e y e r überhaupt n ic h t- mehr zu verbüßen hat. R a p p a p o rt hatte sich sogar einige Aerzte angenom­

men, da ru n te r ein D r . Cohn, denen er G e h a lt gab und die fü r ih n p ra c tic irte n . D ie V erhandlungen gaben ein betrübende- B ild von der V e rb re itu n g der bezeichneten Krankheiten.

Christburg, 9. J u l i . ( B ü r g e r m e i s t e r L o s s e -j-.) Heute N achm ittag 2 U h r verstarb unser Bürgerm eister Losse nach schwerem

auch das Befohlene ausführen. D e r Elephantenstudent genoß dadurch den Vorzug, sich nicht erst m it dem A B C quälen zu brauchen, um welchen viele junge ABC-Schützen ihn gewiß beneidet haben werden, sondern durfte gleich ganze W orte lesen lernen und zwar solche, welche die ihm geläufigen B e­

fehle bedeuteten. M a n schrieb also m it 6 bis 7 Z o ll großen lateinischen Buchstaben auf die T afel: „M a rs c h ". D a n n fu h r man mehrfach m it dem Finger den Zügen der S c h rift nach, dabei stets das W o rt „M a rs c h " wiederholend, und siehe da, nach einigen Versuchen hatte R ajah begriffen. Andere W orte folgten, kurz, Rajah erhielt m it der Z e it kein lautes Com- mando mehr, sondern n u r noch ein geschriebenes, und es wurde stets ohne Zögern befolgt. R ajah wendete keinen Blick von der Hand, welche das W o rt niederschrieb, und so­

bald der letzte Buchstabe zu Ende geführt w a r, wurde sein S in n ausgeführt. D a m it ist wiederum ein Beweis von der großen Gedächtnißkrast des Elephanten beigebracht.

( B i s h e r w ä r e - di e E r m i t t e l u n g v o n A d r e s s e n ) welche oft den Scharfsinn der Postbeamten auf die Probe stellte; jetzt hat sich derselbe bereit- auf den In h a lt eine- Schreiben- erstreckt, wie nachstehender F a ll lehrt. E in B e r­

lin e r Referendar, welcher kürzlich ins Assessorexamen ging, schrieb an seine Freunde, nachdem er da- Examen glücklich bestanden hatte, Postkarten, auf welchen auf der Rückseite nur die W orte: „B e sta n d e n — B ender" zu lesen waren. Unter den zahlreichen Postkarten, die er versandte, befand sich eine, welche zwar die Adresse trug, auf der aber die Correspondenz- seite unbeschrieben w ar. D e r m it dem Abstempeln der Post­

karten beschäftigte Beamte bemerkte zufällig da- Fehlen jeglicher M itth e ilu n g auf der Karte und schrieb nun m it B la u s tift auf die unbeschriebene S e ite : „Leer aufgegeben, soll heißen: B e ­ standen." D e r Postbeamte hatte das Richtige getroffen.

D ie B e rlin e r Universität hat zwel Zierden verloren.

D e r Aegyptologe und Sprachforscher Lepsius und der Theologe O ber-Consistorialrath D örn e r sind gestorben.

Es verlautet, daß die M eininger eine Gastspieltournöe durch Amerika unternehmen wollen.

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beabsichtigten neuen Feldzuge wieder auSgraben zu lassen. Nachdem sich V ater und S ohn zuvor überzeugt hatten, daß die ihnen bekannt gegebene S telle, an welcher

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