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Erinnerungen an den Polnischen Aufstand von 1848. Aus Posen und Westpreuβen

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Academic year: 2022

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Aus Posenund Westpreußen

Dargeftelltvon

YachFischer

Chef-Redakteuixdes,,Geselligen.«

(Auf Grundlage einerArtikel-ReiheausJahrgang 1898 des,,Gefelligen«,vondemselben Verfasser).

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Graudenz. » .

VerlagvonGustavRöthe’s Buchdruckerei.

1900.

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, Zuden ,,Errungenschaften«, welchederBerliner Ausstand von1848 im Gefolge hatte, gehörte folgender Begnadigungs-

Erlaß: «

»Gestern habe ichbereits ausgesprochen,daß ichin meinem Herzen vergebenundvergessen habe. Damit aber keinZweifel darüber bleibe, daß ichmein ganzesVolkmitdiesem Vergebenumfaßt,undweil ich dieneu anbrechendegroße Zukunft unseres Vaterlandes nicht durch schmerzlicheRückblickegetrübt wissen will,verkünde ich hiermit: Ver- gebungallen Denen- diewegen politischer oder durchdiePresse veriibter VergehenundVerbrechenangeklagtoderverurtheilt worden sind. Mein Justizminister Uhden ist beauftragt, diesemeine Anmestie sofortinAusführungzubringen.

Berlin,20.März1848. Friedrich Wilhelm.«

Anno 48 war garmancher Preuße verurtheilt worden,der inidealer Begeisterung für bessere, verfassungsmäßigeZustände in seinemVaterlande scharfeWorte gebraucht hatte. Die königliche Gnade, ein erhabenes VorrechtderKrone, wurde dahervielenMännern undJiinglingen zuTheil,dieihrer würdig waren, aber zumSchaden des Staatswesens wurden durch jenen Erlaß König Friedrich Wilhelms IV. auchdiepolnischen Landesverräther Ludwigv.Mieroslawski, Dr.Libelt und Genossen befreit,welche seitdem Herbst1847 imZellengefängniß Moabit gesessen hatten.

Diebeiden genannten Polen gehörtenzudenHäupternder polnischen revolutionären Bewegung, die ihrenCentralsitz seit 1830 inVersailles hatte·Ludwigv.Mieroslawski war 1814 zu Nemonrs inFrankreichalsSohneines dervielen Tausendedort wohnendenoderherumschweifendenpolnischenEmigranten geboren,als Offizier nahmerampolnischen Ausstand1830Theil,war dannLeiter derpolnischen Erhebungvon1846,-47, wurde inGnesen verhaftetund zum Tode verurtheilt-, dannaber zuGefängniß begnadigt, ebenso wie sein Freund undGesinnungsgenosseDr. Libelt. Der letzt- genannte PolemitdemdeutschenNamen war derSchwiegersohndes zuAlthiitteimposenschen Kreise Ezarnikau wohnenden Ritterguts- besitzers ,,Szuman«,der seinen gutendeutschenNamen Schumann

derart mißgestaltet hatte. · (

Dievor wenigenMonaten zumTode oderzuschweren Frei- heitsstrafen Verurtheilten wurden nun am 20. März 1848 von Studenten und einer großen Menschenmengeaus demGefängnisse

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abgeholt undimTriumphzuge durch Preußens Hauptstadt ge- führt. JneinenbedenklichenGrad vonpolitischerUnzurechnungs- fähigkeit war dieBürgerschaft gerathen, welche diese polnischen Landes- undHochverrätherwieeigene National-Helden feierte.

Junge deutsche Männer, Studenten —· manche erfülltvon menschlich-edler Sympathie füreineNationalität,diesich unglücklich gemacht hatte—- spanntenden Polen diePferde aus und zogen dieWagenvor dasköniglicheSchloß.

Derverschmitzte polnische Wühler LudwigvonMieroslawski mag ,,innerlich«nicht schlecht gelacht haben,alsdieeinfältigen,in einem nationalen Taumel befangenen Deutschen ihnwie einen Triumphator behandelten. Mit demSchwingen einer schwarz- roth-goldenen (alsoderdamals deutschen Fahne)erwiderte der polnische Führer die Zeichender »allgemeinen Verehrung-c Als der wunderliche Zug aufdemSchloßplatzeangekommenwar, er- schienderKönig aufdemBalkon. DerMinister Graf Schwerin hielteineAnsprache,worin erbetonte,derKönig freue sich darüber, daßman ihm fürdiegewährte Verzeihung danken wolle, und vertraue, daßdiePolen sich künftighinengan Preußen und dessen Königshaus anschließen würden. Die Polenbetheuerten ihrenDankundihre BegeisterungfürBerlin undPreußen;vor der Universität, wohin sichder ,,Verbrüderungszug«wandte, sprach Mieroslawski von einem ewigen Liebes- und Freundschaft-s- bündniß zwischen PolennndDeutschen·Eine große Feierinder Aula derUniversitätschloßdiese denkwürdige Narrheit.

Nur einekleine AnzahlkernhafterMänner wagteninjener Zeit,als viele preußischeStaatsbürger,mitThränenderRührung indenAugen,der Melodie von derLeiermanns-Walze ,,DenkstDu daran, meintapferer Lagienka« lauschten,densentimentalen An- wandlungen,einepolnische ,,Freiheit« auf Kostender deutschen her- zustellen, gebührend entgegenzutreten. Zuden wenigen Preußen, deren politischerBlicknicht verschleiertwar, gehörte schon1848 Otto von Bismarck, damals ein einfacherLandedelmann. Er beklagtein der,,Magdeburgischen Ztg.«mit der Bitterkeit eines realpolitischenPatrioten den lächerlichen Enthusiasmus derBer- liner fürdiewegenLandesverraths verurtheilten Polen.

Bald nach ihrer Befreiung fuhrenMieroslawski undGenossen nach Posen, um dort einen blutigen Ausstand zuinsceniren unddieWaffengegen dasgroßmüthige, für fremde Leiden und nationale Bestrebungen fastkrankhaft empfängliche preußische Volk zukehren, dessenschlechtberathener KönigbeiderBehandlung der Polenmehr sentimentale Freundlichkeitalskluge,realpolitische Einsichtunddeutsch-nationale Festigkeit zeigte.

Als militärischer Organisator fürden ,,preußischenAn- theil«war vomleitenden polnischenEentral-Komitee Mieroslawski bestimmt,Libelt war derbürgerliche,,Macher«undgleichzeitigeine Art Generalsekretär für Aufrufe2c. SchoninBerlin hatten diebeidenHerreninFormeines ,,Abschiedsgrußes der Polen an Berlin« einenAufrufandieBevölkerung erlassen,der dunkel andeutete, daßeineneue polnische BewegunginderProvinz Posen bevorstände.Eshießindiesem Aufruf ungefähr:

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»Ihr habteinen lebenden brüderlichen Vertrag mit uns geschlossen,dermitdemedlenBlutederBarrikadenkämpfer getränkt ist undderlängerdauern wird als diedurchMotten derLügeundGewalt zerfressenen Papierrollen allerMachthaberverträge.«

Ein Aufruf von Dr. Libelt war an die ,,Landsleute«in Posen gerichtetundbesagteu.A.:

»Dasganze (preußische)Volkhatnur einenWunsch, nämlich den, daß Polen als ein selbständiges Reich auferstehen und eineSchutzmauergegendenOstenbilden möge.Esunterliegtkeinem Zweifel, daßdiePolenfrage inKurzem gelöst seinwird.«

Sounwahr dieser Aufruf auchwar, ererregte damals in Posengroßen Jubel. Polnische Fahnen wurden entfaltet, auf denStraßen wurden roth-weißeKokarden vertheilt, dem neu erstandenen»Polen«wurdenHochs ausgebracht. Ohne vorher nachgesuchte polizeiliche Genehmigung fandeinöffentlicher großerPolenzug, dessen Theilnehmer die polnischenNational- kokarden trugen,zumOberpräsidentenv.Beurmann statt,um in dieserdemonstrativen Weise dessen »Genehmigung«zuerlangen für ,,eine Versammlung behufs BesprechungundAbfassungeinerpoliti- schen Petition imInteressederpolnischen Nationalität zur Ueberreichungan denKönig«.

Drei Polen, Graf Mielezynski aufKöberitz,Generalland- schaftsdirektorv.Brodowski undderPosener Buchdrucker Stefanski, machtendieStimmführerbeidemOberpräsidentenvonBeurmann und erhieltenvondiesem schwächlichenBeamten dieErlaubnißzu einerVersammlung, überderen revolutionären Charakterdoch keinZweifel sein konnte, und obgleichdas gesetzliche Verbot politischer Kollektiv-Petitionen bestand.Erstals diePolenführer vom Posener ,,Bazar«aus Geld unter dieMenge vertheilten,die Rufe: »Eslebe Polen!« aufallen Straßen erdröhntemalsohne jede Erlaubnißvon dieserVolksversammlung aucheinpolnisches National-Komitee, das sichwie einepolnische Regierungs- behörde geberdete, gewähltoder vielmehr—- da es längstvor- bereitet war bestätigt worden war, erstdagingendem Ober- präsidentendieAugenetwas auf,und er erklärte das Komitee für ungesetzlich, ließesabertrotzdem unaufgelöst fortbestehen und,ohneeinzuschreiten, auchweiter wirken!

Das polnische ,,National-Komitee« in Posen bestand aus folgenden Mitgliedern: Schlossermeister Andrzejewski,Litterat vonBerwinski,Geistliche Fromholzund Janiszewski, Landschafts- direktor vonJarochowski, Justizkommissar RechtsanwaltKrauthofer, Dorfschulze JanPalaczinGarzin, Gutsbesitzer GustavvonPot- worowski,GeistlicherPrusinowski, DruckereibefitzerStefanski. Diese polnische ,,Behörde« ließam Nachmittag des 20.März an den Straßenecken Posensein-enAufrufinpolnischer Sprache anheften, worin das Volk aufgefordert wurde,»Gut und Blut fürdie

Wiedergeburt Polens zuopfern«. «

Eine siebengliedrige Deputation der Posener National- Polen, unter Führung desPosener Erzbischofs v.Przyluski, wurde ausersehen, nachBerlin zufahren, um demKönigedie ,,Wünssche«derPolenvorzutragen. DieAbordnung bestandaus

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denPolen: Graf Mielczynski-Köberitz, GrafRoger Raczynski, Generallandschaftsdirektor v. Brodowski, Gutsbesitzerv.Kra- szewski, erzbischöflicherSeminarleiter Dr.Janiszewski, Rechts- anwalt Krauthofer, Schulze Palacz.

Am22.März traf diese Posener DeputationinBerlin ein.

MehrereinBerlin damals noch anwesende Polen-Führer,darunter auch Mieroslawski, schlossen sichder Depntation dort an, so daß sie wohl dreißig Mitglieder zählte. (Gleich nachderAudienz beim König Friedrich WilhelmIV. haben mehrere Personen, die beiderselbenzugegen gewesen sind, Alles, was gesprochenwurde, niedergeschrieben,undaus diesenSchriftstiicken istdiefolgendeDar- stellung zusammengetragen.)

DieDeputirten erschienenam 23. März vor demKönige, undderErzbischof v.Przyluski lasfolgende Petition vor:

»Königliche Majestät!

Dieallgemeine Bewegungzurpolitischen Reorganisation dereuro- päischenVölker undStaaten imSinne desFortschritts hatauch ans das Großherzogthum Posenund namentlich aufdiepolnischeBe- völkerung desselben mächtig eingewirkt. Nachdem Deutschlands Re- gierungundVölker sichzueinem nationalen Staate vereinigten, hat sichderganzen BevölkerungderProvinzPosendereinmiithigeGe- dankebemächtigt, daß hiermitauchdieStunde der Wiedergeburt

Polens geschlagen hat.

Diese Stimme istzueinermoralischen Machtgeworden,siewird von deröffentlichen Meinungvon ganzDeutschlandunterstütztundge-

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tragen; siewird zueiner Bewegung führen, dieselbstblutig sein dürfte; nndesist unserenAnstrengungen kaumgelungen, die- selbe aufzuhalten, indem wir esüber uns genommen haben, Euer Königl. MajestätdenDrang der Umstände vorzustellen unddie- jenigen Maßregelnzuerbitten, welche geeignetsein möchten,diewach gewordenenHoffnungenderpolnisch enBevölkerungimGroßherzog- thum Posenzukräftigen.Jndem wir uns alsOrgane desGroß- herzogthums Posenkund geben, schlagenwir ehrerbietigst Euer Majestätvor,prinzipaliter eine National-Reorganisation des Großherzogthums Posenzugestatten, welche sichschnell,aber ruhig undgesetzlich entwickeln sollunter demSchirme EuerKönigl. Majestät;

dazuistaber zunächst erforderlich die Bildung einer provisorischen Kommissionfürdas Großherzogthum Posen, swelche im Verein mit einem Königl. Kommissarius dieseuationale Reorganisation desGroß- herzogthumsPosenregelnmüßte.DieMitglieder dieserKommission, dieMänner des allgemeinenVertrauens sein müßten,werden Ew.

Königl. Majestätbald vorgeschlagen werden. Dienächste Aufgabe dieserKommissionwürde sein: ·1. DieUmgestaltungdermilitärischen Besatzungineineinheimisches Truppenkorps. 2.BesetzungderAemter mitEingeborenen. ZurAnbahnung dieser Reorganisation istesvor allem nöthig, Ew. Majestätwolleallergnädigst besehlen: I.DieBil- dungder Nationalgarde. 11.Aufhebung der bestehenden Polizei-

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gewaltenundEinführungselbstgewählterPolizeibeamten.«

Hieran erwiderte König Friedrich Wilhelm IV. etwa wiefolgt:

»Ich habe öftersvon meinen Ministern erfahren, daß sichdie Polen des Großherzogthumsüber dieBesetzungaller Stellen durch Deutscheund dieNichtachtungihrer Nationalität beklagen.xDies ist mirimmer sehr unlieb gewesen;eshataberanders nichtsein können,

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indem diePolen es vernachlässigten, sichdie nöthige Be- fähigung zu"r amtlichen Thätigkeit zuerringen.

Sie haben jetzt,wo ganz Europa inBewegung gerathen, von derMöglichkeit eines Ausstandesundeiner blutigen Kollision imGroßherzogthumPosengesprochen.,Diese Möglichkeitinvolviert eine andere: dieMöglichkeiteiner Losreißung des Großherzog- «

thums von meinen Staaten. Meine Herren! Ichsprecheganz offen, aufrichtigundäußere mich so,wiederAugenblickeserheischtund meinHerzesfühlt.Esisteinganznatürlicher Wunsch, daß icheine schöneblühendeProvinz, dieichvon meinen Vätern geerbthabe,be- haltenwill. ReißenSiesich los,bedenken Sie,inwelcheinunabseh- bares Unglück Sie sich stürzen.Eine jede BewegungwürdediePro- vinzindieHände Rußlands spielen. Ichbinden Kaiservon Nuß- landmitflehentlichenBitten angegangen, damit erin keinemFalle,was auchgeschehen möge, einschreite,undich habedieVersicherung erhalten, daßer diesvor derHandnichtthunund derEntwickelungDeutsch- lands keine HindernisseindenWeglegenwolle. AufdasWort dieses Kaiserskann ich mich fest verlassen,dennsein Entschlußistunerschütter- lich,nnder isteinMann von eisernem Willen, von demedelsten undfestestenCharakter, dermächtigste, weiseste,deralleinige unter«

denSouveränen Europas, derseineMachtmitunerschütterlicher Kraft undEnergie aufrechtzuerhalten weiß. Sein Wort ist ja, ja;nein, nein! Erwürde sich gewiß jedesEinschreitens enthalten, so lange seinepolnischenBesitzungennichtbedrohtwürden. Wenn aber mit oderohne meinen Willen eine freienationale EntwickelungimGroß- herzogthumPosenversuchtwerden sollte,dieauf seine politischen Pro- oinzenvon EinflußundmitGefahrfür dieselbenverbunden wäre,so würde er,hierdurch gereizt, zumSchutze seines eigenen Reiches sofort seineTruppen in’s Großherzogthum Posen einrücken lassen·

Meine Bitten würden danngewiß nicht mächtiggenug sein,umihnda- von zurückzuhalten. Schon habe ich Nachrichten, daß sichbedeutende Kräftean denGrenzen sammeln. Bedenken Siealso, welcher Gefahr SievondieserSeite entgegenlaufen,um so mehr,alsSiedemAngriff ohnemeinen Schutznicht widerstehen könnten. ImInteresse Deutsch- lands, auchzumeigenenWohldesGroßherzogthums Posen istdiege- waffneteNeutralität dasalleinwohlthuendeundersprießlicheRettungs- mittel. Viele der Bewegungen Deutschlands-, das Drängen nach nationaler Einheitkommen von derbangenAhnungeiner Gefahrvon Westen, wo zwar nichtdieRegierung, aber hundertund abermals hundert Tausend Stimmen nichts anderes als eingewaltsames Re- volutioniren und dieRheingrenze predigen. Ein Krieggegen Nuß- land istunter solchen Umständen unmöglichund ichwürde esgegen meinePflichtundmeinGewissen halten, denselbenzuführen—-undmit meiner Ehreisternun vollends unverträglich.

Ich hoffedeshalb nnd wünsche, daßdieBesonnenheit der Einwohner desGroßherzogthums Posen dieselbenvon unbedäch- tigen, verderblichen Unternehmungen abhalten werde. Sie schlagen sich,meine Herren, mit eitlen Hirngespinnsten, und Siemögen zusehen, daßSiestattdesSchwertesnichteinSchilfrohr indieHandnehmen, welchesbeidem ersten Schlag Ihnen inder .« Handzerbrechen würde. Sietäuschen sich auch,wenn Sie aufdie HilfedesLandvolkes IhreHoffnungenstützen. Bedenken Sie,daß. Sie zwei Nationalitäten inder Provinz nebeneinander haben, und wenn diedeutsche,wieessichvonselbst versteht, Ihnen ihreMit- hilfe versagt, werden Sie ebenso wenigsich auf Ihre polnischen bäuerlichen Einsassen verlassenkönnen. Diese sind,wieichesaus densichersten Quellen weiß,der Regierung treu ergeben, und

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habeich auch persönlich denselbennicht so vieleWohlthaten, wiemein seliger Vater, erweisenkönnen,so habe ich doch selbst erfahren, welch einedlerStamm derderGroßpolen sei.Deshalbliebeichaberauchdas Volkso sehr,weilesfürdieDankbarkeit (!)gegenseine Wohlthäter ein so offenesHerzhat. DieseAnhänglichkeitan dieRegierung hat sich zuletzt auch dadurch erwiesen, daßimJahre 1846 esnur die preußischenBeamten gewesen sind, welchedieGrundherren vor ähnlichen AusbrüchendesLandvolks, wieinGalizien, geschützthaben. Diese Treue desVolkes istmir aus denbestenQuellen, durchmeinen

Vetter Radziwill und durchdieachtbarsten Landtagsdepu-

tirten, bekannt, undichwürde dasselbeschmerzlichwegendesSchick- salsbedauern, welches Sie ihm durch Jhre Unternehmung bereiten würden. Sie würden aber mir hierdurch auch nochdengrößesten Kummer bereiten, daß ichan demgroßen Werke der Entwicke- lung Deutschlands gehindert werden würde. Aber auch abge- sehen davon, Sie würden,selbst wenn Sie organisirt wären, demAngrisfe Rußlandsnicht widerstehen können. Siehabenerstim Jahre 1831 dietraurigeErfahrung gemacht, daßbeieinerEinwohner- zahlvon 4Millionen, mit einer Armee von über40000 Mann der schönsten, vortrefflichsten Truppen inEuropa (was man demGroß- fürsteu Eonstantin,dersieorganisirthat,mitRuhm nachsagen kann), Sienichts ausgerichtet undsichnur einunglaublichesUnglückbereitet haben. Essinddamals Heldenthaten, wieselten,ausgeführt worden, undwoichsolche sehe,dafließtmir meinpreußischesHerz über,aber auchdiesist vergebens gewesen. Bedenken Siealso,was Sie mitden KräftendesGroßherzogthums Posen, welchesnur etwas über1 Million Einwohner zählt,undohneeinenationale Armee, ausrichtenkönnen.

Ichvertraue deshalbnnderwarte, daß sichdiepolnischen Einwohner Posensnichtinihr eigenes Unglückstürzen wollen«

Auf dieseWorte desKönigsbemerkte derDeputirte Guts- besitzerDr.von Kraszewski insehr dreister Weise:

»Ich habe schon beidemVereinigtenLandtage ausgesprochen,daß

ichkeinen König ohne Volk kenne, und diesenmeinen Aus-

spruch habenunerwartet frühdieneuestenEreignisse gerechtfertigt.

Nun,so geruhenEw. Majestätmir zugestatten, auch diesmal von diesem Standpunkte aus zusprechen. Ew.Majestätwaren undsind auch jetzt durch Jhre PosenschenBeamten überdiedortigenZustände undVerhältnisse falschunterrichtet. Die Versprechungen des Jahres 1815,dieuns dieNationalität garantirten, sindnun einmal nichtgehalten worden,unddieBehördenzuPosenverwalten dieProvinz mit Nichtachtung aller uns zustehendenRechte. Jetzt aber,wosichdiedeutscheNation selbst aufeine soedleWeiseerhoben, jetztwo das Jnteresse Preußensin demdes einigen Deutschlands aufgeht,jetzt erhebtauchvon neuem diepolnische Nation ihre gerechtenAnsprüche aufeine brüderliche Anerkennung ihres bisher unbeachtetgebliebenenRechtes. Ganz Deutschland hat seineSympathie für Polen offenbart,unddieFürstenwerden sich derselbennichtent-

·

ziehenwollen. Esist freilichdas Loos der Herrscher, inihrer BeziehungzumVolke vonihrenDienern getäuschtzuwerden.«

Nun entspannsicheine sehr lebhafteUnterhaltung, bei der

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sich Mitgliederderpolnischen Deputation unverschämt benahmen undderKönig allzumildeundnachsichtig Jn Anknüpfungan die letztenWorte Kraszewski’sbemerkte der König:

»UnddasLoosderPolenist,wiedieGeschichte lehrt,das gewesen, daß sie sichinihren Hoffnungen immer getäuscht sahen«.

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Kraszewski: »Leider auch durchdieVorfahren Ew. Königl.

Majestät«.

Der König: »Wie so?«

Kraszewski: »JchwillnichtweitindieVergangenheit zurück- gehen. Ew.Majestätkennen dieGeschichte.Wenn aberEw.Majestät uns denAusstandvon1831 alsBeispiel vorführen, so muß ich erinnern, daßbder«Vorfahr Ew.Majestätuns indemselben denTodesstoß

gegeen.

DerKönig: »WiekönnenSiedas behaupten?«

Kraszewski: »Ohnediedamals denRussenvon Preußen ge- leistete Hilfewürden wir nichtunterdrückt worden sein. Aber ab- gesehen davon, sowaren auchdieZeitumständedamals wesentlich von denheutigen verschieden. DieVölker waren damals weniger reif,dieMachtder öffentlichen Meinung, des öffentlichen Gewissens nicht so gewaltig,wieinderjetzigen Zeit. Die veränderten Grund- sätzeund Gefühle,diesiegreich sich erhebende Jdee internationaler GerechtigkeithabenauchdieVerhältnissederNationen zueinander verändert. Undhabenwir auchimJahre 1831 unglücklich gestritten,

Bobhabenwir doch gezeigt,daßderrussische Koloß thönerne Füße ae.

Der König: »Ich bin anderer Meinung undglaube, da der Koloßeiserne Füße habe.«

Kras zewski: »Nun,dieneuestenEreignisse habenunsbewiesen, daß auch manche andere eiserne Füße zuthönernen werden können«.

DieMinister traten beidiesen dreistenWorten näherzum Könige; Generallandschastsdirektor vonBrodowski, einenSchritt vortretend, sagtemit lauter Stimme:

»DieGefühle heiliger AnhänglichkeitandieSachederVäter,an dieSpracheundSitte desVolkes sind im Großherzogthuminkeinem einzigen Punkte geschont worden,obgleichselbstdie Wiener Traktate dieUnantastbarkeit diesesHeiligsten,was die Natur indieHerzender Menschengeschrieben, garantirt hatten. Aber denBehördenim Großherzogthumwaren auch diese Konventionen von1815zufreisinnig, zugerechtund fürdenZweckderRegierungunangemessen«.

Hieran sprachwieder Kraszewski, seineunterbrochene Rede aufnehmend:

»Ew.Majestäthabenan dieschrecklichen EreignisseinGalizien imJahre 1846 erinnert. Die unselige Zerrüttung der geselligen Zustände inGalizien istaber lediglichdem Macchiavellismus der österreichischenRegierung zuzuschreiben;im Krakauischen,dawohin sich dieserzerstörende unddemoralisirende Einflußvon Oben nicht erstreckte,dawar die Nation Eins gewesen.Die Mordthaten in Galiziensind durch eine,dieinnere Zerwürfniß erregendeundunter- haltendefeindseligeAdministration vorbereitet undzuletzt sogar bezahlt- worden. Diegalizischen Ständehaben seit Jahren wegenderAblösung derRoboten petitionirt, aber der österreichischen Regierungwar es genehmer,denSamen derZwietracht,alsdendesFriedens zupflegen«.

DerKönig: »Dies istnicht wahr. DerAusstandderBauern . ist ein selbst erregter gewesen,indem diegalizischen Bauern, obgleich sie dieselbenWohlthatenwie dieposenschen nicht genossen, dochdie Wiederkehr Alles Zustandes befürchteten,der sie wiederum, wie im

alten Polen, unter dievöllige Willkür der Herren bringen

würde. Ichhabees von denhöchstgestelltenPersonen des öster- reichischen Staates sagenhören: »die Kommotionen inItalien, die

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gerrüttungeuinderSchweiz habenuns vielgeschadet,diefinanzielle risishatuns vieleSchwierigkeitengebracht,abernichtsist für unsere Monarchieso verderblich gewesen,als derAusstand der polnischen

Bauern gegen denAdel und zuGunsten der Regierung«.

Kraszewski: »Diesmag sein«aber dieoffiziellen Dokumente haben hinlänglich dargethan, daßderAusstandderBauern durchdie Beamten bewirkt worden, dieauf dieKöpfederGutsbesitzereinen Preis gesetzt haben«.

DerKönig: »Ich habemein Wort gegeben,daßdies nichtder Fallgewesen«.

Kraszewski: »Nun so hatsichwenigstensdieösterreichischeRe-

gietruitigvor dem Verdacht eines solchen Verbrechens nichtgerecht- erig «-

f. Der-König: »Dieszuthunwürde unter ihrerWürde gewesen

em«. -

Kraszewski: »Die Rechtfertigung vor einer solchen Anklage istdmeinesErachtens Pflichteines Jeden, er mag hoch stehenoder

me r1«.

DgerKönig: »UnsereSitte istesnicht«.

Die letzten Worte, die nichtohne gewisse Erregtheit ge- sprochen wurden, unterbrachen diese merkwürdige Unterredung. Der Königwendete sich hieraufzu demErzbischofe, dener ungefähr soanredete:

»An Sie, verehrter Herr Erzbischof,derSie mirsovieleBeweise aufrichtigerLiebe gegebenhaben, wende ich mich namentlich mitder Bitte,beruhigen Sie, ich beschwöre Sie,dasVolk,undunterdrücken Sie durch öffentlicheAufforderung eine Bewegung, diedieProvinz ins Verderben stürzenkann. BeidemVolkeist noch Religion,nndes wird Ihren Aufforderungen Gehör ge"ben.«

DerErzbischof vonGnesenundPosenaber schloßdasganze AnliegenderDeputationdurch folgendeWorte: - ,,Unter denUnterthanen Ew. Königl.Majeftät giebtesgewiß keinen Einzigen,dessen Herz wahrer und dankbarer (?!),denn das meinige,anEw.Majestät hinge. Umdeswillen flehe ichEw.Majestät noch einmal um dieGewährung unserergerechten Bitten an- alsum das einzige Mittel, uni, wieEw.Majestät selbst sich ausdrückten, unsäglich Unglückvon der Provinz abzuwenden«. «

Hieran wurde dieAudienzvon demMinister Grafen von Arnim fürbeendet erklärt;wegenBerathungdereinzelnen Punkte verwies derKönigdieDepntation andieMinister, ließ sichdann dieMitgliederderDeputation durchdenErzbischof vorstellen, sprach an sie einzelneWorte undentließ sie.

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Jndersoeben geschilderten denkwürdigen AudienzzuBerlin hatte der-polnifche Deputirte GutsbesitzerDr.von Kraszewski u.A.-an königliche,,Versprechungen« aus demJahre1815 er-

·innert,welche angeblichdenPolendie Nationalität garantirten, und zwar den Polenim»prenßischenAntheil«die »National- Reorganisation« des Großherzogthums Posen indeut- liches Deutschübertragen: Errichtung eines besonderen pol- nischen Staates, zunächst unter preußischemSchutze,und als ,,Zwischenstaat«,als »Pufser« zwischen PreußenundRußland.

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