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Der neue Polen-Staat. Von dem im Monate August 1915

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DER MEUE PÓL,EW-STAAT

.SAtYi fi. K. H.

r« L w o w i e .

VON DEM IM MONATB A U G U S T 1815. IN UNGA*

RISCHER SPR A Ć HE ER»

, SCHIENEN ORIGfNAL 0BERSET-ZT VQ M :

A R A Ń ¥ i

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F A R A C iÓ - u i f t N D O I ł ' . .JS ^ IN T l^ lT tliE K NYOMASA;

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M j t y . /

DER NE (JE POLEfi-STAAT.

/. E inleitung.

An beiderseitigem Weichsel-Ufer wohnen ungefahr 15, uad ausserdern in v.ersehiedenen anderwartig zer- :streuten Provinzen beinahe 4 —5 Millionen Polen.

Dieses sanftmtithige, religiose, arbeitsame Volk war einstens auf einer, die polnische Sprąchengrenze um das vierfache uberbietende, weitausgedehnte Boden- Strecke Herr des polnischen Konigreiches. Der mora- lische Unwerth, Mangel an eehtem Patriotismus des darnaligen polnischen Adeistandes verursachten im XVII. und XVIII. Jahrhundert den Verlust der polniseh- nationalen staatlichen Selbststandigkeit. Die H erschervon Preussen, Oesterreich und Russland haben dieses ungliickliche Land in den Jahren 1772, 1793, 1795 unter sich aufgetheilt. Vor dieser Auftheilung waren Poiens Grenzen fo lg e n d e : Die Rigaer Bucht und der DUna-Strom und noch weiter hievon in nordlicher Richtung; ostiich der 31-te Grad ostlicher Lange;

iSlidlich bildete Ungarn und bis zum 48-ten Grad nordlicher Breite der m itt/e re L a u f der D n ie ste r die G renze; stidwestlich Schlesien, nordwestlich das heutige B randenburg und Pommern. Auf dieser riesL gen Landesflache befand sich, — einer kleinen Inselgleich, je d o c h mit einer viel kleineren Ausdehnung — das heutige Ostpreussen. Mittau. Libau, Tauroggen, Thorn, Danzig, Posen, Neusandec, Kolomea, Kamenec-podolski, Pińsk, Mińsk, Mohilow, Witebsk, D u n a b u rg : waren alle dem grossen polnischen Staate einverleibt. Kiew und Sm o­

leńsk waren russische Grenzstadte. Das obbezeichnete Riesen-Gehiet war von Polen, Deutschen, Litwaner,

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Letten, Weissrussen, Kleinrussen (Ruthenen, Ukrainer) bewohnt.

Nach der dritten Auftheilung fiel der ostlich der Strecke Memel— Kowno— G rodno— Brestlitowsk— Cholrrn Tarnopol— Chotin liegende Theil an Russland ; der von dieser Linie westlich liegende Theil hingegen an Preussen und Oesterreich. Zwischen Letzteren bildeten die Pilica, Weichsel und Bug die Grenze. Im Jahre 1815 fiel derjenige Theil, wo eben jetzt der Riebenkampf wiithet, laut dem wiener Congress-Beschluss an Russ- lan d ; es war dies der westliche Theil der Kovno—

G rodno— Brestlitowsk— Cholm—Linie. W as also jelzt die deutsch-oestreichisch-ungarischen Armeen behufs bes- serer, strategisch mehr gesicherter Verbesserung der Grenzlinien erreichen wollen und gewiss auch erringen werden, — dieses Land war schon vor hundert jahren preussischer u. oesterreichischer Besitz. — Ais characte- ristisch sei hier erwahnt, des am wiener Congress (1815) England Protest dagegen ein/egte, das das von Napoleon geschaffene „W arschauer G rossherzogtum 11 an Russland zufalle, wie dies Kaiser Alexander forderte.

England motivirte diesen Protest damit, „dass einem an Land schon an und fur sich riesigem Russland nicht noch mehr an Gebiet zufallen m óge.“

II. Grenzen des neuen p o lnische n Staates.

Die polnische Sprachengrenze erstreckt sich im Osten beilaufig bis zur G ro d n o — Brestlitowsk— Prze­

myśl Linie. — Lemberg selbst bildet eben nur eine kleine Insel in diesem ruthenisch-sprachigen Landstriche. Politi- sche, ethnograpische, historische und strategische Grunde erheischen, dass die Grenzen des neuen Polenreiches sich folgendermassen g e s ta lte n : von G rodno— Brest­

litowsk iiber den Bug, Zlota-Lipa, Dniester bis Chotin.

Im Norden G rodno— Augustów—Thorn ; im W esten : T h o rn —Kalisch— Ratibor— Ostrau ; im Siiden, wie auch sudostlich: Ungarn. Das posener polnische Sprachgebiet kann in das neue Staatsgebilde nicht eingerahmt w e r d e n ; dieses Gebiet liegt in nachster Nahe der deutschen R eichshauptstadt; das Heranwachsen eines slawischen Staatengebildes kann Deutschland hier unmoglich dulden.

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Ausserdem giebt es noch in Ost- und W est-Preussen einzelne — stark mit Deutschen gemengte — polnische Sprachinseln, die ebenfalls von einer Einverleibung an Polen ausgeschaltet w erden mussen. — Der neu zu bil- dende Polenstaat umfasst ein Gebiet von ungefar 200000 □ Kilometer mit beinahe ausschliesslich pol- nischer Sprache. (Das von Kleinrussen bewohnte ostgalicische Gebiet wiirde — im Falle das Polen vo11- kommene staatliche Unabhangigkeit erlangen kann, — ftir die posener Polen aller Warscheinlichkeit nach, ein mit Vorliebe gewahltes Ansiedelungs-Terrain bilden.

Die Russen haben ja so wie so die ruthenischen Insas- sen dieses Landstriches nach Russland verschleppt.)

III. K ó n ig d e r Polen.

Die Habsburg-Dinastie ist dazu praedestinirt, dem neuen Polenstaat einen Herrscher aus den Reihen ihrer Mitglieder zugeben. Polen ist durchwegs romisch- catholischer R eligion; das Volk klammert sich uner- schutterlich an diese angestammte Confession. Dieses Festhalten ist characteristisch, ja sogar eine streng nationale Eigenheit des polnischen Volkes. Die Habsburg-Dinastie ist die rangerste der romisch-katholischen Herrscher- Familien. Die Polen konnen es nicht vergessen, dass sie unter dem schutzenden Scepter der H absburger in sehr gunstigen Verhaltnissen gelebt haben. Sie durften und konnten ihre nationale Sprache in Unterrichts-Wesen, Administration und Justiz vollauf und fiei pflegen und benutzen. Sie waren Oesterreichs, resp. die gehatschel- ten Lieblinge der Dinastie. — Deutschland ist eminen- ter ein deutschnationaler Staat. Die phisische und mo- ralische Kraft der germanischen Race, bieten Deutsch­

land das unbeschrankbare Recht, — auch die Macht und Moglichkeit — sich in entschieden deutschnationaler Rich- tung 7.u entwickeln, und diese Thatigkeit energisch auszudehnen. Die Angliederung der polnischen Sprachen- sphare an Deutschland, konnte allerwelts den Verdacht erregen, ais wollte Deutschland das 15 Millionen-Volk der Po'en verschlingen.— Dies ist aber kaum moglich, kaum d e n k b a r ; ein solcher Versuch wiirde Deutschlands -Kraft nur s c h w a c h e n ; hingegen wird ein sich national

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stark entwickelndes unabhangiges Polenreich im m erdar

ein kostbarer Verbundeter der zwei Zentral-Grossmachte, % ein machtiger Schutzwall gegen Russland.

Die Polen werden und konnen es nicht vergessen,, dass ihre Sprache und Religion uber ein Jahrhundert lang von den Russen hlutig verfolgt und unterdruckt. wurde., Nach hundertjahriger VerfoIgung hat die Duma jetzt — wo Russland schon beinahe ganz Polen an die Yerbun- deten verloren. hat, — in ihrer diesjahrigen August- Tagung die Polen ais russisch-treues Volk belobt und.

ihnen eine groszugige Aulonomie v e rsp ro c h e n ; doch wird solchem Lob und Versprechen kein einziger ecli- ter Pole und Patriot am Leim g e h e n ; an die hundert- jahrige Unterdiickung denkend, wird jeder sagen, — sieli:

des Spruches erinnernd — : „timeo danaos, et dona fe re n te s !“

Auch Deutschland, Oesterreich-Ungarn haben zu

Beginn und watarend der Krieges-Dauer den Polen <*- betreffs der Selbststandigkeit Yersprechungen gemacht.

(Schade, dass nur im grossen Allgemeinen und u n g e - nugend detaillirt). Hieraus wird ersichtlich, dass die im

Kampfe stehenden Parteien der G ew innung der polni- &

schen Sympathien grosses Gewicht beilegen. Es ist aber auch ersichtlich, dass — beztiglich der Kriegsluhrung — sogar diese Sympathien hoch zu bewerthen sind. Es^

bildet ein hohes Interesse der Zentralmachte diese Sympathien jetzt und in Zukunft gunstig fur uns zu gestalten und kunftighin fest zu behalten, und das wir die Polen nicht etwa mit unrichtiger Politik wieder Russland in die Arnie drangen. — Wir haben eben jetzt gesehen, dass Oesterreich die galizischen Ruthenen gśnz- lich den Polen ausgeliefert hat und das Resultat hievon war, d a s i sich der uberwiegende Theil der Rutlienen ais russophil entpuppte. Sollte Russland in diesem Kriege welch immer schwere Niederlagen erleiden, es.

bleibt dennoch immerhin ein machtiger, entwicklungs- fahiger, eine grosse Fiille Energien in sich bergender Staat und Volk. Ich glaube also, dass der jetztige, nicht auch gleichzeitig der letzte grosszugige Kąmpf sein wird zwischen den verbiindeten Zentralmachten und Russland.

Und so wird in den spater ganz sicher erfolgenden Conflicten die Sympathie des polnischen Yolkes dem

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Besitzer derselben gewiss sehr gute Dienste leisten.

Durch ein starkes, zufriedenes, mit den Zentralmachten in wohlwollender Freundschaft lebendes Polenreich wird auch die Kraft. Deutschlands unbedingt sehr gunstig gefordert. Das Biindniss der Hohenzoller- und Habs­

burger ist so stark und voraussichtlich so dauerhaft, dass die Kraft des Einen unbedingt auch die Macht des Andern erhoht.

Die Habsburg-Dinastie ist weder eminent deutsch, noch ungarisch, sondern gleichzeitig deutsch, ungarisch, croatisch und polnisch. Die Dinastie ist sozusagen in- ternational und hat evident den B e ru f: der Beschiitzer dieser kleineren Volker zu sęiii, Aus dieser Ursache muss das befreite, unabhangige Polenreich sub Perso- nal-Union unter habsburgischem Scepter gestellt werden.

(Zur leichteren Verstandigung werden wir fortab das heutige „Oesterreich-Ungarn" mit „Monarchie", — Diese und die geplante Neugestaltung mit „Habsburger S taatenbund“ bezeichnen).

Diese in Personalunion erfolgende Vereinigung ist der auszubildenden Structur und Sicherstellung der Continuitat derselben vie!eher geeignet, ais wie wenn Polen mit keinem anderen Staate in Verbindung stehen wiirde. Denn im letzteren Falle wiirden die Nachbar- staaten stets bemtiht sein das alleinstehende Polen zu erobern, und das Land ware auch in Zukunft der Zank- und Streitapfel der Rivalen. Hingegen besitzt das mit der Monarchie in Personalunion stehende Polenreich gegen jeden auswartigen — russischen — Angriff die ganze Macht und bewaffnete Kraft der Monarchie und dereń Verbundeten an seiner Seite !

IV. D eutschlands E ntschadigung fu r Polen.

Das entscheidende W ort zur Losung der polni­

schen Frage haben Deutschland und die Monarchie zu sprechen. Sie haben das Land mit gemeinsamer Kraft erobert und befreit. Folglich ist nur eine solche Losung denkbar, welche die Interessen beider Verbundeten Staaten gleichmassig befriedigen kann und muss.

Das „viribus unitis" „mit yereinter Kraft“ eroberte Polen-Oebiet kann also unter habsburger Herrschaft nur

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dann gestellt werden, w enn gleichzeitig hieftir Deutsch­

land entsprechende Recompensation erhalt. D ie M onar­

chie mage a/so das H ónigthum Bóhm en (ohne Mahren) ais Entschadigung an D eutschland abireten.

Die Motivirung ist folgende :

1. Bohmen ragt ganz hinein in deutsches Gelande.

An dieser Stelle leidet die Grenze des deutschen Reiches eine Deformation, die territorial, (topografisch), eocono- misch, politisch und strategisch eine Correctur ais sehr erwiinscht erachten Iasst.

2. Rings an den Peripherien des Bohmenlandes, bis tief in das Landesinnere w ohnen D e u ts c h e ; diese konnen seitens Oesterreichs — wegen in Bohmen vorherr- schenden nationalen Reibungen u.Rivalitats-Agitationen — unmoglich derart behandelt werden, dass d ieansonsten tiichtigen Deutschen ihre wirtschaftliche und culturelle hervorragende Kraft und Thatigkeit voll und ganz zu entwickeln im Stande waren. Thatsachlich werden die Deutschen von den Bohmen politisch unterdruckt, wes- halb auch der bohmische Landtag arbeitsunfahig und das politische Leben des Bohmenlandes einer stabilen Aufregung und Wirrnissen verfallen ist. Nun denn : die Lehren des jetztigen Krieges protestieren laut und kraftig dagegen, dass in den Landem der Hohenzoller und H absburger wo immer die Deutschen von einer anderen Nationalitat unterdruckt w erden k o n n e n ! U n d : eben Deutsche, eben durch B ó h m e n ! Bohmens Deutsche w erden im deutschen Reichs-Staats-Verbande gewiss den ihnen gebuhrenden politischen Status be- kommen, wie sie diesen eben nur dort auch bekommen k o n n e n !

3. Seit 1867 schwankt Oesterreich dauernd zwischen der Frage : deutsch oder slavisch ? Einmal das deutsche, bald wieder das slavische Element errang das Uber- gewicht. Diese unaufhorliche Rivalitat hat Oesterreich innerlich sehr geschwacht. Dies war die Ursache, dass Oesterreich nie ein einiger Staat, vielmehr ein Lander- Conglomerat war, dessen Insassen nur durch die Kraft des Herrschers und dessen Regierungs-Kunst zusammen- gehalten werden konnten. Eben diese Nationalitaten- Rivalitat hat sowohl Russland wie auch seinen Complicen die Idee nahegelegt, dass Oesterreich sehr leicht gesprengt,

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aufgetheilt werden konnte. In dieser Idee haben sich unsere Feinde furchtbar getauscht, doch hat diese Tau- schung die Volker der Monarchie riesige Opfer ge- kostet. — Es kann also unmogiich so weiter gehen ! Die slavischen A n h a n g se l: Dalmatien, Bohmen, Galizien, Bukowina mussen von Oesterreich abgetrennt, hingegen die von Preussisch-Schlesien sudlich der Neisse-Kreuz- burger Linie liegenden Theile an die Monarchie einver- leibt werden, und diese konnen und mussen von Oes­

terreich germanisirt werden. Naturlich ist hiezu in aller- erster Reihe nothwendig, dass die provinziale Selbst- staiidigkeit dieser Lander-Theile sistiert werde.

Deutschland hat zum Lohne seiner Biindniss-Treue vollauf des Recht zu fordern, dass in Oesterreich die Rivalitat zwischen Deutschen und Slaven aufhore, dass der Zustand einer politischen Begunstigung der Slaven auf Kosten der Deutschen ein Ende nehme, dass in Oesterreich deutsche O rdnung sistemisirt und durch- gefuhrt sei und vorherrsche, denn nur dies wird sowohl die-Kraft Oesterreichs, wie auch dessen Biindnisswerth bedeutend erhohen. — Oesterreich mogę es nicht leid sein darum, dass es von seinen slavischen Anhang- seln befreit wird u. dass diese, — ebenfalls unter habs- burgischer Herrschaft (mit Ausnahme Bohmens) — eine andere staatsrechtliche, politische Placierung bekommen.

Selbstverstandlich kann das also verringerte Oesterreich kein Kaiserthum bleiben, sondern seiner Neugestaltung entsprechend bios ein Konigreich werden. (Des Weite- ren werde ich in Nachfolgendem noch Naheres angeben.)

— Zwischen Deutschland und dem habsburger Staaten- yerbande wird das absolut, eminenter deutsche Oesterreich auch in fernster Zukunft ein starkes, m ach- tiges Verbindungsglied bilden. — Ein soiches Band scheint berufen dazu, das derzeit zwischen den beiden mitteleuropaischen Grossmachten bestehende Btindniss- Verhaltniss zu verewigen. — Dieses Biindniss wird aber auch in Zukunft ein viel nothwendigeres B edurfniss darstellen, ais wie es heute scheinbar ist. Die beiden Zentralmachte haben sich jetzt von den ubrigen G ross­

machten so entfremdet, und sind nicht nur in Kraft, sondern auch gefuhlsmassig derzeit so zusamm enge- schmolzen, dass keines von ihnen in absehbarer Zukunft

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an ein Bundniss mit irgendeiner anderen Grossmacht denken kann. Ein Oesterreich mit innerpolitischem, sla- vischem Ubergewichte ware iibrigens — u berhaupt nach Erfahrungen des jetztigen Krieges — ein schwacher und unverlasslicher B undesgenosse des deutschen Reiches.

Eben deshalb, weil das unter habsburger Herrschaft organisierte deutsche Oestreich ein starkes Band zwischen Deutschland und Habsburg-Staaten-Verband ist, steht es auch (wenigstens in absehbarer Zukunft) im hohen Interesse des deutschen Reiches, das Oesterreich im Rahmen des habsburgischen Staaten-Verbandes, jedoch entschieden deutschen Characters verbleibe. Und viel bes- ser so, ais wenn Oesterreich selbst an Deutschland einverbleibt wiirde, denn in diesem Falle mtisste das der­

zeit so sehr gewiinschte innige Bundniss-Verhaltniss der zwei Zentral-Grossmachte unbedingt abflauen und in der Zukunft auch ganz zu nichte werden.

4. Bei Erledigung dieser Frage muss dem Inte­

resse des an das Bundniss der zwei Grossmachte so zahe festhaltenden und deshalb auch iiberaus werth- vollen ungarischen Staates hohe Sorgfalt zugewendet werden, denn den von ringsherum mit slavischen Ele- menten umzingelten Ungarn ist es von hochster Bedeu- tung, dass Oesterreich entschieden deutsch sei.

5. Der Slavismus des B ohmenlandes wird dem grossen, einheitlich-deutschen, machtigem Deutschland keine besondere Sorge verursachen, hingegen ein schwach-deutsches Oesterreich ist nicht imstande dies zu bewaltigen.

V. S ia a te n b u n d : O esterreich, Ungarn, C roatien u n d Polen.

Das starkste, verlasslichste Element der Monarchie s i n d : die Deutschen, Ungarn (Magyaren), Croaten und Polen. (Zu den Croaten nehme ich auch die romisch- catholischen und moslemitischen Insassen von Dalma- tien, Bosnien u. Herzegovina). — Die iibrigen Sprachen- und Volksstamme der Monarchie besitzen keine derartige Bedeutung, dass sie im habsburgischen Staatenbunde eine separate staatliche Selbststandigkeit beanspruchen

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konnten, oder hiezu berechtigt waren. Hingegen die vier erstgenannten Volksstamme, — Nationen — haben auf Grund ihrer numerischen, culturellen, wie auch ihrer stets kraftig bewiesenen Verlasslichkeit ihre staatliche Selbststandigkeit mit vollem Rechte anstreben und er- heischen diirfen. N u r w e ils ie hierin ein sicheres P fand ih re r zukunftigen vollkom m enen S elbststa nd ig keit sehen, haben sich diese vier N ationen im Hriege so uberaus ta p fe r und treu geschiagen und so her- worragend bewerthet. Keine dieser vier Nationen will der Andern unter ihnen subordinirt s e i n ; wer ein sol- ches Verhaltniss auch in weiterer Zukunft forciren wollte, wiirde dem Herrscherhause, u. den unter seinem Scepter lebenden Volkern wahrlich einen sehr schlechten Dienst

leisten.

Die Structur unserer Monarchie w ar bisher des­

halb eine — sagen wir — verfehlte, weil die nationale Entwicklung der ein/elnen V<Mker keine standige Ga- rantie hatte, was naturlich die Unzufriedenheit dersel­

ben ais Folgę ergeben musste. Die politischen Attentate;.

die oft eingetretene Arbeits-Unfahigkeit des ostreichi- schen, wie auch des ungarischen P a rla m e n te s ; der fast schon zur Gewohnheit gewordene ex-lex Z u s t a n d : all diese Erscheinungen sind unstreitig Ergebnisse der ver- fehlten Staats-Structur.

Der jetztige Krieg hat es unstreitbar bewiesen, wie liohen Werth es hat, von welch hoher Bedeutung es ist, wenn der Soldat — der Combattant — in na- tional-patriotischem Gefuhl erzogen ist. Und nur dann, wenn zwischen Offizier und Mannschaft das gleiche Nationalitats-Gefiihl vorherrschend ist, ist auch die seelische Harmonie, das geistige Band zwischen ihnen unloslich gesichert. — Es hat w ahrend Kriegsdauer im Felde sehr viel Ungemach verursacht, dass Offiziere der Mannschaftssprache nicht machtig, — und das Offiziere mit ihrer Mannschaft nicht von ganz gleichem National- gefiihl durchdrungen Waren. Die Construction einer Armee m uss genau einer Prazisionsuhr gleichen, wo jedes kleinste Detail mit unbedingter Pilnktlichkeit, strenger Harmonie zur Erlangung des woh/erwogenen und an- gestrebten Endzweckes eingreifen muss. Der Soldat darf kein seelenloses S)Material“ sein; ist er e s : dann

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ist seine Arbeit bios eine Folgę des strengen „ m u s s !“ — ; diese Arbeit wird aber nie einer von patriotischer Begeis- terung erzeugten, bewusstvollen Leistung gleichgestellt werden k o n n e n ! Die durchfiihlte Vaterlandsliebe ist ein gar machtiger Factor der Krieger-Leistungen ! In unserer heutigen Armee-Construction gehoren Offizier u. Mann­

schaft sehr haufig je einem anderen Volksstamme an wegen dem und der ungliickseligen, naturwidrigen Structur der Monarchie ist es auch fast unmoglich in der 2— 3 jahrigen Ausbildungs-Periode die Mannschaft streng national-patriotisch auszubilden. — Bei der ma- gyarischen Honved : j a ! — Man sieht es ihr aber auch a n !

— Die „oesterreich-ungarische Monarchie" begreift nie- mand ais „V aterland!“ — Ein Solchnamiges existirt ja auch nicht! — Sogar die in kraftstehenden „Gesetze"

unterscheiden ausdrucklich eine „oesterreichische“ und eine „ungarische“ S taatsburgerschaft; das Vater/and der Deutschen war und i s t : Ober- u. Niederoesterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Karnthen, Steiermark; der Cechen : B o h m e n ; der Magyaren : Ungarn ; der Polen : Galizien ; hingegen leben Croaten, Slovenen, Bosniaken, Herzegoviner, Dalmatiner noch heute im Zweifel dariiber:

welches wohl ihr „Vaterland“ w a r e ? ! — Diese U n g e - wissheit der Staats-Zugehorigkeit von Bosnien, Herzego- vina u. Dalmatien ist eine offene W unde der M onarchie;

diese offene W unde und auch mehrere andere zusarn- men wirkende Factoren waren die Urheber des saraje- voer D ram a’s und — des Weltkrieges.

Unsere Heeresleitung beniitzt in ihren schriftlichen und mundlichen begeisternden Ansprachen die W orter:

„Vater)and“, Kaiser“, „K onig“, „Heiniat“ . — Vor dem W orte „Vaterland“ steht nie eine nahere B ezeichnung;

es wird nie betont „w elches“ Vaterland ? D as oesterrei- chisch, ungarisch, croatisch oder polnische? ! — Der Form der gem einsam en „oesterreichisch-ungarischen Streit- m acht“ entsprechend miisste — nicht w a h r ? — „Oestreich- ungarisches Vaterland“ gesagt, geschrieben werden. Aber mein Gott! solch ein Vaterland existirt weder in unse- ren Gesetzen, noch in unseren H e rz e n ! Es hat nie ein Solches gegeben, wird und kann es nie g e b e n ! — Ach ja! der reichsdeutsche Soldat wird mit Hinweis auf die ' GrGsse, die Macht, der schonen Zukunft des deutschen,

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Vaterlandes, allaugenblicklich zu unerschutterlicher Liebe und Pflichterfiillung fur dieses einige Vaterland erfolg- reich angeeifert, begeistert, belehrt, und n u n : man sieht ja das glanzende Resultat dieser V aterlandsliebe!

So kann es also bei uns nicht weiter g e h n ! Die Construction der W ehrm acht muss sich den nationalen Gefiihlen der Volker a n p a s s e n ; dann konnen wir getrost das Wetteifern antreten mit der jetzt wegen ihrer Energie und Vollkommenheit so sehr und mit vollem Recht bewunderten deutschen Wehrmacht. Ich hege die tiefste Uberzeugung, dass nach dem Kriege, und eben in Folgę der aus ihm geschopften Erfahrun- gen, eine starkę B ewegung einsetzen wird in der gan- zen Monarchie zur Erlangung einer selbststandigen u n ­ garischen, selbststandig croatischen, selbststandig pol­

nischen Armee. Diese politische Agitation wird und soli auch keine Abtriinnigkeits-Bewegung von Oesterreich

* bedeuten, sondern ausdriicklich eine streng nationale A n s tre b u n g ; die nationalen A rm een werden aus- schfiesslich zum Zw ecke der S tarkung der gemein- samen W ehrpflicht, z u r Hebung der M acht u. Sicher- t h e it des ,habsburgischen Staatenverbandes“ er-

wunscht und angestrebt werden !

(Es ware sehr verfehlt, wollte man das Propagiren der selbststandigen nationalen Armeen irgendwie mit der separaten Zoll- und Notenbank-Frage verknupfen und wenn die Frage des selbststandigen ungarischen, croatischen, polnischen Heeres einem „Unabhangigkeits- P ro g ra m m “ zu Grunde gelegt wiirde.)

Man hegt allgemein die Ansicht, das wiener m ass- gebende Kreise deshalb so zahe an die jetztige C on­

struction der W ehrm acht festhalten, weil man beziiglich Festhalten a n d ie „pragmatica sanctio" wenig Vertrauen zu den Magyaren hat. Dieses Misstrauen ist vollkom- men unbegrundet. Ich habe ais ungarischer Reichsraths- Abgeordnete, ais Mitglied der ausserst linken Unabhan- gigkeits-Partei geniigend Gelegenheit gehabt die Ge- sinnung, die innerste Uberzeugung der radicalsten Abgeordneten kennen zu lernen. Ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass die heftigsten Kampfer der selbststandigen ungarischen Heeresmacht sich ais un- bedingte Getreue u. Anhanger der „pragmatica sanctio“

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bekannt haben. Und jetzt? Jetzt miisste ein jeder, der nach den Lehren und Erfahrungen dieses Krieges ein

„Los von Oesterreich" ankunden wolUe, direct in’s — Irrenhaus abgeliefert w e r d e n ! — Es ist meine uner- schtitterliche uberzeugung, dass die wahrend des Krieges so oft und glanzend erprobte Treue der magyarischen, croatischen und polnischen Nationen jedwedes Miss- frauen in Wien griindlich und fur ewig ausgerottet hat, und eben deshalb ist die Hoffnung zur Errichtung der selbststandigen ungarischen, croatischen und polnischen Heere fest und begrundet, und ich will und kann es nicht glauben, dass die Errichtung derselben auch fer- ner auf Hindernisse stossen konnte. Sollten wir aber uns in dieser Hoffnung tauschen, und ware das unbe- grundete Misstrauen noch immer nicht fur ewig ver- bannt, dann konnte man die „pragmatica sanctio“ ais gefarhdet betrachten.

Im Rahmen des habsburger Staatsbundnisses wurden die vier selbststandigen nationalen /Irm e e n : oesterreichisch-deutsche, ungarische, polnische und croatische, keine Schwache, im (degentheil eine S tarkę des Bundnisses bedeuten.

Es muss dahin gewirkt werden, dass im ungari­

schen Heere jeder Offizier und Mann ungarisch, im cro atisc h en : croatisch, im oesterreichischen: deutsch, im p o ln isc h e n : polnisch wissen s o li ; naturlich ware auch das Com mando dementsprechend ungarisch, croa­

tisch, polnisch und deutsch. Nebstdem aber musste jeder ungarische, croatische und polnische Offizier un­

bedingt deutsch wissen. Ja sogar es ware nothwendig, dass in sammtlichen Mittelschulen der 4 verbundeten Staaten von der i. bis, zur V!iI. Classe in wenigstens wochentlichen 6 Stunden die deutsche Sprache und so gelehrt werde, dass jeder die Mittelschulen Absolvierte perfect Deutsches W issen habe. (Es ware dies viel mehr wert, ais der forcirte Unterricht der zwei toten Spra- c h e n : lateinisch und griechisch. Griechisch und dessen Ersatzgegenstande konnten iiberhaupt wegfallen, — Latein ware geniigend in der VI!. u. VIII. Classe.) Dies wurden wir mit Vergntigen annehm en; das aber dem magyari­

schen, croatischen, polnischen Soldaten deutsche Com- mando-W orte u. deutsche Meldungen, — die er nie wirk-

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lich versteht und wegen welcher so oft im Kriege Miss- yerstandnisse e r s te h e n — aufgedrungen werden: das hat gar keinen Sinn, ist sogar in vieien Beziehungen geradezu schadlich. Der griindliche und praktische Unterricht der deutschen Sprache in den Mittelschulen bedeutet auch von deutschem Gesichtspunkte unver- ha/tnissm assig m ehr a/s das, das w ir dem einfa- chen Soldaten einige Commando-W orte einzwingen.

Wie Schade, dass man die w ahrend des Krieges bin- nen 8 Wochen ausgebildeten Soldaten mehr mit deut­

schen Worten, ais mit im Kriege viel nothigeren Gegen- standen peinigen m usste! Wie hat dies die wirkliche, fur den Kampf wertvolle praktische Ausbildung er- s c h w e r t !

Damit das Selbstgefuhl der verbundeten Nationen unverletzt bleibe, die B enennung aber mit dem S tlb st- standigkeits-Begriffe der Vereinigten nicht in Widerspruch stehe, muss der Name „Oesterreich-ungarische Monar­

chie" aufgegeben, und statt dessen die officielle Be­

nen n u n g : „ D onau-K aiserreich“ angenoinmen werden.

Auch bisher haben wir vieles uber ,,Do»au- M onarchie'' gehort und gelesen. Es ist wahrscheinlich, dass die Habsburg-Dinastie festhalt an den „Kaiser"- T i t e l ; der im Jahre 1804 angenomm ene T i t e l : ,,Qester- reichs ewiger Kaiser“ kann den neuen, in Vierer-Verband stehenden nationalen Konigreichen nicht entsprechen ; die in einem verallgemeinenden Kaiserreiche lebenden Ko- nigreiche w erden so zu sagen bios ais Provinzen des- selben betrachtet; eben deshalb, ans diesen Grunden ist die Benennung „D onau-Kaiserreich“ die treffendste Benennung. Dieser Titei namlich deutet nicht darauf hin, dass welche immer der verbiindeten Nationen die Ftihrende im Kaiserreiche w a r e ; er bedeutet nicht die Vorherrschaft des magyarischen, deutschen, croatischen o der polnischen Characters im Kaiserreiche, sondern, d a ss die an beiden Ufern der Donau ansassigen Konig- reiche in ein einziges, gemeinsames Staaten-Bundniss sicU vereint haben, diese Vereinigung mit dem Namen

„Donau-Kaiserrei'ch“ bezeichnen, ohne das dieses Kaiser- reicYv an und fur sich einen besonderen Staat bedeuten wtivde, sondern Staaten-Bundniss. W enn aber Oester­

reich, oder die Habsburg-Dinastie sich anklammern

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wiirde daran, d ass Oesterreich ein Kaiserthum verbleibe und man diesem Umstande ais Unabanderlichem Rechnung tragen miisste, dann ware fiir die 4 gleich- gestellten verbiindeten S ta a t e n : Kaiserthum Oesterreich, Konigreiche Ungarn, Polen und Croatien „D onau-B und“

die richtige und treffende B enennung anzunehmen.

Das „Donau-Kaiserreich“ besteht also aus vier voll- kommen gleichrangigen Staaten, vier ganz gleichwerthen Konigreichen ; n a m lic h : Oesterreich, Ungarn, Croatien und Polen. Jedes dieser Konigreiche hat sein eigenes, souveraines Parlament, eigene nationale, parlamentari- sclie (verantwortliche) Regierung, eigene nationale Wehrmacht. Gemeinsam s i n d : die Person des Herrschers, auswartige politische Leitung und Vertretung des Rei­

ches ; oberste Heer- und Marineleitung, sowie die auf diesen Ressorten bezugliche Finanzverwaltung. Diese gemeinsamen Agenden w erden auf G rund der von den vier Konigreichen aus ihren Parlamenten entsendeten, verfassungm assigen Delegationen erbrachten Bestim- mungen versehen und erledigt. Ais Insignien des Kai- serreiches verbleiben auch ferner: schwarz-gelb und Doppeladler. Diese Insignien: W appen konnen von Kei- nem der verbundeten Konigreiche beniitzt werden. Das Konigreich Oesterreich erhielte roth-w eisse Fahne und den habsburger Lowen, die Ubrigen die bisherigen Far- ben und Reichswappen. Und wenn im ,,D onau-B unde“

Oesterreich ais Kaiserreich verbliebe, dann waren die oesterreichisch-kaiserlichen In sig n ie n : schwarz-gelb u.

Doppeladler, die Insignien des Donau-B undes aber w aren aus dem H absburger H aus-W appen zu entneh- men und fest zu stellen.

Der Titel des Monarchen l a u t e t : „K a is e r des Donaureiches, Hónig von Oesterreich, Polen und a postolischer Hónig von Ungarn und Croatien". Der Kaiser besitzt das Recht in jedes der vier verbiindeten Konigreiche einen koniglichen Stelhrertreter aus den Mitgliedern der Habsburg-Familie zu ernennen (ad nor- m a m : ungarischer Palatinus). Dieser Stellvertreter ist verpflichtet in der betreffenden Hauptstadt des Landes zu wohnen, allhier einen der Wiirde des Konigreiches entsprechenden Hofstaat zu erhalten und den Kaiser in dessen Abwesenheit standig zu vertreten. Das Recht

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der Gesetz-Sanction kann jedoch vom Kaiser-Stellver- treier nicht ausgeiibt werden. Dies bleibt auch ferner- hin das alleinige Recht des regierenden Kaisers. Es muss gesetzlich vorgesorgt werden, dass keiner der verbun- deten Staaten solche Verfilgungen treffen, oder Gesetze schaffen konne, welche mit der gem einsamen Welrr- pflicht und W ehrm acht nicht in vollster Harmonie stunden.

In dem neugeschaffenen Staatenbunde muss das gemeinsame Zoll-, Reichsbank- und Notenwesen auf- recht erhalten verbleiben. Diese wirthschaftliche Insti- tution hat sich auch im Laufe des Krieges vorzuglich bewerthet und allgemeine Anerkennung verschafft. Z. B.

ich, der Insasse des magyarischen Alfold (Tiefland), hore jetzt auf Schritt und Tritt die grosste Anerken­

nung der Niitzlichkeit der gemeinschaftlichen wirth- schaftlichen Einrichtung des Doppelstaates auch seitens Solcher, die vor dem Krieg entschiedene G egner dieser Institution waren. Sogar die Idee einer gemeinsamen Zoll-Union mit Deutschland hat heute bei uns viele Sympathien an ihrer Seite. Die in solchem, obigen habs- ł burgischen Staatsvei bandę vereinten Konigreiche — in-

wie ferne sie die Stabilitat u. Macht dieses Biindnisses aufrichtig und ehrlich wiinschen, — diirfen keine sepa- raten Zoll- und wirthschaftliche-Systeme haben. E in e gem einsam e A rm ee konnte der idee von vier se- paraten Z o llgebieten naher stehen, denn sie wiirde euentueil genugend Qarantie ieisten fur die S ia b i/i- ta t des Vierer-Verbandes. Wenn aber absehend von der gemeinsamen, vier nationale Armeen gebildet wer­

den, dann ist die Institution der gem einsamen w irth- schaftlichen Union in eigenem Interesse der Verbunde- ten eine unbedingte Nothwendigkeit. Ais Reichtags- , Abgeordneter und in der radical-linken Partei Stehender

w ar auch ich Anhanger und Getreue des von Oester­

reich separirten Zoll- und Bankwesens, fuhle jedoch durchaus keine Scham beim Gestandnisse, dass sich meine damalige Auffassung in Folgę der Kriegs-Erfah- rungen bedeutend geandert h a t ; aber eben diese Erfah- rungen haben mich auch in der Auffassung bekraftigt, dass der ungarische Staat unbedingt eine selbststan- dige, ungarisch-nationale W ehrm acht haben muss. Das

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und aller ihrer Volker. Es ware geradezu Leichtsinn, wollten wir nicht die Lehren des jetztigen Weltkrieges beherzen, u. unser politisches Program m nicht den — historische Bedeutung habenden — Tathsachen u. Situa- tionen anpassen. Tathsache ist, dass auf Grund dieser Erfahrungen die allgemeine Uberzeugung durchdrungen ist, dass sam m t/ich e in d e r M onarchie vereinten Vó/ker — an D eutschland engverbundet — unent- wegbar an die ,,pragm atica sa n c tio “ festhalten m ussen; denn wo nicht, da wurden die um uns gelagerten, an unserem Leichnam sich zu berei- chern trachtenden Feinde uns wollstandig aufzeh- ren, vernichten. Die gemeinsame wirthschaftliche Ein­

richtung, das gemeinschaftliche materielle Interesse (wel- ches jedoch strengstens gesetzmassig geregelt werden muss) sichertam verlasslichsten die Stabilitat des habs­

burger S taatenbiindnisses; moglicherweise konnte die wirthschaftliche Separation sogar die „pragmatica sanctio“

schwachen, wofor gewiss Gott die Ungarn behuten w o l l e ! — Und ich, der kumanische Magyare, gewese- ner Unabhangigkeits-Abgeordneter bin geneigt entgegen einem selbststandigen nationalen Heere, — r e c t e : spe- ciell fiir ein ungarisch-nationales Heer — die Stabili- sirung der gemeinsamen wirthschaftlichen Einrichtung auch in solcher Form anzunehmen, dass diese nicht mit von 10 zu 10 Jahren ablaufenden Vertragen, sondern mit einem fiir die vier verbiindeten Staaten gleich- lautendem solchem Gesetze gesichert werde, welches continuirlich in Kraft zu bleiben hatte, so lange, bis es durch ein spateres — event. besseres — ersetzt wird.

Ich denke, dass heute schon sehr Viele in Oesterreich- Ungarn derselben Ansicht sind, — Wenn w ir vollen Ernstes die gem efnsam e w irthschaftliche E inrich­

tung w unschen: wozu dann der allzehnjahrige Z a nk m it Oesterreich ? wozu standig die Bacillen der (le h a s s ig k e it im Warmbeete pflegen, wo doch g eg e nse itig e r Eriede u. E in tra ch t so sehr not th u t ? !

In Wirklichkeit besitzt die nationale Armee fiir Oesterreich, Ungarn, Croatien und Polen — auch fiir das verbiindete Deutschland — einen solch hohen Werth, dass w ir dieser und der S icherstellung un-

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serer weiteren nationalen E ntw icklung zu Hebe, g e tro st einem Program m entsagen konnen, an wel- ches sich so manch braver P a trio t vormals fest- gek/a m m e rt hat.

Wenn die kleineren Volker — zu denen ich Un­

garn, Croaten, Polen zahle — im Verbande des Donau- Kaiserthums die Bedingungen ihrer friedlichen, natio­

nalen und culturellen Entwicklung vollauf befriedigt finden, und einsehen lernen, dass ihnen eben dieses Bundniss eine Garantie dafiir bietet, dass sie von den grosseren Volkern nicht verschlungen werden konnen, dann kann sogar in naher —■ oder fernerer Zukunft — auch Rumanien, Bulgarien und Serbien in diesen Ver- band ein tre te n ; Serbien sogar umsoeher, weil sein specielles, politisches Programm : die Vereiniguug der Serben und Croaten (bei denen nur die Religion ver- schieden, die Sprache aber ein u. dieselbe ist) dieserart am allerehesten erreicht werden konnte.

Ich habe es absichtlich gemieden und meide es darliber zu sprechen, wie die Grenzen des neuen Un- garns und Croatiens gebildet werden mogen. Es ist dies eine sehr schwere Sache, w oruber sich ohne ge- naue und detaillirte Motivirung nicht sprechen lasst.

Bei der Adress-Debatte des ungarischen Reichsrathes im Jahre 1905 habe ich meinen diesbeziiglichen Stand- punkt klargelegt. Die Erfahrungen des jetztigen Krieges haben mich in meinen Ansichten noch mehr bekraftigt.

Im Rarnen dieser ldeinen Brochure, welche speciell dem neuen Polenstaate gewidmet ist, konnen die Motive u.

Details dieser grossen Frage nicht pertractirt w e rd e n ; ich will nur hindeuten darauf: dass diesbezuglich n u r eine solche Losung denkbar ist, /a u tw e /c h e r sowohl der oestreichisch-deutsche, wie auch der ungarische S ia a t se/ne A d ria -(J fe r und die h ieher fuhrenden Wege haben und besitzen m u s s ! Zw ischen dem oesteichischen /Jdria-U fer, zwischen dem u ng a ri­

schen S ta a t u nd dessen M eeres-Cjfer is t der A ufbau des croatischen S taates unm óglich I Dies mussen auch die Crpaten selbst e in s e h e n ! Diese Grundbedingung besteht auch dann, — sogar in erhóhtem Maasse, — wenn die Croaten n ic h t in ihrer, zu s o v ie lB itte rk e it u.

d e fa h r An/assgebenden je tz tig e n S itu a tio n verb!ei-

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ben, sondern sich a/s selbststandigen S ta a t — im Vierer-Bundnisse — constituieren. Bosnien, Herzegovina und Dalmatien miissten allenfalls dem croatischen Staate einverleibt werden, wie sie auch — mit Ausnahme des iiber Vrbas liegenden Bosnien-Theils — schon damals es waren, ais die croatischen Stande im Jahre 1102 den ungarischen Konig Kalman zum Konig von Croatien u.

Dalmatien kronten.

*

Wir re assiim ieren: der neue polnische Staat werde unter habsburgisches Scepter in Personal-Union mit seinen alten F r e u n d e n : Oesterreich, Ungarn u. Croatien gestellt. Die polnische, parlamentarische Regierung werde — je frilher, den Friedensschluss nicht abw ar- tend — geschaffen. Der Sitz des neuen Staates m uss naturlich W arschau s e i n ; die V e rfassung: polnisch- national, democratisch. Das polnische Parlament m uss aber die Erlnnerung des „polnischen Landtages“ aus seinen Begriffen tilgen und immerfort die unheilvollen Zustande des XVIII. Jahrhunderts vor Augen halten ; es muss mit voller Kraft dahinwirken, dass der russische Einfluss, — die wahre Ursache des polnischen Zusam m enbruches im XVIII. Jahrhundert, — nie mehr auferstehen k o n n e !

VI. P olen is t ,,sch o n “ n ic h t v e rlo re n !

„Juz je Polska ne z g i n ę ł a ! " — Polen ist „ sc h o n “ nicht verloren! Sein Loos ist gefallen. Unser guter, greiser Konig wolle ja nicht den Friedenschluss abw ar- ten u. mogę sich je eher ais „Konig der P olen“ kronen l a s s e n ! Im jetztigen gigantischen Kampfe war Polen besonders den grossten Leiden a u s g e s e tz t! Fiirchterlich, grausam war das Schicksal, das die in feindlich ge- geniiberstehenden Heeren eingereihten P o le n ,— Briider — einander vernichten mussten I Doch die neuerlangte staatliche Unabhangigkeit, und die Kronung des von der ganzen Welt so iiberaus u, hochgeachteten Franz Josef I. wird die Polen fiir alles ausgestandene Uebelreichlich en tsch a d ig en ! Diese Kronung wird es auch gewehrleis- ten, das die schutzende Macht des habsburger Scepters fiir Polen nicht interimal, aber bleibend, ew igwahrend sein wird. Diese Kronung wiirde auch den Krieg selbst

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abkiirzen, denn sie wiirde der Welt, iiberhaupt den neutralen Staaten unwiderleglich darthun, dass die zwei verbiindeten, centralen Grossmachte wahrhaftig nicht die Absicht haben, die kleineren Volker und Nationen zu unterdriicken, sondern im Gegentheil, die civilisirte Welt zu schiitzen gegen russischer Herrschaft und dereń beliebter K a m pfsart: gegen politischen M eu c h elm o rd !

Diese Kronung wiirde Franz Josef 1. und seinem treuen Verbiindeten Kaiser Wilhelm II. den ersten Platz in der jetzt beginnenden neuen Weltgeschichte fiir ewig s i c h e r n ! Millionen Polen werden noch in spaten Jahr- hunderten mit Dank u. Andacht ihre Namen ais Solche nennen, die den ungliicklichen Polen ihr Land zuriick erobert haben. Eine grossere, erhaben schonere Glorie kann urn die gesalbten Haupter dieser Herrscher der Kriegserfolg nicht w i n d e n !

Manch harten, herben Schlag hat das Schicksal gegen unsern greisen, guten Konig g efiihrt; er hat viel g elitte n ; er begreift und weiss auch die Leiden anderer mit zu ftihlen. Die gottliche Vorsehung hat am Vorabende eines glorreichen, kampfyollen Lebens fur ihn den hehren Beruf vorbehalten, mit einem weisen Entschluss die Leiden vieler Millionen Polen erlosen zu konnen!

Es wird es a u c h !

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