• Nie Znaleziono Wyników

Thorner Presse 1884, Jg. II, Nro. 276

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Thorner Presse 1884, Jg. II, Nro. 276"

Copied!
4
0
0

Pełen tekst

(1)

A u s g a b e wöchentlich sechsmal.

A b o n n e m e n t- p r e is pro Q u a rta l 2 M a r l incl. Pvstprovision oder A btrag.

R e d a k t i o n und E x p e d i t i o n : Katharinenstraße 204.

J n s e r t io n s p r e i s pro S paltzeile oder deren R aum 10 P fg .

Annahme der Annoncen täglich bis 1 U hr M itta g s .

N "- 276. Sonntag, den 23. November M 4 II. Iahrg.

* Die Areistnnter und die Thronrede.

Am Unverfrorensten sucht das „B e rl. T agbl." K a p ita l aus der Thronrede zu Gunsten der „freisinnigen" P a rte i zu schlagen. M a n tra u t seinen Augen kaum, wenn man die perfiden Ausdeutungen und Unterstellungen liest, welche das genannte B la tt leistet. E s th u t gerade so, als wenn die inneren Heilswahrheiten der deutschfreisinnigen Lehre endlich von hoher S telle auserkannt würden und als ob die T h ro n ­ rede gewissermaßen den ersten Morgenschimmer einer großen

„deutschfreisinnigen" Aera bedeute. Uebrigens ist das „ B . T . "

keineswegs das einzige B la t t deutschfreisinniger Tendenz, welches die Bestrebungen der P a rte i m it der Thronrede zu decken bemüht ist. Aber während es sich fü r das „ B . T ."

ausschließlich um die D ü p iru n g der Massen handelt, scheint die „N a t.-Z tg ." den redlichen Wunsch zu haben, fü r sich und ihre H interm änner eine Brücke zu finden, über welche sich von der prinzipiellen und sonst prinzipienlosen Opposition Hin­

überschreiten läßt zu den Parteien, welche thätige und lebendige Glieder unseres Staatswesens sind. D a s „ B . T ."

hat es vor Allem d arauf abgesehen, einen Widerspruch zwischen den persönlichen Anschauungen des Kaisers und derjenigen der berufenen wie der freiw illigen V ertreter der Kaiser!. P o litik zu konstruiren. Zuerst w ird die S o z ia lp o litik abzuschwächen gesucht. M i t bemerkenswerth leisen Strichen deute der Kaiser in Bezug auf die S o z ia lp o litik n u r die Zuversicht an, daß der stufenweise Ausbau des begonnenen Reformwerks schließlich gelingen werde. W as soll das anders heißen, als der Kaiser sei sich seiner Sache selbst nicht mehr ganz sicher und der W iderstand, den die Freisinnler der S o zia lre form leisteten, gerechtfertigt? M i t gesperrter S c h rift w ird dann hervorge­

hoben, der Kaiser betone ausdrücklich die Unvollkommenheit dieses Reformwerks. D a ra u f fo lg t ein A u s fa ll auf „sozial­

politische Unfehlbarkeit" der Offiziösen. W iederum soll der Leser denken, der Kaiser sieht jetzt selber ein, was die F re i­

sinnler längst gesagt haben, daß die ganze S ozialreform nichts tauge. D e r betreffende Satz in der Thronrede heißt aber:

„Zch entnehme daraus (aus den Fortschritten der S o z ia l­

re form ) am Abend Meines Lebens die Zuversicht, daß der stufenweise A u fb a u der begonnenen Reform schließlich gelingen und fü r den inneren Frieden im Reiche die Bürgschaften her­

stellen werde, welche nach menschlicher Unvollkommenheit er­

reichbar sind." Diese W o rte enthalten nicht den geringsten Z w eifel an der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges, den die Freisinnler m it zu betreten sich geweigert haben. D a s Verblüffendste aber, was geleistet werden konnte, ist, daß das

„ B . T ." die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die land- und forstwirthschaftlichen, sowie die A rbeiter des T ra n sp o rt­

wesens als „ein hocherfreuliches Zugeständniß an dieForderungen der freisinnigen P a rte i" bezeichnet und die B ehauptung aufstellt-

„Gerade daß Entgegenkommen, welche- der Kaiser auf sozial­

politischem Gebiet der deutschfreisinnigen P artei dadurch beweist, daß er ihre Forderungeu auf dir Ausdehnung des U nfallver­

sicherung-gesetze- akzeptirt, gerade da- beweist, wie sehr die­

jenigen Regierung-männer über da- Z ie l hinausschössen, welche

53 Im Irrenhaus-

Roman von Ewald Äugust König (Nachdruck verboten )

(Aortietzung -

„U n d S ie fanden sie nicht wieder?" fragte der S ta a ts - anw alt, der jetzt auch aufmerksam wurde.

„N ein. D a ra u s mußte ich schließen, daß es noch einen R aum in jenem Hause giebt, in den w ir nicht geführt worden sind."

„D a s habe ich m ir gedacht, als w ir hinausgingen,"

sagte Bochner. „E s ist nicht anders möglich, Frohberg kann n u r in diesem Hause verschwunden sein."

„ N u r ruhiges B lu t , " erwiderte der D ire kto r, „die Sache bedarf noch sehr der Ueberlegung. Zch habe genaue Be­

trachtungen angestellt und m ir in jedem F lügel die Z a h l der Zellen wie der Fenster gemerkt. D abei machte ich auch die Entdeckung, daß ich in dem rechten Seitenflügel sechs Fenster mehr als in dem linken Seitenflügel zählte."

„A b e r wie ist das möglich?" fragte der S ta a ts a n w a lt m it wachsendem Erstaunen.

„E s ist nicht n u r möglich, sondern es ist eine Thatsache!

Zch kann m ir nicht anders denken, als daß ein besonderer K o rrid o r zu jenen sechs Fenstern fü h rt."

„W enn sie überhaupt vorhanden sind."

„ S ie sind vorhanden. Zch habe von außen an jedem F lü g e l zw ölf Fenster gezählt, also inuß auch jeder F lügel z w ö lf Zellen haben, denn wie S ie sich erinnern werden, liegen die KonversationS- und Speisezimmer, sowie die Privatgemächer des D oktors im Hauptgebäude."

„W e n n S ie mich n u r direkt darauf aufmerksam ge­

macht hätten!"

„Zch mußte m ir, ehe ich eine Behauptung aufstellen konnte, Gewißheit verschaffen, und diese konnte ich n u r da­

durch erhalten, daß ich vom G arten aus die Fensterreihe der S eitenflügel m it einander verglich. Und wenn ich nun auch meine Entdeckung Ih n e n m itgetheilt hätte, w as würden w ir dadurch gewonnen haben? Wahrscheinlich nichts; die W ä rte r sind, wie ich zu bemerken Gelegenheit hatte, fü r jeden mög­

lichen F a ll unterrichtet, der D oktor würde uns wieder in feinen S a lo n geführt oder unter irgend einem V orw and eine

im S tu rm und D rang der letzten Wahlbcwegung die fr e i­

sinnigen Deutschen zu Reichsfcinden stempeln w ollten." Aerger kann nian schon nicht schwindeln. D ie freisinnige P artei hat sich gegen das Unfallversicherung-gesetz erklärt, sie hat dagegen gestimmt und sie hat nicht- unterlasse», um das Gesetz zu F a ll zu bringen oder unbrauchbar zu machen. Z u letzterem Zweck drang sie auch darauf, daß ohne Weiteres die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter in das Gesetz m it aufge­

nommen werden sollten Daß die Verhältnisse der land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter ganz anders liegen, als die der Fabrikarbeiter, wurde freisinnigerseits ig n o rirt Dazu kam noch, daß da- Zentrum sehr entschieden erklärte, wenn die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter m it aufgenommen würden, würde es gegen das ganze Gesetz stimmen. D a m it wäre das Gesetz zu F a ll gebracht gewesen, denn wenn das Zentrum m it der Opposition stimmte, so hatte diese die M e h r­

heit. D aß die Deutschfreisinnigen auf jeden F a ll schließlich gegen das Gesetz gestimmt hätten, also auch. wenn die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter m it aufgenommen worden j w ären; darüber hatten die Erklärungen der freisinnigen Redner

i völlige Gewißheit gegeben. Hocherfrculichcs Zugeständniß an die Forderungen der „F re isin n ig e n !" N u n cS w ird sich ja bald zeigen, welchen Gebrauch die Freisinnler von diesem „ Z u - i geständniß" machen. S ie werden voraussichtlich gegen den

! neuen E n tw u rf stimmen; dann sollen sie an ihre Flunkerei erinnert werden. Oder werden sie sich bessern, werden sie einsehen, daß cS ein thörichtes Beginnen ist, sich gegen die reformatorische Lösung der wichtigsten Aufgabe der Gegenwart

! zu stemmen? D e r Versuch des „ B . T . " die kaiserliche i Thronrede gegen die kaiserliche P o litik auszuspielen, läßt nicht

> darauf schließen. An KönigSworten soll man nicht deuteln,

! sagt ein alter Spruch. D a s „ B . T . " befolgt denselben

! folgendermaßen, sie sagt: da der Kaiser ausdrücklich bemerkte, i die Nothlage der Zuckcrindustrie gestatte zur Z e it eine R eform

! der Rübenzuckerstcuer in keiner Weise, so scheine das Schweigen i deS Monarchen die Auslegung zuzulassen, daß man dafür den j B ra n n tw e in au der Quelle treffen werde durch eine S p ir itu s - fabrikatsteuer. I s t da- nicht kühn? Ebenso kühn ist es, die Bemerkung in der Thronrede: ..Wenn diese Ansänge kolonialer Bestrebungen nicht alle Erwartungen, die sich daran knüpfen, erfüllen können . . . ." , al« eine in echt freisinnigen Geist , erhaltene M ahnung hingestellt w ird , die sich gegen die konscr-

! vativen Ackerbau - Kolonie - Fantasien richte. Eine ernsthafte

! Widerlegung verdienen sie nicht, cS genügt, sie niedriger zu

^ hängen.

Iotttische Tagesschau.

D e r Geburtstag der K r o n p r i n z e s s i n , die heute

! ih r 45. Lebensjahr a n tritt, wurde, wie alljährlich in den

; W ohlthätigkeit-anstalten und Vereinen, in denen dieselbe da-

> Protektorat übernommen, in festlicher Weise begangen.

^ D ie österreichische Presse aller Parteien begrüßt die I T h r o n r e d e , m it welcher gestern der deutsche Reich-tag

! eröffnet wurde, m it dem sympathischsten B e ifa ll, der sich denken

! läßt. D ie zuversichtliche Betonung des europäischen Friedens

Verzögerung ermöglicht haben, und inzwischen wären jene Zellen geräumt worden. Es ist bester, daß ich schwieg; w ir i müssen den Fuchs in seinem B a u überrum peln."

„U n d wodurch wollen S ie dies — "

„Lasten S ie m ir Zeit. Ic h werde iin nächsten D orfe

! mich einquatieren und meinen Beamten, welche noch immer

^ die Anstalt überwachen, genaue Instruktionen geben; einen

? P la n kann ich in diesem Augenblick noch nicht entwerfen."

„Zch bleibe bei Ih n e n ," sagte Bochner.

„W erden S ie heute noch etwas unternehmen?" fragte

^ der S ta a ts a n w a lt.

> „N e in , vorausgesetzt, daß ich nicht durch besondere U m ­ stände dazu gezwungen werde."

„ G u t, so komme ich, wenn S ie es wünschen, morgen wieder heraus."

„E s wäre m ir lieb."

D a s Gespräch verstummte, und nicht lange d arauf hielt der Wagen auf dem Bahnhöfe der Eisenbahnstation. D e r S ta a ts a n w a lt stieg aus, um m it dem nächsten Zuge seine Reise fortzusetzen.

D e r Polizeidirektor befahl dem Kutscher, in das der Irre n a n s ta lt zunächst liegende D o r f zu fahren, wo er m it seinem Begleiter zu übernachten gedachte.

9. K a p it e l.

Z a n in w a r eben m it heiterer Miene in seinen S a lo n zurückgekehrt, als die T h ü r ungestüm geöffnet wurde und Friedrich in furchtbarer A ufregung eintrat.

Z a n in erschrak, als er in das verstörte Gesicht seines V ertrauten blickte.

„W a s ist denn nun wieder lo s ? " fragte er ärgerlich.

' „ S o ll ich heute keine ruhige S tunde haben?"

„T o m ist f o r t ! " rie f der W ä rte r.

„ H o l' Dich der T e u fe l!" fu h r Z a n in heraus. „Zch bin nicht in der S tim m u n g , einen schlechten Scherz — "

„E s ist bitterer Ernst, H err D o k to r!"

Z a n in blickte den M a n n starr an, es hämmerte und pochte in seinem Kopfe, daß er meinte, ein Gehirnschlag wüste ihn treffen.

„W ie e» in meiner Unterweisung stand, hatte ich T om a u - dem Keller geholt, während S ie m it den Herren hier

findet den weitesten Wiederhast und die Sicherung desselben durch Deutschland w ird m it den wärmsten Ausdrücken anerkannt.

D er gestrigen M eldung, daß das d ä n i s c h e Folkething die B erathung über da« ArbeiterversicherungSgesetz sistirte, nachdem es am Tage vorher erklärt hatte, die Verhandlungen

^ aller Regierungsvorlagen auf so lange zu verschieben, bis da- ' jetzige Kabinel Estrup zurückgetreten ist, ist hinzuzufügen, daß der Präsident das Folkething bis auf Weiteres vertagte, da alle vorliegenden BerathuugSgegcnstände durch die vorgestrige m otivirte Tagesordnung erledigt seien und nicht- Neue- vor­

liege. D e r König ist also nun von Neuem vor die Entschei-

! düng gestellt, entweder das Kabinet Estrup zu entlassen oder j die eben erst gewählte Kammer aufzulösen. Wahrscheinlich

! w ird nunmehr Estrup gehen müssen.

Deutsches Weich.

B e rlin , den 21. November 1884.

— Heute V orm ittag hörte S e. M ajestät der Kaiser die Vortrüge des Hofmarschalls Grafen Perponcher und de- Polizeipräsidenten v. M a d a i, arbeitete m it dem Chef des M i li t ä r - KabinetS, General - Lieutenant von Albedyll, und stattete hierauf Ih r e r Kaiserl. und K önigl. Hoheit der F ra u Kronprinzessin zu ihrem heutigen Geburt-tage einen G ra tu ­ lationsbesuch ab. Nach der Rückkehr aus dem K ronprinz- lichen P a la is hatte der Kaiser eine Konferenz m it dem K rie g s­

minister, General -Lieutenant G ronsart von Schellendorff und demnächst eine Unterredung m it dem Geheimen H ofrath B o rk . Um 1 Uhr Nachmittags stattete Seine M ajestät der Kaiser der F ra u G roßfürstin W la d im ir von Rußland in der russischen Botschaft einen längeren Besuch ab und nahm dann d e n V o r- tra g de» Chefs des CivilkabinetS Wirklichen Geh. R a th e -vo n W ilm v w s k i entgegen. U m 5 U hr gedenkt Ee. M ajestät der Kaiser an der heute zur Feier dc- G eburt-tage- Ih r e r Kaiserl.

und Königl. Hoheit der F ra u Krouprinzessin im K ronprinz- lichen P a la is stattfindenden Fam ilientafel T h e il zu nehmen, und am Abend auch die S oiree bei den Kronprinzlichen Herrschaften zu besuchen.

— D ie gestrige Sitzung der Kommission der Westafrika­

nischen Konferenz wurde nach Feststellung de- innezuhaltenden Geschäftsganges und einer Besprechung über die Behandlung des gesummten vorliegenden M a te ria ls um 3 '/, Uhr geschlossen und die nächste Sitzung zu heute M itta g 1 U hr anberaumt.

— I n der am 19. stattgehabten Sitzung der Afrikanischen Konferenz zeigte der Bevollmächtigte der Vereinigten Staaten von Amerika an, daß seitens seiner Regierung H e rr Henry S tanley zum technischen D elcgirten ernannt worden sei.

— A n den M itg lie d e rn der westafrikanischen Konferenz ist der E n tw u rf einer E rklärung bezüglich der F reiheit des Handels im Becken und in den M ündungen des Kongo, der fü r die nächste Z e it die Grundlage der hauptsächlichen V e r­

handlungen der Konferenz bilden w ird , zur V ertheilung gelangt.

— Dem Reichstage ist der E n tw u rf eines Gesetzes, betr.

Postdampfschifffahrts-Verbindungen m it überseeischen Ländern, nebst Erläuterungen zugegangen.

sprachen", sagte der W ä rte r, mühsam nach Athem ringend.

„K onrad h a lf m ir ; ich konnte ja allein den schweren M a n n nicht bewältigen, Tom zeigte sich sehr geduldig, und eS schien m ir auch, als ob er kraftlos geworden w äre; er ging m it uns, ohne ein W o rt zu äußern."

„ D e r K e rl w ar im m er ein Heuchler", rie f der D oktor

„ D u durftest ihm nicht vertrauen."

„ D a - that ich auch nicht. Ic h brachte ihn, wie S ie e«

m ir befohlen hatten, in die Zelle deS alten W erner, den ich vorher in eine andere Zelle führte."

„D ieser Bursche hätte m ir beinahe auch einen bösen Streich gespielt, und ich hätte lieber gesehen, wenn er in der geheimen Zelle geblieben wäre."

„A b e r die sechs geheimen Zellen sind besetzt — "

„ J a freilich, und ich durfte auch nicht wagen, zwei dieser gefährlichen Patienten zusammen zu bringen. E - w ar kein anderer Ausweg. D ie Durchsuchung des K eller- ließ sich voraussehen; eS ist ja eine bekannte Sache, daß man in den unterirdischen Gewölben dunkle Geheimnisse und V e r­

brechen zuerst sucht."

„N u n ? W as geschah w e ite r? "

„ W ir brachten T om in die Zelle N um m er vier, die zwischen den Zellen der beiden Frohberg — "

„W eiter, weiter: I h r habt ihn doch gefesselt?"

„N e in ."

„N ic h t? " schrie der D oktor wüthend. „H atte ich r - nicht befohlen? Weshalb geschah eS nicht?"

„ E r w ar so schwach und bat uns, ihn nicht zu m artern — "

„ E in Esel seid I h r ! " polterte J a n in , die geballte Faust erhebend. „Nach meinen Befehlen sollt I h r Euch richten, I h r selbst seid zu dumm — "

„H e rr Doktor, w ir konnten nicht ahnen, daß eS dem Burschen möglich sein würde, die Zelle zu verlassen. D ie eiserne Gitterstange am Fenster muß früher schon lo - ge­

wesen sein, w ir hätten auch nicht einmal Z e it gehabt, das A lle - zu untersuchen. Ic h fand die Zelle leer, eine Stange w ar entfernt und am Fenster h i n g ---"

„Langw eiliger Bursche!" rie f der Doktor, bebend, vor W uth. K om m ' m it! "

(Fortsetzung fo lg t.)

(2)

— D ie sozialdemokratische P a rte i des Reichstags w ird den in den Zeitungen angekündigten A n tra g wegen Aufhebung des Sozialistengesetzes v o rlä u fig nicht einbringen.

— D ie „Voss. Z tg ." th e ilt m it, die gesammte medizinische F akultät der B e rlin e r U niversität habe in einem Schreiben an den Professor Schweningcr, auf G rund seiner ih r akten- mäßig bekannten Münchener Vergangenheit, sich dessen gesell­

schaftlichen Umgang verbeten.

— Während die „G e rm a n ia " heute früh meldete, der konservative Abgeordnete v. Maltzahn - Gültz habe die meiste Aussicht, Präsident des Reichstags zu werden, w ird heute m it Bestimmtheit versichert, das Z entrum habe den Genannten wegen seiner kirchenpolitischen S te llu n g abgelehnt.

— D ie deutschen Buchdrucker sind die ersten gewesen, welche den Beschluß faßten, eine Reichsunfallgenosscnschaft zu bilden und einen diesbezüglichen Antrag an das ReichSver- sicherungSamt gestellt haben. S ie haben jetzt den Wunsch ausgesprochen, auch die erste Generalversammlung abhalten zu dürfen, und voraussichtlich w ird dieselbe vom Reichsversiche- rungsamle fü r Ende Dezember oder Anfang Jan u a r einbe­

rufen werden.

— I n der Angelegenheit der Errichtung von A rb e its­

ämtern ist dem D irektorium des CentralverbandeS deutscher In d u s trie lle r das nachstehende Schreiben des HandclSministers zugegangen:

„ B e r lin , den 31. Oktober 1884. Von betheiligter Seite ist, um den in einzelnen Industriezweigen zu gewissen Zeiten regelmäßig wiederkehrenden, oder durch besondere Veihältnisse vorübergehend verursachten Arbeitermangel wirksam entgegenzutreten, in Anregung gebracht worden, den Arbeits-, bez. Arbeiter-Nachweis öffentlich zu orga- nisiren und zu diesem Zwecke öffentliche Arbeitsnachweis- ämter zu errichten. D a derartige Einrichtungen zum Zwecke deS Ausgleichs des Ueberfluffes und des M angels an Arbeitern dazu beitragen würden, nicht bloß der I n ­ dustrie im B edarfsfälle die Erlangung der benöthigten Arbeiter, sondern auch den letzteren die Erlangung einer günstigen Arbeitsgelegenheit zu erleichtern, so ersuche ich das D irektorium ergebenst, die Angelegenheit der E r ­ wägung zu unterziehen und mich demnächst m it einer Aeußerung über das Ergebniß derselben zu versehen.

F ü r den M in is te r fü r Handel und Gewerbe, gcz.: v. Boetticher.

An

das D ire kto riu m des Central- Verbandes deutscher In d u s trie lle r

hier."

Dresden, 21. November. D e r König von Sachsen hat HauSbeamte zur Uebernahme der Erbschaft nach Schloß S ib y lle n o rt entsandt, nachdem das Braunschwciger Landgericht die Verfügung des verstorbenen Herzogs anerkannt hat und das preußische Sequester über das Allodialvermögen des Herzogs in Schlesien aufgehoben worden ist.

Ausland.

W ien, 21. November. I n der W iener Vorstadt Her- mals sind durch den Genuß schlechten Mehles zahlreiche, man spricht von 50 Vergiftungsfälle vorgekommen. D a s Geschäft des Verkäufers, des Bäckers und MehlhändlerS M oser, wurde polizeilich gesperrt, er selbst zur Verantwortung gezogen.

Todesfälle sind bisher nicht vorgekommen. O b Fahrlässigkeit oder LebcnSmittelfälschung seitens MoserS vorliegt, soll noch festgestellt werden

S t. Petersburg, 21. November. Gestern haben der Kaiser und die Kaiserin das in Schweden erbaute K rie g s­

schiff „S iw asch" besichtigt — A u f der Newa ist starker Eisgang.

P a ris , 20. November. I n der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer brachte Revillon (radikal) den Nothstand der Pariser In d u strie zur Sprache und beantragte unter H in - weis darauf, daß eine große Anzahl von Arbeitern ohne B e ­ schäftigung sei, die Ausführung großer Arbeiten und die B e ­ w illigung eines Kredits von 3 M illio n e n fü r die Bevölke­

rung von P a ris . D e r M in is te r des In n e rn , Waldeck- Rousseau, zählte die Arbeiten auf, die bereits in A n g riff oder in Aussicht genommen seien, sprach sich gegen die ver­

langte Kreditbewilligung aus und beantragte die einfache Tagesordnung. D ie Kammer beschloß dem Antrag des M in is te rs gemäß. — D ie Arbeiterunruhen in Lyon haben sich nach den bisherigen Nachrichten heute nicht wiederholt, doch w ird an- anderen Fabrikorten gleichfalls von einer Gährung unter den Arbeitermassen berichtet. I n P a ris ist die S itu a tio n unter den durch Geschäftskrisis und die Cholera schwer leiden­

den und zugleich von sozialistischen W ühlern aufgehetzten A r ­ beitern eine nicht minder ernste.

M a d rid , 20. November. Heute Abend fanden a n ti­

klerikale Kundgebungen von Studenten statt, bei welchen die Polizei einschritt und mehrere Personen verwundet und ver­

haftet wurden.

Shanghai, 21 November Zw ei chinesische gepanzerte Kreuzerschiffe find eingetroffen; man glaubt daß dieselben versuchen werden, die Blokade von Formosa zu brechen.

U rovinzial- Nachrichten.

Löbau, 19. November. ( W e i h n a c h t S b e s c h e e r u n g . ) D e r H err Oberpräsident hat genehmigt, daß von dem evangelischen Frauenvereins in Löbau die demselben durch freiw illige Gaben zu­

gehenden Geschenk-Gegenstände behuf- Veranstaltung einer W eih- nachtSbescheerung fü r arme Kinder am 14. Dezember cr. verloost und zu diesem Zwecke 6 0 0 Loose zum Preise von 5 0 P f. fü r jedes einzelne Loos in der S ta d t Löbau und deren nächster Um ­ gebung ausgegeben und vertrieben werden.

F la to w , 19. November. ( E i n n e u e r E h r e n b ü r g e r . W e t t e r p h ä n o m e n . ) Gestern überreichte die hiesige städtische Vertretung ihrem 25jährigen M itglicde, dem KreiSthierarzt Herrn B lü hm , einen silbernen Pokal und das D ip lo m als Ehrenbürger der S ta d t F latow zu dessen Geburtstage. H e rr B . ist 25 Jahre schon Stadtverordneter gewesen, außerdem bekleidete er noch andere städtische Aemter. — A m Montage deS Abends blitzte und don­

nerte es hier. D a seit Sonntag die Erde m it Schnee bedeckt ist, sah das Blitzen recht unheimlich aus.

Königsberg, 20 November. ( E r w is c h t .) Gestern Abend tra f von Hamburg per T ransp ort ein ehemaliger Landbriefträger hier ein, welcher vor 4 Jahren, als derselbe bei der Bahnhofs- postexpedilion in Powayen, Kreis Fischhausen fungirte, 2 0 0 M a rk unterschlagen hatte nnd nach Rußland geflücktet war. Nachdem er dort 2 Jahre und die übrige Z eit in Hamburg zugebracht hatte, war er eben im B e g riff nach Amerika auszuwandern A ls derselbe dieserhalb bei der Polizeibehörde in Hamburg die E r- theilung eines Reisepässe- nachsuchte, wurde er erkannt und festgenommen.

Fischhausen, 19. November. ( E i n b e d a u e r l i c h e r U n ­ g lü c k s fa ll.) Gestern ist auf der Bahnstrecke Fischhausen ein bedauerlicher Unglücksfall vorgekommen. B ei dem Abends 5 Uhr von hier nach Palmnicken abgehenden Zuge spürte man in der Gegend bei Sorgenau zwar eine etwas heftige Erschütterung deS Bahnkörpers, es wurde jedoch darauf nicht weiter geachtet. Bei der Ankunft in Palmnicken ergab die Besichtigung der Maschine, daß die Cylinderbahnstange verbogen w ar. A u f Veranlassung des Stationsvorstehers Herrn Pfeiffer wurde sofort die B a h n ­ strecke abgesucht und fand man endlich bei Sorgenau auf dem Bahngeleise die Leiche eines anscheinend dem Arbeitevstande un­

gehörigen unbekannten M an ne - in schrecklich verstümmeltem Z u ­ stande. Allem Anscheine nach, es herrschte an dem Abende ein

großer S t u r m , verbunden m it Regen und Schneegestöber, hat sich der Unglückliche v e r ir r t gehabt.

Oletzko, 19. November. ( E r f r o r e n . ) Kaum ist der W in te r im Lande, fordert er auch schon seine O pfer. D ie W irth S - frau Walendy au- D . ging am M ontag gleich Nachmittag- an­

dern N.'schen Wäldchen, wo ihre Leute Flach- brakten, nach Hause.

B ei dem Schneegestöber verirrte sie aber, gerieth in die Felder und arbeitete sich in den Schneemafsen müde. I n der Nacht kam sie wiederum auf die Landstraße und auch in die Nähe ihrer W ohnung. E tw a 5 0 0 Schritte davon brach sie ohnmächtig zu­

sammen und blieb dort liegen, wo sie erst am anderen M orgen vollständig erstarrt vorgefunden wurde. M erkw ürdig bleibt bei der ganzen Sache, daß die F ra u auf einer sehr belebten Land­

straße lag und daß sie hier von Niemand bemerkt worden ist.

Ih r e F am ilie suchte sie die ganze Nacht, aber stets weit entfernt vom Hause. D ie F rau hinterläßt sieben Kinder, von denen da- kleinste I V, Jahre alt ist.

T ils it, 17. November. ( D e r e r s t e B ü r g e r m e i s t e r H e r r T h e s i n g) hat den in der letzten Sitzung der S tadtver- ordneten-Versammlung gefaßten Beschluß, „den von ihm fü r den M agistrats-D irigenten geforderten Dispositionsfonds von 150 M . abzulehnen," nach der „ T ils . Z . " als ein M ißtrauensvotum auf­

gefaßt und infolgedessen sich sofort um die erledigte O berbürger­

meisterstelle in Pforzheim beworben.

Von der polnischen Grenze, 18. November. ( A u f s c h w u n g der O r t s c h a f t e n . ) Seitdem die Industrie in Rußland und namentlich im Königreich Polen allgemeineren Eingang gefunden hat, haben nach „ K . H . Z . " verschiedene Ortschaften hier zu Lande in wenig Jahren einen solchen Aufschwung genommen, wie ein solcher in anderen Ländern wohl kaum zu verzeichnen sein

! dürfte. E in bemerkenswertheS Beispiel hierfür liefert die neuer- i dings in Russisch Polen unweit der schlesischen Grenze entstandene

! Fabrikstadt Sosnowice. Dieser O r t war noch vor einigen Jahren ein unbedeutendes D o r f und ist heute m it seiner weiten Umgegend der S itz einer großartigen Fabriklhätigkeit, welche Tausende von Arbeitern beschäftigt und einen jährlichen Umsatz von M illio n e n bewirkt. D ie neue Fabrikstadt w ird fü r so be­

deutend gehalten, daß sie von den die-seitigcn Ind ustrie- und Handelstreibender, Neu-Lov- genannt w ird.

B rom b erg , 20. November. ( W e i b l i c h e S c h ü t z e n . ) Zw ei Frauenspersonen machten gestern Abend die Rinkauer- und Danzigerstraße unsicher, indem sie m it einem Revolver schaffen.

Es wurden beide zur Hafr gebracht, der Revolver aber nicht mehr bei ihnen gefunden. D ie eine gab an, daß ihre Begleiterin die Waffe wahrscheinlich einem angetrunkenen M anne fortge­

nommen, sich später derselben aber wieder entledigt habe.

Lokales.

Redaktionelle Beiträge werden unter strengster Diskretion angenommen und auch auf Verlangen honorirt.

T h o r« , den 22 November 1884.

— ( Z u m T o d t e n f e s t e . ) M orgen findet da- Todten- fest statt. A ller Derer, die im Laufe der Jahre der Tod ari­

dem trauten Kreise der Fam ilie gerissen, gedenken w ir morgen in stiller Erinnerung. Schmerzliche Gefühle werden da im Herzen wach, aber der süße Trost auf ein Wiederseht, beschwichtigt sie, und nur die leise Klage bleibt in unserer B rust. D ie P ietät gemahnt unS, nach dem Kirchhof hinauSzuwallen und einen Kranz der Liebe und deS dankbaren Gedenken- auf da- G rab niederzulegen. D ie N a tu r liegt im Todesschlummer, der W in te r m it seinem Schneemantel deckt ringsumher die träumende Erde ein und auch daS soll unS daran erinnern, daß allcs Irdische vergänglich ist und daß ein Auferstehen zu einem besseren Leb n uns zu T heil w ird !

— ( P e r s o n a l i e n . ) D r Recht-anwalt T ornow in Kulmsee ist zum N o ta r im Bezirk deS hiesigen OberlandeS-Gerichts m it Anweisung seines Wohnsitzes in Kulmsee ernannt worden.

— ( F ü r d a s P u b l i k u m . ) Vom Sonntag, den 23.

d. M ts ., werden während der Unterbrechung deS Weichseltrajekt-

ähnlich. AuS den glanzlosen Augen blickte die Noth und das Elend, die Krankheit und der Hunger. A m Hügel ange­

kommen, sank sie in die Knie und umklammerte zitternd da- kalte Leichenkreuz Thränen stürzten unaufhaltsam aus den Augen, die gebrechliche Gestalt zuckte konvulsivisch unter einem Schmerz, den zu beschreiben Worte zu arm sind. S ie war nur dünn bekleidet und die Kälte w ar so schneidend. Aber sie achtete nicht darauf. H ie r an der S tätte, wo der ihr so theure S ohn swlummerte, brachen alle Wunden auf, die sein V erlust in ihrem Herzen gerissen, und dieses Wehgefühl ließ ein anderes nicht aufkommen. Und wäre der Hügel m itleidig gewesen, er hätte sich geöffnet und die Arme, die fü r da­

neben schon todt war. in seinen Schooß gebettet. A u f der Erde harrten ihrer nur Entbehrungen und Kummer, — unter dem Rasen aber würde ih r schmerzzerrissenes Herz die langersthme Ruhe finden, bis zu dem Zeitpunkte, wo der Tag anbricht, der sie fü r alle Trübsale des unvollkommenen Erdenlebens entschädigt.—

T ie f ergriffen schritt ich weiter. D a bot sich m ir ein rührendes B ild . An einem Doppelgrabe kniete ein kleines, arm gekleidetes Mädchen m it blassen, abgehärmten GesichtS- zügen. Unzweifelhaft, — eS war eine Waise. D ie beiden Hügel bargen das theure Elternpaar, welches ihr Liebsie­

auf der W elt hatten zurücklassen müssen. A u f den Wangen des kleinen Wesens waren die S puren von Thränen zu sehen. W ieviel mochte die Arme schon geweint haben!

Jetzt w ar der Thränenquell erschöpft; sie konnte nicht mehr weinen. D ie Hände waren gefaltet und die Augen m it un­

beschreiblich flehendem Ausdruck zum H im m el empor gerichtet.

O , welche Unschuld, welch' kindlich vertrauensvolle B itte lag in diesen Augensternen! S ie bat den Herrscher, der dort oben über den Wolken thront, die liebe M a m a und den theuren Vater aufzunehmen in den himmlischen Freudensaal, sie sah im Geiste die ih r so unvergeßlichen Gestatten sich liebevoll zur Erde Herabneigen, ihren Segen auSsprechend über da- verlassene Kind, welche- schutzlos den Unbilden des Leben- preiSgegeben war.

O , wie glücklich darf sich derjenige schätzen, der, wenn einst die G r u ft den gebrechlichen Körper aufgenommen, einen so engelgleichen, lieblich kindlichen F ü rb itte r fü r das H e il seiner Seele hat!

Einem raschen Im p u lse folgend, eilte ich auf die kleine Waise zu und schloß sie gerührt in meine Arme. S ie sah mich einen Augenblick erschrocken und verwundert an, — dann schmiegte sie sich vertrauend an meine B ru s t. Und was noch eben als ein Gedanke durch meinen Kopf schoß, eS wurde zum festen Entschlüsse: Ic h w ill dem Waisenkinde ein liebender Vater sein, damit dereinst am Todtenfeste auch an meinem Grabe ein theures Wesen aufrichtigen Herzens betet!

W as uns der Kirchhof erzählt.

Zu m Todtenfeste von H e i n r i c h W a r t m a n n , (Schluß.)

I I .

Während der Friedhof im poesievollen blüthenspendenden Lenj und im warmen S om m er uns ein lieber Aufenthalt ist und in unserem Auge seinen düsteren Charakter durch die er­

hebenden und trostbringenden Betrachtungen verliert, verändert sich im Herbst, wenn S tü rm e durch die ächzmden B a u m - Wipfel brausen und um die Gräber welke B lä tte r tanzen, m it seiner wechselnden Physiognomie auch sein B ild in unserem Herzen. D e r Gottesacker legt sein festliches, feierliches Ge­

wand ab und nim m t ein melancholisches, trauerndes Aussehen an. D e r heilige Friede, der im F rü h lin g über dem Kirchhof ruhte und in unserer B ru s t selige, hoffnungsfreudige Gefühle erweckte, zeigt sich nicht mehr so ausgeprägt. An seiner ! S telle ist die Wehmuth, die sanfte Klage getreten. D ie >

Trauerweiden neigen ihre Häupter tiefer zur Erde nieder. ! D ie Grabeshügel entbehren des Schmuckes; der Herbst hat ihn geraubt und öde und vereinsamt liegen sie jetzt da. I n den kahlen Zweigen der Bäum e und Büsche und in dem jetzt dürren Grase singt kein Vogel mehr sein fröhliches Lied, steigt kein Dankgebet mehr aus der frischen, klangvollen Kehle der ^ Lerche zum H im m el empor. Auch in die Vogclwelt hat der ! Herbst m it rauher Hand eingegriffen B o r seinem wilden Wesen und seinem kalten Athem sind sie gen Süden geflüchtet, ! um erst auf des F rü h lin g s «schwingen wiederzukehren

Rückt die Jahreszeit noch weiter vor, so verwandelt sich der heftige Herbststurm in den eisigen, schneidigen Nordwind.

D ie N a tu r stirbt ganz ab. D e r H im m el n im m t eine weißlich, graue Färbung an und Schneeflocken wirbeln langsam auf die Erde nieder. Nicht lange dauert eS und der ganze E rd ­ boden ist m it einer weißen Schneedecke, wie m it einem Leichen- tuche eingehüllt.

I n diese Z e it fä llt das Todtenfest. Dasselbe konnte kaum besser gewählt werden. I n der kalten W interszeit ist unsere Gedankenrichtung eine ernstere und beschäftigt sich nicht ausschließlich, wie in der schönen Jahreszeit, m it der A rt und Weise, wie w ir die Lebensfreuden genießen können. D e r rauhe Charakter der W itterung bannt unS in des Hauses enge Räume und richtet unser Augenmerk mehr, wie früher, auf die wichtigen, ernsten Lebensfragen. D e r todeSähnliche Schlum mer der N a tu r erweckt die E rinnerung an die V e r­

storbenen und r u ft von neuem die schmerzlichen Gefühle in unserer B ru s t wach, die der herbe Verlust erzeugte. D ie Theilnahme an dem Todtenfeste ist somit eine natürliche, aufrichtige und sie zu äußern, ist ein B edürfniß.

A m Todtenfeste pilgert daher eine große Menschenmenge

nach dem Kirchhofe. Ach, es sind ja ihrer so viele, die der Schnitter, Tod genannt, dahingemäht! A n den Gräbern einer ausgestorbenen Generation trauert die junge, bis auch sie eine neue erzeugt und von der LebcnSfläche abberufen w ird . Ueber Geschlechter schließt sich das Grab, wuchert üppig daS G ra s , Alles ist, w e il irdisch, vergänglich, — nur die L i e b e währet ewig, sie vererbt sich in gleicher In b ru n s t und Lauter­

keit und w ird stets im Menschenherzen wurzeln. S ie ist ja göttlichen Ursprungs und kann wohl durch schlechte Pflege verarmen, aber nie aufhören. Und diese Liebe verschönt unser Erdensein, sie macht unseren häuslichen Heerd zu einem Tempel, sie bildet die Basis unsere« geistigen Lebens, den Anfang und das Ende und blüht auch über daS G rab hinaus.

A m Todtenfeste ist eS die Liebe, die auf den GrabeShügeln Spenden der Dankbarkeit niederlegt, die an den G rüften trauert und Trost sucht und findet in der schönen Hoffnung auf ein Wiedersehn!

I I I .

D e r Todtensonntag hatte auch mich veranlaßt, nach dem Kirchhofe hinauszuwandern. Z w a r ruhte keiner von meinen Angehörigen unter den rasenbedeckren H ügeln; der Tod war dem Kreise meiner engeren Verwandten noch fern geblieben.

Aber warum sollte ich an einem so bedeutungsvollen Tage nicht m it der Allgemeinheit trauern. Nirgends kommt der Charakter der Zusammengehörigkeit, der Gleichstellung mehr zur Geltung, als auf dem Gottesacker. —

D e r herannahende Abend w a rf schon die ersten Schatten auf die Erde. I n den Gängen des Friedhofs, in denen eine dünne Schneedecke über die welke Blättcrschicht lag, bewegten sich n u r noch einzelne Gestalten. A n den entlaubten Zweigen der Bäume hing der Schnee. Ernst und mahnend ragte auS der M itte ihrer kahlen, schmuckberaubtcn Gefährten, der T ra u e r­

weide und der Zitterpappel, die immergrüne Cypreffe hervor, ein S ym b o l beständiger Trauer.

Langsam schritt ich an den Gräberreihen vorüber. S innige B lu m e n - und Jmm ortellen-Kränze schmückten die einzelnen Hügel. N u r wenige waren es, die des Zeichens der Liebe und Dankbarkeit entbehrten. Neben der Ruhebank unter den T ra u e r­

weiden, nur einige Schritte entfernt, lag ein einfaches G rab.

Kein Kranz schmückte dasselbe. S ollten die Angehörigen dieses Todten seiner an dem heutigen Gedenktage vergessen haben?

Ich kannte die Geschichte des Grabe«. E in junger blühender M a n n w ar'«, den man dort zur letzten Ruhestätte gebettet.

B e i der Rettung eines Menschenlebens hatte er den Tod ge­

sunden, eine kranke M u tte r hinterlassend, deren einzige Stütze er war.

D a schritt schwankenden Schrittes eine Frauengestalt auf

den unscheinbaren Hügel zu. Fast einem Schatten w ar sie

(3)

b is a u f W eiteres zwischen dem B a h n h o f T h o rn und der H a lte ­ stelle T h o r n - S ta d t wieder tägliche Personenzüge verkehren. D en F a h 'p la n können unsere Leser auS dem Jnseratentheile ersehen.

D ie Züge befördern Personen n u r in 3 . Wagenklasse zum F a h r ­ preise von 5 P f. pro Person. B ille ts m it 2 tä gige r G ü ltig k e it zur einm aligen H in - und R ückfahrt zum Preise von 10 P f . und S c h ü le rb ille ts , a uf B a h n h o f T h o rn lö s b a r, zur beliebigen H in - und H e rfa h rt fü r den T a g der Lösung zum Preise von 10 P f.

werden ebenfalls ausgegeben. — D e n Wünschen deS P u b lik u m s » dürfte somit nach jeder R ic h tu n g Rechnung getragen sein.

— ( D i e n e u e r s c h i e n e n e K a r t e v o n d e r S t a d t T h o r n ) hat bei ih re r sonstigen K la rh e it der D a r ­ stellung doch einige M a n g e l, welche füglich bei einer neuen A u f ­ lage der Berücksichtigung w erth erscheinen. E s wäre wünschen-- Werth gewesen, wenn in derselben auch der L a u f der Bache ficht bar gemacht worden, w e il dieser, wenn er auch bedeckt die S tra ß e n durchschneidet, doch im m e rh in von Interesse ist. D a das Land- ra tb s a m t und das Eisenbahnbetriebsam t gekennzeichnet ist, so hätte dies, wenngleich sie auch n u r in Reichswohnungen sich befinden, auch m it der königl. KreiSkafse und dem Katasteram t geschehen können. D ie Reichsbankstelle, obw ohl im eigenen Hause, des­

gleichen das B ü rg e r- und G eorgen-H oS pital sind ganz übersehen D ie Psarrdienstlokale der A lts ta d t sind w o h l hervorgehoben, aber nicht benannt; die der Neustadt, obgleich deren drei sich auf dem Neustdt. M a rk te befinden, sind Übergängen. D a s städt. Kranken­

haus ist n u r a ls Platz benannt, aber nicht in den Baulichkeiten hervorgehoben. D a s Lokal der alllutherischen Gemeinde ist u n ­ ric h tig als resorm irte Kirche benannt.

— ( S 1 a d t t h e a 1 e r . ) Gestern Abend gab H e rr P re sti- g ita teu r H e rrm a n n seine erste Z a u b e r-S o ire e . H atte vor Kurzem der auS früheren J a h re n Herstammende R u f deS N a m e n s B e lla ch in i eine solche Z au berkraft auf daS T h o rn e r P u b lik u m a u s­

geübt, daß nickt n u r bei der ersten V orstellung deS HoskünstlerS daS Theater vollständig ü b e rfü llt w a r, sondern noch viele SehenSlustige vor T h a lie n s T h ü re n umkehren und zur nächsten Vorstellung sich ver­

trösten mußten, so w a r d a - gerade Gegentheil gestern der F a ll, da daS Theater leider n u r schwach besucht w a r. Haben aber die Lei­

stungen B e lla ckin i'S die hochgespannten E rw a rtu n g e n des P u b lik u m s ziemlich enttäuscht und dasselbe zum großen T heile kalt gelassen, so überraschten wiederum die deS Professor H e rrm a n n allgemein und riefen lebhaften B e ifa ll hervor. P ros. H e rrm a n n fü hrte seine Kunststücke fast ohne alle A pparate und m it einer Eleganz und S ich e rh e it auS, die deS Lobe- werth ist. M a n ch e - Neue bot er den Augen der Zuschauer und schon Bekannte- in vollendeter F o rm , wie nicht viele seiner Kollegen. D ie V o rtrü g e deS F r l. M e la n ie W ittko w S ki a uf dem G la S -E u p h o n iu m boten eine angenehme A b ­ wechselung; besonder- gefiel der in harmonischer Weise zur A u s ­ fü h ru n g gebrachte „A n n e n -W a lz e r* und veranlaßte d a - P u b lik u m zu reichem B e ifa ll und ä u e a x o -R u fe n . Fassen w ir unser U rth e il über die gestrige S o ire e zusammen, so müssen w ir gestehen, daß dieselbe in V e rb in d u n g m it dem Konzert unserer In fa n te r ie - Kapelle sich zu einer amüsanteren und genußreicheren gestaltet hat, wie die von B e lla ch in i hier gegebene erste V orstellung — M o rg e n findet die letzte S o ire e P ro s. H e rrm a n n s im A rtu S h o f-S a a le statt.

— ( I m W i e n e r C a f 6 ) veranstaltet morgen, S o n n ta g , die Kapelle des In fa n te rie -R e g im e n t- N r . 6 1 unter Leitung ihres Kapellm eister- F riedem ann ein S tre ich -K o n ze rt ernsten I n h a lt s .

— ( D e r e i n g e t r e t e n e F r o s t ) hat fü r eine große Z a h l unserer M itb ü r g e r die O u v e rtü re gebildet zu einem häufig sehr vielaktigen T ra u e rs p ie l: w ir meinen die Hausbesitzer und deren bekannte V e rp flich tun g , während des W in te rs ihre T ro tto irS von EiS und Schnee fre i zu halten und bei eintretender G lä tte diese durch Bestreuen m it abstumpfendem M a te r ia l (Asche rc.) zu be­

seitigen. D a rü b e r, daß diese Verpflichtungen eine H ä rte enthalten, besteht w o h l kaum ein Z w e ife l, ebenso aber muß bei v o ru rth e ils - freier B e u rth e ilu n g der Sachlage eingeräum t werden, daß die B e - seitigung der durch eintretenden Schneefall und G lä tte h e rvo r­

gerufenen öffentlichen G e fa h r a u f andere Weise m it der wünschenS- werthen S chnelligkeit schlechterdings nicht geleistet werden kann.

D ie städtische S tra ß e n re in ig u n g kann unmöglich ein d e ra rtize - M a te r ia l an A rb e its k rä fte n in Bereitschaft halten, wie erforderlich w äre, um die sämmtlichen Bürgersteige eintretendenfalls zu reinigen und letzteres ist eben n u r durch die angeordnete A rb e it-e in th e ilu n g zu ermöglichen. Unsere- E rachten- wäre e- jedoch m it den Interessen der öffentlichen O rd n u n g und der S icherheit deS F u ß ­ gängerverkehr- ganz w o h l zu vereinigen, wenn den Hausbesitzern diese Last e tw a - erleichtert würde dadurch, daß die Polizeibehörde weniger rig o ro s verführe. ES liegt keine zwingende N o th w e n d ig ­ keit v o r, daß nach jedem Schneefall, also ev. täglich so und so oft, der Schnee weggefegt w ir d , sondern eS dürfte thatsächlich ge­

nügen, wenn täglich e in m a l zu bestimmten Z eite n , am besten in den M orgenstunden, der Schnee von den T ro tto irS entfernt und die G lä tte durch abstumpfendes M a te r ia l beseitigt w ir d . E s ist eine Thatsache, daß die meisten Menschen gerade da zu F alle kommen, wo die T ro tto irS am gründlichsten bloSgelegt sind, w ä h ­ rend e- sich a u f einer Schneeschicht am sichersten und besten geht.

D a - sogen, abstumpfende M a te r ia l ist selten ganz gleichmäßig vertheilt und h ä lt erfahrungsgemäß n u r kurze Z e it v o r, eS w ird

also durch die verlangte unausgesetzte Beseitigung deS S c h rie ? - geradezu der G ru n d gelegt zu der größten Z a h l der vorkommen­

den Unglücksfälle. Und unsere H a u s w irth e mögen beherzigen, waS der D ich te r in Reimen spricht:

„Uebt immer Eure Bürgerpflicht, Auch wenn es schneit und friert, Vergeht das Aschestreuen nicht, Sonst werdet I h r notirt.

D er Paragraph steht nicht zum S paß I n unserm Ortsstatut,

Und wer schon auf dem . . . Pflaster saß.

D er weiß, wie weh das thut!"

— ( D i r e k t v o m S p i e l t i s c h e ) wurde von der P o liz e i ein 14 jä h rige r Junge weggeholt, welcher in einer W ir t h ­ schaft in der Schuhmacherstraße K a rte n spielte. E in h o ffn u n g s ­ vo lle r S p r o ß ! Unseres Erachtend müßte man aber auch den W irth e n mehr auf die F in g e r sehen, die es gestatten, daß sich solche junge Bursche schon dem Laster des Kartenspiels hingeben.

— ( P o l i z e i b e r i c k r .) 3 P e rsonen wurden ar re tir t.

M an n ig faltig es.

W ciß enhöhe, 18. November. ( N u r G e l d i s t d i e P a r o l e . ) Eine eigenthümliche Scene spielte sich kürzlich auf einem StandeSam te in hiesiger Gegend ab. E s erschien Daselbst ein junger M a n n m it seiner B r a u t, um den HeirathSakt a u f­

nehmen zu lassen. D e r H e ira lh -k a n d id a t verlangte von seinem Schwiegervater indeß die festgesetzte M it g i f t . D a n n könnte die T ra u u n g stanfinden. Um den HochzeilSbraten nicht verderben zu lassen, bequemte sich der Schw iegervater, daS versprochene G eld seinem lieben Schwiegersöhne aufzuzählen.

B e r lin , 2 0 . Novem ber. ( V o n d e r S t r a n d u n g d e r B r i g g „ U n d i n e " ) w ird dem „F ra n k s . J o u r n . " noch nachträglich folgender hübscher Z u g gemelvet. W ährend daS R e ttu n g -w e rk nachts in vollem Gange w ar, drang ein M atro se in die K a jü te , nahm da- B ild deö Kaisers von der W a n d , brachte es an B o rd und von da glücklich per RetlucngSstubl ans Land. I n Anerkennung dieser raschen T h a t hat de Kaiser, wie das genannte B la t t h ört, dem M a tro s e n sein B ild m it eigenhändiger Unterschrift geschenkt.

B e r lin , 2 1 . November. ( D i e b e i d e n „ w i l d e n " R a b ­ b i n e r ) D ie beiden R a b b in e r D r . R ahm er in M ag d e b u rg , Redakteur der „Is ra e litis c h e n W ochenschrift," und D r . Lehmann in M a in z , Redakteur deS „ J S r a e lit" bekämpfen sich a u s - t ö d ­ lichste, theils aus religiöser Dissonanz, mehr aber w ohl noch aus

— B ro d n eid, w e il jeder seine Z e itu n g zu einem großen O rg a n deS Judenthum S machen und recht viele Abonnenten werben möchte. ! Recht charakteristisch aber ist die Kampfweise dieser beiden „ w ild e n "

R a b b in e r in ih re r von talmuldischer W e ish e it triefenden und m it rabbinischem W itz gewürzten Presse und erhebend ist eS, zu lesen, wie sie sich gegenseitig allwöchentlich m it Ausdrücken, w ie - „ I g n o r a n t " ,

„H e uch le r," bekomplimentiren. I n der dieswöchigen N u m m e r seines talmuldischen O rg a n s weist der R a b b in e r R a h m e r dem R a b b in e r Lehmann nach, daß dieser in einem einzigen Aufsätze nicht weniger a ls neunm al gelogen habe, und rüst pathetisch m it vollem B ru s tto n seiner rabbinischen E n trü stun g a u s : „ S o vie l leistet selbst der protestantische H ofprediger Stöcker nicht! D a r in ist ih m der orthodoxe R a b b i doch „ ü b e r " ! — N u n wäre das an sich am Ende nicht weiter bem erken-werth; denn es ist ja nichts neue-, jüdische — D reistigkeit sich b re it machen zu sehen in den O rga n e n der „öffentlichen M e in u n g ," w a ru m sollte also ein R a b - biner nicht in seinem S p e c ia lo rg an unverschämt werden gegen einen C hristen. A ber eins wäre hierbei doch der M ü h e w erth, zu e rfahren: W ie nämlich stellen sich jene O rg a n e , welche sich so e ifrig m it der Erforschung der „reinsten W a h rh e it" beschäftigen, zu diesem rabbinischen AuSspruch? S o llte sich die „Vossische,"

welche ja neuerdings sich so eingehend m it Stöcker beschäftigt hat, die M erkw ü rd ig keit entgehen lassen, daß eS einen R a b b in e r g ib t, der nach dem U rth e il eine- andern R a b b in e r H r n . Stöcker doch noch „ ü b e r" is t? O d e r hat die „ T a n te V o ß " n u r dann scharfe Augen, wenn es g ilt, die S ü n d e n eines christlichen P re d ig e r­

aufzudecken, fü r die beiden R a b b in e r aber nicht einm al einen schwachen B lick?

E a g a n , 1 9 . November. ( D r e i f a c h e r M o r d u n d S e l b s t m o r d . ) Gestern N achm ittag drang von H a lb a u auS in unsere S ta d t die Kunde, daß der etwa 2 7 jä h rig e S o h n deS früher hier ansässig gewesenen WeißgerbermeisterS M ose r daselbst in der Nacht vom M o n ta g zum Dienstag seiner leiblichen M u tte r , sowie zwei Schwestern im A lte r von acht und zehn J a h re n m it einem scharfen Messer den H a ls durchschnitten hat. Z u zwei älteren Schwestern, welche eine Etage höher schliefen und ih r Z im m e r verriegelt halten, konnte der M ö rd e r nicht gelangen. D e r ­ selbe soll sich nach der T h a t vergiftet haben und dann über dem Bette seiner M u tte r liegend gefunden worden sein. W ie weiter erzählt w ird , ist ein B r ie f von dem M ö rd e r gefunden worden, nach welchem sich derselbe schon seit J u n i d. I m it M ordgedanten getragen h a t; er hatte ein M ädchen heirathen wollen und w a r hierbei auf bedeutende Schwierigkeiten gestoßen. D e r V a te r deS M ö r d e r- , welcher in der verhängnißvollen Nacht gegen 3 U h r von einer Reise (auS B re S la u ) zurückkehrte, soll, um seine F a m ilie nicht zu stören, ohne Licht zu machen sein Lager aufgesucht haben.

A ls er frü h erwachte, fand er zu seinem Entsetzen seine Ange­

hörigen im B lu te schwimmend und todt vo r.

S p re m b e rg , 18 November. ( Z e ic h e n d e r Z e i t . ) A m 1 0. November cr. Abends hatte sich der Schulknabe O t t o S ta n in d a in der Nähe des hiesigen Bahnhofes von dem von B e r lin kom­

menden hier um 1 0 U h r 2 9 M iu . durchgehenden Personenzüge überfahren lassen und zw ar so, daß der O berkörper vom U n te r­

körper getrennt lag. E in zweiter gleichalteriger Ju n g e der in derselben Absicht den Bahndam m erklettert hatte, w a r, a ls ba­

rsche Licht der heranbrausenden Lokomotive sichtbar w urde, wieder davongelaufen.

T o rg a u , 1 9 . November. ( L a n d

t

a g s w a h l . ) B e i der Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten an S te lle deS nach K ö - lin versetzten LandgerichtsrathS W a lth e r wurde am M ittw o c h

Guts­

besitzer K n a u e r-G rö b e rS kons. m it 1 8 4 von 3 4 6 abgegebenen S tim m e n gewählt.

B u r g d o r f, 18 Novem ber. ( D e r M a u r e r S c h u l tz) gerieth m it seinem S oh n e in S t r e it . D e r S o h n re tirirte in der S tu b e , welche er verschloß, der V a te r eilte ihm nach m it dem B e ile in der H and, w o m it er die T h ü r aufbrach und h ineindrang.

N u n entriß der S o h n dem V a te r d a - B e il und brachte demselben mehrere Schläge bei, so daß er to d t zusammenbrach. D e r V a te r­

mörder ist verhaftet.

F r a n k f u r t a. M , 1 6. Novem ber. ( I n e in W a h l l o k a l ) kam ein Schornsteinfeger in seinem B e ru f-H a b it, den W ahlzettel, um ihn vo r einer Besckmutzung zu bewahren, die ih n u n g ü ltig gemacht hätte, sorgfältig in P a p ie r gewickelt. D e r W ahlvorsteher, welcher alle W ä h le r nach ihrem B e ru f fragte, glaubte d ie - hier auch thun zu müssen, und äußerte: „ S i e sind w o h l Schornstein­

fe g er? " — „ N a " , w a r die schlagfertige A n tw o r t deS schwarzen W ä h le r-, „des guckt m 'r doch jeder an, daß ich kaa Zucker­

bäcker b in ! "

A th e n , 19, November. ( E r m o r d e t . ) Nach einem Telegram m deS „ T e m s " wurden der Kasstrer und zwei Angestellte der französischen Gesellschaft der L a u rium -B ergw erke in der Gegend von Keratera von R äubern angegriffen und erm ordet; die Kasse, in der sich etwa 1 9 0 0 0 0 F rk s . befanden, wurde weggeschleppt.

D ie Regierung hat zur Entdeckung und E rg re ifu n g der R a u b ­ m örder energische M aß reg e l angeordnet.

N e w y o rk , 19. Novem ber. ( E i s e n b a h n u n g l ü c k . ) A u f der TexaS -C entral-E isenbahn entgleiste am F re ita g a uf einer den F lu ß B ra z o s überspannenden Brücke ein Personenzug. D ie Lokomotive passirte die Brücke, aber drei W a g g o n - stürzten in den F lu ß hinab und fast sämmtliche Passagire wurden getödtet oder verw undet. D ie Z a h l der Todten beziffert sich a uf 1 0 und die der Verletzten a u f 1 5 . E in e Untersuchung ergab, daß die Schienen von einigen entlassenen Bahnbediensteten gelockert worden w aren. D ie Bevölkerung der Umgegend ist durch die Katastrophe in große Aufregung versetzt worden und fahndet a uf die Verbrecher.

F ü r die Redaktion verantwortlich: P a u l DombrowSki in Thorn

Telegraphischer Börsen-Bericht.

B e r lin , den 2 2 . November.

>21. 11/84. 22 11/84.

F o n d s : a n i m i r t .

R u f s . B a n k n o t e n ... 2 1 0 2 1 0 — 3 0 W a r s c h a u 8 T a q e ... 2 0 9 — 4 0 2 0 9 — 6 0

R u f s . 5 /^, A n l e i h e v o n 1 8 7 7 . . 9 8 — 25 9 8 — 25

P o l n . P f a n d b r i e f e 5 °/o . . . . 6 2 - 9 0 6 2 — 9 0

P o l n . L i q u i d a l i o n s p f a n d b r l p f e . . 5 6 — 5 0 5 6 — 7 0 W e s t p r e u ß . P f a n d b r i e f e 4"/<, . . . 1 0 1 — 7 0 1 0 1 — 7 0

P o s e n e r P f a n d b r i e f e 4 . . . . 1 0 1 — 2 0 1 0 1 — 2 0

O e s te r r e ic h is c h e B a n k n o t e n . . . . 1 6 6 — 6 0 1 6 6 — 5 5 W e iz e n g e lb e r: N o v e m b . - D e z e m b e r . . 1 5 4 1 5 4

A p r i l - M a i ... 1 6 2 — 75 1 6 2 — 5 0 v o n N e w y o r k l o k o ... 8 1 V . 81 R o g g e n : lo k o ... 1 4 0 1 4 0

N o v e m b e r ... 1 3 8 — 7 0 1 3 9 — 7 0

N o v b , . D e z e m b e r 1 3 8 - 7 5 1 3 9 — 75

A p r i l - M a i ... 1 4 1 — 25 1 4 1 — 5 0 R ü b ö l: N o v e m b e r ... 5 1 5 0 — 9 0 A p r i l . M a i ... 5 2 — 5 0 5 3 — 3 0 S p i r i t u s : l o k o ... 4 3 — 10 4 3 — 10 N o v e m b e r ... 4 3 — 3 0 4 3 — 1 0 N o v b r . - D e z e m b e r ... 4 3 — 3 0 4 3 — 1 0 A p r i l - M a l ... 4 5 4 4 — 7 0

Meteorologische Beobachtungen.

_________ T h o r n , den 2 2 . Novem ber.

S t. Barometer nun.

Therm oO.

W indrich­

tung und Stärke

Be-

wölkg. Bemerkung

2 1. 2 k x 7 5 3 .9 — 3 .6 8 L 2 10 1 0 k x 7 5 4 .4 — 5 .4 W 1 1 0 2 2 . 6 k a 7 5 3 .0 — 9 .6 8 L 1 3

W a s s e r s t a n d der Weichsel bei T h o rn am 2 2 . November 0 ,7 3 m .

Bekanntmachung.

V om S onntag, den 23. November d. Z ., werden während der Unterbrechung des Weichseltrajekts bis auf Weiteres zwischen dem B ahnhof Thorn und der Haltestelle Thorn- S ta d t wieder täglich Personenzüge nach folgen­

dem F ahrplan verkehren:

Thorn-B ahnhof A b f: 1 2 " N . 1 " N . 4° N .

„ S t a d t Ank: 1 2 " N . 1 " N. 4 ° N .

„ S ta d t A b f: 1 2 " N . 1 " N. 4 '° N .

„ B ahnhof Ank: 1 2 " N . l » N. 4 " N . Dieselben befördern Personen n u r in d ritte r Wagenklasse zum Fahrpreise von 5 P fennig pro Person, auch werden fü r 2 Lage gültige B ille ts zur einmaligen H in - und Rückfahrt zum Preise von lO P fennig und auf Thorn- B ahnhof auch S chülerbillets zur beliebigen H in - und H e rfa h rt fü r den Tag der Lösung zum Preise von 10 P fennig ausgegeben.

D ie Lösung der B ille ts findet in gewöhn­

licher Weise an den Billet-Verkaufstellen statt und ist die Expedirung des Gepäcks ausge­

schlossen.

Handgepäck kann m itg e fü h lt werden.

D ie Benutzung der übrigen fahrplanmäßigen Züge zu den ermäßigten Preisen bleibt nach wie vo r gestattet.

Thorn, den 22. November 1884.

Königliches Eisenbahn - Betriebs - Am t.

Am Dienstag, den 25. d. Mts.»

V o rm itta g s 10 U h r

»erde ich in der Pfandkamm er des Land- erichtsgebäudeS

einen resp. mehrere geräucherte Schinken

ffentlich meistbietend gegen gleich baare Be- ih lu n g versteigern.

T horn, den 22. November 1884.

»LrvLrät,

Gerichtsvollzieher,

trockenes Klobenholz, S p a lt­

stubben, Rundknüppel und Strauchhausen

erkauft in Schönwalde

bei F o rt I I I .

Wiener Oats (Illovicer)

Sonntag den 23. November1884:

Großes Streich-Concert

ausgeführt von der Kapelle 8. P om m . Znftr.-R egts. N r. 6 l .

P r o g r a m m ernsten I n h a l t s .

Anfang 4 U hr. Entree 30 P fennig.

— r . r r i v ä v M L v ll. Kapellmeister.

W ir haben gewonnen. HU. 44.

Zm Saale des Artushofes.

Sonntag, den 23. November:

< L e ^ große H a la -

dargestellt und gegeben von dem renommirten Prestigitateur Pros. llorrmLUll.

Staunenerregende Experimente der Gedanken­

lese aus der Soiree Mr. Ltuart VambsrlLllä.

Z n dieser meiner letzten Vorstellung kommen n u r die großartigsten und schwierigsten Experi­

mente zur A u sführung, wie sie hier in solcher Vollendung noch nicht gezeigt wurden, sowie

A uftreten der renommirten Euphonium - Concertistin MolLlllv Vittlrovskl.

1. W alzer aus Nanon. 2. W alzer aus E r­

innerung an Peterhof. 3. Wenn ich zu meinem Kinde geh'. 4. Gavotte C ircus Renz.

Kassenöffnung 7 U hr. Anfang 7 '/- U hr.

B ille ts im V oraus ermäßigt

N u m m erirter Platz 1 M a rk, 2. Platz 50 P f.

sind bei H errn S v lu ilL , Breitestraße 4 im Cigarrengeschäft zu haben.

SorrmLllll, P restigitateur.

/L ine fette Kuh und 1 Kalb ist zu

zu verkaufen in ü _______

Wohumgtti^LLeE

» Schlittschuhe ^

nach den neuesten Konstruktionen fü r Damen und Herren zu bedeutend herabgesetzten Preisen

x i i k t o r i a - G a r t e n empfiehlt leine

^ "stuter-Kegelbahn.

ist frische Milch, süße und saure Sahne

zu haben.

hat täglich mehrere Liter Milch an feste

Kunden abzugeben.

Z m Verlage von Vlldslm Isslvld

(ö u s ta v L o ü u ü r)

in B erlin» W ilhelm straße, erschien:

l-snkilcks.

E in Dram a in 3 Akten

von

Illv ln rle l»

2'/« B o g e n . E l e g a n t b r o c h i r t . P re is 1 M a rk .

Z u beziehen durch alle Buchhandlungen oder direkt von der Verlagsanstalt und in der _______ Exped. der „T h o rn e r Presse."______

Schulversäumnißlisten

nach V orschrift bei 6. vomdrovskl.

Cytaty

Powiązane dokumenty

beabsichtigten neuen Feldzuge wieder auSgraben zu lassen. Nachdem sich V ater und S ohn zuvor überzeugt hatten, daß die ihnen bekannt gegebene S telle, an welcher

ständnisse macht, deren Bekämpfung w ir uns zur Aufgabe gemacht haben. Ic h enthalte mich jeden Lobe- über die Charaktereigenschaften des hier anwesenden H errn

hören. D a ra u f versammelten sich die jüdischen Börsenjobber, von denen nicht wenige zerlumpt und schmutzig einhergehen, in den Räumen eines LesekabinetS. D ie

Rom, 20. HildeSheimer inanbetracht dessen, daß die Rückkehr der Cavalerie-Regimenter von den M anövern erst heute, am 20. Bekanntlich genügen, so fügt da« genannte

Hierzu w ird dann der alten Sprachen wegen viel Z eit, K raft und Geld zu verwenden sein, um einem Theile unserer Jugend eine V iertel-bildung beizubringen,

stimmt auftretenden Gerücht zufolge, seine noch aus ca. 26 Thieren bestehende Menagerie gegen eine dem hiesigen Kaufmann I. Jung'schen Menagerie ab. Gegen sechs Uhr

schen Kolonisation in Paraguay und die Lage der deutschen Tem pler-Kolonien ein lebhaftes Interesse wachriefen, und B e ­ rathungen darüber stattgefunden haben,

justiz zufolge stürmten zweihundert bewaffnete M änner d as G efängniß. D er erste dem G efängniß entrissene Neger wurde am nächsten Z aune aufgehängt; ein anderer