GLÜCKAUF
Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift
Nr. 47 21. N ovem b er T9T4 5 0 . Jahrg.
Der Stand des Dampikessehvesens für Großbetriebe.
Von Obcringenicur J. B r a c h t , Düsseldorf.
Bei dem V ersuch, u n te r B ezu g n a h m e a u f einen frü h er v erö ffe n tlic h te n A u fsa tz1 eine n eu e E rg ä n z u n g zu dem Ü b erblick üb er das D am pfkesselw esen zu geben, den das S am m elw erk2 e n th ä lt, ist in erster L inie d a ra u f hinzuw eisen, daß die V erhältnisse im B ergbau seit dem E rscheinen dieses W erkes zu A n
fang des J a h rh u n d e rts hinsichtlich der K ra fterzeu g u n g s ta rk e V erän d eru n g en erfahren haben. D ie großen w irtschaftlichen, V erschiebungen d urch Z usam m enlegung einzelner A nlagen, d u rch V ereinigung von Z echen m it H ü tte n u n d W alzw erken, haben die M öglichkeit geb o ten , die V orteile d e r Z en tralisieru n g in w eitestem M aße a u sz u n u tz e n . So w erden h e u te an die D a m p f
kesselanlagen d er Zechen die gleichen A nforderungen wie a n d ie an d e re r G roßbetriebe g este llt. D e m e n t
sp rech en d suchen sich auch die Zechen die F o rts c h ritte , die au f dem G ebiete des D am pfkesselw esens erzielt w orden sind, u n d die n ach steh en d b e h a n d e lt w erden, in w eitestem M aße z u n u tz e zu m achen.
N eu ere K e s s e lb a u a r te n . F l a m m r o h r k e s s e l .
Von d en G roßw ässerraum kesseln b e sitz t der F lam m rohrkessel auch h e u te noch seine B e d eu tu n g fü r den
1 s. G lü c k a u f 1907. S. 1170 ff.
. 2 O ie E n t w i c k l u n g d e s N i e d e r r h e in is c h - W e s t f ä lis c b e n S t e i n k o h l e n b e r g b a u e s in d e r z w e ite n H ä lf te d e s Im. J a h r h u n d e r t s , B d. V III , S. 95 ff.
G ro ß b e trieb , u n d m an w ird seine V orzüge im S tein kohlen-, B rau n k o h len - u n d K alibergbau noch lange sch ätzen . N am en tlich d an n , w enn d e r B etrieb a u f ein
m al größere M engen D am p f e n tn im m t, b ild et sein großer W asser- u n d D a m p f rau m einen vorzüglichen W ärm e
speicher. D ie g roße W asseroberfläche gew äh rleistet technisch tro ck n en D a m p f auch ohne Ü b erh itzu n g , die einfache, leich t zugängliche B a u a rt g e s ta tte t eine b e
qu em e R einigung. D ie B edienung ist einfach, die U n te r
h a ltu n g billig, d er V erschleiß, w enn n u r fü r einigerm aßen g u te s W asser gesorgt w ird, gering. D er w eitern V er
w en d b ark eit d e r B a u a rt schien jedoch eine G renze g e
zogen zu sein, als m an arifing, v o n den v o rh er üblichen S p an n u n g en von 6 - 8 a u f 10 u n d 12 a t, ja noch d a rü b e r hinauszugehen. M it den frü h e m M itte ln w äre es auch schw ierig gewesen, diesen A nforderungen zu entsp rech en , w as ab er m öglich w ar, als es gelang, gew ölbte B öden u n d W ellrohre bis zu jed er g ew ünschten A bm essung lierzustellen. D ie ebenen Böden m it ih rer lästig en V er
a n k e ru n g , die V ersteifung d er g la tte n F la m m ro h re d urch A dam sonsche F lan sch en , W in k elrin g e usw. ge
hören je tz t d er V ergangenheit an. F e rn e r m a c h te n sich ab e r auch in d er H e rste llu n g sa rt erhebliche F o rts c h ritte gelten d . Alle M aschinen zu r B e a rb e itu n g d e r Bleche w urden so v e rv o llk o m m n et, d aß die H a n d a rb e it, be
so n d ers das o ft so gefährliche A n richten der Bleche, fast g an z fortfiel. D ie A nw endung d er rad ialen B o h ru n g von
Abb, 1. L ä n g ss c h n itt d u rch den Z w eiflaihm rohrkessel von P iedboeüf.
16 2 2 G l ü c k a u f N r. 47
L öchern, der h y d rau lisc h en od er p n eu m atisch en N ietu n g und des V erstem m ens d er N ä h te d u rch L u fth ä m m e r lä ß t h e u te auch höhere P ressungen als 12 a t u n b e d e n k lich erscheinen.
Abb. 1 zeigt einen Zw eiflam m rohrkessel n e u e ste r B a u a rt von J. P iedboeuf, G. m . b. H. in D üsseldorf für einen B etrieb sd ru ck v o n 12 a t m it 170 qm H eiz
fläche. D er 11,5 m lange z y lin d risch e T eil ist a u s 4 S chüs
sen h erg estellt, so d aß d er h in te re Schuß kegelförm ig w erden m u ß te . D a die F irm a h y d ra u lisc h e N ietm asch in en bis zu 4,5 m M aultiefe b e sitz t, h a t sie K essel von gleicher L änge au ch schon au s drei Schüssen g e fe rtig t, jedoch b ed in g t die V erw endung so b re ite r B leche einen Ü b e r
preis. D er D urchm esser des Kessels b e trä g t 2800 m m . J e d e r M antelring b e ste h t aus einem Blech von 8 , 8 m L änge, jedes W ellrohr au s 2 Schüssen. N och vor 2 J a h r ze h n ten e rfo rd e rten Kessel v o n gleicher B a u a rt bei 2 2 0 0 - 2300 m m D urchm esser 7 M antelschüsse a u s je 3 Blechen u n d 2 F la m m ro h re au s je 5 - 7 Schüssen, d ie o ft noch aus je 2 B lechen bestan d en . W ie weit m an h e u te gehen k an n , bew eist die T atsach e, d a ß die
selbe F irm a im J a h re 1912 einen Zw eiflam m rohrkessel von 70 qm Größe fü r eine Seifenfabrik in H olland g eliefert h a t, d er fü r den au ß ero rd en tlich hohen D ruck von 20 a t e rb a u t ist. D er D urchm esser b e tru g 2000 m m , die B lech stärk e im M antel 26, in den g ew ölbten B öden 38, in den W ellrohren von 700/800 m m
D urchm esser 15 m m .
A us dem B estreben, H eiz- u n d R o stfläc h e zu v er
g rö ß ern , erw uchs d er D reiflam m rohrkessel. E r h a t den N achteil, d a ß die P o stb ed ien u n g erschw ert w ird. D ie beiden obern R oste liegen reichlich hoch, d e r u n te re R o st liegt zu tief. A llerdings h a t d er W asserum lauf eine V erbesserung erfahren, w odurch die Z eit des A n
heizens v e rk ü rz t w ird. E in e w eitere V ergrößerung der H eizfläche, n ich t ab er d er R ostfläche, erm öglicht der D oppelkessel, u n te n Zwei- o d er D reiflam m rohr-, oben H eizröhrenkessel. E r ist b e k a n n t d u rch seinen g u te n W irk u n g sg rad . W ährend d e r U n terk essel die H a u p t
v e rd am p fu n g zu ü b ernehm en h a t, w irk t d e r O berkessel m ehr als V orw ärm er, so d aß die A u fstellu n g einer solchen V o rrich tu n g h in te r dem Kessel e rs p a rt w ird.
D as Speisew asser g elan g t z u erst in den O ber- u n d von d a d u rch einen Ü b e rla u f in den U nterkessel. D er in d en A bb. 2 u n d 3 w iedergegebene, v o n P iedboeuf ge
b a u te Kessel dieser A rt m it 500 qm H eizfläche u n d fü r 15 a t Ü b erd ru ck w ar fü r die g roße A usstellung 1015 in D üsseldorf b estim m t.
D ie fo rtw ä h ren d noch w achsende G röße d e r K r a f t
m aschinen — z. Z. w erden D a m p ftu rb in e n v o n 25 000 bis 30 000 K W E inzelleistung au fg estellt —- e rk lä rt den W unsch, dieser E n tw ick lu n g auch bei den Kessel
ein h eiten R ec h n u n g zu tragen. W enige, ab er große Kessel verbilligen die B edienung u n d m achen das K esselhaus ü b ersich tlich er u n d anpassungsfähiger a n die B elastu n g s
schw an k u n g en d er M aschinen. E s soll s p ä te r noch u n te r Abb. 2. Längsschnitt
durch den Doppelkcssel von Piedboeuf.
Abb. 3. Querschnitt
2 1. N o v e m b e r 1914 G l ü c k a u f 1623
su c h t w erden, welche G renzen dem D rän g en nach d e r H eizflächenvergrößerung gezogen sind, liier m öge n u r g e p rü ft w erden, wie w eit die F lam m ro h rk essel ihm zu entsprechen verm ögen. Ä ltere B a u a rte n m it H an d fe u e ru n g besaßen 3 q m R ostfläche, d a s ergab bei V erheizung von S tein k o h le u n d einer B ean sp ru ch u n g von 100 kg /st au f I qm R o stfläch e eine stü n d lich zu verbrennende K ohlenm enge von 300 kg und bei 7,5facher V erd am p fu n g eine D am pferzeugung von 2250 k g /st. Bei D reiflam m rohrkesseln v e rg rö ß erte sich die R ostfläche an n ä h e rn d um i / 8, ebenso die H eizfläche, d. h. die D am pferzeugung b etru g 3000 kg /st. Bei neu ern B a u a rte n ist die R o st
fläche nicht u n b e d e u te n d gew achsen. D er in A bb. 1 d arg estellte Kessel b e sitzt zw ar V orfeuerung zu r V er
bren n u n g von B raunkohle, er g e s ta tte t ab er fü r S te in kohle die U n te rb rin g u n g eines R ostes von 2x1, 2 x 1 ,8 = 1,3 q m ; d a ra u s ergäbe sich u n te r gleichen V oraus
setzungen wie oben eine u m die H ä lfte größere D a m p f
m enge v o n 1,3 • 100-7,5 = 3200 kg /st. E in neuzeitlicher D reiflam m rohrkessel k a n n bei 3000 m m D urchm esser an R osten 2 x 1 ,2 5 x 1 ,8 + 0 ,9 x 1 ,8 = 6,1 qm u n te rb rin g e n , e r leistet also in d er S tu n d e 6 ,1 - 1 0 0 - 7 ,5 = 1600 kg D am pf.
E ine R o stb ean sp ru ch u n g v o n 100 kg /s t ist ab er für die m enschliche A rb e itsk ra ft schon ziem lich hoch. Sie k an n zw ar noch g esteig ert w erden, etw a a u f 125 k g /s t, ab e r dabei k o m m t n u r eine v o rü b erg eh en d e B ean sp ru c h u n g in B e tra c h t, d en n d er H eizer m ü ß te bei einem D reiflam m rohrkessel m it 6 qm R o stfläch e stü n d lich
6 • 125 = 750 kg K ohle au f die R o ste befördern. Auch die n u tz b a re R o stlän g e von 1,8 m is t ein H ö ch stm aß , d enn die W u rflän g e b e trä g t d a n n einschließlich der S c h ü rp la tte m eh r als 2 m.
H öhere L eistungen v ollbringen die m echanischen F euerungen. F ü r F lam m rohrkessel kom m en v o r allem die W urffeuerungen in F rag e, w ie diejenigen v o n M ünck- ncr, W eck u. a. Sie g e s ta tte n die V erlän g eru n g d er N u tz länge des R ostes bis au f 2,7 m u n d eine R o stb e a n sp ru chung v o n 125 k g /s t. D a m it stiege en tsp rech en d die D am pferzeugung beim Zw eiflam m rohrkessel auf 2 • 1,2 ■ 2,7 ■ 125 - 7,5 = 6100 k g /s t u n d beim D reiflam m rohrkessel au f ( 2 - 1 ,2 5 - 2 ,7 + 0 ,9 - 2 ,7 ) • 1 2 5 -7 ,5 = 8600 kg./st; diese Zahlen sind n a tü rlic h E n d w e rte , die im D au erb etrieb e k au m zu erreichen sein w erden.
Beim D oppelkessel k an n , wie erw ä h n t w u rd e, keine V ergrößerung der R o stfläch e e in tre te n ; die D am p f
en tw ick lu n g ward sich a b er noch steigern lassen, weil die A u sn u tzu n g der Heizgase im Kessel selbst g ü n stig er ist. D ieser U m stan d w ird sich in der V erd am p fu n g s
ziffer a u sd rü c k e n ; ste ig t sie von 7,5 a u f 8,5, so w ü rd e ein D oppelkessel, d er als U nterkessel einen D reiflam m rohrkessel m it denselben R o stv erh ältn issen b e sitzt wie d er oben erw äh n te, bis zu 9500 kg D am p f in d er S tu n d e leisten können.
Alle diese Z ahlen gelten fü r S teinkohle. Bei B ra u n kohle v e rw e n d e t m an keine Innen-, sondern V orfeue
ru n g en , bei denen au ß ero rd en tlich g roße R ostflächen u n te rg e b ra c h t w erden können. H ier sin d H eizflächen
b eansp ru ch u n g en v o n 35 - 1 0 kg a u f 1 qm H eizfläche u n d 1 s t keine S elten h eit, so d a ß der in A bb. 1 w ieder
gegebene D am pfkessel m it diesem B re n n sto ff a u f eine
höhere D au erleistu n g kom m en w ü rd e als m it hoch
w ertiger S tein k o h le u n d W urffeucrung.
S c h r ä g r o h r k a m m e r k e s s e ) .
D iese Kessel w u rd en frü h e r W asserrohrkessel g e n a n n t, m üssen ab er h e u te, d a die S teilro h rk essel hinzugekom m en sind, die enger g e faß te B ezeichnung e rh a lte n . D ie K am m erkessel w aren als e rste b eru fen , den p lö tzlich ins G roße w achsenden A n fo rd eru n g en , w elche die D a m p ftu rb in e an die D am pferzeuger ste llte , gerecht zu w erden. W äh ren d sic bis a n die Ja h rh u n d e rtw e n d e in d er M enge d e r D am pferzeugung a u f I qm H eizfläche noch h in te r den F lam m rohrkesseln z u rü c k sta n d e n , t r a t sehr b ald eine Ä n d eru n g m it d e r E in fü h ru n g d e r K e tte n - u n d W an d e rro stc ein. Ihre B a u a rt g e s ta tte te die U n te r
b ringung seh r gro ß er R ostflächen, so d aß die H eiz
fläch en b ean sp ru ch u n g ganz w esentlich g esteig ert w erden k o nnte. A uch ihre G röße w uchs, nachdem die H a n d beschickung a u sg e sch altet w orden w ar. Die Schw ierig
k eiten des nassen D am pfes schw anden m it d e r E in fü h ru n g d er Ü b e rh itz u n g ; au s dem niedergeschlagenen / A b d am p f d er M aschinen oder T u rb in e n ergab sich eint ausgezeichnetes Speisew asser. So bild ete sich d e r frü h er;
viel an g efein d ete Kessel zu einem neuzeitlichen D am p f
erzeuger aus, m it g roßm öglichster W asserverdäm pfungj in d e r eigentlichen im 'F e u e r liegenden H eizfläche, V er
edelung des D am pfes d u rch Ü b erh itzu n g in einer k ä lte rn Zone d er H eizgase u n d re stlich er A u sn u tz u n g d e r W ärm e d er abziehenden G ase in R a u ch g asv o rw ärm ern , d. h. in V orw ärm ern, die im A bgasstrom liegen u n d vom Speisew asser d u rc h s trö m t w erden.
E in Z w eikam m erkessel — E in k am m erk essel w erden n ic h t m eh r g e b a u t — n eu er B a u a rt von P e try -D e re u x , G. m. b. H . in D ü re n , is t in d en A bb. 4 u n d 5 w ied er
gegeben. D ie G röße d er H eizfläche b e trä g t 600 qm , d e r B e trie b sd ru c k .15 a t. D ie Ü berh itzerh eizfläch e w eist 170 qm auf. D ie beiden W a n d e rro ste sind
2 2 qm groß.
D as R o h rsy stem ist d u rc h eine sen k re c h te Scheide
w and u n te r te ilt; m eh r als die H ä lfte d e r H eizfläche ist d ad u rch dem R o st v o rg elag ert, dessen u n m itte lb a rs te r E in w irk u n g sie v o llstän d ig au sg esetzt ist. Ü b er dem R o st liegt ein h oher V erb ren n u n g srau m , d e r eine g u te D u rch w irb lü n g von G asen u n d L u ft erm öglicht und so m it d en V erb ren n u n g sv o rg an g m öglichst vollkom m en g e s ta lte t. D am it sind in trefflich er W eise w ichtige G ru n d leh ren des D am pfkesselbaues befolgt. W eitere b auliche M aßnahm en trag en dem V erw endungszw eck als H ochleistungskessel R echnung. So sind die W asser
kam m ern tiefer als früher au sg efü h rt, um d en D a m p f
ab flu ß v o rn u n d den W asserzufluß h in te n o hne stö re n de W irbelbew egungen v o r sich gehen zu lassen. D ie L a g eru n g d er R ohre ist steiler, d a m it die D am pfblasen u n g e h in d e rt entw eichen können. F e rn e r w erden die R ohre zu r E rh ö h u n g d e r W asserum laufgeschw indigkeit h e u te m eistens k ü rz e r als frü h e r au sg efü h rt. L ängen von 6 m kom m en nicht m eh r vor. D e r D urchm esset des O berkessels b e trä g t hier 1700 m m , so d aß sich die V erdam p fu n g so b erfläch e n ic h t u nw esentlich v e r
g rö ß e rt. H ervorzuheben ist auch, d aß sich d er Kessel
1624 G l ü c k a u f ' Nr. 47 ,
Abb. 4. Längsschnitt Abb. 5. Querschnitt
durch den Schrägrohrkammerkesscl von Petry-Dercux.
v o rn n ich t m ehr a u f d as 'M auerw erk s tü tz t, so n d ern an schw eren T räg e rn a u fg eh ä n g t ist.
Diese K essel sin d a u ß e ro rd e n tlich e n A nforderungen gew achsen. D er in den A bb. 4 u n d 5 d a rg e ste llte Kessel verm ag bei 'V erw en d u n g g u te r k u h rn u ß k o h le j bei einer R o stb e an sp ru ch u n g von 1 0 0 kg etw a 18 0 0 0 kg D am pf zu erzeugen, en tsp rech en d einer H eizflächen- I b ean sp ru ch u n g von 30 kg, seine L eistu n g k a n n aber, wie einw andfrei nachgew iesen w orden ist, vorübergehend so g esteigert w erden, d a ß er 24 000 - 25 000 kg D am p f in d er S tu n d e ab g ib t. D as sin d .Mengen, für deren E rzeu g u n g u n te r a lte n V erhältnissen eine F lam m ro h r kessclbatteric von 10 S tü c k notw endig war.
Diese le tz te B em erkung fü h rt v o n selbst .zur F ra g e nach dem R au m b e d arf d er D am p ferzeu g er. E s b ra u c h t n ich t n äh er au sg efü h rt zu w erden, wie die B e d eu tu n g dieser F ra g e w ächst, je te u re r d er G ru n d u n d B oden u n d je kleiner d er P la tz w ird, d e r fü r die Kessel zu r V erfügung gestellt w erden k a n n , sei es bei N euanlagen, sei es bei V ergrößerung der L eistu n g in einem v o r
handenen K esselhaus. D a im Schiffskesselbau äu ß e rste R ü ck sich tn ah m e au f den P la tz b e d a rf g eb o ten ist. fin d et m an h e u te die d o r t schon lange v o rh an d en en Be
stre b u n g e n im L andkesselbau wieder. So e n tsta n d e n
K esse lb a u a rte n , die au ch als Schiffskessel bezeich n et w erden, u n d bei denen es gelang, d en erforderlichen P la tz so zu b esch rän k en , d a ß lediglich d e r R a u m b e d a rf des R ostes b estim m en d fü r die G röße d er b e d eck ten G ru n d fläche w urde. E in V e rtre te r dieser G ru p p e is t d er W asserrohr-Schiffskessel der D eutschen B abcock u n d W ilcox-D am pfkesselw erke, A.G. in O berhausen (s. A b b .6).
H ier sin d keine W asserk am m ern , so n d ern die b e k a n n te n S ch lan g en ro h r-E lem en te v erw en d e t, die d a h e r den K essel in eine A nzahl von E inzelkesseln zerlegen.
Die L ag e ru n g d er R ohre ist u m g e k e h rt w ie so n st üblich, d er W asserstro m g eh t von vorn nach h in ten . D a so m it d as R o h rb ü n d e l v o rn am tiefsten liegt, w ird P la tz für d en O berkessel gew onnen, d er q u e r zu r R ic h tu n g d er R ohre g e la g e rt ist. W agerechte V erb in d u n g sro h re vom S cheitel d e r h in te rn R ohrsegm ente zum O berkessel u n d se n k re c h t von diesem aus zu d en v o rd e m Segm enten v e rm itte ln den K reislauf des W assers. D ie u n te rn R o h r
reihen sin d ganz d e r E in w irk u n g des R ostes a u sg e se tz t;
ih re L än g e b e trä g t n u r noch 4600 m m . D ie A nzahl d er schrägliegcnden R ohrreihen is t 10, w äh ren d m a n bei a lte rn B a u a rte n n ic h t ü b er 8 hinr.usging. M an w a r zu dieser E in sc h rä n k u n g gezw ungen, weil , so n st in den obern R eihen die D am p fen tw ic k lu n g zu g ering w urde
2 1 . N o v e m b e r 1914 G l i i c k a u f 1625
u n d ein R ü c k strö m e n des W assers s ta ttfa n d . D ie H eiz
fläche dieser R o h re w a r so m it w irkungslos. Dagegen erm öglichen h e u te die W an d e rro ste eine w esentliche E rh ö h u n g d e r spezifischen L eistu n g , so d a ß au ch die n e u n te u n d z e h n te R ohrreihe noch an d e r V erdam pfung
Abb. t>. Längsschnitt durch den Wasserrohr-Schiffskcssel von Babcock und Wilcox.
teilnehm en. D ie F irm a h a tte v e rsu c h t, d en W irkungs
g ra d noch d a d u rc h zu erhöhen, d a ß sie ü b er dem K essel einen R a u ch g asv o rw ärm er e in b au te, dem die ganze stra h le n d e W ärm e v o n d er K esseldecke zu g u te kam . E in e solche B auw eise w id ersp rich t a b er, w enigstens nach d e r h eu tig en A uffassung d er B ehörde, dem § 15 d er allgem einen polizeilichen B estim m ungen des B u n d es
ra te s, k a n n also vorläufig im G eltungsbereich dieser B estim m u n g en n ic h t zu r D u rc h fü h ru n g gelangen. H e r
v orzuheben ist noch eine E in ric h tu n g , die z u r R ege
lu n g d e r Ü b e rh itz e rtem p e ra tu re n d ie n t. D ie H öhe d e r Ü b e rh itz u n g h ä n g t ja v o n d er R o sta n stre n g u n g a b ; ohne R eg elu n g sein rich tu n g w ird d eshalb d er fü r ein e b e stim m te D a m p fte m p e ra tu r g e b a u te Ü b erh itzer bei schw acher K esselbeanspruchung eine zu geringe,
bei s ta r k e r eine zu h o h e Ü b e rh itz u n g herbeiführen.
E in e R egelung d u rc h teilw eise A blenkung des H eiz
gasstrom es m it H ilfe v o n K lap p en is t zum eist p ra k tisc h schw er d u rc h fü h rb a r, w eil d er Ü b e rh itz e r in heißen G aszonen liegen m u ß u n d solche K lap p en d o r t n ic h t h a lte n . E b en so ist eine R egelung d u rc h M ischung m it S a ttd a m p f u n te r A u ssch altu n g eines D a m p fstro m te ils au s dem Ü b e rh itz e r od er eine R e gelung d u rc h W asserzu fü h ru n g n ic h t w irtsch aftlich , u n te r U m stä n d e n sogar schädlich. D ie e rw ä h n te E in ric h tu n g b e ste h t aus schm iedeeisernen R ip p e n ro h ren , die m eist im W asserrau m des O berkessels liegen, ab er au ch im D am pfsam m ler a n g e o rd n et w erden k ö n n e n ; sie w irken als K ü h ler. D as eine E n d e d e r R o h re is t m it d er D a m p fa u s tritts te lle des Ü b e r
h itz e rs, d as a n d e re m it d er D a m p fe n tn a h m e stelle des K essels v e rb u n d e n . D urch einen M ischschieber k a n n n u n en tw e d er d e r K ü h le r g an z abgeschlossen w erden, d a n n a rb e ite t d e r Ü b e rh itz e r m it h ö c h ster Ü b erh itzu n g , od er sä m tlic h er D a m p f w ird d u rch d en K ü h le r g eschickt, w obei der n ie d rig ste Ü b e rh itz u n g sg rad erreich t w ird, od er endlich k a n n d u rch eine Z w ischenstellung je d e ge
w ü n sc h te Ü b e rh itz u n g des D am p fes zw ischen d en G renz
w e rte n h e rb eig efü h rt w erden. D ie E in ric h tu n g b ie te t d em n ach d en V orteil, d a ß im m er die g e sam te D am p f
m enge den Ü b e rh itz e r d u rc h strö m t u n d alle d u rc h V er
n ic h tu n g zu h o h er T e m p e ra tu ren frei w erd en d e W ärm e w ieder an d a s K esselw asser abgegeben w ird.
D ie G rö ß en v erh ältn isse des beschriebenen Kessels sin d folgende: H eizfläche 600 qm , Ü b erhitzerheizfläche 203 q m , R o stfläch e 24,8 qm . D ie stü n d lic h erzeugte D am p fm en g e d ü rfte u n te r Z ugrundelegung d e r gleichen R o stb e a n sp ru c h u n g w ie oben von 100 kg 20 000 bis 21 000 kg sein. D ie G rund fläch en b ed eck u n g is t hier 6 ,8 6 0 x 6 ,6 6 6 = 46 qm gegen 7 ,7 5 x 8 ,5 = 66 q m bei dem v o rh e r b eschriebenen Kessel. D ieser Vergleich soll keinesw egs einen M aß stab fü r die A bw ägung der Vor
züge d er beiden Kessel b ieten , w as n u r m öglich sein w ürde, w enn beide fü r dieselben V erhältnisse g e b a u t w ären, so n d ern es soll lediglich d a rg e ta n w erden, wie w eit die P la tz b e a n sp ru c h u n g durcli geeignete B a u a rt g ü n stig b e e in flu ß t w erden k an n .
D ie V orteile des F lam m rohrkessels, d er üb er die V orzüge des G roßw asserraum kessels v e rfü g t, u n d des S ch räg ro h rk am m er- oder Sektionalkessels, d er eine a u ß e r
ord en tlich hohe S teigerung d er spezifischen L eistung bei geringem P la tz b e d a rf erm öglicht, su c h te m a n im M ac-N icolkessel zu vereinen, d er n am en tlich in B erg
w erkskreisen noch viele A nhänger h a t 1. A uch seine L eistungsfähigkeit ist h e u te m it der M öglichkeit des E in baues von W a n d e rro ste n w esentlich g esteig ert worden.
(F orts, f.)
1 s. G lü c k a u f 1907, S. 1184/7.
1 6 2 6 G 1ü c k a u f N r . 47
Exkursionen des X II. Internationalen Geologenkongresses in Kanada. I.
Von Bergassessor Dr. H. Arlt, München.
(Fortsetzung.) D a s F e l s e n g e b i r g e u n d d i e p a z i f i s c h e
K o r d i l l e r e .
D as den W estra n d des am erik an isc h en F e s tla n d e s . von S nach N b egleitende G ebirge t r i t t u n te r dem 49. B re ite n g ra d in k an ad isc h es G eb iet ein. G egenüber seiner b re ite ste n A usdehnung u n te r dem B re ite n g ra d v o n S an F ran zisk o , wo es zwischen dem S tillen O zean u n d d e r M ississippi-E bene eine zusam m en h än g en d e Ge- birgsm asse von 1600 k m b ild e t, is t es h ie r a n n ä h e rn d a u f die halbe B reite n a u sd e h n u n g zu sam m en g ed rän g t.
D ie h ö ch sten E rh e b u n g e n d e r n o rd am erik an isch en K ordillere liegen im hohen N orden, wo d e r S t. E lia s
berg 5486 m u n d d e r M t. M cK inley in A laska 6187 m erreichen; d er P o p o c a te p e tl M exikos im S ü d en ist 5452 m hoch. Im kan ad isch en A n teil finden sich die h ö ch sten B erge im östlichen Teil des G ebirges, in d er nördlichen F o rts e tz u n g d e r M ain-R ange M ontanas. D er A ssiniboine-B erg e rh e b t sich bis zu r H öhe von 3620 m , d e r L efroy-B erg am Felsengebirgsübergang d er k a n a dischen P acific-B ahn von 3550 m . V on den P ässen , die das G ebirge in dieser südlichen Gegend d u rch q u eren , ste ig t d e r S ü d -K o o te n a y -P a ß au f 2165 m , d e r N ord- K o o te n a y -P a ß a u f 2090 m , d e r d u rc h sein K ohlenfeld w ichtige C row s-N est-P aß a u f 1680 m u n d d e r von der kanadischen P acific-B ah n b e n u tz te K icking-H orse- P a ß a u f 1600 m . N ach N orden tü r m t sich die O s tk e tte im M t. B ry ce z u 3990 m , M t. C olum bia zu 4000 m u n d M t. K obson zu 4177 m H öhe1.
Bei dem V ersuch, die n o rd am erik an isc h e K o rd illere — dieser N am e soll a u f d as G ebirge in seiner G esam theit angew endet w erden — zu gliedern, g elan g t m an u n te r B erücksichtigung sow ohl orographischer als au ch geolo
gischer G e sic h tsp u n k te in d e r Regel zu einer D reiteilu n g : 1. die östlichen G ebirgszüge od er das F elsengebirge, 2. die H ochflächen im in n ern T eil des
G ebirges oder d as Zw ischengebirge, 3. die K ü ste n k e tte n .
A ber n ic h t in allen Q u ersch n itten durch die au sg ed eh n te G eb irg sk ette d e c k t sich diese G liederung, jen ach d em sie ausschließ
lich vom geologischen oder m orphologischen G e sich tsp u n k t u n tern o m m en w urde. Im P rofil in d er L inie des 49. B reitengrades, d o rt wo die G renze zwischen K a n a d a u n d den V ereinigten S ta a te n v e rlä u ft, w o die K ordillere d urch B ahnlinien am b esten er
schlossen u n d ih r A ufbau schon am w eitesten u n te rsu c h t ist, ist geologisch n u r eine Zw eigliederung zulässig, w äh ren d m o r
phologisch die D reiteilung offenbar zu sein sch ein t. W ie au s der Ü b e rsich tsk a rte dieses südlichen Teiles von B ritisch - K olum bien (s. A bb. 5) ersichtlich ist, tren n en hier die In te rio r-P la te a u s oder B innen-H och-
i a. D e c k e n , a. a . O- S. 404. f
ebene das R o c k y -M o u n tain -S y stem v o n d e r K ü ste n k e tte u n d d e r V ancouver - K e tte a n d e r K ü s te des Stillen O zeans. D iese G liederung h a t ab er, wie g esagt, n u r orographische B egründung. V om S ta n d p u n k t d e r geologischen Z u sam m en setzu n g sind hier n u r F elsen gebirge u n d Zw ischengebirge zu tre n n e n , dem Z w i
schengebirge sin d die B in n en h o ch eb en e zusam m en m it d e r K ü s te n k e tte u n d d e r V a n c o u v e r - K e tte zu zu rechnen.
Die B ezeichnung Z w ischengebirge w u rd e von E d u a rd S u e ß1 fü r d as tek to n isch e E le m e n t g ew äh lt, d as zw ischen dem S y stem des Felsengebirges im O sten u n d dem S t. E liasgebirge a n d e r W e stk ü ste des F e stla n d e s in A laska ein g esch altet ersch ein t u n d hier d u rch die W rangell- V ulkane bezeich n et w ird. Die in diesen B ergen v o rh an d e n e S chichtenfolge vom O b erk arb o n a u fw ä rts, v erb u n d e n m it au sg e d eh n te n G ra n o d io n td u rc h b rü c h e n , is t fü r dieses tek to n isc h e E le m e n t k en n zeich n en d u n d lä ß t sich vom N orden in A laska bis h in u n te r nach M exiko verfolgen u n d w iedererkennen. D ie S c h ich ten folge d e r W rangell-B erge A laskas u m fa ß t folgende G lieder2:
6. V ereinzelt te rtiä re P flan zen sch ich ten .
5. N eokom , ü b er den a b g etrag e n en F a lte n d e r a lte rn Schichten, d isk o rd a n t ü b erein stim m e n d m it d er K n o x - v iü e-S tu fe K aliforniens.
4. T rias, d u n k ler K a lk ste in , d a rü b e r e tw a 3000 F u ß Schiefer.
3. M ächtige perm ische Schiefer u n d K alk stein e.
2. O berkarbonischer K a lk ste in m it F u su lin en u n d P ro d u k tu s cora. A siatische V e rw a n d tsc h a ft d e r F a u n a . ]. N icolai-D iabas, in w iederholten E rg ü ssen bis 4000 F u ß
au fg e b a u t, im obersten T eil k u p ferfü h ren d .
1 A n tlitz d e r E r d e , B d . 3, 2 . H ä lfte . S . 453.
2 S u e ü , a . a. O. S. 45t».
2 1 . N o v e m b e r 1914 G l ü c k a u f 1627
Diese Schiclitenfolge ersch ein t g rabenförm ig v e r
se n k t a n g roßen D islokationen, die den R ich tu n g en des S t. E liasgebirges im W u n d d en nörd lich en A usläufern des Felsengebirges im O p a rallel verlaufen. In diesem G raben sin d die riesigen V u lkane m it ih ren L av en au fg esetz t. N ach W zu k a n n m a n die F o rts e tz u n g dieses Zw ischengebirges in d er grabenförm igen E in sen k u n g von C ooks-E inlaß zwischen d er K en ai-H alb in sel u n d d e r A la sk a -Iia lb in se l m it d en A le u ten v e rm u ten . D er w estliche R a n d dieser M eeresstraße ist gleichfalls m it tä tig e n V u lkanen (K atm ai) b e se tz t. D as d u rc h das S t. E liasgebirge gekennzeichnete tek to n isch e E le m e n t fin d et gegen W in d e r K en ai-H alb in sel u n d in d e r K o d ia k -In se l sein E n d e . Gegen 0 u n d S gehören ihm die S chichten a n der Y a k u ta t-B u c h t u n d des A lex an d er- A rchipels an , die hier v o n d en gew altigen H öhen des E liasgebirges seh r schnell herabsinken u n d inselförm ig aufgelöst d er K ü ste des sü d ö stlich en A laskas u n d B ritisch -K o lu m b ien s v o rg elag ert sind. Im N orden des n o rd am erik an isch en F e stla n d e s w ü rd en also u n te r B e
a c h tu n g des in n ern A ufbaues n u r diese G ebirgszüge des S t. E lias-S y stem s d en N am en K ü s te n k e tte verdienen.
Alle w eiter gegen S in B ritisch -K o lu m b ien au f der V anco u v er-In sel, in den S ta a te n W ash in g to n u n d O regon als K ü s te n k e tte , V an co u v er-K ette, K a sk a d e n k e tte , B in n e n p la te a u b e z e ic h n te n G ebirgszüge gehören den Z w ischengebirgen im Sinne von Sueß an. E r s t die dem S acram en to -T al gegen W v o rg e lag erten u n d a n d e r B u c h t von S an F ran z isk o sich hinziehenden K ü s te n k e tte n v erd ien en w ieder ihren N am en au ch im geologischen Sinn. Sie lassen in dieser B re ite in te k to n isc h e r B e
ziehung w ieder eine D reiteilu n g zu u n d w erden von Sueß als d e r B eginn des m äch tig en B au es d er A nden angesehen. Im k an ad isch e n A n teil d e r n o rd am eri
k an isch en K ordillere, d o rt wo längs d e r kan ad isch en P acific -B ah n a u f dem K ongreß das S tu d iu m des G ebirges u n te rn o m m en w urde, k a n n m an d a h e r keinen v oll
stä n d ig e n geologischen Q u e rsch n itt gew innen. M an lern t hier d en A ufbau des F elsen g eb irg ssy stem s u n d des Z w ischengebirges kennen.
D er kan ad isch e T eil d e r n o rd a m e rik an isc h en K o r
dillere w ird von den kanadischen G eologen in folgender W eise g eg lied ert (s. A bb. 5):
1. D as R o c k y -M o u n tain -S y stem m it d en M ittel- oder In n e n k e tte n : P urcell-, Selkirk-, K olum bia- u n d Ca- riboo-G ebirge.
2. D ie B innenhochebene.
3. D as K ü ste n sy ste m m it K ü s te n k e tte , K a sk a d e n k e tte u n d V ancouver- O u een -C h arlo tte-K ette.
Bei dieser G liederung sind a llerdings auch in erster L inie m orphologische G esich tsp u n k te m aßgebend ge
w esen, d en n d e r d en N am en K ü s te n k e tte tra g e n d e G ebirgszug v e rd ien t diese B ezeichnung n u r im oro- grap h isch en Sinne, geologisch g eh ö rt er m it d e r V an co u v er - O u e e n -C h a rlo tte-K ette noch zum Zw ischen
gebirge im S inne von Sueß.
Die. to p o g rap h isch e G liederung des F elsengebirges ist d u rc h d en V erlauf d e r L ä n g stä le r gegeben. D er K am m des R o c k y -M o u n tain -S y stem s, so bezeichnet D a w s o n die e rste K e tte d e r k an a d isch en K ordillere, erh e b t sich au s d e r E b e n e h in te r d e r Zone d e r schw ach
g e fa lte te n V orberge (F o o t H ills). E r w ird als zusam m en
h än g en d er G ebirgszug gegen W von einer tiefen, lan g au sg cd ch n ten E in sen k u n g , dem R ocky-M ountain- T ren ch d e r F elsengebirgssenke scharf begrenzt, die am F la th e a d -S e e in M o n tan a b e g in n t u n d sich bis zum Y u k o n -T errito riu m e rstre c k t. D ie h y d ro g rap h isch en V er
h ältn isse d er tiefen w estlichen Senke sind re c h t eigen
a rtig . D ieses m ehrere T au sen d K ilo m eter lange L ängs
t a l w ird n ich t von einem einzigen F lu ß d u rc h strö m t, sondern die O berläufe des K olum bia-, F ra se r-, Peace- u n d L iard -F lu sses h ab e n sich d a rin ein g esch n itten . D a die le tz tg e n a n n te n beiden W asserläufe N ebenflüsse des M ackenzie-S trom es sind, se n d e t die Felsengebirgssenke N iederschläge zwei M eeren, dem Stillen O zean u n d dem N ördlichen E ism eer zu.
E in zw eiter d e ra rtig e r E in s c h n itt v o n 350 km Länge n im m t bei B ea v e rm o u th am S ü d w estran d d e r großen F elsengebirgssenke seinen A nfang u n d sch eid et im südlichen V erlau f die P u rc e ll-K e tte vom Selkirk- Gebirge. In diesem P u rc e ll-E in sc h n itt w iederholen sich die geschilderten h y d ro g rap h isch en V erhältnisse, da sich in seine E n tw ä sse ru n g d er B eaver-, D un can - u n d K o o te n a y -F lu ß te ile n ; le tz te re r b ild et den A bfluß des in diese Senke e in g e b etteten langen fjo rd artig en K oo ten ay -S ees. D u rch d en M ittellau f des K olum bia- - Flusses, d e r in d er N äh e des 52. B reiten g rad es in einem scharfen K nick aus seiner n ordw estlichen S tro m ric h tu n g im O b erlau f in südliche R ic h tu n g u m b ieg t, ist ein d ritte s L ä n g sta l e n ts ta n d e n , w elch es,d as gegen W esten folgende K o lum bia-G ebirge von d e r S elk irk -K e tte tre n n t.
O hne scharfe G renze g e h t d as K olum bia-G ebirge in die B innenhochebene ü b er. D as F ra se r-T a l ersch ließ t in einem tiefen C añón die H ochebene u n d d u rc h sch n eid et die sich an d er M eeresküste des Stillen O zeans hinziehenden G ebirge, die n ö rd lich v o n diesem T a l in B ritisch -K o lu m b ien d en N am en K ü ste n k e tte , südlich in d en V ereinigten S ta a te n die B ezeichnung K a sk a d e n k e tte tra g e n . Je n se its d e r M eerestraße v o n G eorgia u n d des K ö n ig in -C h a rlo tte-S u n d es e rh e b t sich schließlich als le tz te K e tte a u f d er V an co u v er-In sel das V ancouver-
Gebirge.
Am A ufb au d e r kan ad isch en K ordillere sind in dem Profil, das eine D u rc h q u eru n g an d e r L inie d e r k a n a dischen P acific-B ahn e n tla n g ersch ließ t, fa st alle H o rizo n te vom P rä k a m b riu m bis zum P leisto zän v e rtre te n . N u r Pliozän u n d ' M iozän fehlen in einer S ch ich ten tafel d er K ordillerengesteine. D ie g esam te M ächtigkeit dieser sed im e n tären B ildungen w ird au f 41 000 m g e sc h ä tz t, w ovon 7600 m vulkanische B ildungen (Tuffe u n d Laven) sind.
D ie A blagerung dieser G esteine erfolgte in zwei v o n ein an d er g e tre n n te n B ecken, d er östlichen o d er Felsen- gebirgs- u n d d e r w estlichen oder pazifischen Geo- sy n k lin ale. D as östliche S ed im en tatio n sb eck en d e h n te sich in d e r großen E b en e bis zum P u rc e ll-E in sc h n itt au s u n d e rstre c k te sich von K olorado bis zum w estlichen Alaska. E s e n th ä lt in k o n k o rd a n te r Folge A blagerungen des P rä k a m b riu m s (B eltian) bis zum U n te rk a rb o n in einer M ächtigkeit von m eh r als 6000 m. W äh ren d d er T rias-, J u r a - u n d K reid ezeit nahm die Sedim en-
1 6 2 8 G l ü c k a u f Kr. 4 7
ta tio n im m ittle rn u n d östlichen T eil der Felsengebirgs- G eosynklinale u n g estö rten F o rtg a n g , bis die L aram ide- P eriode des E o zän s d u rc h die G ebirgsbildungen dem ein E n d e m ac h te. In d e r F olgezeit verfiel d as G ebiet d e r A b trag u n g , deren P ro d u k te nach d er großen E b en e des z e n tra le n K a n a d a s hinausgeschafft w urden.
In d er w estlichen G eosynklinale, deren G esteine sich h e u te in den K ü s te n k e tte n A laskas u n d B ritisch- K olum biens, d er V a n c o u v e r-K ette , dem O lym pic-G ebirge, d e r K a sk a d e n -K e tte u n d d er Sierra N e v a d a w iederfinden, begann die S ed im en tatio n m it dem P rä k a m b riu m , d er S h u sw ap -F o rm atio n , die aus K alk ste in , Schiefern u n d Gneisen au fg e b a u t ist. N ach A blagerung dieser F o rm a tio n bis ins U n te rk a rb o n u n te rla g die w estliche G eosynklinale d e r E rosion. Sie lie ferte d as Sedim en
ta tio n sm a te ria l fü r die F o rm a tio n e n d e r östlichen G eosynklinale. A m E n d e des U n te rk a rb o n s w u rd e das w estliche G ebiet v o n neuem zu einem tie fen M eeres
becken u n d m it d en A bsätzen des O b erk arb o n s, die m it m äch tig en L avaergüssen v e rb u n d e n w aren , erfü llt. Mit d e r T riaszeit b eg an n eine neue H ebung, die dem E m p o r
d rin g e n des riesigen G ra n o d io ritb a th o lith e n längs d er pazifischen K ü s te v o n A laska bis V an co u v er w ä h re n d d e r J u ra z e it vorausging. D ie hiernach von neuem einsetzende E rosion fü llte kleinere D epressionen, R este d e r frü h e m großen pazifischen G eosynklinale zu r K reid e
zeit u n d T e rtiä rz e it auf. U n terd e ssen ru h te n die p lu to - nischen u n d • gebirgsbildenden K rä fte n ich t. Sie w aren bis z u r Z eit des M iozäns u n d O ligozäns a n d er A rbeit, der pazifischen K ü s te N o rd am erik as ih r R elief zu geben. Die d iluviale V erg letsch eru n g v e rä n d e rte d as geologische Aussehen im südlichen B ritisch -K o lu m - bien v erh ältn ism äß ig n u r wenig. D ie G letsch erströ m e blieben im allgem einen in den ihnen d u rc h die großen T a lsy ste m e vorgezeichneten B ahnen.
D as eigentliche F elsengebirge, d. h. die östliche H a u p tk e tte d e r n o rd am erik an isch en K ordillere, ist in den V ereinigten S ta a te n u n d in K a n a d a fa st
ausschließlich au s sed im en tären G esteinen au f
g eb a u t. Am E n d e d e r K reid ezeit tr a te n große S tö ru n g en ein, die sich in den V ereinigten S ta a te n h a u p tsäch lich in sen k rech ten B e
w egungen k u n d ta te n u n d n u r in ö rtlich en E in klem m ungen an V erw erfungen F a ltu n g e n er
kennen lassen.. Gegen K a n a d a hin ä n d e rt sich die B eschaffenheit des G ebirgsrandes. E s finden sich Ü berschiebungen ü b er die g e fa lte te K reid e des V orlandes in zahlreichen n a ch 0 g e rich tete n S chuppen ü b erein an d er. Bei B an ff sind n ic h t w eniger als fünf d erartig e S chuppen zu erkennen. D e r östliche R a n d dieser Ü berschiebungen ü b e rd e c k t d rs V orland in einer E rstre c k u n g von w enigstens 11 km . D u rc h die G ebirgspressung sind die hier v o r
h a n d e n en K reidekohlenflöze zu A n th ra z it u m g e w an d elt u n d in d er N ähe d er E isenbahnlinie G egenstand des B ergbaues. Gegen N zu er
g reift die F a ltu n g im m er m ehr von den ju n g m esozoischen Schichten des V orlandes, das au s D evon sowie m ittle re r u n d o b e re r K reide
b e s te h t. Abb. 6.
An diese Zone k rä ftig e r F a ltu n g u n d Ü b ersch ieb u n gen sch ließ t sich gegen W das au sg ed eh n te H ochgebirge, das au s fa s t ganz w agerecht gesch ich teten , u n e n d lich m äch tig en p rä k am b risch en u n d k am b risch en S edi
m e n te n — h a u p tsäch lich K alken, d an eb en Q u arziten u n d Schiefern — au fg e b a u t ist. D ie g e fa lte te östliche Zone sch ein t u n te r diese T afel u n te rz u ta u c h e n . D ieses a n la n d sch aftlich er S chönheit h erv o rrag en d e G ebirge (s. A bb. 6) w äre in E u ro p a m it den D olom iten Siicl- tiro ls zu vergleichen.
Im W esten dieser tafelförm igen H o ch g eb irg slan d sc h aft tr e te n w ieder jü n g ere paläozoische S edim ente, O rdovizium u n d Silur, auf, die g e fa lte t sind. D a die F a lte n gegen SW ü b erg eleg t sind, ersch ein t die Ge
s a m ts tru k tu r dieser F elsen g eb irg sk ette fächerförm ig.
An einer sehr g roßen D islo k atio n , deren S p ru n g höhe von den kanadischen Geologen a u f 5 km angegeben w ird, e n d e t das R o c k y -M o u n tain -S y stem im W esten am R o ck y -M o u n tain -T ren ch , im T a l des o bern K olum - bia-Flusses.
D as P u rcell-G ebirge ist aus p rä k a m b risc h e n m e ta - m orp h en Schiefern u n d K alken sowie au s u n te rk a m - brischen Q u arziten in einer gew altigen M äch tig k eit von u n g efäh r 10 000 m a u fg eb a u t. Diese S ed im en te lagern m it einem G ru n d k o n g lo m erat d isk o rd a n t a u f den G neism assen des S elkirk-G ebirges. Sie erstre c k e n sich von K o o te n a v im Süden ü b er C ariboo d u rch das T al des F tlla y u n d des o bern S tik in e, den o bern L iard u n d das C.assier-Gebirge bis K londike. D er au s G ran it u n d P o rp h y r e n tsta n d e n e G neis is t in dieser Zone häufig, am s tä rk s te n im hohen N orden, d u rc h großen D ru ck in Serizitscliiefer um gew andelt u n d w ird als die p rim äre L a g e rs tä tte des in Seifen a b g e b a u te n Goldes angesehen.
A uch die K o lu m b ia -K e tte zw ischen R ev elsto ck u n d Sicam ous ist au s m e tam o rp h en G lim m erschiefern, K alk - p h y llite n m it M arm or u n d aus G ra n it des P re -B eltian
Tafelförmige Hochgebirge,lancLchaft im Felsengebirge.
21. N o v e m b e r 1914 G l ü c k a u f 1 6 2 9
(A rchaikum ) au fg e b a u t. D ie T e k to n ik dieses G ebirges u n d d er S e lk irk -K e tte ersch ein t nach dem den E x k u r sio n sfü h rern beigegebenen P rofil einfach: D as S elkirk-
Gebirge als ein großer, flacher S a tte l a u s ä lte ste m präbel- tischem Gneis, a u f den die jü n g ere S h u sw ap -F o rm atio n folgt. D ie bei R ev elsto ck angegebene S tö ru n g ersch ein t bei A n n ah m e dieser stra tig ra p h isc h e n V e rh ältn isse n ic h t b e re c h tig t zu sein. T e r m i e r1 m a c h t d a ra u f a u fm e rk sam , d a ß diese G esteine seh r dem G lanzschiefer d e r A lpen ähneln, u n d er will häufig te k to n isc h e S c h ich ten - au sp ressu n g en b e o b a c h te t h aben, die n a tu rg e m ä ß a u f einen v erw ick eltem A ufbau h in d e u te n w üi'den.
D ie w eite gegen W esten folgende B innen h o ch fläch e w ird a n ih rer O berfläche von einem dicken M an tel sein- ju n g er k lastisch er S edim ente v e rh ü llt, die von dem ju n g au fg e ric h tete n K e tte n g e b irg e in d as S enkungsfeld ge
sc h afft w orden sind. Sow eit m a n den tiefern U n te rg ru n d erkennen k a n n , zeigt e r die oben g e n a n n te , fü r das Zw ischengebirge k en n zeichnende S chichtenfolge, die m it K a rb o n b e g in n t u n d a u ß e r T rias, ü b e r d er m eh rere T au sen d M eter m ä c h tig en ju rassisch en N ico lai-S tu fe, die a u s L a v en u n d T u ffen b e ste h t, u n te re K reide u n d E ozän e n th ä lt. D ie G ra b e n n a tu r dieses te k to n isc h e n E le m e n te s t r i t t au ch hier wie in A laska d e u tlic h v o r A ugen, d a sich diese m esozoischen u n d känozoischen G esteine gegenüber d en paläozoischen F o rm a tio n e n des H ochgebirges tie f v e rse n k t finden.
An dem A ufbau d e r K ü s te n k e tte is t d e r G ran o d io rit des großen B ath o lith e n in e rste r Linie u n d am ausge
d e h n te ste n b eteilig t. Zw ischen diesem E ru p tiv g e ste in tre te n stellenw eise g e faltete s K arb o n u n d u n te re K reide auf.
Bei d e r G röße des G ebietes u n d d e r S chw ierigkeit seiner E rfo rsch u n g ist es begreiflich, d aß die K e n n t
nisse ü b e r den A ufbau dieses G ebirges n och in den A nfängen stecken. V on seiten d er am erik an isch en G eo
logen is t b ish er die H a u p ta rb e it au f die K läru n g der stra tig ra p h isc h e n V erhältnisse g e ric h te t u n d die E r ö rte ru n g d er tek to n isc h e n P roblem e e rst w enig b e rü h r t w orden. W as bisher an großzügigen Z u sam m enfassungen ü b e r eine einheitliche D e u tu n g des ganzen A ufbaues d er am erik an isch en K ordillere g esagt w ord en ist, s ta m m t von europäischen Geologen, deren B lick an den schon eingehender e rfo rsch ten V erhältnissen des g roßen euro
päischen K etten g eb irg es, d er A lpen, fü r die L ösung te k to n isch er P roblem e m eh r g esch ärft w ar.
1 s. T e r m i e r : L 'e x c u r s io n C t d u X l l e C o n g rè s g é o lo g iq u e I n te r n a tio n a l. C o m p te s re n d u s d e s s é a n c e s d e 1J A c a d é m ie d e s S c ie n c e s 1913, S . ,47.
Zu w elcher A nsicht S u e ß ü b e r die S y n th e se d er K ordillere g elan g te, w u rd e b ere its oben erw äh n t. N euer
dings sind seine A nsichten d u rch T e r m i e r1 etw as u m g e sta lte t w orden. E r g lied ert in eine W estk o rd illere m it F a ltu n g e n u n d w estlich g eric h te te n P ressungen, eine Z en tralk o rd illere, die au s m e ta m o rp h e n u n d seh r a lte n G esteinen au fg e b a u t ist, u n d eine O stkordillere von fäch erartig em A ufbau. E in e n deckenförm igen A ufbau, w ie er ihn in den europäischen K ette n g e b irg e n im m er d eu tlich zu erk en n en g la u b t, k an n er in den am erikanischen K ordilleren n ic h t feststellen.
D u rc h K o .b e r2 w urde u n te r A nlehnung an die V orstellungen v o n Sueß d e r sju n m etrisch e A ufbau d er A lpen u n d D in arid en m it Ü berschiebungen au f ih r V or
la n d im N ord en u n d Süden m it d e r n o rd am erik an isch en K ordillere in V ergleich g esetzt. D as F elsengebirge is t das n ach O sten bew egte G ebirge u n d e n tsp ric h t d en N o rd a lp e n , das Z w ischengebirge, b e se tz t m it V u lk an en u n d d urchzogen von d e r gew altigen G ran o d io ritn arb e, is t d e r Zone von Iv re a u n d ih rer östlichen F o rts e tz u n g in seiner tek to n isc h e n B e d eu tu n g g leichzustellen, u n d das S t. E liasgebirge m it seiner gegen W g eric h te te n Ü b e rfa ltu n g e n ts p ric h t d en D inariden.
Die kan ad isch e K o rd illeren lan d sch aft n im m t schon je tz t, tro tz d e m sich ihre E rfo rsch u n g p ra k tisc h n u r au f die B ezirke b e sc h rä n k t, die zu r Seite d er E ise n b a h n linien liegen, u n te r d en B ergw erksbezirken des L an d es einen hohen R a n g ein. F ü r einige M etalle, z. B. Blei u n d Gold, sind die K ordilleren d a s H a u p te rz e u g u n g s
g eb iet. A uch % d e r K u p ferg ew in n u n g u n d ü b er % der K ohlenförderung sowie erhebliche Silberm engen liefert dieser T eil des L andes.
D er östliche A b sc h n itt des F elsengebirges m it dem g e fa lte te n V o rlan d e n th ä lt h a u p tsä c h lic h K ohlen d er K reidezeit. A ußerdem finden sich K ohlen au f d e r V an- co u v er-In sel, bei N an aim o a u f d e r K ö n ig in -C h arlo tte- Insel, am S k een a-F lu ß u n d im Y u k o n -T errito riu m . D er K o h len reic h tu m des h ohen N o rd en s in A m erika, b e
sonders in A laska, h a t sich in den le tz te n Ja h re n als ganz b e d e u te n d erw iesen. R eiche silb erh altig e B leierze tr e te n südlich von d e r Linie d er k an ad isch en P acific- B ah n auf, w äh re n d go ld h altig e K u pfererze im südlichen B ritisch -K o lu m b ien h a u p tsä c h lic h am F ra se r-F lu ß ge
w onnen w erden. A uf die reiche G oldzone, die den z e n tra le n Z ug d e r K ordillere bis n ach K londike im N orden b e g leitet, is t b ere its frü h e r verw iesen w orden.
________________________ (F o rts, f.)
i a . a . 0 . S . 762. ,
- B e w e g u n g s r ic b tu n g d e r a lp in e n D e c k e n g e b ir g e d e s M itte lm e e r s . P e te r m . M ittig . 1914, S. 250; f e r n e r : A lp e n u n d D in a r id e n , G eo l. R d s c h . 1914, S. 175.
Die französische Bergwerksindustrie im Jahre 19X2.
Die E rgebnisse d er M ineraliengew innung F ra n k re ic h s im J a h re 1912 sin d nach d e r vom französischen A rbeits
m inisterium herausgegebenen » S tatistiq u e de l ’in d u strie m inérale en F ra n c e et en Algérie« im V ergleich zum V o rjah r in d er e rsten Z ah len ta fel au f d er folgenden Seite zusam m engestellt.
D e r W e rt d e r gesam ten B erg w erk sp ro d u k tio n zeigt in 1912 m it 778 Mill. fr gegen d as V o rja h r eine S teig eru n g u m 60,4 Mill. fr od er 8 ,4 2 % . E in e Z u n ah m e d e r Ge
w innung verzeichnen v o r allem die beiden w ich tig sten B erg w erk sp ro d u k te, K ohle u n d E isenerz, von d e n en 1,9 Mill. u n d 2,4 Mill. t m eh r gefö rd ert w urden als in 1911.
1 6 3 0 G l i i c k a u t N r. 47
E r g e b n i s s e d e r M i n e r a l i e n g e w i n n u n g F r a n k r e i c h s .
Zahl (1er Gewinnung
Mineral betrh’hencn
Werke Menge
(1000 t) Wert (1000 fr) 1911!1912 1911 | 1912 1911 | 1912 A. Verliehene Mineralien:
Kohle ... 290 282 39 230 41 145 596 449 039 429 Eisenerz ... 104 108 16 005 18 427 74 822 89 3S7 Blei- u. Silbererz.. \ 45 Oii 14 14 2 613 3 790 Zinkerz... / Z 0 44 46 5 159 5 148 Eisenpyritc... 3 3 278 282 . 4 697 4 706
Kupfererz... 7 5 0,035 0,2 23 109
Manganerz ... S 7 6 0 170 173
Antimonerz ... 19 10 29 11 1 597 599
Golderz1... 12 5 162 165 8 055 9 574
Wolframcrz ... o 1 0,140 0,2 420 517
Bituminöse Sub
stanzen ... 19 21 170 312 1 356 2 041
Schwefel (durchw.) 3 2 1 1 12 10
Graphit... 1 1 0,370 0,6 19 8
Steinsalz... 29 29 835 802 11 190 10 657 Se. A ._____
500 706 581 766 209
B. Niehtvcrliehcne Mineralien :
T o r f ... — — 59 43 736 513
Eisenerz aus
Tagebauen .... — _ 035 733 2 640 3 488
Scesalz ... — — 504 297 7 636 5 193
Bauxit... — — :— 259 — 2 608
Se. B . .— — 11 012 11 802
Sc. A u. B . 548 500 717 593|77S 011
1 I n 1911 c in s e lil. g o l d h a l t i g e s A rs e n o rz .
D ie G ew innung d e r ä n d e rn M ineralien ist v o n ge
ringerer B e d e u tu n g ; sie h a t gegen 1911 teils zu-, teils abgcnom m en. So h a t die F ö rd e ru n g von S tein salz eine A b n ah m e u m 32 000 t, die G ew innung von b itu m in ö sen S u b sta n z en dagegen eine Z u n ah m e u m 142 000 t a u f
zuweisen.
D er W ert d e r M ineraliengew innung A l g e r i e n s w ar 1912 um 4,7 Mill. fr grö ß er a ls in 1911; er s te llte sich au f 28,46 Mill. fr. Z u dieser Sum m e h a b e n h a u p t
sächlich E isen erz (15,18 Mill. fr) u n d Blei-, Silber- u n d Z inkerz (12,11 Mill. fr) beigetragen.
D ie Z ahl d e r im gesam te n französischen B erg b au b e s c h ä f t i g t e n A r b e i t e r stieg im B e ric h tsja h r um 5677 au f 235 877.
D ie B elegschaft s e tz te sich w ie folgt zusam m en,
Gruppe
Kohlcn- bergw'crkc unter j über
Tage
Andere Bergwerke unter | über
Tage
zus.
Erwachsene männliche
Arbeiter ... 126 588 40 664 21 581 10 127 19S 960 J ugendliche Arbeiter
(16 - 18 Jahre) .... 9 378 4 981 33 S 505 15 202 Frauen ... --- 3 190 — 413 3 603 Kinder (unter 16 J.) . 9 607 7 957 138 410 18 112 insges. 19lt 145 573 50 792 22 057 11 455 235 877 1911 143 997 56 215 20 510 9 478 230 200 1910 142 690 54 096 18 542 S 041 223 969 1908 137 433 53 315 16 079 8 357 215 184 A u ß er d en in B ergw erken b e sc h äftig ten A rb eitern w aren in 1912 noch rd. 1770 A rb eiter in E ise n e rztag e
b a u e n tä tig .
D ie B elegschaft d e r französischen K o h l e n g r u b e n belief sich 1912 auf 202 365 (200 212) P erso n en , d a ru n te r w'aren 167 252 erw achsene m än n lich e A rb eiter, 14 359 jugen d lich e A rb e ite r (16 bis 18 Ja h re ), 17 56.4 K in d e r (13 bis 16 Ja h re ) u n d 3190 F ra u e n .
In d en K ohlenbergw erken h a t die B elegschaft u m 2153, in d en ä n d e rn G ruben u m 3524 M ann zugenom m en.
Von 1000 im J a h r e 1912 im B erg b au b esch äftig ten P ersonen w aren d u rc h sch n ittlich 844 (841 in 1911) M änner, 64 (61) ju g en d lich e A rbeiter, 77 (78) K in d er u n d J5 (20) F rau en . D an ach h a t d e r A nteil d e r M änner a n d e r G esam tb eleg sch aft zugenom m en, d e r d e r F ra u e n u n d K in d er ist zurückgegangen. D ie g rö ß te A rbeiterzahl verzeichnet die G esellschaft v o n Lens m it 14 950 (14 500) P ersonen, ih r folgt in k u rzem A b stä n d die B ergw erks
g esellschaft von A nzin m it 14 550 (14 200) A rb e ite rn ; die B elegschaftsziffer d e r G esellschaft C ourrieres b e tru g in 1912 14 050 (13 000), d a n n kom m en B r u a y m it 11 250 (10 700), B e th u n e m it 9600 (9300), A niche 9400 (9200) u n d I.ievin m it 9250 (8900) P erso n en ; B la n z v z ä h lte 8500 (7600), N oeux 7800 (7800) u n d M aries 7400 (7100) A rbeiter.
D ie Zahl d e r B erg a rb e ite r in A l g e r i e n b e tru g im B e ric h tsja h r 9650, von d en en 5021 u n te r T ag e u n d 4629 ü b er T ag e tä tig -waren.
Im J a h r e 1912 w'aren 282 (296) K o h l e n g r u b e n in B etrieb , von denen 246 (258) W eich- od er H a rtk o h le u n d 36 (38) B rau n k o h le fö rd erten . D ie g esam te F ö rd e ru n g von 41,15 Mill. t v e rte ilt sich m it 40,4 Mill. t o d er 98,17 (98,19) % au f W eich- u n d H a rtk o h le u n d m it 751 000 t o d er 1,83 (1,81)% a u f B rau n k o h le. Sie zeigt gegen das V o rjah r eine Z u n ah m e u m 1,92 Mill. t od er 4 ,8 8 % . D er W ert d e r K o h len fö rd eru n g an d e r G rube in H öhe von 639,13 Mill. fr w ar u m 42,98 Mill. fr h ö h er als in 1911.
A n d e r K ohlengew innung w aren 39 D e p a rte m e n ts b eteilig t, von denen die B ezirke N ord u n d P as-de-C alais allein 6 7 ,4 % d e r g esam ten F ö rd e ru n g lieferten . W eich
o d er H a rtk o h le w urde in 29, B ra u n k o h le in 14 D e p a rte m en ts gew onnen. D ie B rau n k o h le s ta m m t h au p tsä c h lic h aus d em D e p a rte m e n t B ouches-du-R höne, au f d a s allein
8 8% d e r G ew innung entfallen.
D ie n a c h ste h e n d e T a b e lle v e ra n sc h a u lich t den A n t e i l d e r e i n z e l n e n K o h l e n b e c k e n an d e r S te in k o h le n fö rd e ru n g in d en J a h r e n 1909 bis 1913.
Kohlenbecken 1909 1910 1911
1000 t
1912 1913 1
Nord und Pas-de-Calais
|
24 932 25 493 26 140 27 730 27 520 Loire ... 3 734 3 750 3 736 3 825 3 791 Bourgogne und Nivernais 2 092 i 2 134 2 242 2 3S8 2 415 G a rd ... 2 055 2 062 2 082 2 126 2 135 Tarn und Aveyron... 1 810; 1 S25 1 88S 1 968 1 964 Bourbonnais ... 869 853 809 749 713 Auvergne... 539; 542 564 589 592 West-Alpen ... 3641 344 380 377 384 Hérault ... 232, 236 229 224 221 Süd-Vogesen... 205! 155 188 203 184 Creuse und Corrèze .... 152 142 152 137 129 Westbezirk ... 132; 99 111 78 • 80 zus. 37 1 1(t 37 035 38 521 40 394 40 12S
1 V o r lä u f ig e Z a h le n .
21. N o v e m b e r 19 1 4 G l ü c k a u f 1631
D ie G esam tzah l d e r S c h äc h te b e tru g in 1912 722.
D av o n d ie n te n 372 zu r F ö rd e ru n g , 302 ä n d e rn Zwecken, 48 w aren im A b te u fe n begriffen.
D ie Z ahl d e r in 1912 v erfah re n en A rb e itsta g e w ar m it 58,91 Mill. u m 1,39 Mill. od er 2 ,4 % g rö ß er als im V orjahr. A uf d e n K opf d e r G esam tb eleg sch aft errech n et sich h ie ra u s eine Ja h re ssc h ic h te n za h l v o n 291 gegen 287 im J a h r e 1911. D ie g esam te L o h n su m m e stieg u m
'13,5 Mill. au f 306,0 Mill. fr; d e r d u rc h sc h n ittlic h e T ag es
v e rd ie n st eines A rb eiters b e tru g 5,19 fr gegen 5,12 fr im J a h r e 1911, d e r Ja h re sv e rd ie n st s te llte sich auf 1511,45 fr.
D ie E n tw ic k lu n g des französischen S t e i n k o h l e n b e r g b a u e s seit 1885 nach M enge u n d W e rt d e r F ö r
deru n g , B elegschaftszahl usw. zeigt n ach ste h e n d e Z u sam m en ste llu n g .
Jahr
Förderung (in 1000 t) Wert der
Beleg
schaft
Förder
anteil eines Arbeiters
t Pas-
de- Calais
Nord Loire Gard
Saône- et- Loire
Avey-
ron Tarn Allier übrige Bezirke zus.
Förde ins
gesamt 1000 „li
rung für 1 t
J l
1885 . 0 127 3 583 2 952 1 687 1 271 757 333 754 1 605 19 069 181 727 9,53 98 600 193
1890 9 077 5 135 •3 537 2 004 1 707 932 519 959 1 722 25 592 248 529 9,71 118 502 216
1895 11 110 5 010 3 443 1 939 1 840 936 535 919 1 851 27 583 246 767 8,94 134 377 205
1900 14 595 5 670 3 951 1 982 1 776 1 031 665 864 2 188 32 722 398 366 12,17 158 580 206 1901 14 354 5 336 3 797 1 976 1 347 1 044 805 808 2 167 31 634 404 466 12,79 159 957 198
1902 13 185 5 077 3 045 1 905 1 706 1 022 566 730 2 129 29 365 348 441 11,87 161 076 182
1903 16 192 5 889 3 630 1 909 1 802 1 053 768 741 2 234 34 218 390 869 11,42 163 694 209 1904 15 812 5 906 3 532 1 786 1 804 1 059 724 684 2 195 33 502 362 980 10,83 168 319 199 1905 16 985 6 189 3 678 1 936 1 798 1 082 720 614 2 216 35 218 370 591 10,52 171 507 205
1906 15 390 5 759 3 804 1 996 1 874 1 039 747 592 2 257 33 458 373 900 11,18 174 951 191
1907 17 216 6 363 3 718 2 025 1 934 1 005 764 577 2 387 35 989 439 376 12,21 180 118 200
1908 17 884 6 370 3 692 2 063 1 935 983 784 569 2 353 36 633 473 316 12,92 191132 192
1909 18 409 6 522 3 681 2 012 1 928 950 848 535 2 231 37 116 460 668 12,41 187 242 198
1910 18 893 6 599 3 709 2 020 1 979 941 866 525 2 103 37 635 460 918 12,26 193 200 195
1911 19 493 6 647 3 692 2 034 2 072 966 906 473 2 238 38 521 477 208 12,38 196 809 196
1912 20 923 6 807 3 779 2 074 2 203 1 006 949 407 2 246 40 394 511456 12,66 198 998 203
1913* 20 647 6 854 3 772 2 086 2 214 880 986 322 2 368 40 129
i V o rlä u fig e Z a h le n .
D ie ü b e rs ie h t fin d e t f ü r die K o k s - u n d B r i k e t t p r o d u k t i o n in d e r n eb en ste h en d e n T a b e lle eine E rg ä n zung. Sie is t n ach dem vo m C om ité C en tral des H o u illères d e F ra n c e h erausgegebenen »Annuaire« z u säm m en g estellt.
D ie a m tlic h e S ta tis tik , w elche ü b e rh a u p t k ein e Ge
w innungsziffern fü r B rik e tts b rin g t u n d solche fü r K oks zu m e rste n Mal ü b e r d a s J a h r 1912 v e rö ffen tlic h t, g ib t fü r dieses E rzeu g n is eine P ro d u k tio n von 3 667 393 t an. D ie A bw eichung u m 618 000 t ist re c h t b e d e u te n d u n d e rk lä rt sich m öglicherw eise d a ra u s, d a ß d as C om ité C en tral n u r die G ew innung d e r Z echenkokereien erfa ß t, w ogegen die a m tlic h e S ta tis tik au ch die E rze u g u n g d e r H ü tte n k o k e re ie n usw . m itb erü ck sich tig t.
• K o k s B r i k e t t s K o k s B r i k e t t s
1000 t 1000 t
1900. . ... 2 289 1 763. 1 9 0 7 . . . . . . 2 512 2 635 190 1 . . ...1 851 1 883 ■1908.... . . . 2 263 2 768 190 2 . . ...1 759 1 959 1 9 0 9 . . . 2 472 3 074 190 3 . . ... 2 053 2 168 1 9 1 0 . . . 2 695 3 102 1904. . ... 2 021 2 259 1 9 1 1 . . . 2 911 3 344 1905. . ... 2 268 2 268 1 9 1 2 . . . 3 049 3 496 1 90 6 . . ... 2 280 2 286 1913° . . . 3 060 3 423
1 V o rlä u fig e Z a h le n .
D ie folgende Z u sam m en stellu n g u n te rric h te t über d e n im B e ric h ts ja h r g ez a h lte n L o h n , ü b e r die Z a h l d er A r b e i t s t a g e u n d die T a g e s l e i s t u n g des einzelnen A r
b eiters in ’ d en w ich tig sten französischen K ohlenbezirken.
Nord- und Pas- de-Calais
Saint-
Étienne Alais . Le Creusot
und Blanzy
Aubin, Carmaux und Albi
C o m m e n - t r y D o y e t u n d
S a in t E lo y
Provence (Braun
kohle)
Frank
reich ins
gesamt Zahl der Arbeitstage
unter T a g e ... 284 320 276 284 301 ' 289 266 289
über , , ... 303 321 250 293 286 298 260 300
J ahresleistung
unter T a g e... . . . t 284 298 239 377 292 . 223 348 283
insgesamt... . . , t 217 190 101 232 182 163 235 202
Tagesleistung
unter Tage... . . . . t 0,967 0,929 0,866 1,327 0,967 0,771 1,305 0,980 insgesamt... . . . . t 0,749 0,593 0,603 0,801 0,616 0,593 0,890 0,698 Jahresdurchschnittslohn
unter Tage... . . . fr 1,709 1,704 1,478 1,502 1,646 1,404 1,318 1,645
über ,, ... . . . fr 1,234 1,239 0,860 1,184 1,113 1,086 0,890 1,170
Tagesdurchschnitts lohn
unter Tage... . . . fr 6,02 5,32 5,36 5,29 5,46 4,86 4,95 5,70
über ,, ... . . . . . fr 4,08 3,86 3,44 4,04 3,90 3,64 3,42 3,93
Lohnaufwand
auf 1 t Förderung . . . fr 7,34 8,08 7,93 5,96 7,96 8,09 5,02 7,44