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Ungedruckte Briefe von und an Kardinal Melchior von Diepenbrock. Nach dem im Erzbischoflichen Diozesanarchiv zu Breslau vorhandenen Material

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Academic year: 2022

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U ngedruckte B riefe v o n u n d an

K a r d in a l M elchior v o n D iepenbrock

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Ungedruckte Briefe von und an

Kardinal Melchior vonDiepenbrock

N ach d em im E r z b is c h ö fl ic h e n D i ö z e s a n a r c h i v z u B reslau v o r h a n d e n e n M a t e r i a l

Herausgegeben von

Prof. Dr. Alfons Nowack

D i r e k t o r

des E rzb isc h ö flic h e n D i ö z e s a n a r c h i v s u n d - M u s e u m s

(10)

^*1

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I m p r i m a t u r

B r e s la u , den 7. März 1931

A. K a r d i n a l B e r t r a m E r z b i s c h o f v o n B r e s l a u

<

2.5

A l l e R e c h t e V o r b e h a l t e n

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Inhaltsverzeichnis

Zum G e le it... 7 V o rw o rt... 9—11 Kurzer Inhalt der B r i e f e ... 13—21 Briefe von und an Diepenbrock

in chronologischer O rd n u n g ... 23—206 E rlä u te ru n g e n ... 207—227 Personen-xmd O rts-V erzeich n is... 229

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Zum Geleit!

Cardinal von Diepenbrock’s achtjährige bischöfliche Regierung ist eine Quelle reichen Segens gewesen für die ostdeutsche Riesendiözese. Mit dankbarer Liebe hängt heute noch Schlesien an allen Erinnerungen, die an seine kurze Amtsführung sich knüpfen. Seine charaktervolle Festigkeit in den Kämpfen seiner Zeit, sein tiefes Ver­

ständnis für religiöses Innenleben und priesterliche Tu­

gend, sein klarer Blick, für die Aufgaben des oberhirt- lichen Amtes und seine Entschiedenheit in W ahrung kirchlicher und staatlicher Ordnung: alles das gab seinem W irken segensreichen Erfolg.

Freudig begrüßen w ir daher die Ausgabe „Unge- druckte Briefe“ von ihm und an ihn, die hier dargeboten wird. In ihnen tritt lebensvoll der Adel seines hohen Charakters, sein Mut und sein Herz voll opferwilliger Liebe in Erscheinung; auch manche historisch wertvollen Angaben aus der Geschichte Schlesiens finden sich in diesen Briefen, die zugleich durch den edlen Feinsinn des geistvollen O berhirten eine anziehende Färbung erhalten.

In Schlesien und weit über dessen Grenzen hinaus wird diese Sammlung dankbarste Aufnahme finden und beitragen zum Fortleben seines Geistes.

B r e s l a u , am St. Hedwigsfeste 1931.

A. Card. B e r t r a m , Erzbischof.

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V orw ort.

Johannes Friedrich Böhmer sagt in einem Briefe vom 13. Januar 1862 an Hermann Hiiffer, er sei ein großer Freund von Brief Sammlungen, „da nichts anderes uns so sehr in die Gemeinschaft mit bedeutenden Männern führe“. Ebenso w ahr ist die Bemerkung in einer deut­

schen Zeitschrift: „Je höher der Mann über das Mittel­

maß der Alltäglichkeit hinausragt, je w eiter die von ihm ausgehende Bewegung auf die geistige Physiognomie der Mitzeit ihre Kreise zog, je kräftiger er seinen Namen in die Geschichtsblätter seiner Zeit eintrug, desto er­

wünschter muß es uns sein, ein solches Spiegelbild seines Geistes zu besitzen.“

In den Briefen Diepenbrocks haben w ir ein getreues Spiegelbild des großen Kirchenfürsten, der wie ein Prophet des alten Bundes mit edlem Freim ut und wunderbarem Takt an seinen ehemaligen König Ludwig I. von Bayern mahnend und warnend in der Lola-Montez-Angelegenheit herantritt und in den Briefen an König Max II. so wie an Domdechant Dr. R itter energisch die Rechte der Kirche verteidigt, der in dem Briefwechsel mit Weihbischof Daniel Latussek und dem Domherrn Heinrich Förster alle Fragen des kirchlich katholischen Lebens während seiner Regierung klar und entschieden behandelt, der in dem Briefwechsel mit Ehrendom herrn Heide, Ratibor, eine w ahrhaft rührende Sorge für seine armen oberschlesischen Diözesanen zeigt, während er selbst froh wäre, durch den Typhus von aller Sorge erlöst zu werden, und der es

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nicht verschmäht, einen Glöckner, den der König wegen eines im Jähzorn begangenen Totschlages zum Tode ver­

urteilt, auf Diepenbrocks Fürsprache aber zu lebens­

länglichem Gefängnis begnadigt hatte, aufzurichten, zu mahnen und zu trösten.

Zugleich ist der Briefwechsel Diepenbrocks ein ge­

treues Spiegelbild der Zeitgeschichte um das Jahr 1848, in der der Rongeanismus, die Typhusepidemie, die Revo­

lution und tiefeinschneidende innere politische Fragen eine Rolle spielen. Wie interessant ist es, die unter unmittelbarem Eindruck niedergeschriebenen Berichte Heinrich Försters aus den bewegten F rankfurter Sep­

tembertagen des Jahres 1848 und die ergreifende K orre­

spondenz mit dem Ehrendom herrn Heide über den galizischen Typhus zu lesen, „der durch K rakau und Österreich-Schlesien in die oberschlesischen Hungergegen­

den Pleß, Rybnik, Ratibor eindrang, wo seit drei Jahren die Kartoffeln, die einzige Nahrung, fehlten, dort einen wahren Wucherboden fand und nun die Todessichel schwang.“

Es kommen hier 96 Briefe von und an Diepenbrodk zum Abdruck, die, abgesehen von den im Konzept vor­

handenen Briefen an Ludwig I. und Max II., im Original­

tex t im Erzbischöflichen Diözesanarchiv zu Breslau vor­

liegen.

Ausgeschlossen sind hier: Der Briefwechsel Diepen- brocks mit König Friedrich Wilhelm IV., der von Joseph Jungnitz („Beziehungen des Kardinals Melchior von Diepenbrock zu König Friedrich Wilhelm IV.“, Aderholz 1903) und von Heinrich Finke („Aus dem Briefwechsel des Kardinals Diepenbrock mit König Friedrich Wilhelm IV.“, Hochland 1911, Oktober, S. 18^—39) veröffentlicht wurde, außerdem die Briefe an Emilie Linder (veröffentlicht von Hermann van Hamm im Pastor Bonus, Jahrgang 34,

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Heft 5, 7, 12 und Jahrgang 35, Heft 2 und 7), die in der Diepenbrock-Biographie von Heinrich Förster, sowie die von der Historischen Kommission in Breslau veröffentlichte Korrespondenz Diepenbrocks mit Herzogin Dorothea von Sagan.

Die Mitteilung der hier veröffentlichten Briefe hat, was den Briefwechsel mit Ludwig I. von Bayern, Max II.

von Bayern, Passavant, Metternich, zum großen Teil auch die Briefe von Förster und Ritter anlangt, eine über die Grenzen der Breslauer Erzdiözese weit hinausgehende, im übrigen diözesangeschichtliche Bedeutung.

Seiner Eminenz, dem Hochwürdigsten Herrn Kardinal Bertram, Fürsterzbischof von Breslau, sei für das Geleit­

wort ehrfurchtsvoll gedankt.

Breslau, September 1931.

D r. N o w a c k.

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K urzer Inhalt der Briefe.

1. Von J o h a n n M i c h a e l S a i l e r . München, 25. Juni 1825. Freude über das in Aussicht gestellte Wiederkommen Diepenbrocks. Bietet ihm W ohnung in seinem Hause an. Be­

fürchtung wegen Görres’ Nichtanstellung in München.

2. Von C l e m e n s B r e n t a n o . Koblenz, 19. November 1827.

Druck des Suso und Wünsche Brentano’s dieserhalb. Das ge­

plante „Liederbüchlein“, die rührenden ältesten Volks-, Marien-, W eihnadits- und Passionslieder. Ratschläge. Persönliches und Anfragen betreffs Görres, Franz Savigny und Gofiler.

3. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Regensburg, Osterdienstag 1845. D er P apst h at die form atio processus canonici in curia in der Bischofsangelegenheit Diepenbrocks angeordnet. W arum er in Salzburg konsekriert werden will.

4. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Regensburg, 17. A pril 1845.

D ank fü r erhaltene Auskünfte. Die ihn erw artenden Ehren­

bezeugungen sind fü r ihn eine Folter.

5. An H e i n r i c h F ö r s t e r . 31. Mai 1845. Er bedauert, daß er nicht abends in aller Stille in Breslau eintreffen kann.

König Ludwig h at ihn in den F reiherrnstand erhoben, auch mit der Absicht, ihm die hohen österreidrischen Taxen zu ersparen.

Kurze Skizze seines Lebens. F ü r die Installationspredigt Försters:

je weniger, desto besser.

6. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Aigen, den 18. Juni 1845.

D. h at Nidetzki „ablaufen“ lassen. Bischofsweihe w ar ergreifend.

Er geht über A ltötting nach Berlin.

7. An K a r l P a s s a v a n t. Berlin, 9. Juli 1845. Berufung von Staudenm ayr w ird erwogen. Freundliche A ufnahm e D. in Berlin.

8. An K a r l P a s s a v a n t . Breslau, 5. August 1845. Ein­

drücke seit seinem Einzuge in Breslau. Uber „Lichtfreunde“ in Schlesien. Über Berufung von Leopold Schmid.

9. An K a r l P a s s a v a n t . Breslau, 10. September 1845.

Religiöse Spannung in Sdilesien durch die Rongeaner.

10. Von K ö n i g L u d w i g I. Reidienhall, 8. August 1845.

Bitte um ein Verzeichnis von Priestern in Bayern, die zu Bischöfen, Domherren, Professoren etc. geeignet sind.

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11 Yon K r o n p r i n z M a x i m i l i a n v o n B a y e r n . Nymphenburg, 11. September 1845. D ank fü r Segenswünsdie zur Geburt des Erstgeborenen. D. hat König Ludwig über die Gesinnung Maximilians beruhigt.

12. Von K ö n i g L u d w i g I. Wiederholung des Wunsches in Brief 10. Dank für Hirtenbrief.

13. Von K r o n p r i n z M a x i m i l i a n . München, 31. D e­

zember 1S45. D. möchte auf König Ludwig einwirken, daß eine wissenschaftliche Umgebung (Prof. Häusser) keine G efahi füi seine kirchliche Überzeugung habe.

14. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Erdmannsdorf, 10. Oktober 1846. Urteil über das Pamphlet des Theiner. Schilderung des Ausfluges mit dem König auf die Schneekoppe.

15. Von K ö n i g L u d w i g . München, 9. Dezember 1846.

Freude über die jetzt zwischen ihm und dem K ronprinzen herr- sdiende Innigkeit.

16. Von F e l d m a r s c h a l l H a n s G r a f Z i e t e n . W arm ­ brunn, 17. Januar 1847. Dank für Aufnahme seines Enkels im bischöflichen Palais zu Breslau.

17. An K ö n i g L u d w i g I. v o n B a y e r n . Breslau, 29. J a ­ nuar 1847. Mahnung Diepenbrocks, das Verhältnis m it der Tänzerin Lola Montez aufzugeben.

18. An K ö n i g L u d w i g I. v o n B a y e r n . Breslau, 17. Februar 1847. Diepenbrock antwortet auf das den 9. F ebruar eingelaufene Schreiben des Königs; er glaube, ja er wisse, daß das Verhältnis von seiner Seite von gemeiner Sinnlichkeit frei sei, weist aber auf die Pflicht, auch den Schein des Bösen zu meiden und auf die politischen üblen Folgen der Sache bin.

19. Von J o h a n n , K ö n i g z u S a c h s e n . Dresden, 21. Februar 1847. Urteil über den von Diepenbrock in der Lola- Montez-Sache ihm übersandten 1. Brief und die Antw ort des Königs. Wirkungen der Lola-Montez-Angelegenheit.

20. Von C h r i s t o p h v o n S c h m i d . Augsburg, 9.^März 1847. Übersendet das Handbuch zu seinem „Katechismus“ und die „Verlobten von Manzoni“. Domherr Zech.

21. An K ö n i g L u d w i g I. v o n B a y e r n . Breslau, 27. Marz 1847. Lenkt den Blick des Königs auf ein Berliner Zeitungsblatt, in dem Lola mit dem Namen des hl. Ignatius von Loyola Spott treibt.

22. Von F r a u P r o f e s s o r P h i l l i p s . München (1847).

Traurige Lage ihres Gemahls infolge der Absetzung durch die bayerische Regierung. Bitte, für ihn gelegentlich ein W ort ein­

zulegen.

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23. Von P r o f e s s o r G e o r g P h i l l i p s . München, 25. Juni 1847. Erteilt dem Brief seiner Gemahlin den Laufpaß. Traurige Zustände in München.

24. Von Domdechant J o s e p h R i t t e r . Breslau, 20. Juli 1847. Lambruschini aus Rom geflohen. Errichtung von Bürger- garden. 2000 Breslauer zum Schützenfest nach Berlin.

25. Von C h r i s t o p h v o n S c h m i d . Augsburg, 6. Sep­

tem ber 1847. D ank fü r Glückwunsch zum 80. Geburtstage. E r­

innerung an Sailer. Die Konfessionen rücken sidi näher.

26. Von P r i n z G u s t a v H o h e n l o h e . Rom, 24. Februar 1848. Vor einigen Wodien Lärm U nzufriedener in Rom. An­

sprache des Papstes an das Volk.

27. An F r a n z H e i d e . Breslau, 27. F ebruar 1848. Diepen- brock käm e gern in das Typhusgebiet. B ittet um Bescheid, ob er kommen soll.

28. Von F r a n z H e i d e , Ratibor. Ratibor, 27. F ebruar 1848.

Äußerste Anstrengung bei der Fürsorge fü r die T yphuskranken.

D ank fü r Zusendung der Vinzentinerinnen. B efürditung, ob die Barmherzigen Brüder die anstrengende Pflege aushalten werden.

29. An F r a n z H e i d e . Breslau. 28. F ebruar 1848. Die Zeichen der Zeit werden drohender. H. soll sich nach Breslau ausruhen kommen.

30. Von B i s c h o f J o h a n n G e o r g v o n M ü n s t e r . Münster, 28. F eb ru ar 1848. Die Brüder F reiherrn von Ketteier (Pfarrer von Hopsten und K aplan in Beckum) stellen sidi zur Seelsorge in dem obersdüesischen Typhusgebiet zur Verfügung.

31. Von F r a n z H e i d e . R atibor, 1. März 1848. Künzer ernstlich erkrankt. Dringende Bitte an D., jetzt nidit zu kommen.

32. An F r a n z H e i d e . Breslau, 3. März 1848. Künzer ge­

fährlich erkrankt. H. soll sidi um Gottes Willen schonen.

33. Von F r a n z H e i d e . R atibor, 3. März 1848. Im Kreise R ybnik und Pleß Mangel an größeren Lazaretten. In R atibor das W aisenhaus der Posener Barmherzigen Sdiw estern ein­

gerichtet.

34. Von F ü r s t F e l i x L i c h n o w s k y . Berlin, 13. März 1848. D er König h at die Vereinigung des großen Landtags u nter­

zeichnet. Bald ist eine gemäßigte K onstitution da. In Berlin kleine Erneute.

35. Von F r a n z H e i d e . R atibor, 18. März 1848. Dem Künzer geht es besser. Zur U nterstützung der Armen und K ranken sind 7000 Reichstaler eingegangen.

36. An F r a n z H e i d e . Breslau, 19. März 1848. Die be­

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ruhigende Nachricht über Künzers Befinden h at Diepenbrock erfreut. In Breslau große Unruhe. Gerücht, F ürst Metternich sei in der Fürstbischöflichen K urie versteckt.

57. Von K a r l J a r c k e . Wien, 19. März 1848. Audi in Wien die Welt aus den Angeln. „W ir stehen immer nodi au f einer Pulverm ine.“

38. Vom D o m k a p i t e l , B r e s l a u . Breslau, 20. März 1848.

D ringende Bitte, aus Johannesberg nach Breslau zurückzukehren.

39. Vom G r a f e n Z i e t e n . Breslau, 20. März 1848. Zielen besdiw ört D., zurückzukehren.

40. An Weihbischof D a n i e l L a t u s s e k . Johannesberg, 20. März 1848. D. h at durch die Abreise aus Breslau nadi Johannesberg die A ufregung hierselbst beschwichtigt und will bald nach Breslau zurück.

41. Von K a r l P a s s a v a n t . F ra n k fu rt a. M., 13. April 1848. Die letzten Wochen tragen in sich den Keim zur Um­

gestaltung von Deutschland. Wichtigkeit der kommenden Wahlen.

Die sdiwierige Frage über das O berhaupt des Bundes. Gagern der fähigste Minister.

42. An F r a n z H e i d e . Ohne D atum . D ie P farrer sollen ihren Einfluß au f die Gemeinden zur Erzielung vernünftiger Wahlen geltend machen, sich selbst als W ahlkandidaten nicht aufstellen lassen.

43. Von K a r l P a s s a v a n t . F ran k fu rt a. M., 16. A pril 1848. In stürm isdien Tagen durch die E intradit der Bürger O rdnung gehalten. Preußen m uß sich fü r die Bewegung zur Einheit Deutschlands aussprechen, sonst kom m t Anarchie. Lite­

rarische Interessen.

44. Von C h a r l o t t e N e u m a y r . C harfreitag 1848. Teil­

nahm e fü r König von Preußen. In München Stimmung gegen ihn. W ahlkam pf fü r’s Parlam ent. Teilnahme des bayrischen Volkes fü r König Ludwig. Eindruck des Königs M aximilian.

In der Ständeversammlung. Das Gebet D. fü r die arm en O ber­

schlesier. Anhänglichkeit an den gegenwärtigen König.

45. A n d e n p r e u ß i s c h e n M i n i s t e r G r a f e n S c h w e r i n . Breslau, 6. Mai 1848. Grobe Ausschreitungen der pommerschen Soldaten im Großherzogtum Posen veranlassen Diepenbrock zur Bitte einer möglichst ehrenvollen A bberufung der leitenden Personen und zu einem Truppenwechsel.

46. An D a n i e l L a t u s s e k . F ra n k fu rt a. M., präsent.

26. Mai 1848. D. fü h lt sich in F ra n k fu rt noch gar nicht heimisch.

E rste Eindrücke der parlam entarischen Verhältnisse.

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47. An D a n i e l L a t u s s e k . F ran k fu rt, 9. Juni 1848. Die Sitzungen sind wegen der Hitze unerträglidi. D. versammelt die hervorragendsten K atholiken des Parlam ents zur Besprechung eines Operationsplanes. Die Stimmung in den Rheingegenden beunruhigend.

48. An D a n i e l L a t u s s e k . F ran k fu rt, 15. Juni 1848.

Trübe finanzielle Verhältnisse in Johannesberg. General von Radowitz h at die Leitung des von Diepenbrock veranlaßten Katholiken-Komitees übernommen. Ein G rund gegen Aufhebung des Patronatsrechtes.

49. Von H e i n r i c h F ö r s t e r . F ran k fu rt, 7. September 1848. Verhandlung über die „Kirdienfrage“ und über den Ab- sdiluß des W affenstillstandes zwischen Preußen und Dänemark.

Toben der Radikalen.

50. Von H e i n r i c h F ö r s t e r . F ran k fu rt, 16. September — 19. September 1848. Ausführliche Berichte über die U nruhen und Kämpfe, bei denen F ürst Lichnowsky erm ordet w urde in F ran k ­ furt.

51. Von H e i n r i c h F ö r s t e r . F ran k fu rt, 29. September 1848. Bericht über die parlamentarische Lage in Frankfurt.

Die Geistlichkeit als soldie von der Beaufsichtigung der Schulen ausgeschlossen. Jesuiten und Redem ptoristen fü r immer vom deutsdien Boden verbannt. Lichnowsky. Liste der Proskribierten Die Bischofskonferenz in W ürzburg. Redienschaftsberidit von Döllinger.

52. An D a n i e l L a t u s s e k . J ohannesberg, 7. Oktober 1848. D. in einem so „elenden“ Gesundheitszustand, daß er selbst zur Bisdrofskonferenz nach Würzburg nicht reisen kann.

55. Von H e i n r i c h F ö r s t e r . F ran k fu rt, 11. Oktober 1848. F. will von W ürzburg über Dresden nadi Hause, um der D eutsdien N ationalversam m lung zu entgehen.

54. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Johannesberg, 12. Oktober 1848. K rankheit und unangenehme Nachriditen verhindern die Reise nadi W ürzburg. Förster soll ihn vertreten. Weisung, daß die etwa zu veröffentlidiende E rklärung des Episkopates keine feindliche Stellung gegen Reidistag einnehme. Kanonikus Heide, Ratibor, soll nadi W ürzburg mitgehen.

55. An F r a n z H e i d e . Johannesberg, 12. O ktober 1848.

Heide soll nadi W ürzburg als Stellvertreter Diepenbrocks gehen.

56. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Johannesberg, 15. Oktober 1848. D. hat die Reden F ö rste rs und Döllinger’s m it Genug­

tuung gelesen. Aus Wien verzweifelte N adiriditen: der Kaiser

2 N ow ad i, U ngedrudcte D iepenbrock-B riefe 17

(24)

in Olmiitz. Kriegsminister L atour ermordet. Zustände im Bischofslande. „Der tolle Advokat.“

57. An K a r l P a s s a v a n t . F ra n k fu rt a. M., 22. [Oktober]

1848. Psychische Leiden D. Wissenschaftliche Beschäftigung und Erinnerung an vorzügliche Menschen, die ihm im Leben be- gegneten, sind Seelenarznei. Heinrich Förster fehlt es am „heitern Frieden“.

58. An K a r l P a s s a v a n t . Johannesberg, 22. Oktober J848. W üten der Cholera. Wien w ird cerniert. Heide w ird P.

empfohlen. Eindruck vom l'o d e des Fürsten Lichnowsky auf D.

59. Fon F ü r s t M e 11 e r n i c li. Brigthon, 23. Oktober 1848.

Verteidigung seines Systems.

60. Von H e i n r i c h F ö r s t e r . W ürzburg, 26. O ktober 1848. LIeide’s und F ö rste rs R eferat über das bradüum saeculare.

V erhandlungen m it größter Gründlichkeit geführt. Versuche, Förster als P farrer in F ra n k fu rt zurückzuhalten.

61. An D a n i e l L a t u s s e k . Johannesberg, 3. November 1848. W ürzburger Konferenz h at w ürdevoller als alle deutsche Parlam ente begonnen. D. hat den U ntertanen in Österreich- Schlesien versprochen, daß durch den Sieg der kaiserlichen T ruppen die Roboten nicht wieder eingeführt werden, und da­

durch die Ruhe hergestellt.

62. An F r a n z H e i d e . Breslau, 7. Dezember 1848. H. An­

wesenheit in Oberschlesien aus wichtigsten G ründen dringend notwendig. Soll aus W ürzburg zurückkehren. Eindruck des H irtenbriefs gegen Steuerverweigerung.

63. An D a n i e 1 L a t u s s e k. Breslau, 7. F ebruar 1849. Die W ahlen in Schlesien nicht gut ausgefallen. Schwere Kämpfe in Aussidit wegen des unsinnigen Wahlgesetzes. Schlimme böigen des W ahlaktes: Verleumdung, Haß, Zwietracht.

64. An D a n i e l L a t u s s e k . Wien, 6. Mai 1849. Eindrücke von der Bischofsversammlung in Wien. Die Angelegenheit der erloschenen Parochien und der alternativen Pfarreien. Ehrung Diepenbrocks auf der Bisdiofskonferenz.

65. An D a n i e l L a t u s s e k . Wien, 11. Mai 1849. Die 33 Bischöfe der Konferenz bleiben solange zusammen, als die Beratung der wichtigen Materien es erfordert. Eigene Komitees fü r Klosterangelegenheiten und Ehesadien. E r kom m t erst nach Pfingsten nach Breslau.

66. Von H e i n r i c h F ö r s t e r . Breslau, H im m elfahrtstag [17. 5.] 1489. B arrikaden in Breslau. Die ersten beiden Ver­

sam mlungen des katholisdien Zentralvereins.

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67. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Wien, 51. Mai 49. D. krank.

Begrüßt die Anstellung v. Kettelers in Berlin. Em pfiehlt Förster Reise nach Tirol.

68. Von „ E u s t o c h i u n i u n d P a u l a “. M ahnung, seiner Gesundheit die notwendige Beachtung zu schenken.

69. Von G u s t a v P r i n z H o h e n l o h e . Gaeta, 8. Juli 1849. Verfolgung des Klerus in Rom. Einzug der Franzosen.

70. Von J o s e p h I g n a z R i t t e r . Breslau, 3. September 1849. R. in M ünster zum D eputierten der ersten Kammer ge­

w ählt gegen Waldeck.

71. Von G u s t a v P r i n z H o h e n l o h e . Portici, 17. Oktober 1849. Beförderung Hohenlohe’s. R ührende Szenen beim E r­

scheinen des Papstes in Neapel.

72. Von J o s e p h I g n a z R i t t e r . Berlin, 19. O ktober 1849. Die von der ersten Kammer gemachten Zusätze in der Kirchenfrage werden vermutlich gestrichen werden. Betreffend die Sdiulfrage bekomme der S taat die Schulen ganz in seine Hände. Finanzsache. Vielleicht kom m t es zu einer abermaligen Auflösung der Kammern.

73. Von J o s e p h I g n a z R i t t e r . Berlin, 23. Oktober 1849. Die D eputierten der katholischen Konfession der zweiten Kammer haben die Amendements in Artikel 12 beseitigt.

74. Von J o s e p h I g n a z R i t t e r . Berlin, 31. Oktober 1849. Übersendung des Berichtes vom Zentralausschuß über A rtikel 11—23. Ob die Konstitution von den katholischen D eputierten beschworen werden könne. Voraussichtlicher Gang der parlam entarischen V erhandlungen in den nächsten Wochen.

75. An F r a n z H e i d e . Breslau, 2. Dezember 1849. O rdens­

verleihung an H. und Krause. A uffassung D. darüber. Uber den Besudi der Herzogin Dorothea von Sagan. H irtenbrief, No­

vember 1849.

76. Von J o s e p h I g n a z R i t t e r . Berlin, 11. Dezember 1849. D. H irtenbrief. Ansicht des H errn v. Gerlach über die Vereidigung au f die Verfassung.

77. Von J o s e p h I g n a z R i t t e r . Berlin, 13. Dezember 1849. Minister Ladenberg’s Niederlage bei den Verhandlungen über die Sdiulfrage.

78. An D a n i e l L a t u s s e k . Breslau, 20. Dezember 1849.

Eine Versammlung der preußischen Bischöfe vor der Sanktion der Verfassung ist zurzeit nicht ratsam.

79. An J o s e p h I g n a z R i t t e r . Breslau, 17. A pril 1850.

D. kann die Ansicht nicht teilen, daß eine Verwahrung kirdi-

2* 19

(26)

lieber Rechte betreffs der Verfassung unnötig sei. Audi der König habe den Vorbehalt gemacht salvis Maiestatis iuribus.

80. An H e i n r i c h F ö r s t e r . [Wien, Mai 1850.] Der N untius schreibt bezüglich der Mainzer Bisdiofswahl, Förster könne beruhigt sein, da er bei derselben ex nexu bleibe.

81. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Johannesberg, 10. Oktober 1850. Mühevolle Beigaben des K ardinalats. Diepenbrock geht nicht nach Köln.

82. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Breslau, 25. Oktober 1850.

Trost fü r Förster in der Mainzer Bischofsangelegenheit.

83. An J o s e p h I g n a z R i t t e r . Breslau, 27. November 1850. D. ist mit dem Entwurf des neuen Ehegesetzes nicht ein­

verstanden. Gründe dafür. R itter möge zum Frieden votieren.

84 An F r a n z H e i d e . Breslau, 28. Dezember 1850. Be­

gnadigung des Domglöckners Scharte.

85. An D o m g l ö c k n e r S c h a r t e . Breslau, 16. Jan u ar 1851. Ernste W orte und M ahnungen an den vom König be­

gnadigten Scharte.

86. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Johannesberg, 15. Juli 1851.

Glüdcwunsdi zum Namensfeste. O rdensverleihung des Heiligen Vaters.

87. Von H e i n r i c h F ö r s t e r . Breslau, 15. Septem ber 1851.

„Stierkam pf“ in Johannesberg. Gerüchte über Obsiegen des Katholizismus, Untergang des Protestantism us, Neigung des Königs zum katholischen Glauben.

88. Von F ü r s t M e t t e r n i c h . Wien, 9. O ktober 1851. Er ist infolge der Überzeugung seiner gänzlichen Unfähigkeit, eine Rolle in der Revolution zu spielen, aus dem aktiven Leben ge­

treten. Die Revolution habe bewiesen, daß sie etwas zu schaffen unfähig sei. O rdnung sei das erste Bedürfnis. Diese beruhe in der Ehrfurcht vor der A utorität.

89. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Johannesberg, 29. Oktober 1851. F. soll sich durch unangenehme E rfahrungen den Seelen­

frieden nicht stören lassen. Sufficit diei malitia sua.

90. An H e i n r i c h F ö r s t e r . 29. Dezember 1851. Trost aus Jacopone da Todi.

9t. Von H e i n r i c h F ö r s t e r . Breslau, 1. Ja n u ar 1852.

D ank für Mitteilung der Worte Jacopone’s.

92. An K ö n i g M a x I I . v o n B a y e r n . Breslau, 28. März 1852. Diepenbrock bittet den König, die Jesuitenmissionen in Bayern zu gestatten, um den gottlosen Geist des Umsturzes zu bannen.

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93. Yon K ö n i g M a x v o n B a y e r n . München, 13. April 1832. Er wolle nur die Übergriffe der Geistlichkeit hintanhalten und der Kirche geben, was der Kirche ist, dem Staate, was des Staates ist. Denkschrift der Bischöfe habe ihn verletzt in Form und Fassung.

94. An D a n i e l L a t u s s e k . Johannesberg, 8. Juli 1852.

D. durch die m it dem quälenden Leiden verbundenen Krämpfe sehr geschwächt, k ann zum Fronleichnamsfest nicht nach Breslau kommen.

95. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Johannesberg, Mitte Juli 1852. Glückwunsch. Durch Zeitungsalarm sind Apollonia Diepen- brock und zwei geistliche Neffen nach Johannesberg gekommen.

96. An H e i n r i c h F ö r s t e r . Johannesberg, 5. August 1852. Güntherianism us. Untersuchung Diepenbrocks durch einen Chirurgen.

21

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(29)

I

Von Johann Michael Sailer1

M ü n c h e n , 25. Januar 1826.

L i e b e r F r e u n d !

Die Zusage Ihres W i e d e r k o m m e n s war mir so erquickend, als der Morgenthau der schmachtenden Pflanze (gestern erhielt ich Ihr Schreiben aus Bonn). Der Ab­

schiedsbrief, den Sie mir zurückgelassen, hat mir Therese,3 Proske3 unaussprechliche Freude gemacht.

Wahrhaftig, jedes Wort, das aus dem H e r z e n d e r D e m u t h quillt, versöhnet Gott, bereitet ein Freuden­

fest für die Engel, erheitert Freunde und Nachbarn, und macht dem Teufel die Hölle doppelt heiß.

Soeben, da ich dies schrieb, kam Ihr zweyter Brief

— vom 20. Jun. aus Bochold. Herzlichen D ank für Ihr Wieclerkommen — Die W o h n u n g in meinem Hause steht Ihnen zu Gebote . . . und was ich sonst vermag . . . Brauchen Sie Ihre C u r in Coblenz nur recht lange, und eilen nicht zu sehr . . . Denn G e s u n d h e i t ist für Sie ein unersetzliches G ut . . . So sehr G . . .s4 W irken bei uns gedeihen möchte, so ist doch zu fürchten, daß von Außen mächtige Hindernisse dagegen gemacht würden.

An C l e m e n s , 5 dem ich das Allerbeste gönne, meine freundlichsten Wünsche und Segnungen — — so an die Ihren in Bochold.

Mit ewiger Liebe

Ihr S.

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2

Von Clemens Brentano

C o b l e n z , 19. November 1827.

Auf deinen lezten Brief vom 28.8ber antworte ick dir, daß Hölscher den Suso1 drucken will und daß du daher das m sp t. einsenden magst, um es zensiren zu lassen. Er ist auch geneigt, es in Offenbach drucken zu lassen, und Steingaß5 oder Thomas3 können dann die Correktur besorgen. Er meinte zwar, er brauche es gar nicht zur Zensur zu senden, und könne das Gedruckte erst hingeben, ich halte es aber doch für das beste, daß er das mspt. sieht, damit er einen Ueberschlag mache. Die Vorrede von Görres bittet er dick zu befördern, und es ist darum iiöthig, daß du ihm schreibst, und ihn aufforderst, sich etwa ein altes gedrucktes Exem­

plar von der Bibliothek zu verschaffen. Wenn du ihn nicht dazu ermahnst, so kömmt er nicht dazu. Hölscher begehrt dazu, deine Forderung zu wissen, etwa den Preiß des ganzen m s p t s. E r kann dann den Druck einrichten, wie er will, er macht seine Bücher nicht theuer, und ist ein durchaus einfacher ehrlicher Mann. E r rechnet durch Görres Ruf in Baiem durch das Buch einen Tauschartickel gegen Süddeutsche Bücher zu erhalten. Von dem Fenelon hat er mir die Beredmung in seinem Handlungsbuch gezeigt, 700 Exemplare mußt er verkaufen, um auf den Kosten zu seyn. 500 sind verkauft, aber es geht fortwährend nach.

Dieses ist Folge des wohlfeilen Preißes, andre sind schon m it 500 auf den Kosten. Vor allem ersuche ich dich gleich an Silbert zu schreiben, und ihm zu melden, daß dein Suso unter der Presse ist, damit er nidit loslegt und den Mann dadurch in Schaden bringt. Wegen des Kupferstichs wende dich doch sogleich an Görres und Goldmann zugleich auch an Schenck,4 daß auf der Bibliothek nachgesucht wird, ob

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keiner da ist, denn mit der Zeichnung, die du hast, ist allerdings w ahr geworden, was ich prophezeit. Görres kann dir es in München lithographiren lassen. . . . Hölscher wünscht, daß du die Exemplarzahl für dich und den Preiß des m s p t s. überhaupt bestimmen sollst, da dann die Druckeinrichtung ihm freisteht. Ich bitte dich ihm dar­

über selbst zu schreiben, und zwar gleich, weil dadurch der Handel mehr Authorität erhält und es am Ende doch vernünftig ist, nicht immer im Hindergrunde zu munckeln.

Ich hielt es sogar für gut und vortheilhaft für den ehrlichen Mann, wenn du deinen Nahmen und Stand als Heraus­

geber angäbst. — Vom Fenelon5 ist eine Rezension in der Leipziger Litteraturzeitung erschienen, welche lobt aber auf peinlichen Schrauben geht, der Verfasser sheine aller­

dings k atholish zu seyn, es sey viel Gutes im B u h, aber die Protestanten stünden zu sehr im Hintergrund, und für sie Behutsamkeit bei der Lecktüre zu empfehlen. Er sh reib t Bossret für Bossuet, und Braf statt Graf, und wirft den Druckfehler Gez für Gex vor, sonst könne der Ueber- setzer allerdings deutsh. —

Was das Liederbühlein anbetrifft, und wie fern man altes und Neues durheinander hineinbringen soll, bin ich ein schwieriger Rathgeber, denn mein Geshmack hat Launen, und am Ende ist mir alles Eins, wenn es nur kath olish ist. N ih t, als wolle i h den Protestanten in einer zeitlihen Begeisterung einen hohen Schwung des Liedes absprehen, aber wären a u h alle Waffen Goliaths von lauterem Gold, so sind mir d o h Davids Kiesel rührender, man soll aber aus K eushheit und Treue das Gebein einer Jungfrau, die den Götzen n i h t opfern wollte, freudiger küssen, als alle Shönheitsform en der Antike usw. Da kannst du einen langen Prozeß nun anfangen, am Ende mußt du d o h die Hände w ashen, nicht wie Pilatushände, nein wie über der U ntersuhung beschmutzte. Wie mir es

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jezt einleiichtet, würde mir eine Sammlung am liebsten seyn, weldie den Charakter der Nationalität in bestimm­

ten Zeitaltern herausstellte, und zwar in jenen, wo man am innigsten, kindlichsten glaubend war. Ich würde einige Hymnen der ältesten Zeit des Christenthums, aus dem griechischen und lateinischen beginnen lassen, und so fort­

fahren. Das ganz neue ist theils zu verwaifit, selten ganz w ahr empfunden, und meist Reflexion. Es gibt unendlich rührende älteste Volks Marien-Weihnachts, und Passions­

lieder, auf denen ein Himmelsthau wie auf Feldblumen liegt, man meint, das Jungfräulein zu Nazareth habe sie als Kind den Vögeln und Blumen und Lämmern vorge­

stammelt, und sie hätten Thränen dazu geweint. Solche liebe ich auch, und sie sind sehr vergessen. Doch ist alles gut was dir recht ist, ich verstehe nichts mehr davon. Aber mich rühren diese Brosamen aus der Tasche des Bettlers den Vögeln ausgestreut, diese Wollflöckchen, die das Lamm­

gottes an den Domen der Wüste hängen ließ mehr als manches Vollendete. In Steinmüllers Jahrbücher für Reli­

gion und Sitten wird von einer Vagabundin in der Schweiz geschrieben, die mehrere bis 17jährige Kinder gehabt, die theils nicht getauft waren, ihr einziger Religionsunterricht sey in folgenden unsinnigen Reimen bestanden, die sie Abend und Morgens gebetet, es sey ein Jammer, daß selbst in protestantischen Gemeinden solche abgeschmackte Lieder vorkämen:

1. S’ ist äs T ishele der W ahrheit — ist wohl be­

reit — ist wohl besessen — Usä liebä H err Jesu hat mit sine 12 Jüngern s’ heilig N ah tm ahl gessä — Esset weidli, trinket weidli — Jezt muß i von ü h goh — muß a gar großa Streit usstoh — Jezt komma die falsh en Juda geganga — nehmat unsa lieba H err Jesus gefanga — S hlauen ihm die Wunda, die h lin a , die großa, die ge- sh lag n a die gestoßna. — A h M utter mi! H ätt i unnä

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ä Mensch, dä mi das Gebetla alle Tag dri mol that beta, i wöt em geba dri Engel mi der erst wött i selba si — der ander du liebste Muttä mi, der dritt der heilig Sdiuzengel St. Michael. Amen.

2. Gott de Vater ist mi Macht — Gott der Sohn ist mi Kraft, Gott der h. Geist ist mi Tröster — wer stärker is, als diese dri Ma der komm und grif mi a, sonst Niemand, in Nahmen d. V. S. u. hl. Geists. Amen.

3. Ich liege nieda in Gottes Hand, ich legä nieda in Gottes Gewald ich liega nieda in Christi Blut — das ist für alle bösa Geister gut, I. N. V. S. hl. Geistes. Amen.

4. O Röseli roth, o Röseli roth! Wie is der Mensch in grolla Noth! Wie is der Mensch in grofia Pein! Wie gern möcht ich im Himmel seyn, da kam i zum nä breite Weg, da kam i zum nä schmahle Steg, da kam einer u. wollt mi weisä — o nein, i loB mi numme abweisa — I kumme von Gott, wött wieda zu Gott — Gott hat mi as Lichtli gebä, zu gehe ias seelge Lebe. Amen.

Ich finde mehr Religion in diesem Glauben der Armen, als in allen Predigten, die ich mein Lebtag gehört, und es wäre nicht gewagt, zu wetten, auf welchen Inseln man nach hundert Jahren mehr Christenthum fände wenn man auf die eine, die Bettler mit dieser Armuth, auf die andre die Familie eines deistischen Pastors mit all seiner Klugrednerei setzte. Es ist ein Lebenskeim in diesen Dingen, wo sie nidit mehr Vorkommen, da ist kein Grund und Boden, kein lebendiges grünes Holz, kein Fleisch und Blut, keine Empfängniß und Fruchtbarkeit mehr, auf einem po- lirten Tisch kann nichts wachsen. Das unverdaute Saamen- korn aber, das aus der Verwesung eines verwundeten Vogels, der in der Wildniß starb, hervorwächst, ist auch eine Missionsfrucht. — Ich habe auch mit solchen Hecken und Heidebeeren mein Leben gefristet, da ich ganz in der Wüste war, ich pflückte sie immer m it D ank und Rührung,

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als idi Wein und Waitzen nicht mehr kannte theils aus Eckel vor den hoffärtigen fetten Beckermeistern und den schwefelnden geschwätzigen Weinhändlem. Wer aber die heilige Haushaltung Gottes in diesen Liedern nicht er­

kennt, versteht nicht das Leben der Raben, die nicht säen, der Lilien, die nicht spinnen, und würde mit den stolzen Pharisäern den Sohn Davids im armen Zimmermannssohn nicht mehr erkennen usw. — Ähnliches wünschte ich auch gesammelt, üherhaubt das arme und innige, den Blick des Gebetes aus Kindes Aug und aus dem Auge der Heiligen usw. wie du willst. — Lasse durch Schenck dir von M a ß - m a n n Dozent in München, der darauf gesammelt hat, dir alte deutsche Marienlieder verschaffen. Einiges steht im Wunderhom, auch bitte um solche alte gedruckte und ge­

schriebene Liederbücher von der Bibliothek. G u i d o G ö r r e s6 hat Sinn dafür, bitte ihn darauf aufmerksam zu sein. — Ich wollte D ir gern die gereimten Evangelien schicken, aber ich finde, sie sind das Porto nicht wehrt, wenn ich sie lese, kann man sie wohl hören, weil ich . . . accentuire, für andre Leser sind sie der Wörtlich­

keit und Gedrängtheit wegen . . . hart und starr. Es war eine Notharbeit, die vergebens blieb.

In Düsseldorf ist vor einigen Wochen ein Jude luthe­

risch geworden mit vielem Pomp, selbst Prinzen waren Taufpathen, er wurde in viele vornehme H äuser zu Gast gezogen, und benutzte alles dieses der Gütergemeinschaft des Urchristentbums wegen, zu den bedeutendsten Dieb­

stählen. Man verfolgt ihn mit Steckbriefen.

Wenn du mir wieder antwortest, melde mir, ob, da Westerholt7 gestorben, irgend wieder eine andre Adresse existiert, dir Franco briefe zukommen zu lassen. Auch möchte ich die Adresse von Beckedorf8 wissen, wie man ihm sicher ohne Erbrechung einen Brief kann zukommen lassen. Soll ich dir den Brief senden? Wenn du etwas mit-

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theilbares geistlidi Interessantes aus Baiern weißt, so melde es mir, Diez9 und Setegaß,10 es freut und ermuthiget uns.

Wer ist der lutherisch gewordne Priester Fischer aus Landshut? Weißt du nichts über Görres Aufnahme, w ir werden von ihm selbst nie hören, er ist kein Referent. Ich habe den Brief über Christians11 Schreiben erhalten und danke. Savignys sind in Berlin, Franz Savigny12 hat drin­

gend nach F rank furt um die Beweggründe von Fells U ebertritt geschrieben, es interesiirt sehr in Berlin.

Goßler13 hält dort Predigten in vornehmen Theezirkeln.

Hast du gar keine Notitz, wie es Goldmann geht, er schreibt nicht, und kostet mich doch ein paar 100 Gulden.

Fiat. — W ir sind gesund, und grüßen herzlich den Yater und die Familie.

C l e m e n s B r e n t a n o .

3

An Heinrich Förster1

R e g e n s b u r g , Osterdienstag [1845].

H o c h w ü r d i g e r H e r r D o m k a p i t u l a r ! W e r t h e s t e r H e r r u n d F r e u n d !

Ich bin Ihnen den D ank für Ihren so vertrauensvollen lieben Brief vom 3. d. M. bisher schuldig geblieben, weil die heilige Zeit dazwischen fiel, wo ich Sie und mich nicht mit gewissen Dingen plagen wollte; und auch darum, weil ich diese Dinge, die ich doch in der Antwort an Sie näher be­

sprechen muß, m ir gern so lange als möglich fernhielt. Da m ir jedoch dieser Tage der H. Nuntius schreibt: nach einem neuern Briefe des Cardinal Lambruschinr habe der h. Vater, noch bevor meine förmliche Annahme- Erklärung Ihnen Vorgelegen, in sicherer Voraussetzung derselben die formatio processus canonici in Curia an­

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geordnet, so daß die Präconisirung schon im nächsten Consistorio (das in diesen Tagen wohl wird gehalten werden) erfolgen könne, so bin ich gezwungen, mit Ernst an meine nun nicht mehr abzuwendende dortige Zukunft zu denken und das Nöthige vorzukehren.

Vor Allem aber empfangen Sie, Theurer, meinen innig­

sten Dank für die treuen aufrichtigen vertrauensvollen Mittheilungen, die Sie mir gemacht, und für jedes Wort der Ermuthigung. das Sie mir in die Seele gesprochen! Ich habe reichlichen Trost daraus empfangen, dessen ich ach!

so sehr bedarf. Denn noch gar zu oft fällt mir meine Zu­

kunft wie ein erdrückender Berg auf die Seele, und ich muß den Gedanken, wie w underbar Gott Alles gefügt, wie augenscheinlich Sein Finger mich zu Ihnen weist, recht festhalten, um nicht im Gefühle meiner Ohnmacht und Untüditigkeit wie in einer bittern Fluth zu versinken! . . . Wegen Hirtenbriefes und Consecration habe ich vorläufig mit Herrn Geheimrath v. D.3 Rücksprache genommen. E r sagt mir, ein Placet bestehe dort noch, jedoch nur pro forma; bei meiner Anwesenheit in Berlin könne das einfach abgemacht werden. Daß ich, wie ich’s wünsche, schon geweiht hinkomme, findet auch dort keinen An­

stand. Ich habe nun an den C ardinal F ürst Schwarzen­

berg,1 der mir seit lange Wohlwollen und Freundschaft bewiesen hat, geschrieben und ihn vorläufig gefragt, ob es ihm convenire und er mit erlaube, ihn selbst um die Händeauflegung in Salzburg zu bitten, wo sich alles ein­

fach macht, weil ein Weihbischof in loco und ein Suffragan nicht fern ist. Ich weiß, daß man dies in W i e n gut aufnehmen wird, und als österreichischer Bischof habe ich den nächsten Bezug zu dem höchsten kirchlichen W ürdenträger des österreichischen Staates, zumal der­

selbe mir so nahe und mein gewogener Freund ist. In M ü n c h e n wäre die Sache zu unruhig; und den alten

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84jährigen Erzbischof5 hieher zu bemühen, wäre ein Frevel. Und doch würde er m ir’s verübeln, wenn ich mich hier oder bei meinem vertrauten Freunde, dem Herrn Erz­

bischof von Bamberg,8 weihen ließe, und ihn, meinen bis­

herigen Metropolitan und gewogenen Gönner, umginge.

Gegen S a l z b u r g kann er aber gar nichts haben. Bis wann die Weihe statt haben könne, hängt vom Eintreffen der Bullen ab. Das P f i n g s t f e s t wäre mir natürlich das liebste . . . .

Ich wage nicht den Wunsch, Sie hier oder bei der Consekration zu sehen, bestimmt auszusprechen, da ich die Thunlichkeit nicht bemessen, die Umstände, Rück­

sichten etc. nicht beurtheilen kann. Ueber Prag und Linz wären sie schnell in Salzburg, und dann über Wien sehr bald zurück. Schreiben Sie mir im Vertrauen darüber. Ich schreibe Ihnen Näheres s. Zt. . . . Ihre Predig­

ten lese ich mit großer Freude und Genuß, sie sind aus­

gezeichnet. Gott erhalte Sie der Breslauer Kirche noch lange! Das hat niemand mehr Grund zu wünschen als

Ihr treu und dankbar ergebenster M. D.

Von meiner Schwester7 ehrerbietige Empfehlungen.

4

An Heinrich Förster

R e g e n s b u r g , 17. April 1845.

H o c h w ü r d i g e r ,

w e r t h e s t e r H e r r D o m k a p i t u l a r p p . ! Ich habe Ihre zwei lieben Briefe vom 29. v. u. 7. d. M.

richtig erhalten und danke Ihnen aus ganzer Seele für Ihre treue Liebe und Sorgfalt und Theilnahme für den

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Ungekannten. Gott wird es Ihnen lohnen, daß Sie mir, dem vor Kummer und Sorge Bedrängten, so vertrauens­

voll und ermuthigend entgegenkommen. Ihre beiden Briefe haben mich aber wegen Ihrer selbst in große Be­

sorgnis u. Trauer versetzt; Sie so angegriffen, gedrückt und selbst körperlich erdrückt zu wissen, ist m ir edn rechter Schmerz, und ich mache mir ernste Vorwürfe dar­

über, Sie in solchem Leidensdrucke, und bei Ihrer großen Geschäftslast, noch mit meinen Angelegenheiten zu be­

schweren, und zwar in Dingen, die Ihrer Aufmerksamkeit so wenig würdig sind, wie Bedienten-, Küchen- u. Livree- Angelegenheiten. Ich bitte und beschwöre Sie, S i c h z u s c h o n e n , Ihre edlen K räfte zu sparen, zu große An­

strengung zu vermeiden, und sich auch noch für die Zu­

kunft aufzubewahren. N ur weil Ihre Freundlichkeit sich schon einmal darauf eingelassen hat und um Verwirrung zu vermeiden, kann ich es über mich bringen. Ihnen noch einmal mit meinen Hausangelegenheiten lästig zu werden.

. . . Unnützen Aufwand vermeide ich aus innerster Ge­

sinnung; das Unabweisbare in dieser Art wird mir bei meinen einfachen Gewohnheiten schon schwer genug werden; ein Kreuzchen mehr zu den ändern Kreuzen. An­

stand und Würde mit Bescheidenheit gepaart soll mein Richtscheit seyn. . . . Die gewünschten kurzen biographi­

schen Daten für Ihre Predigt sollen Sie später erhalten;

ich bitte aber jetzt schon, in dieser Beziehung auf das Unerläßliche sich zu beschränken; mir ist es eine Folter, in solcher Weise öffentlich genannt zu werden, zumal an heiliger Stätte. Auch wird schon die Feier u. das Gepräge der Inthronisation mich nervös so sehr angreifen, daß ich von vomhinein um möglichste Schonung durch Einfachheit u. Kürze bitten muß. — Die mir in der neuen Stellung persönlich widerfahrenden Ehrenbezeugungen sind, ich versichere Sie, nicht das leichteste Kreuz für midi; und

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zwar aus angebornem, nidit anexerzirtem Gefühl und Instinkt; was mir in dieser Weise erspart wird, werde ich stets als eine wahre, dankenswerthe Wohlthat ansehn. Ich wünsche sehr, daß man diese meine Gesinnung überall kenne und sie als durchaus ernstlich gemeint betrachte.

Hiermit glaube ich nun das Wesentliche Ihres Briefes er­

ledigt zu haben. Ich schließe mit dem drückenden Gefühle, Ihnen eine neue Last auferlegt zu haben, schon durch das bloße Lesen meines eilig geschriebenen Briefes. Gott weiß, wie gern ich Sie, wie gern ich mich selbst vor allen diesen Commissionen und Sorgen bewahrt gesehn hätte! In der That, je näher die Sache mir rückt, desto quälender wird sie mir, es ist ein Ringen auf Leben und Tod, zumal in um- düsterten Stunden, deren meine schlechte Gesundheit1 und erblich schwache Nerven mir so viele verursachen. Gott wolle mir helfen! — Mit D ank und Liebe

Ew. Hochwürden

herzlichst ergebenster M. D i e p e n b r o c k .

5

A n Heinrich Förster

R e g e n s b u r g , 31. Mai [1845].

H o c h w ü r d i g e r ,

w e r t h e s t e r H e r r D o m k a p i t u l a r !

Von einem 8 tägigen Landaufenthalte, wo ich mich ein wenig gesammelt und erholt, zurückgekehrt, fand ich Ihren lieben Brief vom 22. gestern und eile. Ihnen dafür zu danken, wenngleich sein Inhalt wenig erfreulich und nur geeignet war, m ir den Muth zu meinem schweren Gange nicht auf kommen zu lassen, den ich mir mühsam

3 Nowack, U ngedruckte D iepenbrock-B riefe 33

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im Gebete erringe. In der That! leb kann es noch immer nicht fassen, warum und wie das Schicksal, F. B. in Br. zn werden, gerade m i c h getroffen hat! Indefi, das ist vorbei;

Gott hat’s gewollt; Sein Wille geschehe!

Die Weihe hat noch nicht stattfinden können, weil die Bullen noch nicht angekommen sind. Die Verzögerung ist verursacht durch eine erhöhte Taxforderung für Breslau sowohl als Paderborn von Seiten der römischen Curie, wogegen der inzwischen verstorbene preufi. Gesandte H. v. Buch1 diplomatische Remonstration eingelegt hat.

Diese Dinge sind nicht angenehm. Doch, glaubt man, werde die Sache nächstens bereinigt seyn. Daß ich nicht, wie ich’s gewünscht, Abends in aller Stille und un­

bem erkt in Breslau einfahren soll, ist mir eine harte Geduldprobe. Gott weiß es! Ich bitte daher nochmals, daß man meiner schone, schon um meiner Gesundheit willen, die schon durch das Reisen und die ungewohnte Tages­

ordnung in Berlin sehr angegriffen, werden wird. Das Fahren besonders ertrage ich so schlecht, es treibt mir alles Blut in den Kopf, und in solchem gedrückten Zustande noch viele Ehrenbezeugungen hinzunehmen und zu erwidern, die auch das Gemüth angreifen, ist äußerst peinlich. Man möge daher Nachsicht mit meiner Schwachheit haben! . . . Meinen Hirtenbrief habe ich längst fertig, so schwer es mich auch ankam, Hand daran zu legen; ich konnte mich anfangs gar nicht in die Wirklichkeit dieser schweren Pflichtverhältnisse hineindenken. Ich habe die etwas aus­

führlich gewordene Arbeit einigen urteilsfähigen, gründ­

lichen Theologen zur freien Kritik mitgetheilt, und habe ein sehr günstiges Urtheil von ihnen vernommen; so daß ich in dieser Hinsicht beruhigt bin. In Berlin, wo ich ihn vorlegen werde, wird man auch hoffentlich nichts daran ausstellen können, wenn auch vielleicht der em stkatho­

lische Ton nicht überall gefällt.

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Die Proben der dortigen Preßunfuge, die Sie mir bei­

gelegt, sind in der That abscheulich; so etwas kennt man in Bayern nicht. Was dagegen zu thun und mit welchem Erfolge, muß die Zukunft lehren. Mein einziger Trost in all diesem ist Gottes Hilfe und Schutz, da es uns ja nur um Seine Sache, nicht um das Unsrige zu thun ist. . . .

Vielleicht gehe ich, ohne die A nkunft der Bullen hier abzuwarten, in einigen Tagen nach Salzburg voraus, da mich der H. Cardinal auf’s freundlichste eingeladen hat je eher je lieber zu kommen, und bei ihm in Salz­

burg oder auf seinem nahen herrlichen Tusculum zu Aigen2 je länger je lieber zu bleiben. Doch komme ich nach der Weihe noch wieder über hier zurück, um hier meine Abschiedsbesuche zu machen und gehe dann über A s c h a f f e n b u r g nach Berlin, weil ich dem Könige von Bayern dort noch meinen Abschiedsbesuch machen muß, umsomehr da er erst neuerlich sein Wohlwollen mir wieder dadurch erwiesen, daß er mich ungebeten, aus Stücken in den Freiherm stand erhoben hat, auch mit in der Absicht, mir an den hohen österreichischen Taxen etwas zu ersparen. Jedenfalls mußte ich ihm vor meinem Austritte aus Bayern (dessen Indigenat mir jedoch Vor­

behalten ist) noch einmal für alle empfangenen Huld- beweise danken, was ich in München zu thun gern unterließ, weil dort meine schwache Gesundheit durch eine unabsehbare Reihe nicht abzuweisender Einladungen auf eine zu bedenkliche Probe wäre gesetzt worden. Das wird überhaupt noch eine Klippe für meinen schlechten Magen seyn. Ich gedenke daher niemals eine Einladung zum Mittagessen auswärts anzunehmen. Wenn ich diese Regel, als durch meine Gesundheit geboten, o h n e A u s n a h m e durchführe, wird man es m ir wohl auch nicht übel nehmen können. Sollten Sie mir noch etwas zu schreiben haben, so adressiren Sie in nächster Zeit nur noch hieher, denn von

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Mitte dieses nächsten Monats werde ich doch kaum defini­

tiv hier wegkommen; später dann nach Berlin durch eine dortige vertraute Hand. . . . Meine Schwester erwidert von Herzen Ihre freundlichen Empfehlungen; die nahe Trennung bewegt sie sehr, doch geht sie noch mit nach Salzburg. Und nun Gottbefohlen bis auf die Bekannt­

schaft von Angesicht zu Angesicht! Möge Gottes Segen auf meinem Kommen ruhen und Gott meine inneren Sorgen, Kümmernisse und Kämpfe als ein wohlgefälliges Opfer annehmen!

Mit Dank und Liebe Ihr ergebenster

M. D.

PS. Eine flüchtige Skizze meiner Vergangenheit lege ich früherem Versprechen gemäß bei; Meine Jugend fiel in die unglücklichste Zeit; keine ordentl. Schule, später Wechsel; das Wenige, was ich als Knabe gelernt, vergaß ich als Jüngling im Militairdienst, daher später große An­

strengung und geschwächte Gesundheit. Madien Sie’s nur ja kurz, und denken Sie, es gälte Ihrer eigenen Person;

so werden Sie fühlen, daß je w e n i g e r, je b e s s e r.

E i l i g .

6

A n Heinrich Förster

A i g e n bei S a l z b u r g , 18. Juni 1845.

H o c h w ü r d i g e r ,

l i e b e r H e r r D o m k a p i t u l a r !

Ich habe hier, beim Cardinal F. Schwarzenberg, Ihren letzten Brief erhalten Wie Nidetzky1 dazu kommt, sich als meinen geheimen Rath zu geriren, weiß ich nicht. Sie werden aber hoffentlich solche Tollheit nicht

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glauben. Der MenscŁ hat m ir .schon mehreremale sehr zu­

dringlich geschrieben, schon gleich nach der Wahl. Ich habe ihn kurz ablaufen lassen. Nur einen Siegelabdruck hat sich mein Secretär L i p f2 später von ihm schicken lassen.

Ich durchschaute den Menschen schon aus seinem ersten Briefe. Seyen Sie also deßhalb beruhigt, und weisen Sie den Anmaßenden in seine Schranken zurück. Die Weihe­

feier3 dahier w ar sehr ergreifend und herrlich, die freudige Theilnahme allgemein. D er edle Cardinal überhäuft mich mit Ehre und Wohlwollen. Ich mußte auch noch nach Gastein zum Kronprinzen von Bayern, von wo ich gestern zurückkam. Er wollte schon abreisen, ließ mir aber sagen, er wolle warten, bis ich komme. Heute noch reise ich ab, bis Altötting,4 morgen nach Regens­

burg, von da nach einigen Tagen über Aschaffenburg nach Berlin. Mit schwerem Herzen scheide ich aus dem lieben Bayern. Auf Wiedersehn.

M.

E i l i g s t .

7

A n Johann Karl Pas savant'1

B e r l i n , 9. Juli 1845.

L. F. Ich habe Ihren Brief gestern erhalten, und danke für die Nachricht betr. L. S.2 — Doch sagte mir Minister und Gesandter von R o c h o w,3 der S t a u d e n m a y r 4 selbst kennt u. schätzt, daß dieser selbst wohl Lust habe, eine angemessene Lehrstelle auswärts anzunehmen; ihn, der mehr Ruf als L. S. hat, würde man hier und würde darum auch ich vorziehen; ihm könnte man wohl auch eine Domhermstelle neben der Professur einräumen, ohne bei Inländern anzustoßen. Die Sache muß natürlich erst reifer werden. Doch sollte die Besetzung im Herbste schon er­

folgen. Wenn Sie überhaupt mit Staudenmayr schon näher 57

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bekannt sind, so würde ich Sie um denselben Dienst bei ihm wie bei Schmid bitten, näml. um eine vorläufige ver­

trauliche Anfrage über seine Gesinnung diesfalls.

Ich bin hier allerseits sehr freundlich aufgenommen worden, besonders auch vom K.[önige], schon 2 mal habe ich in Sanssouci gespeist, und auch beide Abende dort zubringen müssen. Das Traurigste, was mir begegnet, ist das allgemeine Mißtrauen der Katholiken in die Regg., wozu ich doch aus meiner bisherigen Beobachtung5 gar keinen Grund finde, ich finde im Gegentheile Offenheit und Vertrauen u. freundliches Entgegenkommen überall in einem unerwarteten Grade. Anfangs nächster Woche gehe ich nach Breslau. Morgen ist feierl. Eidesleistung.

Gott befohlen, Ihrer guten Frau alles Herzliche von mir.

D er edle Savigny,6 bei dem ich heute speiste, grüßt Sie freundlich.

[Ohne Unterschrift.]

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A n Johann Karl Passavant

B r e s l a u , 5. August 1845.

L i e b e r F r e u n d !

Ich bin unter Gottes Leitung glücklich hier ange­

kommen ungeachtet aller Strapatzen der Reise, der Hitze und des Aufenthaltes in Berlin sowie des hiesigen Empfanges. Ich habe allen Grund, Gott zu danken, daß Er mich so gnädig durch alles Schwierige aller Art hindurchgeführt. Er w ird auch w eiter helfen. Daß meine Gesundheit so ausgehalten, überrascht mich selbst.

Freilich spüre ich hinterher, und bei der andauern­

den Hitze eine große Abspannung. — Die Menschen hier,

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mit denen ich in Berührung komme, sind mir bis jetzt alle freundlich, die nächst Stehenden dienstbeflissen. Der erste Eindruck ist überhaupt über alle Erwartung günstig, alles ist entzückt, alles jubelt, alles schreit Hosianna! Ob aber nicht bald das Crucifige nachfolgt? Ich bin darauf ge­

faßt. Die Gegner, die hier in den 2 Ortszeitungen die un­

verschämtesten Organe haben, schweigen bis jetzt. Das Beste, was sie thun können. Der Hirtenbrief1 macht bei den Katholiken dem allergünstigsten Eindruck. Von allen Seiten erhalte ich Danksagungen dafür, selbst von der hiesigen katholischen Facultät. Ich lege Ihnen ein Exem­

plar von der kleinen Ausgabe bei! — Übrigens gährt es hier auf protestant. Boden furchtbar; die Lichtfreunde"’

reißen die Massen mit sich fort; die Listen der Beitretenden nehmen ganze Seiten in den Zeitungen ein; jeder Schuh- und Pfannenflicker setzt seinen Namen als Reformator der Reformation mit auf die Liste neben Pastoren und höhere Beamte, und von oben herab wagt man nicht, dieser Lawine entgegenzutreten, die die protestant. Kirche als solche zerschmettert. Schlau hat diese Partei die Ronge- aner3 vorausgeschickt, um auf prot. Boden fü r sich änzu- sprechen, was diesem auf kathol. eingeräumt worden.

Leop. Schmid’s Berufung wird, fürchte ich, daran scheitern, daß er sich in letzter Zeit in einen Kampf über diese Dinge eingelassen u. man in B.[erlin] den Schein vermeiden will, solche kathol. Vorkämpfer heranzuziehen.

Als wenn nicht ein kathol. Prof. Beruf hätte, dasjenige, was er lehrt, gegen Angriffe zu vertheidigen. Daß Sch. es nur würdig getan, setze ich voraus. Tüchtige Geistliche aus Hirscher’s4 Schule aufzunehmen, ist man aber dort nicht abgeneigt. Sagen Sie dies mit meinen herzlichen Grüßen dem treffl. Sigrist5, wenn Sie ihn sehen.

An Ihre 1. F rau meine besten Empfehlungen. Auch Lipf empfiehlt sich. Von dem H irtenbriefe sind schon

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18 000 Exempl. abgesetzt in 8 Tagen. Schreiben Sie mir bald einmal. Ich danke nochmals für die freundl. Be­

gleitung bis Hanau.

Ihr treu ergeb alter Frd.

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A n Johann Karl Passavant

B r e s l a u , 10. September 1845.

L i e b e r F r e u n d !

Durch die Wühlereien der Rongianer und der ihnen zugethanenen l i b e r a l e n Protestanten und Lichtfreunde ist hier eine religiöse Spannung und Irritation, die jeden Augenblick in offene Flammen auszubrechen droht. Gegen­

seitige Erbitterung, Schmähung und Lästerung vergiftet alle Verhältnisse, und vorzüglich sind die Sektirer frucht­

bar und thätig in diesem finsteren Elemente des Hasses und der Lüge. Man hat von Staatswegen diese Dinge zu weit kommen lassen; man freute sich vielleicht über diese Bresche im Katholizismus, und bedachte nicht, welche Reaction davon auf das bürgerliche, staatliche Leben erfolgen müsse. Ja, man scheint auch jetzt nach allem in Posen, Leipzig und hierherum Vorgefallenen noch nicht zu dieser Einisicht gelangt zu sein. Es ist wirklich recht unbehaglich und trübe ringsumher; und man weiß nicht, wie nicht noch Schlimmeres folgen soll. Von einem Bedürfnis oder Streben nach Verständigung ist gar keine Spur. Dennoch verliere ich nicht den Muth; ich suche zu beschwichtigen, wo ich kann, sage die Wahrheit, wie ich sie erkenne, und lasse mich ungetrübt schimpfen und ver­

dächtigen von Seiten der Gegner, die leider vor gar nichts Achtung zu haben scheinen, was nicht ihre Farbe trägt.

Meine Gesundheit erhält sich bis jetzt; ich gehe tägl.

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