Wacław Świerzawski
Das Sakrament der Busse und
Versöhnung : liturgische und
pastorale Aspekte
Collectanea Theologica 57/Fasciculus specialis, 91-105
C o lle c ta n e a T h e o lo g ic a 57 (1987) fase, sp e c ia lis
DAS SAKRAM ENT DER BUSSE UND VERSÖHNUNG L iturgische u n d p a s to ra le A sp ek te
„ A lle s , w a s der S o h n G ottes zur V e r s ö h n u n g der W e lt g e ta n u n d g e le h rt hat, ist u n s n ich t nur b ek a n n t au s der G es ch ic h te se in e r e in st v o llb ra c h te n T aten , aber w ir erfah ren au ch d ie F o lg e n d e ss e n , w a s Er h eu te v o llb rin g t. W ir em p fa n g en d ie in se in e m M en sch en tu m v o llfü h r te V e r s ö h n u n g in der W irk sa m k e it der durch d ie K irch e v e r r ic h te te n h e ilig e n M y ster ien . C h ristu s hat sic h se lb st für d ie K irche h in g e g e b e n u n d s ie als Z e ic h e n u n d W e r k z e u g der E rlösu n g e in g es e tz t" (Johan n e s P au l II, R e c o n c i l ia t i o et p a e n i te n t i a , 8).
„Für d ie C h risten ist das B u sssa k ra m en t g e w ö h n lic h e s M ittel, um V e rg e b u n g u n d N a c h la ss der S ü n d en zu erla n g en " (i b i d e m , 31).
,,Da,s S a k ram e n t d e r B usse ist in e in e r K rise befan g en ", sagt m it tie fer B esorgnis P ap st Jo h a n n e s P aul II in se in e r A p o sto lisch en A d h o rtatio n R econciliatio et p a en iten tia vom J a h re 19841. Diese F e stste llu n g m o b ilisierte die B ischofssynode zu e in e r S tellung nahm e zur Busse u n d V e rsö h n u n g u n d sie m uss alle m obilm achen, die e rn s t
haft ein e E rn eu eru n g d es c h ristlic h e n Lebens an stre b en , eine
E rn eu eru n g, die d a s Sein oder N ich tsein des C h risten tu m s bedingt. Diese F e stste llu n g ist zug leich ein A ufruf zur W ie d e ra u fn a h m e d e r B otschaft C hristi: „B ekehret eu ch un d g lau b t an das E vangelium !'' (Mk 1,15), d.h. n e h m e t an d ie fro h e B otschaft d er Liebe. Das .W ort „K rise", auf das S a k ram e n t d e r Busse bezogen, fasst zusam m en und b e sag t m e h re re P ro b lem e d e r ta tsä c h lic h e n Lage auf d iesem w ic h ti g en A b sc h n itt des c h ristlic h e n Lebens. Es b etrifft die Ebene der D og m atik, d e r S itte n le h re, d e r A szetik u n d M ystik, d er Psychologie, Soziologie, L itu rg ik u n d n a tü rlic h p a r e x c elle n c e die Ebene d e r Seelsorge.
W o ra u f d e u te t die V erm in d e ru n g der B eichtfrequenz, ist sie ein Z eichen d e r D éch ristian isatio n , oder e h e r e in Signal, d a ss die P raxis d er B usse e in e seit J a h rh u n d e rte n u n g e w o h n te E volution
er-1 J o h a n n e s P a u l II., R e c o n c i l ia t i o e t p a e n i te n t i a . A p o s t o l i s c h e A d h o r
t a tio n v o n d e r V e r s ö h n u n g u n d B u s se in d e r a k t u e l l e n S e n d u n g d e r K irc h e ,
fährt? Ist d as B ek en nen d e r S ün d en zum E rh alten d e r A b solu tio n u n b e d in g t notw en d ig , g e n ü g t es nicht, u n m itte lb ar G ott zu beichten? Ist a lso die V e rm ittlu n g des P rie ste rs v o n n ö ten ? O d er re ic h e n v ie l leich t d ie W u rz e ln des P roblem s n o c h tiefer: h a t d e r M ensch d ie F ä h ig k eit zur U m kehr u n d Busse n ich t v e rlo re n ? 2 Ist som it d ie K rise d e r Bieichte n ic h t d a s S ignal e in e r tie fg eh e n d e n K rise d es C h riste n tum s ü b erh au p t? V ielleich t w eist e b e n d arau f e in b ish e r n ich t g e k a n n te r g ew a ltsa m e r A u sb ru c h des S u b jek tiv ism u s und N a tu ra lis mus, d e r so oft b e g le ite t ist vom M an g el an V e rstä n d n is für das G e heim nis der S a k ram e n te o d er v om U n v erm ö gen zu r g a n zh eitlich en B etrach tu n g d e s M y steriu m s d er B egegnung des M en sch en m it G ott in Je su s C hristus? Das N ic h tv e rste h e n , w as S ü nd e ist, d ie U nfähig keit, S ü n d en zu u n tersc h eid e n , das allg em ein e B estreiten d e r Last und sogar des V o rh a n d e n se in s d e r S ünde v e rfle c h te t sich d a p a ra dox al m it e n o rm e r E m pfindsam keit für p ersö n lic h e F re ih e it u nd m it w ach sen d em G efühl e ig e n e r V eran tw o rtu n g .
Es ist h ier n ich t m öglich, die m it dem W o rt ,,B eich tk rise'' b e n a n n te Lage a n g e m e ssen zu u n te rsu c h e n . Es w ä re a u ch v o rze itig v on der A u ssich t zu sp rech en , die das ric h tig e S tellen des Problem s und die M obilm achung a lle r d azu a u f d e r h e u tig e n E tappe d e r G e sch ich te zu g än g lich en M ittel öffnen w ürde. V e rsu c h e n w ir das P roblem in Form e in e r F ra g e an d ieje n ig e n zu stellen, die m an als d ram a tis p e rso n a e b ezeichn et. Da das S ak ram en t d e r Busse e in A kt C hristi des E rlö sers ist, d er d ie V e rsö h n u n g d e s B ussenden m it G ott und d e r K irche d u rch d e n P rie ster b e w irk t, so ist das S a k ram e n t e in M y steriu m von k o m p lex er B eschaffenheit. Das letz te W o rt h at jed o c h h ier zu sag en C h ristu s und die K irche als una m y stic a per
sona (hl. T hom as v o n A quin). C h ristu s selb st o ffe n b a rt u n d bestim m t,
w ie m an G ott lieb en soll und w ie G ott gelieb t sein will. C h ristu s und die K irche b estim m en au ch d ie W eise, auf w elch e d e r M ensch m it G ott v e rs ö h n t w e rd e n kann. C h ristu s und die K irche leh ren , w elch es d e r Sinn u n d die B edeutung d er sa k ra m en ta le n B eichte ist. In T agen d er K rise m uss m an den W ille n C hristi u n d d er K irche aus der Bibel und T ra d itio n ab le se n u n d dem V olke G ottes in d e r P raxis e ifrig e r S e e lso rg e r d a rre ic h e n .
M an m uss g e ste h e n — lasse n w ir v o rlä u fig b e ise ite die ä u sse re n U rsach en — dass d ie h e u tig e K rise e b e n d u rc h d a s B eraub en d e r P raxis des B usssak ram en tes sein er B edeutung v e ru rs a c h t w o rd en ist. Es ist ein fach so, d ass das S ak ram en t d e r Busse h e u te v o n v ielen nicht m ehr im G eiste d e s G laubens v e rs ta n d e n wird. W ir m üssen uns d a rü b e r k la r w erd en , d a ss äh n lich w ie d e r in d er S chule des K atechu m en ats a n g e w a n d te reife R itus d er ch ristlic h e n Initiatio n in dem S ak ram en t d er T aufe v e re in fa c h t w o rd e n ist, o d e r w ie die
2 K. L e h m a n n , D ie v e r l o r e n e F ä h ig k e it z u r U m k e h r , C om m u nio 5 (1978) 385— 391.
S tu n d e n litu rg ie d u rc h das g e k ü rz te B rev ier e rs e tz t w o rd e n ist, so ist auch das B u sssak ram en t ein e m so lch en Eingriff erle g en . D ieser d u rch J a h rh u n d e rte fo rtsc h re ite n d e Eingriff h a t dem B u sssakram en t die le sb a re K la rh e it sein er B edeutung benom m en. Das B revia riu m des S a k ram e n te s d er Beichte, so oft re d u z ie rt zum m echanisch v e r sta n d e n e n S ü n d en b ek en n tn is, das d e r P rie ste r m it d e r o b jek tiv e n
e x opere operato — w ie m an e s u n te rs tric h —- also g ü ltig w irk en d e n
A b so lu tio n b e a n tw o rte te , liess e s zu, dass leg alistisch -m agische U rin stin k te zu W o rte kam en, u nd tru g zur w a c h sen d en K rise bei. Und doch ist d ie L o ssp rech u ng v o n Sünden, o b w o h l e in ju rid isc h e r Akt, zugleich e in Gebiet! Die frü h c h ristlich e F orm des B u sssa k ra m entes w ar d a ru m so in h altsreich , da sie die T h ese v o n d e r V e r b un d en h eit d er S a k ram e n te (den n e x u s sacram entorum ) b eto nte: sie u n te rs tric h d ie B indung d er B eichte m it dem S a k ram e n t d e r Taufe, d e r F irm u n g u n d d e r E ucharistie. W ie b re it w a r dabei d e r K ontext, m it d e m die b e d e u tu n g sv o lle V o rb e re itu n g zw ei fu n d a
m entale A k te d e r B eichte um fasste ■—· d a s reu m ü tig e S ü n d e n b e
k en n tn is u n d d ie S ü n d e n v e rg e b u n g C h risti u n d d e r K irche. Im frü hen M ittela lte r k n ie te n P rie ste r u n d P ö n iten t, b e v o r d er A kt d e r Busse beg ann , v o r dem A ltar und v e rric h te te n lan g e G ebete; auch m usste d e r P rie ste r vo r S p en d un g d e s B u sssak ram ents fa ste n 3.
B evor w ir au sfü h rlich e E rw äg u n g en b eg in n en , la sst uns ein e A rb e itsth e se v o n z e n tra le r B ed eu tun g auf stellen : w er d a s B u sssa k ra m ent im G eiste d er k a th o lisc h e n K irche v e rs te h e n w ill, m uss e s in d er ch risto lo g isc h -trin itäre n O p tik b e tra ch te n . Das in d ie T iefen d iese s S a k ram e n ts e in fü h re n d e K o n k retu m ist das lesb a re Z eichen des Ritus, g efasst in Form ein es Dialogs. Es zeigt die B eziehung d e r su b je k tiv e n M etan o ia d e s P ö n ite n te n zur o b jek tiv e n A n tw o rt des s a k ra m e n ta le n A k tes d e r L ossprechung, in d em w ir d e n christolo - gisch -k irch lich en A sp ek t finden. In d iesem Z w eitak t — S ü n d e n b e kenn tnis und L ossp rech u ng — e rk e n n e n w ir m ühelos die D ialog stru k tu r d e s Bundes, d es g ew ö h n lich en W eges, auf w elchem G ott den M en sch en zur B egegnung m it sich führt. D ieser W eg d e u te t auf die P rax is d e r Busse, d ie C hristu s in sein er K irche e in g e se tz t hat, die som it für alle Z eiten ih re G ü ltig k et behält. D ieser W eg fü h rt w ohl a u ch zur E rk en ntn is d e r w a h re n B edeutung u n d des Sinnes des B usssakram entes, w ovon letz tlic h die D ynam ik des S e e lso rg e dien stes abhängt.
1. K läru n g d e r G rundbegriffe
Die R eform d es B usssak ram entes, die das V a tik a n isch e Konzil im O rdo p a en iten tia e 1974 vo llfü h rte, h a tte n ich t zum Ziel die Schaffung ein es n e u e n k a su istisc h e n M odells, so n d e rn die A
n u n g d e r L ehre an das M y steriu m des Lebens d e r A llerh e ilig ste n D reifaltigkeit, an das P assah C hristi u n d d a s vom K onzil v o rg e fü h rte Bild d er K irche. Der O rdo p a en iten tia e w e n d e t die allg em ein e Regel d er Ü b ersetzu n g in V o lk ssp ra c h e n auf d ie F e ier d es B u sssa k ram e n te s an, a u ch auf die dem th eo lo g isch en Bild d e s S a k ram e n ts a n g e p asste A bsolutionsform el, v o r allem a b e r g e b ra u c h t d abei e rn e u e rte s W o rtg u t. Dies h a t b e d e u te n d e n Einfluss auf die th e o lo gische In te rp re ta tio n d e s S ak ram en tes. Es ist h ie r näm lich d ie Rede v on B usse und V ersö h n u n g , a b e r Ordo p a en iten tia e e rw e ite rt d en B ereich d e r Busse ü b e r d en sa k ra m en ta le n Rahm en, indem e s die B edeutung d er B u ssan d ach ten (c eleb ra tio n es) u n te rs tre ic h t un d auch d e n Sinn u n d die B edeutung d es B u sssak ram en tes in V erb in d u n g m it a n d e re n S a k ram e n te n b rin g t (nexus sacram etorum ).
Es ist h ie r n ich t m öglich, alle, seien e s auch w ichtige, Begriffe zu besp rech en , d a h e r v e rb le ib e n w ir bei d en g ru n d leg en d en . Sie w e rd e n uns als d e r G oldfaden zum K e rn p u n k t d e s P roblem s führen. W ie d er S ch lu ssstein d e n S chlüssel des G ew ölbes b ild e t — w en n
m an ihn v e rn ic h te t, so w ird das G ew ölbe e in stü rz e n ■— so ist die
B eichte e in solcher S ch lu ssstein für alle a n d e re n A kte d e r Busse: w enn m an ih re B ed eutu n g nich t ric h tig erfasst, so k a n n m an d a s ganze g ro sse W e rk d e r ch ristlic h e n Busse zu n ichte m achen, u n d ohne die ch ristlic h e Busse v e rlie rt d a s Salz sein e K raft u n d d as Licht e rlisc h t (vgl. M t. 5,13— 15).
S chlüsselbegriffe, o hne die e s n ich t m öglich ist, den Sinn und die B edeutung des B usssak ram en tes zu v e rste h e n , sind ,,Busse" und „V e rsö h n u n g ”. Der d u rc h d a s Konzil e in g e fü h rte Begriff „ V e rsö h nu ng" sch ein t so gar v o rh e rrsc h e n d zu sein in d e r g e g e n w ä rtig e n A u slegu ng des S ak ram en tes. A ber z e rstö re n w ir n ich t die H a rm o nie. Die Busse k ö n n e n w ir als S ak ram en t n u r in folg end em Z u sam m en h an g v e rs te h e n : w e n n der A kt d er Busse d ie H a ltu n g des P ö n iten ten a u sd rü ck t, so w ird d ie F u n k tio n d e r V e rsö h n u n g vom S p ender des S a k ram e n te s vollfüh rt. D aher m uss m an u n b ed in g t die dialo g isch e G lied eru n g d e s sa k ra m e n ta le n A k tes erb lick en , d ie so d e u tlic h in d e r B eichte h e rv o rtritt: d ie Busse des P ö n ite n ten v e r lan g t das E in g estehen der S ünde u nd ih r B ekennen, w ä h re n d d e r V e rsö h n u n g sa k t sein e v o lle G estalt im G eb et d e r A b solu tion findet. W e n n in d e r B eichte e n tw e d e r die R eue oder die A b solu tion fehlt, so h at d er sa k ra m e n ta le A k t n ich t stattg efu n d en . Es vollzog sich auch nich t d er V e rsö h n u n g sa k t m it d e r K irche, m it C hristus, das b ed eu tet in letz te r A b rech n u n g , d ass k e in e V e rsö h n u n g sta ttg e fu n den hat, d a ss d er Bund w e ite r ab g e b ro c h e n ist, dass d ie F lu cht aus dem P arad ies infolge d e r S ü n d e fo rtg e se tzt wird.
Um das Bild v o lla u f zu zeigen, d arf n o ch g e sag t w erd en, dass diese zw eig lied rig en Z usam m en setzu n g en : B usse-V ersö hn un g u n d B ekenntnis-A bsolution, a u c h auf d as zw eig lied rig e p a sch a le E reig nis C hristi h in d eu ten , d a s k u rz in d e n W o rte n K reu z-A u fersteh u n g
au sg ed rü c k t w ird. W en n w ir sagen, d a ss die Busse als B ekeh ru ng (H andlung des P ö n iten ten ) zugleich au ch V e rsö h n u n g ist (H andlung des S a k ra m e n te n v e rw a lte rs, d a n k dem d e r P ö n iten t d u rc h d ie V e r m ittlung der K irche das P riv ileg d e r V e rsö h n u n g m it G ott erh ält), so w o llen w ir d a d u rc h u n te rstre ic h e n , d a ss das S ak ram en t der B eichte v o re rs t d ie A n nahm e des d ie Sün d en tilg en d e n K reuzes stellt und d a n n das E rlan g en d er B arm h erzig k eit des v e rsö h n e n d e n G ottes, d a s u n s dem g lo rre ic h e n K yrios äh n lich m acht. Die E igenart der Busse u n te rsc h e id e t sich som it v o n dem s a k ra m e n ta le n W irk e n d er Taufe, wo das T au ch en im W a sse r das S te rb e n für die Sünde und das H e ra u sh e b e n n e u e n Lebens in C hristus ist (Rom 6,1— 11). Die „m ü h ev o lle Taufe", w ie d ie B eichte g e n a n n t w ird, da sie u n se re M ita rb e it e rh eisch t, d a s K re u z tra g en m it C hristus, e rin n e rt d aran , d ass C h ristu s den S ü n d en n ach lass n ich t au to m a tisch d u rc h seinen T od v e rm ittelt, so n d e rn e r gibt dem sü n dig en M en schen die M ittel, die v o n ihm in tä tig e r M ita rb e it ang en o m m en u nd in v e ra n tw o r tu n g sv o lle r W e ise an g e w e n d e t w e rd e n m üssen. D iese M ittel sind N achlass d e r S ün d en u n d d ie sa k ra m e n ta le V e rm e h ru n g d er G nade
(augm entum giatiae), d ie in d e r B eichte g eg e b en w e rd e n 4.
A b er la sst u n s zur T erm ino lo g ie z u rü ck k eh ren . D as e rs te S chlü sselw o rt ist die Busse —- m etanoia, paen itentia . Es ist e in e s der w ic h tig ste n G e d a n k e n in h a lte d e r Lehre C hristi (Mt 4,17; M k 1,15) u nd a u c h sein es W irk e n s als E rlöser: C h ristu s v e rg ib t S ün d en (Mt 9,2; Lk 5,20) u n d tritt d am it in die R echte, die n u r G ott selbst zustehen : „ W er k a n n S ü n den v e rg e b e n als n u r G ott allein?" (Mk 2,7). Die Busse w eck t im M en sch en den G laub en (Lk 19,5— 10), ab e r sie setzt a u ch den G lau b en v o rau s (Mt 9,2) und ist e in e G nade, die die G nade d er T aufe e rg ä n z t (vgl. M t 13,23).
C hristu s k e n n t d ie W a h rh e it des M enschen, desw eg en gibt e r sein en A p o steln d ie M acht d es.B in d en s und d es Lösens (Mt 16,17— 19) d a s h e isst des N ach lasse n s u n d d e s Z u rü c k h alte n s d e r Sünden (Jo. 20,19— 23), d ie schon n ach d em e in m alig en u n d n ich t w ie d e r h o lb are n die S ünde tilg e n d e n A kte d er T aufe b e g a n g en w o rd e n sind. A ufg ru n d d ieser M acht ist die K irche b e re c h tig t d u rc h ih re S a k ra m e n te n v e rw a lte r G ew issen sfrag en zu k lären , sie h a t das R echt des A u sw eisen s aus d e r K irch en g em ein sch aft u n d d er W ie d e ra u f nahm e in die G em einschaft, ab e r a u ch m it Gott, v e rm itte ls d e s S a kram en tes. Die in n ere B indung m it G ott d u rch die ä u sse re B indung m it d e r K irche b ild et ein e u n lö sb a re E inheit au fg ru nd d er E insetzun g d u rch C h ristu s u nd d e r b lo ssen Logik d es sa k ra m e n ta le n M y ste rium s, sie sind k o m p lem en tär, w ie dies schon die P raxis der a p o stolischen K irch e b ezeu g t (1 Tim 5,20 — E rm ahnung; 2 T h ess 3,14— 15 — A usw eisung; 1 K or 5,9— 13 — V erdam m ung).
Die S a k ram e n ta lisa tio n d er B usse für n a c h d e r T aufe
gene S ünd en trä g t d e n N am en exo m o lo g esis, co nfessio, u n d ist seit ä lte ste n Z eiten b e k a n n t (vgl. J k 5,16 u n d 1 Jo 1,8— 9). Seit T e r tu llia n u s (Ï220) w ird die Busse a u ch p a en iten tia g enan n t, im Sacra-
m entariu m G elasianum (7. Jh.) lese n w ir den N am en sacram en tum reconciliationis. D iese B enen n un g h e rrsc h t im M ittela lte r. Im
13. J a h rh u n d e rt w e rd e n die G ebete d e r A b so lution O rdo ad recon
ciliandum p a e n ite n te m g en an n t. D ieser T erm in w u rd e e rn e u t vom
2. V a tik a n isch e n K onzil auf genom m en.
V e rsö h n u n g (ka ta lla g e , reconciliatio), das F ü h re n d e r M en schen zum F re u n d sc h a ftsb u n d m it G ott (dia ko n ia tes katallages) ist das zw eite S chlüsselw ort. W e n n die In te rv e n tio n G ottes in d e r G e sch ich te E rlösung g e n a n n t w ird, so b ild et die V e rsö h n u n g das Z e n trum d e r Erlösung. O b je k tiv v o llfü h rt ist sie d u rch d en T od u nd d ie A u fe rste h u n g C hristi. So m uss also je d e r G ed anke ü b e r d ie V e r sö hnun g zw ischen G ott u nd dem M en schen vom K reuze des v e r h e rrlic h te n C h ristu s b e le u c h te t w erd en . In d iesem Lichte e rk e n n e n w ir un d v e rste h en , w as C h ristu s uns als k o n k re te s M ittel zu r T e il nahm e am M y steriu m d er V e rsö h n u n g h in te rla sse n hat. Dieses Licht ist w ie e in e Sam m ellinse, die das B eschauen des G anzen erm öglicht, ohne d ie m an die e in zeln en F rag m en te d es E rlö sung sm ysteriu m s C hristi n ich t v e rs te h e n kan n . In d iese m Lichte v e rs te h e n w ir alles: die E ucharistie, das O pfer d e s N e u e n Bundes im Blute zur S ü n d e n vergeb un g , d ie G abe des G eistes d en A p osteln zum V e rk ü n d e n der g u ten E rlö su n g sb o tsch aft gegeben, die T aufe d e r G läubig en zum N a c h lass d e r Sünden, u n d schliesslich d ie M ach t des B indens u nd des Lösens, d.i. die G nade d e r „zw eiten T aufe", d e r „m ühevo llen T aufe" — des S a k ram e n te s d e r V ersö h nu n g.
W e n n also die V e rsö h n u n g ein e G abe C hristi ist, w en n sie von seinem K reuze un d v o n d e r D ynam ik sein er A u fe rste h u n g stam m t, so m uss sie d ie B edingungen d e s v o n G ott im Blute e in g e setzten Bundes erfüllen. Die Erfüllung d ie se r B edingungen ü b e r w acht die K irche, die das P riv ileg besitzt, die S tru k tu r d e r V e r söh nung im G eiste C h risti n a c h d en G esetzen d e r In k a rn a tio n zu bestim m en. Lasst uns die W o rte d e s hl. Leo d e s G rossen in E rin n e ru n g brin g en : q uod co n sp icu m fu it in C hristo, tra n sivit in Ecclesiae
sacram enta. W ie b ed ro h lich ist d o c h in d iesem K o ntex t d as An-
th ro p o lo g isiere n d er V ersö h nu n g , das H e ra b se tz en d e r V e rsö h n u n g in das h o riz o n tale M ass d e r B rü d erlich k eit u n d d e r m enschlich v e r sta n d e n e n N ä c h ste n lie b e (der M itm enschlichkeit), w as v o n d e n e n su g g e rie rt w ird, d ie den G eist der L iturgie n ich t v e rste h en .
W e rfe n w ir n u n e in e n Blick a u f d ie zw ei w e ite re n S ch lü ssel w orte, d ie m it d e r D ia lo g stru k tu r d e s d iale k tisch e n Z w eitak tes B usse-V ersöhnung o rg an isc h v e rb u n d e n sind. Das e rs te W o rt ist confessio — das B ekenntnis, d er A kt des W issenden P ö n iten ten , d as zw eite ab so lu tio — die L ossprechung, d e r A k t des P riesters, des offiziellen S p en d ers v o n se ite n d e r K irche. Indem w ir n ich t tiefer
in d a s g eg en seitig e V e rh ä ltn is des S ü n d e n b e k e n n tn isse s (coniessio
peccatorum ) u n d des G la u b e n sb e k e n n tn isses (coniessio iid e i) ein-
d ringen, e rw ä h n e n w ir n u r, dass d er in te g ra le B eichtak t (eine d e r B edingungen e in e r g u te n Beichte, die ,,a u frich tig e B eichte" ben an nt) A u sd ru ck d es d u rch die T aufe g efo rm ten G laubens und des G lau bens ist, den m an w ä h re n d d e r E u ch aristiefeier b e k e n n t. Eben die E ucharistie, d ie e in g ro sse s M y ste riu m d e s G lau ben s ist, form t d e n su b je k tiv e n G lau b en gem äss d e r R egel le x orandi — le x credendi. D eshalb u m fasst das S ü n d e n b e k e n n tn is sow ohl d as G eständ nis d e r Schuld n a c h d e r G ew issen serfo rschu n g , als auch d en R eu eak t m it dem B esserun g sb esch lu ss, als e n d lic h d e n A k t d e r G enu gtu un g, in w elchem d e r P rozess d e r B ek eh ru n g sein e E rgänzung findet. In diesem Sinne ist also d as B ekenntnis n ich t n u r e in e Ü b erm ittlu n g des W isse n s v o n sich selbst, so n d e rn b e d e u te t e in e n S c h ritt zur V ersö h n u n g , zur U m kehr vom W ege d e r S ünde auf d e n W eg, d er zu G ott führt; e s ist som it e in e V e rw irk lich u n g d essen, w as in W o r te n g esag t w o rd en ist. Das S ü n d en b ek en n tn is, w elch es d e n G lauben bek en n t, ist e in A k t d e r F reih eit, in dem der M ensch im A n g esich t d e r Liebe des D reiein igen G ottes, d e r sich im P assah -M y steriu m C hristi offenbart, die W a h rh e it ü b e r sich selb st feststellt.
D eshalb w u n d e re m an sich nicht, dass die K irche, die in B ean t w o rtu n g d es S ü n d e n b e k e n n tn isse s des S ü n d ers im N am en C hristi, des G ottes, die L o ssp rech u ng e rte ilt, d as U rteil d es P rie sters e in e V e rsö h n u n g m it G ott n e n n t5. Die sa k ra m e n ta le in d e r B eichte e r te ilte A bsolution, in qua praecip u e ipsius (sacram enti) v is sita e st6, w ie es das T rie n te r K onzil d e fin iert hat, ist som it d e r A kt e in e r m ach tv o llen w u n d e rb a re n H andlung. D enn S ü n d e n v e rg e b e n b e d e u te t d e n G eb u n d en en losbin d en , d e n m it d en F esseln d e r S ünde g e fe sse lten b efreien , d am it e r b e re it sei, d a s ihm v o n G ott d a rg e re ic h te Leben anzunehm en. D iese Rolle d e s P rie ste rs k a n n m it d em Losbinden d e s zum Leben a u fe rw e c k te n L azarus v e rg lic h e n w e rd e n — ,,J e su s sp rach ; «M acht ihn frei und la sst ihn gehen!»" (Jo 11,44) — au ch k a n n d iese H an d lu n g m it d e r T at d e s H eilan d es v e rg lic h e n w erden, d e r die F esseln des T odes v o n sich selb st w eg w arf und so die M acht d e s au fe rw e c k en d e n G o ttes bezeigte.
Bei den W o rte n d e r L o ssp rech un g d e s P rie ste rs v o llzieh t sich das G erich t G o ttes ü b e r d en b ü sse n d e n Sünder. Bei d e r S pen du n g des B usssak ram en tes n eh m en w ir P rie ste r an d er e rlö se n d e n M acht G ottes teil, v o llzieh en w ir in p e rso n a C hristi d a s W u n d er, w en n w ir die W o rte d e r L o ssp rechu n g sfo rm el sagen: ,,Gott, V a te r d e r B arm herzigkeit, d er die W e lt d u rc h den Tod u n d die A u fersteh u n g
5 „R es et e ffe c tu s sa cra m en ti p a e n ite n tia e, q u antu m ad e iu s v im et e ffic a ciam p ertin et, r e c o n c ilia tio est cum D eo, quam in terd u m in v ir is p iis et cum d e v o tio n e h o c sa cram en tu m p ercip ien tib u s, c o n s c ie n tia e p a x ac s e r e n ita s cum v e h e m e n ti sp iritu s c o n s o la tio n e c o n se q u i s o le t ” (D enz. 1974).
6 A . a .O . (D enz. 1973).
sein es Sohnes v e rs ö h n t u n d d e n H eiligen G eist zur S ü n d e n v e rg e b u n g g e san d t hat, g ebe dir d u rc h d e n D ienst der K irche V erg eb u n g u nd F ried en . U nd au ch ich e rla s se d ir die S ünden im N am en des V a te rs u n d des S ohnes und d es H eilig en G eistes. A m en".
Lasst u ns n o ch einm al d iese n so w ich tig en Akt, den w ic h tig sten M om ent d e r B eichte b eto n en , d e n m an n ich t ü b e rse h e n darf, w enn m an die W e g e d e r E rn e u eru n g des v o n e in e r e rn s te n K rise b e d ro h te n S a k ram e n te s sucht, da v o n d em E rk en n en d ieser W ege die P rax is u n d C h an ce des S ak ram en tes abhängt. J e su s v e rk ü n d e t feierlich: „Der V a te r h a t alles G erich t ganz dem S ohne ü b e rg e b e n " (Jo 5,22). „Das ist w ahr, sagt d e r hl. Jo h a n n e s C h rysostom us, aber d e r Sohn h a t dieses g anze G erich t d e r K irche a n b e fo h le n ''7. Und w ir füg en hinzu: „und d ie K irche d e n P rie ste rn ". Es ist ab e r e in b e so n d ere s G ericht. D enn C h ristu s h a t a u ch gesagt, d a ss G ott seinen Sohn nich t g e san d t hat, d a ss e r die W elt rich te, a b er dass e r die W e lt e rlö se (vgl. Jo 3,17; 12,47). A lso C hristus ric h te t und ric h te t nicht (vgl. Jo 8,15— 16). D ieses G erich t b etrifft n äm lich n ich t die F e stste llu n g d e r S ünde au ch nich t die F e stste llu n g d e r g e ta n e n Busse (metanoia), so n d e rn e s v e rn ic h te t d ie Sünde, indem es Be k eh ru n g v e ru rsa c h t, u n d ste llt w ied er d e n S tand d e r U nschuld her. Das ist d a s G ericht C hristi, das sich im m er w ie d e r im sa k ra m en ta le n A kt der B eichte w ie d e rh o lt8. Es ist e in e rlö se n d e s G ericht, a n g e sichts d e sse n die Eingriffe d e r P sy c h o th e ra p e u te n n u r das sind, w as sie sein k ö n n en: e in Ö ffnen d e r A ug en auf die v e rd o rb e n e M en sch en n atu r, auf jen e s Z ug eständ n is: „ich tu e n ich t das G ute, das ich will, ab e r das Böse, das ich n ich t w ill" (Röm 7,19). Im S ak ram en t d er Busse u n d V e rsö h n u n g d a u e rt d ie E rlö su n g w e ite r an u n d die G nade fü h rt an S telle d er S ünde die Liebe ein. U nd a u c h d ie D em ut und die Reue, d ie B esonnenheit, die H offnung u n d das V erlan g en , e h e r sich selbst zu ric h te n als den N äch sten , und en d lic h a u ch die E hrfu rch t v o r d em N ä c h ste n als e in e n T eil d e r D an k b ark eit fü r die B arm herzigk eit G ottes, d e r dem v e rlo re n e n Sohn die S ü nden v e r ziehen hat. Die Busse u n d V ersö h n u n g , d a s B eken nen d e r Sünden und ih r N a c h lass — w ie e rh e llt das n ä h e re E rk en n en d iese r Begriffe uns die B edeutung d e r Beichte, w ie zeigt es u n s ih re n tiefen Sinn!
2. Die N o tw e n d ig k e it d er V e rsö h n u n g m it d er K irche zum E rlan g en des N a c h lasse s
d e r n ach d e r T aufe b e g a n g e n e n Sünden
W ir b eg in n en d iesen Teil d e r Ü b e rleg u n g en m it d e r B etrach tu n g e in e r u n g em ein w ich tig en un d g ru n d le g e n d en W ah rh eit. Das Z en trum d e r s a k ra m e n ta le n P e rsp e k tiv e bild et die These, dass, w ie alle
7 H l. J o h a n n e s C h r y s o s t o m o s , D e s a c e r d o t io , III, 5 (PG 48, 643) 8 E. M e r s c h S J , La t h é o l o g i e du C o r p s m y s t i q u e , P aris4 1954, Bd. II, 299— 304.
S a k ram e n te v o n C h ristu s e in g e se tz t w o rd e n sind, so sind sie auch S a k ram e n te d e r K irche; v o n d ie se r T hese m uss m an au sg eh en , w en n m an die e in z e ln e n S a k ram e n te ric h tig v e rs te h e n will. N u r d u rch die V erein ig u n g m it d er G em einschaft v e re in t sich d e r C h rist m it C hristus. Som it ist die V ersö h n u n g m it d e r K irche d ire k te u n d e ig e n tlich e F ru c h t d er s a k ra m e n ta le n A bso lu tio n 9 u n d fo lg erich tig ist d ie A b solutio n e in w irk sam es Z eichen (sa cram enta significando effi
ciunt) der V e rsö h n u n g m it G ott. Z ur U n te rstre ic h u n g d iese r G renze
die teilt, a b e r a u ch v e re in t, lasst u n s sagen: die V e re in ig u n g m it C h ristu s o hne Z u g eh ö rig k eit zur G em einschaft d e r K irche ist für ein e n G etau ften k e in e w irk lich e V ereinig u ng . Als re c h tlic h e r A kt ist der A kt d e r s a k ra m e n ta le n Busse in sein en zw ei E benen, in d e r su b je k tiv e n (im S ün d en b ek en n tn is) u n d in d e r o b je k tiv e n (in d er die V e rsö h n u n g b e w irk e n d e n A bsolution) e in U rteil des G o ttesg e ric h tes u n d als so lch es e in e esch a to lo g isch e H andlung. Die B egeg nung im S a k ram e n t ist also d e r g em ein sam e O rt, w o e in a n d e r b e gegnen: d as sic h tb a re Z eich en u n d d a s u n sic h tb a re M y ste riu m — die V e rg e b u n g G ottes, g e g e b en in d e r V e rsö h n u n g m it d e r Kirche.
D ieses Bild seh en w ir v iel v o lle r h eu te, seitdem d as 2. V a tik a n isch e K onzil die A k zen te d e r E k klesiologie w e ite r v e rle g t hat. In dem Bilde d e r Institu tio n -K irch e ist es un s je tz t le ic h te r d u rch d as Z eichen d es s ic h tb a re n K ö rp ers d ie K irche als d a s co rp us m y sticu m C hristi abzulesen. Die K irche ist also ein M y steriu m v on z w eisch ich tig er S tru k tu r. Sie h a t e in e n K ö rp er u n d e in e Seele. Z w eischich tige S tru k tu r h a b e n au ch d ie S ak ram ente. Die V e rsö h n u n g m it d e r K irche im B u sssak ram en t k a n n also n ich t au ssc h lie sslic h in ju rid isc h e n K a teg o rien b e tra c h te t w erd en , ab e r a u c h n ic h t ohne sie. Es gibt h ier k ein en B u ch stab en ohne G eist, ab e r a u c h k e in e n G eist o h n e B uch staben. E x trem ale A k z e n tu ie ru n g gab e s schon oft in v e rsc h ie d e n e n Epochen. P ax cu m E cclesia ist zu g leich e in e V e rsö h n u n g m it Gott, ein e R ü ck k ehr zur F re u n d sc h a ft m it Ihm. Die E in v erleib u n g in die K irche ist also nich t n u r e in e Z u g eh ö rig k eit in ju rid sch e m Sinn, aber au ch im v italen . Sie ist e in e E in v e rleib u n g in C hristus. „ W er euch hört, d e r h ö rt mich, w e r euch v e ra c h te t, v e ra c h te t m ich" (Lk
10,16). „Bleibet in m ir u nd ich in e u c h !” (Jo 15,4).
W ir v e rs te h e n jetz t au ch v iel k la re r d ie B em ühungen d er T h eolog en im M ittela lte r, d e n d a m a lig e n G läu big en die W a h rh e it
9 B. F. M. X i b e r t a, O. Carm. C., C l a v i s E c cles ia e. D e o r d i n e a b s o l u t i o n i s
s a c r a m e n t a li s a d r e c o n c i l i a t i o n e m c u m E ccles ia , R om a 1922; B. P o s c h m a n n , P o e n it e n t ia s e c u n d a . D ie k i r c h l ic h e B u s s e i m ä l t e s t e n C h r i s t e n tu m b i s C y p r i a n u n d O r ig e n e s , B on n 1940; H. d e L u b a c S J, C a t h o l ic i s m e . L es a s p e c t s s o c ia u x du d o g m e , P aris 1938; C. D u m o n t SJ, La r é c o n c il i a ti o n a v e c l'E glise et la n é c e s s i té d e 1 a v e u s a c r a m e n t e l , NRT 8:1 (1:959) 577—698; K. R a h n e r , V e r
g e s s e n e W a h r h e i t e n ü b e r d a s B u s s a k r a m e n t , S c h r il t e n z u r T h e o lo g i e , Bd, II,
E in sie d e ln 6 1961, 143— 185. V g l. a u ch K. R a h n e r , B e ic h t p r o b l e m e , a.a.O ., Bd. III, 227— 249; d e r s., D a s S a k r a m e n t d e r B u s se al s W i e d e r v e r s ö h n u n g m it d e r
v o n dem tiefen Sinn d e r S a k ram e n te d u rch ih re Z w eisch ich tig k eit zu e rk lä re n , indem sie im S ak ram en t sa cra m en tum u n d res u n te r scheiden, und a u ch e in d ritte s Elem ent, M ittelelem en t, res et sacra
m en tu m , das die b eid e n e rs te n v erein ig t. Zum Beispiel, für das S a
k ram en t d e r E u ch aristie ist sa cra m e n tu m die F e ier d es G rü n d o n n e rsta g s, b e z ieh u n g sw eise die jed esm alig e F eier d e r E ucharistie, d a g egen res ist d e r Zw eck, zu d em C h ristu s das S a k ram e n t ein g e se tz t hat, n äm lich d ie E inheit des m y stisch en Leibes, d a s d u rc h das Essen d esse lb e n Brotes, d e s Leibes C hristi, v e re in t w ird. Das m ittle re E le m ent, re s et sacram entum , sind die P assah -E reig nisse, d e r T od u n d die A u fe rste h u n g C hristi, d u rch die s a k ra m e n ta le W ie d e re rin n e ru n g (A nam nese) v e rg e g e n w ä rtig t.
A nalog e rk lä rt d ie sch o lastisch e T h eo lo g ie d ie W a h rh e it d es B u sssak ram en tes10. W e n n w ir die ritu e lle n A kte des S ü n d e n b e k e n n t nisses und d e r A b so lu tio n als sa cram entu m b e z eic h n en u n d die V e rsö h n u n g m it G ott als Z w eck ·— res — d er E insetzung des S a k ra
m entes, so ist d a s M ittele rg e b n is —■ res et sacra m en tu m — die V e r
sö h n u n g m it d e r K irche. Der b e k e h rte S ü n d er e rfä h rt d ie S ü n d e n v e rg e b u n g G o ttes d esh alb, w e il e r im W irk u n g sk re is d e r E rlösung W urzel g efasst hat, in d e r K irche, die m an als M ittele rg e b n is des V e rsö b n u n g sa k te s u n d B undes m it G ott b ezeich n en kann. A ber
d iese V e rm ittlu n g soll n ich t ch ro n o lo g isch ■— in d e r R eihenfolge ■—
v e rs ta n d e n w erd en , also so, dass n ach d e r V e rsö h n u n g m it d e r K irche d ie V e rsö h n u n g m it G ott folgt, so n d e rn diach ro n isch , g leich laufend, d en n die V e rsö h n u n g ist e in e im m an ente W irk u n g des Ritus, w as d ie F o lg e d e r S a k ra m e n ta litä t ist (sacram enta signitican-
do e ü ic iu n t, d a s h e isst die S a k ram e n te v isib ilita tem e ife c tiv a m b il
den, w ie e s die S ch o lastik er sagten).
So also ist die sic h tb a re B egegnung d e s P rie ste rs u n d des P ö ni ten ten , die m an g e w ö h n lich als e in e schm erzhafte, dem W ie d e re r- lan g en d e r F re u n d sc h a ft G ottes v o ra n g e h e n d e H an d lu n g b e w e rte t, schon e in e v o llzo g en e B egegnung, sie ist b e re its e in e A n tizip atio n des Zieles, d en n in d ie se r B egegnung (res et sacram entum ), in der das Z eich en (sa c ra m e n tu m ) und die W irk u n g (res) e in a n d e r b e rü h re n w ie d er K ern u n d d ie F rucht, w ird schon d ie e n d g ü ltig e D ispo sitio n zur F re u n d sc h a ft m it G ott erlan gt.
D aher, um den tie fste n Sinn u n d d ie B edeutung des S a k ra m e n tes d e r Busse u n d V e rsö h n u n g (und a lle r S akram ente) zu erfassen , m uss m an d ie S y m b o lsp rach e v e rste h e n , m uss m an die A u sm asse d e r zw eisch ich tig en W irk lic h k e it k en n en , m uss m an — p o etisch
g e sag t —■ w issen, d ass „das W ich tig ste für die A ug en u n sic h tb a r
ist" u n d d ass „das Läm m lein in d er K iste ist" (A. Saint-E xupéry).
10 P. A d n è s , P é n it e n c e , D s S 12 (1984) 970— 980. V g l. a u ch P. M. G y OP,
L es b a s e s d e la p é n i t e n c e m o d e r n e , LMD 117 (1974) 63— 86, u n d Th. S c h n e i d e r , Z e i c h e n d e r N ä h e G o t t e s . G r u n d r is s d e r S a k r a m e n t e n t h e o l o g i e , M ain z 1979, 187—
D ann w ird v o r uns in e in e r e rk e n n e n d e n B eschauung d e r zutiefst v e rs ta n d e n e A k t des aufs n e u e g esch lo ssen en B undes e rsc h e in e n : d ie S ic h tb a rk eit d er in n e re n V e rg e b u n g u n d die u n sic h tb a re W irk sam k eit d e r ä u sse re n in d e r Z eleb ratio n zum A u sd ru ck g e b ra c h te n H altung. D arin b e ru h t d e r G lau b en sakt, in dem d e r M ensch, d e r die A n stre n g u n g des In te lle k te s aufbringt, d ie G nade e rh ä lt, das and ere, v o r d e m v e rsta n d e sm ä ssig e n E rk en n en v e rb o rg e n e A usm ass zu e r ken nen, d a s A usm ass, zu dem d ie Liebe leic h te r gelangt, als A rg u m ente, obw ohl au ch diese n o tw e n d ig sind.
A ber, e rfo lg en d e n n n ich t alle B eg eg n u n g en m it C h ristu s n ach se in e r H im m elfah rt d u rc h die V e rm ittlu n g d e r Kirche? So ist e s t bei d e r Taufe, wo die fides E cclesiae d e n G lau ben d e s e in z e ln e n M en sch en e rg ä n z t, so ist e s in d er G em ein sch aft d e r E u ch aristie u n d in d e r G em einschaft d e r H eiligen. A lle d iese B eg egnungen h a b e n ih re fe stg e le g te k lassisc h e F orm u nd ih re n b estim m ten Inh alt. Die E ucharistie — das Essen u n d T rin k e n aus ein em K elch — ist e in G erich t des G ew issens, „d en n w er u n w ü rd ig isst u n d trin k t, d er isst u nd trin k t ein S trafg erich t in sich hinein, w eil e r d en Leib des H e rrn n ich t u n te rsc h e id e t" (vgl. 1 K or 11,28—29). Der G laube ist ein Z eu g n isg eb en v o r v ie le n Z eugen (vgl. 1 Tim 6,12), w o d u rch die G läubig en ih re Id e n titä t o ffenbaren. Die Liebe dadu rch , d ass die G läubigen alles d e r G em einschaft ab geben, b ild et e in H erz u n d e in e Seele (vgl. A pg 4,32) u n d e rw ä c h st zu ein e m v e rp flic h te n d e n G ebot des H an d eln s. Die V e rsö h n u n g m uss a u ch in d ie s e r K o n v en tio n e r h a lte n bleiben. Die W ie d e re in g lie d e ru n g in d ie v e rra te n e u n d v e r lassen e G em ein sch aft e rfo rd e rt e in e stre n g e A b rech n u n g d e r p e r sö n lich en V e ra n tw o rtu n g und d e n e rn e u e rte n E n tschluss der R ü ck k eh r zur G em ein sch aft d e r K irche, des Leibes C hristi, zur G e m einschaft d e r H eiligen. D er ö ffentlich e A kt d e r Busse ist e in E in g e ste h e n d e r Schuld u n d e in e E rk lä ru n g des W illen s, d a s frü h e re Leben fortzuw erfen.
W a s w ä re d a s ab e r o hne d e n e b en so w ic h tig e n A k t d e r Los sprechung! D urch d en A kt d e r A b so lutio n u n d V e rsö h n u n g nim m t die G em einschaft d e n B üssenden w ied er auf, dam it d e r Bund d e r e rn e u e rte n T reu e w ie d e r gesch lo ssen w ird. Das b losse B ereuen d e r S ün d en g e n ü g t in g ew ö h n lich en U m stän d en n ich t zum E rlan gen d e r V ergebung, sie ist n u r d ie n o tw e n d ig e V o rb e re itu n g dazu. Im A kt der V e rsö h n u n g g e h ö rt d as le tz te W o rt zu Dem, d e r als e rs te r F reu ndsch aft a n g e b o te n hat, d e r „uns zu v o r g elieb t h a t” (1 J o 4,19). Es gibt also k e in e V e rsö h n u n g a u sse rh a lb d e r d u rch d en D ienst d e r K irche g ezo g en en Rahm en. Die K irche, als W e rk z e u g C hristi, w irk t nicht so, d ass sie ein fa ch die N a c h ric h t v o n d e r B ek ehrun g zu r K enntnis nim m t, s o n d e rn in d e r w irk sa m e n F orm d e r v e rsö h n e n d e n Geste, d e r A bsolu tio n . A b er la sst u n s e in e n S ch ritt w e ite rg eh e n : w en n m an feststellt, d a ss d ie K irche in ih rem D ienst d e r V e rs ö h nung w irk sam h a n d e lt (d ia ko n ia te s ka ta lla g es — 2 K or 5,18), so
setzt m an v o rau s, d ass d ie K irche d en k o n k re te n P ö n ite n ten k e n n t — e r g e h ö rt e in e r k o n k re te n G em einschaft als S ün der an. Sie k e n n t ihn in se in e r g an zen W a h rh e it u n d sein em W ille n d e r B esserung u n d sie a n e rk e n n t seine R ü ck k eh r zur G em einschaft d e r G e re ch te n und e n tsc h u ld ig t ihn d u rc h e in e n A kt, d e r dem B ek eh rten erla u b t, an der G em ein sch aft d e r G läu b ig en teilzu n eh m en . W e n n die A b so lu tio n des P rie ste rs u n d d a s B ekenntnis des S ü n d ers d e n sa k ra m e n ta le n D ialog b een d en , d a v e re in e n sich u n z e rtre n n b a r u nd e rg ä n z e n sich g e g e n se itig d ie feie rlic h e H an d lu n g u n d das e n d g ü ltig e W irk e n d e r G nade.
W ie die G este d es H ä n d e d ru ck e s zw eier G eg ner zu g leich Z ei c h en u n d A kt d e r V e rsö h n u n g ist, so um fasst die zur A bso lu tio n e rh o b e n e H an d des P riesters, d e s d u rch d ie K irche d e le g ierten S p end ers des S ak ram en tes, d ie H and d e s in R eue b e k e n n e n d e n P ö n i ten ten . Der R eueakt, d e r das Sichöffnen des P ö n ite n ten bew irk t, u nd d er sa k ra m e n ta le A kt, in d em die K irche die V e rsö h n u n g schenkt, v e re in e n sich u n d b ild en e in e n A kt. O hn e reu e v o lle s G estän dn is u nd öffentliches B ekenn en g äb e e s k e in e V ersö h n u n g , e s w ä re n u r ein e g ew ö h n lich e A m nestie, g ru n d v e rsc h ie d e n v o n d e r V ersö hn un g. N ur e in A k t d e r v e rz e ih e n d e n V e rsö h n u n g e rm ö g lic h t d em V e rrä te r ein e W ie d e ra u fn a h m e d e r F reu n d sch aft. Die H an d d e s v e rlo re n e n S ohnes d a rf w ie d e r d ie zur V erzeih u n g a u s g e s tre c k te H and d es b arm h erzig en V a te rs e rg re ife n . Die Busse d es um V e rsö h n u n g b itte n d e n S ünders, e rg ä n z t d u rch d as B ekenntnis der Sünden, die d u rch die s a k ra m e n ta le A b so lu tio n g etilg t w erd en, ist d a s Z eichen, das auf d ie R ück k eh r in das H aus des V a te rs hin w eist, ab e r sie zug leich b ew irk t. D ieses Z eichen d a rf m an n ich t v ern ic h te n . M an m uss e s w ied er in se in e r g an zen g ro sse n B edeutung zeigen. Und d iesen s a k ra m e n ta le n D ienst m uss m an aus ganzem H erzen, aus g anzer Seele u n d au s alle n K räften lieben. D enn e r ist e in e T at C hristi und sein es m y stisch en Leibes.
B evor w ir u n se re B e trach tu n g en ü b e r d e n Sinn u nd die Be d e u tu n g des B u sssak ram en tes b esch liessen , d e re n Z w eck die B ele bu n g d e r se e lso rg e rlic h e n P rax is dieses S a k ram e n te s ist, m üssen w ir no ch e in w ichtig es, e n tsc h e id e n d e s M om ent g e n a u e r p rä z isie ren. B ek ann tlich w u rd e n seit d e r E inführung des n e u e n O rdo d e s B u sssak ram en tes d re i v e rsc h ie d e n e F o rm en se in e r V e rric h tu n g v e rö ffe n tlic h t11. Die g ew ö h n lich e F orm ist w e ite rh in die S p end u ng d e r V e rsö h n u n g e in e m P ö n iten ten . Die zw eite g ew ö hn liche Form , d ie re ife re als die e rste , ab e r sc h w ierig ere fü r den a lltä g lic h e n S eelso rg ed ien st, ist d ie Z eleb ratio n d e r V e rsö h n u n g v ie le r P ö n ite n te n m it in d iv id u eller B eichte u n d A bsolution. Das ist d e r g ew ö h n lich e Stil u n s e re r E x erzitien im A d v e n t u n d in d e r F asten zeit, d er
11 Cf. O r d o P a e n it e n t ia e , R om a 1974; P. J o u n e l , La l it u r g ie d e la r e c o n
B eichten an e rs te n F re ita g e n im M o nat m it g e e ig n e te r K atechese, und a u ch d er allg em ein en E xerzitien d e r P farrgem ein den. D iesen B rauch b e re ic h e rn d ie g em ein sam en B ussan d ach ten m it b ib lisch en G edanken. Die d ritte , in a u sse rg e w ö h n lic h e n Fällen, b e so n d ers in d ro h en d e r T o d esg efah r zu g e la ssen e Form ist d ie Z e leb ra tio n d e r V e rsö h n u n g v ie le r P ö n ite n ten m it allg em ein em S ü n d e n b e k e n n en und allg em ein er A bsolution, o hne in d iv id u elle Beichte. D iese P raxis w ird in m an ch en L änd ern w eg en ih re r S a k ra m e n ta litä t als e in e g e w öh nlich e sa k ra m e n ta le H an d lu n g an erk a n n t.
Eine solche In te rp re ta tio n k a n n leid e r n ic h t angeno m m en w e r den, s ie ist e b e n e in e d e r g e fä h rlic h ste n E rsch ein u n g en für d ie u ra lte T rad itio n d e r K irche. G erad e sie trä g t bei zur K rise d e r Beichte, die die S e e lso rg e r m elden. Dem b ish e r G esag ten k a n n m an schon en tn eh m en , d ass ,,die in d iv id u elle u n d to ta le B eichte u n d L osspre chu ng für die G läu big en das ein zig e g ew ö h n lich e M ittel d e r V e r sö h n u n g m it G ott u n d d e r K irch e v e rb le ib e n '' (O.P. 31). Dies b e s tä tig te Jo h a n n e s P aul II. in d e r A d h o rtatio n R econciliatio et pa en i
te n tia : „Für d en C h riste n ist d a s S ak ram en t d e r Busse d a s g e w ö h n
lich e M ittel, V e rg e b e n un d N a c h lass d e r S ünd en zu e rh a lte n " (31). D iese P rax is w u rd e vom n e u e n K odex des K an o n isch en R echtes a n g e o rd n e t (can. 960).
Die u ralte, v ie le J a h rh u n d e rte d a u e rn d e T ra d itio n d e r K irche, w elch e d ie in d iv id u elle B eichte d e s e in z e ln e n G läub igen m it d e r L ossprechu n g des P rie ste rs als die g ew ö h n lich e e ra c h te te , w ird auch h e u te d u rc h v iele A u ssa g e n d e r le h re n d e n K irche b ek räftig t. Die K irche em p fielt d e n G läubigen, w elch e die S e lb sterzieh u n g und d as S treb en n a c h V ollko m m en heit e rn s t nehm en, reg elm ässig e ö ftere
Beichte —■ au ch d e r lässlic h e n S ün d en — als u n e n tb e h rlic h e H ilfe
(cn. 988 § 2). Sie em p fieh lt a u c h d e n B eichtigern, d e n ,.Spendern der sa k ra m e n ta le n G nade, d a n k d e r sie m it C hristus, dem E rlöser u n d G uten H irte n e in s b ild e n ''12, sie so llen selb st oft b e ic h ten (O.P. 18). W e n n es h ie r h e isst „oft b e ic h ten ", so b e d e u te t das d ie in d iv id u elle B eichte und d ie se bei ein em stä n d ig e n B eich tv ater und S eelen fü h rer (vgl. cn. 664, 630 § 2, 719 § 3, 989). Um die K rise auf d iesem G ebiet
zu ü b erw in d en , m uss m an d en S inn u n d B edeutung d ie s e r P r a x i s
e rk e n n e n , d ie der G eg en stan d d e r v o rg e le g te n A b h an d lu n g w ar.
12 „C h risto S a lv a to r i et P a sto ri in tim e u n iu n tu r sa c r a m e n ta lis g ra tia e m i n istri per fru ctu o sa m sa cra m en to ru m r ec ep tio n e m , sp e c ia tim in freq u en ti P a en i te n tia e sa c r a m e n ta li actu , g u ip p e qui, c o tid ia n a c o n s c ie n tia e d is c u s s io n e praep ara tus, n e c es sa ria m co rd is c o n v e r s io n e m a d P atris m iserico rd ia ru m am ore ta n to p er e fo v e a t" ( P r e s b y t e r o r u m o r d i n i s 18).
Schlussfolgerungen für die Seelsorge18
1. Die se e ls o rg e d ie h e R egel lu x g ie g is — flam m a pastoris (das F eu er des H irte n ist Licht für d ie H erde) m uss u n b e d in g t am A nfang
(arche) d er E rn e u eru n g d es B u sssakram entes stehen. Der P farrge-
m einde A rs k am d a s V e rstä n d n is für die B edeutung u n d d e n Sinn dieses S a k ram e n te s und se in e r a u sse rg e w ö h n lic h e n P rax is zugleich m it dem K om m en d e s n e u e n P farrers. M an m uss d av o n tief ü b e rz e u g t sein, dass der D ienst im B eichtstuhl für d e n P rie s te r e in e d er w e se n tlic h ste n W e ise n ist, d as Leben für d ie N ä c h s te n zu geben. Denn e r ü b ernim m t das P red ig en d er Busse, d e r g ru n d le g e n d en W a h rh e it d e r E vangelium sbotschaft.
2. W ir m ü ssen also in b rü n stig um die B erufung zum B eich tv ater und S e e le n fü h re r b eten. W en n w ir d iese s C harism a b esitzen, m üssen w ir in das B eichteh ö ren in n ig e Liebe und e rfo rd e rlic h e s W issen ein setzen . Der B eich tv ater also m uss a u c h selbst b e w u sste r P öni ten t sein. U nd e r m uss w issen, dass d ie S e elen fü h ru n g n ich t nur eine ho h e K unst ist, ab e r auch e in E rw eisen d e r B arm herzigkeit. In d e r K irche ist b re n n e n d e r B edarf an C harism abikern fü r den D ienst im B eichtstuhl.
3. W ir m ü ssen m it v o llem B ew usstsein und V e ra n tw o rtu n g in der P farrg em ein d e e in e d y n am isch e B ew egung d e r E v an gelisatio n und litu rg isc h e r In itia tio n d e r E rw ach senen e n tfa c h e n 14. Die den e in zeln en P ö n ite n ten im B eichtstuhl g eg eb en en L ehren so llen e in e n in te g ra le n T eil d e r allg em ein en K atech isatio n bilden. Es soll k ein e Beichte o hne B eleh ru ng bleiben, d ie B elehrung soll v o lle r G üte sein, aber a u ch F o rd e ru n g e n v o lle r W eish eit und Liebe stellen. Dazu bedarf es th eo lo g isc h e n W issen s u n d M en sch enk enn tnis.
4. W ir m ü ssen also e rs te n s ·— im B eichtstuhl an w e se n d sein
und d iesen D ienst lieben, zw eiten s ■— ih n m it S ach k en n tn is v e rs e
hen. B ekannt sin d O rte, w o h in P rie s te r als P ö n ite n z ia re g e sen d e t w erden, d ie so n st w o a n d e rs nich t a n z u b rin g en sind. A ber gibt es auch solche O rte, w o d ie w ü rd ig ste n P rie ste r zu diesem so sch w ie rig en u n d v e ra n tw o rtu n g s v o lle n D ienst b e so n d ers v o rb e re ite t w e r den? D iese W o rte d ü rfte m an an d ie fü r d iese n Z u stand V e ra n tw o rt lichen w end en, d o c h je d e r P rie ste r so llte S elb stb ild u n g in diesem A rb e itsa b sc h n itt b eginnen.
5. Das S tellen g ro sse r E rfo rd ern isse an die B eich tv äter v e rla n g t zugleich ih re E n tlastu n g v o n a n d e re n A ufgaben. In frü h c h ristlich e n G em einden b e a u ftra g te m an die A p o stel m it d em „D ienst des W o r te s ” u n d „dem G e b e te ” u n d d e n D iako n en ü b e rliess m an d a s
13 Cf. Y. C o n g a r, P o in ts d 'a p p u i d o c t r i n a u x p o u r u n e p a s t o r a l e d e la
p é n i te n c e , LMD 104 (1970): 73— 88,- M . B r u i i n , O r ie n t a t io n s p a s t o r a l e s d e la p é n i t e n c e s d a n s d i v e r s p a y s , LMD 117 (1974) 38— 63,· Gh. P i n с к e r s, P our un a v e n i r du s a c r e m e n t d e p é n i t e n c e , La fo i e t le te m p s 3 (1972) 227— 258.
14 W . S w i e r z a w s k i , N a w r a c a j c i e s i ę i c z y ń c i e p o k u t ę (B ek eh ret eu ch und tu et B u sse), W r o c ła w 1984.
„B esorgen d er T ische" (Apg. 6,2— 4). W e n n m an in d e r Pfarrge- m einde fünf oder zehn T au sen d G läubige hat, E rw achsene, J u g e n d liche und K inder, w ie v ie l Zeit ist d a notw en dig, um jed em von ih n en ein m al im M o n at zehn M in u ten zu w idm en! S o llten d ie P rie ster, um M assen b eich ten zu v erm eid en , n ich t w en ig sten s S ch üler - b e ic h ten an ein em festen T ag e in d e r W o ch e v e ra n sta lte n ? S ollten d iese P roblem e nich t G eg en stan d g rü n d lic h er B esp rech un gen und v e ra n tw o rtlic h e r B em ühungen d e r T h eo lo g en und S e e lso rg e r sein?
6. Das B u sssak ram en t ist ein litu rg isch e r Akt. Es w irk t in ihm C hristus u n d C h ristu s sp rich t zum P ö n iten ten , b e k u n d e t ihm seine Liebe. Soll d er P rie s te r n ich t im m erw äh ren d sich zum B ew usstsein bringen , d a ss e r im B eich tstu hl die L iturgie beginn t, d ie L itu rgie des W o rte s u n d au ch die L iturgie des Opfers? W ie b e w u sst m uss d e r P rie ster die H an d lu n g d e r E u ch aristie m it d e r B eichth and lun g v e r binden! W ie eifrig m uss e r sich zu ihr v o rb ere ite n , w ie in stän d ig um die G nad e b eten, um die v or M en sch en au g en v e rb o rg e n e W irk lich k eit des S ak ram en ts zu erblicken! W en n w ir d iesen D ienst tre u und v e ra n tw o rtu n g sb e w u sst v e rric h te n w erden , so w e rd e n w ir d a n k d e r d a d u rc h em pfu nd en en F re u d e im m er v o lle r v e rste h e n , d a ss die H eiligkeit des Lebens des P rie ste rs u n d d e r um V erzeih u n g b itte n den P ö n ite n te n o rg an isc h v e rb u n d e n ist m it d er ö fteren Beichte. Der im B eichtstuhl dien en d e P rie ste r soll w issen, dass e r als W erk z e u g des G o ttesg e ric h te s a u ch V e rtre te r d e r K irche, d e r g e lie b te n B raut G ottes, ist.
7. Die W a h rh e it v om B eichten ist einfach: das B eichten ist die a k tiv e T eiln ah m e an d e r B arm h erzig keit C hristi g e g e n ü b er M en schen, die irre n w ie Schafe ohne H irt. T eilnah m e an d e r S orge C hristi um die irre n d e n Schafe u nd an sein er F reu d e ü b e r die g e fundenen. Das g läu b ig e V o lk m uss die W a h rh e it ü b e r die Beichte, d en tiefen Sinn u n d d ie B edeutung d es S a k ram e n te s an dem eifrig en D ienst d es P rie sters auf d iesem G ebiet an se in e r S e e lso rg e e r k en nen. N u r e in e solche E instellu ng des P rie sters k a n n die b e sag te K rise in e in e u n g ew ö h n lich e C hance u m w enden, w ie d ies schon so oft d ie G esch ichte d e r K irche g e seh e n hat.
