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Der Weisse Adler, 1919, No. 13

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No. 13. Dienstag, den 1. April 1919. Einzelpreis 15 Pfg.

DER

Geschäftsstelle: Oderstr. 6. (Buchhandlung der

„Gazea Opolska“. — Verkauf: Buch- und Papier­

handlung Karlstr. 1, Krakauerstr. 41.

Erscheint jeden Dienstag in Oppeln O./Schl.

Bezugspreis i/4-jährlich 1.50 Mk. mit Abtrag 1.62 Mk.

Insertionspreis: 50 Pf. die siebengespaltene Petitzeile.

Oberschlesien ein Elsass-Lothringen?

Der Hechtsanwalt Strzybny hat in der Zentrums­

zeitung „Schles. Volksztg.“, die nebenbei bemerkt mehr polenfeindlichen Geifer als selbst die hakati- stische „Schles. Ztg.“ in ihren Spalten zurzeit ver­

spritzt, die Behauptung aufgestellt, dass Oberschle­

sien im Falle seiner Einverleibung nach Polen ein zweites Elsass-Lothringen abgeben wird, mit anderen Worten: Oberschlesien wäre dann eine Wunde am deutschen Leibe, die nie vernarben würde, und dafür eine Eiterbeule am Leibe Polens. Oberschlesien wür­

de ein Zankapfel zwischen Deutschland und Polen und eine stete Gefahr für den Frieden werden. Ist das wahr? Nein, das reine Gegenteil ist Wahrheit.

Warum? Oberschlesien ist ein durch und durch polnisches Land, dem nur die deutsche Gesichts­

maske aufgestülpt worden ist und das nur einen dünnen deutschen Anstrich erhalten hat. Durch die ganz deutsche Verwaltung, durch das Heer der deut­

schen Beamten, durch deutsche Schulen, durch deut­

sche Aufschriften täuscht es nur ein deutsches Land vor. In Wirklichkeit ist Oberschlesien ein Fremd­

körper in Deutschland, das Deutschtum ist in Ober­

schlesien nicht bodenständig, sondern nur zugewan­

dert. Oberschlesien wird von den Deutschen als eine Kolonie, eine Art von Kamerun angesehen. Stets ha­

ben die Deutschen das abfällige Urteil über Ober­

schlesien ihres Dichterfürsten Göthe mit Wollust citiert. Wenn jetzt, auf einmal der „deutsche Cha­

rakter“ Oberschlesiens betont wird, wenn jetzt auf einmal man sein Herz deutscherseits für Oberschle­

sien entdeckt, so ist diese Erscheinung gar zu durch­

sichtig; man will den Sklaven Deutschlands, die melkende Kuh'nicht verlieren. Falls Oberschlesien dem polnischen Reiche zugeschlagen würde, so wür­

de sofort der deutsche Firniss brüchig werden und zur Erde fallen.

Das polnische Antlitz Oberschlesiens würde der Welt entgegenlachen. Der polnische Sklave könnte seinen Nacken von dem deutschen Joche abschütteln.

Die hakatistischen Beamten würden zum Wander­

stabe greifen und in ihre deutsche Heimat zurück­

kehren. Die einheimischen, zwar germanisierten Be­

amten würden sich sofort repolonisieren, die Schu­

len würden in der polnischen bis jetzt so verachte­

ten; und verfolgten Muttersprache unterrichten, die Kirchen würden sich nicht mehr zur Magd der Ger- manisierung missbrauchen lassen, sondern das pol­

nische Volk zum Lobe Gottes in reiner, gebildeten polnischen Sprache anleiten. Die Folge davon wäre, dass in einem Dezennium höchstens in einem Men­

schenalter von dem künstlich gehegten Deutschtum in Oberschlesien fast keine Spur vorhanden wäre.

Wer sollte denn auch in Oberschlesien sehnsüchtig nach den deutschen Grenzen schielen? Wer sollte denn schmerzlich nach der Germania rufen? Ger­

mania war tills nie die leibliche Mutter! Im Gegen­

teil würde Oberschlesien nach der jahrhundertlangen Unterdrückung glücklich aufatmen, es könnte sich seiner Natur gemäss frei entwickeln, die Vergangen­

heit der preussischen Sklaverei würde ihm als ein böser Traum vorkommen.

Nehmen wir aber den Fall an, dass Oberschlesien weiter bei Deutschland bleiben sollte. Ja, dann hätte H. Rechtsanwalt Strzybny aus Breslau Recht, dann würde Oberschlesien ein zweites Elsass-Lothringen werden; denn es würde sich nie national beruhigen.

Wie ein Kind seine Händchen zur Mutter ausstreckt, Wenn es sich in den Armen einer fremden Person befindet und erst aufhört zu weinen, wenn die Mut­

ter es an ihr Herz drückt, so würde auch Oberschle­

sien als Kind Polens nie ruhen, als bis es zur polni­

schen Mutter zurückkäme. Da Oberschlesien nun­

mehr Halt an dem neuerstandenen Polenreich haben würde, śo würde in Oberschlesien eine rührige Irre­

denta sich ein stellen, zumal die Erbitterung über die Nichterfüllung der durch das Wilson’sche Pro­

gramm geweckten Hoffnungen und Herzenswünsche sich ins Unermessliche steigern würde. Dazu würde Deutschland nicht imstande sein, Oberschlesiens na­

tionale Sehnsucht zu stillen, ja es würde ihm nach den bisherigen Erfahrungen an gutem Willen dazu fehlen. Betrachten wir nur die sogenannten deut­

schen Erleichterungen und Zugeständnisse uns Ober­

schlesiern gegenüber. Der deutsche Bureaukratis- mus hat die „Güte“ gehabt und das „grosse Entge­

genkommen“ den oberschlesischen Polen gemäss den Worten des ehemaligen Regierungspräsidenten von Oppela v. Miquel bewiesen, dass er für die polnischen

Kinder den fakultativen polnischen Religionsunter­

richt in den Schulen eingeführt hat, aber dabei die Bedingung als Falle für das Zugeständnis gestellt, dass die Eltern ihren Wunsch eines solchen Unter­

richts schriftlich bescheinigen müssen. Diesen Unter­

richt lässt man die Lehrer erteilen, die bis jetzt jedes polnische Wort in der Schule als staatsgefährlich bekämpft haben und die im hakatistischen Geiste erzogen nur ungern sich zur Erteilung des Unter­

richts in der verpönten Sprache verstehen, umso­

mehr als sie überzeugt sind, dass dies nur eine vor­

läufige Machenschaft, ein Beruhigungspulver für das polnische Oberschlesien in dieser unsicheren Frie­

densverhandlungszeit sei. Dazu kommt es, dass fast alle diese Lehrer die polnische Sprache nur rade­

brechen. Man kann es wirklich den Eltern nicht verdenken, dass sie ihre Kinder nicht neuen Chika- nierungen aussetzen wollen und deshalb sie dem polnischen Lehrkursus fernhalten. Wenn selbst in dieser Uebergangszeit sich die deutsche Regierung zu keinen grösseren Zugeständnissen auf schwingen konnte als zu diesem poln. Brocken des fakultativen Religionsunterrichts, ferner zu der kommissarischen Besetzung der Oppelner Regierung mit einem deutsch - katholischen Präsidenten mit einigen deutsch-katholischen Regierungsräten und mit der Ernennung eines fürstbischöflichen utraquistischen Delegaten für Oberschlesien, so können wir uns leb­

haft ausmalen, wie der alte hakatistische Geist der Verfolgung und Unterdrückung erst recht aufleben würde, wenn diese Periode vorüber wäre. So hätten wir weiter auf der einen Seite Vergewaltigung und auf der anderen Unzufriedenheit und Klagen. Dies wollte aber Wilson Programm Deutschland angenommen hat, für die Zukunft verhindern. Die Deutschen sollten deshalb doch bedenken, dass sie an Oberschlesien ihre Freude nie mehr haben könn­

ten. Die Schätze Oberschlesiens würden sie nicht beglücken, wenn sie das Herz der Oberschlesier nicht besässen. Das Herz zieht aber den polnischen Ober­

schlesier nach Polen, resp. nach freier, unabhängiger Betätigung seiner poln. Kultur und seines nationalen Lebens. Oberschlesien wird nur dann kein zweites Elsass-Lothringen werden, wenn es zum polnischen Mutterlande zugeschlagen wird.

Wenn die Deutschen gemäss dem Nationalitäten­

prinzip für sich Deutsch-Oesterreich verlangen, so dürfen sie nicht dagegen ankämpfen, dass auch der poln. Oberschlesier zu Polen gehören will und dass der Friedenskongress in Paris herüberruft: Ober­

schlesischer Lazarus, steh auf und singe zu Ostern mit allen vom fremden Joche befreiten Völkern dein

frohes Alleluja! Bo żywo j.

Nachhilfe für den ,,Helfer".

Arn zweiten Frühlingstage (22. März) habe ich zu­

fälligerweise die Nr. 2 des „Helfer“, Wochenschrift der Freien Vereinigung zum Schutze Oberschle­

siens“, zu Gesichte bekommen. Ich finde darin einen Artikel „Aus der Rüstkammer“ über „Schlesien als geschichtliche Einheit“ — ein mustergültiges Mei­

sterstück zum Beweise, wie feststehende geschicht­

liche Tatsachen einfach auf den Kopf gestellt wer­

den können. Der „Helfer“ will eben durch diesen Artikel simplen Gimpeln zu dem Glauben verhelfen, dass das heutige Schlesien seit jeher eine „geschicht­

liche Einheit“ war. Er bringt aus der geschichtli­

chen Rüstkammer alle, sogar die dürftigsten Klein­

lichkeiten heraus, die ihm zu der von ihm beabsich­

tigten Gauklerei irgendwie dienlich sein können, u.

verheimlicht in derselben Rüstkammer gerade die beweiskräftigsten, geschichtlich feststehenden Tat­

sachen, die ohne allen Zweifel dartun, dass das heu­

tige Ober- und Niederschlesien viele Jahrhunderte lang zwei verschiedene und getrennte Länder wa­

ren. Ich will nun dem „Helfer“ zum Auf klären der Sache etwas nachhelfen.

„Der Helfer“ wird wohl in der geschichtlichen Rüstkammer auch die grosse geschichtliche „Prese- ka“ gesehen und ihre Bedeutung erfahren haben.

Das Wort „Preseka“ ist eine latinisierte Form der polnischen „Przesieka", u. bedeutet in der Geschich­

te Schlesiens einen breiten Streifen Urwald, der sich von der Umgegend von Neisse bis in die Gegend zwischen Kreuzburg und Namslau hingezogen hat.

Dieser Urwald, ein beinahe undurchdringliches Dickicht, wurde durch Verhaue von gefällten Bäu­

men noch undurchdringlicher gemacht. (Daher auch der Name vom polnischen „przesiekać“, d. i. durch

Zwischenverhaue scheiden und sperren; im Polni­

schen ist das Wort „zasieka" mit ähnlicher Bedeu­

tung noch heute üblich). Der polnischen Sprache unkundige Geschichtschreiber haben nach langem Kopfzerbrechen das Wort „Preseka“ endlich richtig mit dem Ausdruck Grenzhag (Grenzwald-Gehege) gedeutet. Und tatsächlich bildete die Preseka viele Jahrhunderte hindurch die Landesgrenze zwischen dem eigentlichen Schlesien (heute Niederschlesien) und dem Opole (heute Oberschlesien). Diese Pre­

seka ist der Kronzeuge, dass Ober- und Niederschle­

sien von alters her als zwei getrennte und verschie­

dene Länder anzusehen sind; bei unseren alten Vorfahren war es eben üblich, die äusseren Gren­

zen einer für sich bestehenden Landeseinheit durch breite Waldungen zu markieren und zu sichern.

Aber auch dann, als die Preseka im XIII. Jahr­

hundert bereits der Kolonisation teilweise zum Opfer gefallen war, blieb das heutige Oberschlesien noch lange ein Land für sich. Die Fürsten Ober­

schlesiens nannten sich bis zum XV. Jahrhundert stets nur „Herzöge von Oppeln“ und nie „Herzöge von Schlesien“, und erst im XV. Jahrhundert wird diese letzte Titulatur auch in das heutige Oberschle­

sien eingeführt. — Es ist zwar richtig, und ich gebe es dem „Helfer“ gern zu, dass bereits im Jahre 1327 Bolko II. von Oppeln sich „Herzog von Schlesien“

schrieb. Das geschah aber in nur einer einzigen Urkunde; dieser Fall ist für die schlesischen Ge­

schichtsforscher eine so merkwürdige und unauf- klärliche Ausnahme, dass sie vermuten, der herzog­

liche Notar Johann habe sich beim Schreiben dieser Urkunde ein Versehen zu schulden kommen lassen.

T- Solche Ausnahmen bestätigen übrigens nur die Regel, und die Regel in diesem Falle lautet für ein ganzes weiteres Jahrhundert allgemein wie folgt:

Opole ist ein Land für sich und bildet mit dem zwei­

ten Lande, das Schlesien heisst, keine geschichtli­

che Einheit.

Es ist auch wahr, und ich gebe es dem „Helfer“

wiederum zu, dass die Herzöge von Opole und Schle­

sien untereinander heirateten, und bemerke weiter, dass dieselben Herzöge (besonders aber diejenigen von Opole) sehr oft auch Fürsten- und Magnaten­

töchter aus Polen geheiratet haben — aber das alles beweist für den vorliegenden Fall rein nichts.

Auch der letzte Zar hat eine deutsche Fürstentoch­

ter geheiratet, aber eine „geschichtliche Einheit“

zwischen Deutschland und Russland kam dadurch nicht zustande; das wird soger der „Helfer“, nach den Vorfällen der letzten Jahre, bei einigem guten Willen schliesslich doch noch begreifen können.

Also mit Heiraten ist nichts bewiesen. — Tausend­

mal wichtiger jedoch, als alle Heiraten, ist das Er­

ben; darin werden mir alle Leute vom „Helfer“, de­

nen Vermögensangelegenheiten nicht gleichgültig sind, ohne weiteres zustimmen. Es zeigt sich hier aber wieder, dass Opole von Schlesien ganz verschie­

den ist. Die Herzöge des heutigen Oberschlesiens erbten nur untereinander und konnten in Nieder­

schlesien nicht erben, weil letzteres für sie ein fremdes Land war. Ebenso die niederschlesischen Herzöge erbten nur untereinander, nicht aber im heutigen Oberschlesien. Dies geschah trotz der stark empfundenen Zugehörigkeit der ober- und nieder- schlesischen Herzöge zu einer und derselben Dyna­

stie, ja. sogar zu einer und derselben dynastischen Linie! — Also auch diese geschichtlich feststehenden Erb Verhältnisse sind ein schlagender Beweis dafür, dass unsere Vorfahren jahrhundertelang von ihrer

„geschichtlichen Einheit“ mit den Niederschlesiern nichts wussten. Sie mussten es der schwindlerischen Einbildungskraft, in geschichtlicher Einheit mit Verdummungstrieb eines nachkommenden „Helfers“

überlassen, diese Merkwürdigkeit aufzudecken.

Weitere Nachhilfe für den „Helfer“ in dieser Sache ist vorläufig wohl überflüssig. Die obigen Beweise erhellen zur Genüge die geschichtliche Tat­

sache, dass unser heutiges Oberschlesien (Opole) bis zum XV. Jahrhundert zu Schlesien nicht gehörte und es auch den Namen „Schlesien“ nicht führte.

Alle Gaukelei, in geschichtlicher Einheit mit Vor­

spiegelung falscher Tatsachen, ändert daran nichts.

— Ich muss nur noch bemerken, dass erst später die­

ser geschichtliche Zwiespalt zwischen Schlesien und Opole langsam äusserlich überbrückt und über­

tüncht worden ist, dass aber innerlich grosse Unter­

schiede zwischen diesen beiden Ländern weiter be­

standen haben und noch heute vorhanden sind, ob-

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Unsere Freiheit

Wir Oberschlesier, Kinder Polens, wurden von dem preussischen Junkertum Jahrhunderte lang mit allen Mitteln unterdrückt. Wir sind wohl das einzige Volk, das unter der preussischen Junker­

peitsche so schwer gelitten hat. Auf Schritt und Tritt wurden wir verfolgt, mit aller Gewalt versuch­

te man uns zu germanisieren, alles was polnisch hiess, mit Stumpf und Stiel auszurotten. Wir fühl­

ten uns nicht wobler, als der Unschuldige im Zucht­

haus.

Diesem Zweck diente eine hakatistische Beam­

tenschaft, nicht nur im Verwaltungsdienst,, auch im Dienst der Post und der Eisenbahn. Beamter im Verwaltungsdienst konnte ein Oberschlesier nicht werden, mag er noch so begabt gewesen sein.

Nur als Bürogehilfe, Hilfsarbeiter und Stift, wie man uns gern nannte, konnten wir uns im Verwal­

tungsdienst betätigen. Für Sklavendienste waren wir immer gut.

Jeder Bedarf an Beamten wurde mit Bewerbern aus deutschen Gegenden gedeckt. Das war auch anders nicht zu erwarten, denn an der Spitze der Kreise, der Städte, der Gemeinden — ausgenommen die kleinen ländlichen Gemeinden — stand — steht heute noch! — eine hakatistisch durchgebildete Persönlichkeit. Mag der stockdeutsche Bewerber noch so dumm gewesen sein, er bekam stets den Beamtenposten, wenn er nur ein guter Hakatist ge­

wesen ist. Dummheit war kein Hindernis. Er brauchte auch nicht zu arbeiten, die Arbeit leisten die als Bürogehilfen etc. tätigen polnischen Sklaven.

Der Beamte übernimmt nur die „Verantwortung“

für die Arbeit.

So setzt sich die Beamtenschaft zu 90% aus wah­

ren Hakatisten, zu 10% aus Oberschlesiern. Von diesen 10% sind 4 Sechstel Militäranwärter, die ge­

setzlichen Anspruch auf Anstellung haben, weil die Behörden verpflichtet sind, die mittleren Beamten­

stellen zur Hälfte mit Militäranwärtern zu besetzen;

2 Sechstel sind Renegaten, die ihre polnische Natio­

nalität verleugnet und zur Bekräftigung dafür ihren polnisch klingenden Namen verdeutschen liessen.

- Von dieser Beamtenschaft, deren Herz keine Lie­

be, wohl aber Hakatismus birgt, wird das oberschle­

sische Volk beherrscht.

Stets von diesen Hechten im Karpfenteich ver­

folgt, konnten wir nie unsere Talente entfalten, un­

seren Drang nach geistiger Betätigung befriedigen.

Aber diese Zustände gehören noch nicht der Ver­

gangenheit an. Sie dauern heute noch und bleiben solange wir unter der preussischen Herrschaft sind.

Auch die deutsche Revolution hat uns nicht die Freiheit gebracht. Die neue Regierung hat uns Oberschlesiern die Freiheit versprochen. Ja, sie ver­

spricht uns alles, was wir uns wünschen, aber wer glaubt an die Versprechungen, die nur aus der Angst vor dem Verlust Oberschlesiens geboren sind?

Den Anfang hat die Regierung,zwar gemacht.

An die Spitze der Regierung in Oppeln hat sie einen Oberschlesier als Regierungspräsidenten gesetzt und der Kreis Rybnik erhielt einen Oberschlesier als Landrat. Dieser Anfang scheint auch alles und das Ende zu sein.

Wie ehrlich die preussische Regierung mit der Freiheit meint, sieht man zu deutlich. Es ist auch ein Akt der Freiheit, wenn die preussische Regie­

rung die Gemeindewahlen für Oberschlesien, wie auch für alle anderen preuss. Landesteile mit polni­

scher Bevölkerung aufhebt. Die Freiheit ist noch erweitert durch den Belagerungszustand, durch den

„Grenzschutz“ und die Einschränkung im Eisen­

bahnverkehr, die nur im oberschl. Bezirk besteht.

Ist denn der Begriff Freiheit wirklich so dehnbar?

Und das alles geschieht unter einer „sozialisti­

schen“ Regierung. Wie wird nur unsere Freiheit unter einer aus Rechtssozialisten, „Demokraten“ und Zentrumsleuten zusammengesetzten Regierung aus­

sehen? Wir wollen diese Zeit nicht erleben!

Wer kann uns die Freiheit in wahrem Sinne des Wortes geben? Nicht Preussen — nein — Polen, wo­

hin Oberschlesien gehört. Nur dann kann sich das unterdrückte oberschlesische Volk frei, ungehindert entwickeln. Nur in dem Land unserer Väter ist uns die Freiheit gewiss!

Oberschlesier! Seht ihr nicht, der deutsche Mi­

chel kommt mit Versprechungen. Was sind diese Versprechungen? Nichts weiter als Schlafpulver, mit dem das erwachte, nach Freiheit rufende ober­

schlesische Volk wieder in den Schlaf eingelullt werden soll. Verschläft es die passende Zeit, die Zeit der Selbstbestimmung, dann ist zu spät, eine zweite Gelegenheit kommt nicht wieder.

Verdeutschte Polen! Wacht auf aus dem poli­

tischen Schlaf! Reibt euch den Schlaf aus den Augen!

Freilich sind wir viele verdeutscht und haben unsere Muttersprache zum grossen Teile vergessen.

Aber was hat das zu sagen! In unseren Adern rinnt polnisches Blut, und das genügt. Unsere liebe Mut­

tersprache werden wir schon wieder beherrschen lernen, und sie wird uns so geläufig werden, wie uns die deutsche Sprache geläufig ist.

Oberschlesien ist polnisches Land und gehört zu

Polen! Sch...

Wozu der Belagerungszustand gut ist.

Während des „Protest“-Rummels gegen den An­

schluss Oberschlesiens an Polen, den die Ostmarken- vereinler in öffentlichen Versammlungen veranstal­

teten — andere Vereine dürfen bekanntlich während des Belagerungszustandes nur Mitgliederversamm­

lungen abhalten —, richtete ne an sich so ein. dass

bei der Eröffnung der Versammlung freie Ausspra­

che zugesichert wurde, die aber für die Gegner nie­

mals in Anwendung kam. Entweder redeten die offi­

ziellen Redner so lange, dass die Versammlung we­

gen „vorgerückter Stunde“ geschlossen werden musste, oder die gegnerischen Stimmen wurden ein­

fach niedergeschrieen und die Diskussionsredner dann noch insultiert. So erging es zwei Diskussions­

rednern in einer Versammlung des Ostmarkenvereins in Sohrau, dem Apotheker Baldyk und dem Organi­

sten Samulowski. Aber nicht nur das. Man hat sie auch noch in „Schutzhaft“ genommen und später verhaftet, um ihnen wegen Hochverrats, Hausfrie­

densbruchs, Aufruhrs und Störung einer Versamm­

lung vor dem Kriegsgericht den Process zu machen.

Die ersten Anklagepunkte erwiesen sich als revolu­

tionärer „Freiheits“blech und mussten fallengelas­

sen werden. Es blieb nur die Anklage wegen Störung einer Versammlung übrig. Da es sich somit um eine Lappalie handelte, durfte man annehmen, dass sie mit einer geringen Geldstrafe gesühnt worden wäre.

Aber weit gefehlt! Sechs Monate Gefängnis erhielten dafür die bedauernswerten Opfer der „freien Aus­

sprache“ der Qstmarkenvereinler. Dieses Urteil ist umso unerhörter, als nur der Belagerungszustand die Möglichkeit schaffte, die Angeklagten überhaupt zu bestrafen. So schreibt der „Oberschlesische Ku­

rier“ (Nr. 65 vorn 19. d. Mts.) mit Recht:

„In gewöhnlichen Zeiten ist „Störung einer Versammlung“, soweit nicht Hausfriedensbruch mit vorliegt, kein strafbares Delikt. Nur der Um­

stand, dass z. Z. Belagerungszustand besteht, gab die Möglichkeit, eine Strafe zu verhängen.

Nun wissen wir, wozu der Belagerungszustand f gut ist und weshalb ihn der rote Staatskommissar Hörsing so über den grünen Klee lobte. Den Ost- markenvereinlern gibt er die volle Freiheit für die Veranstaltung eines künstlichen „Protest“-Rummels, dem sogar militärischer Schutz gewährt wird. Die polnische Bevölkerung Oberschlesiens aber soll er nicht nur knebeln, sondern ihr auch noch zu schwe­

ren Gefängnisstrafen verhelfen für Vergehen, die sonst überhaupt nicht strafbar sind. Und man bil­

det sich noch ein, auf diese Weise die Liebe zu dem alten Preussen der Bedrücker und Expropriateure heben zu können. Vielleicht kommt die Entente doch endlich zu der Einsicht, dass man diesen Wüterichen die polnische Bevölkerung Oberschlesiens nicht schutzlos überantworten kann. Es wäre wirklich die höchste Zeit.

Das Ausbeutungsobjekt des oberschlesisehen

„Sehiaehtschitzentums“.

Die sattsam bekannte „Schlesische Volksztg.“

das freiwillige Organ des jetzt nicht mehr moder­

nen Ostmark en Vereins, bringt in ihrer Nr. 141 vom 18. März einen wutschnaubenden Artikel, in dem sie ein Memorandum des Referenten für polnische Fra­

gen beim französischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten behandelt und es dann recht

„schwungvoll“ kommentiert. Dabei begeht sie die Unvorsichtigkeit, indirekt daran zu erinnern, wer j e t z t eigentlich Oberschlesien ausbeutet. Sie sagt, Oberschlesien wolle kein Ausbeutungsobjekt für das

„grosspolnische Schlachtschitzentum“ sein. Das war unvorsichtig, denn der Oberschlesier wird dadurch direkt auf den Gedanken gestossen, sich zu fragen, wer denn eigentlich jetzt Oberschlesien ausbeutet u.

dabei noch das Volk in der schmählichsten Weise behandelt. Es sind das überall bekannte Namen, für die die „Schles. Volksztg.“ ein besonderes Ver­

ständnis hat, weil sich darunter manche Zentrums­

grafen befinden und diese lauten: Ballestrem, Schaff- gotsch, Donnersmarck, Hohenlohe, von Giesches Er­

ben, Fürst Pless, Lichnowsky usw., und alles das sind höchst feudale preussische „Schlachtschitzen“, zu de­

nen sich noch verschiedene Geldsack-Schlachtschi- tzen hinzugesellen, deren Urväter Wiege einst in Pa­

lästina stand, wie Friedländer-Fuld, Cäsar Wollheim dessen Namen so lebhaft an das Handelsobjekt sei­

ner Vorfahren, die Wolle, erinnert, Silberstein und Hunderte anderer, kleinerer Nutzniesser der schwe­

ren, gefahrvollen Arbeit der polnischen Oberschle­

sier. Alle diese Leute haben seit 1870 bis zum Aus­

bruch des Krieges und auch während desselben das goldene Zeitalter durchgemacht, von dem der Rek­

tor Piechatzek in Versammlungen sprach, während das Volk oft hungerte. Diesen „Schlachtschitzen“

soll Oberschlesien als warmes Nest und reiche Fut­

terkrippe verbleiben, deshalb will man die Ober­

schlesier mit dem Gespenst des „grosspolnischen Schlachtschi tzentums“ schrecken. Das neue polni­

sche Reich ist aber als Volksstaat im besten Sinne des Wortes erstanden und weder der Adel, noch sonst eine Kaste kann da so, wie in Preussen, vor­

herrschend sein. Dort regiert eben das Volk, dem auch die Früchte Oberschlesiens zugute kommen würden, und nicht einzelnen hochstehenden Persön­

lichkeiten, wie es jetzt in Oberschlesien der Fall ist.

Also mit dem „grosspolnischen Schlachtschitzen­

tum“ ist es wieder mal nichts, dagegen hat die „Schl.

Volkszt.“ unwillkürlich die Erinnerung daran wach­

gerufen, unter was für einer Herrschaft Oberschle­

sien heute noch zu seufzen hat. Ihre Hinweise auf den von deutsch-hakatistischer Seite geleiteten „Pro­

testrummel“ gegen den Anschluss an Polen und die Wahlergebnisse brauchen hier garnicht erst erwähnt zu werden, da es sogar jedem Kinde bekannt ist, wie diese zustande kamen. Gegen eine Volksabstimmung aber brauchte man nichts einzuwenden haben, Vor­

aussetzung wäre nur, dass die gegenwärtigen Be­

hörden und Machthaber beseitigt würden, die schon anlässlich der Wahlen an den Nationalversammlun­

gen; den grössten Missbrauch ihrer Amtsgewalt ge trieben haben (unbegründete Verhaftungen, Belage rungszustand, amtliche Flugzettel usw.) und sich so gar den Belagerungzustand leisteten, damit die Ober schlesier auch „richtig“ wählten. Eine Volksab Stimmung unter der Herrschaft dieser Gesellschaf wäre selbstverständlich undenkbar, sie könnte nu unter dem Schutze neutraler oder der Ententeheer vor sich gehen, um ein zutreffendes Ergebnis zu zei tigen. Aber ein solches Befragen des Volkes durcl die Entente würde wahrscheinlich die „Schl. Volks ztg.“ selbst nicht wünschen, denn das Volksurtel würde für ihre Genossen voraussichtlich noch zei schmetternder sein, wie die Niederlage Deutsch lands im Weltkriege, in dem man ja nicht besieg sein will.

Deutsche Volkswehren in Ober Schlesien.

Die „Schlesische Zeitung“ berichtet was folgt:

„Gleiwitz, den 22. März. Ein schönes militari sebes Bild bot sich in diesen Tagen in unserer Stadl Unter den Klängen einer Jäger-Kapelle marschiert wohlgeordnet die Gleiwitzer „Freiwillige Volkswehr Kompagnie“ die Hauptstrasse entlang. Die Kompa gnie ist 300 Mann stark, untersteht der 117. I. E und sorgt in der Stadt für unbedingte Ruhe um Ordnung.“

Der deutschen Bevölkerung wird also die Bil dung von Volkswehren von der Regierung, welch ihr die Waffen liefert und sie auch offenbar ent lohnt, gestattet. Ende Dezember hatte der Regie rungspräsident in Oppeln eine von ihm selbst unter zeichnete Warnung veröffentlicht, Inhalts deren di Bildung polnischer Volkswehren sich als Hoch- ode Landesverrat darstelle. Nach Verhängung des Bela gerungszustandes im Industriebezirk wurde eine voi dem Regierungspräsidenten und dem Zentral-, Ar beiter- und Soldatenrat unterzeichnete Warnung ebenfalls desselben Inhalts, veröffentlicht.

Die polnische Bevölkerung weiss also heute we nigstens, dass die heutige Regierung berechtigt zi seii} glaubt, die deutsche Bürgerschaft zu bewaff nen, das polnische Volk, das aber die grosse Mehr beit darstellt, soll nach wie vor wehrlos bleiben.

„Polengreuel.“

Nach den „Pol. Pari. Nachrichten“ vom 16. Ja tiuar 1919 hat der Bürgermeister Block in Schubii zu Protokoll gegeben, dass die Polen am 11. Janua’

d. Js. bei der Besetzung der Stadt Schubin deutsch«

Frauen und Kinder in unmenschlicher Weise nieder gemacht hätten.

Die Nachricht ist vom „Vorwärts“ und änderet Zeitungen wiedergegeben worden.

Jetzt nehmen deutsche Bürger in Schubin it nachstehender Erklärung hierzu Stellung:

„Der „Vorwärts“ und andere Berliner Zeitungei bringen die Nachricht, die Polen hätten nach dei Eroberung unserer Stadt am 11. Januar d. J. deut­

sche Frauen und Kinder . niedergemacht, wie dei Bürgermeister Block zu Protokoll gegeben hat.

Wir Endesunterschriebenen erklären unaufge­

fordert diese Aussage als eine Lüge.“

Deppe, Veterinär-Rat. Krüger, Pastor.

Eieick, Distrikts-Kommissar.

Vereinigte Staaten.

13 e r n. Zu der Wolffmeldung über eine Behaup­

tung der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“, wonach die vom „Committee on Public Information of the United Staates of America“ (einem von Präsident Wilson geschaffenen offiziellen Nachrichtenbureau, dessen Publikationen mit der vollen Autorität der amerikanischen Regierung gedeckt sind) in. einem Berner Verlag herausgegebenen Dokumente über die

„Deutsch - bolschewistische Verschwö­

rung“ Fälschungen seien, wird uns von diesem Verlag mitgeteilt: Die „Deutsche Allgemeine Zei­

tung“ bezieht sich dabei auf einen Bericht der „New- York Evening Post“, vergisst jedoch ihren Lesern mitzuteilen, dass die von diesem Blatte gegen die Antenzität dieser Dokumente angeführten Argumen­

te durch den zum Zwecke ihrer Prüfung eingesetzten Spezialausschuss des Nationaldepartementes für Ge­

schichtswesen in Washington als völlig unbegründet und haltlos festgestellt worden sind. J. Franklin Ja­

meson und Samuel N. Harper, die bekannten ameri­

kanischen Gelehrten, erklären nach Mitteilung der

„Public Information“ in diesem Gutachten, dass eine nach allen Methoden der Geschichtsforschung voll­

zogene Prüfung der Dokumente deren unanfechtbare Aechtheit und Autenzität ergeben habe.

^etsellschem.

Der Unterzeichnete bestellt hiermit bei dem Postamt für die Monate April. Mai und Juni 1919 die in Oppeln erscheinende Zeitung

„Der Weisse Adler “

für 1,50 Mk., mit Abtrag 1.62 Mk.

Herr ...

Quittung,

öbige ...Mark...'..Pf. erhalten zu haben, bescheinigt

-...,den.. .... ...,,....,«.„191#.

(5)

An die Redaktion

der „Schlesischen Volkszeitung“

in B r e s 1 a u.

In Ihrer Nummer 199 vom 18. d. M. machen Sic in dem Artikel „Verhandlungen mit den Posener Gross pol en?“ einen Zusatz zu dem Bericht der „Dtsch. Allgem. Ztg.“ in so gehässiger Weise, dass ich mich immer wieder fragen muss, wie es denn möglich ist, dass gerade ein katholi­

sches Blatt, welches doch nach der Lehre Christi redigiert werden sollte, sich schon so oft solch schmä- licher Gehergriffe in Beurteilung der Polenfrage er­

lauben konnte. Ich kann dies wohl nur darauf zu­

rück führen, dass in der Leitung dieser politischen Abteilung entweder ein aus einer anderen Weltge­

gend eingewanderter Herr sitzt, der keine blasse Ahnung von der oberschlesischen Bevölkerung hat, oder es sitzt eben auf diesem Redaktionsschemel ein Hakatist, wie denselben der Ostmarkenverein sich nicht besser zu wünschen braucht. Auf all die un­

gerechten Schmähungen will ich nicht näher ein­

gehen, aber soviel kann ich dem ungläubigen Thomas schon verraten, dass alle die im Protest des Unter­

kommissar Justizrat Czapla, Beuthen, zur Sprache gebrachten Anklagen auf Wahrheit beruhen. Auf die

„freie Meinungsäusserung der Presse“ aber will ich etwas näher eingehen. Seit dem ersten Januar er­

schien in unserem Verlage eine Wochenschrift unter dem Titel „Der Weisse Adler“. Derselbe brand­

markte alle Auswüchse in der Polenpolitik und geisselte in scharfen, aber wahren Worten die Ma­

chinationen der „Freien Vereinigung zum Schutze Oberschlesiens“, deren Mitglieder sich zum grossen Teil aus einer grossen Zahl von Regierungs- und anderen Beamten und Personen zusammensetzen, welche von der Regierung zu Oppeln abhängig sind.

„Der Weisse Adler“ wurde am 29. März nachmittags

%5 Uhr durch nachstehendes Schreiben verboten:

VI. Armeekorps.

Generalkommando. Bresla u, d. 29. März 1919.

Abtl. IcJ. Nr. 2503/19.

An die Schriftleitung des „Weissen Adler“

in O p p e 1 n.

Mit Rücksicht auf die aufhetzende Tendenz des Blattes sehe ich mich im Einvernehmen mit dem Volksrat zu Breslau, Zentralrat für die Provinz Schle­

sien, genötigt, das Erscheinen des „Weissen Adler“

für die Dauer von 4 W oche n, und zwar vom 1. 4.

1919 ab, zu verbieten.

Das Verbot des Weitererscheinens darf dem Le­

serkreise der Zeitung nur in folgender Weise bekannt gegeben werden:

„Auf Grund eines Verbotes des Militär-Befehls­

habers müssen wir das Erscheinen unserer Zeitung vom 1. 4. 1919 ab auf die Dauer von 4 Wochen ein­

stellen. (Unterschrift.)“

Jede andere Art der Bekanntmachung, sowie jede öffentliche Erörterung des Verbotes wird aüf Grund des § 9 b des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 (Gesetz-Samml. S. 451 ff.) in Ver­

bindung mit dem Gesetz vom 11. Dezember 1915 (Reichsges. Bl. S. 813) unter Hinweis auf die dort angedrohten Strafen verboten.

Der Kommandierende General des VI. Armeekorps I. V.: W. Friedeburg.

? Aus vorstehendem Schreiben kann sich jeder I überzeugen, dass das Generalkommando und der Volksrat zu Breslau sich als Paravant den Militär­

befehlshaber ausgesucht hatten. Da ein Zeitraum von 4 Wochen für ein Wochenblatt eine lange Zeit ist, fuhr ich am 10. d. M. persönlich nach Breslau, um gegen das Verbot Beschwerde einzulegen. Im Generalkommando wurde ich nach Zimmer 49 zum Herrn Hauptmann Krüger verwiesen. Diesen Herrn fragte ich, welches Artikels wegen das Verbot des

„Weissen Adler“ erlassen sei und warum denn nicht vorher eine Verwarnung erfolgte, da dies doch bei dem Generalkommando des alten Regimes stets der Fall gewesen sei. Herr Hauptmann Krüger erklärte,

„dass nicht ein, sondern mehrere Artikel zu dem Verbot geführt hätten“ und zeigte als Beweis dea mit roten Strichen versehenen „W. Adler“. Ich er­

klärte ihm, „dass doch der Inhalt dieser Artikel auf Wahrheit beruhe“, darauf antwortete Herr Krüger:

„Das kann alles wahr sein, wir wollen die Artikel gar nicht darauf prüfen, aber das dürfen Sie nicht schreiben!“ Als ich mich darauf berief, dass doch viele von diesen Artikeln und noch viel schärfere in deutschen Zeitungen veröffentlicht waren, sagte der Herr: „Aber Sie dürfen es nicht bringen, denn so lange Oberschlesien noch zu Preussen gehört, haben wir die Macht und auch den Willen, alles zu unter­

drücken, wodurch das Volk aufgehetzt würde!“ (Rich- j tiger wäre: „aufgeklärt“.) Der Herr Hauptmann teilte ' auch mit, dass noch mehrere polnische Zeitungen verboten werden würden, denn die „Gazeta Ludowa“

ist schon verboten (über 4 Wochen dauert schon die Sperre), andere Verbote würden folgen. Dazu haben wir ja den Belagerungszustand! Ich antwortete da­

rauf: „Also dazu haben wir den Belagerungszustand, damit Sie polnische Zeitungen unterdrücken können, j — eine schöne Freiheit!“ (In Oppeln, Kreuzburg,

¡ Rosenberg, Lublinitz haben wir den Belagerungszu- / stand seit dem 11. März, trotzdem eine Ruhe herrscht i wie in Friedenszeiten. Äusser den wüsten Ausschrei- i fungen, welche sich der Grenzschutz am 3. Januar i in Lublinitz, die Sozialdemokraten am 12. Januar in I Oppeln gegen die Polen leisteten, kam nichts vor, I und trotzdem wird dieser Zustand nicht aufgehoben.)

¡ Herr Krüger teilte noch mit, dass er 4 Jahre im Ge- Í neralkommando (den Krieg mitgemacht) polnische ' Zeitungen zensuriert habe, er wisse also, was in die-

; sen Blättern gebracht wird.

Dass ist nun ein kleines Bild über die Freiheit

¡der polnischen Presse, welche jetzt noch : schlimmer daran ist, als in den Kriegsjahren..

Die „Schlesische Volkszeitung“ feierte vor kur I zem ihr 50-jähriges Jubiläum, zu welchem sie viele I Glückwünsche erhielt. Die Polen konnten sich daran I nicht beteiligen, da die „Schl. Volksztg.“ ihre Spalte»

Í nicht zur Verteidigung, sondern zur Verhetzung der Polen offen hatte. Anders war es noch zur Zeit de»

Chefredakteurs Nowäk, der, wenn er auch oft auf irriger Grundlage polemisierte, wenigstens bestrebt war, den katholischen Standpunkt nicht zu verlasse».

Auch der verstorbene Redakte r Neise von der

„Neisser Ztg.“ wäre wohl kaum imstande gewesea, so zu verfahren, wie es die jetzige Redaktion der

„Schl. Volksztg.“ tut.

Selbst die deutschfreundlichen Oberschlesier le­

gen jetzt die „Schlesische Volkszeitung“ mit Schau­

dern aus der Hand, da dieselbe fast in jeder Nummer Schmähartikel gegen die Polen bringt. Ich bin Ober­

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Schlesierin und kenne meine Landsleute sehr genau.

Vor der Zukunft ist uns nicht bange, da dieselbe sich nach § 13 der Wilson’schen Punkte gestalten wird. Die wahren Freunde des oberschlesischen Vol­

kes sind weder bei der vorigen noch jetzigen Regie­

rung zu suchen, auch nicht in der Redaktion der

„Schles. Volksztg.“, welcher ich jetzt in der Char- woche bei Betrachtung des Leidensweges Christi die Worte des Heilandes zurufen möchte: „Weinet nicht übei- mich, sondern über Euch und über eure Kin­

der.“ Denn Polen wird jetzt, nachdem es über ein Jahrhundert im Grabe gelegen hat, glorreich auf­

erstehen, während für Deutschland, wie es dieselbe Nummer 199 der „Schles. Volkszeitung“ unter den Titel „Was kann uns retten?“ selbst zugiebt, '

eine traurige Zukunft besehieden ist. Da Sie kann so loyal sein werden, diese Erwiderung in die Spal­

ten Ihrer Zeitung aufzunehmen, habe ich dies Schrei­

ben gleich an einige Ihrer Leser, besonders Geist­

liche, abgesandt.

Oppeln, Charfreitag 1919.

Fr. V. Koraszewska aus der Redaktion der „Gazeta Opolska" und

des „W ei ss en Adle r“.

P. S. Eben wird uns vom Breslauer General­

kommando die Nachricht zuteil, da§s auch die täg­

lich erscheinende „Gazeta Opolska“ vom 20. April er.

atif vier Wochen gesperrt ist. Das Verbot ist gleich-

’ lautend mit dem oben angeführten.

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