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Thorner Presse 1893, Jg. XI, Nro. 55 + Beilage

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Academic year: 2021

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A b o n n e rn e n tsp re is

für T h o rn und Vorstädte frei ins H aus: vierteljährlich 2 M ark, monatlich 67 Pfennig pränum erando;

für a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 Mark.

A u s g a b e

tä g lic h 6*/, Uhr abends mit Ausschluß der S onn- und Feiertage.

R e d a k t i o n und E x p e d i t i o n :

Katharinenstr. 1.

Fernsprech-Anschluß Nr. 57.

Jusertionspreis

für die Svaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition„Jnvalidendank"

in Berlin, Haasenstein u. Vogler in Berlin und Königsberg, M . Dukes in Wien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und AuslandeS.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Nummer bis 1 Uhr mittag-.

55. Sonntag de» 5. M ä r; 1893. X I. Zahrg

We Novelle über den NnterstühungsrvohnstH.

B ei der großen Z ah l junger Leute, die alljährlich vom Lande nach den S täd te n und Jndustriegegenden abw andern, ist es eine H ärte für die Gegenden, aus denen die A bwanderung erfolgt und in denen sie vielfach A rbeiterm angel verursacht, daß nach dem Gesetz über den Unterstützungswohnfitz die H etm ats- gemeinden für Abwanderer, die anderw ärts verarm en, bis zu deren 26. Lebensjahre zur Unterstützung verpflichtet bleiben.

Nach dem Gesetz hat nämlich der O rtsarm enverband der H eim at eines erwerbslos gewordenen und verarm ten Abgewanderten bis

?u dessen 24. Lebensjahre schlechthin, bei älteren P ersonen noch zwei J a h re lang, nach deren V erlauf erst der alte Unterstützungs- wohnfitz verloren geht, die nöthigen Versorgungskosten aufzubrin­

gen. Obendrein erstreckt sich diese Belastung nicht n u r auf den Hilfsbedürftigen selbst, sondern auch auf dessen Ehefrau und Kinder, bet weiblichen Personen auf deren uneheliche Deszendenz.

S tirb t das Kind vor dem sechsundzwanzigsten Lebensjahre m it Hinterlassung von Kindern, so folgen letztere dem UnterstützungS- wohnfitze der G roßeltern, wenn diese auch inzwischen bereits verstorben sein sollten. E s können demnach Gemeinden in die Lage kommen, noch nach dreißig oder mehr Ja h re n nach dem Tode oder Abzüge eines Gemeindeangehörtgen für F am ilien­

glieder desselben Armenunterstützung gewähren oder erstatten zu 'Nüssen, ohne daß sie diese P ersonen vielleicht jem als gesehen haben. D ie Unterstützungen find unter Umständen, namentlich wenn es sich um die Kosten langw ieriger Krankheiten handelt, sehr erheblich.

Allerdings werden sich die Beschwerden über eine zu hohe Belastung beträchtlich verm indern, wenn das Jn v a lid itä ts- verficherungsgesetz, auf G rund dessen in den Ja h re n 1891 und 1892 bereits 193 8 2 0 Personen in den G enuß von R enten gelangt find, erst längere Z eit in K raft gewesen sein wird. Auch von den zu dem Unterstützungswohnfitzgesetz erlassenen neueren LandeSgcsetzen, dem württembergtschen vom 2. J u l i 1889 und dem preußischen vom 11. J u l i 1891, lassen sich wohlthätige Folgen für die O rtsarm enverbände erw arten. Im m erh in spricht das n ur für den Aufschub einer grundsätzlichen Reform des A rm en­

wesens während gewisse Uebelstände, wie namentlich der erwähnte, der m it der Altersgrenze für den Erwerb eines neuen Unter- stützungswohnfitzeS zusammenhängt, alsbald einige Aenderungen des geltenden Gesetzes erheischen.

Die dem Reichstag soeben zugegangene Novelle setzt fest, daß als Altersgrenze für die Fähigkeit zum selbständigen Erwerb und Verlust des Unterstützungswohnfitzes statt des zurückgelegten 24. Lebensjahres künftig das zurückgelegte 18. Lebensjahr gelten soll. D a s 18. Lebensjahr ist, wie in der B egründung a u s­

geführt wird, für die wirthschaftliche Selbständigkeit der bei diesem Gesetz hauptsächlich in Betracht kommenden Arbeiter- bevölkerung maßgebend. D a s 24. Lebensjahr wurde früher fest»

gesetzt im Anschluß an das dam als geltende J a h r für die Er- langung der Großjährigkeit, obgleich zwischen der M ündigkeit und der wirthschaftliche« Selbständigkeit kein innerer Zusam m en­

hang besteht. Die Erleichterung, die in dem neuen Vorschlag für die O rtsarm enverbände der H eim at liegt, bedarf keiner weite­

ren E rläuterung.

Eine weitere wichtige Aenderung besteht in Folgendem : Nach dem geltenden Gesetz hat der Arm enverband des Dienst-

ortes erkrankten Dienstboten, Gesellen, Gewerbegehilfen und Lehrlingen während sechs Wochen K ur und Verpflegung zu ge­

w ähren, ohne hierfür einen Ersatz von dem für den U nter­

stützungswohnfitz des Erkrankten zuständigen Armenverbande bean­

spruchen zu dürfen. I n der Novelle wird nunm ehr vorgeschla­

gen, diese Bestim mung auch auf land- und forstwirthschaftliche Arbeiter und überall die Unterstützungspflicht des A ufenthaltortes in Krankheitsfällen von 6 auf 13 Wochen auszudehnen. Auf Fabrikarbeiter und ähnliche Kategorien von Lohnarbeitern wird diese Unterstützungspflicht nicht ausgedehnt, weil diesen Klaffen bereits durch das Krankenversicherungs - Gesetz eine Unterstützung in Krankheitsfällen für die Z eit von dreizehn ! Wochen gesichert ist. F ü r land- und forstwirthschaftliche Ar- ! beiter aber besteht die Kranken - Verficherungspflicht nicht all­

gemein, sondern n u r vereinzelt auf G rund statutarischer V or- ^ schriften.

W ird durch die hier vorgeschlagene Reform auch nichts an l dem G rundübel geändert werden, daß viele nach den Großstädten >

ziehen und hier der V erarm ung verfallen, während sie daheim reichlich Arbeit finden könnten, so wird doch erreicht, daß die Hetm atsgemeinden nicht auch noch m it ungebührlichen A rm en­

kosten belastet werden.

Kolitische Hagesschau.

W ie m an erfährt, sollen die diesjährigen K a i s e r - m a n ö v e r i n E l s a ß - L o t h r i n g e n m it ganz besonderem j Glänze in s Werk gesetzt werden. Außer dem deutschen K a is e r ! werden die meisten deutschen Fürsten persönlich oder durch M it­

glieder ihrer H äuser vertreten sein. Auch V ertreter des Kaisers von Oesterreich, vielleicht auch des Königs von I ta lie n werden dazu erw artet. I n der Nähe von Metz werde die große Kaiser- ! parade stattfinden. D ara n wird auch die bayerische 10. In fa n te rie- B rigade theilnehm en, die für die Z eit der großen Herbstübungen die Besatzung von Metz bilden wird. Neben den glänzenden r militärischen V eranstaltungen sollen auch größere Festlichkeiten ! stattfinden, welche seitens der staatlichen und städtischen Behörde dem Kaiser und dessen fürstlichen Gästen zu Ehren gegeben werden. Bekanntlich waren diese Kaisermanöver schon für den letzten Herbst geplant, aber wegen der Choleragefahr vom Kaiser abgesagt worden.

W ie die W iener „N . F r. P r ." erfährt und die „N . A. Z ."

ohne Bemerkung abdruckt, ist es sehr wahrscheinlich, daß K a i s e r W i l h e l m auf E inladung des Kaisers F r a n z J o s e f den heurigen Herbstmanövern in U n g a r n im Septem ber bei­

wohnen und zu diesem Zwecke nach Gödöllö kommen werde.

Nach den M anövern werde Kaiser W ilhelm noch einige T age, und zwar bis 23. S eptem ber, als Gast bet dem Kaiser F ranz - Josef verweilen.

Z u der Auslassung eines B lattes, daß die R egierung an die Auflösung des Reichstags beim Scheitern der M i l i t ä r - v o r l a g e nicht denke, vielmehr wohl in dieser Session auf ein Zustandekommen des Gesetzes verzichten werde, bemerkt der

„ H a m b . K o r r . " folgendes: „N atürlich: wenn die M ilitär- vorlage scheitert, kommt In dieser Session nichts zu S tan d e.

Aber wer mögen die politischen Kreise sein, die die V ertagung nach einer Niederlage, also den schlichten Rückzug in einer solchen - m it den allerstärksten patriotischen B ew eism itteln vertheidigten

Sache nnd dam it eine unheilbare Schädigung des Ansehens der M änn er, die sie unternom m en haben, für möglich oder räthlich h alten? S ov iel scheint u ns gewiß, daß der R egierung diese Kreise nicht nahe stehen. Schließlich sei auch wiederholt, daß w ir nicht glauben, die R egierung werde sich für jetzt m it einer Abschlagszahlung zufrieden geben und da« wettere einer u n ­ gewissen Zukunft überlassen. W as die Abgeordneten Richter und Lieber bisher angeboten haben, kann nicht einm al für einen Abschlag erachtet werden, da es nach dem U rtheil der M ilitä r­

verw altung keine Verbesserung unserer Heereseinrichtung enthält und, wenn es dabei bliebe, das Heer sogar verschlechtern würde.

W enn kürzlich wieder der Gedanke erw ähnt wurde, die V or­

schläge der Regierung in E tappen auszuführen und die finanzielle Last erst in mehreren Ja h re n bis zu ihrer ganzen Höhe ansteigen zu lassen, so bleibt es doch dabei, daß der R eform plan nach seiner ganzen N atu r erfordert, in der Gesetzgebung und nicht etwa bloß durch geheime Abmachungen m it den Fraktionen, so­

fort ganze Arbeit zu machen. Form ell unthunlich wäre das keineswegs, das Gesetz brauchte n u r zu bestimmen, zu welchen T erm inen die verschiedenen N euerungen in K raft treten sollen."

D ie „Köln. Z tg." meldet au« P a r i s : D ie Nachricht, daß auf dem Posten des französischen Botschafters in B erlin ein Wechsel bevorstehe, ist, wie au s zuverlässiger Q uelle verbürgt w ird, unbegründet. H err H e r b e t t e genießt das volle V er­

trauen auch des jetzigen französischen M inisters der ausw ärtigen Angelegenheiten.

I n der f r a n z ö s i s c h e n D e p u t i r t e n k a m m e r erklärte der Justizm intster B ourgeois auf eine A nfrage, er wisse nicht, auf welche Weise der „F ig a ro " in den Besitz der neuer­

dings von ihm veröffentlichten Schriftstücke gelangt sei. D er

„F ig aro " werde dem Gesetze gemäß zur gerichtlichen V erfolgung gezogen werden. D ie Kam mer begann darauf die B erathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Liquidation der P an am a - Gesellschaft, welcher bezweckt, alle Betheiligten durch einen gerichtlich ernannten M an d atar bei jeder die Interessen der Aktionäre und In h a b e r von O bligationen berührenden Klage vertreten zu lassen.

I n B e l f a s t (irische P rov inz Ulster) fand am D onnerstag eine g r o ß e K u n d g e b u n g statt, bei welcher B ilder G lad- stones und M orleys verbrannt wurden. S p ä te r wurde im U lster-S aal eine große V ersam m lung abgehalten und eine Resolution angenom men, w orin erklärt w ird, daß die Loyalisten dem P arlam en te für D ublin keinen Gehorsam leisten und keine S teu e rn zahlen würden.

Der S c h a h v o n P e r s i e n , N asr - E din, beabsichtigt, wie russische B lätter melden, im laufenden F rüh jahr, eine neue, die dritte Reise durch E uropa zu unternehm en. Augenblicklich sei m an am persischen Hofe m it eiligen V orbereitungen für seine Abreise beschäftigt. N u r ein A djutant und vier Hofleute würden den Schah auf dieser Reise, die er u nter W ahrung eines strengen Jncognito unternehm e, begleiten. E s sollen zunächst verschiedene S tä d te des südlichen R u ßlan ds besucht werden, sodann beabsichtigte der Schah über W arschau nach W esteuropa sich zu begeben. E s scheint somit, daß er diesm al P etersb urg nicht besuchen wird.

D er neue P räsident E l e v e l a n d hat sich bereits auf seinen Posten begeben. W ie au s Newyork gemeldet w ird, hat

S ylvia.

Erzählung von G. S a l v i a t i .

--- (Nachdruck verboten).

(14. Fortsetzung.)

„M äd els, lauft m ir nicht fo rt", rief die lebhafte kleine D am e den Zwillingen zu, „ I h r wißt doch, w as ich Euch ver­

sprochen, wenn w ir nach Hause gelangt?"

„ D a s werden w ir nicht vergessen," lachte Lilli, und Lam illa iügte wie erinnernd hinzu „E ine große P o rtio n Früchte, hast D u gesagt, ach, ich esse sie so gerne, und hier find sie viel süßer und schöner als in Baltzig."

S ie w aren vor dem Hotel angelangt und trennten sich, um ihre Zim m er aufzusuchen.

„S eien S ie stark, H erb ert", flüsterte S y lv ia „ich bleibe, was ich Ih n e n im m er gewesen: eine liebe treue Schwester, — wehr kann ich, darf ich Ih n e n nicht sein." S ie drückte ihrem Begleiter herzlich die H and, w arf ihm einen liebooll erm uthigen- den Blick zu und verschwand in der T hü re ihre« kleinen S a lo n s.

X. Kapitel.

T rüb e und regnerisch w ar der nächste M orgen angebrochen.

S y lv ia , welcher ein folternder Kopfschmerz n u r wenig Schlaf ge­

startet hatte, saß bleich und abgespannt am Fenster ihres Zim m ers.

W ohl eine S tu n d e hatte da« Mädchen, den Kopf in die Hand gestützt, regungslos in die Regenlandschaft hinausgeschaut, uis die T hü re des Z im m ers sich öffnete und die B aro n in ein­

trat.

„Ah, guten M orgen, mein Kind, schon so früh auf? W ie waß D u aussiehst; D ir ist gestern etwas unangenehm es passirt, 'ch gewahrte es sogleich, willst D u Dich m ir nicht anver­

trau en ?"

„G ew iß, T a n te , D u sollst es wissen, habe ich doch niem als ein Geheimniß vor D ir gehabt, und es ist eine so große W ohl­

that fü r mich, meinen Kummer an D einer B rust ausw einen zu - dürfen." S y lv ia legte ihren Kopf an der B aro n in Schulter ! und von der letzteren zärtlich um fangen begann sie m it zittern- ! der S tim m e : „Welch unglückseliges Geschöpf ich doch bin! ! W enn ich die glühende L ava meiner Schmerzen zu S tein er- ! kaltet glaube, bricht sie von neuem hervor, überkommt mich m it ! einer G ew alt, einer S tärke, welcher ich ohnmächtig gegenüber- - stehe, ich kann ihn — werde ihn nie vergessen. — "

S y lv ia drückte ihr Antlitz ins Taschentuch und blieb einige ^ M om ente schweigsam. Auch die sonst so lebhafte B aro n in w ar ! verstummt, sie preßte S y lv ia n u r fester an sich, und ein Z ug >

innigen M itgefühls spiegelte sich auf ihrem beweglichen Gesicht. ! S ie hätte viel darum gegeben, wenn sie ihr Pflegekind glücklich gewußt. W ie oft hatte sie schon die spanische Reise verwünscht, die ihr frisches, fröhliches Herzblatt so gänzlich verwandelt, und wenn S y lv ia , diese große südliche N atu r sich auch stark zu sein bemühte, und ihren nagenden Schmerz selbst der B aro n in gegen­

über, n u r selten Ausdruck gab, so verursachten derartige A us­

brüche der Letzteren, doch stets einen Stich ins Herz. Von neuem sann sie dann auf M ittel und W ege, S y lv ia zu zerstreuen, ihre Gedanken so viel als möglich von der V ergangenheit abzu­

lenken.

S ie hatte sich, als sie vor zwei Ja h re n aus S p a n ien nach E ngland zurückgekehrt, m it S y lv ia in einen S tru d e l von G e­

selligkeit gestürzt, und das melancholische Mädchen w ar für die vornehme M ännerw elt der Londoner S a lo n s ein großer An­

ziehungspunkt gewesen. Ueberall bildete sie den M ittelpunkt der Gesellschaft. A lt und J u n g beeiferte sich, ihre Aufmerksamkeit zu ^ erregen und ein Lächeln dieser schönen Lippen zu erhäschen.

Aber S y lv ia , die n u r gezwungen diese Gesellschaften be­

suchte, blieb allen H uldigungen gegenüber kalt und theilnahm los, die glänzendsten P a rtie n wies sie ab, und selbst ihre Musik, ihr Gesang, ohne welche sie sonst nicht leben zu können gemeint, schie­

nen allen Reizes für sie zu entbehren. S elten n u r berührte sie

die T asten ihres prachtvollen In stru m e n ts, und dann ertönten Klänge so schaurig wild, so klagend hoffnungslos.

D ie B aro n in sah bald, daß S y lv ia s Kummer tiefer saß, als sie glaubte. F ü r diese N atu r w ar n u r die Z eit ein H eil­

m ittel. S y lv ia s dringender B itte G ehör schenkend, sich diesem ge­

räuschvollen Leben entziehen zu dürfen, w ar sie m it ihrem Lieb­

linge nach Deutschland gereist, hatte sich einige Z eit in B erlin aufgehalten und dann m it der F am ilie Lucius nach Baltzig be­

geben.

Häufig im Forsthäuschen bei ihren alten treuen V erw andten, von allen geliebt und um sorgt, fühlte sich S y lv ia in der Heim ath um vieles erleichtert und wohler, mehr denn je schloß sie sich Herbert an , der ihr für jede kleine Aufmerksamkeit, welche sie ihm bei seinem häufigen Unwohlsein zu T heil werden ließ, innig dankbar w ar, und die Gesellschaft der lieben, sorgenden F reundin garnicht mehr entbehren zu können meinte.

J a , die Trennungsstunde w ar, als Professor Lucius m it seiner F am ilie nach langer Ferienzeit wieder auf seinen Posten nach B erlin zurückkehren mußte, und die B aro nin m it S y lv ia eine Reise nach Frankreich a n tra t, allen viel zu früh gekommen.

Um sich den Abschied etw as zu erleichtern, hatte m an fü r den kommenden S om m er einen gemeinsames längeres Beisammensein in der Schweiz verabredet, wozu es denn auch wirklich gekommen w ar.

D a die Aerzte für H erberts Leiden die R agazer Q uellen a ls besonders heilbringend empfohlen, hatte m an diesem K urort den Vorzug gegeben, und gefiel sich darin auch allgemein ganz a u s­

gezeichnet. Selbst auf S y lv ia schien die aromatische G ebtrgSluft, der Z auber der großartigen N a tu r einen günstigen Einfluß zu üben, sie zeigte sich frischer und theilnehm ender für alles, w as sie umgab. D ie B aro n in , welche über diese W andlung ganz ent­

zückt, athmete erleichtert auf und begann in Gedanken schon alle möglichen Luftschlößchen für ihren Liebling zu bauen.

(Fortsetzung folgt.)

(2)

Cleveland Lakeivood am Donnerstag M itta g verlassen und ist abends 6 * /, U hr in Washington eingetroffen, wo er enthusiastisch empfangen w urde; bei der Abreise von Lakewood halten sich gegen 2500 Damen zur Verabschiedung eingefunden.

preußischer Landtag.

Abgeordnetenhaus.

45. Sitzung vom 3. M ä rz 1693.

Berathung des Etats der Berg-, Hütten- und Salinenverw altung.

Abg. S ch u 1 tz-Bockum (natlib.) bringt die trübe Lage der Berg­

werksindustrie zur Sprache, die hauptsächlich aus das Sinken der Kohlen- preise und die zunehmende Arbeilsunlust der Bergleute seit dem großen Bergarbeiterstreik von 1869 zurückzuführen sei. Dabei seien die Löhne gestiegen. Wenn man jetzt den unsinnigen Forderungen der Bergleute nachgegeben hätte, so wäre der Bergbau ru in irt worden. Schuld an der Arbeiterbewegung sei die Unbotmäßtgkeit und Aufsässigkeit in den A r­

beiterkreisen, die an die Stelle eines gesunden Standesbewußtseins ge­

treten sei. Zu beseitigen sei diese Erscheinung n u r durch Stärkung des Pflichtbewußtseins in allen Bevölkerungskreisen.

A uf eine Anfrage des Abg. V o p e t i u s (freikons.) erklärt M inister v. B e r l e p s c h , die Regierung halte den Rechtsschutzverein für schädlich und beanspruche auch das Recht, Bergarbeiter wegen Zugehörigkeit zum Verein zu entlassen, aus taktischen Gründen halte sie das aber nicht für richtig. Die Regierung frage keinen Arbeiter nach seinem sozialdemo- kratijchen Glaubensbekenntniß, aber Aguatoren, die den Frieden zwischen Verw altung und Arbeitern störten, müßten aus den Staatsbetrieben rücksichtslos entfernt werden.

Abg. I m W a l l e (Centrum) weist aus die geplante Begründung eines Kohlenringes hin, der wirtschaftlich schädlich wirken müsse.

Abg. S c h m i e d i n g (natlib.) erwidert, es handle sich nicht um einen R ing zu Preistreibereien, sondern um ein Kohlensyndikat zur E r ­ reichung der nothwendigen Stetigkeit in der Preishöhe und in der Produktion.

Abg. G ra f K a n i t z (deutschkons.) wundert sich, daß die ersten A n ­ griffe gegen den Kohlenring gerade von manchesterliärer Seite ausgingen.

Heute könne man noch gar nicht sagen, daß das Kohlensyndikat schädliche Preisverhältniffe herbeiführen werde. E r sei nicht in der Lage, den Stab über das Unternehmen zu brechen, um so weniger, als der Kohlenhandel sich heute in wenigen Händen befinde.

Abg. B r ö m e l (sreis.) bleibt dabei, daß es sich um eine P re is ­ treiberei handle, der gegenüber der S ta a t sein Interesse als Kohlen- konsument zu wahren habe.

M inister v. B e r l e p s c h erwidert, die Syndikatbildung könne sehr schädlich, sie könne aber auch sehr nützlich wirken. Es sei bisher noch niemand in der Lage gewesen, für die Erreichung der Stetigkeit und R entabilität ein anderes M itte l zu finden. D afür, daß das Syndikat nicht zu hohe Preise fordere, werde schon die Konkurrenz des Auslandes sorgen.

Abg. v. E y n e r n (natlib.) führt aus, H err Brömel vertrete ganz einseitig das Konsumenteninteresse. Die Erhaltung des Bergbaues liege auch im Staatsinteresse; der S ta a t sei nicht blos Konsument. Jedenfalls sei es doch besser, wenn die Zechen sich zu halten suchten, als wenn ein paar Händler die gesammte Produktion in ihre Hände nehmen, wie jetzt in Oberschlesien. Redner tadelt sodann, daß die Regierung das P rinzip verfolge, ihre Bedürfnisse an Kohlen, Baum aterial u. s. w. aus dem Auslande zu beziehen. Die Folge werde ein Sinken der Arbeits­

löhne sein.

M inister v. B e r l e p s c h läßt letzter» Vorwurs nicht gelten. Es habe sich n ur um ganz vereinzelte Fälle gehandelt.

Abg. v. I t z e n p l i t z (deutschkons.) weist auf die Unzuträglickkeiten hin, die aus der Konzentrirung des Kohlenverkauss aller oberschlesischen Gruben in den Händen der Firm en Friedländer und Cäsar Wollheim hervorgingen.

M inister v. B e r l e p s c h führt die Bevorzugung der genannten Firm en darauf zurück, daß das Publikum sich den Lieferungsverhältnissen der Zechen nicht anzupassen versiehe. Die beiden Händler hätten etwa n u r 10 pCt. der Gesammtförderung erhalten.

Nach kürzern Reden der Abgg. D r. H a m m a c h e r (natlib.), D r.

M e y e r-B erlin (freis.), S t ö t z e l (Centrum) und v. E y n e r n (natlib.), in denen neue Gesichtspunkte nicht vorgebracht werden, vertagt das Haus die Weiterberathung auf Sonnabend.____________________________

Deutscher Reichstag.

57. Sitzung vom 3. M ä rz 1893.

A u f der Tagesordnung: E ta t der Reichs-, Post- und Telegraphen­

verwaltung.

Die Kommission beantragt, den Reichskanzler zu ersuchen, die A us­

dehnung des Systems der Dienstaltersstufen auf die Unterbeamten ohne Schädigung derselben in ihren Bezügen in Erw ägung zu ziehen.

Abg. S c h m id t-E lb e rfe ld (sreis.) befürwortet Heraufsetzung des Maximalgewichts für einfache Briefe auf 20 Gramm.

Staatssekretär D r. v. S t e p h a n erwidert, daß die Post dadurch einen jährlichen Ausfall von fünf M illio nen M ark haben würde.

Abg. A d t (natlib.) wünscht Herabsetzung der Telephongebühren und Ausdehnung der Bezirkstelephonanstalten in den Jndustriebezirken.

Redner empfiehlt für den Fernsprechverkehr Einführung eines M o n a ts ­ fixums mit der Maßgabe, daß über eine gewisse Anzahl von Gesprächen, etwa 100 hinaus, eine Preiserhöhung einzutreten habe.

Geh. Rath S c h e s s l e r weist auf die höheren Gebührensätze anderer Länder hin. Das bestehende Gebührensystem liege im Interesse der Raschheit der Bermittelung.

Abg. B o l l r a t h (freis.) tadelt das Verhalten der Postverwaltung gegenüber den Postassistenten und dem Assistentenverbande und bringt den F a ll zur Sprache, daß zur Cholerazeit in Hamburg angeblich frei­

willige Sammlungen unter den Postbeamten veranlaßt seien, womit sich die Verw altung der Pflicht entzogen habe, amtlich für die O pfer der Cholera einzutreten.

Staatssekretär D r. v. S t e p h a n weist die Vorw ürfe des Vorredners als vollständig unbegründet zurück. Wegen B eitritts zu dem Post- assistentenverbande sei niemand bestraft worden. Viele M itglieder des Verbandes seien tüchtige M ä n n e r; es befinde sich aber eine Minderheit darin, wegen deren die Zugehörigkeit der Beamten zu dem Verbände nicht wünschenswerth erscheine. Wie hätte die Postverwaltung so Großes leisten können, wenn die Unzufriedenheit unter ihren Beamten so groß wäre, wie Abg. Vollrath behaupte. S e it zwei Jahren seien bei der Verw altung die Gehälter jährlich um 11 M illio nen gestiegen und zwar gerade zu Gunsten der Postassistenten. Die Wohlfahrtseinrichtungen der Post hätten segensreich gewirkt. Durch die Darlehnskasse seien viele Beamte den Wucherern entrissen worden. Die Disciplin, das möchten sich die Betheiligten gesagt sein lassen, werde er mit allem Nachdruck aufrechterhalten. (Lebhafter Beifall rechts).

A u f eine Anregung des Abg. D r. L i n g e n s (Centr.) erklärt der Staatssekretär: es werde möglichst vermieden, die Beamten in den Nächten vor den freien Sonntagen zum Dienst heranzuziehen.

Abg. v. d. S c h u l e n b u r g (deutschkons.) wünscht Ermäßigung der Telegrammgebühren auf dem Land und Ausbesserung der Landbriefträger.

Direktor D r. Fi s c he r erwidert, daß ersteres erwogen werde.

Weiterberathung Sonnabend._____________________________________

Deutsches Reich.

B erlin, 3. M ä rz 1893.

— Ih r e Majestäten der Kaiser und die Kaiserin hörten am Freitag V o rm itta g einen V o rtra g des Wirklichen Geheimen Rath« Professor D r. Helmholtz über atmosphärische Lufterschei­

nungen. Nachmittags besuchte Se. Majestät der Kaiser, begleitet von dem Chef des Ctvilkabinets Lucanus, M a jo r M ollke und K apitän A rn tm das orientalische S em inar. D er Kaiser hörte

* /, Stunde Professor S üßfeldts V o rtra g über die Theorie der geographischen Ortsbestimmungen und besichtigte die PräcifionS- tnstrumente. D ie Vorstellung des versammelten Lehrkörpers erfolgte durch Geheimrathrath S a ch o u ; die fremdländischen Dozenten waren in N ationaltracht erschienen. Nach einem

°/,stündigen A ufenthalt verabschiedete steh der Kaiser m it dem Ausdruck höchster Befriedigung.

— D e r Großherzog von Toscana tra f am F reitag Nach­

m ittag in B e rlin zum Besuch der katserl. Majestäten ein.

— D er Reichskanzler G ra f v. C a p riv i hat, wie die „Schles.

Z e itu n g " erfährt, kürzlich unter anderen Gelehrten auch den Professor D r. Conrad aus Halle zu sich eingeladen und sich von ihm über die wirthschaftliche S eite der M ilitä rv o rla g e V o rtra g halten lassen.

— D e r russische Botschafter General Schuwalow w ird sich m it seiner Gem ahlin am Sonnabend Abend m it U rla u b auf mehrere Wochen nach Rußland begeben, um zunächst zur Feier des Geburtstages des Kaisers Alexander von Rußland am 10.

d. M ts . in Petersburg anwesend zu sein. S päter besucht der Botschafter alsdann seine Besitzungen in den russischen Ostsee­

provinzen.

— Dem russischen Botschafter Schuwalow wurde heute die deutsche A n tw o rt auf die russischen Vorschläge wegen Abschlusses eines deutsch-russischen Handelsvertrags übergeben.

— Dem Hanseatischen Gesandten D r. Krüger wurden zu seinem 50 jährigen D o kto rju b ilä u m am Freitag zahlreiche Kund­

gebungen dargebracht. F ü r die B e rlin e r U niversität sprachen der Rektor Geh. R ath Virchow und der Prorektor Professor Förster Glückwünsche aus. Ferner erschienen bei dem J u b ila r Pros.

v. Helmholtz, Pros. Mommsen, Pros. C u rtiu s , Pros. Gufferow u. a. Zahlreiche Blumenspenden gingen von den M itg lie d e rn des diplomatischen Korps und der Hofgesellschaft ein. Aus den Hansestädten wurden zahlreiche Glückwunsch - Depeschen übersandt.

— General von Loö, der außerordentliche Abgesandte des deutschen Kaisers an den Papst, w ird durch die V erleihung des Christus - Ordens, der höchsten päpstlichen Dekoration, ausge­

zeichnet werden.

— M r . P o u ltn e y B igelow , der Jugendfreund des Kaisers, der sich m it seiner G a ttin während des W in te rs in B e rlin auf­

gehalten hat, ist dieser Tage m it dem D am pfer des Brem er Lloyds „H a v e l" nach seiner nordamerikanischen H eim at zurück­

gereist, wo er bei der am 4. M ä rz neu zusammentretenden Re­

gierung Beschwerde gegen die russische Regierung wegen seiner Ausweisung aus Rußland und wegen Wegnahme seiner Boote führen w ird.

- - Rechtsanwalt Oesterlen - S tu ttg a rt, einer der ältesten P a rla m e n ta rie r W ürttem bergs und Vorsitzender der S tu ttg a rte r Anwaltskam m er, der als Führer der demokratischen großdeutschen Richtung in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren in die Oeffentlichkeit getreten w ar, ist, 73 Jahre a lt, gestorben.

— Trotz seiner E rklärung hat H e rr Fusangel der „G e r­

m a n ia " davon Nachricht gegeben, daß er aus seine Kandidatur nicht verzichte.

— D e r sozialdemokratische F ührer, Abgeordneter S in g e r, soll schwer erkrankt sein.

— Neun Angestellte der B e rlin e r Feuerwehr, die sich im letzten Jahre besonders ausgezeichnet haben, oder in Ausübung ihres B e ru fs verunglückt waren, wurden am Freitag im köntgl.

Schlöffe der Kaiserin vorgestellt. D ie letzte derartige Vorstellung von Mannschaften der Feuerwehr fand im Jahre 1888 vor Kaiser W ilh e lm I. statt.

— D ie M ilitä rko m m isfio n setzte gestern die B erathung des

§ 2 über die KadreS fo rt. D er Kriegsminister sprach sich gegen die Bennigsen'schen Vorschläge aus, betreffend 173 unvollständige B ataillone und F o rm iru n g derselben auf n u r so lange, als der aktive Dienst der Fußtruppe bei der Fahne zweijährig sei. D ie Bezeichnung der B ataillone als „unvollständige Ersatzbataillone"

sei ungeeignet. E in weiterer Vorschlag Bennigsens schaffe ein P ro viso riu m . D ie Vorlage wolle aber einen dauernden Zustand schaffen. D e r Reichskanzler g riff wiederholt in die Debatte ein und betonte, die Benennung der B ataillone sei ein Recht des Kaisers. E r lege den größten W erth auf den Nutzen der vierten B ataillone im Kriege. Ih r e A usbildung bei zweijähriger Dienst- zeit werde in gewisser Beziehung leichter sein als bei dreijähriger.

Abgeordneter Lieber erklärte, das C entrum halte an der bisherigen Friedenspräsenz fest. Kompromißvorschläge habe das Centrum nicht in der Tasche. W eiterberathung Sonnabend V o rm itta g .

— D ie Kommission der le x Heinze hat beschlossen: M it sechs M onaten Gefängniß, 600 M a rk Geldstrafe oder m it beiden w ird bestraft, wer zu unzüchtigem Gebrauch bestimmte Gegen­

stände an dem P u b liku m zugänglichen O rten ausstellt, ankündigt oder anpreist.

— Betreffs der Reichstags - S tichw ahl in Liegnitz hatte be­

kanntlich der F ührer der M inderheit des Ltegnitzer konservativen Vereins, der freikonservative Rechtsanwalt Palleske, seine A n ­ hänger aufgefordert, sich der Abstimmung zu enthalten; dagegen erklärt nun „der geschäftsführende Ausschuß des konservativen VereinS" des Wahlkreises, daß er einstimmig beschlossen habe, bei der S tichw ahl fü r H ertw tg zu stimmen. Ueber die S te llu n g der S ozialdem okratin schreibt der „ V o r w ä r ts " : „ D a w ir den Reaktionären der „Kreuzzeitung" — Konservativen, Antisemiten, A g ra rie rn auf politischem wie auf sozialem Gebiet scharf feindlich gegenüberstehen und keine Berührungspunkte m it ihnen haben, so ist es einfach undenkbar, daß ein sozialdemokratischer W ähler j e m a l s einem konservativen, antisemitischen oder agrarischen Kandidaten die S tim m e geben kann, während dies gegenüber Kandidaten solcher P arteien, m it denen w ir, wenigstens vorübergehend, p o l i t i s c h e B e r ü h r u n g s p u n k t e haben, m itu n te r im Interesse der P a rte i liegen mag." Aus dieser E r­

klärung geht deutlich hervor, daß die Sozialdemokratie den Antisem itism us als ihren gefährlichsten Gegner betrachtet, nicht m it Unrecht befürchtend, daß dieser vermöge seiner begeisterungS- vollen E inw irkung die von ih r bethörten Massen der nationalen Sache, dem Vaterlande wiedergewinnen könnte, sobald der Druck der P a rte td iszip lin aufhört und dieselben ihre Selbstbestimmung zurückerhalten.

— F ü r die im Wahlkreise D o rtm u n d durch die M andats- ntederlegung des Abg. M oeller erforderlich gewordene Reichstage­

wahl w ird dieser von nationalliberaler S eite wieder aufgestellt.

— V on antisemitischer S eite ist die Aufstellung eines katholischen Antisemiten als Reichstags-Kandidaten in der Person des Schneidermeisters Franz M ö lle r (D o rtm u n d ) erfolgt. M a n ver­

spricht sich von dieser Kandidatur einen großen E rfo lg . M ö lle r, als Bundespräsident des westfälischen Provinztal-Handwerkerver- bandes, ist schon seit einer Reihe von Jahren w eit über seinen engeren Heimathskreis hinaus bekannt und gehört zu den stän­

digen Besuchern und schneidigsten Rednern der Handwerkertage des letzten Jahrzehnts; unter andern w ar er auch M itg lie d der vor zwei Jahren im Reichsamt des In n e r n abgehaltenen Kon­

ferenz zwischen V ertretern der Regierung und den 21 Hand- werker-Delegirten. A ls auf der letzten großen Handwerkeroer- sammlung im Februar vorigen Jahres zu B e rlin dem Unwillen darüber allgemeinen Ausdruck gegeben wurde, daß der Bundes­

rath sich 2 * /, Jahre Z e it genommen habe, um ja oder nein zu sagen zu dem durch Majoritätsbeschluß des Reichstages ange­

nommenen Befähigungsnachweis, da w ar es M ö lle r (D o rtm u n d ), der erkürte, daß er sich trotz alledem auf seinem Schneiderschemel sicherer fühle als mancher M in iste r auf seinem Ministersessel und der, unter dem brausenden B e ifa ll von nahe 3000 Handwerker­

vertretern, zum Ausharren m it den W orten m ahnte: „W e n n unsere Freunde (Konservative und C entrum ) im Reichstage, waS w ir nicht hoffen, kampfesmüde geworden sein sollten, fü r den Befähigungsnachweis, resp. unsere Existenz m it aller Energie ein­

zutreten, dann müssen w ir andere hinschicken; w ir haben unö nämlich Reserve und Landwehr verschafft."

— D e r schon kurz erwähnte B rie f des M a jo rs v. Wissmann, der „d re i Tagereisen vor dem Nyassa" geschrieben und voin 28. Dezember 1892 d a tirt ist, hat an der S telle, wo Wissmann über seinen Gesundheitszustand spricht, den folgenden W o rtla u t:

„ . . . . M i t kleiner, aber ausgesuchter Expedition werde ich nun täglich wieder von O r t zu O r t ziehen. Es w ird dies der lohnendste und interessanteste T h e il des Unternehmens sein, und ich hoffe, diese bevorstehende gewohnte Lebensweise w ird meiner K onstitution zu Gute kommen. D as Transportgeschäft, bei besten kleinen W iderwärtigkeiten eine E rholung unmöglich war, w ird jetzt aufhören. T a g fü r T a g , M o n a t fü r M o n a t in vor Feuchtigkeit halb verfaulten S trohhütten zu verbeugen, in feuch­

tem B e tt zu schlafen, in triefendem Grase zu gehen, jeden Tag zweimal bis auf die H a u t durchnäßt halb als Amphibie zu vege- tire n , ist keine KräftigungSkur . . ."

— Ueber E m in Pascha schreibt Kompagnieführer H errm ann in einem Bericht aus Bukoba vom 1. Oktober v. I . : „Ueber E m in Pascha habe ich nichts neues gehört; die Waganda be­

haupten, daß der Araber ihn perscnlich erschlug. D ie Araber hier an den Kagerafähren find in großer Angst, daß ich den Pascha an ihnen räche". U nter dem „A ra b e r" ist jedenfalls der F ührer der M anyem a gemeint, die E m ins Expedition am 12.

M ä rz v. I . angeblich am J t u r i vernichteten.

— Gegen den In g e n ie u r Paasch stand heute vor der achten S trafkam m er des Landgerichts I T e rm in wegen B eleidigung an.

D a aber die dem Angeklagten zustehende, siebentägige Ladungs­

frist nicht inne gehalten worden w ar, so beantragte der V er­

theidiger Paasch's, Rechtsanwalt D r. J v e rs , die Aufhebung des T e rm in s. D e r Gerichtshof gab dem A n tra g statt.

Kiel, 3. M ärz. D as „A m ts b la tt" veröffentlicht heute eine Verordnung des Regierungspräsidenten, wonach die fü r J ü tla n d erlassenen Verbote der E in fu h r und Durchfuhr von Wiederkäuern, Schweinen, Fellen, frischen H örnern und Klauen, unbearbeiteter W olle, Haaren und Borsten auf ganz Dänemark ausgedehnt wird.

Ausland.

Wien, 3. M ärz. B e i dem Botschafter P rinzen Reuß und Gem ahlin fand gestern eine glänzende S o irö e statt. Derselben wohnten die Erzherzogin Stephanie, Erzherzog K a rl Ludw ig und G em ahlin, die Erzherzöge Ferdinand K a rl und Ludw ig V ikto r, die H ofw ürdenträger, M in iste r G ra f Kalnoky, K a rd in a l G a lim - berti, das diplomatische K orps, M in iste r D r. Steinbach, der S ta tth a lte r G ra f Kielmannsegg, A d m ira l v. Sterneck, mehrere Generäle, M itg lie d e r aus der Aristokratie, die hohe Beam tcnwelt und der Bürgermeister bet.

Budapest, 2. M ärz. D ie Bischofskonferenz verhandelte heute über den die Civilehe betreffenden T h e il des M em oran­

dums und sprach sich entschieden gegen die E in fü h ru n g der Civilehe aus.

Rom, 2. M ärz. D er Papst, welcher heute sein 83. Lebens­

jahr vollendet, begab sich zur Entgegennahme der Glückwünsche des Kardinal-Kollegium s nach dem Thronsaale. D er K a rd in a l Monaco La V aletta gab den Glückwünschen der im S aale ver­

sammelten Kardinäle Ausdruck. D er Papst antwortete hierauf, indem er in herzlichen W orten der glänzenden Festlichkeiten ge­

dachte, welche aus Anlaß seines Bischofsjubiläum s namentlich in Rom begangen worden seien. D er Papst fu h r sodann fo rt, dies lasse den Ruhm der Kirche hervortreten und erwecke glück­

licherweise neue Hoffnungen. In m itte n sozialer Enttäuschungen dränge der In s tin k t das V olk, sich zum gemeinsamen H e il im Schoße der Kirche eng aneinander zu schließen, wo es Rettung finde. Es dränge das Volk, an diesem Grundstein festzuhalten, ohne welchen es weder eine Gerechtigkeit noch eine Grundlage der O rdnung gebe.

P aris, 3. März. D ie J o u rn a le melden gerüchtweise die V erhaftung A rto n s in W ien.

Bordeaux, 3. M ärz. V o r dem Schwurgericht begann der Prozeß des D eputirten R a yn a l gegen den früheren Ad­

m inistrator der „R öpublique sranxaise" Denay Rouffe, welcher in der „C ocarde" R a yn a l bezichtigt hatte, von dem K redit Foncier 30 000 Franks fü r die „R sp u b liq u e franxaise" verlangt haben.

M adrid, 3. M ärz. Nach amtlicher Bekanntmachung find die Herkünfte aus H am burg wieder zum freien Verkehr zu­

gelassen.

Grantham, 2. M ärz. D ie Kaiserin Friedrich und die Prinzessin Heinrich Battenberg sind heute Nachmittag hier ein­

getroffen: eine außerordentlich zahlreich versammelte Menschen­

menge begrüßte die hohen Herrschaften auf das wärmste. D ie Kaiserin und die Prinzessin begaben sich zu Wagen nach dem Schlosse B e lo o ir zum Besuche des Herzogs von R utland.

Petersburg, 3. M ärz. Jnbetreff der Gerüchte, daß ein russisches Geschwader in diesem S om m er einen französischen Hafen besuchen werde, erklärt das O rgan des M arinem inisterium s, der „Kronstadskij W jestnik: „D ie französischen Zeitungen, welche diese Frage als entschieden betrachten, äußern Voraussetzungen über die größere oder geringere Wahrscheinlichkeit, daß ein russi­

sches Geschwader diesen oder jenen französischen Hafen anlaufen werde; in W irklichkeit ist aber über diese Frage durchaus nichts bekannt"._______

Arovinzialnachrichten.

C ulm , 2. M ä rz . (Bei der hiesigen Stadt-Sparkasse) betrug die Summe der Einlagen beim Jahresschluß 124841 M k . ; sie vertheilte sich aus 136 Sparkassenbücher. Die Gesammtiahreseinnahme betrug 166 714 M k. und die Ausgab- 41 798 M k.

Briesen, 1. M ä rz . (Bespeisung armer Schulkinder). S e it dem 1. J a n u a r werden ungefähr 60 Kinder wöchentlich viermal mittags im Schulhause m it einer warmen Suppe gespeist. Durch die Zuwendung

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käufer des Schweines stellte sich nämlich ein und reklamirte dieses, sowie die gefundenen Goldstücke a ls sein Eigenthum , in ­ dem er behauptete, daß die

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