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Die Presse 1911, Jg. 29, Nr. 148 Zweites Blatt, Drittes Blatt, Viertes Blatt

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28 . Jahrg.

-:K K -, - - '

Oftiiiärkische Tageszeitung

A u s g a b e täglich abends m it Ausschluß der S onn - und Festtage. — B e z irg S p re is fü r Thorn S ta d t und Vorstädte frei ins Haus vierteljährlich 2.25 M k., monatlich 75 P f., von der Geschäfts, und den Ausgabestellen abgeholt, vierteljährlich 1,80 M k., monatlich 60 P f., durch die Post bezogen ohne Zustellungsgebühr 2,00 M k., m it Bestellgebühr 2,42 M k. Einzel­

nummer (Belagexemplar) 10 P f.

Anzeiger für Stadt und La»

(Thorner Presse)

! Anzeigenpreis die 6 gespaltene Kolonelzeile oder deren Raum 15 P f., fü r Stellenangebote und r -Gesuche, Wohnungsanzeigen, A n- und Verkäufe 10 P f., (fü r amtliche Anzeigen, alle Anzeigen

! außerhalb Westpreußens und Posens und durch V erm ittlung 16 P f.,) fü r Anzeigen m it P laß-

! Vorschrift 25 P f. I m Neklameteil kostet die Zeile 50 P f. R aba tt nach T a rif. — Aiizeigenaiifträge

» nehmen au alle soliden Anzeigenvernüttlungsstellen des I n - und Auslandes. — Anzeigen- r annähme in der Geschäftsstelle bis l U hr m ittags, größere Anzeigen sind tags vorher aufzugeben.

Schriftleitung und G e s c h ä fts s te lle : Aathariirenstraße N r. 4.

Fernsprecher 57

B rie f- u n d Telegramm-Adresse: „ P r e s s e , T h o r n . " Chor», Dienstag -e» 21. Zimt »W. Druck und Verlag der C. D o m brow ski'schen Buchdruckereiin Thorn.

V erantw ortlich fü r die S ch riftle itu n g : H e i n r . W a r t m a n n in T h orn

Zusendungen sind nicht an eine Person, sondern an die Schriftleit,rüg oder Geschäftsstelle zu richten. — B ei Einsendung redaktioneller Beiträge wird gleichzeitig Angabe des Honorars erbeten; nachträgliche Forderungen können nicht berücksichtigt werden. Unbenutzte Einsendungen werden nicht aufbewahrt, unverlangte Manuskripte nur zurückgeschickt, wenn das Postgeld fü r die Rücksendung beigefügt ist.

„Meine Zozial-emskraten".

(Von unserem Berliner Mitarbeiter.) Der Kaiser sieht viele Leute in allen Gauen des Reiches und viele Leute hören ihn ge­

legentlich sprechen. Wenn sie ihn aber nur (von weitem) gesehen und nicht gehört haben, dann decken manche von ihnen dieses Manko durch eine gewagte Erfindung. Besonders die K ieler Woche ist für dergleichen die Erntezeit.

Irgend einer hat von irgend einem, der angeb­

lich „dabeigestanden" hat, gehört, was der Kaiser zu irgend einem D ritte n gesagt hat: und tags darauf steht es in der Zeitung. Die Kom­

pottschüssel fü r den Arbeiter sei voll, soll der Kaiser einm al gesagt haben; er wolle keinen Brotwucher treiben, ein andermal; und in diesem Jahre meldet gar eine B e rlin e r K o r­

respondenz, er habe gesagt: „M eine Sozial- demokraten sind garnicht so schlimm!"

W ir sind natürlich nicht durch Privatkabel

— wie doch wohl diese in Bülows Diensten er­

graute Korrespondenz — m it der „Hohen- zollern" verbunden und w ir brauchen auch nicht Lei dem Preßbureau des Auswärtigen Amtes anzuklingeln, um m it aller Bestimmtheit ver­

sichern zu können: diese In fo rm a tio n ist falsch.

Dieser Monarch, der erst vor vier Zahreu öffentlich seine Genugtuung darüber ausge­

sprochen hat, daß die Sozialdemokratie „nieder­

geritten" sei, hat weder bei Bödmann noch bei Bassermann umgelernt. E r kann es nur als In fa m ie empfinden, daß man ihm zutraut, er könne an der Partei, die grundsätzlich Gegnerin des deutschen Reiches ist, die 1870 gegen die Kriegsanleihe, 1871 gegen die Einverleibung Elsaß-Lothringens und gegen die deutsche V er­

fassung, nachher gegen alle unsere grundlegen­

den Gesetze gestimmt hat, auch nur ein gutes Haar finden. Die Dreistigkeit, ihn zum Eroß- blockführer zu stempeln, ist einfach hahnebüchen.

Wenn der Kaiser wirklich so etwas gesagt hätte, dann müßte es der Korrespondenz, die die Geschichte von B e rlin aus verbreitet, doch ein leichtes sein, irgend einen Gewährsmann dafür zu nennen; aber sie unterläßt das ebenso, wie irgend eine Zeit- und Ortsangabe über das historische Faktum.

Es handelt sich bei dieser Geschichte natürlich um „Kinderklatsch" törichtester Sorte, dessen Entstehung w ir uns freilich denken können. So leichtfertig ist natürlich kein B e rlin e r Journa­

list, daß er eine derartige Meldung vollkommen aus der Lust greift. Wie schon so häufig, mag auch hier nur der Fetzen eines Kaiserwortes vorliegen, das, so lange Vorder- und Nachsatz noch zusammen waren, einen ganz anderen S in n besaß. Nehmen w ir an, der Kaiser habe, halb scherzhaft, geäußert: „M eine Sozialdemo- kraten sind garnicht so schlimm, wie die russi­

schen; die werfen m it Bomben, meine bloß m it Phrasen um sich." Dann hätte derselbe Satz einen etwas verächtlichen Beigeschmack, der ganz in das alte und beglaubigte „ M it denen werde ich allein fe rtig !" passen würde.

W ie gesagt, w ir haben uns garnicht die Mühe genommen, bei irgend einer der „zustän­

digen" Stellen um Aufklärung zu ersuchen, zumal da unsere Behörden am Sonnabend Nachmittag nicht mehr zu sprechen sind, selbst wenn es sich um dem Kaiser angedichtete Dinge handelt. Das hat bis zum Dienstag Zeit, denkt so mancher. Die Aufklärung k a n n gar­

nicht anders lauten, a ls: Das ist eine ganz ge­

wöhnliche Erfindung! Aber unter den 65 M illio n e n Deutschen gibt es immerhin eine erkleckliche Anzahl von Leuten, die, wie die Ge­

schichte des angeblichen Kaiserinterviews von 1908 beweist, auf jede Erfindung hereinfallen.

F ü r die tu t es not, daß ein amtliches Dementi der Ente schnell den Hals umdreht. Vorerst ist sie nur in vier B erlin e r B lättern, soweit w ir augenblicklich sehen, aufgeflattert. Am Montag, wenn die Ente noch lebt, hat sie bereits zwei­

tausend Junge. Kommt dann in ihrer Diens­

tag-Ausgabe die „Norddeutsche" m it dem Kroßen Schlachtmesser, so ist es vielfach schon zu

spät; denn manche B lä tte r dementieren unge­

zwungen höchst ungern, und die des Auslandes nun schon garnicht. Würde der Klatsch aber so­

fo rt niedergeschlagen, dann würde die Mehrzahl der Zeitungen ihn garnicht erst abdrucken.

Politisch,' Tagesschan.

Neuer Handelsvertrag.

A m Sonnabend ist in B erlin der neue d e u t s c h - j a p a n i s c h e Handels- nnd Schiffahrtsvertrag nebst zugehörigem Z olla b ­ kommen von dem Staatssekretär o. Kiderlen- Wächter und dem japanischen Botschafter unterzeichnet worden. Der Bundesrat hat seinerzeit die gesetzliche'Ermächtigung erhalten, diesen Vertrag für den F a ll seines Zustande­

kommens vorläufig inkrast zu setzen. Doch ist er dem NÄchstag bei seinem nächsten Z u- sannnentrit zur Genehmigung vorzulegen.

Wenn der Reichstag bis Ende M ä rz n. J s . nicht zugestimmt hat, muß der Vertrag spätestens bis zum 31. Dez. n. J s . wieder außer Wirksamkeit gesetzt werden.

W eiterer Z e r fa ll des österreichischen Koalitionsm inisterium s.

Der slawischen Korrespondenz zufolge über­

reichte der Eisenbahnminister D r. Glombinski am Freitag dem Ministerpräsidenten sein Demissionsgesuch.

Das ungarische Abgeordnetenhaus hat am Sonnabend das diesjährige Budget endgiltig angenommen.

Zum Kabinettswechsel in Frankreich.

Noch nicht vier M onate hat die radikale Herrlichkeit des M inisterium s M o n is ge­

dauert, das seiner Zeit von der Gunst der bürgerlichen Radikalen getragen und vom Jubel der Sozialdemokraten begleitet das Kabinett B ria n d abgelöst hat. Der scheidende Ministerpräsident M o n is, der den bei dem U nfall in Jssy verletzten Fuß noch immer in einer Schiene trägt, erklärte einem Bericht­

erstatter lächelnd: S ie sehen den letzten Akt der Komödie, das Ende des Kabinetts.

Eines tröstet uns, daß m ir über einen solchen Zwischenfall gestürzt sind, und daß die von uns verfolgte P olitik der Durch­

führung republikanischer Reformen unversehrt geblieben ist. — Die Presse beurteilt das gefallene M inisterium recht unfreundlich. — Die M inister hielten am Sonnabend einen Kabinettsrat ab, nach welchem sie dem Ministerpräsidenten ihre Demission über­

reichten. — Präsident Falllöres hat S o n n ­ abend M orgen in R o u e n ein Schreiben des Ministerpräsidenten M o n is erhalten, w orin ihm dieser m itteilt, er werde die Über­

reichung der Demission bis zur Rückkehr Falliöres am Sonntag M orgen verschieben.—

Präsident Fallieres ist m it den in seiiner Begleitung befindlichen ausländischen D ip lo ­ maten Sonntag V orm ittag aus Ronen in P a ris wieder eingetroffen. Nach seiner A n ­ kunft begab sich Präsident Fallieres zum Ministerpräsidenten M o n is , der ihm die De­

mission des Kabinetts unterbreitete. Der Präsident erklärte sich m it ihr einverstanden.

— M o n is hat dem Präsidenten Fallieres den R at erteilt, den bisherigen Finanz­

minister Caillanx zu einer Besprechung einzu­

laden.

Bom Seemannsstreik.

W ie aus L o n d o n gemeldet w ird, steht am Sonnabend in allen Häfen des F irth of Forth die Schiffahrt still, weil es unmöglich war. die Besatzungen zu vervollständigen. — Der Präsident des Distrikt-Streikkomitees von L i v e r p o o l , Tom M a n n , hat ein M a n i­

fest erlassen, in welchem er m itteilt, daß be­

schlossen worden sei, alle Seeleute, Heizer, Köche und Stewards, die M itglieder des Verbandes sind, von den Schiffen der der Shipping Federation angehörigen Firmen vom nächsten M ontag ab zurückzuziehen. — I n einer Freitag Abend in H ü l l abge­

haltenen Versammlung von Seeleuten und Hafenarbeitern, an der etwa 10 000 P e r­

sonen teilnahmen, wurde beschlossen, daß keine einzelne Gruppe die A rbeit aufnehmen solle, bevor eine vollständige Regelung der Streitfragen erzielt sei. Die Hafenarbeiter haben nunmehr auch ihre Forderungen in- bezug auf Erhöhung der Löhne formuliere.

— Die Reeder in R o t t e r d a m beschlossen Sonnabend Nachmittag in einer Versamm­

lung, da sie Herren der Lage seien, den Ausständigen unter keiner Bedingung Z u ­ geständnisse zu machen. S ie fordern bedin­

gungslose Unterwerfung.

Die Sitzungen des spanischen Parlam ents sind am Freitag auf unbestimmte Zeit ver­

tagt worden.

Aus P o rtu g al.

A us M a d rid w ird gemeldet: I n Cer- cubien wurden an B ord des aus V illaparcia eingetroffenen Dampfers „G em m en" zwei­

hundert Kisten m it Mannlichergewehren nnd viertausend Kisten Patronen beschlagnahmt, die fü r die portugiesischen Verschwörer be­

stimmt gewesen sein sollen. — „L ib e ra l" be­

hauptet, daß die Verschwörer spanische Bauern anwerben, um in P ortugal einzubrechen, und verlangt, daß die spanische Regierung gegen die Umtriebe entschieden einschreiten möge.

R ußland und Jap an .

Zwischen Japan und Rußland ist ein Kompromiß zur Liquidation der beiderseitigen aus dem letzten Kriege hergeleiteten An- svrüche zustande gekommen. Der russische Botschafter, der jetzt einen sechsmonatigen U r­

laub antritt, ist vom Kaiser in Audienz em­

pfangen worden. Nach dem Empfange fand ein intimes Frühstück statt, zu dem auch die Tochter des Botschafters geladen war. I n der Presse w ird das als ein Zeichen be­

sonders freundschaftlicher Beziehungen be­

trachtet.

V a lk au -W irren .

W ie der „K ö ln . Z tg ." aus C e t i n j e mitgeteilt w ird, waren Sonnabend M orgen alle dort anwesenden Gesandten der G roß­

mächte und der Balkanstaaten beim König versammelt und verhandelten 1?/s Stunden lang über die Frage der Berichtigung der türkisch-montenegrinischen Grenze und über die schwierige Lage Montenegros, die durch die Weigerung der Aufständischen, der M ahnung des S u lta n s zur Rückkehr Folge leisten, herbeigeführt worden ist. Der König bat, unterstützt durch mehrere Gesandten, den türkischen Gesandten, nach Podgoritza zu reisen und persönlich m it den Führern der Aufständischen zu verhandeln. Der türkische Gesandte erklärte sich bereit, Sonntag dort­

hin zu reisen.

Die griechische Kammer

hat in zweiter Lesung den Gesetzentwurf, be­

treffend Einrichtung einer Generalinspektion der Armee, angenommen.

Die Mazedonienreise des S ultans.

A us M o n a s t i r w ird gemeldet: Der Selam lik in der Moschee Ishakie verlief sehr feierlich nnd ohne Zwischenfall. Der S u lta n wurde überall lebhaft begrüßt. Beim V e r­

lassen der Moschee sprach der S u lta n wieder­

holt die Konsuln an, die m it ihren Damen der Zeremonie beigewohnt hatten. — S o n n ­ abend früh ist der S u lta n unter dem Donner der Kanonen und den Freudenkundgebungen des Volkes nach Saloniki abgereist, wo er sich ohne Aufenthalt einzuschiffen gedenkt. — B ei der Ankunft in S a l o n i k i wurde der S u lta n vom W a ll, vom Korpskommandan- ten, vom Zentralkomitee für Einheit und Fortschritt und der Stadtvertretung begrüßt.

Der S u lta n schiffte sich m it den Prinzen, den M inistern und dem Gefolge sofort auf dem Kriegsschiff Haireddin Barbarossa unter Geschützsalut zur A bfahrt nach Konstan­

tinopel ein.

Die Marokkoroirre«.

W ie der Forschungsreisende M a rq u is de Segonsac dem „Echo de P a ris " aus Tanger meldet, ermächtigten ihn die Scherifs von U e s s a n zu der Erklärung, daß Uessan sich gegen jeden A n g riff der S panier verteidigen und daß die Scherifs als Schützlinge Frank­

reichs die französische Flagge hissen würden.

Der Ernst dieser Beschlüsse liege auf der Hand. — Nach einer M eldung der „Agence H avas" herrscht in E l k f a r große Aufregung, da zwei spanische Soldaten, die bewaffnet die Runde machten, in die große Moschee eingedrungen sind und in Schuhen die M atten betreten haben. — I n p a r l a m e n t a ­ r i s c h e n K r e i s e n M a d r i d s w ird be­

schütten, daß Spanien sich m it der Absicht trage, U e s s a n zu besetzen. Das spanische Kabinett habe dem französischen Kabinett hierüber eine formelle Zusicherung gegeben.

Ebensowenig bestände die Absicht, B a r el M a ilik bei Tetuan zu besetzen. — Der spanische Ministerpräsident C a n a l e j a s erklärte Meldungen, wonach die diplomatischen Verhandlungen zwischen P a ris und M a d rid abgebrochen seien, fü r unrichtig. — I n einem ausführlichen Bericht über das Vorgehen Spaniens in Marokko weist der Pariser

„ T e m p s " darauf hin, daß die s p a n i s c h e R e g i e r u n g a l l e m i l i t ä r i s c h e n M a ß n a h m e n getroffen habe, um in Marokko noch viel umfangreichere Unter­

nehmungen als die Besetzung von Elksar durchführen zu können. Spanien habe gegen­

w ärtig sicherlich an 50 000 M a n n in Marokko, und überdies stünden in M alaga und Cadiz 10000 M a n n bereit. Die gegenwärtige finanzielle Lage Spaniens sei so, daß es eine außerordentliche Ausgabe von 20 oder 30 M illio n e n Pesetas nicht allzu schwer er­

tragen könnte. M a n dürfe also weder vom militärischen noch vom finanziellen Gesichts­

punkt aus darauf rechnen, daß Spanien sich abhalten lassen werde, auf dem betretenen Wege fortzuschreiten. — Nach einer B lä tte r­

meldung aus M a d rid soll der spanische R itt­

meister O v i l o mehrere Soldaten der M a - halla des französischen Hauptmanns M e - r e a u mißhandelt haben m it der Begründung, daß sie Treibereien gegen Spanien ange­

zettelt hätten.

Deutsches Reich.

B e rlin . 23. J u n i 1011.

— Se. Majestät der Kaiser hörte S o n n ­ abend V orm ittag den V ortrag des S ta a ts­

sekretärs des ReichsMarineamts v. Tirpitz.

— Der Reichskanzler: v. Bethmann H oll- weg hat sich am Sonnabend nach Kiel be­

geben.

— Der frühere Reichskanzler Fürst B ü lo w trifft m it seiner Gemahlin am 10. J u li zu mehrmonatigem Aufenthalt in Norderney ein.

— Reichstagsrvahlvorbereitungeu. Links­

stehende B lä tte r hatten dieser Tage die Be­

hauptung aufgestellt, daß G r a f K a n i t z sich in seinem alten Wahlkreise nicht mehr um das M andat bewerben wolle. Dem­

gegenüber erklärt der genannte konservative Führer in einem Schreiben an die „K önigs- oerger Allgemeine Z eitung", daß ihm die Absicht eines solchen Verzichtes durchaus fernliege. — Die fortschrittliche Volkspartei hat in H e r f o r d - H a l l e als Reichstags­

kandidaten den Zigarrenfabrikanten König aufgestellt, sodaß hier der Fortschrittler einem Nationalllberalen gegenübersteht. — Ebenso hat die fortschrittliche Volkspartei in B e r n ­ b u r g beschlossen, dem Fabrikdirektor Zierath die Reichstagskandidatur gegen den natio­

nalliberalen S ta d tra t Bodenbender anzu­

tragen. Ferner hat die fortschrittliche Volks- parei in D o r t m u n d - H ö r de den Rektor T itte l als Kandidaten aufgestellt. — I n D r e s d e n - N e u s t a d t haben die Nationalliberalen beschlossen, den fortschritt­

lichen Kandidaten Klöppel schon im ersten

Wahlgange zu unterstützen. — Z u der Nach-

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ticht von einer nationalliberalen Gegenkandi- datur gegen den Freiherr« von Heyl in W o r m s erklärt die „W orm ser Zeitung", weder in den Wormser maßgebenden Kreisen, noch in der Leitung der Landespartei sei von einer solchen Gegenkandidat«! etwas be­

kannt.

Dresden, 25. J u n i. Die M itglieder der türkischen Studienkommisson besichtigten heute V orm ittag die internationale Hygieneaus­

stellung. Nachmittags 1*/, Uhr fand ein von dem Dresdner Komitee den türkischen Gästen im Saale des Ausstellungspalastes gegebenes Frühstück statt, an dem außer den Herren der Studienkommission und des Komitees Vertreter der staatlichen und städti­

schen Behörden, sowie der Presse teilnahmen.

I m Namen des Komitees begrüßte General­

konsul v. Klemperer die türkische S tudien­

kommission. Namens der Ausstellung und in Vertretung des abwesenden Geheimrats Lingner hieß Pros. Sudhoff die Gäste w ill­

kommen. D r. Suleim an N um an Bey brachte den Dank der Studienkommisson zum A u s ­ druck. I n einer bemerkenswerten Rede Hob sodann der Präsident der Dresdener Handels­

kammer, Geheimer Kommerzienrat Collen- busch die Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und Deutschland hervor; er wies da­

rauf hin, daß in einem Ja h r der türkisch­

deutsche Handelsvertrag ablaufe und sprach die Hoffnung aus, daß der neue V ertrag die handelspolitischen Beziehungen zwischen beiden Ländern noch enger knüpfen werde. Um 4 Uhr begaben sich die M itglieder der türki­

schen Studienkommission mittels Sonder- dampfers nach Pillnitz, wo der Dampfer um 5 Uhr vor dem Wasserpalais anlangte. Die Fahrtteilnehmer wurden von dem Oberst­

hofmeister F rh r. v. dem Bussche begrüßt und nach dem Bergpalais geleitet, in dessen großem Saale ein Im b iß und Tee gereicht wurde. Dann fand eine Besichtigung des Schlosses und der Gartenanlagen statt. Kurz nach 6 Uhr verließen die fremden Gäste P illnitz, um sich nach Dresden zurückzube­

geben, von wo heute Abend um 10^/s Uhr die Weiterreise nach Posen erfolgen w ird.

Schwerin, 25. J u n i. Der Vorsitzer der Magdeburgischen Landes - Gewerbe- und Industrieausstellung Geheimer M inisterialrat D r. Stegemann ist heute früh infolge eines Schlaganfalles gestorben.

von -er Londoner Urönungsseier.

Auch Freitag Abend fand eine Illu m in a tio n der Straßen in London statt, die jedoch in ihrer W irkung stark durch anhaltenden Regen beeinträch­

tig t wurde.

Der König von England hat dem Kronprinzen B o ris von B ulgarien aus Anlaß der Krönung den Viktoriaorden verliehen.

Die britische und die fremden Flotten waren, wie aus P o r t s m o u t h berichtet w ird, Freitag Abend glänzend illu m in ie rt und wurden, trotz des ständig fallenden Regens, von unzähligen Z u ­ schauern in Booten besichtigt.

Am Sonnabend V o rm itta g um ltp /2 Uhr haben die Majestäten m it den M itg lie d e rn der königlichen F a m ilie und den fremden Fürstlichkeiten London verlassen und sich zur F l o t t e n s chau nach S p i t h e a d begeben. Der K önig trug die U n i­

form eines A d m ira ls m it dem Bande des Hosen­

bandordens. der P rin z von W ales die eines Midshipmans. seine Bruder die U niform von See­

kadetten, die K önigin und ihre Tochter, sowie die meisten anderen Damen des königlichen Hauses trugen Kostüme von marineblauer Farbe. Z a h l­

reiche Sonderzüge m it Parlam entsm itgliedern, ge­

ladenen Gästen und Zuschauern, die die Flotten- revue von aroßen Dampfern besichtigen wollen, haben im Laufe des Morgens London verlassen.

Trotz des Regens haben Hunderte von K ra ftfa h r­

zeugen in der Nacht die F a h rt von London nach Portsm outh angetreten. I n Southampton. wo die Reisenden sich einschifften, herrschte lebhaftes Treiben. — König Georg und K önigin M a ry trafen, von den Spitzen der M a rin e - und Z iv i l ­ behörden empfangen, um 12Vs Uhr in P o r t s ­ m o u t h ein und begaben sich auf die königliche Jacht V ik to ria and A lbert, begrüßt von dem Donner der alten Fregatte „V ik to ria " (des Admiralschiffes Nelsons in der berühmten See­

schlacht bei T ra fa lg a r). Die Majestäten nahmen den Lunch an Bord der Jacht, die um 2 Uhr zu der Revue in See ging. Dre Flotte, die sich in den Gewässern von Spithead versammelt hatte, umfaßt die drei Divisionen der H eim atflotte, die atlantische F lotte und die Kreuzerdivision m it ihren Torpedo­

booten und Torbedobootszerstörern. sowie acht Unterseeboote. Insgesamt zählte sie 177 englische Kriegsschiffe, darunter 12 vom Dreadnoughttyp.

Siebzehn fremde Mächte sind durch Kriegsschiffe in Spithead vertreten. A n der Revue nahmen te il Danton (Frankreich), von der Tann (Deutschland).

Tone und Kuram (Japan), Rossija (R ußland), Radetzky (Lsterreich-Ungarn). Sän Marco ( I t a ­ lie n ), Delavare (Vereinigte S taaten). Eidsvold (Norwegen). Vuenos A ires (A rgentinien), Chaca- ouco (C hile), Jacob van Heemskerck (Niederlande).

H a i-T jH i (C h in a ). O lfe rt Fischer (Dänemark).

Hamidije (Türkei), Reina Regente (Spanien), F y lg ia (Schweden) und Eeorgios Aweroff (Griechenland). A ls die königliche Jacht in die L in ie dieser gewaltigen Flotte einfuhr, wurde sie von dem Donner der mächtigen Geschütze begrüßt.

A u f allen Schiffen ertönten Hurras, als die V ik to ria and A lb e rt sich langsam dem M ittelpunkte der F lotte näherte, um ihren Platz an der Seite des Danton einzunehmen. Nach der Revue em­

pfing der König an Bord der königlichen Jacht alle Adm irale und höheren Offiziere der fremden Kriegsschiffe. — Nach dem Empfang der Kom­

mandanten der britischen und der fremden Kriegsschiffe kehrten der König und die K önigin unter dem Donner der Geschütze auf ihrer Jack"

in den Hafen zurück. — Obwohl es die ganze Naö, geregnet hatte, w ar die Flotterwarade über E r­

warten vom W etter begünstigt. Es w ar allerdings

w indig und die See leicht bewegt, zum größten T e il herrschte aber Heller Sonnenschein. Das seltene Schauspiel der Vereinigung einer so starken See­

macht und zugleich die Anwesenheit zahlreicher fremder Kriegsschiffe hatten einen starken Besuch von Vergnügungsdampfern und Privatjachten ver­

anlaßt; darunter befand sich als größtes Schiff von allen der Dampfer „George Washington" vom Norddeutschen Lloyd. W ie die meisten fremden Schiffe, hatte der deutsche Kreuzer „V o n der T ann"

eine Anzahl Gäste an Bord geladen. Sämtliche Kriegsschiffe lagen in paralleler Reihe verankert und hatten Flaggenschmuck angelegt. Es w ar ein majestätisches B its auf der weiten Fläche des Hafens von Portsm outh. der durch Wellen ge­

kräuselt w ar und ein ständig wechselndes Farben- spiel des Meeres bot. Die königliche Jacht fuhr durch die Reihe der Kriegsschiffe hindurch.

Ausland.

Rom, 25. J u n i. Prinzessin Clotilde ist heute Nachmittag um 5 Uhr 45 M in u te n in T u rin gestorben. — Die Deputiertenkammer hat aus Anlaß des Hinscheidens der P r in ­ zessin Clotilde die heutige Sitzung unterbrochen und sich bis Dienstag vertagt.

Vrovinzialnachrichten.

* Culm, 26. Juni. (Lornblumentag.) Am Sonn­

tag hatte Culm seinen Kornblnmentag. Der Tag war glücklich gewählt, da der Schmuck der Kornblumen, in dem auch die Schaufenster prangten, zur Verschönung des Gauturnfestes beitrug und das Gauturnsest mit seinen Hunderten von fremden Gästen wiederum einen lebhaften Absatz der Blumen zur Folge hatte. So lebhaft war der Absah, daß die 42 jungen Damen, die sich in den Dienst der guten Sache gestellt hatten, schon vor Mittag ihre Vorräte ausverkauft hatten und die Ladeninhaber einspringen und die Schaufenster räumen mußten, um Blumen nachzuliefern. Die Einnahmen sind auch recht befriedigend gewesen.

* Freystadt, 24. Juni. (Der Bund der Landwirte) hält hier im Hotel „de Berlin" einen Volkswirtschaft- lichen Aufklärungskursus vom Freitag den 23. bis Montag den 26. Juni ab, an welchem außer einigen Mitgliedern der hiesigen Ortsgruppe noch etwa 20 Volksschullehrer teilnehmen.

Marienwerder, 24. J u n i. (B eihilfen zur J u ­ gendpflege.) Bekanntlich hat der Landtag zur Förderung der Jugendpflege eine M illio n M a rk bew illigt. V on dieser S um m e ist auch ein erheb­

licher T e il der Regierung in M arienw erder über­

wiesen worden, die neuerdings die B erteilung dieser Gelder an die in Frage kommenden V ereinigun­

gen begonnen hat. I m Stadtbezirk M a rie n w e r­

der haben erhalten der Sportverein 150 M k., der Turnverein, der evangel. Jü n g lin g s - und Lehr- lingsverein und die kaufmännische F o rtb ild u n g s­

schule je 100 M k. Außerdem ist eine größere Sum m e, etwa 2000 M a rk, fü r die Anlage eines S piel- und Sportplatzes in M arienw erder zurück­

behalten worden.

Schöneck, 24. J u n i. (Brandunglück.) Heute V o rm itta g 11 U hr e r s t i c k t e n infolge Ausbruchs von Feuer die d r e i k l e i n e n K i n d e r des im Gefängnis in P r . S ta rg a rd sitzenden Arbeiters Blockus. Die M u tte r der drei Kinder w a r ihrer gewohnten A rb e it nachgegangen und hatte die Kinder eingeschlossen. Die Kinder haben dann w ohl m it Streichhölzern gespielt, sind dem S tro h in den Betten zu nahe gekommen und verursach­

ten dadurch einen B ra n d , bei welchem der sich ent­

wickelnde Qualm die K inder tötete.

Dirschau, 23. J u n i. (Der heutige Kreistag) genehmigte einstimmig die V orlage über den A u s ­ bau des Dirschauer ElekLrizitätswerkes zur Über- landzentrale. D er Kreis übernim m t die leihweise Hergäbe des B aukapitals von 750 000 M k., sowie die Verzinsung und T ilg u n g desselben, während die S ta d t sich verpflichtet, dem Kreise die Kosten zu ersetzen. Es sind 70 T ra n sfo rm a to re n -S ta tio - nen, 150 Kilom eter Hochspannleitungs-Freileitung und fü r die Landgemeinden 30 Kilom eter Nieder- spannungs-Freileitung erforderlich, um den ganzen Kreis m it elektrischer Energie zu versorgen.

Zwischen Gutsbezirken, Landgemeinden und städtischen Abnehmern ist hinsichtlich des Preises fü r elektrische Energie keinerlei Unterschied gemacht.

Der P re is w ird durch einen S ta ffe lta rif geregelt, der als Einheitspreis fü r Kraftstrom 20 P fg . fü r die Kilowattstunde und fü r Lichtstrom 40 P fg . fü r die Kilowattstunde vorsieht. I n den S taffeln w ird der P re is auf 18 bezw. 35 P fg . ermäßigt.

Danzig, 21. J u n i. (Eine Trauerbotschaft) tra f gestern aus London hier ein. Dortselbst ist der F ührer des zur Danziger-Reederei-Aktiengesell- schaft gehörigen D am pfers B rünette, K apitän Zielke, plötzlich gestorben. Der Verstorbene führte die B rünette eine ganze Reihe von Jahren, stand im 70. Lebensjahre und w a r einer der ältesten führenden Kapitäne Danzigs.

Aus Ostpreußen, 25. J u n i. (Oberlandstall- meister Gras Lehndorff) tr itt voraussichtlich zum Herbst zurück und soll durch Landstallmeister von Oettingen-Trakehnen ersetzt werden. A ls Nach­

folger des letzteren ist G ra f Sponeck-Braunsberg in Aussicht genommen.

Schneidemühl, 23. J u n i. (B e i der Typhus-Epide­

mie) ist noch immer nicht ein Stillstand zu ver­

zeichnen. B is heute M itta g waren wieder 24 Typhusfälle gemeldet worden, sodaß die Gesamt­

zahl der Erkrankten jetzt annähernd 200 beträgt.

Eine Baracke ist heute aufgestellt worden, die 20 Kranken Raum gewährt, eine zweite i s t . vom Zentraldepot des Roten Kreuzes angefordert. Die königl. Eisenbahndirektion hat 4 Desinfektoren zur Ausführung der Desinfektion zur Verfügung ge­

stellt. A lle Badeanstalten sind geschlossen. Die Wochenmärkte sollen aufgehoben werden. Der Oberpräsident der P rovinz Posen, von W aldow.

hat aus W ildbad (W ürttem berg) ein Telegramm an den hiesigen Oberbürgermeister gerichtet, in dem er seiner Teilnahme über die Epidemie Ausdruck gibt und eine baldige Wendung zum Besten er­

hofft. Die S tadt engagiert neue Ärzte und Krankenhausschwestern, dam it alle Kranken ge­

nügend beaufsichtigt werden können. Nachforschun­

gen haben bis jetzt ergeben, daß aus Kegelsmühl von der dortigen Zentralmolkerei und aus Hasen- Lery von dem Kaufmann Drechsler die Typhus- Lazillen verschleppt worden sind. I n Kegelsmühl liegen seit etwa 14 Tagen 3 K inder eines M ilch­

schweizers an Typhus danieder, und in Hasenberg sind ern Lehrerssohn und ein K ind erkrankt. Von beiden Orten gelangte M ilch zum Verkauf nach Schneidemühl. D ie Befürchtungen, daß der Typhus durch dies Wasserleitung übertragen worden ist. be­

stätigen sich nicht, wie bakteriologische U nter­

suchungen festgestellt haben.

Posen, 24. J u n i. (Parlamentarischer Besuch in Posen.) Um 1 U hr m ittags fand ein von der A u s ­ stellungsverwaltung dargebotenes Frühstück für die Abgeordneten im Turm restaurant der ostdeut­

schen Ausstellung statt. Nach dem Frühstück wurde die Besichtigung der Ausstellung fortgesetzt. Um 4 U hr wurde der Kaffee vor der Geweihausstellung eingenommen, dem sich ein Nundgang durch die S ta d t und Besichtigung des Festsaales in dem Residenzschloß anschloß.

Der 3. Bezirkstag westpreutz. Schlosserinmmgeri

wurde am Sonntag und M ontag in Thorn abge­

halten. Am Sonntag Nachmittag 3 Uhr traten die Vorstandsmitglieder zu einer Sitzung im Restau­

ra n t „Löw enbräu" zusammen, wobei auch die P rüfung der Bezirkskasse vorgenommen wurde.

Heute Morgen um 9 Uhr begann im Stadtveroro- netensaale die Hauptversammlung, die der Bezirks­

vorsitzer, Herr Obermeister F r e y - D a n z ig , leitete.

E r begrüßte zunächst die Ehrengäste: Herrn S tadt- ra t Kelch als Vertreter der S tadt Thorn. dem er zugleich den Dank fü r die freundliche Überlassung des schönen Saales überm ittelt, und den Vorsitzer des Landesverbandes. Herrn Obermeister Thalheim- Leipzig, den er als Vater begrüßte, .der sich seines jüngsten Kindes, des westpreußischen Bezirks, m it besonderer Liebe annehme. Der Vorsitzer schloß seine Begrüßungsansprache m it einem dreifachen H urra auf den Kaiser, in das die Versammlung freudig einstimmte. Herr Syndikus K e lc h begrüßte die Gäste namens der S tadt und wünschte der Versamm­

lung guten E rfo lg und den Teilnehmern nach ge­

taner A rbeit frohe Stunden der Erholung. Herr Obermeister T h o m a s begrüßte die Versammlung m it schwunghaften Worten namens der Thorner In n u n g . Herr T h a lh e i m - L e i p z ig überbrachte die Grüße des Landesverbandes und wünschte, daß auch diese Tagung das ihrige zur ideellen und mate­

riellen Hebung des Schlossereigewerbes beitragen möge. Nun wurde in die Tagesordnung eingetreten.

Der V o r s i t z e r erstattete den Jahresbericht. E r gab zunächst einen Überblick über die allgemeine Ge­

schäftslage. Die Streiks in den Großbetrieben haben auch fü r das Schlossergewerbe einem geschäftlichen Rückschlag ausgeübt. M a n suche zwar von ver­

schiedenen Seiten dem Handwerk den früheren gol­

denen Boden zurückzugewinnen. Dankenswert sei der M inisterialerlaß über das Submissionsverfahren.

Leider kommen die Nachgeordneten Behörden den Bestimmungen des M inisters nur wenig nach.

T ra u rig sei es, daß von den 23 Schlosserinnungen der P rovinz nur 7 dem Vezirksverbande angehören.

Es sind dies die Innungen Danzig, E lbing, Culm.

Thorn. M arienwerder, Dirschau und Graudenz m it zusammen 123 M itgliedern. I m Anschluß an diesen Bericht erklärte die In n u n g D t. E ylau ihren B e i­

t r it t . Der vom Kassenführer S i e b e r - Danzig er­

stattete Kassenbericht weist eine Einnahme von 300.35 M ark und eine Ausgabe von 203.25 M ark auf, sodaß ein Kasienbestand von 97.10 M ark verbleibt.

A u f A ntrag der Rechnungsprüfer werden Vorstand und Kassenführer entlastet. Über Sicherung von Vauforderungen referiert Herr Schlossermeister H a ch e - Graudenz. S e it Jahrzehnten w ird über den Bauschwindel geklagt, durch den besonders Hand­

werker, A rbeiter und Lieferanten schwer getroffen werden. Diese offenbaren Mißstände drängten schließlich die Regierung dazu. im Jahre 1909 m it einem Gesetze zur Sicherung von Bauforderungen zu kommen. Dieses Gesetz besteht aus zwei Teilen.' wo­

von erst der erste T en Gesetzeskraft hat. E r ver­

langt die Verpflichtung zur ordentlichen Verwendung des vorhandenen Baugeldes, sodann dessen Nachweis durch eine regelmäßige, jedem Interessierten zur Einsicht freistehende Buchführung und die öffentliche Kenntlichmachung des Bauherrn und Unternehmers durch Tafeln. Der Referent ist der Ansicht, daß diese Maßregeln noch lange nicht hinreichen, den Handwerkerstand zu schützen. Die Graudenzer In n u n g hatte eine besondere Kommission eingesetzt, welche die Verluste der Handwerker durch den Bauschwindel festgestellt hat. Nach dieser interessanten Statistik sind in den Jahren 1905—1910 in Graudenz 33 Hand­

werker um 152 670 M ark geschädigt worden. Diese Statistik ist indes nicht vollständig, da viele Hand­

werksmeister aus Furcht, ihren K re d it zu schädigen, viele Verluste verschwiegen haben. Der Referent wünscht daher, daß auch der zweite, w eit schärfere T e il des Gesetzes zur Anwendung kommen möge.

wozu es der landesherrlichen Genehmigung bedarf.

Bisher hat die Regierung diesem Andrängen nicht stattgegeben. Auch in der Versammlung werden Stimmen laut. die von diesem T e il des Gesetzes eine völlige Lahmlegung der ganzen B autätigkeit be­

fürchten. Es w ird daher von einer Beschlußfassung abgesehen. Herr Obermeister H o lt z - E lbing spricht über Vergebung von Arbeiten in gesonderten Losen.

Auch er erhebt die Anklage gegen die Behörden, daß sie. entgegen den Bestimmungen des M inisters, aus Bequemlichkeit die Arbeiten an Generalunternehmer vergeben, sodaß der kleinere Handwerksmeister Über­

gängen werde. Trotz aller wohlwollenden W orte scheint man in S ta a t und Kommune den Handwerker nur noch als notwendiges Übel zu betrachten. Nach einer langen Debatte, in der verschiedene drastische Fälle aus dem jetzt beliebten Verfahren bei der Vergebung von Arbeiten zur Sprache kommen, w ird der A ntrag des Referenten, der Bezirksvorstand möge in Gemeinschaft m it der Handwerkskammer dahin streben, daß Arbeiten in gesonderten Losen vergeben werden, angenommen; desgleichen ein Zusatzantrag des Schlossermeisters L e i n b a u m - M arienwerder. daß staatliche und kommunale A r ­ beiten möglichst nur an Jnnungsmeister vergeben werden sollen. Herr D ö h n - T h o r n erstattet aus­

führlichen Bericht über den ersten deutschen Hand­

werkertag in B e rlin und gibt die dort gefaßten Re­

solutionen bekannt. Desgleichen hatte Herr Döhn ein Referat über einen Protest gegen zu hohe V e r­

anlagung der Lehrlinge zur Unfallberussgenossen- schaft übernommen. Den Beiträgen liege ein o rts­

üblicher Tagelohn von 2.50 M ark zugrunde, das er­

scheine ihm zu viel. Doch sei er nach Rücksprache m it maßgebenden Persönlichkeiten zu der Über­

zeugung gekommen, daß ein Protest vö llig nutzlos wäre. Der Verbandsvorsitzer h ä lt diesen Weg gleich­

fa lls für ungangbar, schlagt aber vor. bei der Be­

rufsgenossenschaft einen statistischen Nachweis zu fordern, ob die Schlosser nicht in eine zu hohe Gefahrenklasse eingereiht sind. Der Anregung eines

Diskussionsredners, eine eigene Verufsgenosienschask zu bilden, bitte er nicht zu folgen, da die Schmiede bei diesem Versuch trübe Erfahrungen gemacht haben; es sind nämlich die Verwaltüngskosten so groß. daß sie jetzt nicht mehr zählen als früher.

Herr Schlossermeister V ah l-D a n z ig regt die V er­

legung des Sitzes der Sektion 4 der nordöstlichen Eisen- und Stahlberufsgenossenschaft von E lb in g nach Danzig an. Einen diesbezüglichen A ntrag zieht der Referent selbst zurück. F ü r den nächsten V er­

bandstag deutscher Schlosserinnungen in Görlitz w ird Herr Bahl-Danzig zum Delegierten gewählt und zu diesem Zweck 30 M ark aus der Bezirkskasse b e w illig t. Durch Z u ru f w ird der bisherige Vorstand wiedergewählt. Es sind dies die Herren Frey- Danzig (Vorsitzer), Groß-Danzig (Schriftführer), Siebers-Danzig (Kassenführer). Thomas-Thorn und Holtz-Elbing (Beisitzer), Gramberg-Graudenz und Leinbaum -Marienwerder (stellvertretende Beisitzer).

Die Feststellung des Ortes fü r den nächsten Bezirks­

tag w ird dem Vorstände überlassen. Derselbe soll zunächst versuchen, die In n u n g Konitz zur Aufnahme der Versammlung zu gewinnen. E in Referat des Herrn H o ltz - E lb in g über Heranziehung der F abrik­

betriebe zu den Kosten der Handwerkskammer w ar zurückgestellt, da man zu diesem Punkte die Ansicht des Vorsitzers der westpreußischen Handwerkskammer Herrn Hertzog-Danzig hören wollte, der erst um 1 U hr eintreffen konnte. Nach dessen Erscheinen führte der Referent aus. daß die Heranziehung der Fabrikbetriebe m it mehr handwerksmäßigem Cha­

rakter zu den Kosten durchaus gerechtfertigt erscheine.

Herr H e r t z o g bezeichnet dieje Forderung als ein zweischneidiges Schwert. Die Fabrikbetriebe könnten bei Heranziehung zu den geforderten Kosten dann^

auch verlangen, daß ihre Lehrlinge von den In n u n ­ gen freigesprochen würden. Die Folge davon würde sein. daß die meisten Lehrlinge ihre Ausbildung in den Fabriken suchen würden, wo sie bald zu einigem Verdienst kämen. Die Handwerksmeister dagegen würden keine Lehrlinge mehr bekommen. D arauf­

h in w ird von einem Antrage abgesehen. Es kommen dann noch zwei Anträge zur Verhandlung, die nicht auf der Tagesordnung stehen, deren Dringlichkeit aber anerkannt w ird. Der V o r s i t z e r beantragt, zu dem bevorstehenden Provinzialbundesschießen in Danzig einen Betrag von 30 M ark aus der Bezirks- kasie zu einer Ehrengabe zu bewilligen, besonders m it Rücksicht darauf, daß unter den Schützen vorzugs­

weise Handwerker sind. Der A ntrag w ird ange­

nommen. Herr H ache b rin g t namens der G rau­

denzer Schlosserinnung folgenden A ntrag ein: „D er heutige Bezirkstag wolle beschließen, m it U nter­

stützung der Handwerkskammer dafür einzutreten, daß bei der Maschinenbauschule in Graudenz Lehr­

fächer für Schlosserei errichtet werden, welche junge Schlosser für die Meisterprüfung vorzubilden ge­

eignet sind." Auch dieser A ntrag gelangt zur A n ­ nahme. — B ei dem Punkte „Verschiedenes" regt Herr T h a l h e i m zum B e itr itt an den Schutz­

verband deutscher Schlosser. Sitz B e rlin , an. Kurz vor 2 Uhr wurde die Versammlung geschlossen.

Lokalnachrichten.

Thorn, 26. Juni 1911.

-— ( Z u d e m p l ö t z l i c h e n T o d e d e s L e u L n a n t s A x e l N e u m a n n) schreibt die

„D anziger Z tg . " : D er Todessturz des Leutnants Axel N eum ann vom 4. Ulanen-Regim ent hat auch in der Garnison Danzig allgemeine Teilnahme hervorgerufen. Leutnant Neum ann w a r ein sehr tüchtiger und beliebter N eiteroffizier und auch ein erfolgreicher S p o rtre ite r. Besonders oft ist er auf der B a h n in Danzig-Zoppot in den S a tte l ge­

stiegen. E r w a r auch Besitzer einiger guter Renn­

pferde, die fü r die diesjährige Rennsaison bereits genannt waren. Auch auf anderen Rennplätzen des Ostens w ar Neum ann ein gern gesehener R eiter. Noch am 5. J u n i d. I s . w a r der so jäh ums Leben gekommene Offizier auf der Zoppoter B ahn Sieger im B egrüßungs-Iagdrennen auf seinem Hengst Follow -m e. M i t seinem zweiten Pferde Fechtwart holte er sich am gleichen Tage den zweiten P re is im Verkaufs-Hürden-Rennen.

— ( P e r s o n a l i e n . ) Der Kreisschulinspektor P rölß in Culmsee ist zum 1. J u l i nach Guben, Regierungsbezirk F rankfurt (Oder) versetzt. Vom genannetn Tage ab ist der Kreisschulinspektor K ra- jewski in Pleschen, Regierungsbezirk Posen, nach Culmsee berufen.

— ( P e r s o n a l i e n b e i d e r J u s t i z . ) Der M ilitä ra n w ä rte r A lb e rt Mielke in T h o rn ist unter Rücknahme seiner Überweisung an die S ta a ts ­ anwaltschaft in E lbing von sogleich dem Am tsge­

richt in T h o rn als Kanzleigehilfe überwiesen.

— ( P e r s o n a l i e n b e i d e r R e i c h s ­ p o st v e r w a l t u n g.) Versetzt sind: die Post­

sekretäre Nebischke von Dirschau nach Danzig, Reich von Dirschau nach D a n zig -L a n g fu h r; Über­

tragen sind: dem Ober-Postsekretär Schönenberg aus E lbing eine Bureaubeamtenstelle 1. Klasse bei der Ober-Postdirektion in Danzig, dem Postsekre­

tär Gustav Schmidt aus B e rlin die V e rw a ltu ng einer Ober-Postsekretärstelle in E lbing. Es haben bestanden: die P rü fu n g zum Postsekretär: der Ober-Postassistent Uecker in D a n zig ; die P rü fu n g zum Postassistenten: der Postgehilfe Scharnhorst in Briesen. Der Postsekretär W icht in Kahlberg tr it t in den Ruhestand.

— ( P e r s o n a l i e n i m E i s e n b a h n b e z i r k B r o m b e r g . ) Versetzt: Bahnmeister Langyabel von Thorn nach Nachterstedt (Direktionsbezirk Magdeburg). Bahnmeister Greinert von F ried­

heim nach Thorn. Vahnhofsverwalter S tille r von Argenau nach Jastrow, Zugführer Paetznick von T horn Hptbf. nach Schneidemühl. Die Fachprüfung erster Klasse hat bestanden Eisenbahnassistent Nrtsch in Thorn.

— ( L a n d r a t s k o n f e r e n z . ) Sonnabend fand in Z o p p o t im Restaurant Stolzenfels die diesjährige Konferenz der westpreußischen L a n d ­ räte statt. Z u dieser Konferenz begaben sich von Danzig nach Z oppot die Herren Oberpräsident von Ia g o w , Oberpräsidialrat v. Lieberm ann und H err Regierungspräsident Foerster. Die Konferenz w ar vertraulicher N a tu r. Nach ihrer Beendigung folgte ein gemeinsames M itta g s m a h l.

— ( D i e w e st p r e u ß i s c h e l a n d w i r t ­

s c h a f t l i c h e B e r u f s g e n o s s e n s ch a f t), die

am F reitag in D a n z i g tagte, hat den A n tra g

der Kreise Danziger Niederung, M arie n b u rg ,

E lb ing-Land, D t. Krone, Schwetz, Rosenberg,

T h o rn -S ta d t und E lb in g -S ta d t auf E inführung

der Beitragserhebung nach dem Maßstabe des

A'tzi während bisher die Erhebung nach

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