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Thorner Presse 1887, Jg. V, Nro. 89 + Beilage

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Academic year: 2021

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TliornerMPresse.

lür Abonnementspreis

. "Ebst Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 fiii v » nnig pränumerando ;

l s w ä r t s frei per Post : bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährlich 2 Mark.

ls" 7

A u s g a b e

t ä g l i c h 6 '/g U hr Abends m it Ausschluß der S on n- und Feiertage.

Redaktion und Expedition:

Katharinenstraße 204 .

Jnsertionspreis

sür die Spaltzeile oder deren R aum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstraße 204,' Annoncenexpedition „Jnvalidendank"

in B erlin, Haasenstein u . Vogler in B erlin und Königsberg, M Dukes in W ien, sowie von allen anderen Aunoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Num mer bis 1 Uhr M ittag s.

89. Zonntag den 17. April 1887. V. Iahrg.

i-l

zu

^ Aie Organisation der Arbeit.

't s lk k ^ ^ Z w eifel verfolgt dir Sozialgesetzgebung im Reich in d'Sin 7,"!" ^ n Zweck, den B a n n derjenigen Umsturzbestrebungen, dj« ,, das Sozialistengesetz richtet, dadurch zu brechen, li,it >>„ « *wr den in ihrer Lage beruhenden besonderen ixsamn ^ '."» trä c h tig u n g oder Vernichtung der Arbeitsfähigkeit

^ur>li»e. W enden wirthschastlichen Nachtheilen und Gefahren

«Nix ^ bewahrt werden. Neben diesem leitenden Gedanken lä u ft

^auw " ^ " E r r nicht minder fruchtbarer her. E s g ilt, den weiten b'd di. , dem Staate bezw. dem Reicht und dem Einzelnen, kr,js, wnimunalen Gebilde m it idrem beschränkten W irkunaS- unalen Gebilde m it ihrem beschränkten W irkung-«

^^hschaftl c h ^ unvollkommen ausfüllen, durch Organisationen und sozialer N a tu r zu beleben, welche einen S a m - bj,dH, die bestimmten Kreisen gemeinsamen Interessen

b>e Träger wichtiger Aufgaben hum anitärer N a tu r werden, heben, g le ic h die sittlichen Kräfte dieser Lebens stärken und so i i n neues festes B and zwischen denselben und dem durch Nkiche herstellen. Dieser Zweck w ird in erster Linie klein«.?' üencssrnschastliche O rganisation der industriellen und

«»"verblichen B erufe zu erreichen gesucht.

s °li» ,rl^ ö " " Gebiete der In d u strie sind es zunächst die fü r die Un-

^usiwk gebildeten, aber fü r weitergehende sozialpolitische d -» "? " gleicher Weise geeigneten Berufsgenossinschaften, auf Juni, HondwerkS die Innungen und deren Bereinigungen zu In

,j

^verbänden, welche derartige Sammelpunkte bieten sollen, b'rvssn charakteristischen Gegensatz zu den Zünften und analogen

^raänir > " s c h lic h e n Organisationen früherer Z e it, werden die

^ riv i,. > neu neueren Rechts sorgsam vor privatwirthschaftlichen

^ p p e lt,. ? ö'w ahrt. Ih r e Aufgabe ist nämlich wesentlich eine H M . ' kind die T räger einer wichtigen gemeinnützigen Thä- d>esti,,,j«° bezwecken dam it, und zum T h e il durch Maßnahmen von da« ? '^w hlichem Charakter — B e f ä h i g u n g s n a c h w e i s Und ma Niveau der BcrufSgenossen zu hebe«. D ie technische Alifn„./«klsche Hebung des Kleingewerbes bildet den Kern der

>>i, n be«n Lösung die Errichtung der Innungen bezweckt, Jntkr.ss ? " ^ ^ > " u n g und die Unfallverhütung also Aufgaben im '«kSaennn . Arbeiter, ist der vorläufige W irkungskreis der B e - der 1'^schaften. E s erhellt, wie wichtig gerade diese Seite

»«er, ? r ^ ' l i k in einer Z e it ist, in welcher die als P a-

^"veai, gkpriefine, des Zügels der O rdnung entbehrende

^ fiie d i " ^ U t ih r it des Einzelnen als völlig unzureichend zu einer -L ^b e » Organisation der Gesellschaft sich erweist.________

Dr. « - politische Tagesscha«.

s ä n . " Iv v t r über die Nothwendigkeit der E in führung eines w , / , " ' S.u « g ö . N a ch w e i s e S sür die B a u H a n d -

"ah, . wie man der „ M . Z . " m itth e ilt, ihrem Abschluß haben^sj^""' E rm ittelungen, die angestellt worden sind, stank»?. folgende Punkt« bezogen: 1 ) ob dir zunehmende

^wkliih Sachv bei der Ausführung von Bauten die , . z „ - V " u n g e b ü h r l i c h verdrängt und dir AuSbil«

wa»r . 'K u n d ig e n MristerstandeS in Frage gestellt; S) ob Bai,» ' M angel an Fachkenntniß Gefahr bei der A usführung

ÜyH Sä ' "

^werbktr^ü sirb b rin g t; 3 ) ob von sachverständigen Bau«

^ « fü ln iin "b'N und besonders von den jüngeren derselben die '»blich 4 ? '.'" 'v staatlichen M eisterprüfung gewünscht w ird , soll. N>. "vs welche Gewerbe der P rüfungS jw ang sich erstrecken b'jaht , , . ? ^ ^ " k e t , sind die drei ersten Fragen fast durchweg

^ bezüglich der Frage uä 4 ist der Wunsch auSgr- Sy)

An harter Schule.

Roman von G u s t a v I m m e .

(Nachdruck verboten.)

.. E r < (Fortsetzung)

»snr nicht glauben!" klagte sie, ,e r opfert hak.» hätte warten, hätte ihm , wie w ir verab-

? ^ t e , m / i? 'c ^ ^ " g r i f f überlassen sollen. Ic h fürchte, ich

>«ll S c h ritt hat L llcS verdorben. Jedenfalls

«b ' r j,«,. „ Kunde davon haben; ich werde ihm anheimstellen,

«ffin w ill!« ^ sch ritte thun oder mich meinem Schicksal über-

""b M b . n ? ^ ben Schreibtisch, schrieb m it fliegender Feder

""b fände. einen B r ie f, kouvertirte und siegelte ihn

>hn sofort durch einen D iener an seine Adresse.

rückkchrenden Boten empfing sie FreiburgS Ant«

Ek hinr.ik« , *"*te, baß sie sich von einer plötzlichen Eingebung

^'bffnunsen '^e m Uederrinkommen entgegen, ihrem Vater

^ sie dae,«^'^. b " Französin zu machen und verkannte nicht,

^ d e „ wär. ^^lvirrigkeiten geschaffen habe, die besser vermieden Planes unb 77 - ^^""och verzweifelte er nicht am Gelingen seines Rossen ik.« r^ , entfernt, ihn aufzugeben, war er vielmehr ent-

' 1 schleunig zur Ausführung zu bringen.

"n d vertraue m ir ," schloß der B rie f. . I c h

^"kich T - . ? ' A °tk n am liebsten auf dem Fuße, um D i r per«

heute i» ^ u t h zuzusprechen, aber der Dienst n im m t .'Lten d rin !" ^ "lp ru c h . B a ld , sehr bald hofft D i r gute Nach«

zu können D ein U lric h .'

Oberst»» '^.'s'hüttrite traurig das Haupt. „Wenn ich doch diese b'»so zy geizen könnte," r.»»r.». n» seufzte sie. „ Ic h fürchte, Ulrich richtet rslt»e.t

Mehr 5^'En. H a t das Haus meine» V ater» keinen

. ^ ich '

großen unsäglichen T ro st habe ich fre i­

spräche», daß der P rü fu n g » « Nachweis fü r alle Bauhandwerker ohne Ausnahme eingeführt werde. Z n H andw erker-K reisen hofft man, daß das Ergebniß der Enquste bereits vvrliegi, wenn die jetzt dem BundeSrath zugegangene Jnnungsnovelle im Reichs­

tage zur B erathung gelangt. I m Anschluß daran sollen dann die in den bekannten Ackermann - Biehl'schen Anträgen nieder­

gelegten Forderungen wieder aufgenommen werden, insbesondere so weit sich dieselben a u f die E inführung einer allgemeinen M eisterprüfung beziehen. Indeß steht noch nicht fest, ob das Ergebniß der Enqußte so rasch w ird zusammengestellt werden können. D ie Erm ittelungen über die S onntag-arbeit, die vor anderthalb Jahren stattgefunden haben, sind bekanntlich trotz ver­

schiedener Ankündigungen von offiziöser Seite bis jetzt im m er noch nicht dem Reichstage zugegangen.

I n mehreren B lä tte rn w ar letzter Z e it dir Frage erörtert worden, ob die Polizeibehörden berechtigt seien, E ite rn und Vor«

Münder, wenn sie ihre Söhne oder M ü n d e l vom B e s u c h e der F o r t b i l d u n g s s c h u l e n abhalten, und Gewerbeunter- nehmer, welche ihre schulpflichtigen Arbeiter nicht rechtzeitig zum E in tr itt in die Fortbildungsschule anmelden, m it S tra fe zu be- drohcn. Diese Frage ist vielfach verneint worden. Demgegenüber werden in eincui offiziösen Communi<su 6 der „Norddeutschen Allgemeinen Z e itu n g " die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen angeführt, m it dem Bemerken, daß jeder B eth e ilig tr gut thun werde, der Versicherung, wonach Uebertretungen der OrtSstatuten, welche die noch nicht 18 jährigen Lehrlinge, Gesellen, Gehülfen und gewerblichen Arbeiter zum Besuch der gewerblichen F o rt­

bildungsschulen verpflichten, straflos seien, keinen Glauben zu schenken. Ebensowenig aber werden E ltern, Vorm ünder und Arbeitgeber eine Polizeiverordnung, welche ihnen die eben erwähnten Verpflichtung-« auferlegt, straflos übertreten dürfen.

D ie von der verschiedenen Seiten gebrachte Nachricht, daß die d e u t s c h e H e e r e s v e r w a l i u n g da» Geheimniß nnd dir Konstruktion eines lenkbaren L u f t b a l l o n » von der vierfachen Geschwindigkeit eines Kurierzuges, fü r den P re is von einer M i l ­ lio n M a rk und unter Zusicherung der Zahlung der Zinsen dieser M illio n sür eine Reihe von Jahren an den E rfinder, von einem rheinischen In g e n ie u r erworben habe, bestätigt sich, wie das „ D . T agebl." hört, in keinem Punkte.

D e r B e rlin e r Korrespondent des „ G t a n d a r d " berichtet seinem B la tte , daß D e u t s c h l a n d m it Rücksicht auf die zwischen dem Reiche und Frankre ich bestehende Spannung ent­

schlossen sei, seine k a t h o l i s c h e n U n t e r t h a n e n i n C h i n a nicht länger unter französischem Schutze zu lassen. Ueber diesen Gegenstand schwebten Verhandlungen zwischen dem Papste und der deutschen Regierung. D a» Ergebniß, meint der englische K o r­

respondent, würde bald bekannt werden und Frankreich wenig Freude machen. D ie dam it in Vorbereitung begriffen« W andlung werde durch direkte Verhandlungen zwischen dem päpstlichen S tu h le und Ehina angebahnt, ohne daß Deutschland sichtlich etwa«

m it der Sache zu thun habr. Frankreich könne sonach auch nicht»

thun, um da» neue Arrangement zu verhindern. — Bemerkt sei, daß die „Agrnce H avaS ', da» offiziöse französische Telegraphen«

bureau, diese M eldung des Staudard-Korrespondenteo verbreitet.

D ir D r u t s c h - O s t a f r i k a n i s c h e P l a n t a g e n g e - s e l l s c h a f t hat m it der letzten Post a n - S ansibar soeben die Nachricht erhalten, daß ih r erster TabakSpflanzer am 6 . M ä rz wohlbehalten dort eingetroffen und bereits am 16. M ä rz in B e ­ gleitung de» mitgegebenen Gärtner» und m it seiner Ausrüstung nach T a rg a n i auf den afrikanischen Kontinent übersiedelt ist. M i t

von .«» ich die S tä tte meiner Kindheit, ver- mer fremden Abenteuerin, meiden, so bin ich doch

nicht schütz- und heimathlos. Ulrichs Herz, Ulrich» HauS werden m ir eine Zuflucht, eine zweite Heimath bieten."

I n diesem Gedanken verlor die Gegenwart ihre B itte rk e it freundliche, rofige Zukunftsbilder^ stiegen vor ih r auf.

D a » Opernhaus w ar beinahe bis auf den letzten Platz ge­

f ü l l t ; da» Geräusch de» Kommen« und Gehen», des S tü h lr- RückrnS, da» Rauschen der Roben, da» Klappern der S äbel, da»

Rascheln der Zettel w a r verstummt, auch das S tim m e n der ein­

zelnen Instrum ente verklang. D e r Kapellmeister erhob den Takt­

stock und die ersten Töne der Ouvertüre zur A frika n e rin von Meyerbeer rauschten durch den S a a l.

I n einer Loge des ersten Range« hatten einig« O ffiziere Platz genommen und musterten m it ihren Operngläsern die V e r­

sammlung, sich halblaut bald diese, bald jene Bemerkung zuraunend.

„W a s fesselt denn in der Theaterloge so sehr Ih r e A u f­

merksamkeit, B a r o n ? " fragte der Eine, „da ist ja heute n ur alre G arde."

„ S ie irren sich," versetzte der B a ro n Angeredete, „ich schaue nach der darunter befindlichen Loge, kann aber unsere Schönheit heule nicht entdecken."

„ D a kommt sie!" flüstert ein Anderer, verstummte aber, denn in demselben Augenblicke rollt« der Vorhang auf.

Ulrich von F reiburg, welcher sich ebenfalls in der Loge be­

fand, hatte der Unterhaltung schweigend, aber m it großer A u f­

merksamkeit zugehört. E r hatte seinen Platz absichtlich so gewählt, daß er der Loge gegenüber zu sitzen kam, in welcher, wie er wußte, sein Onkel seit Jahren fest auf eine Anzahl Plätze abonnirt w ar.

B i» jetzt hatte er vergebens gespäht, weder der B a ro n , noch die Dam en ließen sich sehen, aus den Bemerkungen der Kameraden ging aber genugsam hervor, daß diese an jenen Plätzen eine auf­

fallende Erscheinung zu sehen gewohnt waren und der A uS ruf

„ D a kommt sie!" deutete darauf hin, daß sie soeben erschienen sei.

ES w ar eine gefeierte S ängerin, welche in der Rolle der In e » a u ftra t und eine athemlose S till« legte sich über die B e r­

ber jetzigen Post nach Sansibar werden nunmehr zwei weitere Pflanzer, und zwar die Herren F . H . Kolhe und Leopold Kärcher in Begleitung der G ärtner Ludwig Bachmann und Eduard Z ie r m it einer entsprechenden Ausrüstung nach Ostafrika her­

ausgehen.

D ie ö s t e r r i c h i s c h « Handel-m inister empfing eine D e p u ­ tation von Anwohnern der Elbe auf preußischem, sächsischem und österreichischem Gebiete, welche ein M em orandum betreffend die Elbeakle überreichte. D e r M in is te r erklärte, er werde die D e r- Handlungen über den Handelsvertrag m it Deutschland benutzen, um dir Revision der Elbeakle in F luß zu bringen. D ie deutsche Regierung habe bisher bei Anregung der Frage hervorgehoben, daß noch S tudien in der Angelegenheit gemacht würden. D ie D eputation sprach darauf die Absicht au -, der deutschen Regierung demnächst dasselbe Gesuch vorzulegen; der Handel-m inister gab der Deputation wiederholt die Versicherung, daß er ein großes Interesse an der Angelegenheit nehme.

„ 1-68 manoeuvres iw perialtzs on A la g o s" — die kaiserlichen M anöver im Elsaß — betitelt sich eine Brochure, welche in f r a n z ö s i s c h e n OffizierSkreisen großes Aufsehen erregt, w e il der Verfasser, ein Fachmann, der deutschen Reiterei das wärmste Lob spendet. Es heißt d a rin : Uns Franzosen bleibt noch sehr viel zu thun, um unsere R eiterei auf die Höhe der Entwickelung zu bringen, auf welcher sich die deutsche augenblicklich befindet.

D ie deutsche Reiterei ü b e rtrifft, was Kühnheit, A g ilitä t, Wissen­

schaft, Trefflichkeit der AuSsührung, Sicherheit der O peration be­

tr if ft , alle Vorstellungen. S ie ist in wahrem S in n e des W orte»

s, unvergleichlich. S ie realrsirt das Id e a l einer guten Reiterei, und weder Friedrich I I . noch Napoleon dürfte ein In stru m e n t in der Hand gehabt haben, das sich m it ih r auch nur annähernd vergleichen ließe. Diese R rite re i ist beweglich wie das Wasser; sie erscheint überall und sammelt sich überall wieder m it Gedankenschnelle. S ie ü b e rtrifft alle Reiterei der W elt.

Aus P a r i s verlautet dem „T e m p s " zufolge: die Nachricht, Katko« wolle nach Frankreich kommen, sei grundlos.

D a s f r a n z ö s i s c h e A n e r b i e t e n e i n e s B ü n d ­ n i s s e » mi t R u ß l a n d , von dem das Gerücht wissen wollte, ist, wie der „K ö ln . Z tg ." au- Petersburg mitgetheilt w ird , eine Thatsache, ebenso aber auch die cuf Befehl des Zaren erfolgte ab­

schlägige A n tw o rt. Letztere gewinnt noch dadurch an Bedeutung, daß zu gleicher Z e it auch die Betheiligung an der französischen A u s ­ stellung verweigert wurde. D ie sm a l hat also die P o litik des H e rrn v. G ier» einen weit entschiedeneren Sieg über Katkow davongetragen als neulich anläßlich de« Verweise». D e r hiesige französische B o t ­ schafter scheint den M iß e rfo lg seiner Regierung schwer zu empfin­

den. E r t r it t öffentlich nicht mehr m it der Sicherheit auf, die ihn früher auszeichnete und welche durch das G efühl eingegeben zu sein schien, daß er sich al« Freund unter Freunden bewege.

S o erfreulich die jetzige kaiserliche P o litik fü r Aufrechterhaltung de» Frieden» auch ist, so darf man sich freilich doch der Anficht nicht verschließen, daß die M ehrheit der russischen Gesellschaft dieselbe m it scheelen Augen ansieht. Doch so lange die kaiserliche Regierung in dieser P o litik verharrt, ist dies ja nicht von B e­

deutung.

Au» P e t e r s b u r g w ird gemeldet, daß dir von dem Zaren fü r den M in is te r des A usw ärtigen H errn v. G i e r » be- schloffen« Auszeichnung (Großkreuz de» W la d im ir-O rd e n » ) von einem Kaiserlichen Handschreiben begleitet sein werde, w o rin der Z a r seine Zustim m ung zu der von G ier» befolgten P o litik aus­

drückt und dieselbe als m it seinen Absichten und Gefühlen über-

sammlung, als dir ersten S trophen ihres Gesänge» „W aS hör' ich, A n n a " von ihren Lippen ertönten, als sie in vollen Klängen in ergreifend süßen Tönen da» AbschiedSlied VaScoS sang.

A lle r Blicke hingen unverwandt an der Bühne, nur fü r U lrich w ar Gesang und S p ie l verloren. E r schaute hinüber nach der Loge, an deren B rüstung er jetzt zwei Damen bemerkte, aber, e»

w ar unmöglich — da» konnten die Französinnen nicht sein, die Loge mußte heute andere Insassinnen haben.

G a r zu wenig stimmten die beiden Damen m it dem B ild e überein, da» er sich nach den Schilderungen seiner Cousine und de« G rafen von Madam e d 'L rco u rt und Mademoiselle de B a rra » gemacht hatte. Jene würdige M a tro n e in dem soliden hochherauf- gehenden Kleide von dunkelvioletter Seide, m it der weißen Spitzen»

Haube und der schwarz-n Spitzenmantille glich weit eher einer Landedeldame, die selten in die Residenz kommt und dann in ihrer A r t T oilette macht, als einer französischen Abenteuerin, und jene» junge Mädchen in dem einfachen, aber duftigen weißen Kleide, m it der Kamelie im schwarzen schlicht gescheitelten H aar, als einziger Schmuck ein schwarze» Sammetband um den H a ls, in dem wie ein Thautropfen ein einziger S te in glänzte, w ar eine so vollendete Verkörperung kindlicher Unberührtheit, schuldloser Unerfahrenheit, daß es Ulrich wie eine Lästerung vorkam, sie sich als die Heldin all jener Abenteuer vorzustellen, von denen ihm der G ra f erzählt hatte.

„ Ic h bin vergeblich gekommen," sagte er sich, mein Onkel hat seine Damen heute nicht hergeführt, wahrscheinlich hat er die Loge Bekannten überlassen und wollte ein Zusammentreffen m it diesen vermeiden. W er nur die Damen sein mögen? Gewiß die F ra u und Tochter eine« Grundbesitzer» aus der P ro v in z ."

E r strengte sich an, die im Hintergründe der Loge befindlichen

Personen zu erkennen, um vielleicht danach zu einem Schlüsse

über die Damen zu gelangen. Zerstreut theilte er seine Aufmerk-

sanikeit zwischen der Bühne und der Loge, die Anziehungskraft

der letzteren bewies sich aber als die stärkere und al« nach dem

erste Akte der Vorhang fie l, w ar Ulrich wieder so sehr in die

(2)

einstimmend bezeichnet. Dieser Nachricht w irb allgemein eine friedliche Bedeutung beigemessen.______________________________

Deutsches gleich.

B e rlin , 15. A p r il 1887.

— S eine M ajestät der Kaiser und König hatte gestern Nach«

m ittag nach der Rückkehr von einer A usfahrt eine längere Kon­

ferenz m it dem Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Herbert BiSmarck. — I m Laufe des heutigen V o rm itta g s ließ der erlauchte Monarch vom O ber-H of- und Hausmarschall Grafen Perponcher und vom General-Intendanten der Königlichen Schauspiele Grafen Hochberg sich V o rtru g halten. — S päter arbeitete S e . M ajestät der Kaiser und König längere Z e it m it dem Chef de« Z ivil-K abinetS W irk t. Geh. Rath von W ilm ow S ki.

— Nachmittags vor dem D in e r unternahm S e . M ajestät der Kaiser, begleitet vom General-Adjutanten F ürst Anton R a d ziw ill, wieder eine S pazierfahrt.

— D e r Kronprinz hat da« bisher dem Abg. v. K a rd o rff gehörige R itte rg u t Wabnitz bei OelS von diesem fü r 800 000 M . gekauft. Bekanntlich ist der Kronprinz bereits Besitzer der früher dem Herzog von Braunschweig gehörenden Herrschaft O els in demselben Kreise.

— Während der BundeSrath heute seine erste Sitzung nach den O sterferirn abhielt, nehmen der Reichstag und da« preußische Abgeordnetenhaus ihre Verhandlungen am Dienstag wieder auf.

D a s Herrenhaus t r it t am 27. d. M . zusammen.

— A u f der Tagesordnung der heutigen BundeSrathSsitzung befanden sich die Gesetzentwürfe betreffend die Zucker- und B ra n n t­

weinbesteuerung noch nicht, wohl aber der Nachtragöetat. Dieser enthält im O rd in a riu m diejenigen Ausgaben, welche durch das neue Wrhrgesetz bedingt werden, im E xtraordinarium aber A u s ­ gaben fü r Kasrrnrnbauten, Vervollständigung der Vertheidigung«, werke, M ilitä rb a h n e n und Ausrüstung der Truppen im Gesammt- brtrage von etwa 30 M illio n e n .

— Nach den vom RrichSeisenbahnamt erfolgten Aufstellungen sind beim Betriebe auf deutschen Eisenbahnen (excl. B ayern) im M o n a t Februar d. I . 125 Personen verunglückt und zwar wurden 3 3 gctödtet und 92 verletzt. Unter den Getödteten befand sich ein Reisender, unter den Verletzten fü n f Reisende, die übrigen Verunglückten sind meist Bahnbeamte und Bahnarbeiter. Außer- dem fanden sieben Selbstmörder auf den Schienen den Tod, während drei andere, die sich gleichfalls das Leben nehmen wollten, n u r verletzt wurden.

— V o r dem Landgericht zu Posen hat heute der Prozeß gegen die Sozialisten IaniSzewSki und Genossen wegen V e rb re i­

tung verbotener sozialistischer Schriften und sozialistischer Geheim- bündelei begonnen. Angeklagt sind 23 Personen, die meist in jugendlichem A lte r stehen. D ie Verhandlung findet unter A u s ­ schluß der Oeffentlichkeit statt.

EmS, 15. A p r il. Ih r e K. und K. der Kronprinz und die F ra u Kronprinzessin sowie Ih r e K. Hoheiten die Prinzessinnen V iktoria, Sophie und Margarethe sind m it Gefolge heute früh 8 U h r 14 M in u te n zum Kurgebrauch hier eingetroffen und haben in dem Hotel zu den „ V ie r T h ü rm e n " Wohnung ge­

nommen.

Aachen, 14. A p ril. D ie erste englische Post vom 14. A p r il, 9 U hr 40 M in u te n V o rm itta g s ist ausgeblieben. G r u n d : S ch iff in Ostende nicht herangekommen wegen ungünstigen W ind,» im Kanal._______________________________________________________

Ausland.

W ien, 14. A p ril. P rin z Ludwig W ilh e lm von Baden wurde heute vom Kaiser empfangen. Z u Ehren desselben findet Sonnabend ein H ofdiner statt.

T rie ft, 14. A p ril. D e r S tapellauf des ThurmschiffeS

„Kronprinzessin Erzherzogin S tephanie", wobei die Erzherzogin Theresia den Taufakt vollzog, fand programmmäßig statt.

Petersburg, 15. A p r il. D ie „Deutsche Z e itu n g " erfährt, die Emission der 100 M illio n e n vierprozemiger Eiseubahnrente, wie eS heißt zum Course von 8 4 Prozent, erfolgt in der M itte des M o n a ts.

M a r ie n w e r d e ^ 1 4 . ^ * A p ? il. ^ ( T o d ^ f E ^ Gestern starb nach zweitägigem Krankenlager im 6 0 . Lebensjahre der Schriftsetzer H e rr F e rd in a n d D ö rk . D e r Dahingeschiedene w a r ich Ja h re 1 8 2 5 in der Albrecht'schen, jetzt Wernich'schen Buchdruckerei zu E lb ln g in die Lehre getreten, und w a r während eincS Z e itra u m s von 4 7 Ja h re n in der hiesigen Kanterschen Hofbuchdruckerei a ls Setzer deS A m ts b la tte s th ä tig . A m 1 8 . Dezember 1 8 7 5 feierte er sein goldenes und am 1 8 . Dezember 1 8 8 5 u nter w a rm e r T heilnahm e der ZeitungSbesitzer

Betrachtung seines Gegenüber versunken, daß er beinahe erschrocken a u ffu h r, als ihm einer der Offiziere die Hand auf die Schulter legte und sagte:

„F re ib u rg , S ie werden uns wohl endlich einmal Aufschluß geben können, wer die beiden Damen drüben sind?"

„ I c h ? " fragte Ulrich erstaunt. „W ie sollte ich? Ich sehe sie heute zum ersten M a le und wollte mich soeben erkundigen, ob man sie kenne."

„N u n , sie erscheinen doch allabendlich in Gesellschaft Ih re s O nkelS, des BaronS von Reina, drüben in dessen Loge," versetzte ein Anderer. „ D a ist eS eine natürliche Voraussetzung, daß w ir glauben, sie müßten Ih n e n bekannt sein."

„ I n Gesellschaft meines O nkels? U nm öglich!" rie f U lrich, der sich völlig in'S Schwanken gerathen fühlte.

„ B itte , sehen S ie doch nur hinüber, der B a ro n ist soeben an die S eite der jüngeren Dame getreten," hieß es von mehreren S eiten.

ES war so. AuS dem Hintergründe der Loge, in dem er sich bis dahin gehalten, w ar der B a ro n an die B rüstung gekommen und hatte sich neben die weißgekleidete junge Dame gesetzt. E r sprach zu ih r und sie hörte ihm allem Anschein nach m it Andacht und Bewunderung zu, denn die großen dunklen Augen hingen unverwandt an seinen Lippen, der kleine rothe M u n d w ar leicht geöffnet, so daß die Perlzühne sichtbar wurden.

„Ic h kenne die Damen trotzdem nicht," entgegnete Ulrich ziemlich abweisend den Kameraden. E r wußte nicht, w a - er denken sollte. S a h er da drüben wirklich die Französinnen vor sich, und daran konnte er bei der Anwesenheit seines Onkels doch kaum zweifeln, so mußte sich der G ra f in einer Täuschung über sie befinden, oder ihn absichtlich getäuscht haben. S o sehr konn'e der Schein nicht trügen.

D e r zweite Akt begann und S elika und Vasco entzückten und fesselten die Zuhörer, fü r Ulrich w ar aber die Afrikanerin nicht vorhanden, ihn beschäftigte allein das Räthsel ihm gegenüber.

„D u rc h Kunst und Geschicklichkeit läßt sich am Ende jede

und D ru ckere i.G e h ilfe n unserer P ro v in z in v o lle r Geistesfrische sein 6 0 jähriges D ie n s t-J u b ilä u m . I m J a h re 1 8 7 9 w a r ih m das allge­

meine Ehrenzeichen verliehen worden.

M a rie u b u rg , 1 5 . A p r il. lG a u tu rn fe s t.) Nach Beschluß de- v o rjä h rig e n G a u tu rn ta g e s in P r. S ta rg a rd soll daS G a u tu rn fe s t deS U nter-W eichsel-G auverbandeö in M a r ie n b u r g stattfinden. D e r hiesige M ä n n e r-T u rn v e re in ist der Angelegenheit bereits näher getreten und hat ve» 1 0 . J u n i c r. d a fü r in AuSsicht genommen.

G a rusee, 1 4 . A p r il. (Todtschlag. A a lb r u t. W ild e S chw äne.) B e i der Nachfeier einer Hochzeit wurde zu Niederzehren der A rb e ite r Jankow Ski von seinen S tie fk in d e rn Z im m e rm a n n und D o m bro w S ki erschlagen. Beide T h ä te r sind bereits verhaftet. — A m 6 . d. M tS . w urden in dem hiesigen Krauste, wie in den V o rja h re n , wieder 1 0 0 0 Stück A a lb ru t eingesetzt. D ie B r ü t , welche den weiten W eg von S t . L u d w ig im Elsaß b is hierher zurückgelegt hatte, w a r äußerst m unter. N u r 6 junge Aalchen waren todt. H ie rb e i sei bemerkt, daß die A a lb ru t nicht künstlich gezüchtet w ir d , wie vielfach geglaubt w ird , sondern daß die B r ü t bei dem Aufsteigen auS der See in die Flüsse, waS während deS F rü h ja h re s und zw a r NachtS stattfindet, geschöpft und demnächst versandt w ir d . D ie Aale gedeihen in unseren See'en vorzüglich. A m 2 8 . M ä r z 1 6 8 4 wurde die erste B r ü t bezogen, und die lktztgefangenen A a le wogen schon je 1 P fu n d . — A u f unseren See'en haben sich 8 w ild e Schw äne häuslich niedergelassen. (G e s .)

E lb in g , 1 5 . A p r il. ( V e r u r t e ilu n g . ) D ie hiesige S tra fk a m m e r v e ru rth e ilte heute den früheren Kassirer deS Vorschuß-VereinS Lie g e n- Hof, K a u fm a n n W ie n S , wegen der bei diesem V e re in seit über 1 0 J a h re n verübten bedeutenden V eruntreuungen zu v ie r J a h re n Z u c h t­

haus. ( D . Z . )

K om tz, 1 2 . A p r il. (S e lb s tm o rd . V e r u r t e ilu n g . ) I n G u lo - wiec bei R lt t e l erschoß sich, wie daS „W e s tp r. V o lk S b l." meldet, der frühere Gutsbesitzer v. B o ro w ic k i. — A m 1 2 . d. M tS . wurde v o r der hiesigen S tra fk a m m e r gegen den noch nicht 1 6 jährigen M ü lle r - gesellen P a u l K n u th auS L u ttom er N e u m ü h l verhandelt, welcher am 1 3 . F e b ru a r 1 8 6 7 in genannter M ü h le den M ü lle rle h rltn g K rü g e r erstochen hatte. K n u th wurde wegen schwerer Körperverletzung m it nachfolgendem Tode zu fü n f J a h re n G e fä ng n iß v e r u r t e ilt .

K ö n ig s b e rg , 1 4 . A p r il. ( B e i dem Kaiserm anöver) w ir d das H aupttreffen nach den neuesten Anordnungen am 8 . Septem ber um Königsberg stattfinden. D e r K ro n p rin z und P r in z W ilh e lm werden ausnahmsweise selbst den Oberbefehl übernehmen. G a n z besonders w ir d d a ra u f geachtet werden, ob sich daS neue G ew ehr beim schnellen Feuern gegen den Feind ebenso tüchtig beweist, wie gegen die Scheibe.

D ie FestungSwälle werden m it Kanonen gespickt und ebenso die F o r ts m it schweren Geschützen vertheidigt werden. Gleiche K r a ft soll aber auch der A u stu rm haben, so daß der K a m p f w o h l ein recht e rb itterter werden dü rfte , zum al die S t a d t unter jeder B edingung genommen werden soll. D e n O berbefehl über die angreifende T ru p p m m a ch t w ird P r in z W ilh e lm führen, während der K ro n p rin z die V e rth e i- dlgungSmacht leiten w ir d . Z u dem kriegerischen Schauspiel w ird ein sehr starker Besuch auS der P ro v in z erw artet.

S a a lfe ld , 14. A p r il. ( M iß g e b u r t.) Hiesige Schulkinder fanden a u f dem neuen Kirchhofe eine absonderliche M iß g e b u rt eines Hasen.

D aS Geschöpf, das sonst n o rm a l gebaut w a r, hatte acht L a u f', von denen v ie r a u f dem Rücken standen. D e r S e lte n h e it wegen wurde der F un d dem zoologischen M use u m in Königsberg gesandt.

J n s te rb u r g , 1 3 . A p r il. (G ro ß e s F euer.) Gestern Abend gegen 10 U h r stieg aus der Scheune deS Gutsbesitzers H e rr Lettner auf LeitnerShos bei Didlacken ein Feuerstrahl empor und in einer sehr kurzen Z e it stand daS ganze G ehöft b is a u f den massiven Speicher in F lam m e n. S ä m m tliche Gebäude sind b is a u f die Fundamente niedergebrannt. Leider sind auch 1 6 S tü ck V ie h , 5 Pferde, 2 0 Schweine, etwa 16 Schafe, sämmtliche H ü h n e r und auch sämmtliche- todtes In v e n ta r iu m ein R a u b der F lam m en geworden. G erettet wurde n u r eine S tu te m it ihrem F ü lle n und ein K a lb . H e rr Lettner hat, wie m an der „ I n s t . Z t g . " m itth e ilt, n u r die Gebäude gegen FeuerSgefahr versichert und erleidet daher einen bedeutenden V e rlu st.

D ie hiesige Feuerwehr wurde a lla r m ir t, und fu h r zum Z ieg e lth o r h in a u s , kehrte jedoch bald zurück, da m an erkennen konnte, daß daS Feuer erloschen w a r.

A u s Masuren. 1 4 . A p r il. (W elch U n h e il daS unvorsichtige Umgehen m it S chuß w affen) anrichten kann, beweist folgender F a ll.

V o r einigen Tagen waren ein Tischlermeister und ein S o ld a t in P ro fite n m it einem Gewehre inS F eld gegangen, um T reffübungen vorzunehmen. D ie Kugeln trafen ausgezeichnet, m an w ollte daher auch die T ra g w e ite der W affe erproben und schoß nach einem Baum e in der Nähe der Landstraße. I n demselben Augenblicke kam die G o u v e r­

nante N ie m z ig , ein blühendes 17 jährigeS M ädchen, deS WegeS ge­

gangen, die K ugel p ra llte an dem Baum e ab und zerschmetterte dem Mädchen den rechten Armknochen. D ie Aerzte entfernten zw ar die K u g e l, ober der A r m blieb gelähmt, und eine O p e ra tio n schaffte n u r eine kleine Linderung. Z u r Z e lt schwebt aber daS M ädchen in

MaSke herstellen," sagte er sich, „aber in der Nähe und bei einer fortgksttzten Unterhaltung w ird sie sich schwerlich lange festhalten lassen," w ar das Resultat seiner Überlegungen. „Frisch darauf loS, U lrich, die erste RekognoSzirung wäre geschehen, jetzt heißt eS, das T e rra in sondiren."

D e r Vorhang w ar nach dem zweiten Akt kaum gefallen, so verließ er die Loge und ging hinüber, um seinen Onkel zu be­

grüßen. D e r B a ro n hatte ihn bereits bemerkt und kam dem Eintretenden sehr freundlich entgegen.

„D a S ist hübsch von D ir , U lrich, daß D u mich aufsuchst,"

sagte er, ihm die Hand schüttelnd, „ich freue mich, auf diese Wrise Gelegenheit zu haben, Dich ohne alle Zermoniren m it m ir sehr theueren Personen bekannt mache« zu können." E r nahm ihn bei der Hand und sagte vorstellend: „M e in N e ffe , Lieutenant Ulrich von Freiburg, meine B ra u t Mademoiselle de BarraS, deren Tante und Onkel, Madame d'A rcourt und Oberst Vivienne."

Ulrich verbeugte sich schweigend, er fand fü r den Augenblick keine W orte, Mademoiselle schlug verschämt die Augen nieder, Madame begrüßte ihn m it einem würdevollen Neigen deS Hauptes, der Oberst aber e rg riff seine Hand und sagte in biederem T o n e :

„S e ie n tzne m ir herzlich willkommen, H e rr Kamerad. ES thut einer solchen alten KriegSgurgel wie ich bin, gar zu wohl, solch frisches junges Soldatenb ut zu sehen, man meint, man sieht die eigene Jugend, k a r b le u !"

„M e in B ru d e r! Welche Ausdrücke! H M k o n e u r l" mahnte die alte Dame.

„Verzeihung, in a 806ur," sagte der Oberst, „ich bin ein alter S oldat, ich habe noch m it bei W aterloo gefochten und in A frika gekämpft, junger M a n n ," wandte er sich zu Ulrich, „der legt die Worte nicht aus die Waagschale und m it dem werden S ie eS auch so genau nicht nehmen."

„W enn S ie mein Verwandter werden, so werden S ie meinen Onkel und sein Goldherz kennen lernen und ihm die rauhe Außen­

seite vergeben!" flüsterte Mademoiselle leise und sah Ulrich

schüchtern an. (Fortsetzung fo lg t.)

Lebensgefahr, die eine H a n d ist u n re ttb a r verloren. D ie Sa ^ n a türlich angezeigt, und sollte daS M ädchen gesund werden, !§

der Tischlermeister, der ü b rigens ein vermögender M a n n st dem Mädchen eine lebenslängliche Pension zahlen müssen. M

Bromberg, 1 4 . A p r il. (H e m m u iß der S c h ifffa h rt.) isi" S ^ T h e il derjenigen Fahrzeuge, welche bei E rö ffn u n g beS

Verkehrs m it Ladung durch den B ro m b e rg e r K a n a l in die gangen w aren, ist n u r b is lisch gekommen. D ie W eiterfahrt ^ wegen deS niedrigen WafferstandeS der Netze unterbleiben, dreißig Fahrzeuge liegen d o rt gegenwärtig v o r A n k e r; um ^ ^ zu kommen, müssen sie erst „le ic h te rn ", d. h. einen T h e il ihrer st anderw eitig verfrachten. S e it vielen J a h re n hat die Sc hi f s s ay , einem ähnlichen H em m niß nicht zu kämpfen gehabt. ( ^ '

Bromberg, 1 5 . A p r il. ( Z u dem am 7 . d. M. verübten m orde) bei M ly n y ist folgendes Nähere bekannt geworden:

mordete stand im A lte r von 40 — 5 0 J a h re n , w a r m it dunkelt)

H a u p th a a r, S c h n u rrb a rt und am K in n auSrasictem B a c k e n d ^ sehen und m it einer alten dunkelen M ütze, allem P a le ro l, einer ^ Flanelljacke, schwarzem Vorhemdchen, Hosen auS dunklem 'a S to f f , langen bis an die K n ie reichenden Stieseln und einem ^le m it P . B . 1 2 (oder P . V . 1 2 ) gezeichneten Hem d bekleidet. ^ M ütze, der P a le to t und die S tie fe l sind bei der Leiche nicht offenbar also geraubt. D ie Persönlichkeit deS Ermordeten^ ist A i nicht e rm itte lt. Ebenso fehlt bisher jede S p u r der Thäter« ,,, dem F un d o rte der Leiche lag daS messingene Schloß einer 3 " ! ^ ^ . S e ite n g e w rh r-K o p pe l, ferner eine m it S p ir it u s gefüllte grüoe fltsche, ein Stück nassen oder fettigen S tro h p a p ie rS , ein halb , rauchter C igarreustum m el und d a - abgebuchte Ende einer C ig a rre tte . Endlich w aren an einer K ie fe r ein §r' und ein frisch abgebrochener dünner Kiefernstock angelehnt, ^ mordete hat noch am Abend des 6 . A p r il cr. bei der G utShtl > ^ in M ly n y um A rb e it gebeten. D e r M o r d muß also b e g a n g ^ ^ o nachdem derselbe M ly n y verlassen und sich a u f den W eg nach ^ begeben hatte. D e r F u n d o rt der Leiche ist etwa 3 Kilom eter vo S ta d t S tr e ln o entfern t. D ie hiesige K ö n ig l. SlaatSanwalls^ ^ sucht, alle Umstände, welche a uf die S p u r deS M ordeS

über die Persönlichkeit deS Erm ordeten Ausschluß geben, ih r m itzutheilen.

P o se « , 1 2 . A p ril. (Unglücksfall.) A m ^ s te r - S o n " - . Abends 8 U h r, w a r bei dem Läuten a u f dem T h u r m der DoM>>"

kirche in Posen ein, w ie der „ K u r . P o z ." m itth e ilt, terner M a n n , welcher aus Liebe zur Sache in den hiesigen ^ lä u te te ," beschäftigt. Nach dem Läuten rie f er, zufrieden zum Lobe GotteS beigetragen zu haben, auS: „ J r t z t geh"' ' ^ die Kirche oder in den H im m e l! " In d e m er n un die Trepp ^ T h u rm h in a b ging , tr a t er fehl, und stürzte so unglücklich

er sich schwer verletzte, und, nachdem ih m der auS der Kiräst b gerufene Geistliche die A b so lu tio n erth e ilt hatte, bald darauf st^

Posen, 14. A p r il. (Exzesse.) A m zweiten O s te rfe ie rta ^ ,, jeden JahreS w ir d hier in und bei der S t . Johanniskirche ^ nannte Em m auS-Fest unter fast ausschließlicher B e th e ilig u n g Bevölkerung gefeiert. Auch diesm al hatten sich am letzten mehrere Tausend M ä n n e r , F ra u e n und K in d e r, un w e it der ^ vo r dem Warschauer T ho re gelegenen Kapelle angesammelt. ^ yel fü n fte n und sechsten Nachmittagsstunde wurde nun diese Gegen

Schauplatz d e rartiger Exzesse, daß die zur Aufrechterhaltung d " ^ nung daselbst postirte P o liz e i den tobenden BolkSmaffen gegen" ^ ^ absolut ohnmächtig erw ies. ES mußte M i l i t ä r r e q u ir ir t werte", es erst gelang, weitere Ausschreitungen zu verhindern, a ls die ,,, schüft m it gefälltem B a jo n e t v o rg in g und eine Reihe Verhol vorgenommen w urden.

W o lg a s t, 1 2 . A p r il. (K a ro u ffe le in s tu rz .) D a S fü r die tage im hiesigen Sandberge aufgestellte K a ro u ffe l stürzte gest"" * w e il die oberen Tragestangen brachen, in vollem Betriebe ßglit' D r e i K in d e r sind ziemlich schwer verletzt, andere haben n u r le ic h t e ^ ^ abschürfungen e rlitte n ; dagegen sind die meisten m it dem bloßen davongekommen.

T h o r » den 1 6 . A p ril l» "

.

— ( D e r O s t - u n d W e s t p r e u ß i s c h e K i ^ g e s a n g v e r e i n ) feiert am d ritte n Pfiugstfeiertage das P r o v in z ia l - Klrchengesangsist in Jn ste rb u rg. M eldungen A Wirkung bei den leicht a usführbaren Chören sind an K a m p ra th in J n ste rb u rg oder S chloß organist V ö lk e rlin g i " ^ berg zu richten.

— ( U e b e r d e n V e r k a u f v o n B r o d n a < b ' 'nzr»

G e w i c h t ) werden Gewerbekammern und w irts c h a ftlic h e

in Preußen um ih r Gutachten angegangen, deren E in h o lu n g ^ !^,i- E in fü h ru n g einer gesetzlichen B e stim m u n g zielt, die solche Verordnungen erm öglicht, daß den Bäckern vorgeschrieben werde"

daS B ro d n u r nach einem bestimmten festen G ewicht zu

— Ueber dieselbe Frage haben bereits 2 Gewerbekammertt ge" ^ und zw ar widersprechen sich B e id e : die M erseburger hat sich ^ M a g d e b u rg e r gegen E in fü h ru n g der Brodtaxe erklärt.

— ( D i e Z i e g e l - u n d S ch i e f e r d e ck e r - 3 " " ^ fü r die Kreise T h o rn , G raudenz, S lra S b u rg und Löbau d 1 2 . d. M t S . hier ihre statutenmäßige Q uartaiSsttzung ab. ^ Meister der I n n u n g , H e rr Dachdeckermeister Lvhm cyer, k l b s ' ^ k l l S itz u n g nach altem Brauch m it einem Hoch a u f den S c h ^ . tu deS deutschen H andw erks, S e . M aje stä t den Kaiser ^ A g i/ lt t U ' welches die versammelten J n n u n g s m itg lie d e r freudigst m it einst A lS dann stattete der O berm eister nach einen kurzen Rückblick "

verflossene G eschäftsjahr, den Bericht über den in Leipzig ^ 'rs t^

7. F e b ru a r cr. stattgefunden«, VerbandStag deS BunveS D ach- und Schieferdecker ab. A uß er anderen J n n u n g S a n g " ^ ^ ^ wurde auch daS HerbergSwesen nach den B estim m ungen deS ^ geregelt. D a S von H e rrn DrcchSlermeister BorkowSkt tunst" ^ it l fertigte J n n u n g S -E n b le m wurde dabei von dem Obermeister a uf die Bedeutung deS Gewerbes, welches daS Enblem

bezüglichen Ansprache der Gesellenschaft übergeben. Dankersüu §lii letztere d a - E nblem , daS neben den alten Wahrzeichen anderer 3 " " ^ der Herberge der vereinigten In n u n g e n einen Platz erhalten ^ gegen. Nach E rle d ig u n g der T agesordnung blieben die ^ genossen, M eiste r und Gesellen, bei einem guten T ru n k ri^ < rill' Z e it beisammen, alle von der Ueberzeugung durchdrungen, durch festes Zusammenstehen daS Handwerker-G ewerbe, sei"

und Ansehen, gefördert werden könne.

— ( D e r T u r n v e r e i n ) u n te rn im m t morgen

i i k r '

eine T u r n fa h r t nach Kulmsee. D e r Abmarsch findet um * , ^ Kriegerdenkm al auS statt. Auch N ich tm itglie de r sind til> S '"

der F a h rt theilzunehmen.

— ( S t r a f k a m m e r . ) I n der heutigen Slrafka»''"' wurden verurlheilt: 1) wegen einfachen DiebstahlS im " z« , Rückfalle der Steinsetzer August Jnllu« Piehk, ohne ^ Monate Gefängniß; 2) wegen DiebstahlS der Elnwoh»^ h,.

WanatowSkt auS U-zcz zu 2 Jahr Zuchthaus und 2

(3)

^ka>i ^h le re i der Höcker Peter Rudnicki und dessen

""d i c> . ome Rudnicki aus Kulm zu je 9 Monate Gefängniß

^ ^ei a,.k ^ ^ b r lu s t. D er Gerichtshof erkannte gleichzeitig für , n s u n t e r Polizeiaufsicht.

Gunter 3 A ^ i k i b e r i ch t.) Verhaftet wurden 9 Personen,

? ^nd ^ — Gefunden wurde in der Hundegafse ein an­

maße blieb Armband. — I n einem Cigarrenladen der Breiten-

^ariat ^ n e u e r Leinwand liegen. Näheres im Polizei»

d e r W e i c h s e l . ) DaS Wasser fällt. D er Pegel - - , P ° 8 Uhr 2,52 M ir . Wafferhöhe an.

j n ^ / ^ r ä t h s e l . ) D ie Auflösung de« in N r. 1 s SonntagSbtatteS enthaltenen Preisräthsels ist:

^ Adel." Richtige Lösungen gingen ein von Frau Mh, O s / ^ "^ ^ k ie w itz , Borowitz, E. BorowSki, E. D inter, Frau k ^rkfs ^ Trledrich, C. Geittner, Etwa Gellonneck, Emilie Grau, V.'H"), Zurzeit, Heidenreich, Hedwig Henning, Herzberg, v Ko v H^nke!, Selma Jacobi, Kämmerer sen. und ju«.

iin^ohl, 8 r. Kraut, Bruno Kunkel, M arie Lange, Emilie

^ Oe/<,,i m>^San, HanS Looff, A. LukowSki, Frau Meißner, diudol^; Puppet, Therese Richert, Ernst Richter, M arie

Sch ^ ^ Schaumann, Frau Schmidt, Bruno Schmidt,

^^ma Sellner, R . Weinmann, Franz Wengler,

^ »^ow Ska, sämmtlich in Tborn, Frau M in n a Auk-Gr.

L " Block-Schönwalde, Frau BonuS-Richnau, R . B o rr-

^ r . V t u ^önsee, F r. Deuble-Bildschön, Frau D roß -F ort 1,

^ls, ^bel-Neu-Culmervorstadt, Franz Etmanski-Kunzen-

° GurSke, K. Geier »Ottloczyn, Gertrud HcLlwig- a ' Ateck, ^ vilbert-Maeiejewo, Friedrich Jacob.BeSznitza, Jannasch- Kath-Mocker, Fräulein W ally KappiS-Dubielno, l Knorr-Lekarth, Herm. Krüger-Zlotterie, Kursch- P Lorenz-Grutschno, E. M auth-G tuhm , MieSler-

"^ 'd ild s c h ö n , Lina NikolinSki-Fort I, Pfeiler-Argenau, L drunge-Neubruch, Schulz 1 - Mocker, Schulz-Mocker, L^bera ^heodora Siekierra-PluSkowenz, von Sodenstjern- - Mocker, Steincke - G r. Nesiau, Steinbauer-

« ^lernberg-BischofSwerder, Paula Strohschein- l ^ Ätalk ^^übing-Sehde, W . Strübing-Scyde, Ullmer-Jankowitz,

^ ^ 8 c-,o^^ki-Tobulka, Warttmann-Kostbar. — Bei der Ver- , zwei Oeldruckbilder (Pendants), Herrn

^."»sch-'ne

Kleine Mittheilungen.

A p ril. (D e r Mörder des Kaufmanns Kreis) ist a, "Glider ^ bereits in den Händen der Polizei. Wie von l dkr W Stelle mitgetheilt wird, ist gestern, Donnerstag, l e- bkik. ^ ^ ^ 3^ud verdächtig der frühere Buchhalter Güntzel,

^ f t u l! ^ ^ " " uoch jugendlicher Mensch von ca. 22 Jahren)

^brselbe hat ein Geständniß noch nicht abgelegt, dt ^ Icho ^ne solche Menge ihn schwer belastender Judicien vor, lrd. " heute, Freitag, der Staatsanwaltschaft übergeben werden

A p ril. (Elektrische Eentralanlage.) Die S tadt- Hals^ ^"Ehmigten heute einen Vertrag mit der Firm a Siemens

^ 0 0 0 0 ^ ^ ^ elektrische Centralanlage. DaS Kabclnetz

Uge

! ^ brausen, Tosen und Krachen den S turz der ersten Lawine Am Mittwoch, 6. A p ril, etwa um 10 Uhr Morgens, d Andere . ^'"v^ampcu berechnet.

?^zelra. ? (Ueber die Lawinenstürze) schreibt der N . Z . Z . ein

^ b e n « ä^ichner ^er „europäischen Wanderbilder" Herr I .

s> Die lz ^ uno örracyen ven ^ l u i z vrr

s? oberh^in ^och über Andermatt am Gurtschen gelöst, theilte des Bannwaldes in zwei Ströme und bewegte sich mit Gewalt

tz>arer

>5 öurckbr^kalt fabelhafter Schnelligkeit gegen das D o rf.

ßktl Wald an beiden Flanken und rasirte links einen vollständig weg, während der rechtsseitige Strom

^ Tannen wie Streichhölzer knickte und sie sammt Stöcke« wegriß. Ich befand mich beim Hotel Bellevue in ' - ^

Andermatt an vollständig geschützter Lage. Herr Christen ließ schnell einspannen und wie ein Pfeil schoß der Schlitten dem Dorfe zu.

Herr Christen befürchtete, die Lawine sei bis inS D o rf gedrungen, was sich glücklicherweise nicht bestätigte, doch lagerten die Schneemaffen nur einige Meter von den Häusern entfernt. Schnell folgte nun ein S tu rz dem andern und bald war die ganze Berghalde bis Hospen- that ein Lawinenfeld. Die gewaltigste fiel einige Minuten vor Hospenthal. D a die Hauptgefahr vorüber war, konnten w ir es wohl wagen, dorthin zu fahren. Die von dem furchtbaren Luftdruck ge­

preßten, gewaltigen Schneeblöcke lagen fest zusammengekeilt wohl über 30 Fuß aufgethürmt, die Schlucht zwischen Gutschen und S t. Anna­

berg theilweise ausfüllend und die Neuß stauend. D a unterhalb der Lawine das Flußbett bald trocken war, hatten die Leute leicht fischen.

Körbe voll der feinsten Forellen wurden mit den Händen gefangen.

Um einen vollständigen Begriff von der Ausdehnung der Schneemaffen zu bekommen, erkletterten w ir die Lawine. M a n darf sagen, M illionen Centncr Schnee sind da in allen möglichen Formen zusammengeworfen, während die Oberfläche oft von langen, zackigen Schneegräben über­

ragt ist, sind die Ränder meisten- bis zu 10, ja bis zu 15 und 20 Fuß Höhe auf lange Strecken, wie mit dem Messer abgeschnitten, was, da eine andere Ursache nickt erkennbar ist, offenbar dem ge­

waltigen Luftdruck zuzuschreiben ist, denn gleich daneben liegt unbe­

rührt daS Schneefeld. Die Lawine macht im Ganzen den Eindruck eines Gletschers. Die Sonne brach durch die Wolken und das ganze Sturzfeld glänzte in Heller Beleuchtung. Der Schnee war so blendend weiß, daß im Sonnenschein jede Spalte der Lawine in dem herr- lichsten Blau leuchtete.________________________ ____________

Mannigfaltiges,

( Z u e i n e m T h e a t e r s k a n d a l ) kam eS am Sonnabend am S te ttin e r Stadttheater. F ra u Norbert-Hagen, jene S än g e rin , welche durch ein beschimpfendes In s e ra t den ersten Anlaß dazu gab, daß die S te ttin e r Presse die Berichterstattung über das dor­

tige Theater einstellte, wurde bei ihrem Auftreten am Sonnabend m it P feifen, Lärm und Gejohle empfangen, Papierschneeballcn und Reisigbündel wurden auf die Bühne geworfen, daß der V o r­

hang fallen mußte und die Vorstellung eine Z e it lang unterbrochen w ar. „W enn die Demonstranten", bemerkt hierzu m it Recht die

„Neue S te ttin e r Z e itu n g ", „etwa geglaubt haben sollten, in dem bekannten hier entbrannten Thcaterstreit in dieser A rt P artei nehmen zu müssen, so erklären w ir, daß sie damit der Sache des Publikum s — denn um eine solche handelt es sich — einen schlimmen Dienst erwiesen haben. Solche Rohheiten verdienen unter allen Umständen die härteste M iß b illig u n g ."

( D e r S t e c k b r i e f a l s H e i r a t h s v e r m i t t l e r . ) Ueber den E rfo lg eines Steckbriefs weiß ein W iener B la t t eine gar merkwürdige Geschichte zu erzählen: V o r einigen M onaten brannte, wie vielleicht noch erinnerlich, der in W ien geborene Kom ptoirist P . Schm idt durch, nachdem er aus der Kasse des Triester Bankhauses, bei dem er angestellt w ar, 5000 fl. ent­

wendet hatte. D ie Polizei erließ damals folgenden S teckbrief:

P a u l Schmidt, 30 Jahre a lt, sechs Schuh hoch, m it blondem V o ll- und S chnurrbart, Adlernase, großen, braunen Bugen, schönen Zähnen und aristokratischen, weißen Händen, w ar zuletzt bekleidet m it rc." I n Folge dieses Steckbriefes gelang

cS

zwar nicht, den Defraudanten zu eruircn, allein die 33jährige Hausbe­

sitzerin F ra u Eva B . meldete sich bei der Triester Polizei, gab an, daß sie sich auf G ründ dieser steckbrieflichen Schilderung sterblich in den Defraudanten verliebt habe, und ta t, sie zu be­

nachrichtigen, sobald man den Verbleib desselben ausgeforscht haben würde. D a dies längere Z e it nicht gelang, besoldete F ra u B . einige Detektivs und diese erkundschafteten die Adresse Schmidts, der sich in Newyork niedergelassen hat. E in ungemein reger D c - peschenwechsel entspann sich, und anfangs M ä rz verkaufte F ra u B . ih r Haus und schiffte sich nach Newyork ein, wo die Trauung m it dem schönen Gauner st at t f and. . . .

( F o l g e n d e h ü b s c h e B l ü t e « l e s e v o n „ K ä t h e -

d e r w e i S h e i t " ) theilt ein ungarisches B la tt m it: V on den vielen gegen Cäsar unternommenen Attentaten gelang gleich daS erste. — D ie Namen der M in is te r werde ich erst später vor­

tragen, vielleicht danken dieselben unterdessen ab, und dann hätten w ir vergebens gelernt. — Sagen S ie nur hier nickt, was ich vorgetragen habe, sondern was der reine Menschenverstand d ik tirt.

— Wenn ich dann diese Kerle auffordere, zu antworten, werde ich wieder genöthigt sein, anstatt ihrer zu reden, dann kann man wieder Dummheiten zu hören bekommen. — D ie Luft ist nichts anderes, als ein W in d ohne Geschwindigkeit.__________________

F ü r die Redaktion verantwortlich^ P a u l Dombrnwski in Thorii ^

Telegraphischer Börsen-Bericht.

B e r lin , den 1 6 . A p r il.

>15 4 67. !16 4 8 7 . Fonds:

fist.

Rufs. B a n k n o te n ... 179— 35 180 Warschau 8 T a g e ... 179 — 15 179— 80 Rufs. 5°/<» Anleihe von 1877 . . . fehlt. 99— 20 Poln. Pfandbriefe 5 V » ... 5 6 — 50 5 6 — 70 Poln. Li quidati onSpfandbri lfe. . . . 52— 50 52— 60 Wcstpreuß. Pfandbriefe 3 '/ , V<> . . . 97 97 Posener Pfandbriefe 4 °/g . . . . . 101 — 70 101— 70 Oesterreichische B anknoten... 160— 35 160— 40 Weizen gelber: A p r i l - M a i ... 168— 75 169— 25 M a i-J u n i . . . . . . . . . 166— 75 169— 25 loko in N e w y o r k ... 9 2 '/, 93 Roggen: lo k o ... 123 123

A p r i l - M a i ... 123— 70 123— 70 M a i - J u n i ... 124 124 Scptemb.-Oktbr... 127— 75 127— 75 R ä b ö l: A p r i l - M a i ... 4 3 — 60 4 3 - 8 0

Septemb.-Oktbr. . . . . . . . 4 4 — 60 4 4 — 10 S p ir itu s : l o k o ... . 3 9 — 80 40

A p r i l - M a i ... 3 9 — 80 4 0 — 10 J u n i - J u l i ... . . 4 0 — 40 40— 80 August-Scptemb... 4 1 — 90 42— 20

Getreide-Bericht

der Handelskammer für Kreis Thor«.

Thorrr, den 16. A p ril 1887.

W e t t e r : kalt, mäßig Frost.

W e i z e n ziemlich fest 127/8 Pfd hell 146 Mk., 130 Pfd. hell 150 M ., 132 Pfd. fein 152 M

R o g g e n 122 Pfd 107 M ., 125 Pfd. 108 M

E r b s e n FutLerwaare 1 0 2 - 1 0 5 M , M ittelw aare 107— 112 M , gelesene Victoria 1 5 0 - 1 5 8 M .

H a f e r 8 2 - 1 0 2 M . W i c k e n 9 3 - 1 0 0 M .

B e r l i n . 15 A p ril ( S t ä d t i s c h e r Z e n t r a l - V i e h h of/j Amtlicher Bericht der Direktion Am heutigen kleinen FreiLagsmarkt standen zum V erkauf: 300 Rinder, 992 Schweine (76 Bakonier^, 798 Kälber und 58 Hammel. Rinder blieben fast ohne Umsatz D er Schweinemarkt verlief sehr m att. D ie Preise vom letzren Hauptmarkt konnten kaum annähernd er­

reicht werden Bakonier wurden nicht gehandelt. 1. Q u a litä t inländischer W a a re fehlte. D e r Kälbermarkt zeigte gleiche Tendenz wie am Dienstag.

Gute W aare w ar leicht abzusetzen, wogegen mittlere und geringe bei lang­

samem Geschäft nur schwer umgesetzt werden konnte 1a 4 0 — 50, beste Posten auch darüber, 2a 2 8 — 38 P f pro Pfund Fleischgewicht. I n Hammeln fand kein Umsatz statt.

K ö n i g s b e r g , 15 A p ril. S p i r i t u s b e r i c k t . P ro 10,000 Liter M . ohne Faß. Loko 41,00 M . B r., 40.50 M . G d . 40,50 M . bez., pro A p ril — M . B r., 40 ,00 M . Gd.. — M . bez., pro Frühjahr

- M . B r .. 40.00 M . Gd., — M . bez., pro M a i-J u n i — M . B r , 40,50 M . G d . — M bez., pro J u n i M . B r., 41,00 M . Gd., — M . bez. pro J u li M B r., 41.75 M . G d ..

M . bez , pro August — M . B r , 42,25 M Gd., M . bez, pro September — M B r., 4 2 75 M . Gd., - .— M . bez

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