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Die Theologie angesichts der Marienverehrung in Polen

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Academic year: 2021

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Stanisław Celestyn Napiórkowski

Die Theologie angesichts der

Marienverehrung in Polen

Collectanea Theologica 53/Fasciculus specialis, 31-44

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C ollectanea T heologica 53 (1983) fasc. sp ecialis

STANISŁAW CELESTYN NAPIÓRKOWSKI OFMConv., LUBLIN

DIE THEOLOGIE ANGESICHTS DER MARIENVEREHRUNG IN POLEN

Der V o rsitzen d e dieses h o c h w ü rd ig e n G rem iu m s1 schlu g den T itel vo r: Die B ed eu tu n g der M a rie n v ere h ru n g für den K a th o lizis­

m us in Polen; er fü g te ab e r hinzu, es sei ein e A rb eitsfo rm u lieru n g ,

ich bleibe im P rinzip ein fre ier M ensch, w en n ich n u r b e rü c k sic h ­ tige, d a ß es ein A u ftritt a n lä ß lic h des 600. J a h re s ta g e s des M u tte r G ottes-B ildes auf J a s n a G óra sei, und d a ß die A d re ssa te n die h ö c h ­ ste n und ho h en V o rg e setz te n d e r m än n lic h e n O rd e n in Polen sind. Das b e rü c k sich tig e n d , w ill ich k e in k lassisc h e s R eferat h alten , in dem v iel Zeit dem F o rm alen g ew id m et w ird, so n d e rn v e rsu c h e n , aus m ein em th eo lo g isc h e n In n e re n das au szu sto ß en , w as ich für se h r w ich tig h alte. N ach d e r K onferenz des E piskopats tra g e n die V e rsam m elte n die g rö ß te V e ra n tw o rtu n g für die Form des C h ri­ s te n tu m s an d e r W eich sel. W e n n die M öglichkeit und die E hre b e ste h t, d rei V ie rte lstu n d e n lan g v o r d iese r V ersam m lu ng zu s p re ­ chen, d arf n ich t ü b e r U n b ed eu ten d es g e re d e t w erd en.

Vom g esch ich tlich en und sozio lo g isch en A sp ek t dieses P roblem s w ill ich ab sehen , da ich d afü r n ich t z u stä n d ig bin. Ich b e sc h rä n k e m ich auf th eo lo g isc h e B em erkungen.

1. Der Volkscharakter der polnischen Frömmigkeit im allgem einen und der M arienfrömmigkeit im besonderen

Die K u ltu rh isto rik e r u n te rsc h e id e n die V o lk srelig io sität (bzw. V olksfröm m igkeit) v o n d e r R elig io sität (Fröm m igkeit) d e r C lerk s od er d e r Elite, bzw. d e r so g e n an n te n Intelligenz.

Bei u ns in Polen s c h a u te n und sc h au e n im m e r n o ch m an ch e In te llig en z k re ise auf die V olksfrö m m ig keit v o n o ben h e ra b , m it dem G efühl d e r Ü berlegenheit...

(Zur V e ra n sc h a u lic h u n g : A ls e in K ollege d en R e d a k teu r X v o n „ W ięź” einlud, in N ie p o k a la n ó w e in e n V o rtra g zu h alten , a n tw o r­ te te d ieser m it V e rw u n d e ru n g und V orw urf: „Ich — in N ie p o k a la ­ nów ?” Ein a n d e re s Beispiel: Dr. Y, e in am Leben d e r K irche s ta rk

1 V orgetragen am 12. M ai 1982 vor den G enerälen und P rovinzialen der m änn­ lichen Orden in Polen aus A nlaß des 600. Jahrestages des M utter G ottes-Bildes auf Jasna Góra.

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b e te ilig te r M ita rb e ite r d e r Soziologie d e r K ath o lisch en U n iv e rsitä t Lublin sp rach , das re lig iö se Leben in d e r Z w isch en k rieg szeit in P olen c h a ra k te risie re n d , v o n B esch rän k th eit, indem e r un zw ei­ d e u tig e A n sp ie lu n g e n auf N iep o k a la n ó w m ac h te un d dieses m it Laski k o n tra stie rte ).

Je tz t, d a die Z e itsc h rifte n „R ycerz N ie p o k a la n e j" (Ritter der U nbefleckten), „N iedziela" (Der S onntag), „K rólow a A postołó w " (K önigin d e r A postel) bzw. „Posłaniec S erca Jezu so w eg o " (Der Sendbote des h e ilig ste n H erzen s Jesu) w ie d e r e rsc h e in e n , ta u c h t m it n e u e r S tä rk e das P ro blem des sog. N iv e a u s auf: W as für ein er Fröm m igkeit so lle n d iese S chriften dienen... „P rzew odnik K ato ­ licki" (K atholischer W eg w eiser), d e r v o r dem K rieg e d en M assen d ien te, w o llte n as N iv e a u h e b e n u nd v e rrie t som it in h ohem G rade die M assen z u g u n ste n d e r Intelligenz...

Das w estlich e E uropa b e u rte ilte d e n p o ln isch en K atholizism us w e g e n se in e r V o lk stü m lich k eit oft se h r k ritisch . L etztens schw eig t es, d e so rie n tie rt d u rc h die D ynam ik des p o ln isc h e n re lig iö se n P h ä ­ nom ens, doch h ö rt est n ich t auf, dieses P h än o m en e h e r in d e n K a­ teg o rien d e r F o lk lo re zu b etrach ten ...

Ich w ill sag en , d a ß je tz t so w o h l die T h eo logie als a u ch die K ul­ tu rg e s c h ic h te die V o lk sre lig io sitä t e n td eck en . Es erfo lg t ih re e in ­

d e u tig e R e h a b ilita tio n u n d N o b ilitatio n .

Seit e tw a 1970 m ac h t sich in d e r W e lt ein A u sb ru c h des In te r­ esses für dieses Pro b lem bem erk b ar:

— In te rn a tio n a le s K olloquium ü b e r die „V o lk srelig io sität" an d e r U n iv e rsitä t L aval in K an ad a 1970;

•— Fünftes K olloquium im S tu d ie n z e n tru m zur G eschich te d e r V o lk s­ relig io sitä t u.d.T. G laube des V o lk e s — G laube d e i G eleh rten im th eo lo g isc h e n D o m in ik an erk o lleg in O tta w a 1976;

— F ünftes K olloquium zum Them a: V o lk s k u ltu r im M ittella lter in M o n treal 1977;

-— v ier u m fan g reich e P u b lik a tio n e n ü b e r des V o lk sc h riste n tu m in den J a h re n 1975 un d 1976 (Plongeron, P an n et, M anselli);

— sieben B ände ü b e r d e n V olk sk atho lizism u s in A rg en tin ien ; —- w eit a n g e le g te S tu dien zur V olksfröm m igkeit in S ü d am erik a —

auf B estellung d e r K onferenz des L atein a m e rik a n isc h e n Episko­ pats;

■— die Lage des K atholizism us in d e r W e lt c h a ra k te risie re n d , e r ­ k a n n te u nd u n te rs tric h die Synode d e r B ischöfe v o n 1974 die V o lk sre lig io sitä t als e in b e so n d ers b e a c h te n sw e rte s Problem .

Die u n tern o m m e n e n S tu d ien e n td e c k te n die g ro ß e n W e r t e , d ie die V o lk sre lig io sitä t in sich birgt:

Das C h riste n tu m w a r se it A n b e g in n u nd b leib t h au p tsäch lich volkstüm lich . D as C h riste n tu m u n d die V o lk stü m lich k eit sin d in· n e rlic h m itein a n d e r v e rb u n d e n e R ealitäten .

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D IE M A R IE N V E R E H R U N G IN P O L E N 33

C h ristu s w ä h lte die A p o ste l au s dem V olk. Er w e n d e te sich an die M assen , a n ein fach e M en schen . Er ta t das auf ein e p o p u läre A rt, m it v iele n S ch ild e ru n g en u n d G leichnissen. D ie H o n o ra tio re n und die E lite w a re n g e g en J e su s u n d g e g en die M en sch enm en ge, die ihm folgte: „D ieses V olk — v e rflu ch t so llen sie s e in — das d as G esetz n ich t k e n n t" (Jo h 7,49). D ie soziale Z usam m ensetzung d e r G em einde in J e ru sa le m w a r das ein fach e u n d a rm e V olk. Ä h nlich in K o rinth : „Das sin d — im Sinne d e r W e lt — nich t v iele W eise, n ich t v iele M ächtige, nich t v ie le H o ch g eb o ren e" (1. Kor 1,26). T e rtu llia n u s sch rieb im A p o lo g e ticu m , d a ß u n te r d e n G läu­ big en die ein fa ch e n M en sch en im m er die M eh rh eit b ild e te n : „M aior sem p er cre d e n tiu m pars... sim plices, n e d ix erim im p ru d e n te s et id io tae". S ch auen w ir h e u te auf die K a rte des C h risten tu m s, so ste lle n w ir m ü h elo s fest: sein g rö ß te r T eil ist V olks Christentum ; ü b e r sechzig M illio n en in A frika, e tw a 250 M ilionen in L atein­ am e rik a u n d ü b e r 70 M illionen in A sien. Das ist die W irk lich k eit. N ich t d e r G laube d e r C lerks, so n d e rn d e r G laube des ein fach en V olkes b ild et d en K ern d es C h risten tu m s. D ieser G laube d arf nicht als ein e b e d a u e rlic h e V e rk e h ru n g des C h riste n tu m s a n g e se h e n w erden.

2. Die g ro ß e, vom hl. F ran zisk u s in sp irie rte W ie d e rg e b u rt des m itte la lte rlic h e n C h riste n tu m s w a r auf d ie M a sse n a u sg erich tet. Zu L ebzeiten des hl. F ran zisk u s u n te rsc h ie d m an in d e r H eiligen Schrift zw isch en aperta u n d p roiunda. A p e r ta sind die leich t v e r ­ stä n d lic h e n W a h rh e ite n u n d m o ra lisc h en A u ffo rd eru n g en ; p roiunda sind biblische, fü r die C lerk s v o rb e h a lte n e G eheim nisse. F ran zisk u s e n tn a h m d e r H eiligen Schrift die aperta, d iesen g alt sein e Be­ g e iste ru n g , sie ä n d e rte n sein Leben, m it ih n e n ging e r u n te r das V olk: Die E rzäh lu n g v o n d e r P erle, v o n d e r V e rä u ß e ru n g aller D inge, um sie zu k au fen , v o n d e r B erufung d e r A p o ste l m it dem V erzicht auf alles, vom N ich t-M itn eh m en irg e n d w e lch e r V o rräte... Den hl. P a u l z itie rt F ran zisk u s nicht, u n d w en n e r die R öm er und G a la te r a n fü h rt, d an n d e u te t e r sie im m o ra lisc h en Sinn. Das M a­ g isteriu m d e r K irch e so rg te s p ä te r d afür, d a ß die F ra n z isk a n e r d ie­ se n W eg w e ite r gingen: es g e s ta tte te n u r d e n A ufruf zur Buße, n ich t a b er d as P re d ig e n m it tie fg re ife n d e r In te rp re ta tio n des G lau­ bens. D iese B esch rän k u n g w u rd e zum Segen: die M in o rite n w u rd e n L ieblinge des V olkes, dem bis d a h in das W o rt G ottes fast ü b e r­ h a u p t n ich t g e p re d ig t w u rd e. V ie lle ic h t g e ra d e d e sh alb sin d sie beim V olk bis auf d en h e u tig e n T ag am m eisten beliebt.

3. D ie V olksfrö m m ig k eit schafft die M öglichkeit, die relig iö sen W e rte g em ein sch aftlich zu erleb en , sich in d e r G em einschaft w ie­ d erz u fin d e n (gem einsam er G esang, B egeg n u n g en m it B ekannten, ein feste r Platz in d e r K irch en b an k , am Tragbild...).

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4. Die V olk sfrö m m igk eit ist für das K o n k retu m em pfänglich (Figur, A ltar, K erze, P rozession, W a llfa h rt, R eliquie u.a. zieh en d en M en sch en in te g ra l ins S acrum , das e r erlebt).

5. M ag es a u ch a n d e rs sch ein en , die V olksfröm m igkeit ist e rs ta u n lic h u n iv erse ll: die B ücher u nd Z ettel m it e in g e tra g e n e n B itten d e r G läu b ig en zeu g en v o n e in e r u n g e v ö h n lic h en Em pfind­ sam k eit für die B edürfnisse d e r M itm enschen.

6. Die b ischö fliche S y nod e v o n 1975 hob folgende P o sitiv a d er V olk sfrö m m igk eit h e rv o r:

a) das s ta rk e E m pfinden des G o ttes u n d S einer V o rsehu ng , b) das B edürfnis n a c h G em einsam keit, G e re ch tig k e it und

G leichheit,

c) das S uchen n ach S ich erh eit und Heil,

d) die Pflege d e r S o lid arität, d e r T reu e, d e r R ech tsch affen ­ h eit u n d d e r W ü rd e ,

e) die V o rlieb e fü r die H e rrlic h k e it d e r L iturgie,

f) die N eig u n g ,ih re E rleb n isse d u rc h G esten au szu d rü c k e n u n d die E ch theit d iese r G esten, u n d end lich

g) die O ffenheit für das Evangelium .

U n sere p o ln isc h e n E rfah ru n g en le g te n noch ein e b ed eu tsam e T a tsa c h e an d en T ag: die V o lk sre lig io sitä t sic h e rt die Id e n titä t d e r N atio n , die Id e n titä t d e r T rad itio n ; sie w a h rt die k o s tb a rs te n W e rte d e r N ation.

N eb en d e n g ro ß e n W e rte n w eist die V o lk sre lig io sitä t b e so rg n is­ e rre g e n d e M ä n g e l auf :

1. das N icht-M itkom m en m it dem z eitg en ö ssisch en V e rste h e n d e r W e lt und m it d e r z eitg en ö ssisch en T heologie;

2. die O b erfläch lich k eit im V e rste h e n des G laubens, m an g eln d e A usbildung;

3. p rim itiv es B egreifen d er K irche, indem sie d e r H ie ra rc h ie g leic h g este llt w ird;

4. die sich d a ra u s e rg e b e n d e P a ssiv itä t, d e r M ang el an A n te il­ nahm e: „Die P rie s te r w e rd e n das sc h o n e rle d ig e n ", „es ist ih re S ac h e ”...

5. die N eig u n g zum V erzich ten , v e rb u n d e n m it Fatalism us: „ A nschein en d ist das G ottes W ille"; „der lieb e G ott w ird schon helfen"; „ w ah rsch ein lich w a r ihm das bestim m t";

6. g ro ß e r U n tersch ied zw ischen dem G lau ben und dem H andeln, d e r O rth o d o x ie m it d e r O rth o p ra x ie;

7. die N ic h tb e a c h tu n g m an c h e r vom M ag isteriu m d e r K irche g e ste llte r m o ra lisc h er N o rm en , in sb e so n d e re aus dem B ereich d e r S exualeth ik ;

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D IE M A R IE N V E R E H R U N G IN P O L EN 35

8. ü b e rtrie b e n e s F e s th a lte n a n ritu e lle n F orm en; Ü bersch ätzu n g v o n G esten, F eiern , V o rsc h rifte n , F asten , K irch g än g en , H e rsag en d e r G eb ete, bei g leich zeitig er V e rn a c h lä ssig u n g w ich tig er Dinge; (u n sere M issio n are au s B rasilien b e ric h te n , d a ß die g ro ß e n ,,F iesta" am Ende d e r K arw o ch e h e rrlic h g elin g en , w en n au f offenem Last­ w ag en d ie F ig u r d e r M u tte r G ottes g e fa h re n w ird: es gibt Tanz, G esang, F e u e rw e rk e , B egeisterun g , V erzü ck u n g , Fröm m igkeit... U nd am O ste rso n n ta g sie h t m a n d u rc h a u s n ich t m eh r G läubige als am g e w ö h n lic h e n Sonntag) ;

9. die K o m m erzialisieru n g d e r V e re h ru n g (die sog. from m e In d u strie u n d D ev o tio n alien hand el);

10. die u n ü b e rw in d lic h e T en den z, das S acru m zu k o n k re tisie ­ ren : d e r M en sch w ill das h eilig e G eheim nis b e rü h re n : d as G rab, das Bild, d ie R eliq u ien, „die g e istig e P e rso n ", am „h eilig en O rt" sein, bei d e r E n th ü llu n g o d er V e rh ü llu n g des Bildes, dem eine a u ß e ro rd e n tlic h e B ed eu tu n g z u g e sc h rie b e n w ird, a n w e se n d sein...;

11. d as m eh r o d e r w e n ig e r v e rz e rrte Bild G o ttes (wir w e rd e n d a ra u f n o c h zu s p re c h e n kom m en);

12. d e r m iß tra u e n d e K o n se rv atism u s g eg e n alles, w as n e u ist, a u c h w e n n d as N e u e b e sse r w ä re u n d v o n zu stä n d ig en k irc h lic h e n A u to ritä te n em pfo h len w ü rd e , d e r S tillstan d w ird d e r B ew egung vorgezogen...

Zw eifellos ist d e r d e u tlic h a m b iv a le n te C h a ra k te r d e r M a rie n ­ vo lk sfrö m m ig k eit ein P roblem , d as v o r d e n k irc h lic h e n für die Form des E van g elium s in u n se re m V o lk v e ra n tw o rtlic h e n A u to ­ r itä te n w ie a u ch v o r d e n L ead ern d e r m ä n n lic h e n O rd e n auftau ch t: ein g ro ß es u n d sc h w ierig es P ro b lem d e r In te rio ris a tio n u nd E van ­ g e lisa tio n d ie se r Fröm m igkeit, ü b rig e n s äh n lic h — w ie d as P ro ­ blem d e r E x té rio risa tio n u n d E v a n g e lisatio n d e r F röm m ig keit u n se ­ r e r k a th o lisc h e n Intellig en z. E in erseits d ie a u ß e r D isk ussion ste h e n ­ de N o tw e n d ig k e it d e r A k u ltu ra tio n d es E vangelium s, a n d e re rse its die n o tw e n d ig e S o rge um se in e R einheit. A k u ltu ra tio n u n d R ein­ h e it des E v angelium s sin d zw ei e n tg e g e n g e ric h te te V e k to re n . Ist es m öglich, das E van g eliu m u n te r d as V olk zu s tre u e n , in se in e K ultur, se in e o b en g e n a n n te n T en d en zen , o h n e die W a h rh e it G ottes zur F ä lsc h u n g zu v e ru rte ile n ? Ist a b e r d ie B eschen ku ng m it dem re in e n E van geliu m o h n e d iese A u s s a a t m öglich? Das C h riste n tu m ist u n d w a r n iem als in re in e m Z ustand . Es nim m t u n u n te rb ro c h e n auf u n d w irft ab, sa u g t auf u n d re in ig t sich. Im m er im P ro z e ß d e r A k u ltu ra tio n . G e tra g e n v o n d e r jü d isc h e n R eligion, v e rfe in e rt d u rc h d e n H ellen ism us, d u rc h g e d ru n g e n d u rc h d as R ä d e rw e rk des rö m i­ sch en R echts, z u sam m en g e sto ß e n m it m e h r od er w e n ig e r b a rb a ri­ sc h en S itte n u n d B räu ch en , v e rz e h rt v o n d e r S eh n su ch t n ach E inigkeit u n d g e g en die E inigkeit, a n g eg riffen d u rc h die Ideologie,

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des H um anism us, d e r F ra n zö sisch e n R evo lu tio n, d es R ationalism us, des M arxism us, des E xistentialism us..., d ie v o r- u n d n a c h c h ristli­ ch en E lem en te auf neh m en d, b e ru ft sich das C h riste n tu m im m er w ie d e r au f C h ristu s u n d g e h t im m er w ie d e r v o n Ihm w eg. W o llte n w ir die c h ristlic h e R elig io sität v ö llig rein ig en , um re in e H än d e zu h ab en , d a n n w ü rd e sich h e ra u sste lle n , d a ß u n s e re H än d e zw ar re in sind, a b e r leer. W ir ste h e n a n g e sic h ts e in e r D ialek tik bzw. e in e r in n e re n S p an n u n g in d e r R elig io sität zu r O rth o d o x ie hin. Die T h eo lo g en u n d die K irch e n lea d e r, zu d e n e n a u c h die h ö h e re n O rd e n sv o rg e se tz te n zu zäh len sind, ste h e n n o len s v o le n s im H erzen d ie se r S p an n u n g m it d o p p e lte r Pflicht, die m u ste rg ü ltig nich t erfü llt w e rd e n k an n : e in e rse its die V olksfrö m m igk eit zu fö rd ern , a n d e re rse its für die R ein h eit des E v angelium s zu so rg en ; rein e, a b e r nich t le e re H än d e zu h aben.

A us d e r V ielfalt d e r d am it z u sam m en h än g en d en P roblem e w ä h le ich zw ei; v ie lle ic h t — die b ed e u tu n g sv o llste n : das Prob lem des ric h tig e n G o ttesb ild es u n d d es C h risto zen trism u s.

2. Die Sorge um das richtige Bild G ottes

F ü r je d e R eligion ist d as Bild G ottes das W ic h tig ste vom W ic h ­ tig sten . A u ch fü r das C h risten tu m . C h ristu s b e z eic h n ete d en Sinn s e in e r S en d un g als die O ffen b aru n g des G o ttes d en M ensch en: „Ich h ab e d e in e n N am en d e n M en schen g eo ffen b art" (Joh 17,6). In d er T at, in Je su s C h ristu s vollzog sich die g ro ß e O ffen b aru n g G ottes. D ieser G ott e rw ies sich als Liebe, als die b arm h erzig e, su ch en d e, v e rz e ih e n d e , u n ersch ö p flich e, zeitlo se Liebe... D er am K reuz a u s ­ g e s tre c k te u n d s te rb e n d e J e su s sa g te un s am s tä rk s te n un d am la u te s te n w ie es n u r ging, d a ß G ott die Liebe sei, u n d d a ß Er die W e lt liebe.

J e su s C h ristu s se lb st w a r u n d b leib t für alle Zeit d e r V e rk ü n ­ d e r des lie b e n d en G ottes, ab e r a u ch d e r v e rk ö rp e rte n p e rso n a le n Liebe des V a te rs. M it sein em d u rc h sto c h e n e n H e rz en un d d e n am K reuz a u sg e stre c k te n A rm en e rin n e rt e r u n s im m er w ie d e r d a ra n , e r sei Em anuel, G ott m it un s u n d G ott für uns, u n d e r w ü n sch e h eiß : „Kom mt alle zu m ir..." A m A b en d d e r Z eiten kom m t Er sein U rteil ü b e r L ebende und T o te zu sp re c h e n , so lan g e w ir a b er leben, b leib t Er für uns b e stä n d ig d e r E rlöser, die V erg eb u n g , die E rw a r­ tung, d e r F reu n d , d e r W eg zum V ater.

D er H eilige G eist ist g leichsam Jo h a n n e s d e r T äu fer, V o rläu fe r C h risti: d e n n e r g e h t C h ristu s, dem e r u n se re H e rz en öffnet, v o ra n u n d e rw e ck t G lau b en u n d Liebe. Er ist u n se r T rö ste r u n d F ü r­ sp rech er-B esch ü tzer : A d v o c a tu s. Er v e rw a lte t das W e rk C h risti in d e n S eelen demjenigen, die C h ristu s g eh ö ren , in d e r K irche un d in d e r W elt. Je su s C h ristu s u nd d e r H eilige G eist — das sin d zw ei

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D IE M A R IE N V E R E H R U N G IN P O L E N 37

A rm e G ottes, m it d e n e n Er die Z eiten h in d u rc h das K o nzert d e r E rlösung d irig iert.

Die h ie r n u r e rw ä h n te n fu n d a m e n ta le n F e stste llu n g e n zum b i­ b lisch en Bild G ottes b e a ch te n d , w o llen w ir u n s e re A u fm erk sam k eit auf Sein Bild (das Bild C h risti, das Bild des V a te rs u n d das Bild des H e ilig e n G eistes) in d e n P ro p h e ze iu n g en ü b e r die M u tte r G ottes lenken.

Um z u e rst an die eigene, n ich t a b e r a n ein e frem d e B rust zu sch lagen , w o llen w ir bei d e n F ra n z isk a n e rn b eg inn en.

In ih re r Ü b e rlie fe ru n g gibt es e in e E rzäh lu n g v o n zw ei L eitern od er zw ei T re p p en , e in e r ro te n u n d e in e r w e iß e n :

„Auf d e r e in e n Seite d e r W ie se sta n d e in e ro te T re p p e, die re ic h te v o n d e r E rde bis zum H im m el, auf d e r a n d e re n S eite d er W ie se sta n d die a n d e re , ganz w e iß e T rep p e, die vom H im m el zur E rde fiel. A n d e r Spitze d e r ro te n T re p p e zeig te sich C h ristu s als b e le id ig te r un d se h r z o rn ig e r H err. U nd d e r h e ilig e F ran zisk us sta n d ein ig e S tu fen n ied rig er, n e b e n C h ristu s. U nd e r ging n och e in ig e S tu fen tie fe r u n d rie f m it la u te r, b e g e is te rte r Stim me: «Kömmt, m ein e B rü der, kom m t m it Z u v ersich t, h a b t k e in e A ngst, n ä h e rt e u c h dem H e rrn , d e n n e r ru ft n a c h euch!» D er Stim m e und dem Befehl d e s hl. F ran zisk u s folgend, b e stie g en die B rüder die ro te T re p p e m it g ro ß e r Z u v ersich t. A ls alle die T re p p e b e stie g en h a tte n , stü rz te e in e r v o n d e r d ritte n Stufe, e in a n d e re r v o n d er v ie rte n , e in w e ite re r v o n d e r fü n fte n u n d sech sten , u n d alle fielen d e r R eihe n a c h h in u n te r, so d a ß k e in e r auf d e r T re p p e blieb. D er hl. F ran zisk u s, v o ll M itleid ü b e r d e n Fall se in e r G eb rü d er, v e r­ w e n d e te sich w ie e in g u te r V a te r für se in e S öhne bei dem R ichter, dam it e r ih n e n se in e G n ad e erw eise. U nd C h ristu s zeig te se in e b lu ­ te n d e n W u n d e n und sa g te zu F ran zisk u s: «Das ta te n m ir d ein e B rü der an». A b e r F ran zisk u s b a t n ich t län g er, so n d e rn ging ein ig e S tufen h in ab u n d rief zu d e n v o n d e r ro te n T re p p e g e stü rz te n B rü­ d e rn und sa g te : «Kommt, s te h t auf, m ein e S öhne u n d B rüder; v e r­ tra u t u n d v e rz w eifelt nicht! Lauft zu d e r w e iß e n T re p p e u nd g eh t hinauf, d e n n d iese b esteig en d , w e rd e t ih r in das H im m elreich auf­ genom m en; lau ft B rüder, w ie e u c h d e r V a te r leh rt, zu d e r w e iß e n Treppe». U nd au f d e r o b e rste n Stufe e rsc h ie n die e h rw ü rd ig e J u n g ­ fra u M aria, d ie M u tte r J e s u C h risti, v o ll v o n M itleid u n d M ilde; und nah m d iese B rüd er auf, so d a ß sie oh n e M ühe ins H im m elreich e in tra te n ".

N ein, nein! D as ist n ich t die L ehre des hl. F ran zisk u s, in w e l­ chem G ott die S ch ö n h eit des T h eo -un d C h risto z e n trism u s e rsc h e in e n ließ. D as trä u m te n u r B rud er Leo u n d die a p o k ry p h e F ra n zisk a n er lite ra tu r sc h rie b d as auf, näm lich in K w ia tk i św ię te g o Franciszka z A s y ż u (Die B lüm lein des hl. F ran z v o n A ssisi) (W arszaw a, 1959, S. 369—370). — In d e r F ra n zisk an er-G em ein sch aft leb e ich seit 1947. V ielm als h ö rte ich d iese W o rte , n ie m it irg e n d e in e m V o rb eh alt.

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D er heilig e M axim ilian b e rie f sich oft au f d ieses Bild u n d b e g rü n ­ d e te dam it d ie R ich tig k eit u n d d en fra n z isk a n isc h e n C h a ra k te r des v o n ihm v e rk ü n d e te n M arien w eg es. Das Bild d e r zw ei L eitern, p sy ­ chologisch so su g g estiv , e n th ä lt, th eo lo g isc h in te rp re tie rt, H äresie. Es fälsch t das Bild C h risti. D ie Idee, die G e re ch tig k e it C h risti d e r B arm herzig k eit d e r M u tte r G ottes e n tg e g e n z u ste lle n , nim m t im P re d ig e rtu m u n d in d e r A n d a c h tslite ra tu r e in e ty p isc h e F orm an: C h ristu s te ilte sein K ön ig reich in zw ei H älften : d ie G e rech tig k eit b e h ie lt e r für sich, die B arm h erzigk eit ü b e rlie ß e r M aria. G roß e M a rie n ap o stel, u n s e re n H eilig en m itein b egriffen, n eh m en als K a­ n o n an, G ott h a b e M aria die g an ze B arm h erzig k eitso rd n u n g a n v e r­ tra u t.

D ieses v om th eo lo g isc h e n S ta n d p u n k t b e so rg n ise rre g e n d e C h ristu sb ild kom m t in p riv a te n O ffen b aru n g en zu W o rt. In F a ti­ m a so llte M a ria g e sa g t h ab en , sie k ö n n e d e n s tra fe n d e n A rm des Sohnes n ich t m eh r z u rü c k h a lte n .

A ls D iplo m arb eit tru g ich ein em S tu d e n te n die th eo lo g isc h e A n a ly se d e r in P o len g e d ru c k te n P re d ig te n ü b e r die M u tte r G ottes auf. Es s te llte sich h e ra u s, d a ß das A u ssp iele n dieses v e rfä lsc h te n C h ristu sb ild e s z u g u n ste n M arien s in u n se re m P re d ig e rtu m h eim isch g e w o rd e n ist.

V o r e in ig e n W o c h e n b e rü h rte ich d iese Prob lem e, als ich v o r e in e r G ru pp e v o n G eistlich en sp rach. D er d o rt a n w e se n d e Diöze- sa n b isch o f sag te: ,,P a ter, Sie h a b e n v ö llig rech t. Das ist n ich t zu leu g n en . A b e r C h ristu s ist u n se r R ichter!" — U nd re c h tfe rtig te d en

S ta tu s quo.

Zum Bild G o ttv ate rs in d e n P re d ig te n ü b e r M a ria w ill ich ein F ra g m e n t v o n ein em g ro ß e n P re d ig e r u n s e re r Z eit an fü h ren . Die Szene u n te r dem K reuz im Sinn, sa g te e r folgendes:

„Der him m lische V a te r h a tte in se in e r ew ig en Sicht d e n T ag d e r sc h re c k lic h en V e rg e ltu n g am K reuz v o r d e n A u g en , d a d e r M en sc h e n so h n für d ie S ü n den d e r W e lt d e r G e re ch tig k e it G ottes d e n letz te n T ro p fen Blut w ird h e rg e b e n m üssen. Er w u ß te , d aß ob w ohl d er P reis dieses B lutes u n e n d lic h sei, so a u c h die B elei­ d ig u n g G o ttes so g ro ß sei, d a ß Er die g an ze M en sch lich k eit J e s u z u n ich te m ach en k ö n n te , um ein en g e re c h te n Lohn zu e rh a lte n . U nd als ob Er die M ach t se in e r G e re ch tig k e it fü rc h te te , w o llte Er S einen Sohn — au s g ro ß e r Liebe zu ihm — in d en H ä n d e n d e r M u tte r w issen. Sie sta n d u n te r dem K reuz u n d w a c h te ü b e r das S chicksal des ih r a n v e rtra u te n Sohnes G ottes. M it ih re n A u g e n sc h a u te sie auf die g e re c h te n H än d e des a llm äch tig en G ottes. Ih r Blick fesselte G ott, dam it in se in e n H ä n d e n die B arm h erzig k eit ü b e r die G e re ch tig k e it siege. D ie A u g e n d e r M ad o n n a d er B arm ­ h e rz ig k eit b e w irk te n , d a ß d e r M en sch en so h n v o r d e r G e rech tig k eit G ottes in d en H ä n d e n d e r M u tte r b estan d ".

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D IE M A R IE N V E R E H R U N G IN P O L E N 39

So sp ra c h K ard in al S tefan W y szy ń sk i am 15. M ärz 1961 in der K apelle des P rim a sh au se s v o r p o ln isc h e n Bischöfen. A u s S orge um die Ik o n e der b arm h erzig en M u tter w u rd e das A n tlitz des V aters gefälscht.

(Am R ande sei b em erk t: K azim ierz F ied eń a n a ly s ie rte das p o l­ n isch e S ch rifttum zur M arien frö m m ig k eit in P olen seit 1957. Er fand k e in e n ein zig en V erfasser, k e in e n ein zigen A ufsatz, k e in e n ein zigen k ritisc h e n Satz ü b e r die M ario lo g ie u nd m arian isch e A k tio n en des v e rs to rb e n e n K ardinals).

Ü ber d e n H eilig en G eist w o llen w ir P a te r C o n g ar sp re c h e n lassen. D ieser sch w er k ra n k e G reis san g letzten s se in e n S ch w a n e n ­ gesang : die d re ib ä n d ig e Sum m a ü b e r d e n H eilig en G eist (Je crois

en l'Esprit Saint, Bd. I— III, P aris 1979).

„W ir b e g e g n en e in e r sc h w e re n K ritik — sc h re ib t P a te r C ongar- v o r allem se ite n s d e r P ro te sta n te n , d a ß w ir M a ria das z u sch re i­ ben, w as dem H eilig en G eist g ebührt... W ir m essen ih r, letz te n Endes, die T itel u n d die R olle d e r T rö ste rin , d e r A n w ältin , d er B eschützerin d e r G läu bigen v o r C h ristu s bei, der e in fu rc h tb a re r R ichter ist: Sie erfü llt u n s g e g e n ü b er die F u n k tio n e n d e r M u tter, so d a ß w ir k e in e W a ise n sind; sie offen b art d en Sohn, d e r w ied eru m d e n V a te r o ffenbart. Sie b ild et J e su s in uns. A b er d iese R olle ste h t dem H eiligen G eist zu! M an ch e n e n n e n sie «die Seele d e r K irche», a b e r a u c h d iese r T itel g e h ö rt dem H e ilig e n G eist. E ndlich sp re c h e n v iele S eelen ü b e r die A n w e se n h e it M arien s in ih nen , ü b e r die F ü h ru n g ih res Lebens d u rc h M aria, ü b e r die E rfah ru n g M arien s auf ein e A rt, w ie m an n u r d en H eilig en G eist e rfä h rt u n d se in e E inge­ bungen..."

D er hl. B e rn h a rd in v o n Siena, ü b rig e n s d u rc h Leo X III. z itiert, sagt: „Jed e G nade kom m t in die W e lt in d re ifa c h e r B ew egung; d e n n sie w ird n a c h d e r v o llk o m m en sten O rd n u n g e rte ilt: v o n G ott zu C h ristu s, v o n C h ristu s zu M aria, v o n M aria zu u n s". Er fügt hinzu, M aria b esitze ein e Ju ris d ik tio n bzw. A u to ritä t ü b e r die g anze zeitliche H e rk u n ft des H eilig en G eistes w ie k e in a n d eres G eschöpf, d erm a ß en , d a ß n iem an d die G n ade o h ne M aria erh ä lt. — P a te r C o n g ar fügt v o n sich hinzu: „Das ist, se lb stv erstä n d lic h , n ich t a k z e p tie rb a r — C 'e st év id e m en t in ac c e p ta b le". W e ite r sagt er, m an m ü sse ein ig e a sk e tisc h e k a th o lisc h e V e rfa sse r k ritisie re n , die M aria ein e d ire k te W irk sa m k e it d e r G n ad e u n d des g eistig e n Lebens beim essen. Sie sc h re ib en M aria das zu, w as dem H eiligen G eist nich t w eg g enom m en w e rd e n darf, w as ev id e n t G o ttes W e rk ist. M arien s R olle s itu ie rt sich im H eilig en G eist, d e r sie zur M u tter des fle isc h g e w o rd e n en W o rte s m ach te, d e r die G ru n d lag e d er H eiligkeit u n d d e r C o m m unio S a n cto ru m ist (vgl. a.a.O., Bd. I, S. 224— 226).

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Das P roblem des ric h tig e n G o ttesb ildes in d e r M a rie n v e re h ­ ru n g e rs tre c k t sich au f e in a n d e re s P roblem , n äm lich auf d en C h ri­ sto zen trism u s.

3. Der Christozentrism us in der M arienverehrung

Es ist seltsam : e in e rse its k e n n e n w ir k e in e n ein zig en V e re h re r M arien s o d er d e r H eiligen, d e r den C h risto zen trism u s ab le h n e n w ü rd e, im G egenteil, so g ar die g rö ß te n V e re h re r M arien s d e k la ­ rie re n ih re T re u e dem C h risto zen trism u s; a n d e re rse its e rin n e rn so ­ w ohl die T h eo lo g en als au ch das K irch en m ag isteriu m im m er w ie­ d e r an die N o tw e n d ig k e it des C h risto zen trism u s.

W e d er d e r hl. B e rn h a rd v o n C la irv a u x , d e r hl. A lfons Liguori, d e r hl. Ludw ig G rig n o n d e M on tfo rt, d e r hl. M axim ilian n o c h K a r­ d in al W y szy ń sk i ste llte n d en C h risto zen trism u s in ih rem g elieb ten M a rie n k u lt in F rag e; sie zw eifelten n ich t d a ra n , C h risto z e n trik e r zu sein, d en n o ch e rw a c h e n um die „Edition" ih re r M arienfrö m m ig­ k e it aufs n e u e F ra g e n n a c h ihrem C h risto zen trim u s. Das P roblem

des C h risto zen trism u s k e h rt w ie ein B um erang zurück.

V ielleich t w ä re es n ich t fehl am P latze, d e n Begriff C h risto ­ zen trism u s selb st ein w en ig zu e rk lä re n :

1. C h risto zen trism u s auf d e r E bene d es D aseins (ex isten tieller, o n to lo g isch er, k o sm isch er, o b je k tiv e r C h risto zen trism us). In d iese r B edeutu n g sp ra c h T e ilh a rd d e C h a rd in ü b e r Je su s als das A lp h a u n d O m ega. E in en so lc h e n C h risto zen trism u s k a n n m an beim hl. P au l finden: F ür C h ristu s w u rd e alles g eschaffen. Er is d e r E rstg e b o ren e a lle r G eschöpfe u.dgl.m.

2. C h risto z e n trism u s au f d e r E bene d e r T h eo lo g ie (theo lo­ g ischer, th e o re tisc h e r, fo rm aler C h risto zen trism us). In d ieser B edeu­ tu n g p o stu lie re n einige, d a ß C h ristu s als „ H a u p tg eg en stan d " d e r T heo logie, als S c h lu ß ste in d e r g e sam ten S tru k tu r th eo lo g isc h e n D enkens, als M ittelp u n k t d e r G estaltu n g d e r th eo lo g isc h e n R e­ flex ion als G anzes a n e rk a n n t w erde.

3. C h risto zen trism u s auf d e r E bene d er c h ristlic h e n Existenz (ex isten tieller, su b je k tiv e r, e rle b n ism äß ig e r, p e rsö n lic h e r C h risto ­ zentrism us). In d iese r B ed eu tu n g sa g en w ir, d a ß die G eistigk eit b e id e r h e ilig e r T h e resias ein d e u tig c h risto z e n trisc h w ar.

D iese d rei A rte n d es C h risto zen trism u s w e rd e n g e w ö h n lich in d e r F a c h lite ra tu r g e n an n t. Ich d e n k e ab er, d a ß no ch zw ei a n d e re U n te rsc h e id u n g e n v o n N u tz e n w ä re n : e rste n s: in d ire k te r u n d d i­ r e k te r C hristo zen trism u s; in d ire k t w ä re e r d an n , w e n n w ir w i s - s e n, d a ß C h ristu s d e r W ic h tig ste ist, ab e r w ir w e n d e n uns nich t an Ihn, s o n d e rn an e in e n H eilig en o d er an die M u tte r G ottes; d i­ re k t, w en n Er zum d ire k te n Bezug u n se re s G eistes, W illen s u n d H erzens w ird; zw eiten s: effe k tiv e r u n d affek tiv er C h risto z e n tris­ m us; diese D ifferen zieru n g fü h rte d e r F re u n d des hl. M axim ilian

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D IE M A R IE N V E R E H R U N G IN P O L E N 41

aus Rom, P a te r Leon V e u th e y , ein, d e r sch rieb, affek tiv w a r P a te r K olbe M a rio z en trik e r, obw ohl e r th e o re tis c h ( = effektiv) die z en ­ tra le S telle C h risti in d e r c h ristlic h e n Fröm m igkeit s e lb s tv e rs tä n ­ dlich a n e rk a n n te .

H ö re n w ir A u ffo rd e ru n g en zum C h risto zen trism u s im M a rie n ­ k u lt u nd in d e r H e ilig e n v ere h ru n g , d a n n g e h t es d a rin n ich t um d e n o n to lo g isch en, also o b jek tiv e n , au ch n ich t um d e n form alen, s o n d e rn um d en su b je k tiv e n , also um d e n p e rsö n lic h e n u n d e x iste n ­ tiellen , fe rn e r um d e n d ire k te n u n d a ffek tiv en C hristo zen trism u s: H at d e n n C h ristu s k e in R echt, das H erz u n se re s H erzen s zu sein? das w ic h tig ste „ O b je k t” u n s e re r Liebe u n d H erzlich keit? d e r g ru n d ­ leg en d e u n d h a u p tsä c h lic h e Bezug d e r H e rz en d es g läu b ig e n V olkes? d e r d ire k te A d re ssa t se in e s F lehens? Ist d as rich tig , w en n Er in d e n H in te rg ru n d v e rd rä n g t w ird , u n d a n d e re in d e n V o r­ d e rg ru n d tre te n ? G en ü g en d ie E rk lä ru n g en , d a ß ih re E hre auf Ihn üb erg eh t? K ann m an sich m it dem A rg u m en t b e g n ü g en , d a ß es so g ar b e sse r sei, w e il d a d u rc h C h ristu s ein e g rö ß e re E hre em p­ fängt, re in ig t d och d ie M u tte r G ottes d e n rä u d ig e n A pfel u n s e re r V e re h ru n g , leg t ih n au f e in silb e rn e s T a b lett u n d re ic h t ih n e rs t d a n n u nd so dem Sohne? B ed eu tet e in e so lch e E in stellu n g V e rtie ­ fung u n d Reife? Ist d as w irk lic h d e r b este, d e r glü ck lich ste, d er rich tig ste, d e r sic h e rste W eg? J e su s v e rb irg t sich irg en d w o am H orizont, u n d in d en V o rd e rg ru n d tritt M aria, die Ihn h ie r v e rtritt, sie g re ic h e K äm pfe p la n t u n d Siege errin g t...; w ir ste h e n in ih re n S c h ran k e n , sie b ra u c h t uns...

M an k a n n u n d so ll in diesem Sinne vom M ario zen trism u s sp re ­ chen, e r ist T atsach e. Er w u rd e und w ird in P o len v e rb re ite t. V om th eo lo g isc h e n S ta n d p u n k t ist n ich t k la r, w as m an dam it an fan gen kann.

(Es g ib t P re d ig e r, die d afü r so rg en , d a ß M a ria in je d e r P re ­ digt e rw ä h n t w ird, a u ch w e n n d iese E rw ä h n u n g k ü n s tlic h do rt h in ein g e ste c k t w ird , a b e r um C h ristu s k ü m m ern sie sich nich t in d iese r W eise; es gibt B iographen, die em sig b eto n en , d a ß ihr H eld etw a s am T ag d e r M u tte r G ottes, am Sam stag o d er an einem a n d e ­ re n M arien fest, g e ta n h at, ab e r sie u n te rs tre ic h e n nicht, d a ß etw as am F re ita g o d er am S o n ntag o d er an einem C h ristu sfe st g e­ s c h e h e n ist).

U ng ew ö h n lich b e u n ru h ig e n d e A u sm aß e nahm d e r M ario zen ­ trism u s in dem Buch M a tka Boża do k a p ła n ó w sw o ich n a jm ilszy ch

s y n ó w (M utter G o ttes an d ie P rie ste r, Ih re lie b ste n Söhne) an, das

die Id eo lo g ie d e r p rie s te rlic h e n M a rie n b ew e g u n g en th ä lt. D iese B ew egung ist m ir n ä h e r n ich t b e k a n n t. N u r ein m al k am ich zufällig m it einem ih re r A n im a to re n ins G esp räch . A ls ich ihm m eine U n ru h e m itteilte, die m ich q u ält, s a g te d iese r: „Der S a tan u n d die T heolog en im m er g e g e n M aria!". D as Buch, g e sc h rie b e n in der

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K o n v en tio n d e r O ffen b aru n g en , leg t M aria seltsam e W o rte, um nich t zu sa g en w u n d erlich e, u n w ü rd ig e W o rte in d e n M und... Ich sa g te , d as B uch ig n o rie re d as Z w eite V a tik a n isch e Konzil, sein e E kklesiologie, E rn e u e ru n g d e r L iturgie, M ariologie, in seinem K on­ s e rv a tism u s ig n o rie re es p ro g ram m g em äß das Konzil. Sofort b e ­ k am ich ein e ü b e rra s c h e n d k ü h n e u n d s c h w e re A n k la g e g e g e n ü b er d em K onzil zu hören .

R ichten w ir u n se r A u g e n m e rk auf d as Bild G ottes am Schluß des Buches (Nr. 372):

„D unkelheit kom m t ü b e r die K irche u n d w ird n och stä rk e r, w enn d ein e him m lische M u tte r die Seele ih res e rs te n u n te r d en a u s e rw ä h lte n Söhnen, des P ap stes P au l VI. em p fan gen w ird, d er am K reuz sein letztes O pfer vollbrin g t.

Solange er leb en w ird, k a n n ich für sein sch m erzvo lles M a r­ ty riu m d e n A rm d e r g ö ttlic h e n G e rech tig k eit z u rü c k h a lte n . N ach sein em T od zerfällt alles. Die K irche v e rs in k t gleich sam d u rch ih re Fehler...".

W ir se h e n h ier n ich t d e n C h ristu s, w ir h ö re n n ich ts vom H e i­ lig e n G eist, d e r die K irch e b e le b t u n d b esch ü tzt. N u r d e r g e re c h te G o tt m it sein em ü b e r d e r W e lt au sg estre c k te m , stra fe n d e m A rm ist d a, un d die einzige R ettu n g — M aria.

A ls w ir dieses Buch im Sem inar b e sp ra c h e n , sa g te e in e r v o n d e n P rie stern :

— M ir kom m t e in sc h re c k lic h er G edanke, eine F ra g e in d en Sinn: „W er stifte t P olen e in so lch es G esch en k zum Ju b ilä u m des Bildes v o n J a s n a G óra? G eht es h ier n ich t um B lo ßstellu ng u n se re s M a rie n c h a ra k te rs? ".

W as w ä re zum A b schlu ss d en O rd e n in P o le n v orzuschlagen ? 1. Die A d h o rta tio n P auls VI. M arialis c u ltu s v om 2. Febr. 1974 ist se h r e rn st zu nehm en. Das ist ein g ro ß es B latt d e r E rn e u eru n g d e r M a rie n v ere h ru n g . Es ist v ö llig u n v e rstä n d lic h , w a ru m sich P o le n in das S tudium d ieses D okum ents n ich t v e rtiefte . Die Bi­ sch o fskon ferenz gab aus diesem A n la ß ein en H irte n b rie f (vom 8. S ep tem b er 1974) h e ra u s, ü b e rg in g a b e r das, w as in diesem Do­ k u m en t fü r uns gro ß , b e d e u te n d , w ich tig u n d a k tu e ll ist: d er la u te und e n tsc h ied e n e Ruf n a c h d e r ric h tig e n S telle G ottes in d e r M a­ rie n v e re h ru n g , n a c h ein em d e u tlic h e re n C h risto zen trism u s, n ach d e r V e rd e u tlic h u n g des H eilig en G eistes. D er P ap st b e v o rz u g t das ek k le sio ty p isc h e M odell d e r M a rie n v e re h ru n g , w ä h re n d in P olen h a u p tsä c h lic h das c h risto ty p isc h e M odell h ö h e r g e ste llt w ird. Das T hem a ist a b e r zu u m fan g reich u nd zu w ichtig, als d a ß es h ier e in g e h e n d e r e rö r te r t w e rd e n k ö n n te. B eso n d ers die O rd e n vom M a rie n c h a ra k te r so llten sich in d iesen T ex t v e rtiefe n .

2. D ie A n d a c h t des B arm herzig en C h ristu s u n d die Bilder „Je ­ su, ich v e rtra u e Dir!" so llten v e rb re ite t, die V isio n e n S chw ester

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DIE M A R IE N V E R E H R U N G IN P O L E N 43

F a u stin a s a u fg e w e rte t w erd en . D a d u rc h w ird das ric h tig e G o ttes­ bild gew inn en. Die V isio n en S ch w ester F a u stin a s m üssen vo r B loßstellun g g esch ü tzt w erd en . Ich d e n k e an die k a n a d isc h e, n ach P olen k o m m ende Schrift in p o ln isc h e r S p rach e P rzew o d n ik M iło ­

sierdzia (F üh rer d e r B arm herzigkeit; T oro n to , C a n ad ian In stitu te of

D ivine M ercy); sie p ro p a g ie rt die V isio n e n d e r S ch w ester F au stin a im K o n te x t d e r v om S ta n d p u n k t d e r T heo lo gie b e so rg n ise rre g e n ­ d en A b sc h n itte des Buches M a tka Boża do k a p ła n ó w sw o ic h na jm il­

sz y c h sy n ó w .

3. Die O rd en , die die A n d a c h t zur M adonna d e r im m erw äh re n ­ d e n H ilfe u n d d e r H e lfe rin v e rb re ite n , so llten das n ich t auf K osten C h risti tu n . (Ich h ö rte u n lä n g st in Łódź e in e n R e d em p to risten die A n d a c h t zu r M ad o n n a d e r im m erw äh re n d en H ilfe fü hren. Ich w ar voll A n e rk e n n u n g u n d B ew underug, w ie e r das im Sinne v on Ma-

riałis c u lta s tat. L eider kom m t oft das G eg en teil vor).

4. D ie D om in ik an er in L ublin b esitzen ein e g ro ß e R eliq uie des H eilig en K reuzes. W a ru m p ilg e rt nich t ganz P o len d orth in? W arum p ilg e rt d ieses K reuz C h risti n ich t d u rc h die p o ln isc h e n Lande? Eine gro ß e, u n g e n u tz te C h ance, d e r p o ln isc h e n V o lk sre lig io sitä t m ehr C h risto z e n trism u s zu v e rle ih e n . K aum zu g laub en, d a ß C hristi K reuz die p o ln isch en H e rz en w en ig er an zieh en so llte als das Bild d e r M u tte r G ottes.

5. Die F ra n zisk a n erfam ilien so llten d a ra n d en ken , d aß ihre G eistigk eit a u c h affektiv, d ire k t und e x iste n tiell th e o z e n trisc h und ch risto z e n trisc h ist. D er affek tiv e M ario zen trism u s ist w ed er aus dem E van g eliu m n och aus d e n S ch riften des hl. F ran zisk u s h e ra u s ­ zulesen.

6. Das B edürfnis n a c h ein em ric h tig e n „Bild" (Ikone) M ariens. In d e n k ü n stle risc h e n D a rste llu n g e n d e r M u tte r G ottes h at eine u n g ü n stig e E v o lu tio n sta ttg e fu n d en . M aria w u rd e b isw eilen als O ra n te , m eisten s jed o c h als H o d e g e tria, also au f C h ristu s v e r ­ w eisen d, d a rg e ste llt; M aria, T h ro n C hristi; m it einem A rm h ält sie das K indlein, m eisten s m it dem E rdball oder m it dem A pfel, dem Sym bol d e r M acht, m it dem a n d e re n v e rw e ist sie auf d en Sohn. Eine ü b e ra u s c h risto z e n trisc h e A uffassung. In d essen b e g a n n en die R e n aissan ce u nd die R o m an tik M aria ein B lüm lein in die H and zu d rü ck en , n a h m en dem K in d lein d e n E rd b al w eg, d a n n d e r M u tter de n Sohn, b e w u n d e rte n die w eib lich e S ch ön h eit d e r M adonna. A uf diese W e ise vollzo g sich d e r P ro zeß d e r A u to n o m isatio n M ariens in d e r K unst. D iesen W eg g in g en v e rsc h ie d e n e p riv a te E rsch e in u n ­ g e n M ariens, in d e n e n M aria o h n e C h ristu s auftri'tt... Zur Zeit sind in p o ln isc h e n H ä u se rn M arie n fig u re n o h n e ih re n Schatz — das K indlein — v o rh e rrsc h e n d . Z u erst die F ig u re n d e r Im m aculata, jetzt die F ig u re n d e r M u tte r G ottes v o n Fatim a o d er d e r d rei R osen, die

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d ie F ig u re n d e r Im m acu lata v e rd rä n g e n . D ie M u tte r m u ß d as K ind­ lein zurü ck b ek o m m en . Beide w e rd e n d a d u rc h g ew in nen . A uch ih re V e re h ru n g . D ie M a d o n n a v o n J a s n a G ó ra ist H o d eg etria.

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