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Die Zukunft, 8. Februar, Jahrg. XXI, Bd. 82, Nr 19.

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(1)

XXL Jahrg. zerlityden 8.Februar1913. Yr.19.

Herausgehen

Maximilian Hardew

Inhalt:

Sest-

Rssteniuclx........ .... ...«......... .;..171

warens tun Gvgfk.Vonceo Klein-Viepold ............179

windkschgraetzdragvnkr. VonHugo Salus .... ..........186

Uls TegkvnärinUnruhig-. VonOikar wölkt-le ..........·187

Exokloatr. Voncadon ......................192

DieJesuiten. VcnIGrafen Hoonobroech nndvon Karl Jentfch ·..195

Unkurtrkennknisk VonArnotd Honomv .... ·... .....198

Juristen als Bürgermeister .....................2502

Unchdruck verboten.

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Erscheint jedenSonn abend.

Preis svierteljäyrlich5Mark,dieeinzelne Nummer 50Pf.

Op-

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Bilhelmstraßesc.

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20.—.

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Zwei der vornehmsten llotels der Neu-eit.

Künstler-Klause carl stallmann Jäger-nasse 14. Pilsnek Urquell.

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wirdseitschrieban tnjtgrossen- ErkolgesurHaustrinkknr beiNieren es, Sieht-,stein,Eiweiss undanderen Nieren- undBlasenleiden verwandt- seh

den neuesten Porsehun enistsiesuch dem Zucker-kranken zurErsetzunk

seines tssliehen Kslkver untesunerster stelle tuempfehlen-.Füranehendo Mutter undKinder inderEntwickelung istsiefürdenKnochenau auvon

hoher Bedeutung.

- 1911- 13598Badegästeund2,071,167Flaschenversand. - Unnverlange neueste Literatur portokrei von den Fürsti. Wildnis-er Plinetalqueilen, BadWilciungen 4.

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Berlin, den 8.Februar 1913.

- JUV J

Fastentuch

IsolemensMetternichundBictorKotschubeij,OesterreichsKanz- lerundRuszlands iminternationalen Dienst gezüchteter MinisterdesInnern,lebten indemGlauben,denvon ihnenver- tretenen Reichen seieinbequemererNachbaralsdieTürkeigar nichtzuerwünschen.BeidehattenMontesquieu gelesen undstans denaus seinerLehre, daszderschwächsteStaat stetsder ange- nehmsteNachbarist.DemRussenwar dieseUeberzeugungeine Nothbrücke,dieihnindas windstilleLand zarischer Wünsche trug. Katharina hatte nachdemRuhmdesSlavenerlösers gen-ach- tet,dievom Türken ausBesitzundRecht gepeinigtenVölker wi- der denBedrücker,denfrechen Schänder altslavischenBodens gesporntundimNussenreichdieHeilandsmachtsehengelehrt, von derdieEntjochungzuhoffen ist.Seit Kaiser Paul dem Sultan FreundundBundesgenosse gewordenwar undmitflackerndem Hirnimmer wieder über die,,Nothwendigkeit«stolperte,dieZa- rengewalt fürdieErhaltung derTürkei einzusetzen,war diePo- litik dergroßencatjnaufgegebenunddieDienerihrer Erbenmuß-

tendemneuen SystemeineleidlichPassendeFormelfinden.Keine

Theilung derOsmanenbeute, riefKotschubeij (wie späterNessels rode);Rußland brauchtinEuropakeinenLandzuwachs, darfnicht wünschen,daß OesterreicherundFranzosen sichdicke Stücke aus dem Leib desMondsichellandes schneiden,und siehtaufderBal- kanhalbinsellieber einen ohnmächtigen,seinesWinkesinDemuth

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172 DieZukunft.

gewärtigenSultan alseinen Schwarm selbständigerVölker,die der Mutter im NordeneinstdasLeben verleiden,dasGeschäft schmälernkönnten.DieRechnungwärerichtiggewesen,wennnur derNachbardieSchwächeder Türken erkannt hätte.Dieaber fühlten auch Andere, nicht soNahe;«fühlten schon frühdieVriten, dieihreindische Schatzkammernur, zuLandundzuWasser,auf vonOsmanen bewachtenWegenerreichenkonnten. Mußteein Staatsmann, mußte nicht mindestenseininderhabsburgischen Mosaikmonarchie schrankenlos regirender voraussehen, daß so verlockende Schwachheit zwischendenStarken Konflikteerwirken werde? Metternichbereitete inseiner Schwarzen KüchedieLat- werge, dievon seinenNachfolgernseitdem oftalsHeilmittelver- schriebenwurde: errieth, just denNeichemvon denendienächste Gefahr drohte,sichzuverbünden.Daihnderanglo-franko-russische Dreibund,unter Cannings Führung, überlistetundimLondoner Vertrag1827dieFreiheit derGriechen gesichert,daNußlandim FriedenvonAdrianopelnichtnur dasindenBerträgenvonBukag restundAkkermanihmZugesagte,sondern auch kaukasischeGrenz- plätzeunddasNechtaufdieDardanellenstraßeerlangthatte,wollte deramwiener Vallhausplatz Thronende,der allesohne seineMit- wirkung Entstandene dumm,unsinnig,kindisch zuschelten gewöhnt war,demErdkreis beweisen, daßernochlebe,mitfester5andnoch in dieNadspeichendesWeltgeschehenszugreifen vermöge.Am sechstenSeptember 1833wähnter sichamZiel.Setzt,inMünchen- graetz, seinenNamen nebenNesselrodesunter einenaustro-russi- schenVertrag,der dieTürkeischiitzemihreeuropäischenProvinzen vor derHerrschaftdesEgyptersMehemedAli bewahrenundim Fallinneren ZusammenbruchesdieUnantastbarkeit rus sischerund österreichischerNechteverbürgensoll.DochdieFreudewährtnicht lange.Als derEgypterschreckenwieder auf Siidosteuropa wirkt, empfehlen England und Frankreicheine Flottendemonstration und einen Kongreß,derdieTürkeiunter dieGemeinbürgschaft allerGroßmächtestellt. NikolaiPawlowitsch findetdenVorschlag ungehörig.ZwarhaterinMünchengraetzdenFürstenWetter- nichmitdemkomoediantischen Satzbegrüßt:,,Jchbinhier,umvon meinem Chefdieihn nöthigdünkendenBefehlezuempfangen.««

NieaberwirderausfreiemWillensichfremder Weisungbeugen.

Eristgegen MehemedAli, weilnur einso schlauer HelddenOs-

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Fastentuch-. 173 manenstaatretten, NußlandsschwachenNachbaraufrüttelnund indieMachtderJanitscharenzeit kräftigenkönnte. Erhatkeine Lust, jetzt fürdieTürkensachezufechten,möchteaberamVosporus als dereinzigeSchutzherr islamischerVölker verehrtwerden;

undwiederholtdrum dasalteSprüchlein:s»Wirmüssendas hei- ligeFeuer fürdiefeierlicheStunde aussparen,dieMenschenge- waltnichtabwenden noch aufschieben kann,fürdiegroßeStunde, inderzwischenGerechtigkeitundHöllentrachtenderKampfent- brennt.« Das klang;undPrunkteinderBlutfarbe kühnerEnt- schlossenheit. Kollektivnote, Gemeinbürgschaft,Kongreß?Da- hinterlauertdie GefahrunerträglicherAnsehensschmälerung.Der ZwecksolchenUnternehmenskönntenursein,denTürkenzuzeigen, daßderGossudarallerNeussennicht ihr einzigerPatron,nochnicht allmächtiginEuropa sei.Klugheiträth,demVorschlagauszu- biegen.Jn Geschäften, schreibtNesselrode,»mus;man zunächst wissen,mitwem man zuverhandeln hat. Jn unseremFall haben wirmitdem PaschavonEgypten zuthun: alsomagmandie Schiffe derVerbündeten nach Alexandria schicken. Schicktman sieins Marmarameer, dannsprechen siezu derHohen Pforte;undläßt manihre SchüssevondenSerailmauern widerhallen,dann,fürchte ich, hält dieses geschwächteReich sich nicht mehr lange.Undwir dürfen,wenn wirderOrientalischenFrageeineAntwort suchen, niemals vergessen, daß sichsdabei umeineEhrenfrageRußlands handelt:um dieSchließungder Dardanellen. Ohnedrängenden Zwangsollman sichinderPolitik nichtintheoretische Erörterun- geneinlassen.Das Streben nach EintrachtsührtoftinFeindschaft.

Mit Oesterreichkönntenwir,aufderfestenBasisdesmünchen- graetzerVertrages, uns leicht verständigen.EnglandundFrank- reichaber haben ja durchaus nichtdeannsch, dieTürkeizuer- ha;tenunddamitRußlands Ruhezusichern;sieblickeneifersüchtig auf unsere VormachtimOrient und möchtendaeinen Zustand schaffen,derunsere Kraft lähmt.«DieseErwägungensollStruve demFürsten MetternichvorsAugerücken. DemlächeltdieHoff- nung, seines morschen Geistes Licht nocheinmal vordem Blick der Menschheit aufleuchtenzulassen. Jn meinem Alter,seufzter, ,,mußman zuerhalten, nichtzuschaffen suchen;es wärethöricht, eineArbeit zubeginnen,dieman wahrscheinlich nicht mehr selbst enden kann-« EinneuerKongreßinWien: Das gäbeeinSchluß-

lä.

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174 DieZukunft.

feuerwerk,wieersgeträumt hat.Er würdepräsidiren; säszevom erstenbis zumletztenTagdichtanderRampe;könnte,nach langer Rast,derSprudeljugend beweisen,was deralteHexenmeister vermag. DerZarwillnicht?Klemens Pfauchtundnennt denun- gehorsamen Schülereinen eitlenNarren. Als ihn Vrunnow,der sich, aufNikolais Befehl,mitPalmerston verständigthat,inJo- hannisberg besucht, istder Altenoch mürrisch; fügt sichaberin denVerzichtaufdie erträumteGlanzrolle.AusdemPlandes wie- nerSpektakelswirdnichts.EnglandwillvordemJslamderWirth sein.Jm Februar1840 beginntinLondon dieOrientkonferenz.

AmfünfzehntenJuli unterschreibendie Vertreter Englands, Oesterreichs,Preußens, Rußlands denfertigen Vertrag. Die Meerengen bleiben inFriedenszeit allenMächten, also auchder russischen Flotte,geschlossen;demNebellen MehemedAliwird dasPaschalikAkkonund,alsvererbbare Würde,dieHausmeier- machtüberEgypten gegeben;dringternachKleinasienvorund bedroht Konstantinopeh dann werden dievierReichedie zur Er- füllungderSchutzpflicht tauglichenMittel wählen. Frankreich bleibt alleininderKälte.Wird abervonmindestenszweiSeitenum- worben. Palmerston girrt:Ungern habenwiruns vonderpariser Regirung getrennt; hoffen aber,bald wieder inguterGemein- schaftmitihrans Werk gehenzu können. Warum nicht?»Die vierMächtewollen nur derGerechtigkeitdienen undsindvonje- demEigennutz fern.«Sie wollenwederGebietserweiterungennoch besondere Vortheile:sostehtsindemZusatzprotokolvom sieben- zehntenSeptember. DarfFrankreich nochzögern?Nein.JmJuli 1841 stimmtes demzweitenLondoner Vertragzu,derungefähr dasSelbesagtwiedererste. »Europaist einigunddieUnantastbar- keit derTürkeidurcheinPolitisches Axiom gesichert.«AlleNacht- wächtertuten dieWeiseaus«DerunbequemeVasall,derdenArm bisnachKretas Küste gereckthat, erhältnur,wasihmgebührt;und derSultan kannwiederruhigimHarem schlafen.WerzudiesemEr- gebnisz mitgewirkt hat,«magsichimHundstagsglanz sonnen.Jn- grimmigabersahTreitschkes deutsches Auge aufdieErnte,die da geborgenward. Zum erstenMal, schrieber,»wardiePfortealsver-

tragschlieszendeMachtin eineeuropäischeKonferenz eingetreten undhatte also,vornehmlich durch Englands Schuld,inder Völker- gesellschaftdesAbendlandes eineStellungerlangt, welche ihrin

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Jcstentuch 175

keinerWeisegebührte;denn das europäischeVölkerrecht beruht aufderchristlichen JdeederVerbrüderungderAationen,derKo- ran hingegenkennt nur zwei Reiche auf Erden, das Reichdes Jsams unddasReichdesKrieges; mithin darfeinmohamme- danischerStaat dieGrundgedanken völkerrechtlicherGleichheit UndGegenseitigkeit nicht ehrlichanerkennen. Dievielverheiszene Gleichberechtigung derRahjahvölker mußteeinleeresWortblei- ben,weildieHerrschaftderGläubigenüber die-Ungläubigeneben dasWesendieserunwandelbarentheokratischen Verfassungaus- machte.DieAufnahme eines solchenStaates indieRechtsge- meinschaftder christlichenVölkerwar einehäßlicheUnwahrheit;sie wurdejedochvonderaufgeklärtenliberalenWelt,diesichderchrist- lichen Grundlagen unsererKultur nur ungern erinnerte,alsein erfreulicherFortschrittderGesittung gepriesen;praktisch schien sie darum erträglich,weildierorteimGefühlihrer Schwächesichbald von einer,bald vonmehrerenderchristlichenMächteleiten ließ.«

Jetztscheidet,nachsiebenruhmlosenJahrzehnten,derNäuber- staatderOsmanen aus derEuropäergemeinschaftzundseinlon- doner Vertreter (der wieder, wie derVehendere, dervon der Themse einst denVlan zumHattischerifvon Gülhaneheimbrachte, Neschid Paschaheißt)ringtdieHändeundbejammertvor allen Reportern desErdballs dieboshafteTückederChristenwelt-

»Wir sinddenWünschender vierVerbündeten weiter entgegen gekommen,alswirselbst für möglichgehalten hatten.Des lieben Friedens wegenhabenwirjedes Opfergebracht. Schließlich so- garein Viertel vonAdrianopel angeboten. Doch unserFeind ist unersättlich;willnichteinmalzehn ProzentvonseinerForderung ablassen.UndvorunsererQuaL die einenStein erweichen könnte, bleithuropa hart.Nur dieOeffentliche Meinung ist fürunsund gegendieverbrecherische SelbstsuchtdesBalkanbundes.« Hatder Türke, seitihnAbenteurer undGauner beherrschen, auchdieKunst, würdigzusterben,nun schonverlernt? Daß solches Gewinselin EuropaWiderhall weckenkönne,hätte selbstTreitschkenichtge- glaubt,alserschrieb, »einerNotte afrikanischeeruthunde dürfe nicht länger gestattet werden, auf europäischemBoden einchrist- lichesVolkniederzuinetzeln«.Heute sollen EuropäerdasSchicksal der Rotte wie dasMartyrium des Gerechtesten,Mildestenbe- trauern und ihreUeberwinder indieVarbarengruft verwün-

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176 DieZukunft.

schen.Diesind grausam, rachsüchtig,wölsischinihrerWuth..

Täglichlesen wirs; und dieEinfalt,dienichtZeit hat,den Din- gennachzudenken, nährt sichvondiesemQuark. Wie wars denn?

Diegeschlagene, fastzermalmteTürkeihatvondenneutralenGroß- mächtenFriedensvermittlung,dann vondenSiegern einenWaf- fenstillstand erfleht.Derwurde,amdrittenDezembertag, gewährt;

weil die Viernicht unhöflichscheinenwollten undweilihre (nur füreinen achtwöchigenFeldzugvorbereitete)bulgarischeKern- truppe einePause brauchte.KonserenzinLondon. DieForderung der Vier istunzweideutig: Alles Landbiszu der LinieRodosto (Marmara)-Midia(Schwarzes Meer); alleGriecheninseln;Er- satzeines beträchtlichenKriegskostentheils. Statt JaoderNein zusagen,machendieTürken diewindigstenSchulbubenausflüchte.

»Wir müssen erstzuHaus fragen.« »WirkönnendieDepesche nicht entziffern.«Siehoffen heute, zwischen OesterreichundSer- bien, jauchzenmorgen, zwischenNumänienundBulgarien werde es zumKrieg kommen-BietenBröckchenundschieben spät erstein ansehnlichesStück in die Düte ;trotzdem ihnengesagtworden ist- FestePreise;geschachertwirdnicht.Dievon den vierKönigen Abgeordnetenmeiden nicht jeden Fehler. Kleinstädter,dieplötz- lichimhellstenLichtstehen;in einer Staatsaktion vonunabseh- barer TragweiteHauptrollenspielen; gehätschelt,gehetzt,belau- ertwerden.Siehaltensich immerhin gut;undihrstillsterundgei- stig stärksterMann, dergriechifche Ministerpräsident Benizelos, verhütetärgerndenMiszgriff. Daß ihreGeduld einesLämmleins nicht überdauert, istbegreiflich. Jeder Tag kostet jedesder vier Heere Millionen; undwenn der Bauer imMärznichtfriedlich denAcker bestellt, trägt sein FeldkeineErnte.Des SiegersRecht, denKamvfpreiszubestimmen,ist unbestreitbar; derBesiegte,dem erunerschwinglichscheint,kannnurvomWasfenglückHilfehoffem DiefünfGroßmächte,die unter der-Firma»Europa« ihre Geschäfte treiben,haben einstimmig,zweimal,erklärt,daß siedieHaupt- forderung (Landgrenze RodostosMidia) gerecht finden.Umsich nichtvonTagzuTagfoppenzulassenunddenLandsleuten lächer- lichzuwerden,vertagen die Valkanmänner dieKonferenzzbleiben aberinLondon. Endlichwittert Kiamils GreisennasediePflicht zumEntschluß.KeinGeld ; keineHeerführerzzuchtlosmurrende Truppemindenen keinFünkchenfrohen Soldatenwillens zukiih-.

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Fastentuch-. 177 ner Initiative glimmtzüberallfehltsan GeschützundMunition und dieJntendantur hat schmählichversagt. Fünf Großmächte empfehlen,vierbewaffneteBalkanstaaten heischendieHingabe Adrianopels. Kann der aushunderthnden blutende Leib des Türkenreiches sieweigern?Nur aus AsienwinktihmGenesung.

DeralteGroßwesir istzumFriedenbereit;nimmt die kaumvom Nüstigstenzutragende Last solcher Verantwortlichkeit auf seine müdenSchultern. Schnellsind sieentbiirdet. DerTroß,derin Osmans Staat schlimmeralsdiePest,vielschlimmerals Abdul Hamidgehaust hat, zeihtdenGreis schnöden Landesverrathes undbietetsichbrüllend alsBürgenderReichsrettung an. »Ehe wiraufdieeuropäischeGroßmachtstellungverzichtenundeinen SteinderehrwürdigenSultanshauptstadtAdrianopeldemFeind gönnen,werfenwirunsindendichtestenKugelregen.«DieMons tag so wetterten, bitten Donnerstag dieBulgaren,sichmitdem Nordviertel vonAdrianopel zubegnügen.Antwort: Nein. Kün- digungdesWaffenstillstandesDerKrieg beginnt wieder.Schaltet JhrVismarck,weiler mehr verlangte,als Favreanbot? DieVal- kanstaaten habenge"handelt,wiesiezumüssenglaubten.Trogihre Zuversicht, gelangen sie nichtansZiel, so büßen sie nicht rachsüch- tigen Frevel, sonderndenJrrthummännlichen Muthes-

MüssenwirsolchenJrrthum wünschen?MancheLeiter großer Meinungfabriken schwörendrauf; scheinenkein anderes Wunsch- ziel hitzigerzuersehnen.Wer ihnen lauscht, muß gewißsein, daß Alldeutschlandilluminirendürfte,wenndasHeerdesAusschusses (für FreiheitundFortschritt)dieVulgaren schlüge.Dannwürden die vierKönige behandeltwie weiland MehemedAli: jedeMas jestätbekäme einTrosthäppchenundderGroßherrallerGläubigen eineneue Policefür·sein europäischeshaus Kindern mag mans erzählen.Nußlandkönnteeinem TürkensiegüberSlavennicht thatloszuschauen.NichtMenschenliebenochDrangnachGerech- tigkeittreibtdieGroßmächteineiferndeMittlerarbeit; sie-wissen, daß zwischenMoskau und Kischinewdiewaffenfähige Jugend nichtzuhalten wäre,wenn Fortunajetztden Slaven denNückenH zukehrte. Nußland müßte marschiren, OesterreichsUngarn, auch wenn esnicht angegriffen würde, sich irgendwieregen: undvor demLenz nochkäme dergroßeKrieg.Sowars abernichtgemeint..

Das mühsam konstruirte Geschäft sollte ohne Kriegsaufwand und-

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178 DieZukunft,

Schlachtenzufallabgewickeltwerden. Finde Dich, Michel, nach AschermittwochindennüchternenAlltag zurückundwende Dich von denThoren,dieaustrommeln, welchenTriumphDir,Dir allein, diese Quadragesima bringt.DeineEnttäuschungwürde viel ärgerund vieltheurerals KotschubeijsundMetternichs Die starben, ehediequittirte Schlußrechnungvorgelegt wurde,und ließen ihrenErben diePflicht,zu-zahlen, Kriegezuführenund dieHoffnung aufdenBorrangimOrient einzusargen.Solang- sam schleicht heutedas Schicksal nicht mehr. VleibstDu in Kar- nevalsstimmung und übernimmstDichmitSpeiseund Trank, dann hats DichbeimOhrläppchenundläßt nichtwieder los.

Zwiefache KriegsgefahrdrohtedemverrufenenJahr. Die erste züngelteum dieFrage:JstderPlan,demKhalifensein euros päischesLandzunehmenundihnnur amVosporus,als Britens mündel,zuhalten,ohneWiderstand Deutschlands durchführbar?

Siewurde bejaht. Jn frommer Rührungvonunseren Wortfüb-

rern. »DasVerhältnißzuEnglandwar nieintimerzundauchmit

Frankreich ziehenwiram selbenStrang.«EinQuartal brachte Alles inschönsteOrdnung.Englandhat sichindenEntschlußge- wöhnt,den(seit KronstadtundRacconigi verbündeten)Slaven und Lateinern lieberalsdemunbequemenVetter dasRegiment

»aufdemFestland zugönnen.ErsteFolge:derTürkentrumpfent- fälltGermaniens Hand. Zweite:Oesterreicherkennt, daßdieBun- desgenossenschaft ihmdiesüdöstlicheZukunftnichtsichert;daßfünf NachbarnaufseineKostengewinnenkönnen:Rußland,Rumänien, --Serbien,Montenegro,Jtalien; daß mindestensvierdavon diesen Gewinn, frühoderspät,erstrebenmüssen;daßesnocheinmalMet- ternichsLatwerge schlucken,mitdemstärkstenunddrum gefähr- lichstenNachbar sichverständigen muß.Ouk!Wird Deutschland nun wieder schwierig,dannläßt sichohneallzugroßes Risikomit ihmreden. DennJtalienmacht nichtgegenFrankreichmobil und Oesterreich istentweder denAussen befreundetoder gezwungen, inTirolundanderAdria, inBosnien,Siebenbürgen,Galizien,

«anderWachtzu bleiben. ZwischenderSinaihalbinsel undBa- tum hatderwestöstlicheDreibundseine wundesteStelle. Dawäre der Verband zulockern; vielleichtzulösen. Doch Deutschland meldet schrill seineanatolischeForderUngan: unddreiWillens- kräfte wachsenzu einerzusammen.NureineKriegsgefahr dräut setzt noch: MißgeschickderVulgaren. Undaus denfriedlichsten herzen flehtdasGebet: »GiebHerr Jesus,demTürken denSieg!«

N

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Vincent vau Gogh. 179

Vincent van Gogh.

Moretwa Jahresfrist erschien hierein Auszug aus den»Er- iunerungen an Vincent van Gogh«von seinerSchwester Frau duQuesne. Kurz zuvor war dieSkizze »Man GoghsTod«

von Eisler erschienen.

Merkwürdig,wieschnell Sageund LegendeihreRanken um diesenNiann spinnen,dernoch-sunser Zeitgenosse sein könnte, hätte nichteinherbesGeschickihn früh abberufen! Erstwenn derganze VriefwechselzwischenVincent und seinemBruder Theo (imVer- lagvon Paul vCassirer) erschienen sein wird,werden dieseRan- kendas Augenicht mehrbeirren. AmMeisten hat wohl Frau du Quesne zurVerwirrung beigetragen. Aberauch-Eisler giebtuns ein durchaus falschesBild von dem Unermüdlichen, rastlosStre- benden, der dochimRingen unterlag, bevor er noch sein letztes Wort gesprochen hatte. Eisler machteine sentimentale Roman- figurausihm.Kennte erdieHolländerund deren Charakter, selbst der sentimentalsten, er hätte nicht so geschrieben.Erverzerrt das Bild des Menschen,wenn ersagt: »Auchvielen vergeblich-enVer- suchenfandder Vielumhergetriebene endlichkurzeHerberge bei dem Buchhändler X.inDordrecht.«Man glaubt, esmiteinem Land-streicherzuthunzuhaben,derdort aus Mitleid Unterkunft findet,während dochAlles stets zwischen Vincent, seinenEltern und Freunden reiflich überlegtworden war. NatürlichzogVater Pan Gogh seine jüngeren Töchternichtin denFamilienrath Des- halbkonnteVincents Schwester auch nichtimmer wissen,was und

warum esgeschah.Sie war damals noch fastein Kindund auch

späterhin hatte sie nichtdieoffenenAugenund dasrichtigeBer- ständnißfür Vincents Artund Erlebniß. »Daßdervielältere Bru- dersich ihr nichtganz anvertraute, istbegreiflich. War erdeshalb ein schlechterSpielkamerad2 Die Briefe an Theo, dieauchan längstVergangenes erinnern, und Alles,was dieWitwe ihrem Theonacherzählte,zeugen wider solchen Verdacht.

Ueber FamilieundAbstammungsagtFrauduQuesnes man- chesJnteressante; und dasidyllische Familienleben desLandpfar- rers hat sie hübsch geschildert. Aber dasGanze ähnelt doch mehr demgutenSchulaufsatzeinesjungenMädchens (Elisabeth hatdas Lehrerinexamen gemach-t)alseiner Urkunde von wirklichemLeben.

Hier wird einVers aus Horaz eingeflickt,dort einWenigphilo- sophirt und gesch«wärmt,wie sich-s fürein wohlerzogenes junges

«Mädchen schickt.Weniger wäremehrgewesen. Nur AugeundOhr mußten offen sein;dann war nichtviel,,Vildung« nöthig.

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180 DieZukunft.

Niit einem schmalen,aberfürdenBedarfeines Kaufmanns- gehilfen ausreichenden Schulsackkommt Vincent imJahr 1872 «

nachdemHaagund wird beiGoupil scCo.Lehrling. Sein Onkel Vincent van Gogh,zugleich sein Pathe, istTheilhaber desGe- schäftesErgiltalsreich-er Mann, istkinderlos, hatdenJungen.

gern und macht ihn vielleichtzum Nachfolger. Bis indenJuni 1873 bleibt erimHaag Dort erlebt erdieerstenK’u11stei11driicke;

nochinblinder Wirrniß Auch späterwendet seineNeigung sich oft denheterogensten Dingen zuund weißallen ihreReizeabzu- lauschen. Daßerje so unsozialgewesen sei,wieihn Elisabeth schil- dert,wird schon hier durchdieMittheilungen überseineHaus- genossen widerlegt; nachallen Verwandten erkundigter sichund läßtTanten und Basen immer wieder grüßen. JmHaagbeginnt

"dermerkwürdige Briefwechsel. Theohatdenälteren Bruder stets zärtlich geliebtund auch wohl früheralsirgendein Andercr Vin- cents Begabung erkannt.

JmJuni 1873 wird Vincent indas londoner Geschäftver- setzt,damit erEnglisch lerne. Elisabeth weiß so schlecht Bescheid..

daß sieeine Filiale von GoupilnachBerlin verlegt. Auchwar Vincent nieinBrüssel thätigund verdiente,schonals Volontair,, anfangs vierzig,dann fünfzigGulden imTNonaL Was erinLon- don siehtund hört, schilderter getreulich seinem Bruder. Er sprichtvon Bildern, dieergesehen,von Kollegenund Hausgenos- sen,mitdenen erverkehrt,von Büchern,dieergelesen hat; auch von seinem frugalen Leben. Sein Beruf beglückt ihn noch. Er schreibt fürden Bruder Gedichteabund fragteifrig nachVer- wandten und Freunden.

JmMai 1875 kommt ernach Paris. (FrauduQuesne weiß nichtsvon demersten londoner Aufenthalt; sieläßt ihnf gleich nach.

Paris gehen.)JnEngland hatteeinekrankhafte Frommheit ihn ergriffen.Von Varis isterentzückt. Aiit einem Bekannten gehter jedenSonntagindenLouvre und insLuxembourg. Auch diese Eindrücke schilderterseinemBruder. Meisterder verschiedensten Schulenwirken auf ihn. Nierkwürdig ist seineLiebezuArl)Schef- fer;neben denHolländern, Jsraels, Maris und Anderen, dieer beiGoupil sah,wird Aiillet ihmeinLabsal. Dabei denkt erim- mer anseineFamilie und ersinnt für jedenVerwandten einGe-- sch-enk.Als einunsozialer Sonderling stehterhier nichtvor uns.

Dagreift plötzlicheinscheinbarkleines Ereignißinsein Leben ein. Erwill zuWeihnachten nach Hause fahren,bekommt keinen- Urlaub, gehtaber doch aufeinpaarTage. Dies führtzuAus-ein«- andersetzungen mit seinen Vorgesetzten. Zum erstenNial zeigtsichs

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