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Aus der Vergangenheit der Stadt Marienburg i. Westpr. 1806 bis 1816. Napoleon, der Verderber in Preuβen […]

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Aus cler VergangenheitVI(

cler Stadt

Marienburgi. Westpr.

1806 biS 1816.

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Aufzeichnungen von Friedrich Heineh Infpektor undEimer-intendan

Berlin 191().

EDruckdesChristlichen Zeitfd)rifte1111crci115, SW.68, AlteIakobstr.129.

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Aus cler Vergangenheit

cler Staat

Marienburg i, Westpr.

1806 vis 1816.

Napoleon,

der Verderber in Preuszem

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Aufzeichnungenvon Friedrich Heineh Infpektor undSuperintendent.

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Berlin 1910.

DruckdesChristlichen Zeitschriftenverein5, SW.68, AlteIakobftraße129.

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VergangenheitaerStaatmarienburgi.Welipr.

Aufzeichnungenvon FriedrichHeinel (geborenam 15.Oktober 1758 zuBerlin,wo seinVater Kaufmann war. 1774 wurde erin das Waisenhauszu Halle aufgenommenundbezog1779 dieUniversität.1762 nahm ereineHauslehrerstelleinStolzenbergbeiDanzig an, wurde fürdiedortige Predigerstelle gewähltundam ö. Januar 1784zuMarienwerder ordiniert,ernieltaber auch einenRufnach MarienburgalsAdjunttdesPre- digersWalther 1784 unterm 9.März,den erannahm.

Erwurde inMarienburgamSonntageJudika,28.März, eingeführtundhieltam Sonntage Palmarum, 4.April, feine Antrittspredigt. Nachdem Tode des Predigers Walther 1786 rückteerindie drittePredigerstelle,nach detnTode des Predigers Pohl 1791 in die zweite Predigerstelle, und nach dem Abzüge seines Kollegen Wundsch1793 wurde ererster Prediger. 1808erhielter nach demTode desKirchen- und SchulinspektorsBobrick zuNeuteichauchdieKirchen-und Schulinsdektionüber dasgroßeMarienburgerWerberundwurde Superintendent über dasgroßeundkleineWerber. Erstarbnach einem tätigen Leben,non demansteckendenLazarettfiebek,dassich damals inMarienburg entwickelte undnachherfurchtbar wütete, gleich anfangs ergriffen,am 24.Jmuar ist«-.

Durchgesammelte BeiträgeinMarienburgund bei den Predigern in derSuperintendentur wurde ihmein Denk- malaufdemGeorgenkircbhofe gesetzt.—- DasGute, das er für Kircheund Schulegetan,erhält sein Andenken.)

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Dapaleon,clerVerderber inpreußen,

Apocalypseos 9, 11.

Wirleben inZeiten,derentraurigeundblutigeBe- gebenheitenvielleichtderNachweltGlück und Segenbe- reiten werden,obgleichderEhrgeiz desjenigen,dersiever- anlaßte,nur einzigdengroßenNamen unddieUnsterb- lichkeitbeabsichtigte,welcheLeidenschaftalleindurch Blut undTränen zuerkaufen wünscht. Jchüberlasseesder Geschichte,zuerzählen,wie einKorsevon geringerund ungewisser Hertunft es dahinbrachte, sichzumGeneral heraufzuschwingen,weilerdieBeischläserineinesdamals mächtigenMannes zuehelichendieVerschlagenheit besaß, wieer seineStimme zur Ermordung desrechtmäßigen KönigsvonFrankreich gab;wieer,derkeinemenschlichen Gefühle hatte, durchAufopferungvonTausendensich den Ruhm undNamen eines unüberrvindlichen Feldherrner- warb; wie ernachAegyvtenzogunddortdenMoham- medanern alssolchen schmeichelte,derenReligionihmvor- züglicham Herzen läge;wieerzurückkehrendnach Frank- reichdie damals bestehendeDirektorial-Regierungunter- drückte und sichzum erstenKonsulUndAlleinherrscher von Frankreicherklärenließ;wieerdieseWürdesich auf lebenslangzu erschleichenwußte und, unzufrieden mit diesemRang,endlichsich dieKaiserkronevon Frankreich aufsetzte,beiwelcherderPapst,dermitvielen Kostenaus Rom zudieserKrönungeingeladenwar, einesehr traurige unduntergeordnete Rolle spielen mußte.DennReligion undMoral waren ebensowieList,Gift, Meuchelmord, Feuer,SchwertundBestechungnur Mittel inseiner Hand, um seineZireckezuerreichen. Der Tod der großen Männer inEngland: Bitt, FoyundNelson,derTod Picregrüs,dieVerweisungMareaus unddieEntfernung allerderer,dieseinenAbsichtenhinderlich waren,«von den Orten,wo sie nützlichseinkonnten,sind hierzudieBeläge VielleichtglücktesderGeschichte,dieeinzelnenZugeseiner Schandtaten näher zu entdecken, diejetztbei derbeschränkten Preßfreiheitund bei demdrohenden SchwertedesTyrannen

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keineraufzuzeichnenwagen dars,daselbstein unterfremder Regierung lebender Buchbändler Palm bloß deshalbauf Befehldes Verderbers durcheine sranzösische Kriegs- kommissiongerichtetund erschossenwurde, weilerein Buch,das nur Wahrheitenthielt: Deutschlandinseiner tiefstenErniedrigung, verkaufthatte. EingleichesUrteil wurde übereinenandernBuchhäudler gefällt,deneraber nichtinseineGewalt bekam,weilerin Brünn wohnte.

Er umgab sichmit einerMenge ihmähnlich denkender Menschen,dievielleicht weniger EhrgeizalsWollust und Habsuchtbelebte. Ein injeder List erfahrener, verschlagener Mensch, Tayllerand, war seinKabinetts-Minister und wußteränkevoller nochalseinst Richelieu dasVerderben derStaaten Europas zubereiten. SeineBrüder sowohl, dieer zuKönigenmachte, alsauchMurat, Bernadotte, Lefevreundalle seine Marschälle,die,selbstRäuber, Räuberhorden gebotenund von ihm zuFürstenerhoben wurden,hattensich meistdurchJnfatnien zu ihren Würden emporgeschwungen,under erfandeinMittel, dieseTaten zubelohnen,denn er stiftete für Menschenvon solchen GesinnungeneinenOrden,dieEhrenlegion genannt.

Kaum hatte erdenersehnteuTitel,,Kaiser« erlangt, alserdenWunsch faßte,die Weltzuerobern undTaten auszuführen begann,durchdieeralleMenschenschlächter der alten und neuen Welt zuübertreffenbemühtwar.

Italien, demerdieFreiheit vorgespiegeltund das er gegenseine rechtmäßigeObrigkeitempört hatte, dieSchweiz, dieerinsVerderben gestürzt hatte, Venedig-daserver- kauft, Toskana, dasergeraubt,undNeapel,daserver- wüstetund dessentreue Untertanen er ermordet hatte, machteerzuProvinzen seines Reiches,undseineBrüder und AnhängerunterdenNamen derKönigeundFürsten setzteeralsSatrapen derselben ein.

Auf gleiche Weisewurde Hollandvon ihmabhängig, undnun wendete eralleList undVerschlagenheitan,sich auchDeutschlandszubemächtigen.Ränke undBestechungen

untreuer Staatsdiener wendete eran, um von Preußen

diewichtige FestungWeselin Kleve zuerhalten. Um den Norden von DeutschlandinFrieden zu erhalten, nötigte Napoleou denKönigvon Preußen,dermitden

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größten Aufopferungen nach diesem Frieden strebte, Han- nover zubeietzen,um sich dadurchmitEnglandzuver- uneinigen. Während dieser Verhandlungen brach der Verderber inOesterreich ein,verheerte das Land undtrotzte diesemStaate diedeutscheKaisertrone,TirolundVenedig nebstandernLändernab. NunkamdieReiheanPreußen, dasdurcheineMenge von DemütigungenundNeckereien zumKriegege:wungen wurde,dessen Ursachenganz wahr undrichtigindemMandate bekannt gemachtwerden,in demunserguterKönig FriedrichWilhelm llL vor Gott undderNachweltschuldlos undinseinerwahrenmorali- schen Größeerscheint,diegeradedasGegenteilvonder hohenStufe derJnfamie ist,dieNapoleons Größezu sein scheintunddasZiel seinesStrebens ist.

Jndemichdiesschreibe, fühle ich, daß vielleicht Partei- sucht michzurLeidenschaftundUngerechtigkeit hinreißt;

aberderGott,dermich kennt,weiß,wiewarm meinHerz stets fürmeinVaterland schlugundaus wievielWunden esblutet,daicheineMengemeinerMitbürger erschlagen undeinennochgrößernTeil derselbeninsUnglückgestürzt wissen muß,dadie bei allenihren Mängelndochschöne Verfassung desselben zerstörtunddasGlück des Staates untergraben ist. Doch willich unparteiisch seinundun- parteiisch erzählen, welcheLeidenauchdieGemeineerfuhr, derichseit23Jahren vorstehe.

Der l4.Oktober des1806ten Jahres war derfurcht- bareTag,an dem diepreußischeMonarchiedurchdas verlorene Treffen beiAuerstädt in SachsendiejenigeEr- schütterungerfuhr, derenFolgennochhinterdem Schleier derZukunft verborgen liegen.Eine Wunde am Auge, die derHerzogwährend derSchlachterhieltunddieihn, denalten, erfahrenenFerdinandvonBraunschweig, nötigte, dasSchlachtfeldzuverlassen,war höchstwahrscheinlichdie Ursachederverlorenen Schlacht, diedurch die Verräterei des HerzogsEugenvon Württemberg,derdieReserve kommandierte, durchdieBestechlichkeitdesFürstenvon Hohenlohe, dermiteinerArmeevon 60000 Mann kapi- tulierte,durchdieFeigheitdesvonJngersleben, derdie FestungKüstrinübergabunddurch dieMengederuntaug- lichen Gouverneurs,Generale und Kommandeurs inihren

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Folgen so gefährlichwurde, daßNapoleon nichtallein allepreußischenLänder bisandieWeichselundschlesische Grenzeinvier Wocheneroberte,sondernauch dasjenseits derWeichsel gelegene SüdpreußenzumAufstande bewog.

Die dort währendder preußischenRegierung beglückten Untertanen wurden ihrenWeibern undKindern entrissen und Knaben von vierzehn JahrenzumfranzösischenKriegs- dienstemeistensmitStockschlägengezwungen. DerRest des preußischenHeereshatte sichdiesseitsderWeichiel gelagert,und russische Heerewaren auch unter demBe- fehlederGenerale Kaminskoy, Benningsen, Beytissenund EssenimAnmarsche.

Generallentnant LestochatteThornbesetzt, mußteaber auf BefehldesGenerals Benningsen diesen festen Posten verlassen,und so gingendieFranzosenüber dieWeichsel, besetzten Thom, und nun war beinahe jeder Tagvom Anfangdes 1807. Jahres mit Blut bezeichnet.Jede Schlacht kostetedenFranzosen ungeheuervielMenschen, auchrafftedieweißeRuhr vielevonihnen dahin;dennoch mußtenandere ihre Stelle ersetzenund selbst,mit Schaudern wirdesdie Nachwelterfahren, deutscheVölker denBeschützer deutscher Freiheit besiegen.Jn Schlesien wurden Bayern und Württemberger,inPreußen Hessen zu Opfern desnapoleonischen Ehrgeizesgemachtund womöglichzur Brutalität französischerSöldner herab- gewürdigt.Keinedieser Truppen erhielt Sold, der Bürgerund Landmann, durchderen Besitzungen diese henschreckenartigeMenschenmassezog, mußtenfür jedes ihrer Bedürfnissesorgen,undrauben undplündernwar bei einem Heere, das in feinem Oberhaupte das vollendetste JdealdieserHandlungsweise sah, unvermeidlich.

So kamen auchdiese gefürchtetenMenschenzuunseren friedlichen Wohnungenunderpreßten unsern Mitbürgern Ströme von Tränen. Es war inderMitte des Januars, alspreußischeKommissarien hierher lamen, um dasMagazin auszuleerenundobgleich,alssie sich zurück- zogen, dasEisdenUebergangüber dieNogat unmöglich machte, fozerstörtedennoch derunverständigeHauptmann einige Kähne,diedasPrivateigentum von arbeitsamen Einwohnern und dieQuelle ihresErwerbes waren.

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Schonhattenwirim November undDezemberTrümmer unseresgeschlagenen Heeres hier durchgehen sehen,Ge- nerale, Minister und Privatpersonen und selbstdie Königliche Familie flohnachKönigsbergund vermehrte dieTrauer überdas Unglückdes Vaterlandes. Wir hofften ausdieHülfederRassen, aberNapoleon redete beinahedieSprache jenes assyrischen Gesandten,derzum jiidischen König Hiskiassprach: «Verlässestdudich auf diesen zerstoßenen Rohrstab, auf Aegypten, der, so sich jemand aufihnlehnet, wird erihm in die Hand gehen und sie durchbohren. 2.Könige-8, 2s«. Immer rühmtensie sichihrerSiegeundimmer wichensiezurück.

Am16.Januar rücktenunter Anführungdespreußischen Majors von WostrowskyeinBataillon des von Dierckes schen Regiments nebst einigerReiterei hierein,um das von Rouquettsche KorpsbeiPr.-Holland zuverstärken;

am 17.marschiertensievon hierab. Am19.hattees inChristburg einGefechtmit einemTeile derDrouet- schen Division und lam mit einem beträchtlichen Verlusteden20.zurück, verließam 21.Marienburg, und am folgenden Tageerhielt derhiesige Magistrateinfran- zösischesSchreiben vom General Drouet, worin erihn ersuchte,Deputierte nachChristburgzu senden Ten 22.reistenderPolizeidirektor From, derKommissionsrat Forsterundder Kaufmann Sobierayals Stadtältester nachChristburg,wo sievom General wohlaufgenommen wurden undam23.zurückkehrten.Kurz nachihrer Ruck- reisetrafen etwa 350 Mann unter BefehldesOberst- leutnants Bauer hierein,die uns, diewirdenAnblick derschönenpreußischenTruppen gewöhntwaren, als Lumpengesindelvorkamen. Undhier hattenwir daserste- malGelegenheit, Franzosennäher kennen zu lernen. Der geringsteunterihnenwar lecker,mitGewalt erzwangen siesichvomBürgerWeinundköstlicheMahlzeiten,raubten und erpreßten Geld, wo und so gutessichtun ließ- Docham 25.brachen sie plötzlichauf,weildieRassen sie überfallen hatten,undBernadotte, derFürstvon Ponte Corvo ist, Kronprinz vonSchweden undMatschulldes Heereswar, sichmitsechstausendMann inClbing auf- hieltund Kontribution erpreßte,entkam nur entweder

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durchdieNachlässigkeitoderdieBestechungeinesrufsischen Generals. Jn Marienwerder wurdeder GeneralFoultrier von denpreußischenHusaren gefangengenommen. Den- noch hatte dieser Besuch unsererStadt viertausend Reichs- taler gekostetohnedas, was jedemeinzelnendieVer- pflegungderSoldaten kosteteundihmgeraubtwar, das auch aufeintausendfiinfhundertReichstaler zurechnen ist.

Nunglaubtenwirvon denFranzosen befreitzusein,die Russenwollten sie nochdieseitsderWeichsel aufreiben, aber bald änderten sichdieUmstände.Es kamzwischen der auiierten und französischenArmee zublutigenGe- fechtenbei Evlau, Liebstadtu.a.keinTag verging ohne mörderisches Blutvergießen,und dieFolgedavon war, daßsich dieRussenaufKönigsbergzurückzogen, ungeachtetsieunsmiterfreulichen Siegesnachrichten hinter- gangen hatten,hiervon bekamenwirden 10.Februarbe- stimmte Nachricht.

Unterdessen hatten die kleinen Abteilungen, die General HambergerausDanzig sandte,mit denpolnischen Aufrührern vielglücklicheGesechtebeiNeuenbrrg,Mewe und Dirschau gehabt,und General Rouquette von der LestocschenArmee hatte von Marienwerder aus diejen- seitigenUferderWeichselgereinigt. BeiGraudenzwar eineAnzahl HefsemDarmstädtischerTruppen gefangen,als plötzlichfranzösischeTrupven unter AnführungdesMar- schallsLefevre vorriickten und ganz unvermutet den 13.Februar um 4Uhr nachMarienburg kamen. An siebentausendMann wurden hier einquartiert,und manches BürgerhauserhieltdreißigMann. Man redetegleichan- sfänglichvon Plünderung;Laden undTürenwurden ge- schlossen,undnur das schützteuns vor Beraubung", daß dem Marschall viertausend Reichstaler und dreischöne Pferdebewilligtwurden. Bedenktman dieTeuerung,die hier herrschte,indem derScheffelGetieide drei, auchvier Reichstaler und dasRindfleischdasPfund einenhalben Gulden kostete,daß durch dienahrungslosen Zeitender Bürgerheruntergebrachtwar, daßdieFranzosen,unzu- friedenmitBier,BranntweinundRoggenbrot Wein, Kassee,Semmel und leckere Speisenerpreßten, daß sie nebenherdenBürgernmitderDrohung, siezuerstechen

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oder zuerschießen,ihrbaresGeld raubten,Kleidungs- stückeundandere Sachenstahlen; ungeachtetderTränen, diesie vergoß,einerWitwe inHovpenbruch ihre einzige Kuh schlachteten,mit brennenden Lichtern indieStälle und aufdieHeuböden gingen,dannwird man sichdie Notunserer Tagedeutlich vorstellen. Vielebekamentiefe Wunden von Säbel- und Knüttelhieben,nochmehrere wurden erschlagen,mancheaufderVorstadtreinausge- pliindert Der geringste Verlust, den ein jeder, der sovielbesaß, erlitt, war zwanzigbisdreißigReichstaler.

Leuten,dieVermögen besaßen,kosteteihreEinquartierung anzweihundert Reichstaler,unddochblieben sienur von FreitagabendbisMontag früh,vom 13.bis lö. (Am Sonntag, dem15., mußtesogarderGottesdienst aus- fallen.) Allesbliebinseinen Häusern,undam Sonntag wurde weder inderlutherischennoch in derkatholischen Kirche Andacht gehalten. DerVerlust,denunsereStadt durchdieRäuberhordeerlitt,beliefsichaufdreißigtausend Reichstaler unddarüber,undwenn ich alledie Gewalt- tätigkeiten,durch welche sie dem Gastwirt Haberstein fünf- hundert Fl.bar Geld undmancheandere Sachen, dem KaufmannSkubovius zweihundert Fl.undseine Hemden, demFleischerStoermer seinbarGeldabpreßten, sowie alleähnlichenFälleerzählen wollte, sowürde meineEr- zählungkein Endeerreichen.

Esistgenugzusagen, daß selbstderguteDirektor Fromvonihnen übelbehandeltwurde. Jch würdeaber Unrecht tun, wenn ichder ganzen französischenNation die Vergebungen einigerbeimessen wollte;dieses edle und liebenswürdigeVolk wurde bereits durchdie schauder- haftenAuftritte derRevolution von seinendamaligen Machthabern sehr herabgewürdigt;abernochmehr suchte Napoleon an seiner Verschlimmerungzuarbeiten. Er selbstohneReligionund Moral, entrißdiemännliche JugendfrühderAufsichtderEltern. Mitdemsechzehnten Jahrewurden schonvieleSoldaten undgewohnten sich ohneallenweiterenUnterricht an dieUnsittlichkeit,wer ihnendie Beispieleihrer ObernundKameraden soviel Anleitunggaben. Gott (sa(-redien) war ihnen nur Fluch, sielernten dieses wohltätigeWesen verkennen,und

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dasieüberdemkeinen Sold bekommen undwegenihrer Bedürfnisse aufdenBürger undLandmann angewiesen werden, so ist Raub fürsiebeinahe unentbehrlich.

Dennoch würdenjeneAusschweifungen,die hier Ströme von Tränen erpreßten, weniger häufig gewesen sein,wenn mehrKlagenbeidenGeneralen geführtworden wären;

denn wo diesesgeschah,wurde demUnbot Einhalt ge- boten, obgleichauchdafür bezahltwerden mußte.So erhielten dieMüller Stoermer undTornier dieihnen geraubtenPferdewieder und Prediger Hobrecht,Kauf- mann Harderu.a. erhieltensauves gaides. Auchgab es unter denOffizierenundGemeinenviele,diediese Räuberei verabscheutund dagegenzuschützenbemüht waren undZügeeinesedlen Herzenszeigten. Sowollte einSoldat, der keineStrümpfe undnasse Schuhe hatte undalteLumpen zurUmwicklungderFüße erbat, nicht einihm angebotenes Hemd dazuundauchnicht Strümpfe annehmen, weil, wenn ermorgen erschofsen würde,der Wirt Schaden und keinMensch Nutzendavon haben könnte. So stelltensich einige Einquartierte beidem BäckerJaegel an denBrotkorb,schütztenihnvorDieb- stahlund gabendas gelösteGeld richtig ab,und so würde ichnoch mehr edleZüge dieser Menschen,welche Napoleonzubrutalisieren bemüht war, zumBeweisean- führen können, daßGott denMenschengutgemachthat und daßbeimanchen alle angewendetenKünste dieses Gute nichtunterdrücken können. Bewahre dergütige Gott unsereStadt vor fernerem Schadenundgebeuns Mut,unserElendzuertragen. (Geschriebenden17.Fe- bruar 1807·)

Den24.FebruarkamenzweitausendMann von ihnen zurückhierher;dadieFolgendiesesEinmarsches füruns so wichtige Folgen hatte, sowill ichdieerzählen.Als dieFranzosen den 16.Februar unsereStadt verlassen hatten, vereinigten sie sich hinter Osterodemitdergroßen französischenArmee,undeserfolgtedasblutige Treffen beiPr.-Eylau, inwelchemnach demeigenenGeständnis derFranzosen ihreArmeean vierzigtausendMann verlor undaufgeriebenworden wäre,wenn esin dem Plan oder Charakter desGenerals-Benningsen gelegen hätte, siezu

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verfolgen. Navoleon erhieltdadurchZeit,dieReste seiner Armee zusammeln, sich Elbingszubemächtigenundda- durchdieErhaltung seiner Truppen zusichernundsich diesseits derPassargezu lagern. VondemKorpsdes Marschalls Lesevrekehrten zweitausendMann zuuns zurückundkamenden24.Februar,sehr gebeugtüber ihr Schicksal,in Marienburg an. Ihrem Vorgehen nach solltensie über dieNogatundWeichsel gehen,umDanzig zubelagern. DaaberdasEisnicht starkgenug war, so wurde es an einigenOrten aufgeeiset,und indem die Truvpen einzeln überdasEis gingen,wurden Pferde und Kanonen auf Prähmen hinübergeschafst,und die Franzosen betraten den l.Märzdasgroße Werder,wo sienach ihrergewöhnlichenMethode durchRan und unendliche Requisitionenund Kontributionen die Ein- sassenzuruinieren anfingen.Den 2.Märzkamhierder Jngenieur ObristlaCosteanundmeldetedemMagistrat, wie erden Auftrag habe,einenBrückenkopf anzulegen und deshalb mehrere Häuserauf der Starostei, das Elisabeth-Hospital u.a.Wohnungen niederreißen, einige Gärten,als den am Starosteitore belegenenschönen Garten desKaufmanns Skubovius unddenam Marien- toramReckturm gelegenenGarten desSuperintendenten Heinelniederhauen müsse.DahierdurcheineMengevon Einwohnern ihrerHäuserundGüterberaubt wurde, so machtederMagistrat hiergegen Vorstellungen und bat,

wenn dochbefestigtwerden sollte,dievon Sandhof bis Willenbergnochvom Anfang desvorigenJahrhunderts vorhandenen Schanzen als Defensionslinie anzunehmen.

Daaber allesBitten undVorstellen vergeblichwar und bereits am Z. März der Befehl zum Niederreißen mehrerer Häuser gegebenwar, so faßte Magiüratusden Entschluß,eineDeputation in das Kaiserliche Haupt- quartierinachOsterode zusenden. Andemselben Tage ware ichnachNeuteichgefahren,um diedortigeJn- spektions-Registratur des verstorbenen Konsistorialrats Bobrickzu übernehmen,und wurde häufig auf diesem Wege Zeugevon den Gewalttätigkeiten,dieman gegen dieEinsassendesGroßenWerders, sowiediesesschon früherimkleinengeschehenwar, ausübte. Einzelneund

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in HaufengehendeRäuber setzten dieEinsassenin Schrecken,raubten ihnenGeld, PferdeundKleider. Jch hatteaufdieserReise häufig Gelegenheit, auchmitfran- zösischenOffizierenund Soldaten zureden,dieäußerst unzufrieden mitNapoleon waren, sichwegenderlangen Entfernung von ihren Familien, mit welchensie nicht einmal Briese wechselnkonnten, sehr unglücklichfühlten und denZustand ihresVaterlandes unter desVerderbers Tyrannen-Zepter alsäußerst traurig darstellten. Alsich nach meiner Rückreiseim Kreisemeiner Familie saß, wurde icheiligstzueinerKonserenzdesHerrnKorn-Rat Forsterabgeruer. Jcheiltedahin,undman machte mir von seitendeshiesigen Magistrats denAntrag, mitdem Herrn Regierungsrat Hüllmann und Konduiteur From, Sohn des hiesigen Polizeidirektors,derauchfranzösisch sprach, eine Gesandrschaftan denKaiser, der sichim Hauptquartier zuOsterode befand,zuformierenundum eineAbwendungdesUebels zubitten,dasunsererStadt drohte. So beschwerlichund gefahroollauchdiese Reise sein mochte, so nahmich denAntragausLiebegegendie Stadt und meineGemeinde dennochan, undmeinBei- spielbewogauch Herrn Regierungsrat Hüllmann, ihn gleichfalls anzunehmen. Wir empfingenoom Magistrat- folgende Instruktion: Da währenddemLaufe diesesver- heerenden KriegesdieStadt Marienburg von Unglücks- fällenaller Art bestürmt, durchstarke Einquartierungen und harte Kontributionen gedrücktundzuletztauch da- durchbedrohtwird,daßdie Stadt befestigtwerden soll, wodurch allen VorstädtendasSchicksal bevorsteht, abge- brochenzuwerden,sohat derMagistrat beschlossen,eine Deputation anSeine Kaiserliche Majestätzusenden,um denenselbendiebedrängte Lage derStadt vorzustellen, um dengänzlichenRuin Marienburgs zuverhüten.

JmGefolgedessenhatderMagistratzuDeputierten der Stadt Marienburg ernannt: 1.denKönigl. Preuß.

Regierungsrat HerrnErnstHüllmann,Direktor desKönigl.

Groß- Werder- Vogteis Gerichts; 2.denKönigl. Preuß.

Superintendenten Friedrich Heinel, erster Predigerbei der evangelischenGemeinehierselbftundAssessorderArmen- kollegii;Z.HerrnFriedrich From, Königl. Preuß.Bau-

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kondukteur,dieauchdieses Geschäft wiüigübernommen haben. JmVertrauen aufdieKlugheit, Redlichkeitund denpatriotischen Eiferder Herren Deputierten hatder Magiftrat sie bevoumäritiget, nachfolgender Instruktion zuhandeln: Zuvörderftwerden dieHerren resp. Depu- tierten sichnochElbingzubegebenunddaselbstteilsvon angesehenen Personen, teils und hauptsächlichaberbei des Prinzen von Ponte Corvo Königl. Hoheitzuer- forschenbelieben,obman sichvondieser Deputation einen glücklichenErfolg versprechenkönne« JmFallnun dazu Hoffnungvorhanden wäre, werden sie sichindasKaiser- licheHauptquartiernachOsterodedesschleunigstenzube- gebenunddaselbstum Audienz anzuhalten haben. Wenn dieselbenbei desKaisers MajestätzurAudienz gelangen, sohaben sieim Namen unsererStadt folgendesehr- erbietigst vorzutragen:l.daßdie Stadt sichbeidengegen- wärtigen kriegerischenUnruhen jederzeit freundlich und höchst bereitwilliggegendieKaiserL Königl. französischen Truppen betragen undalles, was inihren Kräftenge- standen,zurVerpflegung undgutenAufnahme derselben beigetragenhabe,worüber sowohldasgünstiglautende Attestdes Herrn Oberftleutnant Bauer, als auch der Schutzbriefdes HerrnReichsmarschalls Lesevre Exzellenz nötigen-undgelegentlichenfallszureproduzierenist;2.die Stadt habebei denKriegstrubelnteilsvorher zurMobil- machungderpreußischenArmee,teilsnachherzudenre- quirierten Bedürfnissen und zur AufnahmederKaiseri- Königl. französischenTrupven gegenfünfzigtausendReichs- taler beigetragen.Dadurchsei diese Stadt, die ehemals derSitz derHochmeistervon Preußen gewesen,inden folgenden Jahrhunderten abersehr lteruntergekommenund sichgegenwärtignur vondemkleineninländischenHandel, Biervrauen undTreiben derHandwerke ernähre,ingroße Schuldengeraten, die jetzt schonmit Einschlußder alten, die wegen derunerhörtenKontributionen während der schwedisch-polnischenKriege gemachtwerden mußten, sich auf dreihunderttausendReichstaler belaufen,unddiese Schuldenträgteine Stadt vonachthundertFeuerstellen und sünftausend Einwohnern;Z.die Stadt seiehemals nachalterArtbefestigt gewesen«jedochwären dieFestungs«

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