STAHL UND EISEN
Z E I T S C H R I F T F Ü R D A S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N
H e r a u s g e g e b e n v o m V e r e in d eu tsch er E ise n h ü tte n le u te G e le it e t v o n D r .-In g . D r . m on t. E. h . O . P e t e r s e n
unter Mitarbeit von D r. J. W. Reichert und Dr. W . Steinberg für den wirtschaftlichen Teil
H E F T 4 4 4. N O V E M B E R 1 9 3 7 57. J A H R G A N G
V ergleich en d e T em peraturm essungen an R oh eisen -, G u ß eisen - und S tahlschm elzen.
Von K u r t G u th m a n n in Düsseldorf.
[M itteilung N r. 250 der W ärm estelle des V ereins deutscher E isenhüttenleute*).]
(Betriebserfahrungen u n d praktische Folgerungen a u s M eßergebnissen m it H elligkeitspyrom etern u n d dem Farbpyrom eter a n flü ssig em R oheisen, Gießerei- u n d G ußeisen sowie unlegierten u n d legierten Stahlschm elzen a u s S iem en s-M a rtin -, Lichtbogen- u n d kernlosen In d u k tio n sö fe n . T em peraturm essungen a m S iem en s-M a rtin -O fen [Gewölbe, F la m m e ohne u n d m it K a rb u rieru n g , Löffelprobe, B a d , A b stich , G ießen], Zusam m enhänge zw ischen wahrer Tem peratur, T em p era tu r
berichtigung u n d Strahlungsverm ögen bei Schm elzen verschiedener Z usam m ensetzung. M öglichkeit von Schlußfolgerungen aus der H öhe der gemessenen T em p era tu r, der S trahlungszahl u n d dem Unterschied zwischen wahrer u n d schwarzer
H elligkeitspyrom eter-T em peratur.) I.
D er Verlauf aller Schmelz-, Gieß- und Glühverfahren im H üttenw esen und die Güte der Enderzeugnisse sind von den Tem peraturverhältnissen stark abhängig.
Solange m an aber die T em peratur nicht genau messen kann, ist es auch nicht möglich, die A rt dieser Abhängig
keit festzustellen. Trotz weitgehender Entw icklung der Tem peraturmeßgeräte ist es oft schwer, selbst nur v e r g le ic h s w e is e r i c h t i g e Tem peraturw erte bei der Messung zu erzielen, und m an erkennt, m it wie großen Verfahrens
fehlern manche Messungen noch belastet sind. Eine Besse
rung ist n u r dadurch zu erreichen, daß man der kritischen Deutung der Geräteangaben erhöhte Beachtung schenkt und, wenn irgend angängig, vor allem in Zweifelsfällen das Ver
fahren wechselt. H eute steh t der H üttenindustrie eine große Anzahl technisch einwandfreier Pyrom eter zur Verfügung, deren H auptanwendungsgebiete bei der Erzeugung und W eiterverarbeitung von Eisen und S tahl liegen. Die ge
bräuchlichen Verfahren der optischen Temperaturmessung benutzen die H e l l i g k e i t (spezifische Intensität) der W ärme
strahlung zur Tem peraturbestimmung.
So wird z. B. die „ H e l l i g k e i t s p y r o m e t r i e “ bei den Geräten von W anner, H olborn-K urlbaum , bei Glühfaden
pyrometern, beim „O ptix“-Pyrom eter und anderen m ehr angewandt, m it denen aber nur die „schw arze“ Tem peratur des Strahlers erm ittelt werden kann. Die T em peratur
bestimmung wird dadurch zur Messung eines H e l l i g k e i t s v e r h ä l t n i s s e s .
Daneben k ann aber auch die F a r b e , in der ein W ärm e
strahler dem Auge erscheint, dazu dienen, seine Tem peratur zu erm itteln: „ F a r b p y r o m e t r i e “ . Von diesen beiden Ver
fahren ist das zuletzt genannte das ältere, denn die subjektive Tem peraturschätzung ist nichts anderes als eine rohe F a rb pyrom etrie. Die genaue Tem peraturmessung h a t dagegen
*) A u szugsw eise er sta tte t auf der 17. Jahresversam m lung der W ärm estelle D üsseldorf am 29. Januar 1937 in D üsseldorf, au f der 142. Sitzun g des A usschusses für W ärm ew irtschaft am 10. M ai 1937 in D resden u nd auf der 45. V ollsitzung des S ta h l
w erksausschusses am 29. J u n i 1937 in Düsseldorf. — Sonderab
drucke sind v o m V erlag S tah leisen m. b. H ., D üsseldorf, P o st
schließ fach 664, zu beziehen.
1245
bisher fast ausschließlich helligkeitspyrometrische Verfahren entwickelt. Leider ist diese A rt der Temperaturmessung aber m it einer großen Unsicherheit behaftet, da bei nicht
schwarzen Strahlern die beobachtete Tem peratur stets u n t e r der wahren Tem peratur liegt.
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A b b ildu n g 1. W ahre und „schw arze“ Tem peratur, Strahlungs verm ögen.
Die allgemeinen Zusammenhänge zwischen wahrer Tem peratur, Tem peraturberichtigung, „schwarzer“ Tempe
ra tu r und Strahlungsverm ögen zeigt Abb. 1. F ü r „schwarze“
(z. B. m it Glühfadenpyrometer gemessene) Tem peraturen von 1400° und von 1200° ist bei Strahlungszahlen von 0,1 bis 1 die Höhe der Tem peraturberichtigung und die hieraus errechnete wahre Tem peratur eingetragen. Die höchsten Berichtigungen sind bei reinem blanken Eisen m it einer Strahlungszahl von etwa e = 0,2, die niedrigsten bei legiertem oder oxydiertem S tahl und bei Guß- oder Roh
eisenschmelzen festzustellen. Bei einem Strahlungsver
mögen e = 1 ist S trahlung des schwarzen Körpers vorhan-
1246 S tahl und Eisen. K .G u th m a n n : Temperaturmessungen an Roheisen-, Gußeisen- und Stahlschmelzen. 57. Jah rg . N r. 44.
den, die Tem peraturberichtigung demnach gleich Null, d. h.
die schwarze Tem peratur fällt m it der wahren Tem peratur zusammen. Bei einer Strahlungszahl von 0,4 z. B. beträgt die Berichtigung zu der schwarzen Tem peratur von 1400°
etwa 180°, die w ahre Tem peratur demnach 1580°.
In den folgenden Schaubildem ist stets die w a h re T e m p e r a tu r eingetragen; die ebenfalls noch angegebene
„Tem peraturberichtigung“ soll nur zeigen, wie groß der Unterschied zwischen w ahrer und Helligkeitspyrometer
tem peratur tatsächlich ist; für die Temperaturmessung selbst ist die Berichtigung je tzt überflüssig geworden. Hier könnte der Einwand gem acht werden: W arum sind noch T e m p e r a t u r b e r i c h t i g u n g e n u n d S t r a h l u n g s z a h l e n erforderlich, wenn doch heute m it dem F arbpyrom eter un
m ittelbar die w a h r e T e m p e r a t u r erm ittelt werden kann, ein gar nicht hoch genug einzuschätzender Vorteil. Dieser Einwand ist richtig, aber es lassen sich je tzt manche E r
scheinungen an Stahl- und Eisenschmelzen rückschauend erklären, die bisher eindeutig nicht erfaßt werden konnten, d. h. die genannten Zusammenhänge zwischen Tem peratur und Strahlungsvermögen, die auch gewisse metallurgische Aufschlüsse geben.
Schon in früheren Untersuchungen h a tte man durch Vergleichsmessungen zwischen Thermoelementen und opti
schen Pyrometern gerade diese Fragen zu klären gesucht, scheiterte jedoch stets an der Schwierigkeit der Tauch- thermoelementmessungen, wobei e in e Feststellung stets wieder gemacht werden m ußte: Daß das Strahlungsver
mögen flüssigen Stahles stark veränderlich ist, und das er
schwerte bei dem Fehlen an Meßwerten den Einblick in diese Zusammenhänge ganz außerordentlich. Man erkannte, daß die Höhe der Tem peratur, und neben ändern Einflüssen anscheinend auch Oxydations- und Desoxydationserschei
nungen der flüssigen Eisen- und Stahloberfläche von ent
scheidendem Einfluß sind.
E in bezeichnendes Licht auf die frühere Einstellung des Betriebsmannes zu Stahltemperaturmessungen w irft eine Bemerkung von C. D ic h m a n n 1), der noch 1920 sagte:
„Die Prüfung des Metalls auf seinen W ärmegrad geschieht auf rein empirische Weise, da entsprechende A pparate nicht zur Verfügung stehen, a u c h w o h l k a u m z w e c k m ä ß ig w ä r e n .“
Richtige Meßwerte an Metallschmelzen konnte bisher nur die Anwendung von Tauchthermoelementen geben.
Abgesehen von der Kostspieligkeit und U m ständlichkeit derartiger Messungen versagen aber fast alle Thermoele
mente wegen der geringen Widerstandsfähigkeit der Schutz
rohre, und es sind daher auch im Schrifttum nur spärliche Angaben zu finden, so daß wir bisher nur wenig über die tatsächliche Temperaturhöhe unserer Eisen- und S tahl
schmelzen wußten.
Ch. B. T h w in g 2) stellte schon 1908 in einer Gießerei m it einem Goldspiegelgerät Messungen an flüssigem Eisen an, dessen Tem peratur m it einem Thermoelement in der Gieß
pfanne gemessen wurde. Es ergab sich für Gußeisen im Bereich von 1300 bis 1400° ein W ert für das Strahlungs
vermögen von 0,29, d. h. eine schwarze Tem peratur von 1170 bis 1250°, entsprechend einer Berichtigung von 130 bis 150°.
In den V e r e i n ig te n S t a a t e n v o n N o r d a m e r ik a wurde im Jah re 1918 ein besonderer „Pyrom eterausschuß“
gegründet, der ein geeignetes Tem peraturmeßverfahren für den Stahlbetrieb, insbesondere zur E rm ittlung der Schmelz- und Gießtemperaturen von Siemens-Martin-Stahl, ent-
x) Der basische Herdofenprozeß, 2. A u fl. (Berlin: Ju liu s Springer 1920) S. 203.
2) P h y s. R ev. 1 [26] (1908) S. 190.
wickeln sollte. Die ersten p l a n m ä ß i g e n Vergleichsmes
sungen m it optischen Pyrom etern im Siemens-Martin-Ofen m achte G. K. B u r g e s s im Ja h re 19163). E r benutzte dabei die damals vom Bureau of Standards gefundenen Schwärze
grade von 0,4 für flüssigen S tahl und berichtigte danach die optisch gemessenen Tem peraturen. E in B ericht3)4) brachte zwar wesentliche K larheit, aber m an m ußte im m er wieder feststellen, daß die auf den einzelnen W erken optisch ge
messenen W erte infolge des stets schwankenden Strahlungs
vermögens der Schmelzen nicht m iteinander vergleichbar waren.
Neuerdings werden in A m erika Versuche m it Wolf
ram -G raphit- und Siliziumkarbid-Graphit-Thermoelemen- t e n 6) bis 8) durchgeführt, wobei das Elem ent während der letzten Stunde vor dem A bstich zwei- bis vierm al in den Ofen getaucht wird. Bei basischen Lichtbogenofenschmelzen soll die H altbarkeit etwa 30 Ablesungen, beim sauren Herd
verfahren 18 bis 20 Schmelzen und nach den neuesten An
gaben10) bei legierten und unlegierten Stählen m it 0,2 % C im sauren Siemens-Martin-Ofen sogar 150 Eintauchungen betragen. Jedoch unterliegt die therm oelektrische K raft des Silizium karbid-Graphit-Elem entes von G. R. F i t t e r e r 3) 6)7) anscheinend starken Abweichungen je nach Elementlänge und -Zusammensetzung sowie in A bhängigkeit von wieder
holter E rhitzung und Abkühlung. Die Abweichungen sollen m itunter bei 1400° bis 100 mV betragen. Die Tem peratur
messung im Stahlw erk ist durch die Verwendung des Thermoelementes von F itte re r zur laufenden Ueberwachung der S tahltem peraturen zwar einen wesentlichen Schritt vorwärtsgekommen, aber, wie F itte re r selbst zugibt, müssen noch Erfahrungen gesammelt werden, zumal da die Anwen
dung des Thermoelementes zur Messung von Stahltem pe
raturen im Siemens-Martin-Ofen wohl eine der schwierigsten Messungen überhaupt ist. So können z. B. infolge erhöhter W ärm eableitung, wie bei Verwendung eines Platinelementes im Quarzschutzrohr festgestellt wurde, sich höhere Tempe
raturen ergeben, w ährend bei dicken Schutzrohren um 30° bis 100° zu niedrige Tem peraturen gemessen wurden7).
Daneben treten auch Störungen durch chemische Reak
tionen zwischen Schutzrohr und Bad a u f7). F erner ändern sich bei der Messung die Tem peraturen des Elementes und dam it sein W iderstand sehr stark, so daß beträchtliche Meß
fehler entstehen können. Hohe Genauigkeit kann bei therm oelektrischen Messungen nur m it Schaltungen erreicht werden, die keinen Strom verbrauchen.
Auf der Ende April 1937 in London abgehaltenen F rüh
jahrsversam m lung des „Iron and Steel In stitu te “ wurde vom „U nterausschuß für die Messung flüssiger Stahlwerks
tem peraturen“ auf Grund von Messungen im Siemens- Martin-Ofen und in der Pfanne über den gegenwärtigen Stand der Tem peraturmessung von flüssigem S tahl in E n g la n d berich tet10). Als Meßgeräte dienten Thermoelemente
3) G. K . B u r g e s s und P . D . F o o t e : Techn. Papers Bur.Stand. (1916) N r. 91, S. 9; B ull. Bur. Stan d . Sei. P ap. 12 (1915/16) S. 83/89.
4) G. K . B u r g e s s und R . G. W a l t e n b e r g : B u ll. Bur.
Stan d . 11 (1915) S. 5 9 1/605. — W . E . F o r s y t h e : A m er. In st. Min.
M etallurg. Engrs., Sym pos. on Pyrom etrie (1920) S. 2 9 1 /3 2 3 . 5) Amer. In st. Min. M etallurg. Engr. (Febr. 1933) Ber. N r. 42.
6) Amer. In st. Min. M etallurg. Engr. (1936) Techn. P uhl.
N r. 717; M etals Technol. 3 (1936) J u n i. S ta h l u. E isen 53 (1933) S. 1285; 55 (1935) S. 339.
7) Trans. Am er. In st. Min. M etallurg. E ngr Iron Steel D iv ., 120 (1936) S. 189/216.
8) E . W . E l c o c k : Iron Steel In d . 9 (1936) S. 4 3 1 /3 5 , 50 2 /0 6
») W . E . F o r s y t h e : Trans. Am er. In st. M in. M etalhire E ngr., Iron Steel D iv ., 120 (1936) S. 171.
10) Iron Steel In st. 7th R ep ort on th e H etero g en eity of S te e l In gots. Sect. V II: P yrom etry, S. 21 5 /3 8 . — Proc. J . I ron Stpp.
In st. 135 (1937) Nr. 1. — Vgl. Stah l u. E isen 57 (1937) S. 1010/11
4. N ovem ber 1937. K . Outhmann: Temperaturmessungen an Roheisen-, Gußeisen- und Stahlschmelzen. S tahl un d Eisen. 1247
aus Platin/Platin-R hodiuxn und das schon erwähnte Silizium- karbid-G raphit-Elem ent nach F itterer, m it denen S c h n e ll- ta u c h m e s s u n g e n durchgeführt wurden, ferner ein op
tisches Pyrom eter, bei dem m it einem Prism a der Boden eines unten geschlossenen, in die Stahlschmelze getauchten keramischen Rohres anvisiert wurde10).
In D e u t s c h l a n d sind u nter anderen besonders die Ver
suche von M. W e n z l und F . M o r a w e 11), B. O s a n n ju n . und E. S c h r ö d e r 12) sowie von G. L e i b e r 13) bekannt, die Wolfram-Molybdän-Thermoelemente m it einem inneren Sillimanit- und einem äußeren Silitschutzrohr zur Tempe
raturmessung von Stahlschmelzen verwendeten. Die in diesen Untersuchungen erm ittelten und bei optischen Mes
sungen auf G rund eines angenommenen Strahlungsver
mögens berichtigten Schmelz-, Abstich- und Gießtempe
raturen stimmen sehr gu t m it den vorliegenden F a rb pyrometermessungen überein.
Infolge der großen Schwierigkeiten bei der Taucli- Thermoelementmessung h a t m an sich bei den meisten deutschen und ausländischen H üttenw erken bisher dam it begnügt, n u r die schwarze, also m it Helligkeitspyrometern ermittelte Tem peratur zu messen, und n u r wenige berich
tigten die gemessenen Tem peraturen auf Grund eines an
genommenen Strahlungsvermögens, ohne allerdings die Rich
tigkeit des „S trahlungsfaktors“ nachprüfen zu können.
Zwar ist der S trahlungsfaktor von verschiedenen Forschem versuchsmäßig erm ittelt worden; insbesondere wurde in umfangreichen Forschungsarbeiten im Kaiser-Wilhelm- In stitut für Eisenforschung14) das Strahlungsvermögen ver
schiedener Stahlschmelzen untersucht. Aber dam it w ar diese Frage noch keineswegs gelöst, da sich anscheinend für jeden Betrieb, für jedes Stahlw erk, für jede Schmelze andere Strahlungszahlen ergaben, die natürlich im Betrieb nicht erst vor jeder Temperaturmessung festgestellt werden konnten. Man begnügte sich deshalb m it der Annahme eines Mittelwertes von etwa 0,4 bis 0,5 als Strahlungszahl für Stahlschmelzen und 0,6 bis 0,9 für flüssige Schlacken.
Wegen der U nsicherheit der Berichtigungswerte bem ühte sich der Stahlw erker auch nicht besonders um die w ahre Temperatur seiner Schmelzen. Leider sind aber die m it Helligkeitspyrometem bisher gemessenen Tem peraturen auch untereinander nicht vergleichbar, selbst wenn S tahl
schmelzen ähnlicher Zusammensetzung gemessen und gleiche Meßgeräte benutzt wurden. D er E inführung der F a r b - p y r o m e t r i e 15) sind auf diesem Gebiet in den E isenhütten
werken für den Betrieb wertvolle E rkenntnisse zu ver
danken. Eine Beschreibung des Farbpyrom eters erübrigt sich hier, da schon in mehreren Veröffentlichungen15)16) ein
gehend auf das G erät eingegangen und auf Grund der ersten Untersuchungen der W ärmestelle Düsseldorf über seine Brauchbarkeit berichtet wurde.
Von der W ärmestelle Düsseldorf wurden seit Anfang 1936 bis Ju n i 1937 auf rd. 45 H üttenw erken im Rhein- und Ruhrbezirk, in Mittel- und N orddeutschland, im Siegerland und im Saargebiet an über 100 Stahlschmelzen (Thomas-,
u ) S ta h l u. E isen 47 (1927) S. 867/71.
12) B . O s a n n j u n . und E . S c h r ö d e r : A rch .E isen h ü tten w es.
7 (1933/34) S. 8 9 /9 4 (Stahlw .-A ussch. 257). — E . S c h r ö d e r : Stahl u. E isen 53 (1933) S. 8 73/84 (Stahlw .-A ussch. 258).
1S) S ta h l u . E isen 57 (1937) S. 237/49 (Stahlw .-A ussch. 322).
Arch. E isen h ü tten w es. 11 (19 3 7 /3 8 ) S. 63 /6 6 (Stah lw .-A u ssch . 328).
14) M itt. K a is.-W ilh .-In st. Eisenforsch., D ü sseid ., Abh. 43, 48, 57, 64, 65, 101, 109, 140, 163, besonders 168, 200; v gl. auch R. H a s e : Z. V D I 79 (1935) S. 1351/55.
15) G. N a e s e r : M itt. K ais.-W ilh .-In st. E isenforsch., D ü sseid ., 18 (1936) S. 2 1 /2 5 ; Arch. E isen h ütten w es. 9 (1935/36) S. 4 83/85 (W ärm estelle 227).
16) K . G u t h m a n n : S ta h l u. E isen 56 (1936) S. 4 8 1 /8 9 (W ärm estelle 228).
Bessemer-, Siemens-Martin- und Lichtbogenofen-, kernloser Induktionsofen- und Tiegelstahl), daneben bei etwa 30 Hoch
ofenabstichen Messungen zur E rm ittlung der w ahren Eisen- und Stahltem peraturen durchgeführt. Diese führten gleich
zeitig zu einer Klärung der Zusammenhänge zwischen w ahrer Tem peratur, Tem peraturberichtigung und Strahlungsver
mögen. D a die Farbpyrometermessungen sehr schnell durchführbar sind, konnten umfangreiche Zahlenunterlagen von weit über 5000 Vergleichsmessungen gesammelt werden.
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IV a tire T em peratur 7n °C
A bbildung 2. W ahre H ochofen-A bstichtem peraturen und Tem peraturberichtigung (M ittelw erte).
In Abb. 2 sind die A bstichtem peraturen verschiedener Roheisensorten — Thomaseisen, Stahleisen, H äm atit- und Gießereieisen — eingetragen; zusammengefaßt sind die Ab
stichtem peraturen von Thomasroheisen und Stahleisen m it etwa 0,3 bis 0,9 % Si und die A bstichtem peraturen von H äm atit und Gießereiroheisen m it 1,4 bis 3,0 % Si. Als Senkrechte ist die Höhe der Tem peraturberichtigung = U n
terschied zwischen wahrer und schwarzer (Helligkeitspyro
meter-) Tem peratur gewählt. Der überragende Einfluß der Höhe der A bstichtem peratur auf die Tem peraturberichti
gung ist deutlich zu erkennen. W ährend bei einer wahren A bstichtem peratur von etwa 1400° die Tem peraturberichti
gung etwa 100° b eträg t (d. h. also, daß die m it einem H elligkeitspyrometer gemessene Tem peratur nur bei etwa 1300° liegt), steigt bei einer A bstichtem peratur von etwa 1600° die Berichtigung auf 250°. U eberlagert wird dabei der Temperatureinfluß anscheinend vom Siliziumgehalt des Roheisens; denn die obere Schaulinie (m it einer höheren Berichtigung) g ilt für Thomasroheisen und Stahleisen, also ein Roheisen m it niedrigerem Siliziumgehalt, die untere dagegen für H äm atit und Gießereiroheisen m it höheren Siliziumgehalten. Es ist anzunehmen, daß durch Oxy
dationserscheinungen auf der Oberfläche des flüssigen Roheisens, die wieder durch den Siliziumgehalt beeinflußt werden, das Strahlungsvermögen verändert wird. Hierauf w ird noch später eingegangen werden.
Verlängert man die m ittlere Tem peraturberichtigungs
linie, die etwa einem Roheisen m it 1,5 % Si entsprechen würde, so trifft diese die W aagerechte bei etwa 1260°. H ier würden also wahre und schwarze Tem peratur zusamm en
fallen und der Strahlungsfaktor der Schmelze = 1 werden.
Das würde bedeuten, daß das Strahlungsverm ögen bei An
näherung an die eutektische Tem peratur, die bei einer Schmelze m it 1,5 % Si und 0,5 % Mn bei 1195° liegt, zu
nähme, wahrscheinlich im Zusammenhang m it der Bildung
1248 Stahl und Eisen. K . Outhmann: Temperaturmessungen an Roheisen-, Oußeisen- und Stahlschmelzen. 57. Ja h rg . N r. 44.
von Metall-Sauerstoff-Verbindungen auf der Oberfläche des Roheisens. Dieser „Grenzwert“ hängt aber, wie eben
falls aus dem Schaubild hervorgeht, von den metallurgischen Bedingungen der Schmelze ab und liegt dementsprechend nicht bei ein und derselben Tem peratur, worauf schon frühere, vor allem amerikanische Untersuchungen hinge
wiesen h ab en 17). Auch hierauf wird noch bei den Stahl
werksmessungen eingegangen werden.
Wie bei den Hochofenabstich- ist auch bei den Roheisen
mischer-Temperaturen der Temperatureinfluß entscheidend für die Höhe der Tem peraturberichtigung ( A l l. 3). Die unteren, im Temperaturgebiet von etwa 1300° liegenden schräggestreiften Felder gelten für Thomasroheisen, die darüberliegenden waagerecht und senkrecht gestreiften für das aus gießtechnischen Gründen m it einer höheren Tempe
ratu r am Hochofen abgestochene Gießereieisen. Die Thomas
bestätigen durchaus diese „Verbesserung“ des Mischer
eisens. Schließlich t r i t t ja auch in jedem Mischer, ja bei jeder Beförderung flüssigen Roheisens eine gewisse Reinigung durch Entschwefelung infolge der Abscheidung von mangan- sulfidreicher Schlacke ein.
R elative Vergleichsmessungen m it Helligkeitspyro- m etem , z. B. bei der E rm ittlung des Tem peraturverlustes von Roheisen auf dem Wege über den Mischer, können wegen dieser metallurgisch bedingten Aenderung des S trah
lungsvermögens ein ganz falsches Bild über die tatsächliche Höhe des Tem peraturverlustes ergeben.
In A l l . 3 ist übrigens noch eine Gußeisen-Schaulinie nach neueren Untersuchungen von W. H . S p e n c e r 7) eingetragen, die m it den eigenen Messungen gu t übereinstim m t.
A l l . 4 zeigt diese Reinigung des Roheisens noch deut
licher: Neben den wahren, beim Vergießen des Roheisens
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W ahre Tem pera fü r fn °6
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A bbildung 3. W ahre M ischertemperaturen und Temperaturberichtigung.
7 2 0 0 7 3 0 0 7600 7600 7600 W ahre T e m p e ra fu r /n °C
A bbildung 4.
W ahre Gießerei- u n d G ußeisentem peraturen.
7360 7600 7660 7600 W ahre Tem peratur /a °C
A bbildung 5.
W ahre Thom asroheisen- (A b stich -) Tem peraturen.
mischereisen-Messungen erfolgten an beheizten Roll- und Birnenmischern. Eine T e m p e r a tu r e r h ö h u n g des R oh
eisens durch die Beheizung im Mischer konnte übrigens in keinem F all festgestellt werden. Die Beheizung konnte nur gerade die A b k ü h lu n g s v e r lu s te des Roheisens im Mischer decken. Das Gießereiroheisen, an dem die Messungen durchgeführt wurden, gelangte in einen Flachherdmischer, der ähnlich einem Siemens-Martin-Ofen gebaut ist und dementsprechend auch eine Aufheizung von etwa 100° (auf 1450 bis 1550°) ermöglicht. Außerdem sind die Schaulinien der entsprechenden Hochofenabstich-Temperaturen einge
tragen (gestrichelte Kurve). H ier wurde die bemerkens
werte Feststellung gemacht, daß die Tem peraturberichtigung des Mischereisens beträchtlich höher ist als die beim Ab
stich des Hochofens erm ittelte Berichtigung; das gilt für das aus dem Roll- oder Bimenm ischer stammende Thomas
roheisen, besonders aber für das im Flachherdm ischer auf
geheizte Gießereieisen. Das bedeutet also, daß das durch den Mischer gegangene Eisen blanker strah lt als beim Hoch
ofenabstich. Auf Grund dieser Veränderung im Strahlungs
vermögen der Eisenoberfläche muß m an annehmen, daß die Oberflächenoxydation anders als beim Abstich ist, oder daß das Mischereisen durch chemische Ausscheidungsvor
gänge reiner geworden ist, zum mindesten an seiner Ober
fläche. Die Erfahrungen des Betriebes, in dem diese U nter
suchungen an dem Flachherdmischer durchgeführt wurden,
17) H . T. W e n s e l un d E. W. R o e s e r : E oundry T rade J . 39 (1928) S. 245/47. — Stabl u. Eisen 48 (1928) S. 1488/89.erm ittelten Tem peraturen sind auch die Mischer- und Ab
stichtem peraturen von Gießereieisen desselben Hochofen
werkes eingetragen. Die Tem peraturberichtigung nim m t in der Reihenfolge Abstich-, Mischer-, G ießtem peratur zu, das Strahlungsvermögen dagegen ab, d. h. die Roheisenober
fläche w ird blanker infolge der zwischen Abstich und Gießen erfolgten metallurgischen Veränderungen im Eisen durch das F ahren vom Hochofen zum Mischer, im Mischer selbst und schließlich noch bei der Beförderung vom Mischer zur Gießerei und dort schließlich durch das Ausgießen aus der Pfanne in die Schleuderform oder in die Scherenpfanne.
W. H. Spencer7) h a t auch Messungen an blankem und m it einer dünnen O xydhaut bedecktem Gußeisen mit 1,5 % Si und 0.45 % Mn durchgeführt. Die in A l l . 4 ein
gezeichneten beiden Schaulinien zeigen, daß die W erte größenordnungsmäßig in gleicher Höhe liegen und daß ein beträchtlicher Unterschied im Strahlungsverm ögen beim Vorhandensein eines Oberflächenoxydfilms besteht.
Messungen an m ehreren Hochofenabstichen auf dem
selben W erk zeigten beträchtliche U nterschiede in der Höhe der Tem peraturberichtigung, die auf den M angangehalt des Roheisens zurückgeführt werden müssen ( A l l . 5), ob
wohl der Unterschied im M angangehalt bei einem M ittel
w ert von 0,6 bei der oberen Schaulinie und 0,85 % Mn bei
der unteren Schaulinie nicht hoch ist. Demnach w ird m it
steigendem Mangangehalt der U nterschied zwischen w ahrer
und schwarzer Tem peratur niedriger, das Strahlungsver-
mögen der Schmelze also größer. [Schluß
fo lg t.]4. N ovem ber 1937. W. Asbeck: Verzundern von Draht und sein E in flu ß auf die Weiterverarbeitung. Stahl un d Eisen. 1249
Das Verzundern von Draht und sein Einfluß auf die Weiterverarbeitung.
Von W e r n e r A s b e c k in Duisburg.
[B ericht N r. 142 des W alzw erksausschusses des Vereins deutscher E isen h ü tten leu te. — Schluß vo n S eite 1225.]
Großversuche in einer D rahtzieherei.
D ie Ergebnisse, die der m it 9-m-Kühlung gewalzte D raht bei diesen im L aboratorium durchgeführten Versuchen beim Verzundern und Beizverhalten gezeitigt h atte, ließen erwarten, daß die bei dem wie üblich gewalzten D ra h t der kontinuierlichen Straße in der Drahtzieherei beobachteten Beiz- und Ziehschwierigkeiten, die praktisch die Verwendung des D rahtes der kontinuierlichen Straße für höhere Güte
forderungen ausschlossen, durch Einschalten vorgenannter Kühlung behoben werden könnten. Um einen durch
schlagenden Beweis der B rauchbarkeit des m it dem neuen Kühlverfahren gewalzten D rahtes zu erbringen, wurde eine größere Menge dieses D rahtes gewalzt und in einer D ra h t
zieherei einer genauen Prüfung unterzogen, die sich vor
nehmlich auf den Beizvorgang und auf die Ziehbarkeit des Drahtes erstreckte.
Die zum D urchführen des Großversuches auf der kon
tinuierlichen und halbkontinuierlichen Straße gewalzten Stähle sind u nter Angabe der Zusammensetzung, der A rt der Kühlung, der gewalzten Versuchsmengen und der in der Drahtzieherei unternommenen verschiedenartigen P rü fungen in Zahlentafel 3 zusammengefaßt worden. Neben der Thomasgüte D wurden die Siemens-Martin-Güten E und F verarbeitet. Von den Werkstoffen D und E wurden je 200 t m it 9-m-Kühlstrecke auf der kontinuierlichen Straße zum Bestimmen des Säureverbrauchs und zum Vergleich auf der halbkontinuierlichen Straße von dem Werkstoff D weitere 200 t sowie vom Werkstoff E 10 t D raht von 5 mm Dmr.
gewalzt.
Leider m ußte davon Abstand genommen werden, den Säureverbrauch für das Beizen der gleichen Werkstoffe, die m it üblicher und 4-m-Kühlung gewalzt worden waren, zu
Z a h le n ta fe l 3. Z u s a m m e n s e t z u n g d e r W e r k s t o f f e , W a l z - u n d K ü h l u n g s a r t u s w . d e r D r ä h t e .Werk- stoff- bezeich-
nung
Güte
Z usammensetzung
Straße Art der Kühlung
In der Drahtzieherei
untersuchte Menge in t
In der Drahtzieherei untersucht auf:
0
% Si
% Mn
% P
% s
%
D T h o m a ss ta h l 0 ,0 4
bis 0,06
0 ,4 0 bis 0 ,5 0
0 ,0 5 0 bis 0,0 8 0
0,03 bis 0 ,0 4
•
k o n tin u ie r lic h
9 m w ie ü b lich
4 m
200 10 10
S ä u rev erb ra u ch , B e iz v e r lu st, Z ieh b ark eit B e iz v e r lu st B e iz v e r lu st halb-
k o n tin u ie r lic h ohne 200 Säu reverb rau ch , B e iz v e r lu st, Z ieh b a rk eit
E S ie m en s - M artin- S ta h l
0 ,0 6 bis 0 ,0 8
0 ,3 5 bis 0,45
0 ,03 0,0 4
k o n tin u ie r lic h
9 m w ie ü b lich
4 m
200 10 10
Säu reverb rau ch , B e iz v e r lu st, Ziehbarkeit B e iz v e r lu st halb-
k o n tin u ierlich ohne 10 B e iz v e r lu st Z ieh b ark eit F Siem en s-
M a rtin -S ta h l 0,65 0,18 0,8 0 0 ,0 3 0 ,0 3 5 k o n tin u ie r lic h 9 m 3 Z iehbarkeit
Zum Beurteilen des Beizverhaltens wurde neben dem
zum Beizen benötigten Säureverbrauch auch der Beizverlust des m it 9-m-Kühlung gewalzten W erkstoffs im Vergleich mit den entsprechenden W erten des m it üblicher und 4-m- Kühlung gewalzten D rahtes festgestellt, wobei auch die Einbeziehung des D rahtes der halbkontinuierlichen Straße in den Versuch ratsam erschien. Die Ziehbarkeit des m it 9-m-Kühlung gewalzten D rahtes m ußte deshalb beobachtet werden, weil m an durch sie allein die F rage beantw orten konnte, ob das neue K ühlverfahren zu einer Gütesteigerung des D rahtes führte. Diese m ußte sich dadurch auswirken, daß es gelang, den D rah t einwandfrei, d. h. ohne die bereits erwähnten Ziehstörungen, zu dünnen N ummern zu ziehen.
Hierbei konnte es natürlich m it Rücksicht auf den Ver
wendungszweck des gezogenen D rahtes nicht gleichgültig sein, welche Festigkeiten bei den einzelnen Ziehstufen er
reicht wurden. Aus diesem Grunde waren die Prüfung der Festigkeiten, der einzelnen Ziehstufen und ih r Vergleich m it den Festigkeiten des in gleicher Weise gezogenen Drahtes der halbkontinuierlichen Straße, wobei gleicher Werkstoff und gleiche Abnahmen beim Ziehen Voraus
setzung waren, unerläßlich. F ü r diesen Vergleich der Festig
keiten m ußte der D ra h t der halbkontinuierlichen Straße herangezogen werden, weil m an den in üblicher Weise ge
w alzten D ra h t der kontinuierlichen Straße nicht zu dünnen Num m ern ziehen konnte.
bestimmen, da in der Drahtzieherei für einen derartig ge
walzten W erkstoff in der für die E rm ittlung des Säurever
brauchs erforderlichen Menge keine Verwendungsmöglich
keit bestand; es wurde deshalb lediglich der Beizverlust fest
gestellt.
V e r s u c h s b e d in g u n g e n .
Die zum Bestimmen des Beizverlustes und des Säure
verbrauchs erforderlichen Maßnahmen wurden nach rein praktischen und betrieblichen Erwägungen getroffen, wobei die Durchführung der Versuche in die H and des Praktikers gelegt wurde. H ierdurch w ar die Gewähr gegeben, daß der zu prüfende W alzdraht beim Beizen und Verarbeiten den gleichen Bedingungen unterlag wie die üblichen W alzdraht- güten.
Zum Bestimmen des B e i z v e r l u s t e s wurde einfach der beim Beizen entstehende Gewichtsverlust erm ittelt. Zu diesem Zweck wurden die D rahtringe vor E insatz in die Beize einzeln gewogen, m it einer Blechmarke gezeichnet und m it einem Korbe, der ein Fassungsvermögen von 25 D rahtbun
den von je 160 kg h a tte , in die Beize, die, wie allgemein üblich, einen Zusatz von Sparbeize erhielt, eingesetzt. Nach einer Standzeit von 3 h wurde der Korb aus dem Beiz
bottich entfernt, die Ringe wurden durch A bspritzen m it
W asser von anhaftender Säure befreit, in einem Trockenofen
getrocknet und gewogen. D er Gewichtsverlust umgerechnet
auf das ursprüngliche Ringgewicht ergab den Beizverlust.
1250 S tahl und Eisen. W . Asbeck: Verzundern von Draht und sein E in flu ß a uf die Weiterverarbeitung. 57. Ja h rg . N r. 44- Z a h len ta fe l 4. B e i z v e r l u s t u n d S ä u r e v e r b r a u c h .
Werk- stoff- bezeich-
nung
Stahlgüte Straße A rt der
Kühlung Beizverlust je Korb in %
Mittlerer Beizver
lust in
%
Gesamtein- satz im Ver-
suchsbeiz- bottich in t
Gesamt
säure
verbrauch in kg
Säure
verbrauch in k g /t Einsatz
D T h o m a ssta h l k o n tin u ierlich
9 m . . w ie ü b lich 4 m . .
i0 ,5 1 ; 0 ,5 1 ; 0 ,6 7 ; 0 ,6 9 ; 0 ,6 9 ; 0,6 3 ;
\ 0 ,7 1 ; 0 ,6 5 ; 0 ,8 3 ; 0 ,7 2 ; 0 ,8 0 ; 0,77 1 ,3 2 ; 1 ,3 1 ; 1 ,3 9 ; 1 ,4 4 ; 1 ,4 2 ; 1,19 1 ,6 8 ; 1 ,8 6 ; 1 ,7 5 ; 1 ,90
0 ,6 8 1 ,35 1,795
1 9 7 ,3 4 4 315 2 1 ,8
~ 27
D T h o m a ssta h l h a lb
k o n tin u ierlich ohne
1 ,3 ; 1 ,3 6 ; 1 ,2 7 ; 1 ,2 8 ; 1 ,3 4 ; 1 ,2;
1 ,2 7 ; 1 ,1 5 ; 1 ,1 8 ; 1 ,2 3 ; 1 ,2 4 ; 1 ,1 5 ; 1 ,3 6 ; 1 ,2 3 ; 1 ,3 ; 1 ,3 5 ; 1 ,2 2 ; 1 ,13
1 ,25 1 5 4 ,1 9 3945 2 5 ,6
E S iem en s-
M artin -S tah l k on tin u ierlich
9 m w ie ü b lich
4 m
1 0,58; 0 ,6 3 ; 0 ,6 7 ; 0 ,6 3 ; 0 ,7 1 ; 0 ,7 7 ;
\0 ,8 4 ; 0 ,7 4 ; 0 ,7 1 ; 0 ,8 1 ; 0 ,7 1 ; 0 ,7 0 / 1 ,4 5 ; 1 ,4 8 ; 1 ,5 0 ; 1 ,3 6 ; 1 ,4 3 ; 1 ,3 4 ;
\1 .3 2
1 1 ,4 9 ; 1 ,5 4 ; 1 ,5 5 ; 1 ,4 4 ; 1 ,5 1 ; 1 ,5 5 ;
\1 ,5 6
0 ,7 0 5 1,41 1 ,51
2 0 8 ,2 9 4360 20,96
~ 27
E I Siem ens- M artin- S ta h l
h a lb
k on tin u ierlich ohne 1 ,5 5 ; 1 ,5 0 ; 1 ,4 2 ; 1 ,3 3 ; 1 ,3 9 ; 1,31 1 ,42
Der S ä u r e v e r b r a u c h wurde in der Weise erm ittelt,
daß ein Versuchsbeizbottich so lange m it dem zu prüfenden W alzdraht beschickt wurde, bis die Beize verbraucht war.
Dieser Endzustand wurde dadurch angezeigt, daß die Dichte der Beize durch ihre dauernde Anreicherung an Eisensulfat auf 30° B6 anstieg.
Bei einer Dichte in der genannten Höhe lä ß t nach prak
tischen Erfahrungen die Beizwirkung der Beize erheblich nach, so daß bei üblichen Beizzeiten m it einer ungenügenden Beizung des Einsatzes gerechnet werden muß. Außerdem kann bei weiterer Dichtezunahme das in Lösung befindliche Eisensulfat auskristallisieren, eine Erscheinung, die im Beiz
betrieb unerwünscht ist. Aus diesen Gründen gilt die Beize m it einer Dichte von 30° Be als ungeeignet für weiteres Beizen und muß daher abgelassen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Säureverbrauch verfolgt. Praktisch wurden die in dieser Richtung unternommenen Versuche so durchgeführt, daß der Versuchsbeizbottich fortlaufend korb
weise m it Probedraht besetzt und der Einsatz in jedem F all genau gewogen wurde. Bei jedem Austausch fertiggebeizten D rahtes gegen ungeheizten wurde zum genauen Ueber- wachen der Beize die Tem peratur, die Dichte und der Säure
gehalt gemessen. Dieser sollte sich bei üblichem Beizbetrieb zum Vermeiden eines nicht zu hohen Beizverlustes des E in
satzes zwischen 2 und 3 % bewegen. Das Nachlassen des Säuregehaltes durch die Bildung von Eisensulfat wurde da
durch behoben, daß die Beize durch Zugabe frischer Säure bei jedem Einsatzwechsel nachgeschärft wurde. Die Stärke der Nachschärfung richtete sich nach dem bei jeder Neu
beschickung des Versuchsbottichs festgestellten Säuregehalt der Beize. Im übrigen wurde gleichmäßige Tem peratur- führung der Beize angestrebt.
Die Beobachtungen und Versuche beim nachfolgenden Ziehen des W alzdrahtes im Drahtzug erstreckten sich vor
nehmlich darauf, die Ziehbarkeit des m it 9-m-Kühlung auf der kontinuierlichen Straße gewalzten Werkstoffes zu beur
teilen. Da die Ziehbarkeit keine Eigenschaft ist, die m an zahlenmäßig zum Ausdruck bringen kann, mußte m an sich dam it begnügen, den P robedraht möglichst weit zu feinen Nummern unter genauem Festlegen aller auftretenden Ziehstörungen herunterzuziehen. Die weitgehende Verar
beitung des D rahtes im Feinzug w ar zur Beurteilung der Güte besonders aufschlußreich.
E r g e b n is s e .
Die beim Bestimmen des Beizverlustes und Säure
verbrauchs erm ittelten W erte sind in Zahlentafel 4 zusam
mengestellt. Der Beizverlust nim m t sowohl für den W erk
stoff D als auch für E bei Umstellung der üblichen auf
9-m-Kühlung um nahezu 50 % ab. Selbst die auf der halb
kontinuierlichen Straße gewalzten D rahtgüten D und E haben gegenüber den gleichen, die auf der kontinuierlichen Straße m it 9-m -Kühlung gewalzt waren, einen um 100 % höher liegenden Beizverlust. D er Säureverbrauch zeigte eine Aenderung in gleicher Richtung wie der Beizverlust. W äh
rend der Säureverbrauch des üblich gew alzten D rahtes der kontinuierlichen Straße nach früheren Untersuchungen, die bei der Inbetriebsetzung der Straße durchgeführt wurden, 27 bis 28 kg je t betragen haben soll, fiel er bei Anwendung der 9-m-Kühlung bei dem D raht D auf 21,8 kg je t u nd bei E auf 20,96 kg je t. Hingegen benötigte beispielsweise die gleiche D rahtgüte D, auf der halbkontinuierlichen Straße gewalzt, 25,6 kg Säure je t. Genauere Einzelheiten über den Verlauf des Beizens im Versuchsbeizbottich geben die
Abb. 41,42,43 und 44 wieder. Nach Abb. 41 besteht zwischenDichteänderung und Beizdurchsatz eine fast lineare Ab
hängigkeit, die bei dem m it 9-m-Kühlung gewalzten Thomas- und Siemens-M artin-Draht infolge des fast gleich großen Beizverlustes zu einer guten Uebereinstimmung der Werte führt. Wenn bei dem auf der halbkontinuierlichen Straße gewalzten Thom asstahl D ein schnellerer Anstieg der Dichte zu verzeichnen ist, so liegt der Grund hierfür darin, daß der größere Beizverlust eine verm ehrte Bildung an Eisensulfat verursacht. In Abb. 42 ist der Verlauf des Säuregehaltes der Beize in Abhängigkeit vom D urchsatz dargestellt.
W ährend der Säuregehalt beim Beizen des Thomas
drahtes der halbkontinuierlichen Straße sich im allgemeinen zwischen den als üblich anzusprechenden Grenzen von 2 bis 3 % bewegt, übersteigt der Säuregehalt beim Beizen des mit 9-m-Kühlung gewalzten Thomas- und Siemens-Martin- D rahtes die angegebene Grenze erheblich. Das ist wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß das Beizbad in vollkommener Unkenntnis des vorliegenden Versuchsdrahtes zu sta rk nachgeschärft worden ist. H ieraus ist zu folgern, daß beim E inhalten eines üblichen Säuregehaltes der Beize die W erte für Beizverlust und Säureverbrauch sich noch günstiger als die angegebenen gestalten würden. Die
Abb. 43 und 44 zeigen den Säureverbrauch und den Temperaturverlauf in Abhängigkeit vom D urchsatz des Versuchs
beizbottichs.
Das Ergebnis, das die Verarbeitung des m it 9-m-Kühlung gewalzten Werkstoffes im D rahtzug zeitigte, w ar über
raschend gut. Sowohl die Thom asdrahtgüte D als auch die Siemens-Martin-Güte E ließ sich zu allen N ummern ohne die geringste B eanstandung ziehen. Als kleinste Zieh
abmessung wurde bei D 0,6 mm m it einer Zwiscliengliihung
bei einem Ziehdurchmesser von 2,15 mm erreicht, wohin-
4. N ovem ber 1937. IV. Asbeck: Verzundern von Draht u nd sein E in flu ß auf die Weiterverarbeitung. S ta h l u n d Eisen. 1251
gegen bei E eine solche von 0,9 mm ohne Zwischenglühung erzielt wurde. Diese Ziehbarkeit des Probedrähtes der kon
tinuierlichen Straße entspricht vollkommen der des Drahtes der halbkontinuierlichen Straße. Auch das Kaltziehen der Siemens-Martin-Güte F m it 0,65 % C, die als W alzdraht von 6,5 mm Dmr. vorlag und m it 9-m-Kühlung gewalzt
so
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und fortgesetztes Abreißen des D rahtes infolge von Zunder
resten, die durch die Beizung nicht entfernt werden konnten, wurden bei dem m it 9-m-Kühlung gewalzten D raht nicht festgestellt.
Als letzter P u n k t w ar die erzielte Festigkeit und Dehnung des Probedrahtes in den einzelnen Ziehstufen zu verfolgen.
In Abb. 45 und 46 sind die im D rahtzug erzielten Festigkeits
eigenschaften von je zwei D rahtringen des Werkstoffes D und E wiedergegeben, von denen der eine Bing auf der kontinuierlichen Straße m it 9-m-Kühlung und der andere auf der halbkontinuierlichen Straße gewalzt worden war.
Die Abnahmen und Ziehgeschwindigkeiten waren für die
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_c--- - H a/bkontinuier/iche O rahtstraße. norm a/ffew a/zt --- - kontinuierliche O rahtstraße, m itO m kühtrohrgew a/zt
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...
---o WajS,2 0,8 V,V V.O 3,8 3 .3 3,8 3,0 3,0 Ziehdurchm esser in mm
1.6 1,2 0,8
A bbildung 45. Beeinflussung der Zugfestigkeit und D ehnung durch den D rahtzug. (Thom asstahl D ; 0,91 m m Dm r.)
100
I
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3 0 0 0 6 0 6 0 100 130 WO 160 180 3 0 0 3 2 0 D u rchsa tz in l
Abb. 44.
A bbildungen 41 bis 44.
V erlauf der B eizung im V ersuchsbeizbottich.
worden w ar, vollzog sich ohne jede Beanstandung. Dieser D raht wurde für einen besonderen Verwendungszweck von 6,5 mm Dmr. in einem Zug zu 5 mm Dmr. entsprechend einer Abnahme von 41 % gezogen. Wenn in diesem F a ll von dem Ziehen feinerer Nummern aus dem angeführten Grund A bstand genommen werden m ußte, so b ietet doch die für derart h arte n D ra h t völlig ungebräuchliche Abnahme von 41 % in einem Zug eine gewisse Gewähr dafür, daß nachteilige Folgen, die auf die starke K ühlung des W alz
drahtes zurückzuführen wären, im üblichen D rahtzug nicht zu befürchten sind.
Die beim üblich gewalzten D raht der kontinuierlichen S traße im D rahtzug beobachteten Fehler, wie Streifiggehen
U M
1 §
/ h i s s J fr-^Y
--- Ha/bkontinuier/iche D rahtstraße, norm a/gerva/zt --- kontinuierliche O rahtstraße,m it sm küh/rohrffeeva/zt
10 SN\
\ \\ \ \ \
S,3 V,8 Vff V,0 3 ,6 3,3 3 ,8 Z.V 3,0 1,6 1,3 0,8 Ziehdurchm esser in mm
A bbildung 46. B eeinflussung der F estig k eit und D ehnung durch den D rahtzug. (Siem ens-M artin-Stahl E ; 0,9 m m Dm r.)
Ringe von gleichem Werkstoff annähernd dieselben. Trotz der Anwendung der W asserkühlung w ar bei dem D raht der kontinuierlichen Straße ein stärkeres Ansteigen der F estigkeit kaum feststellbar. Auch der Verlauf der Deh
nung zeigte keine nennenswerten Unterschiede. Von be
sonderem W ert war es, den auf der kontinuierlichen Straße m it 9-m -Kühlung erzeugten D raht dem auf der halb
kontinuierlichen Straße gewalzten in der Gleichmäßig
keit der Gütewerte gegenüberzustellen, die sich bei dem ersten in einem geringeren Streugebiet der Festigkeiten äußern m ußte. Dieser Vergleich w ar deshalb bedeutungs
voll, weil bisher die halbkontinuierliche Straße auf Grund
der Beiz- und Ziehschwierigkeiten des üblich gewalzten
1252 S tah l un d Eisen. W . Asbeck: Verzundern von Draht und sein E in flu ß auf die Weiterverarbeitung. 57. Ja h rg . N r. 44-
D rahtes der kontinuierlichen Straße den eigentlichen Quali
tä tsd rah t walzte. Zu diesem Zweck wurden eine Reihe von W alzdrahtringen der Werkstoffe D und E, die teils auf der kontinuierlichen Straße m it 9-m-Kühlung und teils auf der halbkontinuierlichen ausgewalzt worden waren, durch den D rahtzug geschickt. An jede Abmessung wurden etwa 30 bis 40 Ringe unter gleichen Bedingungen gezogen und von diesen je eine Probe zur Prüfung der Festigkeit entnommen.
Von den auf diese A rt bei den einzelnen Durchmessern erhaltenen Festigkeitswerten wurden die größten und klein
sten Grenzwerte in zwei Schaubildern in A bi. 47 und 48 zu
sammengestellt. Der Höchstwert der Festigkeiten des
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771Küh/rohrffewa/zf
3 ,2 2,8 2,8 2,0 1,6 1,2 0,8 Off 0 Ziehdurchm esser in mm
A bbildung~47. U ntersuchungen über F estigk eitssch w an kungen. Thom asstahl I), gew alzt auf 5 mm Dm r. an der kontinuierlichen D rahtstraße m it 9 m Kühlrohr, an der
halbkontinuierlichen D rahtstraße norm al.
120 's,
| WO
8 0
eo
I
I 1,0^ 2 0
\
f.-
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W k
\
o o Kleinste » ) Straße,norm al gewalzt.
--- - Größte " 1 K ontinuierl D rahtstraße, --- K leinste » / m itom Kühtrohrgew alzt.
Gebiet d e r festig heitsü be rlog eru ng
3 ,2 2,8 2,8 2 ,0 1,6 1,2 0,8 0,8 0 Z ieh du rchm esse r in mm
A bbildung 48. U ntersuchungen über F estigkeitsschw an
kungen. Siem ens-M artin-Stahl E , gew alzt auf 5 m m Dmr.
an der kontinuierlichen D rahtstraße m it 9 m Kühlrohr, an der halbkontinuierlichen D rahtstraße norm al.
D rahtes der kontinuierlichen Straße liegt im allgemeinen höher als der des Drahtes der halbkontinuierlichen. Die gleiche Lage ist auch bei den kleinsten Festigkeitswerten des D rahtes beider Straßen feststellbar. Diese Tatsache dürfte ein Zeichen dafür sein, daß die Festigkeit des Drahtes der kontinuierlichen Straße durch Einschalten der K ühlung eine wenn auch geringe Steigerung erfährt, die allerdings auf die Verwendbarkeit des Drahtes bei der Ge
ringfügigkeit der Festigkeitszunahme keinen Einfluß hat.
Die Streubereiche der Festigkeit für gleichen Ziehdurch
messer sind bei dem D raht der kontinuierlichen Straße, wie zu erwarten war, gegenüber dem D raht der halbkontinuier
lichen Straße enger. In beiden Fällen nim m t aber das Streu
gebiet m it abnehmendem Ziehdurchmesser zu.
Versuche zum Beheben der Schwierigkeiten bei der V erfeinerung von w assergehärtetem Federdraht der kontinuierlichen Straße.