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Mittheilungen aus der historischen Litteratur, 26. Jg. 1898, H. 4.

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Mitteilungen

aus der

h i s t o r i s c h e n L i t t e r a t u r

herausgegeben von der

Historischen Gesellschaft in Berlin

und in deren Aufträge redigiert

von

Dr. F e r d i n a n d Hi r s c l i .

XXVI. Jahrgang, 4. Heft.

I n h a l t : Seite

Jahresberichte (1er Geschichtswissenschaft heraus!?, von E. R e rn ev . XIX (Löschhorn). 385

Weltgeschichte in , ... . . . . . . 389

v. C .. li « m « t: , D ie u e te s t ig u n g s w e i s e n d e r V o r z e it u n d d e s M itte la lte rs . H e r a u s g e g e b e n von M ax J ä h n s ( H e y d e n r e ic h )... 391

v. M ü lin e n , Divico oder die von Caesar den OstrGalliem und Süd-Germanen gegenüber vertretene Politik. I (H ey d e n r e ic h )... 397

W i l l i n g Die Thaten des Kaisers Augustus von ihm selbst erzählt (Heydenreich) . . 397

Geschichte des Untergangs der antiken Welt. I, 2. Aufl. ( H i r s c h ) ...3 9 7 Der griechische Physiologus und seine orientalischen Uebersetzungen (Siegel) 400 Byzantinische Zeitschrift heransgegeben von K a r l K r u m b a e h e r . VI (Hirsch) . . . 401

R i c h t e r , Quellen der byzantinischen Kunstgeschichte ( H i r s c h ) ... 405

H a u c k , Kirchengeschichte Deutschlands. I, 2. Aufl. ( H a h n ) ... 407

G o e t z , Geschichte der Slavenapostel Konstantinus (Kyrillus) und Methodius (Hahn) . 410 R i c h t e r , Annalen der deutschen Geschichte im Mittelalter. III. II, 3, 2 (Volkmar) . 412 E i g e n b r o d t , Lampert von Hersfeld und die neuere Quellenforschung l /o*p. \ _ Lampert von Hersfeld und die Wortanslegung / ' > • • ■ S a c h s e , Canossa ( V o lk m a r ) ... 415

K a in d l! Studien zu den ungarischen Geschichtsquellen. V. VI (Ihvof) ... 410

Joannis Zonarae epitomae historiarnm libri XVIII. III (H irsch )...418

H e g e l , Die Entstehung des Deutschen Städtewesens (K oehne)... ... 420

D a e n e l l , Geschichte der deutschen Hansa in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (G irgensohn)... 423

H o l t z m a n n , Wilhelm von Nogaret, Kat und Grosssiegelbewahrer Philipps des Schönen von Frankreich (M a h ren h o ltz)... 424

B i i c h i , Freiburgs Bruch mit Oesterreich, sein Uebergang an Savoyen und Anschluss an die Eidgenossenschaft nach den Quellen dargestellt (F o ss )...427

H a g e l s t a n g e , Süddeutsches Bauernleben im Mittelalter ( A l b e r t ) ...429

K e l l e r , Zur Geschichte der Bauhütten und die Hiittengehei111nis.se (Löschhorn) . . . 431 K h u l l , Zweier deutscher Ordensleute Pilgerfahrt nach Jerusalem in den N

Jahren 1333 und 1340

— — Bericht über die Jernsalemfahrt zweier Franziskaner aus Friedau im Jahre 1527

— — Des Bitters Hans von Himheim Reisetagebuch aus dem Jahre 1569

— — Des Pfarrers von Oettingen Wolfgang Gebhardt Heisetagebuch von 1569 und 1570

B e r g e r , Die Kulturaufgaben der Reformation l cRüto-pI 4 3 4.

— — ' Martin Luther in kulturgeschichtlicher Darstellung. I. II, 1 / 1 S ) ■ • Fortsetzung auf der zweiten Seite des UniBcIilagcs.

( K a in d l)

B e rlin 1898.

R. G a e r t n e r s V e r l a g s b u c h h a n d l u n g

H e r m a n n H e y fe ld e r .

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Die „historische Gesellschaft in B erlin “ liefert durch die „M itteilungen aus der historischen L itteratur44 ausführliche Berichterstattungen über die neuesten historischen W erke mit möglichster Bezugnahme auf den bisherigen Stand der betreffenden Forschungen. Sie glaubt, da der Einzelne nicht alles auf dem Gebiete der Geschichte Erscheinende durch­

sehen, geschweige denn durcharbeiten kann, den Lehrern und Freunden der Geschichte einen D ienst zu leisten, wenn sie dieselben durch objektiv gehaltene Inhaltsangaben in den Stand setzt, zu beurteilen, ob für ihren Studienkreis die eingehende Beschäftigung mit einem W erke nötig sei oder nicht.

Kritiken werden die „ M i t t e i l u n g e n “ in der R egel fern halten, w eil weder die auf das allgemeine Ganze gerichtete subjektive Meinungs­

äusserung, noch das polemische Eingehen auf Einzelheiten den hier beabsichtigten Nutzen zu schaffen vermögen, überdies eine richtige W ürdigung gerade der bedeutendsten historischen Arbeiten oft erst nach länger fortgesetzten Forschungen auf demselben Felde möglich ist.

Die historische Gesellschaft wendet sich demnach an die Freunde und zunächst an die Lehrer der Geschichte mit der B itte, das Unter­

nehmen durch ihre Gunst zu fördern; sie ersucht insbesondere die Herren, welche dasselbe durch ihre Mitarbeit unterstützen wollen, sich mit dem Redacteur in Verbindung zu setzen.

Zusendungen für die Redaction werden postfrei unter der Adresse des Herrn Professor Dr. Ferdinand Hirsch in Berlin, NÖ., Friedensstrasse 11,

oder jlnröh Verilrtunjluug des Verlegen» citoton.

P r o s p e k t .

Vierteljährlich erscheint ein Heft von 8 Bogen. Preis des Jahrganges 8 Mark.

T h u d ic h u m , Der Trostbrief der Brüdergemeinde zu Worms vom Jahre 1524 (Löschhom) 442 Politische Korrespondenz der Stadt Strassburg im Zeitalter der Reformation. III (Schädel) 443 L o s e r t h , Die Reformation und Gegenreformation in den iunerösterreichischen Ländern

im XVI. Jahrhundert» (K a in d l)... 447 H u n p ir e r , Zeitgenössische Darstellung der Unruhen in der Landschaft Zürich (I'oss) 44»

B e r l i n g , Der Kursächsische Hofbuchbinder Jakob Krause (H e y d e n r e ic h )...450 Nuntiaturberichte aus Deutschland 1572—1585 nebst ergänzenden Aktenstücken. III (Wolf) 451 B r a k e , Die Reduktion des brandenburgischen Heeres im Sommer 1641 (Hirsch) . . . 456 v. T h iin a , Ein aus Eisenach stammendes Preussisches Infanterie-Regiment im sieben­

jährigen Krieg (K o ed d eritz)... 458 A l t e n b u r g , Geschichte des Streites zwischen Rat und Bürgerschaft der freien Reichs­

stadt Mühlhausen und der daraus entstandenen Unruhen in den Jahren 1725—1737 (H eydenreich)... ... 459 Das neunzehnte Jahrhundert in Bildnissen. Herausgeg. von K. W e rk m e i s t er (Koedderitz) 401 v. Z w i e d i n e c k - S i i d e n h o r s t , Deutsche Geschichte von der Auflösung des alten bis

zur Errichtung des neuen Kaiserreichs. 1806—1871. I (Goldschmidt) . . 462 P f i s t e r , Aus dem Lager der Verbündeten 1814 und 1815 (G o ld sch m id t)...463 S c h ir m e r , Der Feldzug der Oesterreicher gegen König Joachim Murat (Foss) . . . 4 0 5

v. H a s s e i l , Geschichte des Königreichs Hannover. I ( S c h a e r ) ...466 de M a s s a , Souvenirs et impressions (1840—1871) (M ahrenholtz)...473 Aus meinem Leben. Aufzeichnungen des Prinzen Kraft zu Hohenlohe-Ingelflngen, weiland

General der Artillerie und Generaladjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. I ( F o s s )...474 v. W e r t h e r n , General v. Versen. Ein militärisches Zeit- und Lebensbild (Foss) . . 477 v. D i e s t, Meine Erlebnisse im Jahre 1848 und die Stellung des Staatsministers |

von Bodelschwingh vor und an dem 18. März 1818 > (Müsebeck) 478

— — Meine Erinnerungen an Kaiser Wilhelm den Grossen I

v. T r e i t s c h k e , Historische und politische Aufsätze. IV (K o e d d e r it z )...479 v a n N i e s s e n , Geschichte der Stadt Dramburg (W eh rm an n )...481 S c h a u e n b u r g , Hundert Jahre Oldenburgischer Kirchengeschichte, von Hamelmann

bis auf Cadovins. (1573—1667). II (R iem ann)...483 K o llm a n n , Statistische Beschreibung der Gemeinden des Herzogtums Oldenburg (Riemann) 484 Historische Wanderung durch die Stadt Oldenburg (R ie m a n n )...4S5 Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft herausg. von S e e 1 i g e r. N. F. 11 (Hirsch) 486 Forschungen zur Brandenburgischen und Preussischen Geschichte herausgegeben von

H in t z e . X ( H i r s c h ) ... 491 Zeitschrift des Bergischen Geschichts Vereins herausgegeben von H a r i e s s. XXXII

(Hirsch)... 496 Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. XI ( R e d lic h )...4W9 Der Geschichtsfreund. LII (F oss)... 501

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Jahresberichte der Geschichtswissenschaft. XIX. 3 8 5

160.

J a h re s b e ric h te d e r G es c h ic h ts w is s e n s c h a ft, im A ufträge der h istori­

schen Gesellschaft zu B erlin herausgegeben von E. B e r n e r . XIX. Jah rg an g 1896. XVIII S. I. Abt. 280 S. I I . Abt. 512 S.

III. Abt. 317 S. IV . Abt. 352 S. Berlin, R. G aertners Ver­

lagsbuchhandlung 1898. M. 32,— .

W ir werden teilweise schon diesmal und jedenfalls auch in Zukunft unsere Anzeige bedeutend k ürzer fassen als sonst, da wir das uneingeschränkte Lob, welches wir von jeh er den Jahresb erich ten gespendet haben, auch bezüglich des vorliegenden Jah rg an g es n ur zu wiederholen brauchen; j a es möchte uns fast dünken, dass der neue H erausgeber auch in einzelnen, an und für sich unerheblichen Dingen noch m ehr unsern Wünschen nachgekommen ist, als es frü h er geschah. Es zeigt sich dies nam entlich in der starken Unterscheidung besonders hervor­

ragender Arbeiten von m inderw ertigen und einfachen Kompilationen und in der H ervorhebung fü r die W issenschaft wirklich b rau ch ­ b arer, sicherer R esultate von geistvollen, aber m ehr oder weniger kühnen Hypothesen. A uch wird dem F orscher durchweg klar, welchen Gebieten man im abgelaufenen B erichtsjahr besonders eifrige Studien gewidmet hat, wo eine Nachlese zu halten ist und wo ü b erh au p t noch viel zu leisten übrig bleibt. U eberall sind auch Streitfragen von prinzipieller Bedeutung m it eingehendem V erständnis und trefflichem kritischen U rteil behandelt, sowie

•bei den B erichten üb er die Leistungen auf dem Gebiete d er Kirchengeschichte je d e r Konfessionalismus streng vermieden. Dass die B erichte üb er F rankreich und Belgien tro tz w iederholt au s­

gesprochener Wünsche noch im mer in französischer Sprache ab ­ gefasst sind, muss wohl einen besonderen, in dem Organismus des ganzen U nternehm ens liegenden G rund haben.

Die äussere bew ährte Anordnung des gewaltigen Stoffes ist unverändert geblieben, dagegen sind einzelne Personalverände­

rungen in der Redaktion der betreffenden P aragrap hen einge­

treten . Von diesen dürften wohl als die einschneidendsten die durch den Tod des trefflichen W i l h e l m W a t t e n b a c h und das teilweise Ausscheiden des Dr. W a l t h e r S c h u l t z e, Biblio­

th ek ars au der Kgl. U niversitätsbibliothek zu Halle, veranlassten zu bezeichnen sein. L etz te rer h a tte volle 14 Ja h re lang mit gew ohnter M eisterschaft die B erichte über die M erowinger ge­

liefert und gedenkt in Zukunft n u r die über den Niedergang des Reiches und das Aufkommen Preussens beizubehalten. Beide Referate, nam entlich das schwierige W a 11 e n b a c hs über P aläo­

graphie, bildeten stets G lanzpunkte des ganzen W erkes; sie e r ­ scheinen zum letzten Mal und müssen künftig anderen Händen übergeben werden.

Die B erichte sind dem Anwachsen der betreffenden L itte ra tu r entsprechend selbstverständlich an äusserem Umfang ungleich,

Mitteilungen a. d. histor. Litteratur. XXVI. 2 5

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3 8 6 Jahresberichte der Geschichtswissenschaft. XIX.

ab e r an innerem W ert einander gleich. Verhältnism ässig rech t viele Publikationen weisen die R u b rik en : Inder, Griechen, Römer, O esterreich, W ürttem berg, B randenburg, Italien , Niederlande und Allgemeine K ulturgeschichte auf, wenige nam entlich die Ottouen, Heinrich I I . und die Salier, Hohenstaufen, H absburger und Luxem ­ b u rg e r, Posen, Hanse, N ordam erika, wovon n u r Canada b earb eitet ist, und natürlich Paläographie, wie es in der N atur des Stoffes liegt. Das R eferat über die Juden nach der Zerstörung J e ru ­ salems h at M. K a y s e r l i n g wohlweislich diesmal n ur auf die Arbeiten, welche die Geschichte der Juden betreffen und die jüdische L itte ra tu r, soweit sie von der Geschichte nicht zu trennen ist, beschränkt und wird auch in Z u k u n ft ebenso v e r - s fahren. Angemessene Einschränkungen haben sich nam entlich auch W. L o t z und F. R a c h f a h l in ihren B erichten über die He­

b rä e r bis zur Zerstörung Jerusalem s und über Allgemeine deutsche und D eutsche Verfassungsgeschichte auferlegt und dadurch die U ebersichtlichkeit derselben wesentlich erhöht.

Ganz ausgefallen sind diesmal und bleiben späteren Jah rgän gen Vorbehalten die sonst immer sehr reichhaltigen B erichte über Reform ation und Gegenreformation, Dreissigjährigen Krieg, Sachsen und Thüringen, G esam titalien, nam entlich R echts- und W irt­

schaftsgeschichte (1893/95), England bis 1485, D änem ark seit 1523 und Norwegen seit derselben Zeit, Russland seit 1713, Südrussland, Böhmen, M ähren und Oesterreichisch-Sclilesien, Süd­

slawen, U ngarn, Neugriechenland seit 1453, Kreuzzüge, Indien, China, Japan, Afrika, endlich Philosophie und Methodologie d er G eschichte; u n ter ändern Nummern, nämlich § 1 U rgeschichte des Menschengeschlechts und § 4 5 —49, also Spanien, F rank reich, Belgien, N iederlande und England, sind u n terg eb rach t M ittel­

und Südam erika und Australien.

Nach unseren Gepflogenheiten verzeichnen wir auch diesmal w ieder die nachstehenden, jedenfalls auch für weitere Kreise interessanten Ergebnisse historischer Forschung aus dem Be­

richtsjahre. D er Diluvialmensch h a t thatsächlich existiert. In Aegypten lebte nach F l i n d e r s P e t r i e ein Volk, welches als südlicher Zweig des gräko-italischen Stammes aus d er jüngeren Stein- oder älteren Kupferzeit oder zu den Libyern gehörig be­

tra c h te t werden muss und eine von der ägyptischen völlig ver­

schiedene K ultur besass. Wenn auch die F rage d er R assen­

bildung noch auf d er Tagesordnung steht, muss doch angenommen werden, dass alle Rassen auf einen gemeinsamen U rsprung zu­

rückgehen und dass man bei der B eurteilung der Beziehungen zwischen Rasse und Körperbeschaffenheit nicht m ehr vom Schädel auszugehen hat. Die Inschriften Sammlung H i l p r e c h t s aus Niffer im 2. Teile des I. Bandes seiner Ergebnisse der bab y­

lonischen Expedition der U niversität von Pensylvanien ist ganz besonders wichtig, d a sie sich auf unvordenkliche Zeiten bezieht.

Die mesopotamische K u ltu r h a t sich, wie Ce^are de C ara bei­

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nahe ganz sicher nachweist, u n ter der V erm ittelung des alten sayceschen H ethiterreichs durch Kleinasien auf die Inseln des ägäischen Meeres und w eiter nach Thracien, G riechenland und Latium ausgebreitet. Die von E. S c h ü r e r in den Sitzungsberichten der B erliner Akademie der W issenschaften 1896, S. 1065—1087 charakterisierte, in G rabinschriften angewandte Aera von Gaza ist im Ja h re 61 vor Chr. zum Andenken an die Befreiung Gazas von der jüdischen H errschaft durch Pompejus begründet w o rd e n ; d er Anfang des Jah res fiel auf den 28. Oktober. Der Segen Mosis ist zur Zeit Jerobeam s II. verfasst. Ed. M e y e r nimmt, indem er die persischen, in E sra 4 — 7 m itgeteilten Urkunden gegen W ell- hausen fü r echt hält, m it Sicherheit an, dass die jüdischen Exu­

lanten zur Zeit des Kyros zurückgekehrt sind, und h ält in seinen U ntersuchungen üb erh au p t die alten Ueberlieferungen für richtig.

Treffend wird vom Ref. die hohe Bedeutung des W erkes von W . B a c h e r : „Die Agada der palästinischen Am oräer. Bd. 2 .:

Die Schüler Jochanans.“ S trassburg i. E K arl J. T rübner. VI.

545 S., aus dem man stets B elehrung und Anregung zu w eiteren U ntersuchungen schöpfen wird, anerkannt. Die Geschichte d er Ju d en in England ist durch die Veröffentlichung von Dokumenten aus der Zeit vor der V ertreibung im J a h re 1290 und vor ihrem W iedereintritt wesentlich gefördert. Auf dem Gebiete der indi­

schen Inschriftenkunde nnd Philologie überhaupt haben K i e l h o r n und B ü h l o r wieder Treffliches geleistet. W e b e r schliesst aus d er S a n sk ritlitte ra tu r au f das Vorhandensein vieler Beziehungen zwischen Indien und Persien in historischer Zeit, welche schon bei den Kämpfen d er Achämeniden gegen die Griechen ihren Anfang nahmen. Die O rdale d er In d er und Germanen h a tte n einen gemeinsamen Ursprung. Die indische neben dem W ergeid festgesetzte Sühne entspricht dem germanischen fredus. In den ersten fünf Jah rh u n d erten nach Chr. bestand eine K ävyalitteratur.

Kapilawastu, der H eim atsort Buddhas, lag nahe bei Nigliva, wie

«ine von Agoka im 21. Ja h re nach seiner Salbung aufgestellte und von F ü h re r entdeckte Säule beweist. Der Zoroastrism us w ar eine soziale, ökonomische und moralische, von R eform atoren aus dem iranischen Volk selbst angeregte Neuerung. Die G rab ­ stelen, W andbilder, das Löwenthorreliöf und andere mykenische D enkmäler sind, wie Beiger m it überzeugenden Gründen nach­

gewiesen h at, im Peloponnes angefertigt, die beweglichen Gegen­

stände, nam entlich die Dolchklingen und die goldenen Ringe, dagegen nicht. Die Batrachom yom achie r ü h r t nach K i r c h h o f f und L u d wi c h vom K arer Pigres her. Die Geschichte des jonischen Krieges h a t Xenophon vor 401 in Athen geschrieben und ist dabei von Thukydides g ar nicht beeinflusst; nach des Verf.s T ode ist der erste Teil unserer Hellenica vor den schon 384 veröffentlichten zweiten gestellt. Der Agesilaus beru h t auf dem M anuskript der Hellenica, Xenophons Schrift über die noXirsia

^daxedaifxoviwv bildet ein ganzes und gehört dem Ja h re 376 an.

Jahresberichte der Geschichtswissenschaft. XIX. 387

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38 8 Jahresberichte der Geschichtswissenschaft. XIX.

Den Apollohymnus des Kallimachos b etra ch tet V a h 1 e n richtig als eine einfache, keinerlei Anspielungen enthaltende litterarisch e Leistung. Die H auptquelle d er B iographien P lu tarch s w ar Nepos, die des Diodor Theopompos. Die iyyvijGis w ar ein E hev ertrag, nicht eine Verlobung. Der Oedipusmythus b eru h t in der H aup t­

sache auf ägyptischer T rad itio n ; Prom etheus ist eine ältere Form des Hephaestos, die Sphinx muss, wie I I b e r g in einer sehr ge­

diegenen Abhandlung z e ig t, als ein dämonisches Seelenwesen, P an nach P o l l e als ein symbolischer Ausdruck für den Witz be­

tra c h te t werden. D er delphische Tempel wurde zuerst im Ja h re 548/47, dann 371, endlich 83 vor Chr. ein Raub der Flammen.

Die Indigitam enta haben sich als alte B ildungsart religiöser Vor­

stellungen bei den Ita lik e rn länger erhalten, als bei anderen verw andten Völkern. Die antiken T urngeräte, nämlich S prung­

gewichte, W urfscheiben, W urfspeere und F austriem en sind uns durch J ü t h n e r genau bekannt geworden. Die Baudenkm äler von Olympia, b ea rb eitet von F. Adler, R. Borrm ann, W. Dörpfeld, F. G raeber und P. G raef gewähren, ebenso wie die Sammlung röm ischer Inschriften aus Pergam on von Fränkel, Fabricius und Schuchardt, die Arbeiten der Lim esforscher und die Ausgrabungen in der Pfalz von Mehlis reichliche und vortreffliche Ausbeute.

P o m t o w weist m it R echt au f den hohen W ert d er beiden neu- aufgefundenen, dem 4. Ja h rh u n d e rt angehörigen delphischen I n ­ schriften hin, welche die vom Rate zu Delphi den vaonoioi zwecks B estreitung der Ausgaben fü r das Heiligtum gew ährten Geldsummen angeben. Die meisten chronologischen Abweichungen in der römischen Geschichte beruhen nicht auf der Anwendung verschiedener Aeren, sondern auf d er Thatsache, dass m an bei d er E intragung der älteren annalistischen Zeitangaben in die Konsullisten auf dio B earbeitung d er annales maximi um 120 vor Chr. zurückging, wie S o l t a u richtig gefunden hat. Tacitus w ar kein Geschichtsforscher in dem bei uns üblichen Sinne des W o rte s, sondern ein bedeutend rheto risch er und nam entlich poetisierender Geschichtsschreiber. Der zweite Band der Ge­

schichte d er K arth ag er von 0. M e i t z e r , dessen zweites Buch die Staatsverfassung und Verw altung behandelt, w ährend das d ritte die äussere Geschichte von 306— 218 zu seinem Gegenstände hat, ist als grundlegend zu bezeichnen. Die westpreussischen vorgeschichtlichen Bronze- und Kupferlegierungen enth alten m ehr Antimon als alle anderen und ähneln den ungarischen p rä h isto ri­

schen Bronzefunden sehr. Der urgerm anische Gau w ar, wie D e l b r ü c k m it guten Gründen gezeigt hat, identisch m it Geschlecht, M arkgenossenschaft und H undertschaft. D er Text des Schenkungs­

versprechens von Quierzy kann, wie L i n d n e r gegen L am precht zeigt, nicht festgestellt w erden; e rst 774 fixiert und erw eitert es Karl. Die Verweigerung der Heeresfolge Heinrichs des Löwen h a tte auf den Gang des gegen ihn angestrengten Prozesses keinen Einfluss. Eigenhändige U nterschriften der Könige R udolf von

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Weltgeschichte in Umrissen. 3 8 9 Habsburg, Adolf von Nassau und A lbrecht I. sind nicht n ach ­ w eisbar; erst K arl IV. unterschrieb wieder eigenhändig Urkunden, ein Verfahren, welches seit der Stauferzeit weggefallen war. In dem S treite L a m p r e c h t s mi t F i n k e über die kirchenpolitischen und kirchlichen V erhältnisse zu Ende des M ittelalters wird man letzterem im wesentlichen R echt geben müssen. Die deutschen Kreise am Ende des M ittelalters waren organische Verbände, geschlossen zu dem Zwecke, die einzelnen Stände zu vereinigen und m it dem Reiche wieder in Beziehung zu setzen. K ö h l e r s W erk: „Les Suisses dans les guerres d’Ita lie de 1506 ä 1512“, welches der R eferent treffend als eine der wichtigsten Veröffent­

lichungen des B erichtsjahres bezeichnet, zeigt die bedeutsam e Rolle, welche die Schweiz in diesen Kämpfen gespielt hat. K arl Ludwig von der Pfalz wollte seine Ansprüche an dem W ildfang­

rech t lediglich wegen seines ausserordentlich hohen finanziellen Interesses daran durchfechten. Eine sehr gediegene, auf g e­

nauestem Quellenstudium beruhende A rbeit ist die von F. H i r s c h über den Feldzug des Grossen K urfürsten in Preussen 1678/79.

S c h m o l l e r rechnet zutreffend den König Friedrich Wilhelm I.

nicht u n ter die rohen, sondern u n ter die reizbaren N aturen.

U eber den U rsprung des siebenjährigen Krieges urteilen am besten K o s e r u n d W a d d i n g t o n . Nach ihren wohlbewiesenen Aus­

führungen sollte die W estm insterkonvention n u r die F ried rich von Russland drohende Gefahr abwehren, auch h a tte O esterreich in seinen V erhandlungen m it F rankreich die Gewährung aller seiner Wünsche erreicht. Preussens Lage w ar im Sommer 1756 ungünstig; erst am 19. Ju n i begann es seine Rüstungen und zw ar lediglich zur Abwehr Russlands. Vo l z h a t Recht, wenn er ausfuhrt, dass F riedrich auch nach der d ritten Anfrage in Wien und nach dem Einm arch in Sachsen auf E rh altu n g des Friedens b edacht w ar und in Politik und K riegführung keinem festen P lan folgte. Die Reform arbeit in Preussen begann schon m it der Thronbesteigung F riedrich Wilhelms II I. F rankreich h a t auf den Krieg von 1870/71 selbst hingearbeitet, auch h a tte O esterreich gleichzeitig kriegerische Absichten, die n u r d er Kaiser missbilligte.

W o l l s t e i n . D irektor Dr. L ö s c h h o r n .

161.

Weltgeschichte in Umrissen. Federzeichnungen eines Deutschen, ein Rückblick am Schlüsse des neunzehnten Jah rh u n d erts.

V u. 525 S. Berlin, M ittler u. S., 1897. M. 9,— .

Der anonyme V erfasser1) will von d er Höhe d er m odernen politischen und geistigen Entwicklung aus einen Rückblick auf die Vergangenheit thun und einmal die Gründe des U nterganges

*) Die Vorrede ist vom Grafen zu Limburg-Stirum geschrieben.

(8)

3 9 0 Weltgeschichte in Umrissen.

oder Verfalls der Völker und S taaten k la r legen, indem er zu­

gleich das Bleibende in der Unzahl der Begebenheiten und in d e r V erschiedenartigkeit der Erscheinungen h e rv o rh e b t, und fe rn er die Gesetze für die Gegenwart daraus eruieren, insbe­

sondere die aus d er G eschichte zu ziehenden L ehren und Aufgaben dem deutschen Volke vorführen. H ier findet sich eine Fülle von Be­

trac h tu n g en und U rteilen, welche sehr oft zutreffend sind, und selbst da, wo sie nicht allgemeine Zustimmung erhalten, fesseln sie durch ih re O riginalität und sind beachtensw ert. N ur einiges kann bei dem Mangel an Raum zur Erw ähnung kommen.

D er S tandpunkt des Verfassers ist der idealistisch-nationale.

Von d er Vorstellung einer über Völkern und einzelnen w altenden sittlichen W eltordnung ausgehend sucht er zunächst darzuthun, welche Bedeutung die Religion für alle Zeiten g ehabt h a t und wie die S uperio rität einer Nation schliesslich m eistens die Folge einer vorgeschritteneren religiös-sittlichen Auffassung ist, wie dieses selbst auch in Einzelschicksalen sich dokum entiert. In ­ dessen dürfen dabei Völker wie Individuen nie d er Ausschliess­

lichkeit bestim m ter Ideenkreise oder Konfessionsformen verfallen, sonst gehen sie ihres V orranges verlustig. D atür findet d er Verf. die Beweise in d er Geschichte der Juden und Araber, d er Spanier und der Franzosen u n te r K arl V ., Philipp II. und LouisXIV., Napoleon III., endlich auch in der der Polen und Türken.

Wie fru ch tb ar dagegen die E rneuerung des religiösen Geistes aut freiheitlicher G rundlage sich für die nationale Entwicklung ge­

zeigt hat, lässt sich an einer Reihe europäischer Völker des 16.

Ja h rh u n d e rts erkennen. So h a t sich auch D eutschland m ehrfach von tiefem F alle wieder erholt und wird lebenskräftig bleiben, wenn es nicht zu einseitigem religiösen oder geistigen System (ev. sozialem z. B.) übergeht. Aehnlich verhält es sich mit dem nationalen P rin zip ; auch dieses d a rf nicht gew altsam durchge­

fü h rt werden, wofür hinreichend Beispiele sprechen. Noch weniger förderlich ist eine Verquickung des einseitig religiösen m it dem politisch-nationalen Moment zu einem Cäsaropapismus. D aran ist das byzantinische Reich zu Grunde gegangen, und von dieser Verbindung d ro h t Russland Gefahr. Gegen die V ereinigung geistlicher und w eltlicher Allgewalt h a t sich D eutschland be­

sonders gekehrt, wenn es dabei auch viel gelitten h a t, und sich dam it um E uropa ein grosses Verdienst erworben. In der T ren ­ nung und Vereinigung von Zubehör von S ta at und Kirche sieht Verf. den H auptunterschied zwischen Abend- und M orgenland. — W eitere B etrachtungen sind auf das, was Völker gross gem acht h at, gerichtet. Dahin gehört vor allem das E rkennen n ation aler Aufgaben und die dam it nötige E ntfaltung der Volkskraft. So steh t Rom z. B. gegenüber T aren t und K arthago sofort als ü b er­

legen da. H ier findet daneben eine Anzahl von Nationalfehlern, die vorzugsweise auch den Deutschen eigen sind, in vielen ge­

schichtlichen P arallelen Besprechung. Sehr übersichtlich ist die

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staatlich e Entwicklung des 18. und 19. Jah rh u n d erts darge- stellt. Dabei wird einerseits gezeigt, wie England es verstanden h a t auf Kosten des europäischen Festlandes sich zum W eltreich auszugestalten, und andererseits darau f hingewiesen, welche An­

strengungen F rankreich gem acht, um die leitende Stellung im K ontinent zu gewinnen, ab er warum es sein Ziel nicht erreich t hat. E rw ähn t sei ferner noch die von einem geistreichen Russen aulgestellte W asserscheide des atlantischen Gebietes in ih rer Be­

deutung für die Gruppe der m odernen S taaten. W ann wird die pacifische Umgebung m it der atlantischen in W e ttstre it tre te n ? Diese F rage w irft \ e r f . m it R echt auf. Es ist zur Genüge e r­

kennbar, in welcher Weise der Verf. die Geschichte der Nationen b etra ch tet. Hinsichtlich des W ertes einzelner grösser Männer für ih r Volk bem erkt er, dass ein gewisses W echselverhältnis zu bestehen scheine. Je grösser die Anzahl der hervorragenden Persönlichkeiten sei, desto unbedeutender bleibe die Gesam theit, w ährend beim Fehlen von F ü h rern diese grössere F ähigkeiten entwickele. Eine Reihe von Belegen ist beigebracht. In dem Zusammenhange dam it beschäftigt ihn auch die Frage, inwieweit und u n ter welchen Bedingungen das Genie des Einzelnen der Entw icklung der Nationen förderlich oder verderblich werden kann.

Den geschichtlichen Stoff beh errsch t Verf. zur Genüge und h ä lt sich fast immer an die neuesten Forschungsergebnisse. A u f­

fallend ist es, dass er die vermutlichen Gründe, welche H annibal nach Cannae von Rom fernhielten, nicht kennt. Ob Cromwell w irklich ein S taatsm ann w ar? Es bleibt doch Thatsache, dass er eine Verfassung nicht zu Stande gebracht hat. Heuchelei kann man aber wohl kaum in dem schroffen Independenten finden.

W as würde Carlyle sagen? F riedrichs II. T hätigkeit w ar für den S ta at bis zu seinem Ende eine so lebendige, dass er gewiss nicht das Opfer überm enschlicher A rbeit im siebenjährigen Kriege geworden ist. Die wichtigeren Daten sind u n ter dem Text an ­ gegeben, andere,*wie besonders die Regierungszeiten der F ürsten, sind iu synchronistischen Tabellen m it grösser R eichhaltigkeit zusammengestellt, so dass auch dem weniger Geschichtskundigen sogleich die nötige H andhabe geboten ist. Das Buch näher kennen zu lernen em pfiehlt sich für den Laien sowohl wie für den Fachm ann durch die Fülle historisch-politischer Gedanken.

M a r g g r a b o w a . K o e d d e r i t z . v. Cohausen, Die Befestigungsweisen der Vorzeit u. des Mittelalters. 39 1

162

.

voji Cohausen, August, Die Befestigungsweisen der Vorzeit und des Mittelalters. Auf seinen Wunsch herausgegeben von M a x J ä h n s . Mit einem Bildnisse des Verfassers in K upferstich­

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druck und m it einem A tlas von 57 Tafeln Abbildungen. XLYI und 340 S. Lex. 8°. W iesbaden, C. W. Kreidels V erlag.

1898. M. 2 5 , - .

Dieses nachgelassene W erk des liebenswürdigen A ltertum s­

forschers, d er nam entlich durch seine Arbeiten über den römischen Grenzwall und das R öm erkastell S aalburg bei Hom burg v. d. H.

auch weiten Kreisen sich vorteilhaftest bekannt gem acht h at, ist der Kaiserin F riedrich gewidmet. W ar es doch K aiser F riedrich gewesen, auf dessen Anregung und m it dessen F örd erun g Co­

hausen die Saalburg aufdeckte, und dem K aiser Friedrich w ar wiederum zu danken, dass die hohen H erstellungskosten des h o ch in teressan ten , dem vorliegenden W erke beigegebenen Atlas durch den A llerhöchsten Dispositionsfonds gedeckt wurden. Der H erausgeber Jähns giebt zunächst eine treffliche Biographie Cohausens „zur E inführung“. Dieser w ar ein Mann von seltener Vielseitigkeit, als Offizier, Baumeister, F ab rik d irek to r, K onser­

vator und S chriftsteller bis ins hohe A lter hinein m it vielen E h ren thätig. Von seinen zahlreichen S chriften sind ausser den genannten besonders wichtig die über die Bergfriede, dann die A rbeit ü b er Cäsars Feldzüge gegen die Germ anenstäm m e am Rhein, welche aus Cohausens M itarbeit für Napoleons III. „Vie de C esar“ hervorgegangen ist. Im 70er Kriege m achte e r sich nam entlich in Koblenz durch die E rrichtu ng eines B aracken­

lagers und die In tern ie ru n g von 20 000 bei Sedan gefangenen Franzosen verdient. Als O berst z. D. und K onservator der A lter­

tü m er im Regierungsbezirk W iesbaden w urde er in W iesbaden durch den Adel seiner Gesinnung eine volkstümliche Erscheinung.

M itten in der A rbeit und in d er V orbereitung zur H erausgabe seines letzten grossen W erkes üb er das Befestigungswesen der Vorzeit ist Cohausen 1894 sanft entschlafen. Das erste Buch b ehand elt die Urbefestigungen, d. h. jene Anlagen, die zum Schutz und zur leichteren Verteidigung des Lebens und Besitztums durch rohe M enschenkräfte m ittelst m angelhafter W erkzeuge un m ittelb ar aus den Stoffen, welche die Umgebung darbot, geschaffen oder h erg erich tet worden sind, gleichgiltig zu welcher Zeit und von welchem Volke. Zur Anlage von solchen bot zunächst d er W ald G elegenheit; Hecken, Hagen und Gebüsch wurden angelegt, so z. B. das R heingauer Gebück, das, abgesehen von den Grenzwäldern, wohl das grösste von allen sein wird, dazu kamen W ald- und Schleppverhaue, jene aus an O rt und Stelle gewachsenen, diese aus herbeigeschleppten Bäumen und Strauchw erk bestehend, Palis- saden, Planken, Sturm pfähle und Federbäum e. Die P fahlbauten, deren Besprechung S. 21 ff. die E rö rteru n g über die Befestigungen m ittelst des W assers eröffnet, sind besonders in d er Schweiz, in Mecklenburg und Pomm ern gefunden. Nicht alle gehören jen er Zeit a n ; vielmehr sind deren noch bis in die neuere Zeit als zweckmäsig erk an n t und ausgeführt worden, wie das z. B. der Belagerungsplan von F ran k fu rt a. M. von 1552 zeigt. Holz- 3 9 2 Cohausen, Die Befestigungsweisen der Vorzeit u. des Mittelaltera.

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insein lassen sich urkundlich bis 848 hinauf verfolgen. Dio B urg­

wälle in Mecklenburg sind in Sümpfen und Seen aus lockerem Wiesenboden aufgescbüttete Inseln. Ziegelinseln findet man in D eutsch-Lothringen. Sum pfburgen sind m ehrere erhalten, so z. B.

bei Echzell und Oberwesel.

Neben der Verdichtung des W alddickichts durch Einkerben und Verflechten der Aeste zum undurchdringlichen Gebüsch kannte m an in der U rzeit n u r noch das Zusam m entragen und Aufeinanderstapeln von Felstrüm m ern, um dam it einen steilen und hohen W all zu bilden, der die F lu c h tstä tte einschliesst. F ü r Ringwälle und Abschnittswälle empfiehlt Cohausen den gem ein­

samen Namen „W allburg“. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die rundlichen Grundrissform en von Verschanzungen d er tieferen K ulturstufen, die g rad lin ig en , zumal die m it vorspringenden rechten Winkeln den höheren angehören und dass W erke m it

■einspringenden Winkeln, an welche sich grade Linien anschliessen, einer K riegskunst ihre Anlage verdanken, welche schon üb er w eittragende Schusswaffen, über die Möglichkeit zu flankieren, zu verfügen hat. Nachdem der Verf. sodann die griechischen und gallischen Mauern beschrieben hat, wendet e r sich nach Deutschland. Zu den schönsten und lehrreichsten Ringwällen daselbst gehört der Altkönig im Taunus 798 m hoch, d er noch 1792 gegen die Franzosen als Zufluchtstätte diente. A lte Erdw älle liegen m eist in fruchtbaren Auen, oder doch n ur auf den V or­

höhen des Gebirgs. D er Umstand, dass sie aus d er Ausschach­

tung von G r ä b e r n aufgeworfen sind, weist daraufhin, dass ihre E rbauer eine ackerbauende Bevölkerung waren, die sich im Besitze tü ch tig er G rab Werkzeuge befand, sich nicht gern von ih re r um fangreichen Habe tren n te und d ie se , wenn irgend möglich, m it in den Schutzwall ersch lo ss. Solche E rd b au ten stehen der Befestigungsweise, die im M ittelalter zur Umwallung von Dörfern und Städten angew andt wurde, schon sehr nahe.

Ganz besonders häufig finden wir Erdw erke als Landw ehren in Anwendung, vergl. Caes. b. G. IV 23; Tac., Ann. II 19., Hist. IV 37.

Das 2. Buch über die Befestigungen d er Römer e rö rte rt zunächst die Verschiedenheit des antiken und m odernen Profils.

Bei jenem w urden 2 Fuss Dicke nicht überschritten und d er Nutzen auch der Nahwaffen im vollen Umfang gew ährt. Das m oderne Profil m it dicker B rustw ehr von 6— 18 Fuss, das jenen Nutzen des antiken versagt, ist uns durch die Sprengwirkung und D urch­

schlagskraft der m odernen Geschosse aufgenötigt. D arauf e r­

ö rte r t der Verf. die E inrichtung von Abschnittswällen, Cäsars und Ciceros L agerbauten, besonders die B elagerungsbauten von Alesia. Verf. stü tzt sich dabei auch auf seine weitgehende tech­

nisch erprobte E rfah ru n g ; h a tte doch Napoleon die Gewohnheit, antike B auten selbst nachzubauen, und Cohausen h a t Napoleons R öm ertürm e mit K atapulten beschossen. H ieran reih t sich eine E rö rteru n g der Türm e in Rom selbst und der grossen T h o r­

v. Cohausen, Die Befestigungsweisen der Vorzeit u. des Mittelalters. 3 9 3

(12)

b a u te n in Aosta, Trier, Pompeji und N'imes. D er nun folgende A bschnitt über den römischen Grenzwall in D eutschland ist ganz aus des Verf. eigensten Studien und in Anlehnung an sein grosses einschlagendes W erk geschrieben. Als Beispiel für die E inrichtung eines Grenzwallkastells wird die S aalburg näh er e r­

ö rte rt, m it vollem Recht. Kann sie doch als w ahres Lehrm odell dienen, sie ist leicht erreichbar und alle in ih r gefundenen Gegen­

stände sind zu Homburg v. d. H. im Saalburg-M useum aufgestellt.

Die Lagen, welche die Römer für ihre teils d er Verteidigung, teils dem Handel gewidmeten Ansiedelungen am Rhein gew ählt hatten , waren alle so vorzüglich, dass sie auch nach Roms Sturz festgehalten, ausgenutzt, oft durch Um- und Neubauten ü b er­

w uchert, ja fast verwischt worden sind. Als Beispiel giebt Co­

hausen M itteilungen über die Anlagen von Köln, B oppard, Kreuz­

nach, Neumagen und Deutz. Die Anlagen von Neumagen, B ittb u rg und Jü n k e ra th erinnern bereits an die spätröm ischen Schweizer­

befestigungen von B urg Stein, Yverdun, Aventicum und dann w eiter an die R öm erkastelle in Serbien, die bereits den U eber- gang bilden zu den B auten d er Oström er und Byzantiner. Eine E rö rte ru n g der S tad tm au er von Byzanz und serbischer K astelle bild et den Schluss dieses Abschnittes.

Cohausens Streifzug durch die Befestigungen d er römischen Provinzen g estaltet sich zugleich zu einem Gang durch die J a h r ­ h u n d erte von Cäsar bis Justinian und fü h rt eine Reihe sehr

verschiedener Form en an uns vorüber, deren Abweichungen von einander nicht nur auf örtlichen Bedingungen, sondern weit m ehr noch auf den V eränderungen der Heeresverfassung und der N atur d er zurückzuweisenden Gegner beruhen. D er Verfall der Kriegs­

zucht spiegelt sich in d er Häufung d er to ten H inderungsm ittel, im Verzicht auf den Ausfall und d er m assenhaften V erm ehrung d er Geschütze, die au f den vielen Türm en Aufstellung fanden.

E iner Anzahl der neugefundenen F orm en w ar jedoch ein langes- Leben beschieden, wir begegnen ihnen insbesondere bei der fo rti- fikatorischen A usstattung der O rdensbauten und der abendländi­

schen S tädte wieder.

W eit m ehr als d er K irchenbau des M ittelalters ist d er B urgenbau von d er Scholle abhängig. Die einzelnen Teile d e r B urg werden eingehend von Cohausen e r ö r te r t, zunächst der B ergfried, dessen Bedeutung war, als letzter Zufluchtsort, als W arte und Schild d er dah in ter liegenden Gebäude zu dienen.

XJm diesen wesentlichsten T eil schlossen sich dann Ringm auer, W ohn- und W irtschaftsräum e. Eine Schilderung d er E inrichtung d er B ergfriede deutscher Burgen folgt S. 164 f.. Mit Rücksicht au f das W erk von Alwin Schulz ist die Beschreibung der übrigen Räume n u r kurz. S trategische B edeutung eines Systems von Burgen w ird n u r selten gefunden. Ganz wie aus einem Guss erscheinen die B urgbauten, welche bestim m t waren, die west­

lichen Gebietsteile des Erzstiftes T rier m it denen zu verbinden, 3 9 4 v. Cohausen, Die Befestigangsweisen der Vorzeit u. des Mittelalters.

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v. Cohausen, Die Befestigungsweisen der Vorzeit u. des Mittelalters. 3 9 5 welche am Rheine lagen, oder jenseits dieses Strom es erworben wurden. Andere F älle bei Cohausen S. 191 f.

Das 4. Buch h an d elt über m ittelalterliche Befestigungen deutscher S tädte, Dörfer und Kirchen. Besonders ausführlich werden die T hore e rö rte rt. Is t doch das T hor der einzige Ort, durch den der Angreifer ohne Breschelegung und ohne L e ite r­

steigung, j a bei schlechter Bewachung überh au p t ohne Gewalt eindringen kann. Zur Sicherung der Thore mussten also Mittel angew andt werden, die den friedlichen Ein- und Ausgang nicht hindern, ab er den feindlichen Angriff aufs höchste erschweren.

Dabei handelt es sich um : 1. Die Lage und Zugänge des Thores.

2. Die E inrichtung der hölzernen TLiorflügel. 3. Deren Sicherung durch F allg atte r. 4. Das Z uschütten d er T horfahrt. 5. Die Verteidigung der Thore durch Pechnasen und Ueberzimmer. 6.

Die V orbereitung von Aufstellungen über oder g ar hin ter den An­

greifern. 7. Brücken und Zugbrücken vor dem Thore. 8. Hohe Türm e über oder neben dem Thore. 9. Die Flankierung des Raumes vor dem T hore durch einen oder zwei neben ihm stehende Türm e. 10. Die V orthore, Thorzwinger (Barbakane). Aussen- werke und detachierte W erke im Sinne der neueren Befestigungs­

kunst kommen im M ittelalter n u r wenig vor, teils wegen der geringen Tragw eite der älteren Schusswaffen, teils wegen der geringen Anzahl der Verteidiger. Das bekannteste Beispiel ist d er M äuseturm am Binger Loch, der als ein Aussenwerk von Ehrenfels an zu seh en ist und gleichzeitig m it dieser B urg durch E rz­

bischof Sigfried II. erb au t wurde, um Zoll von den vorüber- fahrenden Schiffen zu erheben. — Reiche Dörfer wussten sich selbst zu schützen. Ein tiefer G raben umgab den Ort. Meist lag gegen die ansteigende Seite hin eine Ecke und wird dann stets von der Kirche eingenommen, welche durch einen massiven Turm verstärk t, inm itten des um m auerten Friedhofes steht, dessen E ingangsthor ein Turm flankiert. So bildet die ganze Anlage eine Zitadelle als letzten Zufluchtsort, und der Turm mit der K irche ist dessen Bergfried. Interessant ist Cohausens Versuch S. 243 ff., auch in der Anlage d er Kirchen des 11. und 12. J a h r­

hunderts fortifikatorische Zwecke zu erkennen. Diesen dienten insbesondere die Zwerggallerien. Gegen Raubzüge wurden K irchen, K astelle oder Tabors, wie sie von den Hussiten genannt wurden, eingerichtet.

Das 5. Buch „M ittelalterliche Befestigungen in niederdeutschen Aussenlanden“ e rö rte rt die durch Burgenbau fortschreitende und sich imnier wieder auf Burgen stützende S trategie im deutschen Ordenslande, und schildert die einzelnen Burgeinrichtungen. Ueber die M arienburg h a t der H erausgeber nichts aufgenommen, da Cohausens D arstellung veraltet war. Vgl. je tz t insbesondere Steinbrecht, die W iederherstellung des M arienburger Schlosses (Berlin, E rnst, 1896). Die Burgen der Niederlande (S. 262 ff.) entbehren des Bergfriedes.

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Die m ittelalterlichen Befestigungen in Italien sind in teres­

sa n t durch die Verwendung an tik er B aum aterialien. R eichhaltig ist nam entlich das K apitel von den italienischen Zinnen. Näher w erden e rö rte t das Castello del Monte, 1240 von Kaiser F ried ­ rich II. in Apulien erb au t, das Castello Avezzano am je tz t trocken gelegten F uciner See in den Abruzzen, das Castello Avanzo, 1322 erbaut, und als Beispiel für die Verwendung d er Antike das G rabdenkm al der Caecilia Metella. Die G aetani erw eiterten dieses zu einer grossen Burg, m ittelst deren sie die Via Appia zwischen Rom und Neapel sperren konnten. Im K apitel über die italienischen S tadtburgen ist besonders reich das K apitel über die Türme. Referent m acht au f die interessante Schilderung eines Stadtgefechtes in Florenz nach Georges R ohault de Fleury aufmerksam.

Nach den W erken von Caumont, V iollet-le-D uc und N aeter folgt als nächstes (VII.) K apitel ein Abriss über norm annische, französische und burgundische Befestigungen. Die Ausbreitung der Rundbauten, runden B urgtürm e wie runden M auertürm e, in Städten ist in F rankreich viel grösser als in u nserer Heimat.

Verm utlich h a t das seinen G rund darin, dass man in der Bau­

technik d o rt frü h er vorgeschritten w ar als bei uns, und dass m an auch in der H erstellung bessern Schiesszeuges einen Antrieb fand, frü h er als in D eutschland von der B estreichung aus der Höhe zur Seitenbestreichung überzugehen.

Das Schlusskapitel VIII. e rö rte rt den „U ebergang zu den Befestigungen der neueren Z eit“. Die neue Befestigungsweise, welcher seit dem Aufkommen der Feuerwaffen das ausgehende M ittelalter notgedrungen zustrebte, h a t ihren klassischen Aus­

druck im sogen. „B astionär-System “ gefunden. Dasselbe wird n äh e r dargelegt, insbesondere über runde Türm e und Rondele und über Fünfecktürm e und Bastionen gehandelt. Der Ausgangs­

p u n k t d er neuen Befestigungsweise w ar Deutschland.

Der A tlas von 57 Tafeln Abbildungen (Steinlichtdruck von B.

Gisenius in Berlin) b rin g t 377 Befestigungsbauten, d a ru n te r viele in einer ganzen Reihe von D urch-, Quer-, G rundschnitten, V order-, Seiten-Ansichten u. s. f. Das ganze W7erk ist ein schönes E h re n ­ denkm al des hochverdienten Verfassers, dessen edle Züge in dem beigegebenen Bildnis fortleben. Die äussere vornehme hochele­

gante A usstattung entspricht d er Gediegenheit des Inhaltes.

Auch die K larheit und der Geschmack der Abbildungen erweisen, dass Ih r e M ajestät Kaiserin F riedrich m it der U nterstüzung dieses W erkes zur E h re des deutschen Namens und der deutschen W issenschaft erfolgreichst beigetragen hat.

M a r b u r g . E d u a r d H e y d e n r e i c h . 3 9 6 v- Cohausen, Die Befestigungsweisen der Vorzeit u. des Mittelalters.

(15)

v. Mülinen, Divico etc. — C. Willing, Die Thaten des Kais. Aug. etc. 3 9 7 163.

von Mülinen, Hartmann Friedrich, Divico oder die von Caesar den Ost-Galliern und Süd-Germanen gegenüber vertretene Politik.

1. Lieferung. Bern. K örber 1898. 8°. 64 S. M. 1,50.

Diese dem schweizerischen B undesrate gewidmete Schrift giebt n u r eine Uebersetzung d er einschlagenden Teile des Cäsar. Die U ntersuchung selbst soll nach dem Schlusswort fest­

stellen, „ob und inwieweit C äsar zu einer solchen C harakteristik und zu derartigen direkten und indirekten Komplimenten und Auslassungen unsern V orfahren gegenüber, seien sie nun Celten oder G erm anen gewesen, b erech tig t w a r.“

M a r b u r g . E d u a r d H e y d e n r e i c h . 164.

C. Willing, Die Thaten des Kaisers Augustus von ihm selbst erzählt. (Monumentum Ancyranum). U ebersetzt und erk lärt.

Nr. 1047. der Bibliothek der G esam t-L itteratur des In - und Aus­

landes. Verlag von Otto Hendel, Halle a. S. Geb. 50 Pf.

Die Uebersetzung des Monumentum Ancyranum liest sich gut, Die E rklärungen sind meist nach G ardthausen, Zeit- und Geld-Rechnung sind nach unserer m odernen Weise gegeben.

Einleitend w ird das Denkmal als Selbstbiographie des Augustus nach Tendenz und Anordnung gewürdigt, zum Schluss wird aus­

geführt, dass es die Quelle zu d er C harakteristik des Augustus bei Tacitus Ann. I c. 9 sei.

M a r b u r g . E d u a r d H e y d e n r e i c h .

165.

Seeck, Otto, Geschichte des Untergangs der antiken Welt. E rste r Band und Anhang. Zweite verm ehrte und verbesserte Auflage.

8°. IX u. 607 S. Berlin, Siem enroth & Troschel, 1898. M. 8 . - . D er 1895 erschienene erste Band des Seeckschen W erkes ist bald nach seinem Erscheinen in Jah rg . 23 der „M itteilungen“

(S. 405 ff.) ausführlich besprochen und dabei die Eigentüm lich­

keiten und Vorzüge desselben hervorgehoben worden. Welchen glücklichen Griff der Verf. gethan und wie gut er es verstanden hat, auch einen w eiteren Leserkreis fü r diesen allerdings sehr anziehenden, ab er schwer zu behandelnden Gegenstand zu in te r­

essieren, beweist der U m stand, dass schon je tz t nach drei Jahren, ehe noch eine Fortsetzung erschienen ist, dieser erste Band in zweiter Auflage herausgegeben worden ist. Allerdings lauten die U rteile der Fachgenossen über den wissenschaftlichen W ert der A rbeit sehr verschieden. Auch uns ist es zweifelhaft, ob das rein subjective B ild, welches der Verf. in dem ersten Buche von der H auptperson, K onstantin dem Grossen, als einem

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christlichcn Helden e n tw irft, d er aus innerer Ueberzeugung sich dem C hristentum zugewandt und auch in der Politik nach Möglichkeit dessen L ehren befolgt habe, berech tig ter und rich tig er ist als die freilich nicht m inder subjective Auffassung Gibbons, B urk h ard ts u. a., welche denselben als einen kühlen V erstandes­

menschen schildern, der auch die Religion nur als Mittel zum Zweck benutzt habe. Ebenso fraglich ist uns, ob das stark e H eranziehen naturw issenschaftlicher Forschungen und Theorieeu zur E rkläru ng der geschichtlichen Vorgänge im zweiten Buche s ta tth a ft und fruchtbringend gewesen ist. Jedenfalls aber haben auch wir uns der fesselnden D arstellung erfreu t und in dem Buch eine Fülle von lehrreichen Auseinandersetzungen und von anregenden Gedanken gefunden.

In der H auptsache ist die A rbeit auch in der neuen Auf­

lage dieselbe geblieben, doch finden sich im Einzelnen m anche A enderungen und Zusätze. D er Verf. h a t in dem wieder als be­

sonderes Bändchen beigegebenen Anhang, welcher den gelehrten A pparat en thält, auch die Publikationen der letzten Ja h re ver­

zeichnet und verw ertet. Von den Veränderungen, welche d er Text zeigt, sind die wichtigeren folgende: U eber die A ltersver­

hältnisse K onstantins ist der Verf. je tz t zu an d e rer Ansicht als frü h er gekommen. W ährend er seine G eburt frü h er in den Anfang d e r achtziger J a h re gesetzt hatte, glaubt e r je tz t die­

selbe m ehrere Ja h re herabrücken zu müssen (die nähere Aus­

einandersetzung d arü b er s. Anhang S. 435 f.) und nimmt 288 als sein G eburtsjahr an. Dem entsprechend fü h rt er je tz t (S. 38) u n te r den Schwierigkeiten, welche sich dem Abdankungs­

plan Diocletians entgegengestellt hätten, auch die Jugend K onstan­

tins, die seine E rhebung zum K aiser nicht h ä tte thunlich e r­

scheinen lassen, an, und er bezeichnet ihn je tz t (S. 47) als bei seiner Thronerhebung „kaum m ehr als achtzehn J a h re a lt.“

F e rn e r ist er je tz t abweichend gegen früher zu der U eber­

zeugung gekommen, dass die in der Vita K onstantins des Eusebius enthaltenen Urkunden echt sind (s. Anhang S. 464 f.), dem entsprechend geht er je tz t (S. 53 f.) auf die u n ter diesen befindlichen Reden K onstantins näh er ein. In der Schilderung des Verhältnisses des Kaisers zur Kirche w ird (S. 64 f.) hinzu­

gefügt, dass derselbe wider seinen Willen durch die P a rte i­

streitigkeiten innerhalb derselben genötigt worden sei einzu­

greifen und als F riedensstifter zu wirken. F rü h e r h a tte er be­

hauptet, K onstantins Keuschheit sei immer unbefleckt geblieben, daran h ä lt e r je tz t nicht m ehr fest, er giebt au (S. 65 f.), „sein aufgeregtes B lut und seine hitzige P hantasie seien üb er die Schranken, die der Wille seines V aters und sein eigenes sittliches Empfinden ihm zogen, hinweggesprungen, er sei auch w ährend seiner Ehe m it F a u sta kaum je ohne Liebchen gewesen“, ab e r gerade das Hin- und Herschwanken zwischen Busse und neuem V ergehen habe ihn um so m ehr in die Arme der Kirche ge­

3 9 8 Seecb, Geschichte des Untergangs der antiken Welt I.

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Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt I. 3 9 9 trieben, und er fü h r t diesen Gegenstand in den Anm erkungen (S. 475 ff.) näher aus. Bei Gelegenheit des Todes Diocletians (S. 144) wird je tz t auch das Gerücht, dass derselbe durch Selbst­

m ord geendet habe, erwähnt. A usführlicher und abweichend von früher wird je tz t (S. 167 ff.) das V erhalten des Licinius dem Christentum gegenüber dargestellt. Das h än g t zusammen m it der U ntersuchung, welche der Verf. an an derer Stelle (Zeitschr.

f. Kirchengeschichte XVII) über den Beginn des arianischen S treites g efü h rt hat. D ort w ar er zu der Ansicht gekommen, dass dieser S treit nicht erst, wie bisher auf G rund der B erichte b eid er P arteien angenommen worden i st , nach dem Siege K onstantins über Licinius, sondern schon 312 ausgebrochen sei, dass Licinius sich bem üht habe, beide P arteien zu versöhnen, dass ihm dieses ab er n u r für einige Zeit g elu n g en , dass infolge des W iederausbrechens der Streitigkeiten ihm die Geduld gerissen sei und er so 321 die Christenverfolgung begonnen habe. Das alles wird je tz t auch hier in der Kürze w iederholt, auch die höchst wunderliche M otivierung des feindlichen Vor­

gehens des Licinius gegen die Christen, in jen er K irchenspaltung habe derselbe das W alten einer übernatürlichen Macht, des Teufels, gesehen, er habe geglaubt, dass G ott sich von ihm ab ­ gew andt habe und sei daher wieder zu den H eidengöttern zurück­

gekehrt. Als Anlass zum offenen B ruch zwischen Licinius und K onstantin fü h rt d er Verf. je tz t (S. 173) an, dass d er erste re -die von letzterem für 322 ernannten Consuln in seinem Reichsteile nicht habe verkündigen lassen, sondern selbst nebst seinem Sohne das C onsulat übernomm en habe, was aus der D atierung einiger neuer­

dings gefundenen ägyptischen Urkunden hervorzugehen scheint.

Die wunderlichen Zusätze zu S. 176 f. lassen erkennen, wie ver­

k e h rt es ist, immer der Politik K onstantins religiöse Motive zu Grunde zu legen.

Auch der zweite Teil, in welchem der Verfall d er antiken W elt geschildert wird, ist in der H auptsache unverändert ge­

blieben. N ur in den d ritten über die A usrottung der Besten handelnden A bschnitt ist (S. 280— 285) eine Digression einge­

schoben worden, in welcher der Verf., um die Veränderung zu erk lä ren , welche im A ltertum m it den Griechen vorgegangen ist, die Umbildung d er H austiere durch die Zuchtw ahl und auch das an Pflanzen beobachtete Gesetz der E rblichkeit heranzieht, ja sogar die Geschmacklosigkeit begeht, in dem Text ausführlich üb er Experim ente zu berichten, welche in Brasilien m it ausge­

sätem verschiedenreihigen Mais gem acht worden s in d , woraus dann Folgerungen auch auf die Verhältnisse des Menschen ge­

zogen w erden, und ein kleinerer Zusatz S. 307 über die An­

passung aller Lebewesen an die natürlichen Lebensbedingungen, welcher V eranlassung giebt zu einer längeren in der Anmerkung (S. 5 4 2 —545) geführten Polemik gegen Ammon und Lapouge und nachher gegen die Anthropologen überhaupt, deren G rund­

(18)

4 0 0 Peters, Der griechische Physiologus etc.

satz, dass Schädelform und H aarfarbe Abzeichen verschiedener Rassen seien, verworfen wird. Auch in den beiden letzten Ab­

schnitten, dem fünften und sechsten, finden sich einige kleinere Zusätze (S. 338 f. Angaben üb er die Bevölkerung A ttikas vor dem peloponnesischen Kriege, S. 350 üb er M assregeln in S p a rta und M acedonien, um d er drohenden Entvölkerung vorzubeugen, S. 388 f. die Bemerkung, dass d er Mensch das einzige Geschöpf sei, welches sich dauernd verm ehre, und dass gerade durch den dadurch verursachten Kam pf ums Dasein seine K räfte gesteigert würden, S. 412 w eitere Beweise für die Verm ehrung d er Volks­

zahl zu Ende des 2. Jahrhund erts).

B e r l i n . F. H i r s ch.

166.

Peters, Dr. Emil, Der griechische Physiologus und seine orien­

talischen Uebersetzungen. 8°. VI und 106 S. Berlin, S. Calvary

& Co., 1898. Mk. 3,— .

D er Physiologus ist ein Buch, das im M ittelalter sich un­

gem einer V erbreitung erfreute, das dam als fast in allen Sprachen des Orientes und des Occidentes üb ersetzt w urde und dessen W irkungen sich bis in die Gegenwart erstrecken. F a st alles, was w ir an Tiersymbolik noch heute haben, geh t auf dieses Buch zurück. Zweck d er vorliegenden U ntersuchung ist, die Kenntnis dieser m erkw ürdigen und wichtigen Schrift auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen. U eber die E ntstehung des Physiologus giebt P. in der Einleitung folgendes an. In der Blütezeit von A lexandrien, als d o rt von allen Seiten Seefahrer und K aufleute zusam m enström ten und von den W undern ih re r Heimat be­

richteten, h a t ein unbek an n ter Verfasser die ihm vorliegenden Geschichten aus der F rem d e und dem V aterlan d gesam m elt.

Doch dieses O riginalw erk liegt nicht vor, vielmehr ist es durch christliche Theologen in der Weise abgeän dert worden, dass sie an irgend ein T ier aus d er Bibel anknüpfen und m it dem stereo ­ typen Zusatz no l(pvoi6koyog elet-e tisqI “ die Erzählung, die d er

Physiologus ü ber jenes T ier bot, Wiedergaben. D aran schlossen sie nun irgendwelche m oralische Nutzanwendung. Die ersten christlichen K irchenväter, die das Buch benützen oder citieren, stam m en gleichfalls aus Alexandria. In solcher G estalt also pflanzte sich das Buch fort, wurde ins Aethiopische, Armenische, Syrische und Arabische übersetzt, schliesslich ins Lateinische und von da aus in alle rom anischen und germanischen Sprachen.

In der vorliegenden Ausgabe b ietet P. eine Reihe von Stücken m ehr als F riedrich L au ch ert in seiner Geschichte des Physio­

logus, S trassburg 1889. Im übrigen sei für alle, die sich fü r den Physiologus interessieren, au f jenes eingehendere W erk hin- gewiesen.

B r e s l a u . K a r l S i e g e l .

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Byzantinische Zeitschrift. VI. 4 0 1 167.

Byzantinische Zeitschrift herausgegeben von K a r l K r u m - b a c h er . V I. Band. Jah rg an g 1897. gr. 8°. 640 S. Leipzig, B. G. Teubner. F ü r den Jah rg . M. 2 0 ,—.

Anch dieser Jah rg an g en th ält einige Quellenpublikationen.

J. B. B u r y (S. 219— 230) h a t eine K ollation d er Oxforder H andschrift des Johannes M alalas, auf welcher die Editio princeps von 1691 und die von dieser abhängige Bonner Ausgabe be­

ruhen, angestellt, sich dabei überzeugt, dass d er Text dieser Aus­

gaben sehr fehlerhaft ist und die wichtigeren Abweichungen d er H andschrift von demselben verzeichnet. F. C. C o n y b e a r e veröffentlicht (S. 572 — 584) in englischer Uebersetzung die Selbstbiographie des Armeniers Ananias von Schirak aus d er ersten H älfte des 7. Jah rh u n d erts, in welcher dieser erzählt, wie e r nach Konstantinopel gekommen ist und d o rt u n ter L eitung eines auch in der armenischen Sprache und L itte ra tu r wohl be­

w anderten P riesters Philagrius seine Studien gem acht hat, und eine Schrift desselben über das Osterfest. K. P r a e c h t e r be­

rich te t (S. 231 f.) kurz über zwei W iener H andschriften des Ge­

schichtsabrisses des P atriarc h en Nikephoros. D. K a u f m a n n teilt (S. 100— 105) in deutscher Uebersetzung die Stellen aus der hebräischen Reim chronik des Achimaaz von Oria mit, welche von d er Judenverfolgung u n ter Basilius I., der Heilung einer T o c h ter des Kaisers durch den Rabbi Schefatja und der Be­

endigung der Verfolgung durch Leo VI. handeln. G. M e r c a t i giebt nähere N achrichten über einige in einer Bologneser H and­

schrift erhaltenen Reden des Michael Italikos, d er um die M itte des 12. Ja h rh u n d erts als L eh rer der Philosophie und R hetorik in Konstantinopel und nachher als Bischof von Philippopel lebte, d a ru n te r zwei L obreden auf die K aiser Johannes und Manuel Komnenos, ferner üb er vier in derselben H andschrift befindliche, von einem unbekannten Verfasser herrührende, dem Anfang dieses Ja h rh u n d e rts angehörende Schriften, d aru n te r zwei B ittschriften an Kaiser Johannes Komnenos und dessen M utter Irene, welche durch die Schilderungen der dam aligen Zustände des Reiches und d er H au p tstad t und durch den freimütigen, leidenschaftlichen Ton, den sie anschlagen, m erkw ürdig sind, und er h a t von drei dieser Stücke den griechischen Text veröffentlicht. J. B. B u r y h a t (S. 526— 537) aus einer Oxforder H andschrift einen B rief des Nikephoros Blemmydes, jenes hochangesehenen im 13. J a h r ­ h u n d ert lebenden Geistlichen uüd Mönches, dessen Leben und umfassende schriftstellerische T hätigkeit 1896 Heisenberg in d er V orrede zu der Ausgabe seiner Selbstbiographie näher be­

handelt hat, an den F ürsten Michael II. von Epirus und dessen G a ttin , sowie eine Hymne desselben auf den h. Gregorius T haum aturgos herausgegeben. F. B i d e z und L. P a r m e n t i e r beschreiben (S. 357— 374) sehr genau eine H andschrift in Patm osr

Mitteilungen a. d. histor. Litteratur XXVI. 26

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4 0 2 Byzantinische Zeitschrift. VI.

welche die neuerdings von Usener veröffentlichte Lebensbe­

schreibung des h. Theodosius enthält, P. N. P a p a g e o r g i o s (S. 538— 546) eine H andschrift der Perikopen in Salonichi aus dem 12. Jahrh-, in welcher sich auch Bem erkungen über die Abfassung dieser H andschrift und Schenkungen an das Kloster, welchem dieselbe gehörte, finden, C, F e r r i n i (S. 15 5 —157) ganz kurz den M ailänder Palimpsest, aus dem er zusammen m it M ercati einen Teil der verlorenen B ücher d er Basiliken in einem Supplem entbande zu der Heim bachschen Ausgabe herausgegebeu hat, und zwei Codd. Vallicellani, in denen das u n ter Kaiser Basilius I. entstandene R echtsbuch P rochiron en th alten ist.

Von quellenkritischen Arbeiten h andelt eine von E. W.

B r o o k s (S. 33—54) üb er die Listen d er P atriarc h en von Konstantinopel von 6 3 8 —715, er u n tersucht das V erhältnis d er­

selben zu einander, zeigt, dass ihre gemeinsame Quelle Nikephoros ist, und berechnet die Amtszeit d er einzelnen P a tria rc h e n in dieser Periode. H. H u b e r t zeigt, woher es kommt, dass in der C hronographie des Theophanes für die Zeit von 7 2 6 —774 die J a h re der W elt nicht m it den Indiktionen stimmen, er b e tra c h te t ferner die verschiedenartigen chronologischen Angaben in den Briefen d er P äpste aus dieser Zeit und giebt zum Schluss auf einer Tafel eine U ebersicht über die verschiedenen dam als ge­

brau ch ten chronologischen Bestimm ungsarten. U eber die Ab­

fassungszeit des pseudolucianischen Dialogs P hilopatris handeln aufs neue R. C r a m p e und E. R o h de. E rste re r sucht (S. 144 bis 149) gegenüber den Angriffen des letzteren und Neumanns seine Behauptung, dass derselbe aus d er Zeit des Heraclius stamme und dass es sich darin in d er T h a t um einen Geheimbund von Heiden, deren es dam als noch welche in K onstantinopel gegeben habe, handle, zu rechtfertigen, w ährend R o h d e (S. 475— 482) noch einmal darlegt, dass die historischen Anspielungen, welche sich in d er Schrift finden, nicht auf die Zeit des Heraclius, sondern des Nikephoros Phokas hinweisen und dass von heidnischen Tendenzen in ih r g a r nicht die Rede ist. Sehr eingehend han d elt C. d e B o o r (S. 2 3 3 —284) üb er die „Chronik des L ogotheten“, das bisher nicht bekannte Geschichtswerk, welches nach der Ansicht von Hirsch sowohl der die Zeit von 842— 948 um fassenden F ortsetzung des Georgios monachos als auch den

<3ieselbeZeit behandelnden Stücken der Fortsetzung des Theophanes, des Symeon m agister, des Leo gram m atikos und Theodosios M elitenos als H auptquelle zu G runde liegt. E r bespricht zu­

nächst die verschiedenen Handschriften, in welchen die F o rt­

setzung des Georgios mon. vorliegt, und zeigt, dass dieselben nicht n u r zwei (wie Hirsch nach dem ihm bekannten han d­

schriftlichen M aterial b ehauptet h atte), sondern drei verschiedene R edaktionen derselben enthalten, welche unabhängig von einander entstanden sind. E r sucht dann die Vorlage derselben, die Chronik

•des Logotheten, zu rekonstruieren; er kom m t dabei zu dem E r­

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