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Thorner Presse 1884, Jg. II, Nro. 290

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A u s g a b e wöchentlich sechsmal.

A b o n n e m e n t« p r e i< pro Q u a rta l 2 M a rk incl. Postprovision oder A btrag.

R e d a k t i o n und E x p e d i t i o n : Katharinenstraße 204.

J n s e r t io n S p r e is pro S paltzeile oder deren R aum 10 P fg .

Annahme der Annoncen täglich bis 1 U hr M itta g s .

N L L90. Mittwoch, den 10. Dezember 1884.

Kehret dem Wolke, was unsere großen Kohen- zolkern aufrvirthschaftlichemAebiete geleistet Haben, und die Manchesterei findet keine« ZSoden mehr.

Es ist bisher vie l zu wenig d arauf hingewiesen, daß die Fortschrittspartei und die von ih r »erfochtene Manchesterei niem als einen so großen E influß auf weite Kreise unseres Volkes hätten gewinnen können, wie das leider der F a ll ist, wenn die Erziehung unserer Jugend eine wirklich nationale wäre, wenn dem heranwachsenden Geschlechte nicht die hervor­

ragenden M ä n n e r fremder Nationen, der Griechen und Römer, sondern die der eigenen als Id e a le eingeprägt würden, wenn die Jü n g lin g e , welche später einmal berufen sein sollen, leitende Stellungen im S taate einzunehmen, im eigenen V a te r­

lande mindestens ebenso genau Bescheid wissen müßten, wie im alten Hellas und Rom .

D aß man diesen M a n g e l an nationaler Erziehung noch im m er ruhig weiter bestehen läßt, hat seinen G rund wesentlich d a rin , daß man denselben noch gar nicht allgemein erkannt hat, und doch liegt es klar auf der H a n d , daß rechtes nationales Bewußtsein nicht entstehen kann, wenn es nicht bereits in den Herzen der K inder erweckt und sorgfältig ge­

pflegt w ird . Dieser fü r jedes patriotische Herz sehr schmerz­

lichen Erscheinung liegen eine ganze Reihe von Ursachen zu G runde, welche hier sämmtlich aufzuführen und zu erörtern der knapp zugemessene R aum dieses B la tte s leider nicht ge­

stattet, weshalb w ir uns d arauf beschränken müssen, eine der einschneidendsten kurz zu besprechen, und daran unsere weiteren Betrachtungen anzuknüpfen.

D ie erste und vornehmlichste dieser Ursachen liegt nämlich in dem unglücklichen V erlaufe unserer nationalen Entwickelung, welche, gleich im Anfange mehrfach gestört, durch den furcht­

baren dreißigjährigen Krieg so vollständig vernichtet wurde, daß Deutschland n u r noch ein geographischer B e g riff w ar.

N u r die Sprache, welche Luther der N a tio n besonders durch seine Uebersetzung der B ib e l gegeben, hielt die verschiedenen S täm m e wenigstens nach einer Seite hin zusammen und er­

innerte sie an die Vergangenheit, deren Andenken sonst v o ll­

ständig erloschen war.

Aber auch der materielle Wohlstand w a r dahin. D e r deutsche Handel, da» deutsche Handwerk, welche früher den W eltm arkt beherrscht hatten, konnten nicht einmal den heimi­

schen M a rk t behaupten; fremde Erzeugnisse, geistige wie ge­

werbliche, galten als M uster und wurden allein geschätzt.

D azu kam die unselige politische Zerrissenheit, grell beleuchtet durch die Flam m e des uralten Gegensatzes der S täm m e, welche zu allen Zeiten an dem Baue unseres staatlichen Lebens gezehrt hat und heute noch daran zehrt, unterhalten und ge­

schärt von den benachbarten Nationen. W as deutsch war, wurde draußen und daheim in gleicher Weise bespöttelt und verachtet; aus jener Z e it der Erniedrigung stammt die noch heute beliebte, nicht genug zu verabscheuende Redensart: „D a s ist nicht w eit h e r!" Beweis genug, wie tiefe W urzeln die Nichtachtung des Deutschen schlug und noch jetzt treibt.

A lle in unsere Hohenzollern verfolgten damals eine wirklich nationale P o litik , hielten das Ansehen Deutschlands dem Auslande gegenüber weit über die K räfte ihres Landes h in ­ aus aufrecht, verstanden es aber auch m it bewunderungs­

^ I m Irrenhause

Roman von Ewald August König (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung -

„U nd eben deshalb w ill I h r Entschluß m ir nicht gefallen,"

erwiderte A lfred m it einem B lick voll herzlicher Theilnahme auf da« schöne Mädchen. „ S ie wollen dieses HauS verlassen und — "

„D ieser Entschluß ist das Resultat reiflicher und ernster Ueberlegung," fiel Hulda ihm rasch in '» W o rt. „ D ie N o th ­ wendigkeit desselben muß ja auch Ih n e n einleuchten."

„Ic h begreife ih n ." fu h r A lfre d fo rt, „aber w ir können nicht zugeben, daß unsere nächsten Verwandten, nun — ver­

zeihen S ir m ir die W orte, Hulda — am Bettelstab in die W e lt hinaus wandern wollen. S ie haben m ir freilich ge­

schrieben, daß S ie ohne Sorgen in die Z ukunft blicken könnten, aber ich glaube nicht so recht daran, ich weiß au« eigener E r ­ fahrung, wie schwer r« ist, ohne genügende M itte l — "

„ Ic h trage diese M itt e l in m ir ," sagte H ulda, die schönen Augen zu ihm aufschlagend; „rS freut mich, daß ich nun ver­

werthen kann, was ich erlernt habe. Und so ganz m ittello«

ziehen w ir ja auch nicht hinaus. M eine Ersparnisse und mein Schmuck, der m ir nun auch entbehrlich geworden ist, werden so lan>e ausreichen, bis ich Schülerinnen gefunden habe. Es ist m ir lieb, daß S ie gekommen sind," fu h r sie fort. „ich kann Ih n e n persönlich die Schlüssel übergeben und habe also nicht nöthig, sie einem D iener anzuvertrauen."

„W a rte n S ie damit noch einen Augenblick," bat A lfre d , als da» Mädchen hinauSeilen wollte, „ich möchte Ih n e n zu­

vor, und zwar im Namen meine« Vater«, einen Vorschlag machen. Z u dieser Besitzung gehört da« kleine G u t A lten­

burg, welche« I h r Vater von den größeren Besitzungen ab­

zweigte und zum Wittwensitz fü r Ih r e F ra u M a m a bestimmte.

L r sagte m ir, als w ir jene« reizende T u t besichtigten, er habe diese» Haus lediglich zu diesem Zweck erbauen und einrichten lassen. E r hoffe, daß sein S ohn später die V erw altung de«

Ganzen übernehmen werde; w ir lange er selbst noch lebe, wisse

würdiger Meisterschaft, die natürlichen H ilfsquellen ihrer w eit zerstreuten Gebietstheile zu erschließen.

Aber gerade von dieser Leistung der Hohenzollern, welche allein es möglich gemacht hat, daß das kleine B randenburg der Kern und H o rt des neu erstandenen deutschen Reiches geworden ist, hat unser V olk so gut wie gar keine Kenntniß, und selbst Leute, welche sich zu den sogenannten „G ebildeten"

rechnen, wissen von Friedrich W ilh e lm I., dem eigentlichen Schöpfer des preußischen Großstaates, weiter nichts, „a ls daß er die langen Kerle fü r seine Garde in Potsdam geliebt."

Und hier ist es nun besonders die Fortschrittspartei, welche diese großartigste Seite unserer Hohenzollern in be­

wußter Absicht entweder gänzlich todtschweigt, oder sie dem Volke in einem ganz falschen Lichte v o rfü h rt, genau so, wie s sie es m it unserer großen deutschen Vergangenheit treibt, gegen welche sie dem Volke auch einen unüberwindlichen W iderw illen einflößt, und zwar dadurch, daß sie stets von

„finsterem M itte la lte r" spricht.

N un dieses M itte la lte r ist n u r fü r diejenigen ein finsteres, in deren Köpfe nie ein S tr a h l des Wissens über diese große Z e it gedrungen ist, oder fü r die, welche absichtlich ihre Augen gegen die Zeugnisse dieser Z e it verschließen. Unwissenheit und B osheit reichen sich bei dieser Gesellschaft stets brüderlich die Hand.

Und doch sind diese Schwatzhänse so ungemein leicht zu widerlegen! M a n sehe sich doch nur einmal die ragenden Münster an, w iche unsere Vorfahren errichtet haben, und ziehe in Erw ägung, daß man Gcwerbemuseen zur Hebung des Handwerks baut und hier die Erzeugnisse des M itte l­

alters als M uster aufstellt. Können Leute einer finsteren Z e it solch' leuchtende V o rb ild e r schaffen?

Noch ärger aber treiben sie es auf dem Gebiete der preußischen Geschichte. Z w a r die altpreußischen Ueberlieferungen führen sie stets im M unde, aber die preußische Geschichte be- l ginnt fü r sie erst m it den Reformen Hardenbergs und vom großen Könige reden sie n u r, um gewisse Aussprüche von ihm zu mißbrauchen. Und hierbei kam, ihnen besonders der Umstand zu statten, daß die Schätze des-Staatsarchivs wenig zugänglich waren. S o wurde in bewußter Absicht eine v o ll­

ständige Legende gebildet, welche von demokratischer Seite eifrigst verbreitet wurde. Selbst der edle F reiherr vom S te in mußte es sich gefallen lassen, von Eugen Richter als geistiger V ater der Fortschrittspartei in Anspruch genommen zu werden.

Es w a r dies ein starkes Stück historischer Fälschung, aber ein noch stärkeres w ar es, daß er dies im Abgeordnetenhause aussprechen durfte, ohne sofort den nachdrücklichsten W id e r­

spruch zu finden.

A llerdings hatte Ranke inzwischen in seiner preußischen Geschichte schon die Grundsätze klar gelegt, nach welchen unsere großen Hohenzollern ihren S ta a t aufgebaut, und nach ihm w ar auch Droysen m it seinem bahnbrechenden Buche:

„Geschichte der preußischen P o litik " hervorgetreten Indeß diese Arbeiten fanden nicht dir Beachtung, welche sie ver­

dienten, die von ihnen ermittelten Ergebnisse blieben aus einen kleinen K reis beschränkt, drangen nicht in die Masse de« Volke«, denn die Presse, welche allein die weiteste V e r­

breitung hätte besorgen können, schwieg dieselben im In t e r ­ esse der Manchester« beharrlich todt.

er nicht, er könne plötzlich abgerufen werden, dann finde seine W ittw e hier ein stille« und friedliche« Asyl. N un wünscht mein V ater dringend, daß dieses reizende Häuschen seinen Zweck erfüllen möge, zu dem e« gebaut ist, daß es Ih n e n und Ih r e r F ra u M a m a , ein friedliches Asyl sein möge. Und wa« die übrigen Fragen betrifft, so überlassen S ie uns auch deren E rle d ig u n g ; S ie werden un« tief beleidigen, wenn S ie diese B itte zurückweisen wollten. Denken S ie dabei nicht an Ih re n Vater, die V orw ürfe, die w ir ihm zu machen hatten, treffen ja weder S ie , noch ihre F rau M u tte r, und von welcher Seite S ie auch die Sachlage betrachten mögen, die Verwand- schaft m it un« müssen S ie anerkennen."

D a » Mädchen hatte da« H aupt gesenkt, e« wagte nicht den B lick zu dem jungen M anne aufzuschlagen.

„E s wäre ein Almosen," sagte sie leise.

„H u ld a !" rie f A lfre d vorw u rfsvo ll. „D a ß S ie m ir solche A n tw o rt geben könnten und würden, habe ich nicht erw artet."

„Verzeihen S ie m ir " , antwortete sie, die schönen Augen voll innigen Danke« auf ihn richtend, „ich wollte Ih n e n ja nicht wehe thun! E« w ar ein Gedanke, der unw illkürlich in m ir aufstieg und der seine Rechtfertigung wohl darin findet, daß ich bereit« m it A llem abgeschlossen und meinen P lan fü r die Z ukunft fertig hatte. Aber ich verkenne auch nicht, daß die Rücksichten, die ich meiner M u tte r schulde, m ir ge­

bieten, Ih re n freundlichen Vorschlag ernst zu prüfen, und da«

w ill ich thun. Wenn ich ihn annehme, so thue ich e« nur fü r meine M u tte r ."

„U nd ich hoffe zuversichtlich, daß S ie ihn annehmen werden", sagte A lfre d ; „m ein Vater wünscht e« sehr."

„ Ic h werde Ih n e n morgen darüber schreiben."

D e r junge M a n n wäre gern noch länger geblieben, e«

fiel ihm schwer, sich schon sobald dem süßen Zauber zu ent- reißen, den d ir Nähe de« schönen Mädchen« auf ihn übte.

Aber durft« er ih r jetzt seine Liebe bekennen? N ein, er mußte warten, bis die S tü rm e ausgetobt und die Z e it die vom Schicksal geschlagenen Wunden geheilt hatte.

I I . Iahrg.

E« berührt nun sehr eigenthümlich, daß der B and de«

Werke« von Droysen, welcher die Grundzüge der W irth - schaftSpolitik Friedrich W ilhelm « I. so schön klarlegt, im Jahre >869 erschienen ist, als man gerade dabei w ar, auch die letzten Reste dieser W irthschaftspolitik zu beseitigen, gleichsam als steige der Schatten dieses eigentlichen Begründer« de«

preußischen Staate« empor, um noch im letzten Augenblicke sein geliebte« Land vor den unheilvollen Bahnen der Manche­

sterei zu warnen.

E« war zu spät. I n der ganzen sogenannten V o lks­

vertretung fand sich auch nicht ein Einziger, der m it gehörigem Nachdrucke darauf hingewiesen hätte, daß man m it der E in ­ führung der Manchester« die Grundlagen vernichte, auf welchen der preußische S ta a t einst aufgebaut worden w ar, daß alle«, was Preußen überhaupt an In d u s trie besitzt, ledig­

lich durch die umsichtige Fürsorge seiner wirthschaft-klugen Könige möglich geworden sei.

Gerade in jenem Jahre zeigte es sich, welch einen Fehler unsere Regierung damit begangen, daß sie so wenig fü r eine wirklich nationale Erziehung der Jugend besorgt, rächte e«

sich schwer, daß sie die Akten über die innere V erw altung de« preußischen Staate« nicht schon längst hatte wissenschaft­

lich bearbeiten und die daraus gewonnenen Kenntnisse ver­

breiten lassen.

W ie konnte sich die Masse de« Volke« fü r die G ru n d ­ sätze ächt allpreußischer W irthschaftspolitik begeistern, da die­

selben so sehr in Vergessenheit oder in V e rru f gebracht waren, daß selbst die berufenen Leiter an der Spitze de« Staate«

sich ihrer entweder nicht mehr erinnerten, oder aber gar m it völliger Geringschätzung auf die herabsahen, wie H e rr Camp­

hausen und Delbrück da« so hinlänglich gezeigt.

Und selbst jetzt nachdem F ürst BiSmarck wieder in die Bahnen der ächt altpreußischen W irthschaftspolitik unserer großer Hohenzollern eingelenkt hat, steht die Masse de» Volke«

noch recht theilnahmlo« bei S eite, w eil sie im m er noch nicht weiß, daß Preußen allein einer ähnlichen P o litik seine Größe verdankt. Macht man sie heute aber darauf aufmerksam, zeigt man ihnen, wie Friedrich W ilh e lm I., Friedrich der Große e« angefangen haben, wie sie ohne Bedenken m it S ta a tsm itte ln nachgeholfen, dann jubeln sie laut und stimmen der neuen W irthschaftspolitik unbedingt zu.

Da» hat denn auch die Manchesterpartei sehr bald be­

merkt, und deswegen haben zwei M itg lie d e r derselben, der Jude Philippson und der Judengenosse K a rl B ra u n , e« sich angelegen sein lassen, die altpreußische W irthschaftspolitik in aller E ile noch einmal recht tüchtig herunterzureißen. S ie sind dabei nach ächt manchesterlichem Prinzipe verfahren, denn sie haben ihre literarische Waare von da genommen, wo sie am billigsten und bequemsten dazu kamen. S ie ist aber auch danach.

U m so mehr ist e« daher Pflicht, fü r Verbreitung der Kenntniß altpreußischer W irthschaftSpolitik zu sorgen, und, G ott sei Dank, fehlt eS an H ilfs m itte ln dazu nicht.

E. M .

E r schied von ih r m it der wiederholten B itte , ihm eine zusagende A n tw o rt zu geben und die A n tw o rt, die er am folgenden Tage erhielt, erfüllte seinen Wunsch.

N u r au« Rücksicht auf dir M u tte r, die sie nun nicht mehr einem ungewissen Schicksal preisgeben dürfe, nehme sie m it innigem Dank den freundlichen Vorschlag an, schrieb sie, und der Vater A lfred« äußerte eine herzliche, aufrichtige Freude über diesen Entschluß.

> Einige Wochen später nahm der alte H e rr von seinem väterlichen Erbe Besitz, und A lfre d widmete sich m it seiner ganzen K ra ft der Verw altung dieser großen, ausgebreiteten Besitzung

D e r Prozeß gegen T om nahm inzwischen seinen F o rt­

gang. Durch ihn wurden alle Verbrechen de« ermordeten Doktor« enthüllt; die Geständnisse de« W ärter«, der so lange Jahre hindurch der V ertraute J a n in s gewesen w ar, führte zur Verhaftung vieler, bisher unbescholtener Personen, die sich an den Verbrechen de« Irrenarzte« betheiligten.

Dieser Prozeß endete schließlich m it der D erurtheilung T om '» zum Tode und der übrigen Angeklagten zu mehr­

jährigen Zuchthau«- oder Gefängnißstrafe, die ganze Strenge der Gesetze w ar bei diesen Verurtheilungen in Anwendung gebracht worden.

E in anderer Irre n a rz t übernahm die A nstalt, der Nach­

laß Jan in « wurde unter die noch gesunden Patienten und die Angehörigen der gemordeten O p fe r vertheilt, auch gelang e« im Laufe der Z e it, den Neffen W erner'« in Amerika auf­

zufinden und ihm den Rest seine« Raube- zu entreißen.

Lambert Bochner wie» alle Anerbieten A lfred« eigen­

sinnig zurück, er hatte, w ir ersagte, sein Auskommen und begnügte sich m it dem erhebenden Bewußtsein, eine gute T hat vollbracht zu haben.

D a - kleine G u t Altenburg w ar den beiden Damen in der T h a t ein stille», friedliche« Asyl geworden, aber den schweren Schicksalsschlag überwand die M u tte r H ulda'« nicht, wenn sie auch äußerlich gefaßt und ruhig schien.

(Schluß fo lg t.)

(2)

D a s Werk d ^ E / ^ i s c h ? ? ^ E ' r n j w ird eifrigst, zwar ohne Ueberstürzung, aber auch ohne Unterbrechung ge­

fördert. D ie Kommission resp. deren Subkommission sind gegenwärtig m it Feststellung der auf die Kongo- und N ig rr- schifffahrt bezügliche« Reglement» beschäftigt, welche die G ru n d ­ sätze form uliren, unter welchen in Z ukunft die kommerzielle und zivilisatorische Erschließung M itte la frika « , voran des Kongo-

beckens, betrieben werden soll.

D e r „R a t. Z tg ." beginnt mehr und mehr vor ihren jetzigen politischen Freunden zu grauen. Dieser Tage hob sie hervor, daß H e rr W örm ann bei seiner ersten Rede, über die D a m p f e r v o r l a g e , „von der Linken nicht m it der Rücksicht behandelt wurde, welche sich einer ersten Rede gegenüber immer von selbst verstehen sollte." D ie verletzenden Zwischenrufe gegen W örm ann gingen von dem Abg. Eugen Richter aus, gegen die sich also dieser Tadel in erster Reihe richtet. Richter hat die M a n ie r, neue M itg lie d e r, deren Sachkenntniß er fürchten zu müssen Ursache hat, vornherein zu brüskiren, um sie damit einzuschüchtern, was ihm auch nicht selten gelingt.

Heute scheint die „R a t. Z tg ." in einer Besprechung der deutschen P o litik in Westafrika sich von Eugen Richter gänzlich loszu­

sagen, indem sie „von dem berüchtigten Rufe eines ra ­ dikalen Agitationsblattes, haltet die Taschen z u ! " spricht. DaS

„radikale A gita tio n sb la tt" ist der Richtersche „RcichSfreund"

und der, welcher den berüchtigten Ausspruch that, ist der F ührer der P artei, welche die „R a t. Z tg ." bisher vertrat, ist Eugen Richter selbst.

U nter den beim Reichstag eingereichten Petitionen be­

findet sich auch eine vom Zentral-Vorstand des d e u t s c h e n S c h u h m a c h e r - Z n n u n g s b u n d e s , in welcher be­

antragt w ird , daß die Militär-Oekonomie-W erkstätten eingehen sollen, und der B edarf von M ilit ä r - S t ie f e ln fo rta n in den S tra f-A n sta lte n hergestellt werden möge. M a n d arf gespannt sein, wie sich die M ilitä rv e rw a ltu n g zu dieser Frage stellen w ird . D e r P e titio n ist eine Anzahl Fragebogen und B riefe von Schuhmacher-ZnnungSvorständen beigefügt, in denen ge­

wichtige Beläge fü r die Schädigung durch die Gefängnißarbeit gegeben werden. Thatsache ist, daß durch die E ta b liru ng von Schuhfabriken in den S trafanstalten das Schuhmacher- Gewerbe mehr wie jedes andere Gewerbe durch die Zuchthaus- A rb e it leidet.____________________________________________

Austand.

P a ris , 6. Dezember. D ie Handelskammer hat gegen die Erhöhung der Getreide - Eingangszölle Protest eingelegt.

— Durch Straßenanschläge w ar in der vergangenen Nacht zu einem morgen in Belleville abzuhaltenden Meeting aufge­

fordert worden, in welchem über eine vor dem Elysöe zu ver­

anstaltende Massenkundgebung berathen werden sollte. D ie Plakate wurden von der P o lize i entfernt.

P a ri» , 6. Dezember. S enat. B ei der Generaldebatte über die W ah lre fo rm verlangte Niemand das W o rt. H ierauf gab L a re in ty von der Rechten seinem Erstaunen über dieses Schweigen Ausdruck und w a rf der M a jo ritä t vor, in ihrer W ahlvertheilung die S tim m e n der M in o ritä t unterdrücken zu wollen. Redner spricht sich fü r das System der D eputirten- kammer aus. D a s einzige M itte l, dem Senate die A u to ritä t wiederzugeben, sei die B erufung an das Volk. D er S enat nahm sodann die fü n f ersten A rtike l ohne Diskussion an.

P a ris , 6. Dezember. Z m Senat gaben bei der weiteren B erathung über die W a h lre fo rm die von Naquet (radikal) und von dem Herzog von B ro g lie (Rechte) eingebrachten AmendementS, wonach die W a h l des Senats mittelst des allgemeinen Stim m rechts erfolgen soll, zu längerer Debatte Veranlassung. Ministerpräsident F e rry sprach sich gegen die AmendementS aus, da das Hervorgehen beider Kammern aus demselben Entstehung-modus das gegenwärtige System v o ll­

ständig umstürzen und dem parlamentarischen Regime wider­

sprechen würde. D a s Amendement NaquetS, welches das allgemeine direkte Stim m recht fü r die Senatswahlen vorschlug, wurde abgelehnt, ebenso ein Amendement L a re in ty's, welches fü r die Senatswahlen das allgemeine Stim m recht m it zwei Abstufungen angewendet wissen wollte, m it 146 gegen 86 S tim m en.

London, 6. Dezember. Beide Häuser des P arla m e n ts wurden heute, nachdem die R eform bill die K ön ig l. Sanktion erhalten hatte, bis zum 19. Februar k. I . vertagt.

Die Bedeutung des Schuh macher-Kerverks in Danzig.

Geschichtlicher Rückblick aus Anlaß des 5 0 0 jäh rig cn Bestehens der Schuhmacher-Innung zu Danzig am 2. J a n u a r 1885.

«Fortsetzung)

S o sehr man die Unabhängigkeit von dem Polnischen Hofe zu behaupten suchte, so beging man doch bald die Inkonse­

quenz, sowohl Seiten« des Rathe« als auch der Bürgerschaft, den König zum Schiedsrichter herbeizurufen und ihm auf diese Weise etwa« einzuräumen, was er nachher auch unauf­

gefordert ausüben wollte. S o begann im Jahre 1525 ein großer Gerichtstag m it einer Zusammenberufung der K a u f­

mannschaft und sämmtlicher Z ünfte und Innungen, wo dann die vorzüglichsten Ruhestörer hervorgesucht und sogleich in Verhaft genommen wurden. Zuletzt erfolgte die Publikation einer in 35 A rtikeln abgefaßten Verordnung, welche man ge­

wöhnlich m it dem Namen „S ta tu te n GigiSmunds des Ersten"

zu benennen pflegte. D em B ü rg e r w ar dadurch im Jahre 1526 der A ntheil, welchen er an der V erw altung der Kom- munal-Angelegenheiten haben sollte, und welcher bisher unbe­

stimmt und von den Zeitumständen abhängig gewesen w ar, gesetzmäßig zuerkannt. Hundert M itg lie d e r der Bürgerschaft, nach den vier Q uartieren der Rechtstadt ebenfalls in vier Q uartiere getheilt, und m it den Aelterleuten der vier Haupt- gewerke (Fleischer, Bäcker, Schneider und Schuhmacher), deren jedem eine gewisse Z a h l der übrigen Zünfte und Innungen zur Theilnahme an dieser von dem Hauptgewerke abzugebenden S tim m e n zugeordnet w ar, vereinigt, bildeten die dritte O r d ­ nung und nahmen die Rechte des B ü rg e rs in der Regierungs­

verwaltung wahr. F ü r Handwerksgesellen und Lehrlinge wurde eine strengere Kontrolle und Aufsicht anbefohlen, und jede heimliche Zusammenkunft wurde verboten. W eiter aber w ar das V erhältniß des altstädtischen Rathes zu dem recht­

städtischen durch S ig is m u n d 's S tatuten ein völlig unterge- ordnetes geworden, der Rath der Altstadt w ar bis auf eine durch ein deputirteS M itg lie d abzugebende S tim m e bei den Verhandlungen des rrchtstädtischrn Rathes beschränkt, und da-

L o n d o n , 7. Dezember. D e r Observer meint, daß die den egyptischen Finanzvorschlägen gewordene Aufnahme nicht zu großen Hoffnungen auf eine schließlich« Annahme dieser Vorschläge berechtige._______________________ _____________

Arovinzial-Wachrichten.

D a n z ig , 5 . Dezember. ( F r ü h l i n g . 1-.) E in a rb e its ­ reiche- Leben hat plötzlich gestern Abend seinen Abschluß erhalten.

A n einem Herzschlage, w o h l in Folge eines längeren Leiden-, verschied gestern Abend 8 U h r der M usikdire kto r F rü h lin g , M u fik - l ehrer und erster O rg a n is t an der S t . Z oh a n n is-K irch e hierselbst.

K ö n ig s b e rg , 4 . Dezember. ( D a - a m t l i c h e V e r z e i c h - n i ß d e s P e r s o n a l s u n d d e r S t u d i r e n d e n ) d e r K . A lb e rtu s -U n iv e rs itä t zu K ö n ig -b e rg i. P r . fü r d a - W in te r- Semester 1 8 8 4 /8 5 weist 6 8 7 im m a trik u lirte Studenten auf, w o ru n te r ein Perser, ein Türke, ein Am erikaner, einige dreißig Russen und sechs Süddeutsche sich befinden. Außerdem hören die Vorlesungen zehn H o -p ita n te n . R ektor m a g n ific u - ist der K ro n ­ p rin z , zeitiger P ro re k to r Professor D r . N a u n y n ; die U n ive rsitä t zählt stebenundvierzig ordentliche, vieruudzw anzig außerordentliche Professoren, achtzehn Privatdozenten, zwei Lektoren, vie r S p ra ch - rc.

Lehrer, vie r Kassen- resp. B u re a u - und zwei Baubeamte.

K ö n ig s b e rg , 4 . Dezember. ( D i e f e i e r l i c h e E i n ­ w e i h u n g ) der hiesigen S t . M arienkirche m it ihrem vollendeten inneren Um bau nach streng gothischen P rin z ip ie n ist fü r den 16.

over 1 8. d. M . beschlossen. Z u derselben uterden u. A . einge­

laden : der O berpräsident und der Regierungspräsident, der G eneral- S u p erintendent, der L andrath, die städtischen Behörden und die M itg lie d e r de- Gemeinde»Airchenraths. D a S restaurirte G o tte s ­ haus ist überraschend schön in allen T he ile n .

G u m b in n e n , 7. Dezember. ( F o r t s c h r i t t l e r 3 a n 3 A 6 N 6 . ) M a n schreibt der „ D . VolkS ztg." B e re it- seit einigen J a h re n sind w ir eS gewöhnt, daß in unserer S ta d t konservativ und fortschrittlich (besser demokratisch) d in ir t w ird , insofern als die F o rts c h rittle r a n - S ta d t und Land G u m b in n e n sich von dem gemeinsamen D in e r zür Feier de- G e b u r t - t a g e - S r . M ajestä t des K a ise r- ausgeschlossen haben und diesen hohen Festtag je d e -w a h re n P a trio te n in ihrem Lager und auf ihre Weise fe iern. F re ilich bedenken sie dabei nicht, daß eine ih re r beliebtesten P h ra s e n : „ I n der V erehrung sind w ir A lle e in ig !" . . ., welche w ir sogar a ls M o tto unter einem Kaiserbilde im G astzim m er eine- fortschritt- licherseits stark frequentirten H o te ls lasen, dadurch zu Schanden w ird . N u n sie brauchen aber n u r in ihren reichhaltigen Phrasen- satz hineinzugreifen und durch eine andere Phrase den Leuten

„H o n ig um den M u n d zu schmieren", um so ihre wahren Gesin- nungen zu verbergen. G a n z neu ist aber die F o rts c h ritt-b lü th e , daß in unserer S ta d t in der kommenden B a ll- S a is o n nunm ehr auch fortschrittlich getanzt werden soll und zw ar unter der Aegide bekannter F o rts c h ritt-m ä n n e r a u - S t a d t und Umgegend G u m ­ b in n e n -. M i t einem W o rte : D ie F o rts c h rittle r wollen unter sich sein, um sich auch im B a lls a a le nicht etwa in ihren G efühlen A6N6 auferlegen zu brauchen und sind an die K o n s titu iru n g eine- neuen K o sin o -, gegen d a - bereit- seit J a h re n bestehende gemein­

same, geschritten. D a S w ird eine nette U n g e n irth e it d o rt werden, wenn die neuen „K a s tn o -B rü d e r" und „S c h w e s te rn ", wie weiland die Juden d a - goldene K a lb , so die Büste de- 4 . P . Frenzel, de- G u m b in n e r F ortschrittS -A postel-, umtanzen werden! Vielleicht aber übt auch die F o rts c h ritt-lu ft, welche diese neue Tanzgenossen­

schaft durchwehen w ird , einen w o h lth ä tige n E in flu ß auf den F o r t ­ schritt in der Kunst de- T an ze - und de- ,z u tanzen Bekom m en-"

a u - ! D a n n nun im m er heran ih r jungen D a m e n ; der Zweck he ilig t ja die M it t e l. W i r sind in der T h a t begierig, ob nicht die verlockende AuSsicht diese- F o rts c h ritt- auch manchen bisherigen A nhänger de- allen K a s in o - zum U e b e rtritt in dies neue Lager Terpfichore'S bewegen w ir d ! D ie D u m m e n werden ja nie alle!

D ie H erren Unternehmer von der F o rts c h ritts p a rte i haben dann wenigstens auch einm al wieder die jetzt so seltene Freude, Andere nach ih re r Pfeife tanzen zu sehen.

W id m in n e n , 5 . Dezember. ( M a s c h i n e e n t g l e i s t . ) B e i dem hier am 2 . Dezember stattgehabten, entsetzlichen Schnee­

treiben kam der N a c h m itta g S -F ü n f-U h r-Z u g hier m it 3 Maschinen glücklich an, zwei derselben führten den Z u g nach Lötzen weiter und die d ritte M aschine ging nach V e rla u f von 8 M in u te n zurück.

W ährend dieser kurzen Z e it w a r der etwa 5 0 0 S c h r itt h in te r dem B a h n h o f gelegene H ohlw eg dermaßen v o ll Schnee getrieben, daß die M aschine die Massen nicht überwältigen konnte. D e r F ü h re r gab sofort Kontredam pf, und e- gelang ih m auch, die Maschine aus dem Schnee zu bringen. Unglücklicherweise ging sie aber aus

den Schienen und grub sich lie f in den wenig gefrorenen S a n d ein, ohne glücklicherweise umzustürzen, so daß Heizer und F ü h re r unverletzt blieben. Z w e i Tage und zwei Nächte wurde unter Z uhilfe n a h m e KönigSberger H ilf-m a n n sch a ften , die bald m itte l- ExtrazugeS eintrafen, tapfer gearbeitet und gestern N achm ittag 5 U h r gelang e- endlich, d a - Geleise fre i zu machen. M a n kann sich ein B ild von dem fürchterlichen Schneetreiben machen, wenn man h ö rt, daß am 3 . Dezember 1 0 0 Menschen zu arbeiten hatten, um die Passage im O r te selbst und an den nächstgelegenen S te lle n fre i zu machen. D e r östliche und westliche E in g a n g unsere- M arktfleckens w a r förm lich v e rb a rrik a d irt, denn Hau-Hoch w a r der Schnee über den ganzen Weg aufgetrieben.

fo k a le s .

Redaktionelle Beiträge werden unter strengster Diskretion angenommen und auch auf verlangen honorirt.

T h o r n , den 9 . Dezember 1 8 8 4 .

— ( C o n s e r v a t i v e r V e r e i n . ) D onnerstag den 1 1 . dS.

findet im S a a le de- SchützenhauseS die G eneralversam m lung de- Conservativen V e re in - statt. D e r B e g in n der V ersam m lung ist auf 7 U h r anberaum t. F ü r viele M itg lie d e r des V e re in -, namentlich fü r die Handwerker und Geschäftsleute, ist diese Z e it zu frü h und möchten w ir empfehle«, m it der E rö ffn u n g der V e r ­ sam m lung um 6 U h r zu beginnen.

( S i t z u n g d e s L a n d w i r t s c h a f t l i c h e n V e r e i n S T h o r n . ) Gestern Abend 5 U h r h ie lt der Land- rvirthschaftliche V e re in T h o rn im A rtu s b o fe seine letzte S itz u n g in diesem J a h re ab. Dieselbe w a r nicht besonder- zahlreich besucht.

I D e r Vorsitzende, H e rr Weinschenck-Lulkau, eröffnete die S itz u n g m it geschäftlichen M itth e ilu n g e n , a ä a. Uebernahme der Kosten fü r Anlage einer Fischleiter bei Leibitsch aus S ta a ts fo n d s , theilte der Vorsitzende m it, daß nach einem Schreiben de- H e rrn Regie- rungS-Präsidenten F rh r n . v. Massenbach begründete AuSsicht gegeben sei, daß die Kosten der Anlage der Fischleiter, die sich a u f ca.

1 2 0 0 M a r k belaufen, vom S ta a te übernommen würden. B e ­ kanntlich habe der Landwirthschaftliche V ere in T h o rn früh e r eine S u m m e von 5 0 0 M a r k zu den Kosten beisteuern sollen. D a aber dessen finanzielle Verhältnisse eine solche B e ih ü lfe nicht zu leisten vermögen, habe sich derselbe m it dem Gesuche um U n te r­

stützung an den Z e n tra lv e re in gewandt. Derselbe habe denn auch das Gesuch auf die T agesordnung seiner Herbstversam m lung g e strllt; inzwischen sei aber d a - Schreiben dcS H e rrn R eg ie ru n g s­

präsidenten eingelaufen, w o m it denn die Angelegenheit zu einem erfreulichen Abschlüsse gediehen sei. A u f Anregung deS Vorsitzen­

den beschloß der V erein, eine Dankadresse an den H e rrn Regie- rungS-Präsidenten abzusenden, b. Ablehnung deS Gesuch-, die S itzungen der Geschworenen statt um 9 erst um 10 U h r begin­

nen zu lassen. Diese P e titio n ging bekanntlich vom K u lm e r V erein a u -. D e r Vorsitzende stellte e- in E rw ä g u n g , ob e- nicht angebracht sei, bei den großen Nachtheilen, die der frühe A n fa n g der Sitzungen der Geschworenen fü r den L a n d w irth sowohl, wie fü r den K a u fm an n und Beam ten habe, d a - Gesuch nochmals ein­

zureichen. B o n anderer S e ite wurde dem entgegengesetzt, daß nach dem kategorischen Bescheide w o h l kaum zu hoffen sei, daß eine nochmalige P e titio n von E rfo lg w äre. E - wurde daher von einem wiederholten Versuche in dieser R ich tu n g Abstand genommen, e. D ie B ild u n g einer PrüfungS -K om m ission in T h o rn fü r d a - HufbeschlagS-Gewerbe. Nach dem Referate de- Vorsitzenden habe sich der K rie g sm iniste r an den Z e n tra lv e re in m it dem Ersuchen gewandt, ih m geeignete Persönlichkeiten fü r die B ild u n g einer P rü fungS -K om m ission fü r d a - HufbeschlagS-Gewerbe in T h o rn vorzuschlagen. D e r Z e n tra lv e re in habe an ih n , den Vorsitzenden, die- Ersuchen ü b e rm itte lt und dieser a l- geeignete Persön­

lichkeiten den K re iS th ie ra rzt S t ö h r und zwei M itg lie d e r deS V e r ­ e in -, davon eine- a l- stellvertretende- K o m m issio n-m itg lie d, n o m i- n ir t. D ie in Vorschlag gebrachten H erren sind bereits zu M i t ­ gliedern ernannt. W ie der Vorsitzende noch bemerkte, betragen die D iä te n fü r die M itg lie d e r der Prüfungskom m ission 6 M a r k pr» T a g . Nach den ferneren A u sfü h ru n g e n de- Vorsitzenden, habe der Vorstand ansang- im Auge gehabt, den T h ie ra rz t de- U la n enregim em - a l- M itg lie d der Kom m ission vorzuschlagen, m an habe sich aber schließlich gesagt, daß e- besser sei, ein M itg lie d a u - dem Kreise der Besitzer und La n dw irth e zu wählen. — D ie Versam m lung erklärte sich m it den vorgeschlagenen H erren einver­

standen. 2. Ausnahme neuer M itg lie d e r. E - hatten sich zwei H erren zum B e itr ilte gemeldet, welche nach vollzogener B allotage a l- M itg lie d e r aufgenommen w urden. 3 D ie deutsche L a n d w in h - schaft--Gesellschaft. D e r Vorsitzende, welcher dem P ro v is o riu m

durch verlor der B ü rg e r wieder an E influß , denn die M i t ­ glieder jenes altstädtischen Rathe- wurden sämmtlich aus der Klasse der Gewerbetreibenden gewählt. Eine solche Repräsen­

tation konnte dem B ü rg e r nicht genügen, er durfte seine W o rt­

führer ja nicht auch selbst wählen, sondern mußte eS dem Gutdünken des Rathe- überlassen, zu ernennen, wen dieser fü r seine Zwecke am brauchbarsten fand, und nach freier W illk ü r diese Bürger-Repräsentanten zusammenzuberufen, wenn es ihm selbst am gelegensten war. I m Jahre 1552 wurden daher auch die Äelterleute sämmtlicher Zünfte und Innungen aufgefordert, ihre Beschwerden dem Könige SigiSm und I I . August vorzutragen, und von der Bürgerschaft au- den vier S tadtvierteln gewählte, während der Anwesenheit de- Monarchen die S telle der dritten O rdnung einnehmende Repräsentanten überreichten eine in 49 Artikeln abgefaßte Aufzählung aller Klagen und Wünsche de- B ü rg e r-, dahingehend, daß das Kollegium der Hundertmänner nicht au- der W ahl de- RatheS hervorgehen, sondern sich selbst ergänzen solle und, ohne auf B erufung zu warten, in jedem Jahre zweimal zusammen­

kommen dürfe, um sich Rechenschaft über den Zustand des Kommunal-Wesen- ablegen zu lassen.

Strenger Zunftzwang herrschte in der S tadt D anzig b i- auf da- kleinste Gewerbe herab. Eine nicht unbedeutende Z u n ft w ar die der Korken- und Trippenmacher, welche im Jahre 1592 den Rath bat, daß eS jedem Meister gestattet werden möge, da da- Trippenmachen (Pantoffelmachen) ganz in V e rfa ll gerathe, statt de- von ihnen bisher gehaltenen Trippenmacher-Burschen noch einen zweiten Korkenmacher- Burschen annehmen zu dürfen. Dabei wurde zugleich darauf angetragen, daß Jeder, der in diese- Gewerk aufgenommen zu werden wünsche, zu seinem Meisterstücke „ein Paar T rippen m it Nasen, ein P aar holländische und ein P aar auSgelenkte Fraventrippen" machen solle. (Noch fü h rt eine S traß e den Namen „Korkenmachergasse.")

I m Jahre 1614 wurde zwischen den Städten D anzig, E lbing undjThorne in B ündniß zur E rhaltung ihrer P rivilegien und zur Beförderung ihrer Gewerbe auf 10 Jahre errichtet.

Im m e r seltener fanden die B ü rg e r oder einzelne Zünfte

m it ihren Beschwerden gegen den Danziger Rath bei dem Könige von Polen Eingang, und so wurde auch im Jahre 1651 die B itte der Handwerker, daß es nur E in Bürgerrecht, nicht aber ein große- und ein kleine-, in Danzig geben möge, von ihm abgewiesen. I m Jahre 1652 gab eS 72 verschie­

dene Zünfte und Innungen. Verschiedene Zünfte und I n ­ nungen hatten ihre öffentlichen Schauspiele und Aufzüge.

Während der Jahre 1654 bis 1662 gab der Schuhflicker Peter Treichel viele mystische Schriften heraus, wurde aber zuletzt auf den Antrag der Geistlichkeit au- der S ta d t ver­

wiesen und begab sich sodann nach S te ttin .

D e r Aeltermann der Schuhmacher, M a r tin Element, lebte m it den übrigen Aelterleuten in einem Privatstreite und erhob im Namen der übrigen Zünfte gegen die Hauptgewerke Klage, wußte sich auch am Polnischen Hofe Audienzen und Gnadenbriefe auszuwirken. A ls aber im Jahre 1659 der König selbst nach Danzig kam, erhielten die Gewerke nach Überreichung einer weitläufigen B itts c h rift bald nach dem Abschlüsse des Frieden- zu O liv a (am 2. M a i 1660) ein ihnen willfahrendes P riv ile g iu m , wodurch neben ihren vier Hauptälterleuten zugleich auch deren Companen S itz und S tim m e in den vier Q uartieren der dritten O rdnung zuge­

standen, jedem Handwerker und seinem Sohne da- Großbürger- recht fü r eben den P re is, welchen Kaufmann-söhne dafür zahlten, bew illigt, und sowohl ihm der freie Verkauf seine- GewerbematerialS, als auch seiner W ittw e die Eröffnung eines Kleinhandels freigestellt wurde. A lle in auch dieses P riv ile g iu m fruchtete nicht-, denn der Rath nahm keine Rücksicht darauf und zog durch Anknüpfung neuer Unterhandlungen m it den einzelnen Aelterleuten und Zünften die Sache in eine unab­

sehbare Länge. Es wurde also im Jahre 1661 eine D epu­

tation sämmtlicher Gewerke nach Warschau an den König gesendet, welche fü r die ansehnlichen Geschenke, w o m it man sie ausgerüstet hatte, eine erneuerte Bestätigung der P riv ile g ie n mitbrachte. A lle in den Aufwand von 2870 Gulden hatte man ganz umsonst gemacht, da der Rath dabei blieb, er sei zu einem billigen Vergleiche, jedoch nicht zur unbedingten Nachgiebigkeit, bereit. D ie Gewerke wagten e- auch nicht, sich

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