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Glückauf, Jg. 55, No. 23

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GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 2 3 7. Juni 1 9 1 9 55. Jahrg.

Versuche mit. Gesteinstaub zur Bekämpfung von Grubenexplosionen,

ausgefülu’t in der Versuclisstrecke der Knappschafts Berufsgenossenschaft in Derne.

Von Bergassessor C. B e y l i n g , D ortm und.

(Fortsetzung.)

5. G e s t e i n s t a u b k a s t e n .

In- ihrer allgemeinen W irkungsweise sind Gestein­

staubkasten u n d sonstige G esteinstaubbehälter den Schranken sehr ähnlich. Der G esteinstaub wird dabei ebenfalls im S treckenquerschnitt angeordnet, und er soll, durch den L uftstoß d er Explosion ausgelöst, an O rt und Stelle verdichtet werden, so daß die Explosions­

flamme in dem Streckenteil, in dem die K asten ein­

gerichtet sind, also in der Kastenzone, zum Erlöschen kom m t. Der wesentliche U nterschied zwischen K asten und Schranken besteht darin, daß d er G esteinstaub bei den K asten nicht offen im S treckenquerschnitt liegt, sondern seitlich von W andungen umschlossen ist. D araus ergeben sich gewisse Besonderheiten für die ^Virküngs- weise der G esteinstaubkasten.

Zunächst g estatten die K asten vermöge d er Seiten­

wandungen, auf gleicher Grundfläche eine erheblich größere Gesteinstaubm enge unterzubringen als die Schranken, .die nur soweit m it G esteinstaub beladen werden können, wie der Schüttungsw inkel es zuläßt.

Man benötigt daher für eine bestim m te St^ubmenge eine geringere Zahl von K asten als v o n ' Schranken und kann m ithin den G esteinstaub in der S chrankenzone.

noch m ehr konzentrieren,- wodurch seine W irkung er­

höht wird. - F en ier ist d er G esteinstäub durch die K asten­

wandungen geschützt, so daß ihn der L uftstoß der Explosion nicht abzuwehen verm ag; daher wird auch kein S täub auf diese Weise vorzeitig fortgetragen.

-Die Auslösung des Staubes soll vielm ehr ausschließlich dadurch geschähen, daß die K asten durch den L uftstoß zum U m k i p p e n gebracht w erden; dabei wird der ganze S taüb inhalt m it einem Male frei. Aus diesem Grunde und wegen des großem Fassungsvermögens der K asten könnte m an versucht sein, ihnen vor den Schran­

ken den Vorzug zu geben. Denn m an möchte meinen, wenn der in den K asten aufgespeichertc G esteinstaub m it einem Male ausgelöst wird, so m üßte er auch m it seiner ganzen Masse auf die Explosionsflam me einwirken und sie um so sicherer zum Erlöschen bringen.

Tatsächlich liegen die Verhältnisse ab er nicht so günstig. Denn, die gedachte W irkungsweise w ürde vor­

aussetzen, daß d er Staub gerade im richtigen Augenblick ausgelöst wird, so daß er sich in seiner G esam theit frei

im Streckenquerschnitt befände, wenn die Explosions­

flamme die Kastenzone, erreich t. Diese Voraussetzung wird in W irklichkeit nicht erfüllt.

Es gehört ein Luftstoß von bestim m ter. S tärke dazu, um die. K asten um zukippen. Der W iderstand, den sie dem Um kippen entgegensetzen, kann je nach d er E in ­ richtung, der Befestigung oder dem Gewicht d er K asten groß oder klein sein; er h a t aber für jeden fertig ein­

gebauten und gefüllten K asten ein bestim m tes Maß.

Sobald daher der Luftstoß die nötige S tärke erreicht hat, um diesen W id e rsta n d zu überw inden, s tü rz t der K asten um und gibt den G esteinstaub frei. N un können aber Explosionen sehr verschieden verlaufen, und. der der Explosionsflamme vorauseilcnde L uftstoß kann stark oder weniger sta rk sein. F erner kann die E x ­ plosionsflamme dem L uftstoß, der die K asten zum Kippen bringt, u n m ittelbar oder in m ehr oder weniger grpßem Z eitabstand folgen. U nter U m ständen kann dieser Z eitabstand sogar recht erheblich sein, wenn nämlich die Explosion in ihrem raschen F ortschreiten gestört wird, sei es, weil sie vorübergehend nicht g e­

nügend N ährstoff vorfindet oder durch Leistung m e­

chanischer A rbeit (z. B. durch Beseitigung größerer Hindernisse) einen starken W ärm everlust erleidet, oder weil an Streckenabzweigungen oder -kreuzungen eine D ruckentspannung ein tritt. A]le diese Verhältnisse sind nicht vorauszusehen; es lassen sich nicht einmal Ver­

m utungen d arü b er anstellen, wie eine etw a vorkom m ende Explosion in einer G rubenabteilung verlaufen würde.

Da m an ab er die K asten nu r m it ’ einem bestim m ten W iderstand hersteilen, sie also gewissermaßen nur für eine Explosion von bestim m ten D ruckverhältnissen ein­

richten kann,, so wird die Auslösung des G esteinstaubes in d er Regel nicht gerade im richtigen Augenblick, sondern zu früh oder zu spät erfolgen. K asten,-die sehr fest stehen, m ithin einen besonders hohen W iderstand bieten, werden bei einer schwachen Explosion vielleicht ü berh aup t nicht zur W irkung kommen.

Ü brigens darf m an n ic h t' annehm en, daß es am

günstigsten wäre, wenn die K asten in dem Augenblick

um kippten, in dem die Explosionsflam me an der K asten ­

zone anlangt. In diesem Fall würde d er Staub zu spät

frei werden. Denn wenn die Explosion z. B. eine Ge­

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418 G l ü c k a u f Nr. 23

schw indigkeit von 200 m /se k erlangt h ä tte 1' und die Länge der Kastenzone betrüge 10 m, so w ürde sie die Zone in 1/ 20 sek durchlaufen. In dieser Zeit könnte die Auslösung des G esteinstaubes nicht vor sich gehen.

Das Um kippen d er schweren K asten oder B ehälter, das in einer D rehung um eine K an te oder Achse b esteht, nim m t allein schon m ehr Zeit in Anspruch. Falls aber die K asten gerade schon um gekippt wären, so würde doch in der überaus kurzen Zeit eine nennensw erte Staubm enge aus den K asten nicht herausfallen können.

Die Flam m e w ürde daher fast ungehindert u n te r den K asten hinwegcilen, und die H auptm asse des Staubes fiele erst hinterher herunter, bliebe som it unw irksam ; die Explosion w ürde nicht aufgelialtcn und nicht einmal begrenzt werden.

Die K asten m üssen um gekippt und der größte Teil des Staubes m uß bereits freigeworden sein,- wenn die Flam m e an d er Sicherungszone eintrifft. D a aber der fallende G esteinstaub der Wirkung, des L uftstoßes aus­

gesetzt ist, so w ird er von diesem m itgenommen. Aller­

dings verm ag der L uftstoß, seiner Stärke entsprechend, n u r eine gewisse Staubm enge zu tragen, und da bei der E ntleerung der ‘K asten viel S taub in kurzer Zeit in den freien Streckenquerschnitt gelangt, so wird u n ter U m ständen ein Teil des Staubes auf die Sohle fallen.

Von einer kräftigen Explosion wird er auch d o rt wohl wieder aufgew irbelt; aber dadurch, daß er erst wieder in den S treckenquerschnitt hochgetrieben werden muß, wird seine W irkung verzögert und beeinträchtigt. Aus alledem erhellt, daß auch bei den G esteinstaubkasten nicht die ganze darin aufgespeicherte Staubm enge zur W irkung gelangt. Selbst im günstigsten Fall der Aus­

lösung w ird ein Teil des S taubes vom L uftstoß fort- getragen und kom m t m it der Explosionsflamme nicht in B erührung, es sei denn, daß die Explosion in der Kastenzonc* nicht aufgehaltcn, sondern erst später durch den schon w eiter fortgetriebenen S taub begrenzt wird. Bei den K asten findet daher ebensowenig eine vollständige A usnutzung des G esteinstaubes zum Auf­

h alten von Explosionen s ta tt wie bei den Schranken.

D a es obenein sehr unwahrscheinlich ist, daß der Staub in den K asten gerade im günstigsten Augenblick aus- gelöst wird, w ährend er auf den Schranken (m it festen T ragleisten) infolge seiner offenen Lage und, weil die B re tte r nicht vorzeitig um gekippt werden, jederzeit in d er erforderlichen Menge erfaßt werden kann, so dürfte, vom G esichtspunkt der'W irkungsw eise aus betrach tet, den Schranken der Vorzug zu geben sein.

1 D iese. G e s c lh v in d ig k e it i s t f ü r K x p lo a io u e n n o c h n i c h t se in ' g r o ß , B e i d e n s c h n e lls te n E x p l o s io n e n , d io in d e r V e r s u c h s s tr e c k e b is h e r e r z e u g t w e rd e n , s c h lü g t d ie F la m m e , w e n n s ic h k e in e H i n d e r n i s s e in d e r S t r e c k e b e f in d e n , 0,S s e k n a c h i h r e r E n t s t e h u n g a u s d e m M u n d ­ lo c h h e r a u s ; e in e s o lc h e E x p l o s io n d u r c h l ä u f t a ls o in d ie s e m k u r z e n Z e itr a u m d io 2 0 0 m la n g e S tr e c k e , w a s e i n e r d u r c h s c h n i t t l i c h e n G e ­ s c h w i n d i g k e i t v o n 2 5 0 m / s e k e n t s p r i c h t . D ie E x p l o s io n e n s c h r e i t e n a b e r , w e n n s i e - g e n ü g e n d N ä h r s t o f f h a b e n , n i c h t m i t g le ic h m ä ß i g e r , s o n d e r n m i t z u n e h m e n d e r G e s c h w in d ig k e it f o r t . I n d e r M i t t e d e r S tr e c k e , w o d io B e k ä m p f u n g s m i t t e l g e w ö h n lic h e i n g e b a u t w e r d e n , m a g d a h e r d i e G e s c h w in d ig k e it s c h o n 3 5 0 m b e tr a g e n . A b e r a u c li b e i s c h w a c h e n E x p l o s io n e n le g t d io F la m m e , n a c h d e m s i e 10 0 m w e i t g e ­ la u f e n is t , 5 0 in in 1 s e k z u r ü c k . I n d e r G ru b e w e rd e n d ie s e Z a h le n n i c h t g e r in g e r , s o n d e r n w e g e n d e s lä n g o r n A n la u f s , d e n d io E x p l o s i o n e n v o m U r s p ru n g s o r t. b i s z u r S ie h e r u u g s s tc llo h a b e n , e h e r g r ö ß e r s e in . D u r c h S c h r a n k e n , K a s t e n o d e r s o n s tig o H i n d e r n i s s e , d ie d e n S tr e c k e n - q u e r s e h n i t t z u m T e il v e r s p e r r e n , k a n n d io G e s c h w in d ig k e it d e r E x ­ p lo s io n e n v o r ü b e r g e h e n d e r m ä ß i g t w e r d e n ; j e d o c h i s t d i e V e r la n g ­ s a m u n g o f t n u r g e r in g .

. Die Gefahr der zu frühen oder zu späten Auslösung liegt bei allen B ekäm pfungsm itteln vor, bei denen sich der G esteinstaub in besondern B ehältern oder gar in einem besondern R aum außerhalb des Streckenquer- schnitts (in d er F irste oder in den Stößen) befindet.

.Sie ist im allgemeinen ab er nicht so groß, d aß.solche B ekäm pfungsm ittcl als nicht brau chb ar angesehen wer­

den m üßten. Der U m stand, daß schwache Explosionen, die n u r einen L uftstoß von geringei; S tärke verursachen, m eistens langsam, stark e Explosionen dagegen schnell verlaufen, .gibt ein M ittel an die H and, die Auslösung des Staubes innerhalb gewisser Grenzen zu regeln.

Dies möge für die G esteinstaubkasten in K ürze d a r­

gelegt werden.

D am it die K asten Explosionen jeden Grades aufzu­

halten vermögen, wird m an sie zweckmäßig so einrichten, daß sie dem L ü fts to ß ' einen m ittlern W iderstand en t­

gegensetzen, daß sie also nicht allzu leicht, aber auch nicht überm äßig schwer zum Um kippen zu bringeiusind.

W enn dann eine schwache Explosion stattfin d et, so löst der L uftstoß den G esteinstaub zwar erst sp ät aus, d . h . zu einem Z eitpunkt, in dem die Flam m e schon ziemlich nahe an die Kjastenzone herangekom m en is t; da sie aber verhältnism äßig langsam fortschreitet, so findet sie in d er Zone doch schon genug G esteinstaub frei im

■ Streckenquerschnitt vor. Zum A ufhalten einer schwachen Explosion ist n u r eine entsprechend geringe Gestein­

staubm enge erforderlich. E rf o lg t. dagegen eine stark e Explosion, so w irkt der L uftstoß schon sehr bald auf die K asten ein; die Flam m e eilt aber m it solcher Ge­

schwindigkeit vorw ärts, daß sie den größten Teil, des Staubes noch im Zustand des Fallcns an trifft u n d durch ihn zum Erlöschen gebracht wird. Bedenklich bleibt hiernach hauptsächlich der Fall, daß eine Explosion, nachdem sie sich zunächst kräftig entw ickelt un d einen starken, schon auf die K asten einwirkenden L uftstoß erzeugt hat, eine vorübergehende Verzögerung erleidet.

Mag diese auch nu r von sekundenlanger D auer sein, so findet die Flam m e bei ihrem Eintreffen an d er K asten­

zone den Staub, soweit er nicht fortgetrieben ist, doch schon auf d er Sohle liegend vor. Die Explosion kan n auch u n te r diesen U m ständen noch aufgehalten oder wenigstens begrenzt werden. Zweifellos ist der S taub auf d er Sohle ab er weniger wirksam , zumal er sich in der Grube in Vertiefungen, zum Teil auch h in ter der Zim merung ansam m eln kann, wo er von dem L uftstoß der wieder voreilenden Explosion nicht oder nur schwer erfaßt w ird. —

In den Abb. 6 — 8 sind verschiedene B ehälter für Ge­

steinstaub im Q uerschnitt dargestellt. D er gewöhnliche, rechtwinklige G esteinstaubkasten und die G esteinstaub­

m ulde bestehen aus B rettern , die Gesteinstaubw anne aus Eisen- oder Zinkblech. Alle drei Gefäße besitzen in den Abbildungen den gleichen lichten Q uerschnitt von 720 qcm. Zurn Vergleich zeigt Abb. 9 eine Gestein­

staubschranke von 650 nim B reite. Bei A nhäufung von

feinem Tonschieferstaub, dessen Schüttungsw inkel

zwischen 34 u n d 35° liegt, w ürde d er Staub auf der

Schranke ebenfalls einen Q uerschnitt von rd. 720 qcm

haben; die S taubhöhe bem ißt sich auf 222 mm. Bei

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Abb. 6. Gestein-y, staubkasten.

1 m Länge w ürden die drei B ehälter je 72 1 oder rd. 72 kg S taub fassen, da die D ichte des feinen Tonschieferstaubes in solchen Gefäßen ungefähr 1 ist. Dagegen würde die Schranke (ohne seitliche K opfbretter), obwohl ihre Grundfläche etw a doppelt

so groß ist wie die des K astens, n u r 57 1 oder 51,3 kg Staub aufnehm en;

bei der lockerem Schüt­

tung, die sich bei dem frei­

liegenden S taub ergibt, b e trä g t die Dichte n u r 0,9.

R echtw inklige K asten (s. Abb. 6) erseneinen zur B ekäm pfung von Explosionen nicht ohne weiteres brauchbar. Bei dem großen Gewicht, daß sie nach Füllung m it G esteinstaub besitzen, stehen sie sehr fest u nd setzen dem U m kippen einen erheblichen W iderstand entgegen. Sie w ürden von einer schwachen Explosion g ar nicht oder doch zu spät zum Fallen gebracht werden.

Der Ausweg, sie auf eine n u r schmale U nterlage u n ter der F irste aufzustellen, wäre nicht unbedenklich, weil sie dabei durch unbeabsichtigte Einw irkungen h erun ter­

stürzen u n d Schaden anrichten könnten. W enn m an K asten dieser Form verw enden will, so versieht m an sie zweckmäßig m it einer Achse oder m it Zapfen, um die sie sich drehen können, und oi'dnet diese so än, daß sie sich u n te r dem Schw erpunkt befinden. Die K asten m üssen dann in der Ruhelage durch eine besondere V orrichtung festgehalten werden, dam it sie nicht von selbst um kippen. Bei einer Explosion h ä tte der L uftstoß diese V orrichtung zu lösen. Mit derartigen K asten sind Versuche gem acht worden, die im folgenden Erw ähnung finden werden.

Falls m an keine besondern V orrichtungen anbringen will, sind Mulden oder W annen den eigentlichen K asten vorzuziehen. W egen ‘ih rer kleinern Grundfläche oder geringem Auflage kippen sie leichter um. Die U n ter­

lage m uß dann ab er so b re it sein, daß sich die Gefäße u n te r d er Einw irkung des L uftstoßes umlegen und den S taub ausschütten können, bevor sie herunterstürzen.

Von besondern K onstruktionen, die fü r Gestein­

stau b b eh älter erdach t worden sind, kann hier abgesehen werden.

E rw äh nt sei n u r noch, daß m an, falls eine genügende Streckenhöhe zur Verfügung steh t, den G esteinstaub auf den gefüllten K asten noch anhäufen und so die S ta u b ­

menge in einer Kastenzone noch m ehr zusamm endrängen kann. Ein Beispiel dafür zeigt Abb. 10. Die darin darge­

stellte Mulde, welche die gleichen Abm essungen h a t

¡wie die in Abb. 7 wiederge­

gebene, en th ält bei 1 m Länge je tz t 118 1 G esteinstaub (ge­

gen 72 1 ohne Anhäufung).

D er angehäufte G esteinstaub liegt offen im Strecken­

q uerschnitt und k an n von dem L uftstoß einer Explosion leichter erfaßt werden als d e r von den Seitenwandungen d er Mulde umschlossene Staub. Man h a t hier also ge­

wissermaßen eine Verbindung von K asten und Schranken,

deren Anwendung sich nam entlich (dort empfehlen dürfte, wo die U nterbringung der erforderlichen S ta u b ­ menge auf gewöhnlichen Schranken wegen ihres ge­

ringem Fassungsverm ögens auf Schwierigkeiten stößt.

Abb. 7. G estein­

staubm ulde.

Abb. 8. G estein­

staubw anne.

Abb. 9. G estein­

staubschranke.

Abb. 10. G efüllte Mulde m it aufgehäuftem

G esteinstaub.

Mit den G esteinstaubkasten sind n u r wenige Ver­

suche vorgenomm en worden. D urch die eingehenden U ntersuchungen m it Schranken h a t m an die Gestein­

staubm engen erm ittelt, die erforderlich sind, um E x ­ plosionen verschiedener A rt aufzuhalten. Alle ändern B ekäm pfungsm ittel (K asten, M atten usw.), die dem gleichen Zweck dienen, unterscheiden sich in d er W ir­

kungsweise von den Schranken hauptsächlich durch die A rt d er Auslösung des Staubes. Diese m ag gelegentlich auch von Einfluß auf die erforderliche G esteinstaub­

menge sein; jedoch sind im allgemeinen w esenthehe Ver­

schiedenheiten in dieser H insicht nich t b eo b ach tet wor­

den. Man h a t deshalb in erster Linie u n tersu ch t, ob jene B ekäm pfungsm ittel üb erh au p t wirksam sind, u n d in welcher Weise sie wirken. Dabei dienten die m it Schranken erzielten Ergebnisse als Grundlage u nd zum Vergleich. Bei der P rüfung d er betreffenden M ittel wendete m an daher in d er Regel auch solche Gestein­

staubm engen an, wie sie für bestim m te Explosionen bei den Schranken als ausreichend befunden worden v'aren.

F ü r die E rp rob un g der G esteinstaubkasten kam es besonders darauf an, festzustellen, ob ihre W irksam keit dadurch beeinträchtigt wird, daß die K asten .nur durch einen L uftstoß von bestim m ter S tärke zum U m kippen gebracht werden, daß daher die Auslösung m eistens nicht im günstigsten Augenblick sta ttfin d e t. Man wählte dazu rechtwinklige, dreh bar verlagerte K asten m it H altevorrichtung.

Die K asten bestanden aus zölligen B rettern , waren 1,25 m lang, 0,34 m b re it u nd 0,32 m hoch. Sie w urden bis zum R ande gefüllt u nd faßten dabei 90 kg Gestein­

stau b ; von einer Staubaufhäufung n ahm m an A bstand.

Abb. 11. D rehbar verlagerter G esteinstaubkasten m it H altevorrichtung.

Um sie leicht um kippen zu lassen, w urde u n te r dem

K astenboden in der Mittellinie ein zölliges Rundeisen

angebracht, dessen E nden über die beiden Schmalseiten

d er K asten 5 cm vorstanden (s. Abb. 11). Diese E nden

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dienten als Zapfen, m ittels deren sich die K asten drehen konnten. Sie wurden in eiserne Tragbligel eingehängt, die u n ter der Streckenfirste befestigt waren. Die Vor­

rich tu n g zum F esthalten der K asten in ihrer Ruhelage bestand aus einer schwachen Holzleiste, die ü ber jedem K asten angebracht und in der Mitte durch einen Bolzen m it einem Querholz des K astens verbunden wurde und die an beiden E nden je eine aus dünnem Eisenblech hergestellte Gabel trug, m it denen sie die seitlichen Tragbügel um faßte. Ein m äßiger L uftstoß genügte, um die K asten u n ter Verbiegung d er Blcchstreifen umzuwerfen.

Zur E rprobung dieser K asten arbeitete man zunächst m it K ohlenstaubexplosionen, die, durch Schlagw etter und elektrischen Z ünder eingeleitet, einen ausreichenden A nfangsstoß erzeugten, um die K asten zum Umkippen zu bringen, die im übrigen ab er verhältnism äßig lang- sam verliefen. Dies wurde durch S treuen einer en t­

sprechenden kleinen Kohlenstaubm enge erreicht. Es gelang, die Explosion m it Hilfe von 2 K asten, also m it 180 kg {72 kg/qm ) G esteinstaub, aufzühalten. Diese Gesteinstaubm enge en tspricht etw a derjenigen, die auch bei Schranken erforderlich ist, um derartige schwache Explosionen zum S tillstand zu bringen.

Gegen stark e Explosionen war die W irkung der K asten annähernd so gu t wie die d er Schranken. Die Explosion ging gelegentlich etwas über die Kastenzone hinaus und wurde n u r begrenzt. Dies w ar darauf zurück- zuführen, daß die K asten durch die Gewalt d er Explosion im ganzen weggerissen und erst spater um gekehrt oder völlig zerstört wurden.

W i n k e l k a s t e n . W eitere Versuche führte m an m it W inkel­

kasten aus. Diese stellen eine besondere Form der Gestein- staubkasien dar. . N ach einem Vorschlag des B etriebsführers a.

D. W. D elahaye in Gahmen soll aus einer Anzahl solcher W inkel­

kasten eine S chutzvorrichtung zusam m engebaut werden, die sich als K astenzone kennzeichnet und ein geschlossenes Ganzes bildet.

Sie w ird u n te r dem N am en G e­

s t e i n s t a u b z o n e » U m stu rz«

vertrieben.

Die Vorrichtung besteh t aus den W inkelkasten und aus Seiten­

wangen (s. die Abb. 1 2 -1 4 ).

Die W angen sind kräftige Holz­

b re tte r, die m it stum pfwinkligen A usschnitten ver­

sehen sind und zum Tragen der K asten dienen. Zu dem Zweck werden sie in senkrechter Stellung an der Streckenzim m erung so- angebracht, daß für die auf ihnen ruhenden K asten genügend Spielraum ver­

bleibt, u m um zukippen. Die K asten selbst sind aus 4 ' B rettern zusam m engesetzt, nämlich 2 L ängsbrettern lind 2 dreieckförmigen B rettstücken, den K opfbrettern.

Sie bilden im Q uerschnitt einen rechten Winkel, dessen Schenkel verschieden lang sind, z. B. 21 u n d 26 cm,

innen gemessen. Das breitere L ängsbrett ra g t an beiden Enden um 4 - 5 cm über die K op fb retter h e ra u s; m it dem überstellenden Teil werden die K asten in die stum pfen W inkel d er Seitenwangen lose eingelegt. In dieser Ruhelage verbleiben die K asten, ohne einer besondern H altevorrichtung zu bedürfen. Ih r Schw erpunkt liegt aber, wenn der K astenraum m it G esteinstaub voll- gefüllt u n d d er S taub noch oben aufgehäuft ist, so, daß nur ein L uftstoß von geringer S tärke erforderlich ist, um die *Kasten um zukippen. Sie drehen sich dabei um die U n terkante des überstehenden B rettstü ck s und schlagen herum , bis dieses B rettstü ck sich auf der ändern Seite des W angenausschnitts wieder auflegt.

Die eigentlichen K asten fallen dabei zwischen die W angen und schü tten ihren gesam ten S taub in halt in den Strecken­

querschnitt. Bei einer sehr heftigen Explosion wird es allerdings kaum dazu kommen, daß die K asten vo r­

schriftsm äßig herum schlagen; sie werden vielm ehr fort­

gerissen u nd zertrüm m ert, haben dabei aber ebenfalls Gelegenheit, den Stqub freizugeben.

Bei d er Form und Arbeitsweise d er W inkelkasten kann der zwischen ihnen zu belassende A bstand auf ein geringes Maß beschränkt werden, ohne daß sich die K asten beim Um kippen behindern. Die Vorrichtung g estattet- daher, in einem verhältnism äßig kurzen Streckenstück eine große G esteinstaubm enge u n ter­

zubringen. Ein Teil des Staubes liegt wie bei den Schranken offen im Streckenquerschnitt. Die geringe E ntfernung d er K asten voneinander h at aller­

dings zur Folge, daß jeder K asten durch den v o r­

hergehenden gegen die Einwirkung des Luftstoßes in

Abb. 12.

L

Abb. 13.

Abb. 12 und 13. W inkelkasten m it Seiten-, wangen in S eitenansicht und A ufsicht,

Abb. l t . W inkelkasten im Strecken-

> querschnitt.

gewisser Weise geschützt w ird; jedoch scheint diel W irk­

sam keit d er V orrichtung dadurch nicht beeinträchtigt zu werden.

F erner ist es bei d er B au art d er W inkelkasten nicht gleichgültig, von welcher Seite die aufzuhaltende E x ­ plosion k o m m t; ihre W irkungsweise ist vielm ehr nu r einseitig. F ü r die m eisten Fälle, in denen solche Schutz­

m ittel angew endet werden, wird dies aber genügen.

Im übrigen d ürfte die K astenzone auch nicht ganz

wirkungslos bleiben, wenn sie durch eine Explosion, die

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von der entgegengesetzten Seite kom m t, in Anspruch genom m en wird.

Die V orrichtung ist auf ihre W irkungsweise gegen­

über verschiedenen Explosionen geprüft worden. Es w urden 4 Versuche dam it ausgeführt. Die dazu ver­

wendeten W inkelkästen, die von der Zeche Preußen T zur Verfügung gestellt wurden, bestanden aus zölligen B rettern, waren im ganzen 1,48 m lang und faßten m it Aufhäufung je 45 kg Tonschieferstaub oder 32 kg leichte Flugasche. Sie w urden, wie üblich, im B etonteil der Strecke eingebaut. Die Seitenwangen lagen unm ittelb ar an den B etonstößen und w urden von W inkeleisen ge­

tragen. Um sie zu befestigen, spreizte m an sic m ehrfach gegeneinander an und drückte sie sogegen die Stöße.

Die eingebauten K asten lagen m it ih rer U nterkan te 1,13 m über der Sohle. Zwischen dem Gipfel der S tau b ­ aufhäufung und- der F irste befand sich ein A bstand von 18 cm.

Bei der E rprobung gegen Kohlenstaubexplosionen arbeitete m an m it 400 kg (160 kg/qm ) G esteinstaub, und zwar Tonschieferstaub. Zur U nterbringung dieser Staubm enge genügten 9 W inkelkasten, die eine Strecken­

länge von 4 m in A nspruch nahm en; sie reichten vom 103. - 107. S treckenm eter. Die E rprobung gegen Schlag­

w etter, die sich auf 1 Versuch beschränkte, erfolgte m it 800 kg (320 kg/qm ) Gesteinstaub. In diesem Fall v er­

wendete m an Flugasche von Zeche Preußen I. D a diese ziemlich leicht war, so brauchte m an 25 W inkelkasten.

Die' K astenzone erstreckte sich vom 1 0 1 .-1 1 2 . Meter, h a tte som it eine Länge von 11 m.

Bei den Versuchen ergab sich folgendes:

a) P rüfung gegen eine durch Schlagw etter und elek­

trischen Z ünder eingeleitete Kohlenstaubexplosion.

Zahl der K asten: 9.

Füllung: 400 kg Tonschieferstaub.

Die Explosion verlief anfangs ziemlich h eftig ; sie hielt dann aber beim 75. Streckenm eter an und ging nach kurzem Verweilen noch 15 m wuiter. E tw a beim 90. M eter erlosch die Flamme, sie kam also nicht bis an die Kastenzone heran. D er vorauseilende Luftstoß brachte die K asten zum Um kippen, riß sie dann von den W angen h eru n te r und w arf sie bis 20 m weit in der Strecke um her. Die G esteinstaubm assen w urden eben­

falls fortgeschleudert. D urch die dabei geleistete Arbeit wurde soviel W ärm e v erbraucht, daß die Explosion schon vor der Sicherungsstelle vorübergehend zum Still­

stan d kam ; infolge der dann einsetzenden Rückschlag­

w irkung w urde ein Teil des aufgewirbelten Gestein­

staubes zurückgerissen, u n d die geschwächte Explosion verm ochte dann n u r noch 15 m w eiter zu laufen. Sie erlosch, weil der vor ih r befindliche K ohlenstaub durch G esteinstaub unschädlich gem acht war. D erartige E r­

scheinungen h a t m an bei der E rprobung der Schranken gegen Kohlenstaubexplosionen häufig beobachtet.

Die Mehrzahl der K asten wurde n ur wenig b e­

schädigt,

b) P rüfu ng gegen stark e Kohlenstaubexplosion, durch Schlagw etter und D ynam itschuß eingeleitet.

Zahl der K asten : 9.

F üllung: 400 kg Tonschieferstaub.

Auch diese heftige Explosion wurde zwischen dem 70. und 90. Meter angehalten, eilte dann ab er durch die Kastenzone hindurch und erlosch erst beim 127. Meter.

Durch den stärkern L uftstoß wurde bei diesem Versuch der G esteinstäub w eiter fortgetrieben, so daß er erst später als bei Versuch a zur W irkung kam . Die E x ­ plosion wurde daher n u r begrenzt.

Die K asten erlitten stärkere B eschädigungen; einige von ihnen w urden völlig zerstört.

c) Prüfung gegen stä rk ste K ohlenstaubexplosion, durch Schlagw etter un d D ynam itschuß eingeleitet.

Zahl der K asten: 9.

F ü llun g: 400 kg Tonschieferstaub.

Durch stärkere K ohlenstaubstreuung w urden die Versuchsbedingungen noch verschärft. Die Expipsion lief sehr schnell und gew altsam bis in die K a sten zo n e;

" do rt w urde sie aufgehalten. Die grelle Flam m e erlosch augenblicklich.

Von den K asten fand m an nach der Explosion keine zusam m enhängenden Teile m ehr vor. Selbst ihre B re tte r w urden völlig zersplittert. Einzelne Stücke wurden 70 m weit aus dem Mundloch d er Strecke heraus­

geschleudert.

d) Prüfung gegen stark e Schlagwetterexplosion, Zündung des explosibeln Gemisches durch elektrischen Zünder.

Zahl der K asten: 25.

Füllung: 800 kg Flugasche.

Die schnell durch die Strecke eilende Explosion wurde in .d e r Kastenzone zum Erlöschen gebracht. Die Flam m e gelangte bis zum letzten d er 25 K asten, wurde also am E nde d er K astenzone aufgehalten.

Die K asten w urden sta rk zerstört und ihre S plitter teilweise weit aus d er Strecke herausgeworfen.

Das günstige Ergebnis dieses Versuches lä ß t übrigens erkennen, daß auch Flugasche ein brauchbares M ittel zur B ekäm pfung von schweren Explosionen ist.

Bei allen Versuchen fand m an nach den Explosionen den G esteinstaub w eit in der Strecke v erstreu t auf der Sohle und zum Teil auch auf den K o hlenstau bbrettern vor. Die längste G esteinstaubzone w urde; wie ge­

wöhnlich, bei d er ’Schlagwetterexplosion gebildet. Die Dicke d er S taubschicht an der Sicherungsstelle in der M itte d er Strecke b etrug im Höchstfall 15 mm. Der G esteinstaub fiel daher nicht in großen Massen vorzeitig oder nachträglich auf die Sohle. Dies sp richt dafür, daß die S chutzvorrichtung in der H auptsache richtig w irkt und eine verhältnism äßig g u te. A usnutzung des Staubes g estattet. D aß die Explosion bei dem Versuch b über .die Sicherungsstelle l)inausging, ist allerdings darauf zurückzuführen, daß in dem Augenblick, als die Flam m e in die K astenzone gelangte, d arin nicht m ehr genügend G esteinstaub vorhanden war. H ier h a t daher doch eine zu zeitige Auslösung des Staubes stattgefunden.

Sie ist aber durch eine Explosion v erursach t worden,

die, nachdem sie durch ihren L uftstoß die K asten um ­

geworfen hatte, eine wesentliche Verzögerung erlitt,

so daß ihre Flam m e den freigewordenen S taub in der

K astenzone selbst n ich t m ehr erreichen k o nn te; sie ist

erst etwas sp äter begrenzt wurden. Gegen solche E x ­

plosionen m üssen a l l e G esteinstaubbehälter, die den

(6)

G l ü c k a u f Nr. 23 S tau b durch U m kippen auslösen oder ihn auf sonstige

Weise m it einem Male freigeben, weniger w irksam sein.

Im allgemeinen h a t sich die U m sturzzone m it W inkel­

kasten bei den Versuchen bew ährt.

6. G e s t e i n s t a u b m a t t e n .

Die von der F irm a H. & E. K ruskopf in D ortm und empfohlene V orrichtung fü h rt den Nam en »elastische.

Gesteinstaubhorde« oder »Steinstaub-Schleuder-Explo- sionslöscher«. K ürzer u n d auch wohl treffender b e­

zeichnet m an sie als G esteinstaubm atte. Die W irkungs­

weise ist so gedacht, daß der der Explosionsflam m e vorauseilende L u itsto ß die hängende M atte von unten angreifen u n d hochdrücken soll, so daß der darauf befindliche G esteinstaub heruntergeschleudert wird. Das Aufhängen der M atten geschieht in der Längsrichtung der Strecke. F ü r schm ale Strecken soll 1 M atte, für- breite sollen 2 M atten nebeneinander gehängt werden.

Ih re Länge rich te t sich nach der unterzubringenden G esteinstaubm enge.

Mit d er V orrichtung ist n u r ein Versuch gem acht worden. Die dabei verw endete M atte bestand aus einer starken P apierbahn von 0,70 m B reite u nd 5,40 m Länge.

D as P ap ier w ar durch D rahteinlagen v erstärk t. An beiden E nden d er P apierbahn war ein Querholz an ­ gebracht, wodurch bew irkt wurde, daß die M atte beim Aufhängen ihre B reite beibehielt. Sie w urde m it D rähten, die um die Querhölzer geschlungen wurden, u n te r der F irste befestigt. A ußerdem befanden sich u n te r der M atte in A bständen von 1,80 m noch 2 Querleisten, die ebenfalls zum Tragen und zur Befestigung- dienten und dadurch zugleich ein zu starkes D urchhängen der M atte verhinderten.

Auf die M atte w urden 260 kg G esteinstaub ' auf­

gefüllt. Ih r Fassungsverm ögen w ar noch größer; die genannte Menge w urde auf W unsch der F irm a an ­ gewendet. D a sich die M atte zwischen den 4 A ufhänge­

punkten, wie gew ünscht, etw as durchbog, so erstreckte

Das Radi uni-Institut der

# .

Von

Professor Dr. P.

Der G rundstein zu dem Freiberger R ad iu m -In stitu t wurde im Jah re 1908 gelegt. Nach der A uffindung stark aktiver W ässer in den Gruben von St. Joachim sthal in Böhmen w ar in der in der Nähe davon ge­

legenen S ta d t Oberwiesenthal b ehaup tet worden, daß hier gleichfalls das Vorkommen stark ak tiv er W ässer zu erw arten sei. Dem hüttenm ännischen In s titu t an der B ergakadem ie in Freiberg wurde von der sächsischen Regierung der A uftrag erteilt, die R adioaktivitätsver­

hältnisse in Oberwiesenthal zu prüfen. Im Anschluß d aran entschloß sich die Regierung tro tz des Mißerfolges in Oberwiesenthal säm tliche Quellen in Sachsen in gleicher Weise untersuchen zu lassen. W ährend die ersten A rbeiten vom V orstand des hüttenm ännischen

sie sich auf eine Länge von 5,25 m. Sie begann beim 103. Streckenm eter, hing also im B etonstück. An den tiefsten P un k ten befand sich die M atte 45 cm u n ter der F irste.

Die E rprobung erfolgte gegen eine stark e K ohlen­

staubexplosion, durch Schlagw etter u n d D ynam itschuß eingeleitet. Die Explosion wurde beim 130. Strecken­

m eter begrenzt. D araus ist zu folgern, d aß die M atte, wenn sie m it der nötigen Gesteinstaubm enge (400 kg) versehen worden wäre, die Explosion an O rt und Stelle aufgehalten h ä tte .

Die P ap ierbah n wurde durch die Explosion in große Stücke.zerrissen; diese lagen nach dem Versuch vor der Strecke, 10 b is 44 m vom Mundloch en tfe rn t/

u n d zeigten keine B randspuren. E s wäre denkbar, daß durch e in e ' schnelle Explosion die ganze M atte oder ein größerer Teil fortgerissen u n d der davon um hüllte G esteinstaub wie in einem Sack fortge­

schleudert würde, so daß er nich t gleich zur . W ir­

kung kom m en könnte. Ob diese -M öglichkeit v or­

liegt, läß t sich au f G rund des einen Versuches nicht genügend übersehen. W enn ferner die W irkungsweise der V orrichtung eine solche wäre, wie sie gedacht ist, so wäre es nich t ausgeschlossen, daß die M atte m it dem G esteinstaub durch den L u ftstoß gegen die F irste g edrückt wird, w ährend die Flam m e d aru n te r hinweg­

geht. Eine derartige W irkungsweise findet aber kaum s ta tt. Vielmehr wird die M atte durch den L uftstoß abgerissen, u n d der seiner U nterlage b erau b te Gestein­

stau b fällt in den freien S treckenquerschnitt. Schließ­

lich widersprechen die M atten der allgemeinen Regel, daß G esteinstaub bei Schranken un d ähnlichen M itteln q u e r zur S treckenrichtung angebracht werden soll.

In den M atten befindet er sich in der Längsrichtung.

Bei der besondern A rt der V orrichtung dürfte aber eine A usnahm e von der Regel zulässig sein. Im G rund­

gedanken erscheinen die M atten brauchbar.

(Forts, f.)

ademie zu Freiberg in Sachsen.

L u d e w ig , Freiberg.

In stitu ts, Professor S c h iffn e r,a u s g e fü h r t worden waren, wurde wegen der zunehm enden Ausdehnung der nötigen -Untersuchungen am 1. N ovem ber 1908 ein besonderer A ssistent, D r. W e id i g , ernannt, der die begonnenen A rbeiten fortführte. Zugleich wurde eine dem h ü tte n ­ m ännischen In s titu t der Bergakadem ie u nterstellte Ab­

teilung fü r Radium forschung errichtet. Die Ergebnisse der Quellenmessungen in Sachsen sind von S c h i f f n e r un d W e id ig veröffentlicht w orden1.

Neben ihrem großen wissenschaftlichen W ert haben diese A rbeiten die praktisch überaus wichtigen E rgeb­

nisse gehabt, daß in B ram bach i. V. hochaktive Quellen,

1 R a d i o a k t i v e W a s s e r i n S a c h s e n , C ra z u n d G e r la c h . F r e ib o r g in S a c h s e n 1 9 1 2 ; s . G l ü c k a u l 1910, S . 4 S I ; 1 9 1 3 , S . 3 9 0 .

(7)

von denen die W ettinquelle an S tärke alle bis dahin bekannten Quellen übertraf, u n d neuerdings in Ober- schlema Quellen m it noch höherm Gehalt gefunden worden sind.

Als am 5. November 1912 Professor Weidig gestorben u n d zu seinem Nachfolger Professor Dr. H. W. S c h m i d t ernannt worden war, wurde die bisher an

das hüttenm ännische In stitu t der Berg­

akadem ie angegliederte Abteilung für R a­

dium forschung in das selbständige »Radium- In s titu t der Bergakademie« um gew andelt u n d zugleich Professor Schm idt ein Lehr­

auftrag über R adium kunde erteilt. D a er E nde Septem ber 1913 wegen K rankheit zur Aufgabe seiner Freiberger T ätigkeit genötigt war, tr a t vom 1. O ktober 1913 ab an seine Stelle der technische D irektor der allgemeinen R adium aktiengesellschaft A m sterdam , Dr.

K o h l r a u s c h , * der gleich -in den ersten Wochen des Krieges fiel.' Im Dezember 1916 wurde der P rivatdozent für Physik an 'd e r Bergakademie, Dr. L u d e w ig , zum Leiter des R ad iu m -In stitu ts ernannt. Nach seiner E ntlassung aus der K riegstätigkeit im November 1918 wurde das In stitu t in den letzten M onaten durch U nterbringung in neuen R äum en nach vierjähriger T ätigkeits­

unterbrechung neu eingerichtet.

des In stitu ts u n tergebracht ist. Der unverseuchte Teil des In s titu ts befindet sich im Akademiegebäude,

S ilberm annstraße 1, un d besteht aus zwei R äum en, die im Physikalischen In s titu t der Bergakadem ie liegen. Zu den Messungen in diesen R äum en stehen die M eßgeräte un d H ilfsm ittel des . physikalischen

D ie E i n r i c h t u n g d e s I n s t i t u t s . Bei der E inrichtung eines R adium instituts ist auf die V e r s e u c h u n g s g e f a h r R ück­

sicht zu nehmen, die in allen R äum en all­

m ählich ein tritt, in denen radioaktive Stoffe lagern oder verarbeitet werden. D ie^gas­

förmigen Zerfallserzeugnisse der radioaktiven Stoffe gehen zum Teil in die Zim merluft und bilden bei ihrem Zerfall einen aktiven Niederschlag, der sich auf allen Gegenständen im Zimmer niederschlägt und von dort Strahlen /aussendet. F erner läß t sich bei vielen A rbeiten ein geringer Verlust von radioaktiver Substanz schwer vermeiden.

Ein Laboratorium , in dem chemische Ar­

beiten an radioaktiven Stoffen ausgeführt werden oder radioaktive Stoffe lagern wird daher allm ählich durch diese parasitäre Strahlung verseucht und für feinere Mes­

sungen unbrauch bar werden. Abhilfe läß t sich durch eine T rennung der R äu m e schaf­

fen, indem m an einen Teil davon für die Arbeiten bestim m t, bei denen eine Ver­

seuchung nicht zu vermeiden ist, und einen zweiten Teil vollständig unverseucht hält.

Dieser G esichtspunkt ist auch bei der Einrichtung des Freiberger In stitu ts durch­

geführt worden. Der im H auptgebäude der Berg­

akadem ie untergebrachte H auptteil u m faß t vier Räum e, ein chemisches Laboratorium , ein physikalisches L a­

boratorium ,. eine M echanikerw erkstatt u n d das Zimmer für den In stitutsleiter, in dein zugleich die Bibliothek

Abb. 1. B lick in das chemische Laboratorium.

Abb. 2. Blick in das physikalische Laboratorium.

In stitu ts (Leiter: Professor Dr. G. B rio n ) zur Verfügung.

Abb. 1 zeigt das chemische Laboratorium . Die Ecke m it W ässerungsbecken, Dunkelkam m erlam pen usw.

dient im besondern zu photographischen Zwecken. In

Abb. 2 ist das physikalische L aboratorium wieder­

(8)

424 G l ü c k a u i Nr. 23 gegeben. D arin befindet sich (nicht sichtbar) eine Meß­

anordnung zum Vergleich von hochaktiven P räp araten nach der G am m astrahlenm ethode u nd. eine fest auf­

g ebaute M eßanordnung für das Dolezaleksche Elek­

trom eter, für deren erschütterungsfreie Aufstellung Sorge getragen ist. Der R aum dient zugleich als kleiner Hör- saal. R echts auf dem Bilde ist ein B ord m it den F ontaktoskopkannen zu sehen.

F ü r die A rbeiten im In s titu t stehen ein wissenschaft­

licher Assistent u nd ein M echaniker zur Verfügung.

Eine räum liche E rw eiterung der als vorläufig zu be­

trachtenden E inrichtung des In s titu ts steh t in Aussicht.

D e r U n t e r r i c h t s b e t r i e b im R a d i u m - I n s t i t u t . - Das In s titu t steh t den Studierenden an der B erg­

akadem ie zu U nterrichtszw ecken und für praktische A rbeiten zur Verfügung. Dazu dienen eine zweistündige Vorlesung über R adium kunde und ein radioaktives P raktikum .

Die V o r l e s u n g ü b e r R a d i u m k u n d e , für die zwei S tunden wöchentlich angesetzt sind, erstreckt sich über ein S tudienjahr. D arin, werden behandelt: die theo­

retischen Grundlagen der R ad io ak tiv ität, A tom bau und Atomzerfall, die W irkungen der radioaktiven Strahlen, die radioaktiven M eßverfahren, die chemischen Eigen­

schaften radioaktiver Stoffe, die .Einordnung der radio­

aktiven Stoffe in das periodische System der Elem ente, die R ad io ak tiv ität in der Geophysik, die R adio ak tiv ität in der Medizin, die chemische Technologie der R adio­

elem ente, die technische D arstellung des R adium s und Mesothoriums.

Im radioaktiven P r a k t i k u m sind in den letzten M onaten praktische Übungen in der radioaktiven Meß­

technik eingerichtet worden. F ü r folgende Aufgaben sind die nötigen A pparate und ausführlichen Versuchs­

anweisungen vorhanden: 1. Spannungseichung von Elektrom etern. 2. Messung der natürlichen Zerstreuung in verschiedenen E lektrom eteranordnungen. 3. Prüfung von festen Substanzen auf R ad io ak tiv ität, a. m it der Engler-Sievekingschen Elektrom eteranordnung, b. m it dem Schm idtschen E lektrom eter, c. m it dem W ulfschen Elektrom eter. 4. Bestim m ung der K a p azität von E lektro­

m etern nach der Harm sschen M ethode.’ 5. Messung der Stärke von radioaktiven W ässern, a. m it dem F ontakto- skop von Engler und Sieveking, b. m it der Schm idtschen Zirkulationsm ethode, c. m it dem Beckerschen Em ano- meter. 6. Bestim m ung der Radiummenge, in M ineralien und Gesteinen nach der Em anationsm ethode. 7. B e­

stim m ung der R adio ak tiv ität von Gasen. 8. Herstellung und U ntersuchung von aktiven Niederschlägen aus Em anationen. 9. Messung der S tärke radioaktiver P rä ­

parate nach der G am m astrahlenm ethode. 10. Messung der durchdringenden Strahlung m it dem Wulfschen

»Strahler«. 11. Messung der Absorptionen der radio­

aktiven Strahlen durch Materie. 12. Eichung eines Dolezalekschen Elektrom eters. 13. Aufnahm e einer S ättigungsstrom kurve. 14. Versuche über die Reich­

weite der A lphastrahlen. 15. Bestim m ung des U ran- und R adium gehaltes nach gew ichtsanalytischer Methode.

16. H erstellung von Normallösungen. 17. Aufschlüsse von radioaktiven Gesteinen. 18. H erstellung einer A pp aratu r zur Erzeugung radioaktiven Wassers.

W eitere Praktikum sversuche sind in Vorbereitung.

U n t e r s u c h u n g e n d e s I n s t i t u t e s .

Der geschichtlichen Entw icklung entsprechend wird das R ad iu m -In stitu t auch in Z ukunft dem B e r g a m t für radioaktive G utachten in allen Quellenangelegenheiten zur Verfügung stehen. Das In s titu t .ist gerade für Quellenmessungen besonders reichlich m it A pparaten ausgestattet, u nd in den sächsischen radioaktiven B ade­

orten B ram bach, E lster un d Oberschlema ist die Mög­

lichkeit von Problem stellungen gegeben.

Das In s titu t steh t ferner für P r i v a t e zur Verfügung, und zwar für U ntersuchungen aus dem Gesamtgebiete der R adium kunde. Neben Sonderfragen kommen in B etrach t: U ntersuchungen radioaktiver Quellen an O rt u nd Stelle oder inr R ad iu m -In stitu t. Bestim m ung des R adium gehaltes von Gesteinen u nd hochwertigen P rä­

p araten nach der G am m astrahlenm ethode.

Daneben dient das In s titu t fü r F o r s c h u n g s z w e c k e und b ietet in seinen H ilfsm itteln ausgiebige Gelegenheit zu wissenschaftlichen Arbeiten. Neben den u nten ge­

nannten R ad iu m p räp araten un d den für den laufenden P raktikum s- u nd U ntersuchungsbetrieb nötigen Appa­

raten stehen hierfür zur Verfügung: Eine H ochspan­

nungs-A kkum ulatorenbatterie für 500 V ,,eine Zamboni- säulenbatterie für 5000 V, ein Wulfsches Einfaden- E lektrom eter, A pparate für luftelektrische Messungen, ein selbstaufzeichnendes E lektrom eter nach Benndorf, ein H ochspannungselektrom eter, ein Dolezaleksches E lek­

trom eter, ein hochempfindliches G alvanom eter, zwei E lektro m eter für durchdringende S trahlung für Ballon- zwecke, Präzisions-Volt- und -A m perem eter usw.

F ü r die Eichung von R ad ium p räp araten sind drei wertvolle S ta n d a r d p r ä p a r a t e vorhanden, u n d zwar m it 40,68, -30,15 und 0,981 mg Radium elem ent.

Außerdem befindet sich im hüttenm ännischen In ­

s titu t ein P räp a rat von 1,60 mg R adium elem ent, das

entliehen werden kann. Einige wertvolle P räparate, die

nicht ganz so konzentriert sind, vervollständigen die

Sammlung.

(9)

Zuschrift an die Schriftleitung.

(Ohne V erantw ortlichkeit der Schriftleitung.) Zu dem Aufsatz »Die Ausbildung der Bergbeamten«

von Bergrat J ü n g s t 1 und den bereits erschienenen Zu­

schriften dazu von Professor Bergrat Dr. T ü b b c n 2 und D r.-Ing. P i e p e r 3 b itte ich, m ir folgende Ausführungen zu g e sta tte n :

Man kann die den Jüngstschen Vorschlägen zugrunde liegenden Erwägungen nach 5 Gesichtspunkten ordnen:

1. N o tw en d ig k eit_ ein er zeitgem äßen Abänderung der Vorschriften für die Ausbildung der sp ä tem staat­

lichen Bergbeam ten,

2. einheitlicher w issenschaftlicher Unterbau für S taats­

und Privatbergbeam te,

3. Teilung der Ausbildung schon während des Studium s nach den sp ätem Hauptfaijhrichtungen (Bergbau einerseits, H üttenkunde anderseits, sow ie verschiedenen Mineralgruppen innerhalb des Bergbaustudium s), 4. Teilung des Studium s je nach der sp ä te m Verwendung

des B eam ten im B etriebe oder im Bergaufsichts- und Verwaltungsdienst.

5. V erschiedene Einzelvorschläge.

Zu 1. E s ist voll anzueikcnnen, daß die Grundgedanken, nach denen die Ausbildung der staatlichen Bergbeam ten erfolgt und die in den Ausbildungsvorschriften zum A us­

druck kommen, durchaus gu t sind und eine sehr sorg­

fältige Durcharbeitung nach den verschiedenen Ansprüchen erkennen lassen, die an den Beam ten gestellt werden. Das Ineinandergreifen von praktischer, w issenschaftlicher, B e­

triebs- und V erwaltungsausbildung verdient alle Anerken­

nung. Infolgedessen h at sicli auch die A usbildung lange Jahr­

zehnte hindurch durchaus bewährt, was schon darin •seinen Ausdruck fand, daß der in seinen Ansprüchen gewiß nicht bescheidene Privatbergbau seine führenden K räfte in großem Um fange aus den so vorgebildeten Männern en t­

nomm en hat. Jüngst geh t m ..E . zu w eit, w enn er als aus­

schlaggebenden Grund für die geringem Erträgnisse des Staatsbergbaues die m angelhafte Ausbildung der h ohem Bergbeam ten hinstellt. In dieser Beziehung kann ich m ich den Ausführungen von Tübben nur anschließen: E s gibt, wie auch von jedem einsichtigen Staatsbeam ten ohne weiteres zugegeben wird, für den staatlichen Betrieb ge­

nügend andere H em m ungen, um das Zurückbleiben seiner Ergebnisse gegenüber dem Privatbetriebe zu erklären.

! . Trotzdem m uß anerkannt werden, daß die Ausbildungs­

vorschriften nach dem heutigen Stande der D inge nicht mehr das Lob verdienen, das ihnen für frühere Zeiten uneingeschränkt zu zollen war. D ie einschneidenden Ände­

rungen, die die neuzeitliche E ntwicklung m it sich gebracht hat und die sich im großen und ganzen aus der Zunahme der technischen Schwierigkeiten und der entsprechenden D urch­

bildung der.M aßregeln zu ihrer Bekäm pfung sow ie aus der Verfeinerung der Volkswirtschaftslehre und der G esetz­

gebung zusam m ensetzen, haben in den verhältnism äßig geringfügigen Umarbeitungen, denen die Vorschriften von Zeit zu, Zeit unterzogen worden sind, keinen entsprechenden Ausdruck gefunden. Allerdings scheint Jüngst m ir bei seinen Verbesserungsvorschlägen etw as zu sehr die M a ­ s c h in e n t e c h n ik als solche in den Vordergrand zu steilen.

Der Bergbau ist nun einm al eine W issenschaft, die in großem Umfang auf Grenzgebieten arbeitet und sich deshalb auch m it der M aschinenlehre befassen m uß. Jedoch braucht m . E . diese Beschäftigung nicht so eingehend zu sein, wie Jüngst als notw endig anzunehm en scheint. Ich glaube,

' G lü c k a u f 1919, J3. 22 1 .

•■i G lü c k a u f 1919. S . 361.

s G l ü c k a u f 1919. S . 3 6 5 .

daß der Nachdruck auf die Bereicherung und Vertiefung der technischen K enntnisse ganz allgem ein gelegt werden m uß, da auch die Bergbautechnik als solche heute der­

artig,an U m fang gewachsen und in ihrer Anpassung an die Betriebsschw ierigkeiten verfeinert worden ist-, daß ihr Studium eine ganz andere Berücksichtigung verdient, wie es in frühem 'Z eiten der F all war, wo der Schwerpunkt nicht in dem Maße wie heute auf der technischen A u s­

bildung lag.

Daher wird m an Jüngst in seiner Forderung nach zeitgem äßer U m gestaltung der Ausbildungsvorschriften beistim m en m üssen. D ie erwähnten Änderungen im Ver­

lauf der neuzeitlichen E ntwicklung erfordern einerseits eine E r w e i t e r u n g des Studium s, der Zeit und der w issen ­ schaftlichen Durchdringung des Stoffes nach, anderseits eine B e s c h r ä n k u n g nach <lem Gegenstände. Man m ag bezüglich der le tz te m die in allen Gebieten der neu zeit­

lichen E ntwicklung zu beobachtende Spezialisierung b e­

klagen, muß sie aber als notw endiges Ü bel und Ergebnis der heutigen Verhältnisse als berechtigt anerkennen.

Zu 2. In frühem Zeiten h atte der S taat bekanntlich auch den technischen Betrieb des Bergbaues in der H au pt­

sache in der H and; das »Direktiorisprinzip« gab ihm w eit­

gehenden Einfluß auf den Privatbergbau. Infolgedessen war die gesonderte Ausbildung der Staatsbeam ten nach eigenen Vorschriften durchaus gerechtfertigt; der S taats­

beam te trat gleichzeitig als bergm ännischer Lehrer für den Privatbergbau auf. H eute h at sich dieses Verhältnis außerordentlich verschoben, und wenn sich das D ip lom ­ ingenieur-Studium neben der Ausbildung zum Bergassessor in den letzten Jahrzehnten zu der heutigen H öhe en t­

w ickelt hat, so ist das nicht etw a den^Bestrebungen einer bestim m ten K lasse von Privatbergbeam ten zuzuschreiben, sondern entspricht einem Bedürfnis des Privatbergbaues, der Kräfte n ötig hat, die bei geringem Ansprüchen, als sie der Bergassessor infolge seines langwierigen Ausbildungs­

ganges notgedrungen stellen m ußte, über gründliche tech ­ nische und w issenschaftliche K enntnisse verfügen. Man wird zugeben m üssen, daß der Diplom ingenieur sich in den verschiedenen Betricbsstellungen bewährt h at. Allerdings herrscht leider immer noch in w eiten Kreisen von B etriebs­

leitern ein gewisses Mißtrauen gegen die Ingenieurausbil­

dung, das aber unter den heutigen Verhältnissen (R eife­

zeugnis einer höhern Lehranstalt als Vorbedingung und achtsem estriges Studium gegenüber der Primareife und dem seclÖSfemestrigen Studium früherer Zeiten) nicht mehr berechtigt ist.

D ie Vorzüge des D iplom ingenieur-Studium s sind groß genug, um die Forderung nach seiner Ausdehnung auch auf die angehenden Staatsbeam ten zu rechtfertigen. D a aber, wenigstens in Verhandlungen im Ministerium, bereits' vieles über diesen Gegenstand gesagt worden ist, so dürfte hier die Hervorhebung der beiden folgenden H auptvorzüge g en ü gen :

Zunächst ist für das Studium eine längere Dauer vor­

gesehen und infolgedessen auch eine eingehendere B e­

schäftigung m it der Bergbautechnik während des Studium s erm öglicht. B ekanntlich kom m t bei der wissenschaftlichen A usbildung des Bergbaubeflissenen, die unter zu großem V ielerlei der einzelnen W issenschaftsgebiete leidet, gerade die Bergbautechnik entschieden zu kurz. Wenn diesem Mangel gegenüber verschiedentlich auf die B edeutung der R eisezeit für die Ausfüllung der Lücken des technischen Studium s verw iesen wird, so scheint mir dieser Einwand

(10)

426 G l ü c k a u f Nr. 23

die grundsätzliche Bedeutung des Studium s sow ohl als auch der R eisezeit zu verkennen. D enn die w issenschaft­

liche Arbeit an der H ochschule soll n ich t nur K enntnisse überm itteln, sondern auch zu eigener geistiger Arbeit anregen und dem Studierenden einen Begriff von der M annigfaltigkeit und W ichtigkeit der in seinem Fach­

geb iet nach Losung drängenden Aufgaben geben. D as kann und soll die R eisezeit nicht leisten. Für sie soll v iel­

mehr das zweckentsprechende Studium eine derartige Vor­

bereitung bedeuten, - daß sie m it m öglichstem N utzen für die A n w e n d u n g der erworbenen wissenschaftlichen K ennt­

nisse ausgew ertet werden kann; sie soll also das Studium n icht teilw eise ersetzen, sondern auf ihm w eiter aufbauen.

E s würde auch nicht einzusehen sein, warum der B erg­

referendar erst auf U m w egen und m it unnötigem Kraft- aufwande während der R eisezeit das lernen soll, was der Bergbaubeflissene großenteils während des Studium s ein­

facher und leichter unm ittelbar h ätte lernen können. Erst grundlegende K enntnisse und volle Durchdringung des Gegenstandes während des Studium s lassen die w ertvolle Einrichtung der R eisezeit zu voller W irkung kommen.

Ferner wird die Studienzeit des D iplom ingenieurs in­

folge der w esentlich eingehendem eigenen Arbeiten des Studierenden ganz anders ausgenutzt als die des Bergbau­

beflissenen. D as K ennzeichen der neuzeitlichen H och­

schulausbildung im allgem einen ist ja die Heranziehung des Studenten selbst zu eigener geistiger Arbeit, an Stelle des großenteils gedanken- und kritiklosen ’ Anhörens von Vorlesungen in frühem Zeiten. D ieser Grundsatz kom m t im Studium des D iplomingenieurs m it seinen Übungen, Sem inarbesprechungen und Belehrungsreisen voll zur Geltung. D iese Unterrichts weise kom m t auch wieder dem akadem ischen Lehrer zugute, da sie ihn ständig auf der H öhe h ä lt und sein »Einrosten« verhindert. W er in einem solchen Lehrbetrieb gestanden hat, weiß, w elche Freude diese gem einsam e Arbeit m ach t und w elche gute Früchte sie zeitigt. Außerdem erm öglicht die Ausnutzung der Ferien für die praktische Arbeit eine w esentliche Abkürzung des Studium s. Bei dieser G elegenheit m öge darauf hin­

gewiesen werden, daß die Einwände gegen die Teilung des praktischen Lehrjahres, w ie sie im m er noch von vielen Seiten vorgebracht werden, heute w ohl n ich t mehr berech­

tig t sind. B ei aller* W ertschätzung der körperlichen B e ­ tätigu n g des Stu denten und der guten Früchte, d ie sie für das praktische V erständnis und dam it für die ganze technisch-w issenschaftliche Ausbildung gebracht h at, wird m an die praktische A rbeitszeit doch nicht als lediglich körperliche B etätigu ng einseitig bew erten dürfen, sondern in der praktischen Arbeit vorzugsweise das M ittel sehen m üssen, Men Betrieb m it seinen praktischen Schwierigkeiten und seiner V ielgestaltigk eit sow ie den Gedanken-- und Vor­

stellungskreis des Arbeiters genügend kennenzulernen.

Dazu ist aber auch eine verständnisvolle g e i s t i g e B e­

tätigu n g während der praktischen A rbeitszeit notwendig, und diese wird w esentlich gefördert, wenn ein Teil davon erst dann Erledigung findet, nachdem der S tudent bereits in seinem A usbildungsgange auf die W ichtigkeit gewisser praktischer Vorgänge und Maßnahmen hingew iesen worden ist und infolgedessen bei der sp ätem F ortsetzung der körperlichen A rbeit diese Erkenntnis entsprechend aus- nutzen kann, D ie zw eite H älfte der A rbeitszeit wird auf diese W eise w esentlich nutzbringender ausgefüllt. Dazu kom m t, daß eine geschlossene einjährige praktische Arbeits­

zeit unter U m ständen gerade bei den schweren A rbeits­

bedingungen des Bergbaues zu einer gewissen geistigen V erstum pfung führen kann, während ihre V erteilung auf die H ochschulferien eine günstige Auffrischung nach der geistigen A nspannung erm öglicht. Außerdem tritt die

bereits erwähnte Abkürzung des Studium s als n ich t zu unterschätzender Vorteil in der heutigen Zeit, wo so viele junge L eute unter den verlorenen Kriegsjahren zu leiden haben, besonders in den Vordergrund.

M it der'Einführung des D iplom ingenieur-Studium s auch für den künftigen Staatsbeam ten und dam it einer gem ein­

sam en w issenschaftlichen Ausbildung beider B eam ten ­ gruppen würden verschiedene schwerwiegende N achteile des gegenwärtigen Zustandes b eseitigt werden. H ier ist einm al die Spannung zu erwähnen, die sich infolge des ver­

schiedenartigen Ausbildungsganges zwischen dem B erg­

assessor einerseits und dem D iplom ingenieur anderseits herausgebildet h at und die zu unnötigen und schädlichen

»innern Reibungen« Anlaß gibt. Außerdem aber wird durch diese Spaltung und durch das Zurücktreten der Bergbau­

techn ik im Studiengange des Bergbaubeflissenen eine ein­

heitlich zusam m engefaßte wissenschaftliche V ertretung des Bergbaues, w ie sie beispielsweise für andere Fachgebiete der Verein deutscher E isen hü ttenleute, der Verein deutscher Ingenieure, der Verband deutscher E lektrotechniker, der deutsche Verein von Gas- und W asserfachmännern usw.

darstellt, sehr erschwert. Es soll nicht verkannt werden, daß auch die große M annigfaltigkeit der Bergbaubetriebe infolge der verschiedenen Mineralvorkommen und der durch sie bedin'gten Verschiedenheiten der technischen Aufgaben einer solchen straffen Zusammenfassung des G esam tgebietes im W ege steh t. Immerhin ist diese für den Bergbau doch w eiter zurückgeblieben, als es seiner Bedeutung für unser Vaterland und der Größe seiner technischen und w issen­

schaftlichen Leistungen entspricht. W ährend innerhalb der genannten großen technischen Verbände eine A us­

sprache -über technische Zeitfragen m onatlich wenigstens in kleinerm U m fang und halbjährlich bis jährlich in großem M aßstabe geboten wird, finden wir beim Bergbau -immer nur vereinzelte Anläufe zu solchen fortbildenden Zusammen­

künften. D ie Bergm annstage können nicht als vollw ertige w issenschaftliche V ertretung eines so gew altigen und so außerordentlich bedeutungsvollen G ebietes der Technik angesehen werden, obwohl die vorbereitenden Körper­

schaften sich m it den w issenschaftlichen U nterlagen der Tagung große Mühe zu geben pflegen. D ie bergmännische Literatur wird allerdings bei diesen G elegenheiten um w ert­

volle Beiträge w esentlich bereichert; aber es feh lt an einer gründlichen Verarbeitung dieses umfangreichen Stoffes durch eine - eingehende Besprechung der Vorträge; diese kom m t gegenüber den ändern N um m ern des Festplanes stets zu kurz. Auch ist ja der Zeitraum von 3 Jahren zwischen je zwei Bergm annstagen für den heutigen Geschwind­

schritt der technischen E ntw icklung viel zu lang. Die Gesellschaft deutscher M etallhütten- und Erzbergleute um faßt nur einen kleinen Teil der m aßgebenden deutschen Bergtechniker und verdankt außerdem ihre Begründung in erster Linie dem Vorgehen der M etallhüttenlcute. Ferner könnte im Bergbau, obwohl auf diesem G ebiete schon m anches geschehen ist, doch noch w esentlich m ehr m it der Überweisung von besondern Arbeiten (für einzelne T eil­

gebiete) an verschiedene Ausschüsse vorgegangen werden, w ie sie beispielsw eise im Verein deutscher E isen hü tten ­ leute so vorbildlich und erfolgreich arbeiten. Ebenso könnten, nach dem Vorbild der vom Verein deutscher Ingenieure herausgegebenen »Forschungsarbeiten« U nter­

suchungen über Einzelfragen umfassender durchgeführt werden. H ierhin gehört auch, daß beispielsw eise von den 145 selbständigen A ufsätzen, die in der Zeitschrift »Glück­

auf« im Jahre 1913 erschienen sind, n u r .44, also nur 30%, bergbautechnische Fragen im engern Sinne behandelt haben. Ü berhaupt scheint m ir b ei allen w issenschaft­

lichen Arbeiten in der Bergbautechnik der eigentliche

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