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Stahl und Eisen, Jg. 54, Heft 41

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(1)

STAHL UND EISEN

Z E I T S C H R I F T F Ü R DA S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N

H erau sgegeb en vom ^ erein deutscher E isenhüttenleute G e le ite t v o n Dr.-Ing. Dr. mont. E. h. O . P e t e r s e n

unter verantwortlicher Mitarbeit von Dr. J.M. Reichert und Dr.M . Steinberg für den wirtschaftlichen Teil

H E F T -11 11. O K T O B E R 1934 54. J A H R G A N G

Einfluß der Reibung auf den W erkstofffluß beim W alzen.

Von E r i c h S ie b e i in S tuttgart.

[Bericht N r. HO des W alzw erksausschusses des Vereins deutscher E isenhüttenleute*).]

(Z u n a h m e der V oreilung m it wachsender W alzreibung a u s der Lage der F ließscheide hergeleitet. P r ü fu n g des E in flu s se s der R eib u n g a u f die V oreilung durch K a lt- u n d W arm w alzcersuche m it Stäben verschiedenen R echtkantquerschnittes.

E in flu ß der F o rm des B erührungsrechtkantes, der D ruckflächenneigung u n d der T e m p e ra tu r a u f die B re itu n g . B e rü c k ­ sichtigung der R eib u n g bei der A u fs te llu n g von B reitu n g sfo rm eln .)

D

ie Durchführung des Walzverfahrens ist nur möglich, solange genügende Reibung an den Walzen au ftritt, da sonst das W alzgut nicht von den Walzen ergriffen und durchgezogen wird. Es ist daher verständlich, daß die jeweils vorliegenden Reibungsverhältnisse sowohl die Spannungs­

verteilung im W alzspalt als auch die Verformungsverhält­

nisse beim Walzen weitgehend beeinflussen. W. L u e g 1) hat an dieser Stelle berichtet, in wie starkem Maße sich die Spannungsverteilung im W alzspalt in Abhängigkeit von der Beschaffenheit der Walzenoberfläche ändert. Im folgenden

sollen die Zusammenhänge, die zwischen den beim Walzen auftretenden F ormänderungen und den Reibungsverhält- nissen bestehen, an den Ergeb­

nissen einiger A rbeiten2) 3) 4) des Kaiser-W ilhelm -Instituts für Eisenforschung in Düssel­

dorf näher erörtert werden.

Die Untersuchung muß sich dabei in der H auptsache auf die Erscheinungen, die beim Walzen an R echtkantquer- schnitteu zwischen glatten, nicht kalibrierten W alzen auf- treten, beschränken.

Beim W alzen von Recht­

kantquerschnitten m it unge­

hinderter B reitung ist die Stauchung des W alzgutes durch die Einstellung der Walzen, genügende S tarrheit des W alzgutes vorausgesetzt, zwangsläufig festgelegt. F ü r den Werkstoff­

fluß in der W alzrichtung und quer dazu, also für die Strek- kung und B reitung besteht jedoch kein derartiger Form ­ zwang. Die Form änderung in diesen Richtungen ist durch die Unveränderlichkeit des R aum inhaltes und die im Walz­

H = kf J - (tg p - |- tg a) d x + H 0 0

Abbildung 1. K raftw irkungen zwischen W alze u n d W alzgut.

spalt unter dem Einfluß der Walzreibung sich einstellende Spannungsverteilung bestim m t, da zwischen dem an einer beliebigen Stelle vorhandenen Spannungszustand und dem Formänderungsverlauf eindeutige Gesetzmäßigkeiten be­

stehen. Die Verhältnisse vereinfachen sich da­

durch, daß die Breitung im Vergleich zur Strek- kting des Walzgutes meist gering ist. Man vermag daher die Span­

nungsverteilung und den W erkstofffluß in R ichtung der Stabachse zunächst einmal als ein ebenes Gleichgewichts­

problem zu behandeln und erhält so für die Beurteilung der Vor­

eilungserscheinungen eine brauchbare Ar­

beitshypothese. Weit schwieriger liegen die Verhältnisse bei den Breitungserscheinun­

gen. Auf eine rechne­

rische Behandlung muß m an hier vorläufig ver-

A bbildung 2.

T heoretischer V erlauf der V or­

eilung bei verschiedener R eibung zwischen W alze u n d W alzgut.

*) V orgetragen in der Vollsitzung des W alzw erksausschusses am 8. Mai 1934. — Sonderabdrucke sind vom Verlag Stahleisen m. b. H ., D üsseldorf, Postschließfach 664, zu beziehen.

1) S tah l u. E isen 53 (1933) S. 346/52.

2) E . S i e b e i u n d E . O s e n b e r g : M itt. K ais.-W ilh.-Inst.

Eisenforschg., D üsseid., 16 (1934) S. 33/50.

3) A. P o m p u n d W . L u e g : M itt. K ais.-W ilh.-Inst. E isen ­ forschg., D üsseid., 15 (1933) S. 81/97.

4) W . L u e g u n d E . O s e n b e r g : M itt. K ais.-W ilh.-Inst.

Eisenforschg., D üsseid., 15 (1933) S. 99 105.

136 41..

zichten. Im m erhin vermag m an, von bestim m ten Grund- Vorstellungen ausgehend, die beobachteten Erscheinungen befriedigend zu deuten.

Zunächst soll im folgenden untersucht werden, wie die V o r e ilu n g

durch die Reibung beeinflußt wird. Bei A nnahm e eines ebenen Werkstoffflusses ergeben sich die K räfte, die dem Abfließen des in der Höhe verdrängten W erkstoffes in der Längsrichtung entgegenwirken, im A bstande x vom Ende des zwischen den Walzen befindlichen Stückes des W alz­

stabes in erster Annäherung zu

H = k £ ■ J (tg p =F tg a) • dx + Ho, O

wobei m it k f die Form änderungsfestigkeit des Werkstoffes 1049

(2)

Vore/Ve//7g Û7ÛA

1050 S ta h l u n d Eisen. E. Siebei: E in flu ß der Reibung a u f den W erkstofffluß beim Walzen. 54. Ja h rg . N r. 41.

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Oöhenabnahme in mm

Abbildung 3. Abhängigkeit der Voreilung von der H öhenabnahm e beim W alzen von B leistäben auf g latte n u n d rauhen W alzbahnen (nach E. Siebei u n d E . Osenberg).

bezeichnet ist und p den Reibungswinkel, a aber die jeweilige Neigung der Walzenoberfläche zur Stabachse bedeuten5).

Da der Fließwiderstand an den beiden Enden des Walz­

spaltes = 0 ist, erfordert das Gleichgewicht im W alzspalt, JT

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A bbildung 4. Voreilung beim W arm walzen von weichem F lußstahl.

daß die Verschiebung des Walzgutes gegenüber der Walzen­

oberfläche am Beginn des Walzspaltes entgegengesetzt zur W alzrichtung, am Ende aber in der W alzrichtung vor sich geht. Es läßt sich nun zeigen, daß dem Integral

X

/ (tg P T tg <*) dx der Abstand einer an beiden Enden O

des Walzspaltes unter dem Reibungswinkel p zur Stabachse angetragenen Geraden vom Walzenkreis entspricht. Die Lage der Fließscheide wird somit nach Abb. 1 als Schnitt­

punkt der beiden Geraden festgelegt. Die Stoffverdrängung von der Fließscheide bis zum W alzenaustritt entspricht dann

5) E . S i e b e i un d A. P o m p : M itt. K ais.-W ilh.-Inst. Eisen- forschg., Düsseid., 11 (1929) S. 73.

der Voreilung des W alzgutes gegenüber der Umfangs­

geschwindigkeit der Walzen. Wie sich aus der so bestimm­

ten Lage der Fließscheide ergibt, muß die Voreilung mit wachsender Walzreibung zunehmen. Bei einem gegebenen

Stärkenverhältnis des Walz­

gutes zum Walzendurch­

messer von h j : d = 5,6 % ergibt sich dabei ein Ver­

lauf der Voreilung in Ab­

hängigkeit von der Rei­

bung und Stichabnahme nach Abb. 2. Das Schau­

bild läß t erkennen, eine wie starke Beeinflussung der Voreilung durch die W alzreibung zu erwarten steht.

Zur versuchsmäßigen Prüfung des Einflusses der Reibung auf die Voreilung wurden Walzversuche mit Stäben von verschiedenem Rechtkantquerschnitt aus Blei, Kupfer und Alumini­

um auf einem Kaltwalzge­

rüst von 180 mm Ballen- Die dabei verwendeten gehärte- auf der einen H älfte blank

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geschmirgelt, auf der anderen Seite aber m it dem Sandstrahl­

gebläse aufgerauht. Gewalzt wurde ohne Schmierung. Der Reibungskoeffizient dürfte dabei auf der glatten Seite der Walze 0,1 bis 0,2, auf der gerauhten Seite aber 0,3 bis 0,4 betragen. In Abb. 3 sind die Ergebnisse der Bleiwalzversuche wiedergegeben. Q ualitativ zeigte sich eine gute Ueberein- stimmung zwischen dem theoretischen Verlauf der Voreilung und den Versuchswerten. Deutlich tr itt besonders die Zu­

nahme der Voreilung m it der Reibung hervor sowie der Abfall der Voreilung bei geringer Reibung und größeren Stichabnah­

men. Die Walzungen m it Kupfer und Aluminium zeigten grundsätzlich das gleiche Ergebnis.

(3)

11. O ktober 1931. E. Siebei: E in flu ß der Reibung a u f den W erlstofffluß beim Walzen. Stahl und Eisen. 1051 D aß die gleichen Ueberlegungen auch bei W arm walzungen

Geltung haben, konnte durch E . S ie b e i und E. F a n g ­ m eier* ) bereits früher nachgewiesen werden. Beim W ann­

walzen von weichem Flußstalilstab bei 700 bis 1100° ergaben sich Voreilungskurven nach Abb. 4. Der verschiedene Ver­

lauf der Voreilung läß t sich so deuten, daß bei den einzelnen

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Abbildung 5. Voreilung beim K altw alzen von Thom asstahl.

A usgangsquerschnitt 60 X 2 mm.

Darüber, wie sich bei gleicher F orm der Berührungs­

flächen eine Veränderung der Beibungsverhältnisse auswirbt, wenn eine Neigung der Flächen zueinander nicht vorhanden ist, vermag m an durch Stauchversuche am besten Aufschluß zu gewinnen. Abb. 7 zeigt das Ergebnis derartiger Versuche m it Bleirechtkanten, deren Grundfläche ursprünglich ein

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A bbildung 6. Form änderungsw iderstand von B a n d stah l (B andstärke 2 m m ).

Temperaturstufen jeweils veränderte Beibungsverhältnisse vorliegen. In ähnlicher Weise wurden von A. P o m p und W. L u e g 3j beim Walzen von Stahlbändern bei 200 bis 700° je nach der W alztem peratur andere Voreilungen er­

m ittelt. Nach Abb. 5 beträgt die Voreilung bei 300 bis 700°

ein Vielfaches derjenigen bei Zimm ertem peratur. Es muß daher angenommen werden, daß die W alzreibung m it der Temperatur zunächst stark ansteigt, um bei Tem peraturen über 903° dann wieder abzunehmen. Ersache der erhöhten Reibungszahl ist die bereits bei 300° einsetzende O xydation und Verzunderung der Oberfläche des Walzgutes. Die starke Walzreibung führt in Tem peraturgebieten von 300 bis 700°

bei der Walzung dünner Bänder zu einer ganz außerordent­

lichen Erhöhung des Formänderungswiderstandes (Abb. 6), so daß dieses Gebiet, von Sonderfällen wie dem W alzen von Dynamo- und Transfonnatorenwerkstoffen abgesehen, für das Walzen nicht in B etracht kommt.

Wichtiger als die Voreilungen sind für den Walzwerker die

B r e i t u n g s e r s c h e i n u n g e n ,

da sie maßgebend für das W alzverfahren und die Kalibrie­

rung der W alzen sind. Wie der in der Höhe verdrängte Werk- stoff in der Längs- und in der Breitenrichtung abfließt, muß von dem u n ter dem Einfluß der Reibung sich ausbildenden Fließwiderstand in beiden Richtungen abhängig sein. F ü r das Verhältnis der Fließwiderstände in der Längs- und Quer­

richtung ist einmal die F orm der Berührungsflächen zwischen Walzen und W alzgut und zweitens die Neigung dieser Flächen zueinander maßgebend.

*) M itt. K ais.-W ilh.-Inst. Eisenforsc-hg., D üsseid., 12 (1930) S. 225.

Seitenverhältnis von 1 : 2 aufwies. W ährend dieses Seiten­

verhältnis sich bei geringer Preßflächenreibung im Verlauf der Stauchung nur wenig ändert, ist bei starker Preßflächen­

reibung deutlich wahrzunehmen, daß die Grundfläche bei Sähe ro rd em Ofauc/ren 70mm

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A bbildung 7. G rundflächen von B leirechtkanten n ach der S tauchung u n te r verschiedenartigen R eibungsverhältnissen (nach E . Siebei u n d

E . Osenberg).

der Stauchung der Kreisform zustrebt. Bei rechteckigen Berührungsflächen zwischen W alzgut und W alzen, wie sie bei der Verwendung glatter Walzen vorhanden ist, fördert eine Erhöhung der Reibung also in einer H insicht den Abfluß des verdrängten W erkstoffs nach den langen Seiten des

(4)

1052 S ta h l u n d Eisen. E. Siebei: E in flu ß der Reibung a u f den W erkstofffluß beim Walzen. 54. Ja h rg . N r. 41.

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ftöbenabnahme in mm

A bbildung 8. Abhängigkeit der B reitung von der H öhenabnahm e beim W alzen von Blei m it verschiedenen Q uerschnitten zwischen g latten u n d rauhen W alzbahnen (nach E . Siebei u n d E . Osenberg).

Berührungsrechtkants und wirkt, eine im Verhältnis zur Breite des Walzgutes geringe Länge des W alzspaltes voraus­

gesetzt, auf eine Verringerung der Breitung hin.

Auf der anderen Seite w irkt eine Erhöhung der Reibung aber aus dem Grunde der Streckung entgegen und verstärkt demgemäß die Breitung, weil sie den Einfluß der Preß- flächenneigung auf den Fließwiderstand des in der Längs­

richtung abfließenden Werkstoffes ermäßigt. Durch die im W alzspalt vorhandene Neigung der Preßflächen wird, wie aus den eingangs gegebenen Beziehungen hervorgeht, der Fließ widerstand in der W alzrichtung im größten Teile des Walzspalts erniedrigt, und zwar verhältnismäßig um so mehr, je kleiner die Walzreibung ist. Bei sehr großer Walz-

W erksto ff: Hupfer

flächenneigung, vermögen nun gleichgerichtet oder ent­

gegengesetzt gerichtet zu sein. W ird ein schmaler Walzstab m it starkem Druck gewalzt, so wird sowohl die Form des Berührungsrechtkants als auch der Neigungseinfluß sich in

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A bbildung 9. A bhängigkeit der B reitung von der H öhen­

abnahm e beim W alzen von K upferbändem m it ver­

schiedenen Q uerschnitten zwischen g la tten un d rauhen W alzbahnen (nach E . Siebei un d E . Osenberg).

reibung kann der Einfluß der Preßflächenneigung daher praktisch vollständig zum Verschwinden kommen, während er bei kleiner Reibung auf eine Verringerung der Breitung hinwirkt.

Die beiden Auswirkungen der Reibung auf den Stofffluß in der Breitenrichtung, hervorgerufen einerseits durch die Form des Berührungsrechtkants, anderseits durch die Preß-

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A bbildung 10. B reitenzunahm e beim K altw alzen von T hom asstahl. A usgangsquerschnitt 60 X 2 mm.

der Weise auswirken, daß m it wachsender Reibung die Brei­

tung erhöht wird. Bei breitem W alzgut und geringer Höhen­

abnahme wirken die beiden Einflüsse einander entgegen. Wie Abb. 8 erkennen läßt, vermag es unter derartigen Verhält­

nissen sogar vorzukommen, daß die Breitung bei rauher Wal­

zenoberfläche kleiner ausfällt als bei glatter. Die Abbildung zeigt weiterhin, daß sich die Reibungsverhältnisse um so

(5)

11. O ktober 1934. E. Siebei: E in flu ß der Reibung a u f den W erkstofffluß beim Walzen. S tah l u n d Eisen. 1053

stärker auf die B reitung auswirken, je dünner das Walzgut im Verhältnis zum W alzendurchmesser ist. Entsprechend tritt auch bei Bandwalzungen der Reibungseinfluß auf die Breitung besonders deutlich zutage (A b i. 9 und 10). Bei den Bandwalzversuchen von Pomp und Lueg zeigt sich der

(V o/zfem pera/vr in °S

A bbildung 11. B reitung in A bhängigkeit von der W alztem peratur.

Stiehabnahm e 3 0 % ; Q uerschnitt 3 0 X 2 mm.

(N ach A. P om p u n d W . Lueg.)

Reibungseinfluß in starker Abhängigkeit der Breitung von der W alztem peratur, was m it dem Einfluß der Tem peratur auf die Voreilung völlig parallel geht (Abb. 11 und 12).

Von großer Bedeutung ist es, wie sich bei gegebener Höhe des Walzgutes das Seitenverhältnis des W alzquerschnitts auf die Breitung auswirkt. In Abb. 13 sind die Walzversuche mit Kupfer nach dieser Richtung ausgewertet. Wie m an sieht, wird die absolute Breitung, wenn das Verhältnis Breite zu Höhe etwa 1 : 2 beträgt, bei glatten wie bei rauhen Walzen am größten. Bei großer Breite des Walzgutes scheint die absolute Breitung wieder etwas abzunehmen. Die gleiche Feststellung wurde bereits früher von W. T a f e l und W. K n o l l 7) gemacht. Die geringe Abhängigkeit der abso­

luten Breitung von dem Seitenverhältnis des W alzquer­

schnitts b : h, sobald dieser 1 übersteigt, ist von Bedeu­

tung für die Aufstellung von sogenannten Breitungsformeln, d. h. von Faustform eln zur Errechnung der B reitung aus den Walzbedingungen, da sie es erlaubt, den Einfluß der Breite des Walzgutes bei b: h > 1 unberücksichtigt zu lassen.

Geht m an von der Annahme aus, daß die absolute Brei­

tung des Walzgutes um so größer wird, je größer die ge­

drückte Länge ld und die Stichabnahm e ~ ist, so kommt man zu einer Breitungsformel

A b = f ( l d, ~

wobei die Beziehung zwischen den Größen versuchsmäßig zu bestimmen ist. Stellt m an nach Abb. 14 die bei den W alz­

versuchen m it rauher und glatter W alzenoberfläche gefun­

denen Breitungswerte in Abhängigkeit von dem Produkt ld • -j— aus gedrückter Länge und bezogener H öhenabnahm e Ah

h0

dar, so liegen die V ersuchspunkte, wenn m an von den W erten mit besonders großem Seitenverhältnis (Bandwalzungen) absieht, in einem verhältnism äßig engen Streugebiet. Die

’) Z. M etallkde. 23 (1931) S. 799.

Abbildung läßt jedoch klar erkennen, daß sich für rauhe und glatte Walzenoberfläche eine verschiedenartige Ab­

hängigkeit der B reitung ergibt. Der Reibungseinfluß m üßte daher in einer Breitungsformel, die auf allgemeine Gültigkeit Anspruch erheben will, ebenfalls Berücksichtigung finden.

W a /z/em p era fu r in °C

Abbildung 12. Voreilung abhängig von der W alztem peratur.

Stichabnahm e 3 0 % ; Q uerschnitt 30 X 2 mm.

(N ach A. Pom p u n d W . Lueg.)

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S e ite n r e r h ä /fn is (h/To)

A bbildung 13. A bhängigkeit der B reitu n g von K u p fer­

stäben vo n dem Seitenverhältnis bei verschiedener Reibungsziffer (nach E . Siebei u n d E . Osenberg).

D eutlich t r itt dies auch beim W armwalzen in Erschei­

nung, wenn m an die älteren Versuche von Siebei und F ang­

meier in der gleichen Weise auswertet. Wie Abb. 15 zeigt, würde die Gleichung

A b = 0,35 • ld • ho

bei hohen W alztem peraturen m it den Versuchsergebnissen in guter Uebereinstimmung stehen. Bei tiefen Tem peraturen

(6)

ßre/Zeazuaa/rme mmm

1054 S tah l un d Eisen. E. Siebei: E in flu ß der Reibung a u f den W erkstofffluß beim Walzen. 54. Ja h rg . N r. 41.

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B reitung beim W alzen von Blei, K upfer u nd Alum inium u n te r verschiedenen Reibungsverhältnissen (nach E . Siebei u n d E . Osenberg).

/Ver/rs/of# ß /e /

Abbildung 14.

fällt die Breitung jedoch weit höher aus, als es dieser Bezie­

hung entspricht. W enn sich auch beim Warmwalzen meist eine bestimm te Oberflächenrauhigkeit der Walzen einstellt, so weisen die geschilderten Versuche jedoch darauf hin, daß sowohl für verschiedene Walzenwerkstoffe als auch für ver­

schiedenes W alzgut sowie verschiedene W alztem peraturen Abweichungen in der Breitung zu erwarten wären. In A bb. 16 wird der Versuch gemacht, ein Schaubild zu entwerfen, das den Einfluß der geometrischen Bedingungen und der Walz­

reibung auf die Breitung wiedergibt.

Zum Schluß sei noch an H and eines Beispiels gezeigt, wie stark sich die Walzreibung auch auf die Breitungs­

erscheinungen bei Walzungen im Kaliber auszuwirken

vermag. Abb. 17 zeigt als Ergebnis eines Walzversuchs mit Weichblei, wie verschiedenartig ein Ovalkaliber gefüllt werden kann, je nachdem die Kaliberflächen glatt oder rauh sind. Der quadratische Anstichquerschnitt war in beiden Fällen der gleiche. Der Einfluß der Neigung der Kaliber­

wandung auf den Stofffluß in der Querrichtung muß durch die Reibung um so mehr aufgehoben werden, je größer die Reibung ist. Im Ovalkaliber w irkt die Krüm mung in der Querrichtung der Breitung entgegen, und die Breitung muß dementsprechend m it der Reibung zunehmen. Durch diesen Versuch findet die von K. H o p f e r 8) ausgesprochene Ver-

8) M itt. K ais.-W illi.-Inst. Eisenforschg., Düsseid., 10 (1928) S. 283/300; vgl. S tahl u. Eisen 49 (1929) S. 119.

(7)

ffre/fe/Tfvfrafrme m mm

H . O ktober 1934. E. Siebei: E in flu ß der Reibung a u f den W erkstofffluß beim Walzen. Stahl u n d E isen. 1055

t d - n f c " " 7'77

A bbildung 15. B reitungserseheinungen beim W arm w alzen von weichem F lu ß stah l.

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A bbildung 16. Breitungsschaubild.

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A bbildung 17. Füllen eines O val­

kalibers bei ra u h er (a) u n d g la t­

te r (b) W alze. A nstich 20x 20 m m ; W erkstoff: Blei. (X ach E . Siebei

u n d E . Osenberg.)

mutung ihre Bestätigung, daß die bei seinen Versuchen an einer D rahtstraße beobachtete Vergrößerung der Breitung bei Ovalstichen auf die Aenderung der Reibungsverhältnisse zurückzuführen ist.

Wie die Versuche von Hopf er zeigen, vermögen beim Warmwalzen im Ovalkaliber sehr verschiedene Breitungen aufzutreten, je nachdem welcher W erkstoff zur Verwalzung kommt, wie die W alztem peratur ist oder wie die Erw ärm ung des Walzgutes erfolgt. Abb. 18 läßt deutlich den Einfluß der W alztem peratur auf die Breitungsverhältnisse nach dem fünften Vorwalzstich der untersuchten D rahtstraße bei der Verwalzung von weichem Thom asstahl erkennen. Bei den tiefen Tem peraturen geht das Kaliber, verursacht durch die größere Walzreibung, bedeutend voller als bei hohen Tempe­

raturen. In Abb. 19 ist der Einfluß der W alztem peratur auf das Metergewicht, die S tabstärke und die B reitung ver­

schiedener Stähle beim A u stritt aus dem letzten Oval­

kaliber der Vorwalze bei der Verwalzung von Knüppeln 48 mm [j] m it gleichbleibender Einstellung der Walzen wie­

dergegeben. Die stärkste Streckung und geringste Breitung zeigt dabei der weiche Thom asstahl A, w ährend ein ent­

sprechender Siemens-M artin-Stahl B bei tiefen Tem peraturen bereits stärker breitet. Mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt wächst, wie der Vergleich zwischen dem Thom asstahl A und dem H artsta h l C zeigt, die B reitung und erreicht bei dem untersuchten Siemens-M artin-Stahl D m it 0,4 bis 0,43 % C und 0,6 bis 0,68% Mn einen Höchstwert. Bei noch kohlen­

stoffreicheren S tahlsorten nim m t die B reitung dann wieder ab. Außerdem zeigte sich bei den Versuchen, daß die Vor­

walzkaliber bei der gleichen Einstellung der Walzen und

V ersuchsreihe 1 N o rm ale K a lib eran stellan g

V ersu ch sreih e 3 S ta rk e K alib er a n s te lla n g

1213° 1195»

1073» 1083t

970» 998«

881» 918»

A bbildung 18. Q uerschnitte nach dem fü n ften V orw alzkaliber (nach K . Hopfer).

derselben W alztem peratur bei einer unm ittelbaren Verwal­

zung der auf einer kontinuierlichen Vorstraße hergestellten K nüppel größere Metergewichte und stärkere Breitung er­

gaben als bei einer Zwischenerwärmung der K nüppel. Die Zwischenerwärmung muß demgemäß eine Verringerung der Reibung bei der nachfolgenden Verwalzung bew irkt haben,

(8)

1056 S tah l u n d Eisen. E. Siebei: E in flu ß der Reibung a u f den W erkstofffluß beim Walzen. 54. Ja h rg . N r. 41.

T em rorafur m fff f Tem peratur m " ff

A bbildung 19. M etergewicht, S tab stärk e un d S tabbreite nach dem fünften Vorwalzstich bei W alzung ohne Zwischenwärmung (nach K . Hopfer).

r 1 1 1 1—

TAomarstoAt2 --- » 7J7emers-Mart/r-

Z u s a m m e n f a s s u n g . Die Reibungsverhältnisse sind nach vorstehenden Aus­

führungen sowohl auf die Vor­

eilung als auch auf die Brei­

tung beim Walzen von gro­

ßem Einfluß. Dieser Einfluß konnte durch Vergleichswal- zungen nachgewiesen werden, die auf einem Kaltwalzwerk m it verschiedenen Metallen bei glatter und bei rauher Walzen­

oberfläche durchgeführt wur­

den. Bei Warmwalzungen muß die Veränderung der Voreilung und Breitung, die sich bei verschiedener W alztem peratur oder bei verschiedener Erwär­

mungsweise des Walzgutes ergibt, ebenfalls auf den Rei­

bungseinfluß zurückgeführt werden.

An den V ortrag schloß sich folgende A u s s p r a c h e an.

A. F a l k , Dillingen: Aus den D arlegungen von H errn Siebei ergibt sich nach meiner Auffassung als besonders bem erkensw ert die F eststellung, daß, wie das waagerechte A chsenverhältnis einer g e p r e ß t e n , ebenen Fläche auf die Gesam treibung, so um gekehrt der W ert der Reibungsziffer p auf die V eränderung des A chsenverhältnisses von größerem Einfluß ist. J e größer p von Beginn der Pressung a n ist, um so rascher gleichen sich die anfangs verschiedenen Druckflächendurchm esser bis zu dem P u n k t aus, wo jeder U nterschied m it dem E n tsteh en des kleinsten D ruckflächenkreises aufhört. Stellen w ir also einen G esam tw ider­

standsw ert auf, so müssen wir p m it einem Flächenfaktor verviel­

fältigen, der m it der Q uerschnittsbreite zu- un d m it zunehm ender S tärke abnim m t. Dies ist n ichts anderes als der wesentliche W iderstandsfaktor p • Wq meiner A rbeitsform el beim W alzen, worin Wq = jeweiliger Q uerschnittsflächenum fang geteilt durch 4 m al W urzel aus Q uerschnittsinhalt = bedeutet. I s t p sehr

4 V J

klein, so bedingt ein auch noch so großes Wq nur einen geringen G esam tw iderstandsw ert, un d er verschw indet ganz m it p = 0, weil jede beliebige Größe, die ich m it 0 m ultipliziere, wieder 0 ist.

I n diesem F alle w ürde auch der größte U nterschied des A chsen­

verhältnisses der Druckfläche nich t m ehr die allseits gleiche B reitung beim D ruckversuch un d gleiche B reitung un d Streckung beim W alzvorgang behindern, was auch Siebei un d Osenberg festgestellt haben. I n geom etrischer Beziehung t r i t t allerdings t r o t z d e m eine gewisse Ausgleichung des Achsen Verhältnisses ein, weil m it gleicher linearer Zunahm e in beiden A chsrichtungen

— Siebei n ennt es „u m den gleichen B etrag strecken u n d b re iten “

— eine wenn auch langsam ere V erringerung des V erhältnisses L angachse zu K urzachse sich einstellen m uß.

H err Siebei fü h rt die an un d für sich überraschende T atsache, d aß m it zunehm ender R eibungszahl p, also zunehm ender R au h ig ­ k e it an den A rbeitsflächen der W alze, oder bei stärk ere r O xydie­

rung der W alzgutoberfläche die B reitung steig t, neben dem sich verringernden W ert: gedrückte L ä n g e : B reite auf den e n t­

sprechend angewachsenen R eibungsw iderstand in der W alz­

rich tu n g zurück, indem also gewisserm aßen eine R ückstauung einen stärk eren Abfluß in die Q uerrichtung, die B reite bedinge.

H ierin bin ich anderer A nsicht, zum al d a in a l l e n Fällen die m it der A ustrittsgeschw indigkeit fa s t übereinstim m ende gleiche A b­

wicklungsgeschwindigkeit der W alzflächen bestehen bleibt. Weil ferner die erw ähnte erhöhte B reitung besonders bei d ü n n e r e n Q uerschnitten e in tritt, wo die Reibungszone, m it größerem W ert von p, im senkrechten Sinne einen wesentlichen Flächenteil b eherrscht, also ein h ö h e r e r p r o z e n t u a l e r R e i b u n g s z o n e n ­ e i n f l u ß b esteh t, liegt die A nnahm e, daß hier ein Umlegen des W erkstoffs a n den A rbeitsflächen erfolgt, auf der H and. D er übrige W erkstoff verschiebt sich m ith in auf einer ihm gleich­

artig en Gleitschicht, die durch Beseitigung der R auhigkeit ein geringeres p u nd m ithin ein unbehindertes A usbreiten bedingt.

D am it e rk lä rt sich auch leicht die stärk ere B reitung bei niederen W alztem peraturen infolge E rhöhung der R eibungszahl p. Im W erkstoff selbst — sofern er, w as auch die T em peratur betrifft, g l e i c h m ä ß ig is t — k an n dem nach die B reitungszunahm e bei demselben D ruck niem als begründet werden, wie ich dies bereits früher9) glaube nachgewiesen zu haben.

Auch ü ber den W erkstofffluß auf den w a a g e r e c h t e n D r u c k f l ä c h e n eines flach geschm iedeten oder gepreßten W erkstücks bin ich anderer A nsicht als Siebei, indem ich a n s ta tt der von P reußler angenom m enen „ F l i e ß s c h e i d e n “ eine u n ­ bedingt p a r a b o l i s c h e V e r s c h ie b u n g , also bis zur Bildung des kleinsten D ruckflächenkreises, in ste ts ihre R ichtung ändern­

den K urven als bestehend annehm en m uß. Ebenso wie die parabolische Verschiebung im Q uerschnitt, also im senkrechten Sinne, leicht nachzuweisen ist, k an n es im w aagerechten gar nicht anders sein. E s ist das schon g e o m e t r i s c h n ich t anders möglich.

An H and vieler D ruckproben gedenke ich in einer im wesentlichen bereits fertiggestellten A rbeit dem nächst dies prak tisch un d theo­

retisch zu belegen. E in Bild in dieser A rbeit zeigt ein flach au s­

geschmiedetes Vieleck, dessen ursprünglicher U m riß auf den D ruckflächen noch zu sehen ist. Die E ndlage der infolge K an ten ­ abkühlung noch sichtbaren E n d p u n k te m acht ihren Kurvenweg f a s t augenscheinlich.

Aus dem D argelegten ergibt sich auch, daß der Einfluß erhöhter Reibung bei g r ö ß e r e n Q uerschnitten, wie der üblichen 150-, 200- un d 250er P la tin en , k aum eine E rhöhung der Breitung u n d des A rbeitsbedarfs verursachen kann. E in vor einigen Tagen in Dillingen nach einer neuen, g latten Platinenw alze eingebautes altes, infolge Schwindung der H ärtesch ich t sehr s ta rk aufgerauhtes 250er P latinenduo zeigte — u n ter sonst gleichen A rbeitsbedin­

gungen — , was die T em p eratu r der Stäbe be trifft, in beiden Be­

ziehungen n ich t den geringsten U nterschied. Die für flach ge­

p reß te oder gew alzte dünne Q uerschnitte in bezug auf Reibungs­

einfluß geltende Regel auf F l a n s c h p r o f i l e zu übertragen, scheint insofern gew agt zu sein, als bei Flanschgliedern ein E i n ­ s c h i e b e n eines offenen Vorflansches in den nächsten geschlossenen erfolgt, bei einem D ruck, der n ich t m ehr der Flanschlänge, s o n ­ d e r n i h r e r H o r i z o n t a l p r o j e k t i o n en tsp rich t. E in infolge von R auhigkeit oder tiefer W alztem peratur eintretender, erhöhter Reibungseinfluß ä u ß ert sich d ah er — w as Siebei übrigens auch festgestellt, ab er meines E rach ten s unzutreffend gedeutet h a t — hem m end u n d n ich t breitend, was doch bewiesen werden sollte.

D er geschlossene F u ß w ird zu kurz, weil das E indringen des Vor­

flansches auf seinen K alibergrund gerade durch die erhöhte R eibung v ereitelt wird. D aß in dem oberen F u ß d an n eine starke N ah t e n ts te h t, ist n u r folgerichtig, h in d ert ab er nich t den Miß­

erfolg, d aß der ganze Flansch zu schm al wird.

Im übrigen h a t die A rbeit von Siebei u n d Osenberg ein klares L ich t auf den E influß der R eibung u n d ihre W echsel­

beziehungen m it den Q uerschnittsabm essungen beim Pressen 9) S tah l u. Eisen 30 (1910) S. 1986/93.

(9)

11. O ktober 1934. E . Siebei: E in flu ß der Beibung a u f den W erkstofffluß beim Walzen. S tah l u n d Eisen. 105”

un d W alzen geworfen, so d aß in B älde eine vollständige K lärung auf diesem fü r die Theorie der K alibrierung u n d des W alzvorgangs w ichtigen G ebiete w ohl e rw arte t werden kann.

E . S i e b e i : Bei den K aliberw alzversuehen, die in der A rbeit von Siebei u n d Osenberg veröffentlicht w orden sind, h an d elt es sich n u r um einen einzelnen Versuch. Ich gehe m it H errn F a lk darin einig, d aß m an dabei zu verschiedenartigen D eutungen kommen kan n . Ic h m öchte ü b e rh au p t a n H a n d dieses E in zel­

versuchs m ich n ich t erkühnen, eine T heorie des K aliberw alzens und des E influsses d er R eibung auf den W erkstofffluß in E in ­ schneidekalibern zu geben. W as die A nschauung von H errn F alk angeht, daß bei der B reitung weniger der F ließ w iderstand in der Längsrichtung in F rag e kom m t als vielm ehr der durch d a s I lm ­ knicken der S eitenflächen des W alzgutes hervorgerufene v e r­

ringerte W id erstan d in der Q uerrichtung, so glaube ich doch, daß meine Theorie, w onach die m it zunehm ender R eibung au ftre te n d e Verminderung der S treckung d urch den größeren F ließw ider­

stand in der L ängsrichtung zu erklären sei, eine B estätigung e r­

fahren haben d ü rfte d u rch die Voreilungserscheinungen u n d die beobachtete E rhöhung des F ließw iderstandes. W ir wissen aus der A rbeit von Siebei u n d Lueg sehr g u t, d aß der F ließw iderstand in der L ängsrichtung m it der R eibung ganz außerordentlich a n ­ steigt, un d d aß entsprechend der F orm w id erstan d beim W alzen wächst. Ich verweise h ier auch auf die B ilder, die ich aus der Arbeit von P om p u n d Lueg wiedergegeben habe (Abb. 6 ). H ier war deutlich zu erkennen, wie der F orm änderungsw iderstand m it zunehmender R eibung a n steig t. Dies k an n a b er n u r auf eine Vergrößerung des W iderstandes, der sich dem A bfließen des ge­

drückten W erkstoffes in der L ängsrichtung entgegenstellt, zurück­

geführt werden.

K. H ü b e r s , D o rtm u n d : E ine ähnliche Erscheinung, wie sie Herr Siebei am Schlüsse seines V ortrages erw äh n t, ha b e ich bei Flachstahlw alzungen b eo b ach tet. W enn m an einen zu k a lt gewordenen Zw ischenstich zerschneidet, die Teile im Ofen wieder erwärmt u n d die Stücke bei gleichbleibender W alzenstellung dieselben w eiteren Stiche durchlaufen lä ß t, so bekom m t m an ganz andere E ndm aße heraus, als wenn m an in einem Zuge fertigw alzt.

Die Breitung w ird erheblich geringer, also ein ä h n lich es Ergebnis wie bei dem im V o rtrag a n g efü h rten F all.

Dann m öchte ich a u f etw as anderes hinw eisen: I n den Breitungsformeln ist bisher die Form änderungsgeschw indigkeit nur sehr wenig in R echnung gezogen worden. Ic h habe verschie­

dentlich die B eobachtung gem acht, die ich allerdings im Augen­

blick zahlenm äßig n ich t belegen kann, d aß bei sehr langsam laufenden W alzen u n d s ta rk e n D rücken die B reitu n g au ß er­

gewöhnlich groß wird, u n d zw ar sind die absoluten B reitungen ein Mehrfaches dessen, w as sieh nach der b e k an n ten F austregel errechnen läß t. V ielleicht w äre es an g eb rach t, bei w eiteren U n te r­

suchungen diesen Vorgang zu beachten.

A. F a l k : Meines E rac h te n s is t es ziemlich gefährlich, die Voreilung heranzuziehen. Die V oreilung ist ein rein ä u ß e r l i c h e r mechanischer Vorgang, wie ich es schon frü h er9) nachgewiesen habe. Sie w erden auch wissen u n d bem erk t haben, d aß in allen Arbeitsformeln die V oreilung n ich t erscheint. Sie k a n n steigen oder fallen, w ährend der A rbeitsw ert derselben bleibt . M an m uß eben bedenken, d aß die Voreilung aus der Reibung e n tsta n d en ist.

F. H. G i l l h a u s , D u isb u rg -R u h ro rt: H e rr Siebei ist der A uf­

fassung, daß der E in flu ß der T em p eratu r sozusagen auf die R ei­

bung allein zurückzuführen sei. Ich m öchte ab er auch d arau f hinweisen, daß sich beim Verwalzen von Blöcken, K nüppeln usw.

nach jeder W iederaufw ärm ung jew eils andere Maße ergeben, wie dies schon bem erkt w urde. E ine B re itungskurve zeigt am A nfang eine ganz geringe prozentuale B reitung, d a n n w ird sie größer und fällt w ieder ab , je nachdem , wie l a n g e gew alzt w ird. Bei zwei Versuchen ( s. Abb. 20), die ich seinerzeit au f einer U n iversal­

straße m achte, w urden m ittelgroße Blöcke von den A bm essungen 180 X 186 u n d 235 X 235 m m auf g la tte r B ah n frei breiten d flachgedrückt. Die D ruckfläche u n te r der W alze ist in jedem S tich ein quer zur W alzrichtung liegendes langgestrecktes Rechteck.

Somit m üßte sich R eibung n u r hem m end ausw irken u n d fallende

T em p eratu r infolge gerin­

ger w erdender Reibung zu stärk erer B reitung fü h ­ ren. Diese wird ab er über einen H öchstw ert gehend, wie bei K u rv e I I , sehr deutlich am E nde fa st vo llständig gleich N ull.

Diese B reitungsschw an­

kungen hängen also wohl vo r allem m it dem Tem ­ p eratu ru n tersch ied im Q uerschnitt zusam m en.

Ich glaube, daß wir das beim W arm w alzen be­

rücksichtigen müssen.

E. S i e b e i : Vielleicht darf ich zu den Versuchen von H e rrn H opfer, wo also nachgew ärm t wurde, noch sagen, daß dam als sehr sorgfältig der F rage nachgegangen w orden ist, ob die verschieden­

a rtig e B reitung auf Tem ­ peratu ru n tersch ied e im W alzquerschnitt zu rü ck ­ g eführt werden können.

E s k an n dies aber n ich t der F a ll sein, da die nacbgew ärm ten Stäbe genau wie die, die so­

fo rt aus der k o n tin u ie r­

lichen S traß e kam en, zuerst etw a 30 s vor der

W alze liegen blieben. D abei h ä tte n sich bei diesen kleinen Q uer­

sch n itten die gleichen T em peraturgefälle einstellen müssen. E s w ird also n ich ts anderes übrigbleiben als anzunehm en, daß sich durch die Verzunderung, die beim N achw ärm en e in tritt, der R eibungseinfluß a n der O berfläche geändert h a t. W ir haben dam als n ach anderen E rklärungen gesucht, ohne jedoch eine bessere finden zu können. D er T em peraturunterschied is t in diesem F alle jedenfalls nich t zu berücksichtigen. S elb stv erstän d ­ lich k an n der T em peraturunterschied innerhalb des W alzquer­

sch n itts, wenn es sich um größere Blöcke h an d elt, eine ganz andere W irkung ausüben. D a rü b er ist im W alzw erksausschuß schon genügend gesprochen worden.

H . S e d l a e z e k , W etzlar: Die zum W alzen aufzuw endende R eibungskraft h ä n g t ab einm al vo n der O berflächenrauhigkeit der W alze u n d des W alzgutes, zum än d ern von der B ildsam keit des W alzgutes. Die Erscheinung des N ichtfassens oder R utschens des W alzgutes bei hohen T em peraturen k a n n m an ganz roh d am it erklären, daß der B ildsam keitsgrad oder die a n der W alze w irkende W id e rstan d sk raft P in einem höheren Maße ab n im m t, als der Reibungskoeffizient ¡x am W alzballen zunim m t10), m ithin die R eibungskraft verm indert wird. E in ähnlicher F all, der diese A nnahm e b e stätig t, ist das leichte R utschen der hohlen L u n k er­

köpfe, die der W alze wenig W id erstan d entgegensetzen, w ährend der gesunde dichte B lockteil tro tz seiner oft höheren T em p eratu r auf der ganzen Länge h in weniger eine Neigung zum R u tsch en zeigt.

E . S i e b e i : E s is t n a tü rlich sehr naheliegend, die Z unahm e der einziehenden K ra ft P bei steigendem W alzdruck zu berück­

sichtigen. Ic h glaube ab er n ich t, daß dies ganz in der Ordnu n g g eh t, denn je größer der F orm änderungsw iderstand is t, um so größer w ird auch die rückstoßende K ra ft, die sich m it der ein­

ziehenden K ra ft die W aage h ä lt (vgl. W alzw erks-H andbuch B d. I.

S. 638, A bb. 24: K räfteschem a im W alzspalt).

10) S ta h l u. Eisen 47 (1927) S. 26/27.

ß r e / f e //7 m m A bbildung 20.

B reitungsversuch auf einer U niversalstraße. W alzen- durehm esser: D = 825 mm.

W erkstoff: T hom asstahl.

137

(10)

1058 S tahl u n d Eisen. W. Steinberg: Deutsche Devisennot. 5 4. Jahrg. Nr. 41

Deutsche Devisennot.

Ursachen und Abwehrmaßnahmen.

Von Dr. W ilh e lm S te in b e r g in Düsseldorf.

D

ie jüngste E rfurter Tagung der Deutschen W eltwirt­

schaftlichen Gesellschaft brachte erneut ein klares Bekenntnis zu der N o tw e n d ig k e it, die deutschen W irt­

schaftskräfte in die W eltwirtschaft wirkungsvoll einzuschal­

ten. Der Vorsitzende, Gouverneur a. D. Dr. S c h n e e , er­

innerte an die wiederholten Erklärungen des Führers und Reichskanzlers, daß Deutschland zu weltwirtschaftlicher und weltpolitischer Zusammenarbeit m it allen Völkern bereit sei.

Auch die zunächst in einer scharfen Ueberwachung und empfindlichen Einschränkung unserer Einfuhr sich aus­

wirkenden Maßnahmen der Neuregelung unseres Außen­

handels sind bei dem gegenwärtigen Durcheinander im w irt­

schaftlichen Verkehr der Nationen nur der Ausdruck des u n g e b r o c h e n e n W ille n s D e u ts c h la n d s , se in e S t e l ­ lu n g im W e lth a n d e l zu v e r te id ig e n u n d f ü r d e n K r ä f t e e i n s a t z e in e n f e s te n A u s g a n g s p u n k t zu s c h a f fe n . Die A n p a s s u n g u n s e r e r E i n f u h r a n u n s e r e Z a h lu n g s m ö g lic h k e ite n soll ausdrücklich auf das Ziel ausgerichtet werden, Deutschland d ie gesunde Außenwirt­

schaft zu schaffen, die für unser Land eine Lebensnotwendig­

keit ist.

Der stellvertretende Reichswirtschaftsminister Reichs­

bankpräsident Dr. S c h a c h t wird nicht müde, die Lage unserer Außenwirtschaft und die Gestaltung unserer Devi­

senverhältnisse immer wieder in den großen Zusammenhang unserer Gesamtzahlungsbilanz zu stellen, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der Ursachen, die zu der völli­

gen f in a n z ie l le n A u s b lu tu n g Deutschlands geführt haben1).

Die nationalsozialistische Regierung ist von Anfang an entschlossen gewesen, die Wahrnehmung unserer Lebens­

notwendigkeiten nicht passiv von einer etwa zu erhoffenden Besinnung des Auslandes abhängig zu machen, sondern den Schwierigkeiten vor allem aus eigener K raft zu begegnen.

Sie wird diesen Grundsatz ohne jeden Zweifel durchhalten.

Trotzdem bleibt es notwendig, das A u s la n d immer wieder auf d ie v e r h e e r e n d e n N a c h w ir k u n g e n d e r R e ­ p a r a t i o n s p o l i t i k hinzuweisen, wie es der Reichsbank­

präsident kürzlich noch in seiner großen Rede über das internationale Schulden- und Krcditproblem in eindring­

licher Form getan hat. E r erinnerte an die 42 Milliarden JU l, die uns a lle in b is zu m I n k r a f t t r e t e n d e s D a w e s - p la n e s hauptsächlich in Form von Vermögensstücken ab­

gepreßt worden sind. E r schilderte die Unmöglichkeit der Transferierung der uns im Rahmen des Dawes- und später des Youngplanes auferlegten Reparationszahlungen und den infolge dieser Unmöglichkeit eingeschlagenen Weg der Ge­

währung und Aufnahme ausländischer Kredite in außer­

ordentlicher Höhe. Wenn Deutschland von seiner Auslands­

verschuldung gegen Ende des Jahres 1930 in Höhe von über 25 Milliarden JlJH — davon rd. 15 Milliarden J U l kurz­

fristig — bis heute 11 Milliarden2) zurückgezahlt hat, so h at es dam it mehr als seine gesamte unpolitische Verschul­

dung abgetragen, a l l e r d i n g s a u c h s e in e G o ld - u n d L Vgl. die V orträge von D r. S c h a c h t : „N otw endigkeiten der deutschen A ußenw irtschaft“ auf dem Presseabend der Leipziger H erbstm esse am 26. A ugust 1934 u n d „D as intern atio n ale Schul­

den- un d K reditproblem “ auf der In tern atio n alen K onferenz für Agrarw issenschaft in B ad Eilsen am 30. A ugust 1934.

z) Die 11 M illiarden sind berechnet u n te r Berücksichtigung der E n tw ertu n g ausländischer W ährungen. Die tatsächliche Rückzahlung belief sich auf ü ber 7 M illiarden J U l.

D e v i s e n v o r r ä t e in H ö h e v o n 3 M illiard en J?J v ö llig g e o p f e r t. W as von der Verschuldung verblieben ist, ist p o l i t i s c h e Reparationsverschuldung, auch wenn diese je tzt die Form p r i v a t e r Schuldverpflichtungen an­

genommen hat. Dabei erfüllt der deutsche Schuldner seine Verpflichtungen in Reichsmark nach wie vor; die Gesamt­

w irtschaft vermag indessen die Beträge nicht zu übertragen, weil das Ausland nicht bereit ist, Waren in so ausreichendem Maße abzunehm en, daß wir Devisen zum Schuldentransfer frei haben. Hierin liegt unsere Berechtigung und unsere Verpflichtung, an das Ausland immer wieder die eindring­

liche M ahnung zu richten, nach den zahlreichen Versäum­

nissen der letzten Jahre nunmehr zum Nutzen der gesamten W eltw irtschaft baldmöglichst daranzugehen, den v e r ­ b l ie b e n e n S c h u ld e n b lo c k e in e r R e in ig u n g s k u r zu u n t e r z i e h e n d u r c h G e w ä h ru n g e in e s m e h rjä h r ig e n M o r a to r iu m s — „die langfristigen Schulden müssen für eine Weile auf Eis gelegt werden“ — u n d d u r c h H e r a b ­ s e tz u n g d e r S c h u ld v e r p f lic h tu n g e n auf ein Maß, das nach Ablauf des Moratoriums auf die Dauer getragen werden kann. In einem Aufsatz, der in der Herbstnummer der Zeitschrift „Foreign Affairs“, New York, am 12. September 1934 erschienen ist, weist Dr. Schacht mit einem verständ­

lichen satirischen Unterton darauf hin, daß die alliierten Schuldnerregierungen trotz der Höhe ihrer Auslandsgut­

haben (England rd. 45 Milliarden, Frankreich rd. 20 Milli­

arden JUK) ihre Zahlungen an die Vereinigten Staaten ein­

gestellt haben, als Deutschlands Transferfähigkeit endete.

Der Reichsbankpräsident zieht daraus für die Beurteilung der deutschen Zahlungseinstellung die berechtigte Schluß­

folgerung, „es m ü sse a u f d a s d e u t s c h e V o lk v ö llig g r o te s k w irk e n , w en n es im m e r w ie d e r in d e r W e ltp r e s s e li e s t , d a ß D e u ts c h la n d e in b ö s w illig e r S c h u ld n e r se i, w ä h r e n d E n g la n d u n d F r a n k r e i c h k e i n e r le i T r a n s f e r s c h w ie r i g k e it e n h a b e n , a b e r d e n n o c h n ic h t z a h l e n “ . Wenn im Ausland die Fest­

stellungen Dr. Schachts über die gegenwärtige Lage unserer auswärtigen Zahlungs- und Handelsbilanz Ueberraschung und Widerspruch hervorrufen konnten, so ist das ein be­

dauerliches Zeichen für die Vergeßlichkeit des Auslandes.

Unser Grundsatz, daß deutsche Zahlungen an das Ausland nur in Gestalt von Ueberschüssen der deutschen Außen­

handels- und Dienstebilanz geleistet werden können, ist nicht zuletzt gerade von jenen zahlreichen Ausschüssen an­

erkannt worden, welche die ausländischen Tribut- oder Kreditgläubiger in früheren Jahren zur Untersuchung und Erörterung der deutschen Zahlungsfähigkeit eingesetzt hatten und die immer wieder betonten, daß auswärtige Zahlungsleistungen eines Landes schließlich nur durch Liefe­

rung von W aren oder Leistungen bewerkstelligt werden können.

Nach dem gegenwärtigen Stand erfordert die Verzinsung der deutschen Auslandsschulden allein für die langfristigen Anleihen und Kredite jährlich 447 Mill. jO f , denen noch weitere 287 Mill. J U l für die Zinsen der kurzfristigen Kre­

dite hinzuzuzählen sind. Rechnet m an schließlich noch den B etrag von etwa 100 Mill. J U l für die Erträgnisse aus­

ländischer Besitzer von deutschen W erten hinzu, so kommt m an auf eine Gesamtsumme unserer auswärtigen Zinsver­

pflichtungen von 834 Mill. J U l jährlich. Nach Abzug eines Betrages von 30 Mill. J U l für die Zinseinnahmen der in

(11)

11. O ktober 1934. W . Steinberg: Deutsche Devisennot. S ta h l u n d Eisen. 1059 deutschem Besitz befindlichen ausländischen W ertpapiere

verbleibt ein Betrag von etwa 800 Mill. JIM, die nur durch einen Uebersehuß unserer Waren- und Dienstebilanz be­

zahlt werden können. W a r e n v e r k e h r u n d S c h u ld e n ­ d ie n s t sind eben nicht voneinander zu trennen.

An der Bereitwilligkeit, an Bemühungen und Angeboten von deutscher Seite, diese Summe ohne jeden Abzug zu zahlen, h at es wirklich nicht gefehlt. Dabei h at das deutsche Volk sogar die s c h w e r s te n O p fe r auf sich genommen, um eine Preisstellung für seine Ausfuhrwaren zu ermöglichen, die dem einzelnen ausländischen Käufer den Bezug: von deutschen W aren h ätte ratsam erscheinen lassen. Dann hätte der Gegenwert der Ausfuhrüberschüsse zur Leistung des Zinsendienstes und gegebenenfalls sogar der Tilgrung dienen können. So h a tte Deutschland die Zahlung ange- boten. Aber die ausländischen Regierungen ließen sie nicht zu. Zollerhöhungen, Einfuhrverbote, Kontingente und andere Handelshemmnisse überboten sich zusammen mit einer lediglich aus p o l i t i s c h e n Gründen entfachten Boy­

kottbewegung im Kampf gegen die deutsche W arenausfuhr.

Wo die eine oder andere Gruppe von Einfuhrw aren aus Deutschland durch diese Maßnahme noch nicht erfaßt worden war, da m achte sich der Einfluß der ausländischen Währungsentwertung geltend, die ja im entsprechenden Maße für den ausländischen Käufer deutscher W are deren Verteuerung bedeuten. Als im April 1933 auch die W ährung unseres Hauptgläubigerlandes, der Vereinigten Staaten, durch den Dollarsturz eine Entw ertung um ein D rittel bis zwei Fünftel erfahren h atte, w urden f ü r z w e i D r i t t e l d e r g e s a m te n W e l t m ä r k t e neben den sonstigen Hindernissen die deutschen W aren um ganz erhebliche Sätze verteuert.

So bedeutet die M itte 1934 um 38% unterbew ertete eng­

lische W ährung für den englischen Käufer eine Verteuerung der deutschen Einfuhrw are um etwa 60% . Die Dollarunter­

wertigkeit von 4 0% bedeutet entsprechend eine Einfuhrver­

teuerung um 66% . Die Gestaltung der W ährungskurse anderer Länder ist noch weit ungünstiger. In diesem Sinne kam es zu einer Einfuhrverteuerung

um 70% für Schweden,

„ 100% „ Dänemark,

„ 138% „ Spanien,

„ 170% „ Brasilien,

„ 200% „ Argentinien und Japan.

W ährend die W ährungsentwertungen durch Einfuhr­

drosselung zu einer unm ittelbaren E i n e n g u n g u n s e r e r A u s f u h r f ü h r t e n , bewirkten sie anderseits in den E n t­

wertungsländern eine zum Teil sehr erhebliche S t e ig e r u n g d e r A u s f u h r k r a f t , weil die Inlandskosten der betreffenden Ausfuhrindustrien keineswegs eine entsprechende An­

gleichung erfahren haben. Aus erklärlichen Gründen m uß­

ten die Goldländer m it Handelserschwerungen antworten.

So wurde das ganze Gefüge des W elthandels in schärfste Mitleidenschaft gezogen.

Als Schulbeispiel kann m an hier auf England verweisen.

Zu einer Lohnerhöhung nach der Abwertung des Pfundes bestand dort um so weniger Anlaß, als die e n g l is c h e n L e b e n s h a l t u n g s k o s t e n t r o t z d e r W ä h r u n g s e n t w e r ­ tu n g v o n e t w a 4 0 % k e in e S te ig e r u n g e r f a h r e n haben. Da die wesentlichsten Erzeugungskosten unverändert blieben, konnten die englischen Ausführer für ihre Liefer­

angebote großenteils die alten Preislisten aus der Zeit vor der im September 1931 erfolgten Pfundherabsetzung ver­

wenden. So w urden diese Preise für den ausländischen Kunden im Betrage der Pfundentw ertung tatsächlich er­

mäßigt, w ährend der Engländer durch die fast ganz gehal­

tene in n e r e K a u f k r a f t seiner W ährung kein Opfer bringt.

Es versteht sich, daß dadurch der Ausfuhrdruck englischer W aren eine entsprechende Verstärkung erfahren hat. F ür England war die Maßnahme der D evalvation um deswillen besonders günstig, weil es— im Gegensatz zu D eutschland—

in heimischer W ährung verschuldet war, m it der Ab­

wertung also auch keine Erschwerung seiner Schuldenlast bewirkte und überdies über einen großen Rohstoffreichtum im Rahm en des britischen Weltreiches verfügt.

Die deutschen Ausführer gerieten erheblich ins H inter­

treffen, weil ihnen keine gleichwertigen Hilfen gegeben wurden, wenn m an von der oft unzureichenden Hilfsstellung aus dem Zusatzausfuhrverfahren absieht. Es ist kennzeich­

nend für die ungerechten W ettbewerbsverhältnisse, daß der deutsche Ausführer froh sein kann, wenn er nur für einen Teil des Ausfuhrverlustes einen Ausgleich findet. Dagegen erzielen die Ausführer vieler Entw ertungsländer Ausfuhr­

gewinne, die der deutschen Ausfuhrwirtschaft in zahlreichen Sparten schon lange unbekannt sind.

Die W ährungsentwertungen führten zu einer scharfen Minderung unserer Ausfuhrerlöse. Hierin und in den eigent­

lichen Ausfuhrsperren sind m it die H auptgründe zu finden, weshalb unsere Ausfuhr gerade nach den Entw ertungslän- dem einen Zusammenbruch erfahren hat. Dieser findet im Vergleich von 1933 zu 1928 bei den V e r e i n ig te n S t a a t e n seinen Ausdruck in einem w ertmäßigen A u s f u h r r ü c k g a n g um 69% , bei G r o ß b r i t a n n i e n , das ebenfalls zu unseren Gläubigem gehört, um 66% , bei den wichtigsten e n g ­ lis c h e n D o m in ie n um 61% und beid en d r e i s k a n d i n a ­ v is c h e n L ä n d e r n durchschnittlich um 59% . W ährend diese Rückgangssätze der Entw ertungsländer zwischen 60 und 70% liegen, belaufen sie sich selbst bei den Goldländern auf 38% (S c h w e iz ) bis auf 5 8% ( I ta lie n ) .

W ir s te h e n a ls o v o r f o lg e n d e r S a c h la g e : Deutsch­

land will seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen.

Von den Sachverständigen der ganzen W elt ist anerkannt worden, daß diese Zahlungen nur durch Warenlieferungen bewerkstelligt werden können. W ir haben diese W arenliefe­

rungen angeboten. Aber das Ausland, darunter unsere Hauptgläubigerländer, schränken die W arenbezüge aus Deutschland aufs schärfste ein. Einen solchen T atbestand nennt m an im privaten Leben einen Annahmeverzug des Gläubigers. D am it wird die V erantwortung des Gläubigers festgelegt.

Angesichts dieses Sachverhalts ist es unverständlich, daß im Ausland der Versuch gemacht wird, gegen Deutschland Vorwürfe wegen angeblich mangelnden Zahlungswillens zu erheben. Es ist nun einmal eine von keiner Seite zu be­

streitende Tatsache, daß unsere Handelsbilanz in diesem Jahre bis August einschließlich einen Einfuhrüberschuß von 264 Mill. JIM, ausgewiesen h at, der einen entsprechenden Devisenbedarf bedeutet. Kur u n ter schärfsten und unlieb­

samen Einfuhreinschränkungen w ar es bisher möglich, wenigstens die Devisen aufzubringen, die für die Bezahlung unserer Stillhaltezinsen u nd sonstigen kurzfristigen Aus­

landsschulden benötigt werden.

Es bleibt abzuwarten, wieweit die Ueberschüsse aus der Dienstleistungsbilanz (Seefrachten, D urchgangsverkehr, Ver­

sicherungsgewinne, Patentgebühren usw.) dazu beitragen werden, um die zur Deckung des Devisenbedarfs für die Bezahlung unserer E infuhr erforderlichen Devisen zu be­

schaffen. Jedenfalls wird im Zuge der D urchführung des soeben in K raft getretenen n e u e n D e v is e n p la n s m it seinen alles erfassenden 25 Ueberwachungsstellen durch die E inrichtung der D e v is e n b e s c h e in ig u n g e n dafür gesorgt werden, daß im großen und ganzen nicht m ehr W are ein­

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