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Siedlung und Wirtschaft, 15. Jahrgang, Mai 1933, Heft 5.

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Academic year: 2022

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MITTEILUNGSBLÄTT DEs REICHSVERBÄNDES

DER WOHNUNGSFÜRSORGEGESELLscHÄFTEN

HERÄUSGEBER: IUsTUs VON GRUNER !WILHELM scHLEMM ,FERDINÄND NEUMÄNN

VERLÄG : sCHRIFTLEITUNG:

BERLIN-CHÄRL.2, HÄRDENBERGSTR. 18 BERLlN W8,KRONENSTRÄSSE 72

15. JÄHRGÄNG -BERLIN -MÄ11933 J HEFT 5

Aufgaben der Wohnungsfürsorgegesellschasten im Rahmen des Regierungsprogramms

Das VreußischeStaatsministerium hat michzum geschäftsführenden Vorstand des Reichs- verbandes derWohnungsfürsorgegesellschaftenbestellt, nachdembereits durch ErlaßdesVreußischen Ministers fürWirtschaft und Arbeit vom 28.4.1933 dieNeubildung der Aufsichtsräteder preußischen provinziellen Heimstätten angeordnet war.

Es ist vielfach angenommen und verbreitet worden, dieRegierungder nationalen Erhebung wolle die Wohnungsfürsorgegesellschaftenals Ueberreste der marxistischen Staatsführungund Wirtschaftbeseitigen. Die Annahme ist unrichtig,imAusgangspunkt und imZiel.

Die preußischenHeimstättenverdanken ihreEntstehungdem vorrevolutionären preußischen Wohnungsgesetz,das denWillen der damaligen Regierung zurSchaffung gesunder,billigerund reinlicherKlein-—- und Mittelwohnungen Ausdruck gibt. Schon damals gingdas Streben der staatlichen Siedlungspolitik nachder Auslockerungder Großstädte durch geeignete Flächen- aufteilungss und Baupläne,schondamals wollte man vom Hochbauzum Flachbau übergehen, vonder Mietkaserne zum Eigenheim. Wenn dieWohnungsfürsorgegesellschastendieserstaat- lichenSiedlungspolitik nichtimmer und überallEingang verschaffen konnten, so istdas zumTeil darauf zurückzuführen,daß diese Gesellschaftenals gemischtwirtschaftliche Unternehmungen nicht den entscheidenden Einfluß aufdieLeitungderöffentlichenMittel fürdenWohnungsbau hatten und als Organederstaatlichen Wohnungspolitik indem Rebeneinander und Durcheinander der Reichs- und Staatsverwaltung von ihremeigentlichenZiel abgelenktwurden.

DieGleichschaltungderVerwaltung inReich,Ländern und Gemeinden wird inZusammen- hangmitderGleichschaltungbeidenWohnungsfürsorgegesellschafteneine ausreichende Gewähr füreine einheitlichebau- und siedlungspolitischeVlanung und dieDurchsetzungdes staatlichen Willens inderWohnungspolitik bieten. Die provinziellen Heimstätten werden dann die geeigneten Instrumente der nationalen und sozialen Regierung zur Durchführung des von ihr als richtig anerkannten Siedlungsprogramms sein. Die Gesellschaften sollen also nicht ausgeschaltet,sondern eingeschaltet werden indas großeProgramm des wirt- schaftlichenAufbaues des Reichskanzlers Adolf Hitler.

Die Regierung wird inallernächsterZeitdieRichtlinien erlassen,diedieAufgaben der HeimstättenimRahmen des großenSiedlungsprogramms bestimmenund gegenüberder öffent- lichen Verwaltung und anderen gemeinnützigen Organisationen abgrenzen.

Der Beauftragte des Preußischen Staatsministeriums

W. Gutzmer.

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Siedlung!—VoIksbegehI-en; Siedlung,—- Volksvertrauen ! Ein Querfkhnitt durchdieöffentliche Meinung Von Dr. Ferdinand Aeumann, Berlin-Wannsee.

Seit Jahren suchen Tausende von Büchern, Broschüren und Denkschriften die wirtschaftliche und nationalpolitische Notwendigkeit einer plan- mäßigen Siedlung zubeweisen. Wir haben diese Bemühungen beachtet und nach Kräften unter- stützt,unddas Erkannte nach bestemWissenund GewissenderPraxis vermittelt.

Selten war ein Gedanke Wissen-«-

schaft, Volk und Führern so sehr ge- mein, und also im wahrsten Sinne national, wie der Gedanke der Sied- lung.

Da kann nur die Größedes Gedankens die Hemmungen und Verzögerungen erklären, die eine erlösendeTat bisher verhinderten.

Daßaber gerechteBedachtsamkeit dieAchtsam- keitnicht mindere, sei hier durcheine Kennzeich- nung der öffentlichen Meinung die Einheit dieses Volksbegehrens nachgewiesen.

Indes wollen wir nichtnur einen Appellan

dieneuen Sachwalter desVolkes richten,sondern

wir wollen zugleichund stärkernochals bisher unserenGlauben an ihrenWillen zur Siedlungs- tat bekräftigen; einen Glauben, der derGewiß- heitverwandt unddarum wohl geeignetist,etwa nochzage und skeptischeGemüter unter unseren Lesernzu überzeugenund zuführen.

Den gewaltigen Chorderöffentlichen Meinung können wir hier natürlichnur anklingen lassen, erwird an Deutlichkeit dadurch nicht gemindert.

Von den Organen der öffentlichen Meinung haben sich Nundfunk und Film der Sache der Siedlung bisher nur wenig gewidmet. Wohl aberdiepopuläreBuchliteratur undvor allem die Tagespresse. Mit sicheremSinn fürdie wichtigen Fragen desTages, wenn auch nichtimmer mitgleichemsGeschich hatdieTages- pressedie Siedlungsbewegung wiedergespiegelt undvertreten. Sie berichtetedurchweg gewissen- haftüber dieamtlichen Verfügungenundöffent- lichen Veranstaltungen. Füreine leichte, feuille- tonistische Behandlung waren dieDinge gewißzu ernstundproblematisch; aber an ehrlich gesunder Neportage hat sieviel Dankbares geleistet. So sindetwa die BerichteHeinrich Hausers über die ostpreußische Siedlung ein wohltuender Be- weis, daßwir dernationalen Sache durch diese Form derTagesliteratur nicht länger schadenzu lassen brauchen (wie esetwa Egon Erwin Kisch und Knickerbocker tun), sondern die Schädlinge mit gleicher Waffe wirksam bekämpfenkönnen.

SolcheArt unbescholtener Neportage von Sied- lungsverhältnissenundaus Siedlerkreisen hatder Bewegung nichtnur propagandistisch genützt, son- 162

dern sie hat auchderWissenschaft reichesMaterial heimgeholt, das vielfach die Aufbewahrung in Buchform lohnte.

Dochdas Fachliche seinur nebenher beachtet, inderHauptsache interessiert uns, was dieTages- presseunddiepopuläre Tagesliteratur als Regu- lator und Kondensator deröffentlichen Meinung an Volksstimmungin sich begreift.

Da spiegelt sichallein inderSpanne desver- gangenen Jahres eine Massenseelenbewegung, die inihremblind-sicheren Zug zuden Quellkräften derErde alle Temperaturen durchläuft,wenn ihr in einer Krise äußere Hemmungen entgegen stehen: Von der Sehnsucht quellend, zu Hoffnung sich verstärkend;von Zweifeln gehemmt, in gründlicheEnt t äus chung ge- stürzt; bald mutlos nach letzter verzweifelter Anstre ngung ; dann mit ruhiger Kraft sichwieder sammelnd zuneuem Glaub en und Ve rtrauen, demnur noch Erfüllung oder—- nachgescheitertemAusstand wilder Selbsthilfe endgültigeNesi gnationfolgenkann.

pl-

Jn seinem Buche »Ackerund Arbeit«««""«)hatte Schlange-Schöningen, der Siedlungs- fachmann desKabinetts Brüning, dieSituation wissenschaftlich überlegtundpraktischklarerkannt:

Siedlung istinnere Gesundung und Rettung des deutschenVolkes aus der wirtschaftlichen Starre.

Sieisteine»Angelegenheit des ganzen V olke s und darum eine der vordringlichsten staatspolitischen Aufgaben dieimLaufeder nächsten Jahre einer Lösung entgegengeführtwer- denmuß—, mitderschleunigstein weithin sicht- barer Anfang zumachen ist«. Ein imwahrsten Sinne nationales Werk, das »jetzt nicht mehr scheitern darf« (S.72).

DieKrisewar aufs äußerste dringlichundvor- dringlichdieVolksstimmung geworden. Alsobe- schloßdas Kabinett Brüning im März1932nach 10Jahren Siedlungspraxis endlicheinen Gene- ralplan derSiedlung zuberaten. 2Millionen Morgen Land sollten bekanntlich durchNotver- ordnung Siedlungszwecken zugesprochen werden, Mitwirkung des Arbeitsdienstes, sparsameBau- formen sollten die Durchführung dieser lang- ersehnten Versprechung sicherstellen.Man wartete weiter aufdieersehnte Erfüllung. DieZeitungen veröffentlichteneine entsprechendeAnkündigung, aber zumeistkommentarlos: esscheint,imZweifel obderDurchführungundAusführbarkeit so groß-

E)Verlag Stalling, Oldenburg.

Nation« 9.

»Schriftender

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;-

zügiger Pläne. Der kritischwachsame »Iung- deutsche«merkt gar bald dieSchwierigkeitenund mahnt verdrossen (2().5.32): »DerSommer zieht insLand,aber dieSiedlungsfrage inDeutschland kommt undkommt nichtweiter.« Aufmunternd fordert er »rasches Zufassen, Siedlung in eine Hand«.

Am25. Mai erläßtder Neichsarbeitsminister eine beruhigende Anerkennung der Notwendig- keit beschleunigterFörderungderSiedlung durch den Arbeitsdienst. DieNSDAP. stellt sich durch Vermittlung des»Angriff« willigzurVerfügung, aber zur Verfügung stehtweder GeldnochLand.

Vielmehr folgt statt der Notverordnung, die beides bereitstellen soll,derRücktritt desKabi- netts. Il.a.war esan demgroßzügigenSied- lungswillen gescheitert.

Die Siedlung schien tot,doch durfte das der Volksstimmung gegenüber nicht wahr werden, deshalb erklärte das neue Kabinett sogleich nach Antritt, daß sielebe.

Aber derverkappte Siedlungswiderwille hinter dieserbereitwillig betonten Siedlungsfreundlich- keitblieb derOeffentlichkeit nicht verborgen. Die Vossische Zeitung vom 7.7.32vermißtin der

neuen Negierungserklärung jeden Hinweis auf

Erfüllung einer Hoffnung, die fürMillionen deutscher Arbeitsloser die letzte ist. Die »Ger- mania« (1().6. 32) erwartet nichts von dem NachfolgerBrünings. SelbstderLokal-Anzeiger (19.6.32) ist enttäuscht, daß »nichts geschieht«.

DieVossische Zeitungtritt an zumProtestgegen die»sorgfältig getarnten großbesitzendenGegner der Siedlung« (5.7.32). Ihr fachmännischer Siedlungsberater Sven von Müller weißBe- scheidum denNotzwangderStunde. DerKampf um die Siedlung mußgewonnen werden, weil

sonstdie Entscheidung auf revolutio- ncirem Wege fallenwird. Niemals istder

»Drang der Massenzurück aufs Land, zum Sattwerden aus eigener Arbeit auf der Scholle, soelementar gewesen,wieindiesenMo- naten.« »Haßerfiillte Enttäuschung«

liegt aufden Gesichtern abgewiesener Siedlungs- williger. »AufdemflachenLand lassen sichwilde

»Siedlerin Erdlöchernund Bretterbuden nieder, diesicheinStück Landnehmenunddann unrecht- mäßigen Besitzmit kommunistisch geschulterDia- lektik gegen Eigentümerund Landjägerzuver- teidigen wissen.«—- Das ist angeschauter,unver- holen kundgegebener Ausdruck der öffentlichen Meinung. Ebenso sichererkennt der »Jung- deutsche«(7. 7.)die »verhängnisvolle Siedlungs- sperre«und mahntdringlichstdieRegierung, den immer lauter werdenden »Notruf nach Land«

nicht zu überhören. Die »Montagspos«, die

»Morgenpost«, rügen enttäuschtdas Ausbleiben der angekündigten Erfüllung. Mitleidig fängt

»Der Deutsche« (17. 7.)indieserWelle derEnt- 163

täuschungendie rührende Freude auf, auchüber geringsteErfüllung: begeistert und »mitTränen indenAugen« nehmen dieersten Stadtrandsied- lervon ihrenHeimen Besitz.Pressefahrten über Land berichten über die Not der Siedlung in- folge planlosenVerfahrens (»Der Jungdeutsche«

1.7.,»Hamburger Fremdenblatt«26. 8., »Der Tag«14.8.).

So kommt es, daßin derEnttäuschung selbst derbescheidensten Erwartungen imProtest»die Siedlungsfront wächst« (»Der Jung- deutsche«23.8.): »überalle Parteien und Par- teigliederungen hinweg finden sichdie besten KräftedesVolkes ineiner gemeinsamen Kampf- front, die heute im bestenSinne von den breitesten Schichten des Volkes ge- tragen wird.« Siedlung bleibt die Ta- gesfrage, (»Der Iungdeutsche 4.und 29. 9.) überreif,undimErhaltungs- undWiedergeburts- trieb der Heimkehr zur Scholle unaufhaltsam zurTat drängend.

Nicht mehrals einen ZwischenrufinVerwah- rung gegen die gefährlichen Folgen derSelbs- hilfebedeuten dieNundfunkstimmen der Minister zwischendurch. Am 23.Juli bekräftigt Frh. von Braun auchamtlich die Ueberzeugung von der

»nationalpolitischen Mission«der Siedlung, der gegenüber sichdieNeichsregierung zurFörderung

»mitallem Nachdruck« verpflichtet halten müsse.

Nichts mehr als Hoffnungsmanöverangesichts drohender Volksstimmung bedeutet die Rede des Neichskommissars Gereke vom 23. Dezember 323 über »Arbeitsbeschaffung durch Siedlung«, Ver- sprechungen in nebenberuflicher Landsiedlung:

einhilfloser NachhallderForderung desVolkes.

Aber dieserSchein der Bereitwilligkeit kann die Oeffentlichkeit nicht länger trügen: »die S iedlung stockt« kommentiert sie, resignie- rend. (s.u.a.Bayerischer Kurier, Dtsch. Allgem.

Zeitung, Kreuzzeitung, Der Deutsche,Der Jung- deutsche): »Aus der praktischen Siedlung in Deutschland istim Verlaufe der letztenMonate allmählicheinefreundlich dahin plätscherndetheo- retische Unterhaltung geworden« (TäglicheRund- schau). DieseErkenntnis ist angesichtsdes»kata- strophalen Siedlungsergebnisses de sJahre s1932«nicht mehr aufzuhalten.

In solcher Natlosigkeit und Verlassenheit setzt erneut starke Selbsthilfe ein mit allihren posi- tiven und negativen Folgen.

Die Zeitungen undVerleger schickenihreKund- schafterüberLand undsie kehren heimmitreicher Beute froherund trüber Feststellungen-

Heinrich H auser beobachtet an Ort und Stelle, daßdieOsthilfe sich absurdals eine »am- gekehrte Lawine« auswirke, daß »Wetter im Osten« (Eugen Diederichs, Jena 1932) dräuen, die zum Guten gewendet werden müssen, noch ehe sie schlagen.MitdenSiedlern erleben Bruno

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und Lisa Nelissen-Haken1), Günther Krolzig mit Studenten der Politik2), die Hilflosigkeit dergeistigundmateriell mangelhaft betreuten Siedler, die sichin ihrem gesunden Willen gehemmt sehen· Mit bitterer Ironie be- richtendieZeitungen Von derwilden Selbsthilfe, die fliegenden Sand festhalten will, einen Ver- gessenen Fleck zwischen Schienensträngenerobert, aufAbfall- und aufSchuttgelände siedelt,und selbstdaran amtlichgehindert wird.

Doch auchvon frohemMut und gutemErfolg weißman zusagen:Peter Martin LampelsJ findetauf Fahrten inArbeitslagern dieArbeits- kameraden zur Mithilfe an derSiedlung bereit und imstande4), eine Bereitwilligkeit aus eige- nem Siedlungsverlangen, für dessen Erfüllung derVerfasserneuerdings (»Siedlung? Mensch—- wiesiehtdasaus?« Rüdiger-Verlag, Berlin) auf Fahrten in Siedlungen und Siedlerschulen die Vorbedingungen erkundet.

Die größteInitiative aber bringt zu Ende des Jahres der Iungdeutsche Orden auf mit der Veröffentlichung eines großzügigen Sied- lungsplanes, dessen Notwendigkeit er aus seinem völkischen Charakter zu begründensucht5)als eine nationalpolitische Aufgabe, fürderen Mit- hilfeer sichimArbeitsdienst begeistertzur Ver- fügung stellt. Aufforderung undAusgangist nach Wilhelm Heinzdie unleugbare Feststellung, daß

»das deutscheVolkeinen ungeheuren Wil- len und eine außerordentliche Sehn- sucht habe, zum Lande und zum eigenen Wohnen zurückzukehren. Entscheidend allein ist, daßeine wirklichgroßzügige Kampfsiedlung und Kolonifation nur von einem Staate durch- geführt werden kann, der über die bisherigen Besitzverhältnisse ebenso rücksichtloshinwegzugehen entschlossen ist,wie er denGedanken eines plan- vollen Einsatzes aller wirtschaftlichenund poli- tischen Kräfte fürdas Reich bejaht«(s. Heinz, ebenda). Das Programm des Iungdeutschen

Ordens war zwar nur Propaganda. Aber die

Gedanken sindwertvoll·

ImBewußtsein schonwirkender Kräftewar all- mählichin allen Gutwilligen Resi gnation gewichen und Besinnung wach geworden.

Besinnung vor allem über die Ursachen der großen EnttäuschungdesIahres 1932und frühe- rer Jahre, neuer Mut inneuem Hoffen.

1) »SiedlerimDorf«, Eckart-Verlag, Berlin.

2) »DieSiedlung spricht«, HansBott-Verlag, Bln.- Tempelhof.

3) »Packt an!

Berlin.

4) Vgl. auchEugen Rosenstockund Diettrich von Trotha »DasArbeitslager«,Eugen Diederichs,Jena.

Z) Vgl.Friedrich WilhelmHein ,»Kameraden der Arbeit«,mit einem Vorwort von eichsarbeitsmini- ster S eldt e,Frundsberg-Verlag, Berlin S121ff.

Kameraden!«,Rowohlt-Verlag,

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Heinrich Hauser (s. o.)bekundet dieseEr- kenntnis mit den Worten des Balten Bröderich,

»einesMannes mit grimmem Nußknackergesicht und Hakengekreuz«: »Schuld istdas System!«

»Solche Männer, fährterfort, wußtendieGründe nicht präziser darzulegen, aber es sprichtdader gesundeInstinkt des Volkes,das einem harten Klima,einem kargenBoden und einem strengen Regiment verwurzelt ist. DieserInstinkt wehrt sichgegen dieganze Art,wie seitderRevolution regiert, verwaltet undgesiedeltworden ist;denn eine üppige, unaufrichtige widerspruchsvolle Art istdas gewesen,bei der der Listige sich mästen konnte undderEhrlichederDumme war.« Diesen

»falschen Weg«will Hauser in der ganzen ost- preußischen Siedlungfehen6),aber erschließtdar- an die Hoffnung einer gefunden Siedlung, der

»Primitiv-und Aufstiegsiedlung,derdieZukunft gehört«.

Ein so sicheresVertrauen entsprichtdemWissen um dienaheWende. Allespürten sie,undhieund dakündeten Eingeweihte schon ihrenSegen. So Dr. Hunkevor den Amtswaltern der NSDAP (Der »Angriff«v.28.11.32wiederholte es): »In demAugenblick,indemdieBewegung dieMacht übernimmt,werden wir zeigen,daßwir in all denIahren nichtgeschlafen haben:unsere100«"-»ig durchdachten Pläne sehen für die Reichshaupt- stadt200 000 Siedlerstellen in 5Iahren vor. Millionen müssen aufsLand zurückgesiedeltwer- den. Wir müssenaber betonen, daßwir die geistigen Urheberdieser Plänesind.«

Die Macht istübernommen.

Vl- Dis

Eine Macht, ein Wille, eine Kraft

von Dauer: die vermag, ein Planen

auch zu vollbringen, die handeln

will und handeln kann und also

nicht Not hat, sich selbst mit eiligen

Versprechungen propagandistisch zu

siche r n.

Diese Sicherheit schufvorweg Vertrauen: So konnte auchimgroßen politischenrevolutionären Wirken fachlichweiter gearbeitet werden. Der Reichsverband derWohnungsfürsorgegesellschaften überreichteals Fruchteiner gemeinsamen Arbeit, an dermaßgebende Fachleute aus allen beteilig- ten Wirtschaftskreisen mitgearbeitet haben, der

neuen Regierung undderOeffentlichkeitimMärz

eine Denkschriftüber »Arbeitsbeschaffung durch nebenberufliche Landsiedlung«: im Zeichendes Vertrauens! Regierung und Oeffentlichkeit be- gegneten mit reger Beachtung.

Ietzt wird gearbeitet. Selbst derBer- liner Lokal-Anzeiger (15.4.33)kündet unter der Ueberschrift »Hugenberg bringt die Siedlung in Gang« einschneidende Maßnahmen aufdem Ge- 6) Ueber dassachlich Jrrtümlichesoll hier ni t ge- rechtet werden,vgl. jedoch dieBesprechungS.126

(5)

biete derlandwirtschaftlichen Siedlung an. Sie sindvor allem organisatorischer Art: »Gegenein- anderarbeit hört auf«. Aber auchmaterieller Art: »Siedlungsland für zwei Jahrzehnte«Sied- lungsarbeit soll beschafftwerden. WelcheSied- lungsarbeit sollaberinjedem Jahre durchgeführt werden?

Wir hoffen,daß diese Maßnahmenbei ihrer praktischen Durchführung,die aber getragen sein wird von demWillen derNSDAP., die »Erlö- sungvon derSpannung« bringen, dieder Ver- trauensmann des Reichsministers Hugenberg, Ludwig Bernhard7) nichtlangevorher be- schworen hatte, daß sie »denStaat nicht zerreiße«·

Weiterhin aber wird nur angekündet,was zur Tat reif ist. Besondere Beachtung ver- dienen die Ausführungen von Reichsarbeits- minister Seldte8):

»Wirhaben sieben Millionen Arbeitslose, und wir dürfenuns nichtder trügerischenHoff- nung hingeben, daßwir diese Millionen wieder reftlos in den Arbeitsprozeß hereinnehmen kön-

-nen. Was nottut,ist eine große Planung,

7) Lokal-Anzeiger 24.2.32.

8) RürnbergerAchtuhrblatt vom 16.4.

diesichüberdas ganze Reicherstreckt.Sohaben wirz.B.Tausendevon Arbeitern, dienebenstill- gelegtenZechen wohnen,welchenie mehrin Be- trieb gesetztwerden. Die Menschen müssen weg von dem unfruchtbaren Jndustrieland. Sie mus- sen wieder an die Schollekommen,s1e- deln. Mein ZielistindieserHinsicht,dieGroß- und Mittelstände dadurch aufzulockern, d

jeder Arbeiter draußen an Stadt-

rand sein Häuschen mit genügend Bodenbesitz erhält.

Es ist möglich, solche Siedlungen für etwas mehrals 2000 Mark jeBesitzherzustellen. De r

deutsche Arbeiter will keine Wohl-

fahrt; er will Arbeit und er hatein Recht darauf. Ichwerde nicht ruhen, bis die Siedlungsfrage verwirklicht ist,und

jeder deutsche Mensch wieder weiß,

warum und wofür er da ist

Das Volk aber vertraut auf die Erfüllung seines Begehrens. Die öffentliche Mei-

nung verharrt in ergebenem, ab-

wartendem Schweigen,wie das Feld

vor erlösendem Regen. Sie weiß:

Siedlung wird Gewißheit. So gewiß sie

Rotanker des gesunden Bolksgeistes

istund ein Kind des nationalen Be-

wußtseins: So gewiß wird sie sein Erbe,wirdTat,wiejenesTatwurde.

Zur Siedlung fehltLand!

Von Wilhelm Heilig, Berlin.

Ecn Staat ist wohlhabend durchdie Wohl- habenheitseiner Bürger,denn sie sindderStaat.

Leben besitzlose Bürger in einem besitzenden Staate, dann wird imeinzelnenIndividuum so- wohl,wie inKörperschaftenundGemeinden das Anlehnungsbedürfnisan den Staat umsomehr großgezogen, je mehrReichtümerbei ihmvor- ausgesetztwerden. Der Staat solldann füralle und füralles sorgen. Dieser Zustandtötetjedes Gefühl für Gemeinschaft. Gefühl für Gemein- schaftaber, Gemeinsinn, braucht ein Staat nötigen als alles andere. Wir haben an dem Fehlausbau unserer Großftädtezur Genügeer- lebt,was eine VernachlässigungderEntwicklung dieses Gemeinsinnes bedeutet; sie endigtineiner Art von Sozialmagie, die den Staatsbegriff untergraben muß.

Heutestehenwir vor Rotmaßnahmen,vorAuf- gaben, die reichlich verspätetbei uns einsetzen.

Wir haben Versäumtes vieler Jahr-- zehnte auf dem Gebiete des Sied- lungswesens nachzuholen. DieserAn- sicht sind wohlall die Menschen,die eine Ge- währfürdas Gedeihen des Baterlandes nun einmal darin erblicken,verantwortungsbewußte Staatsbürger im Staate zu haben. Voraus- setzungzur Förderung jederArt von Reusiedlung istverfügbares Land. Und hieran ist zurzeit ein recht empfindlicherMangel. Eine Unter-

suchung, inwieweit landwirtschaftliche Großbe- triebe in Privatbesitz für eine Besiedlung in nächsteroderferner Zukunft inBetrachtkommen können, mögevon zuständigerStelle angestellt werden. Ich möchte hierinersterLinie michder Frage zuwenden, inwieweit staatliches und

kommunales Eigentum einer Besiedlung

überlassenwerden können.

Preußen sowohl,wie die beiden Mecklenburg verfügen heute noch über recht beträchtliche Flächen von Staatseigentum. Zu Siedlungs- zweckenwurden bereitgestellt indenJahren 1919 bis 1928: In Preußenrund 42 660 Hektar = 10v.H.,in Mecklenburg-Schwerin etwa 12 600 Hektar= 8v. H.,in Mecklenburg-Strelitz 3700 Hektar=—-11v.H.desgesamten Domänenlandes.««’-') NachdemStande von heutewerden inden drei genannten Ländern wohlimmer noch insgesamt 400 000 Hektarverbleiben.

Ichentsinne michgewisserEntrüftungsschreie, dievor nichtallzulanger ZeitinderPresselaut wurden, als Erwägungen überdie Frage einer teilweisen Heranziehung staatlichen Domänen- landes anscheinend im Gange waren."«’«’-')Ein, an deruneingeschränkten Erhaltung derStaats-

it)Vgl.»Dasländliche Siedlungswesennach dem Kriege«, 1930, S·74ff·

M) Vgl. RostockerAnzeigerNr.231Jahrg. 1932.

165

Cytaty

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