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Repertorium Specierum Novarum Regni Vegetabilis : Beihefte, 1941 Bd 126

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(1)

iRrprrtorium sprrimim nooarutn rrgni ocgrtabilia.

f j e r a u s g e g e b e n non p r o f e f f o r l l r . p l ] U . ? r i e d r i c t i J c D D c Bcibefte. Band CXXVI.

Beitrage zur Systematik und Pflanzengeographie

XVIII.

I ' «* Mit 12 Tafeln und Karten

[ )

A u s g e g e b e n a m 2 0. J u n i 1 9 4 1 .

D A H L E M bei B E R L I N

I M S E L B S T Y E R L A G , F A B E C R S T R A S S E 4 9

(2)

c - M ? 3 S

Befr. Nr. 2 3 9 7 8 (341)

G e d r u c k t b e i A. W. H a y n ’ s E r b e n , P o t s d a r a

(3)

U b er die Entstehung,

den Haushalt und die pflanzensoziologische Verwandtschaft der bei StraBenbauarbeiten

auftretenden Korbbliidergesellschaft

Von H. P f e i f f e r , Bremen

Kein anderer EinfluB auf die Pflanzenwelt ist so naelilialtig und so folgenschwer wie der des Menschen. Seitdem der nur wenige Bediirfnisse kennende Palaolitliiker mit seinen primitiven Werkzeugen die Pflanzenwelt zu beeinflussen begann, nełimen die Wege, durcli die der „Herr der Schopfung“ die pflanzliclie Uinwelt seinen Wiinschen dienstbar zu niachen weiB. iminer riesenliaftere Formen an. Selbst dort. w o die Pflanze in die Holie der Gebirge und nacli den Polen der Erdkugel vorgedrungen ist, maclit sieli menschliclier EinfluB oft in kaum geringerem MaBe geltend. Mehr nocli ais friiliere Zeiten siebt die Gegenwart den Menschen bei der Anlage gewaltiger StraBen- bauten ais riicksichtslosen Yernichter der vorgefundenen Vegetation.

Anderseits begegnet man aucli an alleu solclien Platzen „den eroberungssuclitigen Ziigcn des Pflanzenreicbes“ (F erd . S en ft), und gerade bei der Anlage von StraBen ist die Besitzergreifung des vom Menschen frcigelegten Weulandes durch die Vegetation oft beobachtet worden. obne daB sie allerdings immer gebiihrend gewiirdigt wird.

Mit welcher Kraft die Pflanzenwelt neu sich bietende Bodenflachen zu erobern verinag, zeigt die Bcsiedlung der bei Anlage einer Fahr- straBe neben der StraBenflucbt aufgehauften Erdhaufen, die durcli A b r a u m e n des M u t t e r b o d e n s oder in anderen Fallen ais scłinell greifbares M a t e r i a ł zur A u s b e s s e r u n g von StraBenschaden hiiufig angelegt werden. Zugleich laBt dieses Beispiel einen bisher nocli kaum beachteten Weg der Besiedlung von „Neuland“ durch eine eigenartige Pflanzengesellscliaft erkennen, der darum eininal kurz besproclien werden mogę.

Dabei wollen wir zuerst die naturliclien Verbaltnisse des v o n d er G e s e l l s c l i a f t e r o b e r t e n G e l a n d e s betracliten. Der „Sand“

F e d d e , Repertorium, Beiheft C X X V I. 1

(4)

9

H. Pfeif fer

besteht aus losen Kórnern der verschiedensten Mineralicn. und sein Nahrwert fiir die Pflanze ist je nacłi der besonderen Beschaffenhcit der Korner selir verscliieden, oft aber nur gering. Der fiir das Pflanzen- wachstum benótigte Humus bildet sieb haufig in dem trockenen, losen Sande nur langsam und wiirde sieli vielleiclit noeli spater ein- stellen, wenn sieb nichl wegen der losen Aufschicbtung der Korner der verwitternde EinflulB der Luft ziemlieb weit. in die Tiefe erstrecken wiirde. Oft. vermag ein solcber Boden aucłi nur wenig oder gar nicht den Wasserdampf aus der Luft zu absorbieren. Es ist im allgemeinen ein loser Boden. dessen Korner um so weniger Bindigkeit zeigen, je grolier sie sind. Die Niederschlage sickern gewóbnlich leicbl ein, und zwar um so leichter, je grolikorniger der Boden ist. Vielfach ist daher der Wassergehalt nur gering, zumal der Sand nicht gut Wasser aus dem Untergrunde aufzusaugen vermag. So trocknet er liaufig stark aus und erwarmt sieli dann in der Sonne schnell und betrachtlich, kiililt aber aucli in der Nacht schnell und stark ab. Der Unterschied zwischen Tages- und Naclittemperatur ist also inanchmal ahnlicli grofi, wie wir es sonst nur von wiisten Standorten kennen. Dadurch wird der Sandhaufen in den Nachten stark betaut, so dafi der Wasser- gelialt docb nicht beliebig weit sinkt. Das kann der Vegetation zugute kommen, wenn sie aucli wohl durch Frost leichter ais anderen Orts gescliadigt wird. Oft werden die Sandhaufen aucli nur von einer ausgetrockneten, in der Sonne stark sich erwarmenden. wenig machtigen Scliicht ziemlieb loser Korner bedeckt, durch die die darunter liegenden, maclitigeren Massen vor starkerer Verdunstung gescliiitzt bleiben. so dali sie sich fast etwas feucht und kiihl anfiililen.

Durch die starkę Sonnenbestralilung der Erdliaufen mit ihrer nur unvollstandigen Pflanzendecke iniissen wannę Luftstromungen vom Boden ausgelien und die Pflanzen treffen. Das vom Boden zuriick- geworfene Liclit wrird aucli die Blattunterseiten bestralilen. So ist die Beleuchtung der Pflanze ungewohnlicli stark. Soweit ihr Blatt- griin das ertragt, miifSte die Lebhaftigkeit der Assimilation eine Steigerung erfaliren. Da damit aber die standige Erneuerung der umgebenden Luft verbunden ist und das eine starkę Verdunstungs- zunahme einsclilieflt, der erliólite Wasserverbraucli aber nielit moglicli ist. kann sich der Zuwachs der Pflanzen trotzdein nur in engen Grenzen lialten. Die inanchmal erhebliche Austrocknung des Bodens diirfte die Lockerung der einzelnen Teilclien steigern, sich also auf die Boden- durcliluftung vorteilliaft auswirken.

(5)

Diese Standortsbedingungen der Mutterboden- und Sandhaufen neben ncu angelegten StraBen bestiinmen nun den P f l a n z e n - h a us h a lt . Da es sieh urn freigelegtes „Neuland“ handelt, stelit den Pflanzen reichlich Entwicklungsraum zur Verfugung. Solange nieht, et w a im Laufe von einigen Jahren, der groBere Teil des Sandhaufens besiedelt wurde. bietet er a ll en vom Wind angetriebenen oder von Tieren hinzugetragenen und den vmn Rande lier durch ihre Wurzel- stocke zuwandernden Siedlern einen giinstigon Landungs- und Ent- wicklungsplatz. der nur durch die Lockerlieit des Bodengefuges fiir die einjahrigen Formen schwerer zu besiedeln ist und schon deswegen zu einem groBen Teile v o m R a n d e lier v o n a u s d a u e r n d e n P f l a n z e n e r o b e r t wird. In dem losen Boden ist ja das Vorkoinmen gestreekt-gliederiger Auslaufer iiberhaupt begunstigt. Dadurch wird das gesellige Auftreten der Pflanzen gefordert (P fe i ff e r) , und viel- fach erhalt der Erdhaufen liierbei sogar seine eigene „Physiognomie“ . Teils krieehen die Grundaclisen der Pflanzen unter der Oberflaclie entlang (Cirsium nrrense), teils iiberspinnen sie den Haufen ober- flaehlich oder in geringer Tiefe ( Polan lilia an senna). Infolge des loekeren Bodens ist der Widerhalt, den er den Wurzeln gibl. nur gering. AuBerdem konnen durch Wind oder starkę Beregnung ober- flachliche Bodenteile leicht entfiihrt und so die Wurzelsysteme stellenweise bloBgelegt oder aucli bestimmte Teile der Pflamzen kiirzere oder langere Zeit „ubersandet“ werden. Ausdauernde Pflanzen >ind bei der Eroberung des Platzes aucli deshalb im Vorteil, weil die V, asserversorgung zu manclien Zeiten erschwert und der Nahrstoff- vorrat nic.ht besonders lioch ist. Vcrstandlicli wird so das meist nur langsame Waclistum der vorkornmenden Pflanzen, von denen manche durch Tieferlegung ihrer Grundaclisen vor anderen begunstigt werden (Cirsium arrtrae. Sonchus arcensis). Aus dem geringen Zuwaehs erklart sich das t berwiegen ausdauernder Pflanzen mit riesigem unterirdischem SproB- und Wurzelsystem und das \ orkommen von .,Winterstehern“ . die ihre Assimilationszeit erheblieh zu verlangern vermogen (Capsella, Stellarin media-, Srnecio wlgaris u. a.), ebenso wie das Vorkommen von Hunger- und Zwergformen (so bci Senecio rulgaris ein- oder wenigkopfige Formen). Wegen der meist guten Erwarmung des Standortes beginnt das Pflanzenleben bereits im zeitigen Friilijahr. Die erste auffallende Pflanze ist oft Tussilago farfara; aber bald ist der Boden auch von den Blattern zahlreiclier anderer Pflanzen bedeckt, die den Winter tiberdauert haben. Ver-

1*

U ber die Entstelmng, den Hauslialt nsw. der Korliblutlergesellschaft 3

(6)

4 H. Pfeiffer

mutlicli liegt es an der friilien Erwarmung des Bodens. daB manelie aus warmeren Gegendeii l>ei uns eingebiirgerte Pflanzen (Erigeron ccmadensis, Golinsnga parviflprą) hier sieli zu halten verm6gen und oft iii groBer Meuge den Erdhaufen iiberziehen.

Die unter solrhen Bedingungen sirh einstellcnde P f l a n z e n w ell der M u t t e r b o d e n - u nd E r d h a u i e n ahnelt jener. die G a r a v e n t a aus der Provinz Santiago ( Argentinien) von kiinstlieh aufgeworfeneu StraBendammen scliildert. Schon bald treten dort Arten von ( liano- podium, Bmssica und Tcssaria auf; spater lierrscheu die PoJygonaoee Muchlenbeckia chilenńs und der Korbbliitler Tcssariu, cihsinthioidcs vor, denen Arten von Festuca. Knnthinm, Fumaria, Mclilotas, Lol tu m und Datura folgen. Gegemiber den ersten Ansiedlern ('/a ja h r naeh Aufscliiittung) zeigt sieli im Laufe von 2J/ 2 Jaliren eir. starter W eelisel.

Nac.li dieser Seliilderung konnte W a n g e r i n Reclit liaben. der die Pioniervegetation auf Neuland ebenso wie das naeh seiner Meinung

„zufallige Konglomerat von IJnkrautern und Ruderalpflanzen auf einam braeliliegenden Acker“ nocb niclit ais eine PflanzengeseJIsebaft a usieli t. Das wird aucb von B a te s niclit versurht. der von SLein-.

Kies- und Sandhaufen langs FuBwegen in England iiberraseliend ahnlicl) zusammengesetzte Pflanzenansammlungen seliildert. wie sic bei uns vnrkommen. Die UnregelmaBigkeit der Zuwanderung der Pflanzen erschwert bei solclien ,,Kulturgesellsebaften“ zwar vielfaeh die Erkennung bezeiclinender Artenverbindungen. Aber wie sieli durcli langdauernde gleiehartige Bebandlung kultivierte Fettwiesen zu gut. umschriebenen Gesellschaften lierauszubilden verni6gen. wie sieli auf Ackern der Hackfruelite und der Getreide infolge der durcli Jabrhunderte gleiebbleibenden Bearlieitung des Bodens neben den gebauten Gewachsen die heute durcbgiingig angenommenen Hack- frueht- und Saatfeldgcsellschaften ( O l i t a r i a und S e g e l a l i a ) eiu- stellenkonnten, so liaben wir aucli ein Reclit. an o k o l o g i s c h g u t u m - s c h r i e b e n e n S te l le n weitere k u l t u r b e d i n g t e G e s e l l s c h a f t e n anzunehinen (P fe i ff e r) . Ja. solelie in der Gefolgschaft des Mensehen sich bildenden und unter veranderten Wirtscliaftsforinen wieder auf- losenden Gesellschaften konnen ein iib e r d ie P f ł a n z e n s o z i o l o g i e h i n a u s r e i c l i e n d e s I n t e r e s i e liaben, indem diese hier neue Aus- wertungsrnoglichkeiten ihrer synthetisehen Ergebnisse fur andere Wissenschaften erkennen laBt, welche sich mit der Untersuchung der fur die Pflanzenwelt wiclitigen Faktoren naeh anderen Riclitungen beschaftigen ( T u x e n , E l l en b er g) .

(7)

Uber die Entstehung, den Hanshalt usw. der Korbbliitlergesellschaft 5

Je nach Bodenart und Geschwdndigkeit der Humusanreicherung, wie nach artlicher Zusammensetznng der umgebenden Pflanzenwelt kann die B e s i e d l u n g der Er d h a u f e n in weiten Grcnzen wechseln.

A u f lelimigem Grunde stellen sich regelmaBig Tussilago Cirsium, Potenlilla und Erigeron canadensis, an sandigeren Stellen nebcn den beidcn letzteren Agropgron repens, Sonchus oleraceus und IIierncium ein. A uf kalkarinen Boden breiten sich Poły gon u m aricalare, Srlcranthus annuus, Erigeron canadensis und Galinsoga paro i flora stark au s walirend Tussilago, Ponchus oleraceus, Capsella u. a. be- kannte Kalkanzeiger sind. Im dritten Jahre ist meist ein dichter Uberzug vorhanden, an dem sich gewohnlich Pol.ygonum acicnlare und Arenaria scepyllifolia, spater auch Uordenm murinum, Ayrop gron repcns, Poa pratensis usw. beteiligen. Uppige Biische von Melilolns nlbus kbnnen durch reiche Bliitentrauben viele Insekten anlocken, und mannigfaltig vertreten ist jetzt die Familie der Korbbliitler (Kompositen). Im Friihjalir sind kleine Bestande von Tussilago in Bliile, iin Sommer finden wir ein Geinisch von Cirsium arrense, Clirysanlhcniiun murilimum, Carduus nntans, Taraxacum officinale, Scnecio rulgaris und S- jacobaea usw. und spater bis z urn Herbst die Fremdlinge Erigiron canadensis und Galinsoga.

Besser nnch ais dieser fłiiclitige Eindruck zeigen aber die in der ' f a b e l l e (S. 6, 7) mitgeteilten acht \ e g e t a t i o n s a i ł f n a l i m e n , daB die Ansiedler der Erdhaufcn cine e i ge n e G e s e l l s r l i a f t bilden, bei der wir es mit einer noch liicht besehriebenen Abanderuug von L i b b e r t s Mausegerstegesellschaft (Hordeetum murini) zu tun haben (vgl. auch die lieueren Beschreibungen der typisclien Gesellscliaft bei Ti ixen oder B iik e r )1). Innerhalb der Klasse2) der Unkraut- gesellscliaften (B u d e r et o - S e c a l i n e t aleś Br.-BI.) geliort die Ge- sellschafl wegen des Vorkommens der dazu in der Tabelle angegebenen

\rten zur Ordnung der mitteleuropaisclicn Ruderalgesellschaften ( C h e n o p o d i e t a l i a m e d i o - e u r o p a e a Tx.) und wegen weiter an- gefuhrter Gesellschaftsglieder zum Kletten-Verbande ( A r c t i o n

') Die Ziffernbewertungen hinter (len Artnamen bezeichnen wie in <ler von T u x e n behandelten A r b e i t s m e t h o d e zuerst die M e n g c ais verbundcne Sebatzung von Haufigkeitszahl (Alnindanz) 11 ml DeckungsgTad (Dominanz), 7weitens Sehatzungen der G e s e l l i g k c i t (Soziabilitiłt) der Gesellschaftsglieder.

-) Bei der verschiedcnen Bewertung der einzelnen Gesellschaftsglieder wie bei vielen anderen Fragen erfreute ich mich wiederum der liilfsbereiten Beral mg Prof. I)r. B . T i i x e n s , dem dafiir nich an dieser Stelle zu dankeu mir ein herz- liehes Bediirfnis ist.

(8)

Ta be lle vo n acht Y e g e t a t i o n s a u f n a h m e n der K r a t z d i s t e l g e s e l l s c h a f t

05

1 2 3 4 5 6 7 i 8

Chara k t e r a r t e n :

T Hordeum mwiwum (MausegerRte) 2.2 2.2 1.2 1.1 1.1

T Sisymbrium sophia . . . . . . . . . . 2.3 1.1 2.2

T I.epidimn rudcrale . . ... 1.2 1.2 1.1

D i f f e r e n t i a l a r t e n :

G Cirsiwn arvense (kTntzdieRSpIn) i . i 2.2 b-1 2.2 1.1 2.2

TI Meli lotus a lb u s ... 1.1 1.1 3.3 1.1 1.1 T Sisymbrium sinapistrum ... . 2.3 4.4 2.2 1.1

G Tyssilago jarjara (NeelamGblaader) 2.4 2.2 2.3

T A ren aria se.rpylli f o l i a ... 2.3 3.3 2.2

T Cardims mitmis (Stiekel) 1.2 1.2 1.1 _

H Hieraciim sp. 1.2 1.2 1.1

V e r b a n d R - C h a r a k t e r a r t e n :

TT Lnmiwn album (iWelkbloomen) 1.1 1.1 ,i 1.1

II Malra neglerla (Ktisepappel) . .1 .1

O r t l n u n g R c h a r a k t o r a r l e n :

G Agropwon repens. (Qnhiike) . 2.2 -.1 2.2 2.2 2.2

II Tunacetum imlgare (Peerkmiupe) . 2.3 l.l u

.1

T F.rigeron eeniadensis (Sperrkrmid) 2.2 .2 1.1 (-.2

TT Linaria m d g a r is ... 1.1 1.2 1.2 i.i

II Potentilla anserma (Stnppoorf) . .1

.1

1.1 u ;

II Carduus crispy^ (kruuse Stirkeln) .1 .1 -i-.l --- 1 4-.1

G Sonchns arvewsis (Siigediesseln) .2 1.2 - 1 1 .1

TI Urtica dioica (grole Nrddeln) 1.2 1.2 i.i

1' Galin noga pawiflora (Garw Rtkruud) . . 1 i.i i-.l

T Sn»i//;/s olcrfUTlts var. «\per (Siigfdii^RcIn) f .1 i.i

/

H. Pfeiffer

(9)

T T T T T T T TT H T

G G H H H T H TI H H II T T T H II

0 r d n u n g rgr u p p p n ■ C li a r a k 1 p r a r l o n : Capsella bursa pasloris (Scliinkon) . . . Chenopodium album (Mellenkohl) . .

Papaner argemone (Sand-Fiicrbloonien) Matricaria chamomilla (Modprkrund)

Senecio eulgaris (stolten Himierk) . . . . Polygommi convolvulus (Windenknmd) .

Polygcmum aniculare (Vaagelkruud) ...

Stellaria media (Hoiinerswarm) .

Agroshs spica vcułi (VoB«teert) Euphorbia hclioscopia (DoIIkrmul)

B e gle.ite r :

Convolvulus a w e n s i s ...

Equ-ise1v.m arvense (Duuwok) ...

Taraxacum officinale (Hiiniielilooinpii) . • Rumex cn s p u s...

Achillea millefolium ( B e l e k ) ... . . Seleranthus ann u u s...

Holcus lan atus...

Petasites officinalis (Pestw urz)... • • Agrosłis alba var. stolonijera (p r o r e p e n s )...

Lolium perenne (engelsch Raygras) . . .

Poa p r a t e n s is ...

Chenopodium glaucum (Luiemellen) Chrysanthemum maritimum (Roildendiil) Senecio jacobaea (Jakobskruud)

Dactylis glomerata ( B i i l t e n g r a s ) ...

Pasłinaca satwa (PaRternak) ...

(10)

-i .1

.1

-K l .1

2.3

+ •1 + .1 1.1

2.1

.1

.1

Ą .1 1.1 1.1 + .1

1.1 - .1 1.1 1.1

+-•1 + .1

K I -.1

1.2 1.2

1.2 1.1

1.1

1.2 - _

-KI

.1

2.3 2.2 1.2

1.2 1.2 2.1 1.1 1.2

2.1 1.1 1.1 1.1

1.2 1.1

+ .1 + •1

1.1 1.1

+ •1 -K I : .1

1.1

1.1 1.1

- - t-.l

.1 K l

K I

_ + .1 + .1

• .1 + .1

+ .1

1.1

I .1

2.2

K l : .i

1.1 1.1

Ub er flie En tste lnm '!:, den H au sha lt. u sw . d er K orb M utle rge sell sch aft

(11)

8

H. Pfeiffer

l a p p a e T x . ) . Ais Charakterart des H o r d e e t u i n ist wahrscheinlicli aufier Ilordeum und Sisymbrium sopli,ia aueh Lepidium ruderale anzusehen. Der untersuchten Abanderung der Gesellschaft (die ais Kratzdistelgesellschaft oder S u b a s s o z i a t i o n mi t C ir sin m a rren se bezeichnet werdcn mag) fehlen weitere Cliarakterarten ( Bromus slcrilis, Geranium pusillum, Malra silrestris), dagegen finden sich bestimmte Arien von Tussilago, Arenaria, Melilotus, Carduus und Uwrndnm. Von den Begleitern ist Chenopodinmglaucurn iibergreifend zugleich Yerbands-Charakterart aus dem Verbande des Polygono- Chenopodion polyspermi.

Beim V e r g l e i c h mit a n d c r e n U n k r a u t g e s e l l s c h a f t e n fallt besonders der Lnterschied gegeniiber der in manchen Vertretern ahnlichen T r i t t p f l a n z e n g e s e l l s c h a f t auf ( P f e i f f e r ) ; weil die Erdhaufen dem Betreten nicht ausgesetzt sind, bleiben meist Poci pratensis, Loliutn perenms, Tnfolium rcpens u. a. zugunsten v«n Dactijlis glomeratci aus. Zuin Lnterschied von den ineisten Unkraut- gesellschaften wird trotz des nackten Bodens die Wuclisform der einjahrigen Sommerpflanzen ( T h e r o p h y t e n ) im Sinne von R a u n k i a e r 1) weit weniger bcvorzugt. Nur unter den unbestandigen Pionierverhaltnifesen uberwiegt noch Pordeum murinu m oder kommt Bromus slcrilis vor. Dann aber breiten sieli Erdsehurfr- und Erd- pflanzen ( H e m i k r y p t o p h y t e n , G e o p h y t e n ) , wie Arten von A gros lis, Potentilla, Agropyron und besonders Cirsi\un arrense.. aus, das freilich in den ersten Jahren selten zur Bliite kommt und mancli- inal durch das im Fruhjahr eher treibende Lolium perenne an der Entwicklung geliemmt wird. Besonders in dem h a u f i g e r e n \ or­

ko m m en der G e o p h y t e n spiegelt sieh die Standortseigenart in Boden- und teilweise in Klimaverhaltnissen deutlich wieder. So ergibt sich ein fiir Unkrautgesellschaften ziomlich ungewohnliches Yerhaltnis (,,Spektrum“ ) jener Lebensformen (13,l°/o 45,6°/0 T. 41,3"'0 H — resp. uach der durch T i i x e n und E l l e n b e r g angeregten verhesserten Bereclmungsweise, die die ungleiche flaufigkeit der Gesellschafts- glieder beriicksichtigt, sogar 34,2°/0 G, 42,8°/0 T, 23,0°/o II).

Unter den Gesellschaftsgliedern trelen ganz die i ih e r di i ng t e S t a n d o r t e bevorzugenden Formen ( N i t r a t o p h i l e n ) zuriick; es bestatigt sich also der Befund von W a r i n g t o n , die eine Zunahme

l) Um das zu zeigen, sind in der Tabelle den Pflanzennamen die A li- k i i r z u n g e n : T fiir Sommerpflanzen, H fiir Erdkrustcn- oder Erdschiirfepflanzen und G fiir Erdpflanzen vorangestellt worden.

(12)

ausdauernder Pflanzen auf stickstoffarmen Standorten gefunden liat.

Teilweise ergibt sich der Reichtuin an Ausdauernden und Geophyten aus der auch von B a t e s beobachteten Eigentiiinlichkeit, daG die Erdhaufen von der Eingebung her durch die kriechenden Grundachsen der Pflanzen erobert werden. Aus diesein Grunde hat die Unter- suchung der fr ii hes ten Besiedlung meist nur ortlich begrenzte Be- deutung; auf die Dauer entscheidet aber die Haufigkeit einer Pflanze in der Uingebung noch nicht iiber Menge der eindringenden Arten und Geschwindigkeit der Eroberung des Standortes. Mit der Vegeta- tion von A u f f i i l l p l a t z e n (Kreh) und A b r a u i n l i a l d e n ( Ha nf ) teilt die beschriebene Gesellsrhaft die Anpassung an sclinellen Wechsel der Wasser- und Bewegungsvciiialtni-.se des Bodens; wahreud in diesen Falien auf kiesigen und tonigen Boden die einjahrigen Soinmer- pflanzen iiberwie 'en, sind fiir lehinige Platze die Ausdauernden kcnn- zeiehnend (Hanf). Wie bei den ineisten Unkrautgescllschaften flnden wir zalilreiche durcli den Mcnsclien verschleppte Arten ( A p o p h y t e n , 'O Arten von Cardnus, Tussilngo, Cirsium. Urtica. Linuriii. 1'olcntiHa.

Eąuisetnm, Tnrnxacu-m. Achillea, Humex, Poa u. a.) und seit pra- histnrischer Zeit auf Kulturland und Ruderalstellen eingesclileppte Pflanzen ( A r c h a o p h y t e n , wie Arten von A ren ario. Agr&puron, Sonclms, Capsclla, Poljignnum, Chenopodium, Agrosiis, Slclluria, Euphorbia- Conrolndus usw.). Ein in historischer Zeit zugewanderter Ansiedler ( E p o k o p l i y t ) ist Gcdinsogu par pif lor a (P fe i ff e r) .

Wegen der Kleinheit der Aufnahmeflachen (gewohnlich nur 1 -2 Quadratmeter) ist die beschriebene Gesellschaft oft nur frag- mentarisch entwickelt. Aber nach Uberwinden der Pionierstadien in einigen Jaliren sind docli bereits g e s e l l s c h a f t l i c h e Zi ig e . vor allem eine befriedigend umschriebene Artenverbindung (sielre die '1'abelle), erkennbar. Es ist bekannt, wie sich aus der Stratiobotanik, die sich mil floristischen Veranderungen vom Kriege betroffener Platze befaRt. langsam eine Stratiosoziologic abzuzeichnen beginnt (Er. St ein e eke ). So aber muB auch mit der Schaffung neuer riesen- liafter Verkehrswege vor allem seit dem uniibertroffenen Werke der Reichsautobahnen des Fiihrers auf die f l o r i s t i s c h e E r f o rs cl i ung der dadurch bedingten Yerandcrungcn in der Pflanzenwelt dereń s o z i o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g folgen, und die hier behandelte K ra t z d i s t e lges el l s e h a f t , die wir ais eine Nebenlorm der Mause- gerstegesellschaft deuteten, mag liierbei ais Anfang den d o p p e l t e n EinfluB des Menschen ais Z e r s t o r e r u n d S c h o p f e r der von ihm Uber die Entstehung, den Haushalt usw. der Korbbliitlergesellscliaft 9

(13)

10

H. Pfeiffer

beherrschten Natur zeigen. Wohin der Menach hei Werner Tiitigkeit koinmt, beginnt wie iiberall auch beim StraBenbau fiir das Pflanzen- leben ein ganz neuer Zeitabsclinitt.

Nachwort bei der Korrektur

In vieler Hinsiclit ahnlich ist eine Yerbindung von Unkrautern.

die oft bei gról leren A u s s c h a c l i t u n g e n , wie sie neuerdings zum Bau der zahlreichen L u f t s c h u t z h u n k e r vorgenommen werden.

auftreten. Die okologischen und die Besiedlungsbedingungen weisen in solchen Fallen ja aueh manche iibereinstimmenden Ztige auf. Zu einer Gesellschaftsbildung koinmt es in solchen Fallen aus ein- leuchtenden Griinden allerdings im allgeineinen nicht. selbst wenn die so geschaffenen Neulandflacken geniigend ausgedehnt sein sollten.

Aber die zu haufigen, wenn nicht standigen, weiteren Eingriffe zumal nach Yollendung des Bauwerkes und Einplanierung des Gelandes lassen meist die Gesellschaftsbildung nicht zum Gleiohgewicht kommen. Sicher aber ist hier eine giinstige Gelegenheit gegeben, e rs te P i o n i e r s t a d i e n un d S u k z e s s i o n s f o l g e n v o r der A us - b i l d u n g der K r a t z d i s t e l g e s e l l s c h a f t in groller Zalil und Mannigfaltigkeit zu beobaehten und so vielleiclit ihr Werden besser

ais bisher zu verstehen. P.

S c h r i f t e n v e r z e i c h n i s

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m

B c i n e r k u n g des H e r a u s g e b e r s ; Es ist interessant. festzu- slellen. dali die oben aufgezahlten Lnkrauter zum groflen Teil mit deu Unkrautern meines G a r te u s ubereinstiminen. So finden sicb (in der Reihenfolge der Aufzahiuug in der Arbeit) folgeude Unkrauter gleicłifalls in meinetn Garten: Cirsium cvrven.se (wenig), Honchns arrensis (etwas mebr), Capsella, Stellaria media (in den einzelnen Jahren wechselnd), Henecio w igor i s (haufig and mcisl in der Zwergform).

Eri-geron canadensis (ziemlieh viel). Galin saga p a n i flora (in ungehearen Mengen), Clicno-podium- Agwpgrun regens (friiher in ungebeuren Mengen. hier von den Gartnern Dahlemer Spargel genannt. aber dureb andauernde Bodenbearbeitung jetzt vollig aasgerottet). 1‘oh/gomnn arirvlare (wenig). Fderantlin.> unii nu .s (selir wenig). t'oa gralensis.

Taraj-acuni officmalc (meist im Grase und an Rabatten). His ambr inni sophia (haufig). Faparer Argename (selten). Enpliorbia helioscopia (das sieli von Jabr zu Jahr vermelirt), Falggonmn ronrolcnhis, Cunrolrnlns arrensis (ebenfalls in letzter Zeit haufiger). — Es fchlen inerkwurdiger- weise in der Aufzahiuug Pfeiffer.* l ‘n(i amina, das bisweileu direkl

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u H. Pfeiffer

zur Plagę ausarten kann, und Impaliens nuli tangere. Letzteres Unkraut wachst sich allmahlich zu einer Katastrophe aus, da es sich unglaublich schnell vermehrt und, trotzdem es nur Springfriichte hat, auch riesig schnell wandert. Es hat in der Umgebung von Berlin an vielen Stellen die urspriingliche Vegetation vollkoininen unter- driickt, komint eigentlicli iiberall vor, und es ware interessant zu erfahren, warum es eigentlicli nicht auf den Flaclien <les StraBen- baues vorkomint. Ferner fehlen Urticci urens und U. dioica und vor allem Aegopod) u m Podagra ria. ein wiirdiges Gegenstuck zu Impaliens, und letzterer anscheinend iiber. — Bemerken mochte ich iibrigens, daB im Laufe der Jahrzelinte die Unkrauter meines Gartens in ihrer Zusammensetzung und Menge der einzelnen Ar ten ganz auflerordent- lich gewecliselt haben. Natiirlich ist daran auch die mehr oder weniger nachhaltige Bearbeitung des Bodens scliuld. Trotzdem aber liiBt sich das plotzliche Auftreten neuer Unkrauter schlecht erklaren. So fehlte Galinsoga bis vor 15 Jahren fast vollkommen und Impaliens trat vor etwa 10 Jahren geradezu schlagartig auf, um sich von Jahr zu Jahr immer mehr breitzumachen. trozdem ich gerade gegen diese beiden letzteren Pflanzcn einen andauernden unerbittlichen \ er- nichtungskampf fiihre. — Ich bedaure es sehr, daB ich in den 25 Jahren, in denen ich meinen Garlen bepflanze, nicht jahrlicli Listen iiber die Anzahl und Menge der Unkrauer angelegt halle, dereń Zusammensetzung im Anfang dieser Zeitperiode ganz anders

war ais gegenwartig. F.

Auf diese meine obige Bemerkung schrieb mir der Autor in liebenswiirdiger Weise noch einige Zusatze. So erklart er z. B., daB in meinem Garten die gleichen Unkrauter sich befanden, lieBe sich sofort daraus erklaren, daB eben nur diese ais Teil des floristischen Materials zur Verfiigung stiinden. SchlieBlieh geht er auf das elien- falls sehr unangenelime Vordringen von Impatiens in den Parken und Waldern der Umgebung von Br einen ein. Er fragt bei dieser Gelegenheit an. ob sich Irnp. auch an lichtoffenen Platzen befantle, we il man es dann wohl mit einem Standortswechsel beim Ein- dringen fern der Heimat zu tun hatte. Ich kann daraufhin nur er­

klaren, daB Imp. f a s t i m m e r unter Baumen oder Gebiischen vor- kornrnt; nur sehr selten findet man Stiicke im freien Acker, ob- gleicli es sich docli um eine einjahrige Pflanze liaudelt, die noch dazu auBerordentlich fruchtbar ist. Man kann daher mit Siclierlieit annehmcn, dal.5 es sich bei Imp. um eine ganz ausgesprochene Schattenpflanze handelt, dic auf die Dauer keineswegs starkes Sonnenlicht vcrtragt, was fiir die Erhaltung unserer einhemischen

\ egetation geradezu ais Gliick bezeichnet werden kann. F e d de .

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tJber Calypogeia arguta Montagne et N ees in Deutschland

Yon A. Soliuniaclier (Waldbrol)

Mit Tafel I— V.

Die bislierigen Mitteilungen ii] ter (las Heimatrecht \(>nC((l t/pof/cia argilta in Deutschland sind wonig bcaclitet worden. Eine Angabe W a r n s t o r f s in der Bryologisclien Zcitschrift. L o e s k e s rascb ver- blichenem Kriegskind. und H. S cl nn i dt s in den Bcriclitcu des Bot.- Zool. Yereins fiir die Kheiidande und W cstfalen fielen in das Jabr 1916.

Die .1 alireszahl erklarl alles. — Drei Jalire vovlier hatte K a r l Mu l l er noeh in der Lebermoosflora ( R a b e n l i o r s t , Kryptogamenflora VI.

Bd. II, S. 259) angegeben: ..Brandenburg, in Fbarlottenburg an Stainmen von Bolauhum antailliciun in der .Flora' ( G r a e f 1889) nacli W a r n s t o r f . Ist eingescbleppt: Bayern. Augsburg, einge- schleppt in den ebemaligeu Otto v. Forsterseben Garfen. an den Knollen eines Dendrobiums ( Ho ll er ). “

Diesen unzweifelbafl eingescbleppt en Pflanzen roibt A. S c b a d e eincn Fund an. den er 1920 in der Lausitzer Niederung bei Jobusdorf unweit Konigswartha an einein Grabenrand machte. Er bemerkt dazu ( S c b a d e , 1921, S. 19): Fnser neuer Standort liegt an einein kleiuen Graben. kaum 1 m vom benacbbarten Kartofldacker ent- fernt. Yerinutlicb ist die Pflanze durcb Samereien oder dergleichen aus Siid- und Wcstcuropa eingescblep])t \vorden.“ In einer neucn Arbeit ( S c b a d e . L935. S. b8) wiederliolt er diese Ansielit: „AuBer dem Standort von Jolmsdorf bei Kouigswartha ist kein neuer fest- geslelll wordeu. Eine anseheinend typiseli atlantisebe Art, die bei uns siclier nur eingescbleppt ist (durcb sudliebe Kulturpflanzen, z.B . Kartoffeln ?).“ -— Es diirfte scbwer werden. die Einsclileppung nacbzuweisen. selbst dann, rvenn die Herkunft des Saatgutes fur das betrelfende Feld aus dem gcschlossenen Verbreitungsgebiet des Mooses festgestellt wiirde. Mit lebenden Pflanzen kann ein fur diese Art der \ erscbleppung geeignetes Lebermoos leiclit verbreitet werden,

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14

V. Seliumaolier

das lehvt ais klassisclier Zeuge die hinuilnrin ęrntiiatu- Die Ein- sehleppung von lebenden Stiicken einer gegen Austrocknung empfind- lichen Art w ie C'alypugein argnta durcb Kartoffelknollen oder gar Samereien ist aber Limu vorstellbar. Es bliebe die Yerschleppung vc»n Brutkorpern oder Sporen. Solange der INachweis dafiir nicht erbraclit werden kann. ersclieint es naturlicher, das Moos ais Glied des atlantiselien Florenelementes in der beriihmten Atlantiker-Insel der Lausitz aufzufassen. Warum soli es dort nicłit genau so gut Heimatrecht liaben wie Er i,cii lelralir, llypcricum helodes, Scirpus mnllicanlis, Se. fhiiluns- Filiilaria glóhulifem und Dcsclwmipsia seta,cen ? DaC es erst eininal getunden wurde, besagt bei einer so leicht iiber- sehbaren Art niclit viel. wenn man sich erinnert, da!3 /1 upericu m helodes fur die Lausitz erst 1891 entdeekt wurde ( B a r b e r , 1917,

S. 425). Der Eundort wurde lediglich aus Riicksicht aul' die zuriiek- haltende Stellungnalune des saehsischen Forschers nocli nicłit in die

Skizze der urspriingliclien Standorte aulgenommen.

Die oben erwahnte Angabe K. W a m s t o r f s in L o e s k e s Br\o- logischer Zeitselirifl ( W a r n s t o r f . 1917, S. 112) lautet: „Ais wirklich einheimisch ist Calupogeici arguta bis jetzt aus Deutscliland nur von zwei Punkten der Rheinprovinz zu betracbten: Grabenboschungen im Holtenauer Bruch leg. H e l l e r in karnap bei Essen (1914) und St. Goar am Rhein im Brandw aide auf der Erde oberhalb des Prinzen- steins leg. H e r p e l l (18()7), an beiden Orten in Gesellschafi von Cidjipogeia fissci vorkommend.“ L ber beide .Standorte war nichts Genaueres zu erfahren.

H. S c h m i d t fand die Art 1910 in der Hildener Heide bei Dussel­

dorf an einein Baebe, der durch das V orkom men von Carex leriaata bekannt war. Er veroffentIichte den Fund in Bonn ( S c h m i d t . 1916, S.65): „Hildener Heide am nassen Ufer des Kesselsweiher Baches, Atlantische Pflanze, in Deutscliland bisher nur zweimal in Garten eingeschleppt. Der angegebene Standorl ist sicher ein uatiirlicher Spater ( S c h m i d t , 1925, S. 111) besclireibt er den Standort niihcr:

„Das zierliche Pflanzchen wachst hier auf nassem Ufersande zwischen Fcllia epipliylla in Gesellscliaft von Calypogeia Irichomanis und fissa (von denen es sich auf den ersten Blick unterscheidet) und einer gespreiztblaltrigen Form von Cep kołozin, hiciispidala; ganz in der Nahe ais Seltenheit fiir die Ebene am steilen linken Ufer Pleuro- schisma trilobahun.“ — 1927 besuclite der Yerf. den Standort. Es gelang mit Hilfe einer genauen Lageskizze S c h m i d t s die Stelle zu

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Uber Calypogeia arguta Moutagne et Nees in Deutschland 15

finden. nicht aber die Moose. Alinlich erging es Ernst B a r t l i n g . An der Richtigkeit der Angabe war bei der groBen Sachkenntnis und der auBergew ohnliohen Gewdssenhaftigkeit S c m i d t s nicht zu zweiieln. Ein Besuch in einem spateren Jałire, der der vermiBten Carex leriyata galt, die von Vogel sa ng - Hi l de n wieder aufgefunden worden war, lieferte eine Erklarung fiir das Verschwinden der Moose.

Die Fiut eines einzigen Gewitterregens hatte das Sandufer des Baches griindlich iiberliolt und von jedem Moosanflug gesaubert. Gewittert lialte es seit 1916 schon mehrfach! — Der Standort lang in rund 75 in Meereshohe.

1936 fand der Verf. die Art im Oberbergisehen. In dem hcutigen Reiciisnaturschutzgebiet Neuenhahnen, einem Hanginoor ain Nord- hang des Hohen Waldchens im Nutscheid bedeckte sie in einer seichten Rinne unter Salix militn und Bhamnus frangula eine Flachę von annahernd 15 qdm. Begleiter waren Plagiothecium laelum, Dicranella heteromalla, Sphagnurn plinaulosum und eine an Sphagnurn erassicladum erinnernde Form von Sphagnum in u uda tum. Calypogeia arguta iiberzog alle freien Stellen, herabgefallene Blatter und Holz- stiickchen mit ihrem liclitgriinen Schiminer und trug auf zahllosen kleinen aufgerichteten Stielchen weiBgriine Geininenkopfclien. Eine Messung der Bodensaure mit Mercks Universalindikator ergab ph = 4,6. Die Meereshohe betrug 300 in. — In der Umgehung gelang es nicht, weitere Vorkoinmen festzustellen. enige Meter von der Stelle befand sieli, ebenfalls von Salix aurita beschattet. ein Standort von Calypogeia Iricluinumis, der keine Beimischung von Calypogeia arguta entlńelt. Weiter abwarts verhinderten dichte hochwuchsige Torfmoospolster jede Calypogcia-Siedhmg. Am Grunde von Narthe- cium-Horsten — die Moorlilie hatte Pfeifengrashorste erobert — wurde gleichfalls nur Calypogeia trichomanis gefunden. Da die Eigentiiiner die Rodung und Trockenlegung des Gelandes beantragt hatten, wurde im Friihjahr 1937 ungefahr die Hiilfte des Bestandes aufgenominen und an H. An d r e s- Bo n n zur Ausgabe in den Wirtgensolien Ex- sikkaten der Rheinischen Flora gesandt.

Um dieselbe Zeit wurde ein weiterer oberbergischer Standort bei der pflanzensoziologischen Untersuchung der „GroBen Heide“

sudostlicli vom Heckberg (siidlich Engelskirchen a. d. Agger) ge­

funden. Es handelt sich um eine von Birkengebusch durchsetzte Heide von atlantiscliem Charakter mit Genista anglica und Erica tetralix, die durch die Wirkung von Quellhorizonten stellenweise

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16 A. Sehiuuarlier

etwas vermoort ist. In der Nahe eines Rln nchosporetuins mit Uh ynchnspora fusca and Lycopodinm inundalmn wuchs Califpogeia nr gula unter einem Ohrchenweidenstrauch in einem handtellergroBen Fleck ebenso beschattet und versteckt wie bei Neuenhahnen. Durch das Vorhandensein von Karthecium in Gesellschaft der unvermeid- licben Molinio erinnerte die Gegend auch sonst an das Neuenhahner Moor. Das Moos trug ebenfalls Geminen. Es wurde im Freien mit liloBem Auge nicbl sicher erkannt. Die Aufzeiclmungen iiber das Gebiet konnten erst 1940 verarbeitet werden. Bei der Gelegenbeit kam der kleine Beleg wieder zuin Vorschein und wieś sieli ais reine ( 'alypugcia nrgulu aus. — Der Standort wurde von Sphagimm cgmln- foliłUll bedrolit. Die Was»erstoffionenkonzentration wurde ain Stand­

ort selbst nichl gemessen. In der l mgebung betrug sie 4 - 4.2 ph.

Meeresholie 300 m.

Der Fund war die łj rsaelie. weitere Calyjjogeia-Belegstiicke nacli- zupriifen, soweit sie greifbar waren. Unter nicht aufgearbeileten Moosbelegen des Jahres 1927 beland sieli eine Probe von Calgpogcia trirhomanis mit dem Vermerk: ..2 Formen? Z5 auf Boschungslehm mit Sphagmnn aenlifolium und Pallia eqńph yll" •‘‘c Der Beleg stammte vnm 'Nurdwestliarig der „Freiheit"“ bei Waldbrol von der uacli Norden gerichteten Boseliung des Waldweges, der vom W asserbehalter der Heil- und Pflegeanstalt naeh Escherhof fiilirt. gejgcniiber der Kapelle des heutigen Anstaltslriedhofes. Ungefalir ein Drittel des Beleges bestand ans Calyqwgeia argutn: das iibrige war C. Irichomanis mit einigen Pflanzchen von Diplophylhnn oblusifolium. Der Fundort wurde am nachstcn Tage aufgesucht. Es gelang aber trotz langer Naelisuche nicht. C. argnlo wiederzufindcn. ('. trichomanis war nocli vorhanden, aber nicht inehr inassenliaft, Pallia apiph gila war gauz versehwunden. .Sphagnum aenlifolium wuelis auf der Bóschung selbst nicht inehr. wohl aber noch iiber der Kante. Im iibrigen schien die Boseliung unverandert. An der oberen Kante wuchsen Pacrimum myrtillus. Mnlinńi eaerulea, Majanthnmun bifolinm, flhumiuis frav- gula, (Jnercus robus, Populus tremula; Rphugnum aenlifolium, Pleu- rnzium Schrcbcri. Dicranmn. un dniałam. An der Boseliung selbst hatte sich etwas Calluna eulgaris und Dcschampsia flexvosa angesiedelt.

Das haufigste Moos war Diplophyllurn alhicans, auBerdem Diplo- 'phyllwm oblusifolium, Cephalozia bimspidala, Alimlaria scalana.

Cephaloziello Storkei und in Kunnnerformen Dicranella hetcromalla.

Calgpogma Irichomanis wuchs nur noch dicht unter der Boschungs-

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Seite

I n h a 1 1

H . Pfeiffer (Bremen): Uber die Entstehung, den Haushalt und die pflanzensoziologisehe Yerwandtschaft der bei Strafieńbau-

arbeiten auftretenden Korbblutlergesellscliaft... 1—12 A . Schumacher (Waldbrol): Uber Calypogeia ar gida Montagne et

Nees in D e u tse h la n d ... ... 13— 20 J. Bornmiiller (Weimar): Veronica jiii/'ormis Sm., ein lastiger Neu-

burger der Flora Deutschlands... ... 21— 26 A . Schumacher (Waldbrol); Der Straufifarn, Onoclea Strułhopteris

Hoffm., im Rheinisehen Schiefergebirge . . . . . 27— 48 Rudolf Wagner (Wien): Die Ableitung des hendekameren Androe-

eeums der Gattung Brownea Jacq... 49— Ó2 Max Onno (Wien); Vegetationsreste und urspruugliche Pflanzen-

decke des westlichen Wiener W a l d e s ... 33— 127 Fritz Mattick: Die Vegetation frostgeformter Boden der Arktis, der

Alpen und des Riesengebirges. (Mit 18 Abbildungen) . 128— 184

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Uher Calypogeia arputa Montagiie et Kees in Deutschland 17

kanie im Schutz des- iiberhangenden Gestrauchs. Sparlich war Calj/pogeia fissa dazwischen. Die Bodensaure schwankte zwischen 4.2 und 4.4. Meereshohe 350 m. — Der Buschwald war seit der Auf- nahme von Calypoyna arguia einmal abgełiolzl worden und inzwisclien wieder lierangewachsen.

1937 entdeckten die Kolner Botaniker Dr. L a v e n und P. T h y s s e n die Art bei Odenthal nordostlich Koln. T h y s s e n leilt uber den Standort brieflicli mit: „Es ist ein sandiger feuchter Ost- hang eines kleinen Tales zwischen Unterbech und Schwarzbroich siidstid westlich von Odenthal. Der Hang selbst ist mit ca. 30-bis 40jahrigen Eichen und Kiefern und auf der Westseite des Weges mit Fichten bestanden. Hóhe ca. 100 m. Befundaufnabme: Vacci- uinni mifrlillus■ Air a flexuosa- BI ech nam spicant, Mnium hornnm- Calhurinea unduluta. Plagiothecinm denticulatum, Cuhjpogeia triclio- rnmiis, C■ fissa, C. argula, Pellia cpiphylla.“ — Das Belegstiick, das der Verf. der Freundliehkeit des Herrn T h y s s e n verdankt. ist ein Geiniscli der drei Calypogeia-Arten.

Es lag nahe, das Verschwinden der PHanze an dem Waldbroler Standort auf die Abliolzung zuruckzufiihren. Dagegen spraeh die bintersonnige Lagę und die austrocknende Wirkung einer kleinen Klimaschwankung der letzten Jahre. Eine Besichtigung des Neuen- hahner Standortes ergab eine deutliche Yerminderung des#Bestandes, obwolil die Beschattung die gleiche geblieben war. Seit L935 waren die Friihjahre ungewohnlich trocken und warm. Die Folgę war ein Versiegen der Quellen und Quellhorizonte, die fiir die Hangmoor- spliagnete lebenswichtig waren; die Moorbaclie trockneten aus. 1937 waren in der „GroBen Heide“ a n Heckberg zahlreiche Polster der allantisehen Spluujiurm mollp abgestorben. Eine vergleichende Unter- suchung der Hangmoore am Immerkopf und am Holienwaldchen im Jahre 1940 ergab ais iibereinstimmende Auswirkung der Trocken- heit die Ablosung des Ericetums tetralicis sphagnosum durch trockene GaZI/t/ut-Heiden und Molinia-Wiesen, einen auffallenden Riickgang der freien Torfinoosflachen im Spliagnetum papillosii und endlich das Eindringen und Fmsichgreifen der Molńtia im Narthecietum ossifragi.

Nocli deutlieher war die Wirkung der trockenen Friihjahre an Bahnboschungen und Halden zu spiiren. So hatte sieli an einem Balindamm unweit Denklingen eine reiclie Formenfiille von Kreuzun- gen zwiselien Hieraci.il?w Florentimrm und Tl- 1‘ilosella entwickell. die

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' e d d e , Repertorium, Beiheft C X X V I.

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18 A. Schumaclier

den Bearbeiter der Rheinischen Hieracien. Prot. Dr. S c h l i c k u m - Koln, zu imrner neuen Benennungen zwang. Die Formenschwarme sind in den trockenen Friihjaliren einfach verdorrt, die eigenartigsten und neuen Formen zuerst. — Die Lebermoose sind niclit in gleicher Weise laufend beobaclitet worden. Fur Calgpogeia nrguta gibt K. Miiller (Bd. II, S. 259) aber eine Angabe von D o u i n fiir das Dep. Eure-et-Loire wieder: „In feuehten Jahren haufig, in trockenen sehr selten.“ Es ist wohl moglich, daB fiir das Verscliwinden der Waldbroler C. argtlta niclit nur die ortliche Veranderung von Be- lichtung und Windeimvirkung, sondern aucli die allgemeine Aus- trocknung der Waldbiiden verantwortlich zu machen ist.

Die bisher im Bergischen Lande beobachteten Pflanzen w a ren formenstet, sehr im Gcgensatz zu Calypogcia fissa, die hier oft nur scliwer von C. trichomanis zu trennen ist. Mit dem bloBen Auge war bci C. argula stets die Form der Blatter mit den sclilanken Spitzen zu erkennen. Mit einer zebnfaehen Lupę wurde die GroBe der Blattzellen, die Form der Unterblatter, oft auch die feine Kiirne- lung der Oberhaut und die auffallende GriiBe der Rindenzellen sichtbar. Es ist daber im FTeien ohne Mikroskop moglich, die Art richtig anzusprechen. Das ^Fehlen“ der Art im linksrlieinischen Berg- land — abgesehen von dem Herpellsclien Fundę —• diirfte wohl auf dem Mangel an Beobachtern beruhen.

Die oberbergischen Standorte liegen im bodensauren Eichen- Birken-Wald, dem die torfmoosreiclien &'alix aurila-Bestande der schinalen Waldseifen naliestehen. Die Stellen kiinnen aber nur ais Anfangszustande gewertet werden, stelien aber andcrseits den Moos- gesellschaften kleiner feuchter Hohlungen nahe, in denen aber C.

argiita liier noch nicht gefunden wurde. Die geringe Zalil der Fundę und ihre Lagę im Grenzgebiet der Art erlaubt kein auch nur einiger- maBen verlaBliches Urteil iiber die soziologische Stellung der Art.

Die Standorte in den Waldseifen scheinen niclit „normal1" zu sein.

trotz der normalen Entwicklung der Pllanzen.

Die pflanzengeographische Einordnung der Art macht ebenfalls einige Scliwierigkeiten. K. Mul ler schreibt (Bd. II, S. 259): „JNach der bisher bekannten Verbreitung diirfen wir C'. argula ais eine typische atlantische Pflanze betrachten. die das Binnenland, soweit es sich nicht um kiinstliche Verschleppung liandelt, vollstandig meidet.“

Spater (Bd. II, S. 839) bezeichnet er sie ais „tropische Art, die in der Hauptsache ais Relikte der friihen Tertiarzeit aufzufassen sind“ .

(23)

Fber Calypogeia arguta Slontagne et Xees in Deutseliland 19

Er faBt also den Begrifi' des Florenelements im ersten Falle geo- graphisch, im zweiten genetisch. Sein Begrifi' 5,atlantisch“ fuBt auf der V erbreitung der Art in der Sudschweiz, Dalmatien. Italien. Tunis, Madeira, Azoren. Spanien, Portugal, Siid- und Westfrankreieh, Nord- belgien, England. Irland. Scliottland, Hebriden, Orkney- und Shet- landinseln. Norwegen bis zum 62. Grad n. Br. (auBerdein in Siidwcst- seli^eden). Nordamerika, Japan. Wenn wir die Vorkommen in Amcrika und Ostasien aussrheiden. wiirden wir sie in Europa nicłit zum eu-atlantischen. sondern zur atlantiscli-mediterranen Verbin- dungsgruppe des atlantischen Florenelements im Sinne von S t e f f e n (1935, S. 388) reohncn konnen. In Nordost-Amrrika liandelt es sieli um C■ Sulliralilii- die K. M. zu C. arguta zieht. A. S c h a d e (1924, S. 49— 50) bestatigt diese Auffassung. — Das Ergebnis fur unsere Eingliederung ware die Zuordnung zur atlantisch-amerikanischen Gruppe, ebenfalls im Sinne von S t e f f e n (1935, S. 390 393). Sollte sich die Angabe aus Ostasien bestatigen, dann zerflattert auch dieser Begrifi', und es bleibt nur iibrig, die Art ais pseudoatlantische ( B r a u n - Blanquet, 1923, S. 106 und 126) oder besser ozeanisclie Pflanze zu bezeicknen. Naeh ihrem Verhalten in West- und Mitteleuropa ist sie allantisch. Das ist fiir die heimatgebundene Pflanzenkunde mafi- gebend.

Der Yerfasser ist den Herren Dr. K. Miii 1 e r - Freiburg i. Br., Dr. A. Schade-Dresden und P. T h y s s e n - K o l n fiir einige Mit- teilungen Dank schuldig..

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Veronica filiformis Sm.,

ein lastiger Neubiirger der Flora Deutschlands

Von Prof. J.Bornmuller (Weimar)

Unserer Teronica persko Poir.. die — fremder Herkunft — bereits vor uiehr ais hundert Jaliren Einkehr in Deutschland gehalten und sieli ungemein schnell iiber fast ganz Europa ausgebreitet hal1), gesellt sich neuerdings eine ihr verwandte, d. h. ebeufalls der Agresles- Gruppe angeliorige zweite adventive Art, V. filiformis Sm., zu, die - staminend aus dem Kaukasus und Kleiuasien — in den letzten zehn Jahren sehon mehrfach in Bayern beobachtet worden ist, sonst aber in Europa (nach Hegi) nur in der Schweiz bei Gerd' und Bern ais verwildert angefuhrt wirek Wahrend E. persica Poir., gleich den anderen Arten der Gruppe V. polka Er., 1 . agrestis L. und I . opaca Fr.

von ein- bis zweijahriger Lebensdauer und im Orient ein *Bewohner der Steppe bzu. Ebenen niederer Lagen ist, zahlt V. filiformis zu den perennen Arten der Gattung und bewohnt das Hochgebirge, bier (nach L e h m an n ) bis an den FuB der Gletscher gehend. Mir selbst begegnete <lie Pflanze nur in Hohen von 1600— 1800 m. so im Busch- wald langs der Grusinischen HeerstraBe im nordlichen K au k as u s , und zuvor auch in K l e i n a s i e n in der Nahe der Stadt Amasia in Buehenwaldern des Ak-dagh liahe der Baumgrenze. Keinesfalls

') Vgl. Dr. E. L e h m a n n : „Vi auderung und Verbreitung \ t u l l . Taumw- fortli G m .“ in Abh. d. naturwiss. Gesellsch. Isis in Dresden, 1906, Heft I I , S. 91 bis 107. und „Geschiehte und Geograpliie der Ycrcmica-Gruppe Agrestes und in Buli. Herb. Boiss., 2. ser., t. A 111 (1908). Leider mu Ule der allgemein fur diese Art in Gebraueb icwesenf Alanie V. Tournefortii Gm. (1805) auf Grand der iin Jahre 1930 in Cambridge aufgestellten unheilv ollen ,. H o m on y rnr e g e l “ fallen und dafilr der juugere Kamo P. persica Poir. (1 8 0 8) eintreten, ueil bereits im Jahre 1 7 9 3 eine gleiehlautende Bezeirliming . , 1 . 7 ouniejortii F .W . Sehmidt“

in Flora Boheinica I , p. 7 (nicht 12, wie Aschers. u. Graebn. FI. Nordd. Flachl.

640 schreiben) fur eine liiehtige, nie anerkannte Form der V. officinalis L. — ołme Beigabe einer ausreiehenden Diagnose — verwendet worilen war.

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J. Bommuller

zahlt sie daselbst zu den haufigeren Arten. Sie ist auf die W ald- gebiete der nordanatolischen Randgebirge beschrankt und ist mir im Gebiet nur an dieser einen Stelle zu Gesicłit gekommen. auch da nur sparlich auftretend *). Dementsprecłiend sind aurb die Leliensbedin- gungen der beiden Ankominlinge 1- persica und I'. filiformis grund- verschiedene. I - ;persica ist bei uns eins der allergemeinsten nirgends fehlenden Ackerunkrautcr geworden, olme — trotz ilires kraftigen Wachstums —‘ irgendwie ais miBliebig einpfunden zu werden: I', fili- formis dagegen isl auf dem besten Wege, bereits jetzt sclion ais lastiges Unkraul aufzufallen. welches da. w o es einnial seBhaft ge- worden ist, nicht so leicht wieder auszurotten sein diirfte. Ais Pflanze des Gebitges regenreicher Gebiete liebt sie auch bei uns Feuchtigkeit.

geht also weniger auf die Acker iiber ais auf die Wi es en . In der montanen Region scheint sie sich auf etwas abschussigen feuchteu Wiesen besonders wohl zu fiihlen. Hiernimmt die an sieli sozarte Pflanze mit ihren fadendtinnen, reiehrerzweiglen, am Boden hingestreekten Stengeln, die iiberall zaite Wiirzelchen treiben. in kurzer Zeit oft erstaunliche Dimensionen an. Sie wachst vom Friibjalir bis in den Herbst standig weiter und erobert sich so ganze Wiescnflaehen. unter- driickt die eigenthchen Wiesengraser, so daB bereits guter Rat teuer ist, uie man sich des Eindringlings erwehren soli. der bei weiterer Uberhandnahme unabsehbare Schaden anzurichten droht.

Die beste Gelegenheit, das Auftreten dieser Pflanze in Ober- bayern zu beobachten, bot mir ein langerer Aufenthalt dieses .labres in K o h l g r u b (gelegen zwiseben Murnau und Oberaminergau). von wo iibrigens ihr Vorkommen uocb nicht bekann.1 war, obsebon in Bayern kaum ein zweiter Platz exislieren diirfte, wo von einer alinlichen yerheerenden Massenvegetation — wie hier in unmittelbarer

*) Nach Angabe von S o m m i e i u. L e v i e r in Act. Hort. Petrol., vol. I.

379 (Enumeratio pl. a. 1890 in Caucaso lect.) komint V. filiformis auch bei

„B atuni in collibus maritimis1' v or; doch darf das nicht iiherraschrn. da sieli bei Batuni dic Walder mit ausgepriigt pontischer Flora bis an die Kiiste herab ziehen. anderseits wird die Art in der Listc der vun H a n d e l - M a z z e t t i bei T r a p e z u n t im Jahre 1907 gesaminelten Pflanzen n ic h t init angefiihrt (Ann.

N at. hist. Hofm us. Wien X X I I I , 1909), und fehlt auch in den Sammlungen H . C z e c z o t t s (Fedde, Rep. Beih. C V II. 2, 1939). Die B o issie r sc h e Angabe.

da!3 H a u s s k n e c h t die Arl am A v r o n i a n Persisch-Kurdistans, also in den ariden Geliieten im Innern des Landes angetruffen, beruht, wie zu erwarten war, auf einern Irrtum. Die Nachpriifung des Belegcxemplars im Herb. Hauskn.

ergab, dafi V. persica yorliegt.

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